VII V orbemerkung Von Dezember 1940 bis Januar 1941 sind die

Transcrição

VII V orbemerkung Von Dezember 1940 bis Januar 1941 sind die
VII
Vorbemerkung
Von Dezember 1940 bis Januar 1941 sind die beim Amtsgericht Lyck hinterlegten und dort
archivierten Kirchenbuchduplikate des evangelischen Kirchspiels Pissanitzen (Ebenfelde)
Kreis Lyck verfilmt worden. Diese Filme sind in der Abt. Deutsche Zentralstelle für
Genealogie Leipzig im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig vorhanden und auch von den
Mormonen kopiert worden.
Film-Nr. AS2191 / 1196239 Kirchenbuchduplikat Taufen, Heiraten, Tote (1832-1850)
Film-Nr. AS2199 / 1196245 Kirchenbuchduplikat Taufen, Heiraten, Tote (1851-1865)
Film-Nr. AS2192 / 1196240 Kirchenbuchduplikat Taufen, Heiraten, Tote (1866-1874)
Anmerkung: AS219n = Film-Nr. der Deutschen Zentralstelle für Genealogie Leipzig
11962n = Film-Nr. der Mormonen
Diese Kirchenbuchduplikate enthalten auch Eintragungen zu katholischen Einwohnern. In den
Deckblättern wird die Schrift als teilweise verblasst und der Zustand des Originals mit teils
sehr zerrissen dokumentiert. Ich habe Kopien dieser Filme in Leipzig erworben und mit einem
von mir umgebauten Lesegerät DL 5.2 von Carl Zeiss Jena ausgewertet.
Die vielfachen Schreibvarianten der Ortsnamen sind in der Schreibweise von 1905 von mir
vereinheitlicht worden. Familiennamen und Vornamen sind in der Originalschreibweise
abgeschrieben. Eine Vereinheitlichung der Familiennamen ist erst nach einer weiteren
Analyse lediglich im Einzelfall möglich. Aus diesem Grund kann ich interessierten Forschern
EXEL-Arbeitsblätter und Scan dieser Register als Grundlage für eine Weiterarbeit als DVD
bereitstellen. Ein besonderer Dank gilt meinem Cousin dritten Grades Willi Nikulski,
Hildrizhausen. Er hat das mühevolle Einscannen der Filme unternommen. Dadurch ist dem
Familienforscher im Zweifelsfall ein direkter Rückgriff auf die Quelle möglich. Um sich eine
Vorstellung von den damaligen Verhältnissen und Sichtweisen machen zu können, sind
überwiegend zeitgenössische Quellen aus dem Zeitraum zwischen 1832 und 1874 zitiert
worden.
Wenn von diesen Daten Ortsfamilienbücher o. ä. erzeugt werden, ist ein Belegexemplar
an die
Abt. Deutsche Zentralstelle für Genealogie Leipzig
im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig
Schongauerstr. 1, 04329 Leipzig
zu übergeben.
Mit zuweilen längeren Unterbrechungen habe ich eine längere Zeit benötigt, um die teilweise
sehr schlecht lesbaren Kirchenbuchduplikate abzuschreiben. Der Aufwand ist eine Referenz
an meine Vorfahren, die in den Kirchspielen Ostrokollen und Pissanitzen des Kreises Lyck
mehrere Jahrhunderte gelebt haben.
Ernst Nikulski
01109 Dresden, im August 2011
Gertrud-Caspari-Str. 4
[email protected]
VIII
1.
Das Kirchspiel Pissanitzen (Ebenfelde, Pisanica)
IX
1.1.
Allgemeines
IX
1.2.
Die Orte des Kirchspiels Pissanitzen
1.3.
Karte des Kirchspiels Pissanitzen
XIII
1.4.
Ortsansichten
XIV
1.5.
Sitten und Gebräuche, soziales Umfeld
2.
Die Kirchenbuchkopien 1832 – 1874 des Kirchspiels Pissanitzen
XXII
2.1.
Zuverlässigkeit der Eintragungen
XXII
2.2
Vollständigkeit und Fehlerhaftigkeit der Eintragungen
XXIII
2.3.
Lesbarkeit der Eintragungen
XXV
2.4.
Orte anderer Kirchspiele, die in den Kirchenbüchern vorkommen
2.5.
Namen
2.6.
Besondere Begriffe und Abkürzungen
2.7.
Stand und Berufe
2.8.
Statistik zu den Registern
XXXVI
2.9.
Krankheitsbezeichnungen nach zeitgenössischen Quellen
XXXVI
X
XV
XXVIII
XXXI
XXXIV
XXXV
IX
1.
Das Kirchspiel Pissanitzen (Ebenfelde, Pisanica)
1.1.
Allgemeines
Die erste Kirche in Pissanitzen gehört zu den letzten von Herzog Albrecht befohlenen
Kirchenbauten [2] S. 109. An Hand ältester Kirchenrechnungen ist die Fertigstellung dieser
ersten Holzkirche im Jahr 1565 datierbar [3] S. 110. Das Kirchspiel stand unter Königlichem
Patronat. Im Jahr 1912 zählte es 3000 Seelen, davon 2000 Masuren. Der Amtsbezirk
Pissanitzen wurde am 5.3.1930 in Ebenfelde umbenannt und heißt heute PL 19-312 Pisanica.
Der Ort Pissanitzen wird erstmals im Jahre 1496 erwähnt. Die Handfeste erhielt der erste
Dorfschulze Jan Kanneffk im Jahre 1504 als Zinsdorf. Hyronimus Maletius, ein Sohn des
Lycker Buchdruckers und Erzpriesters Johann Maletius aus Krakau, war hier von 1552 –
1567 Pfarrer bevor er als Nachfolger seines Vaters das Amt eines Erzpriesters in Lyck
übernahm. Beim Einfall im Jahr 1656 drangen dieTataren in den Gottesdienst in Pissanitzen
ein, während Pfarrer Trentovius auf der Kanzel predigte. Sie metzelten 56 Gottesdienstbesucher nieder und verschleppten 329 Menschen, nachdem Kirche und Dorf
angezündet waren [2] S. 154. Nur der Pfarrer konnte sich ins nahe Polen retten. Die Tataren
zerstörten die Kirche. Eine neue Kirche aus Stein und Ziegeln mit Holzdach wurde 1667
errichtet [2] S. 110.
In einer im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin vorhandenen Akte des Evangelischen
Oberkirchenrats über die „Kirchen-, Pfarr- und Schulangelegenheiten in Ebenfelde
(Pissanitzen)“ (Signatur: 7/19208) steht im Zusammenhang mit einem Antrag auf finanzielle
Unterstützung für den Bau einer neuen Kirche vom Sept. 1908 folgendes:
„…Im Jahre 1868 brannte die Kirche in Pissanitzen ab. Das gleichfalls ausgebrannte
Pfarrhaus wurde zu einer Notkirche ausgebaut, bei deren Unzulänglichkeit, baulichen
Mangelhaftigkeit und Unwürdigkeit die Wünsche der Gemeinde wegen Herstellung eines
neuen Gotteshauses durchaus berechtigt erscheinen müssen.“
Im Film AS2192 ist auf Seite 159 notiert:
„Der Wirth Michael Loiewski aus Makoscheien sucht nach dem Taufschein der Eltern
des Vaters Michal Loiewski, welcher vor circa 9 Jahren vor der Mutter Marie Loiewski nach
vor 6 Jahren verstorben ist. Da das Sterberegister umfassend die Jahre 1833 bis 1866
verbrannt ist, kann er die gen. Atteste nicht erhalten.
Pissanitzen, den 18. Januar 1870, Das Pfarramt, Maletius“.
Die eigentlichen Kirchenbücher waren folglich bereits 1866 vernichtet worden. Über den Verbleib der weiteren Jahrgänge ist nichts bekannt. Sie
sind vermutlich in den beiden Weltkriegen vernichtet
worden. Somit sind die im Dezember 1940 und Januar
1941 angefertigten Fotokopien der im Amtsgericht
Lyck archivierten Kirchenbuchduplikate die einzigen
Belege aus diesem Kirchspiel.
Seit dem Jahre 1870 findet man auf den Deckblättern
für die einzelnen Jahrgänge der kopierten Register das
abgebildete Siegel. Ob darauf die Pissanitzer Kirche
vor dem Brand abgebildet ist oder ob es sich um eine
Wunschvorstellung handelt, bleibt offen.
X
1.2.
Die Orte des Kirchspiels Pissanitzen
Nachfolgend werden die verschiedenen Schreibvarianten der Ortsnamen aufgelistet, wie sie in
den Kirchenbuchduplikaten zu finden sind. Fett geschrieben ist die Schreibweise im
Gemeindelexikon für das Königreichs Preußen [1], soweit die Orte zu diesem Zeitpnkt noch
nicht anderweitig eingemeindet waren. Anderenfalls ist ein älteres Verzeichnis [5] zugrunde
gelegt worden. Auf diesen Standard sind in der Abschrift der Register alle Ortsnamen im
Interesse einer besseren Auswertbarkeit von mir vereinheitlicht worden. In { } steht das
Gründungsjahr des jeweiligen Ortes. Eine abweichende Schreibweise der Ortsnamen in der
Schroetter-Karte ist kursiv gedruckt. Der Name nach Umbenennungen und der heutige
Ortsname sind hinzugefügt. Mit Hilfe der vorhandenen Angaben zu den Orten 47 Jahre [4]
bzw. 14 Jahre [5] vor und 31 Jahre nach [1] der Zeitspanne, für welche die verfilmten
Kirchenbuchkopien vorliegen, kann man sich etwa eine Vorstellung von den Orten machen.
Die größte Entfernung vom Kirchdorf Pissanitzen hatte mit etwa 15 Kilometern Sawadden.
Die auszugsweise Kopie der Schroetterkarte von 1800 veranschaulicht die Struktur des
Kirchspiels. Sämtliche Orte liegen im Kreis Lyck. Einige Orte wurden nach 1874 anderen
Kirchspielen zugeordnet.
Brodowen {1513} seit 17.06.1938 Broden (s. Klein Lasken),
[4] Cölmisch Dorf mit 6 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 7 Feuerstellen, 38 Seelen
Buczylowen {1510} Buczilowen, Buczyłowen, Bucilowen, Bućzilowen, Budzilowen
1896 zu Makoscheyen eingemeindet;
[4] Cölmisch Gut mit 2 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 3 Feuerstellen, 11 Seelen
Karolinenthal {nach 1818} Carolinenthal , Carolienenthal, Gut Karolienenthal siehe
Gollubien
Czießen, {1435} Cziessen, Ciessen, Ziesen, Cziesen, seit 22.01.1908 Seeheim
 PL 19-312 Cisy
[4] Cölmisch Dorf, 4 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 4 Feuerstellen, 34 Seelen;
[1] 4 Wohnhäuser, 30 Einwohner (29 ev. davon 29 Masuren); seit 1904 Ksp. Wischniewen
Czybulken, Cybulken, Zybulken, (im 19. Jh. zu Kulessen vereinigt, auch Klein Skomanten
Klein Skomentnen genannt)
[4] Cölmisch Dorf, 5 Feuerstellen; [5] Bauerndorf, 5 Feuerstellen, 29 Seelen;
[1] 4 Wohnhäuser, 42 Einwohner (39 ev. davon 30 Masuren)
Czynczen {1496}, Zintschen, Czyntschen, Czyntzen, Czyncen, Czynssen, seit 16.07.1938
Zinschen, PL 19-312 Czyncze
[4] Cölmisch Dorf, 7 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 8 Feuerstellen, 51 Seelen;
[1] 6 Wohnhäuser, 37 Einwohner (30 evang., davon 26 Masuren)
Dluggen {1491}, seit 16.07.1938 Langenhöh  PL 19-314 Dlugie
[4] Erbfreydorf. 12 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 12 Feuerstellen, 65 Seelen;
[1] 35 Wohnhäuser, 235 Einwohner (231 evang., davon 181 Masuren)
Anmerkung: Dluggen gehörte eigentlich zum Kirchspiel Kalinowen, aber viele
Eintragungen befinden sich in den Pissanitzer Kirchenbüchern.
