Aktives Altern: lokale und regionale Lösungen (CDR

Transcrição

Aktives Altern: lokale und regionale Lösungen (CDR
Aktives Altern:
lokale und regionale Lösungen
Die Studie wurde von
Progress Consulting S.r.l. und Living Prospects Ltd. verfasst.
Sie gibt nicht den offiziellen Standpunkt des Ausschusses der Regionen wieder.
Weitere Informationen über die Europäische Union und den Ausschuss der
Regionen finden Sie jeweils im Internet unter http://www.europa.eu und
http://www.cor.europa.eu.
Katalognummer: QG-30-11-155-DE-C
ISBN: 978-92-895-0552-9
DOI : 10.2863/40957
© Europäische Union, Mai 2011
Eine teilweise Vervielfältigung ist nur unter ausdrücklicher Angabe der Quelle
gestattet.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung.............................................................................................................................. 1
TEIL 1 – Herausforderungen für die lokalen und regionalen Gebietskörperschaften
(LRG) im Zusammenhang mit der aktuellen Krise in der EU27.................................................... 5
1.
Einführung ................................................................................................................................ 7
1.1
Bevölkerungsalterung: eine Übersicht ....................................................................................... 7
1.2
Eckdaten zur demografischen Alterung auf regionaler Ebene ................................................. 13
2.
Beschäftigung älterer Arbeitskräfte...................................................................................... 15
2.1
Die Situation der EU27 und Vorhersagen ................................................................................ 17
2.2
Regionale Daten und arbeitsmarktbezogene Herausforderungen für die LRG........................ 18
3.
Zugang zu sozialen Diensten (Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege).................... 21
3.1
Die Situation der EU27 und Vorhersagen ................................................................................ 21
3.2
Regionale Daten und auf das Sozialwesen bezogene Herausforderungen für die LRG .......... 26
4.
Mobilität und Zugänglichkeit von Verkehrsmitteln............................................................ 29
4.1
Die Situation der EU27 sowie Vorhersagen und gemeinsame Herausforderungen für die
LRG .......................................................................................................................................... 29
5.
Altersgerechtes Wohnen für die alternde Bevölkerung ...................................................... 35
5.1
Die Situation der EU27, nationale Daten und gemeinsame Herausforderungen für die
LRG .......................................................................................................................................... 35
6.
Teilnahme an Gemeinschaftsaktivitäten............................................................................... 41
6.1
Die Situation der EU24, nationale Daten und gemeinsame Herausforderungen für die
LRG .......................................................................................................................................... 41
7.
Das horizontale Gebiet der IKT ............................................................................................ 45
TEIL 2 – Entwicklung einer Reihe von vorbildlichen regionalen Ansätzen zum aktiven
Altern................................................................................................................................................. 49
8.
Typologie der Regionen.......................................................................................................... 51
8.1
Methodologischer Ansatz: berücksichtigte Kriterien ............................................................... 51
8.2
Überblick über die Kategorien ................................................................................................. 55
8.3
Vorgeschlagene Typologie der Regionen................................................................................. 55
9.
Regionale und lokale Lösungsansätze nach Politikbereichen und Arten von Regionen............... 63
10.
Hauptantworten der LRG auf die gemeinsamen Herausforderungen .............................. 91
10.1 Hauptantworten nach Politikbereichen..................................................................................... 91
10.2 Charakterisierung der Typen von Regionen............................................................................. 97
Anhang I – Statistische Tabelle ..................................................................................................... 105
Anhang II – Quellenangaben ........................................................................................................ 109
Anhang III – Typologie gemäß Navarro: Liste der Regionen nach Gruppen.......................... 113
Zusammenfassung
Die bis 2060 vorhersehbaren demografischen Änderungen auf EU27-Ebene
deuten auf eine Schrumpfung der jungen Bevölkerung um 9 % und um 15 % bei
der erwerbstätigen Bevölkerung hin. Ferner wird ein dramatischer Anstieg
(+79 %) der Anzahl älterer Menschen erwartet. Der steigende Anteil an älteren
Menschen und der abnehmende Anteil an Erwerbsfähigen in der gesamten
Bevölkerung führen zu sozialen, wirtschaftlichen und budgetären
Auswirkungen. Das Arbeitskräfteangebot und die Beschäftigung werden
abnehmen, was eine Herausforderung für das Wirtschaftswachstum bedeutet,
während die Nachfrage der alternden Bevölkerung nach Dienstleistungen
steigen wird.
Auch wenn diese Tendenzen nicht alle Regionen Europas in gleichem Umfang
betreffen, verlangen sie eine gemeinsame europäische Strategie für aktives
Altern, „die für ältere Menschen mehr Möglichkeiten schafft, weiter zu arbeiten,
länger gesund zu bleiben und auf andere Weise einen Beitrag zur Gesellschaft
zu leisten“. Die mit dem Altern verbundenen Herausforderungen müssen zu
Chancen für eine verstärkte Beteiligung am Arbeitsmarkt und eine steigende
Produktivität, Arbeitsplatzbeschaffung in Sozial- und Gesundheitsdiensten und
für die Schaffung neuer Märkte umgewandelt werden, was zu einer
„Seniorenwirtschaft“ führt, die ein breites Spektrum von Wirtschaftstätigkeiten
umfasst, von Produkten und Dienstleistungen im Gesundheits- und
Pflegebereich bis hin zu Mobilität und umgebungsunterstütztem Leben, d. h.
einer Wirtschaft, die nicht auf bestimmte soziale Marktsegmente beschränkt ist.
In diesem Bericht werden die Auswirkungen des Alterns der Bevölkerung
hinsichtlich fünf wesentlicher Politikbereiche untersucht: Beschäftigung,
Zugang zu sozialen Diensten, Mobilität und Zugänglichkeit von
Verkehrsmitteln, altersgerechtes Wohnen und soziale Eingliederung.
Teil I bietet einen Überblick über die Haupttendenzen des demografischen
Wandels (Kapitel 1) und die Veränderungen in jedem der einzelnen
Politikbereiche (Kapitel 2 bis 6), sowohl quantitativ als auch qualitativ. Er hebt
überall dort, wo diese verfügbar sind, mittel- bis langfristige Prognosen und
größere
Veränderungen
hervor,
denen
lokale
und
regionale
Gebietskörperschaften voraussichtlich gegenüberstehen. Die nationale und
europäische Ebene werden untersucht, und regionale Daten wurden so
umfassend wie möglich verwendet, um die europaweite Heterogenität
aufzuzeigen. Kapitel 7 hebt die Rolle der IKT hinsichtlich der fünf untersuchten
Politikbereiche hervor, da Verfügbarkeit und Verbreitung der IT eine Barriere
1
innerhalb jedes betrachteten Politikbereiches darstellen oder künftig darstellen
könnten.
Teil II konzentriert sich auf Lösungen auf lokaler und regionaler Ebene, um mit
dem Altern verbundene Herausforderungen anzugehen. Zunächst wird eine
Typologie der Regionen umrissen, um folgende Gruppen mit Ähnlichkeiten
hinsichtlich einiger Hauptmerkmale (Kapitel 8) zu bilden: (i) Wachstum und
Innovation (Navarro et al., 2008), in drei Kategorien unterteilt:
hoch/mittel/niedrig; (ii) Altenquotient (Eurostat-Daten), ob höher oder niedriger
als der EU-Durchschnitt; (iii) allgemeine Bevölkerungswachstumsrate (EurostatDaten), ob positiv oder negativ; und (iv) Vorherrschen der städtischen vs.
ländlichen Bevölkerung (Methodik der EU, abgeleitet von der Methodik der
OECD). Diesen Kennzeichen entsprechend wurden sieben Arten von Regionen
skizziert, von denen mit starkem Wirtschaftswachstum, wachsender
Bevölkerung und relativ niedrigem Altenquotienten hin zu denen mit schlechten
wirtschaftlichen Bedingungen sowie einer schrumpfenden und alternden
Bevölkerung. Zweitens werden etwa 35 von den LRG gewählte Lösungen
vorgestellt, die über eine bibliografische Suche zusammengestellt wurden
(Kapitel 9). Die angegangenen Herausforderungen, die Governance-Struktur
und die Finanzierungsquellen werden für jedes Beispiel dargelegt. Zuletzt wird
auf Grundlage der Typologie und der zusammengetragenen Beispiele eine
Übersicht über lokale und regionale Lösungen gegeben und es werden
Schlussfolgerungen hinsichtlich eines möglichen Zusammenhangs zwischen den
Arten von Regionen einerseits und den vorherrschenden Lösungen andererseits
gezogen (Kapitel 10).
Es gibt Anzeichen dafür, dass eine demografische Dimension für die regionale
und lokale Politik entwickelt wird, da die Prozesse des demografischen Wandels
bei der territorialen Entwicklung zunehmend berücksichtigt werden müssen,
unabhängig von der Art von Region. Ferner werden demografische
Veränderungen meist durch sektorspezifische Strategien angegangen, auch wenn
sie sektorübergreifende Auswirkungen haben.
Im Politikbereich der sozialen Eingliederung älterer Menschen wurden zwischen
den verschiedenen Typen von Regionen keine bedeutenden Unterschiede
bezüglich der ergriffenen Initiativen festgestellt. Alle Regionen, einschließlich
der Regionen mit relativ niedrigem Altenquotienten, suchen IKT-gestützte
Lösungen für die Erbringung von Gesundheits- und Langzeitpflegediensten.
Regionen mit dynamischem Wirtschaftswachstum (Typ 1 und 2) setzen häufiger
wirtschaftliche Innovation und Dienstleistungen als allgemeine Initiativen um
und erreichen so eine höhere Effizienz durch die Integration von Prozessen und
Partnerschaften. Regionen mit einer alten und schrumpfenden Bevölkerung
(Typ 5 und 6) siedeln ihre Bemühungen, ältere Arbeitskräfte auf dem
2
Arbeitsmarkt zu halten, ganz oben auf ihrer Agenda an, wie es die Regionen
vom Typ 7 tun, wenngleich in ihrem Fall das knappe Arbeitskräfteangebot oft
durch die Wirtschaftsmigration bedingt ist. Projekte für altersgerechtes Wohnen
werden oft im Rahmen integrierter Wirtschafts- und Gemeinschaftsmodelle
umgesetzt, in denen die Bereitstellung von Wohnraum mit der Bereitstellung
von Dienstleistungen einhergeht. In einigen Fällen wird Wohnraum zu
besonderen, auf die finanziellen Möglichkeiten des Mieters zugeschnittenen
Preisen vermietet, weshalb die Projekte eher sozial als wirtschaftlich orientiert
sind. Regionen mit ausgedehnten ländlichen Gegenden (insbesondere Typ 4)
stehen besonderen Herausforderungen gegenüber, und ihre Maßnahmen sind oft
Teil eines weiter gefassten Rahmens für die regionale Wirtschaftsentwicklung.
Allgemein wurde festgestellt, dass die IKT in allen fünf in diesem Bericht
untersuchten Politikbereichen eine wichtige Rolle spielen, da sie die
Erwachsenenbildung und das lebenslange Lernen erleichtern, den Zugang zu
elektronischen Dienstleistungen (eServices) bieten, das Rückgrat der
Hausautomation darstellen, die Innovation in der Mobilität unterstützen und die
soziale Ausgrenzung abwenden können, wenn Initiativen zur Verringerung der
digitalen Kluft zwischen den Generationen durchgeführt werden. Zur Schaffung
gleicher Chancen zur Verbesserung der Lebensqualität für alle – und nicht nur
für einzelne – muss auch die soziale Kluft innerhalb der älteren Generation
berücksichtigt werden.
3
TEIL 1 – Herausforderungen für die lokalen
und
regionalen
Gebietskörperschaften
(LRG) im Zusammenhang mit der aktuellen
Krise in der EU27
5
1. Einführung
1.1 Bevölkerungsalterung: eine Übersicht
Die Bevölkerungsalterung ist kein neues Phänomen in Europa. Daten
verdeutlichen, dass seit den 1990er Jahren ein bedeutender Anstieg
stattgefunden hat, sowohl bezüglich des Durchschnittsalters der Bevölkerung als
auch des Anteils von Personen ab 65 Jahren (Diagramm 1 und 2).
Diagramm 1 – Durchschnittsalter
der Bevölkerung in Jahren, 1990
und die Veränderungen von
1990 bis 2009
Quelle:
Eurostat-Statistiken
Bevölkerungsstruktur und -alterung.
Diagramm 2 – Veränderung des
Prozentsatzes des Bevölkerungsanteils
von über 65-Jährigen von
1990 bis 2009
zur Quelle:
Eurostat-Statistiken
Bevölkerungsstruktur und -alterung.
zur
Gemäß den Hochrechnungen1 von EUROPOP2008 wird sich dieser Trend zur
Alterung aufgrund der Entwicklungen in den Bereichen Fruchtbarkeit,
Lebenserwartung und gesamte Nettomigration über die kommenden Jahrzehnte
fortsetzen. Insgesamt gilt: (a) Die Bevölkerungsgröße der EU sollte sich
zwischen heute und 2060 nicht stark verändern (+2 %); (b) die Altersstruktur der
EU-Bevölkerung wird sich jedoch grundlegend ändern. Vor allem die
Bevölkerungsalterung soll aufgrund der bestehenden Bevölkerungsstruktur, der
niedrigeren Fruchtbarkeitsrate vs. Reproduktionsrate und aufgrund der stetig
steigenden Lebenserwartung in allen EU-Mitgliedstaaten (MS) stattfinden.
1
Diese Bevölkerungsprognosen beziehen sich auf ein „Konvergenzszenario“, in dem sich demografische
Werte aufgrund der abnehmenden sozioökonomischen und kulturellen Unterschiede zwischen den
Mitgliedstaaten langfristig konzeptionell aneinander annähern. Das Konvergenzjahr soll 2150 sein. Die
Europäische Kommission (GD ECFIN) und der Ausschuss für Wirtschaftspolitik (AWG), 2008, liefern
weitere Informationen über die Annahmen zu den drei im Rahmen dieser Prognosen berücksichtigten
demografischen Elementen (Fruchtbarkeit, Sterblichkeit und Migration).
7
Diagramm 3 – Voraussichtliches Durchschnittsalter der Bevölkerung in
Jahren, 2008 und 2060
Quelle: Giannakouris, 2008.
Die bedeutendste Erhöhung des Durchschnittsalters der Bevölkerung wird in
mehreren neuen Mitgliedstaaten wie der Slowakei, Polen, Rumänien, Litauen,
der Tschechischen Republik, Malta und Ungarn erwartet; Spanien, Griechenland
und Portugal werden auch eine bedeutende Steigerung erfahren und dabei weit
über dem Durchschnitt der EU27 liegen, während die Bevölkerungen in Italien
und Deutschland ihre aktuellen Alterungstrends beibehalten werden. Tabelle 1
zeigt eine Übersicht der prognostizierten Veränderungen der Bevölkerungsgröße
und der Altersstruktur bis 2060. Folgende Haupttrends können beobachtet
werden: (i) Die Größe der jungen Bevölkerung soll auf EU27-Ebene um 9 %
schrumpfen, wobei die bedeutendste Verringerung in den neuen Mitgliedstaaten
und in Deutschland stattfinden wird; (ii) Die Größe der Bevölkerung im
erwerbstätigen Alter (15-64 Jahre) soll auf EU27-Ebene um 15 % schrumpfen,
wobei 20 Länder negative Zahlen haben werden; die Verringerungen liegen
wiederum in den neuen Mitgliedstaaten sowie in Deutschland, Griechenland und
Italien über dem europäischen Durchschnitt; und (iii) die Altersgruppe der
Älteren (65+) soll auf EU27-Ebene dramatisch zunehmen (+79 %), wobei der
Anstieg ausgeglichener zwischen den EU15-Staaten und den EU12-Staaten
verteilt sein wird; die größten prozentualen Veränderungen werden auf Zypern,
in Irland, der Slowakei, in Luxemburg, auf Malta, in Spanien, Polen und der
Tschechischen Republik erwartet.
8
Tabelle 1 – Prognostizierte Veränderungen der Bevölkerungsgröße und Altersstruktur in Millionen und Prozent
Quelle: Europäische Kommission, GD Wirtschaft und Finanzen (2010); Daten von Eurostat
9
Der steigende Anteil an älteren Menschen und der sinkende Anteil an
Erwerbstätigen in der Gesamtbevölkerung haben soziale, wirtschaftliche und
haushaltsbezogene Auswirkungen (B.1). Die Behörden sind gehalten, mehr oder
qualitativ bessere Dienstleistungen für die alternde Bevölkerung zur Verfügung
zu stellen und gleichzeitig Gesundheits- und Altersversorgung für eine
ansteigende Zahl von Personen zu finanzieren. Die Nachhaltigkeit dieser
Situation wird zunehmend durch die aktuelle Wirtschaftskrise bedroht. Die
Behörden müssen sich auch dem abnehmenden Arbeitskräfteangebot und der
sinkenden Beschäftigung stellen, die allgemein entsprechende negative
Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben.
Die Strategie Europas, um diesen Herausforderungen des Alterns
entgegenzutreten, zielt unter anderem auf die notwendigen Reformen der
Altersversorgung, des Gesundheitssystems und der Langzeitpflege ab sowie auf
Schritte zur Steigerung der Beschäftigung, insbesondere indem ‚die inzwischen
ins Alter kommenden Angehörigen der geburtenstarken Jahrgänge [...] darin
unterstützt und dazu ermutigt werden, im Arbeitsmarkt zu verbleiben anstatt, wie
es die Angehörigen früherer Generationen häufig taten, vorzeitig in den
Ruhestand einzutreten‘ (Europäische Kommission, 2009)2. Daher also der
Aufruf zum ‚aktiven Altern‘ mit dem Ziel der ‚Schaffung von mehr
Möglichkeiten für ältere Menschen, erwerbstätig zu bleiben, länger gesund zu
bleiben und weiterhin auf andere Art und Weise einen Beitrag für die
Gesellschaft zu leisten‘ (GD Beschäftigung, Soziales und Integration, 2010)
sowie der Umwandlung der Herausforderungen des Alterns in Gelegenheiten,
um Folgendes zu erreichen: Steigerung der Beteiligung am Arbeitsmarkt und
somit der Produktivität, Schaffung von Arbeitsplätzen in der Erbringung von
Gesundheits- und Sozialdiensten sowie auch Entwicklung neuer Produkte und
innovativer Dienstleistungen mit der daraus folgenden Erschließung neuer
Märkte (B.2). Zusätzlich sollte das Altern im Rahmen der Europa-2020Strategie auch Chancen für die „Stärkung des sozialen, wirtschaftlichen und
territorialen Zusammenhalts“ bieten (Ausschuss der Regionen, 2010).
2
Die Babyboomer-Generation umfasst die zwischen 1945 und 1964 Geborenen, die nun das Rentenalter
erreichen.
10
B.1 Altersbedingte Ausgaben
Die Hochrechnungen für altersbedingte Ausgaben (2008-2060) für die EU27
wurden 2009 vom Ausschuss für Wirtschaftspolitik veröffentlicht und
danach vom Rat ECOFIN bestätigt. Diese Hochrechnungen stützen sich auf
die 2008 von Eurostat erstellten demografischen EUROPOP-Prognosen
sowie auf eine Reihe von makroökonomischen Annahmen und
Hochrechnungsmethoden
und
sie
beziehen
sich
auf
fünf
Hauptausgabenposten:
Ruhestandsgelder,
Gesundheitsversorgung,
Langzeitpflege, Bildung und Arbeitslosigkeit. Die wichtigsten Ergebnisse
des Ausschusses für Wirtschaftspolitik waren folgende: (i) Die abnehmende
Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter und die immer stärker zurückgehende
Nettomigration über den Vorhersagezeitraum wird zu einem Rückgang des
Arbeitskräfteangebots und der Beschäftigung führen, was allgemein negative
Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben wird. (ii) Die
altersbedingten öffentlichen Ausgaben werden auf EU27-Ebene
voraussichtlich wesentlich zunehmen (+4,7% des BIP bis 2060),
insbesondere bezüglich der Ruhestandsgelder (+2,4% des BIP), der
Gesundheitsversorgung (+1,5% des BIP) und der Langzeitpflege (plus 1,1%
des BIP), wobei beträchtliche Unterschiede zwischen den MS erwartet
werden. Der Anstieg der öffentlichen Ausgaben soll folgendermaßen
ausfallen: sehr hoch für Luxemburg, Griechenland, Slowenien, Zypern,
Malta, die Niederlande, Rumänien, Spanien und Irland, mit mindestens +7%
des BIP; hoch für Belgien, Finnland, die Tschechische Republik, Litauen,
die Slowakei, das Vereinigte Königreich, Deutschland und Ungarn,
zwischen 4 und 7% des BIP; und mäßig für Bulgarien, Schweden, Portugal,
Österreich, Frankreich, Dänemark, Italien, Lettland, Estland und Polen, mit
maximal 4% des BIP. Quellen: Rat der Europäischen Union (2009),
Europäische Kommission (GD ECFIN) und Ausschuss für Wirtschaftspolitik
(AWG) (2008), Europäische Kommission (2009).
„Jüngste Analysen bestätigen, dass ein gewisses Zeitfenster – nämlich ein
Zeitraum von etwa zehn Jahren, in dem die Erwerbsbevölkerung weiter wachsen
wird – zur Verfügung steht, um die in alternden Gesellschaften erforderlichen
Strukturreformen auf den Weg zu bringen“ (Europäische Kommission, 2099).
Mit diesem Spielraum im Hinterkopf und im Hinblick auf einen Beitrag zur
Dynamik für die erforderlichen Reformen und Maßnahmen wurde das
„Europäische Jahr für aktives Altern 2012“ vorgeschlagen.
11
B.2 Die „Seniorenwirtschaft“
Das Altern der europäischen Bevölkerung könnte eine Chance für Wachstum
darstellen, da die älteren Menschen die Nachfrage nach Produkten und
Dienstleistungen stimulieren könnten. Während jedoch die mit der
Bevölkerungsalterung zusammenhängenden Gemeinkosten gut dokumentiert
sind, gilt dies für das möglicherweise aus diesem Phänomen entstehende
Wirtschaftspotenzial und die Investitionsmöglichkeiten nicht. Im Jahr 2005
wurde SEN@ER, das Silver Economy Network of European Regions, auf die
gemeinsame Initiative der europäischen Regionen und unter der Führung von
Nordrhein-Westfalen gegründet. Für Deutschland hat die Forschung „mehr
als 900.000 Mitarbeiter in der ‚Seniorenwirtschaft‘ innerhalb der kommenden
zwei Jahrzehnte“ vorhergesagt, und für Nordrhein-Westfalen insbesondere
„etwa 100.000 neue Arbeitsplätze bis 2010…“ (Ferry M., Vironen H., 2010),
was die Steuereinnahmen in demselben Jahr um mehr als 1,2 Milliarden Euro
ansteigen lässt. Das Netzwerk SEN@ER „betrachtet das Altern unserer
Gesellschaft nicht als eine Bedrohung, sondern eher als eine Herausforderung
und eine Chance für regionales Wirtschaftswachstum und die Verbesserung der
Wettbewerbsfähigkeit Europas“ und fördert „Entwicklung und Marketing
innovativer Produkte und Dienstleistungen, die auf dieses neue Marktsegment
abzielen, und trägt dadurch zur regionalen Entwicklung und Schaffung von
Arbeitsplätzen bei“ (Website SEN@ER). Insgesamt bezieht sich der Begriff
„Seniorenwirtschaft“ auf ein breites Spektrum von Wirtschaftstätigkeiten, von
Gesundheits- und Pflegeprodukten sowie -diensten bis hin zur Mobilität und
zum umgebungsunterstützten Leben. Somit umfasst er nicht nur soziale
Marktsegmente, sondern auch Wellness, Fitness, Freizeit, Reisen, Kultur,
Kommunikation, Unterhaltung und somit auch IKT. Die Annahmen hinter dem
Konzept der Seniorenwirtschaft umfassen folgendes: (i) Rentner der
Babyboom-Generation
werden
wohlhabender
sein
als
frühere
Rentnergenerationen. (ii) Das höhere Bildungsniveau der zukünftigen Rentner
führt in Verbindung mit der Tatsache, dass sie hochwertigere Dienstleistungen
als die Rentner früher gewohnt sind, wahrscheinlich zu einer erhöhten
Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Dienstleistungen. (iii) Die größere
Anzahl von aktiven Rentnern wird sich auf Konsum und Verbrauch auswirken.
Es wird jedoch auch darauf hingewiesen, dass die Kaufkraft die
Wiederherstellung des Respekts vor dem Alter zwar möglicherweise
unterstützt, dass aber durch die alleinige Konzentration auf den
Wirtschaftsfaktor Alter die sozialen Ungleichheiten verschlimmert werden
könnten, „wenn das Hauptaugenmerk auf den privilegierten Älteren mit hoher
Kaufkraft liegt“ (Heinze R.G., Naeg G., 2009). Deshalb sollten die Strategien
zur Entwicklung der Seniorenwirtschaft diese sozio-ökonomischen und
kulturellen Unterschiede berücksichtigen sowie auch das soziale Gefälle
innerhalb der Seniorengeneration. Quellen: Ferry M., Vironen H. (2010),
Heinze R.G., Naeg G. (2009), Kunz J. (2007).
12
1.2 Eckdaten zur demografischen Alterung auf regionaler
Ebene3
Für 274 der 281 Regionen der EU27 ist eine Bevölkerungsalterung
vorhergesagt. Es gibt in der Tat bis 2030 nur eine Region in Österreich (Wien)
und jeweils zwei Regionen in Deutschland (Hamburg und Trier), Griechenland
(Sterea Ellada und Peloponnisos) und im Vereinigten Königreich (West
Midlands und North Eastern Scotland), deren Durchschnittsalter nicht ansteigen
wird.
In der EU27 soll das Durchschnittsalter der Bevölkerung von 40,4 im Jahr 2008
auf 45,4 im Jahr 2030 und auf 47,9 im Jahr 2060 ansteigen. Auf regionaler
Ebene wird das Durchschnittsalter der Bevölkerung zwischen 34,2 und
57 Jahren im Jahr 2030 liegen, mit einer größeren Varianz als in den Zahlen von
2008 (zwischen 32,9 und 47,8 Jahren); ferner wird im Jahr 2030 „das
Durchschnittsalter der Bevölkerung in nahezu jeder vierten Region über
48 Jahren liegen“. Diagramm 4 zeigt im Vergleich das höchste und das
niedrigste vorhergesagte Durchschnittsalter; die zehn höchsten Werte werden für
sieben deutsche Regionen, zwei italienische Regionen und eine spanische
Region vorhergesagt. Verschiedene Hauptstädte (Brüssel, London, Île-de-France
und Greater Manchester) zählen zu den Regionen mit den zehn niedrigsten
vorhergesagten Werten.
Diagramm 4 – Regional höchstes und niedrigstes
Durchschnittsalter, 2008 und 2030
Quelle: Giannakouris, 2010.
3
Karte 1 Altenquotient, 2030,
NUTS 2
Quelle: Giannakouris, 2010.
Gestützt auf Giannakouris, 2010.
13
Der Anteil der Personen ab
65 Jahren
an
der
Gesamtbevölkerung der EU27
wird voraussichtlich von 17,1 %
im Jahr 2008 auf 23,5 % im
Jahr 2030
ansteigen;
auf
regionaler Ebene wird dieser
Anteil zwischen 10,4 % und
37,3 % liegen, also stärker
schwanken als bei den für 2008
angegebenen Zahlen (zwischen
9,1 % und 26,8 %). Darüber
hinaus wird erwartet, dass die
Anzahl der von den Menschen
im erwerbsfähigen Alter zu
unterstützenden
älteren
Quelle: Eurostat-Daten. Letzte Aktualisierung: 3.12.2010
Menschen
(mit
dem
Altenquotienten
gemessen)
von 25,4 % im Jahr 2008 auf 38 % im Jahr 2030 ansteigen wird, wie auf
Karte 14 zu sehen ist, wobei diese Werte auf regionaler Ebene zwischen 14,8 %
und 70,2 % liegen (im Vergleich zu den Zahlen von 2008: zwischen 12,7 %
und 43,3 %). Europaweit ist der Quotient in östlichen Regionen, in Estland,
Lettland, Litauen und in südlichen Teilen Spaniens niedriger. Die höchsten
Werte findet man in kontinentalen Regionen, in Skandinavien, in den nördlichen
Regionen Spaniens und Portugals und in verschiedenen Regionen Italiens, vom
Norden bis in den Süden.
Diagramm 5 – Regionale Verteilung der
Bevölkerung ab 65 Jahren 2009 und 2030
Diagramm 5 zeigt die jüngsten verfügbaren Eurostat-Daten über und die
EUROPOP2008-Vorhersagen für die Verteilung der NUTS2 auf vier
verschiedene Kategorien von „Personen ab 65 Jahren“; 2009 war die in den
meisten NUTS2-Regionen vertretene Kategorie „15 %-19 %“, gefolgt von der
Kategorie „20 %-24 %“ und der Kategorie „maximal 14 %“. Im Jahr 2030 wird
es aufgrund der Bevölkerungsalterung sehr wenige NUTS2 der Kategorie
„maximal 14 %“ geben; die Kategorie „15 %-19 %“ ist auch kaum vertreten,
und mehr als 20 % der Bevölkerung in den meisten NUTS2 sind 65 Jahre alt
oder älter.
