rendez-vous mit jaume tàpies, präsident von relais

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rendez-vous mit jaume tàpies, präsident von relais
Szene Rendez-vouS Jaume TÀpieS
RENDEZ-VOUS MIT
JAUME TÀPIES,
PRÄSIDENT VON
RELAIS & CHÂTEAUX
« SIEBEN PROZENT UNSERER
GÄSTE KOMMEN HEUTE AUS DER
SCHWEIZ – SO GESEHEN NATÜRLICH
EIN WICHTIGER MARKT FÜR UNS.
»
Relais & Châteaux-präsident Jaume Tàpies
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9I2012
Szene Rendez-vous Jaume TÀpies
Es geht immer
um Emotionen!
Interview Hans R. Amrein
Relais & Châteaux-Hotel Le Vieux Manoir Murten.
J
aume Tàpies, was zeichnet
eigentlich die Vereinigung
Relais & Châteaux besonders
aus? Warum sollte ein Hotel
bei Ihnen Mitglied sein?
Wie Sie schon richtig sagen, ist
Relais & Châteaux keine Kette,
sondern ein Zusammenschluss
von unabhängigen Gastgebern
und einzigartigen Häusern.
Dabei stehen, wie man so schön
sagt, ganzheitliche und persönliche Erlebnisse der Gäste im
Mittelpunkt. Unsere wirklich
aussergewöhnlichen Hoteliers,
Küchenchefs und Restaurantbetreiber prägen Gastfreundschaft auf höchstem Niveau!
Welche Hotels können denn
Mitglied dieser edlen, kultivierten
«Vereinigung» werden?
Um der Vereinigung beitreten
zu können, muss ein Haus alle
Werte und den «Esprit» von
Relais & Châteaux teilen. Originalität und Authentizität des
Hauses sind dabei von grosser
9I2012
Relais & Châteaux. Das sind 520 Hotels und Restaurants mit
12 700 Zimmern und 22 000 Mitarbeitern in 60 Ländern weltweit.
«Doch wir sind keine Kette! Trotz 12 Milliarden Euro Umsatz
ist Relais & Châteaux ein Zusammenschluss von unabhängigen
Gastgebern und einzigartigen Häusern», sagt Jaume Tàpies
(44), der internationale Präsident der 1954 in Frankreich gegründeten Vereinigung. Ein Gespräch.
Relais & Châteaux-Hotel Castello del Sole Ascona.
Relais & Châteaux-Grand Hotel du Lac Vevey.
Bedeutung. Neben der Erfüllung strengster Qualitätsstandards haben die Hotels im Durchschnitt
weniger als 30 Zimmer und mindestens ein ausgezeichnetes Restaurant.
werden von der Vereinigung selbst angegangen.
Hauptsächlich bewerben sich Häuser in Europa
und den USA.
Relais & Châteaux verkörpert unter anderem
einen französischen Lebensstil. Gibt es so etwas
wie eine Philosophie oder Strategie der Vereinigung,
an der sich Ihre Mitglieder orientieren sollen?
Auch wenn jedes einzelne Mitgliedshaus anders
ist, gibt es in der Tat eine gemeinsame Philosophie, die alle Mitglieder miteinander verbindet.
Die fünf Kernpunkte sind: das Zusammengehörigkeitsgefühl der Relais & Châteaux-Familie, die
Seele des Gastgebers, die Verbundenheit mit dem
Ort und seinen Menschen, die sich in Architektur und Dekoration und vor allem in der ausgezeichneten Küche widerspiegelt. Hinzu kommt
das Zelebrieren der Sinne und die «Art de Vivre»,
die bei einem Aufenthalt in einem Relais & Châteaux vermittelt wird. Dahinter steckt immer ein
emotionales Erlebnis – anstelle von rein materiellem Luxus.
Bewerben sich viele Hoteliers und Küchenchefs
um eine Mitgliedschaft?
Wir prüfen jedes Jahr mehr als 150 Bewerbungen.
Die Hälfte davon kommt spontan, die anderen
Kommt es vor, dass Mitgliedschaften
gekündigt werden?
Ja. Tatsächlich müssen wir uns ab und zu von
einigen Mitgliedern trennen. Das geschieht allerdings nicht von heute auf morgen. Bei je einem
Drittel unserer Mitglieder wird jedes Jahr neu
geprüft, ob sie noch unseren Qualitätsrichtlinien entsprechen und unsere Werte mittragen.
Die Berichte werden gemeinsam mit dem entsprechenden Mitglied besprochen und Verbesserungsmöglichkeiten erarbeitet. Der Familiengeist
ist einer der fundamentalen Werte unserer Vereinigung, daher hören wir unsere Mitglieder an
und helfen, wo immer möglich. Wenn trotz allem
ein Haus unsere Kriterien nicht mehr respektiert,
müssen wir uns leider von ihm trennen.
