Berufliche Bildung schafft Perspektiven

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Berufliche Bildung schafft Perspektiven
D 20493 E
05 | 2011
Berufliche Bildung
schafft Perspektiven
Fachkräftequalifizierung im Paritätischen
Nachrichten | Berichte
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Inhalt
Editorial
3
Thema
Berufliche Bildung schafft Perspektiven
Qualifizierung maßgeschneidert
Mütter als Zielgruppe
Der Mensch steht im Mittelpunkt
Paritätische Akademien und Bildungswerke
„Rückenwind“ für Führungskräfte
Verankerung im Verband hilft, Angebote
auf Mitgliederinteressen zuzuschneiden
Fachkräfte fit machen für
das Ehrenamtsmanagement
Fragen hilft, besser zu verstehen
„Man merkt, dass es etwas bringt“
An dieser Schule bauen alle mit
„Herauforderungen kreativ angehen“
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Pflegende Angehörige besser unterstützen
Hartz-IV-Regelsatz: Zehn Euro mehr reichen nicht
„Arbeitsmarktpolitik für alle“
„Bildungspaket ist gescheitert“
Reform der Pflegeversicherung verschoben
Von gleichen Bildungschancen keine Spur
Zahnbehandlung bei Menschen mit
Behinderung liegt im Argen
„Rentenreform-Pläne sind eine Farce“
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Verbandsrundschau
Heilige Männer zieren die Weihnachtspost
www.sozialzentralde.de kommt an
Erst Bundeswehr, dann soziale Arbeit!
Foto: Ulrike Bauer
Sozialpolitik
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Forum
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was · wann · wo
hören & sehen
Buchbesprechung | Impressum
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Foto: Robert-Bosch-Krankenhaus
Hunde erschnüffeln Krebs
Beim inklusiven Unterricht enormer Nachholbedarf
wheelmap.org zeigt rollstuhlgerechte Orte
Erstes „Selbsthilfefreundliches
Krankenhaus“ ausgezeichnet
„Tierisch Pädagogisch“
(Noch?) keine Krawalle
„Toll“: Texte von Menschen mit geistiger Behinderung
Fortbildung in den USA
Neues von der Frauenhauskoordinierung
Das besondere Produkt: Espresso Dark JackPott
Thema
Dr. Eberhard Jüttner,
Vorsitzender des
Paritätischen
Gesamtverbandes
Liebe Leserinnen und Leser,
Bildung ist wichtig! Dass dem so ist,
wusste der große Sir Peter Ustinov in
unnachahmlicher Weise auszudrücken:
„Bildung ist wichtig!(…)Wenn man schon
ein Gefangener seines eigenen Geistes
ist, kann man wenigstens dafür sorgen,
dass die Zelle anständig möbliert ist.“
Bildung und Qualifizierung spielen
auch für die Arbeit des Paritätischen
und seiner Mitglieder eine wichtige
Rolle und werden in Zukunft noch an
Bedeutung gewinnen. Wir stehen in
den nächsten Jahren und Jahrzehnten
vor der großen Herausforderung, ausreichend qualifiziertes Personal für die
soziale Arbeit in unserem Land zu finden. Daher ist es erforderlich, unsere
Anstrengungen bei der Ausbildung
junger Menschen und bei der berufsbegleitenden Weiterbildung weiter zu
bündeln und zu verstärken.
Zusätzlich zu dieser Herausforderung
sehen sich die potenziellen Fachkräfte
von morgen mit stetig wachsenden
Erwartungen und Anforderungen seitens des Schul- und Bildungssystems
und der Gesellschaft im Allgemeinen
konfrontiert. Das große Ziel der Bildung ist dabei nicht lediglich die Aneignung von (Fach-)Wissen, sondern
die Fähigkeit, verantwortlich, sozial
kompetent und sachgerecht zu han4
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deln. Die hohen Anforderungen sind
auch gerechtfertigt, wenn man sich
das Aufgabenprofil der sozialen Berufe
anschaut. Um den täglichen Herausforderungen, beispielsweise im Umgang mit Kindern und Jugendlichen,
Pflegebedürftigen und Menschen mit
Behinderungen und in schwierigen
Lebenslagen gerecht werden zu können, ist eine fachlich fundierte und
pädagogisch unterstützte Ausbildung
von grundlegendem Wert. Die Qualität
von Bildungs- und Erziehungsangeboten spielt daher eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Suche nach
den Fachkräften für das Sozial- und
Gesundheitswesen von morgen.
Zum Glück gibt es in unserer Gesellschaft inzwischen einen breiten Konsens über den Wert von Bildung. Doch
die gute Absicht allein reicht nicht aus,
um der Zukunft gerecht werden zu
können. Aus diesem Grund engagiert
sich der Paritätische schon lange in der
Ausbildung in sozialen und pflegerischen Berufen. Die Fort- und Weiterbildungsangebote der Paritätischen
Bildungsträger sollen die Beschäftigten der Mitgliedsorganisationen und
Einrichtungen in ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit unterstützen,
ihnen neue Impulse und wertvolle
Informationen geben, ihre Kompetenzen stärken und nicht zuletzt den kollegialen Austausch fördern. In vielen
Bereichen sind die Erfolge inzwischen
deutlich sichtbar. Die Maßnahmen
greifen an der richtigen Stelle, Projekte
entwickeln sich positiv und finden
Nachahmer. In Zeiten der Finanzkrise
kann man sich ruhig mal wieder an das
Zitat Benjamin Franklins erinnern:
„Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen.“
In dieser Ausgabe unseres Verbandsmagazins präsentieren wir Ihnen Beispiele aus dem breiten Spektrum der
Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen
Paritätischer Bildungsträger. Im Sinne
der Verbandsgrundsätze ist es uns
ein Anliegen, die unterschiedlichen
Bildungsprozesse, Herangehensweisen
und Zielgruppen in unserem Verband zu
unterstützen und deren Anliegen und
Erfordernisse zu berücksichtigen.
Ich wünsche Ihnen eine informative und
anregende Lektüre!
Herzliche Grüße,
Ihr Eberhard Jüttner
Thema
Qualifizierung maßgeschneidert
Paritätische Bildungsträger wissen, was für die soziale Arbeit wichtig ist
Für qualifizierte Fachkräfte zu sorgen ist ein zentraler Bestandteil der Personalentwicklung.
Der demografische Wandel forciert die Entwicklung zeitgemäßer Qualifizierungsmaßnahmen. Die Bildungsträger unter dem Dach des Paritätischen bieten ein breites Spektrum.
S
ir Ernest Shackleton müsste man
heißen: Für 56 freie Stellen mit
sehr unterschiedlichen Anforderungsprofilen in einem befristeten und
äußerst beschwerlichen Projekt gehen
bei ihm mehr als 5.000 Bewerbungen
ein. Und das, obwohl die Stellenausschreibung alles andere als einen
Traumjob verheißt: harte Arbeit, wenig
Lohn und einen Einsatz am Ende der
Welt. So geschehen 1914, als der Abenteurer eine Mannschaft für seine große transkontinentale Antarktisexpedition zusammensuchte. Angeblich lautete damals die Annonce frei übersetzt:
„Männer für gefährliche Fahrt gesucht.
Geringe Heuer. Bittere Kälte. Lange
Monate der absoluten Dunkelheit.
Ständige Gefahr. Sichere Rückkehr
zweifelhaft. Ehre und Anerkennung
im Erfolgsfall.“ Sicher ist die Arbeitsmarktsituation im British Empire von
1914 nur schwer mit der heutigen vergleichbar – und trotzdem ist es faszinierend und lehrreich, wie es dem charismatischen Expeditionsleiter gelang,
auf den ersten Blick wenig attraktiven
Arbeitsplätzen eine besondere Anziehung zu verleihen. Zugegebenermaßen waren die Kündigungsmöglichkeiten beider Seiten nach dem Auslaufen
des Forschungsschiffes recht begrenzt.
Vorausschauende Konzepte
Obwohl soziale Einrichtungen und Organisationen keine Leute für abenteuerliche Expeditionen suchen: Qualifizierte und motivierte Fachkräfte zu
finden, ist kein Kinderspiel. Selten
wurde über die Bedeutung des Personals für den Einrichtungserfolg mehr
geschrieben und geredet als heute. Inzwischen fehlt in kaum einer Sonntagsrede der Verweis auf Aus- und Weiterbildung als wesentliche Bestandteile
einer erfolgreichen Personalentwicklung. Die Frage nach einem „Ja“ oder
„Nein“ von Personalentwicklungsstrategien stellt sich nicht mehr. Ein eklatanter Fachkräftemangel in den Sozial-,
Pflege- und Gesundheitsberufen, seit
Jahren prognostiziert und gleichermaßen ignoriert, zwingt inzwischen zu
schnellem und strategischem Handeln.
Personalentwicklung erfordert vorausschauende und langfristige Konzepte.
Das tägliche Zupfen am Halm lässt das
Gras nicht schneller wachsen.
Anziehungskraft einer
überzeugenden Mission
Dabei stehen unsere Chancen nicht
schlecht. Thomas Sattelberger, heute
Personalvorstand der Telekom, sagte bereits 2003 in einem Interview mit der
Zeitschrift brand eins zum Thema strategische Aufgaben der Personalverantwortlichen: „Unternehmen müssen eigentlich von Freiwilligen-Organisationen
lernen. Die haben einen gemeinsam verstandenen und gelebten Zweck, jeder ist
der guten Sache verpflichtet, ein kräftiges Stück Leidenschaft und auch Emotionalität ist mit im Spiel, eine Chancenund Risikogemeinschaft, Joint Destiny,
wie die Angelsachsen sagen.“ Aufbauend auf der Anziehungskraft einer überzeugenden Mission der Mitgliedsorganisationen und des Paritätischen, verbunden mit einem innovativen Personalmanagement und kreativen Problemlösungen, sollten soziale Einrichtungen gute
Chancen im Wettbewerb um das beste
Personal haben. Die Attraktivität eines
Arbeitgebers reduziert sich eben nicht
nur auf die Frage der Entlohnung.
Die Bildungsträger Paritätischer Mitgliedsorganisationen, der Landesverbände und des Gesamtverbandes leisten ihren jeweils spezifischen Beitrag zu einer
wettbewerbsfähigen Organisations- und
Personalentwicklung. Gefördert durch
das ESF-Programm „rückenwind – Personalentwicklung für die Beschäftigten
in der Sozialwirtschaft“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales wurden bisher 16 Modellprojekte zur Personalentwicklung gestartet. Viele der dort
entwickelten Konzepte sind in Fortbildungsangebote eingeflossen.
Kooperation mit Hochschulen
Die Paritätische Bundesakademie konzentriert sich seit mehr als zehn Jahren
auf die Fach- und Führungskräfteentwicklung und setzt dabei auch auf eine
enge Kooperation mit Hochschulen.
(Siehe auch Interview auf Seite 22.)
Immerhin verfügen circa 60 Prozent
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im
Sozialbereich über einen Hochschulabschluss und erwarten natürlich zu
Recht Weiterbildungsangebote auf einem
adäquaten Niveau mit einem ausgeprägten Praxisbezug.
Lebenslanges Lernen
Wenn lebenslanges Lernen nicht zu einem leeren Schlagwort verkommen
soll, muss es für die Arbeitgeberseite
sowie Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen attraktive Qualifizierungswege eröffnen, die sich eng am Lebensund Berufsalltag orientieren. Der komplette Wechsel zwischen Berufstätigkeit und Qualifizierung in den einzelnen Lebensphasen wird eher die Ausnahme bleiben. Viel wahrscheinlicher
ist ein steigender Bedarf an berufsbegleitenden Qualifizierungsangeboten,
die sowohl praxisrelevantes Wissen
vermitteln als auch neue Karrieremöglichkeiten eröffnen. Wichtig ist dabei
auch, Qualifikationen anzuerkennen,
die zwar mit Erfahrungswissen, wenn
auch nicht mit formalen Abschlüssen
belegt sind.
(Fortsetzung auf Seite 6)
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Thema
Lebensnahe Anerkennungs- und Zulassungsverfahren gerade an den Übergangsstellen zwischen beruflicher
Erstausbildung und Hochschulstudium, zwischen unterschiedlichen Hochschulabschlüssen (Diplom, Bachelor,
Master) und nicht zuletzt zwischen
praktischen Erfahrungen und einzelnen Weiterbildungszertifikaten sind
dringend erforderlich, um in den kommenden Jahren dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen. Die Paritätische Bundesakademie nimmt in diesem Zusammenhang eine wichtige
Brückenfunktion wahr. Einerseits entwickelt sie ihre Fortbildungsangebote
weiter und passt sie dem veränderten
Bedarf an, andererseits kooperiert sie
eng mit Hochschulen im gesamten
Bundesgebiet und im europäischen
Ausland. So bietet sie den mittlerweile
bundesweit nach der Studierendenzahl
größten akkreditierten postgradualen
berufsbegleitenden Fernstudiengang
„Sozialmanagement/Sozialwirtschaft“
mit einem Master-Abschluss an.
Sicher ein Meilenstein in der Verknüpfung der verschiedenen Qualifizierungsebenen ist die Anerkennung der Paritätischen Bundesakademie als Hochschulinstitut der Fachhochschule Ottersberg.
Dies ermöglicht es, die Fortbildung zu
erweitern sowie flexibler und praxisorientierter zu gestalten.
Herausforderungen in der Pflege
und der frühkindlichen Erziehung
Zwei Arbeitsfelder stehen beispielhaft
für die Herausforderungen, die der
Paritätische meistern muss: der Pflegebereich und die frühkindliche Erziehung.
In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Beschäftigtenzahlen in
der Pflege fast verdoppelt. Ein weiterer
Anstieg ist aufgrund der demografischen Entwicklung gewiss. Doch die
Ausbildungskapazitäten wurden bislang nicht entsprechend angepasst.
Schon heute mangelt es an Fachpersonal. Das führt zu Arbeitsverdichtung,
hohen physischen und psychischen
Anforderungen und in der Folge zu
einem Negativ-Image der Pflegeberufe.
Der Paritätische hält es für sinnvoll,
die bislang getrennten Kranken- und
Altenpflegeausbildungen in einer „ge6
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ren mehr als 100.000 zusätzliche
pädagogische Fachkräfte gebraucht.
Hinzu kommen die steigenden fachlichen Anforderungen insbesondere
im Hinblick auf die frühkindliche
Bildung, die Zusammenarbeit mit den
Eltern, die Konzeptentwicklung und
die Umsetzung von Evaluationsverfahren. Dies gilt es nicht nur in der
Erstausbildung zu berücksichtigen,
sondern auch in geeigneten Anpassungs- und Aufstiegsqualifizierungen.
Beispielhaft sei an dieser Stelle nur auf
die 2010 gegründete Paritätische Fachschule für Sozialpädagogik in Aschersleben verwiesen. Dort werden in Trägerschaft des Paritätischen Bildungswerks Sachsen-Anhalt ErzieherInnen
in enger Kooperation mit Mitgliedsorganisationen ausgebildet (Siehe Bericht
auf Seite 20).
Tilo Liewald
Foto: Bauer
neralistischen Pflegeausbildung“ zusammenzuführen. Dies trüge nicht
nur der zunehmenden fachlichen Verflechtung der beiden Felder Rechnung,
sondern würde diese Berufssparte
auch attraktiver machen. Der gemeinsame Berufsabschluss, unter Umständen mit fachlichen Schwerpunktsetzungen, bringt mehr Flexibilität – sowohl für die Beschäftigten als auch
für die Einrichtungen.
Reform der Pflegeausbildung
Eine Reform der Pflegeausbildung muss
auf dem bewährten Praxisbezug der bestehenden Kranken- und Altenpflegeschulen aufbauen und den erweiterten
Anforderungen im Berufsfeld gerecht
werden. Sowohl nach unten wie auch
nach oben ist eine Öffnung notwendig:
Der berufliche Quer- und Wiedereinstieg muss erleichtert werden. AltenpflegerhelferInnen, Praktikanten und
HauptschülerInnen brauchen für sie
geeignete Ausbildungswege, Fachkräfte
bessere Aufstiegschancen. Die Aus- und
Weiterbildung muss sich am Arbeitsund Lebensalltag der Interessenten und
der Einrichtungen orientieren.
Allein aufgrund des Rechtsanspruchs
auf einen Betreuungsplatz für unter
Dreijährige werden in den Kindertageseinrichtungen in den nächsten Jah-
Komplexe dynamische Prozesse
Zur Lösung des Fachkräfte-Problems
wird es keinen Königsweg geben. Die
Mitgliedsorganisationen des Paritätischen, der Verband selbst und seine Bildungseinrichtungen werden zum Teil
ganz unterschiedliche Wege gehen, um
am Ende eine Vielzahl von Angeboten
unterbreiten zu können. Diese bekannt
zu machen und den gegenseitigen Erfahrungsaustausch zu fördern, ist dem
Verband ein großes Anliegen. Das Kompetenzzentrum Fachkräftegewinnung
beim Paritätischen Gesamtverband leistet dazu einen wichtigen Beitrag.
Was sich hinter den Begriffen demografischer Wandel und Fachkräftemangel
verbirgt, ist ein äußerst komplexer und
dynamischer Prozess, der sich in den
Bundesländern und Regionen und für
die einzelnen Arbeitsfelder der sozialen
Arbeit, der Pflege und des Gesundheitswesens sehr unterschiedlich darstellt.
Lösungen für einen Bereich, für eine Region erzeugen unter Umständen verschärfte Problemlagen in anderen. Damit kreativ und vorausschauend umzugehen, gehört zu den Kernkompetenzen
der gegenwärtigen und der zukünftigen
Führungskräfte. Das notwendige Knowhow dafür zu vermitteln, ist eine zentrale Aufgabe Paritätischer Bildungsträger.
Tilo Liewald, Geschäftsführer der
Paritätischen Bundesakademie
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Thema
Mütter als Zielgruppe
Neues Projekt der Berufsfachschule in Hausach
Arbeitslose Mütter haben es schwer, im Berufsleben Fuß zu fassen. Erst recht, wenn es
mit den deutschen Sprachkenntnissen hapert. In der Paritätischen Berufsfachschule für
Sozial- und Pflegeberufe in Hausach werden sie gezielt gefördert. Seit Oktober 2010
können arbeitslose Mütter mit (und ohne) Migrationshintergrund dort den Beruf der
Altenpflegehelferin erlernen und gleichzeitig ihre Deutschkenntnisse verbessern. Möglich macht das eine Kooperation der Schule mit dem Institut für Deutsche Sprache und
der Kommunalen Arbeitsförderung in Offenburg.
H
andschuhe, Tupfer, Kanülen liegen bereit. Auch Desinfektionsmittel, Kochsalzlösung und sterile Einmalspritzen hat Carmen Heitz
vorbereitet. „Wer fängt an?“, fragt die
Fachlehrerin für Pflegeberufe. Drei, vier
Hände gehen in die Höhe. Stefanie Stoffer traut sich als erste an die „Durchführung einer subkutanen Injektion“ wie
das Unterrichtsthema an diesem Morgen
in der Paritätischen Berufsfachschule für
Sozial- und Pflegeberufe im baden-württembergischen Hausach lautet. Ihre „Patientin“ ist eine Mitschülerin.
Seit Oktober 2010 nimmt die 27-Jährige
an der Ausbildung zur „Staatlich anerkanntenAltenpflegehelferinplusDeutsch
B2 Beruf“ teil. Das kann die Mutter des
siebenjährigen Malik und des zweijährigen Chris nur, weil die Ausbildung über
22 Monate in Teilzeit angeboten wird. 22
Monate, in denen die Hartz-IV-Empfängerin einen Berufsabschluss erreichen
kann. „Ich habe schon eine Ausbildung
zur Hauswirtschafterin begonnen, aber
aus privaten Gründen nicht beenden
können“, sagt Stefanie Stoffer. Nun ist sie
zuversichtlich, dass es im zweiten Anlauf
klappt. Ihren Ausbildungsplatz in der der
Avendi-Seniorenresidenz „Alte Mühle“
in Bodersweier hat sie sich selbst ausgesucht. Für den Lebensunterhalt der jungen Frau kommt weiterhin die kommunale Arbeitsförderung auf. Sie übernimmt auch die Kosten für die Betreuung von Chris durch eine Tagesmutter.
Schulgeld muss die 27-Jährige nicht zahlen. Mit Zeugnis und Sprachzertifikat
hat sie nach der knapp zweijährigen Ausbildungszeit gute Möglichkeiten, in ihrem neuen Beruf zu arbeiten oder sich
zur Altenpflegerin weiterzubilden.
Eine Perspektive, auf die auch Nihal
Köseoglu hinarbeitet. Die 30-jährige gebürtige Türkin lebt seit acht Jahren in
Deutschland. Die Mutter eines siebenjährigen Sohnes hat bislang keine Berufsausbildung. Wie Stefanie Stoffer aber hat
auch sie einen Ausbildungsplatz gefunden: im Seniorenpflegeheim „Sonnenhaus“ in Kork. „Ich habe noch Probleme
mit der deutschen Sprache, aber die Arbeit mit alten Menschen macht mir viel
Freude“, sagt sie. Eine Erfahrung, die sie
mit Mernush Moradi teilt. Die 30-jährige
Iranerin, die in ihrem Heimatland eine
Ausbildung zur Reisebürokauffrau gemacht hat und seit 2002 in Deutschland
lebt, konnte es sich zuerst gar nicht vorstellen, „in einem Altenheim zu arbeiten“. Doch in der Ausbildungsmöglichkeit, die der Kurs der zweifachen Mutter
gibt, sieht sie eine „gute Gelegenheit,
besser Deutsch zu lernen“ – und in ihrer
neuen Heimat einen qualifizierten
Berufsabschluss zu bekommen.
