Mt. McKinley/Denali im Mai 2012 Anmerkungen:

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Mt. McKinley/Denali im Mai 2012 Anmerkungen:
 Mt. McKinley/Denali im Mai 2012
Das 'Projekt Mt. McKinley' hat für mich im Dezember 2010 seinen Anfang genommen. Bei einem Treffen mit Harald Santer in Wien, mit dem ich 2008 gemeinsam am Ararat war, haben wir den Denali als Ziel für 2012 lose ins Auge gefasst. Fix wurde es ungefähr vor einem Jahr, im Frühsommer 2011, als auch das Team feststand: Harald Santer (gebürtiger Kärntner in Wien lebend), Robert Binder aus Salzburg, Martin Burger aus Seckau in der Obersteiermark und ich. Bei einem Treffen in Salzburg im Oktober 2011 hat unser Team seinen Namen bekommen "Austria 4" und der Startschuss für die Planung und Vorbereitung fiel. Als Reisetermin wurde 12. Mai bis 5. Juni 2012 festgelegt. Wir wollten die Normalroute (West Buttress) gehen und die Reise und die Besteigung selbst organisieren (d. h. ohne Reisebüro und Bergführer). Wir haben uns für Aufstieg mit Ski (so weit wie möglich) entschieden, damit stand auch das Schuhwerk fest: Tourenskischuhe. Für die Besteigung hatten wir mit einer Dauer von ca. 15 Tagen gerechnet + zusätzlich Reservetage einkalkuliert. Die Vorbereitung und Reise liefen wie geplant. 'Vor Ort Unterstützung' in Alaska erhielten wir durch John Wunsch und Pat Heller aus Anchorage, die uns beim Einkaufen, beim Transfer und bei der Nachbetreuung wertvolle Unterstützung leisteten und zum Teil des Projektes wurden. Am 14. 5. erfolgte der Abflug von Talkeetna zum Kahiltna‐Base‐Camp bei strahlendem Wetter. Der Flug mit der Aussicht auf die Alaska Range mit unserem Ziel ‐ Mt. McKinley ‐ sowie Mt. Hunter, Mt. Foraker und vielen anderen bizarren Gipfeln und Graten war schon ein Erlebnis für sich. Anders als bei unseren Vorgängern blieb uns das Wetterglück die ganze Zeit über am Berg gewogen und ermöglichte ein zügiges Vorankommen: Tag 1: Kahiltna‐Base Camp (oder Denali International Airport) auf ca. 2.000 m über den Kahiltna Gletscher bis auf ca. 2.700 m, wo wir unser erstes Lager aufschlugen. Tag 2: 2.700 m bis 'Camp 11.000 ft' ‐ das erste große Camp am Berg mit ca. 35 Zelten auf 3.300 m. Tag 3: Rast/Akklimatisation und Gepäck abspecken. Tag 4: Vom Camp 11.000 bis Basin‐ (oder: Medical) Camp auf ca. 4.300 m. Während auf den ersten beiden Abschnitten hauptsächlich Kilometer gemacht wurden, mussten auf dieser Etappe die ersten wirklich steilen Geländeabschnitte (Motorcycle Hill, Squirrel Hill) gemeistert werden. Tag 5 + 6: Am Basin‐Camp (14.000 ft) haben wir die nächsten 2 Tage bzw. 3 Nächte verbracht. Angesagt war Rasten, aber auch Akklimatisationstouren bis auf 4.900 m. Tag 7: Aufstieg auf das High Camp (17.000 ft bzw. 5.300 m). Ein spektakuläres Teilstück über Headwall (ca. 50 Grad steil, Fixseile) und West Buttress (langer Grat mit Gipfelfeeling). Tag 8: war eigentlich schon als Gipfeltag ins Auge gefasst worden, wurde aber nach der anstrengenden Etappe zum Rasttag. Wetter durchwachsen ‐ der Tag wurde größtenteils im Zelt verbracht. Tag 9 (22.5.) Summit day: Die Gipfeletappe erstreckt sich 'nur' über ca. 4 km Länge und 900 hm, ist aber eine echte Herausforderung an Kondition und Motivation. Abmarsch um ca. 10.00 h nach Schneefall und Wind in der Nacht und bei eher schlechtem Wetter (Wolken, keine besondere Sicht). Wir waren die erste Gruppe, die losgegangen ist und mussten somit den ersten Teil Strecke ‐ die in der Falllinie zwischen 30 und 45 Grad steile Querung zum Denali Pass ‐ spuren. Im oberen Viertel klarte