kaspar maase - Hamburger Institut für Sozialforschung
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kaspar maase - Hamburger Institut für Sozialforschung
Diskussionspapiere Kaspar Maase Gerd Hallenberger Mel van Elteren Amerikanisierung der Alltagskultur? Zur Rezeption US-amerikanischer Populärkultur in der Bundesrepublik und in den Niederlanden KASPAR MAASE GERD HALLENBERGER MEL VAN ELTEREN Amerikanisierung der Alltagskultur? Zur Rezeption US-amerikanischer Populärkultur in der Bundesrepublik und in den Niederlanden Diskussionspapier, 9-90 Hamburger Institut für Sozialforschung, 1990 Hamburger Institut für Sozialforschung 2 Mittelweg 36, 2000 Hamburg 13 Telefon: 040/414097-12 Telefax: 040/414097-11 Zu den Autoren: Kaspar Maase, Dr. phil., Kulturwissenschaftler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung. Gerd Hallenberger, Dr. phil., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Europäische Ethnologie und Kulturforschung der Universität Marburg im DFG- Sonderforschungsbereich 240 "Bildschirmmedien". Mel van Elteren, Dr. phil., Professor für sozial-kulturelle Wissenschaften und Geschichte industrieller Gesellschaften an der Fakultät für Geschichte und Kunstwissenschaften, ErasmusUniversität Rotterdam. Bildnachweise Abb. 1: Bravo 4/1957 Abb. 2: Bravo 37/1957 3 Abb. 3: Bravo 10/1958 Abb. 4: Bravo 11/1958 Abb. 5: Bravo 44/1958 Abb. 6: Bravo 15/1958 Abb. 7: Bravo 3/1959 Abb. 8: Foto von Erich Andres, aus: Deutscher Werkbund e.V. und Würtem- bergischer Kunstverein Stuttgart (Hg.), Schock und Schöpfung, Darmstadt und Neuwied 1986, S. 225. Abb. 9: Foto von Alfred Cermak, aus: Gerhard Jagschitz und Klaus-Dieter Mulley (Hg.), die "wilden" fünfziger Jahre, St. Pölten und Wien 1985, S. 71. Abb. 10: Jürgen Struck, Rock around the cinema, Reinbek 1985, S. 11. Vorbemerkung Die "Verwestlichung" der bundesdeutschen Gesellschaft nach der Niederwerfung der NS-Herrschaft ist ebenso unbestreitbar wie ihre Bedeutung und Bewertung umstritten sind. Genaueres Wissen über die damit verbundene Umorientierung in Mentalitäten und Dispositionen ist gerade angesichts der Herausforderungen des Zusammen- wachsens im vereinigten Deutschland gefragt. Da erweist es sich als bedeutender Mangel, daβ einschlägige Studien vor allem politischen Fragen nachgegangen sind; die Sozialgeschichte der Nachkriegszeit ist erst in Ansätzen erforscht, und "Amerikanisierung" wurde vor allem als Schlagwort politischer und kulturkritischer Debatten benutzt. Das Defizit abzutragen und Aspekte der Alltagskultur in die Diskussion um Kontinuität und Wandel in der Nachkriegsgeschichte einzubringen, ist Anliegen der drei hier vorgelegten Aufsätze. Es handelt sich dabei um überarbeitete Vorträge, die anläβlich eines Kolloquiums des Hamburger Instituts für Sozialforschung zum Thema "Dialektik der Amerikanisierung" im Juli 1990 gehalten wurden. Alle Texte verweisen darauf, daβ es wenig nützlich ist, pauschal von "Amerikanisierung" zu sprechen und daβ konkrete Analysen der damit gemeinten Aneignungs- und Veränderungsprozesse noch eine Menge wichtiger Befunde zu erbringen haben. Der Blick auf die Niederlande macht bewuβt, daβ die bundesdeutsche Nachkriegsentwicklung bei allen 4 Besonderheiten auch im Rahmen eines westeuropäischen Modernisierungsprozesses zu sehen ist, dem die Vorstellung einer nach 1945 von auβen aufgenötigten "Amerikanisierung" nicht gerecht wird. Die widersprüchliche Verbindung von inneren Modernisierungstrends und US-ameri- kanischen Mustern, von Übernahme und Umwandlung, von Kommerzialisierung und Zivilisierung, von Konsumorientierung und Autonomiegewinnen findet sich in den ganz verschiedenen Gegenständen der drei Beiträge und verweist damit auf interessante Fragestellungen für die weitere Forschung. Bernd Greiner Kaspar Maase Kaspar Maase Auf dem Weg zum zivilen Habitus Zusammenfassung Auf der Basis von lebensgeschichtlichen Interviews und einer Analyse der Jugendzeitschrift BRAVO untersucht der Beitrag die "Amerikanisierung" von Jugendkultur in der zweiten Hälfte der 50er Jahre. Er entwickelt die These, daβ die Rezeption US-amerikanischer Populärkultur zur Ausbildung eines "zivilen Habitus" beigetragen habe. Abwertung soldatischer Männlichkeit und Stärkung kommerzieller Haltungen werden interpretiert als Momente eines Informalisierungsprozesse, der die Bedingungen für demokratische politische Kultur in der Bundesrepublik verbesserte. Towards a civil habitus Abstract The essay analyses the "americanization" of west german youth culture in the second half of the fifties. The empirical basis is constituted by oral history material and the youth magazine 5 BRAVO. The reception of US popular culture has stimulated the forming of a "civil habitus". Military features of masculinity lost acceptance and commercial orientations were spread. This was part of a process of informalization which helped grounding democratic political culture in western Germany. Gerd Hallenberger Anmerkungen zur Amerikanisierung der Fernsehunterhaltung in der Bundesrepublik Zusammenfassung Problematisiert man das Schlagwort von der "Amerikanisierung" der Fernseh- unterhaltung, wird eine Fülle unterschiedlicher Einfluβformen sichtbar, die von der direkten Präsenz amerikanischer Kauf- und Lizenzproduktionen bis zur indirekten Vorbildfunktion reicht, die US-Fernsehen für viele Programmacher hat. Gemeinsamer Nenner ist dabei die Orientierung am Ideal eines professionellen, funktional optimierten, primär unterhaltungsorientierten Fernsehens mit kommerzieller Ausrichtung. Notes on the "americanization" of TV entertainment in the Federal Republic Abstract Although "americanization" is widely used as a simple catch-word, the term refers to many different types of influence. "americanization" includes program sales as well as more subtle processes, like American TV serving as a model for many German producers of entertainment. On a more general level, "americanization" hints at the ideal of a TV system that is highly professionalized, offers a maximum of entertainment and has commercial potential. Mel van Elteren Holländische Jugendliche und amerikanische Massenkultur in den 1920er und 1950er Jahren 6 Zusammenfassung Der Aufsatz behandelt die Rezeption von Elementen der amerikanischen Massen- kultur in den Niederlanden der 20er und 50er Jahre, speziell unter Jugendlichen. In diesen beiden Perioden wurde die "Dialektik der Amerikanisierung" intensiv erfahren. Nach einer Skizze der konzeptionellen Probleme bei der Analyse kultureller Übertragungs- und Austauschprozesse werden die wichtigen Entwicklungen im Überblick dargestellt. Ein wesenliches Moment der Rezeption ist die Tatsache, daß "Amerika" verschiedene Formen von Modernität verkörperte und symbolisierte. Damit spielte es eine bedeutsame Rolle in den unterschiedlichen Antworten, die die verschiedenen Gruppen auf den westlichen Zivilisationsprozeß gaben. Dutch youths and American mass culture in the 1920s and 1950s Abstract This essay focuses on the reception of American mass cultural forms in the Netherlands, particularly among young people, during the 1920s and 1950s; two periods in which the "dialectics of Americanization" were intensily experienced by contemporaries. After an outline of the conceptual problems of cultural transmission and exchange, an overview of the relevant developments is given. A crucial element in these reception processes was the fact that "America" embodied and symbolized various kinds of modernity. As such it played a significant role in the differential responses to the western civilization process of the groups involved. 7 KASPAR MAASE AUF DEM WEG ZUM ZIVILEN HABITUS Rock'n'Roller, Teenager, BRAVO und die US-Populärkultur in der zweiten Hälfte der 50er Jahre "... wir wollten ja heraus aus diesem Grauflanell, aus diesem Wehrmachtsdrillich, wir wollten ein besseres, schöneres, amerikanisches Leben führen" (Hermann Glaser) 1 Was interessiert ZeitgenossInnen des "Endes der Nachkriegszeit" die "Amerika- nisierung" der 50er Jahre? Ich gebe nur zwei unkommentierte Hinweise darauf, daβ es um Entwicklungen geht, die für beide deutsche Gesellschaften auf unterschiedliche Weise prägend waren und sind, deren Analyse also für den Umgang mit den Problemen des "Zusammenwucherns" von Nutzen sein kann. 1. Aus einem internen Bericht der Partei "Die Republikaner" vom Januar 1990 zur Stimmung in der DDR: "Völlige Ablehnung besteht ... gegenüber einer primitiv- kapitalistischen Lebensart, die bei uns zunehmend aus den USA übernommen wird." 2 2. Eine Meldung von der entgegengesetzten Seite des politischen Spektrums, der gegenüber der Vorwurf des "Antiamerikanismus" in den letzten Jahren immer schnell bei der Hand war. 3 Nach dem Willen der Grünen in Hessen soll der Armeesender AFN bleiben, auch wenn alle US-Soldaten abziehen. Für die Nachkriegsgeneration sei der AFN nie ein "Soldatensender" gewesen. Er habe vielmehr das Gefühl und die Erfahrung vermittelt, daβ es "jenseits des kulturellen Miefs der fünfziger und frühen sechziger Jahre" und jenseits von Bully Buhlan und Horst Wendland "eine andere Kultur" gebe. Der AFN habe ein Verdienst daran, daβ diese 1 Kultur ist alles das, was nicht ist. Gespräch mit Hermann Glaser, DIE ZEIT, 4. Mai 1990, S. 56 (Hervorh. im Orig.). 2 Volkszeitung, 6. April 1990, S. 15. 3 FAZ, 11. April 1990, S. 41. 8 Generation bei Folklore stets eher an Country-and-Western-Music denke als an oberschlesische Volksmusik und daβ für sie die New Yorker Freiheitsstatue das Niederwalddenkmal "um Längen" überrage. Zu Material und Ansatz Dieser Aufsatz stellt vorläufige Ergebnisse einer Studie vor, die der Verfasser am Hamburger Institut für Sozialforschung durchführt. Ihr Gegenstand ist die Aufnahme einiger Sektoren der US-amerikanischen Populärkultur (Rock'n'Roll, Kinofilme, Jazz) sowie damit verbundener alltagskultureller Stilelemente und Haltungen (Kleidung, Frisuren, Körpersprache) in der Bundesrepublik in der zweiten Hälfte der 50er Jahre. Diese Rezeption war Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen vor allem entlang der Generationslinie. In ihnen reflektiert sich die beginnende Herausbildung eines neuen Typs von Jugendkultur (vgl. Baacke 1987; Zinnecker 1987); dieser bezieht sich wesentlich auf Vor-Bilder aus der US-Populärkultur, die in ihrem Herkunftsland für ein jugendliches Publikum produziert worden waren. Hierin gründet die These, daβ der gewählte Zeitraum und das interpretierte Material Aufschluβ geben über Wandlungstendenzen der Alltagskultur. Der Generationswechsel ist Umschlagpunkt für Veränderungen der Lebensweise (vgl. Mannheim 1964; Maase 1984); mit dem Rock'n'Roll, den "Halbstarken" und "Teenagern" zeigen sich in der zweiten Hälfte der 50er Jahre neuartige kulturelle Phänomene; und die breite Debatte über ihre Bewertung gibt der Interpretation wichtige Hinweise auf den Wandel in Haltungen und Mentalitäten. Spezifische Materialgrundlage sind fünfundvierzig lebensgeschichtliche Interviews mit dem Schwerpunkt 50er Jahre, die im Rahmen zweier anderer Studien erhoben wurden. 4 Dazu kommen einige eigene Interviews sowie die Auswertung der Jahrgänge 1956-1959 der Zeitschrift BRAVO. In diesem 1956 gestarteten Blatt begegnen und brechen sich 4 Mein Dank geht an Werner Fuchs und Jürgen Zinnecker, Heinz-Hermann Krüger und Hans-Jürgen von Wensierski sowie Thomas Groeneveld für freundliche Genehmigung und praktische Hilfe bei der Auswertung der Interviews, die für Fischer/Fuchs/Zinnecker (1985, Bd. 3) und Krüger (1985) erhoben wurden. Die Gespräche für die letztgenannte Studie wurden nicht durchgängig wörtlich transkribiert; gestraffte Passagen wechseln mit wörtlicher Wiedergabe ab. Dies ist im vorliegenden Text daran zu erkennen, daβ einfache Anführungszeichen im Zitat die wörtliche Wiedergabe markieren. Soweit dem Material zu entnehmen, werden die InterviewerInnen genannt. 9 unterschiedliche Generations-Perspektiven auf die US-Kulturimporte; 5 das macht es (ohne dies hier ausführlich begründen zu können) mentalitäts- geschichtlich aufschluβreich. Der Begriff "Amerikanisierung" ist höchst problematisch; er entstammt keiner analytischen, sondern der publizistischen Debatte. Ich will daher das kultur wissenschaftliche Interesse kurz gegen andere Fragestellungen abgrenzen. Mein Herangehen an diesen Aneignungsprozeβ teilt mit der Mentalitätengeschichte das Interesse am Alltäglichen und Automatischen, daran, was den individuellen Subjekten der Geschichte nicht oder allenfalls verzerrt bewuβt wird, weil es jene relativ elementaren Inhalte ihrer Psyche ausmacht, die sie mit einer Vielzahl anderer als fraglosen, "unpersönlichen Inhalt ihres Denkens" (Le Goff 1987, 21) teilen. Daraus folgt die Notwendigkeit eines indirekten, hermeneutischen Vorgehens, das aus den überlieferten Quellen Verhaltens- und Imaginationsstrukturen rekonstruiert und als Hinweise auf zugrundeliegende Mentalitäten interpretiert (vgl. Bruguière u.a. 1987). Gegenüber der Gefahr, Mentalität als quasi vor-soziale homogene Macht, als "Gefängnis" (Braudel) zu fetischisieren, bietet sich ein Verständnis von Alltags- geschichte an, das die soziale Praxis der Menschen konzeptionell in den Vordergrund rückt. Sie sind auch in groβen historischen Umwälzungen als Akteure eigenen Rechts - als Subjekte - sichtbar zu machen, indem die ForscherInnen herausarbeiten, wie einzelne und Gruppen in "vielfältigen Ausdrucksweisen ... ihre Kosten- und Nutzenabwägungen anmelden - oder verschweigen, sie durchsetzen, aber auch blockieren" (Lüdtke 1989, 12). Zur Analyse solcher "Kosten- und Nutzenabwägungen" scheinen kulturwissen- schaftliche Lebensweise-Konzepte auf tätigkeitstheoretischer Grundlage geeignet (vgl. Dölling 1986, 1988; Maase 1988, 1989). Ein vergleichbares Herangehen haben ForscherInnen des Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS) in Birmingham bei der Analyse von Subkulturen Arbeiterjugendlicher mit Erfolg praktiziert (vgl. Clarke u.a. 1979). Sie haben gezeigt, daβ die stilschöpferische Praxis solcher Gruppen darin besteht, Elemente der gesellschaftlich dominanten Kultur herauszugreifen, entsprechend eigenen kulturellen (Klassen-)Traditionen wie aktuellen Ausdrucksbedürfnissen neu zusammenzusetzen und mit spezifischen Bedeutungen zu belegen. Für die Arbeiterjugend-Subkulturen der Gegenwart bilden die 5 Im folgenden abgekürzte Quellenangabe mit Heft-Nr./Erscheinungsjahr, Seitenzahl. 10 Angebote der Kultur- und Konsumgüterindustrie einen wichtigen Fundus ihrer Stil-Bastelei. Genau ein solcher Typ von Jugend-Kultur, der sich industrieller Waren- und Dienstleistungsangebote zur Symbolisierung und Abgrenzung bedient, beginnt sich historisch erstmals in der zweiten Hälfte der 50er Jahre in der Bundesrepublik herauszubilden - und er findet im Fundus der zeitgenössischen US-amerikanischen Populärkultur wesentliche Ausdrucksmittel. 6 Kulturelle Phänomene der "Amerikanisierung" sind also nicht angemessen durch faktenhäufende, ideologiekritische oder normative Analyse "von auβen" zu erfassen; sie erschlieβen sich erst über die Sinn- und Bedeutungsgebung, die tätige, widersprüchliche, spontane und schöpferische Aneignung durch die Individuen. Was meint schlieβlich die Formulierung vom "zivilen Habitus"? Sie zielt auf die mentalitätsgeschichtliche Ebene, auf die Ablösung von alten und die Ausbildung von neuen Selbstverständlichkeiten und Haltungen. "Habitus" betont dabei im Anschluβ an Bourdieu (1976, 1982) die "Verkörperung" von wertungs- und praxiserzeugenden Strukturen - das Moment der Körperlichkeit spielt für unser Thema eine groβe Rolle. Der Begriff zivil - hier provisorisch vorgeschlagen - soll zwei Dimensionen andeuten: das Nicht- oder gar Antisoldatische, Antimilitaristische, und das, was im demokratietheoretischen Begriff der zivilen Gesellschaft angezielt ist als Säkularisierung, Abbau ideologisch artikulierter Freund-Feind-Schemata, Konfliktaustragung unter der Prämisse der Selbstbeschränkung. Das mag bei einer Untersuchung aus den heiβesten Jahren des Kalten Kriegs verwundern - aber hier geht es ja um Prozesse der "longue duree" und die Impulse, die bestimmte Dimensionen von Alltagskultur und populären Künsten der 50er dafür gegeben haben, nicht um eine Bilanz der geistigen Auseinandersetzungen. 6 Auch dieser Beitrag kann leider ein Defizit nicht abtragen, das die Literatur zum Thema aufweist. Obwohl Mädchen, z.B. als Mehrheit der Fans und BRAVO-LeserInnen, eine Schlüsselrolle einnehmen, wird der Einfluβ der US-Populärkultur auf den weiblichen Habitus nur sehr punktuell und unscharf erfaβt. 11 "... ein lässiges buntes Hemd lieber als die glänzendste Uniform" 7 - Nicht-soldatische Haltungen für die deutsche Jugend Im Sommer 1957 kommt Marlon Brando zu Dreharbeiten für den US-Kriegsfilm "Die jungen Löwen" in die Bundesrepublik; er hat die Rolle eines Offiziers der Hitler-Wehrmacht zu spielen. Aus der umfangreichen, bebilderten Berichterstattung in BRAVO fällt eine kommentierte Fotomontage auffallend heraus (Abb. 2). Sie nimmt den zweitbesten Platz der Zeitschrift, die hintere Umschlagseite, ein. Am linken und rechten Rand finden sich zwei kleinere Fotos von Brando in Wehrmachtsuniform, mit Eisernem Kreuz, Breeches und Schaftstiefeln; die Haltung des isoliert marschierenden Brando mit ausschwingenden Armen und mit von den LeserInnen abgewandtem Blick bietet wenig Ansatzpunkte für Bewunderung und Identifikation. An den Rand gedrängt werden die Militärfiguren durch ein Brustbild des Stars, das von unten massiv ins Bild hineinwächst bis zum oberen Rahmen. Brando wendet sich dem/r BetrachterIn zu, der Blick geht leicht an ihm/r vorbei in die Ferne. Das Gesicht ist ernst, auch durch die leichte Drehung aus der Frontalen seichtem Keep smiling-appeal entzogen. Eingerahmt wird das Porträt durch zwei groβ ins Bild gerückte Kleidungsstücke. Eine Art Rollkragenpullover, uni und weich fallend, mit geöffnetem Reiβverschluβ, läβt die Brustbehaarung als Zeichen attraktiver Männlichkeit erkennen. Leicht schräg sitzt auf dem Kopf ein weicher, dunkler Hut. Eine durchaus aparte, höchst unkonventionelle Kombination der Kleidungsstücke also, durch die Brando als ebenso betont ziviles wie männliches Idol gegen die Uniformträger abgesetzt wird. Seine Dynamik wird noch betont durch die leichte Neigung des Kopfes, der mit dem Hut an den oberen Bildrand stöβt. Eine solche Lesart legt der Kommentar des Blatts zu dieser Montage - einem für Starporträts zum An-die-Wand-Heften (links oben der Starname und das BRAVO-Logo) äuβerst seltenen Bildtyp - nahe. Er hat die Form der Antwort auf eine Leser-Anfrage. "Ob es stimmt, daβ Marlon Brando sich in der deutschen Wehrmachtsuniform so wohl gefühlt hat, daβ er sie gar nicht mehr ausziehen wollte? Keine Spur. Marlon ist ein so salopper Zivilist, daβ er sich grundsätzlich in keiner Uniform wohlfühlt. Hier ist der Beweis: Ganz lässig, mit 7 Bildunterschrift in einem Star-Porträt des amerikanischen Schauspielers und Jugend-Idols Montgomery Clift (4/57, 16) (Abb. 1). 12 Pullover und weichem Hut kommt Marlon zu den Aufnahmen. Erst dann wird aus ihm der zackige deutsche Oberleutnant Christian Diestl." (37/57, 2) Die Analyse einer "Otto"-Glosse 8 soll den Hinweis auf die Assoziation von "amerikanisch" und "nicht soldatisch" verfolgen; sie kann zugleich die Differenz der mentalitätsgeschichtlichen Fragestellung von der der politischen Geschichte oder Soziologie verdeutlichen. Anlaβ war die amerikanische Invasion im Libanon 1958. "Napoljon, Nelson, Friedrich der Kleene und wie die jroβen Schlachtenchefs och alle hieβen, sie alle sind Piesepampels jejen die Eisvakäufer vom Libanon. Denn det eener ne Schlacht jewonnen hat, obwohl er 'n paar Schieβer wenija als der andere hatte, det jab's schon öfta. Det aba wejen 'ne Eiswaffel 'ne Schlacht ausfällt, det is neu. Stampften doch die Amis, hinten mit prallem Po und vorne mit jrimmijer Kriejermaske, durch det Wassa am Strand von Beirut. Det, was se da machten, war 'ne richtije Invasion. Im Sturmschritt und mit vorjehaltenem Jewehr. Doch dem Dalles seine Kaujummi-Soldaten fanden keenen Feind. Die Meechens am Strand lachten sich schief über det kriejerische Gehabe. Und statt der Feinde rannte 'ne Welle Eisvakäufer den Amis entjejen: 'Eiskriem, Mista, Eiskriem'. Andere Libanesen fuhren mit kleenen Booten den jroβen, mit Raketen bis zur Mastspitze bestickten Kreuzern der 6. Flotte entjejen und vasuchten an die Matrosen Kamelsättel zu vakoofen. 