Probeklausur zur Linearen Algebra I Hinweise zur Berarbeitung und
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Probeklausur zur Linearen Algebra I Hinweise zur Berarbeitung und
Universität Würzburg Institut für Mathematik Prof. Dr. Oliver Roth Dipl.-Math. Sebastian Schleißinger Dipl.-Math. Marcel Ullrich 10.01.2012 Probeklausur zur Linearen Algebra I Hinweise zur Berarbeitung und Lösungsvorschläge Vorbemerkung. Egal, ob Sie die Probeklausur durchgerechnet haben oder nicht: nehmen Sie diese Hinweise nicht einfach als Text zum Durchlesen nach dem Motto „ah, so muss ich das machen“. Lösen Sie die Aufgaben lieber nochmal selbst und gehen Sie die Hinweise durch, wenn Sie beim Lösungsversuch hängen geblieben sind. Die Lösungsvorschläge sind keine Musterlösungen, da es bei den meisten Aufgaben stets mehrere Lösungsvarianten gibt, insbesondere bei Gegenbeispielen in Aufgabe PK.5. PK.1 Für α ∈ R seien 1 Vα = span α2 ⊆ R3 0 1 1 und U = span 4 , 1 ⊆ R3 . 0 1 Bestimmen Sie in Abhängigkeit von α ∈ R eine Basis von U + Vα und U ∩ Vα . 1 1 1 Lösungsvorschlag. Es sei v1 = 4 , v2 = 1 und wα = α2 . 0 1 0 (5 Punkte) Zunächst sind v1 , v2 linear unabhängig (klar) und damit ist {v1 , v2 } eine Basis von U . Für α = ±2 gilt wα = v1 , also ist hier Vα ⊆ U. Daraus folgt sofort U + Vα = U und U ∩ Vα = Vα , also ist {v1 , v2 } eine Basis von U + Vα und {v1 }(6= {0}) eine Basis von U ∩ Vα . Es sei nun α 6∈ R\{−2, 2}. Dann erzeugt B := {wα , v1 , v2 } den Unterraum U +Vα (denn nach Übungsaufgabe 4.2 b) gilt U +Vα = span{v1 , v2 }+span{wα } = span{wα , v1 , v2 }) und B ist auch linear unabhängig, denn: Es gelte 1 1 0 1 β α2 + γ 4 + δ 1 = 0 , 0 1 0 0 dann liefert die letzte Gleichung δ = 0 und es verbleibt 1 1 0 β + γ = . α2 4 0 Die Determinante dieses Gleichungssystems ist 4 − α2 = 6 0, also gibt es genau eine Lösung, nämlich β = γ = 0. Damit ist B also insgesamt eine Basis von U + Vα . Weiter gilt dimR (U ∩ Vα ) = dimR U + dimR Vα − dimR (U + Vα ) = 2 + 1 − 3 = 0, also ist U ∩ Vα = {0} und eine Basis von U ∩ Vα ist die leere Menge ∅. PK.2 Für eine reelle Folge p = (p1 , p2 , p3 , ...) ∈ R∞ sei Mp die Abbildung Mp : R∞ → R∞ , Mp (a1 , a2 , a3 , ...) = (p1 a1 , p2 a2 , p3 a3 , ...). Zeigen Sie: a) Die Abbildung Mp ist linear. b) Es gilt: Mp ist bijektiv ⇐⇒ pk 6= 0 für alle k ∈ N. (1+4 Punkte) Lösungsvorschlag zu a). Mp ist linear, denn es gilt Mp ((a1 , a2 , ...) + (b1 , b2 , ...)) = Mp (a1 + b1 , a2 + b2 , ...) = (p1 (a1 + b1 ), p2 (a2 + b2 ), ...) = (p1 a1 + p1 b1 , p2 a2 + p2 b2 , ...) = (p1 a1 , p2 a2 , ...) + (p1 b1 , p2 b2 , ...) = Mp (a1 , a2 , ...) + Mp (b1 , b2 , ...), und Mp (λ(a1 , a2 , ...)) = Mp (λa1 , λa2 , ...) = (p1 λa1 , p2 λa2 , ...) = λ(p1 a1 , p2 a2 , ...) = λMp (a1 , a2 , ...) für alle Skalare λ ∈ R und Vektoren (a1 , a2 , ...), (b1 , b2 , ...) ∈ R∞ . Lösungsvorschlag zu b). Wir zerlegen die Behauptung in die zwei Teilbehauptungen “=⇒” und “⇐=”: 1. “=⇒”: Mp sei bijektiv. (Wiederspruchsbeweis.) Angenommen pk = 0 für ein k ∈ N. Dann gilt Mp (0, ...0, , 0, ...) = Mp (0, ...0, 1 |{z} k-te Stelle , 0, ...) = (0, 0, 0...). 