4
Eurostat-Glossar: Der Altenquotient ist der Quotient aus der Anzahl älterer Menschen eines Alters, in
dem sie im Allgemeinen wirtschaftlich inaktiv sind (d. h. mindestens 65 Jahre), und der Anzahl von
Menschen im erwerbsfähigen Alter (d. h. 15-64 Jahre).
14
2. Beschäftigung älterer Arbeitskräfte
In dem weiter gefassten Rahmen der laufenden wirtschaftlichen
Umstrukturierung sind die Herausforderungen für die LRG bezüglich der
Auswirkungen der Bevölkerungsalterung auf die Beschäftigung älterer
Arbeitskräfte zu berücksichtigen. Diese Umstrukturierung ist heutzutage ein
ständiger Prozess aufgrund einiger bedeutender, die Beteiligung und
Produktivität älterer Arbeitskräfte am Arbeitsmarkt betreffender treibender
Kräfte. Dazu gehören u.a.:
ƒ
ƒ
Innovation und technologischer Wandel, hauptsächlich aufgrund der
schnellen Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien
(IKT).
Globalisierung
und
Karte 2 – Verwundbarkeitsindex, 2020
Liberalisierung
des
Handels, oft verbunden
mit der Verlagerung von
Produktion
und
Beschäftigung
in
Niedriglohnwirtschaften
(Verlagerung in andere
Gegenden oder
in
andere Länder) und dem
Entstehen
neuer
bedeutender
(supranationaler)
Regionen
in
der
Wirtschaft, beeinflussen
sowohl
die
Entscheidungen
der
Menschen, den Wohnort Quelle: Europäische Kommission, 2008.
zu wechseln, d. h. die
Mobilität der Arbeitskräfte, als auch das Auftreten von struktureller
Arbeitslosigkeit. Karte 2 zeigt, dass die aufgrund der Auswirkungen der
Globalisierung verwundbarsten Regionen sich in den südlichen und östlichen
Teilen Europas befinden und dass ihre Verwundbarkeit hauptsächlich von der
Abhängigkeit von Wirtschaftsaktivitäten mit geringer Wertschöpfung
herrührt sowie von der schlechten beruflichen Qualifikation der Arbeitskräfte
und von Schwierigkeiten, Investitionen anzuziehen oder Unternehmen in
ihrer Region zu halten.
15
ƒ
ƒ
Strukturelle Veränderungen der Wirtschaft infolge der massiven Finanz- und
Wirtschaftskrise und der damit verbundenen Rezession, welche die
Industrieländer trifft. Das Ausmaß der Wirtschafts- und Finanzkrise in Form
von Arbeitsplatzverlusten wurde aus den Eurostat-Statistiken von 2009
ersichtlich; ihnen zufolge stieg die Arbeitslosenquote im Jahr 2009
gegenüber der Quote von 2008 dramatisch an. Das ist ein genereller Trend
für alle EU-Mitgliedstaaten5 und für die EU27 insgesamt.
Gesellschaftliche Veränderungen wie die Bevölkerungsalterung (B.3).
B.3
Auswirkungen der Bevölkerungsalterung auf lokale und regionale
Arbeitsmärkte
Die Bevölkerungsalterung betrifft lokale und regionale Arbeitsmärkte
quantitativ und qualitativ, da sie Angebot und Nachfrage der
lokalen/regionalen Beschäftigung sowie die Zusammensetzung der
Arbeitskräfte bestimmt. In einer empirischen Studie über den Einfluss eines
alternden Arbeitskräftepotenzials auf die Arbeitslosigkeit auf regionaler
Ebene in Deutschland zeigt Ochsen (2009), dass die regionale
Arbeitslosenquote steigt, wenn das Verhältnis von jungen zu alten
Arbeitskräften steigt. Die Gründe dafür liegen entweder auf der
Angebotsseite, da junge Menschen dazu neigen, in Gebiete mit einer
vergleichbar niedrigen Arbeitslosenquote zu ziehen, oder auf der
Nachfrageseite, da die Unternehmen vielleicht lieber junge Arbeitskräfte
einstellen. Es ist ebenfalls klar, dass der Abbau von Arbeitsplätzen in
Regionen mit überwiegend älteren Arbeitskräften höher ist.
5
Die einzige Ausnahme auf nationaler Ebene bildet das Großherzogtum Luxemburg, dessen
Arbeitslosenquote sowohl 2008 als auch 2009 stabile 5,1% betrug.
16
2.1 Die Situation der EU27 und Vorhersagen
Vergleicht man die Beschäftigungsquote der Menschen im Alter von 55 bis
64 Jahren mit der Quote der Gesamtbevölkerung, erhält man Informationen über
die potenzielle Anzahl „älterer Arbeitskräfte“, da diese Altersklasse als das
älteste Segment der Menschen im erwerbsfähigen Alter betrachtet wird, weil das
erwerbsfähige Alter gemeinhin zwischen 15 und 64 Jahren festgelegt wird.
Diese Quote reicht innerhalb der EU27 auf nationaler Ebene von 10 % in Irland
Diagramm 6 – Beschäftigungsquoten nach Altersgruppen, 2009, in Prozent
Quelle: entnommen aus den Eurostat-Beschäftigungsstatistiken.
und Litauen bis 14 % in Malta und Finnland; die regionalen Schwankungen sind
stärker und reichen von 7 % in Inner London bis 16 % in Itä-Suomi.
Diagramm 6 zeigt die Beschäftigungsquote der drei wichtigsten Altersgruppen
im Jahr 2009, ausgedrückt in Prozent des nationalen Beschäftigungsniveaus. Die
höchsten Beschäftigungsquoten in allen MS herrschen bei den 25- bis
54-Jährigen. Insgesamt ist die Beschäftigungsquote älterer Arbeitskräfte
(55-64 Jahre) höher als die junger Arbeitskräfte (15-24 Jahre), wobei in
Österreich, Dänemark, Malta und in den Niederlanden Ausnahmen festgestellt
wurden. Sloweniens Beschäftigungsquote ist für junge und ältere Arbeitskräfte
ähnlich.
Die Hochrechnungen für die Beschäftigungsquoten in der EU27 zeigen eine
steigende Tendenz. Im einzelnen „…sollen die Gesamtbeschäftigungsquoten
(der 15- bis 64-Jährigen) in der EU von 65,5 % im Jahr 2007 auf 69 % im Jahr
2020 ansteigen und 2060 fast 70 % erreichen.“ …. „Die Beschäftigungsquote
für ältere Arbeitskräfte wird …… von 44,9 % im Jahr 2007 auf 54,5 % im Jahr
2020 und weiter auf 59,8 % im Jahr 2060 ansteigen.“6
6
Europäische Kommission (GD ECFIN) und Ausschuss für Wirtschaftspolitik (AWG) (2008).
17
Diagramm 7 zeigt Hochrechnungen für die Beschäftigungsquote der
Altersgruppe 55-64 Jahre. Es sind einige Haupttendenzen zu erkennen: (i) die
Beschäftigungsquote älterer Arbeitskräfte soll im Durchschnitt in allen MS
ansteigen, mit Ausnahme von Rumänien, Lettland und Litauen. (ii) In Polen,
Diagramm 7 – Prognosen für die Beschäftigungsquoten, Altersgruppe
55-64 Jahre, 2020 und 2060, in Prozent
Quelle: „The 2009 Ageing Report“ - Europäische Kommission (GD ECFIN)
und Ausschuss für Wirtschaftspolitik (AWG) (2008).
Malta, Österreich, Italien, der Tschechischen Republik, Spanien, Dänemark und
dem Vereinigten Königreich wird ein starker Anstieg erwartet. (iii) 2020 werden
15 Länder das Ziel der europäischen Beschäftigungsstrategie von mindestens
50 % Beschäftigung unter den älteren Arbeitskräften erreichen. (iv) 2060 wird
die Beschäftigungsquote für ältere Arbeitskräfte in 9 MS nach wie vor weniger
als 50 % betragen.
2.2 Regionale
Daten
und
arbeitsmarktbezogene
Herausforderungen für die LRG
Die Beschäftigungsquote für ältere Arbeitskräfte ist im Allgemeinen in
nördlichen Regionen höher als in südlichen, wobei es in Portugal, Spanien und
Griechenland verschiedene Ausnahmen gibt (Karte 3). Die Beteiligung der
Altersgruppe 55-64 Jahre am Arbeitsmarkt zeigt starke Schwankungen zwischen
den verschiedenen Regionen.
Die Arbeitslosenquote stieg zwischen 2008 und 2009 in 90 % der 271 NUTS2Regionen der EU27, während die Anzahl älterer Arbeitskräfte (55-64 Jahre) in
demselben Zeitraum in lediglich 87 NUTS2 sank, insbesondere in Bulgarien (4),
der Tschechischen Republik (6), in Dänemark (3), Irland, Griechenland (4),
18
Spanien (11), Frankreich (7), Lettland, Litauen, Malta, Österreich (4),
Finnland (3), Schweden (5) und dem Vereinigten Königreich (22).
Zu den wichtigsten erwarteten Folgen des aktuellen Umstrukturierungsprozesses
der Regionalwirtschaften zählt die zunehmende Bedeutung von
Dienstleistungen, insbesondere von wissensbasierten und wissensintensiven
Dienstleistungen, in Verbindung mit der Verschiebung von niedrig qualifizierter
hin zu höher qualifizierter Beschäftigung (Haahr et al., 2006). Lebenslanges
Lernen und damit die Befähigung der Arbeitskräfte zur Anpassung und
Aufrechterhaltung ihrer Arbeitsfähigkeit spielt in diesem Zusammenhang eine
entscheidende Rolle. Die Daten bezüglich des lebenslangen Lernens zeigen
interessanterweise begrenzte regionale Unterschiede (Karte 4).
Karte 3 – Beschäftigungsquote
älterer Arbeitskräfte, NUTS2,
in Prozent, 20097
Karte 4 – Lebenslanges Lernen,
nach NUTS2-Regionen, 2008,
ausgedrückt in % der erwachsenen
Bevölkerung zwischen 25 und 64
Jahren, die in den vier Wochen vor
der Umfrage an Bildungs- oder
Fortbildungsprogrammen
teilgenommen hat
Quelle: auf Grundlage von Eurostat-Daten mit Quelle:
Eurostat-Bildungsstatistik
Eurostat-Software erstellte Karte. Letzte regionaler Ebene.
Aktualisierung: 16.2.2011. Datum der
Kartenerstellung: 28.2.2011.
7
auf
Die Cluster auf der Karte wurden entsprechend der durchschnittlichen Beschäftigungsquote älterer
Arbeitskräfte in der EU27 (46%) gebildet, gemäß den Angaben der Europäischen Kommission, GD
Beschäftigung, Soziales und Integration (2010).
19
In Dänemark, den Niederlanden, Slowenien, Finnland, Schweden und dem
Vereinigten Königreich ist die Beteiligung am lebenslangen Lernen hoch, ohne
regionale Unterschiede, wenngleich „…die höchsten Teilnahmequoten an
Bildung und Fortbildung innerhalb der Länder oft in der Umgebung der größten
Städte festzustellen sind…“ (Eurostat, 2010).
Die Beschäftigungsquote älterer Arbeitskräfte zeigt eine geschlechtsspezifische
Ausprägung auf: Die Beschäftigungsquote männlicher älterer Arbeitskräfte ist
höher als die älterer weiblicher Arbeitskräfte. Durchschnittlich sind auf EU27Ebene 58 % der angestellten älteren Arbeitskräfte Männer und 42 % Frauen; auf
NUTS2-Ebene variieren diese Unterschiede stark. Die bedeutendsten
Schwankungen der Beschäftigungsquoten zwischen Männern und Frauen sind in
Malta, Warminsko-Mazurskie und Opolskie in Polen sowie in Kentriki
Makedonia in Griechenland festzustellen, wo der Anteil männlicher älterer
Arbeitskräfte zwischen 80 % und 71 % beträgt. Andererseits verfügen Estland,
Lettland sowie Picardie und Poitou-Charentes in Frankreich über den größten
Anteil an weiblichen älteren Arbeitskräften (jeweils 58 %, 57 %, 56 % und
55 %).
Zu den größten Herausforderungen in Zusammenhang mit der Beschäftigung
älterer Arbeitskräfte zählen gemäß oben genannter Datenanalysen folgende:
(i) Entschärfung der Auswirkungen bedeutender Faktoren wie beispielsweise der
Wirtschaftsrezession und des schnellen Übergangs zu einer wissensbasierten
oder wissensintensiven Gesellschaft, die zu einer steigenden Nachfrage nach
qualifizierten Arbeitskräften führt, auf die gefährdetsten Kategorien von
Arbeitskräften; (ii) Notwendigkeit des Verbleibs älterer Arbeitskräfte auf dem
Arbeitsmarkt aufgrund der Abnahme der aktiven Bevölkerung und auch infolge
der Veränderungen der Populationsdynamik; (iii) Erwägung flexibler
Mechanismen zur Anpassung der Arbeitsbedingungen an ältere Arbeitskräfte;
(iv) Abwendung des Armutsrisikos für gefährdete Gruppen von Arbeitskräften.
20
3. Zugang
zu
sozialen
(Gesundheitsversorgung
Langzeitpflege)
Diensten
und
Der Zugang zu sozialen Diensten wird unter Berücksichtigung zahlreicher
entscheidender Faktoren untersucht, unter anderem: Ausgaben des
Gesundheitswesens, Anzahl von verfügbaren Fachkräften und Fortschritte bei
der Verbreitung von elektronischen Gesundheitsdiensten (eHealth). Aufgrund
der Komplexität des institutionellen Rahmens für Gesundheits- und
Sozialsysteme in allen EU-Mitgliedstaaten und der Tatsache, dass die LRG
innerhalb dieser Systeme unter Umständen jeweils über ein unterschiedliches
Maß an Verantwortlichkeit in gesundheitsbezogenen und sozialen
Angelegenheiten verfügen, je nachdem, inwieweit diese Befugnisse und
Zuständigkeiten dezentralisiert sind, können diese Faktoren nur annähernd zu
einem umfassenden Verständnis des Niveaus des Zugangs zu Dienstleistungen
dienen.
3.1 Die Situation der EU27 und Vorhersagen
Gemäß Daten der OECD lagen 2008 die gesamten (öffentlichen und privaten)
Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben in Luxemburg und Österreich am höchsten,
gefolgt von Irland, Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Belgien und
Dänemark, wo jeweils über 3.000 EUR pro Person ausgegeben wurden. Unter
den Ländern mit Ausgaben unterhalb des EU-Durchschnitts von 2.192 EUR pro
Kopf befinden sich die neuen Mitgliedstaaten und Portugal (Diagramm 8). In
allen Ländern, mit Ausnahme von Zypern, sind die öffentlichen Ausgaben höher
als die privaten; in Bulgarien, Griechenland und Lettland betragen die privaten
Ausgaben jedoch etwa 40 % der Gesamtausgaben. Bezogen auf das BIP gibt
Frankreich den größten Anteil aus (11,2 %), gefolgt von Österreich, Deutschland
und Belgien, die für die Gesundheit jeweils mehr als 10 % ihres BIP aufwenden
(Diagramm 9). Neben Luxemburg (7,2 %) liegen die Ausgaben in allen neuen
Mitgliedstaaten unter dem europäischen Durchschnitt von 8,3 %.
21
Diagramm 8 – Staatliche und private
Gesundheitsausgaben pro Kopf, 2008
Quelle: entnommen aus OECD-Daten (2010).
Diagramm 9 – Gesamte (staatliche und private)
Gesundheitsausgaben als Anteil am BIP, 2008
Quelle: entnommen aus OECD-Daten (2010).
22
Es ist festzustellen, dass „die Gesundheitsausgaben pro Kopf zwischen 1998
und 2008 schneller anstiegen als das BIP pro Kopf, was in den meisten Ländern
dazu geführt hat, dass ein wachsender Anteil der Wirtschaft dem Bereich
Gesundheit gewidmet wird“ (OECD, 2010). Ferner ist die Quote der
Gesundheitsausgaben gemessen am BIP 2008 aufgrund der Wirtschaftskrise und
der Rezession im Vergleich zu 2007 drastisch gestiegen, eine Folge des
stagnierendem Wirtschaftswachstums in Verbindung mit gleichbleibenden bzw.
steigenden Gesundheitsausgaben. Die Hochrechnungen der OECD ergeben, dass
die Staatsausgaben für Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege, gemessen
als Anteil am BIP, im Durchschnitt in allen OECD-Ländern im Zeitraum
von 2005 bis 2050 ansteigen und sich sogar verdoppeln werden.
Die Daten der Europäischen Kommission weisen ähnlich auf einen Anstieg der
Gesundheitsausgaben hin. Die GD Wirtschaft und Finanzen der Europäischen
Kommission veröffentlichte kürzlich angesichts der aktuellen demografischen
und sozialen Veränderungen die Ergebnisse einer bedeutenden Hochrechnung
der staatlichen Gesundheitsausgaben. Sie sollte geeignete politische Strategien
auf Grundlage der Ansicht, dass sich die Ausgaben für Gesundheitsversorgung
deutlich auf die staatlichen Finanzen auswirken, aufzeigen. Die
Hochrechnungen stützen sich jedoch nicht nur auf demografische Annahmen,
sondern auch auf zahlreiche andere, die Ausgaben beeinflussenden Kräfte, die
sowohl mit der Angebots- als auch mit der Nachfrageseite der
Gesundheitsversorgung zusammenhängen. Zu diesen Kräften zählen folgende:
der Gesundheitszustand der Menschen, soziale Determinanten der Gesundheit
(Umfeld und Lebensbedingungen), Gesundheitsverhalten und steigende
Einkommen auf der Nachfrageseite, sowie technischer Fortschritt,
Medizinforschung,
Ressourceneinsatz
(human
und
finanziell),
marktwirtschaftlicher Wettbewerb und Versicherungen auf der Angebotsseite.
Verschiedene Szenarien wurden entwickelt, um Empfindlichkeitstests zu den
Auswirkungen individueller Faktoren durchzuführen, in Verbindung mit einem
„Referenz-Szenario“ auf Grundlage einer Reihe begrenzter und relativ
bekannter, meist auf die Nachfrageseite bezogener Faktoren (demografische
Veränderungen, Gesundheitszustand und Einkommenselastizität). Nach diesem
Referenzszenario wird 2060 „das durchschnittliche Wachstum der staatlichen
Gesundheitsausgaben in den EU27-Mitgliedstaaten 1,7 % des BIP betragen,
was etwa 25 % des Ausgangsniveaus (2007) entspricht. Der relative prozentuale
Anstieg schwankt stark zwischen den verschiedenen Ländern und reicht von
11 % in Schweden und 15 % in Frankreich bis hin zu 45 % in der Slowakei und
71 % in Malta. Der relative Anstieg ist im Durchschnitt in der EU12 (30 %)
etwas stärker als in den EU15-Mitgliedstaaten (23 %)“.8
8
Europäische Kommission, GD Wirtschaft und Finanzen (2010a), wo die Annahmen für das „ReferenzSzenario“ auch erklärt werden.
23
Es bestehen große Unterschiede zwischen den Ländern hinsichtlich der
Zuordnung
der
Gesundheitsausgaben
zu
den
verschiedenen
Gesundheitsdienstleistungen und -gütern. Zu den Faktoren, die solchen
Schwankungen zugrundeliegen, zählen unter anderem die institutionelle
Ausgestaltung der Erbringung von Diensten, die Verfügbarkeit von Ressourcen
(Infrastruktur, Personal) und der Grad des Zugangs zu neuen Technologien.
Diagramm 10 zeigt, dass in Dänemark und Belgien der Anteil der
Gesundheitsausgaben für die Langzeitpflege am höchsten ist (21 % bzw. 19 %),
wobei formelle Regelungen für die Pflege älterer Menschen bestehen; wo solche
Regelungen eher informeller sind, machen die Ausgaben für Langzeitpflege
einen geringeren Anteil aus, wie beispielsweise in Portugal (1 %).
Diagramm 10 – Gesundheitsausgaben nach Funktion, 2008
Quelle: entnommen aus OECD-Daten (2010).
Die Staatsausgaben für Langzeitpflege sollen voraussichtlich bis 2060 auch
um 1,1 % des BIP ansteigen, unter anderem aufgrund der Zunahme der älteren
Bevölkerungssegmente, der Veränderungen der Familienstrukturen, des
wachsenden Anteils weiblicher Arbeitskräfte und der zunehmenden Mobilität,
24
d. h. Faktoren, die möglicherweise einen Einfluss auf die Verfügbarkeit
informeller Pflege haben (Europäische Kommission, 2009).
Neben dem finanziellen Aufwand kann die Quantifizierung des menschlichen
Aufwands
zu
einem
besseren
Verständnis
der
öffentlichen
Gesundheitsversorgung beitragen. Die Anzahl der Mitarbeiter im
Gesundheitswesen zeigt die für die Gesundheitsversorgung verfügbaren
Ressourcen an. Die Daten über das Personal im Gesundheitswesen zeigen
bedeutende Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten. Die Anzahl von
„Krankenschwestern und Hebammen“ reicht beispielsweise von 344 je
100.000 Einwohner in Griechenland bis 1.486 je 100.000 Einwohner in den
Niederlanden; und die Anzahl von Medizinern/Ärzten reicht von 216 je
100.000 Einwohner in Polen bis 555 je 100.000 Einwohner in Griechenland
(Eurostat-Daten online).
Technologische Entwicklungen und insbesondere IKT-Anwendungen für die
Gesundheit (oder „eHealth“) könnten die Art der Erbringung von
Gesundheitsdienstleistungen grundlegend ändern und zu Folgendem beitragen:
(i) Steigerung der Effizienz im Erbringungsprozess; (ii) Reduzierung der
Krankenhausaufenthalte; (iii) Steigerung des Potenzials für Fern-Langzeitpflege;
(iv) Verbesserung des Zugangs zu Dienstleistungen und somit Reduzierung der
Ungleichheiten im Gesundheitsbereich; und (v) Verbesserung der Qualität durch
Minimierung der Fehleranzahl, Rationalisierung der Verfahren und Schritte zur
administrativen Entlastung des Personals im Gesundheitswesen.
Im Allgemeinen priorisieren die nationalen Behörden der Länder, die einen
größeren Anteil ihres BIP für das Gesundheitswesen ausgeben, die Umsetzung
von eHealth-Lösungen schon seit längerem9. Rumänien stellt die größte
Ausnahme dar: Wenngleich seine Gesundheitsausgaben die niedrigsten in der
EU sind, hat Rumänien seine erste nationale IT-Gesundheitsstrategie bereits im
Jahr 1991 veröffentlicht. Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Belgien
und die Niederlande sind weitere Länder, die eHealth-Lösungen schon früh (in
den Neunzigerjahren) zu einem Ziel ihrer Gesundheitssysteme gemacht
haben. 11 der 27 EU-Mitgliedstaaten haben 2005 bzw. 2006 eine eHealthStrategie eingeführt. Zypern verabschiedete 2008 erstmals einen nationalen
eHealth-Plan10.
9
10
Europäische Kommission, GD Informationsgesellschaft und Medien (2007), Website eHealth ERALänderberichte.
Ausschuss der Regionen (2011).
25
3.2 Regionale Daten und auf das Sozialwesen bezogene
Herausforderungen für die LRG
Die Anzahl der im Gesundheitswesen Tätigen je Region schwankt in der
gesamten EU stark. Tabelle 2 und 3 zeigen die zehn Regionen mit der höchsten
und der niedrigsten Anzahl von Medizinern/Ärzten und „Krankenschwestern
und Hebammen“ je 100.000 Einwohner. In verschiedenen Hauptstadtregionen
liegt die Anzahl von Ärzten höher, und Belgien weist drei NUTS2-Regionen
unter den höchsten zehn auf. In den polnischen und rumänischen Regionen ist
die geringste Anzahl von Ärzten zu finden. Krankenschwestern und Hebammen
sind in verschiedenen Regionen des Vereinigten Königreichs am zahlreichsten,
während die niedrigsten Ziffern in neun Regionen Griechenlands und in Brüssel
vorliegen.
Tabelle 2 – Regional höchste und niedrigste Anzahl von
Medizinern/Ärzten je 100.000 Einwohner, 2008
Tabelle 3 – Regional höchste und niedrigste Anzahl von
Krankenschwestern und Hebammen je 100.000 Einwohner, 2008
Quelle: Eurostat-Daten. Letzte Aktualisierung: 1.2.2011.
26
Gemäß einer für den Ausschuss der Regionen erstellten Analyse über von den
LRG ergriffene eHealth-Initiativen11 investieren Länder mit zentralisiertem
Gesundheitswesen mehr in „Förderinitiativen“ auf lokaler und regionaler Ebene
als Länder mit dezentralisierterem Gesundheitswesen, wobei die
„Förderinitiativen“ in 43 % der Fälle unterstützt werden (im Vergleich zu 34 %
in dezentralisierten und 30 % in teilweise dezentralisierten Systemen). Die
Erbringung von „Dienstleistungen“ stellt einen bedeutenden Anteil der
ergriffenen Initiativen in „teilweise dezentralisierten“ und „dezentralisierten“
Gesundheitssystemen dar (jeweils 40 % und 32 %). „Initiativen zur Infrastruktur
des
Gesundheitswissens“
werden
in
zentralen
und
dezentralen
Gesundheitssystemen fast in gleichem Maße durchgeführt (jeweils 19 %
und 21 %), während die „IT-Infrastruktur“ in zentralen Systemen weiter
entwickelt ist als in dezentralen (jeweils 19 % bzw. 13 % der Initiativen)12.
Die größten Herausforderungen in Bezug auf die Gesundheitsversorgung und
die Langzeitpflege werden nicht nur von den demografischen Veränderungen
und deren finanziellen Auswirkungen auf die Staatsausgaben bestimmt, sondern
auch durch die oft schlechte finanzielle Situation älterer Menschen (siehe
Kapitel 4.1 und 5.1 zur Information über die Armutsrisikoquote für ältere
Menschen und einige allgemeine Betrachtungen zu Rentensystemen). Zu diesen
Herausforderungen zählen folgende: (i) steigende Staatsausgaben für
Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege infolge der zunehmenden Anzahl
von Menschen, die einer solchen Pflege bedürfen, steigende Lebenserwartung
und steigende Nachfrage nach Langzeitpflege sowie sinkende Anzahl „aktiver“
Individuen; (ii) steigende Nachfrage nach (qualitativ hochwertigen)
Dienstleistungen; und (iii) mangelndes Personal zur Erbringung der
Dienstleistungen (B.4).
11
12
Ausschuss der Regionen (2011).
Dienstleistungsinitiativen: Dienstleistungen bezüglich Wellness- und Krankheitsmanagement;
Förderinitiativen: Förderaktivitäten für Management, Verwaltung, Logistik und Bereitstellung von
gesundheitsbezogenen Gütern und Dienstleistungen; Initiativen zur Infrastruktur des
Gesundheitswissens:
Infrastruktur
des
Gesundheitswissens,
medizinische
Ausbildung,
Medizinforschung und klinische Studien und Kooperationsplattformen; Initiativen zur IT-Infrastruktur:
Entwicklung der IT-Infrastruktur.
27
B.4
Notwendigkeit einer verstärkt nachfragegesteuerten Verfügbarkeit von
Arbeitskräften in der sozialen Betreuung
Der zunehmende Bedarf an sozialen Dienstleistungen spiegelt sich in der
wachsenden Anzahl von Beschäftigten in den Bereichen Gesundheitsversorgung
und soziale Dienste wider: „In der EU27 sind mehr als 21 Millionen Menschen
im Bereich Gesundheitsdienstleistungen und soziale Dienste beschäftigt. Dies
entspricht einem Anstieg um 24% seit 2000 und 10% der gesamten Arbeitskräfte
im Jahr 2009. Und trotz der Krise nahm die Beschäftigung in diesem Sektor 2009
weiterhin zu.“ Das Beschäftigungsniveau in der Gesundheitsversorgung und
sozialen Diensten variiert von mehr als 18% in Dänemark bis zu 4% in Zypern
und Rumänien und ist im Allgemeinen in den nördlichen und westlichen Teilen
Europas höher. Die meisten Pflegekräfte (78,5%) sind Frauen, und viele sind
Migranten. Die Forschungsarbeiten von Cedefop haben ergeben, dass der Sektor
durch Marktmechanismen stärker nachfragegesteuert werden muss und dass
anstelle von spezialisiertem Personal eher allgemeine Kompetenzen benötigt
werden. Quelle: Cedefop, 2010.
28
4. Mobilität und
Verkehrsmitteln
Zugänglichkeit
von
Es wird davon ausgegangen, dass die Bevölkerungsalterung zu einer
Veränderung im Muster der Mobilitätsverhalten führt. In den kommenden
Jahren werden Generationen mit reisebetontem Lebensstil altern. Daher kann
man davon ausgehen, dass diese Generationen in Abhängigkeit von ihren
finanziellen Mitteln und ihrem Gesundheitszustand auch in ihrem späteren
Lebensabschnitt ein hohes Maß an Mobilität beibehalten wollen. Dies hat unter
anderem folgende Auswirkungen auf das Transportsystem: eine größere
Nachfrage von Seiten der älteren Menschen nach kollektiven Transportformen,
nach kommerziellem Einzeltransport (wie z. B. Taxi) und nach
technologiegestütztem Autofahren; eine zunehmende Bedeutung der
Sicherheitsfragen; ein wachsender Bedarf an zugänglichen öffentlichen
Verkehrsmitteln und öffentlicher Infrastruktur (wie z. B. längere Ampelphasen
beim Überqueren der Straße und eine begrenzte Entfernung von und zu
Haltestellen); ein zunehmender Bedarf im Hinblick auf die Erbringung
medizinischer und spezieller Dienstleistungen an Flughäfen und Bahnhöfen.