'n sinnijet Anjebot. So manches Kamel looft ohne Sattel 'rum. Eiskriem, Mista! Schade det nich jeda Kriech im Eiskrem erstickt!" (33/58, 21). Aus politischer und ideologiekritischer Perspektive liegt es nahe, diesen Text als apologetische Verharmlosung einer imperialistischen Aggression zu charakterisieren. Mich interessieren die mentalitätsgeschichtlichen Hinweise, die sich herauslesen lassen. Soldaten im Sturmschritt sind komisch; sie werden von den Mädchen nicht angeschmachtet, sondern ausgelacht. Die Komik folgt daraus, daβ die amerikanischen Wohlstands-Krieger sich in eine völlig unangemessene, verfehlte Positur werfen müssen. Das von gutem Essen und bequemer Lebensweise zeugende pralle Hinterteil und das lässige Kaugummikauen denunzieren die grimmige Maske, die die Amerikaner befehlsgemäβ aufsetzen. An der Eiswaffel, einem Symbol entspannten Freizeitgenusses, wird die martialische Inszenierung zuschanden. Der Text schlieβt untergründig an an das Bild, das sich gerade Kindern bei den ersten Begegnungen mit der siegreichen US-Armee einprägte; Niethammer (1983, 22) wählt zur 8 Otto ist eine Kunstfigur von BRAVO, seines Zeichens Berliner und Filmbeleuchter; er ist in jedem Heft unter anderem mit ein oder zwei Glossen vertreten. 13 Charakterisierung entsprechender Lebenserinnerungen die Assoziation vom "Karnevalszug: plötzlich sind die Deutschen abgezogen, die Bevölkerung hiβt die Bettücher, und die Sieger kommen, chic und lässig auf ihren Jeeps und Panzern, und sie verteilen Südfrüchte und Süβigkeiten an die Kinder." Die amerikanischen Soldaten verkörperten damals "ein Element des Coolen, Lässigen und Optimistischen ..., das ganz im Gegensatz zum Angestrengten und Angeschlagenen der deutschen Männer stand." (ebd., 32) Die Sieger von 1945, deren Reichtum und Wohlstand die opferbereite Hingabe der Deutschen zuschanden werden lieβ, werden 13 Jahre später im BRAVO-Text zu komischen, überlebten Figuren; ihre zivile Lebensauffassung macht den militärischen Auftritt als Farce aus vergangenen Zeiten durchschaubar, wenn sie in ein Wohlstands-Ambiente von Strand, Eiskrem und Tourismus stampfen. Der zivile Habitus koexistiert und konkurriert damals mit anderen Haltungen; seine Ausbreitung und Verstärkung ist nicht allein, aber doch auf besonders prononcierte, intensive und populäre Weise verbunden mit den Haltungs-Angeboten der amerikanischen Lebensweise und Jugend-Kultur. Um anschaulicher zu machen, was damit gemeint ist, will ich einen Hinweis verfolgen: In mehreren der zitierten Texte werden Haltungen mit dem Eigenschaftswort "lässig" oder vergleichbaren Charakterisierungen (cool, salopp, Kaugummi-Soldaten) gekennzeichnet. In Heynes Wörterbuch (1906) hat "lässig" nur negative, abwertende Bedeutungen: schlaff, träge, nachlässig, sich gehen lassend. Nach Auskunft von Trübners Wörterbuch (1943) wird der Begriff in diesem abfälligen Sinn auch durch Hitler in "Mein Kampf" verwendet. Im Sprachgebrauch der 20er und 30er Jahre taucht er im Umfeld des Aristokratischen, oft mit dem Reiten verbunden, jedoch schon mit der Bedeutung selbstsicherer Lockerheit auf. "Wenn jemand seiner Haltung sicher ist, braucht er auf Nebensächlichkeiten nicht mehr krampfhaft aufzupassen." Im Brockhaus Wahrig von 1982 rangiert die positive Bedeutung bereits an erster Stelle: ungezwungen, zwanglos, selbstsicher, aber ein biβchen nachlässig. Küppers Wörterbuch der Umgangssprache aus dem Jahr 1987 bezeichnet lässig als eine der beliebtesten Halbwüchsigenvokabeln, die höchst positive Bewertungen ausdrückt: auβerordentlich, sehr eindrucksvoll, überlegen. Ein markanter Bedeutungswandel: In sprachgeschichtlich kurzer Zeit verändert sich kaum das mit dem Wort Bezeichnete; vielmehr wechselt die Bewertung des Nachlässigen, Laxen vom Schlaffen und Defizitären zum erstrebenswerten Ausweis von Selbstsicherheit und Überlegenheit. Küpper gibt noch einen 14 interessanten Hinweis: Um 1930 sei in der Sprache der Modeschöpfer der Begriff "lässige Eleganz" aufgekommen. In diesen Jahren bildet sich das "Lässige" als ein zentrales Stilmerkmal bei deutschen JazzliebhaberInnen heraus - in der Subkultur der Swing-Fans, die sich um das Hören, Diskutieren und Tanzen vor allem amerikanischer Musik und amerika-nischer, oft farbiger InterpretInnen gruppiert (vgl. Peukert 1980; Pohl 1984; Polster 1989). Nach 1945 konnte die Jazz-Szene unter starkem US-Einfluβ auf breiterer Basis, auch sozial breiter, wiederbelebt werden (vgl. Lange 1966, 119-177; Mangelsdorff 1980). Das Stilmerkmal des Lässigen wird explizit in mehreren Erinnerungen von Jazz-Fans der 50er Jahre verwendet; es dient aber auch zur Kennzeichnung des Habitus von James Dean und Elvis Presley. In diesem Zusammenhang kann man vielleicht von einer Demokratisierung des Lässigen sprechen. Solche Stil- und Haltungselemente rückten in den 50ern ins Zentrum der unpolitischen Protestbewegung der Halbstarken und fanden einen historisch neuartigen "Bündnispartner" (Zinnecker) in der Kultur- und Konsumgüterindustrie. Nicht um die "Erfindung der Lässigkeit" geht es also, sondern um ihre Verallgemeinerung und Legitimierung als zunächst generationsspezifischer Habitus - unter kräftiger Mithilfe US-amerikanischer Vor-Bilder und Stilmittel. Die nicht- oder gar antisoldatische Bedeutungsebene des Rock'n'Roll-Stils tritt offen in den Auseinandersetzungen um Elvis' Haarschnitt zutage, die die Medien über Monate beschäftigten. In Heft 19/57 kündigt BRAVO an: "Presleys Koteletten fallen"; für eine Filmrolle müsse er sich den Crew Cut, den in der US-Armee und bei Football-Spielern üblichen Stoppeloder Bürstenschnitt zulegen - und die Fans seien entsetzt. Immer neue Meldungen gibt es, wann Elvis vom Militär eingezogen werde; die Drohung mit dem Kurzhaarschnitt ist stets präsent. In 5/58 erfahren wir unter der Kastrationsängste weckenden Überschrift "Barras-Friseur schleift die Schere", wie der zukünftige "Spieβ" Presley erwartet: "'Seit Monaten freue ich mich auf den Tag, wo man ihm einen Militär-Haarschnitt verpaβt!'" Fünf Wochen später ist es so weit; BRAVO 10/58 jubelt: "Die Koteletten sind tot" - und zwar nicht auf Befehl der Armee, sondern aus Einsicht! Das Stichwort gab die Freundin, die die langen Haare für "unmännlich" erklärte (Abb. 3). Im folgenden Heft wird erneut der eigentliche Adressat angesprochen: der bundesdeutsche männliche Nachwuchs, der sich einem "ordentlichen" Haarschnitt verweigert. Eine Karikatur (Abb. 4) vereint wesentliche Stileigenschaften des lässigen, halbstarken 15 Jugendlichen : zerbeulte Nietenhose; grellgemusterte Jacke; in Stirn und Nacken fallende, doch als gewollte Frisur erkennbare Haare; Zigarette im Mundwinkel; gelangweilt-blasierter Gesichtsausdruck; eine Hand in der Tasche vergraben; auf locker getrimmte Standposition mit übergeschlagenem, angewinkeltem Bein, die notwendig der Anlehnung an der Musicbox bedarf. Welch himmelweiter Unterschied zu dem sauberen Soldaten Elvis Presley, von dem BRAVO 44/58 erfreut vermeldet: "Elvis Presley wird Deutscher". Den entscheidenden Beleg liefert ein Foto in Ausgangsuniform, mit Krawatte und korrekt sitzender Mütze: Presley beim militärischen Gruβ. Der Kommentar: "Elvis wird ein Deutscher? Der zackige Gruβ beweist es: er ist jetzt schon einer." (Abb. 5) Wenn auch Haltungen aus der US-Populärkultur an traditionelle, machistische Männlichkeitsbilder anschlossen, so wirkten doch Tendenzen in Richtung auf Aufweichungen und Ambivalenzen. Das betrifft Momente einer "Verweiblichung" im Spektrum der Rock-Idole (vgl. Fischer-Kowalski 1983, 65) und die Aufwertung des Empfindsamen, Verletzlichen durch Stars wie James Dean (Abb. 6) (und, etwas früher, Montgomery Clift). Dean konnte im Film weinen, ohne als Schwächling zu gelten und die Identifikationsqualitäten für die männlichen Jugendlichen zu verlieren. Und, um das nur ganz lapidar anzuschlieβen, trotz anhaltender Gegentendenzen gerade in der Jugend-Massenkunst (Kriegs- und Krieger-Filme) hat sich seither die Tendenz zum zivilen Habitus in allen Altersgruppen verstärkt. "Elvis weiβ, wie man sich verkauft" - Kommerzielle statt idealistischer Haltungen Anfang Dezember 1956 präsentiert BRAVO erstmals Elvis Presley. Er betritt den Horizont der LeserInnen nicht als Sänger mit bestimmten Qualitäten, auch nicht als hüftenschwingende Gefahr für die Jugend - sondern als Kassenmagnet, als "Schwarm von Millionen" (15/56, 39). Im gesamten Artikel wird auβer Variationen der Eigenschaft "erfolgreich" nichts über die 16 Qualitäten seiner Musik gesagt. Vielmehr erfahren wir im Detail, wie der Erfolg des Stars vermarktet wird. Der Autor resümiert: "Eines ist sicher: Elvis weiβ, wie man sich verkauft." 9 US-Idole legitimieren in BRAVO kommerzielle Haltungen: Öffentlicher Erfolg wird als Tatsache jenseits aller Kritik akzeptiert und als Basis für geschäftstüchtige Vermarktung geschätzt; die geschickte Kombination beider Seiten kennzeichnet den modernen Star der Kulturindustrie. Im März 1957, als die Wogen der Empörung über die schmutzige Musik des Elvis Presley und seine unzüchtige Bühnenshow noch hoch schlagen, meldet BRAVO lapidar: "Zahlen sprechen für Elvis. Elvis Presley übertrifft weiterhin die kühnsten Erwartungen der Verkaufsexperten seiner Platten-Firma." Nach der Parade der Millionenziffern heiβt es: "Das ist wohl die überzeugendste Abstimmung für Presley, die man sich vorstellen kann. Schlieβlich wurden diese Millionen Platten Stück für Stück mit sauer verdienten Dollars bezahlt!" (12/57, 12) Massenkultur ist ein Geschäft - das garantiert, daβ der Durchbruch der Rockmusik als Ausdrucks- und Abgrenzungsmittel, als Instrument freierer Körpererfahrung und symbolischer Rebellion der jungen Generation von keiner Kritik, Sorge und Empörung der Älteren aufzuhalten ist. Zur Interpretation dieser Erfahrung muβ man sich die geistige Atmosphäre um die Mitte der 50er vergegenwärtigen. Das Wort "wieder" in seinen zahlreichen Verbindungen kann vielleicht ein Stück der Mentalität repräsentieren, die sich über dem materiellen Wiederaufbau erhob: Wiedervereinigung, Wiederbewaffnung, Wiedergutmachung, wieder die gute Rama in Vorkriegsqualität. Als Fuβballweltmeister von 1954 waren die Westdeutschen wieder wer, und alle Italianitá der Schlager lieferte nur die Folie, von der sich das Heimweh und die Sehnsucht nach der Wiederkehr abhoben. Grundlage des Staates war die Familie, die wieder ihre bindenden und formenden Kräfte entfalten sollte. Restauration zielte auf die Wiederherstellung einer Sozialkultur uneingeschränkt bürgerlichen Zuschnitts. 9 Es wäre lohnend, dem sprachgeschichtlichen Bedeutungswandel von "sich verkaufen" nachzugehen. Wann verliert die Wendung die zentrale Bedeutung von Prostitution (weiblich) und Verrat (männlich), wann beginnt sie positiv eine Qualität von Stars zu bezeichnen? 17 So ist es mentalitätsgeschichtlich erhellend, daβ die Ausbruchs- und Protestversuche Jugendlicher seit 1955 mit dem Etikett der Halbstarken belegt wurden. Der Begriff bezeichnet seit dem Ende des 19. Jahrhunderts einen Typ des "aufrührerischen", "zuchtlosen" Jugendlichen aus proletarischem oder subproletarischem Milieu, den die zeitgenössischen Beobachter als "de(n) geschworene(n) Feind der Ordnung" (Schultz 1912, 7 ff., zit. n. Peukert 1984, 536) identifizierten. Die Angst der bürgerlichen Ordnung vor der Rebellion einer Klasse, deren Werte und Normen als das absolute Gegenteil jeglicher Kultur galten, bildete das Raster zur Einordnung jugendlicher Protestformen, die gegen bildungsbürgerliche Hegemonie aufbegehrten. Vor diesem Hintergrund wird die Autonomisierungsdimension verständlich, die in der Durchsetzung der kulturindustriell gestützten populären Künste lag. Die Unterwerfung unter die Gesetze von Geschäft und Markt, die die Kulturkritik rechts wie links beklagte, war auch ein Stück Befreiung von moralisch-pädagogischen Diktaten. Musik, die offen ihren Charakter als Geschäft präsentierte und dabei den einfachen Leuten, die in den 50ern Kaufkraft auf dem Kulturmarkt gewannen, eine Chance bei den Kauf-Abstimmungen gab; KünstlerInnen, die den einmal errungenen Erfolg beim Massenpublikum clever vermarkteten und nicht den Anspruch auf eine kulturelle, moralische oder gar ideologische "Botschaft" erhoben - das waren in der Erfahrung der Jugendlichen Momente von Ehrlichkeit und Offenheit gegenüber der autoritär durchgesetzten "spieβigen" Angepaβtheit der Eltern und den offiziellen "Kultur"-Beschwörungen. Zwei Passagen aus der Erinnerung von Lieselotte Hammacher 10 können die Erfahrungen und Ausdrucksbedürfnisse, die sich am Rock'n'Roll kristallisierten, verdeutlichen. Über die Begeisterung, mit der sie an dem Halbstarken-Umzug nach einem Bill Haley-Film teilnahm, erzählt sie: "Da hatten sich auch bei mir starke Aggressionen angesammelt gegen meine Eltern. 'Die ganze Generation von Eltern, die hatte kein Verständnis für diese Musik, absolut nicht'. Wir empfanden die Musik als sehr schön und die Eltern als grauenhaft. 'Wenn wir diese Tanztees hatten, dann haben wir uns richtig freien Lauf gelassen'. Dann hatte einer Tonbänder mit und 'dann haben wir uns nach Herzenslust ausgetobt'. (...) Zu Hause habe ich für die Musik viel einstecken müssen. 'Ich weiβ zwar heute noch nicht warum. Ich seh' da keinen Sinn drin, aber 10 Jg. 1939, gelernte Fotolaborantin, Vater Fernmeldehandwerker; Interviewer: Jochen Littau; S. 15,26f. 18 das war so'. 'Das war überhaupt 'ne blöde Zeit. Man wurde so richtig immer mit dem Daumen gedrückt', auch am Arbeitsplatz. Mein Vater hat gar keine Musik gehört, höchstens mal einen Schlager. 'Das war überhaupt mit vielen Dingen so bei meinem Vater, der hatte für nichts Verständnis und hatte aber selbst auch keine Linie'". Kein Verständnis, keine Linie, Anpassung an die Konvention und sozialer Druck - in dieser Konstellation verbindet sich die Musikerfahrung mit dem Anspruch auf Ehrlichkeit und Zu-sich-Stehen. In einer bilanzierenden Passage stellt sich diese Assoziation spontan her. "Wir waren ja damals sehr eifrig mit dem Rock'n Roll. 'Ich bin heute eigentlich froh, daβ ich nie geduckmäusert hab'. Bin ich echt froh drum, daβ ich immer zu dem gestanden hab', was ich gemacht habe'. Ich habe einfach das gemacht, was ich wollte, auch wenn ich es nicht durfte." BRAVO offerierte den LeserInnen künstlerischen Erfolg, Karriere allgemein, als Ergebnis einer konsequent kommerziellen Haltung, des Sich-verkaufen-Könnens. 11 Das trug bei zur Implementierung jener "materialistischen" Mentalität, die vielen Jugend-schützern und Politikern noch bedrohlicher schien als der Kommunismus im Osten - weil sie aus dem Westen, über die neue Führungsmacht hereinschwappte. Die Bindung an die Rock'n'Roll-Kultur und ihre Idole war am intensivsten unter Arbeiterjugendlichen (Kaiser 1959; Fischer-Kowalski 1983; Zimmermann 1983; Zinnecker 1987). Um so interessanter ist, daβ auch die Kunstfigur "Steffi" (Abb. 7), 12 die insgesamt an traditionellen Auffassungen von Leben, Geschlechterrollen und Anstand festhält, der Aufwertung "materieller" Verhaltensorientierungen Tribut zollt. Sie setzt sich mit den 11 Ideologiekritische Analysen (Holzer/Kreckel 1967; Fröhlich 1968) verweisen darauf, daβ diese Leistungsideologie relativiert wird durch unkalkulierbare Geschenke wie Begabung oder zufällige Entdeckung, ohne die kein Star geboren wird. Das gilt auch für unseren Untersuchungszeitraum. Ohne auf diese Dimension einzugehen, scheint es dennoch sinnvoll, dem Aspekt der Implementierung einer radikal kommerziellen Mentalität (die mit Leistungsideologie nicht identisch ist) nachzugehen. 12 Mit Heft 32/58 taucht in der Zeitschrift die Figur "Steffi" auf und bleibt dort bis Ende 1959 präsent. Sie wird als Wiener Teenager vorgestellt und zunächst ihr "Tagebuch" in Folgen veröffentlicht. Dann erhält Steffi eine wöchentliche Kolumne, präsentiert als Jugendliche, die für die Teenager spricht. Das geht damit einher, daβ in ihren Texten erstmals und bald mit groβer Selbstverständlichkeit "wir Teenager" als Generationseinheit angesprochen werden - wesentlich konstituiert über die Abgrenzung von mangelndem Verständnis und auch historischen Fehlern der Eltern und der Älteren. 19 Vorwürfen gegen Fan-Clubs auseinander. In den Clubs würden "geschäftstüchtige Betriebsnudeln" aktiv? Das sei keiner Aufregung wert: Schwunghafter Handel gehöre nun mal zum Autogrammsammeln wie seit je zum Sammeln; dabei werde selbstverständlich auch "'spekuliert'". "Die Fan-Clubs entsprechen in dieser Hinsicht höchstens unserer industrialisierten Zeit." Die Fans bekommen Freikarten und verbreiten dafür den Ruhm ihrer Stars? Das sei genau die Absicht der Film-Firmen; also keine künstliche Aufregung über ein normales "'Geschäft auf Gegenseitigkeit'"! Fans lassen sich von ihren Stars auf deren Kosten zu Reisen einladen? "... der Fan-Club (wäre) schön dumm, wenn er eine solche Einladung ablehnte." (14/59, 6) Mentalitätsgeschichtlich aufschluβreich sind die Stellungnahmen wegen ihres eindeutig (in bezug auf Verhaltensstandards) konservativen Kontexts. Der zeitgenössische Materialismus-Vorwurf wird aufgenommen und mit einem Lob der Ehrlichkeit gekontert. 13 Die Vorteile und Angebote der neuen "industrialisierten" (= kommerzialisierten) Zeit auszunutzen, entspricht nur deren geschäftsmäβiger Einstellung; wer das aus irgendwelchen Vorbehalten nicht tut, ist einfach dumm. Der zeitgenössische Materialismus-Vorwurf bezieht sich auf den positiven Gegenpol "Idealismus". Norbert Elias (1989, 418 ff.) hat diesen Schlüsselbegriff deutscher Mentalitäts-Traditionen näher charakterisiert. Danach war zentral für das Selbstbild der Deutschen der Bezug auf eine Weltanschauung, einen Glauben, ein Ideal mit Unbedingtheitscharakter. Die Orientierung an kollektiven Idealen wurde eine prinzipiell, ohne Bezug auf konkrete Aussagen, hochgeschätzte Einstellung - eine Haltung eben. Idealismus in diesem Sinn zeichnete die Deutschen aus: "Deutsch sein heiβt, eine Sache um ihrer selbst willen tun". Schon bei Richard Wagner, in dessen Schrift "Deutsche Kunst und deutsche Politik" aus dem Jahr 1867 sich dieser in den Fundus bürgerlicher Sinnsprüche eingegangene Satz findet, grenzt er sich ab gegen "undeutsche" "Nützlichkeitshaltung". Merkmal der deutschen Haltung ist die kompromiβlose Befolgung des Ideals und seiner Anforderungen. "Nichts Geringeres als totale Übereinstimmung mit seinen Normen verschaffte Befriedigung. In Jahrhunderten absoluter Herrschaft hatten Deutsche ein 13 So heiβt es in einem Steffi-Kommentar zum materiellen Sicherheitsstreben: "Sicher haben sich die jungen Mädchen früher auch für die 'Moneten' interessiert; nur waren sie nicht aufrichtig genug, um es einzugestehen." (37/59, 6) 20 unausgesprochenes Verlangen nach nationalen Idealen, Glaubensdoktrinen, Grundsätzen und Standards entwickelt, denen man absolut gehorchen konnte. Es ging um Alles oder Nichts. Der Imperativ war kategorisch." (Elias 1989, 422) Weil solche idealistische Haltung in Alltagssituationen nicht angewendet werden konnte, verfolgte man praktisch egoistische Interessen - ohne daβ dies jedoch legitimiert war. Im Gegenteil: Die Orientierung auf Nutzen, gar geschäftlichen Gewinn wurde als Kainsmal speziell auf den angelsächsischen Nationalcharakter projiziert. Die Engländer waren die heuchlerische Krämernation par excellence, deren Berufung auf Ideale nur zur Tarnung der Profitgier diente. Wir kommen hier an eine der Wurzeln des deutschen Anti-Amerikanismus. Der "Idealismus" deutscher "Kultur" fand seine historischen Todfeinde in den westlichen Industrienationen, für die "Geschäft" und "Zivilisation" die leitenden Werte waren. So zieht es sich als roter Faden durch Thomas Manns "Betrachtungen eines Unpolitischen", so verdichtet es sich programmatisch im Titel von Sombarts Kriegsschrift "Händler und Helden", so übertrug sich seit dem Kriegseintritt der USA 1917 der Materialismusvorwurf von den Briten auf die Amerikaner. Nach 1918 war auch die idealistische, unbedingte Mentalität dafür verantwortlich, daβ demokratische Politik mit ihren Anforderungen an die Selbstbeschränkung der Bürger in der Zivilgesellschaft (vgl. Rödel/Franken-berg/Dubiel 1989) in Deutschland nicht Fuβ fassen konnte. In diesem Zusammenhang gewinnt die Auseinandersetzung um Kommerzialisierung und Materialismus Bedeutung für die Entwicklung der Politischen Kultur in der Bundesrepublik. 14 Produkte und Verhaltensangebote der kulturindustriell verbreiteten populären Künste wurden von Jugendlichen zur Ausbildung einer eigenen Generationskultur angeeignet und zu Autonomie-Gewinnen genutzt; dies gilt besonders für den Fundus der US-amerikanischen Unterhaltungsindustrie. Diese positive Erfahrung erleichterte es, über Identifikation mit der geschäftlichen Cleverness der Idole pragmatisch- unideologische, kommerzielle Verhaltensstandards zu entwickeln. Besonders unter Arbeiterjugendlichen konnte der Impuls zu "materialistischen" Haltungen an tradierte Arbeits- und Lebenseinstellungen anschlieβen. In der Distanzierung von Ethiken, die Beruf und Leben als Dienst und Aufgabe definieren (vgl. 14 Einen Überblick über die Konzepte von Politischer Kultur gibt Iwand (1985); für die hier zugrundegelegte Auffassung vgl. Kröll/Maase (1987). 