Berufliche Perspektiven verbessern
Stefanie, Nihal und Mernush sind drei
von 22 Frauen, mit denen das Kooperationsprojekt der Paritätischen Berufsfachschule für Sozial- und Pflegeberufe, das
Institut für Deutsche Sprache (ISD) und
die kommunale Arbeitsförderung in Offenburg einen neuen Weg gehen. Die
Beweggründe erläutert Astrid Müller,
Geschäftsführerin der Paritätischen
Berufsfachschule: „Wer einen Integrationskurs erfolgreich abgeschlossen hat
und über grundlegende Sprachkenntnisse verfügt, hat damit noch keine berufliche Perspektive. Bei uns können die
Kursteilnehmerinnen nicht nur eine
Ausbildung absolvieren, sondern parallel
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Thema
Ausbildungsplatz angeboten und konnten die zu ihnen passende Bewerberin
auswählen.
850 Stunden praktische Arbeit müssen
die Kursteilnehmerinnen in den 22 Monaten leisten, 720 Stunden Theorie bewältigen und 480 Stunden Deutschunterricht. Dabei lernen sie nicht nur Fachliches für die Arbeit mit alten, pflegebedürftigen Menschen, sondern gewinnen
auch an Selbstsicherheit. „Die Frauen
kommen durch die Ausbildung aus
ihrem Schneckenhaus heraus, verbessern ihre Sprachkenntnisse und ihre
sozialen Kompetenzen“, betont Astrid
Müller, Geschäftsführerin der Berufsfachschule. „Das sind wichtige Voraussetzungen, um auf dem Arbeitsmarkt
Chancen zu haben.“
Im Unterricht lernen die Schülerinnen auch, Spritzen zu geben.
gezielt ihre Deutschkenntnisse erweitern.“ Auf dem Informationspapier für
Interessierte steht eine Reihe von Zugangsvoraussetzungen. An erster Stelle:
der Hauptschulabschluss. Doch diesen
nachzuweisen, bedeutet für viele Bewerberinnen mit Migrationshintergrund
schon die erste Hürde. Astrid Müller:
„Wenn ein solcher aus Deutschland nicht
vorliegt, muss das Regierungspräsidium
in Stuttgart ein Zeugnis aus dem Heimatland der Bewerberin anerkennen.“
Erst mit dem Zeugnis samt dessen deutscher Übersetzung und der Anerkennung durch den Regierungspräsidenten
können die Bewerberinnen zugelassen
werden. Den „strengen Filter“ (nachgewiesener Hauptschulabschluss und
Die Paritätische Berufsfachschule im
badischen Hausach ist ein anerkannter Bildungsträger für Ausbildungsgänge in Pflege-, Sozial- und Gesundheitsberufen. Sie ermöglicht unter
anderem die staatlich anerkannte
Ausbildung als Altenpfleger/in (drei
Jahre), zur Heilerziehungspflege und
der Jugend- und Heimerziehung (drei
Jahre nach einem einjährigen angeleiteten Praktikum). Die von der Schule
angebotene Ausbildung zum Ergothe-
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Foto: Corinna Willführ
Sprachkenntnisse B1), so Wolfgang Eberhardt, Leiter des Instituts für Deutsche
Sprache in Offenburg, „konnte ein Teil
der Bewerberinnen mit Migrationshintergrund nicht erfüllen“. Für den ersten
Kurs wurde die Gruppe deshalb um langjährig arbeitslose Mütter erweitert, die
eine EDV-Schulung erhalten, während
ihre Kolleginnen deutsche Grammatik
und Vokabeln lernen. Vorgeschlagen
wurden sie alle von der kommunalen
Arbeitsförderung in Offenburg. 16 Einrichtungen der Altenhilfe aus dem
Ortenaukreis, für die die kommunale
Arbeitsförderung Offenburg zuständig
ist, waren an dem ersten Kurs interessiert. Sie haben für eine oder mehrere
Kursteilnehmerinnen einen praktischen
rapeuten, ebenfalls über drei Jahre, ist
vom Weltverband der Ergotherapeuten WFOT (World Federation of Occupational Therapists) zertifiziert. Sie
qualifiziert die AbsolventInnen für
eine internationale Tätigkeit in ihrem
Beruf. Die Schule bietet außerdem
anerkannte Weiterbildungen in den
Bereichen „Arbeitserziehung“ und
„Verantwortliche Pflegekraft“ an. Derzeit hat sie rund 300 Schülerinnen
und Schüler.
cor
Organisationstalent ist gefragt
Ausbildung und Familie unter einen Hut
zu bringen, erfordert zudem Organisationstalent von den Frauen. Mernush
Moradi muss mit ihrem berufstätigen
Partner die Betreuung ihrer beiden Kinder während der zwei halben Studientage
in der Woche mit fachlichem Unterricht,
dem halben Tag Deutsch-Unterricht und
zwei halben Tagen in der Altenhilfe-Einrichtung koordinieren. „Das ist nicht einfach“, sagt die gebürtige Iranerin. „Zum
Glück arbeitet mein Mann auch Schicht,
sodass wir das hinkriegen können.“
Die Organisation ihres Tagesablaufs ist
auch für Nihal Köseoglu nicht einfach.
Doch sie kann auf die Unterstützung
ihrer Familie rechnen. Wenn sie in der
Schule oder an ihrem Ausbildungsplatz
im „Sonnenhaus“ in Kork ist und die
Tagesmutter einmal ausfällt, passen
Familienmitglieder auf ihren siebenjährigen Sohn auf. Denn sie haben erlebt,
dass „mir die Arbeit mit alten Menschen
gefällt und ich darin eine Perspektive für
mich und mein Leben sehe“, so die
30-Jährige.
Corinna Willführ
Kontakt
Paritätische Berufsfachschule für Sozialund Pflegeberufe gGmbH
Inselstraße 30, 77756 Hausach
Tel.: 07831/96850
E-Mail: [email protected]
Homepage: www.pbfs.de
Thema
„Der Mensch steht im Mittelpunkt“
Paritätisches Bildungswerk NRW qualifiziert SchuldnerberaterInnen
Rund drei Millionen Haushalte in Deutschland gelten als überschuldet. Häufig führen
der Verlust des Arbeitsplatzes, eine gescheiterte Ehe, eine schwere Krankheit oder
steigende Mieten bei sinkenden Löhnen dazu, dass ihr Einkommen nicht ausreicht: Zahlungsverpflichtungen können nicht mehr erfüllt werden, der Kontostand bleibt dauerhaft im Minus. Entsprechend groß ist der Bedarf an Schuldnerberatung. Das zeigt
sich auch beim Paritätischen Bildungswerk Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Wuppertal.
„Die Nachfrage nach Qualifizierungsangeboten für Schuldnerberaterinnen und -berater
steigt ununterbrochen“, sagt Bildungsreferent Fritz Heinecke.
A
kten bestimmen den Arbeitsalltag von Daniela Andree.
Einmal pro Woche beschäftigt
sich die Justizsekretärin am Landgericht Paderborn jedoch mit leibhaftigen
Menschen – ehrenamtlich, als Schuld-
nerberaterin im Arbeitslosenzentrum
Paderborn. Dort hat sie Gunda Köster
kennengelernt. Die Diplom-Sozialarbeiterin in einer Integrationsfirma hat immer wieder mit „Leuten in Verschuldung“ zu tun. „Da möchte man fit sein“,
sagt Gunda Köster. Um sich das nötige
fachliche Know-how für die Beratung
anzueignen, wählten sie und Daniela
Andree eine Fortbildung des Paritätischen Bildungswerks NRW in Bielefeld.
(Fortsetzung auf Seite 10)
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Thema
„Schuldnerberatung ist Sozialarbeit“,
betont Gottfried Beicht, Dozent des
Bildungswerks. Doch die Hälfte der
Teilnehmenden kommt nicht aus
sozialarbeiterischen, sondern aus
anderen Berufsfeldern: aus der Justiz
wie Daniela Andree, der Arbeitsvermittlung, aus kommunalen Behörden,
sogar aus dem Bankenwesen. Sie wollen lernen, wie Schuldnerberatung
geht, weil sie es im Beruf brauchen
oder weil sie sich eine neue Perspektive
eröffnen wollen.
Ganzheitlicher Ansatz
Angesichts der heterogenen Klientel,
wie sie dort im Seminarraum des
Tagungshauses in Bielefeld sitzt, ist
von einem Unterrichtsplan nach Schema F keine Rede. Gottfried Beicht richtet den Inhalt des jeweiligen Kurses an
den Teilnehmenden und deren Hintergrund aus und arbeitet mit ihnen „so
praxisnah wie möglich“. Seine Erfahrung hat ihn auf nahezu alle Fragen
und Fälle vorbereitet: Gottfried Beicht
ist seit 30 Jahren, also seit den Anfängen, in der Schuldnerberatung tätig. Er
hat viele Jahre eine Beratungsstelle
geleitet und sich kürzlich als Sozialanwalt selbstständig gemacht.
Umfangreiches Qualifizierungsangebot
Mit einem breitgefächerten Programm
wendet sich das Paritätische Bildungswerk des Landesverbands NordrheinWestfalen an die rund 3.000 Mitgliedsorganisationen des Verbandes sowie
andere Interessierte.
Die Zertifikatskurse – mehr als ein Dutzend pro Jahr – werden vor allem zu
Managementaufgaben in der Sozialarbeit und zu fachlichen Qualifizierungen
wie etwa zur Schuldnerberatung angeboten. Sie erstrecken sich über fünf Blöcke zu je drei Tagen (mindestens 100
Stunden). Dazwischen bearbeiten die
Teilnehmenden individuell oder in
Lerngruppen begleitende Aufgaben.
Das umfangreiche Angebot des Paritätischen Bildungswerks NRW umfasst
Über das notwendige Fachwissen hinaus impft Gottfried Beicht der Zuhörerschaft seine Philosophie der Schuldnerberatung ein, betont den „ganzheitlichen Ansatz“. Nicht die „Miesen“
stehen im Fokus, sondern der Mensch.
„Verschuldung betrifft alle Lebensbereiche“, so Beicht. Sie mache krank,
Für jeden Fall eine Lösung: Dozent Gottfried Beicht qualifiziert Frauen und Männer aus
unterschiedlichen Berufsfeldern für die Arbeit in der Schuldnerberatung.
Foto: Kleiner
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außer Zertifikatskursen auch ein- bis
fünftägige Seminare. Deren Schwerpunkte liegen in den Bereichen Management, Fachliche Qualifizierung
sowie in dem Ausbau persönlicher
Kompetenzen. Beispiele dafür sind Veranstaltungen zu den Themen Finanzund Qualitätsmanagement, Personalführung, Recht, Kinder, Jugend und
Familie, Tageseinrichtungen für Kinder, Menschen mit Behinderung, Altenhilfe- und -pflege, Sozialpsychiatrie,
Kommunikation und vieles mehr. Detaillierte Informationen zu den Angeboten sowie zu nationalen und internationalen Projekten des Paritätischen Bildungswerks erhalten Interessierte auf
www.bildung.paritaet-nrw.org.
gefährde Jobs. „Die Ressourcen und
Stärken des Betroffenen ermitteln,
Selbstbewusstsein aufbauen und zwischen Gläubiger und Schuldner vermitteln“, so beschreibt Gottfried Beicht
die Kernaufgaben. Häufig stehe zunächst die Existenzsicherung im Mittelpunkt, gelte es beispielsweise, den
Verlust der Wohnung zu verhindern.
Die Ratsuchenden seien keine „Loser,
sondern Elite, weil sie ihre Schwellenangst überwunden haben und um Unterstützung nachsuchen“.
Erstgespräch im Rollenspiel
Jeder Fall ist laut Gottfried Beicht anders. Aber jede Schuldnerberatung beginnt damit, die notwendige Vertrauensbasis herzustellen. Zum Auftakt des
Kurses bittet Gottfried Beicht daher zu
Rollenspielen, um Erstgespräche darzustellen. Für solche Situationen müssen
vor allem die Teilnehmenden ohne
professionelle Beratungserfahrung ein
Gespür entwickeln. Daniela Andree
gelingt es auf Anhieb. „Sie hat intuitiv
ein gutes Gespräch gemacht“, freut
sich Gottfried Beicht.
Um die inhaltlichen Aspekte der
Schuldnerberatung zu beleuchten,
wählt Gottfried Beicht aus seinem reichen Fundus an Praxisfällen. Diese Beispiele werden in kleinen Gruppen erörtert, die Resultate mit den Musterlösun-
Thema
gen des Dozenten verglichen. Rechtsfragen diskutiert Gottfried Beicht anhand von Fachexempeln, das Verbraucherinsolvenzverfahren stellt er mit
PowerPoint-Präsentationen dar.
Binnen sechs Monaten kommen die
Männer und Frauen des Zertifikatskurses insgesamt fünf Mal zusammen,
um drei Tage lang in die Materie einzutauchen. Das Themenspektrum
reicht von der Ausgabenanalyse für einen Privathaushalt bis zur Zwangsvollstreckung. Gunda Köster findet die
Unterbrechungen sinnvoll: „Da hat
man Zeit, die Sache sacken zu lassen.“
Zwischen den Blöcken erledigen die
Teilnehmenden Hausarbeiten. „Man
ist so dazu gezwungen, sich mit dem
Stoff auseinanderzusetzen“, schildert
Gundula Köster ihre Erfahrungen.
„Roter Faden“ gibt Sicherheit
„Diese 15-tägige Fortbildung bietet den
Teilnehmerinnen und Teilnehmern
eine gute Grundlage“, meint Gottfried
Beicht. „Die meisten bilden sich parallel zu ihrer Beratungstätigkeit anschließend kontinuierlich weiter.“ Bei der
Zertifikatsübergabe bekräftigen die
Teilnehmenden, neben einem dicken
Ordner voll nützlichem Material jetzt
einen „roten Faden“ in der Hand zu
halten, der sie mit mehr Sicherheit bei
Entscheidungen und Selbstbewusstsein in die Praxis gehen lässt. Er werde
jetzt nicht gleich „nasse Finger bekom-
men, wenn ein Gläubiger eine Kontopfändung reinhaut“, meint ein Teilnehmer. Zugleich sei im Seminar mit
Vorurteilen aufgeräumt worden, betont
ein Sparkassen-Angestellter. Zum Beispiel mit dem Spruch, die Klientel der
Schuldnerberatung bestünde nur aus
„Hartz-IV-Empfängern und Leuten,
die nicht mit Geld umgehen könnten“.
Bernd Kleiner
Kontakt
Paritätisches Bildungswerk
Landesverband NRW e. V.
Tel.: 0202/2822-232
E-Mail: [email protected]
Paritätische Akademien und Bildungswerke
Soziales Engagement und Bildung
bringt bundesweit ein dicht geknüpftes Netz Paritätischer Bildungsträger
zusammen. Hier einige wichtige
Adressen:
Paritätische Bundesakademie gGmbH
Hackesche Höfe
Rosenthaler Straße 40-41
10178 Berlin
Tel.: 030/24636-440
E-Mail: [email protected]
www.paritaetische-akademie.de
Paritätisches Bildungswerk
Bundesverband e. V.
Heinrich-Hoffmann-Straße 3
60528 Frankfurt am Main
Tel.: 069/6706-272
E-Mail: [email protected]
www.bildungswerk.paritaet.org
14482 Potsdam
Tel.: 0331/7481875
E-Mail: [email protected]
www.paritaet.org/brandenburg/pb
Paritätisches Bildungswerk
Landesverband Bremen e. V.
Faulenstraße 31
28195 Bremen
Tel.: 0421/17472-0
E-Mail: [email protected]
www.pbwbremen.de
Paritätisches Bildungswerk
Landesverband Hessen e. V.
Heinrich-Hoffmann-Straße 3
60528 Frankfurt am Main
Tel.: 069/6706-235, -236
E-Mail: [email protected]
www.pbhessen.de
Paritätische Akademie Süd
Haußmannstr. 6
70188 Stuttgart
Tel.: 0711/215 51 92
E-Mail: [email protected]
www.akademiesued.org
Paritätisches Bildungswerk
Landesverband
Nordrhein-Westfalen e.V.
Loher Straße 7
42283 Wuppertal
Tel.: 0202/2822-232
E-Mail: [email protected]
www.bildung.paritaet-nrw.org
Paritätisches Bildungswerk
Landesverband Brandenburg e. V.
Stephensonstraße 24-26
Paritätisches Bildungswerk
Landesverband
Rheinland-Pfalz/Saarland e. V.
Feldmannstraße 92
66119 Saarbrücken
Tel.: 0681/9266024
E-Mail: [email protected]
www.pbw-rlp-saar.de
Paritätisches Bildungswerk
Landesverband Sachsen-Anhalt e. V.
Wiener Straße 2
39112 Magdeburg
Tel.: 0391/62933-13
E-Mail: bildungswerk@
mdlv.paritaet.org
www.bildungswerk-lsa.de
Das Paritätische Bildungswerk
Landesverband Thüringen e. V.
Neudietendorf
Bergstraße 11
99192 Nesse-Apfelstädt
Tel.: 036202/26113
E-Mail: [email protected]
www.pbw-thueringen.de
Paritätische Akademie Thüringen
Parisat gGmbH
Neudietendorf
Bergstraße 11
99192 Nesse-Apfelstädt
Tel.: 036202/26152
E-Mail: [email protected]
www.paritaetische-akademie-thueringen.de
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Thema
Szenen aus den Seminaren:
Gemeinsam Inhalte erarbeiten.
Fotos: Kai Sachs
„Rückenwind“ für Führungskräfte
Norddeutsches Netzwerk für Bildung, Beratung und Coaching
Wie wachsen Beschäftigte zum Team zusammen? Welche Probleme erledigen sich von
selbst, und welche Konflikte sollten schnell behoben werden? Wer braucht mehr Förderung, wer kann mehr Verantwortung übernehmen? Täglich müssen sich Führungskräfte Fragen wie diesen stellen. Nun bekommen sie „Rückenwind“, so der Name eines
bundesweiten Fortbildungsprogramms für Beschäftigte in der Sozialwirtschaft, das vom
Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert wird. Im Rahmen dieses Programms bieten
die drei Paritätischen Landesverbände Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein unter
dem Titel „Norddeutsches Netzwerk für Bildung, Beratung und Coaching“ Weiterqualifizierungs-Seminare an, die extra für den sozialen Sektor entwickelt wurden.
G
erade in Zeiten des Fachkräftemangels ist Wissen um Personalentwicklung und Änderungsprozesse in Einrichtungen nötiger denn je“, sagt Kai Sachs vom Paritätischen Schleswig-Holstein, der das
auf drei Jahre angelegte Projekt federführend betreut. Dieses Wissen wollen
die drei Landesverbände nicht nur
ihren Mitgliedern vermitteln. Insgesamt
können 170 Personen an den Schulungen teilnehmen und dabei rund 13.000
Weiterbildungsstunden absolvieren.
„Wir haben die Kurse und Workshops
so entworfen, dass sie punktgenau zu
den Bedürfnissen der jeweiligen Ziel12
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gruppe passen“, betont Sachs. Die
größte Gruppe ist der ManagementNachwuchs mit angepeilten 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Marketing und Personalentwicklung
Wie sich Einrichtungen auf den Fachkräftemangel einstellen, wie aus einem
Unternehmen eine „Marke“ wird und
wie sich gezielt um Beschäftigte werben
lässt, vermittelt die Seminarreihe „Marketing und Personalentwicklung“, die
speziell für Leitungskräfte gedacht ist.
Nicht nur Zahlen, Daten, Fakten sollen
die Beteiligten aus den Seminaren mitnehmen: „Das Projekt zielt auf Nach-
haltigkeit“, so Projektleiter Kai Sachs.
„Wir wollen überregionale Netzwerke
entwickeln, die sowohl über die Grenzen der Bundesländer wie auch über die
der Dachverbände hinauswachsen.“ Die
Kontakte sollen das Ende der Fortbildungen überdauern, der Austausch könnte
auf virtuellen Plattformen weitergehen.
Dieser Anspruch gilt auch für die beiden
weiteren Säulen, „Führen in Veränderungsprozessen – Qualifizierungsreihe
für Führungspersonal in ambulanten
und stationären Pflegeeinrichtungen“
und „Fit für Führung – Qualifizierungsreihe für Führungskräfte in Kindertagesstätten“. Für beide Gruppen spielt die
Thema
richtige Mischung aus Theorie und
Praxis eine wichtige Rolle. So besteht die
Fortbildung für die Kita-Führungskräfte aus Seminartagen und Besuchen in den Einrichtungen. Dabei wird
die „Shadowing“-Methode angewendet: Wie ein Schatten – shadow – folgen und beobachten ein Dozent oder
eine Dozentin die Führungskraft. Dabei stellt der Schatten fest, wie diese
sich im Alltag verhält und kann daraus
Ratschläge ableiten. „Diese Methode
hat sich als sehr nützlich für eine intensive Reflexion erwiesen“, sagt Sachs,
der selbst Geschäftsführer des Kastanienhofes, einer Einrichtung des Paritätischen Landesverbands Schleswig-Holstein, war. Auch beim Programm für die
Leitungskräfte aus dem Pflegebereich
wird es Einzelschulungen geben, um
sich speziell den Themen in den Einrichtungen widmen zu können.
