NZZ-Verlagsbeilage - Swiss Economic Forum
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Dienstag, 15. März 2016 · NZZ-Verlagsbeilage DIE FÜHRENDE KONFERENZ ZU STRATEGIEN UND ERFOLG IM DIGITALEN WANDEL Big datA Interlaken outfittery.com cybersecurity Vollständig, genau und aufschlussreich: Die Welt eines Datenanalytikers. Seite 6 Alle 14 Top-Referenten der X.Days 2016 auf einen Blick. Seite 7 Warum in Julia Böschs Online-Boutique vor allem Männer einkaufen. Seite 9 Wie sich KMU gegen die Bedrohung aus dem Internet schützen. Seite 10 Im Sog der Digitalisierung Wie disruptive Geschäftsmodelle die Wirtschaft verändern Im Auge des Orkans mag es windstill sein, doch darum herum bleibt kein Stein auf dem anderen. Eine weltweite Umfrage zeigt: Die digitale Disruption bestehender Geschäftsmodelle hat eben erst begonnen und dürfte auch etablierte Unternehmen in ihrer Existenz bedrohen. Michael Wade und Andrew Tarling * Um mehr über den aktuellen Stand der digitalen Transformation zu erfahren, hat das Global Center for Digital Business Transformation, eine gemeinsame Initiative von IMD und Cisco, weltweit fast 1000 Unternehmer aus zwölf verschiedenen Branchen befragt. Die Umfrage hat überraschende Erkennt nisse hervorgebracht: So glauben die befragten Führungspersönlichkeiten, dass in ihren jeweiligen Branchen knapp die Hälfte der zehn marktführenden Unternehmen in den nächsten fünf Jahren im Zuge der digitalen Transformation verdrängt wird. Trotzdem geben 45 Prozent der Befragten an, dass die digitale Transformation in ihren Unternehmen nicht auf der Agenda der Geschäftsleitung stehe. Dazu passt die Tatsache, dass fast ein Drittel der Unternehmen abwarten und die Entwicklungen bloss beobachten will. Nur jede vierte Führungskraft gibt an, dass ihr Unternehmen der Digitalisierung pro aktiv begegne und gewillt sei, sich selber «umzuwälzen» um im Wettbewerb bestehen zu können. Bedrohte Geschäftsmodelle Die digitale Transformation ist wie ein Wirbel: Sie saugt nicht nur Unternehmen, sondern ganze Branchen an und zieht sie Richtung Zentrum hinein. Je näher sie Key Partner der Mitte sind, desto höher ist das Risiko einer unmittelbar bevorstehenden Disruption. Die Digitalisierung schwemmt bestehende Prozesse, Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten einfach weg – was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. Wir haben die befragten Führungspersonen deshalb gebeten, die Wahrscheinlichkeit einer Disruption auf Basis von vier Variablen einzuschätzen: Investitionen, Timing, Instrumente und Auswirkungen. Auf der Grundlage der Antworten haben wir die verschiedenen Branchen eingeordnet und sie im Wirbel platziert. Die Wirtschaftsbereiche mit dem grössten Disruptionspotenzial sind diejenigen, in welchen das Ausmass der Digitalisierung am grössten ist. Die Branchen an der Peripherie des digitalen Wirbels sind weniger gefährdet – zumindest momentan. Keine sicheren Häfen Das Ergebnis: Zwischen jetzt und 2020 wird die grösste digitale Disruption im Bereich «Hard- und Software» erwartet. Danach folgen die Branchen «Medien und Unterhaltung», Einzelhandel sowie Finanzdienstleistungen, die ebenfalls stark betroffen sind von der Digitalisierung. Auf der anderen Seite dürften Pharma, «Öl und Gas», Versorgung und das Gesundheitswesen am wenigsten betroffen sein. In der Mitte der Skala stehen Branchen wie Telekommunikation, Bildung, «Reise- und Gastgewerbe» sowie «Konsumgüter und Industrie». Die digitale