4.1 Die Situation der EU27 sowie Vorhersagen und
gemeinsame Herausforderungen für die LRG
Die Veränderungen der Altersstruktur der EU-Bevölkerung werden sich auf die
Mobilität auswirken. Die meisten verkehrsbezogenen Daten stehen auf
europäischer oder nationaler Ebene zur Verfügung und unterscheiden nicht
zwischen den Altersgruppen der Passagiere oder der Fahrzeugbesitzer. Nur die
Daten bezüglich tödlicher Verkehrsunfälle sind auf nationaler Ebene nach
Altersgruppen verfügbar. Die Daten bestätigen hingegen insgesamt die
zunehmende Mobilität der Menschen, wobei die Nutzung des Luftverkehrs
stetig zunimmt. Genauer gesagt war der Zuwachs im Luftverkehr in diesem
Jahrzehnt „bis 2008 größer als bei jedem anderen Verkehrsmittel (37 %), und
konnte 2008 die Gesamtnachfrage nach Passagiertransport um ganze 10 %
erhöhen“ (Europäische Umweltagentur (EUA), 2011a).
Private Fahrzeuge und Motorräder sind die gefragtesten Verkehrsmittel, gefolgt
von Flugzeugen, dem öffentlichen Straßen- und Schienenverkehr sowie, mit
einem sehr kleinen Anteil an der Transportnachfrage, von der Binnenschifffahrt
(Diagramm 11).
29
Die Nachfrage nach Luft- und
Schienenverkehr
wird
voraussichtlich
bis
2030
ansteigen, wobei die Nachfrage
nach privatem und öffentlichem
Transport bis 2030 leicht sinken
wird, verglichen mit 2010. Der
Anteil
des
öffentlichen
Verkehrswesens
hat
im
Allgemeinen im vergangenen
Jahrzehnt
europaweit
zugenommen, allerdings mit
deutlich
unterschiedlichen
Tendenzen in der EU15 und in
der EU12. Tatsächlich ist die
Nachfrage nach Busverkehr in
den letzten zehn Jahren in der
EU15 um 10 % angestiegen; in
der EU12 ist sie um 4 %
Quelle: Trends und Aussichten für die Nachfrage
gesunken, höchstwahrscheinlich
nach Transport für die verschiedenen Verkehrsmittel
aufgrund der Zunahme von
der EUA.
Besitz und Gebrauch privater
Fahrzeuge. Ganz ähnlich ist die Nachfrage nach Personenverkehr bei der Bahn
in der EU15 um beinahe 30 % gestiegen und in der EU12 in demselben
Zeitraum um rund 20 % gesunken (EUA, 2011a).
Diagramm 11 – Aussichten für die
Nachfrage nach Personenbeförderung,
nach Verkehrsmittel, 2010, 2020, 2030,
EU25
Die älteren Menschen werden „einen größeren Anteil der motorisierten
Bevölkerung als in der Vergangenheit ausmachen“ (Tetraplan A/S et al., 2009),
wobei der Besitz von Fahrzeugen und Führerscheinen unter Frauen beträchtlich
zunehmen wird. Im Zeitraum von 2005 bis 2009 ist der Fahrzeugbesitz in allen
EU-Mitgliedstaaten angestiegen, mit Ausnahme von Zypern. Der Anstieg liegt
für die EU15-Mitgliedstaaten bei 1-5 % und für die EU12-Mitgliedstaaten
höher, mit Höchstwerten von +22 % in Rumänien und +24 % in Bulgarien13.
Laut dem Verkehrsmodell der IEA/SMP (EUA, 2010) wird der Fahrzeugbesitz
in OECD-Europa im Zeitraum von 2000 bis 2050 voraussichtlich um 46 %
ansteigen.
Die Mobilität hat ihren Preis. Diagramm 12 zeigt das Niveau der Ausgaben für
persönliche Mobilität als Anteil an den Haushaltsausgaben, wobei die Daten
nach zunehmenden Ausgaben für Verkehrsdienstleistungen geordnet sind. Die
Kosten der Transportdienste stellen einen von den Behörden zu
13
EUA-Datensatz, Indikator TERM32, Quelldatei: TREMOVE v3.3.1.
30
berücksichtigenden Faktor dar, da ein wachsender Anteil von älteren Menschen
aufgrund der Veränderungen der Familienstruktur alleine lebt und dabei von
individuellen Einkommen oder Renten abhängt. Ferner sind „ältere Menschen
[...] ebenfalls eher von Armut bedroht als die Gesamtbevölkerung. Im Jahr 2008
lag die Armutsgefährdungsquote der 65-Jährigen und älter in der EU27
bei 19%. Die höchsten Quoten wurden für Lettland (51%), Zypern (49%),
Estland (39%) und Bulgarien (34%) beobachtet und die niedrigsten für
Ungarn (4%), Luxemburg (5%) und die Tschechische Republik (7%)“
(Eurostat, 2010).
Diagramm 12 – Ausgaben für persönliche Mobilität, Anteil am gesamten
Haushaltseinkommen, 2008
Quelle: EUA, 2011b.
Die Bevölkerungsalterung wir sich auch auf die Sicherheit auswirken, da
altersbedingte Einschränkungen funktionelle Einschränkungen beim Fahren
bewirken. Daten (Diagramm 13 und 14) zeigen, dass die Fatalitätsrate älterer
Fahrer (65 Jahre und älter) vermutlich aufgrund ihrer körperlichen Anfälligkeit
31
relativ hoch ist. Die Fatalitätsrate älterer Fahrer liegt in Malta, den Niederlanden
und Österreich über 1:4; während die tödlichen Unfälle in Malta nur in
städtischen Gebieten vorkommen, sind sie in den Niederlanden und in
Österreich in ländlichen Gegenden häufiger, wie auch in Spanien und
Frankreich. Die höchste Anzahl von tödlichen Unfällen älterer Fahrer ist in
Italien zu verzeichnen, gefolgt von Deutschland, Frankreich und Polen.
32
Diagramm 13 – Tödliche Verkehrsunfälle von Personen
ab 65 Jahren, 2009*
Diagramm 14 – Verteilung der tödlichen Verkehrsunfälle
in städtischen und ländlichen Gegenden von Personen ab
65 Jahren, 2009*
Quelle: CARE-Datenbank. *Anmerkung: 2008 für BE, DK, DE, IE, GR, ES, FR, IT, LV, LU, PT, SE; 2004 für CY. Letzte Aktualisierung: 2010.
33
Die Hauptherausforderungen bezüglich Mobilität und Transport älterer
Menschen beziehen sich auf (i) die Zugänglichkeit der Verkehrseinrichtungen;
(ii) die Verfügbarkeit von Transportmitteln in weniger gut angebundenen
Gegenden wie ländlichen Gebieten oder Stadtrandgebieten; und (iii) auf
bedarfsgesteuerte öffentliche Verkehrssysteme für einen steigenden Anteil
älterer Kunden.
34
5. Altersgerechtes Wohnen für die alternde
Bevölkerung
Die umfassendsten Informationen über altersgerechtes Wohnen stammen aus
einem Bericht der UEPC - European Federation of Housing and Building
Companies - und des Bundesverbands freier Immobilien- und
Wohnungsunternehmen aus dem Jahr 2007. Abgesehen von vereinzelten
Informationen, die aus nationalen Berichten zusammengetragen werden können,
stehen keine umfassenden Übersichten zur Verfügung. Es gibt Statistiken über
den Wohnungsbestand der EU27; sie unterscheiden jedoch nicht zwischen
angepassten, nicht angepassten und eventuell anpassbaren Häusern. Ferner ist
oft eine Anpassung für Menschen mit Beeinträchtigung oder Behinderung
vorgesehen, doch umfassen die „Seniorenwohnungen“ trotzdem andere Bereiche
und Merkmale und müssen als eigenständige Kategorie betrachtet werden.
5.1 Die Situation der EU27, nationale Daten
gemeinsame Herausforderungen für die LRG
und
Dem UEPC-Bericht zufolge „macht das Segment des barrierefreien Wohnens
oder des an die Bedürfnisse von Senioren angepassten Wohnens einen
durchschnittlichen Marktanteil von etwa einem Prozent des gesamten
Wohnungsbestands in europäischen Ländern aus, und die Tendenz ist steigend.
In Deutschland beträgt der Anteil der für ältere Menschen geeigneten
Wohnungen etwa ein Prozent, wobei Belgien und die Niederlande mit Anteilen
von zwei bis fünf Prozent an der Spitze liegen“. Ferner werden in den
Niederlanden 50 % der neuen Häuser so entworfen und gebaut, dass sie nach
den bestehenden Regelungen „anpassbar“ sind. Die Studie stützt sich auf eine
Umfrage in 12 EU-Mitgliedstaaten zuzüglich der Türkei. Sie ergibt, dass es in
Österreich, Belgien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien,
den Niederlanden, Polen und Schweden barrierefreie oder barrierearme, an die
Bedürfnisse älterer Menschen angepasste Wohnungen gibt, während diese in
Rumänien und Lettland noch fehlen. Es gibt zwei Hauptmodelle für
altersgerechtes Wohnen: stationäre Pflegeeinrichtungen oder „Pflegemodelle“,
und Wohngemeinschaften und „Wohnmodelle“. Letztere werden innerhalb
normaler Wohnumgebungen eingerichtet und leicht an die Bedürfnisse älterer
Menschen angepasst und es wird ein bestimmtes Service-Niveau gewährleistet.
Die Anpassung wird laut Bericht „direkt von den nationalen Regierungen oder
steuerrechtlich subventioniert“, und wo eine Förderung durch Behörden
stattfindet, gibt es üblicherweise auch Regelungen, die während des Baus/der
Anpassung eingehalten werden müssen.
35
Angepasstes oder altersgerechtes Wohnen gilt als potenziell bedeutender Markt,
der sich aus der Bevölkerungsalterung ergibt. Gemäß der UEPC-Studie müssen
zu den öffentlichen Anstrengungen Initiativen von Bauträgern hinzukommen,
um die steigende Nachfrage zu befriedigen.
Diagramm 15 – Eigentümer nach Altersgruppen
Quelle: Institut für Demographie und Österreichische Akademie der Wissenschaften (2010).
Zu den treibenden Kräften der Entwicklung altersgerechter Wohnungen zählen
neben Politik und öffentlichen Anreizen das Wohneigentum und das
Einkommensniveau älterer Menschen. Die Statistiken zeigen im Allgemeinen,
dass der Anteil an Wohneigentum umso niedriger ist, je älter die Menschen sind,
wobei quer durch die Altersgruppen Unterschiede bestehen, in nördlichen
Ländern größere als im Süden Europas (Diagramm 15). Wie im Kapitel 4.1
erwähnt, besteht für eine von fünf Personen im Alter ab 65 Jahren ein
Armutsrisiko. Die durchschnittliche Armutsrisikoquote von Personen im Alter
ab 65 Jahren sank zwischen 2007 und 2009 auf EU27-Ebene um 2,4 %. Dieser
durchschnittliche Rückgang entspricht einem Sinken in den EU15Mitgliedstaaten (von 20,2 % 2007 auf 17,8 % 2009) und einem Anstieg in den
EU12-Mitgliedstaaten (von 16 % 2007 auf 17,9 % 2009).
Allein lebende ältere Menschen zählen wirtschaftlich gesehen zu den am
stärksten gefährdeten Kategorien, und innerhalb dieser Gruppe sind Frauen
„besonders vom Armutsrisiko betroffen, da die Altersversorgung für Frauen
deutlich niedriger ist als die für Männer. Ferner sind die beruflichen
Laufbahnen von Frauen kürzer, und sie verdienen im Lauf ihres Arbeitslebens
weniger…“ (European Social Housing Observatory, 2008). Darüber hinaus wird
erwartet, dass die Anzahl allein lebender älterer Menschen im Lauf der
kommenden Jahrzehnte deutlich zunimmt. Genauer gesagt soll die Anzahl von
alleine lebenden Personen im Alter von mindestens 60 Jahren von
32,3 Millionen im Jahr 2001 auf ungefähr 51,6 Millionen im Jahr 2050
36
ansteigen. Die meisten unabhängig lebenden älteren Menschen werden in den
EU15-Mitgliedstaaten leben (Tabelle 4). Die Anzahl von alleine lebenden
Personen im Alter von mindestens 80 Jahren wird noch stärker ansteigen,
von 6,1 Millionen im Jahr 2001 auf 22,5 Millionen im Jahr 2050.
Tabelle 4 – Ältere Menschen, gesamt und Alleinstehende, 2001 und 2050,
in Millionen
Quelle: Europäische Kommission, GD Beschäftigung, Soziales und Integration, 2009.
Der Wohlstand der aktuellen und zukünftigen Rentner hängt stark von den
Auswirkungen der derzeitigen Reformen der Rentensysteme in der gesamten EU
ab. Der Reformprozess ist insgesamt komplex, bedingt durch seine
länderspezifische Ausprägung, wenngleich er in einem gemeinsamen
Rahmenwerk der EU für politisches Lernen (offenen Koordinierungsmethode im
Sozialbereich) und für Finanzpolitik (Stabilitäts- und Wachstumspakt)
verwurzelt ist. Ferner haben die Finanzkrise und der Konjunkturabschwung
deutlich gezeigt, von welcher Bedeutung die richtige Balance zwischen
öffentlichen Umlagesystemen (PAYG) und zusätzlichen gemeinschaftlichen
oder privaten Systemen ist, d. h. in allen drei konventionellen Hauptpfeilern der
Renten14.
Einige
der
wichtigsten
in
den
Rentenreformen
angegangenen
Herausforderungen, wie im gemeinsamen Rentenbericht von 2010
hervorgehoben, werden unter B.5 zusammengefasst. Die Reformen werden auf
nationaler Ebene durchgeführt, wenngleich lokale und regionale Behörden zur
Minderung des Risikos, dass gefährdete Kategorien von Menschen in die Armut
rutschen, durch die Förderung zusätzlicher Rentenfonds beitragen.
14
Folgende von der Weltbank entwickelte Pfeilerstruktur ist ein Referenzpunkt in der europäischen
Debatte: erster Pfeiler – öffentliche Umlagerenten (PAYG); zweiter Pfeiler – private berufliche
Rentenvorsorge; dritter Pfeiler – private Eigenvorsorge.
37
Diagramm 16 - Armutsrisikoquote für die über 65-Jährigen in den EUMitgliedstaaten und Aufwendungen für Altersversorgung, 2007
Quelle: Europäische Kommission, GD Wirtschaft und Finanzen, 2010b
Diagramm 16, ein Vergleich zwischen den nationalen Armutsrisikoniveaus für
ältere Menschen mit Aufwendungen für Altersversorgung, zeigt die Effektivität
von Aufwendungen für Altersversorgung bei der Armutsbekämpfung. Nur
wenige Länder erreichen eine relativ niedrige Armutsrisikoquote und zugleich
niedrige Ausgaben für die Altersversorgung. Es wird jedoch darauf
hingewiesen, dass die Armutsniveaus nur monetäre Einkünfte berücksichtigen
und somit Wohnungseigentum, private Ersparnisse und andere nicht monetäre
Vorteile wie subventionierte oder kostenlose Gesundheitsversorgung
ausgeklammert werden. Es ist auch zu beachten, dass niedrige Ausgaben
beispielsweise die Folge eines bedeutenden Anstiegs des BIP sein können,
insbesondere in den EU10-Mitgliedstaaten, da die Ausgaben als Anteil am BIP
ausgedrückt werden.
38
B.5
Einige der größten Herausforderungen für die europäischen
Rentensysteme
Die von den EU-weiten Rentenreformen angegangenen Herausforderungen
sind unter anderem folgende: (i) die Ausdehnung der Abdeckung für
Risikogruppen wie Landwirte, Selbständige sowie Frauen mit niedrigen
Rentenansprüchen; (ii) Schritte zur besseren Anpassung an die
Geschlechterrollen, beispielsweise durch Anrechnung von Pflegejahren; oder
den Wandel der Arbeitsmärkte mit mehr atypischen Berufswegen und
befristeten Arbeitsverträgen; (iii) der Anstieg der Mindestrenten und
Zulagen; (iv) Anpassungen für Zeiträume der Arbeitslosigkeit, niedrigere
Beiträge und niedrigere Erträge auf dem Finanzmarkt (insbesondere infolge
der andauernden Finanzkrise), die sich überwiegend auf die derzeit aktive
Bevölkerung und deren Rentenansprüche auswirkt. Quelle: Europäische
Kommission, GD Wirtschaft und Finanzen (2010b).
Schließlich sollte neben wirtschaftlichen Betrachtungen bei der Planung der
Anpassung von Wohnungen auch die Haltung der älteren Menschen gegenüber
Veränderungen und Mobilität (z. B. Umzug in eine neue Wohnung, die von
Anfang an speziell entworfen wurde, um den Bedürfnissen des Alterns zu
entsprechen) berücksichtigt werden: „Verschiedentlich wird die Ansicht
vertreten, dass ältere Menschen die Möglichkeit haben sollten, in ihrem Zuhause
wohnen zu bleiben, um zu verhindern, dass sie die Verbindung zu ihrem
physischen, sozialen und psychologischen Umfeld verlieren. Beispielsweise zielt
die Strategie für „Lifetime Homes“ im Vereinigten Königreich darauf ab,
altersgerecht anpassbaren „Lebensraum“ bereitzustellen (European Social
Housing Observatory, 2008).
Demografische Veränderungen und finanzielle Überlegungen sind die
wichtigsten Triebkräfte der bevorstehenden Herausforderungen für die LRG,
insbesondere: (i) eine alternde Bevölkerung, die so lange wie möglich in ihrem
eigenen Zuhause leben möchte; (ii) die Schaffung neuer Arbeitsplätze und
wirtschaftlicher Chancen sowohl für Pflegedienstleister als auch für
Bauunternehmen; und (iii) potenziell zunehmende Ungleichheiten bezüglich der
Lebensqualität zwischen älteren Menschen, die es sich leisten können, ihr Heim
altersgerecht anzupassen, und denen, die das nicht können, da sich die
Zielgruppe generell in physischer (eventuell auch sozialer und psychologischer)
und oft auch finanzieller Hinsicht in einer schwachen Position befindet.
39
6. Teilnahme an Gemeinschaftsaktivitäten
Die Erhebungen zur Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und
Lebensbedingungen (EU-SILC) liefern Informationen über die Beteiligung
älterer Menschen an den Aktivitäten ihrer örtlichen Gemeinwesen. 2006 wurde
ein spezielles Modul zur sozialen Beteiligung in die Erhebung aufgenommen,
mit dem zusätzliche Informationen gesammelt werden.
6.1 Die Situation der EU24, nationale Daten
gemeinsame Herausforderungen für die LRG
und
Die soziale Isolation nimmt mit dem Alter zu. Mit der Zeit verringert sich die
Anzahl der Freunde, der Aufbau neuer Beziehungen wird zunehmend
schwieriger. Insbesondere „hat in zwei Dritteln der Länder mehr als eine von
10 Personen, die mindestens 65 Jahre alt sind, keine Freunde oder trifft diese
nie. Dieser Anteil steigt in Ungarn und Lettland auf mehr als eine Person von
vier an; dort ist ein großer Anteil älterer Menschen isoliert.“ (Eurostat, 2010c).
Diagramm 17 zeigt die Quote der 18- bis 64-Jährigen und der mindestens
65-Jährigen, die keine Freunde haben, im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung.
Diese Quote ist in der älteren Altersgruppe wesentlich höher, und die höchsten
Werte liegen in der Slowakei, Zypern, Litauen und Dänemark vor.
Diagramm 17 – Quote der Menschen ohne Freunde im Vergleich zur
Gesamtbevölkerung, 2006
Quelle: Eurostat 2010c
41
Aus den in der SILC-Umfrage der EU von 2006 gesammelten Informationen
wird ersichtlich, dass im Durchschnitt fast eine von vier Personen im Alter ab
65 Jahren an religionsbezogenen Veranstaltungen teilnimmt; einer von fünf
nimmt an Freizeitgruppen oder Ähnlichem teil, und nur wenige nehmen an
politischen Aktivitäten teil. Zwischen den verschiedenen Ländern bestehen
jedoch bedeutende Unterschiede. Zypern und Polen haben sehr hohe
Teilnahmequoten an religionsbezogenen Veranstaltungen, jeweils 87 % und
69 %, und interessanterweise gelten in diesen beiden Ländern dieselben hohen
Quoten für alle Altersgruppen. Die niedrigsten Teilnahmequoten an religiösen
Veranstaltungen liegen in Frankreich (2,3 %) und Ungarn (4,3 %) vor. Die
höchsten Teilnahmequoten an Freizeitgruppen liegen in den Niederlanden
(42,5 %) und im Vereinigten Königreich (37,9 %) vor, die niedrigsten in Polen
(1,7 %) und Litauen (2,5 %). Die Teilnahmequoten an politischen Aktivitäten
liegen in ganz Europa unter 9 %, mit den höchsten Quoten in Dänemark (8,2 %)
und Zypern (7,3 %) und den niedrigsten in Litauen und Griechenland
(jeweils 1,4 %).
42
Tabelle 5 – Beteiligung an Gemeinschaftsaktivitäten, nach Altersgruppen und Art der Aktivität, 2006, in %
Kirchen und andere religiöse
Organisationen
Politische Parteien und
Gewerkschaften
Quelle: Europäische Kommission, GD Beschäftigung, Soziales und Integration, 2009
43
Freizeitgruppen und organisationen
Einige der im Rahmen des SHARE-Projektes (Survey of Health, Ageing and
Retirement in Europe) gesammelten Daten zeigen, dass sich Personen ab
50 Jahren im Allgemeinen in „informellen“ Aktivitäten engagieren,
beispielsweise
Ehrenämter,
Erwachsenenpflege,
Kinderbetreuung,
Wohltätigkeitsarbeit oder andere soziale Initiativen, wobei die Teilnahmequoten
in den 12 untersuchten Ländern Europas große Unterschiede aufweisen.
Die soziale Isolation wird von verschiedenen Faktoren bestimmt, die von
wirtschaftlichen Überlegungen bis hin zur Gesellschaftsstruktur und zur
technologischen Entwicklung reichen. Die wichtigste Herausforderung für die
LRG ist die hohe Anfälligkeit der älteren Menschen für Isolation und die
Tatsache, dass diese Anfälligkeit aufgrund europaweiter allgemeiner Tendenzen
zugenommen hat, wie zum Beispiel die abnehmenden Möglichkeiten der Pflege
in der Familie, die sich wandelnden Familienstrukturen und die breiter werdende
Kluft zwischen den Generationen, verursacht durch das Internet und die neuen
Technologien. Eine schlechte Finanzlage kann zu den oben genannten Faktoren
hinzukommen, wodurch die Verschlimmerung der sozialen Kluft innerhalb der
Seniorengeneration zu einem echten Risiko wird.
44
7. Das horizontale Gebiet der IKT
Die mangelnde Verfügbarkeit und Durchdringung der Informationstechnik
können innerhalb der jeweils betroffenen Politikbereiche zum Hindernis werden.
Genauer gesagt kann sie Einschränkungen verursachen für: (i) das regionale und
lokale Wirtschaftswachstum sowie den Zugang zum lebenslangen Lernen;
(ii) den Zugang zu elektronischen Diensten; (iii) den technischen Fortschritt im
Bereich Mobilität; und (iv) die Automatisierung von Häusern, im Haushalt und
bei groben Haushaltsaufgaben. Zusätzlich (v) kann durch die digitale Kluft die
soziale Isolation noch intensiver werden.
Tabelle 6 – Regional höchster und niedrigster Prozentsatz von Haushalten
mit Internetzugang per Breitbandverbindung, 2010
Quelle: Eurostat. Daten vom 18.2.2011. Letzte Aktualisierung: 4.2.2011.
Die Unterschiede zwischen den Regionen in Bezug auf Verfügbarkeit und
Durchdringung der Informationstechnologie sind enorm. Der Zugang zum
Internet reicht von 90 % in Noord-Holland (Niederlande) bis 17 % in
Severozapaden (Bulgarien).
45
Der Breitbandzugang liegt zwischen 79 % in Groningen und Noord-Holland
(jeweils in den Niederlanden) und 12 % in Severozapaden (Bulgarien): „Die
sechs in Bezug auf den Internetzugang führenden Regionen liegen alle in den
Niederlanden, wohingegen die sechs Regionen mit dem geringsten Anteil in
Bulgarien und Griechenland liegen“ (Eurostat, 2010).
Der Internetzugang der Haushalte über eine Breitbandverbindung ist in
schwedischen und niederländischen Regionen am höchsten und in rumänischen
und bulgarischen Regionen am niedrigsten (Tabelle 6). Im Allgemeinen wurden
räumliche Muster unterschieden, wobei die Werte im Norden Europas höher
sind als im Süden, sowie im Zentrum höher als im Osten und Westen (Karte 5).
Karte 5 – Anteile von Haushalten mit Internetzugang und
Breitbandverbindung, NUTS2, 2008
Quelle: Eurostat, 2010.
Während die Rolle der IKT hinsichtlich elektronischen Diensten wie
Telemedizin und Telecare oder Hausautomation wie Domotik offensichtlich ist,
wurden die Auswirkungen der IKT auf regionales Wachstum, regionale
Produktivität und Beschäftigung kürzlich von Barrios et al. (2008) untersucht.
Diese Autoren fanden heraus, dass die IKT-Industrie geografisch sowohl in
reichen Regionen, wo sie ursprünglich gebündelt war, als auch in weniger
wohlhabenden Regionen konzentriert ist, was auch Regionen in den neuen
46
Mitgliedstaaten wie Polen, Slowakei, Slowenien und Tschechische Republik mit
einschließt; dort hat sich die Konzentration im Lauf der letzten zehn Jahre weiter
entwickelt. Wenngleich sich dies auf anhand begrenzter empirischer Daten
gewonnene Erkenntnisse stützt, trägt die IKT-Industrie anscheinend zu
regionaler Konvergenz und regionalem Wachstum bei. Ferner verfügt der IKTSektor offensichtlich im Vergleich zu anderen Wirtschaftssektoren über einen
höheren Anteil an gut ausgebildeten Personen und wird von der Präsenz lokaler
IKT-KMU und den Kenntnissen und Fähigkeiten lokaler Arbeitskräfte
angezogen.
Schließlich kann mangelnde Medienkompetenz die sozialer Isolation
verschärfen, wenn sie zum Beispiel dazu führt, dass ältere Arbeitskräfte früh aus
dem Arbeitsmarkt ausscheiden oder unfähig sind, mit Verwandten oder
Freunden in Kontakt zu treten, zu kommunizieren oder den Kontakt mit ihnen
zu pflegen. Wenngleich sich die digitale Kluft zwischen den Generationen
erwartungsgemäß im Lauf der Zeit durch das Altern derjenigen, die aktuell mit
den neuen Technologien vertraut sind, verringert, so ist trotzdem eine Tendenz
zu abnehmender Internetnutzung mit dem Alter ersichtlich (Diagramm 18).
Diagramm 18 – Internetnutzung nach Altersgruppen, EU27, 2004
und 2007, in Prozent
Quelle: Europäische Kommission, GD Beschäftigung, Soziales und Integration, 2009.
47
TEIL 2 – Entwicklung einer Reihe von
vorbildlichen regionalen Ansätzen zum
aktiven Altern
49
8. Typologie der Regionen
8.1 Methodologischer Ansatz: berücksichtigte Kriterien
Die vorgeschlagene Typologie der EU-Regionen wurde auf der Grundlage von
vier Kriterien umrissen:
1. Wachstums-/Innovationsniveau (Navarro et al., 2008)
2. Altenquotient (Eurostat-Daten)
3. Bruttobevölkerungswachstum (Eurostat-Daten)
4. Vorherrschen städtischer gegenüber ländlicher Bevölkerung (EUMethodologie, von der OECD-Methodik abgeleitet).
1. Kriterium: regionales Wachstums- und Innovationsniveau
Zur Berücksichtigung zahlreicher verschiedener Variablen, die zur
wirtschaftlichen Entwicklung beitragen, wurde eine bestehende Typologie zur
Erfassung des Innovationsniveaus einer Region betrachtet. Das
Innovationsniveau bezeichnet die Fähigkeit, Wissen aufzunehmen und zu
schaffen und Forschung&Entwicklung (F&E) in Wachstum umzuwandeln. Die
Typologie stammt von Navarro et al. (2008) und wurde auf Grundlage von
21 Indikatoren entwickelt, und es werden 25 EU-Mitgliedstaaten abgedeckt; ein
Schwerpunkt liegt auf der Beschäftigung, sechs Indikatoren beziehen sich auf
die Beschäftigungsquote (Gesamtbeschäftigung und Beschäftigung in den
Hauptwirtschaftssektoren – Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei, Industrie,
Unternehmens- und Finanzdienstleistungen, Medium- und HightechDienstleistungen sowie Hightech-Dienstleistungen). Ferner wird ein
Zugänglichkeitsindex berücksichtigt und ein Schwerpunkt auf F&E (mit fünf
Indikatoren) sowie auf Bildung gesetzt. Bei dieser Typologie werden sieben
Hauptarten von Regionen skizziert:
ƒ G1: Umstrukturierung industrieller Regionen mit bedeutenden
Schwachpunkten. Diese Regionen sind üblicherweise durch einen hohen
Spezialisierungsgrad in der Fertigung gekennzeichnet (mit Ausnahme von
Estland) und verfügen über „ein niedriges Niveau bei der
Hochschulbildung, lebenslangem Lernen, Zugänglichkeit, Arbeitskräften
in Wissenschaft und Technologie und von Ausgaben für F&E“.