Esther Geißlinger
Qualifizierungsreihe des Netzwerks
Nähere Informationen zu den Kursen
des „Norddeutschen Netzwerks für Bildung, Beratung und Coaching“ finden
Interessierte auf der Interseite www.
paritaet-sh.org über den Button „EUQualifizierungsprogramm für Führungskräfte“. Anmeldungen sind möglich bei Simone Reichow unter der
Telefonnummer 0431/5602-22 oder per
E-Mail an [email protected].
Hier ein erster Einblick ins Programm:
„Marketing und Personalgewinnung
– Qualifizierungsreihe für Führungspersonal der Sozialwirtschaft“:
Veranstaltungsort Hamburg: 27. Februar bis 14. September 2012,
Veranstaltungsort Bremen: 22. März
bis 28. September 2012.
„Führen für die Zukunft – Qualifizierungsreihe Vielfalt und Veränderung
gestalten“:
Bremen: 5. Januar bis 13. Juli 2012,
Kiel: 23. Februar bis 21. September
2012.
„Führen in Veränderungsprozessen –
Qualifizierungsreihe für Führungspersonal in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen“:
Workshops in Bremen am 24. und 25.
Januar sowie 6. und 7. März 2012, anschließend Einzelcoachings nach Absprache.
„Fit für Führung – Qualifizierungsreihe
für Führungskräfte in Kindertagesstätten“:
Hamburg: 11. Januar bis 17. Oktober
2012.
Verankerung im Verband hilft, Angebote
auf Mitgliederinteressen zuzuschneiden
Breitgefächertes Bildungsangebot des Paritätischen Landesverbandes Sachsen
Der Paritätische Landesverband Sachsen hat weder ein eigenes Bildungswerk noch eine Akademie – trotzdem bietet er seinen Mitgliedern jährlich mehr als 200 Bildungsangebote, die mit
über 10.500 Teilnehmerstunden bestens angenommen werden. Zusätzlich läuft ein Modellprojekt zur Qualifizierung von Führungskräften zur altersgerechten Personalentwicklung.
B
ei uns ist Bildung ein gleichberechtigtes Referat neben anderen“, sagt Wibke Hanspach vom
Landesverband Sachsen. Dadurch sitzt
die Bildungsreferentin regulär in den
Teambesprechungen der FachreferentInnen und erfährt so direkt, welche
Weiterbildungen gebraucht werden.
„Die enge Zusammenarbeit wirkt sich
positiv auf unsere Bildungsplanung
aus“, betont Wibke Hanspach, die das
Referat 1999 neu aufgebaut hat und
seither mit einer für die Bildungskoordination zuständigen Kollegin betreut.
Das Programm umfasst alles von Kursen zu Management, Recht und fachlicher Qualifizierung über die Entwick-
lung persönlicher wie beruflicher
Kompetenzen bis zu „besonderen Angeboten“, etwa für ehrenamtliche Kräfte. Neben Präsenz-Seminaren organisiert das Referat auf Wunsch auch
Inhouse-Schulungen. Außer den 500
Mitgliedsorganisationen des sächsischen Landesverbandes zieht der gute
Ruf des Programms auch Teilnehmer
aus anderen Landesverbänden oder Organisationen an. „Gerade Führungskräfte brauchen manchmal die Freiheit, die eine gewisse Anonymität
schenkt, um sich erfolgreich fortbilden
zu können“, berichtet Bildungsreferentin Wibke Hanspach.
Speziell für Führungskräfte haben vier
ostdeutsche Landesverbände des Paritätischen das Projekt „profi – personal.
professionell. entwickeln“ im Rahmen
des ESF-Programms „rückenwind“
konzipiert. „Das Projekt ist eine sinnvolle Ergänzung und Bereicherung unseres regulären Bildungsangebotes“,
sagt Wibke Hanspach. Und Anita
Hommel, profi-Projektkoordinatorin
im sächsischen Landesverband, erklärt:
„Im Unterschied zum Bildungsreferat
bieten wir keine klassischen Seminare
an, sondern problembezogene Workshops, bei denen die Teilnehmer – moderiert durch externe Dozenten – gemeinsam Lösungen erarbeiten.“
Der Hintergrund: Die Nachfrage nach
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Thema
Projekt: profi – personal.
professionell. entwickeln
Seit 2009 läuft das über den Europäischen Sozialfonds geförderte Projekt: „profi – personal. professionell.
entwickeln“ in den vier Paritätischen
Landesverbänden Brandenburg,
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Federführung in der
Verwaltung gegenüber dem Europäischen Sozialfonds liegt beim Landesverband Thüringen.
Die GeschäftsführerInnen der vier
Landesverbände und die jeweiligen
ProjektkoordinatorInnen tauschen
sich regelmäßig aus. Zudem begleiten Fachbeiräte die Arbeit in den
Landesverbänden.
Qualifizierung, Beratung und Coaching für altersgerechte Personalentwicklung wird in den vier Bundesländern jeweils nach den regionalen Bedürfnissen eigens entwickelt. 2012 läuft das Projekt aus, ein
Nachfolgeprojekt ist in Vorbereitung.
sozialen Dienstleistungen wächst in
einer alternden Gesellschaft. Doch zugleich spürt die Sozialwirtschaft schon
heute den Fachkräftemangel. Im Osten Deutschlands verschärft sich dieser durch die Abwanderung. Das Pro-
jekt „profi“ gibt keine fertigen Antworten zur Lösung des Dilemmas. Vielmehr werden nach den Bedürfnissen
der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Angebote zu Qualifizierung, Beratung
und Coaching entwickelt. So stellte
Projektkoordinatorin Anita Hommel
„profi“ erst einmal vor und besuchte
die ersten 30 Interessierten persönlich,
um ihren Bedarf zu analysieren. Daraus entstand zunächst eine WorkshopReihe für das obere Management zur
Mitarbeiterführung, die auf Wunsch
der GeschäftsführerInnen später auch
für das mittlere Management angeboten wurde. Inzwischen nutzen „profi“
rund 60 Mitgliedseinrichtungen. In
Rückkopplung auf die Teilnehmer entstanden eine weitere Workshop-Reihe
zum Wissensmanagement und rund
20 Einzel-Workshops, darunter zur
Vereinbarkeit von Beruf und Familie,
zum Aufbau einer gesunden Unternehmenskultur, zur Motivation der
Beschäftigten und zum Krisenmanagement bei Burnout.
Managementaufgaben übernehmen
Für Annett Saupe, die 2008 eine Leitungsstelle im der Gemeinnützigen
Hospizium GmbH übernommen hatte, kam das Angebot gerade recht.
Denn – wie viele Führungskräfte in
sozialen Einrichtungen – brachte sie
als berufserfahrene Krankenschwester
und studierte Religionswissenschaftlerin zwar bereits viele nützliche Qualifikationen mit, musste aber die neuen
Aufgaben des Managements und der
Mitarbeiterführung lernen. In den Einrichtungen des Leipziger Hospizium
arbeiten rund 60 fest angestellte und
rund hundert ehrenamtliche Kräfte.
„Die praxiserfahrenen Dozenten und
die gelungene Teilnehmermischung
aus erfahrenen Geschäftsführern und
Berufsanfängern verhilft zu lebensnahen, umsetzbaren Tipps“, erzählt Annett Saupe. So lernte sie zum Beispiel
von einem Teilnehmer, wie alle Kräfte
im Team von der Fortbildung eines einzelnen Mitarbeiters profitieren können.
Dieser Teilnehmer schickt seine Angestellten mit klaren Fragen zur Fortbildung: Was machen wir schon? Und was
könnten wir brauchen? So können auch
kleine Anregungen effektiv weitergegeben werden.
Beratung und Gruppencoaching
Die Leipziger Hospizium GmbH wird
auch das zweite Paket von profi annehmen: Beratung und Gruppencoaching
für MitarbeiterInnen. So können die
Themen der Fortbildungsreihen vertieft werden und erhalten eine breitere
Basis. Gemeinsam lassen sich die neuen Erkenntnisse leichter umsetzen.
2012 läuft das ESF-Projekt aus. Anita
Hommel ist mit den Referaten des
sächsischen Landesverbandes dabei,
ein Folgeprojekt für Fach- und Führungskräfte auf die Beine zu stellen.
Denn die Mitgliedsorganisationen können weiterhin Unterstützung in ihrer
altersgerechten Personalentwicklung
brauchen.
Gisela Haberer
Kontakt
Der Paritätische Landesverband Sachsen hat ein breitgefächertes Bildungsangebot entwickelt. Blick in eines der Seminare.
Foto: Thomas Neumann
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Paritätischer Wohlfahrtsverband
Landesverband Sachsen
Wibke Hanspach
Anita Hommel
Am Brauhaus 8
01099 Dresden
Tel.: 0351/4916610
E-Mail: [email protected]
www.parisax.de
Thema
Zertifikatskurse der
Paritätischen Akademie
„Personal führen in sozialen Organisationen unter Berücksichtigung
von Haupt- und ehrenamtlichem
Personal“ lautet der Titel eines Zertifikatskurses, der vier Module à
drei Tage umfasst. Darin werden sowohl unterschiedliche Möglichkeiten der Personalführung beleuchtet
als auch die eigene Praxis der Teilnehmenden reflektiert. Darüber hinaus sind Organisations- und Personalentwicklung, Kommunikationstechniken,
Konfliktmanagement
und Fachkräftegewinnung zentrale
Kursthemen.
Ein weiterer Zertifikatskurs hat den
Titel „Helfen und Hilfe gestalten –
gemeinsame Arbeitsfelder von
haupt- und ehrenamtlichem Personal“. Auch er erstreckt sich über vier
Module mit drei Seminartagen. Im
Mittelpunkt steht hier die eigene
Praxis der Teilnehmerinnen und
Teilnehmer im Bezug auf Freiwilligenarbeit. Neben Organisationswissen und Managementfragen wird
hier gezielt die Praxis der Freiwilligenarbeit behandelt: Warum möchte eine Organisation mit ehrenamtlichen Kräften arbeiten? Was erwartet sie von diesen, was hat sie im
Gegenzug zu bieten, um für Freiwillige attraktiv zu sein? Welche
Wege sind geeignet, um Freiwillige
zu finden? Wie funktioniert eine
Freiwilligenagentur? Welche rechtlichen Aspekte (beispielsweise Arbeitsrecht und Versicherung) sind
zu beachten? Welche Methoden der
Anerkennung stehen zur Verfügung?
Diese beiden Zertifikatskurse werden im Zeitraum von Dezember
2011 bis November 2013 zum Beispiel in Berlin und Hamburg mehrmals durchgeführt.
*
Seit 2005 startet die Paritätische
Akademie unabhängig von diesem
ESF-Projekt jeden Oktober zudem
eine Fortbildung in Ehrenamtsmanagement.
Fachkräfte fit machen für
das Ehrenamtsmanagement
Qualifizierungen der Paritätischen Bundesakademie
Im Rahmen des Programms „rückenwind. Für die Beschäftigten in der Sozialwirtschaft“
hat die Paritätische Akademie im Herbst zwei Zertifikatskurse gestartet, die Fach- und
Führungskräfte aus dem Bereich der sozialen Arbeit für das Ehrenamtsmanagement fit
machen. Beate Häring, Ehrenamtsexpertin der Paritätischen Bundesakademie, stellt das
Qualifizierungsprojekt vor, das aus dem Europäischen Sozialfonds finanziert wird.
D
ie Sozialwirtschaft steht in den
nächsten Jahren vor einem
massiven Umbruch. Die in der
Gründungsphase der Fachhochschulen ausgebildete Generation (1965 –
1975) geht in den Ruhestand. Dies bedeutet: In den kommenden vier bis
sechs Jahren werden circa ein Viertel
der Fachkräfte in allen Bereichen sozialer Arbeit ausscheiden. Das geht einher mit einem sinkenden Anteil Erwerbsfähiger an der Gesamtbevölkerung. Gleichzeitig steigt die Zahl älterer Menschen, die verstärkt Dienstleistungen des Sozial- und Gesundheitswesens in Anspruch nehmen werden.
Fachkräftemangel begegnen
Schon jetzt fehlen insbesondere in
ländlichen Gegenden sowie im Norden
und Osten Deutschlands vielen Mitgliedsorganisationen des Paritätischen
Fachkräfte. Der geplante Ausbau der
flächendeckenden Betreuung für Kinder im Alter unter drei Jahren wird den
Fachkräftemangel noch verschärfen.
Klar ist: Bei der Organisation sozialer
Dienstleistungen kann künftig nicht
mehr im bisherigen Umfang auf hauptamtliche Fachkräfte gesetzt werden.
Das Ehrenamt muss stärker einbezogen
werden. Dies ist sicher nicht der einzige, aber ein wichtiger Weg, um dem
Fachkräftemangel begegnen zu können. Dabei dürfen Ehrenamtliche aber
keinesfalls als Lückenbüßer betrachtet
werden.
Im Paritätischen schätzen wir Ehrenamtliches Engagement schon seit vielen Jahrzehnten als wichtiges Element
sozialer Arbeit. Es gibt einige Bereiche,
Beate Häring
Foto: Bauer
in denen die fachliche Arbeit sogar fast
vollständig von entsprechend qualifizierten Ehrenamtlichen übernommen
wird, wie beispielsweise bei der Telefonseelsorge oder der Sterbebegleitung in
der Hospizarbeit. Die Ehrenamtlichen
gewährleisten dort eine hohe Qualität
der Arbeit, wie Hauptamtliche das gar
nicht könnten, wenn sie diese ständig
machen müssten.
Aber auch in der Vorstandsarbeit gemeinnütziger Vereine übernehmen
Ehrenamtliche oft sehr verantwortungsvolle Aufgaben, haben häufig
gar kontrollierende und leitende Funktionen.
Die zunehmende Einbindung ehrenamtlicher Kräfte im Sozial- und Pflegebereich verlangt auch nach einer gezielten Qualifizierung des Hauptamts
im Hinblick auf besondere Aspekte des
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Thema
Rahmenbedingungen
Das Projekt zur Qualifizierung
hauptamtlicher Kräfte fürs Ehrenamtsmanagement wendet sich ausschließlich an Organisationen aus
den „alten“ Bundesländern. Es ist
auf hauptamtliche Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter beschränkt, weil deren Gehälter, die ja auch während
der Freistellung für die Ausbildung
fortgezahlt werden, als Gegenfinanzierung für die EU-Mittel gelten.
Damit die Fortbildung für die Einrichtung kostenfrei ist, darf diese
nicht mehr als 250 Vollzeitstellen
haben. Es ist also eher ein Angebot
für kleine und mittlere Träger. Wobei größere nicht ausgeschlossen
sind, sie müssen dann jedoch zahlen. Interessant sind die Angebote
sowohl für Organisationen, die noch
nicht mit Ehrenamtlichen arbeiten,
als auch für jene, die bereits Ehrenamtler haben, sich im Ehrenamtsmanagement aber besser qualifizieren möchten.
Ehrenamtsmanagements. Die Fachkräfte müssen qualifiziert werden, geeignetes ehrenamtliches Personal zu
gewinnen und gemischte Teams anzuleiten. Dazu gehört auch die Fähigkeit,
in sozialen Organisationen den notwendigen Kulturwechsel zu initiieren,
der Voraussetzung für eine sinnvolle
Kombination von qualifizierter hauptund ehrenamtlicher Arbeit ist. Denn
Ehrenamtliche wollen nicht irgendeinen Job zugeteilt bekommen, für den
sich sonst niemand findet, sondern
auch mitgestalten und Verantwortung
übernehmen.
Hohe Motivation
Die Menschen, die sich freiwillig engagieren, wollen etwas bewirken und
bringen viel Motivation mit. Wir müssen ihnen die Strukturen bieten, dass
sie das können. Die Energie, die sie mitbringen, muss jedoch auch ein Stück
weit gelenkt werden. All das gehört zum
Ehrenamtsmanagement. Aber natürlich
auch Fragen wie: Wen wollen wir für ehrenamtliches Engagement gewinnen?
Welche Tätigkeiten bieten sich an?
Welche Eignung müssen die Menschen
für bestimmte Aufgaben mitbringen?
Wenn das passen soll, darf man es
nicht dem Zufall überlassen. Und auch
die Frage, ob und in welcher Höhe Aufwandsentschädigung und Fahrtkosten
erstattet werden, muss geklärt sein.
Oder wie mit Konflikten umgegangen
wird, die an der Schnittstelle zwischen
Haupt- und Ehrenamt aufreten können. Ehrenamtliches Engagement bietet ein unglaubliches Potenzial für die
soziale Arbeit. Aber es bringt auch
neue Herausforderungen, auf die sich
die Akteure möglichst professionell
einstellen sollten. Dabei soll unser
Projekt ihnen helfen.
Kontakt
Paritätische Akademie
Beate Häring
Hackesche Höfe
Rosenthaler Straße 40-41
10178 Berlin
Tel.: 030/24636-456
E-Mail: [email protected]
Fragen hilft, besser zu verstehen
Paritätisches Bildungswerk stärkt interkulturelle Kompetenzen
In Deutschland leben Menschen aus unterschiedlichen Kulturen. Viele soziale Einrichtungen sind nicht für alle offen – auch wenn sie es vorgeben. Wer bewusst Menschen mit
Migrationshintergrund einen Zugang zu sozialen Diensten eröffnen will, muss bei sich
selbst anfangen: Das eigene Leitbild im Hinblick auf Integration klären und die Beschäftigten qualifizieren. Leben mit Behinderung Hamburg stellt sich dieser Aufgabe. Sabine
Kriechhammer-Yagmur, Bildungsreferentin im Paritätischen Bildungswerk, unterstützt
die Einrichtung dabei.
Z
wei Tage zum Thema „Interkulturelle Öffnung“: 22 Seminarteilnehmende sammeln anfangs Situationen, die sie als schwierig
erleben in ihrem Arbeitsalltag. Sie arbeiten in Wohngruppen für behinderte
Menschen, in Tagesstätten, in der Beratung oder in Familien, in denen ein
Kind mit Behinderung lebt. Sie sprechen von Reibungspunkten, die im
Kontakt mit türkischen Familien auf-
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tauchen, fragen sich, warum vermeintlich gute Argumente „abgebügelt“ werden oder wie sie einen tragfähigen
Kompromiss erreichen. Sie sind irritiert, wenn Eltern mit Migrationshintergrund ihrem Kind weniger zutrauen
als die Betreuenden oder wenn Angehörige mitunter zögern, staatliche Unterstützung anzunehmen. Sie interessieren sich für kulturell bedingte Werte, wollen wissen, wie in anderen Län-
dern mit Behinderung umgegangen
wird, und stellen die Frage: „Was muss
sich ändern, damit Eltern ihre Kinder
in unserer Wohngruppe anmelden?“
Auf solche Fragen hat Sabine Kriechhammer-Yagmur keine einfachen Antworten. Während der Inhouse-Schulung bei Leben mit Behinderung Hamburg stellt sie stattdessen neue Fragen:
Was ist Kultur überhaupt? Wer sind die
Familien mit Migrationshintergrund?
Thema
Eigene Werte reflektieren
Wichtig ist ihr: Es gibt nicht „die“
Familien mit Migrationshintergrund,
„den“ Islam oder „die“ Kulturstandards. Vor Zuschreibungen warnt sie
genauso wie vor unreflektierter Gleichbehandlung. Vielmehr regt sie mit
Übungen dazu an, die eigenen Werte
und Bewertungen zu reflektieren. Mitgebracht hat sie Wissen, das in der
Kommunikation nützlich ist, aber niemandem erspart, im Einzelfall zu fragen und immer aufs Neue nach einem
guten Weg zu suchen. Wie der aussehen kann, erzählt Kriechhammer-Yagmur anhand vieler Erfahrungen aus
ihrer Beratungspraxis.
noch) als Strafe des Schicksals begriffen, wenn ein Kind behindert ist. Die
vielen Erlebnisse, die sie erzählt, helfen den Teilnehmenden, die Reaktionen der Angehörigen besser zu verstehen. Sie machen jedoch auch deutlich,
dass jeder Einzelfall differenziert betrachtet und verstanden werden muss,
Kulturalisierungen helfen nicht weiter.
Zielgruppe und eigenes Leitbild
Da ist zum Beispiel die Geschichte eines eritreischen Mädchens. Der koptische Priester war gegen eine gemischtgeschlechtliche Wohngruppe. „Das
sind Momente, in denen sich der Träger fragen muss: Wofür stehe ich?“,
sagt Sabine Kriechhammer-Yagmur.
In diesem Fall hätte der Träger eine
Frauen-WG eingerichtet. Ein Modell
für alle sei das aber nicht: „Sie müssen
jede Entscheidung an ihrer Zielgruppe
und ihrem eigenen Leitbild spiegeln“,
sagt die Referentin. Und das verlange,
diese gegebenenfalls zu überprüfen,
die Werte der Einrichtung zu kennen
und zu leben.
Andere einladen, etwas auszuprobieren
Verstehen ja, aber was tun? „Wie spreche
ich mit einer Mutter, die denkt, ich bin
vom Schicksal bestraft, warum also soll
mein Kind zur Schule gehen?“, fragt
eine Teilnehmerin. „Ansprechen“, antwortet Sabine Kriechhammer-Yagmur:
„Ich nehme wahr, dass…, ich sehe das
so, weil... und nach einem Minimalkonsens suchen“. Dabei weist sie deutlich
auf eine Grenze der Verhandlungsbereitschaft hin: die Gefährdung des Kindeswohls. „Und wie kann ich es schaffen, die Haltung zu verändern?“ „Gar
nicht“, lautet die knappe Antwort. „Ich
kann andere nur einladen, etwas auszuprobieren“.