Transformation unterscheidet sich punkto Tempo und Ausmass von der traditionellen Wettbewerbsdynamik. Disruptoren setzen ihre flexible Organisation ein, um rasch Marktanteile zu gewinnen. Mit dieser Strategie wachsen sie viel Quelle: Shutterstock schneller als ihre Mitbewerber, die an vorwiegend physischen Geschäftsmodellen festhalten. WhatsApp vs. SMS Ein besonders markanter Fall ist derjenige des Instant-Messaging-Dienstes WhatsApp, der 2014 für 22 Milliarden US-Dollar von Facebook übernommen wurde. Die vier Jahre dauernde Zerstörung des bestehenden globalen, 100 Milliarden Dollar schweren SMS-Marktes durch WhatsApp zeigt eindrucksvoll auf, welche Bedeutung der digitalen Transformation beigemessen werden sollte. Der digitale Wandel ist bei weitem nicht nur ein Thema für Unternehmen im Hightech-Bereich. Die Auswirkungen der Digitalisierung spüren alle Wirtschaftszweige. Die relativ traditionelle Luxusmodebranche beispielsweise wurde durch digital-affine Marktteilnehmer wie Burberry oder Neuankömmlinge wie NetA-Porter aufgemischt. Das Reise- und Hotelgewerbe wurde durch Emporkömmlinge wie Booking, Airbnb und LiquidSpace durcheinandergewirbelt. Um dieser potenziellen Bedrohung ihrer Existenz entgegenzuwirken, müssen sich Unternehmen nicht nur verändern, sondern verwandeln. Bei der digitalen Unternehmenstransformation geht es darum, digitale Technologien und Geschäftsmodelle geschickt zu kombinieren und dadurch die Leistung messbar zu verbessern. Der erste Schritt auf dieser Reise besteht darin, die Notwendigkeit der Transformation zu erkennen. Aber was dann? Gefragt ist das, was die Forschung «digitale Unternehmensflexibilität» nennt. Sie besteht aus drei Säulen: hohe Sensibilisierung, faktenbasierte Entscheidungsprozesse und rasche Umsetzung. Hochsensible Unternehmen registrieren Veränderungen im internen und externen Geschäftsumfeld frühzeitig. Solche Unternehmen sind schwierig anzugreifen, weil sie ihre Schwachstellen kennen und ihre Geschäftsmodelle und Prozesse rechtzeitig anpassen. Sie stellen beispielsweise fest, wenn ihre Kunden unzufrieden sind, und suchen nach den möglichen Gründen dafür. Hochsensible Unternehmen analysieren die Konkurrenz und ihr Umfeld genau. Sie wissen, welche nichttraditionellen Konkurrenten ihre Marktposition bedrohen und wie. Bauchgefühl reicht nicht mehr Faktenbasierte Entscheidungsprozesse stellen sicher, dass ein Unternehmen in einer bestimmten Situation stets die bestmögliche Entscheidung trifft. Dies gelingt nur, wenn umfassend Daten gesammelt, analysiert, skaliert, gebündelt und schliesslich im gesamten Unternehmen verteilt werden. Dieser Prozess erfordert ausgereifte Datenanalysefähigkeiten, die das menschliche Urteilsvermögen gezielt erweitern. Im digitalen Wandel haben Entscheide, die ausschliesslich auf dem «Bauchgefühl» oder auf früheren Erfahrungen der Manager beruhen, kaum Erfolgschancen. Unternehmen mit einer raschen Umsetzungsfähigkeit sind schliesslich in der Lage, ihre Pläne und Strategien schnell und effizient in die Tat umzusetzen. Die Erfahrung zeigt indes, dass es sich dabei um eine eher seltene Fähigkeit handelt. Gerade bei Grossunternehmen mit ihrer organisatorischen Komplexität leidet die Agilität unter kultureller Trägheit und internen Rangeleien. Dies ist denn auch der Grund, weshalb Startups punkto Experimentierfähigkeit und Risikofreudigkeit etablierte Unter- nehmen vielfach überflügeln und dann rasch hinter sich lassen. Aus der Welt schaffen