ƒ G2: Regionen mit schwacher wirtschaftlicher und technologischer
Leistung, die sich größtenteils auf den Dienstleistungssektor (Tourismus)
oder die Landwirtschaft stützen. Diese Regionen weisen ein niedriges
Pro-Kopf-Einkommen, eine geringe Zugänglichkeit, eine geringe
Bevölkerungsdichte auf sowie eine geringe „Intensität von F&E, geringe
Hochschulbildung, niedrige Beschäftigungsquote, wenige Maßnahmen im
Bereich lebenslanges Lernen und wenige Arbeitskräfte in Wissenschaft
und Technik“.
51
ƒ G3: Regionen mit durchschnittlicher wirtschaftlicher und technologischer
Leistung. Diese Gruppe umfasst zahlreiche Regionen, die alle zu den
EU15-Mitgliedstaaten zählen, mit Ausnahme von Slowenien, das ein
breites Spektrum produktiver Strukturen aufweist (von Industrie über
Dienstleistungen bis hin zur Landwirtschaft).
ƒ G4: Fortschrittliche Regionen mit einem gewissen Maß an industrieller
Spezialisierung. Einigen der Regionen aus dieser Gruppe, die sich
historisch auf den Industriesektor stützt, ist es gelungen, „ihre Industrie
auf die Medium-Hightech und die Hightech-Produktion zu stützen, wobei
die Entwicklung von F&E-Aktivitäten betont wird“, während andere ihre
Industrie auf neue Sektoren umgestellt haben. „Diese Regionen verfügen
im Durchschnitt über ein hohes Zugänglichkeitsniveau, eine hohe
Bevölkerungsdichte und hohe F&E-Ausgaben“.
ƒ G5: Innovative Regionen mit einem hohen Maß an wirtschaftlicher und
technologischer Entwicklung. Dies ist die kleinste Gruppe. Sie umfasst
zehn Regionen, die alle zum Norden Europas zählen. Diese Regionen
verfügen über ein hohes Bildungsniveau und umfangreiche Maßnahmen
im Bereich lebenslanges Lernen, hohe F&E-Ausgaben und eine große
Anzahl an Patenanmeldungen.
ƒ G6: Hauptstadtregionen mit einem gewissen Maß an Spezialisierung in
Dienstleistungen mit hohem Mehrwert. Diese Gruppe umfasst nationale
Hauptstädte aus EU15- und EU10-Mitgliedstaaten (die sogenannten „neu
erfundenen Hauptstädte“, „die als die Gewinner der wirtschaftlichen
Transition und als Motoren der Wirtschaftstätigkeit“ der neuen
Mitgliedstaaten „angesehen werden“). Sie verfügen über eine gute
wirtschaftliche Entwicklung und ein technologisches Entwicklungsniveau,
das über dem europäischen Durchschnitt liegt, was hauptsächlich auf die
umfassenden F&E-Aktivitäten zurückzuführen ist. Regionen „mit einer
hohen Konzentration privater und öffentlicher Forschungstätigkeiten und
einem hohen wirtschaftlichen Entwicklungsniveau“ gehören auch zu
dieser Gruppe: Sie haben eine hohe Bevölkerungsdichte sowie hohe
Einkommens- und Bildungsniveaus, verfügen über ein gewisses Maß an
Spezialisierung
in
Hightech-Dienstleistungen,
Finanzund
Unternehmensdienstleistungen.
ƒ G7: Innovative Hauptstadtregionen. Diese Regionen sind auf
Dienstleistungen mit hohem Mehrwert spezialisiert. Diese Gruppe
umfasst Hauptstädte und Regionen, die sich zu „Wissens-Hubs“
entwickelt haben. Sie „verfügen über ein hohes Einkommens- und
Hochschulbildungsniveau, eine hohe Beteiligung am lebenslangem
Lernen, ein hohes Maß an Zugänglichkeit, eine hohe Bevölkerungsdichte
und eine große Anzahl von Patentanmeldungen“ sowie über hohe F&EAusgaben. „Ihre sektorspezifische Spezialisierung liegt im Bereich der
52
Hightech-Dienstleistungen und der Finanz- und Unternehmsdienstleistungen,
die alle der Unterstützung von Innovationsaktivitäten dienen“.
Es ist zu beachten, dass der Vergleich der Typologie von Navarro et al. mit der
Klassifizierung
der
Regionen
gemäß
den
Zielen
Konvergenz,
Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung eine relativ gute Korrelation zwischen
G1 und G2 und den Konvergenzregionen sowie zwischen G3 und G7 und den
Wettbewerbsfähigkeits- und Beschäftigungsregionen ergibt.
2. Kriterium: Altenquotient
Der Altenquotient ist der Quotient aus der Anzahl älterer Menschen (mindestens
65 Jahre) und der Anzahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter (d. h.
15-64 Jahre). Er zeigt an, in welchem Ausmaß die Menschen im erwerbsfähigen
Alter die ältere Bevölkerung unterstützen müssen. Bei einem höheren
Quotienten ist unter Umständen ein steigender Anteil von älteren Menschen mit
einem sinkenden Anteil von Menschen im erwerbsfähigen Alter verbunden. Er
wird als Prozentsatz ausgedrückt15.
3. Kriterium: Bruttobevölkerungswachstumsrate
Die Bruttowachstumsrate setzt sich zusammen aus: Geburtenrate minus
Sterbeziffer (oder natürlicher Wandel) plus gesamte Nettomigrationsrate, d. h.
der
Differenz
zwischen
Zuund
Abwanderungsströmen.
Die
Bruttobevölkerungswachstumsrate
ist
„der
Quotient
des
Gesamtbevölkerungswachstums im Lauf des Jahres und der durchschnittlichen
Bevölkerung im betreffenden Gebiet in demselben Jahr“.16 Sie wird je
1000 Einwohner ausgedrückt (‰). Die Wachstumsrate ist ein Indikator zur
Überwachung der Bevölkerungszahl.
15
16
Der durchschnittliche Altenquotient der EU27 von 25,9% (Giannakouris K., 2010) bedeutet, dass
100 Menschen im erwerbsfähigen Alter knapp 26 über 65-Jährige unterstützen.
Eurostat, 2009.
53
4. Kriterium: Vorherrschen städtischer oder ländlicher Bevölkerung
Zur Unterscheidung zwischen Regionen auf Grundlage des Vorherrschens
städtischer oder ländlicher Bevölkerung wurde die von der GD Landwirtschaft
und ländliche Entwicklung, Eurostat, dem Joint Research Centre (JRC) und der
GD Regionalpolitik entwickelte Typologie verwendet. Diese Typologie stützt
sich auf eine abgewandelte
Karte 6 – Stadt-Land-Typologie, NUTS3
OECD-Methodik
und
bietet eine Klassifizierung
auf NUTS3-Ebene (Karte
6). Im Rahmen dieser
Typologie werden drei
Hauptkategorien definiert:
(i) überwiegend städtische
Regionen mit einem Anteil
von weniger als 20 %
ländlicher Bevölkerung an
der
Gesamtbevölkerung
(rote Gebiete auf der
Karte); (ii) intermediäre
Regionen
mit
einer
ländlichen
Bevölkerung
von 20 bis 50 % der
Gesamtbevölkerung (gelbe
Gebiete);
und
(iii)
überwiegend
ländliche
Regionen
mit
einer
ländlichen
Bevölkerung
von mindestens 50 % der
Gesamtbevölkerung (grüne
Quelle: Eurostat-Website.
Bereiche).
54
8.2 Überblick über die Kategorien
Für die Zwecke dieses Berichts wurden die sieben Gruppen gemäß Navarro
et al. zunächst wie folgt zu drei Gruppen zusammengefasst: (i) zu G1 und G2
gehörende Regionen, die durch ein schwaches Wirtschaftswachstum
gekennzeichnet sind (SCHWACH); (ii) zu G3 gehörende Regionen, die durch
ein
durchschnittliches
Wirtschaftswachstum
gekennzeichnet
sind
(DURCHSCHNITTLICH) und (iii) zu G4, G5, G6 und G7 gehörende Regionen,
die durch ein starkes Wirtschaftswachstum gekennzeichnet sind (STARK)17.
Hinsichtlich des Altenquotienten wurden die Regionen in zwei Gruppen
unterteilt: (i) Regionen mit einem Quotienten, der unterhalb des Durchschnitts
der EU27 von 25,9 % liegt (JUNG) und (ii) Regionen mit einem Quotienten, der
oberhalb des Durchschnitts der EU27 von 25,9 % liegt (ALT).
Hinsichtlich der Bruttobevölkerungswachstumsrate wurden die Regionen in
zwei Gruppen unterteilt: (i) Regionen mit negativer Wachstumsrate oder
Nullwachstum (RÜCKGANG) und (ii) Regionen mit positiver Rate
(ANSTIEG).
Die Entwickler der Stadt-Land-Typologie argumentierten, dass eine
Aggregation auf NUTS2-Niveau die Typologie grundlegend ändern würde und
dass somit eher der vorherrschende Typ von NUTS3-Einheiten statt einer
Aggregation von Daten einen Regionentyp als „überwiegend städtisch“ (U),
„überwiegend ländlich“ (R) oder als „intermediäre Region“ (IN) klassifiziert. In
der Praxis wurden für jede Region als PU (überwiegend städtisch), IN
(intermediäre Region) oder PR (überwiegend ländlich) gekennzeichnete
NUTS3-Einheiten gezählt, und das relevanteste Kennzeichen wurde der Region
zugeordnet.
8.3 Vorgeschlagene Typologie der Regionen
Tabelle 7 fasst die vorgeschlagene Typologie entsprechend den Kriterien und
dem Ansatz in Kapitel 8.1 und 8.2 zusammen. Die vorgeschlagene Typologie
unterscheidet sieben Arten von Regionen.
17
Die bulgarischen und rumänischen Regionen, die ursprünglich nicht in der Typologie von Navarro
enthalten waren, wurden G2 zugeordnet.
55
Tabelle 7 – Vorgeschlagene Typologie der Regionen
JUNG
ANSTIEG
51
STARK
ALT
ANSTIEG
50
DURCHSCHNITTLICH
ODER
SCHWACH
JUNG
ANSTIEG
24
DURCHSCHNITTLICH
ODER
SCHWACH
ALT
ANSTIEG
42
STARK
ALT
RÜCKGANG
30
DURCHSCHNITTLICH
ODER
SCHWACH
ALT
RÜCKGANG
23
TYP 6
TYP 5
TYP 2
TYP 1
STARK
TYP 3
AltenBruttoAnzahl von
quotient wachstumsrate Regionen
TYP 4
Wachstum &
Innovation
56
Städtisch/ländlich
Vorherrschen
STÄDTISCHER (30) und
INTERMEDIÄRER
REGIONEN
(15)
–
wenige LÄNDLICHE (6).
Navarro-Gruppe: 4, 5, 6, 7
Vorherrschen
STÄDTISCHER (22) und
INTERMEDIÄRER
REGIONEN
(20)
–
wenige LÄNDLICHE (8).
Navarro-Gruppe: 4, 5, 6, 7
Vorherrschen
von
INTERMEDIÄREN (13)
und LÄNDLICHEN (9)
REGIONEN.
Zwei
STÄDTISCHE.
Navarro-Gruppe: 1, 2, 3
Vorherrschen
LÄNDLICHER (31) und
INTERMEDIÄRER
REGIONEN (11).
Navarro-Gruppe: 2 und 3.
Vorherrschen
von
INTERMEDIÄRER
REGIONEN (21).
Navarro-Gruppe: 4, 5, 6
Vorherrschen
LÄNDLICHER (16) und
INTERMEDIÄRER
REGIONEN (6) + 1
LÄNDLICHE.
Navarro-Gruppe: 2 und 3
und wenige der Gruppe 1.
Wachstum &
Innovation
JUNG
RÜCKGANG
43
Vorherrschen
LÄNDLICHER (27) und
INTERMEDIÄRER
REGIONEN (11). Wenige
STÄDTISCHE (2).
Navarro-Gruppe: 1 und 2.
ANMERKUNG: Dieser
Typ umfasst auch die drei
Regionen
mit
den
Merkmalen JUNG und im
RÜCKGANG, aber mit
DURCHSCHNITTLICHEM
oder STAKEM Wachstum
und
ebensolcher
Innovation,
nämlich:
Vzhodna Slovenija (SI),
Nord - Pas-de-Calais (FR)
und Lorraine (FR)
263
18
Typ 7
SCHWACH
Städtisch/ländlich
AltenBruttoAnzahl von
quotient wachstumsrate Regionen
Typ 1 und 2 umfassen Regionen mit einer hohen Wachstums- und
Innovationsrate und einer wachsenden Bevölkerung. Diese Regionen sind als
überwiegend städtische oder intermediäre Regionen charakterisiert (mit wenigen
Ausnahmen ländlicher Regionen). Alle G7-Regionen (gemäß Navarro) und die
meisten G6-Regionen zählen zu diesen zwei Typen. Die beiden Typen
unterscheiden sich durch den Wert ihres Altenquotienten – niedriger als das
durchschnittliche EU27-Niveau bei Typ 1 und über dem EU27-Durchschnitt bei
Typ 2.
18
Die folgenden acht NUTS2 wurden nicht in die Kategorisierung mit aufgenommen: Autonome Stadt
Ceuta (ES), Autonome Stadt Melilla (ES), Guadeloupe (FR), Martinique (FR), Französisch-Guyana
(FR), Réunion (FR), Autonome Region Azoren (PT) und Autonome Region Madeira (PT).
57
Typ 3 und 4 umfassen Regionen mit einer wachsenden Bevölkerung und
schwachem oder mäßigem Wirtschaftswachstums- und Innovationsniveau. Bei
diesen Regionen handelt es sich um überwiegendländliche oder intermediäre
Regionen (mit wenigen Ausnahmen städtischer Regionen); ländliche Regionen
sind insbesondere dort zu finden, wo der Altenquotient hoch ist. Die Regionen
von Typ 3 und 4 zählen zu G1, G2 und G3 (Klassifizierung gemäß Navarro).
Die beiden Typen unterscheiden sich durch den Wert ihres Altenquotienten –
niedriger als das durchschnittliche EU27-Niveau bei Typ 3 und über dem EU27Durchschnitt bei Typ 4.
Typ 5, 6 und 7 sind ausnahmslos durch eine schrumpfende Bevölkerung
gekennzeichnet. Bei diesen drei Typen variiert das Wirtschaftswachstum von
schwach bis stark; der Altenquotient von zwei Typen (5 und 6) liegt über den
EU27-Durchschnitt. Typ 5 umfasst ausschließlich intermediäre Regionen; Typ 6
und 7 sind überwiegend ländlich.
Die Regionen werden in Tabelle 4 nach Typen aufgeführt und auf Karte 7
bildlich dargestellt.
58
Tabelle 4 – Regionen nach Typen
Typ
Regionen
TYP 1 Région de Bruxelles-Capitale/Brussels Hoofdstedelijk Gewest, Prov.
Limburg (BE), Prov. Brabant Wallon, Prov. Hainaut, Prov. Liège,
Prov. Luxembourg (BE), Prov. Namur, Praha, Hovedstaden,
Midtjylland, Attiki, Comunidad de Madrid, Île de France, Picardie,
Haute-Normandie, Alsace, Rhône-Alpes, Luxembourg, KözépMagyarország, Groningen, Friesland (NL), Overijssel, Gelderland,
Flevoland, Utrecht, Noord-Holland, Zuid-Holland, Noord-Brabant,
Wien, Vorarlberg, Mazowieckie, Bratislavský kraj, Etelä-Suomi,
Pohjois-Suomi, Stockholm, Tees Valley and Durham, Greater
Manchester, South Yorkshire, West Yorkshire, Derbyshire and
Nottinghamshire, Leicestershire, Rutland and Northamptonshire, West
Midlands, Bedfordshire and Hertfordshire, Inner London, Outer
London,
Berkshire,
Buckinghamshire
and
Oxfordshire,
Gloucestershire, Wiltshire and Bristol/Bath area, East Wales, Eastern
Scotland, South Western Scotland, North Eastern Scotland.
TYP 2 Prov. Antwerpen, Prov. Oost-Vlaanderen, Prov. Vlaams-Brabant,
Prov. West-Vlaanderen, Sjælland, Syddanmark, Nordjylland,
Karlsruhe, Oberbayern, Niederbayern, Berlin, Bremen, Hamburg,
Weser-Ems, Köln, Trier, Rheinhessen-Pfalz, Franche-Comté, MidiPyrénées, Languedoc-Roussillon, Provence-Alpes-Côte d'Azur,
Piemonte, Lombardia, Lazio, Drenthe, Lisboa, Länsi-Suomi, Östra
Mellansverige, Sydsverige, Västsverige, Northumberland and Tyne
and Wear, Cumbria, Cheshire, Lancashire, Merseyside, East Yorkshire
and Northern Lincolnshire, North Yorkshire, Lincolnshire,
Herefordshire, Worcestershire and Warwickshire, Shropshire and
Staffordshire, East Anglia, Essex, Surrey, East and West Sussex,
Hampshire and Isle of Wight, Kent, Dorset and Somerset, Cornwall
and Isles of Scilly, Devon, West Wales and The Valleys, Highlands
and Islands.
TYP 3 Border, Midland and Western, Southern and Eastern, Cataluña,
Comunidad Valenciana, Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Zahodna
Slovenija, Northern Ireland (UK), Strední Cechy, Jihozápad, Notio
Aigaio, Illes Balears, Andalucía, Región de Murcia, Canarias (ES),
Campania, Cyprus, Malta, Malopolskie, Wielkopolskie, Pomorskie,
Norte, Východné Slovensko.
59
TYP 4 Kentriki Makedonia, Ionia Nisia, Dytiki Ellada, Sterea Ellada,
Peloponnisos, Kriti, Castilla-la Mancha, Extremadura, Corse,
Burgenland (AT), Algarve, Centro (PT), Alentejo, SchleswigHolstein, Cantabria, Comunidad Foral de Navarra, La Rioja, Aragón,
Centre (FR), Basse, Normandie, Bourgogne, Pays de la Loire,
Bretagne, Poitou-Charentes, Aquitaine, Limousin, Auvergne, Valle
d'Aosta/Vallée d'Aoste, Provincia Autonoma Bolzano/Bozen,
Provincia Autonoma Trento, Veneto, Emilia-Romagna, Toscana,
Umbria, Marche, Abruzzo, Niederösterreich, Steiermark, Åland,
Småland med öarna, Norra Mellansverige, Mellersta Norrland.
TYP 5 Stuttgart, Freiburg, Tübingen, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken,
Unterfranken, Schwaben, Brandenburg – Nordost, Brandenburg –
Südwest, Darmstadt, Gießen, Kassel, Mecklenburg, Vorpommern,
Braunschweig, Hannover, Lüneburg, Düsseldorf, Münster, Detmold,
Arnsberg, Koblenz, Saarland, Chemnitz, Dresden, Leipzig, Thüringen,
Zeeland, Limburg (NL), Övre Norrland.
TYP 6 Sachsen-Anhalt, País Vasco, Champagne-Ardenne, Liguria, FriuliVenezia Giulia, Kärnten, Itä-Suomi, Severozapaden, Severen
tsentralen, Anatoliki Makedonia, Thraki, Dytiki Makedonia, Thessalia,
Ipeiros, Voreio Aigaio, Galicia, Principado de Asturias, Castilla y
León, Molise, Puglia, Basilicata, Calabria, Sicilia, Sardegna.
TYP 7 Severoiztochen, Yugoiztochen, Yugozapaden, Yuzhen tsentralen,
Severozápad,
Severovýchod,
Jihovýchod,
Strední
Morava,
Moravskoslezsko, Estonia, Latvia, Lithuania, Közép-Dunántúl,
Nyugat-Dunántúl, Dél-Dunántúl, Észak-Magyarország, Észak-Alföld,
Dél-Alföld,
Lódzkie,
Slaskie,
Lubelskie,
Podkarpackie,
Swietokrzyskie,
Podlaskie,
Zachodniopomorskie,
Lubuskie,
Dolnoslaskie,
Opolskie,
Kujawsko-Pomorskie,
WarminskoMazurskie, Nord-Vest, Centru, Nord-Est, Sud-Est, Sud – Muntenia,
Bucuresti – Ilfov, Sud-Vest Oltenia, Vest, Západné Slovensko, Stredné
Slovensko.
Ausnahmen: Vzhodna Slovenija (SI), Nord - Pas-de-Calais (FR) und
Lorraine (FR)
60
Karte 7 – Vorgeschlagene Typologie, NUTS2
Quelle: Progress Consulting S.r.l.
61
9. Regionale und lokale Lösungsansätze nach
Politikbereichen und Arten von Regionen
Die Akronyme vor dem Titel kennzeichnen die Politikbereiche, denen die
nachfolgenden Beispiele zugeordnet sind. EMPL = Beschäftigung; CARE =
Zugang zu sozialen Diensten (Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege);
TRAN = Mobilität und Zugänglichkeit; HOUS = altersgerechtes Wohnen; und
PART = Teilnahme an Gemeinschaftsaktivitäten.
EMPL – Konzertierter Aktionsplan für gleichberechtigten Zugang zu
Beschäftigung in der Region Île-de-France (FR) – Regionentyp: 1
Herausforderungen signifikante Ungleichgewichte innerhalb der Region
erfordern einen stärkeren sozialen Zusammenhalt zur Schaffung von Stabilität
und Wachstum in der Region liegt der Anteil älterer Arbeitsloser (6,6 %)
über dem Landesdurchschnitt (5,2 %)
Beschreibung Im Jahr 2010 vereinbarten die zuständigen öffentlichen und
sozialen Akteure der Region Île-de-France einen Aktionsplan zur Bekämpfung
von Ungleichgewichten am regionalen Arbeitsmarkt. Der Plan hat vier
Hauptziele: i) Gleichstellung der Geschlechter; ii) Zugang zum Arbeitsmarkt
für Menschen mit Behinderungen und die Möglichkeit ihrer
Weiterbeschäftigung; iii) Schritte zur Bekämpfung regionaler und lokaler
Benachteiligung; und iv) Bemühungen zur Weiterbeschäftigung älterer
Arbeitnehmer. Im Rahmen des Plans werden eine Reihe regionaler
Maßnahmen zur Förderung der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer
weiterverfolgt, dazu gehört auch die Pilotinitiative Senior Competence aus
dem Jahr 2006, die vom ESF gemäß Artikel 6 als innovative Maßnahme
kofinanziert wird. Der Plan wird regelmäßig evaluiert. Auf regionaler und
lokaler Ebene sind verschiedene Initiativen ergriffen worden; diese reichen
vom Angebot an Beratung und beruflicher Fortbildung (seit 2010) über die
Veranstaltung von Foren zur Förderung des Kontakts zwischen älteren
Arbeitslosen und Unternehmen (seit 2009 fanden zwei Veranstaltungen dieser
Art statt) bis hin zur Beratung und Sensibilisierung von Unternehmern für die
Weiterbeschäftigung älterer Arbeitnehmer.
Leitung Der Plan basiert auf einer Vereinbarung der Préfecture der Île-deFrance mit den folgenden regionalen Organisationen (Gewerkschaften und
Unternehmerverbände): UR (union régionale) CFTC, UR CFE CGC, UR
CFDT, UR CGT, UPA, CGPME (Confédération Générale des Petites et
Moyennes Entreprises), MEDEF (Mouvement des entreprises de la région).
Die Unterzeichner der Vereinbarung sind für die Verwaltung und Steuerung
der Initiativen sowie für die Verwaltung der finanziellen Mittel verantwortlich.
Finanzierung Regionale und staatliche Förderung.
Quelle: Website des Aktionsplans
63
EMPL – Netzwerk für die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer (The Older
Workers Employment Network, OWEN), East Yorkshire and Northern
Lincolnshire (UK) – Regionentyp: 2
Herausforderungen
Schwierigkeiten
älterer
Arbeitnehmer
beim
Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt
Beschreibung Das Netzwerk wurde 2004 mit finanzieller Unterstützung des
Europäischen Sozialfonds (ESF) eingerichtet. Von 2006-2009 wurde das
Netzwerk
durch
„Yorkshire
Forward“
im
Rahmen
des
Beschäftigungsprogramms MORE (Making Opportunities Realistic for
Everyone) gefördert. Das Netzwerk fördert hauptsächlich die
Beschäftigungsfähigkeit von arbeitssuchenden Personen ab 45 in Form von
Kursen, Beratungen und Fortbildungen; „Es werden Workshops zu Themen
wie Erstellen eines Lebenslaufs, Selbstvertrauen und Motivation, die
Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch, die Stellensuche und die
vollständige Bewerbung angeboten. Bei OWEN wird jeder Klient von einen
persönlichen Berater betreut. Die persönlichen Berater arbeiten während des
gesamten Programms eng mit den Klienten zusammen und informieren,
beraten und begleiten sie.“ 2011 wurde OWEN für den Adult Learner Award
des nationalen Erwachsenenbildungsinstituts NIACE nominiert.
Leitung Das Projekt steht unter der Leitung eines Teams aus Führungskräften,
einem Trainer/Koordinator für den Bereich Soft Skills, persönlichen Beratern
und Marketing-Fachleuten.
Finanzierung Das Projekt wird derzeit in East Yorkshire vom Yorkshire East
Riding Council und dem Europäischen Sozialfonds und in North East
Lincolnshire vom Change-Programm gefördert.
Quelle: Website des Projekts OWEN
EMPL – Territorialer Beschäftigungspakt, Tirol (AT) – Regionentyp: 3
Herausforderungen: Vorbeugung und Bekämpfung von Arbeitslosigkeit Unterstützung von Arbeitnehmern durch Umstrukturierungsprozesse
Beschreibung Der Tiroler Beschäftigungspakt ist ein regionales
Rahmenprogramm zur Vernetzung beschäftigungspolitischer Maßnahmen in
Tirol. Sein Hauptziel ist es, den Arbeitsmarkt für die Schwächeren der
Gesellschaft durch eine umfassende Partnerschaft auf regionaler Ebene
zugänglich zu machen, mit dem Ziel, alle verfügbaren Ressourcen effizient
und effektiv zu nutzen. Ältere Arbeitnehmer gehören zur Zielgruppe dieser
Initiative. Zu den geplanten Maßnahmen zählen Lernprogramme, Praktika,
berufliche Ausbildung und Beobachtung des Arbeitsmarktes. Die Laufzeit des
aktuellen Pakts geht von Januar 2011 bis Dezember 2015.
Leitung Ein Lenkungsausschuss ist verantwortlich für die strategische
Planung; ihr gehören Vertreter der Tiroler Landesregierung, des
64
Arbeitsmarktservice, des Bundessozialamts, der Wirtschaftskammer, der
Arbeiterkammer,
des
Österreichischen
Gewerkschaftsbundes,
der
Industriellenvereinigung,
der
Landarbeiterkammer,
der
Landwirtschaftskammer von Tirol, des Gemeindebunds, des Österreichischen
Städtebunds und andere regionale Interessenvertreter an. Eine
Koordinierungsstelle ist für die operativen Aufgaben und die Zusammenarbeit
der Partner zuständig.
Finanzierung Der Pakt erhält Fördergelder in Höhe von 74 Mio. EUR pro
Jahr; zum Teil wird der Pakt auch durch den Europäischen Sozialfonds
gefördert.
Quelle: Website des TEP
EMPL – Cayado y Zurrón, Extremadura (ES) – Regionentyp: 4
Herausforderungen: Fachleute aus der Schaf- und Ziegenzucht in dieser
Branche zu halten Bewältigung der schweren Krise dieses Sektors den in
diesem Bereich Tätigen, die häufig zu den am stärksten gefährdeten
Personengruppen zählen, zu einem besseren Ansehen zu verhelfen
Beschreibung In der Region Extremadura gibt es mehrere Gebiete, in den
Schaf- und Ziegenzucht betrieben werden. Dieser Beruf hat jedoch ein
schlechtes Ansehen und ist zudem finanziell nicht einträglich. Das von 2008
bis 2010 durchgeführte Projekt zielte darauf ab, Fachleute in dieser Branche
zu halten; es wurden Anreize für Einzelpersonen und Unternehmen,
insbesondere für Frauen, Einwanderer, Personen ab 45 Jahren und niedrig
qualifizierte Arbeitnehmer geschaffen. Die Ziele des Projekts waren:
Verbesserung der Beschäftigung in diesem Sektor; Verbesserung der
Kompetenzen der Arbeiter durch Ausbildung, Seminare, individuelle
Unterstützung etc.; sowie Unterstützung des Aufbaus modernerer
Unternehmen, die wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig arbeiten.
Leitung Die Dirección General de Desarrollo Rural de la Consejería de
Agricultura y Desarrollo Rural ist für das Gesamtprojekt verantwortlich.
Finanzierung Das Projektbudget betrug 523.510 EUR; 80 % des Budgets
stammen aus Mitteln des ESF, die über das Empleaverde-Programm der
Biodiversity Foundation vergeben wurden. Die Regionalregierung (Consejería
de Agricultura y Desarrollo Rural de la Junta de Extremadura) stellte 20 %
des Budgets zur Verfügung.