Eine Teilnehmerin erzählt, sie habe
sich mit den Eltern eines behinderten
Kindes geeinigt, das Kind nur abzuholen und zu begleiten. Die Eltern möchten keinen Eingriff in ihre Privatsphäre. Aus fachlicher Sicht, sagt die Teilnehmerin, sei es aber nötig, mit dem
Kind auch zu Hause zu arbeiten. Ihr
Anderer Umgang mit Behinderung
Sabine Kriechhammer-Yagmur hat in
mehreren Ländern gelebt und in vielen
Ländern Behinderteneinrichtungen
besucht. In Litauen zum Beispiel hat
sie gelernt, dass Eltern gute Gründe
haben können, den Einrichtungen der
Behindertenhilfe zu misstrauen. Dort
habe sie Menschen gesehen, die gegen
ihren Willen ins Heim gebracht und
dort fixiert wurden. In der Türkei gebe
es heute in den großen Städten eine
differenzierte Behindertenhilfe, nicht
jedoch in den südanatolischen Dörfern, aus denen viele Einwanderer
kommen. Ähnlich sei es in Angola und
Mosambik, während es in anderen
afrikanischen Ländern, die kolonialisiert waren, meistens katholische Einrichtungen gebe. Zudem werde es häufig (wie in Deutschland zum Teil auch
Ständig auf Achse: Sabine KriechhammerYagmur, Referentin des Paritätischen Bildungswerks vermittelt interkulturelle Kompetenzen.
Foto: Bauer
empfiehlt die Seminarleiterin, neu zu
verhandeln, wenn sie Fortschritte erzielen will. „Sagen Sie deutlich: Ohne
eine erweiterte Vereinbarung geht es
nicht.“
Unterschiedliche Angebote
Was Sabine Kriechhammer-Yagmur
im Kurs als kurze Hinweise für die
Kommunikation einstreut, bietet das
Paritätische Bildungswerk Bundesverband e. V. Einrichtungen auch als DreiTage-Seminar an. Nach dem HarvardGesprächskonzept üben die Teilnehmenden dann, wie sie schwierige Situationen meistern, ohne dass eine Seite
verliert. Zur Interkulturellen Bildung
hat das Bildungswerk eine ganze Reihe
von Seminaren entwickelt mit Themen
wie Interkulturelle Öffnung und Kompetenz – warum und wie?, Interkulturelle Kompetenz als Schlüsselqualifikation der sozialen Arbeit, Biografiearbeit mit Kindern und Jugendlichen
oder Migrationsgeschichte in Deutschland.
Kollektive Erfahrungen
Interkulturelle Kommunikation kann
anders sein. Einrichtungen treten den
Eltern mit Migrationshintergrund oft
wortgewaltig in einer Fremdsprache
gegenüber, die zudem mit Fachbegriffen gespickt ist. „Eltern mit Migrationshintergrund erleben, dass sie nicht
die gleiche Macht haben wie andere“,
sagt Sabine Kriechhammer-Yagmur.
Anders ist die Kommunikation auch,
weil Kollektiverfahrungen wie Kolonialismus oder Rassismus die Erwartung
an die Kommunikation prägen. Schwierig wird sie zudem, weil sie von gegenseitigen Fremdbildern geprägt ist, die
schnell in Feindbilder umschlagen
können. Schließlich unterscheiden
sich die nonverbalen Ausdrucksformen wie etwa Mimik, Gestik, Körperhaltung oder das Halten von räumlicher Distanz.
Eine Teilnehmerin erzählt, dass das
Kommunikationsproblem oft schon
mit der Begrüßung beginnt. Ein pakistanischer Vater etwa gucke sie nie an,
sondern auf seine Füße. „Weil Sie Respektsperson sind und er Ihnen nicht
mit seinem Blick lästig sein will“, erklärt Kriechhammer-Yagmur. Andere
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Thema
wundern sich, dass sich manche türkische Eltern im Elterngespräch nie etwas zu trinken nehmen. Es sei höflich,
ein Getränk anfangs abzulehnen. Sich
später selbst ungefragt einzuschenken,
sei wiederum unhöflich – auch wenn
sie wissen, dass viele Deutsche das so
machen. „Bieten Sie den Tee einfach
noch einmal an“, empfiehlt die Referentin. Dabei betont sie, dass jede Situation
auch ganz anders verlaufen kann. „Patentrezepte gibt es nicht“. Interkulturelle Kommunikation sei zeitaufwendiger,
weil nur nachfragen vor Missverständ-
nissen schütze. So warnt Kriechhammer-Yagmur davor, ein „Ja“ zu einer
Vereinbarung immer allzu wörtlich zu
nehmen. „Oft ist das nur höflich“. Besser sei es noch einmal zu fragen, welche
Vereinbarung da nun getroffen sei.
Viele Fragen selbst beantwortet
Am Ende des Seminars sind die Teilnehmenden „angenehm gefüllt“ mit
vielen Informationen, auch über den
Islam im Alltag. Viele ihrer Anfangsfragen konnten sie sich im Laufe des
Tages selber beantworten, und der
Blick für jede einzelne Familie ist geschärft. „Ich habe jetzt mehr Mut, Fragen zu stellen“, sagt eine Teilnehmerin.
Diese Antwort wiederholt sich in der
Abschlussrunde öfter.
Gerlinde Geffers
Kontakt
Paritätisches Bildungswerk
Bundesverband e. V.
Sabine Kriechhammer-Yagmur
Tel: 069/6706-220/-272
E-Mail: [email protected]
„Man merkt, dass es etwas bringt“
Michael Ewen über die Ausbildung zum Qualitätsmanagement-Beauftragten
Mütter,dievonihrerKrankenkasseeinenAufenthaltineinerEinrichtungderKur+RehaGmbH
genehmigt bekommen, brauchen spezielle Angebote der gesundheitlichen Rehabilitation und
Prävention. Diese müssen auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sein. In der Regel
haben die Teams der Kur+Reha GmbH drei Wochen Zeit, um den Müttern – mitunter auch
Vätern – und deren Kindern zu helfen, ihren angeschlagenen Gesundheitszustand zu verbessern oder Risikofaktoren zu erkennen und abbauen zu können. Diese höchst individualisierte
Leistung in einem begrenzten Zeitraum unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten erbringen zu
können, setzt ein hervorragendes Management voraus. Ein Grund, warum Michael Ewen,
Referent für Qualitätsmanagement und Pflege, sich bei der PQ GmbH, der Paritätischen
Gesellschaft für Qualität und Management, gezielt in puncto Qualitätsmanagement fortbilde-
Foto: privat
te. Hier schildert der 45-jährige Krankenpfleger und Diplom-Pflegewirt seine Erfahrungen.
D
ie Kliniken
der Kur
+ Reha GmbH
haben alle einen
Status als Rehabeziehungsweise Vorsorgeeinrichtung. Daher brauchen
sie nach den
Michael Ewen
Vor s c h r i f t e n
der Sozialgesetzbücher V und IX eine
entsprechende Zertifizierung, die belegt, dass sie erfolgreich ein einrichtungsinternes Qualitätsmanagement
etabliert haben und sich kontinuierlich um eine Qualitätsverbesserung,
insbesondere der Ergebnisqualität der erbrachten Leistungen, bemühen. Sonst
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droht ihnen der Entzug des
Versorgungsvertrags. Die Einführung
des Qualitätsmanagements bei der
Kur + Reha GmbH hat also neben
unserem eigenen Interesse auch
gesetzliche Gründe. Wir haben vor
Kurzem unser Zertifizierungsverfahren in der ersten Klinik, der MutterKind-Klinik Schwabenland, erfolgreich
abgeschlossen.
Was ist in der Praxis sinnvoll?
Ich selbst habe mich schon länger mit
Fragen des Qualitätsmanagements beschäftigt. 2008 habe ich dann bei der PQ
GmbH einen Aufbaukurs zum Qualitätsmanagement-Beauftragten absolviert
und anschließend an einer Projektreihe
zum Thema Selbstbewertung teilgenommen sowie themenbezogene Veranstal-
tungen zu speziellen Fragen des Qualitätsmanagements besucht – etwa zum
Thema interne Audits. Dabei wird geschaut, wie weit eine Organisation bereits
bei der Umsetzung von Anforderungen
und Richtlinien ist und ob sie sich ihren
gesteckten Zielen kontinuierlich annähert.
Man muss immer wieder schauen: Was
von dem, was wir uns vorgenommen haben, erweist sich in der Praxis als sinnvoll
für die Qualität der Arbeit und die Entwicklung der Klinik. In unserem Fall
heißt das: Die Mütter und Väter können
darauf vertrauen, dass ihnen und ihren
Kindern die vereinbarten Leistungen
zum vereinbarten Zeitpunkt am richtigen Ort und in der richtigen Weise zur
Verfügung stehen. Dafür ist es wichtig,
die Abläufe optimal zu organisieren. Da
Thema
ist viel zu beachten. Die Menschen sollen
beispielsweise nicht von einer Therapie
oder Behandlung zur nächsten hetzen
müssen, andererseits aber auch nicht
unnötig warten. Das setzt exakte
Planung voraus. Und dann sind ja noch
viele andere Dinge zu berücksichtigen:
das Küchenmanagement, die Personalund Belegungsplanung. Bei allem muss
ganz eindeutig der Mensch im Mittelpunkt stehen. Und seine Zufriedenheit.
Dass da Qualitätsmanagement hinter
steckt, merken die Mütter und Väter im
Idealfall gar nicht. Sollte aber doch einmal etwas nicht richtig laufen, zeigt sich
das Qualitätsmanagement ganz konkret
darin, dass die Patientinnen und Patienten bei einer Beschwerde unmittelbar
eine Rückmeldung erhalten, wie damit
umgegangen wird und später eine Mitteilung, welche Konsequenzen es hat. Denn
natürlich schauen wir ganz genau hin:
Woran hat es gelegen? Wie können wir
verhindern, dass ein solcher Fehler erneut auftritt. Hat etwas im System nicht
gestimmt? War eine Mitarbeiterin oder
ein Mitarbeiter vielleicht überlastet?
Unverzichtbares Know-how
Die Fortbildung bei der PQ GmbH hat
mir wichtiges Know-how vermittelt, das
für meine Arbeit als Koordinator in der
Einführung des Qualitätsmanagements
in unseren Kliniken unverzichtbar ist.
D
ie PQ GmbH – Paritätische
Gesellschaft für Qualität und
Management GmbH – wurde
1998 mit dem Ziel gegründet, die bisherigen Beratungs- und Dienstleistungsangebote des Paritätischen um spezielle
Angebote im Bereich Qualitätsentwicklung und Qualitätsmanagement für soziale Organisationen zu ergänzen. Dazu
wurde eigens das Paritätische Qualitätssystem® (PQ-Sys®) entwickelt, unter
dem die einzelnen Dienstleistungsprodukte im Bereich Schulung und Beratung angeboten werden.
Die Schulungen orientieren sich an
den europaweiten Vorgaben für das
QM-Fachpersonal und ermöglichen
qualifizierte Abschlüsse zum/zur QMBeauftragten, Qualitätsmanager/-in
und externen Auditor/-in. „Das PQ-
Aber natürlich muss man sich daneben
noch eigenständig einiges anlesen und
Praxiserfahrung sammeln. Wichtig ist
auch der intensive Austausch mit anderen Beteiligten. Qualitätsmanagement ist
eine Gemeinschaftsaufgabe, nichts, was
von oben bloß verordnet werden kann. Es
lebt ja ganz stark davon, dass im Unternehmen die Beschäftigten mit ins Boot
genommen werden, dass sie entsprechende Fortbildungen erhalten, den Prozess aktiv mitgestalten können und auch
Verantwortung übernehmen. Und es ist
ganz wichtig, mehr Transparenz im
Unternehmen zu schaffen, klare Verantwortlichkeiten zu definieren, Abläufe
verbindlich festzulegen und die Kommunikationsstrukturen zu optimieren. Das
führt auch zu mehr Mitarbeiterzufriedenheit, die ebenfalls ein wichtiges Ziel
des Qualitätsmanagements ist.
Zeitlichen Aufwand berücksichtigen
Natürlich müssen auch für das Qualitätsmanagement Arbeitszeitressourcen
in den Kliniken zur Verfügung gestellt
werden. Es ist nicht so leicht, den zeitlichen Aufwand zu bemessen. Das ist ja
von Organisation zu Organisation unterschiedlich. Unsere QM-Beauftragen in
den Kliniken hatten anfangs acht Stunden in der Woche zur Verfügung. In den
meisten Kliniken hat sich der Arbeitsaufwand bis zur Zertifizierung mittler-
Sys ermöglicht nicht nur eine ganzheitliche Sicht auf die teilnehmenden
Organisationen, sondern setzt auch
gezielt darauf, dass diese ihre Tätigkeit
selbst bewerten, um so Stärken und
Verbesserungspotenziale herauszuarbeiten“, betont Bogumila Szyja,
Geschäftsführerin der PQ-GmbH.
Neben den internen Prüfungen sind
auch externe Zertifizierungen im
PQ-Sys® möglich. Sie werden durch
die Prüf- und Zertifizierungsgesellschaft SQ Cert GmbH oder durch
andere kooperierende Zertifizierungsgesellschaften angeboten.
Bei erfolgreicher Zertifizierung wird
das Paritätische Qualitäts-Siegel® in
vier Stufen verliehen.
Nähere Informationen erhalten Interessierte bei:
Qualitätsmanagement
Qualitätsmanagement ist ein Teil des
Managements einer Organsiation zur
Steuerung der Qualitätssicherung
und -entwicklung. Dabei stehen Kunden (in der sozialen Arbeit vor allem
NutzerInnen, Kostenträger, und MitarbeiterInnen) im Mittelpunkt. Ziel
ist, die Qualität der Produkte und
Dienstleistungen auf dem erreichten
Niveau zu sichern und weiterzuentwickeln. Dabei werden systematisch
organisationsbezogene Lernprozesse
realisiert. In vielen Bereichen der Gesundheitsversorgung und der medizinischen Rehabilitation ist die Anwendung des Qualitätsmanagements
gesetzlich vorgeschrieben.
weile auf eine Vollzeit-Tätigkeit hin entwickelt. Wöchentlich finden in unseren
Kliniken Qualitätsmanagement-Zirkel
statt, die zwei bis drei Stunden dauern,
dann gibt es regelmäßige Gespräche
zwischen der Klinikleitung und dem
Qualitätsmanagementbeauftragten, Mitarbeiterschulungen und vieles mehr.
Qualitätsmanagement klingt für Außenstehende ja trocken, aber es ist eine spannende, abwechslungsreiche Aufgabe.
Und man merkt, dass es für das Unternehmen wirklich etwas bringt.
PQ GmbH – Paritätische Gesellschaft
für Qualität und Management,
Oranienburger Straße 13-14,
10178 Berlin,
Tel.: 030/24636-360,
E-Mail: [email protected],
www.pq-sys.de.
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Thema
An dieser
Schule bauen
alle mit
Einen neuen Weg in der Ausbildung von
Erzieherinnen und Erziehern geht das
Paritätische Bildungswerk in SachsenAnhalt. Es hat in Aschersleben mit der
Paritätischen Fachschule für Sozialpädagogik eine ganz besondere Bildungseinrichtung gegründet: An der Gestaltung des
Schulkonzepts sind Schülerinnen und Schüler ebenso beteiligt wie Lehrkräfte und Mitgliedsorganisationen des Paritätischen.
D
ie im November 2010 eröffnete
Paritätische Fachschule für
Sozialpädagogik ist ein Haus,
das alle mitgestalten können, die es nutzen. „Das Fundament und die Wände –
also das grundsätzliche Konzept – stehen
zwar nicht zur Debatte, aber die Innenraumgestaltung ist sehr flexibel“, sagt
Silke Schröder, Geschäftsführerin des
Paritätischen Bildungswerks SachsenAnhalt, das in Drübeck seit 1995 bereits
die Fachschule für Sozialwesen betreibt,
in der HeilerziehungspflegerInnen und
HeilpädagogInnen ausgebildet werden.
Integrierte Ausbildung
„Der steigende Bedarf an Erzieherinnen
und Erziehern hat uns bewogen, unser
Bildungsangebot entsprechend zu erweitern“, betont Silke Schröder. Dabei kooperiert das Bildungswerk mit zahlreichen
Paritätischen Trägern der Kinder- und
Jugendhilfe sowie der Hilfe für Menschen mit Behinderungen. Viele Mitgliedsorganisationen des Paritätischen in
Sachsen-Anhalt hätten Schwierigkeiten,
ausreichend qualifiziertes Personal zu
finden, so die Geschäftsführerin des Bildungswerks. „Der Fachkräftemangel ist
für sie schon Realität.“ Mit einem attraktiven Ausbildungsgang will das Paritätsche Bildungswerk helfen, diesem Mangel entgegenzuwirken. Eine solche Ausbildung, das war schnell klar, muss eine
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Sie sind begeistert
von der Ausbildung
an der Paritätischen
Fachschule für
Sozialpädagogik
in Aschersleben
(von links) Andrea
Klinger, Lorenz
Schmidt, Anna
Grothe und Susann
Prichta vor ihrem
Schulgebäude,
einer sanierten Villa
im Zentrum der
beschaulichen
Stadt im
Salzlandkreis.
Foto:
Ulrike Bauer.
praxisnahe sein. „Viele Träger haben uns
berichtet, dass die Absolventinnen und
Absolventen von anderen Erzieher-Fachschulen häufig nicht so für die praktische
Arbeit qualifiziert sind, wie sie es für notwendig halten“, sagt Diplom-Sozialpädagogin Schröder. Die neue Schule in
Aschersleben legt daher einen besonde-
A
ndrea Klinger (42): Ich war zu
DDR-Zeiten Textil-Fachverkäuferin, wollte aber auf dem zweiten Bildungsweg Erzieherin werden.
Doch dann kam die Wende und machte meine Pläne erstmal zunichte. Vor
ein paar Jahren habe ich einen anderen Weg gefunden, mit Kindern zu
arbeiten. Ich mache gerne Handarbeiten und bastle viel. Als Elternbeitrag
konnte ich in freien Schulen Handarbeitsstunden geben. Dann habe ich
von der Ausbildung hier erfahren und
gedacht: Das mache ich. Jetzt fahre ich
ren Schwerpunkt auf den Theorie-PraxisTransfer: Während der dreijährigen Ausbildung wechseln sich acht- bis zwölfwöchige Theorie- und Praxisblöcke ab. Das
macht die Ausbildung auch interessanter
für Quereinsteiger, die beispielsweise aus
Handwerksberufen kommen. Die Praxisphasen verbringen die Auszubildenden
morgens, bevor ich herkomme, meine
neunjährige Tochter und meinen
zwölfjährigen Sohn zur Schule und
hole sie nach dem Unterricht wieder
ab. Zum Glück gehen beide in Ganztagsschulen. Sehr gut finde ich, dass
ich meine Praktikumsblöcke in der
Schule meines Sohnes machen kann.
Ich bin hier als Letzte in die Klasse
gekommen und gehöre natürlich zu
den Älteren. Den Einstieg habe ich
mir viel schwerer vorgestellt als er
war. Aber das Lernen ist wirklich sehr
auf das Leben abgestimmt.
Thema
in Einrichtungen Paritätischer Mitgliedsorganisationen: unter anderem in Kindertagesstätten, Horten, Jugendwohnprojekten oder sonderpädgogischen Förderzentren. Deren Träger sind als Kooperationspartner des Paritätischen Bildungswerks in die Gestaltung des Schulkonzepts einbezogen, das immer wieder
an neue Erfordernisse angepasst werden
soll. „Wir sind eine lernende Organisation“, sagt Schulleiterin Susanne Fliege. In
der Konzept-AG entwickeln Lehrkräfte
sowie VertreterInnen der 31 kooperierenden Praxispartner gemeinsam mit SchülerInnen Ideen für die Gestaltung des
Ausbildungskonzepts und stimmen im
Rahmen der staatlich vorgegebenen
Richtlinien Lerninhalte ab. Die Fachschule ist zwar eine freie Schule und
muss in den ersten drei Jahren komplett
S
usann Prichta (22): „Ich erlebe
die Ausbildung als sehr sinnstiftende Möglichkeit, eine Idee vom
Sein des Erziehers zu entwickeln und
die eigene Persönlichkeit zu entfalten.
Besonders förderlich ist dabei die Spezialisierung im Bereich der Abenteuer- und Erlebnispädagogik. Parallel
dazu wird auf eigenverantwortliches
Handeln, kollektives Lernen und die
aktive Mitgestaltung der Lerninhalte
Wert gelegt. Hier ist eine Schule von
Freidenkern für Freidenker entstanden, deren Interaktion von Respekt
und Ebenbürtigkeit geprägt ist. Ich
bin froh, Teil dessen zu sein, und
erlebe jede Theoriephase als Bereicherung meiner Erfahrungswelt.“
Daten & Fakten
Die Paritätische Fachschule für Sozialpädagogik ist im November 2010
mit 40 Schülern in zwei Klassen im
ersten Ausbildungsjahrgang an den
Start gegangen. Seit dem Schuljahr
2011/2012 beginnt die dreijährige
Ausbildung für staatlich anerkannte
Erzieherinnen und Erzieher zum 1.