21 Fröhner 1956, 216), wie in der Legitimierung des Handelns nach geschäftlicher Nutzenkalkulation wurden neue Einstellungen gestärkt; sie begünstigten die Einwurzelung von parlamentarischer Demokratie und zivilgesellschaftlichen Dispositionen konflikt- wie selbstbeschränkungsfähiger Interessenvertretung. Der Mentalitätswandel, den die Aneignung von US-Populärkultur induzierte, förderte Bereitschaft zum "collective bargaining" in der Vertretung sozialer Interessen, auch im Verhältnis von Lohnarbeit und Kapital - abgegrenzt sowohl von Unterordnung unter ein Gemeinwohl-Ideal wie von unbedingter, kompromiβloser Verfolgung eines Klassen- oder Gesellschaftsideals. Er unterstützte die Abwendung von den Konsequenzen tradierten Idealismus' für kategorisches Freund-Feind-Denken und -Handeln und stärkte auch damit einen zivilen Habitus, der einer pragmatisch-kompromiβorientierten politischen Kultur nähersteht. "... negativ geprägt durch den Materialismus, den ich abgelehnt habe" 15 - Bürgerliche Distanzierung von der amerikanischen Lebensweise Distanzierung von der "amerikanischen Lebensart" und ihrem Vorbildcharakter artikuliert häufig, um es soziologistisch zuzuspitzen, (bildungs)bürgerliche Abwehr von Demokratisierung und Lebensweise lohnabhängiger Massen; sie erscheinen in Spenglerscher Perspektive als Bedrohung werthaltiger "Kultur" durch materialistische "Zivilisation". In den ausgewerteten biographischen Interviews frappiert die Deutlichkeit der Polarisierung. Jugendliche Sub- und Protestkulturen von OberschülerInnen und StudentInnen scheinen durchweg geprägt von einer vielfach modischen Orientierung am Existenzialismus, für dessen Spektrum Namen wie Camus, Sartre und Sagan stehen. Damit verbindet sich oft eine auch praktisch umgesetzte Neigung zur "französischen Lebensart", die Reisen nach Paris und die Vorbildwirkung einer romantisierten zeitgenössischen Bohème einschlieβt. In den durch Bildungshintergrund und/oder Herkunftstraditionen am deutlichsten als bürgerlich zu qualifizierenden Milieus wird die Entgegensetzung am schärfsten artikuliert: Frankophilie, das 15 Jutta Scheerbarth, Jg. 1943, Kunstpädagogin, Tochter eines gutsituierten Schauspielerehepaars; Interviewer: Heinz-Hermann Krüger; S. 23. 22 Gefühl einer geistig-kulturellen Verbundenheit und Orientierung an Frankreich, korrespondiert mit der Ablehnung der USA und ihres Zivilisationstyps als materialistisch, unkulturell, wenig gebildet, ohne menschliche Substanz. Der soziale Gehalt der Distanzierung wird erkennbar in einer längeren Passage der Erinnerungen von Helga Sieber. 16 Aus einer Berliner Unternehmerfamilie stammend, wuchs sie in gutsituierten Verhältnissen mit häuslichem Dienstpersonal auf und besuchte nach der Mittleren Reife eine höhere Handelsschule für Töchter bürgerlicher Familien. Zur Zeit des Interviews führt sie den Haushalt für Ehemann und Kinder, wobei Kultur, Stil und Umgangsformen für sie wichtige Maβstäbe darstellen. Im Zusammenhang mit der Erwähnung ihrer Schwester kommt die Bewertung von Amerikanern ins Spiel. "Meine Schwester, da war das so, die hatte, das wurde von meinen Eltern so bezeichnet, einen Hang zum Küchenpersonal, die hatte immer Freunde ... also meinen Freund, das fanden meine Eltern irgendwie angemessen, Oberschüler, der hat dann natürlich Abitur gemacht, der ist dann Berufssoldat geworden (...) der Vater war Diplomingenieur, also ganz normal, aber meine Schwester, die hatte z.B. mal einen Freund, das war der Sohn des Hausmeisters unserer Schule. Und das fanden wir alle eigentlich nicht passend. Ich auch. (...) ich fand den unter aller Kanone, und konnte überhaupt nicht verstehen, daβ meine Schwester sich mit dem abgibt. Und das hat sich nachher fortgesetzt, meine Schwester hat dann einen Amerikaner, einen Besatzungsamerikaner kennengelernt und hat den ja auch geheiratet. Und das war schon so wie eine Bombe, das war ein ziemlicher Schlag für meine Eltern. Natürlich haben sie es hingenommen, was sollten sie machen, aber, meine Schwester hat sich ein biβchen auβerhalb der Familie gehalten, entwickelt (...). Die war irgendwie so drauβen und hat sich vielleicht deshalb auch, weiβ nicht, was da Ursache und Wirkung war, hat sie immer Freunde und Freundinnen um sich, die mir nicht gefielen. Ich konnte mit denen überhaupt nichts anfangen, deshalb konnte ich mit meiner Schwester sozusagen, das wär ja ein natürlicher Partner gewesen, zu viert was zu machen, aber das wäre überhaupt nicht in Frage gekommen, weil ich mir sagte, mit den Kanaken kannst du unmöglich zusammensein. Das war absolut nicht tragbar. Mit denen konnte ich eigentlich nicht. Und es waren aber auch wirklich immer Gestalten, die paβten auch überhaupt nicht zu uns." (I: "Sie meinen, so von der Herkunft oder?") "Ich würde eher sagen, vom Niveau her. Das waren so Leute, da hatte ich den Eindruck, mit denen kann man sich überhaupt nicht unterhalten. Die hatten überhaupt kein Interesse an den Dingen, an denen ich Interesse hatte, also mir waren die schlichtweg zu einfach. Vom Kopf her." In dieser Passage geht es um die Beziehung zu sozial tieferstehenden, ausdrücklich zum Dienen verpflichteten Schichten: "Küchenpersonal", "Hausmeister". Zu deren Welt gibt es 16 Jg. 1935; Interview S. 11 (Hervorh. K.M.). 23 absolut keine Brücke - mit ihren Bewohnern kann man sich nicht unterhalten, sie sind "unter aller Kanone". Die Schwester, die sich mit solchen "Gestalten" abgibt, gehört dann auch zum "drauβen". Eingeleitet ("Küchenpersonal", wird mit "Hausmeister" einer versus präzisen Bestimmung "Oberschüler", der "Abitur", sozialen Orte "Berufssoldat", "Diplomingenieur"). Nachdem die Schwester das Herkunftsmilieu einmal verlassen hat und sich mit einem aus der anderen, unteren Welt "abgibt", ist es nur konsequent, daβ sie einen Amerikaner kennenlernt und heiratet. Er braucht nicht weiter durch Beruf oder Herkunft charakterisiert zu werden; vielmehr verdichtet sich die Ablehnung noch in seiner Kennzeichnung als "Besatzungsamerikaner". Daβ er nicht als Soldat oder Armeeangestellter bezeichnet wird, betont einerseits die nationale und politische Ablehnung der "Besatzer"; es impliziert aber auch noch eine Steigerung des zufälligen, nicht durch persönliche Lebenswege und Entscheidungen zustandegekommenen Charakters der unpassenden Liaison. Die nationale Dimension der Verletzung, die die Entscheidung der Schwester als "Schlag" "wie eine Bombe" erfahren läβt, drängt noch zu weiterer Artikulation. Erneut wird das unmögliche Milieu der Schwester charakterisiert - und plötzlich taucht ein Begriff auf, dessen rassistische, zumindest ausländerfeindliche Bedeutung zum Zeitpunkt des Gesprächs im Herbst 1983 dominant war: Frau Sieber stürzt aus dem durchaus gehobenen und gepflegten Sprachniveau ab und greift zur vulgären Bezeichnung "Kanaken". Fast möchte man vermuten, daβ ihre Schwester einen Farbigen geheiratet hat; das könnte Angst und Abwehr gegenüber dem Einbruch des Fremden erklären. Auf die Nachfrage des Interviewers hin werden aber Distanz und selbstbewuβte Verachtung wieder auf der angemessenen Ebene artikuliert - nicht sozial elitär, national verletzt oder rassisch bedroht, sondern geistig überlegen. Diese Menschen sind "vom Kopf her" "schlichtweg zu einfach". An dieser Stelle kann ich nur stichwortartig auf die Traditionen des Anti- Amerikanismus in den deutschen Bildungsschichten verweisen (vgl. Berg 1963; Buchwald 1964; Schwabe 1976). Empörte Stimmen vom Ende der 20er Jahre lassen den Nerv erkennen, den positive Darstellungen amerikanischer Zivilisation und Mentalität verletzten. In den Worten Halfelds : "Im Erfolgsgedanken und nicht in Kulturwerten gipfelt der Inhalt des Amerikanismus." (1927, 25) Die zu verteidigenden Kulturwerte sind: "Freier Wille im Gegensatz zu schablonisierter Massenhaftigkeit, Hochschätzung der Arbeit um ihres eigenen Wertes willen, entschiedene Absage an krasses Erfolgsstreben, dafür aber ein Streben nach innerer seelischer 24 Differenzierung, nach Charakterbildung, Persönlichkeit, Schöpfertum, ein Bedürfnis für Schönheit, Geist, künstlerischen Ausdruck, eine ehrfürchtige Haltung vor dem Geheimnis des Lebens." (Berg 1963, 141) Hier haben wir das komplette Selbstbild und Lebensideal der traditionellen bildungsbürgerlichen und intellektuellen Schichten in einer Nuβschale. Bedroht wird seine Realisierung durch zwei egalitäre Prinzipien der amerikanischen Mentalität: Ein Dollar ist ein Dollar und one man, one vote. Damit ist der Diktatur der groβen Zahl - der KonsumentInnen wie der StimmbürgerInnen - der Weg geebnet. In der Phraseologie Halfelds steht gegen den organischen deutschen Volksstaat der mechanische amerikanische Vernunftstaat, gegen die unberechenbare Qualität der Persönlichkeit die zahlenmäβige Quantität der Stimmbürger. Führung und Privilegien der Bildungselite sollen verteidigt werden gegen den Anspruch der Mehrheit. "Solange noch ein Verhältnis zum Volke besteht, das nicht lediglich 'in Verfassungen verankert' ist, sondern irgendwie im irrationalen Bereiche der Gemeinschaft wurzelt ..., werden wir den Einfluβ mechanistischen Staatsdenkens als Fremdkörper empfinden und in der Majorität der Wähler kaum die Stimme Gottes verehren können." (Halfeld 1927, 32) "... irgendwie so'n biβchen unkontrolliert" - Zivilisationsgeschichtliche Anmerkungen zur Amerikanisierung als Informalisierung Einige abschlieβende Bemerkungen sollen die aufgezeigten Tendenzen zu einem zivilen Habitus noch in einem umfassenderen kulturhistorischen Rahmen erörtern. Ich greife dazu auf das Konzept der Informalisierung der Verhaltensstandards zurück, das Wouters (1979, 1986) und Elias (1989) entwickelt haben. Wouters (1986, 510) definiert Informalisierung als einen "Prozeβ, in dessen Verlauf die herrschenden Verhaltensstandards elastischer, mannigfaltiger und differenzierter werden." Dabei "vergröβern sich die Verhaltensspielräume, erst für die jeweils sozial aufsteigenden Gruppen und im weiteren Verlauf auch für die jeweils Etablierten". Wir haben gesehen, daβ die Aneignung von Elementen der US-amerikanischen Populärund Alltagskultur genutzt wurde für die Verselbständigung einer Jugendkultur neuen Typs. In puncto Kleidung, Haartracht, Tanzformen, Körperlichkeit und Haltungen entwickelte sie 25 Muster, die von den Älteren (im Sinne der Informalisierungstheorie: den "Etablierten") als zügellos und unschicklich empfunden wurden. Die Wandlungen im jugendlichen Habitus wurden von den Eltern stellver-tretend für die autoritären Hierarchieverhältnisse der Gesamtgesellschaft bekämpft. Eine ordentliche Frisur, alters- und geschlechtsgemäβe Kleidung (vgl. Abb. 8, 9) symbolisierten ja nicht nur die Anerkennung elterlicher Autorität, sondern auch den Respekt vor Institutionen wie der Schule, der staatlich geschützten öffentlichen Sitte und Ordnung, vor der Autorität der "Kultur" etc. Wenn Vierzehn-, Fünfzehn- oder Sechzehnjährige darauf bestanden, lange Hosen zu tragen, wenn diese langen Hosen nicht korrekt (sauber, glatt, möglichst mit Aufschlag und Bügelfalte) waren, sondern schlabbrig, am liebsten abgetragen und ausgewaschen, die eigene Körperlichkeit exponierend - dann waren das Respektsverweigerungen gegenüber Höhergestellten. Das gleiche gilt für den Anspruch der Macht, daβ der kontrollierende Blick auf das Gesicht der Unterworfenen nicht verwehrt wird. Die "freie Stirn", der "offene und ehrliche Blick" sind eingeforderte Symbole der Unterordnung. Eine Tolle, die die Stirn beschattet, das Pony der Mädchen, die stets leicht zugekniffenen Augen des James Dean (vgl. Abb. 6) und die die obere Gesichtshälfte verdunkelnde Mütze des Marlon Brando (als Boss einer Rocker-Clique im Film Der Wilde) (Abb. 10), gar die Sonnenbrillen, die das Kontrollverhältnis umdrehen - all dies waren Mittel zum Abbau von Machtdifferentialen im Medium des Blicks. Mädchen und Frauen trugen Hosen nicht nur, wie die zeitgenössische Etikette es wollte, in den schon informeller definierten Räumen der Freizeit, des Sports oder der Gartenarbeit, sondern setzten sie zunächst in der Schule und später sogar in den Hierarchien der Arbeitswelt durch. Das stellte eine doppelte Herausforderung der etablierten Machtbalance dar - im Geschlechterverhältnis wie im Unterwerfungs- verhältnis zum Staat. Nach Elias (1989, 43) hat die Informalisierungstendenz zu tun mit dem "funktionale(n) Demokratisierungsprozeβ, also ein(em) Schub der Verringerung des Machtgefälles zwischen Regierenden und Regierten, zwischen dem gesamten Staatsestablishment und der groβen Masse der Auβenseiter". Wouters (1986, 510) verallgemeinert: "Informalisierungen des Verhaltens sind Folge- und Teilerscheinungen umfassenderer Prozesse der 'Egalisierung' und 'Demokratisierung'." Ich plädiere dafür, Informalisierung als relativ eigenständiges, aus den Verhaltenspotentialen moderner Massenkultur entspringendes Moment im Demokrati-sierungsprozeβ zu 26 verstehen. Denken wir z.B. an das brisante Freiheitsgefälle der 50er zwischen den familialen Autoritätsverhältnissen und den offeneren Verhaltensmöglichkeiten Jugendlicher in anderen sozialen Räumen (Eiscafé, Kino, Mopedausflug, usw.). In den Familien kann von einer veränderten Machtbalance noch nicht gesprochen werden. Impulse für die soziale und symbolgestützte Aufwertung der Position Jugendlicher kamen aus der Populärkultur und fanden Rückhalt in den Interessen der Kultur- und Konsumgüterindustrie, die über das Aufgreifen jugendlicher Autonomisierungs- und Ausdruckswünsche Kaufkraft zu binden suchte. Die Unternehmen hofften, durch Stärkung von Neigungen der Jugendlichen zum Modischen, Genuβorientierten, weniger Asketischen im Umgang mit Konsummöglichkeiten auch Einfluβ auf die Verhaltensweisen der Älteren zu nehmen (vgl. Münster 1961; Heinig 1962). So wurde in der Werbung "Erfahrung" als Argument abgelöst durch Jugendlichkeit. Ökonomische Interessen konnten als Triebkräfte jugendlicher Autonomisierung und Informalisierung genutzt werden. Nach Elias weisen Lockerung, gröβere Varianzbreite und Flexibilisierung von Verhaltensstandards nicht auf Barbarisierung, auf den Verlust kultureller Eingrenzungen menschlicher Triebnatur hin. Vielmehr handelt es sich um Veränderungen in der Balance von Fremdzwängen und Selbstzwängen bei der Verhaltensregulierung der Individuen. Hohe Formalisierung eines Verhaltenskanons beinhaltet einen relativ hohen Anteil von Fremdzwängen als Stütze für sozial verträgliches Handeln der Menschen. Informalisierung als Verlust äuβerer Schranken fordert durch den Wegfall eindeutiger Normen, durch die Eröffnung neuer Verhaltensmöglichkeiten und die Notwendigkeit situationsangepaβter Entscheidungen dazu heraus, die fehlenden äuβeren Regulierungen durch die Verfeinerung der Selbstzwangapparaturen auszugleichen. Und im Gegensatz zu allen Katastrophenprognosen konservativer Kulturkritik haben ja auch die Informalisierungsschübe dieses Jahrhunderts zumindest keinen "Rückfall in die Barbarei" bewirkt. In einem der Lebensberichte aus den 50er Jahren wird die Verunsicherung artikuliert, die stets zu einem solchen Prozeβ gehört und auf die Lücke verweist, die infolge des Wegfalls überkommener Fremdzwänge zwischen den bislang entwickelten Selbstzwängen und neuen Verhaltensanforderungen entsteht. 27 Christel Schöne 17 berichtet, daβ in ihrer Berufsschulklasse in den Pausen Rock'n'Roll getanzt wurde "wie verrückt". " Aber ich hab' das nicht mitgemacht, erstmal weil ich's nicht durfte, ich hab' mich nicht getraut". "Ich konnte auch nicht so ..., ich weiβ nicht, ich hab' mich da geniert". "Ich wollte mich nicht so gehen lassen, ich fand das irgendwie so'n biβchen unkontrolliert". Das junge Mädchen hat Angst, schreckt zurück vor einer Situation, in der die formell noch geltenden Fremdzwänge etwa des Elternhauses ("weil ich's nicht durfte") in ihrer Gruppe und in der konkreten Situation schon auβer Kraft gesetzt sind. Sie geniert sich, sie kann nicht mittanzen, weil sie dann auf eine Weise handeln würde, über deren Folgen sie sich nicht im klaren ist, die sie aber offensichtlich bei den anderen als entgrenzend, enthemmt, der Kontrolle entglitten wahrnimmt ("wie verrückt"). Derartige Verunsicherung ist Korrelat und Indikator für Informalisierungsprozesse, in denen die Individuen differenziertere Selbstzwangapparaturen entwickeln und wiederum in veränderten Gruppennormen abstützen müssen. Schon sprachlich liegt Elias' Begriff des Selbstzwangs nahe bei dem Begriff der "Selbstbindung", der nach Rödel/Frankenberg/Dubiel (1989, 40 f) zentral ist für das Projekt einer Zivilgesellschaft, die unter Verzicht auf Feinderklärungen, Ausgrenzungen und Selbstermächtigung von Mehrheiten den Prozeβ demokratischer Selbstkonstituierung offen hält. Auch logisch leuchtet der Zusammenhang ein zwischen entwickelten Möglichkeiten vielfältiger individueller Verhaltensregulierung (der Zivilisierung und Individualisierung im Verständnis von Elias), die sich nicht zur Rettung vor den eigenen Trieben an die Fremdzwänge eines starken und starren Auβen anlehnen muβ, und der mentalen Einwurzelung demokratischer politischer Kultur. Nachdem hier so viel von Populärkultur die Rede war, will ich abschlieβend ein deutsches Volkslied paraphrasieren. Selbstzerstörerische Entwicklungen in den Regionen der Sowjetunion und das gewalttätige Aufwuchern von Rassismus und Ausländerfeindlichkeit in der DDR, wo die Fremdzwänge des repressiven Staatssozialismus fallen, sollte nicht zu Selbstgerechtigkeit verleiten - weder in bezug auf die durchaus vorläufigen und frag-würdigen Ergebnisse der Informalisierungs- theorie noch gar in bezug auf Verankerung des republikanischen Habitus bei den Bundesdeutschen. Der aktuelle Hinweis soll gerade erinnern 17 Jg. 1937, gelernte Einzelhandelskauffrau, Vater Bergmann; Interviewerin: Christine Bartram; S. 16, 17. 28 an die Strudel und Klippen, die unser Gesellschaftsschiff bedrohen, und an die dünnen Planken politischer Kultur, die uns vor ihnen schützen - Planken, die künftig noch die Last einer problembeladenen Groβmacht im Herzen des neue Machtbalancen suchenden Kontinents tragen müssen. Und wenn die Wellen am Ende nicht Schiffer und Kahn verschlingen, dann hat das mit seinem Singen auch Elvis Presley getan. 29 Literatur Baacke, D. (1987), Jugend und Jugendkulturen, Weinheim/München. Berg, P. (1963), Deutschland und Amerika 1918-1929. Über das deutsche Amerikabild der zwanziger Jahre, Lübeck/Hamburg. Bourdieu, P. (1976), Entwurf einer Theorie der Praxis auf der ethnologischen Grundlage der kabylischen Gesellschaft, Frankfurt/M. Bourdieu, P. (1982), Die feinen Unterschiede, Frankfurt/M. 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Die Haare werden vollkommen glatt und kunstlos getragen: Stirn und Nacken bleiben frei. Abb. 9 40 Jugendliche 1955. Die Frisuren sind vielfältiger geworden und zeigen Stilwillen. Man erkennt Ansätze einer Stirntolle: Nacken und Ohren bleiben frei. Kurze Hosen und Knickerbocker sind noch üblich, die langen Hosen konventionell (vgl. als Konstrast Abb. 4). Abb. 10 39 GERD HALLENBERGER ANMERKUNGEN ZUR AMERIKANISIERUNG DER FERNSEHUNTERHALTUNG IN DER BUNDESREPUBLIK Wer sich mit der Amerikanisierung der bundesdeutschen Fernsehunterhaltung beschäftigt, merkt schnell, daβ dieses Thema gleichzeitig besonders schwierig und besonders undankbar ist. Undankbar deshalb, weil es hier um vermeintlich Selbstverständliches, also um scheinbar Triviales geht: Fast alle nach 1950 geborenen FernsehzuschauerInnen haben in ihrer Kindheit "Fury", "Lassie" oder "Flipper" geliebt, sie haben so manchen "Einsatz in Manhattan" erlebt und kennen "Die Straβen von San Francisco". "Mannix", "Columbo", "Rockford" und "Magnum" sind ihnen ebenso vertraut wie die Intrigen der Ewings in "Dallas" oder die der Carringtons, dem "Denver-Clan". Zusätzlich ist die Amerikanisierung der bundesdeutschen Fernsehunterhaltung auch ein besonders schwieriges Thema: So vertraut das Phänomen ist, so wenig hat sich die Fernsehforschung bislang damit befaβt. Bis heute lassen sich lediglich Vorarbeiten finden, deren Wert zudem dadurch beeinträchtigt wird, daβ sie ihren Gegenstand häufig mit etwas anderem verwechseln. So gibt es in der Bundesrepublik überhaupt nur sehr wenige Untersuchungen über Fernsehunterhaltung, die auβerdem in aller Regel mit unangebrachten Kriterien operieren. 