Quelle: Website Cayado y Zurrón.
EMPL – Die „Akademie 50plus“, Brandenburg (DE) – Regionentyp: 5
Herausforderungen: niedrige Beschäftigungsraten bei älteren
Arbeitnehmern, insbesondere Frauen. 2001 stellten ältere männliche
Arbeitnehmer 6 % der gesamten Beschäftigten, während der Anteil der Frauen
nur 3 % betrug ; nach Angaben von Eurostat stiegen diese Zahlen auf 8 % für
65
Männer und 7 % für Frauen im Jahr 2009 Beitrag zur EU-Initiative für
aktives Altern
Beschreibung Die Akademie 50plus ist ein Programm, das darauf abzielt,
ältere Arbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern. Weil Frauen
besonders schwer Zugang zum Arbeitsmarkt finden, wurde beschlossen, für
die Teilnahme an diesem Programm eine Geschlechterquote einzuführen:
diese sieht 60 % der Plätze für Frauen und 40 % für Männer vor. Das
Hauptanliegen dieses Programms ist es, die Fähigkeiten älterer Menschen zu
nutzen, zu erhalten und weiter zu entwickeln und somit ihr Potenzial
auszuschöpfen. Folgende Dienstleistungen werden angeboten: i) Organisation
und Durchführung von Maßnahmen beruflicher Qualifizierung und
Ausbildung angepasst an den Bedarf und die Leistungsanforderungen der
regionalen Wirtschaft; ii) Schulung und ggf. Nachbetreuung von Teilnehmern
nach ihrer Einstellung; iii) Kontaktaufnahme mit Arbeitgebern und Akteuren
des Arbeitsmarktes in den Regionen; iv) individuelle Beratung der Teilnehmer
sowie Motivierung und psychologische Unterstützung während des
Integrationsprozesses; und v) Öffentlichkeits- und Medienarbeit zur Förderung
eines regionalen/lokalen Meinungsaustauschs zum Thema „ältere
Arbeitnehmer und öffentliche Beschäftigung“. Das Programm wurde 2001 ins
Leben gerufen und bis April 2011 verlängert. Zwischen 2001 und 2008
wurden mehr als 8.000 Menschen gefördert; im Jahr 2008 wurden 217 Ältere
in den Arbeitsmarkt eingegliedert.
Leitung Das Programm steht unter der Leitung des Ministeriums für Arbeit,
Soziales, Frauen und Familie des Landes Brandenburg; durch
Ausschreibungen wird seine Verbreitung im Land Brandenburg gefördert. Die
Dienstleistungen erfolgen durch die lokalen Arbeitsagenturen. An dem
Programm nehmen die Städte Cottbus, Eberswalde, Frankfurt (Oder),
Neuruppin und Potsdam teil.
Finanzierung Das Projekt wird durch das Ministerium für Arbeit, Soziales,
Frauen und Familie des Landes Brandenburg und den Europäischen
Sozialfonds (ESF) gefördert.
Quellen: Website der Landesagentur für Struktur und Arbeit (LASA) Brandenburg GmbH:
Förderung von Projekten „Akademie 50 plus"; Website der Akademie50plus
EMPL – „Welfare to Work“, Region Puglia (IT) – Regionentyp: 6
Herausforderungen: die Auswirkungen der Wirtschaftskrise und der daraus
resultierenden Entlassungen durch die Unternehmen abfedern hohe
Arbeitslosenquoten Beschäftigungsmöglichkeiten für die Schwächeren der
Gesellschaft
Beschreibung. Im Juli 2009 schloss sich die Region Puglia dem von der
italienischen Regierung geförderten „Welfare to Work“-System an und legte
einen Vorschlag mit regionalen Prioritäten und Zielgruppen vor. Durch das
Programm „Welfare to Work“ in der Region Puglia werden Selbständige und
66
Existenzgründer individuell gefördert mit dem Ziel, gefährdeten Personen den
Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. Alle Initiativen sind auf die Region
beschränkt. Der Zuschuss in Höhe von 25.000 EUR zielt auf Personen ab, die
mindestens 24 Monate arbeitslos waren, sowie Arbeitslose ab 45. Das
Programm wurde Anfang 2010 eingeführt; die Antragsfrist endete im
Oktober 2010.
Leitung Für die Maßnahme einschließlich Verwaltung der finanziellen Mittel
ist die Regionalverwaltung der Region Puglia zuständig. Fachliche
Unterstützung leistet Italia Lavoro S.p.a.
Finanzierung Das Programm wird mit staatlichen Mitteln gefördert, die
regional verwaltet werden. Insgesamt stehen 3.195.000 EUR für das
Programm zur Verfügung.
Quelle: Bollettino Ufficiale della Regione Puglia n.32 del 18 Febbraio 2010
EMPL – Lokaler Aktionsplan „Alter und Wirtschaft“ der Stadt Dobrich,
Severoiztochen (BG) – Regionentyp: 7
Herausforderungen: der zunehmende Anteil älterer Menschen an der dort
ansässigen Gesamtbevölkerung, dessen Ursache hauptsächlich die
Abwanderung der Menschen zwischen 20 und 39 Jahren und die sinkende
Einwohnerzahl sind Auswirkungen der Wirtschaftskrise, die zu strukturellen
Veränderungen der Beschäftigungsraten und Massenentlassungen geführt hat
wenige Möglichkeiten für ältere Arbeitnehmer, nach einer Entlassung
erneut eine Anstellung zu finden aufgrund von geringer Qualifikation,
Vorurteilen und einer ungünstigen Gesetzeslage, die den Vorruhestand fördert
Beschreibung Im Rahmen ihres Entwicklungsplans 2007-2013, der jährlich
entsprechend den Zielsetzungen und finanziellen Ressourcen aktualisiert wird,
stellte die Gemeinde Dobrich Anfang 2010 ihren ersten Lokalen Aktionsplan
„Alter und Wirtschaft“ auf. Darin werden die Probleme der Menschen ab
45 Jahren beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt und bei der
Neuqualifizierung dargestellt. Hauptziel dieses Plans ist es, „Bedingungen zu
schaffen, durch die das Potenzial der Personen ab 45 Jahren in der Stadt
Dobrich besser genutzt und ihre aktivere Teilnahme am öffentlichen Leben
gefördert werden kann; zudem soll die Armut in der Stadt durch bessere
Möglichkeiten zur Teilnahme an den wirtschaftlichen Prozessen und
insbesondere am Arbeitsmarkt verringert werden“. Der Plan umfasst konkrete
Ziele und Aktivitäten: i) Verbesserung der Beschäftigungschancen der
Altersgruppe 45+ mit Hilfe von Bedarfsanalysen, unterstützenden
Fortbildungsmaßnahmen
und
personalisierten
Dienstleistungen;
ii) Erleichterung des Verbleibs dieser Altersgruppe auf dem Arbeitsmarkt
durch berufliche Fortbildung und Fortbildung in den Informations- und
Kommunikationstechnologien (IKT); iii) Förderung des Unternehmertums
durch Fortbildung im Bereich Geschäftsentwicklung; und iv) öffentliche
Diskussionen und Kampagnen über die Probleme älterer Menschen durch
67
Etablierung eines Stadtrates aus Vertretern nationaler, regionaler und lokaler
Akteure und Institutionen einschließlich Gewerkschaften.
Leitung Der Plan wurde unter Federführung der Stadt Dobrich in
Zusammenarbeit mit dem örtlichen Arbeitsamt, einem Geschäftszentrum und
einem privaten Consulting-Unternehmen erstellt.
Finanzierung Die Mittelvergabe in Höhe von einigen Tausend Euro erfolgt
separat für die einzelnen Aktivitäten; nicht alle Ausgaben sind im Plan
quantifiziert. Die Gelder stammen u. a. aus dem städtischen Projektbudget und
dem Budget des örtlichen Arbeitsamts.
Quellen: Local Action Plan, Part I, Stadt Dobrich, Programm Active A.G.E.
Lernmaterialien der ersten Maßnahme: Alter und Wirtschaft.
CARE – Das Projekt „Caring TV“, Etelä-Suomi (FI) – Regionentyp: 1
Herausforderungen: die Bedürfnisse älterer Menschen nehmen
zu weniger Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen Veränderungen in
der Struktur von Wohlfahrtsverbänden und bei den Dienstleistungsprozessen
erfordern neue Formen der Arbeit und Zusammenarbeit, die Vernetzung und
das Einbinden verschiedener Arten von Leistungen.
Beschreibung Bei dem Projekt „Caring TV“ (HyvinvointiTV) handelt sich um
ein innovatives Telecare-Projekt, bei dem mit Hilfe von IKT medizinische
Informationen weitergeleitet und Gesundheitsdienstleistungen für Patienten
und/oder ältere Menschen zuhause angeboten werden. Technisch gesehen
basiert das Projekt auf einem interaktiven Zweikanal-Fernsehsystem mit einer
sicheren Breitband-Verbindung, über die Dienstleistungen erfolgen können;
die Nutzer erhalten Zugang über eine kundenspezifische Schnittstelle an ihrem
normalen Fernsehgerät; ihnen steht eine Zwei-Wege-Video-Verbindung zur
Verfügung, mit der sich Sender und Empfänger gleichzeitig sehen und hören
können. Das System ermöglicht eine Interaktion in guter technischer Qualität
zwischen den älteren Menschen auf der einen Seite und Sozialarbeitern und
Gesundheitspersonal sowie Verwandten und/oder Freunden auf der anderen
Seite. Das Projekt wurde im Rahmen des Finn Well/InnoElli SeniorProgramms entwickelt und ist eine „innovative Maßnahme“ des
Regionalverbunds Südfinnland; Ziel ist die Schaffung von integrierten
Service-Modellen, die es öffentlichen und privaten Anbietern und
Organisationen des tertiären Sektors ermöglichen, neue Arbeitsformen
einzuführen und kostengünstige, IKT-basierte Dienstleistungen im Bereich
Altenpflege anzubieten. Das System zielt darauf ab, ältere Bürger, die zuhause
leben oder aus dem Krankenhaus entlassen wurden sowie stark
krankheitsgefährdete Personen zu unterstützen, anzuleiten und zu beraten. Die
virtuellen Dienstleistungen erfolgen hauptsächlich in den Bereichen
Gesundheit, psychische Gesundheit, Ernährung, Rehabilitation, soziale
Dienste und Pflege. Nach einer Pilotphase wurde die Anwendung in mehreren
anderen Projekten des InnoElli Senior-Progamms eingeführt.
68
Leitung Es handelt sich hierbei um ein gemeinsames Projekt öffentlicher und
privater Institutionen. Die Finnische Fachhochschule Laurea ist für Forschung
und Weiterentwicklung des Konzepts „Caring TV“ sowie für die partizipative
Inhaltsproduktion verantwortlich, während zwei private Gesellschaften, TDC
Song und Videra Oy Ldt, für die technische Seite zuständig sind; die
beteiligten Stadtbezirke (Espoo, Vantaa, Laitila, Lappeenranta und Turku) sind
beratend und unterstützend tätig. Insbesondere die Stadt Espoo hat diese
interaktive Technologie mitentwickelt und vorangetrieben.
Finanzierung Die Finanzierung erfolgt sowohl durch die am Projekt
beteiligten Städte als auch durch private Interessenvertreter. Die Förderung
des Pilotprojekts erfolgte über das InnoELLI SENIOR-Programm aus Mitteln
des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.
Quellen: Seminar Helsinki Living Lab (2007), Caring TV; VideraOy Ltd, Website; ICT &
Ageing – European Study on Users, Markets and Technologies -HyvinvointiTV®: A
learning environment for client-driven service development; European Network of Living
Labs – a first step towards a new Innovation System, Living Labs network.
CARE – „My Care, My Choice“ („Pflege nach Wahl“), Royal Borough of
Windsor and Maidenhead, Berkshire (UK) – Regionentyp: 1
Herausforderungen:
Nachfrage
nach
flexiblen
Dienstleistungen gemeinsam mit den Anbietern innovative Dienstleistungen
entwickeln, die der sich verändernden Nachfrage gerecht werden
Beschreibung Diese Initiative basiert auf einem eigenverantwortlichen Ansatz
im Bereich der sozialen Dienstleistungen, bei dem Hilfsbedürftige selbst
auswählen und steuern, welche Hilfe sie brauchen, um ihren Alltag so gut wie
möglich zu bewältigen. Menschen können durch Alter, Behinderung oder
Krankheit hilfsbedürftig werden. Der Ansatz ermöglicht es, zwischen selbst
organisierter Hilfe und teilweise oder vollständig durch die Gemeinde
organisierter Unterstützung zu wählen. Dazu sind sechs Schritte notwendig:
i) Prüfung des Anspruchs auf Unterstützung; ii) Selbsteinschätzung des
Bedarfs; iii) finanzielle Selbsteinschätzung; iv) Aufstellen eines Plans
einschließlich der voraussichtlichen Verwendung der finanziellen Mittel;
v) Verwaltung der finanziellen Mittel entweder direkt durch den Empfänger
oder mit Hilfe; und vi) Organisation der Unterstützung. Die Einhaltung des
Verfahrens und die Zielerreichung werden durch Mitarbeiter des Adult Care
Service laufend überwacht. Das Konzept wird schrittweise eingeführt und soll
im April 2011 weitgehend verfügbar sein.
Leitung Das Konzept wurde vom Royal Borough of Windsor and Maidenhead
entwickelt und ist Teil seiner Vision eines Pflegedienstes. Die Versorgung
erfolgt durch den Adult Care Service, den psychiatrischen Dienst der
Gemeinde (CMHS) und das Gemeinde-Team für Menschen mit
Lernschwierigkeiten (CTPLD).
Finanzierung Die Finanzierung erfolgt durch die lokalen Institutionen, die das
69
Programm durchführen und leiten.
Quelle: Website des Royal Borough of Windsor and Maidenhead.
CARE - „First Contact Scheme“ (Programm „Erstkontakt“), Lincolnshire
(UK) – Regionentyp: 2
Herausforderungen: alternde Bevölkerung Mangel an Arbeitskräften in
den ländlichen Regionen neuer professioneller Ansatz erforderlich
Beschreibung Das vom Lincolnshire County Council entwickelte Programm
„First Contact“ ist ein Service für Bewohner der Grafschaft Lincolnshire der
Altersgruppe 60plus, die dort Zugang zu Informationen und Dienstleistungen
für ein sichereres und unabhängigeres Leben zuhause erhalten. Mit Hilfe des
Programms „First Contact“ werden Anfragen von einer ersten Anlaufstelle aus
weitergeleitet; es wurde zuerst in East Lindsey erprobt und anschließend in der
ganzen Grafschaft eingeführt. Ratsuchende füllen zunächst eine Checkliste
aus, die an häufig frequentierten Orten wie Arztpraxen oder Büchereien
ausliegt. Beim Ausfüllen der Checklisten kann geschultes Personal helfen,
oder die Liste kann am Telefon zusammen mit dem „First Contact“Koordinator ausgefüllt werden, der sich im Kunden-Center der Grafschaft
befindet. Nach Ausfüllen des Fragebogens erstellt das System Meldungen, die
an die zuständigen Partnerorganisationen geleitet werden, welche sich dann
direkt mit den Betreffenden in Verbindung setzt. Das Programm ermöglicht
kostenlosen Zugang zu Informationen und Unterstützung durch eine Reihe von
Organisationen aus den Bereichen Sozialfürsorge, Wohnungswesen,
Altersversorgung, Freiwilligendienste, Feuerwehr und Rettungsdienste,
Gesundheitswesen, Veranstaltungen etc. Manche Dienstleistungen sind
kostenpflichtig. Eine entsprechende Website steht seit kurzem zur Verfügung.
Leitung An dem Programm sind 11 öffentliche Institutionen und
Wohltätigkeits-Einrichtungen beteiligt. Es wird von diesen Organisationen im
Rahmen einer Partnerschaft durchgeführt und gemeinsam von der
Wohltätigkeitsorganisation „Age Concern“ und dem Lincolnshire County
Council geleitet.
Finanzierung Die Kosten für „First Contact“ belaufen sich auf rund 185.000 £,
die vom staatlichen Gesundheitsdienst (NHS) Lincolnshire bereitgestellt
werden.
Quellen: Website des Lincolnshire County Council; Website von First Contact;
Lincolnshire Nachrichten, 3. September 2010: One-stop shop for elderly services is saving
taxpayers cash.
CARE – Tele-Assistenz in Andalusien (ES) – Regionentyp: 3
Herausforderungen: alternde Bevölkerung, die so lange wie möglich
zuhause wohnen bleiben möchte
Beschreibung Diese Initiative entstand als Antwort auf das nationale Gesetz
zur Förderung der Eigenständigkeit und Pflege hilfsbedürftiger Personen.
70
Tele-Assistenz verfolgt das Ziel, den Schwächeren ein eigenständiges Leben
und ein längeres Wohnen zuhause zu ermöglichen; sie basiert auf einem
Heimgerät und einem Gerät mit Fernbedienung oder drahtloser Steuerung. Der
Service ist entsprechend den Normen UNE 158401, ISO 9001 über
Qualitätsmanagementsysteme
und
ISO
14001
über
Umweltmanagementsysteme zertifiziert. Das Programm wurde als „beste
Initiative zur Verbesserung der Lebensqualität der Bürger“ ausgezeichnet.
Leitung Das Programm Tele-Assistenz wird von der Fundación Andaluza de
Servicios Sociales (FASS) durchgeführt, einer gemeinnützigen Organisation
der Regionalregierung, die gemeindenahe Dienstleistungen wie z. B.
Fahrdienste, Tagespflege und Entlastungspflege anbietet.
Finanzierung Die Dienstleistungen sind kostenpflichtig, obwohl in
bestimmten Fällen die Kosten bis zu 100 % übernommen werden (zum
Beispiel bei Personen, die auf Hilfe angewiesen sind oder den über
80-Jährigen, unabhängig von ihrer finanziellen Situation). Ermäßigungen
erhalten insbesondere Inhaber der „Andalucía Junta 65 Card“ für Personen
ab 65.
Quellen: ICT & Ageing – European Study on Users, Markets and Technologies – Project
Synopsis; Fundación Andaluza de Servicios Sociales: Website des Telecare Service.
CARE – Das Projekt „Giuseppina“, Ferrara, Emilia Romagna (IT) –
Regionentyp: 4
Herausforderungen: angespannte demografische Lage in der Stadt
Ferrara; sie hat eine der höchsten Alterungsindizes in Europa (257 im
Jahr 2009 gegenüber einem Durchschnitt in der Region von 173, einem
italienischen Durchschnitt von 143 und einem EU-Durchschnitt von 105). In
Ferrara gibt es über 35.000 Menschen der Altersgruppe 65+, die ungefähr
26 % der Gesamtbevölkerung darstellen; von ihnen leben etwa 10.000 allein
und 7.000 zusammen mit einer anderen alten Person. sich auflösende
soziale Strukturen und Entstehung einer neuen sozialen Dynamik
Beschreibung Das Projekt „Giuseppina“ basiert auf einer Sozialanalyse, für
die etwa ein Viertel der Zielgruppe ausgewählt wurde; das Projekt umfasst die
Lieferung von Lebensmitteln und Medikamenten zu den Menschen nach
Hause sowie Hin- und Rücktransport zu Gesundheitszentren, Krankenhäusern
und sozialen Veranstaltungen. Darüber hinaus wird das Konzept der
„gemeindebasierten Pflege“ für ältere Menschen gefördert, d. h. die Betreuung
älterer Menschen nicht nur durch Verwandte, sofern diese in der Nähe
wohnen, sondern auch durch Freunde und Nachbarn. Folgende
Dienstleistungen wurden im Rahmen des Projekts standardisiert: i) der Hinund Rücktransport zu/von Gesundheitseinrichtungen und Veranstaltungen;
ii) die Lieferung von Medikamenten nach Hause; iii) angeleitete
Bewegungsübungen zu Hause; und iv) Unterstützung in besonderen
Situationen wie zum Beispiel in Hitzeperioden, bei Schneefall oder bei der
71
Umstellung des Fernsehens auf Digitaltechnik; durch diese zur Zeit landesweit
durchgeführte Umstellung ist der Zugang älterer Menschen zu den gewohnten
Fernsehprogrammen beeinträchtigt.
Leitung Die oben genannten Dienstleistungen werden durch eine städtische
Behörde koordiniert und in Zusammenarbeit mit CUP 2000 durchgeführt;
dieses Unternehmen stellt ebenfalls Telecare-Dienste bereit (Das Unternehmen
CUP 2000 S.p.a. befindet sich im Besitz der Regionalbehörde der Emilia
Romagna, den 17 Gesundheitsstellen der Region sowie der Provinzbehörde
und der Stadt Bologna).
Finanzierung Die Finanzierung erfolgt lokal durch die an der Verwaltung und
Durchführung beteiligten Institutionen (d. h. auf lokaler und regionaler
Ebene). Als Begleitmaßnahme stellte die Stadt Ferrara mit staatlichen Mitteln
geförderte Wohnungen zur Verfügung, die an den Bedürfnissen von
gebrechlichen Menschen ausgerichtet sind, die sich jedoch noch selbst
versorgen können.
Quelle: Extense.com – Quotidiano on-line d’informazione ferrarese (2010).
CARE – „Teilhabe Älterer in einer bunten Stadt“, Stadt Gelsenkirchen,
Münster (DE) – Regionentyp: 5
Herausforderungen: alternde multikulturelle Bevölkerung
Beschreibung Im Jahr 2010 erhielt diese Initiative den zweiten Preis im ersten
Wettbewerb kommunaler Initiativen zur Erhöhung der Lebensqualität älterer
Menschen mit Zuwanderungsgeschichte („European Local Authorities
(ELAC) on Good Practices in support for Migrant Elders“). Dabei geht es um
die Vernetzung einer Reihe bereits existierender Maßnahmen für ältere
Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die auf die Verbesserung ihrer
Lebensqualität mithilfe folgender Tätigkeiten abzielen: Unterstützung im
Gesundheitsbereich, insbesondere an Demenz erkrankter Zuwanderer durch
ein Demenz-Zentrum sowie durch präventive Gesundheitsdienste; Förderung
nachbarschaftlicher Unterstützung für ein altersgerechtes Lebensumfeld;
interkulturelles Lernen und Alltagsbegleitung. Insgesamt geht es der Stadt um
die Förderung i) gesellschaftlicher Teilhabe älterer Menschen jeglicher
ethnischer Herkunft, ii) von generationsübergreifenden Aktivitäten sowie
iii) eines unabhängigen und selbstbestimmten Lebens von pflegebedürftigen
Menschen.
Leitung Die Projekte werden von der Stadt Gelsenkirchen durch den Vorstand
für Arbeit und Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz in
Zusammenarbeit mit einem Netz aus lokalen Organisationen, Kirchen,
Wohltätigkeitsorganisationen, Privatunternehmen und Krankenversicherungen
durchgeführt. Das Netzwerk steht unter der Aufsicht eines
Lenkungsausschusses.
Finanzierung Die Finanzierung erfolgt durch die lokalen Institutionen, die das
Projekt durchführen und leiten.
72
Quellen: Aktion Courage e. V. Website des Workshops ‘Active Ageing and Empowerment of
Migrant Elders’; Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen, Vorstand für Arbeit und
Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz Dokumentation „5 Jahre Masterplan
Seniorinnen und Senioren in Gelsenkirchen“ (2005 – 2010)
CARE – elektronische Gesundheitsdienste (eHealth) für Ältere: die digitale
Stadt Trikala, Thessalien (GR) – Regionentyp: 6
Herausforderungen: periphere Lage
Beschreibung Seit 2003 war die Stadt an verschiedenen EU-Projekten
beteiligt; daraus entwickelte sich eine lokale Strategie für die Bereitstellung
von digitalen Lösungen zur Verbesserung der Lebensqualität der lokalen
Bevölkerung. Zu den verschiedenen angebotenen Dienstleistungen zählen
auch Teledienste im Bereich Gesundheit für Ältere; mit Hilfe von
Telematikgeräten werden biologische Parameter an ein Telecare-Zentrum
übermittelt, wo die Ergebnisse in medizinische Standardinformationen
umgewandelt und an das Krankenhaus von Trikala weitergeleitet werden;
damit können Ärzte den Gesundheitszustand von Patienten beurteilen. Andere
Dienstleistungen betreffen die Bereiche Sozialfürsorge, intelligente
Verkehrssysteme, E-Administration und E-Demokratie. Die Stadt stellt den
Bewohnern einen kostenlosen Internet-Anschluss zur Verfügung.
Leitung Eine städtische Dienststelle mit etwa zwanzig Mitarbeitern mit
Kenntnissen in den Bereichen IT, Betriebswirtschaft und Verwaltung
entwickelt die digitalen Dienstleistungen und führt sie durch. Verschiedene
Einheiten sind mit Forschung und Entwicklung, Finanzen, Fragen der
Umsetzung und unterstützenden Maßnahmen befasst. Ein Projektmanager ist
für Planung, Koordination und Weiterentwicklung des Projekts verantwortlich.
Finanzierung Die Gesamtkosten für die Entwicklung der digitalen Stadt
beliefen sich auf rund 6 Mio. EUR. Das Projekt wurde aus EU-Mitteln sowie
aus Mitteln der kommunalen Haushalte (für die Entwicklung drahtloser
Internet-Verbindungen und einiger anderer Dienstleistungen) finanziert.
Quellen: IRIS – Initiatives Régionales Innovation et Stratégies. Fallstudie: e-Trikala, A
digital city ; Website e-Trikala.
CARE – Netzwerk häusliche Pflege für ältere Menschen, Landkreis Bacau,
Nord-Ost (RO) – Regionentyp: 7
Herausforderungen: Schaffung von Alternativen zur familiären Pflege sozialmedizinische Dienste in Krankenhäusern sind für ältere Menschen
schwer zugänglich
Beschreibung Der Maßnahmenplan für die Umsetzung der Strategie
2006-2011 des Landkreises für den Bereich Sozialhilfe und Kinderschutz
umfasste insbesondere auch folgende gezielte Maßnahmen der Altenpflege:
i) Einrichtung eines Amtes für Sozialhilfe für ältere Menschen; ii) die
Durchführung einer Studie über die Lebensqualität älterer Menschen; iii) die
73
Schaffung eines Netzes für häusliche Pflegedienste; iv) die Ausarbeitung eines
Plans für soziale Sicherheit älterer Menschen im Landkreis; und v) die
Einrichtung häuslicher Pflegedienste sowie verschiedener alternativer
Dienstleistungen. Die Entwicklung alternativer Dienstleistungen zur
familiären Pflege, wie z. B. Tagespflegeeinrichtungen und professionelle
häusliche Pflegedienste, wurde durch die Schaffung der erforderlichen
gesetzlichen Rahmenbedingungen auf nationaler Ebene ermöglicht.
Leitung Häusliche Pflegedienstleistungen für pflegebedürftige ältere
Menschen werden von einer Stiftung für Gemeinschaftsdienste angeboten, mit
der der Landkreis 2001 ein Partnerschaftsabkommen geschlossen hat.
Finanzierung Mit lokalen Mitteln. Der Landkreis zahlt für alle Teilnehmer an
diesem Programm einen monatlichen Zuschuss.
Quellen: EPSA (European Public Sector Award) Projektbeschreibung
TRAN – Pilotprojekt Verkehrsverbund, Wigtownshire, Schottland (UK)–
Regionentyp: 1
Herausforderungen: hoher Anteil Älterer an der Bevölkerung
abgelegene
Region
mit
entsprechend
weiten
Wegen
zu
Pflegeeinrichtungen hohe Abhängigkeit von öffentlichen Verkehrsmitteln,
da nur wenige Menschen ein Auto besitzen begrenzter Zugang zu IKT
Beschreibung Mit Hilfe des Pilotprojekts sollen verschiedene private,
öffentliche,
gesetzlich
vorgeschriebene
und
gemeindebasierte
Verkehrsbetriebe, die Patienten und Kunden zu den entsprechenden
Einrichtungen befördern, integriert werden, mit dem Ziel, durch gemeinsame
Buchungssysteme und abgestimmte Fahrpläne die Qualität und Effizienz des
Verkehrssystems zu verbessern. Wigtownshire wurde wegen seines hohen
Anteils älterer Menschen an der Bevölkerung und seines ländlichen Charakters
für das Projekt ausgewählt; dadurch ergeben sich lange (mehr als zwei
Stunden dauernde) Fahrten zu den Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern und
anderen Diensten. Das Pilotprojekt findet seinen Höhepunkt in einer ScopingStudy zur „Beurteilung der Durchführbarkeit und der praktischen,
betrieblichen
und
finanziellen
Auswirkungen
einer
vollständig
funktionstüchtigen Umsetzung im Bezirk Dumfries & Galloway“.
Leitung Es handelt sich um eine gemeinsame Initiative des Scottish
Executive’s Joint Improvement Team (JIT) zusammen mit dem staatlichen
Gesundheitsdienst (NHS Dumfries and Galloway), dem Schottischen
Krankentransportdienst, dem Dumfries and Galloway Council, SWES TRANS
und dem Dumfries and Galloway Accessible Transport Forum.