Oktober eines Jahres. Das Schulgeld
beträgt monatlich 89 Euro. BaFöG
oder Meister-BaFöG können beantragt werden.
www.fachschule-sozialwesen.de
ohne staatliche Fördermittel auskommen. Sie muss aber die selben gesetzlichen Vorgaben wie öffentliche Schulen
einhalten, damit der Abschluss staatlich
anerkannt wird. Gleichwohl bleibt Spielraum, individuelle Akzente zu setzen,
etwa auf Abenteuer- und Erlebnispädagogik, den Schwerpunkt mathematisches und technisches Verständnis in
der Frühpädagogik oder bei der Unterrichtsgestaltung. Da wird viel Wert auf
selbstverantwortliche Beteiligung der
Schülerinnen und Schüler gelegt. Etwas,
das für manche gewöhnungsbedürftig
ist, wie Schulleiterin Susanne Fliege einräumt. „Wir haben viele Auszubildende,
die völlig verschultes Lernen gewohnt
sind und sich erst umstellen müssen.“
„Entwicklung auf beiden Seiten“
Auch in den Praxis-Einrichtungen, in denen die Schülerinnen und Schüler sich
mit ihrem neu erworbenen Wissen einbringen, führt das Unterrichts-Repertoire
der innovativen Schule mitunter zu Spannungen. „Unser pädagogisches Konzept
ist sehr stark darauf ausgerichtet zu
schauen, was das einzelne Kind kann, die
Stärken groß zu machen und die Kinder
dabei zu unterstützen, sich selbst zu bilden“, betont Jeannette Quaas, Lehrerin
und Koordinatorin an der Fachschule.
Diese Haltung sei in vielen Kitas noch
nicht so verbreitet. „Hier verstehen wir
uns auch als Partner für die Praxis, sich
weiterzuentwickeln“, ergänzt Waltraud
Kreutzer, ebenfalls Koordinatorin und
Lehrerin für Sozialpädagogik und Kommunikation. Und umgekehrt brächten
die Schülerinnen und Schüler aus der
A
nna Grothe (23): Ich habe über
die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (IJGD)
von der Erzieherinnenausbildung in
Aschersleben erfahren. Beim IJGD habe
ich ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert und in einer Kindertagesstätte gearbeitet. Danach war ich während meines Soziologie- und Politikwissenschaftsstudiums ehrenamtlich beim
IJGD aktiv. Das Studium war mir aber
zu trocken. Ich möchte lieber praktisch
mit Menschen arbeiten. Hier in der
Fachschule fühle ich mich jetzt am richtigen Platz und engagiere mich auch in
L
orenz Schmidt (20): Ich habe
während des Freiwilligen Sozialen Jahres in einer integrativen
Grundschule gearbeitet. Es macht mir
viel Spaß, Kinder mit Behinderung zu
unterstützen. Nach der Ausbildung
möchte ich gerne in der 1:1-Betreuung
arbeiten. Ich bin einer von insgesamt
neun Männern im ersten Jahrgang
der Schule. Das ist ein Männeranteil
von 20 Prozent. Man merkt schon,
dass wir in manchen Dingen eine
andere Sichtweise als die Frauen haben. Wir sehen einiges pragmatischer und weniger mütterlich. Daraus resultieren manchmal auch
Konflikte, die aber zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den
Rollenbildern führen.
Praxis Impulse für die Schule mit. „Unser Konzept basiert auf der Überzeugung, dass auf beiden Seiten Entwicklung passiert“, sagt BildungswerksGeschäftsführerin Silke Schröder. Zur
Harmonisierung dieses Prozesses tragen
die Mentorinnen und Mentoren bei, die
in den Einrichtungen für die Auszubildenden da sind. Sie werden ebenfalls an
der Schule fortgebildet und haben so an
deren Ideen teil. Einen Haken gibt es
aber: Im Personalschlüssel der Kitas sind
für die Mentoren-Tätigkeit bislang keine
Kapazitäten vorgesehen, so Silke Schröder. „Hier ist unsere Zusammenarbeit
mit dem Paritätischen spannend. Wir
hoffen, dass der Verband perspektivisch
einen besseren Personalschlüssel ausUlrike Bauer
handeln kann.“
der Konzept-AG. Meine Praxisblöcke
absolviere ich in einer integrativen Kita.
Da gefällt es mir auch sehr gut. Ich finde es toll, dass wir hier in der Schule
nicht irgendetwas reingehämmert bekommen, sondern mitentscheiden können, wie der Unterricht gestaltet wird.
Und dass wir auch ernst genommen
werden, wenn wir Vorschläge machen,
wie organisatorisch etwas verbessert
werden kann. Hier wird viel Wert darauf
gelegt, unterschiedliche Sichtweisen zu
tolerieren und die eigene Haltung zu
reflektieren. Ich habe das Gefühl: Man
wächst hier über sich selbst hinaus.
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Thema
„Herausforderungen kreativ angehen“
Paritätische Bundesakademie kooperiert mit Hochschulen
Gesellschaftlicher und ökonomischer Wandel stellen den Sozial- und Gesundheitssektor vor
große Herausforderungen. Angesichts dessen ist die gezielte Qualifizierung der Führungskräfte sowie der Beschäftigten sozialer Einrichtungen von enormer Bedeutung. Besonders
zugeschnitten auf die Anforderungen und Entwicklungen in der Freien Wohlfahrtspflege sind
die Angebote der Paritätischen Bundesakademie. Dabei gewinnt die akademische Ausbildung
zunehmend an Bedeutung, wie Akademie-Geschäftsführer Professor Dr. Stephan F. Wagner,
im Interview erläutert.
Herr Professor Wagner, die Paritätische
Bundesakademie ist ja schon lange in der
Qualifizierung von Führungskräften für die
Freie Wohlfahrtspflege aktiv. In den 90erJahren gab es beispielsweise den Geschäftsführerkurs und den Kurs „Führen und
leiten“. Anfang dieses Jahrzehnts sind Sie
dann in die universitäre Ausbildung eingestiegen. Im Oktober 2000 startete der erste
Durchgang des postgradualen Fernstudiengangs Sozialmanagement – ermöglicht durch
eine Kooperation mit der Berliner AliceSalomon-Fachhochschule für Sozialarbeit
und Sozialpädagogik. Wie kam es dazu?
Prof. Dr. Stephan Wagner: In sozialen Berufen gibt es seit etwa 30 Jahren einen generellen Zug zur Akademisierung. Das
hat auch viel mit der hohen Bewertung
akademischer Titel in unserem Kulturkreis zu tun. Ende der 1960er-, Anfang
der 70er-Jahre wurden zunächst die
Berufsakademien beziehungsweise Höheren Fachschulen für Sozialarbeit in
Fachhochschulen umgewandelt. In den
90er Jahren gab es dann einen Schub bei
der Akademisierung der Pflegeberufe.
Stichwort ist hier das Pflegemanagement.
Und dann folgte der Bereich der Erziehung.
Bis zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes 1997 war Fort- und Weiterbildung für die Hochschulen eine KannAufgabe. Seitdem ist es eine Pflichtaufgabe. Das bedeutet zugleich: Fort- und
Weiterbildungsmaßnahmen an Hochschulen können auch für ein anschließendes Hochschulstudium anerkannt
werden. Das war für viele potenzielle Teilnehmer unserer Kurse verlockend. Vor
die Wahl gestellt, für den Rest ihres Lebens eines akademischen Titel zu erwer22
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ben, oder bei uns eine mehr praxisbezogene Qualifizierung zu absolvieren, haben sich viele für den Titel entschieden.
Dadurch ist die Paritätische Akademie unter
Druck geraten?
Wagner: Ein Stück weit schon. Bei der
Ausbildung von Leitungskräften haben
wir damals in der Tat Marktanteile verloren. Inzwischen haben wir aber wieder gut aufgeholt. Der von der AliceSalomon-Hochschule zusammen mit
uns durchgeführte Masterstudiengang
Sozialmanagement ist mit jährlich rund
80 bis 100 Absolventinnen und Absolventen der größte SozialmanagementStudiengang in Deutschland. Jetzt im
November hat der zwölfte Master-Studiengang Sozialmanagement mit vier
Studiengruppen à 23 Teilnehmenden
begonnen. Dieser berufsbegleitende
Fernstudiengang mit einer Kombination
von Präsenz- und E-Learning-Einheiten
sowie dem Gruppencoaching hat sich
als Riesen-Erfolg erwiesen. Der Ab-
schluss Master of Arts ist ja dem Universitätsabschluss gleichgestellt, ist also eine
echte Aufstiegsqualifikation. Außerdem
bieten wir in Kooperation mit der Fachhochschule Esslingen und der Paritätischen Akademie Süd in Heidelberg einen
Studiengang Sozialwirtschaft für den
süddeutschen Raum an. Da werden im
Curriculum spezielle Aspekte abgebildet,
die so in Norddeutschland keine Rolle
spielen, zum Beispiel ein anderes Umfeld bei Wirtschaftsunternehmen.
Wie groß ist denn die Konkurrenz der anderen Hochschulen?
Wagner: Bundesweit gibt es rund 80 Studiengänge für Sozialmanagement an
Hoch- und Fachhochschulen. Die sind
alle mehr oder minder gut besetzt, aber
weitaus weniger praxisorientiert als unser Studiengang.
Obwohl die Fachhochschulen doch immer
großen Wert auf den Praxisbezug gelegt
haben ...
Wagner: Inzwischen sind sie aber sehr
bemüht, mit den Hochschulen zu konkurrieren. Viele Fachhochschulen nennen sich auch nur noch Hochschule.
Dagegen ist ja auch nichts zu sagen. Was
die Hochschulen lehren, ist aber in der
Regel acht bis zehn Jahre hinter den aktuellen Praxisentwicklungen her.
Das ist ein heftiger Vorwurf.
Wagner: ... kein Vorwurf, sondern eine
Professor Dr. Stephan F. Wagner
Tatsache, die mit dem System zusammenhängt. Hochschulen sind ein System, das auf lange Zeit Wissen ansam-
Thema
meln soll und nicht ganz aktuell reagieren muss, kann und darf.
Können Sie da ein Praxisbeispiel bringen?
Wagner: Nehmen wir beispielsweise die
Änderungen im Gemeinnützigkeitsrecht. Die meisten unserer Mitgliedsorganisationen sind eingetragene Vereine.
Änderungen im Gemeinnützigkeitsrecht
können für sie sogar existenzielle Bedeutung haben. Wenn sich da auf gesetzgeberischer Ebene etwas tut, geht das bei
unserem Sozialmanagement-Studiengang sofort in die Ausbildung rein. An
den anderen Hochschulen, würde ich sagen, ist das eher Glückssache. Es hängt
davon ab, ob der oder die Kollegin, die
dort den Rechtsbereich vertreten, Spezialisten im Gemeinnützigkeitsrecht sind
oder nicht. Durch die Zusammenarbeit
mit dem Verband bekommen wir immer
sofort mit, was sich auf der Gesetzesebene neu entwickelt und können dies gleich
in den Curricula berücksichtigen.
Welchen Hintergrund haben denn die
Studierenden?
Wagner: Viele kommen aus Mitgliedsor-
ganisationen des Paritätischen, aber auch
aus dem öffentlichen Dienst und den
Kollegialverbänden. Da sind sowohl Beschäftige aus Kindertagesstätten, Altenhilfeeinrichtungen und Krankenhäusern
dabei als auch aus der Jugendhilfe und
der Bundeswehr. Viele sind Leitungskräfte, die sich weiterqualifizieren wollen und
diese Qualifikation mit einem akademischen Titel unterlegen möchten. Andere
kommen aus der mittleren Leitungsebene und möchten sich auf eine Geschäftsführungstätigkeit vorbereiten. Rund zwei
Drittel der Studierenden sind Frauen.
Und wer sind die Dozenten?
Wagner: Es sind einerseits Professorinnen und Professoren der Alice-SalomonHochschule und anderer Hochschulen
im In- und Ausland, jedoch auch akademisch gebildete Praktiker, die eine Lehrbefähigung haben, die aber draußen in
der Praxis aktuell in den Themengebieten arbeiten, in denen sie lehren. Zum
Beispiel Juristen, die arbeitsrechtlich Mitglieder des Verbandes beraten. Daher
haben wir ganz aktuelle Sachen, die eine
Hochschule so nicht abgebildet bekommt, wie etwa gesetzliche Änderungen bei den 400-Euro-Jobs. Wir gucken
insbesondere, dass die Teile des Curriculums, die zu gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gestaltet werden, von Referentinnen und Referenten des Verbandes
gemacht werden, die aktuell in die Aushandlungsprozesse des Verbandes mit
politischen Gremien auf Bundesebene
involviert sind. So bekommen wir hier
eine Aktualität hin, die mitunter noch
vor dem liegt, was die Zeitungen melden.
Diese Aktualität und Praxisbezogenheit
kann nur in Zusammenarbeit zwischen
einer Hochschule und einem Verband
produziert werden. Zugleich unterliegen
unsere Angebote aber auch der akademischen Kontrolle des Hochschulpartners
und entsprechen den Hochschulstandards.
Seit September ist die Paritätische Akademie auch Institut für Fort- und Weiterbildung an der Fachhochschule Ottersberg.
Welches Ziel streben Sie damit an?
Wagner: Die Fachhochschule Ottersberg
ist eine Private FH mit einem Ausbildungsschwerpunkt im Bereich Kunst
und Therapie. Und sie ist Mitdglied des
Paritätischen. Wir haben hier also eine
ganz besondere Kooperation zwischen
uns, einer Tochter des Paritätischen Gesamtverbandes, und einem Mitglied des
Paritätischen Niedersachsen. Das ist ein
Meilenstein in der Verknüpfung der verschiedenen Qualifizierungsebenen. Dadurch ergeben sich völlig neue Möglichkeiten, bedarfsgerechte Qualifizierungsangebote aus den unterschiedlichen Erfahrungs- und Interessenlagen heraus zu
entwickeln und Fach- und Führungskräfte für die Mitgliedsorganisationen
des Verbandes aus- und fortzubilden. Wir
können mit dieser Kooperation unser
Angebot der Fort- und Weiterbildung unter der akademischen Kontrolle der
Hochschule enorm erweitern. Beispielsweise im therapeutischen Bereich, aber
auch im Sozialmanagement. Diese Fortbildungen gelten dann zugleich auch als
Hochschulkurse, für die es entsprechende Creditpoints gibt, was den Teilnehmenden zusätzliche Perspektiven im
akademischen Bereich eröffnet.
... mit welchem konkreten Nutzen für den
Verband?
Wagner: Ich bin überzeugt: Qualifiziertes
Leitungspersonal wird maßgeblich über
die Stellung der Sozialwirtschaft in der
Zukunft mitentscheiden. Wir werden in
den nächsten zehn Jahren im gesamten
sozialen Bereich, aber insbesondere in
der Erziehung und Kinderpflege Schwierigkeiten haben, ausreichend Fachkräfte
zu finden. Umso wichtiger ist es, dass
gerade in der Leitung der Einrichtungen
in dieser kritischen Phase wirklich gut
ausgebildete Leute sitzen, die den gesamten Umbau dieses Bereiches begleiten
und gestalten. Diesen Prozess müssen
wir als Paritätische Bundesakademie
auch mit Fort- und Weiterbildung entsprechend fördern und immer wieder
schauen, was wir an neuem Wissen entwickeln können. Das ist eine Aufgabe,
der wir uns in Kooperation mit dem
Gesamtverband und Universitäten gerne
stellen – auch über Landesgrenzen hinweg, wie unsere Zusamenarbeit mit der
Donau-Universität Krems im Bereich
Kinder- und Jugendhilfe und der Universität Straßburg im Bereich Management
zeigt. Unser Credo ist es, auf Herausforderungen nicht mit Angst zu reagieren,
sondern sie mit Kreativität anzugehen.
Dann macht es den Menschen auch Spaß
mitzuziehen.
Das Gespräch führte Ulrike Bauer
Studienzentrum der
Sozialwirtschaft
Mit der Akademie der Arbeiterwohlfahrt, der Akademie Helene Simon,
betreibt die Paritätische Akademie das
Studienzentrum für Sozialwirtschaft.
Es vernetzt über Verbands- und Organisationsgrenzen hinweg in Kooperation mit mehreren Universitäten und
Fachhochschulen Angebote der Fortund Weiterbildung sowie akademische Studiengänge mit Bachelor- und
Masterabschluss. Dazu gehören Angebote folgender Hochschulen: Leuphana Universität Lüneburg, Alice-Salomon-Hochschule Berlin, Fachhochschule Coburg, Hochschule Esslingen,
Fachhochschule Mannheim.
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Sozialpolitik
Pflegende Angehörige besser unterstützen
Paritätischer Gesamtverband legt Konzept für ein Familienpflegegeld vor
Ein Familienpflegegeld – ähnlich dem Elterngeld – könnte es Berufstätigen ermöglichen,
die Pflege von Angehörigen besser mit ihrer Erwerbstätigkeit zu vereinbaren. Ein entsprechendes Konzept hat der Paritätische Gesamtverband vorgestellt. Verknüpft werden müsste ein solches Familienpflegegeld mit einem Rechtsanspruch auf eine bis zu
drei Jahre dauernde Freistellung von der Erwerbsarbeit. Das von der Bundesregierung
geplante Gesetz zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf, das im Januar 2012 in Kraft
treten soll, geht aus Sicht des Verbandes nicht weit genug.
D
erzeit werden rund 1,6 Millionen pflegebedürftige Menschen ambulant zu Hause betreut. Rund eine Million von ihnen
werden von Angehörigen gepflegt. Von
diesen Angehörigen ist jede/r zweite
berufstätig – ein kräfteraubender Spagat, der den Betroffenen häufig an die
Substanz geht, dem Staat aber zugleich
Milliarden Euro spart. Gut 2,4 Milliarden Euro würde nach einer Modellrechnung der Paritätischen Forschungsstelle
die Einführung des Familienpflegegeldes pro Jahr kosten, wenn man von
rund einer Million Angehöriger ausgehe, die Anspruch auf das Familienpflegegeld hätten. „Es ist eine gesamtgesell-
24
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schaftliche Aufgabe, eine würdige Pflege für alle Menschen sicherzustellen“,
betont Dr. Eberhard Jüttner, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes. Dementsprechend müsse die Leistung pflegender Angehöriger besser
gewürdigt und das Familienpflegegeld
aus Steuermitteln finanziert werden.
Obergrenze bei 1.800 Euro
„Es ist nicht einzusehen, dass pflegende Angehörige deutlich schlechter gestellt werden als Mütter und Väter, die
einen Anspruch auf Elterngeld haben“,
so Dr. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen. Ebenso wie junge Eltern sollen pflegende An-
gehörige, die im Berufsleben aussetzen,
um ihre alten Eltern oder andere nahe
Angehörige zu pflegen, 65 bis 67 Prozent
des letzten Nettoeinkommens als Lohnersatzleistung erhalten. Die Obergrenze
soll bei 1.800 Euro liegen. Auch ein Mindestfamilienpflegegeld hat der Verband
in seinem Konzept festgelegt: Es soll sich
am Pflegegeld orientieren. Das Mindestfamilienpflegegeld würde demnach für
die Pflegestufe I 300 Euro betragen, bei
Pflegestufe II 440 Euro und in Pflegestufe III 700 Euro.
Pflegende Angehörige können neben
dem Familienpflegegeld zur Unterstützung auch Leistungen ambulanter Pflegedienste in Anspruch nehmen. Die
Sozialpolitik
Leistungen der ambulanten Pflege liegen
in diesen Fällen bei 50 Prozent des Sachleistungsbetrages bei ambulanter Pflege.
Nicht vom guten Willen abhängig
Eine Einwilligung des Arbeitgebers zur
beruflichen Auszeit oder zur Reduzierung der Arbeitszeit soll nicht nötig sein.
Pflegende Angehörige sollen darauf – anders als im Gesetzentwurf von Bundesfamilienministerin Schröder (CDU) vorgesehen – einen Rechtsanspruch haben.
Der Entwurf sieht vor, dass pflegende
Angehörige ihre Arbeitszeit bis zu zwei
Jahre um 50 Prozent reduzieren können.
Während dieser Zeit sollen sie 75 Prozent
ihres letzten Gehalts beziehen. Nach
zwei Jahren müssen sie wieder zur regulären Arbeitszeit zurückkehren, erhalten
aber weiterhin drei Viertel ihres früheren
Arbeitsentgelts – so lange, bis die Zeit
wieder hereingearbeitet ist, die sie während der Pflegephase dem Unternehmen
nicht zur Verfügung standen.
„Die Zahl der Pflegebedürftigen wird
in den nächsten Jahren enorm steigen.
Pflege wird irgendwann so normal sein
wie die Erziehung von Kindern“, betont Schneider. Pflegebedürftige Angehörige neben dem Beruf zu betreuen
bringe viele Betroffene jedoch an den
Rand ihrer Kräfte. „Nicht wenige werden so krank, dass sie ihre Stelle verlieren“, so der Hauptgeschäftsführer.
„Es ist unfair und zynisch, die Menschen mit dieser Situation alleine zu
lassen.“ Berufstätige, die ihre Angehörigen pflegen wollten oder müssten,
bräuchten dringend bessere Unterstützung. Was die Ministerin plane, reiche
nicht aus – weder vom zeitlichen Rahmen her noch im Hinblick auf die
finanzielle Absicherung. Die im Paritätischen Konzept vorgesehene Begrenzung der Pflegezeit auf drei Jahre bezeichnete Schneider als Kompromiss
angesichts der Tatsache, dass die durchschnittliche Pflegezeit von Familienmitgliedern acht Jahre betrage.
Das detaillierte Papier des Paritätischen finden Interessierte auf www.
paritaet.org unter Veröffentlichungen.