18 Etwa indem Fernsehserien dafür kritisiert werden, daβ sie schlechte Kino-Spielfilme darstellen; oder indem Showsendungen aufgrund ihres geringen Bildungswertes als insgesamt wertloses Programmangebot eingeschätzt werden. Tatsächlich hat es die Fernsehforschung bis heute versäumt, brauchbare Kriterien zur Beurteilung von Unterhaltungssendungen zu entwickeln. Auch die Amerikanisierung des bundesdeutschen Fernsehens war bislang allenfalls gelegentlich Diskussionsgegenstand, und dieses Stichwort war regelmäβig Stellvertreter für andere, eigentlich gemeinte Tatbestände. Wann immer von "Amerikanisierung" mit negativem Vorzeichen die Rede war, ging es - in chronologischer 18 Reihenfolge - eigentlich um Vgl. zum Forschungshintergrund Gerd Hallenberger/Hans-Friedrich Foltin, Unterhaltung durch Spiel. Die Quizsendungen und Game Shows des deutschen Fernsehens, Berlin 1990, S. 20ff. 40 Trivialisierung, Überfremdung, Kommerzialisierung und Brutalisierung des Fernsehprogramms; mit positivem Vorzeichen vor allem von Programmachern verwendet, stand und steht "Amerikanisierung" als Synonym für "Professionalisierung" des Programmangebots. Berücksichtigt man diesen Forschungshintergrund, kann hier nur ein relativ be- scheidenes Ziel verfolgt werden: So lange noch nicht einmal eine Geschichte der Fernsehunterhaltung in der Bundesrepublik geschrieben worden ist, kann die Beschäftigung mit einem - zumal umstrittenen - Sonderaspekt wie der Amerika- nisierung des Programmangebots nur zu fragmentarischen Ergebnissen führen: Lücken und Schwerpunktsetzungen sind unvermeidlich. Um zu vermeiden, daβ hier nur eine Fülle isolierter Einzelbeobachtungen zusammengetragen wird, unterliegen den folgenden Anmerkungen als roter Faden zwei Kernfragen, genaugenommen eine Doppelfrage: Erstens, wovon reden wir eigentlich, wenn wir von der "Amerikanisierung" des Fernsehprogramms sprechen? Zweitens, welche Erscheinungsformen von "Amerikanisierung" lassen sich wann in welchen Programmsparten nachweisen? Was die zweite Kernfrage betrifft, lassen sich Schwerpunktsetzungen nicht umgehen, da letztlich alle Programmsparten in bestimmten Phasen der Fernsehgeschichte vom US-Fernsehen beeinfluβt worden sind - selbst Nachrichten-sendungen, wenn man z.B. an die in den letzten Jahren gelegentlich geführten Diskussionen über die Brauchbarkeit von "Infotainment"-Konzepten 19 denkt oder daran, daβ Walter Cronkite weltweit zum Vorbild für Nachrichtensprecher geworden ist. 20 Inhaltliche Schwerpunkte sind im folgenden zum einen fiktionale Unterhal- tungsangebote (also Spielfilme und Serien), zum anderen die Programmsparte Quiz/Game Show. Die erste Wahl begründet sich damit, daβ bei öffentlichen Diskussionen über die "Amerikanisierung" 19 Derartige Mischformen von "Information" und "Entertainment" waren insbesondere in den Anfangsjahren typisch für RTLplus. 20 So etwa auch für Hanns Joachim Friedrichs, den moderierenden Chefredakteur der "Tagesthemen". 41 des bundesdeutschen Fernsehens der Bereich Spielfilm/Serie regelmäβig zuerst genannt wird, für die zweite sprechen gleich zwei Gründe: Einerseits stellt auch die Sparte Quiz/Game Show einen Kernbereich der Fernsehunterhaltung dar, der sich, was seinen amerikanischen Anteil betrifft, aber andererseits gerade weitgehend unbeeinfluβt von einschlägigen Debatten entwickelt hat, weil den entsprechenden Sendungen ihre amerikanische Abkunft nicht auf den ersten Blick anzusehen ist. So dürfte es in den achtziger Jahren nur wenige Fernsehzuschauer gegeben haben, denen bewuβt war, daβ "Was bin ich?" eigentlich eine amerikanische Sendereihe war. Eine weitere Schwerpunktsetzung betrifft den zeitlichen Rahmen - im wesentlichen geht es hier um die Anfangszeit des Fernsehens in der Bundesrepublik, also die fünfziger und frühen sechziger Jahre, in denen die Grundlagen der "Amerika- nisierung" gelegt wurden. Kommen wir auf die erste Kernfrage zurück: Was heiβt eigentlich "Amerika- nisierung" der Fernsehunterhaltung bzw. "Amerikanisierung" des Fernsehprogramms? Bei näherer Betrachtung verbergen sich hinter diesem Stichwort eine Fülle sehr unterschiedlicher Phänomene. Auf der allgemeinsten Ebene steht "Amerikanisierung des Fernsehens" für die generelle Dominanz von Unterhaltungssendungen gegenüber anderen Programmangeboten. Auf einer zweiten Ebene bedeutet "Amerikanisierung" die Übernahme, also den Ankauf von fertigen Sendungen, die lediglich durch Synchronisation oder Voice-Over eingedeutscht werden. Auf einer dritten Ebene heiβt "Amerikanisierung", daβ nicht fertige Sendungen, sondern Sendungskonzepte angekauft werden, die erst in der Bundesrepublik in Sendungen umgesetzt werden. Während sich diese Varianten von "Amerikanisierung" noch relativ leicht nachweisen lassen, sind andere, indirektere - aber dennoch wichtige - Formen nur noch mühsam aufzuspüren. Etwa die Adaption, d.h. die Übernahme von bestimmten Programmideen, oder noch spezieller: die Orientierung an einzelnen Merkmalen von US-amerikanischen Produktionen, die als vorbildhaft empfunden werden. Dies können beispielsweise Elemente von Szenenbildern sein, die Konstruktion von Handlungsfiguren, die Entwicklung von Spannungsbögen, Kameraeinstellungen, Schnittfolgen, akustische Effekte oder Beleuchtungstechniken, aber auch Arbeitsstile oder Produktionstechniken. Alle diese Erscheinungsformen von "Amerikanisierung" des Fernsehprogramms haben in der Geschichte des Fernsehens in der Bundesrepublik eine Rolle gespielt. 42 Damit kommen wir zur zweiten Kernfrage, der Frage nach der Entwicklungs- geschichte der "Amerikanisierung" im konkreten Programmangebot und folglich auch zu den Anfängen des Fernsehens in der Bundesrepublik überhaupt. Nach einer Vorbereitungsphase in den Jahren 1948 bis 1950 und einer Phase der Versuchssendungen in den Jahren 1950 bis 1952 läβt sich der eigentliche Beginn des Fernsehens in der Bundesrepublik auf den 25.12.1952 datieren. Seit diesem Zeitpunkt gibt es ein kontinuierlich ausgestrahltes Fernsehprogramm - zunächst des NWDR -, an dem sich nach und nach weitere Anstalten beteiligten, bis es dann am 01.11.1954 zur Gründung des "Deutschen Fernsehens" (ARD) kam. In diesen Anfangsjahren sah das Fernsehprogramm noch völlig anders aus als heute: Das Angebot bestand beispielsweise nur aus einem zweistündigen Abend- sowie einem maximal einstündigen Nachmittagsprogramm; Umschaltpausen konnten bis zu 20 Minuten dauern. Das Fernsehen war auβerdem insgesamt noch eine andere Art von Medium: Es war noch lange kein "Massenmedium" und auβerdem auch noch kein Individualmedium. Zum Programmstart am 25.12.1952 gab es in der Bundesrepublik gerade 1.000 Fernsehgeräte, am Jahresende waren es 3.657 - mehr als 40 % davon, nämlich 1.632 gehörten Gastwirten, die sich von dem neuen Medium Umsatzsteigerungen erhofften. Neben Gaststätten war auch die Straβe ein wichtiger Rezeptionsort: Vor Elektrogeschäften, in deren Schaufenstern Fernsehgeräte wichtige Sendungen - wie etwa die Spiele der Fuβballweltmeisterschaft von 1954 - zeigten, bildeten sich regelmäβig groβe Menschentrauben. Und selbst die wenigen Bundesbürger, die in dieser Zeit ein Fernsehgerät in ihrer Wohnung hatten, blieben beim Fernsehen selten allein - dafür sorgten ihre Nachbarn, die auch einmal sehen wollten, was der "Zauberspiegel" (so überschrieb die Programmzeitschrift HörZu zeitweise ihre Programmvorschau) bot. Kollektive Rezeptionsformen waren übrigens nicht nur typisch für die Anfangsjahre des Fernsehens in der Bundesrepublik, sondern auch für die Anfänge des Fernsehens in Deutschland überhaupt. Das Programm des Berliner Senders "Paul Nipkow", der von 1935 bis 1944 in Betrieb war, konnte ebenfalls fast nur kollektiv, nämlich in sogenannten Fernsehstuben und später auch in Groβbildstellen in und um Berlin gesehen werden, ehe in späteren Kriegsjahren das Fernsehen nur noch als per Kabel verbreitetes Lazarettfernsehen die Moral Verwundeter durch Unterhaltung heben sollte. Es gab zwar bereits 1939 den Prototyp eines 43 Fernseh-Volksempfängers, der zum Preis von 650 Reichsmark in groβer Stückzahl verkauft werden sollte, doch seine Produktion wurde nach dem Überfall auf Polen sofort eingestellt. Obwohl auch die Entwicklung des Fernsehens in den USA durch den Zweiten Weltkrieg verzögert wurde, fand dort im Unterschied zu Deutschland eine relativ bruchlose, von Kriegsschäden weitgehend unbeeinfluβte Entwicklung statt. Mit Blick auf das Problem der "Amerikanisierung" der Fernsehunterhaltung der Bundesrepublik müssen vor allem drei Entwicklungsdifferenzen erwähnt werden: Erstens besaβ das US-Fernsehen einen allgemeinen Entwicklungsvorsprung. Zwar gab es auch in den USA Ende der dreiβiger Jahre kaum Fernsehgeräte in Privatbesitz (1939: ca. 500), deren Zahl sich während des Zweiten Weltkrieges auch nur unwesentlich steigerte (1946 waren es 6.000), doch in den Nachkriegsjahren veränderte sich diese Situation schnell: 1947 gab es bereits 142.000 Fernsehgeräte in amerikanischen Haushalten, 1948 waren es knapp 1 Million, 1949 schon 3,7 Millionen, 1950 9,7 Millionen, 1951 15,8 Millionen und 1952 21,8 Millionen. Zum Vergleich: 1 Million Fernsehgeräte gab es in der Bundesrepublik erst 1957; berücksichtigt man die unterschiedliche Bevölkerungszahl, wurde der in den USA 1952 erreichte Versorgungsstand in der Bundesrepublik erst 1962 eingeholt. Zweitens war das Fernsehen der USA von Anfang an privatrechtlich organisiert, kommerziell und konkurrenzorientiert. Das heiβt, die Jagd nach Zuschauerzahlen, die in der Bundesrepublik erst später - und dazu zunächst noch in relativ milder Form -eingesetzt hat, war von Anfang an zentraler Faktor der Fernsehentwicklung in den USA. Auf die Konsequenzen dieses Umstandes hinsichtlich der Programm- und Sendungsgestaltung komme ich später noch zurück. Drittens profitierte auch das amerikanische Fernsehen von der globalen Ausweitung des politischen wie ökonomischen Einflusses der USA nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach der Darstellung des amerikanischen Fernsehhistorikers Erik Barnouw 21 spielte dabei Groβbritannien eine entscheidende Rolle. Dank geschickter Schachzüge der Londoner Filiale der Werbeagentur J. Walter Thompson gelang 1955 die Einrichtung eines zweiten, kommerziellen 21 Fernsehkanals neben der BBC, was einerseits amerikanischen Vgl. zum folgenden: Erik Barnouw, Tube of Plenty. The Evolution of American Television, überarb. Ausgabe, New York 1982, S. 229ff. 44 Konsumgüterproduzenten einen neuen Werbemarkt und andererseits amerikanischen Fernsehproduzenten einen neuen Absatzmarkt eröffnete. Dieser Erfolg weckte in den USA das Interesse sowohl an neuen Fernseh- wie an neuen Werbemärkten, was in den USA aufgrund der Organisation des Fernsehsystems ohnehin eins war. So berichtete die Werbeagentur Foote, Cone & Belding 1958 ihren Kunden, daβ es bereits in 26 Ländern kommerzielles Fernsehen gäbe und daβ selbst Länder mit nicht-kommerziellen Fernsehsystemen wie Dänemark, Schweden oder die Niederlande beginnen würden, amerikanische Sendungen einzukaufen. Um ihre Interessen eigenständig zu verfolgen, gründeten dann 1959 die groβen Filmgesellschaften eine Fernsehabteilung der Motion Picture Export Association, 1960 folgten die Fernseh-Networks mit der Einrichtung der Television Programm Export Association. Ausschlaggebend für den Erfolg dieser Exportoffensive waren vor allem drei Gründe - ein politischer, ein ökonomischer und ein ästhetischer -, die in einzelnen Ländern in jeweils unterschiedlicher Mischung zum Tragen kamen: Erstens der politische, daβ laut Barnouw insbesondere in Entwicklungsländern die Gewährung von US-Unterstützung (politischer wie wirtschaftlicher oder militärischer) gerne mit der Einführung bzw. Förderung amerikanischen Fernsehens verknüpft wurde, das als "advance herald of empire" 22 diente. Zweitens der ökonomische, daβ US-Sendungen zu konkurrenzlos niedrigen Preisen exportiert werden konnten und dennoch Gewinn abwarfen. Aufgrund der Gröβe des amerikanischen Binnenmarktes hatten US-Produktionen ihre Produktionskosten (und, in aller Regel, auch bereits Gewinn) eingebracht, bevor sie exportiert wurden. Exporterlöse waren also bereits Reingewinn. Insbesondere in englischsprachigen Ländern (wie Kanada, Australien und Groβbritannien), in denen Sendungsankäufe nicht durch zusätzliche Kosten für nationalsprachliche Synchronisation, Voice-Over oder Untertitelung verteuert wurden, führte die Low-Price-Politik der US-Programmanbieter zu einer drastischen Verschlechterung der Marktchancen für einheimische Produzenten, sofern sie sich nicht - wie Groβbritannien - durch die Festlegung von Importquoten schützten. 22 Ebd., S. 233. 45 Der niedrige Preis allein erklärt aber noch nicht den Erfolg von US-Sendungen auf dem damals sich entwickelnden weltweiten Fernseh-Programmarkt. Die amerikanischen Verkäufer konnten nicht nur billige, sondern sogar Produkte mit - wenn auch eingeschränkter Erfolgsgarantie anbieten: Was exportiert wurde, war bereits in den USA erfolgreich gewesen und versprach auch, in jedem anderen Land erfolgreich zu werden, sofern keine besonderen Akzeptanzprobleme 23 auftraten. Womit wir bei dem dritten, dem ästhetischen Grund wären. Der amerikanische Fernsehmarkt der fünfziger Jahre war bestimmt von der Konkurrenz der drei groβen Networks, ABC, CBS und NBC - heute dagegen haben unabhängige Stationen stark an Bedeutung gewonnen. Um in der Konkurrenz bestehen zu können, muβten sich alle drei um Zuschauermajoritäten bemühen, also Massenprogramme und nicht Zielgruppenprogramme bieten. Als in den USA schon damals primär individuell genutztes Freizeitmedium bedeutete "Fernsehen" überwiegend "Unterhaltung". Auβerdem muβten die Unterhaltungsangebote so beschaffen sein, daβ sie für möglichst viele Gruppen der in vielfacher Hinsicht heterogenen, auch durch unterschiedlichste kulturelle Traditionen geprägten US-Bevölkerung zumindest interessant waren. Insbesondere bei Spielfilmen und Serien, den Haupt-Exportartikeln, führten diese beiden Voraussetzungen zur Entwicklung von noch heute gültigen Produktionsstilen, die ein Maximum an "Unterhaltung" versprechen, sich mit Themen von universellem Interesse beschäftigen und Protagonisten inszenieren, die mit den Sympathien von Zuschauermehrheiten rechnen können. Anders formuliert: Schon damals waren amerikanische Spielfilme und Serien funktional optimierte, unter quasi-industriellen Bedingungen mit dem Ziel möglichst universeller Akzeptanz produzierte reine Unterhaltungsangebote. In einem Tagungsvortrag an der Universität Siegen hat ARD-Programmdirektor Dietrich Schwarzkopf vor allem folgende Kennzeichen des "amerikanischen" Stils herausgestellt: 1) Den selbstverständlichen Rückgriff auf in den USA, nämlich im Hollywood- Kino, entwickelte (und weltweit vertraute) ausdifferenzierte Filmgenres und ihre Konventionen. 23 Akzeptanzprobleme konnten damals - und können auch heute noch - dann entstehen, wenn in einem Land entweder alles "Amerikanische" von einem gröβeren Teil der Bevölkerung abgelehnt wird oder aber eine Produktion als zu "amerikanisch" im Sinne von zu "fremdartig" empfunden wird, also zu groβe kulturelle Differenzen zwischen dem Gezeigten und der eigenen Realität festgestellt werden. 46 2) Die Sorgfalt, die auch auf scheinbar weniger wichtige Aspekte verwandt wird wie etwa die Besetzung von Nebenrollen oder den Einsatz von Begleitmusik. 3) Die auf eine Vielzahl dramatischer Höhepunkte abzielende Handlungs- gestaltung, zu der natürlich anzumerken ist, daβ sich die Schnelligkeit amerikanischer Serien nicht zuletzt der Notwendigkeit verdankt, die unvermeidlichen Unter- brechungen durch Werbung schon im Drehbuch zu berücksichtigen. Während deutsche Serien bis heute mit langen, nur durch die Gesamtdauer der Sendung bestimmten Spannungs-bögen arbeiten können, muβten amerikanische Serien schon immer zusätzlich kleine Spannungsbögen im Sechs- bis Acht-Minuten-Takt integrieren, damit bei Werbe- einblendungen wegen eines Handlungshöhepunkts mit einem Optimum an Zuschauer-aufmerksamkeit zu rechnen ist. 4) Die Typisierung bzw. Stereotypisierung der Handlungsfiguren. Diese Beobachtung läβt sich durch die These begründen, daβ in deutschen Serien die Auswahl der Handlungsrollen vorwiegend - wenn auch nicht ausschlieβlich - dramaturgisch bedingt, in den USA aber rezeptionsorientiert ist. Das heiβt, in den USA stand bei der Konzipierung der Handlungsrollen schon immer der Gedanke im Vordergrund, daβ möglichst viele Zuschauergruppen in der Serie einen Sympathieträger, einen "Ansprechpartner" finden sollten. 5) Die Unterordnung von Handlungsproblemen unter den Unterhaltungsanspruch. Was diese abstrakten Merkmale konkret bedeuten, läβt sich am besten an einem Beispiel veranschaulichen. Nehmen wir etwa die Serie "Bonanza", die sowohl in den USA als auch in den sechziger Jahren im bundesdeutschen Fernsehen überaus erfolgreich war. Mit Blick auf die Frage, warum "Bonanza" auch in der BRD zum Zuschauererfolg wurde, fallen vor allem drei Dinge auf: Erstens war "Bonanza" zwar eigentlich dadurch ausgesprochen "amerikanisch" - im Sinne von "nicht-deutsch" -, daβ es eine Western-Serie war, also einem Genre zugehörte, das "amerikanischer" war als alle anderen. Aber obwohl der Western durch seine Bindung an einen spezifischen Handlungsort und eine spezifische Handlungszeit auf den ersten Blick ein reines US-Phänomen zu sein scheint, erweist er sich bei näherem Hinsehen durchaus als exportierbar, weil letztlich durch universelle Themen definiert - um nur einige Stichworte zu nennen, dient das Western-Szenarium als Hintergrund zum Erzählen von Geschichten über Freiheit und Autonomie, über das Spannungsverhältnis von Natur und Zivilisation, über Geschlechterrollen und - häufig eng damit verbunden - über Einsamkeit. 47 Zweitens wurde bei "Bonanza" aus diesem Themen-Repertoire des Western insgesamt ein Leitthema gewählt, das die Serie sowohl als Western wie auch als etwas anderes rezipierbar macht, nämlich als Familienserie - wobei zu berücksichtigen ist, daβ Westernserien in erster Linie Männer ansprechen, Familienserien dagegen Frauen, "Bonanza" also beide Zuschauergruppen ansprechen sollte - und auch angesprochen hat. Im Mittelpunkt jeder Episode stand die Familie der "Cartwrights", ihre inneren Spannungen und die Verteidigung der Familie - und ihres Besitzes - gegen Bedrohungen von auβen. Die "Cartwrights" waren zwar dadurch eine ausgesprochene "Western"-Familie, daβ sie nur aus Männern bestand nach den Regeln des Genres haben Frauen im Western allenfalls eine Neben- bzw. Auβenseiterrolle zu spielen, dieses Manko hinsichtlich des potentiellen Erfolges der Reihe bei Fernsehzuschauerinnen wurde aber durch eine geschickte Wahl der Handlungsrollen ausgeglichen. Drittens zeichnete sich "Bonanza" nämlich dadurch aus, daβ jede der Haupt- personen Sympathieträger für eine andere Zuschauergruppe sein konnte, die Serie insgesamt also eine breite Zuschauermehrheit ansprechen konnte. So war Ben Cartwright der stereotype Über-Vater - weise, gealtert, aber vital -, von seinen drei Söhnen kam ihm Adam am nächsten (= Adam, der erste Mensch) - der ebenfalls schlagkräftig, aber auch besonnen war -, wieder ein anderes Stereotyp verkörperte Little Joe - der Lausbub und Schwarm aller Mädchen -, Hoss schlieβlich spielte den gutmütigen, starken Dummkopf und hatte auβerdem komische Akzente zu setzen. Obwohl aufgrund derartiger Produktmerkmale für den Import von fiktionalen Sendungen aus den USA eigentlich von Anfang an sehr gute Bedingungen bestanden, spielten sie im bundesrepublikanischen Fernsehprogramm der fünfziger Jahre praktisch keine Rolle. Nach dem Beginn eines kontinuierlichen Fernsehprogramms am 25.12.1952 gab es den ersten amerikanischen Spielfilm im Jahre 1954 - die 1937 gedrehte Komödie "Held im Ring"/"When's Your Birthday". 1955 gab es keinen einzigen, 1956 gerade drei, 1957 wieder nur einen, 1958 zwei Spielfilme amerikanischer Herkunft. Ein deutlicher Anstieg läβt sich erst ab 1962 beobachten, nachdem die ARD (1960) in einem Paketkauf die Ausstrahlungsrechte von insgesamt 600 Spielfilmen gekauft hatte. 48 In Prozentzahlen ausgedrückt: In den 50er Jahren lag der Anteil von US-Filmen am Filmangebot des bundesdeutschen Fernsehens zwischen 5 % und 20 %, seit den siebziger Jahren liegt er in jedem Jahr zwischen 40 % und 50 %. 24 Ganz ähnlich ist das Bild, wenn man den Bereich der fiktionalen Serien betrachtet. In den Anfangsjahren des bundesdeutschen Fernsehens gab es keine einzige US-Serie, erst ab Ende der fünfziger Jahre tauchten vereinzelt US-Serien im Programm auf (wie "Alfred Hitchcock zeigt"), die überwiegende Mehrzahl davon im Kinderprogramm ("Rin-Tin-Tin", "Corky und der Zirkus", "Fury"), was sich z.T. daraus erklärt, daβ es in der Bundesrepublik Fiction-Serien für Kinder bis zu diesem Zeit-punkt überhaupt noch nicht gegeben hatte, die US-Serien also als Lückenfüller dienten. Zu einem vergleichbaren Befund gelangt auch Knut Hickethier in seiner Unter-suchung über das Fernsehspiel. In bezug auf Original-Fernsehspiele - d.h. Fernseh-spiele, die speziell für das Fernsehen geschrieben worden sind - ermittelte Hickethier, daβ in den Jahren 1956 bis 1959 nur jeweils ein Fernsehspiel eines amerikanischen Autors im deutschen Fernsehen zu sehen war, 1960 kein einziges, 1961 dann acht. Ein weiterer Anstieg läβt sich bis Mitte der sechziger Jahre beobachten. 