Finanzierung Mit lokalen Mitteln
Quellen: Providing transport in partnership – A guide for health agencies and local
authorities
74
TRAN – „Direkt- und Dialogmarketing nachhaltiger Mobilität für Seniorinnen
und Senioren“, Stadt München, Oberbayern (DE) – Regionentyp: 2
Herausforderungen: die Beeinflussung des Mobilitätsverhaltens von
älteren Menschen hin zu einer nachhaltigeren Verkehrsmittelwahl die
demografische Alterung betrifft die „Generation Auto“
Beschreibung Im Jahr 2009 initiierte die Stadt München ein Pilotprojekt, das
darauf abzielte, die Mobilität älterer Menschen zu verbessern und sie zur
Nutzung von Verkehrsmitteln zu bewegen, die umweltfreundlicher sind als
das Auto. Mit Unterstützung des Oberbürgermeisters wurden im Rahmen
dieser individualisierten Marketingkampagne 10.000 Exemplare eines
Ratgebers über nachhaltige Mobilität durch die Nutzung öffentlicher
Verkehrsmittel, das Zu-Fuß-Gehen und das Radfahren verteilt. Der Ratgeber
richtete sich an die 60- bis 75-Jährigen und konzentrierte sich auf deren
Bedürfnisse; die Initiative wurde durch ein Netzwerk lokaler Akteure
unterstützt, darunter die Polizei, verschiedene Nichtregierungsorganisationen,
die öffentlichen Verkehrsbetriebe sowie Organisationen für ältere Bürger, die
auch Schulungen zu mobilitätsbezogenen Themen durchführten. Das Projekt
soll fortgeführt werden. Bei der Nachahmung des Modells wird empfohlen,
auf Direktwerbung, eine attraktive Gestaltung, einen respektvoll verfassten,
interessanten Inhalt sowie auf einen direkt oder über die lokalen Partner
geführten Dialog zu setzen.
Leitung Das Projekt wurde vom Amt für öffentliche Ordnung der Stadt
München initiiert und in Zusammenarbeit mit örtlichen Partnern durchgeführt.
Finanzierung Die Projektkosten in Höhe von 80.000 EUR wurden
hauptsächlich von der Stadt München getragen. Die Europäische Kommission
beteiligte sich über das Projekt „Energieeffiziente Mobilität in einer älter
werdenden Gesellschaft -AENEAS“ an der Finanzierung.
Quellen: AENEAS (2009), Direct Marketing Campaign to 10,000 Older Citizens in Munich:
Analysis of Mobility Behaviour and Needs Completed; ELTIS (2010), Individualized
Marketing of sustainable transport modes for older citizens, Munich, Germany.
TRAN – Projekt „Integrierter öffentlicher Nahverkehr im Großraum Krakau“
Malopolskie (PL) – Regionentyp: 3
Herausforderungen: schwer zugängliche öffentliche Verkehrsmittel durch
unterschiedliche Höhen der Fahrzeugplattformen erschwerter Ein- und
Ausstieg bei öffentlichen Verkehrsmitteln durch den dichten Straßenverkehr
schlechte Sichtverhältnisse an Bus- und Straßenbahnhaltestellen
Beschreibung Nach einer Befragung der Fahrgäste des öffentlichen
Nahverkehrs wurden im Rahmen des Projekts moderne Bus- und
Bahnhaltestellen mit angepassten Gehsteigen entwickelt. Durch diese
Maßnahmen wurde die Qualität, Sicherheit und Zugänglichkeit der
öffentlichen Busse und Straßenbahnen insbesondere für ältere Menschen
verbessert. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung wählte
75
eine zweite Phase des Projekts mit einem Budget von rund 92 Mio. EUR als
förderfähig aus, wodurch zum einen der Anteil des öffentlichen Verkehrs am
Gesamtverkehr erhöht und zum anderen die Lebensbedingungen, insbesondere
der älteren Einwohner Krakaus, durch die Anschaffung von 24 neuen
Niederflurstraßenbahnen verbessert werden sollen.
Leitung Zu den wichtigsten Partnern zählten der örtliche öffentliche
Verkehrsbetrieb, die Stadt Krakau, der Stadtrat und die lokalen
Infrastrukturunternehmen. Die Stadt war an der Durchführung der
Maßnahmen und an der Konzeption der Umbaumaßnahmen beteiligt.
Finanzierung Die erste Projektphase wurde jeweils zur Hälfte aus Mitteln des
integrierten operationellen Programms for regionale Entwicklung 2004-2006
der EU und aus dem städtischen Haushalt finanziert.
Quellen: ELTIS, The Urban Mobility Portal: Projektfallstudie; Website des EBRD-Projekts.
TRAN – Zugänglichkeit öffentlicher Verkehrsmittel, La Rochelle, PoitouCharentes (FR) – Regionentyp: 4
Herausforderungen: alternde Bevölkerung Einhaltung des französischen
Gleichstellungsgesetzes für Menschen mit eingeschränkter Mobilität
Beschreibung Das Ziel des Projektes ist die Verbesserung der öffentlichen
Nahverkehrsinfrastruktur und -ausstattung im Stadt-Umland-Verband La
Rochelle; bis zum Jahr 2015 sollen 100 % der Busse und Bushaltestellen für
Menschen mit eingeschränkter Mobilität zugänglich sein. In der DiagnosePhase fanden zunächst Gespräche mit allen relevanten Akteuren statt. Als
Ergebnis davon wurde im Jahr 2005 ein Zugänglichkeits-Ausschuss gebildet.
2006 wurde ein Plan für die Zugänglichkeit öffentlicher Verkehrsmittel
verabschiedet, in dem für den Zeitraum 2005-2015 die notwendigen Schritte
bis zur vollen Zugänglichkeit des öffentlichen Verkehrsnetzes definiert
wurden. Ende 2008 entsprachen über 60 % der Busse den Standards in Bezug
auf Zugänglichkeit; da durch das Projekt nicht nur die Infrastruktur verbessert,
sondern auch die Bevölkerung besser informieren werden sollte, wurde ferner
gewährleistet, dass die Neuerungen in weiten Teilen der Bevölkerung bekannt
und von diesen akzeptiert wurden. Zu den durchgeführten Maßnahmen
gehörte die Einführung von Niederflurbussen, Hilfen für sehbehinderte
Menschen in den Bussen, angepasste Informationen in den Fahrzeugen, höhere
Gehsteige an Bushaltestellen, Echtzeit-Information und visuelle Hilfsmittel an
Bushaltestellen,
Automatiktüren,
barrierefreier
Zugang
zu
Informationsschaltern und die Veröffentlichung eines Ratgebers über
Zugänglichkeit für sehbehinderte Menschen.
Leitung Das Projekt wurde vom Stadt-Umland-Verband La Rochelle
durchgeführt.
Finanzierung Keine Informationen verfügbar.
Quellen: Fallstudie von ELTIS.
76
TRAN – „Stadsmobiel“: Fahrdienst für ältere Menschen und Menschen mit
eingeschränkter Mobilität, Zeeland (NL) – Regionentyp: 5
Herausforderungen: eine alternde Gesellschaft erfordert in zunehmendem
Maße angepasste Verkehrsmittel
Beschreibung Der Dienst richtet sich an über 65-jährige Einwohner
Amsterdams ohne oder mit nur leichter Behinderung mit entsprechendem
Ausweis der Stadt Amsterdam. Eine anderer Dienst steht für Menschen mit
schwereren Behinderungen zur Verfügung (VZA). „Stadsmobiel“ bietet einen
Haus-zu-Haus-Fahrdienst, der pro Fahrt bezahlt wird. 600.000 Personen
werden pro Jahr befördert. Der Dienst wird 7 Tage in der Woche und auch an
Feiertagen angeboten. Die Fahrten müssen eine Woche bis eine Stunde im
Voraus gebucht werden.
Leitung Der Dienst wird vom Amsterdamer Nahverkehrsunternehmen GVB
angeboten.
Finanzierung Die jährlichen Betriebskosten belaufen sich auf rund 10 Mio.
EUR.
Quellen: EMTA (2005), Survey on door to door services in European cities or regions;
Website GVB - Stadsmobiel.
TRAN – „Plan für vertikale Beförderung“, Donostia-San Sebastian
(Guipúzcoa), Pais Vasco (ES) – Regionentyp: 6
Herausforderungen:
physische
Hindernisse
schränken
die
Bewegungsfreiheit der Einwohner ein, von denen ein hoher Prozentsatz
(ungefähr 50 %) im hügeligen Teil der Stadt wohnt.
Beschreibung Der „Plan für vertikale Beförderung“ wurde mit dem Ziel
erarbeitet, die Anzahl der Privatfahrzeuge in der Stadt zu verringern, mehr
Menschen dazu zu bewegen, den Weg zum Stadtzentrum und zurück zu Fuß
oder mit dem Fahrrad zurückzulegen und mehr öffentliche Nahverkehrsmittel
zu nutzen. Die Stadt San Sebastian berücksichtigte bei der Planung unter
anderem die Topografie des Geländes, Anschlüsse an die Nahverkehrslinien
und die Transportkapazität alternativer Verkehrsmittel. Obwohl sich die
Initiative an alle Einwohner im hügeligen Teil der Stadt richtet, mit dem
übergeordneten Ziel, die Mobilität hin zu nicht motorisierten Verkehrsmitteln
zu lenken, werden besonders ältere Menschen und solche mit eingeschränkter
Mobilität angesprochen. Im Jahr 2010 wurden fünf Personenaufzüge und zwei
Rolltreppen installiert und fünf weitere sind in Planung. Ziel war der bessere
Zugang zum Stadtzentrum und die Schaffung von Verbindungen zu
Fußgängerzonen oder zum öffentlichen Nahverkehrsnetz. Man geht jetzt
davon aus, dass sich die weitere Durchführung des Plans wegen der aktuellen
wirtschaftlichen Situation verzögert.
Leitung Der Plan für vertikale Beförderung wurde von der Stadt Donostia-San
Sebastian in Zusammenarbeit mit Nachbarschaftsvereinen und Senioren- und
Körperbehindertenverbänden erarbeitet.
77
Finanzierung Die Investitionskosten wurden von der Stadt getragen, die auch
an der Verwaltung und Durchführung des Plans beteiligt ist.
Quellen: Fallstudie 1803 von ELTIS; Corporation of Donostia-San Sebastian, Districts and
Citizen Participation, Mobility Department (2006), Public Vertical Transport A short guide
to a reflection on lifts and escalators in the city of San Sebastian.
HOUS – Präventionsmodell für Wohlbefinden in der Betreuten Wohnanlage
Marina Court, Tewkesbury, Gloucestershire (UK) – Regionentyp: 1
Herausforderungen: Anstieg der älteren Bevölkerung und des zu
erwartenden Kostendrucks erhöhte Ansprüche an Personalisierung,
Wahlmöglichkeiten und ein würdiges Leben steigender Druck auf
Gesundheits- und Sozialbetreuungssysteme Effizienzmaximierung durch
integrierte Pflegemodelle sowie Unterstützung durch private und öffentliche
Akteure sowie Freiwillige
Beschreibung Marina Court ist eine Einrichtung des betreuten Wohnens mit
75 1-2 Zimmer-Wohnungen und Bungalows für Menschen ab 55. Die
Einrichtung öffnete im Jahr 2008. Durch ein Partnerschaftsmodell werden den
Bewohnern der Einrichtung und den Einwohnern der Gemeinde Tewkesbury
„Vorsorgemaßnahmen zur Maximierung der Unabhängigkeit älterer
Menschen, einschließlich der Schaffung eines Bereichs für Gesundheit und
Wohlbefinden und einer entsprechenden Atmosphäre innerhalb des
Gebäudes“ geboten. Ein „Koordinator für Therapie und Gesundheitsvorsorge“
organisiert und koordiniert eine Vielzahl von geistigen und körperlichen
Aktivitäten, von aktiver Balance bis zu Nintendo-Wii-Übungsgruppen,
Kunstkursen und Veranstaltungen. Der Koordinator stellt auch den Kontakt zu
externen
Anbietern
und
Organisationen,
Kliniken
und
Gemeinschaftskrankenhäusern sowie Fachleuten her. Unterstützung und
Pflege stehen rund um die Uhr zur Verfügung. Die Einrichtung funktioniert
nach dem Prinzip „Alles aus einer Hand“, wobei Dienstleistungsanbieter „die
Zusammenarbeit und die Bündelung von Ressourcen und Kompetenzen
nutzen, die unter Umständen nicht zu ihren Kernkompetenzen zählen“, um so
personenzentrierte Pflege- und Unterstützungs-Modelle zu entwickeln.
Leitung Die Zusammenarbeit wurde auf den Gloucestershire County Council’s
Community and Adult Care Directorate (Abteilung Gemeinschafts- und
Pflegedienste des Grafschaftsrats Gloucestershire) den Primary Care Trust,
den Borough Council (Stadtrat) und die Hanover Housing Association
ausgedehnt. Der Koordinator wird vom Gloucestershire County Council und
vom staatlichen Gesundheitsdienst (NHS) Gloucestershire ernannt.
Finanzierung Die Finanzierung erfolgte durch die beteiligten Institutionen, die
Zuschüsse vom Gesundheitsministerium erhalten. Im Jahr 2009 wurde die
Einrichtung für den regionalen Health and Social Care Partnership Award
nominiert.
Quellen: Kearsley J., 2011. Health, Housing and Care working together to achieve a
78
Prevention Model of wellbeing in Extra Care at Marina Court, Tewkesbury. Housing
Learning and Improvement Network. Fallstudie Nr. 52.
HOUS – „Wohnen in allen Lebensphasen“, Oberbayern (DE) – Regionentyp:
2
Herausforderungen: demografische Veränderungen Planung für aktives
Altern
Beschreibung Das Programm wurde entwickelt, um den sozialen
Wohnungsbau mit den Ansprüchen an die Lebensqualität und den
demografischen Entwicklungen in Einklang zu bringen. Das Ziel ist es,
angepassten Wohnraum zu bauen, der aktives Altern durch Kommunikationsund Unterstützungseinrichtungen im Alltag und bei Krankheit ermöglicht. An
verschiedenen Orten wurden Pilotprojekte gestartet, die alle innerhalb von
fünf Jahren (2005-2010) abgeschlossen sein sollten. Die Projekte wurden
weiterentwickelt und alle beteiligten Parteien an der Auswahl der Bauplätze,
der Planung und der Durchführung der Projekte beteiligt.
Leitung
Das
Bayrische
Innenministerium
war
für
Planung,
Grundstückserschließung und Bau verantwortlich.
Finanzierung Die Finanzierung erfolgt lokal durch einen bayrischen Fonds zur
Finanzierung von Sozialwohnungen.
Quellen:
EPSA Projektbeschreibung; Fachhochschule Coburg Wohnen in allen
Lebensphasen.
HOUS – Das „Nestling“-Projekt, Dundalk, Border, Midland and Western
(IE) – Regionentyp: 3
Herausforderungen: hohe Pflegekosten Altern in der gewohnten
Umgebung als Alternative zu Langzeitpflege
Beschreibung Mit dem „Nestling“-Projekt wurde 2007 in Dundalk begonnen.
Ziel des Projektes ist die Entwicklung, „gemeindenaher Modelle für ein
unabhängiges Leben und „Altern in der gewohnten Umgebung“; dazu soll ein
Umfeld geschaffen werden, das älteren Menschen durch das Zusammenspiel
innovativer Lösungen im Bereich Wohnen und Technik und integrierter
gemeindenaher Pflegeansätze ein unabhängiges und angenehmes Leben
ermöglicht“. Das Pilotprojekt „Great Northern Haven“ umfasst
16 Wohnungen und Häuser. Es soll Wohnraum in besserer Qualität zur
Verfügung gestellt werden; vorhandene Wohnungen sollen für das „Altern in
der gewohnten Umgebung“ entsprechend angepasst werden; Dienstleistungen
für ältere Menschen sollen im Sinne der Nachhaltigkeit effizienter organisiert
und erbracht werden; und ältere Menschen sollen länger besser leben. Neben
den Technologien zur Förderung der Zusammenarbeit und sozialen
Eingliederung werden im Rahmen des Projekts technische altersgerechte
Lösungen zur Früherkennung, Diagnose und Intervention, kontinuierlichen
Beurteilung, Intervention und Integration von Dienstleistungen untersucht.
79
Leitung Es handelt sich bei dem Projekt um eine Gemeinschaftsinitiative von
Louth Local Authorities, Dundalk Town Council, Health Services Executive
(North East Area) und Dundalk Institute of Technology.
Finanzierung Die Förderung erfolgt durch die beteiligten Partner;
umfangreiche Förderung erhielt das Projekt auch durch die Universität Ulster,
das National Centre for Sensor Research at Dublin City University
(Nationales Forschungszentrum Sensortechnik an der Dublin City Universität)
und die Atlantic Philanthropies.
Quelle: Website Netwell Centre.
HOUS – „Pôle Domotique et Santé de Guéret“ – Ein regionales
Wirtschaftsförderungs- und Sozialprogramm, Creuse, Limousin (FR) –
Regionentyp: 4
Herausforderungen: dünn besiedelter ländlicher Raum mit alternder
Bevölkerung unzureichende i) Organisation und Bereitstellung häuslicher
Pflege für Pflegebedürftige sowie ii) öffentliche Dienstleistungen für die
Bewohner ländlicher Gebiete mangelnde wirtschaftliche Dynamik;
Wirtschaftsförderung, Entwicklung von Unternehmen und Schaffung von
Arbeitsplätzen erforderlich
Beschreibung Nach einer Machbarkeitsstudie, die im Jahr 2004 von der
Gemeinschaft der Gemeinden Guéret-Saint-Vaury in Auftrag gegeben wurde,
begann man 2005 mit der Planung eines Kompetenzzentrums zur Entwicklung
von Hausautomationssystemen in Guéret. Im Jahr 2006 wurde mit dem Projekt
„Odyssée 2023“ begonnen; im selben Jahr wurde es von der Zentralregierung
als PER - Pôle d'Excellence Rurale (ländliches Kompetenzzentrum)
anerkannt. Das Hauptziel des Projekts ist die Verbesserung der
Lebensbedingungen und der Lebensqualität der Bevölkerung in dieser Region;
durch die Entwicklung von Unternehmen im Bereich Hausautomation sollen
aber auch neue Arbeitsplätze und ein Markt für innovative Technologien
geschaffen werden. Zu den bis 2012 geplanten Hauptmaßnahmen zählen:
i) die Schaffung eines Berufsabschlusses im Bereich Hausautomation in
Zusammenarbeit mit der Universität Limousine und der Sekundarschule Jean
Favard; ii) die Einrichtung eines Kompetenzzentrums für Hausautomation, das
Existenzgründungen unterstützt und entsprechende Ressourcen verwaltet; mit
dem Bau des Zentrums wurde 2008 begonnen, die Eröffnung und
Inbetriebnahme ist für den Zeitraum 2009-2012 vorgesehen; und iii) die
Entwicklung von Standard-Produkten und -Dienstleistungen („Paketen“) für
private Kunden mit eingeschränkter Selbstständigkeit, wodurch die Nachfrage
nach Hausautomationssystemen angeregt werden soll; Schätzungen zufolge
sollen diese „Pakete“ ab 2010 an rund 2.000 Personen verkauft werden; man
rechnet mit einem Umsatz von rund 2,3 Mio. EUR/Jahr über einen Zeitraum
von vier Jahren; und iv) Tests von Hausautomationsprodukten und
-dienstleistungen in einem Pflegebereich des Zentralkrankenhauses Guéret mit
80
dem Ziel, nach einer Evaluierungsphase entsprechende Produkte in dem für
2012 geplanten Etablissement d'hébergement pour personnes âgées
dépendantes (EHPAD) einzuführen; und 5) Aufbau eines Clusters von
Unternehmen, die Hausautomationssysteme in ihren Produkten und
Dienstleistungen
anwenden
(z. B.
Stromversorger
und
Heizungsanlagenbauer); ein solches Netzwerk soll die Nachfrage decken und
gleichzeitig Arbeitsplätze für entsprechend ausgebildete junge Menschen
bieten. Der potenzielle Markt für neue Unternehmen und Dienstleistungen im
Bereich Hausautomation hat Schätzungen zufolge ein Volumen von 5,8 Mio.
EUR in einem Zeitraum von drei Jahren. Zusätzlich sollen durch die Initiative
15 neue Unternehmen und 50 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Leitung Das Projekt wird von einem Projektmanager im Auftrag der
Gemeinschaft der Gemeinden Guéret-Saint-Vaury geleitet und unterstützt. Es
wurde in Zusammenarbeit mit anderen lokalen und regionalen
Gebietskörperschaften (dem Generalrat von La Creuse, Beratungsdiensten,
dem Regionalrat des Limousin) entwickelt und vereint eine Vielzahl
regionaler Interessengruppen, wie lokale Berufsverbände (FFB und CAPEB),
das Gymnasium Jean-Favard, die Universität von Limoges, das
Berufsbildungszentrum AFPA in Guéret sowie Altenpflegeeinrichtungen.
Finanzierung Im Zeitraum 2004-2008 (Juni) beliefen sich die Projektkosten
auf 2.557.868 EUR; ein Großteil der Mittel kam von lokalen und regionalen
Gebietskörperschaften. Im Einzelnen setzte sich die Finanzierung wie folgt
zusammen: Europäischer Ausgleichs- und Garantiefonds für die
Landwirtschaft (ca. 150.000 EUR); staatliche Förderung (ca. 864.000 EUR);
Körperschaften der lokalen Départements und regionale Körperschaften sowie
Handelskammer (über 1,5 Mio. EUR); und privater Sektor (rund
33.000 EUR).
Quellen: Henimann L. (2010), La communauté de communes de Guéret investit dans la
domotique et la santé, Mittwoch, 6. Januar 2010, Rubrik Erfahrungen, auf der Website
Mairie-conseils ; Lapôtre B. (2009), Pôle Domotique et Santé de Guéret. Odysseé Pôle
Domotique et Santé de Guéret 2023. Intervention du vendredi 13 novembre 2009; ICT &
Ageing – European Study on Users, Markets and Technologies - PôleDomotique et Santé
de Guéret – A regional approach addressing social and economic needs.
HOUS – Wohnberatung, Düsseldorf (DE), – Regionentyp: 5
Herausforderungen: ältere Menschen, die zu Hause wohnen bleiben wollen
Beschreibung Die Initiative des Amtes für Wohnungswesen der
Landeshauptstadt Düsseldorf bietet älteren und behinderten Menschen, die so
lange wie möglich zu Hause wohnen bleiben wollen, Rat und Unterstützung.
Die städtische Beratungsstelle unterstützt Ältere und Hilfsbedürftige bei der
Wohnraumanpassung. Wenn Hilfsbedürftige ihre Wohnung an ihre
besonderen Bedürfnisse anpassen müssen, berät die Stadt in Bezug auf den
Umbau und unterstützt sie kostenlos bei den erforderlichen Anpassungen, wie
81
z. B. Verbreiterung von Türen, Anbringen von Handläufen und Haltegriffen,
und Bau einer Rampe. Wenn die Wohnung nicht umgebaut werden kann und
eine andere Unterkunft gefunden werden muss, unterstützt die Wohnberatung
bei der Suche nach einer entsprechenden Wohnung und beim Umzug. Darüber
hinaus unterstützt die Stadt das Wohnmodell einer temporären
Wohnpartnerschaft zwischen älteren Menschen und Studierenden auf der
Basis gegenseitiger Hilfe. Im Rahmen dieses Programms bieten ältere
Menschen Studenten günstigen Wohnraum; als Gegenleistung für erlassene
Miete verpflichten sich die Studenten zum Einkaufen, Kochen oder zur
Begleitung und Freizeitgestaltung mit dem älteren Menschen; ausgeschlossen
sind jedoch alle pflegerischen Dienstleistungen. Die Wohnberatung unterstützt
diese Wohnpartnerschaften durch Auswahl und Zusammenführung der beiden
Partner, beim Vertragsabschluss und durch Begleitung der Partnerschaft. Die
Stadt Düsseldorf bietet ebenfalls zinsgünstige Kredite für Menschen, die
Umbauten in ihren Wohnungen durchführen lassen wollen.
Leitung Die Stadt Düsseldorf bietet diese Dienstleistungen durch das Amt für
Wohnungswesen an.
Finanzierung Durch öffentliche lokale und regionale Stellen.
Quelle: Website der Landeshauptstadt Düsseldorf
HOUS – Zaingune: Plataforma para la Halitaciòn de Servicios Asistenciales
en el Hogar (Plattform für häusliche Unterstützungsdienste), Victoria, Paìs
Vasco (ES), – Regionentyp: 6
Herausforderungen: alternde Bevölkerung
Beschreibung Ziel des Projektes ist es, durch den Einbau von Hausautomation
wie z. B. IP-Sprachdienste und Touchscreen-Systeme Häuser an die
Bedürfnisse älterer Menschen anzupassen. 2007 wurde im Rahmen des
Projektes Software entwickelt, die eine intelligente Kontrolle beim Einsatz
von Hausautomation in der häuslichen Pflege ermöglicht. Anschließend wurde
in der Stadt Victoria der Prototyp eines Hauses gebaut, in dem mit Hilfe eines
Konfigurationsinstruments die gewünschten Dienstleistungen gewählt und
über ein zentrales Bedienfeld gesteuert werden können; der Zugang ist über
einen Touchscreen und mittels Fernbedienung möglich. Zudem handelt es sich
um ein energieeffizientes Gebäude, das einen höheren Sicherheitsstandard
aufgrund eines Systems zur Früherkennung von Gefahren und
Unfallverhütung bietet und permanente Überwachung ermöglicht; es erkennt
anomale Situationen und löst ggf. Warnungen und Meldungen aus. 2009 bot
die baskische Regierung 156 derartige Häuser zur Miete an; 7 Häuser sind voll
an die Bedürfnisse behinderter Menschen angepasst. Die Miete für diese
Häuser ist vom Einkommen der Mieter und der Wohnfläche abhängig; die
durchschnittliche Miete beträgt rund 240 EUR im Monat.
Leitung Zu den Projektpartnern gehören VISESA, die öffentliche
Wohnungsbaugesellschaft der baskischen Wohnungsbehörde sowie drei
82
Unternehmen aus dem Bereich Hausautomation. Darüber hinaus unterstützt
die Technologie-Stiftung Deusto den Innovationsprozess.
Finanzierung Die Finanzierung erfolgt durch das Programm „GAITEK 2006
und 2007 - Unterstützung für Projekte zur Entwicklung innovativer Produkte“
des Ministeriums für Industrie, Handel und Tourismus der baskischen
Regierung. VISESA unterstützte den Bau der Häuser, in die fast 11 Mio. EUR
investiert wurden.
Quellen: Website von Vivesa; Website Zaingune - Plataforma para la Halitaciòn de
Servicios Asistenciales en el Hogar.
PART – Das „Ersatz-Großeltern“ Programm in Høje-Taastrup Kommune,
Hovedstaden (DK) – Regionentyp: 1
Herausforderungen: Frauen stellen einen hohen Anteil am Arbeitsmarkt
Tendenz zu Familien mit zwei Vollverdienern Beitrag zu einer besseren
Work-Life-Balance Stärkung des sozialen Zusammenhalts
Beschreibung Für das landesweite, vom dänischen Ministerium für
Sozialfürsorge initiierte Programm gab es lediglich zehn Anmeldungen; und
nur sieben Bewerbungen wurden im Zeitraum 2009-2010 gefördert, vier
davon kamen von lokalen Gebietskörperschaften. In Høje-Taastrup Kommune
nehmen 30 Familien and 7 Ersatz-Großeltern am Programm teil. Die Stadt
plant, die Dienstleistung in der Anfangsphase mit Hilfe des nationalen
Förderprogramms zu unterstützen und nach zwei Jahren bei einer Organisation
anzusiedeln, die diesen Service dann dauerhaft weiterführen soll. Das
Programm richtete sich ursprünglich an Familien mit schwachen sozialen
Netzwerken und time-bind-Konflikten. Ersatz-Großeltern sollen dann
aushelfen, wenn Kinder beispielweise krank sind und die Eltern keine
Möglichkeit haben, sich von ihrer Arbeit freistellen zu lassen; das Projekt ist
jedoch auch ein Beispiel für Solidarität zwischen den Generationen und das
Potenzial älterer Menschen im Freiwilligendienst.
Leitung Das Projekt wird durch einen Koordinator geleitet, der für die
Rekrutierung der Ersatz-Großeltern zuständig ist, Schulungen organisiert und
den Kontakt zu den Eltern herstellt, die Unterstützung brauchen.
Finanzierung Im Jahr 2008 betrug die staatliche Förderung durch das dänische
Ministerium für Sozialfürsorge 650.000 EUR.
Quelle: Ottosen M.H. (2009), The Reserve Grandparent Programme in Denmark.
Europäische Allianz für Familien, Best Practice Meeting, Brüssel, 16. Oktober 2009.
Dänisches Nationales Institut für Sozialforschung, Kopenhagen.
PART – Initiative „Link Age Plus“, Devon County Council(UK) –
Regionentyp: 2
Herausforderungen: große ländliche Grafschaft mit unterschiedlichen
Gemeinden bestehend aus 28 Markt- und Küstenstädten und deren ländlichem
Hinterland geringe Mitwirkungs- und Mitsprachemöglichkeiten älterer
83
Menschen; meist auf der Grundlage herkömmlicher Ansätze zunehmender
Anteil älterer Menschen und zunehmende Zahl alleinlebender älterer
Menschen.
Beschreibung Der Devon County Council ist eine von acht lokalen
Gebietskörperschaften, in denen eine neue staatliche Initiative durchgeführt
wird, die das Problem sozialer Ausgrenzung von Menschen der Altersgruppe
50plus, insbesondere gebrechlicherer Menschen und Angehöriger von
Minderheiten, angeht. In Devon lag der Schwerpunkt auf aufsuchender
Sozialarbeit und gemeindebasiertem Mentoring; auch wurde ein Senior
Council (Seniorenrat) für Devon eingerichtet, der seine Arbeit nach Ende der
Pilotphase weiterführte.