Hartz-IV-Regelsatz: Zehn
Euro mehr reichen nicht
Der Paritätische Gesamtverband hält
die von der Bundesregierung für Januar 2012 angekündigte Erhöhung des
Hartz-IV-Regelsatzes für völlig unzureichend. „Auch eine Anhebung um
zehn Euro macht die Hartz-IV-Regelsätze nicht verfassungsfester“, sagte
Dr. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen. Nach Berechnungen des Verbandes müsste
der Regelsatz für Erwachsene mindestens 416 Euro statt 364 Euro betragen,
um bedarfsgerecht zu sein und den
Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts zu genügen.
Die derzeitigen Regelsätze habe die
Bundesregierung künstlich kleingerechnet, kritisierte Schneider. Insbesondere die Leistungen für Kinder
und Jugendliche gingen an der Lebensrealität eklatant vorbei und müssten grundlegend neugestaltet werden.
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Sozialpolitik
„Arbeitsmarktpolitik für alle“
Große Unterstützung für gemeinsamen Appell von Paritätischem und DGB
Trotz massiver Kritik hat der Bundestag Ende September ein Gesetz beschlossen, das
die Eingliederungschancen arbeitsloser Menschen ins Berufsleben verbessern soll, aus
Sicht des Paritätischen aber insbesondere langzeitarbeitslose Menschen aufs Abstellgleis
schiebt. Gemeinsam mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) hat der Verband
die Bundesregierung zum arbeitsmarktpolitischen Kurswechsel aufgefordert. Mehr als
3.100 Fachleute aus dem Bereich der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik unterzeichneten den
Appell, in dem Paritätischer und DGB eine „Arbeitsmarktpolitik für alle“ fordern.
D
as parteiübergreifende Bündnis warnte vor einer Spaltung
des Arbeitsmarktes durch die
Instrumentenreform im SGB II. „Was
wir aktuell erleben ist eine Zwei-KlassenArbeitsmarktpolitik, die den langfristigen Zusammenhalt dieser Gesellschaft
zunehmend aus den Augen verliert“, sagte Dr. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen. Auf der Strecke
blieben dabei Langzeitarbeitslose und
schwer vermittelbare Personen, darunter
viele Menschen ohne Ausbildung, Men-
schen mit Behinderung oder chronischen Erkrankungen, ältere Arbeitslose
oder benachteiligte Jugendliche. Mit dem
neuen Gesetz besiegele die Bundesregierung den schleichenden Tod der Hilfen
für Langzeitarbeitslose.
Sinnloses Kürzungsprogramm
Was als Instrumentenreform bezeichnet
werde, sei in Wirklichkeit ein „Kürzungsprogramm ohne Sinn und Verstand“,
kritisiert Annelie Buntenbach vom Bundesvorstand des Deutschen Gewerk-
„Bildungspaket ist gescheitert“
D
as „Bildungs- und Teilhabepaket“ für Kinder aus HartzIV-Haushalten ist aus Sicht
des Paritätischen Gesamtverbandes
gescheitert. Wenn mehr als ein halbes
Jahr nach Inkrafttreten erst für ein
gutes Drittel der anspruchsberechtigten
Kinder Anträge vorlägen, könne man
nicht mehr von Anlaufschwierigkeiten
reden, betonte Dr. Ulrich Schneider,
HauptgeschäftsführerdesParitätischen.
„Das Bildungs- und Teilhabepaket ist im
Praxistest mit Bausch und Bogen durchgefallen. Es geht mit seinem Gutscheinsystem sowohl an den Notwendigkeiten
einer effizienten Verwaltung als auch
an den Lebensrealitäten der Menschen
völlig vorbei“, kritisierte Schneider. „Die
Ministerin sollte den Mut haben, endlich die Reißleine zu ziehen.“
Mit dem Versuch, an der Jugendhilfe
und der Bildungskompetenz der Länder vorbei Bildung und Teilhabe zu
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organisieren, habe sich Ursula von der
Leyen verrannt, so der Verband. „Mit
kleinkarierten
Gutscheinsystemen,
komplizierten Zuständigkeitsregelungen und verwaltungsaufwendigen
Abrechnungsverfahren ist den Menschen nicht geholfen. Wir brauchen einfache und intelligente Lösungen.“ Bildung gehöre an die Schulen, Kultur,
Sport und Geselligkeit sei Sache der örtlichen Jugendhilfe und die Sicherung
des Existenzminimums liege in der Verantwortung des Bundes, so Schneider.
Statt umständlicher Gutscheinsysteme
und Abrechnungsmodalitäten fordert
der Paritätische Familienpässe, die
den kostenlosen Zugang für Kinder
aus einkommensschwachen Familien
zu Angeboten wie Sport oder Musik
sicherstellen. Die Zuständigkeit für
die Lernförderung sollte fest in den
Aufgabenkatalog der Schulen aufgenommen werden.
schaftsbundes. Dabei vergebe die Bundesregierung die Chancen, die die verbesserte Arbeitsmarktsituation für diejenigen bedeuten könnte, die draußen
stehen. „Gerade jetzt brauchen wir eine
Arbeitsmarktpolitik für alle, die ganz bewusst der Spaltung am Arbeitsmarkt
entgegenwirkt. Die zurzeit günstige Entwicklung muss genutzt werden, um den
Teufelskreis aus niedriger Qualifikation,
prekärer Beschäftigung, geringer Bezahlung und erneuter Arbeitslosigkeit zu
durchbrechen“, forderte Buntenbach.
Sparbeschlüsse zurücknehmen
Die Unterzeichner des Appells, der im
September Bundesarbeitsministerin von
der Leyen und dem Bundestagausschuss
für Arbeit und Soziales übergeben wurde, fordern: die Rücknahme der Sparbeschlüsse in der Arbeitsmarktpolitik, den
Ausbau sozialversicherungspflichtiger
Beschäftigungsangebote für Langzeitarbeitslose sowie die rechtliche und finanzielle Absicherung von Beschäftigungsunternehmen, Fort- und Weiterbildungsträgern. Zu dem Bündnis gehören Fachleute aus Gewerkschaften, aus allen
Wohlfahrtsverbänden, aus Sozialverbänden wie dem VdK und der Volkssolidarität, Behindertenverbänden wie der Lebenshilfe und dem Blindenverband.
Hochschullehrer unterstützen es ebenso
wie Praktiker aus Jobcentern und
Beschäftigungsunternehmen, viele Kommunalpolitiker sowie zahlreiche Mitglieder des Bundestages oder Persönlichkeiten, die auf Länderebene Verantwortung
tragen wie Hannelore Kraft oder Klaus
Wowereit. Mehr zum Appell steht auf
www.arbeitsmarktpolitik-fuer-alle.de.
Sozialpolitik
Reform der Pflegeversicherung verschoben
A
ls Offenbarungseid hat der Paritätische Gesamtverband die Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) bezeichnet, bis auf Weiteres kein eigenes Konzept zur Pflegereform vorzulegen. „Es
wäre ein Skandal, wenn die Bundesregierung die Pflegereform ein weiteres Mal
auf die lange Bank schiebt“, so Dr. Eberhard Jüttner, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes. „Zwei Millionen
Pflegebedürftige und ihre Angehörigen
haben keine Zeit mehr zu verlieren. Die
Menschen brauchen jetzt Unterstützung
und Entlastung und können nicht bis
zum Sankt-Nimmerleins-Tag vertröstet
werden.“ Insbesondere dürfe die grundlegende Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs nicht länger verzögert werden.
Dabei gehe es nicht nur um die aktuelle
pflegerische Versorgung, sondern auch
um die zukünftige Pflege in Würde für
alle Menschen. Über den inhaltlichen
Korrekturbedarf seien sich alle Experten
seit Jahren einig. An der Frage der
Finanzierung dürfe es jetzt nicht scheitern, mahnte Jüttner.
Der Verband begrüßt das von CSU-Chef
Seehofer vorgeschlagene Modell eines
Bundespflegeleistungsgesetzes als zielführenden und einzigen sozialverträglichen Vorschlag zur Pflegefinanzierung
aus Koalitionsreihen. Um die Pflegeversicherung langfristig auf eine solide
finanzielle Basis zu stellen, plädiert der
Paritätische zudem für einen Ausbau
der Pflegeversicherung zu einer solidarischen Bürgerversicherung. Bemessungsgrundlage wären dabei nicht nur
die Löhne, sondern auch andere Einkünfte, wie Kapital- oder Mieterträge.
Bundesgesundheitsminister Bahr wollte
die Eckepunkte zur Reform der Pflegeversicherung ursprünglich am 23. September vorstellen, kündigte jedoch laut
Medienberichten wenige Tage zuvor an,
derzeit sei ein Kompromiss zum Thema
Pflege in der Koalition nicht möglich.
Bahr selbst sprach sich für die Einführung einer verpflichtenden privaten Zu-
satzvorsorge in der Pflegeversicherung
aus. Dies ist jedoch weder für den
Paritätischen noch für den Sozialverband VdK akzeptabel. „Das Recht auf
gute Pflege darf nicht von den finanziellen Möglichkeiten des Einzelnen
abhängen“, so VdK-Präsidentin Ulrike
Mascher.
Die Volkssolidarität setzt sich ebenfalls
für eine Bürgerversicherung in der
Pflege ein. Ihr Präsident, Professor
Gunnar Winkler, betonte: „Die Herausforderungen einer älter werdenden Gesellschaft für die Pflege können und
müssen solidarisch bewältigt werden.“
Als erster Schritt stehe ein Risikostruktur- und Finanzausgleich zwischen sozialer und privater Pflegeversicherung
an. „Es kann nicht sein, dass die private Pflegeversicherung weiter Überschüsse in Milliardenhöhe ansammelt,
während über die soziale Pflegeversicherung bei knappen Finanzen weit
über 90 Prozent der Versorgungsaufgaben erbracht werden müssen.“
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Sozialpolitik
Von gleichen Bildungschancen keine Spur
Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund immer noch benachteiligt
Eine strukturelle Diskriminierung von ausländischen Jugendlichen im deutschen
Bildungssystem hat das Forum der Migrantinnen und Migranten im Paritätischen kritisiert. Anlässlich der Interkulturellen Woche Ende September forderte der Zusammenschluss von rund 100 Migrantenorganisationen durchgreifende Strukturreformen im
Bildungssystem, eine durchgängige Sprachförderung und die systematische Förderung
der Elternarbeit.
D
ie Bildungsbeteiligung und
das Bildungsniveau aller Jugendlichen in Deutschland seien zwar nach Zahlen des Statistischen
Bundesamts insgesamt gestiegen, der
Abstand zwischen den Schülern mit
und ohne Migrationshintergrund sei
jedoch in den vergangenen Jahren
noch größer geworden, betonte Tshikudi Londji, der Sprecher des Forums.
„Während jeder dritte deutsche Schüler das Abitur macht, ist es von den
Jugendlichen mit Migrationshintergrund gerade einmal jeder Zehnte.
Diese Kluft ist Ausdruck jahrzentelanger bildungspolitischer Versäumnisse
und muss endlich überwunden werden.“ Die drastische Benachteiligung
von jungen Menschen mit Migrationshintergrund an deutschen Schulen
setze sich an den Hochschulen und auf
dem Arbeitsmarkt verschärft fort.
Gemeinsamer Einsatz für
Bildungsgerechtigkeit
Das Forum fordert die interkulturelle
Öffnung der Schulen sowie eine weitreichende Vernetzung mit außerschu-
lischen Partnern wie Migrantenorganisationen, Jugendhilfe und Jugendsozialarbeit. „Politik, Schulen und Eltern
sind gemeinsam gefordert, sich vor Ort
für mehr Bildungsgerechtigkeit zu engagieren“, so Londji. Wichtig sei insbesondere, dass die Erfahrungen der
Migrantinnen und Migranten selbst
endlich stärker berücksichtigt werden.
Für den individuellen Bildungserfolg
der Kinder sei auch die Beteiligung
von deren Eltern ganz wesentlich.
Initiative „AB In die Zukunft“
Das Forum hat 2010 die Initiative „AB
In die Zukunft“ gestartet. Ziel der Aktion
unter Schirmherrschaft von Bundesbildungsministerin Annette Schavan ist es,
den Anteil junger Menschen mit Migrationshintergrund, die das Abitur erwerben und studieren, zu erhöhen.
Während der Interkulturellen Woche veranstaltete die Initiative eine Bildungswoche unter der Überschrift „Deine Stimme ist gefragt“. Sowohl Jugendliche als
auch Eltern mit Migrationshintergrund
waren bundesweit dazu aufgerufen,
sich mit eigenen Aktionen zum The-
ma Bildung zu Wort melden. Es gab
Diskussionsrunden, Informationsveranstaltungen und Tage der offenen
Tür.
Preisträger des Videowettbewerbs
Bei Jugendlichen kam besonders gut
der Videowettbewerb zum Titelthema
„Deine Stimme ist gefragt“ an. Den
ersten Platz errang der Integrationsverein Leipzig, Brücke der Kulturen e. V.
mit einem witzigen Beitrag zur Berufswahl, der dafür plädiert, die eigenen
Neigungen und Interessen nicht aus
dem Auge zu verlieren. In der Hauptrolle ist Diana Vachtchenko zu sehen
(rechtes Foto). Infos zum Verein gibt es
auf www.m-ost.eu.
Auf Platz zwei kam die Ruhrwerkstatt,
Kultur – Arbeit im Revier e.V. mit einem
Musikvideo mit dem Titel „Blick in die
Zukunft“ Mitwirkende: Marko Arnold,
Tanja Akgündüz, Aziz Sausan, Kamein
Senada, Ugur Artunc Kazan und Seiver
Ajadari (linkes Foto). Internet-Präsenz:
www.ruhrwerkstatt.de.
Als Preise erhielten die Gewinner
Geldprämien in Höhe von 900 beziehungsweise 600 Euro,
eine Einladung zur Preisverleihung nach Berlin
und einen besonderen
Rundgang durch den Bezirk Neukölln.
Die Spots sind zu sehen
auf der Internetseite
www.abindiezukunft.de.
Dort finden Interessierte
auch nähere Informationen zur Bildungsinitiative „AB In die Zukunft“.
red
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5 | 2011
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Sozialpolitik
Zahnbehandlung bei Menschen
mit Behinderung liegt im Argen
Aktionsbündnis fordert gesetzliche Regelung
Als Unterstützer des Aktionsbündnisses „Mundgesund trotz Handicap und hohem Alter“
setzt sich der Paritätische Gesamtverband für eine bessere zahnmedizinische Versorgung
von Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung ein. Der Verband hat Missstände bei der gesundheitlichen Versorgung behinderter Menschen zudem auch in seiner
Stellungnahme zum geplanten Gesetz zur Verbesserung der Versorgungsstrukturen in
der gesetzlichen Krankenversicherung kritisiert.
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ie zahnmedizinische Betreuung von Menschen mit Behinderung ist in unserem derzeitigen Versorgungssystem völlig unzureichend“, kritisiert Dr. Eberhard Jüttner, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes. Er ist Mitunterzeichner
eines gemeinsamen Briefes, den führende Vertreter der Zahnmedizin und
der Interessenvertretungen pflegebedürftiger und behinderter Menschen unter anderem an das Gesundheitsministerium sowie Mitglieder des Bundestagsausschusses für Gesundheit und den
Beauftragten der Bundesregierung für
die Belange behinderter Menschen
geschickt haben. Sie appellieren an die
Politik, endlich gesetzliche Grundlagen
zu schaffen, die es ermöglichen, Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung die notwendige zahnmedizinische
Versorgung zukommen zu lassen.
Konzept vorgelegt
„Eine steigende Zahl von Menschen kann
aufgrund von Pflegebedürftigkeit oder
Behinderung zahnärztliche Praxen entweder gar nicht oder nicht selbstständig
aufsuchen“, erklärt Jüttner. „Diese Menschen benötigen für den Zahnarztbesuch
entweder Begleitung und oft auch besondere Transportmöglichkeiten – oder der
Arzt beziehungsweise die Ärztin muss
zu ihnen kommen. Auch das erfordert
jedoch einen zusätzlichen organisatorischen und apparativen Aufwand sowie
personelle Kapazitäten, die derzeit im
Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen nicht ausreichend berücksichtigt sind.“ Viele Betroffene blieben daher
unversorgt. Auch die Prävention von
Zahn- und Zahnfleischerkrankungen, so
Humanmediziner Dr. Eberhard Jüttner,
sei unbefriedigend geregelt. Die Zahnärzteschaft habe bereits im Juni 2010 gemeinsam mit der Wissenschaft unter
dem Titel „Mundgesund trotz Handicap
und hohem Alter“ ein Konzept zur vertragszahnärztlichen Versorgung von
Pflegebedürftigen und Menschen mit
Behinderungen vorgelegt, heißt es in
dem Schreiben des Aktionsbündnisses.
Die Probleme der zahnärztlichen Versorgung dieser Menschen seien lange
bekannt und durch zahlreiche Studien
belegt. Auch der Sachverständigenrat zur
Begutachtung der Entwicklung im
Gesundheitswesen habe die unzureichende zahnmedizinische Versorgung
dieser Patientengruppen thematisiert.
Verbesserungen blieben jedoch aus.
Anspruch im SGB V festschreiben
Das Aktionsbündnis hält es für dringend
erforderlich, im Sozialgesetzbuch V den
Anspruch pflegebedürftiger und behinderter Menschen auf notwendige zahnmedizinische und präventive Leistungen
im Rahmen der kassenärztlichen Versorgung zu verankern. Mit der weiteren
Ausgestaltung dieses Anspruches könne
der Gemeinsame Bundesausschuss beauftragt werden.
Zum Aktionsbündnis gehören neben der
Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, der Bundeszahnärztekammer und
dem Paritätischen Gesamtverband unter
anderem der Bundesverband für körperund mehrfachbehinderte Menschen, der
Deutsche Pflegeverband und die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in
Deutschland.
5 | 2011
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Sozialpolitik
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ie Ministerin streue
den Bürgerinnen und
Bürgern mit ihren Plänen für eine Zuschuss-Rente
Sand in die Augen, kritisierte
Dr. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen.
„Sie sind in keiner Weise geeignet, das gewaltige Problem der
auf uns zurollenden Altersarmut auch nur im Ansatz zu lösen.“ Der Verband rechnet mit
einem Anstieg der Altersarmut
in den nächsten Jahren auf
über zehn Prozent. 2025 werden seinen Schätzungen zufolge rund zwei Millionen RentnerInnen auf Grundsicherung im
Alter angewiesen sein. Besonders bedroht seien die 6,5 Millionen Beschäftigten im Niedriglohnbereich und damit jeder
fünfte Erwerbstätige. „Wer dauerhaft im Niedriglohnbereich
arbeitet, wird selbst bei erwerbslebenslanger Vollzeitbeschäftigung keine Rente oberhalb des Grundsicherungsniveaus erhalten“, so Schneider.
„Altersarmut wird ein Massenproblem, wenn nicht jetzt politisch gegengesteuert wird.“
Zu hohe Hürden
Die Vorschläge des Bundesarbeitsministeriums für eine weitgehend kostenneutrale MiniRenten-Reform seien vor diesem
Hintergrund eine Farce. Die Voraussetzungen für den Bezug der
geplanten „Zuschuss-Rente“ in
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www.der-paritaetische.de
Höhe von 850 Euro seien derart
eng formuliert, dass diese im ersten Jahr (2013) nur 17.000 Menschen in Anspruch nehmen
könnten. Voraussetzung soll sein,
dass die Empfänger 45 Jahre lang
gesetzlich versichert waren, 30
Beitragsjahre vorweisen können
und mindestens fünf Jahre in
eine Riester-Rente eingezahlt haben.
Scharf kritisiert der Verband insbesondere die geplanten Bedarfsprüfungen. „Langjährig Versicherte müssen existenzsichernde
Ansprüche erwerben und dürfen
nicht auf Almosen verwiesen
werden. Das ist auch eine Frage
des Respekts vor der Lebensleistung eines Menschen. Alles andere würde die Rentenversicherung als Pflichtversicherung ad
absurdum führen“, so Schneider.
„Wir müssen über Mindestrentensysteme nachdenken und
brauchen eine rigorose Reform
der Grundsicherung im Alter, sodass man von den Regelsätzen
tatsächlich leben kann.“
Auch der Sozialverband VdK
hält das von Ursula von der
Leyen vorgestellte Konzept für
ungeeignet, um der Altersarmut
wirksam zu begegnen. Er fordert unter anderem, wieder die
„Rente nach Mindesteinkommen“ einzuführen, bei der
niedrige Beiträge höher bewertet werden, und die Abschläge
bei Erwerbsminderungsrenten
aufzuheben.
5 | 2011
Verbandsrundschau
Heilige Männer zieren die Weihnachtspost
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wei Heilige zieren dieses Jahr die
Weihnachtsbriefmarken des Sozialwerks Wohlfahrtsmarken:
St. Martin und St. Nikolaus. Beide symbolisieren die weihnachtlichen Tradition
des Teilens und Schenkens und gelten
als Vorboten des Christfestes. Die Darstellung von St. Martin zeigt den Ausschnitt eines Kirchenfensters der Pfarrkirche St. Martin in Nettersheim/Eifel.
Diese Marke hat einen Wert von 45 Cent
plus 20 Cent Zuschlag.
St. Nikolaus ist in einem Ausschnitt
eines Kirchenfensters der Pfarrkirche
St. Nikolaus in Rheurdt/Niederrhein
zu sehen (Wert: 55 + 25 Cent). Beide
Marken – es gibt sie auch im 10erBogen – sind echte Hingucker für die
Weihnachtspost und dienen darüber
hinaus einem guten Zweck. Der Erlös
der durch den Verkauf der Zuschlagsmarken erzielt wird, kommt der sozialen Arbeit zugute.