XI
Dlugoniedzielen, {1539 erwähnt}, Długoniedzielen, Dlugoniedziellen (1893 mit
Dluggen/Langenhöh vereinigt),
[4] melirt Dorf, 8 Feuerstellen; [5] mel. Dorf, 8 Feuerstellen, 39 Seelen
Gollubien {1502}, Golubien mit Carolinenthal, ab 16.07.1938 Gollen,
[4] (Ksp. Marggrabowa) königl. Bauerndorf, 20 Feuerstellen; [5] (Ksp. Lyck) köllm. Dorf, 15
Feuerstellen, 75 Seelen; [5] mel. Dorf, 18 Feuerstellen, 90 Seelen;
[1] Gollubien A (zum Kirchspiel Lyck) 17 Wohnhäuser, 188 Einwohner (184 ev. davon 161
Masuren);
Gollubien B (zum Kirchspiel Pissanitzen) 16 Wohnhäuser, 184 Einwohner (184 ev. davon
151 Masuren)
Gollupken {1505}, Golubken, Gollubken, Golupkien, Golupken seit 16.07.1938
Lübeckfelde  PL 19-311 Golubka
[4] melirt Dorf, 31 Feuerstellen; [5] mel. Dorf, 37 Feuerstellen, 189 Seelen;
[1] 50 Wohnhäuser, 358 Einwohner (356 ev. davon 296 Masuren)
Groß Lasken {1485}  PL 19-312 Laske Wielkie
[4] königl. Bauerndorf, 24 Feuerstellen; [5] meliert Dorf, 23 Feuerstellen, 171 Seelen;
[1] 42 Wohnhäuser, 280 Einwohner (271 ev. davon 240 Masuren)
Jebramken {1495} (s. Klein Lasken) Jebrahmen, Abramken
[4] Cölmisch Dorf, 4 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 4 Feuerstellen, 21 Seelen
Klein Lasken {1534} (1875 mit Brodowen und Jebramken /Abramken vereinigt)
 PL 19-316 Laske Male
[4] Cölmisch Dorf, 18 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 22 Feuerstellen, 98 Seelen; [1] 37
Wohnhäuser, 235 Einwohner (230 ev. davon 215 Masuren); seit 1904 Ksp. Wischniewen
Krzywen {1439} seit 17.07.1907 Rundfließ  PL 19-316 Krzywe
[4] Cölmisch Dorf, 29 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 32 Feuerstellen, 215 Seelen; [1] 46
Wohnhäuser, 419 Einwohner (409 ev. davon 353 Masuren); seit 1904 Ksp. Wischniewen
Kulessen {1539} Kulissen  PL 19-312 Kulesze
[4] Königl. Bauerdorf, 5 Feuerstellen; [5] Bauerdorf, 5 Feuerstellen, 20 Seelen;
[1] 7 Wohnhäuser, 59 Einwohner (59 ev. davon 59 Masuren)
Kutzen {1509}  PL 19-312 Kucze; [4] melirt Dorf, 12 Feuerstellen; [5] mel. Dorf, 13
Feuerstellen, 85 Seelen; [1] 22 Wohnhäuser, 188 Einwohner (179 ev. davon 133 Masuren)
Loyen {1504}, Loien, Lojen, Loyen  PL 19-312 Loje
[4] Cölmisch Dorf, 11 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 10 Feuerstellen, 66 Seelen;
[1] 10 Wohnhäuser, 83 Einwohner (82 ev. davon 68 Masuren)
Makoscheyen {1483}, Makoscheien, Makośeien, Mackoscheyen, Makoschein,
Makoscheyen seit 17.06.1938 Ehrenwalde, seit 1875 mit Buczilowen vereinigt
 PL 19-312 Makosieje
[4] Cölmisch Dorf, 17 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 18 Feuerstellen, 79 Seelen;
[1] 30 Wohnhäuser, 238 Einwohner (236 ev. davon 235 Masuren)
XII
Pissanitzen {1504}, Pyssanitzen, seit 14.5.1926 Ebenfelde  PL 19-312 Pisanica
[4] melirt Dorf mit einer Kirche, 39 Feuerstellen; [5] Kirchdorf, 48 Feuerstellen, 348 Seelen;
58 Wohnhäuser, 516 Einwohner (489 ev. davon 400 Masuren)
Ropehlen {1485}, Ropelen, Rhopehlen, Roppelen , Ropellen (Klein Sentgen zu Sentgen)
Ropillen  Ropele
[4] (zu Kirchspiel Lyck) melirt Dorf, 5 Feuerstellen; [5] mel. Dorf, 10 Feuerstellen, 61
Seelen; [1] 17 Wohnhäuser, 131 Einwohner (131 ev. davon 117 Masuren)
Sawadden {1518}, Zawadden, Sawaden, Zawaden seit 1896 Grenzwacht PL 19-316
Zawady-Tworki
[4] adel. Gut, Grenzort mit Polen, 12 Feuerstellen; seit 1904 Ksp. Wischniewen;
[5] adl. Hauptgut und Wassermühle, 12 Feuerstellen, 87 Seelen; [1] zu Krzywen
Sieden {1485}, Zyden  PL 19-312 Zidy
[4] Cölmisch Dorf, 18 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 20 Feuerstellen, 165 Seelen;
26 Wohnhäuser, 227 Einwohner (210 ev. davon 183 Masuren)
Skomentnen {1473}, Skomantno, Skomentno (1893 aus Groß und Klein Skomentnen) seit
16.07.1938 Skomanten  PL 19-314 Skomentno Wielkie
[4] Cölmisch Dorf, 26 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 26 Feuerstellen, 190 Seelen;
[1] 43 Wohnhäuser, 326 Einwohner (318 ev. davon 301 Masuren)
Statzen {1482} Stacen, Staczen  PL 19-312 Stacze
[4] Cölmisch Dorf, 24 Feuerst.; [5] köllm. Dorf, 33 Feuerst., 105 Seelen;
[1] 42 Wohnhäuser, 372 Einw. (368 ev. davon 338 Masuren)
Sypittken {1483}, Sypytkien, Sypytken, Siepittken, Sypitken, seit 16.07.1938 Vierbrücken,
 PL 19-312 Sypitki
[4] Cölmisch Dorf, Mahl- und Schneidemühle, 27 Feuerstellen;
[5] köllm. Dorf und Wassermühle, 28 Feuerstellen, 158 Seelen;
[1] 27 Wohnhäuser, 227 Einwohner (210 ev. davon 175 Masuren)
Wyssocken {1473} , Wysocken, , Wysoken, Wysokien, Wissoken, Wiszoken, Wisoken,
Wisocken, Wissokien, seit 16.07.1938 Waltershöhe,  PL 19-311 Wysokie
[4] Cölmisch Dorf, 18 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 30 Feuerstellen, 98 Seelen;
[1] 34 Wohnhäuser, 355 Einwohner (343 ev. davon 307 Masuren)
XIII
1.3.
Karte des Kirchspiels Pissanitzen
XIV
1.4.
Ortsansichten
Das Deutsche Kulturforum östliches Europa e.V. vertreibt eine CD-ROM „Ostpreußen –
Dokumentation einer historischen Provinz - Die photographische Sammlung des ProvinzialDenkmalamtes in Königsberg“ in der viele Aufnahmen aus den Orten Czyncen, Krzywen,
Pissanitzen und Statzen enthalten sind. Da das Provinzialdenkmalsamt nur historische
Gebäude aufnahm, erhält man dadurch einen Eindruck von Wohngebäuden, wie sie zwischen
1832 und 1874 ausgesehen haben. Die folgenden Fotos von Dietrich Pfleiderer und Herbert
Zink aus dem Jahr 1937 sind der oben genannten CD-ROM entnommen.
Haus in Krzywen
Häuser in Statzen
XV
Haus in Czyncen
Hauseingang in Pissanitzen
1.5.
Sitten und Gebräuche, soziales Umfeld
Zum historischen und kulturellem Umfeld ist das auf seine Dissertationsschrift aufbauende
Buch von Kossert [6] besonders zu empfehlen. Dass diese Region im Zeitraum 1832 bis 1874
noch wirtschaftlich schwach war, zeigt der folgende allerdings recht herablassend
geschriebene Bericht im "Intelligenzblatt für den Landkreis Mainz" vom 27. Dezember 1845:
" Ein Theil von Preußen sogar ist noch sehr unbekannt, Masuren nämlich, das der König
dieses Jahr besuchte. Die Aermeren wohnen dort zum Theil als Troglodyten in Lehmhütten,
welche an und in Berge gebaut sind. Sie haben stets nur eine Stube, die zugleich zum
Aufenthalte für Hühner und im Winter auch für Gänse, sowie für die Schweine, jungen
XVI
Kälber, Schaafe und Hunde, für die gesammte Hausgenossenschaft dient; sie ist daher ein
höchst unliebenswürdiger Vereinigungspunkt für Rauch, Schmutz und die abscheulichsten
Gerüche und für ein sinnverwirrendes Geschrei, Gackern, Schnattern, Bellen, Grunzen und
Schnarchen.
Das Mobiliar einer solchen Wohnung, die durch ein Paar erblindeter, kleiner Fenster
spärlich erhellt wird, ist höchst einfach: ein Tisch, einige Wandbänke, eine Bank am
ungeheuern Lehmofen, eine große Bettstelle, worin Mann, Frau und Kinder schlafen. Betten
kennt die Mehrzahl der Bewohner gar nicht; man schläft auf Strohkissen oder ganz auf Streu.
Ein Spiegel ist ein unerhörter Luxus, eine Uhr wird nirgends angetroffen und Niemand
versteht sich auch nach solcher zu richten. In den Winterabenden wird die Stube durch ein
Kaminfeuer erleuchtet, welches man durch Reisig unterhält; auch steckt man wohl brennende
Kienspähne in eine Ritze der Wand und läßt sie statt eines Lichtes abbrennen. Von Oel weiß
man nichts; ein dünnes Talglicht kommt nur bei hohen Festen, zuweilen auch auf Dorfbällen
vor. Geheizt wird im Winter über alle Maaßen stark, so daß der große Ofen stets glüht und
die Kinder nackend in der Stube herumlaufen. Die Erbauung solch eines Wohnhauses kostet
oft nicht mehr als 5 Thlr., weil man sich gegenseitig dabei hilft und ein solches Gebäude gar
kein Eisen enthält. Die ärmeren Leute essen ihre Kartoffeln ohne Fleisch und ohne Fett, nicht
selten auch ohne Salz. Kaffe kommt in keiner Wirthschaft vor, und es gibt ganze Dörfer, wo
seit Menschengedenken keine Kaffeebohne und kein Stückchen Zucker hinkam. Thee,
Chokolade, Senf und Gewürze sind Vielen nicht einmal dem Namen nach bekannt. "
Der Königlich Preußische Geheime Regierungsrat August Freiherr von Haxthausen schreibt
1839 in seinem Buch: Die ländliche Verfassung in den Provinzen Ost- und Westpreußen:
Der dreijährige Militärdienst vollendet bei den Männern die Annahme der deutschen Sprache
und Nationalität. Der zurückkehrende Soldat hat mit der litthauischen Tracht auch
gewöhnlich schon die Sitte und die Sprache abgelegt. Ganz anders der Masure, dieser hängt
hartnackig an seiner Sprache, und selbst wenn er das Deutsche versteht, so spricht er es nur,
wenn er muß. Er ist daher unfreundlich gegen den Fremden, der ihn deutsch anredet, thut als
verstände er es nicht, und giebt ihm keine Auskunft. [20] S. 83/84
Die Masuren sind polnischen Stammes und sprechen einen polnischen Dialekt. Sie
bewohnen einen Landstrich von circa 300 Meilen. Auch sie wohnen überall gemischt mit
Deutschen. Doch sind sie in der Ueberzahl, denn auf jenem Terrain wohnen 124,000
Deutsche und 250,000 Masuren.
In einzelnen Kreisen z. B. Johannesburg, Lyk, Sensburg, findet man fast gar keine
Deutsche, kaum 5 Procent der Bevölkerung. Auch haben sie sich keineswegs aus den Städten
verdrängen lassen wie die Litthauer; vielmehr haben sie in 12 von 21 Städten ihres Gebiets
das Uebergewicht; ja einige von denselben, wie Nicolaiken, Wartenburg, Soldau, Willenberg,
Passenheim, Hohenstein sind fast polnische Städte zu nennen.
Es ist schon oben gesagt, daß dieser polnische Stamm keineswegs bis jetzt im Absterben
begriffen ist, sich keineswegs germanisiren oder verdrängen läßt, vielmehr behauptet er sich
hartnäckig in seinem Bestande. Dies liegt zum Theil in seinen Nationalcharakter, zum Theil in
der Landesbeschaffenheit, daß er im Allgemeinen in einem wenig fruchtbaren Landstriche
wohnt, weshalb Fremde, besonders Deutsche, keine große Neigung noch Drang haben,
dorthin zu ziehen und sich niederzulassen, theils auch wohl in einer sich dort findenden Art
einer kirchlichen Familien-Hierarchie.