2 |{z} k-te Stelle Dann ist Mp also nicht injektiv, Widerspruch. 2. “⇐=”: Es gelte pk 6= 0 für alle k ∈ N. Es sei q = ( p11 , p12 , ...), dann ist Mq die Umkehrfunktion von Mp (klar?) und folglich ist Mp bijektiv. PK.3 Es sei V ein K-Vektorraum und T : V → V eine lineare Abbildung. Zeigen Sie: (T ◦ T )(v) = 0 für alle v ∈ V ⇐⇒ R(T ) ⊆ N (T ). (4 Punkte) Lösungsvorschlag. 1. “=⇒”: Es sei T ◦ T = 0 und v ∈ R(T ). [Zu zeigen ist v ∈ N (T ).] Folglich gibt es ein x ∈ V mit f (x) = v und es folgt f (f (x)) = f (v). Wegen f ◦ f = 0 gilt f (f (x)) = (f ◦ f )(x) = 0, d.h. f (v) = 0, also v ∈ N (T ). 2. “⇐=”: Es sei v ∈ V beliebig. [Zu zeigen: (f ◦f )(v) = 0.] Dann ist f (v) ∈ R(T ) und wegen R(T ) ⊆ N (T ) gilt f (v) ∈ N (T ), d.h. f (f (v)) = 0, also (f ◦ f )(v) = 0. PK.4 Es sei V ein K-Vektorraum mit dimK V = n ∈ N und U ⊆ V sei ein Unterraum. a) Es gebe linear unabhängige Vektoren v1 , ..., vm ∈ V, m ∈ N, mit span{v1 , ..., vm } ∩ U = {0}. Zeigen Sie: dimK U ≤ n − m. b) Es sei W ein weiterer Unterraum von V und dimK U = n − 1. Zeigen Sie: dimK (W ∩ U ) ≥ dimK W − 1. (2+2 Punkte) Lösungsvorschlag zu a). Wir verwenden die Dimensionsformel für U und den Unterraum span{v1 , ..., vm } : dimK (U + span{v1 , ..., vm }) = dimK U + dimK (span{v1 , ...vm }) − dimK (span{v1 , ..., vm } ∩ U ) ⇐⇒ dimK U = dimK (U + span{v1 , ..., vm }) − dimK (span{v1 , ...vm }) + dimK (span{v1 , ..., vm } ∩ U ). Wegen span{v1 , ..., vm } ∩ U = {0} gilt dimK (span{v1 , ..., vm } ∩ U ) = 0. Da v1 , ..., vm linear unabhängig sind, ist dimK (span{v1 , ...vm }) = m. Außerdem ist dimK (U + span{v1 , ..., vm }) ≤ dimK V = n. Dies eingesetzt ergibt dimK U = dimK (U + span{v1 , ..., vm }) − m + 0 ≤ n − m. Lösungsvorschlag zu b). Wir verwenden die Dimensionsformel dimK (U + W ) = dimK U + dimK W − dimK (U ∩ W ). Es gilt also dimK (U ∩ W ) = dimK U + dimK W − dimK (U + W ) = n − 1 + dimK W − dimK (U + W ). Nun ist U + W ein Unterraum von V und dimK V = n. Dann ist also dimK (U + W ) ≤ n. Dies eingsetzt ergibt: dimK (U ∩ W ) = n − 1 + dimK W − dimK (U + W ) ≥ n − 1 + dimK W − n = dimK W − 1. PK.5 Beweisen oder widerlegen Sie: (Begründung nicht vergessen!) a) Die Menge U = {f ∈ Abb(R, R) Es gibt ein y ∈ R mit f (y) = 0.} ist ein Unterraum von Abb(R, R). b) Für Unterräume U, W1 , W2 eines K-Vektorraums V gilt stets die Implikation W1 ⊆ W2 =⇒ U + W1 ⊆ U + W2 . c) Für Teilmengen M, N ⊆ V eines K-Vektorraums V gilt stets: span(M ) ∩ span(N ) ⊆ span(M ∩ N ). z 2 (6 Punkte) d) Die Menge P = ∈ C Re(z) = Re(w) = 0 ist ein C–Unterraum von C2 . w Hinweis. Bei Ja/Nein-Aufgaben ist immer folgendes empfehlenswert: Zuerst die Lösung nennen („Die Aussage ist wahr.