Erhältlich sind die Weihnachtsmarken
im Vertriebszentrum für Wohlfahrtsmarken des Paritätischen Gesamtverbandes,
Oranienburger Straße 13-14,
10178 Berlin,
Kostenfreie Servicenummer:
0800/9645324,
Fax: 030/24636-460,
E-Mail: wohlfahrtsmarken@
paritaet.org.
Die Zusendung erfolgt an Werktagen
versandkostenfrei binnen 24 Stunden.
www.sozialzentrale.de kommt an
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in halbes Jahr nach dem Start ist
klar: Mit seiner neuen Internetplattform www.sozialzentrale.de
hat der Paritätische Gesamtverband
einen Treffer gelandet. Der Kreis der
Nutzerinnen und Nutzer, die das virtuelle Netzwerk mit Leben füllen, bewegt
sich auf die Tausender-Marke zu. Fast
100 Gruppen wurden eingerichtet. Sie
sind das zentrale Kommunikations-element der SozialZentrale. Denn dort steht
nicht die Selbstdarstellung Einzelner im
Mittelpunkt, sondern die Vernetzung
und die Kommunikation in Gruppen.
Bunte Vielfalt
Die Themen, die hier diskutiert werden,
sind so vielfältig wie der Verband, die
Mitgliedsorganisationen und die Menschen, die diese tragen: Das Spektrum
reicht von der Arbeitsmarktpolitik über
den neuen Bundesfreiwilligendienst und
die Fachkräftegewinnung bis zur Inklu-
sion von Menschen mit Behinderungen. Es gibt die Gruppe der Juristinnen und Juristen im Paritätischen,
aber auch die der begeisterten FotografInnen, die ihre Aufnahmen präsentieren. Jeder kann die SozialZentale mitgestalten und weitere thematische Gruppen gründen. Man kann
Text, Bild, Audio- oder Videoinformationen einstellen, Termine veröffentlichen, aktuelle Fragen diskutieren
oder einfach nur mitlesen.
Neue Chat-Möglichkeit
„Ganz neu ist die Möglichkeit für befreundete User, direkt miteinander
zu chatten“, sagt Martin Wißkirchen,
Leiter Information und Kommunikation beim Paritätischen Gesamtverband.
Zudem wird in regelmäßigen Abständen
eine Helpline aktiv geschaltet, in der im
Rahmen eines Gruppenchats Fragen
rund um die SozialZentrale und deren
Nutzung diskutiert werden. „Wer Hilfe
braucht, ist hier an der richtigen Stelle“,
so Wißkirchen, der die SozialZentrale
federführend betreut und für die Weiterentwicklung zuständig ist.
(Fortsetzung auf der nächsten Seite)
5 | 2011
www.der-paritaetische.de
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Verbandsrundschau
Einfacher Einstieg
Der Einstieg in die SozialZentrale ist
unkompliziert. Für die Registrierung
ist nur eine gültige E-Mail-Adresse nötig. Man bekommt ein Passwort zugeschickt, kann sich einloggen – und los
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geht‘s. Ergänzende Angaben zur eigenen Person sind freiwillig, lassen sich
jederzeit bearbeiten oder aber restlos
löschen.
Im Unterschied zu anderen Netzwerken sind die Datenschutz-Voreinstellungen in der SozialZentrale strikt im
Sinne der Nutzer getroffen. Das heißt,
jeder und jede entscheidet selbst, wann
und für wen er oder sie welche Details
seines Profils überhaupt sichtbar
macht. „Uns ist es wichtig, dass jeder
Nutzer jederzeit die Kontrolle behält
über das, was er schreibt und was er
mitteilen will“, betont Martin Wißkirchen. „Wer die SozialZentrale zum
Beispiel für den sensiblen Erfahrungsaustausch im Rahmen einer Selbsthilfegruppe nutzen will, kann eine ‚versteckte Gruppe‘ einrichten. Diese ist
für Nicht-Gruppenmitglieder nicht
sichtbar, sodass die Anonymität von
Gruppe und Gruppenmitgliedern jederzeit gewahrt bleibt.“
Erst Bundeswehr,
dann soziale Arbeit!
Der Paritätische auf der Berufsmesse für Soldaten
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D
er Fachkräftemangel macht erfinderisch: Einen zunächst ungewöhnlich wirkenden Weg der
Personalakquise ging im September der
Paritätische Gesamtverband. Gemeinsam mit Vertreterinnen der Paritätischen
Bundesakademie und des Landesverbandes Berlin stellten die Fachreferate Pflege, Familie, Frauen und Kinder sowie das
Paritätische Kompetenzzentrum Fachkräftegewinnung die Freie Wohlfahrtspflege als potenziellen Arbeitgeber vor –
bei einer Berufsmesse in der Berliner
Julius-Leber-Kaserne.
„Wir haben erfahren, dass insbesondere die Frauen, die sich bei der Bundeswehr verpflichten, häufig eine Erstausbildung im medizinischen oder pflegerischen Bereich haben“, sagt Marlis
Kawohl vom Kompetenzzentrum Fachkräftegewinnung. Viele hätten ihre
Entscheidung, zur Bundeswehr zu
gehen, damit begründet, dass sie ihren
Erfahrungshorizont erweitern und
Auslandserfahrung sammeln wollten.
Bundeswehreigene Erzieherschulen
Die Bundeswehr ermöglicht den Zeitsoldatinnen und -soldaten unter anderem,
eine der bundeswehreigenen Erzieherschulen in Berlin, Hamburg oder Süddeutschland zu besuchen. Ein Angebot,
das auch männliche Soldaten annehmen,
die dabei häufig erlebnispädagogische
Erfahrungen sammeln. „Sind diese gepaart mit anderen notwendigen Qualifikationen, könnten sie eine gute Zugangsvoraussetzung zum Beispiel für die
Jugendarbeit sein“, so Marlis Kawohl.
Die Bundeswehr beschäftige sich sehr
konkret mit der Frage, was ZeitsoldatInnen beruflich nach ihrer Dienstzeit machen möchten und welche Qualifikationen sie dafür benötigen. Zuständig ist
dafür der Berufsförderungsdienst der
Bundeswehr mit dem der Paritätische bereits ins Gespräch gekommen ist. Dabei
erfuhr der Verband, dass sich die Soldatinnen und Soldaten zunehmend für
Tätigkeiten in der sozialen Arbeit interessieren, wie etwa in der Altenpflege. Einige
bringen dafür sogar bereits eine entsprechende Ausbildung beziehungsweise
einen verwandten Berufsabschluss (beispielsweise als SanitäterInnen) mit, der
noch um zusätzliche Qualifikationen ergänzt werden müsste.
Perspektiven in sozialen Berufen
Häufig äußerten die Soldaten den
Wunsch, in ihre früheren Heimatorte zurückzukehren, die nicht selten in strukturschwachen Regionen liegen, in denen
meist auch Fachkräfte fehlen. Marlis
Kawohl: „Es gibt bei der Bundeswehr viele gut ausgebildete Kräfte, die mit ihren
Kompetenzen in Berufen der sozialen
Arbeit sehr gut einsetzbar sind.“
Forum
Hunde erschnüffeln Krebs
Klinik Schillerhöhe berichtet von erfolgreicher Studie
Hunde können Krebs erschnüffeln. Das haben Wissenschaftler der Klinik Schillerhöhe, einem Standort des Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhauses, nachgewiesen. Die
F
ür seine Studie sammelte das
Forscher-Team der Schillerhöhe
Atemproben von 220 Probanden,
darunter Lungenkrebs-PatientInnen,
gesunde Personen und Patienten mit
einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Die vier Hunde, die für die Tests speziell trainiert
wurden, erkannten mit einer Trefferquote von 72 Prozent die Proben der
Lungenkrebskranken, heißt es in einer
Mitteilung der Klinik. Das Ergebnis
bestätige die Annahme, dass Lungenkrebs spezielle organische Verbindungen produziert, die in der Atemluft
analysiert werden können. Durch zahlreiche Tests und Ausschlußverfahren
sei sichergestellt worden, dass die Hunde tatsächlich diese organischen Verbindungen rochen und sich nicht von
Zigarettenrauch, Essensgerüchen, Medikamenten oder anderen Erkrankungen beeinflussen ließen.
Im Verlauf der Studie erkannten die Hunde
gleichermaßen Proben von Patienten und
Patientinnen, deren Tumore sich noch in
einem früheren Stadium befanden, als
auch solche von Personen, bei denen die
Erkrankung bereits fortgeschritten war.
„Dieses Ergebnis ist für uns besonders
interessant, denn eine frühe Diagnose ist
sehr wichtig für eine erfolgreiche Therapie des Lungenkarzinoms“, erklärt Professor Dr. Godehard Friedel, Chefarzt der
Abteilung für Thoraxchirurgie an der Klinik Schillerhöhe. Im Anfangsstadium
zeige die Erkrankung noch keine Symptome oder nur solche, die nicht immer
direkt auf Lungenkrebs schließen ließen.
Eine frühzeitige Identifizierung und
Beim inklusiven Unterricht
enormer Nachholbedarf
B
eim gemeinsamen Lernen von
Kindern mit und ohne Behinderung gibt es in Deutschland noch
enormen Nachholbedarf. Nach Recherchen der Aktion Mensch besucht in Niedersachsen nur rund jedes zehnte Kind
mit sonderpädagogischem Förderbedarf
eine Regelschule, in Nordrhein-Westfalen
sind es 16,7 Prozent, in Schleswig-Holstein immerhin mehr als die Hälfte. Bundesweit betrug der Anteil im Schuljahr
2009/2010 nur 20,1 Prozent. Neuere
Zahlen sollen noch vor Jahresende veröffentlicht werden.
Laut Behindertenrechtskonvention der
Vereinten Nationen, die in Deutschland seit 2009 in Kraft ist, darf niemand aufgrund seiner Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem aus-
Foto: Robert-Bosch-Krankenhaus
Mediziner versprechen sich neue Erkenntnisse in der Frühdiagnose von Lungenkrebs.
geschlossen werden. „Es ist aber immer
noch weit verbreitete Ansicht, dass Kinder mit Behinderung nur in der Sonderoder Förderschule gut aufgehoben sind
oder sie sogar das Fortkommen anderer
auf der Regelschule bremsen“, kritisiert
Martin Georgi, Vorstand der Aktion
Mensch und Mitglied im Expertenkreis
„Inklusive Bildung“ der deutschen
UNESCO-Kommission.
Damit gemeinsames Lernen gelingen
kann, setzt Dr. Eberhard Jüttner, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes, auf strukturelle Veränderungen:
„Schon in der Lehrerausbildung müssen
die Bedürfnisse von Kindern mit Behinderung berücksichtigt werden. Dazu
brauchen wir in den Ländern klare Zuständigkeiten für die inklusive Schule.“
Behandlung habe jedoch meistens eine
deutlich bessere Prognose zur Folge.
„Trotz der guten Ergebnisse sind wir jedoch noch weit davon entfernt, Hunde in
der klinischen Praxis zur Früherkennung einzusetzen“, erklärt Enole Boedeker, Fachärztin in der Abteilung für Thoraxchirurgie. Sie hat die Studie maßgeblich mitbetreut und darüber ihre Doktorarbeit verfasst. Eine Folgestudie, in der
festgestellt werden soll, ob die Hunde
auch auf andere Krebsarten reagieren,
wird vorbereitet.
wheelmap.org zeigt
rollstuhlgerechte Orte
Ein Treffen mit Freunden oder Kolleginnen – dafür den richtigen Ort zu
finden, kann schwierig sein, wenn der
Treffpunkt auch für Menschen mit
Mobilitätseinschränkungen geeignet
sein soll. Die Internetseite http://wheelmap.org hilft weiter. Dort ist anhand
eines Ampelsystems zu erkennen, ob
beispielsweise Rollstuhlfahrerinnen
und -fahrer mit weniger oder mehr
Problemen ins Café, die Gaststätte, das
Kino oder Geschäft reinkommen. Die
Seite ist eine Initiative von Sozialhelden
e.V., die zum Mitmachen einlädt. Wer
will, kann einen Ort bewerten und eintragen. Wheelmap gibt es auch als App.
Die Sozialhelden entwickeln kreative
Projekte, mit denen sie auf soziale Probleme aufmerksam machen und helfen wollen, diese zu beseitigen.
http://sozialhelden.de.
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Forum
Erstes „Selbsthilfefreundliches
Krankenhaus“ ausgezeichnet
Als erstes Krankenhaus in Deutschland hat das Klinikum Bielefeld die Auszeichnung
„Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ verliehen bekommen. Das bundesweite Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit im Gesundheitswesen bescheinigt der Klinik damit, dass
sie ihr ärztliches und pflegerisches Handeln durch das Erfahrungswissen der Selbsthilfe
erweitert, den Kontakt zwischen Patienten und Selbsthilfegruppen fördert und kooperationsbereite Selbsthilfegruppen aktiv unterstützt.
D
Der Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze e.V. zählt zu den Pionieren auf dem Gebiet der Arbeit mit Tieren in der Pädagogik. Er hat ein spannendes und informatives Praxishandbuch zur tiergestützten Pädagogik
herausgegeben. Es bündelt leicht lesbar eine Menge wichtiger Fakten über
die vielfältigen Möglichkeiten, Tiere in
der pädagogischen Arbeit einzusetzen,
spart aber auch die Geschichte der
Mensch-Tier-Beziehung und wichtige
Aspekte der artgerechten Haltung und
Pflege von Pony, Schaf, Huhn und Co
nicht aus. „Tierisch Pädagogisch“ von
Kathrin Wiedemann (überarbeitet von
Jana Erler und Astrid Sendke) kostet
19,50 (für Mitglieder 14,50) Euro. Es
kann bestellt werden auf der Homepage www.bdja.org.
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gruppen. Sehr hilfreich sei, dass auch
ein Verfahren erarbeitet wurde, „wie
ich eine Rückmeldung zu dem geben
kann, was ich am Krankenbett sehe
und erfahre.“ Und diese Rückmeldungen sind für die Klinik ein wichtiger
Beitrag zur Qualitätsentwicklung beziehungsweise Qualitätssicherung sowie zur Patientenzufriedenheit, wie
Dr. Johannes Kramer, Geschäftsführer
des Klinikums, hervorhob.
Gemeinsam mit Mitgliedern von
Selbsthilfegruppen und der Selbsthilfekontaktstelle Bielefeld setzte das Klinikum die Qualitätskriterien in einem
zweijährigen Prozess um. Fachliche
Unterstützung erhielt es von Christa
Steinhoff-Kemper, Leiterin der Agentur Selbsthilfefreundlichkeit NRW, sowie Monika Bobzien (Projektentwicklung).
Nähere Informationen über das Projekt, die Qualitätskriterien und das
Netzwerk
Selbsthilfefreundlichkeit,
finden Interessierte auf der Website
www.selbsthilfefreundlichkeit.de.
Foto: Klinikum Bielefeld
Das Gruppenfoto
zeigt: Viele Akteurinnen und Akteure
müssen mitziehen,
damit ein Krankenhaus
die Auszeichnung
„selbsthilfefreundlich“
verdient. Dagmar
Siewerts, Koordinatorin des Netzwerks
Selbsthilfefreundlichkeit im Gesundheitswesen (Bildmitte mit
blondem Haar), überreichte Dr. Johannes
Kramer, Geschäftsführer des Klinikums
Bielefeld, rechts neben
ihr, die Urkunde.
as Klinikum Bielefeld setzt die
acht Qualitätskriterien für
selbsthilfefreundliche Krankenhäuser konsequent um und hat bewiesen, dass es der Orientierung an
den Bedürfnissen der Patientinnen
und Patienten einen hohen Stellenwert
beimisst“, sagt Dr. Dagmar Siewerts,
die als Koordinatorin des Netzwerks
Selbsthilfefreundlichkeit bei einer Feierstunde in der Klinik die Urkunde
überreichte. Sie folgte mit der Auszeichnung dem Votum der beteiligten
Selbsthilfegruppen, die in einem Qualitätszirkel die Umsetzung der Maßnahmen zu den Qualitätskriterien bewertet hatten.
Als einer der Vertreterinnen und Vertreter der Selbsthilfe betonte bei der
Feier Herbert Heistermann vom Bezirksverein der Kehlkopflosen in Bielefeld: Seit das Krankenhaus das Konzept zur Selbsthilfefreundlichkeit umsetze, gebe im Klinikum endlich mit
der Selbsthilfe-Beauftragten eine feste
Ansprechpartnerin für die Selbsthilfe-
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Forum
(Noch?) keine Krawalle
Runder Tisch bei Gangway e. V. in Berlin
W
enn in den Banlieus von
Paris oder in London Jugendkrawalle für mediales Aufsehen sorgen, laufen bei Gangway die Telefonleitungen heiß. „Dann wollen die
Medien immer von uns wissen, ob wir so
etwas auch hier für möglich halten“, sagt
Elvira Berndt, Geschäftsführerin des Vereins Gangway e.V., der in Berlin seit
mehr als 20 Jahren in der Straßensozialarbeit mit Jugendlichen aktiv ist. Zusammen mit einigen Streetworkern lud
Berndt Mitte August Jugendliche, Medienvertreter und PolitikerInnen an den
runden Tisch, um diese Frage gemeinsam zu erörtern. PolitikerInnen waren
bei dem kurzfristig angesetzten Termin
jedoch nicht zugegen.
„Explosive Mischung“
Die Einschätzung der Streetworker und
Jugendlichen: Es gibt in den „sozialen
Brennpunkten“ der Bundeshauptstadt
eine Vielzahl von Jugendlichen, deren
Ausgrenzung, Perspektivlosigkeit und
Frustration eine durchaus explosive Mischung bilden. Dass diese sich jedoch
derart spektakulär wie zuletzt in London
entlade, sei eher unwahrscheinlich. Einer
der Jugendlichen, der 21-jährige Bex, betonte: „Manche Leute würden alles ma-
chen, nur damit sie etwas unternehmen
können.“ Doch die meisten seiner Altersgenossen seien sich bewusst, dass sie mit
Gewalt nur sich selbst schaden und ohnehin nichts ändern würden. Falls jedoch
ein Mitglied der Straßencliquen von der
Polizei erschossen würde, könne es in der
Tat zu Krawallen kommen.
„Große Gruppe von Chancenlosen“
Gangway-Geschäftsführerin
Elvira
Berndt glaubt: „Es gibt eine Schallmauer, hinter der soziale Gruppen ihre eigenen Überlebensstrategien, ihre eigenen
Gesetze des Zusammenlebens entwickeln – weil sie mit der Erfahrung leben,
dass es nicht ihr individuelles Schicksal
ist, das sie straucheln lässt, sondern dass
sie zu einer großen Gruppe von Chancenlosen gehören.“ Die Schallmauer sei
erreicht, wenn mindestens 20 Prozent
einer Gruppe von Menschen aus dem eigentlich für alle geltenden System ausgegrenzt seien. Diese 20 Prozent seien an
vielen Stellen Berlins überschritten, insbesondere bei der Jugendarbeitslosigkeit.
Dennoch versuchten die meisten Jugendlichen immer noch, ihren individuellen
Weg innerhalb der gesellschaftlich akzeptierten Regeln zu finden. Wenn der
systematische Abbau des Sozialstaats
„Toll“: Texte von Menschen mit geistiger Behinderung
„Toll“ heißt ein neues Magazin, das laut
Chefredakteurin Sylvia Heinlein zeigen
soll: „Behinderung bedeutet nicht, dass
etwas fehlt, sondern dass etwas anders
ist.“ Die Journalistin und Kinderbuchautorin engagiert sich ehrenamtlich
beim Verein „Leben mit Behinderung
Hamburg“. Dort leitet sie gemeinsam
mit dem Diplom-Pädagogen Frank
Nestler eine Schreibwerkstatt für Menschen mit geistiger Behinderung. Das
Potenzial und die Texte der dort schreibenden Autoren überzeugten Heinlein
so sehr, dass sie die Idee für das neue
Printprojekt entwickelte. Die Nullnum-
mer ist jetzt erschienen. „Toll“ soll künftig alle drei Monate herauskommen und
über Werbung, Spenden und Sponsoring finanziert werden. So sollen Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung geschaffen werden. Unterstützt
wird „Toll“ auch durch die Mitarbeit
einiger professioneller Medien-MacherInnen. Das „Magazin für Wundertage“ ist eine Lektüre für alle, die neugierig sind auf eine andere Sicht der Dinge,
auf ungewöhnliche Texte und tolle Bilder. Es ist im Internet lesbar und auch
als Printversion zu bestellen unter
www.toll-magazin.de.
Zu seinem 20jährigen Bestehen hat Gangway
e.V. ein Buch mit
dem Titel „Down
Town Berlin“
herausgegracht.
Darin
geben
StreetworkerInnen des Vereins
einen Einblick in
ihre Arbeit mit Jugendlichen. Sie erzählen skurrile, bewegende, lehrreiche Geschichten aus ihrem Alltag mit
den jungen Menschen auf der Straße.
Eine sehr empfehlenswerte Lektüre!
351 Seiten, 12,80 Euro ISBN: 978-3940213-63-1.
und der Rechtsstaatlichkeit weitergehe,
könne es jedoch eine Kopie dessen geben,
was im Sommer in Großbritannien geschehen sei. Streetworker Stefan Schützler hält eine gesellschaftliche Debatte
über und konkrete Schritte gegen soziale
Ausgrenzung benachteiliger Jugendlicher und die Entmoralisierung der Gesellschaft für überfällig. Allen Jugendlichen müsse die Teilhabe an den gesellschaftlichen Ressourcen ermöglicht werden. Man müsse ihnen Mut machen und
Zukuntsperspektiven eröffnen. Wichtig
sei es daher auch, die Sozialarbeit mit
Jugendlichen als Hilfe zur Selbsthilfe
finanziell besser abzusichern.