Der Masure ist größtentheils, mit Ausnahme der im ehemaligen Ermeland wohnenden, seit
Jahrhunderten durch Landesherrschaft, Verfassung und Religion von den eigentlichen Polen
geschieden, es herrscht daher auch nicht die geringste Sympathie für diese, vielmehr hat er
XVII
eine entschiedene Abneigung gegen sie. Aber dennoch hat er noch unverkennbar den Typus
des polnischen Charakters, nur modificirt durch die ihm von der Reformation und die
beständige Berührung mit den deutschen Nachbarn und der deutschen Landesherrschaft
zugeführten Bildung und Denkweise.
Der Masure ist wohl gebaut, nicht groß, aber gewandt, beweglich, leichtsinnig, gescheit,
selbst listig, ein ungemein dauerhafter vortrefflicher Soldat. Wenn er gut behandelt wird, ist
er außerordentlich anhängig, läßt sich allenfalls für seinen Herrn todt schlagen, ohne eben
einen großen Unterschied zwischen des Herrn, eines Fremden und eigenem Vermögen zu
machen, ist bei allen landwirthschaftlichen Arbeiten sehr anstellig und willig, besonders
wenn er kleine Geschenke oder einen Schnapps erhält, aber ohne Aufsicht ist er
unzuverlässig. [20] S. 86/87
In den besseren Strichen Masurens verhält es sich, wie im übrigen Ostpreußen: allein
ein großer Theil dieses Landes ist so unfruchtbar, so menschenleer und abgelegen von jedem
Verkehr, daß die Landwirthschaft, wenigstens bei den Bauern, noch auf einer sehr niedrigen
Stufe steht, und auch wohl noch lange bleiben wird. Wo der Acker nicht das 3te Korn
gewährt, ernährt die Ackerwirthschaft für sich den Landmann nicht, noch vermag sie die
Lasten und Abgaben zu tragen. Hier werden die etwaigen Nebengewerbe: Kohlenbrennen,
Theerschwelen etc. zum Haupternährungszweige, und der Ackerbau sinkt zum Nebengewerbe
herab. [20] S. 101
Otto Glagau schreibt 1869 [9] S. 11-13 in seinen gesammelten Skizzen:
Etwas südlicher beginnt dann die Masurische Hochebene, die Wasserscheide zwischen den
Flußgebieten des Pregel und der Weichsel. Sie ist überall mit Granitblöcken bedeckt und
führt über allmälige Senkungen in see- und sumpfreiche Tiefthäler hinab. Von diesen
streichen in lieblicher Abwechselung unterbrochene Hügelketten nach Süden hin und erfüllen
mit zahlreichen Seen und kleinen Inseln eine hochromantische Landschaft, die Masurische
Schweiz, als deren Mittelpunkt das reizend gelegene Städtchen Lyck gilt. Die meisten
Hügelgruppen sind mit einem Gemisch von Laub- und Nadelholz geschmückt und von
schattigen Schluchten durchbrochen; lichte Laub und düstre Tannenwälder umzirken die Ufer
der tiefblauen malerisch schönen Seen, aus denen grüne Eilande und buschreiche Werder
auftauchen, über welche netzstellende Fischerkähne und kleine Dampfer hinfliegen. Den
Beschluß macht die Johannisburger Haide, eine 13 Meilen lange sandige und sumpfige
Kiefernwaldung, welche sich längs der polnischen Grenze hinzieht.
Ein so hoch romantisches Land kann nicht besonders fruchtbar sein. In der That sind
Masuren, wie ein einheimisches Sprichwort sagt, nur reich an Sand und Steinen. Der
Landmann ist hier noch theilweise zu denselben Arbeiten genöthigt, wie sie dem
amerikanischen Hinterwäldler obliegen, wenn er an die Urbarmachung des jungfraulichen
Bodens geht. Er hat Schritt für Schritt mit Steinen, Baumwurzeln und Sümpfen zu kämpfen.
Die Beseitigung der Steine und Findlingsblöcke, welche in vielen Gegenden, namentlich im
Neidenburger Kreise, in außerordentlicher Menge zu Tage treten, war früher zu kostspielig,
weshalb Pflug und Egge sie einfach umgingen. Man könnte mit diesen Steinen alle Straßen
der Provinz chaussiren, aber da bisher Chausseen in Masuren nicht viel gebaut wurden,
pflegt man die gesammelten Steine zu hohen Wellen aufzuschichten oder auch in Gruben zu
versenken. Man baut hier, außer Kartoffeln und Hafer, Roggen und Haidekorn; und das in
geringer Menge und Güte. Nur oasenartig finden sich in dem durchgängig leichten
Sandboden einige höher kultivirte Stellen. Wie in Ostpreußen überhaupt, liegen besonders in
Masuren noch weite Strecken völlig unbenutzt; es ist hier ein erstaunlicher Ueberfluß von
XVIII
Land vorhanden, die Bauern besitzen weit mehr an Land als sie zu bearbeiten und zu
bestellen vermögen.
Die gemeine Bevölkerung ist ebenso arm wie bedürfnißlos. Sie heißen Masuren und sind ein
Zweig der Polen, die Nachkommen der alten Masovier. Ihre Sprache steht zur hochpolnischen
in einem viel näheren Verhältnisse, als die plattdeutsche zur hochdeutschen; denn sie
unterscheidet sich von jener weniger durch abweichende Wortbildung als vielmehr durch
fehlerhafte Aussprache, während die Schriftsprache ganz dieselbe ist. In einigen Gegenden
wird ein Jargon gesprochen, der aus einem widerlichen Gemisch polnischer und deutscher in
polnische Endungen ausgehender Wörter besteht. Die Kleidung hat wenig Eigenthümliches
mehr, doch herrscht bei den Männern die Liebe zur blauen Farbe vor; und ein blauer Rock,
mit einer aus weißem und blauem Zwirn gewebten Schärpe umgürtet, ist ihr höchster Putz.
Die Wohnungen sind meistens von Holz gebaut und mit Stroh gedeckt, zuweilen unter
demselben Dache mit den Stallungen für das Vieh; besonders bei den Aermeren, deren
Haushaltung von Unreinlichkeit strotzt.
Die Masuren sind ein elastischer munterer Menschenschlag; wie die Polen gesellig und
gutmüthig, bescheiden, ja unterwürfig, aber auch verschmitzt und hinterlistig, träge und
liederlich. Mit den Littauern theilen sie die Neigung zu Trunk und kleinen Diebstählen,
namentlich Holzfreveln; und ihre eigentliche Nahrung besteht in Kartoffeln und —
Kartoffelfusel.
Masuren verhält sich zu dem übrigen Ostpreußen, wie sich dieses zu den westlichen
Provinzen verhält. Es ist in dem entlegenen Ostpreußen der entlegenste Theil, von dem immer
sehr stiefmütterlich behandelten Ostpreußen die am ärgsten vernachlässigte Landschaft. Es
fehlt hier an allen Verkehrswegen. Wenn schon Ostpreußen sechsmal weniger Chausseen hat
als die westlichen Provinzen, so hat eben Masuren, namentlich im südlichen Theile, fast gar
keine Chausseen. Die masurischen wie die littauischen Wege sind gleich sehr berüchtigt. Man
hat hier die schönste Gelegenheit zu ertrinken oder den Hals zu brechen, je nach der
Jahreszeit. Im Herbste sind die Wege buchstäblich bodenlos, und der Landmann vermag dann
oft seine Produkte nicht nach der nächsten Stadt zu bringen.
Der Direktor des Gymnasiums von Hohenstein in Ostpr. schildert 1867 in der Einleitung
seines Buches „Aberglauben in Masuren“ das kirchliche Leben in Masuren [7] S. 4-8.
Die kirchlichen Zustände Masurens und überhaupt der polnischen Gegenden in Preußen
haben manches Eigentümliche. Die Bewohner derselben gehören fast ohne Ausnahme der
evangelischen Consession an, während ihre Stammverwandten in Polen und im Ermlande
eifrige Katholiken sind. Man rühmt ihnen sehr kirchlichen Sinn nach. Es wird allgemein
anerkannt, daß sie fleißige Kirchengänger sind, daß sie eifrig allen kirchlichen Handlungen
beiwohnen, daß sie die kirchlichen Ceremonien sorgfältig beobachten. Jn der That, der
Gottesdienst der Masuren hat seine sehr anziehenden, ja erhebenden Seiten.
In einem sehr lehrreichen Aufsatze: „Die evangelischen Polen im Preußischen Staate," (in
dem vom Militär-Oberprediger Borck zu Posen herausgegebenen Evangelischen Jahrbuche,
Jahrgang 4), wird hervorgehoben, daß in Masuren sich eine Unmittelbarkeit und Innigkeit
der religiösen Empfindung kund gebe, welche den kälteren zur Reflexion geneigten Deutschen
ganz abgehe. „Wurzelt doch das Geistesleben des Masuren bei der Abgeschiedenheit des
Volkes von den Heerstraßen der Welt, wesentlich in dem Gebiete der religiösen Anschauung,
und hat dasselbe seine Nahrung bisher fast ausschließlich aus der Bibel, dem Gesangbuche
XIX
und dem Katechismus, aus dem gehörten Predigtworte und aus der vielverbreiteten
Dombrowskischen Predigtsammlung empfangen." „Ueberall volle Kirchen und in denselben
eine Inbrunst, eine Devotion, eine Empfänglichkeit für das Wort, wie sie in deutschen
Gemeinden nicht gefunden wird. Dabei eine Liebe zum Gesange, die gleich beim Eintritt zum
Singen treibt, so daß der Gottesdienst gar nicht abgewartet wird. Sodann singt die ganze
Gemeinde die Responsa, die Liturgie, spricht das Glaubensbekenntniß laut mit, wirft sich
beim Vaterunser auf die Kniee und nimmt die Einsetzungsworte und den Schlußsegen dem
Geistlichen gleichsam singend aus dem Munde. Alles ist dabei Leben, Recevtivität und
Aktivität." Aus derselben Schrift lernt der Uneingeweihte die polnischen Nationallieder als
solche kennen, in welchen sich „die Grundzüge des Nationalcharakters getreu
herausspiegeln, der heitere ungezwungene Ton, der weniger bei der Verlorenheit, als bei der
Erlösung des Menschengeschlechts verweilt, das stolze Hervorheben und die Ausmalung des
Königthums Christi, das kriegerische Wohlgefallen an dem Kampfe des Herrn mit dem Teufel
und an dessen Ueberwinden, und der freudige Stolz, mit welchem die Mitherrschasft und die
Mitregentschaft der Erlösten, neben Gott und Christo in der ewigen Herrlichkeit, als ein
Erbtheil des armen Bauern und Bürgers nicht minder wie des Edelmanns, gepriesen wird"
Es ist ganz richtig, der Nationalcharakter der polnischen Bevölkerung und ihre Isolirung
von den großen Straßen des Verkehrs sind für die Auffassung des masurischen Gottesdienstes
vorzugsweise in Anschlag zu bringen. Die geistige Bildung der Masuren steht auf einer
niedrigen Stufe; man kann von ihnen nicht verlangen, daß sie reflectiren wie die Deutschen,
ebenso wenig, als man verlangen kann, daß die Deutschen zu der niedern Stufe des
Phantasielebens und der Gefühlsschwärmerei zurückkehren sollen. Aber die großen
Schattenseiten einer solchen Religiosität dürfen nicht verkannt werden; sie bietet dem
christlichen Glauben nur schwache Stützen und verleiht keine besondere sittliche Kraft; sie
läßt dem Aberglauben den weitesten Spielraum. Neben den oben genannten kirchlichen
Erbauungsbüchern werden auch Schriften wie der Himmelsschlüssel, welcher anfängt mit
dem „Himmelsbrief, den Gott der Herr im Himmel mit seiner Hand geschrieben, mit goldenen
Lettern; derselbe wurde gefunden auf dem Eichberge in Britannia vor dem Altare des heiligen
Erzengel Michael; kein Mensch wußte vordem um den Brief, und von wo er hergekommen,"
mit Heißhunger gelesen. Wenn man sich in der Kirche erbaut hat, beschäftigt man sich mit
demselben Ernste und derselben Herzenstheilnahme mit der Versöhnung der düsteren
Mächte, unter deren Einwirkung das Leben steht, durch allerlei Hokuspokus und
Zaubermittel, und dieselbe Ehrerbietung, mit der man sich seinem Pfarrer naht, wird auch
dem Versegner oder Wahrsager oder dem Verzückten zu Theil.