Es wurden mehrere Zugangspunkte für Dienstleistungen geschaffen; dabei
wurde die grundlegende Bedeutung von aufsuchender Sozialarbeit bei der
Integration derer hervorgehoben, die am schwierigsten zu erreichen sind.
Folgende Maßnahmen wurden u. a. durchgeführt: gemeindebasiertes
Mentoring mit individueller Unterstützung für Personen ab 50 Jahren mit dem
Ziel, soziale Ausgrenzung zu verhindern, sowie Einrichtung eines
Seniorenrates aus Vertretern der lokalen Gebietskörperschaften der Grafschaft:
„Der Seniorenrat für Devon gibt älteren Menschen eine Stimme und die
Möglichkeit, aktiv zu werden. Die Meinungen und Erwartungen Älterer
werden gehört und man entwickelt in partnerschaftlicher Weise Ideen und
praktische Lösungen für ihre Probleme.“ (Website des Senior Council for
Devon ). Der Rat hat über 1.000 Mitglieder. Die Siedlungsstruktur Devons, die
aus städtischen und ländlichen Gemeinden besteht, spiegelt sich im Rat wider
und ethnische Minderheiten werden aktiv beteiligt.
Leitung Auf nationaler Ebene gibt es einen Lenkungsausschuss, der
regelmäßig mithilfe von Berichten aus den einzelnen Pilot-Standorten
informiert wird. Der Programmausschuss besteht aus Vertretern der acht an
dem Pilotprojekt teilnehmenden Körperschaften. In jedem Pilotprojekt gibt es
einen lokalen Programmausschuss bestehend aus einer Vielzahl von
Interessenvertretern und mit der Funktion als Link Age Plus Implementation
Team sowie eine Link Age Plus Operational Group, die durch einen
Programmmanager koordiniert wird.
Finanzierung auf staatlicher Ebene durch eine Investition des Ministeriums für
Arbeit und Renten (DWP) von rund 10 Mio. £ in zwei Jahren, auf lokaler
Ebene durch Zuschüsse der beteiligten lokalen Gebietskörperschaften, durch
die auch die Weiterführung der Aktivitäten nach Ende der Pilotphase
gewährleistet werden soll. Die Einrichtung des Seniorenrates für Devon wurde
z. B. mit 200.000 £ aus Mitteln des DWP sowie mit 125.000 £ aus Mitteln des
County Council gefördert.
Quellen: Website des Devon County Council
84
PART – Parque de Mayores („Park für Senioren“), Almería, Andalusien
(ES) – Regionentyp: 3
Herausforderungen: alternde Bevölkerung bestehende Programme zur
Förderung von körperlicher Bewegung für Ältere sind wenig erfolgreich
Beschreibung In den Parks der vier Gemeinden von la Comarca los Vélez
werden Bereiche für ältere Menschen geschaffen, in denen sie sich bei
sportlicher
Betätigung
treffen
können.
Rehabilitationssport
und
Bewegungstraining für Ältere wurde bereits in speziellen Einrichtungen
angeboten, allerdings war die Resonanz gering, weil es Schwierigkeiten gab,
das Angebot zeitlich den Erfordernissen der potenziellen Teilnehmer
anzupassen. Daher entstand die Idee, den Senioren entsprechende
Bewegungsmöglichkeiten in den Parks anzubieten, die sie gewöhnlich mit
ihren Enkelkindern aufsuchen. Die Initiative wurde in enger Zusammenarbeit
mit den vier Gemeinden entwickelt, zu denen die Parks gehören, den
zuständigen Seniorenverbänden und der „Gruppe für die ländliche
Entwicklung von Los Vélez (Aprovélez)“. In den Parks wurde jeweils ein
geeigneter Bereich identifiziert und die Geräte für ein umfassendes
Bewegungsprogramm ausgewählt. Über eine öffentliche Ausschreibung wurde
ein Unternehmen gefunden, das die Geräte beschaffte und installierte, und
schließlich wurde die Öffentlichkeit entsprechend informiert und sensibilisiert.
Die ausgewiesenen Bereiche in den Parks fördern sowohl den Zusammenhalt
zwischen den Generationen als auch die soziale Eingliederung.
Leitung Es handelt sich um eine Initiative von Aprovélez, die in enger
Zusammenarbeit mit den Gebietskörperschaften und lokalen Verbänden
entwickelt wurde. Nach Beendigung des Projekts im Jahr 2006 übernahmen
die Gemeinden die Verantwortung für die monatliche Wartung und Reinigung
der Sportbereiche.
Finanzierung durch Aprovélez, den Europäischen Ausrichtungs- und
Garantiefonds für die Landwirtschaft EAGFL, die andalusische
Regionalbehörde und die vier betreffenden Gemeinden. Gesamtkosten für die
Gemeinden: ca. 200.000 EUR für Vélez-Rubio; ca. 33.000 EUR für Vélez
Blanco; ca. 25.000 EUR für Maria und weniger als 19.000 EUR für Chirivel.
Quellen: Instituto de Mayores y Servicios Sociales (Imserso ), Projektbeschreibung.
PART – ZukunftsmentorInnen, Steiermark (AT) – Regionentyp: 4
Herausforderungen: alternde Bevölkerung zunehmende Anzahl Älterer
mit spezifischen Bedürfnissen und Erwartungen
Beschreibung Hauptziel dieses Pilotprojektes war 1) das Potenzial des
„Alters“ hervorzuheben und 2) Initiativen für die Gestaltung des Alters zu
entwickeln. Die Teilnehmer des Projektes nahmen an einem modularen
Trainingsprogramm teil, das darauf abzielte, ihre Erfahrungen in
Schlüsselbereichen wie Ernährung, motorischen, geistigen und sozialen
85
Aktivitäten, Konfliktmanagement, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing zu
erweitern. Zum Training der „ZukunftsmentorInnen“ gehörte anschließend das
Kennenlernen von Instrumenten, mit deren Hilfe sie ein Projekt für ihre
Heimatgemeinden entwickeln und durchführen können. Das Projekt soll ältere
Personen dazu befähigen, das Leben in ihren Gemeinschaften durch die
Entwicklung von bedarfsgerechten Lösungsansätzen und die Durchführung
von maßgeschneiderten Projekten für die ältere Bevölkerung aktiv
mitzugestalten. Das Pilotprojekt wurde im Zeitraum 2008-2009 durchgeführt;
die Trainingskurse wurden 2010 fortgesetzt, allerdings wurde dann eine
Teilnahmegebühr erhoben. „ZukunftsmentorInnen“ sind Menschen ab 45.
Leitung Aus dem Projekt entstand der Verein „AUFWIND“; dort arbeitet ein
Team an der Entwicklung und erfolgreichen Umsetzung von
Bildungsprogrammen und -projekten.
Finanzierung Das Projekt wurde durchgeführt mit Unterstützung des
österreichischen
Bundesministeriums
für
Arbeit,
Soziales
und
Konsumentenschutz sowie der Abteilung Wissenschaft und Forschung des
Bundeslandes Steiermark.
Quellen: UNECE (Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa) Population
Unit (2011), Examples of Good Practice on Ageing-Related Policies, Legislation and
Programmes contributed by UNECE member States. Letzte Aktualisierung: 16. Februar
2011.
PART – Das Projekt „SAIT- Teleservicio para Mayores“, Mancomunidad del
Campo de Calatrava (Ciudad Real), Castilla- la Mancha (ES) – Regionentyp: 4
Herausforderungen: zunehmender Anteil Älterer an der Bevölkerung ; fast
54 % der Menschen über 65 sind Mitglieder in „Sozialzentren“
zunehmende Nachfrage nach Dienstleistungen
Beschreibung Die vom Unternehmen Eptron S.A. entwickelte Plattform
„SAIT- Teleservicio para Mayores“ bietet elektronische Dienste für Ältere.
Über die Plattform werden alle Anwender in ein nationales SAIT-Netzwerk
integriert, durch das derzeit 70 Sozialzentren für ältere Menschen miteinander
verbunden sind. Die Technik erleichtert die soziale Eingliederung, indem sie
älteren Bürgern mittels Touchscreen-Computern Zugang zu rund
15 interaktiven Themenkanälen verschafft, die Information, Kommunikation,
Partizipation, Bildung und Unterhaltung bieten. Die Senioren werden in der
Nutzung der neuen Technik geschult und nehmen an Kursen oder virtuellen
Klassenräumen teil, wo sie ihre Kenntnisse erweitern und ihre Interessen
entfalten können. Zu den zahlreichen öffentlichen Kunden des landesweiten
Dienstes zählt die Mancomunidad del Campo de Calatrava. SAIT wurde in
sechs Gemeinden der Mancomunidad (Miguelturra, Almagro, Bolaños de
Calatrava, Torralba de Calatrava, Pozuelo de Calatrava y Carrión de
Calatrava) installiert und bietet den über 200 aktiven Teilnehmern rund
160 Aktivitäten. Das Programm verzeichnet steigende Teilnehmerzahlen und
86
baut seine Aktivitäten weiter aus.
Leitung Die Technik wurde von einem privaten Unternehmen entwickelt; das
Unternehmen betreibt auch das nationale Netzwerk, installiert die Technik in
den Sozialzentren und erstellt jährlich ein Kurs- und Aktivitätsprogramm. Das
Unternehmen verkauft die Dienstleistungen an Sozialzentren der kommunalen
und regionalen Gebietskörperschaften und der Provinzen. Die Durchführung
von SAIT wird von den Behörden koordiniert.
Finanzierung Die Durchführung des Projekts erfolgt im Rahmen des
„PlanAvanza2“ zur Entwicklung der Wissens- und Informationsgesellschaft.
Es wird durch das nationale Industrieministerium und die beteiligten
regionalen und lokalen Gebietskörperschaften gefördert.
Quellen: Website des SAIT Teleservicios para Mayores; Campo de Calatrava:
Presentación del Proyecto de Teleservicios Digitales Interactivos para mayores en la
Mancomunidad, Pressemitteilung (2011); En activo, los mayores también en internet, Se
implanta una red de teleservicios digitales interactivos para mayores, Pressemitteilung
(2011).
PART – „Jung und Alt Kooperieren, Organisieren und Begeistern (JACOB)“
in Dischingen, Baden-Württemberg (Stuttgart) (DE) – Regionentyp: 5
Herausforderungen: Nachteile durch das Leben im ländlichen Raum
demografischer Wandel
Beschreibung Dieses auf drei Jahre (2009-2011) angelegte Projekt zielt darauf
ab, durch eine Vielzahl von Freiwilligendiensten, die von Kinderbetreuung
und Hilfen für Behinderte bis zu Besuchsdiensten, gemeindenaher Betreuung
und Unterstützung für ältere Menschen reichen, Jung und Alt zusammen zu
bringen. Durch das Projekt wird ehrenamtliches Engagement verschiedener
Altersgruppen (Schüler, Studenten, Familien, Arbeitnehmer, Arbeitslose,
Rentner, ältere Menschen und Behinderte unter 50) gefördert und somit der
Ideenaustausch zwischen den Generationen und die Entwicklung von MikroProjekten erleichtert. Zu den Projektzielen zählen i) Stärkung der
Freiwilligendienste ii) Integration verschiedener hilfsbedürftiger Gruppen wie
Ältere, Behinderte und Alleinlebende iii) Stärkung des sozialen
Zusammenhalts in der Gemeinde und iv) Minderung der Folgen des
demografischen Wandels.
Leitung Im Rathaus werden die Aktivitäten organisiert. Sie entstehen aus
Anfragen, die an die Gemeinde gerichtet werden, wobei diese eine
Vermittlerrolle zwischen Anbietern und Nachfragern von Dienstleistungen
übernimmt.
Finanzierung Jährliche Kosten: 50.000 EUR
Quellen: Website Dischingen
87
PART – Estimulación Dinámica Alfabetización Digital (Förderung Digitaler
Kompetenz – EDAD), Principado de Asturias und Castilla y León (ES) –
Regionentyp: 6
Herausforderungen: alternde Bevölkerung digitale Kluft zwischen den
Generationen Gehirntraining für Ältere
Beschreibung Das Projekt hat zwei Hauptziele: 1) die digitale Kluft zwischen
den Generationen soll durch die Vermittlung von IKT-Kenntnissen für Ältere
verringert und damit ihre sozialen Integration erleichtert werden, und 2) die
intellektuelle Aktivität Älterer soll angeregt und damit einer
Demenzerkrankung vorgebeugt werden. Das Projekt ist das Ergebnis einer
Forschungsarbeit unter Leitung der Fundación Orange. Die 2006 als
Pilotprojekt begonnene Initiative wird derzeit in verschiedenen Regionen
eingeführt, zu denen auch die Principado de Asturias gehört, wo die
Regionalregierung das Projekt in ihr Regionalkonzept „e-Asturia 2012“
integrierte; auch in Castilla y León wurde das Projekt in das Regionalkonzept
„Digitale Integration“' 2007-2013 (Vereinbarung mit der Fundación Orange
aus dem Jahr 2008) aufgenommen. Derzeit nutzen Hunderte von Anwendern
das Programm EDAD; entsprechende Kurse werden von einer Reihe von
Tutoren kostenlos online angeboten. Die Zielgruppe sind ältere Menschen ab
65 Jahren. Ausgewählte Tutoren werden im Rahmen eines 20-stündigen
Kurses geschult und nehmen zwei Mal jährlich an einem Treffen in Madrid
teil.
Leitung Hauptveranstalter des Projekts sind die Fundación Orange und die
Universidad Complutense de Madrid. Für die Einführung des Projekts in den
Regionen sind die beteiligten privaten und öffentliche Akteure in den
jeweiligen Zielregionen zuständig.
Finanzierung In der Region Principado de Asturias wird das Projekt durch die
Fundación Orange und die Regionalregierung gefördert.
Quellen: Website des Projekts EDAD; Pressmitteilung El Norte de Castilla 2008 El
Proyecto EDAD combate la exclusión digital de los mayores; Projektwebsite der
Principado de Asturias.
PART – „Besser altern und leben in der Informationsgesellschaft“, Dobrich
(BG) – Regionentyp: 7
Herausforderungen:
zunehmende
Anzahl
älterer
Menschen
Verschlechterung der Lebensqualität und der wirtschaftlichen Verhältnisse
älterer
Menschen
aufgrund
niedriger
Renten
und
fehlender
Beschäftigungsmöglichkeiten für die noch Arbeitsfähigen soziale Isolation
und fehlender Austausch zwischen den Generationen, was das
Selbstwertgefühl beeinträchtigt begrenzte Kenntnisse Älterer im Bereich
IKT
Beschreibung Das Projekt bietet innovative soziale Dienstleistungen an durch
i) innovative Ansätze zur sozialen und digitalen Integration; ii) Möglichkeiten
88
für ältere und behinderte Menschen zur Teilnahme am sozialen Leben der
Gemeinschaft; und iii) durch die Schaffung von Zusammenhalt zwischen den
Generationen auf der Basis von Solidarität und Zusammenarbeit. Die
Gemeinde unterstützt den Aufbau von „e-points“ und bildet E-Mentoren und
Tutoren aus. Junge Leute vom städtischen Jugendrat beteiligen sich als
Freiwillige. Das Projekt zielt neben der Erweiterung der Computerkenntnisse
auf eine Verbesserung der Lebensqualität älterer Menschen ab, und zwar
durch vermehrten Zugang zu Informationen und Online-Diensten sowie
Verringerung der digitalen Kluft zu den jüngeren Generationen. Die
Vermittler, darunter Sozialarbeiter und Gemeindevertreter, organisieren
Zusammenkünfte, bei denen Probleme diskutiert und so den Älteren auch
Gelegenheit gegeben wird, die lokale Politik mitzugestalten.
Leitung Koordinierung durch die Gemeinde Dobrich.
Finanzierung Förderung durch das Programm „Human Resources
Development“ des Europäischen Sozialfonds für die Jahre 2007-2013.
Quellen: Active AGE project (2011), III° Transnational Exchange Workshop Starogard
Gdanski 13.-15. Oktober 2010. An URBACT II Project.
89
10. Hauptantworten der LRG auf
gemeinsamen Herausforderungen
die
Angesichts der Tatsache, dass Prozesse des demografischen Wandels bei der
territorialen Entwicklung in zunehmendem Maße zu berücksichtigen sind,
unabhängig von der untersuchten Art der Region, gibt es Belege dafür, dass eine
demografische Dimension der Regional- und Kommunalpolitik entwickelt wird.
Demografische Veränderungen haben sektorübergreifende Auswirkungen,
jedoch werden am häufigsten sektorspezifische Strategien angewandt. Darüber
hinaus scheinen von den LRG mitunter ähnliche sektorale Strategien in allen
sieben aufgezeigten Arten von Regionen durchgeführt zu werden; von den fünf
in diesem Bericht untersuchten Politikbereichen wurden bei Initiativen zur
sozialen Integration älterer Menschen oder zur Erleichterung ihres Zugangs zu
sozialen Dienstleistungen keine wesentlichen Unterschiede in den einzelnen
Regionen festgestellt. Alle Regionen, auch diejenigen mit einem relativ
niedrigen Altersabhängigkeitsquotienten, suchen nach IKT-gestützten Lösungen
für Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege. Es gibt viele Beispiele
gemeindebasierter Initiativen; diese scheinen jedoch eher an gesellschaftlichen
Merkmalen, wie einem hohen Migrantenanteil (wie im Falle einer deutschen
Gemeinde) oder an sich verändernden Familienstrukturen, die alternative
Formen der Altenpflege erfordern (wie im Falle von Regionen in Italien und
Rumänien), ausgerichtet zu sein als an der Art der Region.
Im Folgenden sind die Hauptantworten der LRG auf die gemeinsamen
Herausforderungen nach Politikbereichen zusammengestellt. Unter Bezug auf
die in Kapitel 9 zusammengetragenen Beispiele werden anschließend die
einzelnen Typen von Regionen charakterisiert.
10.1 Hauptantworten nach Politikbereichen
Beschäftigung
Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf ältere Arbeitnehmer mildern
Zu den Abfederungsmaßnahmen zählen solche, durch die ältere Arbeitnehmer
bis zu einer allgemeinen Verbesserung der Lage auf dem Arbeitsmarkt
weiterbeschäftigt bleiben, sowie Maßnahmen, die insgesamt eine Reduzierung
der Zahl älterer Arbeitsloser durch ihre Wiedereingliederung in den
Arbeitsmarkt zum Ziel haben. Die mit Umstrukturierungen von Unternehmen
infolge des Abbaus von Überkapazitäten sowie von Konkursen,
Standortverlagerungen und Firmenübernahmen häufig einhergehenden
91
Entlassungen der schwächsten Arbeitnehmer sollen vermieden werden; dadurch
können viele ältere Arbeitnehmer in Beschäftigung bleiben. Dies erfolgt durch
Koordination und Lenkung des sozialen Dialogs zwischen Vertretern der
sozialen Akteure und Unternehmen, die Schaffung von Anreizen für
Selbstständigkeit und Existenzgründung, Bemühungen, die Vorurteile
gegenüber älteren Arbeitnehmern mithilfe von Maßnahmen abzubauen, die die
Haltung
von
Arbeitgebern
verändern
sollen,
wie
z. B.
Sensibilisierungskampagnen oder die Vorbildfunktion öffentlicher Arbeitgeber.
Damit ältere Arbeitnehmer wieder in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden
können, muss auch ihre Beschäftigungsfähigkeit erhalten oder an die neuen
Erfordernisse der regionalen Wirtschaft (z. B. an qualitative Aspekte der
Angebotsseite) angepasst werden, zum Beispiel durch (lebenslanges) Lernen,
berufliche Weiterbildung und Kompetenzentwicklung, wobei die Verbesserung
der IKT-Kenntnisse eine große Rolle spielt; oder durch Maßnahmen zur
Abstimmung von Arbeitskräfte-Angebot und -Nachfrage, zum Beispiel
Veranstaltungen und Foren, bei denen die Unternehmen in direkten Kontakt mit
älteren Arbeitslosen treten. Grundsätzlich ist Barrierefreiheit (eAccessibility) am
Arbeitsplatz ein zentraler Faktor, wenn es um die Bedürfnisse einer alternden
Arbeitnehmerschaft geht. Wichtige von den LRG gemeinsam durchzuführende
Schritte sind aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen auf lokaler und
regionaler Ebene, durch die Fortbildungen zur Festigung und Erweiterung der
Kenntnisse von Arbeitslosen unterstützt werden bzw. die Bedeutung von
Bildung und Ausbildung am Arbeitsmarkt unterstrichen werden soll.
Sinkende Abhängigkeitsquotienten
Nicht nur die alternde Gesellschaft, sondern auch Bevölkerungsbewegungen
oder Wirtschaftsmigration sind dafür verantwortlich, dass weniger Arbeitnehmer
mehr Menschen im Ruhestand unterstützen müssen. In regionalen
Arbeitsmärkten kann es erforderlich sein, Arbeitskräfte und Fachwissen
anzuwerben, um ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu gewährleisten.
Diesen Erfordernissen kann zum Teil lokal durch die verstärkte Beschäftigung
älterer Arbeitnehmer und/oder die Förderung von Zuwanderung entsprochen
werden, obgleich letztere hauptsächlich jüngere Arbeitskräfte betrifft. Auch die
Mobilität von Arbeitskräften gilt als Lösung für alle Sektoren, Länder und
Regionen, jedoch sind keine speziellen Initiativen zur Förderung der Mobilität
älterer Arbeitnehmer festzustellen. In Schweden wurden größere
Arbeitsmarktregionen geschaffen, um Angebot und Nachfrage, die durch
zunehmende Ungleichgewichte in der Altersstruktur der Bevölkerung
entstanden waren, besser in Einklang zu bringen (Rauhut und Kahila, 2011),
während man im Vereinigten Königreich daran denkt, „funktionale
Wirtschaftsräume
einschließlich
Arbeitsmarktregionen
(z. B.
durch
interregionale Rahmenvereinbarungen wie den „Northern-Way“, „Multi Area
Agreements“ und Stadtregionen) zu schaffen (Ferry und Vironen, 2010); diese
92
auf nationaler Ebene ergriffenen Maßnahmen zeugen jedoch zugleich von der
Schwierigkeit, entsprechende Strategien auf lokaler Ebene durchzuführen.
Die soziale und geschlechtsspezifische Dimension des Alterns von Arbeitskräften
Menschen durchleben unterschiedliche Phasen des Familienlebens (zum
Beispiel Kindererziehung oder Pflege der Eltern) und Veränderungen der
Familienstrukturen (zum Beispiel durch Scheidung), häufig in einer späteren
Phase des Arbeitslebens. Manche dieser Umstände können sich auf das
Arbeitsleben auswirken, und es werden flexible Ansätze erforderlich, damit die
betreffenden Menschen am Arbeitsmarkt bleiben können. Es geht nicht nur um
Teilzeitarbeit, sondern auch um flexible Arbeitszeiten, funktionale Flexibilität
(Anpassung von Aufgaben zur Erleichterung der Arbeitsbelastung, spezifische
Stellen für ältere Arbeitnehmer, geeignete Arbeitsbedingungen, Telearbeit) und
aktive Arbeitsmarktpolitiken, durch die zum Beispiel Langzeitpflege und eine
unterstützende städtische Infrastruktur bereitgestellt werden, damit ältere Frauen
nicht ihren Arbeitsplatz aufgeben müssen, um sich um ihre gealterten Eltern zu
kümmern. Es gibt mehrere Beispiele für Flexicurity-Ansätze auf
Unternehmensebene; häufig sind derartige Maßnahmen auch auf nationaler
Ebene anzutreffen, auf regionaler und lokaler Ebene scheinen sie in
institutionalisierter Form jedoch seltener zu sein.
Schutz vor Armut für gefährdete Arbeitnehmergruppen
Die Bedeutung zusätzlicher Altersvorsorge nimmt zu, und ungeachtet von
Rentenreformen auf nationaler Ebene spielen lokale und regionale
Gebietskörperschaften eine wichtige Rolle im Rahmen von Programmen zum
Schutz ihrer derzeit erwerbstätigen Bevölkerung vor künftiger Armut. Erreicht
werden
kann
dies
entweder
durch
Anreize
für
zusätzliche
Rentenfonds/Altersversorgungsprogramme
von
Drittanbietern
(wie
Privatunternehmen oder Arbeitgeber) oder der regionalen Gebietskörperschaften
selbst, oder durch ihre Vorbildfunktion in Form der späten Pensionierung von
Beamten.
Zugang zu sozialen Diensten (Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege)
Zunahme der öffentlichen Ausgaben für Gesundheitsversorgung und
Langzeitpflege
Um die zunehmenden öffentlichen Ausgaben in diesem Bereich in den Griff zu
bekommen, wenden die LRG hauptsächlich Maßnahmen an, durch die der
Druck von den Institutionen genommen werden soll, indem sie den Bedürftigen
ein unabhängiges Leben zu Hause oder im Rahmen von Gemeinschaften
erleichtern. Verschiedene Maßnahmen zielen darauf ab, dass alte Menschen so
lange wie möglich zu Hause leben können, wodurch die Dauer eines stationären
Aufenthalts verringert und der Umfang der häuslichen Pflege erhöht wird. Einen
93
entscheidenden Beitrag dazu leistet die IKT, und es gibt viele Beispiele dafür,
dass die LRG die neuen Technologien für die Bereitstellung von elektronischen
Gesundheits- und Pflegedienstleistungen (eHealth und eCare) nutzen. Dies gilt
in besonderem Maße für ländliche Räume und Randgebiete, in denen aufgrund
der Entfernung zu den entsprechenden Einrichtungen der Zugang zu
Dienstleistungen begrenzt ist, insbesondere für diejenigen mit eingeschränkter
Mobilität wie alte und behinderte Menschen. Die IKT haben nicht nur
Auswirkungen darauf, wo die Gesundheitsleistungen angeboten werden,
sondern auch auf die Speicherung und Nutzung medizinischer Daten, die
Sicherheit und Effizienz der Behandlung, die Kommunikation mit den Patienten
sowie Pflegekosten und -effizienz und tragen somit insgesamt zur Reduzierung
von Ungleichgewichten im Gesundheitswesen bei. Sie sind jedoch abhängig
vom
Vorhandensein
einer
angemessenen
IT-Infrastruktur,
einer
zufriedenstellenden Interoperabilität, von Datenschutzmaßnahmen, ProzessRedesign, Wissens- und Kompetenzmanagement und der Koordinierung der
Pflegemaßnahmen; alle diese Voraussetzungen zusammen sind bei einzelnen
Initiativen nur selten gegeben. So wird elektronische Pflege gewöhnlich auf
lokaler und regionaler Ebene angeboten, wo in der Vergangenheit Investitionen
in Infrastruktur und Prozesse vorgenommen oder Dienstleistungen über
Unteraufträge von externen privaten Anbietern erbracht wurden.
Elektronische Pflege wird nicht als die einzige Lösung betrachtet; die LRG
suchen auf der Ebene der Gemeinden nach alternativen Formen der Altenpflege,
um den veränderten Familienbindungen und sozialen Beziehungen Rechnung zu
tragen. Diese Art von „Gemeinschaftshilfe“ schließt oft Freiwilligendienste ein.
Zunehmende Nachfrage nach (Qualitäts-) Dienstleistungen
Der soziale Sektor muss sich mehr an der Nachfrage ausrichten;
dementsprechend haben die LRG Lösungen für die Gewährleistung der
Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle, das Mainstreaming von
Dienstleistungen
sowie
die
Abstimmung
von
Angebotsund
Nachfragemechanismen entwickelt, obwohl die meisten dieser Lösungen im
Wesentlichen auf ein Problem zu reagieren scheinen und nicht präventiv
wirksam werden. Zudem sind nachfrageorientierte Dienstleistungen oft
kostenpflichtig,
und
obwohl
altersoder
einkommensabhängige
Kostenbefreiungen gewährt werden, besteht die Gefahr, dass die Einführung von
Marktmechanismen in der Pflegebranche die Zugänglichkeit behindert.
Der Umgang mit einer begrenzten Anzahl von Arbeitskräften
Damit im Sozialsektor die Bedingungen für eine stärkere Nachfrageorientierung
geschaffen werden können, muss eine ausreichende Anzahl von Arbeitskräften
zur Verfügung stehen. Dies böte auch die Gelegenheit, das Problem der
alternden Bevölkerung als Chance zur Schaffung von Arbeitsplätzen im Sozial-
94
und Gesundheitsbereich zu nutzen. Nichtsdestotrotz zeigen die von den LRG
ergriffenen Maßnahmen, dass Telecare-Dienste und Mainstreaming auf eine
größere
Effizienz
des
Personalmanagements
abzielen,
während
gemeindebasierte Betreuung häufig mit Unterstützung von gemeinnützigen
Organisationen geleistet wird.