Wie wichtig ist die Klassifizierung eines Hotels
(Sterne)? Sie haben ja nicht nur Fünfstern-Häuser in
Ihrem Portfolio, sondern auch Vierstern-Hotels.
Wie gesagt, Häuser, die sich für die Mitgliedschaft
bewerben, müssen strenge Qualitätsanforderungen erfüllen. Wichtiger als die Klassifizierung ist
uns aber, dass das Haus und die Gastgeber die ›
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Szene Rendez-vous Jaume TÀpies
Ideale von Relais & Châteaux verkörpern und
eben die Philosophie mittragen. Weiche Faktoren
wie die Kreativität der Küche oder die Herzlichkeit des Personals spielen eine sehr grosse Rolle!
Servicequalität, Nachhaltigkeit, klare
Positionierung des Hauses, Individualität:
Themen, welche die Hotellerie heute
stark beschäftigen. Was tun Sie dafür?
Durch die Einzigartigkeit unserer Häuser haben
wir, im Vergleich zu klassischen Hotelketten,
einen Vorteil. Unsere Häuser sind Individualität
pur! Allerdings immer im vorgegebenen, strikten Rahmen unserer Qualitätskriterien, die alle
Bereiche von der Ausstattung der Häuser über die
Produkte bis hin zum Service betreffen und auch
ständig überprüft werden. Themen wie Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung haben für uns
ebenfalls Priorität. Wir sind mit unseren Häusern
stark in der jeweiligen Region verwurzelt und von
einer funktionierenden Umwelt abhängig. Ist dies
nicht der Fall, geht unser Konzept nicht auf. Daher
setzen die einzelnen Mitglieder eigene Nachhaltigkeitsaktivitäten um. Parallel gibt es auch globale Initiativen. So verfassten unsere Küchenchefs im Jahr 2009 eine Charta, mit der wir uns
dem Schutz der Meere verpflichten. Es wurde
einstimmig beschlossen, die Meeresressourcen
durch eine Reihe von Aktivitäten zu schützen,
zum Beispiel durch die Verwendung von nachhaltig gefischten Meeresfrüchten.
Relais & Châteaux will weiter wachsen und neue
Hotels in die Vereinigung aufnehmen. Wie lautet
eigentlich Ihre Expansionsstrategie? Welche Länder
und Märkte stehen dabei im Fokus?
Unsere Vereinigung zählt heute etwa 520 Mitglieder in über 60 Ländern, darunter 160 Grands
Chefs und 800 Restaurants. Ausbauen möchten wir vor allem Asien – mit Destinationen wie
China, Indien und Indonesien. Hinzu kommen
Australien sowie Südamerika, insbesondere Brasilien und Peru. Natürlich haben wir auch Grossstädte im Fokus, die wir als Ausgangspunkt für
unsere «Routes du Bonheur» sehen. Daher haben
wir dieses Jahr neue Mitglieder in Paris, New
York, Barcelona, Buenos Aires und Peking aufgenommen.
Wie wichtig ist Ihnen der Schweizer Hotelmarkt?
Sieben Prozent unserer Gäste kommen heute aus
der Schweiz – so gesehen natürlich ein wichtiger
Markt für uns. Vor allem auch, weil der Bekanntheitsgrad der Marke hier fast genauso hoch ist wie
in Frankreich, dem Ursprungsland von Relais &
Châteaux.
Sind aktuell weitere Schweizer Hotelbetriebe
in der Pipeline?
Heute haben wir 27 Mitglieder in der Schweiz,
doch wir prüfen laufend weitere Kandidaturen. Ich hoffe, dass wir weitere Häuser in unsere
Schweizer Kollektion aufnehmen können.
Mal ganz konkret: Worin liegt der Profit eines Hoteliers, wenn er Mitglied von Relais & Châteaux ist?
Relais & Châteaux ist eine hervorragende und
anerkannte Marke. Darf sich ein Haus als Mit-
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glied kennzeichnen, profitiert es auf verschiedene Arten: es ist im Guide sowie natürlich auf der
Website vertreten, es profitiert von den Verkaufsund Marketingaktionen und von den Werbe- und
PR-Aktivitäten – und das weltweit! Hinzu kommen Vorteile bei der Rekrutierung und dem Halten von qualifiziertem Personal.
Wie beurteilen Sie die neuen Wachstumsmärkte
(China, Indien, Brasilien) für Ihre Hotelvereinigung?