Dem Masuren ist, wie dem Polen, ein lebhafter äußerer Ausdruck seiner Empfindungen
und so auch die äußere Bezeugung seiner Devotion ganz besonders eigen. Das Küssen des
Gesangbuchs ist bei den Masuren eine allgemein verbreitete Sitte, wenn es zugemacht wird,
wenn ein Lied zu Ende gesungen ist, überhaupt bei jedem Gebrauche und ganz besonders,
wenn es durch Unvorsichtigkeit auf die Erde gefallen ist, beim Aufheben. Ebenso kann man
bei jedem polnischen Gottesdienste ungewöhnlich häufiges Neigen des Hauptes, Beugen der
Kniee, an die Brust schlagen und sich bekreuzen wahrnehmen. Dies sind zwar an sich
Mitteldinge, welche weder ein günstiges noch ein ungünstiges Vorurtheil für die Religiosität
des Menschen erwecken können. Aber sie haben doch bei den Masuren ihre sehr bedenkliche
Seite, wenn sich an dieselben die Vorstellung besonderer Wirksamkeit knüpft. Schon Pisanski,
um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, bemerkt, „das große Vertrauen auf die bloße
Beobachtung einiger äußerlichen Pflichten und gottesdienstlichen Handlungen, ohne daß ein
geändertes Herz und der daraus fließende Gottesdienst im Geist und in der Wahrheit damit
verbunden wäre," mache bei dem größten Theil der Päbstler das Hauptstück ihrer Religion
aus, und diesen gefährlichen Wahn habe die evangelische Kirche, aller angewandten Mühe
XX
ungeachtet, noch nicht bei allen ausrotten können. Er verwirft daher unbedingt die — noch in
unserer Zeit fortbestehende — „Einbildung, als erhielte das Gebet, wenn es auch nur bei
verschlossenen Kirchenthüren durch das Schlüsselloch hineingebetet wird, eine vorzügliche
Kraft," ferner „die unnütze Ehrerbietung, so das gemeine Volk den Altären beweiset, indem
es sich gegen dieselben neiget, oder wohl gar auf die Kniee niederfällt", endlich die
abergläubische Anwendung des Kreuzeszeichens unbedingt. „Durch die von den Päbstlern
vorgegebene Wunderkraft, sagt er, lässet sich die Einfalt auch unter unsern Glaubensbrüdern
berücken, so oft ein Kreuz vor sich zu schlagen, als ein bevorstehendes Unglück abzuwenden,
oder etwas zu unternehmen ist, was gefährlich sein könnte. Die Fuhrleute thun es mit ihren
Geißelstöcken vor den Vorderpferden, wenn sie aufbrechen wollen, damit sie kein Rad
zerbrechen; andere vor der Mahlzeit über den aufgetragenen Speisen, damit solche, wenn sie
etwa bezaubert wären, ihnen unschädlich würden. Was Pisanski von der abergläubischen
Anwendung des Kreuzeszeichens anführt, sieht man noch jetzt in Masuren täglich.
Noch näher an den Katholicismus streifen die Gelübde und Opfer der Masuren. Ihre Gelübde
sind mannigfacher Art. Sie geloben bei Krankheiten und in anderen Nothfällen für die
Genesung oder Befreiung an gewissen Tagen z. B. an allen Freitagen der Fastenzeit zu fasten
oder die Kirche zu besuchen oder Opfer in der Kirche darzubringen. Mädchen geloben auch,
gewisser Farben z. B. des Rothen sich zu enthalten. Nicht selten ist das Gelübde, an
bestimmten Sonntagen z. B. an den Beichttagen oder nach vollendeter Ernte, „uz iszlaikemą“
d. h. zur Erhaltung, regelmäßig alle Jahre ein Opfer zu wiederholen, — wie wenn man sich
dadurch einen Sicherheit- oder Schutzbrief für alle Zeit erkaufen wollte. Auch ganze
Dorfschaften, wenn sie von Gewitterschaden, Hagel oder anderen Unglücksfällen betroffen
werden, thun solche Gelübde. So haben z. B. die Einwohner des Dorfes Bartoschken Jahre
lang am Sonnabende nicht gearbeitet. In einem andern Dorfe, welches durch Hagelschlag
viel gelitten hatte, machte der Schulze öffentlich bekannt, es möge Jedermann am Sonnabend
Nachmittag sich gänzlich der Feldarbeit enthalten, damit Gott in Zukunft vor ähnlichem
Schaden bewahre. Besonders geloben sie, an den Aposteltagen und solchen Tagen, welche die
Katholiken feiern z. B. am Jacobitage, an Christi Verklärung, an den Marientagen u. s. w.
nicht zu arbeiten. An den bezeichneten Tagen vermeiden sie übrigens nur die Feldarbeit, nicht
andere Arbeit! oft auch nur die Feldarbeit auf eignem Felde, während sie sich nicht scheuen,
bei Andern für Lohn Feldarbeit zu verrichten. Als vor einiger Zeit der Pfarrer D. in L. an
einem solchem Tage auf dem Felde arbeiten ließ, und unerwartet Hagelwetter eintrat,
sammelten die Bauern einige Metzen Hagelkörner, brachten sie schleunigst zum Landrath
nach Neidenburg und. verklagten den Pfarrer, dessen Gottlosigkeit sie durch die Hagelkörner
zu beweisen meinten. Aehnliches erzählt die Gemeinde zur Rechtfertigung ihrer Gelübde von
dem Pfarrer in J. Dieser schickte trotz der Abmahnung des Schulzen an einem solchen Tage
seinen Knecht auf das Feld; da stieg ein Gewitter auf, und der Blitz schlug gerade dem
Pfarrer zum Schornstein ein — für diesmal, noch ohne weiteren Schaden anzurichten. Sehr
üblich sind endlich auch noch die Gelübde, an drei Kirchen, wobei gewöhnlich zwei
evangelische und eine katholische ausgewählt wird, zugleich Opfer darzubringen.
Die Opfer, welche die Masuren auf dem Altare niederlegen und die Gaben, welche sie den
Hospitaliten zuwenden, werden sehr oft nicht aus reinem edelem Herzen, sondern mit
berechnendem Sinn — als gute Werke, denen die Vergeltung auf der Spur folgt — und oft mit
sehr abergläubischen Nebenvorstellungen dargebracht. Die Opfer an die Kirche kommen
sehr oft vor, aber fast ausschließlich doch nur dann, wenn man besondere Fürbitten und
Danksagungen in der Kirche wünscht, oder wenn man zur Communion geht. Jenen Fürbitten
und Danksagungen aber geben sie eine fast schrankenlose Ausdehnung, indem sie alle
Erlebnisse uud Erfahrungen, äußere und innere, leibliche und geistliche in den Kreis
derselben hineinziehen, wie Wohnungswechsel, Störungen in der Wirthschaft, Krankheit etc.
XXI
Bei Communionen ist der Altar von ihnen wie belagert, bis jeder seine Gabe hinausgelegt hat.
Was es bedeute, wenn die Masuren bei Augenkrankheiten Lichte opfern, ist leicht zu
erkennen, und war daher ehemals als heidnisch strenge verpönt. Die Opfer an drei Kirchen,
unter welchen, wie gesagt, eine katholische zu sein pflegt, sind sehr häufig. So brachte vor
Kurzem eine gelbsüchtige Frau den beiden evangelischen und dem katholischen Geistlichen
in O., um ihre Gesundheit wiederzuerlangen, Mehl, Wachs und Geld. In Kr. opferte eine Frau
fünf Silbergroschen auf das Hospital für den Mann, dessen Seele keine Ruhe findet, und
sprach dabei die Hoffnung aus, daß eine glückliche Seele diese fünf Silbergroschen finden
und in einer glücklichen Stunde durch Gebet die arme Seele erlösen möchte. Sie theilte dem
Pfarrer mit, daß sie auch noch auf drei Kirchen, zwei evangelische und eine katholische
opfern wolle, um des Erfolges desto gewisser zu sein. Der Pfarrer fragt: „Glaubt ihr denn
das?" Sie antwortete: „Nun ja, wir Leute gemeinen Standes glauben doch das!" Daß eine von
den drei Kirchen eine katholische fei, halten sie nicht gerade für nothwendig, aber sie meinen
doch, daß das Opfer so wirksamer sei. Die Hospitäler bedenken die Masuren oft, wie denn
Mitleid bei ihnen leicht rege wird. Aber es knüpft sich an diesen Akt der Wohltätigkeit
sogleich auch der Aberglauben. Sie geben z. B. dem Hospital das erste Kalb der Starke oder
die erste Butter von der Kuh, welche zum ersten Male gemelkt wird, weil sie fest daran
glauben, das gebe Glück.
In der Art, wie sie die kirchlichen Feste feiern, weicht manches von den Gebräuchen der
anderen evangelischen Christen in Preußen ab.
Am ersten Weihnachtsfeiertage wird in den Kirchen Masurens und in den Dörfern, welche
keine Kirchen haben, in den Schulen während des Frühgottesdienstes eine sehr
eigenthümliche und sehr beliebte Feier veranstaltet. Die Schulkinder, welche darauf von dem
Lehrer vorbereitet sind, spielen dabei, schon äußerlich durch einen weißen Anzug - meistens
Vaters Hemde mit einem bunten Bande um die Taille - und durch hohe Kronen aus
Papierblumen mit Goldschaum — bei den Mädchen statt dessen Kranze — als Engel
kenntlich gemacht, die Hauptrolle. Sie erscheinen, Lichte (früher Wachslichte) oder
Tannenbäumchen mit Lichten in den Händen tragend, in der Kirche, ziehen um den Altar,
nehmen dann theils am Altar, theils auf den Chören ihre Plätze ein, und führen nun
Wechselgesänge auf, tragen einzeln oder im Chor die Festevangelien vor, oder sagen einzeln
die für diese Feier eigens seit alten Zeiten überlieferten Verschen (d. h. eine oracya,) her. Es
ist Sache des Schullehrers, diese Verse einzuüben und alles recht dramatisch darzustellen. An
dieser Feier, welche man jutrznia, (Morgenstern) nennt, nimmt die ganze polnische
Bevölkerung, ja auch viele Deutsche, den lebhaftesten Antheil; schon von zwei oder drei an
wird alles in den Häusern lebendig, die Feier beginnt etwa um vier, von den Polen fehlen
dann in der Kirche nur die Kranken und Schwachen. Von vielen Seiten her wird versichert,
daß die Feier sehr erhebend und erbauend wirke; gewiß ist, daß die im Ganzen weichen
Gemüther der Polen durch dieselbe sehr gerührt werden, und daß namentlich die
Waisenkinder durch ihre Verschen die regste Theilnahme erwecken. Die Feier ist uralt;
Pisanski erwähnt in seinen handschriftlich erhaltenen Iohannisburger Collectaneen, daß sie
in der Stadt Iohannisburg um 1735 abgeschafft sei; gegenwärtig dürfte sie überhaupt in
Städten nur noch äußerst selten vorkommen.
XXII
2.
Die Kirchenbuchkopien 1832 – 1874 des Kirchspiels Pissanitzen
2.1.
Zuverlässigkeit der Eintragungen
Bis zur Einführung von Standesämtern im Jahre 1874 mussten Duplikate des Geburts-, des
Copulations- (Heirats-) und des Sterberegisters, das sind gekürzte Abschriften der
Kirchenbücher, nach jedem Jahresende angefertigt und beim Königlichen Amtsgericht Lyck
hinterlegt werden. Auf dem Deckblatt eines jeden Jahrgangs wurde mit Siegel und
Unterschrift des Pfarrers bestätigt, dass die Duplikate wörtlich mit dem Tauf-, Copulations(Heirats-) und Sterberegister übereinstimmen.
Deckblatt des Jahrgangs 1850 unterschrieben von Pfarrer und Superintendent Friedrich
Eduard Hieronymus Maletius, der von 1832 bis zu seinem Tod (02.01.1874) das Pfarramt in
Pissanitzen innehatte.
Deckblatt des Jahrgangs 1870 unterschrieben von Heinrich Ferdinand Adolph Prophet, der ab
1870 Adjunkt und von 1874 bis 1878 Pfarrer in Pissanitzen war.
XXIII
Zunächst muss bedacht werden, dass die Eintragungen nicht wie heute auf der Grundlage
vorgelegter Ausweise u.ä., sondern anhand mündlicher Mitteilungen vorgenommen worden
sind. Man schrieb das, was man meinte gehört zu haben. Das führte auch im Mitteldeutschen
Raum zu einer Vielzahl der Schreibweisen von Namen. In Masuren kommen noch sprachliche
Besonderheiten dazu. In den Orten des Kirchspiels gaben bei der Volkszählung vom
01.12.1905 zwischen 80% bis über 90% der dörflichen Bevölkerung Masurisch als
Muttersprache an. Die Anzahl von Personen, bei denen Masurisch Muttersprache ist, kann
für die einzelnen Orte unter [1] in Abschnitt 1.2. entnommen werden. Im Zeitraum 1832 –
1874 dürfte der Anteil weitaus größer gewesen sein. Die Schreiber hatten offenbar sehr
unterschiedliche Polnisch/Masurisch-Kenntnisse. Bei den Kopisten Saschek (Jahrgänge 1833
– 1840) und Prophet (Jahrgänge 1870 – 1874) ist zu beobachten, dass sie anfangs die Namen
eingedeutscht schreiben und dabei die Häufung von slawischen Zisch- und Reibelauten
teilweise nicht erfassen können (Beispiel: „Ranowski“ anstatt „Chrzanowski“). Später
verwenden sie auch die polnischen Buchstaben ą ę ł ŋ ś.