25 Im Unterschied zu den Programmbereichen Serie und Spielfilm - für die in den fünfziger Jahren laut Irmela Schneider kennzeichnend war, daβ "... gesendet wurde, was verfügbar war" 26 , also in hohem Maβe zufällige Programmentscheidungen getroffen wurden -, wurde der Programmsparte Fernsehspiel in dieser Zeit hohes Gewicht beigemessen, weshalb auch häufiger öffentliche Diskussionen über das Fernsehspiel geführt wurden. Dieser Umstand verdient deshalb erwähnt zu werden, weil die Diskussionen belegen, daβ der amerikanische Einfluβ auf die Programmsparte tatsächlich wesentlich gröβer war, als die relativ geringe Zahl der Sendungsankäufe vermuten läβt. Weitaus wichtiger als der Import 24 Diese Zahlen wurden von einem Teilprojekt des Siegener DFG-Sonderforschungsbereichs "Bildschirmmedien" ermittelt. 25 26 Vgl. Knut Hickethier, Das Fernsehspiel der Bundesrepublik, Stuttgart 1980, S. 237. Irmela Schneider, "Britische und amerikanische Spielfilme im ARD-Programm 1952-1985. Ein historischer Überblick in Zahlen", in: Helmut Kreuzer/Helmut Schanze (Hg.), Bausteine, Siegen 1988, S. 53. 49 von Sendungen war die Vorbildfunktion, die amerikanische Fernsehspiele in dieser Zeit hatten. So bescheinigte Helmut Pigge 1958 den besten amerikanischen Fernsehspielautoren wie Paddy Chayefsky, Tad Mosel, Reginald Rose oder Rod Serling, daβ sie "...im Gegensatz zu ihren europäischen Kollegen - mehr Sinn für die formale und handwerkliche Bewältigung eines Stoffes (haben), und das ist etwas, was man lernen kann". 27 Einem 1962 in epd/Kirche und Fernsehen veröffentlichten Aufsatz läβt sich entnehmen, daβ im einzelnen vor allem die fernsehadäquate Umsetzung, die Dichte und Ökonomie des Erzählens, die Lebendigkeit und die durch die Bevorzugung von Alltagsthemen und alltäglichen Protagonisten geschaffene Möglichkeit der "Selbst- identifikation der Zuschauer" als vorbildhaft empfunden wurden. 28 Vergleichbare Diskussionen zu den Programmbereichen Spielfilm und Serien sind zwar nicht dokumentiert, verschiedene Indizien sprechen aber dafür, daβ auch hier der Einfluβ des amerikanischen Fernsehens auf die Programmgestaltung in der Bundesrepublik weniger durch Ankäufe denn durch Adaption manifest wurde - und bis heute wird. Daβ zumindest im Gemeinschaftsprogramm der ARD amerikanische Serien nie eine groβe Rolle gespielt haben, darauf hat ARD-Programmdirektor Dietrich Schwarzkopf in seinem bereits oben erwähnten Tagungsbeitrag hingewiesen: Bis heute hat es zur Hauptsendezeit zwischen 20 und 22 Uhr im ARD-Programm nie mehr als eine US-Serie im Wochenprogramm gegeben, angefangen bei den Zeiten von "77 Sunset Strip" und "Perry Mason" bis hin zur Gegenwart, in der sich "Dallas" mit "Magnum" abwechselt. Würde man das ZDF-Programm in dieser Hinsicht unter- suchen - was bis heute noch niemand getan hat -, käme man mit einiger Sicherheit zu dem gleichen Ergebnis. Wesentlich höher liegt der Anteil von US-Serien im Hauptabendprogramm lediglich in den Programmen privater Sender - aber das ist schon wieder ein völlig anderes Thema. Ebenso bruchlos stellt sich die indirekte Einfluβlinie von US-Serien auf das bundesdeutsche Programm dar. Hier findet man etwa in der Frühzeit des Fernsehens in der 27 28 Helmut Pigge, "Best Television Plays" (Rezension), in: Rundfunk und Fernsehen 4/1958, S. 397. Vgl. "Eine wichtige Programm-Kategorie fehlt noch. Wo bleibt eigentlich das Fernsehspiel?", in epd/Kirche und Fernsehen vom 10.02.1962, S. 2. 50 BRD den Hinweis, daβ die "Stahlnetz"-Reihe von Autor Jürgen Roland in bewuβter Anlehnung an die US-Serie "Dragnet" konzipiert wurde. 29 In neuerer Zeit wurden - um im Genre Kriminalfilm zu bleiben - die "Tatort"-Kommissare Kressin und Schimanski nach US-Vorbildern gestaltet, ein scheinbar typisch deutsches Produkt wie "Das Traumschiff" des ZDF ist sogar eine exakte Kopie des amerikanischen "Love Boat" bis hin zum Aufbau des Vorspanns. Kommen wir an dieser Stelle nochmals auf die zu Eingang als "roter Faden" vorgestellten Kernfragen zurück. In bezug auf fiktionale Unterhaltungssendungen bedeutete "Amerikanisierung" in der Anfangszeit des bundesdeutschen Fernsehens vor allem die Orientierung an Mustern des US-Fernsehens - die sich bis heute erhalten hat - und erst in zweiter Linie die direkte Übernahme von amerikanischen Sendun-gen. Dies änderte sich erst im Verlauf der sechziger Jahre, als das bundesdeutsche Fernsehen auf einer anderen Ebene "amerikanischer" wurde, indem insgesamt der Unterhaltungsaspekt eine gröβere Rolle spielte. Als Folgewirkung stieg dann auch die Zahl der in den USA angekauften Unterhaltungssendungen deutlich an. Dieser - wenn man so will: allgemeine - Amerikanisierungsprozeβ läβt sich in hohem Maβe einfach als Normalisierungsprozeβ charakterisieren. Das neue Medium Fernsehen war in den fünfziger Jahren vor allem ein Faszinosum: Es war ein "Zauberspiegel", "Fenster zur Welt", und deshalb konnte zunächst jede Art von Sendung mit groβem Interesse rechnen. Was übrigens, wie unlängst in der Reihe "Frühe Fernsehjahre" dokumentiert, schon bald zu Warnungen vor der verderblichen Fernsehsucht führte, da viele Zuschauer das komplette Programm ansahen. Ähnlich global waren auch die meisten Diskussionen angelegt, die sich mit dem neuen Medium beschäftigten. Wurde auf der einen Seite - etwa in der Ansprache des NWDR-Intendanten Werner Pleister anläβlich des offiziellen Beginns der kontinuierlichen Programmausstrahlung - auf den erzieherischen und völkerver- bindenden Wert des Mediums hingewiesen, gab es auf der anderen Seite ebensoviele Stimmen, die das Fernsehen als kulturelles Unglück verdammten. 30 29 Vgl. Gerhard Eckert, Knaurs Fernsehbuch, München/Zürich 1961, S. 243. 30 Vgl. z.B. das Geleitwort zum Themenheft "Faktum Fernsehen" der Zeitschrift Magnum vom Februar 1961. 51 Doch während noch derartige "Das Fernsehen - Fluch oder Segen?"-Debatten stattfanden, hatten sich die Zuschauererwartungen bereits normalisiert. Schon 1955 gaben bei einer Befragung 61 % der Zuschauer an, daβ sie ihr Fernsehgerät vor allem gekauft hätten, um unterhalten zu werden. 31 Zu einem zentralen Faktor bei der Programmgestaltung wurde diese Zuschauer-präferenz durch zwei fernsehpolitische Entscheidungen: erstens die Einführung des Werbefernsehens (zunächst durch den Bayerischen Rundfunk 1956) und zweitens die Einrichtung des Zweiten Deutschen Fernsehens, das am 1.4.1963 den Sendebetrieb aufnahm. Da sich die Höhe der Werbeeinnahmen der Fernsehsender nach den Zuschauerzahlen richtet, die die Werbesendungen haben, wurde mit der Einführung des Werbefernsehens erstmals die Einschaltquote in den Rang eines zentralen Entscheidungsparameters der Programmplanung erhoben; mit der ZDF-Gründung wurde die Programmkonkurrenz in der Bundesrepublik eingeführt. 32 Mit der zweiten Entscheidung war die Jagd auf hohe Einschaltquoten, das heiβt die primär unterhaltungsorientierte Zuschauermehrheit eröffnet, mit der ersten die bis dahin fremde, typisch amerikanische Kopplung von Zuschauerzahlen und Ertrags-lage der Sendeanstalten hergestellt, wenn auch noch unter eingeschränkten Bedin- gungen - bis heute dürfen öffentlich-rechtliche Sendeanstalten Werbung nur an Werktagen zwischen 18 und 20 Uhr als Blockwerbung und - bis vor kurzem - nur zwischen, aber nicht in Sendungen ausstrahlen. So gesehen, stellt sich die Zunahme amerikanischer Unterhaltungsfilme und -serien in den sechziger Jahren als Endprodukt einer ganzen Reihe anderer "Amerikani- sierungen" dar: Die "Amerikanisierung" (sprich: Individualisierung, also höhere Verbreitung) des Mediums insgesamt führte zur "Amerikanisierung" (sprich: Normali-sierung, also Unterhaltungsorientierung) der Zuschaueransprüche an das Medium. Daβ diese schnell eingelöst wurden, dazu trugen nicht zuletzt die - partielle - "Amerikanisierung" der 31 Vgl. Gerhard Eckert, "Zuschauerforschung - in zehn Jahren unentbehrlich geworden", in: Gerhard Eckert/Fritz Niehus (Hg.), Zehn Jahre Fernsehen in Deutschland, Frankfurt 1963, S. 170. 32 Es gab zwar schon ab Mitte 1961 bis 31.3.1963 übergangsweise ein Zweites ARD-Programm, das als Zwischenlösung aber noch keine echte Programmkonkurrenz bedeutet hat. 52 institutionellen (sprich: Einführung von Programmkonkurrenz) und ökonomischen (sprich: Zulassung von Fernsehwerbung) Rahmenbedingungen bei. Kommen wir nach dieser Zwischenbilanz zum zweiten inhaltlichen Schwerpunkt, der Programmsparte Quiz/Game Show, in der "Amerikanisierung" etwas völlig anderes bedeutet als im Bereich der fiktionalen Unterhaltung. Ein erster gravierender Unterschied: Während Spielfilm, Serie und Fernsehspiel im Prinzip keine neuen Formen darstellten, war das Genre "Quiz" insgesamt - was allein die Bezeichnung andeutet - ein US-Import: Derartige Sendungen waren in Deutschland bis 1945 unbekannt, sowohl im Rundfunk wie im Fernsehen. Nicht zuletzt durch den Umstand begünstigt, daβ der neue, bundesdeutsche Rundfunk nichts mehr mit dem alten faschistischen Propagandaapparat zu tun haben sollte, tauchten im bundesdeutschen Radio bald die ersten Quizsendungen auf, von denen zahlreiche (wie beispielsweise "Allein gegen alle" oder "Wer gegen wen?") dann später auch ins Fernsehen übernommen wurden. Diese Quizsendungen waren sehr erfolgreich, was allein daran ersichtlich wird, daβ unter den Radio- und Fernsehstars der Bundesrepublik der fünfziger Jahre zwei Quiz-Moderatoren ganz vorne rangieren: Hans-Joachim Kulenkampff und Peter Frankenfeld. Zwar hat sich bis heute noch niemand näher mit diesem Thema beschäftigt, trotzdem spricht vieles für die Vermutung, daβ vor allem zwei Gründe für den Erfolg der Programmsparte Quiz im Radio und Fernsehen der fünfziger Jahre ausschlaggebend waren: Erstens handelte es sich um eine in den USA bereits bewährte und ausgesprochen erfolgreiche Programmform, die aber zweitens nicht als "amerikanische", also fremde, also mit Niederlage und Besatzungsmacht verknüpfte erkenntlich war. Während amerikanische Filme und Serien wenigstens in Nebenrollen völlig unbekannte Gesichter präsentierten und an weit entfernten Orten zum Teil fremdartige Probleme thematisierten, wobei die Lebensumstände der Protagonisten von der bundesdeutschen Wirklichkeit der fünfziger Jahre deutlich distanziert waren, entfielen die damit verbundenen Akzeptanzprobleme bei der Programmsparte Quiz. Hier stellten deutsche Moderatoren an deutschen Aufnahmeorten deutschen Kandidaten deutsche Fragen. Daβ dieser Sendungstyp, häufig auch die konkrete Sendungsidee aus den USA übernommen worden war, war der Sendung selbst nicht anzusehen. 53 Auf diesem Hintergrund kann es dann auch nicht verwundern, daβ die ersten groβen Zuschauererfolge amerikanischer Sendungen im bundesdeutschen Fernsehen nicht von Serien, sondern von Quizsendungen erzielt worden sind. Lange bevor "77 Sunset Strip" oder "Auf der Flucht" zu Lieblingssendungen vieler Zuschauer wurden, hatten "Was bin ich?" (= "What's My Line?", seit 1955 im ARD-Programm) und "Hätten Sie's gewuβt?" (= "Twenty-One", ab 1958 im deutschen Fernsehen) dieses Ziel bereits erreicht. In beiden Fällen unterschieden sich die deutschen Versionen allerdings deutlich von den amerikanischen Originalen - nicht nur dadurch, daβ sie frei von Werbung waren, während die US-Varianten durch Werbung für den die Sendung finan- zierenden Sponsor unterbrochen wurden, dessen Firmenlogo zudem in die Kulisse integriert war. Nehmen wir als Beispiel "Hätten Sie's gewuβt?" bzw. "Twenty-One". Schon die Titelgebung deutet an, in welcher Richtung die Hauptunterschiede zu suchen sind: Während der Sendungstitel "Twenty-One" den Aspekt des Gewinnens hervorhebt (Sieger einer Spielrunde war der Kandidat, der als erster 21 Punkte erreichte), wird bei "Hätten Sie's gewuβt?" der Inhalt der Spielfragen in den Vordergrund gestellt. In der Formulierung als Frage, die an jeden einzelnen Zuschauer gerichtet ist, wird dabei zusätzlich unterstellt, daβ es hier um wichtiges Wissen geht - die Nachfrage, ob man etwas weiβ, ist nur dann sinnvoll, wenn dem zu Wissenden auch Wert beigemessen wird. Tatsächlich spielten bei "Twenty-One" die Gewinne eine entscheidende Rolle - wer es schaffte, in mehreren Spielrunden Sieger zu werden, konnte über 100.000 Dollar gewinnen. Ganz anders die deutsche Version: Bei "Hätten Sie's gewuβt?" war bereits ein Fernsehapparat ein Spitzenpreis, der erst nach vielen Spielrunden zu gewinnen war. Diese Zurückhaltung in bezug auf die Gewinnmöglichkeiten - die übrigens für alle Quizreihen galt - war nicht zuletzt durch die allgemeinen Lebensbedingungen der fünfziger Jahre bedingt - in dieser Noch-lange-nicht-Wohlstands-Gesellschaft wären zu hohe Gewinne in Quizsendungen als geradezu obszön von den Zuschauern abgelehnt worden. 33 33 Diese These läβt sich indirekt dadurch belegen, daβ die Frage, welche Leistungen von Spielkandidaten welche Spielgewinne rechtfertigen, bis heute immer wieder in den Leserbriefspalten der Programmpresse diskutiert wird - immer dann, wenn eine Sendereihe gegen offenbar weit verbreitete Vorstellungen über eine angemessene Preis-Leistungs-Relation verstöβt. 54 Dafür, daβ "Hätten Sie's gewuβt?" insgesamt deutlich anders aussah als "Twenty-One", war in hohem Maβe Spielleiter Heinz Maegerlein verantwortlich. In einem vor wenigen Monaten geführten Interview erklärte er, daβ die Beschränkung auf ein eher bescheidenes Gewinniveau für ihn eine Grundvoraussetzung für die Entscheidung, die Sendung zu leiten, gewesen war: "Nicht die Preise, sondern das Spiel sollte im Mittelpunkt stehen." Deshalb wurde in der deutschen Version auch Wert darauf gelegt, daβ sie nicht so "optisch lieblos" 34 daherkam wie die amerik- anische, sondern mit optischen und akustischen Inszenierungsmitteln attraktiv gestaltet war. An dieser Stelle ist anzumerken, daβ die Wahl eines niedrigen Gewinnwertes bei "Hätten Sie's gewuβt?" im nachhinein betrachtet noch aus einem anderen Grund eine sehr weise Entscheidung gewesen war. Praktisch zeitgleich mit dem Start der Sendereihe in der Bundesrepublik wurde in den USA publik, daβ in fast allen Quizreihen, in denen es um viel Geld ging, auf Veranlassung der Produzenten systematisch betrogen worden war. Um hohe Einschaltquoten zu erreichen (von denen ja die Finanzierung der Sendungen abhing), wurden bestimmten Kandidaten bereits vorher die richtigen Antworten auf Spielfragen mitgeteilt (bzw. solche Fragen gestellt, von denen die Produzenten wuβten, daβ den Kandidaten die Antworten bekannt waren). Ziel der Manipulationen war, einerseits beim Publikum beliebte Kandidaten möglichst lange als "Returning Champions" in den Sendungen zu behalten und andererseits besonders spannende Spielverläufe zu inszenieren. Als Folge dieses "Quiz-Skandals" verschwanden nicht nur alle betroffenen Sendungen und für längere Zeit alle Spielshows mit hohen Gewinnmöglichkeiten aus den Programmen der Networks, auch der Begriff "Quiz" wurde kaum mehr verwendet. Sendungen dieses Typs werden heute fast durchgängig als "Game Show" bezeichnet. Auf die Entwicklung der Programmsparte in der Bundesrepublik hatte dieser Skandal keinen Einfluβ - Betrugsvorwürfe wurden hier nie erhoben, es gab auch keinen Grund dafür. Immerhin haben wir aufgrund dieses geschichtlichen Hintergrundes die auf den ersten Blick verblüffende Situation, daβ das "Quiz", eigentlich ein Programmimport aus den USA, heute sowohl als Begriff als auch in Gestalt von Sendungen in der Bundesrepublik beliebter und verbreiteter ist als in den USA. 34 Beide Zitate nach der Sendung "Frühe Fernsehjahre" vom 22.3.1990. 55 Aber kommen wir nochmals auf die Quizsendungen der fünfziger Jahre zurück und auf ein weiteres Detail, das veranschaulicht, wie auch bei Sendungsimporten den Zeitumständen Rechnung getragen wurde. Das Fernsehen war, wie oben angedeutet, in den fünfziger Jahren noch eine durchweg ernste Angelegenheit. Diesem Umstand muβten auch reine Unterhaltungs-sendungen Tribut zollen. Gerade anhand von "Hätten Sie's gewuβt?" und "Was bin ich?" läβt sich zeigen, wie solche zeittypischen Legitimationen ausgesehen haben. Auf einen Aspekt wurde bereits hingewiesen - die Formulierung von Sendungstiteln als an die Zuschauer addressierte Frage, die der betreffenden Sendung Bedeutsamkeit unterstellt. Bei "Hätten Sie's gewuβt?" wurde noch einen Schritt weiter gegangen - eine Fragenkategorie hatte den Titel "Was man weiβ - was man wissen sollte": hier wurde aus der indirekten Unterstellung eine explizite Forderung. Im Falle von "Was bin ich?" wurde ein anderer Weg beschritten. Hier war es der Untertitel, mit dessen Hilfe Seriosität und Anspruch reklamiert wurde. Heute nur noch als "heiteres Beruferaten" bekannt, wurde "Was bin ich?" in den ersten Jahren als "Psychologisches Extemporale mit sieben unbekannten Gröβen" ausgestrahlt - ohne daβ sich der Sendungsinhalt von dem unterschieden hätte, was wir heute kennen; selbst das Rateteam war (fast) dasselbe. Seit den Anfangszeiten des Fernsehens in der Bundesrepublik haben amerika- nische Quizsendungen und Game Shows kontinuierlich eine wichtige Rolle in unserem Fernsehprogramm gespielt. Wollte man diese Rolle quantifizieren, käme man in etwa auf einen Anteil von 20 % des gesamten Programmangebots. Auffällig ist dabei aber, daβ amerikanische Produktionen nicht gleichmäβig auf allen Programmplätzen vorzufinden sind. Betrachtet man z.B. die Gruppe der groβen, 90-minütigen Sendereihen, insbesondere die aufwendigen Samstagabendproduktionen, erweist sich der amerikanische Einfluβ auf die Programmsparte als bemerkenswert gering - falls hier überhaupt einmal Lizenzproduktionen zu finden sind, stammen die Lizenzen eher aus europäischen Ländern. Zu diesem Befund ist anzumerken, daβ nach dem erwähnten "Quiz-Skandal" derartige Sendungen in den USA aus dem Hauptabendprogramm völlig verschwunden sind. Unterhaltungsangebots Sie sind geblieben, zwar aber immer des ein wesentliches Unterhaltungsangebots im Element des Tages- und Vorabendprogramm, das durchgängig nach 30- bzw. 60-Minuten- "Timeslots" organisiert ist (was abzüglich der Werbung effektive Sendelängen von 23 bis 45 Minuten bedeutet). Da sich 56 aus kürzeren amerikanischen keine längeren deutschen Sendungen machen lassen, ohne daβ dabei wesentliche Spannungsmomente verlorengehen, werden konsequenterweise amerikanische Lizenzproduktionen auch in der Bundesrepublik bevorzugt auf "kürzeren" Programmplätzen gezeigt - im Nachmittags- und Vorabendprogramm sowie auf der 45-Minuten-Quizleiste der ARD am Dienstag. Während der Umfang des Quiz- und Game-Show-Imports aus den USA bis heute in etwa gleichgeblieben ist, hat sich das, was importiert wird, gerade in den letzten Jahren merklich verändert - und das in mehrfacher Hinsicht. Dazu nur einige Stichworte: 1) Das in den USA der fünfziger Jahre - bis zum Quizskandal - und auch in neuerer Zeit wieder verwendete Rezept, sehr hohe Spielgewinne zur Steigerung der Attraktivität von Sendungen einzusetzen, haben in der Bundesrepublik vor kurzem erstmalig die Privatsender RTL (mit "Der Preis ist heiβ") und SAT 1 (mit "Glücksrad") übernommen. 2) Ebenfalls im Kontext der sich verschärfenden Programmkonkurrenz öffentlich-rechtlicher und privater Sender ist eine für die Bundesrepublik neue Form der Amerikanisierung des Ausstrahlungsmodus zu sehen. Ein Mittel, den Zuschauern Orientierungsmöglichkeiten angesichts einer unüberschaubaren Menge von Program-men zu geben, ist das in den USA schon lange übliche "Stripping": D.h. ein Sender bietet an jedem Wochentag zur gleichen Zeit eine neue Folge derselben Sendereihe. Vorwiegend - wenn auch nicht ausschlieβlich - wird "Stripping" in der Bundesrepublik bis heute mit Quizsendungen und Game Shows praktiziert, sowohl bei RTLplus und SAT 1, aber auch schon bei öffentlich-rechtlichen Sendern (z.B. bei Bayern 3 mit "Super-Grips"). 