Ganz klar: Diese Märkte haben für uns Priorität! Wir haben gerade eine Direktion für den
asiatisch-pazifischen Markt eröffnet, die unsere
Aktivitäten in Indien, Südostasien, China, Korea,
Japan und Australien koordiniert. Diese Region
macht heute 19 Prozent unserer Gäste aus. Brasilien ist ebenso wichtig für uns und entwickelt
sich rasant: heute kommen bereits sieben Prozent der Reservierungen in unserer Zentrale aus
H
Brasilien.
zitate
Daniel Ziegler, Direktor Hotel
Le Vieux Manoir, Murten
«Relais & Châteaux ist, nebst
The Leading
Hotels of the
World, die prestigeträchtigste
Hotel-Kooperation. Es ist eine
starke Marke in
Europa, aber auch in Übersee. Die Mitgliedschaft bringt uns nicht nur neue
Gäste, sondern auch tolle Public Relations. Viele Gäste reisen nach wie vor
mit dem Guide. Sie wissen, was sie in
einem Relais Châteaux erwarten dürfen.
Das Hotel Le Vieux Manoir war übrigens
das erste Mitglied von Relais & Châteaux in der Schweiz (1969).»
Simon V. Jenny, Direktor
Castello del Sole, Ascona
Wer ist Jaume Tàpies?
Der Andorraner Jaume Tàpies (44), verheiratet mit einer
Stuttgarterin, entstammt einer Hotel-Dynastie. Nach einer
Ausbildung unter anderem in Glion ob Montreux und in
Betrieben von Relais & Châteaux – deren spanischen Zweig
er bereits mit 24 Jahren präsidierte – übernahm Tàpies
1992 das familieneigene Hotel El Castell de Ciutat in La
Seu d’Urgell in Spanien, unweit der Grenze zu Andorra.
2005 wurde er zum internationalen Präsidenten von Relais
& Châteaux gewählt und inzwischen für eine zweite Amtszeit bestätigt.
Zahlen & Fakten
Relais & Châteaux, gegründet 1954 von acht Hoteliers und
Restaurateuren an der Strasse von Paris nach Nizza, ist eine
der führenden Vereinigungen im Luxussegment mit rund
520 angeschlossenen Häusern in 60 Ländern, die zusammen über 12 700 Zimmer verfügen, rund 22 000 Mitarbeiter beschäftigen und einen Jahresumsatz von gut 12 Milliarden Euro generieren. In der Schweiz und in Liechtenstein
tragen zurzeit 28 Häuser das Gütesiegel Relais & Châteaux,
in denen zehn Grands Chefs aktiv sind. Die 1954 in Frankreich gegründete Vereinigung vermittelt eine ganz besondere Art de Vivre, indem sie weltweit herausragende Häuser zusammenführt, die sich durch ihre Einzigartigkeit auszeichnen. Von den Weinbergen des Napa Valley bis zu den
Stränden von Bali, von den Olivenhainen der Provence bis
zu den Wildreservaten in Südafrika: Relais & Châteaux vereint einige der schönsten Reiseziele der Welt. Das Credo von
Relais & Châteaux lautet: «Überall auf der Welt. Einzigartig auf der Welt.» Der aktuelle Botschafter (2012) von Relais
& Châteaux ist der weltberühmte, brasilianische Schriftsteller Paulo Coelho. Der aktuelle Guide der Vereinigung wird
in einer Auflage von 800 000 Exemplaren weltweit verteilt.
Täglich besuchen 550 000 individuelle Besucher die Internetplattform von Relais & Châteaux.
www.relaischateaux.com
«Courtoisie,
Charme, Calme,
Cuisine et Caractère. Die fünf C
von Relais & Châteaux gelten auch
für unser Fünfstern-Haus im Tessin. Unser Haus
profitiert konkret vom guten, weltweit vernetzten Reservationssystem von
Relais & Châteaux. Hervorheben möchte
ich zudem die sehr professionelle, innovative Geschäftsstelle in der Schweiz. In
den Bereichen PR, Marketing und Sales
ist Relais & Châteaux sehr aktiv. Davon
profitieren wir.»
Christopher Rudolph, Direktor
Grand Hotel du Lac, Vevey
«Relais & Châteaux bringt uns
viele Vorteile. So
profitieren wir
von den weltweiten Marketingund Verkaufsaktivitäten der
Gruppe, zudem sind wir auf der
Website von Relais & Châteaux präsent
und es findet ein regelmässiger Austausch unter Hoteliers, Grand Chefs
und Restaurateuren aus aller Welt
statt. Und nicht zuletzt spornt uns
Relais Châteaux immer wieder zu
Höchstleistungen an, denn die Marke
verpflichtet.»
9I2012

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