Der Pfarrer bestätigt zwar für jeden Jahrgang die wörtliche Übereinstimmung der Duplikate
mit dem Original, aber Abschreibfehler sind nicht auszuschließen. Einzelne vorhandene
Urkunden aus dieser Zeit weisen Abweichungen gegenüber dem Kirchenbuchduplikat auf.
Ein Vergleich mit den Originalen ist zwar nicht mehr möglich, aber die Wahrscheinlichkeit
eines Fehlers ist bei einer einzelnen Urkunde geringer als bei der Abschrift eines ganzen
Jahrgangs.
Da die Entfernung zum Kirchdorf bis zu 15 Kilometer betrug, konnte die Meldung oft nur
verzögert an das Pfarramt übermittelt werden. Besonders in Zeiten von Epidemien gibt es
mehrere aufeinanderfolgende Eintragungen zu einem Ort, wenn ein noch gesunder Einwohner
oft nur ungenaue Daten von mehreren Personen überbrachte. Dadurch stehen die Einträge
nicht in streng chronologischer Reihenfolge in den Registern. Besonders bei älteren Personen
ist das Alter oft scheinbar nur geschätzt, denn es werden häufig nur glatte Jahrzehnte
angegeben.
Die Zuverlässigkeit der Duplikate – wie wohl auch der Originale – ist, wenn man das
Vorstehende bedenkt, nur als mittelmäßig zu betrachten.
2.2
Vollständigkeit und Fehlerhaftigkeit der Eintragungen
Einzelne aus diesem Zeitraum vorliegende Urkunden belegen, dass die Originaleinträge in
den Kirchenbüchern detaillierter gewesen sind. Das Duplikat kennzeichnet:
 Kürzungen insbesondere bei Angaben zu Taufzeugen. Vornamen werden abgekürzt
oder weggelassen bis zur Nichteindeutigkeit. Gekürzte Familiennamen machen eine
Zuordnung zu Personen oft unmöglich. Personen aus masurischen Familien haben im
Allgemeinen nur einen einzigen Vornamen. Daher gibt es oft an einem Ort mehrere
verwandte Personen mit gleichen Vor- und Zunamen.
 Weglassen von Stand und Wohnort der Paten. Dadurch sind die Angaben zu Paten für
die genealogische Forschung meist wenig nützlich. Erst ab 1870 gibt Adjunkt/Pfarrer
Prophet auch den Wohnort der Paten an.
 Weglassen der Statistikspalten in einigen Jahrgängen.
 Weglassen der Erben in einigen Jahrgängen
XXIV
 Insbesondere Beerdigungsdaten sind zuweilen unvollständig, da sie offenbar von
Dritten, die es nicht genau wissen, mitgeteilt werden.
 In dieser Abschrift (EXCEL-Tabelle) wurde folgendes nicht übernommen
Geistlicher, der die Amtshandlung ausführte
Person, die die Meldung machte
Beerdigung in den Mogilen
 In die gedruckten Register sind wegen des Datenumfangs nur die wichtigsten Daten
übernommen worden.
Außerdem ist der Umgang mit der Rechtschreibung sehr leger. Man hat den Eindruck, die
Schreibweise sei der Willkür des Schreibers überlassen. Speziell bei den Pissanitzer
Abschriften – im Gegensatz etwa zu denen des benachbarten Kirchspiels Ostrokollen – hat
man den Eindruck, der Schreiber leidet aus heutiger Sicht an Legasthenie.
Beispiele:
 in aufeinander folgenden Zeilen Gollupken und Golupken.
 In der gleichen Zeile Marie Lazarczyk Tochter des verstorb. Losmanns Lasarcyk
Es gibt auch offensichtliche Fehler:
Taufen 1835, Seite 65, Zeile 47, Taufzeugen  Christ. Dad., Mar. uxor., Ewa uxor.
 Christian Daduna würde in Bigamie mit Maria und Ewa leben!
Taufen 1840, Seite 165, Zeile 50, Taufzeugen  Maria Stolz, Soph. uxor
 Sophie wäre die Ehefrau von Maria Stolz!
Viele Eintragungen erfolgten offensichtlich anhand von Informationen Dritter. So ergeben
sich nicht nur Ungenauigkeiten, sondern auch Fehler und Doppeleintragungen:
Film AS2192, Tote 1869, Seite 00136 links / 00137 rechts:
Zeile 10:
Dlugoniedzellen, 18.01.1869, 20.01.1869, Bertha geb. v. Langheim Frau des Krugpächter
Kruck, Alter: 19 Jahre, Erben: Ehemann, Todesursache: Krämpfe
Zeile 13:
Dlugoniedzellen, 15.01.1869, 17.01.1869, Bertha geb. Kruck Frau des Krugpächter Albert v.
Langheim, Alter: 19 Jahre, Erben: Ehemann, 1 min Kind, Todesursache: nach
der Entbindung
(Im Geburtsregister ist die Geburt des Sohnes Rudolph Ferdinand Carl der Eltern Albert von
Langheim und Bertha Kruk am 29.12.1868 eingetragen!)
Besonders in den Jahren vor 1870, in denen Pfarrer Maletius offensichtlich krank und kein
Kustor da war, sind die Duplikate von mehreren Personen mit den unterschiedlichsten
Handschriften angefertigt worden. Manchmal findet man bei einem Kopisten
aufeinanderfolgend immer die gleichen offensichtlichen Fehler. So wird über einen längeren
Zeitraum u. a. „Uxer“ statt „uxor“ und „Ether“ statt „Esther“ geschrieben. Solche Fehler
wurden von mir beim Abschreiben korrigiert.
Falsche Zählungen oder falsche Zuordnung der Zählung wurden übernommen! Auch ein
offenbar falsches Datum, wenn z.B. der Tag der Beerdigung vor dem Todestag liegt.
XXV
Hinsichtlich dieser Abschrift sind natürlich auch Lesefehler nicht auszuschließen.
Laut Erlass des Königlichen Konsistoriums:
war es unzulässig, bei unehelichen Geburten den Schwängerer/Kindsvater zu registrieren. Die
Pfarrer haben sich teilweise darüber hinweggesetzt und entsprechende Vermerke
vorgenommen. Interessant ist die Häufigkeit und Verteilung unehelicher Geburten. Ihr Anteil
lag zwischen 10 und 20 Prozent der Geburten. Es gab Monate ohne uneheliche Geburten und
solche mit ausgeprägten Häufungen. Rechnet man zurück, so lassen sich offenbar exzessive
Feste datieren.
Ab 1870 sind bei unehelichen Geburten hinter dem Namen der Mutter Hinweise zum Vater
der Kindsmutter, nicht zum Kindsvater eingetragen!
2.3
Lesbarkeit der Eintragungen
Die Lesbarkeit ist sehr unterschiedlich. Der Wechsel verschiedenster Handschriften macht
immer wieder eine Analyse ihrer Eigenheiten notwendig. Schwierigkeiten ergeben sich durch
eine zuweilen völlig andere eigenwillige Formung einzelner Buchstaben. Bei manchen
Handschriften sind „a“ „o“ „u“ „e“ und „n“ quasi gleich geformt, bei anderen „k“ und „n“
oder „l“ „ł“ und „t“. Abgenutzte Federkiele erschweren das Lesen sehr. Ab dem Anspitzen ist
die Schrift schlagartig besser lesbar.
Einige Seiten haben sehr verblasste Schrift. Manchmal überlagern sich Schnörkel. Zuweilen
werden sehr individuelle Kürzel verwendet. Teilweise sind nachträgliche Korrekturen
vorgenommen worden. Durch direktes Überschreiben kann das bis zur Unlesbarkeit führen.
XXVI
Ausschnitt aus dem Geburtsregister mit einer gut lesbaren Passage (s. oben, Übertragung s.
unten), die aber auch nicht eindeutig lesbare Eigenheiten enthält.
Kulessen
Wyssoken
Statzen
Christian Cieslick, Wirth
Friedrich Kowalewski, Wirth
Daniel Bialass, Wirth
Carl Rudolph Burdach,
Carolinenthal
Gutsbesitzer
Julius Emil Alexander Gayck,
Rektor
Pissanitzen
Gr. Lasken
Johann Sokolowski, Wirth
Sieden
Johann Ruczecki, Losm.
Makoscheyen
Adam Gołembek, Wirth
Pissanitzen
Friedrich Müller, Köllmer
Dlugoniedziellen Woytek Kur, Wirth
Krzywen
Samuel Kleczewski, Losm.
Krzywen
Math. Schlachta, Wirth
Sypyttken
Ludwig Beyer, Losm.
Dlugoniedziellen Gottlieb Buczko, Wirth
Krzywen
Adam Salewski, Losm.
Wyssoken
Johann Gollub, Lehrer
Louise Cieslick
Charlotte Dziubiel
Marie Nowosadko
Friderike Philippine v. Westerhagen
Heloise Marie Virginie Bertin
Marie Schruba
Charlotte Gottuk
Sophie Broziewski
Julie Krause
Esther Grabowski
Regine Daduna
Marie Adamczyk
Marie Kleczewski
Louise Becher
Esther Strzała
Louise Rogowski
XXVII
Bei dem unterstrichenen Namen
ist der Familienname nicht eindeutig lesbar. Er wird in seiner zweiten Hälfte in einer Weise
geschrieben, die nicht bei anderen Namen, aber stets bei diesem zu sehen ist. Ein anderer
Eintrag sieht so aus:
Im Zeitraum 1851 bis 1858, in dem der besagte Rektor auftaucht, wird ein "y" immer ohne
Trema (doppelter Punkt, Doppelstrich) geschrieben. Der gesuchte Name des Rektors - aber
eben nur dieser - hat stets die eigenartigen Krakel, die man sonst nirgends findet.
Betrachtet man den Namen Buczko in der drittletzten Zeile des Geburtsregisterausschnitts,
dann sieht das "cz" wie ein "y" aus, aber ein "y" hat immer eine Schleife nach unten.
Eine Lösung fand sich durch den Eintrag im Pfarrerbuch(Manuskript):
Gayck, Julius Emil Alexander
* Willenberg 22.5.1815, † Drygallen 11.5.1884, 69 Jahre alt, Vater: Johann Christoph G., Pf.
in Schöndamerau. Universität Königsber. Pr. WS 1837/38, Theologe, 12.5.1851 Rektor in
Pissanitzen, vorher 10 Jahre Hauslehrer in Masuren (1844). Ordiniert 1861 als 2. Prediger
in Lötzen, 3.11. eingeführt, 10.3.1872 als Pf. in Drygallen eingeführt"
Ausserdem steht im Amtsblatt der Königl. Preußischen Regierung zu Gumbinnen.
Personenkundliche Auszüge. 1811-1870 [21] im Jahr 1851:
„G a y k, PAC und Schulamtskandidat, Sorquitten, die interimistische Verwaltung des
Rektorats in Pissanitzen übertragen“
Dementsprechend wurde diese Person mit Gayck in den Registern aufgeführt.
Beim Lesen der Abschrift sind folgende Notationen zu beachten:
 (?)
nicht eindeutig lesbar
 (Name2)
Der Name kann im Kontext nur "Name2" heißen
 (Name2?)
Der Name könnte auch, oder müsste vermutlich "Name2" heißen
XXVIII
2.4.
Orte anderer Kirchspiele, die in den Kirchenbüchern vorkommen
Die nachfolgenden in den Registern genannten Ortsnamen beziehen sich auf Orte außerhalb
des Kirchspiels Pissanitzen. Da es in Ostpreußen häufig mehrere Orte mit gleichem Namen
gab, wurde, sofern das Kirchspiel nicht explizit angegeben war, auf den Pissanitzen am
nächsten gelegenen Ort Bezug genommen.
Ortsname
Kirchspiel
Kreis
Babken
Margrabowa
Oletzko
Ballienen
Niebudszen
Gumbinnen
Baitkowen
Baitkowen
Lyck
Borszymmen
Borszymmen
Lyck
Buczken
Lyck
Lyck
Burnien
Borszymmen
Lyck
Chelchen
Lyck
Lyck
Chrzanowen
Lyck
Lyck
Czymochen
Groß Czymochen
Lyck
Dirschau
Dirschau
Dirschau/Westpr.