3) Neueren Datums ist auch die Professionalisierung der Art und Weise, wie amerikanische Game Shows in die Bundesrepublik gelangen. Dominierte in den fünfziger Jahren noch der Programmimport aufgrund von Eigeninitiative von Programmachern - d.h. private USA-Reisen wurden genutzt, um sich Anregungen zu holen -, findet heute ein organisierter Programmexport meist über spezielle Zwischenhändler statt. Die derzeit wichtigste dieser Firmen ist Talbot Television Ltd., die der ARD unter anderem "Dingsda", "Herzblatt" und "Sag die Wahrheit" verkauft hat. 4) Mit dieser Professionalisierung verbunden ist eine rigorose Kontrolle des exportierten Produkts. Während Heinz Maegerlein in den fünfziger Jahren "Twenty- One" nach eigenen Vorstellungen umgestalten konnte, legen heute Firmen wie Talbot Television groβen Wert 57 darauf, daβ das Erscheinungsbild einer von ihnen vermittel-ten Reihe weltweit nahezu identisch ist. Mit den Senderechten erwirbt der Geschäfts-partner auch die Verpflichtung, alle Spielregeln, Bühnenbild, akustische und optische Effekte zu übernehmen. Versuchen wir nun ein vorläufiges Fazit: Worin besteht denn nun die "Amerikanisierung der bundesdeutschen Fernsehunterhaltung"? Bei den Vorüberlegungen zu diesem Aufsatz war ein erstes Problem, ob die Amerikanisierung oder die "Amerikanisierung" - in Anführungszeichen - Thema sein sollte, der amerikanische Einfluβ auf unsere Fernsehunterhaltung oder die Auseinandersetzungen über diesen Einfluβ. Ich habe den ersten Weg gewählt, weil bis heute sehr wenig echtes Wissen zu dieser Frage existiert. Ziel des Aufsatzes war deshalb mehr die Problematisierung der Frage als der Versuch einer endgültigen Antwort oder gar Bewertung. Ich hoffe aber, anhand der als Beispiele gewählten Programmbereiche veranschaulicht zu haben, daβ schnelle Antworten zu diesem Problem nur um den Preis der übermäβigen Vereinfachung zu haben sind. Beschäftigt man sich ernsthaft mit dem Thema, zeigt sich sehr schnell, daβ sich hinter dem Stichwort der "Amerikanisierung" der Fernsehunterhaltung - die an sich unbestritten ist - eine Fülle sehr unterschiedlicher Phänomene verbirgt, die sich nach keinem einzelnen Bewertungsraster beurteilen lassen. Der Begriff läβt sich sinnvoll sowohl mit Dominanz von Unterhaltung wie mit der professionellen Perfektionierung von Sendungen assoziieren, mit der Schematisierung von Angeboten wie mit originellen Differenzierungen - gerade als Abweichungen vom Schema, mit Kommerzialisierung wie mit der Optimierung von Dramaturgien. Noch am ehesten läβt sich der Prozeβ der Amerikanisierung der Fernsehunter-haltung auf eine griffige Formel bringen, wenn man ihn als von inhaltlichen "Amerikanismen" begleiteten allgemeinen Modernisierungsprozeβ interpretiert, als "Modernisierung in Gestalt von "Amerikanisierung". Beide Elemente bei dem derzeitigen Forschungsstand zum Thema separieren zu wollen, ist ein relativ müβiges Unterfangen - es ist ungefähr genauso sinnvoll wie der Versuch sich vorzustellen, wie das US-Fernsehen aussehen würde, wenn es öffentlich-rechtlich organisiert wäre. 57 MEL VAN ELTEREN DUTCH YOUTHS AND AMERICAN MASS CULTURE, IN THE 1920s AND 1950s Responses to modernity and the western civilization process 1. Introduction An evident but significant fact is that Holland is a small country and has always been under the cultural influence of other countries. The awareness of smallness, and of being surrounded by other, larger and more powerful nations has been essential to Dutch national consciousness since the seventeenth century (Goudsblom 1967). Fears of foreign cultural domination referred in particular to France, Germany, and - in this century - the USA (Wilterdink 1990). "Americanization" was feared and resisted particularly in the interwar period by the cultural and intellectual élites, though there were significant exceptions. After the Second World War, when American influences were stronger than ever before, these fears were to some extent expressed again, although the prevailing attitude became more ambivalent. In both periods, but particularly after 1945, variants of pro-Americanism were at stake, some of which were certainly not opposed to specific forms of American mass culture. In this essay my focus will be on the reception of American mass culture in the Netherlands, particularly among youths, respectively in the 1920s and in 1950s; two periods in which the "dialectics of Americanization" were intensely experienced by contemporaries. The central questions are: how were the specific manifestations of American mass culture concerning youths received in the Netherlands among various groups? What groups regarded these American mass cultural forms as threatening? What groups regarded these as liberating? And for what reasons? I will deal with relevant similarities and differences between the two periods. And I will also consider the ways in which American mass cultural forms were partly mediated by other countries, especially England and Germany. But first some preliminary remarks have to be made on conceptual problems of cultural transmission and exchange which present themselves here. 2. The process of borrowing mass cultural forms from America In this context theoretical notions on cultural transmission are highly relevant. In general I underline the following five theses formulated by the cultural historian Robert Darnton: 58 1) The study of cultural transmission requires close attention to the vehicles of communication and their mode of operation; 2) The semiotic conventions of organizing messages need to be studied just as much as the content of the messages; 3) Far from being a matter of passive reception, cultural "consumption" is an activity, the appropriation of a message or the making of meaning at the receiving end of the transmission process. This activity itself varies according to time, place, and social location. The study of cultural transmission therefore involves the study of cognitive styles - of reading, viewing, listening as historical phenomena; 4) The problem of intertextuality: people are incessantly making and taking messages, often in their own way and on their own terms, even under the conditions of modern mass culture, in which professional groups manipulate the media and a mass audience allegedly "consumes" their "product". In other words the fashioning and refashioning of meaning cannot be reduced to the two models that so far have dominated the study of the transmission of culture: the downward-percolation model and the elite- versus popular culture model. 5) The attempt to construct a new frame of reference will not draw heavily on communication theory in sociology - at least not from the old Lasswell-Lazarsfeld way of putting questions: who said what to whom under what circumstances and with what effect? Literary theory and discourse-analysis may be more helpful. One certainly would be foolish to ignore arguments about the way rhetoric can undercut the ostensible message of a text. More specific problems and points of attention which should be covered in a fully elaborated reception history of American mass culture, are the following. - What accounted for the rise, prosperity, and decline of American youth cultural forms in the Netherlands? In this connection the relevant economic, social, cultural-mental and political contexts have to be taken into account. For instance, what power relationships in cultural exchange were at issue, especially with regard to "youth cultures"? Also the relationship between modernization (or civilization) processes and mass cultural forms need our attention, since - as will become clear - "America" symbolized and embodied various kinds of modernity. - What institutions and other vehicles in America and Europe, more specifically the Netherlands, were responsible for transmitting American youth cultural forms to Dutch audiences? What roles did youth specific culture and recreation industries (fashion and design, 59 film, popular literature, music and dance, amusement, sports), mass media and youth organizations, youth clubs, dance halls, jazz- or rock music clubs play? In this connection the influences of pedagogics and other psychosocial practices modeled upon American exemplars are relevant too. - What exactly did American mass culture - actually or supposedly - influence, due to what real or putative causes, and for what reasons? - What meanings and connotations were attached to the forms and contents of American mass culture concerned? What images, fantasies and/or myths of America did each of the groups involved hold (e.g. specific images about America in rock music)? How were these images represented? With what material and immaterial cultural elements were the associated? What own contributions did Dutch youths make, and what re-interpretations did they give? In addition attention to the aesthetics of youth cultures should be paid. We should ask what psychological and social functions these aesthetics fulfilled as to the needs, wishes and preferences of the youths involved. - What role models and behaviour codes were implied in the information and images of American mass cultural forms as offered by culture industries and mass media? How were these received by young people of various classes? - To what extent did a process of "decontextualization" occur during the cultural transmission and dispersal of the mass cultural forms concerned? How did these evolve in the European, respectively Dutch context? Did specific variants possibly assume a high-brow status (e.g. modern jazz)? Or was a development towards a relatively autonomous, mass-mediated culture (see below) at stake which had only weak, or almost no links with American mass culture in a stricter sense? Also a comparison with similar reception processes in other societies might be made. Comparative - and per definition interdisciplinary - culture studies offer opportunities for obtaining clear insights in processes of cultural transmission and cultural impact which can hardly or not at all be achieved in other ways (Blair 1988). All "traditional" social-scientific and cultural historical research strategies can be followed, of course. With regard to the meanings of the cultural formations which are at stake also semiological and structuralist analyses could be made (a brief and clear exposition is given by Bourne 1981). 60 Crucial for countries like Holland which are at the nexus of various cultural streams was (and still is) the import of American popular culture as mediated by other, especially neigbouring countries, in this case England and in the secondary instance (West) Germany. Before the big expansion of modern mass media - and their creation of a "global village", not in the least concerning youth cultures - , and also before the higher rates of geographic mobility of young people such intermediating processes were very probably more important than nowadays. We now arrive at the crucial topic of "superculture", to use a term coined by Bigsby: "Although American popular culture necessarily carries the imprint of the society which produced it, its movement beyond the confines of America changes both meaning and structure. It becomes plastic, a superculture, detached from its roots, and widely available for adaptation, absorption and mediation." (Bigsby 1975: xii-xiii) This implies that no complete cultural homogenization (or cultural levelling) is at hand: "Rather, American popular culture Hollywood films, advertizing images, packaging, clothes and music - offers a rich iconography, a set of symbols, objects and artefacts which can be assembled and re-assembled by different groups in a literally limitless number of combinations. And the meaning of each selection is transformed as individual objects - jeans, rock records, Tony Curtis hair styles, bobby socks etc. - are taken out of their original historical and cultural contexts and juxtaposed against other signs of other sources" (Hebdige 1982: 216). Nevertheless, in this connection we can often discern phenomena of "Americanicity" (or "Americanicité", a neologism borrowed from Roland Barthes, 1977), which are concentrated round the theme of some youthful and dynamic life, filled with excitement and adventure, and dominated by an imaginary "American" surrounding (Chambers 1985: 38). With these considerations in mind, I will now present two case studies which have been theoretically informed by the previous notions. Since our central topic primarily concerns the developments in the 1950s, I will concentrate my discussion mostly on the second case which pertains to that period in the Netherlands. 3. Case study I: "Roaring twenties" in Dutch society? When studying the reception of American mass culture in Europe the "roaring twenties" in the Netherlands constitute an interesting case. During the interwar period this small country, undergoing the radiations of various cultural formations (German, French, British, American), 61 was a conservative society par excellence, qua economical structure, qua ideological anchoring, qua attitudes to the developments which took place elsewhere in the world. (Though there were countervailing trends which I will articulate later.) So one may expect that the various kinds of modernism and modernity that were at stake in American high and popular culture of the twenties were at right angles to the cultural life that prevailed in the Netherlands at the time. This leads us to the obvious questions: to what extent, and how were the AngloAmerican mass cultural contents and forms received among the Dutch? And what were the outcomes of the socio-cultural clashes that took place in the Netherlands? First of all one has to discern that Holland had not taken part in the First World War, but as a military weak and vulnerable trading nation kept to its traditional neutral position and peace-policy. The substantial challenges abroad which had made the older view of man and society shake to its foundations, were absent in the Netherlands. There was no "lost generation" in Dutch society - like, for instance, members of the generation of American intellectuals who had participated with a certain idealism in the war in Europe - whose ideals and values, belief in progress and in a meaningful existence were shattered in the trenches and on the battle fields. There were neither father- or sonless families, nor traumatized war-veterans who had participated in the atrocities and suffered from severe attritions. The closest experience of the war - and yet an indirect one - for most people had been the personal contacts with the hundreds of thousands of Belgian civilians and around 35.000 Belgian soldiers, next to small numbers of British and German soldiers, who took refuge in the Netherlands. As a result, the levelling effect of the war had been lacking which elsewhere had blurred ranks and classes, increased geographical and social mobility, and essentially had a democratizing effect over there. Neither was there a direct impact of the war on moral standards, and on cultural forms and aesthetics in art like in the belligerent countries (Eksteins 1989: 208-238). Yet the war had not left the country unstirred, since for that there were too many links with the neigbouring parties at war, both culturally and economically. Besides, an international change in power balances had taken place. The strong rise of the United States of America as a nation with world power had its impact upon the Netherlands too, not only as to modernization of economic life, but also of everyday life - and its material and symbolic culture - of the population at large. For the intellectual and cultural élites Germany, with its Humboldtian 62 ideal of Bildung, was still the primary reference-society, however; and at the secondary level France and England fulfilled such a function. Very characteristic of the twenties were the many contrasts in everyday cultural life, strengthened by the "simultaneity of the unsimultaneous" (that is various socio-cultural formations next to each other at the same time). In the Netherlands these contrasts were articulate, due to the general cultural climate with its conservative overtones, class-distinctions and denominational divisions on the one hand and the relatively rapid dissemination of material and cultural objects conveying messages of modernity, through new and expanding media of communication and modern technology on the other. Various forms and contents of modernity and modernism became highly visible in the public sphere. Next to material aspects of American popular culture, this especially concerned the symbolic level of images and sounds offered by mass media and culture industries, with regard to film, popular music, fashion and design, amusement and leisure. The reception of American mass culture among Dutch youths concerned at least three domains of culture: a) the leisure culture of the rank and file which built on a mixture of working class culture and folk culture, with traditional riotous manifestations of the youth, like "eel-pulling", and the "lazy-bones"-feast, a rudiment of a Dutch variant of the older charivari; b) the modernist movement among small groups of artists, and c) the conspicuous consumption culture of the well-to-do, following the latest trends. In the first instance the mass cultural impact from America mainly pertained to the cinema films: westerns, melodramas, comics, love stories; and vicarious participation in sport by watching "Americanized" sporting games. Only partly was there an active participation of working class youths in the new body culture (modern dances and sports like tennis, rowing, hockey) and jazz music. This was mostly confined to dancing in public dancing-places; for the rest the latter domains remained almost fully reserved to middle- and upper-class youths. Especially for those youngsters who belonged to liberal circles in trade and industry, and first of all the nouveaux riches among them, the "roaring twenties"- culture from the American better off became the primary frame of reference for the ways they spent their leisure. In this context one has to discern that the reception of American culture was partly mediated through the socio-cultural contexts of the metropoles of France and Germany and, only secondary, also of England (Wiser 1982, Laqueur 1974, Jenkins 1974). A significant element was the escapism of young Anglo-Saxon intellectuals 63 and artists to specific cities of Europe (Paris, Berlin, Munich, Budapest, Vienna), but also less obvious places like Bucharest, Rapallo, Bandol, for instance. In the 1920s the American lost generation's presence in Europe was manifest mainly in France, and this mostly concerned a new impetus to modernism in the arts. The radiance of its culture as well as the ready reception it received in Paris at the time, may have been more limited for that very reason. Anyhow, its influence was only lightly felt in the Netherlands, also due to the fact that Germany remained the primary reference-society for the Dutch. Moreover, in Europe since the turn-of-the-century, modernism and the modern experience had pressed on the most in the urban, industrial parts of Germany, and above all its capital Berlin. This concerned all domains: economic life, industry, science and technology, the arts, politics, morals and manners, and last but not least: warfare. According to Modris Eksteins in his fascinating book Rites of Spring (1989), on the eve of the war Germany was "the foremost representative of innovation and renewal. She was, among nations, the very embodiment of vitalism and technical brilliance." (Eksteins 1989: xv). And after the trauma of military defeat in 1918, the radicalism in Germany, rather than being subdued, was accentuated. In this undoubtedly challenging view - in which the political and cultural differences within the country are neglected, due to a Hegelian-like conception of the state as embodiment of a specific idea or ideal - Germany has been the modernist nation par excellence of the twentieth century. During and in the aftermath of the Great War a cultural warfare took place among the people involved which culminated into new moral standards and new aesthetic forms of art. The prewar form of modernism, with its positive urge, had shifted to America which was recognized in Europe. Most moderns in the sphere of culture and arts were enchanted by the cultural artifacts, and the spiritual and youthful energy that America exported. The glittering American Dream - with its various rags-to-riches stories - enthralled the working classes of Europe. Some other moderns were ambivalent, however, and the traditionalists fervently opposed these influences, of course. While in the postwar period there was everywhere a natural scepticism about "Americanization", in the end it was in Germany that the least resistance was shown. "There the self-doubt was most profound, and America capitalized on this doubt, both figuratively and literally." (Eksteins 1989: 271). In the Weimar Republic each of the groups involved borrowed specific 64 elements from the big and heterogeneous constellation "America". From around 1923/24 for many of the owners and managers of big companies the USA became the model country par excellence concerning modern technology, work methods and management practices (Taylorism and Fordism). This even partly applies to the trade unions and labour movement, especially their social-democratic variants. But also within the arts (literature, music, architecture) the USA offered ideal examples for particular groups of intellectuals and artists, spread across the political spectrum. Within the domain of leisure and recreation several elements from American popular culture - fashion, popular music, modern dances, musicals, revues, horror films, melodramas, "trivial literature", "American" sports - were imported and incorporated into the German culture and amusement industries. In this connection also elements from "high" and "low" culture were intermingled (Hermand & Trommler 1988: 49-58, 69-89, 313-322, 401-407). In the