es auf und wir bekommen strahlendes Gipfelwetter. Seit dem Flug auf den Gletscher haben wir das erste Mal Sicht auf die höchste Erhebung Nordamerikas. Die letzte Steigung und der Summit Ridge (Gipfelgrat) gehen wieder leichter, somit steht dem Gipfelglück für alle „4 aus Austria“ nichts mehr im Weg. Ankunft am Summit auf 6.194 m bzw. 20.320 ft um ca. 19.30 h. Nach Hurra und ein paar Gipfelfotos (leider funktionierte nur mehr einer von 4 Fotoapparaten) machen wir uns auf den langen und ebenso beschwerlichen Abstieg. Zurück im High‐Camp sind alle wohlbehalten um 01.00 h. Tag 10: Abstieg vom High‐Camp zum Basin‐Camp, dort Übernachtung. Tag 11: Basin‐Camp bis Kahiltna‐Base‐Camp. Über 2.000 hm Abstieg mit vollem Gepäck war nochmals eine Anstrengung, die uns so ziemlich an die Leistungsgrenzen geführt hat. Tag 12: Abschied vom Berg und seinen Gletschern ‐ Abflug nach Talkeetna. Anmerkungen:
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Den Berg erarbeitet man sich ‚by fair means‘. Ausrüstung und Verpflegung ‐ insgesamt ca. 40 KG pro Person ‐ muss man selbst hinauf‐ und wieder hinunter schaffen. Soviel wie möglich im Rucksack, den Rest in Plastikschlitten (Pulkas), die man von der Fluggesellschaft am Gletscher bekommt. Die Schlitten sind zuweilen recht störrisch und wollen prinzipiell nicht in die Richtung, in die sie der Zugmensch schleppen/lenken will. Außerdem fallen sie gerne um. Für den Aufstieg und den Gepäcktransport haben wir uns für die ‚all in one‘ bzw. ‚hau ruck Variante‘ entschieden ‐ d. h., wir sind jede Etappe mit vollem Gepäck gegangen und haben auf das Jo‐Jo mit Depots verzichtet. Ski sind im ersten Teil des Aufstieges die besseren Gehhilfen als Schneeschuhe. Wenn es steil wird, muss man auf Steigeisen wechseln. Wir haben die Ski auf 3.300 bzw. 4.000 m zurückgelassen. Die Abfahrt mit schwerem Rucksack und Pulka ist kein besonderer Spaß … wichtig: nicht zu viel Gewicht auf dem Schlitten. •
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Temperaturen: Die Extreme haben wir nicht gemessen, aber minus 30 Grad außen und minus 15 Grad im Zelt wurden mit Sicherheit unterschritten. Wetterglück: der gefürchtete Wind ist selbst am Windy Corner und am Denali Pass ausgeblieben. ABER: Der Mt. McKinley wird oft als ‚technisch leicht‘ beschrieben. Trotzdem, oder gerade deswegen, muss hier auch eine deutliche Warnung ausgesprochen werden. Neben nicht zu unterschätzenden hochalpinen Gefahren wie Lawinen, Spalten, ausgesetzten Stellen und der großen Höhe kann Schlechtwetter mit Neuschnee, schlechter Sicht, Wind und mit Extremtemperaturen auf Tage hinaus eine Besteigung unmöglich machen und eine große Gefahr für Bergsteiger darstellen….Während unserer Zeit am Berg sind dort zwei tödliche Unfälle passiert…. Weitere Infos:
http://www.nps.gov/dena/planyourvisit/mountaineering.htm Nach dem Berg:
Im Anschluss haben wir noch ein paar Tage Alaska‐Life bei Familie Wunsch in ihrem Haus am See genossen. Der Abschluss der Reise war eine Rundfahrt durch die Chugach Mountains und Kenai Halbinsel, inclusive Fjord‐Rundfahrt mit Gletscherbesichtigung (zur Abwechslung ☺) und Whale‐Watching. Martin hat noch eine Woche angehängt und ist mit dem Auto weit nach Norden gefahren. Er hat insgesamt ca. 3.500 KM auf das Mietauto gespult. Alles in allem hatten wir ein unvergessliches Bergerlebnis, eine tolle Bergkameradschaft und einen
wundervollen Aufenthalt in Alaska. Wiedersehen ist nicht ausgeschlossen. Gerhard Gigler Seite 2 von 2 

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