Dluggen
Kallinowen
Lyck
Dlugochorellen
Ostrokollen
Lyck
Dlugossen
Ostrokollen
Lyck
Dombrowsken
Ostrokollen
Lyck
Dorschen
Groß Czymochen
Lyck
Dugrauozalen
- nicht ermittelbar Duttken
Borszymmen
Lyck
Dworatzken
Schwentainen
Oletzko
Eckersberg
Eckersberg
Johannisburg
Gerkischken (=Jäkischken?) (Schakuhnen)
(Heydekrug)
Giesen
Ostrokollen, ab 1904 Wischniewen
Lyck
Gollen (zu Gollubien A)
Lyck
Lyck
Gollubien A
Lyck
Lyck
Golczken
- nicht ermittelbar Gonsken
Gonsken
Oletzko
Grabnick
Grabnick
Lyck
Graudenz
Graudenz
Stadtkreis Graudenz
Grodzisko (Ort in Polen, etwa 20 km südöstlich von Johannisburg)
Gronsken
Borszymmen
Lyck
Groß Gonschorowen
Gonsken
Oletzko
Hellmahnen
Ostrokollen
Lyck
Iwaschken
Kallinowen
Lyck
Janschken (= Jänischken?)
(Kussen)
(Pillkallen)
Janschken (= Jänischken?)
(Didlacken)
(Insterburg)
Janschken (= Janischken?)
(Land Memel)
(Memel)
Jedwabno
Jedwabno
Neidenburg
Jelittken
Wielitzken
Oletzko
XXIX
Jendreyken
Jesziorken
Borszymmen
Lyck
Rhein
Lötzen
Ostrokollen,
Kallenczynnen
seit 1904 Wischniewen
Lyck
Kallinowen
Kallinowen
Lyck
Kalnemois (ein Gut in Livland)
Kurzontken
Groß Rosinsko
Johannisburg
Ostrokollen,
Katrinowen
seit 1904 Wischniewen
Lyck
Kiehlen
Kallinowen
Lyck
Kiöwen
Gonsken
Oletzko
Klein Malinowken
Stradaunen
Lyck
Klein Oletzko
Wielitzken
Oletzko
Kleszewen (=Kleszöwen)
Wielitzken
Oletzko
Kobylinnen
Ostrokollen
Lyck
Kolleschnicken
Borszymmen
Lyck
Kowahlen
Schareyken
Oletzko
Kozycken
Lyck
Lyck
Krupinnen
Ostrokollen
Lyck
Krzysewen
Kallinowen
Lyck
Kuliggen
- nicht ermittelbar Leegen
Lyck
Lyck
Lipinsken
Ostrokollen
Lyck
Lyck
Lyck
Lyck
Lyssewen
Borszymmen
Lyck
Marczynowen
Kallinowen
Lyck
Markowsken
Wielitzken
Oletzko
Maschen (=Maszen)
Werden
Heydekrug
Millewen
Kallinowen
Lyck
Milucken
Passenheim
Ortelsburg
Moosznen
Margrabowa
Oletzko
Mrosen
Lyck
Lyck
Mylussen
Ostrokollen
Lyck
Nikolayken, hier offenbar der kleine Ort westlich von Gollubien (siehe Schroetterkarte)
Oletzko
- nicht eindeutig Oletzko
Ortelsburg
Ortelsburg
Ortelsburg
Ostrokollen
Ostrokollen
Lyck
Pientken
Kallinowen
Lyck
Plotzitznen
Stradaunen
Lyck
Popowen
Ostrokollen
Lyck
Prawdzisken
Borszymmen
Lyck
Prostken
Ostrokollen
Lyck
Przepiorken
Borszymmen
Lyck
Przykopken
Lyck
Lyck
Przytullen
Stradaunen
Lyck
XXX
Radzien
Widminnen
Lötzen
Regeln
Ostrokollen, ab 1904 Wischniewen Lyck
Romanowen
Borszymmen
Lyck
Romotten
Borszymmen
Lyck
Rosinsko
Klaussen
Lyck
Rumeyken
Stradaunen
Lyck
Rydzewen
Stradaunen
Lyck
Salnowen
- nicht ermittelbar Sanien
Groß Czymochen
Lyck
Sattycken
Gonsken
Oletzko
Schikorren
Ostrokollen
Lyck
Schnepien
Ostrokollen später Baitkowen
Lyck
Sentken
Lyck
Lyck
Skrzypken
Borszymmen
Lyck
Soczien
Groß Czymochen
Lyck
Soltmahnen
Ostrokollen
Lyck
Sordachen
Lyck
Lyck
Stosznen
Borszymmen
Lyck
Sanien
Groß Czymochen
Lyck
Satycken
Gonsken
Oletzko
Schikorren
Ostrokollen
Lyck
Sesken
Wielitzken
Oletzko
Skrzypken
Borszymmen
Lyck
Soffen
Stradaunen
Lyck
Starosten
Wielitzken
Oletzko
Stosznen
Borszymmen
Lyck
Stradaunen
Stradaunen
Lyck
Suczken
Lyck
Lyck
Suleyken
Schwentainen
Oletzko
Szczudlen
Stradaunen
Lyck
Trentowsken
Kallinowen
Lyck
Tworken ( = Tworky, ein Ort in Polen gegenüber Sawadden, Ksp. Pissanitzen)
Wielitzken
Wielitzken
Oletzko
Wierzbowen
Groß Czymochen
Lyck
Wierzbowen
Prawdzisken (katholisch)
Lyck
Wilkassen
Wielitzken
Oletzko
Wingeruppen
Mallwischken
Pillkallen
Wingeruppen
Szillen
Ragnit
Wischniewen
Ostrokollen, ab 1904 Wischniewen Lyck
Woynassen
Wielitzken
Oletzko
Zeysen
Stradaunen
Lyck
Zielasen
Lyck
Lyck
Zielasken
Ostrokollen
Lyck
XXXI
2.5.
Namen
Nachfolgend sind alle Familiennamen in der Rangfolge ihrer Häufigkeit aufgelistet, die in den
Registern der Kirchenbuchduplikate mindestens 50-mal vorkommen. Das Namensverzeichnis
enthält sämtliche Familiennamen in alphabetischer Rangfolge.
In den Registern werden Person in den unterschiedlichen Namensvarianten geschrieben. Die
Identität kann dann nur unter Berücksichtigung des Ortes, des Partners oder der Eltern
eindeutig festgelegt werden. Eine Zuordnung der Varianten eines Namens zu einem
Standardnamen ist problematisch, da im deutschen Telefonbuch oft mehrere Varianten eines
Namens nebeneinander erscheinen. Die hier vorgenommene Gruppierung ist hypothetisch und
kritisch zu überprüfen.
Die Schreibweise von Namen beschäftigte auch die Rechtsprechung, wie der folgende Eintrag
zur Heiratsurkunde 13/1883 des Standesamtes Gollupken zeigt:
Die Mutter des die Ehe Schließenden war eine geborene „Zdorra“ nicht „Sdorra“ , Der
Familienname der die Ehe Schließenden und ihres Vaters ist „Kowalczyk“ nicht
„Kowalcyk“; der Familienname der zu 3 und 4 aufgeführten Zeugen heißt „Przytuła“ und
nicht „Przytulla“ und der Vorname des Zeugen zu 3 nicht „Mathias“ sondern „Matheus“ …
Eingetragen auf Anordnung des Amtsgerichts Lyck vom 30. Juli 1910 B. u. C. pp.
Czybulken, den 10. Oktober 1910.
Der Standesbeamte
In Vertretung, Unterrieser
Rang
Häufigkeit
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
442
383
361
273
237
229
226
217
215
214
211
209
209
204
189
189
189
159
159
157
157
Variante 1
Kowalewski(411)
Loiewski(177)
Lask(256)
Kowalczyk(212)
Rogowski(226)
Christochowitz(124)
Gollub(116)
Cieslick(106)
Nowosadko(181)
Wisniewski(86)
Brodowski(198)
Lazarzewski(109)
Zacharias(206)
Bucilowski(79)
Broziewski(154)
Kaminski(132)
Koniecko(110)
Kozyk(148)
Sobol(131)
Borutta(156)
Komossa(157)
Variante 2
Kowalewsky(29)
Loyewski(107)
Łask(97)
Kowalcyk(29)
Rogowsky(10)
Chrystochowitz(104)
Golub(104)
Cieslik(56)
Novosadko(29)
Wiśniewski(68)
Brodowsky(13)
Lazarzewsky(24)
Zacharyas(3)
Buczylowski(49)
Brosiewski(6)
Kamienski(26)
Konietzko(60)
Kozik(6)
Soboll(25)
Borutha
Variante 3
Kowałewski
Lojewski(44)
Lack(4)
Kowalcik(14)
Roglowski
Chrysochowitz
Golup(5)
Cieślik(18)
Nowosatko(2)
Wisnewski(14)
Lazarziewski(24)
Buciłowski(32)
Brozewski(10)
Kaminsky(15)
Konieczko(10)
Kosyk(2)
Sobolka(2)
XXXII
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
142
141
141
135
129
125
124
124
124
119
118
117
115
115
111
111
108
108
107
104
104
103
102
102
101
101
101
99
96
96
96
94
92
92
92
88
86
85
84
83
83
83
83
83
82
Lazarczyk(88)
Brzoska(108)
Symanczyk(84)
Matheusczyk(54)
Sanio(126)
Szostak(103)
Jankowski(113)
Pietrzyk(97)
Wawro(123)
Rafalczyk(39)
Markowski(102)
Schlachta(104)
Johswich(52)
Rostek(112)
Kischkiel(31)
Niklass(85)
Czychon(104)
Czymoch(103)
Adamczyk(73)
Budnik(87)
Makoschey(98)
Buczko(90)
Nikołayczyk(26)
Zdorra(93)
Klimasch(88)
Sobotka(75)
Turner(98)
Kołak(86)
Białass(35)
Brozio(87)
Ziemba(79)
Danisch(84)
Borowy(90)
Dubnicki(32)
Gołembek(75)
Sierotzki(62)
Klescewski(47)
Kolenda(85)
Zielenski(44)
Bagenski(35)
Dubnik(72)
Kosnider(39)
Polkowski(76)
Salewski(70)
Kruppa(47)
Lazarcyk(14)
Broska(16)
Symancyk(36)
Matheuscyk(33)
Zanio(3)
Sostak(16)
Jankowsky(11)
Pietrcyk(8)
Wawrowna
Raphalczyk(28)
Markowsky(16)
Szlachta(12)
Joswich(20)
Rostak(2)
Kiśkiel(20)
Niklas(26)
Cichon(2)
Cimoch(2)
Adamcyk(24)
Budnick(17)
Makoschei(4)
Buzko(4)
Nikolayczyk(25)
Zdora(9)
Klimasz(5)
Sobottka(14)
Tourner
Kolak(9)
Bialass(34)
Brosio(4)
Zimba(14)
Dańisch(2)
Borowi(2)
Dubnitzki(49)
Golembek(13)
Sierocki(14)
Klesczewski(20)
Zielinski(35)
Baginski(23)
Dubnick(11)
Kośnider(30)
Polkowsky(5)
Zalewski(5)
Krupa(35)
Lazarcik(11)
Brozka(5)
Symancik(14)
Matheuszyk(9)
Szostack(5)
Pietrczyk(5)
Rafalcyk(21)
Schlachtowna
Joswig(20)
Rosteck
Kiśkel(19)
Chychon
Cymoch(2)
Adamzyk(4)
Makosiey(2)
Bucko(2)
Nikolaycyk(24)
Klimass(3)
Sobotke(2)
Tonner
Kołack
Bialas(12)
Broźio(2)
Zienba(2)
Danich
Dubnicky(4)
Golębek(2)
Sieroczki(4)
Kleszewski(5)
Zielinsky(2)
Bagienski(7)
Kosnieder(5)
Połkowski(2)
Salewsky(3)
XXXIII
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
101
81
81
81
80
79
76
76
74
72
71
71
68
66
63
62
61
60
60
59
59
59
57
57
57
56
56
56
55
54
54
53
51
50
50
50
Fabian(81)
Kobilinski(24)
Wrobel(81)
Schulz(57)
Müller(65)
Danielczyk(48)
Macieyczyk(34)
Balo(39)
Lubitzki(48)
Poplawski(60)
Schruba(67)
Przytulla(30)
Reinoss(50)
Milewski(54)
Dziubiel(46)
Karaschewski(26)
Formasson(19)
Pawelczyk(46)
Capla(49)
Korpis(39)
Prostka(57)
Kukowski(54)
Piotrowski(56)
Rohmann(44)
Grudnio(56)
Pozywio(49)
Wolski(50)
Dikomey(42)
Frelian(33)
Lichatz(33)
Turowski(49)
Pielatzki(34)
Grygo(28)
Scheika(25)
Sobiech(50)
Kobilenski(20)
Schultz(23)
Mueller(10)
Danielcyk(17)
Macieycyk(7)
Bahlo(31)
Lubicki(16)
Poplawsky(6)
Schrubba(3)
Przytuła(22)
Rheinoss(9)
Milewsky(5)
Dzubiel(15)
Karasiewski(26)
Fornasson(17)
Pawelcyk(9)
Czapla(6)
Korpiss(15)
Prostkowna
Kukowsky(3)
Piotrowsky
Roman(6)
Poziwio(4)
Wolsky(2)
Dicomey(6)
Froelian(14)
Lychatz(10)
Turowsky(4)
Pielacki(8)
Grigo(22)
Scheyka(25)
Kobylenski(20)
Muller(4)
Danielcik(5)
Maczeyczyk(7)
Ballo(3)
Lubicky(4)
Popławski(4)
Schuba
Przytula(16)
Reinos(3)
Mylewski(4)
Dziubil
Karaschewsky(2)
Fornason(12)
Pawelcik(2)
Kapla(3)
Korpys(3)
Proska
Romann(7)
Posiwio(3)
Volski(2)
Dikomei(3)
Frölian(3)
Lichacz(7)
Pilatzki(5)
Auch Vornamen sind oft unterschiedlich geschrieben. Die folgenden Varianten sind
Beispiele:






Bartek / Bartholomäus / Bartolomeusz
Christian / Chrystian / Xian / Xtian (bei Taufzeugen auch mit X. oder Xt. abgekürzt)
Friedrich / Fridrich / Fritz / Fryc
Euphrosine / Euphrosyne / Eufrosine / Frosine / Fros. (bes. in Spalte Taufzeugen)
Ewa / Ewe / Eva / Jewa
Grześ / Grzes / Grzez / George
XXXIV






Jacub / Jacob / Jakob
Lowyza / Lowiza / Lowisa / Lowise / Louise / Luize / Luise
Macz / Maczek / Matthäus / Matthias / Mathias
Marczyn / Marcin / Martin
Michał / Michal / Michael
Woytek / Wojtek / Wojiech / Adalbert
Aus dem Vorstehenden ist ersichtlich, dass es bei fast allen Namen nicht ausreicht, die
Auswertung in der heutigen Schreibweise vorzunehmen. Grundsätzlich sollte man bei allen
Namensformen auf Klangähnlichkeit unter Berücksichtigung der polnischen Laute achten.