early 1920s even a USA-cult developed in élitist circles in Berlin. Especially among young male artists, like for instance Brecht, an "American look" (beardless with sharp profile, "steel body") was in vogue; overt sexuality and rough kinds of sport like boxing were understood as an indication of self-assurance. Against the "bloodless abstractness of expressionism" one now discovered modern civilization as "second nature" and celebrated its material objects, with American skyscrapers as the prototype. This America-anarchism of intellectuals changed into a critique of American capitalism in the mid-twenties, when American investors penetrated the German economy, following the example of the Dawes loan in 1924. Beside, among middle- and upper-class youth of the big city (Berlin), "Americanism" in the form of "roaring twenties"-fashion, dance-crazes, jazz music and songs, and possibly also driving in cars or on motor-bikes, was very popular. This trend was criticized through parodies in many musicals, however, while also specific students' journals opposed the "naturalistic-bestial moment" of jazz music (Schäfer 1986; Hermand & Trommler 1988: 149151). Particularly Germany's popular culture had a strong impact on the public at large in the Netherlands. Many "American" influences entered Dutch society from Germany, that is mostly from Berlin, Europe's "New York" at the time. German popular culture in its turn was influenced by American mass cultural forms and trends, putting their stamp on part of the 65 numerous German "schlagers" (hits) - with a peculiar mixture of German and English words in their texts -, on musicals and on the UFA-entertainment films in some of which also two Dutch film actresses, Truus van Aalten and Lien Deyers, played the leading lady. The UFA (Universumfilm Aktiengesellschaft)-studio's were to a high extent financed by American investors; there were close links between the film industries of both countries too; the Hollywood-Berlin connection flourished. But also Germany's modernist trends in the arts exerted their influence on the Dutch. After 1918 Dutch artists (writers, painters, musicians) and intellectuals regularly visited the city of Berlin or went to live and work there for some time. Like other members of the "generation of 1914" they were fascinated by the image of the traveler. They were "wanderers between two worlds", wanderer between the dead world of the war and the still indeterminate new world. The urge to leave one's own country and travel elsewhere, preferably to some big metropole, ran parallel to the urge to spiritual and societal innovation, towards living dangerously and vitalism (Wohl 1979). Several of them actively took part in Berlin's night life, with its mixture of all kinds of high and low brow culture with strong "American" overtones. Also Dutch tourists who spent a long weekend or a vacation there, underwent such metropolitan experiences. Those Dutch well-to-do youths who were involved in the roaring twenties-culture, were also attuned to the Berlin-scene, next to Paris and London. Their biggest geographical concentration was to be found in the cities and adjoining villages and small towns in the western and central part of the country, where the "modern dynamic culture pattern" had penetrated the most. Significant meeting places were dancings like Heck at the Hague, Handorff at Laren, Pschorr and la Gaîté both at Rotterdam, l`Europe, Krasnapolsky and Trianon at Amsterdam; public etablishments like café Americain at the Leidseplein and Café Mille Colonnes at the Rembrandtsplein in Amsterdam; and also fashionable tearooms in various towns (e.g. Lensfeld-Nicolas at the Hague) and the like. Department stores like de Bijenkorf, De Bonneterie, Gerzon were also in vogue, because of the fashionable goods which could be seen and bought there, and the possibilities of lounging and showing-off new fashionstyles which these settings offered. Beside, these youngsters spent their leisure-time within sporting-clubs, especially for tennis, hockey, rowing, sailing and swimming. Americanized life styles were particularly manifested at the balls in these clubs and in artists' studios. Even more significant were the parties, balls and feasts which were organized within intimate circles and 66 networks - not seldom real coteries - of family-members, friends and acquaintances. Cosy Dutch family life had its strong impact here too. The conspicuous consumption patterns and leisure activities concerned were closely linked to, and constrained by domestic life at parental homes. In this the denominational segregation of the country set its limits too. Though one should not exaggerate its role whereas these social milieus belonged to the more liberal segments of the population. The spectre of Americanization; three central issues With regard to "Americanization" in the Netherlands, three problematics were high on the agenda of the cultural élites: 1) advertizing, 2) cinema and American films for a mass audience, and 3) the new body culture concentrated around "modern dances" (and associated popular music), Americanized sports and fashion. It must be emphasized that particularly in the first two instances and to some extent in the third one too, visual images which were at right angles to "Calvinist" Dutch culture, constituted the essentials of the cultural form. Following similar developments in America, in all three cases an "American" cult of youthfulness was at issue too. The symbolic role attributed to youth and youthfulness in relation to modernization and modernity was crucial here. Especially the second and third issue led to moral panics and intervention strategies with regard to leisure of youth (see for further details van Elteren 1990a). Through advertizing certain norms were stated and publicly presented to which people had to conform in order to be up to date to modern times. Influenced by advertizing, especially young women began to pay more attention to their personal appearance. In the American advertisements from that time we see the woman depicted as delicate, slender and refined, with a stretched-out body-shape. Around 1920 advertizing in the Netherlands as a whole still was the work of dilettantes, however. And only from 1921 onwards, gradually new advertizing practices modelled upon American exemplars, were introduced. This led to strong counter-reactions in cultural élitist circles like the Bond Heemschut, founded in 1911, with "the guarding of the beauty of the Netherlands" as its central aim, and advertizing one of its chief enemies. Advertizing was supposed to introduce "hostile" values into the Dutch society, and impair its true identity, and would also have "an immoral, an untruthful trait in its nature" acccording to a leaflet published in 1915 already (Leliman 1915). The criticisms in the twenties 67 would have the same tenor, in spite of the fact that not only in collective advertizing campaigns like Koopt Nederlands Product [Buy Dutch Product], but also in strictly commercial campaigns, typical Dutch motifs and arguments were often used. Foreign and inimical values, imported by advertizing, were chiefly from American origin, and could be discerned, for instance, in advertisements for Pond's Vanishing Cream and Cold Creams, in which a "liberated" American woman (looking like a flapper or Hollywood star), with a beauty according to fashionable American standards, was the role model par excellence. The same cultural pessimism concerning the impact of advertizing was expressed by the well-known Dutch historian of culture, Johan Huizinga. In his first book on America, first published in 1918, he depicts America as a nation full of superficiality; a "newspaper culture", and in the American newspaper the advertizing style prevails, also in its editorial part: short news items, exaggerated wording and screaming headlines. Meant as a remedy against poor attention, the means is worse than the disease. After a while the reader only beliefs half of what he reads: he is aware that it is only advertizing. The outcome is "a dangerous volatilization of the intelligence and exteriorisation of the mental life." (Huizinga (1920) 1950a: 331) The most essential element of Huizinga's America-criticism, which was shared by many members of the intellectual and culture élites in the Netherlands, was the fear of the "mechanization of the society". This expression referred to a variety of processes such as the tendency to make everything uniform, levelling, bureaucratization, trustification and the like. Like Tocqueville had asserted that the democracy had attained its ultimate limits in America, Huizinga thought that the "matter of modern culture" was being settled in the USA. That risk would also be present in the Netherlands. This anti-Americanism was seldom contested by those Dutchmen, chiefly intellectuals and wealthy people, who visited the New World in the interwar period. (Huizinga would do so too, in 1926). To the contrary: it was the fear of the mass, of mass democracy and mass production which resounded in many travel accounts (De Graaff 1986). Fortunately for the critics, as to advertizing till the 1930s the government always chose their side. Advertizing agencies were obliged to adjust their play-bills and advertisements to the aesthetical and moral standards that were applied by local authorities. Only in the thirties the Anglo-American style of advertizing - including a stronger "psychologization" of advertizing, influenced by applied psychology - would obtain its hegemony. 68 The popular cinema film became an even more controversial topic with regard to the "Americanization" of Dutch society. Some participants in the debate thought that if the artistic and educational components of films could be improved, the moral danger of the cinema would lessen automatically. They were protagonists of a refinement of the film and advocated the elevation of the film to art. Especially in those circles which combatted the popular cinema and from which the protagonists of film art came, anti-Americanism was a much prevailing conviction. In fact the first confrontation on a big scale between the High culture of the intellectuals and American mass culture took place in the cinema. In 1924 L.J. Jordaan, the film reviewer of the leftist-liberal weekly De Groene Amsterdammer, published an article on "film infatuation" and the Rudolph Valentino-hysteria and more generally on "American barbarism". In this he did not aim at the burlesque (the slapstick) and Western which film genres he appreciated because of their "honest", naive and - be it clumsy creative features and their recreational possibilites for a general audience. His prime target were "love dramas" with the fatal woman, the vamp and her sex appeal, and her counterpart the perfect lover with Rudolf Valentino as its prototypical representant. This critique received strong support from the later man of letters, Menno ter Braak, then still a student at the University of Amsterdam. He expressed his approbation in the student-weekly Propria Cures, and even made the offer to organize students' "whistle-brigades" for a more drastic action against bad films which was never to materialize, however. Ter Braak and Jordaan were among the founders of the Filmliga, founded in 1927, which organization had as its main goal to develop film in the Netherlands into a full-grown, autonomous art form. Also in 1927 Huizinga ventilated his critique on mass film and cinema, in his book Amerika levend en denkend. In his opinion film, photography and reproduction-art, the outcome of technological progress, had caused a shift from reading to watching in our civilization. Through "ideographic" information (pictures), the mind assimilated the information much easier. This did not have to lead to a levelling, provided that it would imply a selection of the "essence" in a new form. Having become the object of mass production it would be meaningless, however. Photographic reproductions would show just the things which were not opportune, like, for instance, statesmen shaking hands. Film had the most important position in this big shift from word to image. According to Huizinga the cinema was the most powerful promotor of democracy. Film became, through its (supposedly) unambiguous nature the big equalizer 69 which leveled everything to one general standard. Everything which did not conform to a general norm of apprehensiveness and agreeability was excluded (Huizinga (1927) 1950b: 433434). Huizinga's negative appraisal of the mechanistic, naturalistic and levelling effects of film was shared by many Dutch intellectuals, especially men of letters, at the time. However, there was a small, but significant minority among Dutch intellectuals who did not consider film necessarily just a reproduction of visible reality, brought about through "lifeless" mechanical reproduction. These were especially modernist artists who belonged to the Dutch Style group and who saw in film magnificent possibilities of expressing the modern feeling of life of the international avant-garde. For these intellectuals technological progress was not dreadful, but gave - on the contrary - very hopeful signs. A clean sweep would be made and in the future light, air and space would be within reach of all people, instead of being reserved for a small élite. Theo van Doesburg, founder of the magazine for modern art De Stijl, already in 1918 recognized the far-reaching possibilities of the film technique in an American film comedy. The mechanical, analytical and time-dependent features of film considered negative characteristics by the traditional cultural élites - were in the view of Theo van Doesburg, Piet Mondriaan and the film artists of the international avant-garde (among others Hans Richter, Lázló Moholy-Nagy, Man Ray) the very basis for film as art. It was the task of modern artists to create a new form of art by means of the film technique. In the Netherlands this was to remain just theory; film experiments like those in Paris or in Germany were not made in this country. In this context one thing needs emphasis: these modern intellectuals were certainly not opposed to America as symbol for modernism and modernity. Neither were they inclined to make such a rigid distinction between "high brow" and "low brow culture" as the main stream, traditional intellectuals did. The fight against the "cinema-evil" had become a hot issue in 1918, in connection with a flood of German "instruction films" in which sexual life was dealt with in a very suggestive way. Soon after this the flood of "vulgar" American cinema-films, which were very popular among the rank and file, became the primary target of criticism. In this context the topic of censorship was high on the agenda. A government committee which was installed in November 1918, was officially to study which governmental measures were necessary to lessen the "cinema-danger", but in fact this meant a study on the desirability of a governmental film-censorship. After many deliberations in 1926 a legal regulation was definitely settled (and 70 became effective on March 1, 1928) through which the censorship by municipal cinemacommittees - with very different policies and valuations - was changed into censorship by a national committee (Centrale Commissie voor de Filmkeuring). Still from time to time problems around the censoring of films which were to be publicly shown, would arise however. The only norm was that a film should not be opposed to the good morals or public order. It needs no comment that this "simple rule" would lead to very different interpretations. After all, the cinema law of 1926 was the outcome of compromises between various groups in a society based on denominational segregation. The import of jazz music, films and new sports stimulated the interest for the body and a new experience of sexuality. This cult of the body, although already started before 1914, fitted well with the general distrust against things which were not directly tangible, and with faith in the here and now which had internationally been created by the war. Beside, there was a need of distraction and amusement, also firstly stimulated abroad by the war. Next to spectacular trends in women's fashion - short length of skirt and low-necked dress , tennis- and bathclothes for women -, the "sport-epidemic", and nudism, especially the "modern dances" drew much attention of contemporaries. During the twenties the tea-dansant, cabaret-dansant and diner-dansant - which offered possibilities for dancing in the afternoon - became popular in the Netherlands. In this England was the example par excellence and source of inspiration. "Modern dances" from the 1910s, like the tango - known as an erotic and alluring dance -, slow-foxtrot and quick step, had been normalized and standardized there, since 1924 by a special section of the Society of teachers of dancing which made it possible to develop dancing-lessons in a pedagogically justified way. In the Netherlands these dance-styles were rapidly adopted among a larger public, although dancing-lessons were still relatively more taken by well-to-do youths. From around 1916 onwards youngsters from the middle class and the better paid segments of the working class had begun to participate in increasing numbers, however. These standardized dances still embodied the traditional striving after harmony. In the new dances of the twenties passion and excitement were expressed without refined styling, however. The Charleston was considered the most outrageous one. Through a certain domestication, among which suggestions for correct dancing, the latter dances were made accessible and decent for the general public too. But "animal dances" like the turkey trot, the 71 grizzly bear, the bunny hug - originating from the 1910s - were anxiously advised against. Following the development concerned in England, in the Netherlands unions of dancingmasters and dancing-schools were founded which were active in the dissemination of the correct, civilized dance. Together with a further professionalization of the world of dancing, from 1927 onwards, booklets, written by dance-teachers, were published in which the "modern dance" was presented as a healthy sport. The modern dance was presented as correct, sporting but also hard to learn. It concerned a good posture, balance and control of the movements. It would imply pedagogical values: overcoming one's shyness, learning to transform one's phantasies into deeds, developing self-confidence and one's personality as a whole. In spite of these domestication-tendencies, a fear of the moral dangers of dancing remained, especially among Calvinists, but also in various other circles - not in the least among conservative roman catholics -, and the resistance against modern recreational dancing grew. In the thirties the public moral sense was to revive even more strongly. In 1927 the Commissie inzake Volksvermaken [Committee concerning Public Amusements] of the Tucht-Unie [Discipline Union], a private organization aiming at restrictive policies concerning "indecent" and "immoral" demeanour, made an inquiry into "the dance question and the fairs", and asked for governmental intervention. In 1930 a Government Committee concerning the dancequestion was installed which published its report one year later. The committee considered the popularity of dancing a combination of a fashion-trend, individualization of societal life (the loosening of family ties) and the technical simplicity of the dances; in which only rhythm would be needed. It scarcely objected to the modern dance as such, but this would often obtain a sexual character which could only have a bad influence. As a result of the committee`s activities in 1933 an article was to be annexed to the Licensing act which prohibited dancing in public places. In the meantime already several municipal regulations and license-systems were operative which enabled local authorities to control things at specific places and times. Most important for our interest is that this government committee saw in modern dancing a corruption of morals which had penetrated the Netherlands after the Great War under American influence. It shared the general critique of the "Americanization of Europe". It did not like "popular American nigger music", the naïvity and carelessness of the Americans, their superficial and chauvinistic atttitude. But the committee also recognized more fundamental causes. The dancing-hall offered the youths involved a compensation for the proceeding 72 technological development and the specialization and differentiation in the labour process which impaired the organic bonds of family, school and church. The committee did not give concrete suggestions for tackling the roots of these problems, however. Conclusions concerning case I In the light of the prevailing cultural-mental climate it is not astonishing that the popular culture of the "roaring twenties" was generally not welcomed affectionately by the Dutch élites. The big majority of them opposed the advance of "Americanism" and the associated mass cultural forms. This response-pattern was manifest in the moral panics concerned and the social-pedagogical interventions which were practised, from the Right, the Centre as well as the Left. However, there were significant "liberal" minorities, both among the economical and cultural élites, which held a more open-minded, if not positive attitude towards various kinds of modernity, among which those conveyed by mass cultural forms as borrowed from America. The same applies to allied segments of Dutch youth from the middle- and upperclass. The reception of the "roaring twenties"-culture among these youths was liable to domestication processes, e.g. modern dances as mediated through English dancing-schools and women`s fashion styled after neat British exemplars. Furthermore, the conspicuous consumption patterns and leisure activities concerned were often confined to settings, constrained by domestic life at parental homes, and - only secondarily - by denominational segregations. The participation of the rank and file in the "roaring twenties"-culture was mostly at the symbolic level of cinema films: the world of images of film-stars and the vicissitudes of their "private" lives; the watching of Americanized sporting games, and also dancing in public dancing-halls. For the rest these youths kept to their working class and folk culture traditions, subject to the prevailing divisions and distinctions due to pillarization. So, as a whole, the 1920s in the Netherlands were not so much "roaring" but rather constituted a tamed variant of wilder and more spectacular tendencies abroad. 