(www.gangway.de)
UB
Fortbildung in den USA
Die Arbeitsgemeinschaft für Kinderund Jugendhilfe – AGJ bietet in Kooperation mit dem Council of International Programs Fachkräften aus der sozialen Arbeit, die haupt- oder ehrenamtlich insbesondere in der Kinder- und
Jugendhilfe tätig sind, die Möglichkeit
zur Teilnahme an zwei- bis dreimonatigen Fortbildungsprogrammen in den
USA. Voraussetzung sind eine mindestens drei- bis sechsjährige Berufspraxis und gute englische Sprachkenntnisse. Bewerbungen sind bis 15.
Januar 2012 möglich. Nähere Informationen gibt es auf www.agj.de unter
„Fachkräfteprogramme CIP & ISP“.
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Forum
Neues von der
Frauenhauskoordinierung:
Anspruch auf Leistungen
nach dem SGB II beim
Aufenthalt im Frauenhaus
Die Frauenhauskoordinierung e.V. hat
eine aktualisierte Rechtsinformation
„Frauen in Frauenhäusern mit Anspruch
auf ALG II nach dem SGB II“ herausgebracht. Darin geht sie auf die häufigsten
Probleme ein, die Frauen im Frauenhaus
haben, wenn sie für sich und ihre Kinder
Ansprüche auf Hilfe zum Lebensunterhalt und Unterkunft (ALG II) geltend
machen. Eingegangen wird etwa auf
Mehrbedarfe, Kosten der Unterkunft,
Einkommensanrechnung, Umzugskosten sowie auf Leistungen aus dem neuen
Bildungs- und Teilhabepaket für Kinder
und Jugendliche.
Die Rechtsinformation „Frauen in
Frauenhäusern mit Anspruch auf ALG
II nach dem SGB II“ ist gegen einen Kostenbeitrag von fünf Euro (für Mitglieder
des Vereins Frauenhauskoordinierung)
oder zehn Euro (für Nichtmitglieder) bei
der Frauenhauskoordinierung erhältlich.
Bestellen können Interessierte sie per
E-Mail an [email protected].
Fachforum dokumentiert
Auf www.frauenhauskoordinierung.de.
hat die Frauenhauskoordinierung die
Dokumentation ihres 8. Fachforums
eingestellt, das vom 29. Juni bis 1. Juli
2011 stattfand.
Zum Download bereit stehen unter anderem Fachreferate zur Antigewaltarbeit,
zum Konzept des Frauenhauses OranjeHuis in Amsterdam sowie über das geplante bundesweite Hilfetelefon für Frauen, die von Gewalt betroffen sind.
Beratungsstellen suchen
Auf der Homepage der Frauenhauskoordinierung finden Interessierte
jetzt zudem neben der bewährten
Frauenhaus-Datenbank auch eine neue
Suchfunktion für Beratungsstellen vor
Ort. 200 Beratungsstellen sind registriert.
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Das besondere Produkt: Espresso „Dark JackPott“
Schokoladig-kräftiger Genuss
Von der modischen Designer-Tasche über schicke Wohn-Accessoires bis hin zum selbstgerösteten Espresso – immer mehr Werkstätten für Menschen mit Behinderungen oder
Betriebe, in denen arbeitslose Frauen und Männer beruflich qualifiziert werden, setzen
auf das Besondere: auf Produkte, die in relativ kleinen Mengen hergestellt werden und
nicht nur durch Schönheit, sondern auch durch hohe Qualität bestechen. Eine Auswahl
dieser Produkte stellen wir in der Rubrik „Sozialer Handel“ vor.
Der „Dark JackPott“ ist ein Siegertyp.
Er ist kräftig, würzig, hat einen vollen Körper, ausgewogene Säure und
selbstverständlich auch eine samtige
Crema. Das hat ihm 2010 eine Goldmedaille der Deutschen Röstergilde
eingebracht.
Fünf Bohnensorten werden für den
„Dark JackPott“ gemischt. Welche,
das weiß man nur im „Samocca“ in
Quedlinburg. Seit 2006 betreibt die
Lebenshilfe Harzkreis-Quedlinburg
das Café samt Rösterei. Menschen
mit Behinderung sorgen unweit des
Schlossbergs für das leibliche Wohl
und servieren Kaffeespezialitäten, die
vor den Augen der Gäste hergestellt
werden: Der Röster steht imGastraum.
Wie er zu bedienen ist, darüber wusste Hausleiterin Steffi König vor fünf
Jahren noch wenig. Bevor das Franchise-Café eröffnete, besuchte sie
Seminare und entdeckte für sich die
Sozialer
Handel
Welt des Kaffees. Aus 16 fair gehandelten Bohnensorten, in Säcken gelagert und nach Bedarf geröstet, kreiert
sie immer neue Mischungen, neben
diversen Espressi etwa eine (ebenfalls
prämierte) Kombination namens
„Excellent Silver“, die sich speziell als
Filterkaffee eignet. Während der
„Dark JackPott“ für drei Euro für 125
Gramm zu haben ist, kostet „Excellent Silver“ 2,90 Euro. Bei größeren
Mengen wird es verhältnismäßig billiger. „Ich überlege immer, welche
Sorten harmonieren könnten, und
probiere es aus“, sagt Steffi König.
Das Team des Cafés verkostet und
stimmt darüber ab, wie die besten Mischungen heißen sollen. Nicht nur
die Jury der Röstergilde ist von der
Qualität angetan und hat Steffi König
schon zwei Mal zur Deutschen Röstmeisterin gekürt. Auch bei Kaffeegenießern sind die Samocca-Produkte
beliebt. Wer sie nicht im Café direkt
kaufen und genießen kann, findet
eine
reichhaltige
Auswahl im Onlineshop.
Kaffeerösterei und
Café Samocca,
Lange Gasse 30,
06484 Quedlinburg,
Tel.: 03946/919824,
www.samoccaquedlinburg.de
Text und Fotos:
Bernd Schüler
was · wann · wo
Aktiv und selbstbestimmt mit Demenz
Seit geraumer Zeit formieren sich in
Deutschland Gruppen, in denen von
einer Demenz Betroffene sich gegenseitig Hilfestellung bieten, um mit
ihrer gesundheitlich, sozial und gesellschaftlich veränderten Lebenssituation besser zurecht zu kommen und
eine positive Perspektive für das eigene Leben zu entwickeln.
Das diesen zahlreicher werdenden
Gruppen zugrunde liegende Konzept
ist unter dem Begriff der „Unterstützten Selbsthilfe“ bekannt. Momentan
wird es von Vertretern dieser Gruppen gemeinsam mit einem Unterstützerkreis weiter ausgearbeitet.
Am 26. und 27. Januar 2012 findet
nun in Stuttgart die bundesweite Veranstaltung „Vielstimmig! Aktiv und
selbstbestimmt mit Demenz“ statt,
Dabei soll das Konzept der „Unter-
stützten Selbsthilfe“ vorgestellt und
über Formen aktiver Teilhabe von
Menschen mit Demenz anhand zahlreicher Praxisbeispiele informiert
werden.
Die Veranstalter – Demenz Support
Stuttgart gGmbH und die Alzheimer
Gesellschaft Baden-Württemberg e. V.
– wenden sich an Aktive in den Bereichen Unterstützung und Begleitung
von Menschen mit Demenz, Soziale
Arbeit, bürgerschaftliches Engagement, an Medienleute und die Politik.
Ort der zweitägigen Veranstaltung ist
das DGB-Haus in Stuttgart.
Weitere Informationen gibt es im
Internet auf www.demenz-support.
de/vielstimmig sowie unter der Telefonnummer 0711/99787-24 oder per
E-Mail an [email protected].
Fachtagung: „Gleich und doch verschieden“
„Gleich und doch verschieden“ lautet der
Titel einer Fachtagung, die der Paritätische Gesamtverband und das Institut
Mensch und Ethik in der Wissenschaft
am 14. Dezember 2011 in der Katholischen Akademie in Berlin veranstalten.
Im Mittelpunkt der Tagung steht die Inklusion von Menschen mit Behinderung
im Spannungsfeld zwischen Disability
Mainstreaming, also der Gleichstellung
von Menschen mit Behinderung als
Querschnittsaufgabe, und der positiven
Wertschätzung von Unterschiedlichkeit.
Dabei geht es unter anderem um die Fra-
Fachkongress
Freie Straffälligenhilfe
„Teilhabe ermöglichen, Ausgrenzung
vermeiden“ – unter dieser Überschrift
lotet die Bundesarbeitsgemeinschaft
Straffälligenhilfe bei ihrem Fachkongress am 28. und 29. November 2011
die Chancen zur besseren sozialen Integration von Straffälligen und deren
ihrer Angehörigen aus. Der Kongress
findet statt im Arbeitnehmer-Zentrum
in Königswinter bei Bonn. Nähere Informationen gibt es auf der Internetseite www.bag-straffaelligenhilfe.de.
ge, wo es sinnvoll und notwendig ist,
nicht auf Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen zu
schauen, sondern auf gemeinsame Ansprüche – beispielsweise im Bezug auf
barrierefreie Busse oder Technologien.
Oder zu überlegen, inwieweit die Behindertenbewegung von der Frauenbewegung lernen kann.
Nähere Informationen finde Interessierte auf www.paritaet.org unter Veranstaltungen. Anmeldungen sind möglicher per E-Mail an: behindertenhilfe@
paritaet.org.
Bundesweiter Vorlesetag
Lesen macht Spaß –
machen Sie mit!
Am 18. November 2011 ist bundesweiter Vorlesetag. Auch der Paritätische,
viele seiner Mitgliedsorganisationen
und Beschäftige unterstützen aktiv die
Initiative der Stiftung Lesen, der Wochenzeitung DIE ZEIT und der Deutschen Bahn. Ziel der Aktion ist es, Menschen, die gerne vorlesen, und interessierte Institutionen zusammenzubringen: von der Kindertagesstätte über die
Schule bis zur Bibliothek. Wer sich am
Vorlesetag beteiligen möchte, kann sich
auf der Website www.wirlesenvor.de
registrieren. Dort gibt es auch Organisationstipps, Buchhinweise und zwölf
„Goldene Vorlese-Regeln“. Interessierte
finden auch Anregungen, wie sie über
den Vorlesetag hinaus längerfristige
Projekte wie etwa Lesepartnerschaften
organisieren können.
Der Vorlesetag ist ein wichtiger Baustein
im Bemühen der Stiftung Lesen, die
Lese- und Sprachkultur zu stärken, gelten Lesekompetenz und Lesefreude doch
als wesentliche Voraussetzungen für eine
erfolgreiche Bildungslaufbahn, Berufstätigkeit und gesellschaftliche Teilhabe.
Menschen mit Demenz im Krankenhaus
Einen Fachtag zum Thema „Menschen mit Demenz im Krankenhaus
– Neue Wege in der Versorgung“ veranstaltet am 22. November 2011 von
9.30 Uhr bis 16 Uhr die zum Paritätischen Landesverband NordrheinWestfalen gehörende Gesellschaft für
Soziale Projekte. Der Fachtag findet
im Haus der Ärzteschaft in Düsseldorf statt.
Die Veranstaltung richtet sich insbesondere an verantwortliche Kranken-
hausmitarbeiterInnen und an Kooperationspartner der Häuser, die sich
über Konzepte und Maßnahmen zur
besseren Versorgung von Patienten
mit einer demenziellen Erkrankung
informieren und austauschen wollen.
Weitere Informationen zur Veranstaltung und zum Thema „Menschen
mit Demenz im Krankenhaus“ finden
Interessierte auf der Homepage www.
blickwechseldemenz.de.
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hören & sehen
Foto: Polymedia
Betrachtungen wider den
neoliberalen Zeitgeist
D
Michel Petrucciani mit Sohn Alexandre
Michel Petrucciani
„Leben gegen die Zeit“
Michel Petrucciani kam zur Welt mit der
Glasknochenkrankheit und einer ganz
besonderen Begabung: Schon mit 13 Jahren startete er seine Karriere als Jazz-Pianist, die ihn in die großen Konzertsäle
der Welt führen sollte, bevor er im Dezember 1999 mit 36 Jahren an einer Lungenentzündung starb. Am 8. Dezember
läuft im Kino unter dem Titel „Michel
Petrucciani – Leben gegen die Zeit“ eine
beeindruckende Dokumentation über
diesen außergewöhnlichen Mann an, der
nach dem Motto lebte: „Sorge dich nicht
um die Zukunft, sondern lebe das Jetzt
so gut wie möglich.“ Und das tat er sehr
exzessiv. Den großen Schmerzen, die
ihm seine Krankheit bereitete, setzte er
einen ungeheuren Lebenshunger entgegen und faszinierte die Menschen, die
das Leben mit ihm teilten, die ihn und
seine Musik bewunderten. Weitere Infos
gibt es unter www.polyband.de.
er Mann hatte was zu sagen
und er hat es immer noch. Dr.
Bernd Niederland, langjähriger
Geschäftsführer der Volkssolidarität, erst
im Landesverband Brandenburg, dann
1997 bis 2010 Bundesgeschäftsführer.
Wie der Titel seines Buches bereits deutlich macht, handelt es sich um eine Zusammenstellung wichtiger Vorträge und
Veröffentlichungen von Bernd Niederland als Bundesgeschäftsführer der
Volkssolidarität in Berlin. Von operativem Klein-Klein oder von den zwangsläufigen Rechenschaftsberichten, denen
ein Geschäftsführer verpflichtet ist, sind
diese Veröffentlichungen jedoch weit entfernt. Es sind gesellschaftlich-analytische
Betrachtungen und programmatische
Aussagen zur Rolle der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland und insbesondere zur Volkssolidarität. Es sind Appelle, von klaren politischen Standpunkten getragen. So macht dieser Mix auch
das Rollenverständnis von Bernd Niederland an der hauptamtlichen Spitze der
Volkssolidarität deutlich.
Wohlfahrtspflege heißt, Dienstleistungen für Menschen zu erbringen, heißt
aber immer auch, seine politische und
gesellschaftliche Position zu reflektieren
und anwaltschaftlich einzutreten für die
Belange hilfebedürftiger Menschen und
für vernünftige Rahmenbedingungen
der Wohlfahrtsarbeit. Dabei wirkt Bernd
Niederland niemals beliebig. Mit scharfem Blick demaskiert er in seinen Analysen Modetrends wie Deregulierung als
ideologisches Vehikel des Sozialabbaus
und entlarvt die vielzitierte Argumentationsfigur der Globalisierung als das, was
sie auch häufig ist: Eine Ausrede für eine
deutlich interessengeleitete Politik des
sozialstaatlichen Rückzugs. Dass Bernd
Niederland dabei in seiner Argumentation nüchtern und pragmatisch bleibt, aber
durchaus einen linken Standpunkt gegen
einen neoliberalistischen Zeitgeist einnimmt, durchzieht seine Aufsätze und
Reden wie ein roter Faden.
Die Zusammenschau der Veröffentlichungen von Bernd Niederland als Bundesgeschäftsführer der Volkssolidarität
eröffnet nicht nur für die Mitglieder und
Funktionsträger in diesem Verband
wichtige Gedanken und Einsichten, auch
für Menschen außerhalb der Volkssolidarität bietet sie viel Nachdenkliches und
Anregendes zur Rolle der Freien Wohlfahrtspflege im vergangenen Jahrzehnt.
Ulrich Schneider
Bernd Niederland: „Soziales, Sozialpolitik, Solidarität, Volkssolidarität – Aufsätze, Vorträge, Interviews 2000 – 2010“,Rotation Tredition GmbH – Verlag, ISBN:
978-3-866850-878-9, 366 S., 22,90 Euro.
Hartmut Mackowiaks Leben ist mächtig
aus der Balance geraten. Nach 35 Ehejahren hat ihn seine Frau (Katja Rupé) verlassen. Der 65-jährige Taxifahrer (Elmar
Wepper) – ein echter Grantlhuber – hofft
immer noch auf ihre Rückkehr. Er will
sein altes Leben zurück. Alles Neue und
Fremde ist ihm höchst suspekt. Plötzlich
aber sitzt genau das in Gestalt eines
sechsjährigen türkischen Mädchens auf
der Rückbank seiner Droschke.
Während die Mutter der kleinen Hayat
auf einem Kreuzfahrtschiff arbeitet, soll
die Oma auf sie aufpassen. Doch die ist
plötzlich ins Koma gefallen und liegt auf
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der Intensivstation. Weil andere Angehörige nicht aufzutreiben sind, fühlt Hartmut sich genötigt, für die Kleine (wunderbar gespielt von der siebenjährigen
Mercan Türkoglu) zu sorgen. Und plötzlich sieht sein Leben ganz anders aus...
Regisseur Christian Zübert ist mit „Dreiviertelmond“ eine reizende deutsch-türkische Tragikomödie gelungen, die märchenhaft einen Mix aus abgedroschenen
Klischees konstruktiv verwandelt.
Die Co-Produktion mit Arte und dem
Bayerischen Rundfunk läuft jetzt im
Kino. Nähere Informationen gibt es
auf www.dreiviertelmond.de.
Foto: Majestic/Mathias Bothor
Dreiviertelmond – eine deutsch-türkische Komödie
Buchbesprechung
Es mangelt an analytischer Kraft
„Die Zeit heilt keine Wunden“ – Heimerziehung in den 1950er und 1960er Jahren
S
o wichtig es ist, dass wir mehr und
mehr Detailkenntnisse über die
vielfältigen Facetten der Geschichte
der Heimerziehung in den verschiedenen Regionen erhalten, das Buch „Die
Zeit heilt keine Wunden – Heimerziehung in den 1950er und 1960er Jahren in
der Diözese Rottenburg-Stuttgart“ hat
mehr Chancen vertan als ergriffen.
Das Buch gliedert sich in sieben Kapitel.
Den Kern bilden das Kapitel 4: Zeitzeugenberichte ehemaliger Heimkinder (77
Seiten) und das Kapitel 5: Zeitzeugenberichte von Erziehungspersonen (47 Seiten). Diese Zeitzeugen lebten beziehungsweise arbeiteten in 15 bestehenden
und 18 ehemaligen katholischen Heimen
in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Mit
leitfadengestützten Interviews wurden
25 ehemalige Heimkinder und 15 ehemalige ErzieherInnen befragt.
Im Kapitel 1 werden der Auftrag und das
methodische Vorgehen erläutert.
Kapitel 2 lautet: „Heimerziehung nach
dem 2. Weltkrieg als Spiegel der gesellschaftlichen Verhältnisse: Historische
Einordnung“. Jenseits der Fragwürdigkeit der Verwendung der Metapher „als
Spiegel“ ist es ein etwas sprunghafter
knapper Überblick mit kleinen Ungenau-
igkeiten. Zum Beispiel: Unterbringungen nach den Paragrafen 5 und 6 des
Jugendwohlfahrtsgesetzes fallen durchs
Raster. Der Überblick krankt vor allem
daran, dass er nicht differenziert zwischen öffentlichen und privaten und darunter wiederum den kirchlichen Einrichtungen unterscheidet.
Im dritten Kapitel werden dann 18 der
angesprochenen Einrichtungen in Kurzportraits vorgestellt, die sich auf dem Niveau zusammenfassender Selbstdarstellungen bewegen. Manchmal erfährt man
über die Zeit des Untersuchungszeitraums nur in vier Zeilen etwas. Nichts
erfährt man über die Anzahl und auf
welcher Rechtsgrundlage in dieser Zeit
untergebrachten Kinder. Waren das Heime, die überwiegend vom örtlichen Jugendamt belegt waren? Waren das Fürsorgeheime? Auf diese Fragen gibt es
keine Antworten. Hinzu kommt das Fehlen jeglicher Information darüber, im
Kontext welcher Heimstruktur insgesamt in dieser Region die katholischen
Heime verortet waren. In den Texten
wird zwar immer wieder auch auf Abschiebepraxen und Hierarchien des
Schreckens der Heime hingewiesen,
aber wie die Bezugsheime hierin verortet
sind, darüber erfährt man nichts. Vor
diesem Hintergrund verschärft sich
dann die Beliebigkeit, mit der in den
Kernkapiteln Zitate aus den Interviews
nach Themen strukturiert vorgestellt
werden. Die Kapitel sind durchaus interessante Beschreibungen, aber ihre
analytische Kraft bleibt doch angesichts der mangelnden Kontexteinbindungen schwach und blass.
Das sechste Kapitel befasst sich mit
„Heimerziehung in jüngerer Zeit: Reformen zeigen Wirkung“, bevor das 7. Kapitel „Über den schwierigen Umgang mit
Vergangenem in der Gegenwart“ nachdenkt. Hier wird die Frage aufgeworfen
„Doch wer soll diese Schuld bekennen?“
(S. 281) Und auch auf diese Frage gibt es
keine genaue Analyse und Antwort, sondern wieder ein mit Zitaten geriertes
Einerseits-Andererseits: unbefriedigend!
Norbert Struck
Susanne Schäfer-Walkmann,
Constanze Störk-Biber, Hildegard Tries,
Die Zeit heilt keine Wunden
Heimerziehung in den 1950er und
1960er Jahren in der Diözese RottenburgStuttgart, ISBN 978-3-7841-2031-7,
300 Seiten, 29 Euro.
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5 | 2011
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