Einige Hinweise:
 Wenn ein Deutscher " Konietzko" hört, schreibt er " Konietzko"; wenn ein Pole
"Konietzko" hört, schreibt er " Koniecko ", weil das c im Polnischen den Klangwert
eines tz im Deutschen hat. Bekommt ein deutscher Pfarrer diesen Namen phonetisch
korrekt mündlich mitgeteilt, macht er - insbesondere, wenn er mit den Lautwerten des
polnischen Alphabets nicht vertraut ist - bei der Niederschrift natürlich "Konietzko"
daraus.
 Das polnische "z" ist im Deutschen ein stimmhaftes "s" und wird dann eingedeutscht
so geschrieben.
 Das polnische "ie" wird immer getrennt "i - e" gesprochen
 Die Betonung polnischer Namen liegt fast immer auf der vorletzten Silbe.
Es ist empfehlenswert, sich mit der polnischen Aussprache zu befassen. Eine gute Übersicht
gibt es u. a. bei Wikipedia unter http://de.wikipedia.org/wiki/Aussprache_des_Polnischen
Ein weiterer Hinweis:
Im Geburtsregister sind Frauen als Mutter stets mit den Mädchennamen, als Taufzeuge
dagegen zuweilen mit dem Familiennamen (Name des Ehemannes) eingetragen.
2.6.
Besondere Begriffe und Abkürzungen
deflorata (defl.)
dito
emeritus (emerit., em. )
filius
filia
gemelli
gemini
Hospitalit
majorenn, (major., maj.)
minorenn, (minor., min.)
die nicht mehr Jungfräuliche
das Selbe
im Ruhestand
sein/ihr Sohn
seine/ihre Tochter
verschiedene Zwillinge
Zwillinge
Insasse eines Hospitals, Armen- oder Krankenhauses
erwachsen
unmündig
Nach den Bestimmungen des ab 01.01.1815 wieder eingeführten Allgemeinen
Preußischen Landrechts trat die Volljährigkeit mit Vollendung des 24. Lebensjahres ein.
Durch das Preußische Gesetz über das Alter der Großjährigkeit vom 09.12.1869 wurde
das Volljährigkeitsalter mit Wirkung vom 01.07.1870 für Preußen auf das vollendete
21. Lebensjahr herabgesetzt. Durch Reichsgesetz betreffend das Alter der
XXXV
Großjährigkeit vom 17.02.1875 wurde das Volljährigkeitsalter im gesamten Deutschen
Reich mit Wirkung vom 01.01.1876 auf das vollendete 21. Lebensjahr festgesetzt.
uxor
separiert (separ.)
separierte
2.7.
seine Ehefrau
geschieden
geschiedene
Stand und Berufe
Folgende Standes- oder Berufsbezeichnungen sind in den Registern genannt:
Bereich der Landwirtschaft:
Altsitzer (Altsasse); Brenner (brennt auf Gütern Schnaps); Eigenkäthner; Grundbesitzer;
Gutsbesitzer; Kämmerer (= Gutsverwalter); Knecht; Köllmer; Kutscher; Losgängerin,
Losfrau, Losmann; Wirth (= Landwirt, Bauer)
Handel und Gewerbe:
Arbeitsmann; Fleischer; Handlungsdiener; Krüger, Krugbesitzer, Krugpächter, Schänker,
Schankwirth – ab etwa 1870 auch Gastwirth; Kürschner; Maurer, Müller; Radmacher,
Rademacher; Riemer; Schäftemacher; Schneider; Schuhmacher; Steinsetzer; Stellmacher;
Tischler; Zimmerer.
Es fällt auf, dass ab 1832 kaum Handwerker vorkommen. Bis 1874 nimmt die Anzahl
deutlich zu.
Verwaltung:
Adjunkt; Chaussegelderheber; Exekurator (Exek.); Förster; Glöckner; Grenzaufseher,
Grenzbeamter, Grenzgelderheber, Grenzinspekteur, Grenzmeister, Grenz-Zollbeamter, OberGrenz-Kontrolleur; Kustor; Lehrer; Landgeschworener; Pfarrer; Prediger; Rektor/Rector;
Steuererheber; Superintendent; Waldwächter
Adjunct (Adjunkt, Gehilfe, Beisitzer) Ein junger Pfarrer zur Unterstützung in einer
großen Gemeinde, ohne selbst der verantwortliche Pfarrer zu sein. Er übernahm dann
meist die mühselig zu erreichenden Außengemeinden. Früher meist nur als
Unterstützung eines älteren Pfarrers, der aus Altersgründen Hilfe brauchte, oft mit dem
Versprechen der "spes succedendi" = Hoffnung auf die Nachfolge. (Dafür bekam er
auch kein eigenes Gehalt), aber auch ohne Hoffnung darauf = sine spes succedendi.
(Quelle: GenWiki)
Von 1840 bis 1851 war Johann Elmenthaler Kustor, Rector und Adjunkt. Von 1870 bis
1874 war es Heinrich Ferdinand Adolph Prophet, bevor er das Pfarramt Pissanitzen
übernahm.
Nähere Erläuterungen zu den genannten Berufen findet man u. a. in der Publikation von K. v.
Staßewski und R. Stein [8], sowie bei GenWiki http://wiki-de.genealogy.net/Portal:Lexika
XXXVI
2.8.
Statistik zu den Registern
Insbesondere durch Epidemien schwankte die Anzahl der Geburts-. Heirats- und Todesfälle
pro Jahr stark, wie die folgende Grafik zeigt:
2.9.
Krankheiten nach zeitgenössischen Quellen
Bei der Deutung der als Todesursache angegebenen Krankheiten, ist zu beachten, dass sie
einerseits oft nicht von einem Arzt, sondern von der den Todesfall meldenden Person
angegeben wurden. Andererseits wurden sie damals auch von den Ärzten mehr
symptomatisch und nicht im Sinne der heutigen Klassifikation beschrieben. Das
Nachstehende ist zeitgenössischen Lexika jener Zeit entnommen.
Abzehrung [10] S. 16 (Atrophie), eine jetzt immer häufiger werdende Krankheit, die
vorzugsweise bei Kindern unter vier bis fünf Jahren vorkommt, und dann auch Darrsucht,
Ungedeihen der Kinder genannt wird, ist gewöhnlich eine Folge der Scropheln, oft aber auch
der Überfütterung und Verwahrlosung. Insbesondere führt Vernachlässigung der nöthigen
Reinlichkeit, Mangel an reiner, gesunder Luft, schwerverdaulicher Mehlbrei, Vollstopfen des
Magens mit Schwarzbrot, Kartoffeln, Klösen u.s.w. dieselbe herbei. Die Kinder werden dann
bleich und hohläugig, bekommen alte Züge, einen starken aufgetriebenen Leib, magern dabei
am übrigen Körper ab und verlieren die natürliche Eßlust bei einer unnatürlichen
Gefräßigkeit; es riecht ihnen meist sauer aus dem Munde, sie leiden bald an Verstopfung, bald
an Durchfall, schlafen wenig und unruhig, werden zu lebenden Skeletten, fangen an zu
fiebern und sterben unter Durchfällen und übelriechenden Schweißen. Kinder, welche gleich
nach der Geburt oder wenigstens zu früh von der Mutterbrust entwöhnt, und, wie man sagt, in
XXXVII
die Ziehe gegeben werden, sind am häufigsten die Opfer der Abzehrung. Nur Reinlichkeit,
gesunde Luft, eine leicht verdauliche, nahrhafte Kost, warme Kräuter- und Malzbäder,
weniger aber der Gebrauch von Arzeneien, helfen, wo Hülfe überhaupt noch möglich ist. Die
Abzehrung im Greisenalter ist eine natürliche Folge desselben, im frühern Lebensalter aber
wird sie herbeigeführt durch schwere Krankheiten und ausschweifende Lebensweise.
Auszehrung [11] S. 350-351 (Schwindsucht, Zehrkrankheit); darunter versteht man jene
chronischen Krankheiten, deren wesentlicher Moment aus inneren Ursachen gehinderte
Ernährung ist, und welche so durch stetig fortschreitende Abmagerung und Entkräftung des
Körpers zum Tode führen. Nach ihrer Entstehung zerfallen die Zehrkrankheiten in 2
Hauptklassen: 1. solche, bei denen der Verbrauch an Stoff und Kraft größer ist, als die
gewöhnliche Ernährung zu ersetzen vermag (Phtisis); 2. solche, bei denen wegen Erkrankung
eines wichtigen Organs die Ernährung den nöthigen Ersatz auch bei gewöhnlichem,
naturgemäßem Verbrauch, nicht mehr leisten kann (trockene Schwindsucht, Tabes, Atrophia).
Die nächste Ursache der gestörten Ernährung ist in der Regel eine innere schleichende
Entzündung mit ihren Ausgängen in Tuberkel, Krebs, Erweichung, Eiterung, Schleimflüsse,
und die A. daher Ausgangskrankheit anderer sehr mannigfacher Krankheitszustände. Nach
dem Sitze des Grundübels unterscheidet man Brust-, Hals-, Bauch-, Schwindsuchten der
Harn- und Geschlechtsorgane, Nervenschwindsuchten u. endlich solche von äußeren Theilen
ausgehend, wie von Eiterung der Muskeln und Knochen, von lange gestörter Hautthätigkeit.
Bräune [12] S. 175-176 (Diphterie) nennt man im gemeinen Leben alle Entzündungen des
hintern Theiles der Mundhöhle, der Mandeln, des Zäpfchens, des Schlundes und der
Stimmwerkzeuge; häutige Bräune oder Croup aber die eigenthümliche Entzündung der
Luftröhre und ihrer Aeste, wo diese Kanäle mit häutigen Gebilden überzogen und dadurch
verstopft werden. Diese letztere Art ist eine darum sehr gefährliche Krankheit, weil sie ohne
große Beschwerden sich vorbereitet und dann plötzlich mit höchst bösartigen Symptomen
sich zeigt, wo dann leider häufig die Hilfe zu spät kommt.
Brechruhr [11] S. 657 Brechdurchfall (Cholera), ist eine stürmisch und schnell verlaufende
Krankheit, die mit heftigen und sehr häufigen wässerigen Ausleerungen nach oben und unten,
und baldigem Sinken der Kräfte auftritt. Sie erscheint in 2 Formen, einmal endemisch u. in
großer. mörderischer Verbreitung, als die bekannte und gefürchtete Cholera asiatica (s. d.