4. Case study II: American popular culture in the 1950s and early 1960s Crucial with regard to the impact of American mass culture was the further modernization of every-day life under American hegemony in the Netherlands during the first decades after the 73 Second World War. The American economic, social, cultural and political interferences with this country within the framework of the Marshall-Aid program influenced production and consumption levels to such an extent that a mass consumption culture gradually developed in Dutch society. This development really carried through in the second half of the fifties. America was the model country par excellence for new consumption patterns in Holland. Via direct import or the adoption of ideas and novelties from the United States, various commodities became popular. This list included not only all kinds of household articles, but also self-service shops, television sets, brand specific automobiles and so forth. The styling of industrial and many other material objects was also heavily influenced by American trends. Especially the streamlining of the equipment and the environment in modern cafés, snack bars, coffeeshops, icecream-parlours, jukeboxes, recordplayers and wireless sets had its impact on the material culture of the youth. However, not only influences from America onto the Netherlands brought about these changes. Also relatively autonomous developments due to further industrialization and modernization occurred within the country itself. This was like in other West European countries; in other words, to some extent an autonomous convergence took place. In this reception history other sgnificant elements are various psychosocial practices in a transatlantic setting: - management practices with America as the model country par excellence; - marketing and advertizing dominated by American agencies; - educational and cultural exchange programmes: study tours of Dutch managers, representants of trade unions, scholars in the natural and social sciences to America, and on the other hand sabbaticals and visits of American scholars and advizers - especially on policymaking within various domains - to the Netherlands (van Elteren 1987). - import of (applied) behavioural and social sciences. One must recognize, however, that various ideas had originally been developed in Europe and brought to the United States through immigrants (many of whom were Jewish refugees). There these ideas were mixed with those "hard-boiled" empiricist and pragmatic traditions which were characteristic features of higher learning in America. In this case especially practical pedagogics as borrowed from America had a big relevance. With regard to changes in the pedagogical relations between young people and their elders, 74 the further influence of the mental health movement - which had already been introduced in the Netherlands during the inter-war years - was of great significance. Through changes in education and research, it contributed to a further modernization and professionalization of the psychosocial intervention practices with respect to youth, especially within the areas of child guidance clinics and youth work. But on the other hand, directly or indirectly - through the popular press, columns in women's magazines or broadcast speeches - this also resulted in a psychologizing of the societal roots of "youth problems" and a further control of pedagogical relations by professionals. Besides positive feelings about America, there were also negative sentiments. Most members of the traditional cultural élite in the Netherlands strongly opposed the advance of "Americanism". (In the postwar years this cultural concern, however, was not seldom related to an admiration for the American political tradition). These policymakers and politicians experienced, to their dismay, that with the orientation on America as a guiding country and the import of all kinds of ideas, products and consumption goods, the Trojan horse of "vulgar mass culture" was also brought in. This was in line with similar developments in other West European countries, especially England and France. The American popular culture which invaded the Netherlands after the war was certainly not enthusiastically greeted by older professional pedagogues and those parents and other elders who were still strongly under the influence of the prewar cultural pattern they had internalized. An essential part of their life history dated from the period before the war, an era which was under the hegemony of the Humboldtian ideal of Bildung of German "higher" culture. The élites of the various religious and ideological "pillars" - characteristic of Dutch society at that time - were very concerned about the appeal which American films and dances and American mass culture as a whole had on youth. They tried to contain this movement through strategies to spread "Culture" among a broader ranger of society. With regard to this policy, hardly any differences existed between the various pillars. It should be emphasized, however, that even the anti-mass culture critiques of Dutch opinion leaders (a.o. well-known social scientists) were heavily influenced by anti-mass culture thoughts of American writers and scholars - of whom a considerable number were former Jewish refugees from Europe (Rosenberg & White 1957; 1971). 75 Dutch youths on the move and harnessing "wild ones" After the Second World War the daily life of Dutch youth was increasingly influenced by developments abroad, resulting from the growth of communication and information networks, increasing geographic mobility and the further internationalization of mass consumption and mass media markets. Already during the liberation of the Netherlands many members of the younger generation had eagerly embraced the popular culture-elements which the American, English and Canadian soldiers brought with them (Kroes 1981: 11-12). In the middle of the fifties Dutch youths began to give more articulate expression of their feelings, in relation to popular music (rock 'n roll and bebop) and other elements of American popular culture. In this period two conspicuous youth cultures were proliferating in the Netherlands, one of the "nozems" (teddy boys), the other of the "artistiekelingen" (existentialists/beatniks). From a certain Amsterdam-centrism - due mostly to a concentration of the press in this city - these were often called after the social-geographic meeting places concerned, the "Dijkers" (Nieuwendijk) and "Pleiners" (Leidseplein). But also elsewhere in the Netherlands such as larger provincial towns and in the city of Rotterdam, one could find variants of both youth cultures, though these were not so manifest as in Amsterdam. An important role was played by various youth specific culture industries and mass media. Processes of commercialization and of domestication took place through which wild youngsters were harnessed, especially attempts at transformation of tedddy boys into neat teenagers, and existentialists/beatniks into trendy twens (see van Elteren 1989, 1990 for further details). In the fifties "tamed teddy boys" and "tamed beatniks" were the ideal types of the "modern" pedagogical discourse which was based on American models. Through social scientific literature and popular writings, the developments in the United States came to the attention of Dutch pedagogues (professional and non-professional). This had its impact on the intervention practices within various domains: family life, education, work, leisure and youth work. The culture and leisure industries also made their contributions in the attempts at domesticating young people. The consumption oriented teenager was an ideal type which had largely been "invented" by advertizing experts. It involved a hedonistic life-style in which "leisure" and "pleasure" were key words. Essentially this concerned a commercial response to the teddy boy, the folk devil of the fifties. The youth oriented culture industries which expanded in the second half of the 76 fifties commercialized the subcultural style-elements of the group and took possession of these features through the commodities which the consumption industry offered to teenagers. Besides a direct orientation on Anglo-American teenage culture, middle of the road Dutch teenagers were also substantially influenced by West German teenage culture which was permeated by American popular culture (Zinnecker 1987). A similar development took place when the extistentialists` and beatniks` life-styles were transformed into that of twens, which was more acceptable to the general public. In this case too, Germany, that is its twen culture, had an impact in the Netherlands. Conclusions concerning case II At the transition of the fifties to the sixties, role models implied in the information and images offered by the culture industries and the mass media began to play a more important role in the development and containment of self-images, social identities and life-styles among Dutch youth. My central thesis is that during this period the influence of the more traditional pedagogical discourse declined and gave way to modern pedagogical strategies of control which were - to a great extent - borrowed from American practices. Closely linked to this development were culture industries directed towards youth which began to mold young people through introducing the ideal types of "teenager" and "twen". On the other hand, however, popular Anglo-American culture appealed greatly to Dutch youths and offered them some freedom, at least in the symbolic-expressive domain. Even the life-style of French existentialism as it was picked up by groups of Dutch middle-class youth, was closely intertwined with American elements, in casu the subculture of the beatniks. (One should recognize that in the first decade after the Second World War original French existentialism itself had in general a positive attitude towards America, cfr. Elsasser 1975: 208-209). These developments which ran partly parallel and partly contrary to each other, created tensions that dominated the social relations between young people and their significant others among the older generations. Although the former ideal types were commercialized and domesticated variants of the "original" teddy boys and extistentialists/beatniks, at the time this nevertheless meant a breakthrough in the societal relations of the Netherlands. These young people deviated from the prevailing ideology of soberness and the calvinistic ethos, which considered enjoyment and 77 having pleasure to be very objectionable. Furthermore, these processes did not just have a onesided influence like is supposed in critical theory of the Frankfurt School-tradition and in kindred left perspectives (Williamson 1978, Lazere 1987). It should be emphasized that the socialization of young people by the culture industry was less imperative than that of the traditional pedagogues. In the commercial market - otherwise than in the case of publicly organized services - power is based on money and not on moral authority or state power. Those who have the necessary money at their disposal can - given a certain commercially organized supply - take less notice of the prohibitions and prescriptions of a public morality. Also one did not have to buy a product and one could still turn off the radio or gramophone for instance. Besides, youth might give its own interpretation to the "message" which was hidden in the interferences and consumption supply of the culture industry (Webster 1988: 24-26, 174-208). This also offered certain degrees of freedom and possibilities to youth. The products which were marketed enabled them to distinguish themselves from adults and peers. Also, by meeting the needs and preferences of youth, the culture industries legitimized specific elements of youth cultures: for instance, hedonism and consumerism by youth. Besides, by means of the mass media, a wider distribution of youth cultures took place. This increasingly offered young people common identification and reference points. "To be modern" in the fifties, when the modernization of everyday life in the Nederlands pressed on forcefully, did not mean so much the liberty to choose one's own way of life, but first of all the flexibility of conforming to the constraints of the existing social system. A fundamental supposition was that people could be allocated in multifarious ways within a functionally ordered society. This was also the dominant stance taken by "modern sociologists" at the time (Gastelaars 1987: 155). Right at this point the more "authentic" (not domesticated) "artistiekelingen" and "nozems" deviated from the rest of the population and - deliberately or not - constituted countermovements to the "civility" of the prevailing cultural climate. The "alternative" life-styles which were imported from abroad offered the bohemian groups and their youthful epigones the opportunities to escape temporarily and situationally from the societal order. But it was a rather small group which identified with the subcultural milieu around the Leidseplein and similar enclaves elsewhere in the Netherlands. They were labeled as "dropouts" by the general public and the hard kernel of these young people experienced a rift between the generations. The majority, however, had rather good relations with under- 78 standing elders, not seldom also their own parents (especially in the new middle-class). To the latter category also belonged the younger generation of "progressive" educators who were aiming at a dialogical relationship between professional pedagogues and youth, within the framework of "youth service", instead of the one-sided pedagogical steering of youth as was still practiced within traditional youth organizations. They were oriented to the more informal codes of behaviour which were implied in the "bargaining household" within the domain of interpersonal relations which was becoming influential in this social milieu. This occurred in the more general context of the over-arching civilization process which pressed further on in these years (Wouters 1986). To a certain extent a similar process took place with regard to the teddyboys from the working-class, be it that this did not involve intellectually articulated protests but rather an attitude against the grain which brought new forms of bodily expressions in the public sphere. This also partly involved "oppositional" elements of a more traditional working-class culture. The relationship of these young people with their parents was, as a whole, not bad, but somewhat loose. In this social milieu, the traditional command household was also gradually dropped as a result of changing power balances between young and old (de Swaan 1982, Zeegers 1988: 156-224, du Bois-Reymond 1990, du Bois-Reymond and van Elteren 1990). These youngsters were often away from home and had a relatively large amount of leisure time. Less working hours than before and new recreational forms offered these working-class boys and girls a greater latitude to take and leave what they wanted. In this they found compensation for their everyday work situations which they considered too hierarchical and as having an overly disciplinary social climate. In this way they also tried, within the constraints of their youth culture, to practice the freedom to do what they themselves wanted. That American symbols and role models could play such an important role, was not in the last instance a result of the decreasing influence of the more traditional pedagogical polity, in favour of more "modern" pedagogical beliefs and practices which were mainly modeled upong American exemplars. Insofar certainly no depedagogization of the sphere of leisure of youths took place, but another pedagogical steering than previously. This applies especially to the middle of the road teenager culture. Another part of the explanation can be found in the circumstance that the American mass culture which became much more influential satisfied existing needs and desires of big groups of Dutch youth. The images, fantasies and myths 79 which lay hidden in this popular culture - about a more exciting reality and a life filled with kicks; the specific content of which might be very different for various categories of youth 35 offered them possibilities to escape from trivial everyday life, at least in their imagination at certain times and in certain places, in order to enjoy life intensively. Paradoxally, in this respect too, America functioned as guiding country, in these countermovements against the "disenchantment of the world" as a result of the modernization processes that took place. Final conclusion If we compare case studies I and II, we may conclude that in both cases "America" embodied and symbolized modernity in its broadest sense. It was a common denominator in the debates on, and responses to various kinds of modernization which were labeled as "Americanization" of the indigenous culture. "America" as such played a crucial role in the action patterns of various groups (differentiated according to class, generation and sex) with regard to the broader civilization process that pressed further on in the Netherlands. In this the "simultaneity of the unsimultaneous" - particularly comprising very different social attitudes towards modernity - led to increased tensions between the groups involved, both in the 1920s and 1950s. It was only in the late fifties and early sixties, however, that generally the power balance between the younger and elder generation really began to change into a more equalitarian relationship, with the new middle class as vanguard. Among parts of the workingclass also gradually a bargaining household evolved, be it that this process was certainly not free from social-psychological frictions. 35 Compare, for instance, California seen as some kind of mythical paradise or teen heaven by middle of the road teenagers (Melly 1970: 8) with the magical appeal it had to beatniks. Each group created its own image of this part of America, and more generally of some "other America". See also, more in general, the key images of America in rock music as analyzed by Greil Marcus (1977, 1985 rev. ed.). 80 Literature Barthes, R. (1977). Image, music, text. London: Fontana. Berman, M. (1982). All that is solids melts into air; The experience of modernity. New York: Simon and Schuster. Bigsby, C.W.E. (1975). "Introduction". in C.W.E. Bigsby. Superculture, xii-xiii. Bigsby, C.W.W. (1975), "Europe, America and the cultural debate". in C.W.E. Bigsby. Superculture, 1-27. Bigsby, C.W.E. (ed.) (1975). Superculture. 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