“ oder „Die Aussage ist falsch.“). Dann entweder eine kurze Begründung oder ein möglichst einfaches Gegenbeispiel. Achtung: Durch ein Beispiel wird die Wahrheit der Aussage nicht nachgewiesen. Zu einem Gegenbeispiel gehört, dass die Voraussetzung der Aussage erfüllt ist, das Behauptete aber nicht eintritt. Lösungsvorschlag zu a). Die Aussage ist falsch: Die Polynome 1 − x, 1 + x sind Elemente von U , (denn beide besitzen eine reelle Nullstelle: +1 bzw. −1,) aber es gilt (1 − x) + (1 + x) = 1 6∈ U. (1 Punkt) Lösungsvorschlag zu b). Die Aussage ist wahr: Es gelte M1 ⊆ M2 und es sei v ∈ U + W1 . Dann gibt es u ∈ U, w ∈ W1 mit v = u + w. Wegen w ∈ W2 gilt dann aber auch v = u + w ∈ U + W2 . (1 Punkt) Lösungsvorschlag zu c). Die Aussage ist falsch: Für V = R, M = {1} und N = {2} gilt: span(M ) ∩ span(N ) = R ∩ R = R * span(M ∩ N ) = span(∅) = {0}. (2 Punkte) i Lösungsvorschlag zu d). Die Aussage ist falsch: Es gilt ∈ P, aber es ist i i· i −1 = 6∈ P. i −1 [Wenn P ein C-Unterraum wäre, müsste jedes komplexe Vielfache von Vektoren aus P wieder in P liegen, was hier allerdings nicht der Fall ist. Reelle Vielfache von Vektoren aus P liegen dagegen wieder in P .] (2 Punkte) Tipps zur Klausur: * Die beste Vorbereitung auf die Klausur ist die fortwährende Mitarbeit im Semester: Wenn Sie sich viele Wochen immer wieder durch regelmäßiges Nacharbeiten, Lösen von Übungsaufgaben und Diskussion mit Kommilitonen über die Vorlesungsinhalte beschäftigen, bekommen Sie auch die nötige Sicherheit im Umgang mit der Materie. Das eigentliche Lernen für die Klausur ist dann nur noch eine Wiederholung des Stoffes. * Wiederholen Sie die Vorlesung und schauen Sie sich noch einmal die Übungsaufgaben an. Rechnen Sie unter Umständen weitere Beispielaufgaben und schreiben Sie sie so sauber auf, als säßen Sie in der Klausur, damit Sie im Rechnen und im Aufschreiben Übung bekommen. Zügiges Rechnen (z.B. Lösen eines linearen Gleichungssystems) und gründliches Aufschreiben der Lösungen werden häufig unterschätzt! [Ihr formloses Konzeptpapier („Schmierzettel“) wird nicht eingesammelt werden, geht also auch nicht in die Bewertung ein.] * Lösen Sie in der Klausur zuerst die Aufgaben, bei denen Sie denken, dass Sie damit wenig Probleme haben. Die Aufgaben werden nicht nach Schwierigkeit geordnet sein. * Wenn Sie bei einer Aufgabe nicht weiterkommen, brechen Sie ab und beginnen Sie mit einer neuen Aufgabe. Verbohren Sie sich nicht in eine Aufgabe. Wenn Sie später Zeit haben, können Sie immer noch über diese Aufgabe nachdenken. * Verlieren Sie keine Zeit, z.B. indem Sie die Aufgabenstellung abschreiben.