Art.), sodann sporadisch oder in kleineren Epidemien, als Cholera nostras, europ. Cholera.
Die letztere, vorzugsweise B. genannt, ist häufig bei uns, besonders in warmen Sommern.
Meistens ohne Vorboten stellen sich sogleich heftige u. schnell sich wiederholende
Ausleerungen durch Brechen und Stuhl ein. von Druck und Schmerz in der Herzgrube
begleitet. Anfangs ist es noch der Inhalt des Magens mit Galle, nachher aber wässerige,
schleimige Flüssigkeit. Dazu kommen starker Durst. und bald Verfallen des Gesichts, Blässe
und Kälte der Haut. kalte Schweiße, Angst, Krämpfe und Ohnmachten. Richtig und bald
behandelt geht die europ. Cholera, so stürmend und drohend sie auch auftritt. meist in
Genesung über, oft schon am 1. oder 2. Tage, unter kritischem Schweiß und Harn; kann aber
bei Versäumniß der rechten Hilfe auch schnell tödtlich werden. Die Behandlung geschieht
theils durch äußere Mittel. trockene warme Ueberschläge, aromatische Kräuterkissen,
Einreibungen von Kampferliniment mit Opiumtinktur, Vesicantien; theils innerlich, und hier
ist Hauptmittel Opium, dann aromatische Wasser, Emulsionen, Brausepulver, Brechwurz in
kleinen Gaben.
Brustwassersucht [13] , S. 385 (Hydrothorax), Ansammlung von Wasser im Brustfellsacke,
in Folge allgemeiner Wassersucht od. Folge von Brustfellentzündung,
XXXVIII
Hektik [14] S. 206 (v. gr. Hectica), krankhafter Körperzustand, welcher durch einen
anhaltenden körperlichen Reiz eine Abmagerung n., unter mehr od. minder deutlichen
Fiebersymptomen, eine allmählige Verzehrung des Körpers zur Folge hat. Die Krankheit zieht
sich oft Jahre lang hin, besteht anfänglich mehr in Kränklichkeit als wirklicher Krankheit,
macht auch wohl Unterbrechungen. Nach den veranlassenden Ursachen u. den Organen, von
denen aus sie unterhalten wird, bekommt die Krankheit dann auch andere Benennungen. Vgl.
Auszehrung u. Phthisis.
Hitze; hitziges Fieber [11] S. 759 (Calentura) durch Entzündung der Hirnhälfte, befällt
besonders Seeleute zuweilen in den Tropen, so daß sie sich in wilden Phantasien oft in das
Meer stürzen wollen, um die verzehrende Glut zu löschen. In früheren Jahrhunderten für
Flecktyphus, "Läusetyphus", "Hungertyphus" oder "Kriegstyphus".
Kolik [15] S. 632 (colica), Bauchgrimmen, periodischer und meist plötzlich mit Heftigkeit
eintretender Bauch- oder Darmschmerz, der sich nach längerer od. kürzerer Dauer meist unter
Abgang von Winden od. mit Darmentleerungen löst. Man unterscheidet hauptsächlich 3
Arten: 1) solche Störungen, welche die Enden der Darmnerven unmittelbar treffen:
Entzündung, Geschwüre, Verengerung, Verstopfung der Gedärme, Blähungen,
Saburralzustand, Gallen- und Darmsteine, katarrhalische, rheumatische, hämorrhoidalische
Darmaffectionen; 2) centrale Störungen in Hirn u. Rückenmark: Hysterie, Hypochondrie,
wohin vielleicht auch die K.en von chronischen Blei- und Kupfervergiftungen gehören; 3)
Störungen in andern Nervenparthien, die sich durch Ueberstrahlung (Irradiation) vermittelst
der Centralorgane den Darmnerven mittheilen (mitgetheilte K.en), wie sich nicht selten zu
Magen-, Nieren-, Uterin-, Blasenschmerz auch K. schmerzen gesellen.
Pus [16] S. 704 (lat.), das Eiter, die Fäulnis.
Schlagfluß [17] S. 209-210 (Apoplexia), 1) im weiteren Sinne jede plötzlich erfolgende
Aufhebung od. Lähmung der Nerventhätigkeit; 2) im engeren Sinne ( B l u t s c h l a g f l u ß )
Lähmung od. Tod in Folge von Blutaustritt in das Gewebe der Nervencentren, ins
Rückenmark (Rückenmarksapoplexie) od. ins Gehirn (Gehirnapoplexie, Apoplexia cerebralis,
A. sanguinea). Die Folgen der Gehirnapoplexie sind, wenn nicht augenblicklicher Tod, doch
Aufhebung des Bewußtseins u. Lähmung der verschiedensten Art. Außer dem Blutschlagfluß
unterschied man auch noch den N e r v e n s c h l a g (A. nervosa) u. den s e r ö s e n S. (A.
serosa), der eine als lediglich u. unmittelbar vom Nervensystem bedingt, der andere in
plötzlichem Wasseraustritt im Gehirn bestehend (bei Kindern auch Wasserschlag genannt); 3)
im engsten Sinne versteht man unter S. nur den Austritt von Blut im Gehirn
(Gehirnapoplexie), sei es ins Gewebe desselben od. in den Sack der Arachnoiden. Es gibt eine
eigenthümliche Körperbeschaffenheit (Habitus apoplecticus), welche ganz bes. zu S. geneigt
zu sein scheint, sie besteht in einem großen Kopfe auf kurzem dicken Halse, breiten
Schultern, untersetzten Körperbau u. den Zeichen der sogenannten Vollblütigkeit. Außerdem
aber können S-e bedingt werden durch verschiedene organische Fehler, zumal in der Masse
des Gehirns od. durch Brüchigkeit der Blutgefäßwände desselben, aber auch bei Störungen
des Blutlaufs ganz bes. bei Herzkrankheiten. Am häufigsten kommt der S. im 40.–60. Jahre
vor. Der S. gibt sich zu erkennen durch plötzliches Aufhören des Bewußtseins u. somit der
Empfindung u. der Bewegung, während Athmung u. Herzthätigkeit fortdauern. Nach u. nach,
oft aber erst nach Tagen, findet sich das Bewußtsein wieder u. entweder tritt völlige Genesung
ein, od. es bleiben Lähmungen, Krämpfe od. Geistesstörung zurück. Die Behandlung des S.
hat die Aufgabe bei zu befürchtendem Eintritt desselben od. nach überstandenem Anfalle,
diejenigen Erscheinungen zu bekämpfen, welche dem Austritt von Blut im Gehirn Vorschub
leisten könnten u. zwar weniger durch Arzneimittel als durch Diät. Im Augenblicke der
XXXIX
Gefahr selbst wendet man Blutentziehungen, Eisumschläge auf den Kopf, reizende Klystiere,
Vesicatore u. Galvanismus etc. an.
Die Schwindsucht [18] S. 1753-1754, plur. car. eine mit Fieber verbundene allmähliche
Abzehrung des Körpers, bis die Lebenskräfte endlich völlig erlöschen; Tabes Hectica, die
Hektik, im Oberdeutschen Ettich, Ital. Etica, Nieders. Swinste, die Quiensucht, von quienen,
sich klagen, ingleichen siechen. Ist kein Fieber damit verbunden, so heißt es die Auszehrung.
Wassersucht [19] S. 675-676, lat. hydropsia, eine allgemein gekannte und gefürchtete
Krankheit, deren wesentliches Merkmal in der abnormen Ansammlung von wässeriger,
meistens zugleich Eiweiß- u. Faserstoff nebst Blutsalzen enthaltender Flüssigkeit besteht. Die
W. tritt sowohl als acuter wie auch als chronischer Krankheitsproceß auf; im ersteren Fall ist
die angesammelte Flüssigkeit stets das Produkt einer vorangegangenen od. gleichzeitigen
Entzündung. Der Sitz der W. ist vornämlich irgend eine mit einer serösen Haut ausgekleidete
Körperhöhle z.B. der geschlossene Sack der Spinngewebehaut, des Gehirns, der Herzbeutel,
die Säcke der Pleura, die Bauchhöhle, der Hodensack, die Gelenkshöhlen etc.; sodann das
gesammte Zellgewebe, namentlich das Unterhautzellgewebe u. das Parenchym der
Körpereingeweide. Ist der Krankheitsproceß ein chronischer, wobei er in ganz den gleichen
Organen verlaufen kann, wie als acute Krankheit, so sind es vornämlich 2 Ursachen, welche
ihn begründen: mechanische Hindernisse der Blutcirculation u. das Sinken der Lebenskraft,
welche den Geweben allmälig weder den nöthigen Tonus erhalten, noch ein theilweises
Zerfallen der thierischen Flüssigkeiten in ihre chemische Elemente mehr verhindern kann. Es
bildet darum die W. eine so häufig gesehene letzte Entwicklungsphase aller möglichen
Krankheiten. Als Folgekrankheit von Circulationsstörungen tritt die W. auf bei
Herzkrankheiten, Nieren-, Leberleiden u. natürlich bei jeder auf die Gefäße als Druck
wirkenden größerer Masse, welche da oder dort als Afterproduct im Körper vorkommt. Nach
dem Sitze der serösen Flüssigkeit gibt es verschiedene W.en: Gehirn-W. (hydrocephalus),
Brust. W. (hydrothoras), Herzbeutel-W. (hydrops pericordii), Bauch. W. (hydrops ascites),
Haut-W. (hydrops anasarca), Eierstock-W. (hydrops ovarii), Gebärmutter-W. (hydrometrae),
Wasserbruch (Ansammlung in den Hüllen des Hodens) (hydrocele). Die Prognose ist sehr
verschieden und hauptsächlich von dem causalen Moment der W. abhängig. Ist die W. als
Symptom des Zerfalls der Lebenskräfte anzusehen, so ist sie absolut lethal zu stellen. Die
Heilung geschieht sowohl mittelst Anwendung innerlicher Arzneimittel als auf operativem
Weg. Mittelst der innerlichen Arzneimittel sucht man stets die Resorption zu steigern u. die
ergossene Flüssigkeit irgend einem Excretionsorgan Haut, Nieren u. Darmkanal zur
Ausscheidung zuzuführen. Die Chirurgie entfernt unmittelbar das Wasser durch Abzapfen.
Sireyss (= parasitäre Hauerkrankung, Flechte, Krebs)
XL
Literaturverzeichnis:
[1]
Gemeindelexikon für das Königreich Preußen – Auf Grund der Materialien der
Volkszählung von 1905 und anderer amtlicher Quellen, Berlin 1907 und 1908
VFFOW-Nachdruck, Hamburg 2003, (Sonderschrift Nr. 102)
[2]
Hubatsch, Walther: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band I,
Göttingen, Vandenhoeck Ruprecht, 1968
[3]
Weber, Reinhold: Die Landgemeinden des Kreises Lyck, Höhenwestedt, Verlag Dieter
Broschat, 1988
[4]
Vollständige Topographie des Königreichs Preußen
Erster Teil: Topographie von Ostpreußen. Herausgegeben von Friedrich Goldbeck,
Königsberg und Leipzig, 1785,
VFFOW-Nachdruck, Hamburg 1990, (Sonderschrift Nr. 7)
[5]
Der Regierungsbezirk Gumbinnen nach seiner Lage, Begränzung, Grösse, Bevölkerung
und Eintheilung nebst einem Ortschaftsverzeichnisse und Register, Gumbinnen, 1818
VFFOW-Nachdruck, Hamburg 1981, (Sonderschrift Nr. 48)
[6]
Kossert, Andreas: Masuren - Ostpreußens vergessener Süden, Berlin 2001
[7]
Toeppen, Dr. M.: Aberglauben aus Masuren“, Danzig, Verlag Th. Bertling, 1867
[8]
Staßewski, K. v.; Stein, R.: Was waren unsere Vorfahren? Amts-, Berufs- und
Standesbezeichnungen aus Altpreußen; VFFOW- Sonderschrift Nr. 18
[9]
Otto Glagau: Littauen und Littauer, gesammelte Skizzen - Seinen Landsleuten, den
braven Ostpreußen in landsmännischer Gesinnung und als Zeichen treuer Liebe für die
Heimath, Tilsit, Verlag J. Reyländer 1869
[10]
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837
[11]
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1
[12]
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834
[13]
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857
[14]
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859
[15]
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3
[16]
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861
[17]
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862
[18]
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3.
Leipzig 1798
[19]
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5
[20]
Haxthausen, August Freiherr von: Die ländliche Verfassung in den Provinzen Ost- und
Westpreußen, Königsberg, 1839
[21]
Moeller: Amtsblatt der Königl. Pr. Regierung zu Gumbinnen. Personenkundliche
Auszüge. 1811-1870; VFFOW-Sonderschrift Nr. 70, Hamburg 1992

Documentos relacionados