Mobilität und Zugänglichkeit
Verbesserung der Zugänglichkeit von Verkehrsmitteln
Die meisten gemeinsamen Maßnahmen der LRG schließen Investitionen in die
Infrastruktur zur Anpassung und Modernisierung ein; dies umfasst den Ersatz
alter Fuhrparks oder die Anpassung vorhandener Fahrzeuge durch Plattformen
oder die Verbesserung von Bus- und Straßenbahnhaltestellen durch besser
zugängliche Ein- und Ausstiegsbereiche sowie Maßnahmen zur Verbesserung
der Sichtbarkeit. Einige Regionen weisen besondere topografische Bedingungen
auf, die spezifische Maßnahmen erfordern, damit Fußgängerzonen oder das
öffentliche Verkehrsnetz zugänglich werden. Ein leichter Zugang zu diesen
Bereichen ist Voraussetzung für die Nutzung nachhaltiger bzw. öffentlicher
Verkehrsmittel. Schließlich bedeutet Zugänglichkeit auch, transparente
Informationen über das Verkehrsnetz, die Verkehrsmittel, Fahrausweise und
Bezahlung zur Verfügung zu stellen.
Größere Verfügbarkeit von Verkehrsmitteln
Eine größere Verfügbarkeit von Verkehrsmitteln für Ältere, möglichst durch
Maßnahmen für unterschiedliche Bedürfnisse und Umstände, wird ebenfalls
durch die LRG sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten unterstützt.
Während im städtischen Umfeld bedarfsgerechte, flexible und maßgeschneiderte
zusätzliche Verkehrsangebote das Ziel sind, liegt das Hauptaugenmerk in den
ländlichen Gebieten auf der Erleichterung des Zugangs zu Basisdienstleistungen
wie etwa im Gesundheits- und Pflegebereich.
Bereitstellung nachfrageorientierter öffentlicher Verkehrssysteme
Eine bessere Verfügbarkeit von Verkehrsmitteln ist häufig bedarfsgesteuert,
weil die Verkehrsmittel kostenpflichtig sind und somit den Marktmechanismen
unterliegen. Da die Anzahl älterer Kunden zunimmt, ist es wahrscheinlich, dass
ihre Erwartungen im Hinblick auf Sauberkeit, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit
immer öfter erfüllt werden. Es lässt sich jedoch feststellen, das einige LRG sich
nicht auf die passive Bedarfsdeckung beschränken, sondern versuchen, bei den
Älteren eine Verhaltensänderung zu bewirken, z. B. die vermehrte Nutzung
nachhaltiger Verkehrsmittel anstelle von Privatfahrzeugen, wie zu Fuß gehen,
Radfahren und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, bei gleichzeitiger
Erhaltung von Mobilität, Autonomie und Wohlbefinden.
95
Altersgerechtes Wohnen
Dem Wunsch älterer Menschen nach Unabhängigkeit entsprechen
Von den LRG werden verschiedene Wohnungsbauprojekte durchgeführt, häufig
durch staatliche oder halb-staatliche Unternehmen oder in Zusammenarbeit mit
privaten Akteuren. Neben barrierefreiem Wohnen werden in diesen Projekten
sehr oft auch Gesundheits- und Pflegedienstleistungen, Betreuung und
Unterstützung im Haushalt angeboten. Folglich ist ein Trend zum
Zusammenschluss von Bauunternehmern und Wohnungsbaugesellschaften mit
Dienstleistungsanbietern zu beobachten, durch die attraktive Pakete für Ältere
angeboten werden können. Gewöhnlich entstehen im Rahmen dieser Projekte
Neubauten, es gibt jedoch auch Maßnahmen zur Anpassung des vorhandenen
Hausbestands.
Entwicklung von Wachstumschancen durch neue Märkte
Die Hausautomation ist ein potenziell lukratives Marktsegment, und es gibt
Belege für die Bildung von Clustern in diesem Bereich, durch die
Dienstleistungsanbieter und Wissensinstitutionen im übergeordneten Kontext
von regionalem Wirtschaftswachstum und Entwicklung zusammengeführt
werden.
Bekämpfung von Ungleichgewichten und finanziellen Unterschieden innerhalb
der älteren Generation
Auch gibt es Programme des sozialen Wohnungsbaus, die an die Bedürfnisse
älterer Menschen angepasst sind, sowie Strategien und unterstützende
Finanzierungsmechanismen, mit Hilfe derer sich alle eine Anpassung ihrer
Wohnung finanziell leisten können; dies führt dazu, dass sich die
Lebensbedingungen für alle älteren Menschen in gleichem Maße verbessern. Ein
Beispiel ist das Konzept des „Mehrgenerationen-Wohnens“, bei dem Familien
Unterstützung beim Umbau ihrer Wohnungen erhalten, wenn sie ältere
Familienangehörige aufnehmen (Europäischer Verbindungsausschuss zur
Koordinierung der sozialen Wohnungswirtschaft – CECODHAS, Housing
Europe, 2009)
Beteiligung an Gemeinschaftsaktivitäten
Schutz vor drohender sozialer Ausgrenzung älterer Menschen
Die LRG verfolgen unterschiedliche Strategien zur aktiven Beteiligung älterer
Menschen an sozialen Aktivitäten, insbesondere Freiwilligenarbeit, wo Ältere
einen wirksamen Beitrag leisten können, wenn die richtigen
Rahmenbedingungen
gegeben
sind.
Oft
handelt
es
sich
um
generationenübergreifende Ansätze, durch die vielfach über gemeinsames
Handeln Beziehungen zu jüngeren Generationen entstehen. Darüber hinaus ist
96
eine Tendenz zur Einrichtung von Interessenvertretungen Älterer in der
Gemeinde zu beobachten, um zu gewährleisten, dass ihre Stimme bei Planung
und Prioritätensetzung Gehör findet.
Verringerung der digitalen Kluft zwischen den Generationen
In verschiedenen Beispielen werden die IKT eher als Werkzeug sozialer
Eingliederung denn als Hemmnis betrachtet; an ihnen wird deutlich, dass ältere
Menschen angemessen mit dem Internet und anderen neuen Technologien
umgehen können, wenn sie entsprechend geschult werden.
10.2 Charakterisierung der Typen von Regionen
Neben der sozialen Integration und dem Zugang zu sozialen Diensten, für die
keine wesentlichen Unterschiede in der Art der Maßnahmen in den einzelnen
Regionen festgestellt wurden, ergaben sich für die anderen, in diesem Bericht
angesprochenen Politikbereiche bestimmte Zusammenhänge zwischen den
Regionentypen einerseits und den vorherrschenden Lösungen der LRG
andererseits. Hinzuweisen ist noch darauf, dass diese Charakterisierung, die auf
den in Kapitel 9 dargestellten Beispielen beruht (Zusammenfassung in
Tabelle 5), aufgrund der begrenzten Anzahl der untersuchten Initiativen
notwendigerweise gewissen Einschränkungen unterliegt.
97
Tabelle 5 – Tabellarische Ansicht der Beispiele nach Art der Regionen
EMPL
TYP 1
CARE
TRAN
HOUS
PART
EMPL
TYP 2
CARE
TRAN
HOUS
PART
Planung eines gesteigerten sozialen Zusammenhalts durch die
Bekämpfung der Ungleichheiten beim Zugang zum
Arbeitsmarkt. Förderung von Stabilität und Wachstum
Innovation, Einbindung von Dienstleistungen und Telecare als
Reaktion auf die zunehmenden Bedürfnisse und die verringerte
Anzahl von Pflegedienstleistern.
Flexible und innovative Lösungen zur Abstimmung zwischen
den nachfrageseitigen Anforderungen und den Vorschlägen der
Anbieter.
Integration verschiedener privater, öffentlicher, gesetzlicher und
gemeindebasierter Anbieter von Verkehrsdiensten zur
Verbesserung der Qualität und Leistungsfähigkeit des
Verkehrswesens
Wohnbauprojekte aus einer Hand für ältere Menschen, in denen
die Leistungsfähigkeit durch ein integriertes Pflege- und
Unterstützungsmodell mit privaten, öffentlichen und freiwilligen
Akteuren maximiert wird
Solidarität zwischen den Generationen, welche die Nützlichkeit
älterer Menschen bei der Erbringung von Freiwilligendiensten
durch das „Ersatzgroßelternprogramm” aufzeigt
Bildung von Netzwerken, Förderung des Zugangs zum
Arbeitsmarkt durch verbesserte Beschäftigungsfähigkeit, mehr
Selbstvertrauen und Motivation seitens der älteren Arbeitnehmer.
Beratung, Unterstützung, Erwachsenenbildung
Zentrales System für die Weiterverweisung zur Erbringung
sozialer Dienste für den effizienten Einsatz der geringen Anzahl
von Arbeitskräften, insbesondere in ländlichen Gegenden
Verbesserung der Mobilität älterer Menschen durch verstärkte
Information and Steuerung ihrer Mobilitätsentscheidungen hin zu
nachhaltigeren Verkehrsmitteln als Autos
Experimentelle soziale Wohnungsbauprojekte einer öffentlichen
Wohnungsbaugesellschaft
Aufsuchende Dienstleistungen und gemeindebasiertes Mentoring
sowie Vertretung älterer Menschen durch die Einrichtung eines
Seniorenrates
98
EMPL
TYP 3
CARE
TRAN
HOUS
PART
EMPL
CARE
TYP 4
TRAN
HOUS
PART
Partnerschaft auf regionaler Ebene zur Förderung der
Zugänglichkeit und zur Unterstützung, insbesondere zur
Milderung
der
Auswirkungen
des
laufenden
Umstrukturierungsprozesses
Tele-Assistenz zur Unterstützung eines selbstständigen Lebens
für hilfsbedürftige Menschen, damit sie länger zuhause wohnen
bleiben können
Zunehmende Qualität, Sicherheit und Zugänglichkeit öffentlicher
Verkehrsmittel durch die Modernisierung des Fuhrparks
Pilotprojekte im Bereich unterstützende Umfelder, die
Unabhängigkeit und Wohlbefinden älterer Menschen durch die
Verbindung innovativer räumlicher, technologischer und
integrierter gemeindebasierter Versorgungsansätze fördern und
aufrecht erhalten
Ausstattung von Parks mit Einrichtungen für Rehabilitation und
sportliche Betätigung um zur Beteiligung, zu sozialen
Zusammenkünften und zum Kontakt zwischen den Generationen
zu ermutigen
Sektorale Maßnahmen zur Erhaltung traditioneller Berufe und
Verhinderung der Abwanderung der Arbeitskräfte in ländlichen
Gegenden. Finanzielle Anreize und Gelegenheiten zur
Kompetenzerweiterung für gefährdete Arbeitnehmerkategorien
Förderung der gemeindebasierten Betreuung älterer Menschen
durch die Bereitstellung von Verkehrsmitteln, häuslicher
Betreuung und sozialen Diensten und der Schaffung von Normen
für die Erbringung von Diensten
Investition in die Infrastruktur und Ausrüstung zur Anpassung
des öffentlichen Verkehrs an die französische Gesetzgebung zur
Gleichstellung von Menschen mit eingeschränkter Mobilität
Integrativer Ansatz für regionale Wirtschaftsentwicklung zur
Bereitstellung von häuslichen Pflegediensten in ländlichen
Gegenden und solchen mit geringer Bevölkerungsdichte
Befähigung von „ZukunftsmentorInnen“ durch Bildung und
Fortbildung für die von ihnen erwartete führende Rolle bei der
Entwicklung und Umsetzung von Projekten in Übereinstimmung
mit den Bedürfnissen ihrer Gemeinschaften
Erbringung von elektronischen Diensten über eine nationale
Plattform, die 70 soziale Zentren für ältere Menschen im
gesamten Land miteinander verbindet
99
EMPL
TYP 5
CARE
TRAN
HOUS
PART
EMPL
TYP 6
CARE
TRAN
HOUS
PART
TYP 7
EMPL
CARE
TRAN
HOUS
PART
Förderung der Rückkehr älterer Menschen auf den Arbeitsmarkt.
Geschlechteraspekt
Befriedigung der Bedürfnisse innerhalb eines multikulturellen
Umfelds durch Gemeinschaftsarbeit mit Menschen mit
unterschiedlichstem ethnischem Hintergrund und gleichzeitige
Förderung des selbstständigen Lebens und der Selbstbestimmung
pflegebedürftiger Menschen
Deckung des steigenden Mobilitätsbedarfs der älteren Bürger
durch Transportdienste von Haus zu Haus
Städtische Beratung und Unterstützung zur Verlängerung des
Verbleibs älterer Menschen in ihrem Zuhause durch häusliche
Umbaumaßnahmen und vorübergehende Wohngemeinschaften
mit Studenten
Generationenübergreifende Freiwilligendienste
Finanzielle Anreize zur Förderung von Unternehmertum zwecks
Milderung der Auswirkungen von betrieblichen Entlassungen
und hoher Arbeitslosigkeit unter Menschen ab 45 Jahren
Bereitstellung von eHealth-Diensten in peripheren Gebieten
Überwindung physischer Barrieren für die Bewegungsfreiheit
und Verbesserung des Zugangs zu Fußgängerzonen und
öffentlichen Nahverkehrsnetzen
Erprobung und Bereitstellung automatisierter Häuser und
Pflegedienste zu erschwinglichen Preisen. Automatisierte Häuser
umfassen Energieeffizienzmaßnahmen und bieten ein hohes
Sicherheitsniveau durch frühzeitige Risikoerkennung und
Unfallverhütung.
Verringerung der digitalen Kluft zwischen den Generationen
durch die Schulung älterer Menschen in IKT und die Förderung
ihrer sozialen Eingliederung
Lokale Planung zur Wiedereingliederung älterer Menschen in
den Arbeitsmarkt und somit zur Bekämpfung der Abwanderung
und zur Abfederung von betrieblichen Umstrukturierungen und
Entlassungen
Schaffung eines Netzwerks von häuslichen Pflegekräften im
Rahmen eines weiter gefassten Plans zum sozialen Schutz älterer
Menschen als Alternative zur Familienpflege
Einführung innovativer Ansätze zur sozialen und digitalen
Inklusion durch die Entwicklung von Anlaufstellen und
Mentoren für IKT-Anwendungen
100
Regionen vom Typ 1
Diese Regionen finden sich hauptsächlich im Vereinigten Königreich, in
Finnland, den Beneluxstaaten und im nördlichen Teil Frankreichs. Regionen um
Hauptstädte wie Madrid, Wien, Budapest, Athen, Warschau und Bratislava
zählen ebenfalls zu Typ 1. Die Regionen vom Typ 1 verfügen über dynamische
und innovative Wachstumsbedingungen; zudem sind ihre demografischen
Tendenzen mit einer jungen und wachsenden Bevölkerung positiv.
Die auffälligsten Unterschiede im Vergleich zu den anderen Typen betreffen
Beschäftigung, soziale Betreuung, Transport und in geringerem Ausmaß das
Wohnen. Im Hinblick auf den Arbeitsmarkt schaffen diese Regionen Stabilität
und Wirtschaftswachstum durch die Förderung von Chancengleichheit für alle.
Daher liegt ihr Hauptaugenmerk eher auf der Förderung des sozialen
Zusammenhalts als darauf, mehr Arbeitskräfte anzuziehen. In Bezug auf die
soziale Betreuung bemühen sie sich augenscheinlich am stärksten um innovative
Lösungen, die zu geschäftlicher Innovation und zur Integration von
Dienstleistungen führen. Gleichzeitig fördern sie die Rationalisierung im
Verkehrssektor, um die Qualität und Leistungsfähigkeit des öffentlichen
Verkehrssektors zu verbessern, beispielsweise durch Koordinierung und
einheitliche Zeitpläne und Fahrscheine. Rationalisierung und Integration sind
auch bei wohnungsbezogenen Maßnahmen festzustellen. Wohnprojekte sollen
allumfassende Anlaufstellen für ältere Menschen darstellen, wo Wohnen und
Dienstleistungen durch die koordinierte Beteiligung verschiedener Dienstleister
zusammengeführt werden.
Regionen vom Typ 2
Diese Regionen finden sich hauptsächlich im Vereinigten Königreich, in
Skandinavien und den Beneluxstaaten, in durch Großstädte geprägten
westlichen Teilen Deutschlands (Berlin, Bremen, Hamburg), im südlichen Teil
Frankreichs und im nördlichen Teil von Italien. Einige andere Regionen um
Hauptstädte wie Lissabon und Lazio zählen auch zu Typ 2. Die Regionen vom
Typ 2 verfügen über dynamische und innovative Wachstumsbedingungen, aber
ihre demografischen Veränderungen weisen trotz wachsender Bevölkerung eine
Bevölkerungsalterung auf.
In den Regionen vom Typ 2 gibt es Initiativen zur Verbesserung der
Beschäftigungsfähigkeit
älterer
Menschen,
die
vermutlich
auf
überdurchschnittliche hohe Werte des Altenquotienten zurückzuführen sind,
welche den Erhalt der Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt erfordern. Es sind
„aktive“ Maßnahmen im öffentlichen Verkehr festzustellen, die nicht nur auf die
Befähigung der älteren Menschen durch Informationsveranstaltungen abzielen,
sondern auch auf die Beeinflussung ihres Verhaltens, um sie zur Nutzung
nachhaltigerer Verkehrsmittel als dem Auto zu bewegen; dies als Reaktion auf
101
das Altern einer „Generation von Autofahrern“, die ihre Fahrgewohnheiten bis
ins hohe Alter aufrecht erhalten möchte. Die Wohnprojekte haben eine stärkere
soziale Dimension als die Beispiele für Typ 1.
Regionen vom Typ 3
Diese Regionen finden sich hauptsächlich in Küstenregionen Südspaniens, in
Portugal (Region Norte), Zypern, Malta und Nordirland sowie in einigen Teilen
Österreichs, Polens und Sloweniens. Die Regionen vom Typ 3 verfügen über
vorteilhafte demografische Bedingungen (relativ niedriger Altenquotient und
eine wachsende Bevölkerung), jedoch über nicht sehr dynamische bzw.
schlechte Wirtschaftsbedingungen.
Im Hinblick auf die Beschäftigung herrscht offensichtlich Besorgnis über die
Auswirkungen des Umstrukturierungsprozesses sowohl auf die Wirtschaft als
auch die Arbeitskräfte. Ab Typ 3 liegt das Hauptaugenmerk im Verkehrssektor
anscheinend auf der Verbesserung von Infrastruktur und Ausrüstung,
insbesondere bezüglich des Abbaus physischer Hindernisse. Im
Wohnungssektor werden Lösungen für das Altwerden im eigenen Zuhause nach
wie vor auf integrierte Weise angegangen, d. h. Bereitstellung von Wohn- und
Betreuungsdiensten durch Geschäftsmodelle und auch durch Modelle
gemeindenaher Versorgung.
Regionen vom Typ 4
Diese Regionen finden sich hauptsächlich in Portugal, zentralen Teilen
Spaniens, westlichen und nördlichen Teilen Frankreichs, zentralen und
nördlichen Teilen Italiens, Griechenland, Schweden und in östlichen Teilen
Österreichs. Die Regionen vom Typ 4 verfügen über eine wachsende, zugleich
aber auch alternde Bevölkerung und über nicht sehr dynamische bzw. schlechte
Wirtschaftsbedingungen. Sie umfassen überwiegend ländliche Gebiete.
Die Beispiele für Typ 4 sind deutlich vom Vorherrschen ländlicher Bedingungen
beeinflusst. Im Bereich Beschäftigung älterer Arbeitnehmer beschäftigt sich das
Projekt Extremadura mit der Krise in der Schaf- und Ziegenzucht, die auch auf
andere ländliche Gegenden zutreffen dürfte und insgesamt zum Abschwung der
regionalen Wirtschaft beiträgt. Durch die Initiative wurden spezifische
Maßnahmen zum Verbleib der Arbeitnehmer in diesem Sektor und für einen
erneuten Aufschwung dieses Sektor unternommen. Das gewählte Beispiel für
diesen Regionentyp umfasst in einem weiter gefassten Rahmen regionaler und
wirtschaftlicher Entwicklung auch das altersgerechte Wohnen. Die Maßnahmen
im Verkehrssektor für Typ 3 sind anscheinend weiterhin auf die Verbesserung
von Infrastruktur und Ausrüstung ausgelegt.
102
Regionen vom Typ 5
Die meisten Regionen vom Typ 5 liegen in Deutschland. Trotz einer starken
Wirtschaft zeichnet eine abnehmende und alternde Bevölkerung diese Regionen
aus, wodurch der demografische Wandel zur höchsten Priorität der politischen
Agenda wird.
In Typ 5 sowie in Typ 6 und 7 werden hauptsächlich aufgrund der rückläufigen
Bevölkerungsentwicklung Initiativen im Bereich der Beschäftigungspolitik
unternommen, im Rahmen derer ältere Arbeitskräfte wieder in den Arbeitsmarkt
einsteigen sollen. Im Hinblick auf den Verkehr beziehen sich die Beispiele auf
maßgeschneiderte Dienstleistungen und Transportdienste von Haus zu Haus für
ältere Menschen, die auf der Grundlage der Zahlung bei Inanspruchnahme
erbracht werden. Dieses Augenmerk der LRG auf das ältere
Bevölkerungssegment im täglichen Leben zeigt sich auch hinsichtlich des
angepassten Wohnens. Die Gemeinde bietet den älteren Menschen einen
ständigen Beratungsdienst an, damit sie durch bauliche Anpassungen oder
vorübergehende Wohngemeinschaften mit jungen Menschen so lange wie
möglich in ihrem eigenen Zuhause unabhängig bleiben können.
Regionen vom Typ 6
Diese Regionen liegen hauptsächlich in den nördlichen Teilen Portugals, in
Spanien, Griechenland und auch in den südlichen Teilen Italiens. Einige
Regionen Bulgariens zählen auch zu Typ 6. Die Regionen vom Typ 6 verfügen
über dieselben demografischen Bedingungen wie Typ 5, d. h. abnehmende und
alternde Bevölkerung, verschärft durch eine schwache oder nicht sehr
dynamische Wirtschaft.
Die Regionen vom Typ 6 fördern den Wiedereinstieg älterer Arbeitskräfte in
den Arbeitsmarkt, wobei die Maßnahmen oft im Rahmen größerer
Anstrengungen zur Wiederbelebung der Wirtschaft und zur Förderung des
Unternehmertums umgesetzt werden. Beim Verkehr liegt der Schwerpunkt
ebenfalls auf der Verbesserung von Infrastruktur und Ausrüstung, während das
angepasste Wohnen vor durch Wohnprojekte gefördert wird. In dem angeführten
Beispiel zeichnet sich das Projekt durch erschwingliche Preise im Verhältnis zu
den wirtschaftlichen Verhältnissen der Mieter aus.
Regionen vom Typ 7
Diese Regionen liegen überwiegend in den EU12-Mitgliedstaaten. Die Regionen
vom Typ 7 verfügen über eine relativ junge, jedoch abnehmende Bevölkerung
und über eine schwache Wirtschaft.
103
Verschiedene Regionen vom Typ 7 sind von Wirtschaftsmigration betroffen.
Die EU12-Mitgliedstaaten haben seit ihrem Beitritt eine Abwanderung
insbesondere der jungen und qualifizierten Arbeitskräfte auf die Arbeitsmärkte
der EU15 erlebt; diese Tendenz könnte sich infolge des Wirtschaftsabschwungs
umkehren. Andererseits betrifft die Zuwanderung in EU12-Mitgliedstaaten
hauptsächlich Regionen oder Metropolen mit dynamischer Wirtschaft. Daher
konzentrieren sich Regionen vom Typ 7 darauf, potenzielle
Wirtschaftsmigranten anzuziehen und/oder zu halten. Es wurden keine
Initiativen der LRG in den Bereichen Verkehr und altersgerechtes Wohnen
gefunden.
104
Anhang I – Statistische Tabelle
105
106
107
108
Anhang II – Quellenangaben
Barrios S. et al.(2008), Mapping the ICT in EU Regions: Location,
Employment, Factors of Attractiveness and Economic Impact. MPRA Paper
No. 6998. JRC Scientific and Technical Reports.
CECODHAS (Europäischer Verbindungsausschuss zur Koordinierung der
sozialen Wohnungswirtschaft) Housing Europe (2009), Housing and Ageing in
the European Union 2010.
Cedefop (Europäisches Zentrum für die Förderung der Berufsbildung) (2010),
Cedefop Newsletter, Ausgabe 7-2010 – November.
Ausschuss der Regionen (2011), Dynamic health systems and new technologies:
eHealth solutions at local and regional levels. Bericht erstellt von Progress
Consulting S.r.l. und Living Prospects Ltd, gemäß Rahmenvertrag
CDR/ETU/13/2009
Ausschuss der Regionen (2010), Stellungnahme des Ausschusses der Regionen
„Die Auswirkungen der demografischen Alterung in der EU bewältigen“
(Bericht über die demografische Alterung 2009). Amtsblatt der Europäischen
Union, 2010/C 232/02
Rat der Europäischen Union (2009), 8818/09 über Qualität und Tragfähigkeit
der öffentlichen Finanzen - Entwurf von Schlussfolgerungen des Rates.
EMTA (European Metropolitan Transport Authorities) and Rupprecht Consult
Forschung&Beratung GmbH (2007), Older people and public transport –
Challenges and chances of an ageing society.
Europäische Kommission (2008), Regions 2020 – An assessment of future
challenges for EU regions. Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen.
Europäische Union, Regionalpolitik.
Europäische Kommission, GD Wirtschaft und Finanzen (2010a), Projecting
future health care expenditure at European level: drivers, methodology and main
results. Bartos Przywar. European Economy: Economic Papers 417.
Europäische Kommission, GD Wirtschaft und Finanzen (2010b), Joint Report
on Pensions: Progress and key challenges in the delivery of adequate and
sustainable pensions in Europe. European Economy: Occasional Papers 71 –
November 2010.
109
Europäische Kommission (GD ECFIN) und der Ausschuss für
Wirtschaftspolitik (AWG) (2008), The 2009 Ageing Report: Underlying
Assumptions and Projection Methodologies for the EU27 Member States (20072060). European Economy 7/2008.
Europäische Kommission, GD Beschäftigung, Soziales und Integration (2010),
Beschäftigung in Europa 2010.
Europäische Kommission, GD Beschäftigung, Soziales und Integration (2010),
2012 soll Europäisches Jahr für aktives Altern werden. Schlagzeilen, 7/9/2010.
Europäische Kommission, GD Beschäftigung, Soziales und Integration(2009),
Demography Report 2008: Meeting social needs in an ageing society.
Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen.
Europäische Kommission (2009), Mitteilung der Kommission an das
Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und
Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen „Die Auswirkungen der
demografischen Alterung in der EU bewältigen (Bericht über die demografische
Alterung 2009"), KOM(2009) 180 endg., Kommission der Europäischen
Gemeinschaften, Brüssel, 29.4.2009.
Eurostat (2009), Population change at regional level.
Eurostat (2010), Education statistics at regional level.
Eurostat (2010a), Living conditions in 2008 - 17% of EU27 population at risk of
poverty. Higher risk of poverty among children and elderly. Pressemitteilung
10/2010, 18/10/2010.
Eurostat (2010b), Information society statistics at regional level.
Eurostat (2010c), Social participation statistics.
Europäische Umweltagentur (2011a), Passenger transportdemand (CSI 035),
Januar 2011.
Europäische Umweltagentur (2011b), Expenditure on personal mobility (TERM
024), Januar 2011.
Europäische Umweltagentur (2010), Car ownership rates projections.
110
Europäischer Verbindungsausschuss zur Koordinierung der sozialen
Wohnungswirtschaft (2008), Ageing and Housing in the European Union.
Research Briefing, Year 1 - / Sonderausgabe April 2008.
Ferry M., Vironen H. (2010). Dealing with Demographic Change: Regional
Policy Responses. European Policy Research Paper Number 72, European
Policy Research Centre.
Giannakouris K. (2010), Regional population projections EUROPOP2008: Most
EU regions face older population profile in 2030, Statistics in Focus, 1/2010,
Luxemburg, Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union
Giannakouris K. (2008), Ageing characterises the demographic perspectives of
the European societies, Statistics in Focus, 72/2008, Luxemburg, Amt für
Veröffentlichungen der Europäischen Union.
Haahr J.H. et al.(2006), Restructuring in Europe: The Anticipation of Negative
Labour Market Effects.
Heinze R.G., Naeg G. (2009), “Silver Economy” in Germany – More Than Only
the “Economic Factor: Old Age”! GEROBILIM Issue 02/09.
Kunz J. (2007), Population Aging – Problem or Opportunity? Lessons from the
Case of Finland, Journal of Sociology, Volume 1, Issue 1, 2007.
Ochsen C. (2009), Regional Labor Markets and Aging in Germany. Universität
Rostock, Institut für Volkswirtschaftslehre, Deutschland, Thünen Reihe
angewandter Volkswirtschaftstheorie. Nr. 102.
OECD (2010), Health at a glance: Europe 2010. OECD Publishing.
Rauhut D., Kahila P. (2011), The Regional Labour Market Policy Response to
Ageing: A Review of the Nordic Countries. Vortrag für die Regional Studies
Association’s Annual International Conference in Newcastle, Großbritannien,
17.-20. April 2011
Tetraplan A/S et al. (2009). TRANSVISION: Report on Transport Scenarios
with a 20 and 40 Year Horizon. Task 1 Report – Qualitative Analysis.
Europäische Kommission, GD Energie und Verkehr.
UEPC und BFW (2007), Housing for Senior Citizens. A future task for the
European Developers.
111
Institut für Demographie, Wien, und Österreichische Akademie der
Wissenschaften (2010), The Economic Situation of Older Cohorts in Europe.
Studie für GD Beschäftigung, Soziales und Integration
112
Anhang III – Typologie gemäß Navarro:
Liste der Regionen nach Gruppen
Die nachfolgenden Angaben stammen aus Navarro et al., 2008.
113