lässt sich der Grös sennachteil nicht. Aber Grossunternehmen können ihn kompensieren, indem sie das Startup-Umfeld imitieren. Der Grosskonzern GE setzt beispielsweise auf das Programm «FastWorks» – eine Methode, mit der die Zeitspanne zwischen einem Konzept und dem kundenfähigen Produkt minimiert werden kann. Fazit: Die Innovationskosten werden weiter sinken. Dies hat zur Folge, dass Disruptoren noch mehr Möglichkeiten erhalten, etablierte Marktteilnehmer mit neuen Angeboten und Geschäftsmodellen herauszufordern. Wer langfristig überleben und nicht schon morgen in den Sog des digitalen Wirbels geraten will, muss deshalb an seiner «digitalen Flexibilität» arbeiten; und zwar schon heute. * Michael Wade ist Professor für Innovation & Strategy an der IMD Business School; Andrew Tarling ist Research Associate beim Global Center for Digital Business Transformation. X.Days 2016 Am 16. / 17. März 2016 finden in Interlaken die X.Days statt – die führende Konferenz zu Strategien und Erfolg im digitalen Wandel. Top-Speaker aus dem In- und Ausland zeigen den 450 Entscheidungsträgern der Schweizer Wirtschaft, wie sie ihr Unternehmen erfolgreich durch die digitale Transformation navigieren. Dabei werden konkrete Antworten und Lösungsansätze zum digitalen Wandel präsentiert. Die X.Days zeichnen sich durch das hochkarätige Teilnehmerfeld und das sorgfältig zusammengestellte und transferorientierte Programm aus. www.nzz-xdays.com Twitter: @x_days 2 X.Days Dienstag, 15. März 2016 · NZZ-Verlagsbeilage Vernetzt im Valley Wo sich Grossfirmen wie Nestlé, Swisscom und Valora inspirieren lassen Das Herz der digitalen Transformation schlägt im Grossraum San Francisco. Deshalb richten dort immer mehr Schweizer Unter nehmen sogenannte «Innovation Outposts» ein. eigentlichen Branchenclustern gibt es auch branchenübergreifende Kooperationsmodelle. swissnex als Partner Dominic Sutter * Haben Sie in letzter Zeit darüber nachgedacht, das Silicon Valley zu besuchen? Dann sind Sie nicht allein. Denn auch immer mehr Schweizer Unternehmen suchen die Nähe zum Zukunftslabor der Digitalisierung. Wer vorne mitspielen will, muss die sich anbahnende grosse Transformation antizipieren und sich bietende Chancen rechtzeitig erkennen. Das geht nirgends besser als in der Hightech-Hochburg an der amerikanischen Westküste. Bevor man sich als Neuling ins Getümmel stürzt, lohnt es sich allerdings zu verstehen, weshalb das Silicon Valley zur weltweit einzigartigen Brutstätte für Inno vation geworden ist und welches die neusten Trends sind. In erster Linie geht es um die richtige Businesskultur. Im «Valley» besteht ein grundsätzliches Verständnis fürs Unternehmertum. Im Grossraum San Francisco wurden in den beiden vergangenen Jahren jeweils über 20 Milliarden Dollar in innovative Projekte investiert. Zum Vergleich: In der Schweiz lag dieser Wert 2015 bei gerade einmal 676 Millionen Franken. Attraktives Ökosystem Die generelle Bereitschaft, in Start-ups zu investieren, hat ein Ökosystem hervorgebracht, das auch für Grossunternehmen äusserst wertvoll sein kann. In dieser Innovationskultur muss man bereit sein, seine Ideen mit den Arbeitskollegen oder sogar mit potenziellen Konkurrenten zu teilen und Feedback auszutauschen. Aktuell existieren in der San Francisco Bay Area über 150 sogenannte «Innovation Outposts» von amerikanischen, europäischen oder asiatischen Firmen, und sie vertreten immer mehr Branchen – sogar das Pentagon und die NASDAQ haben kürzlich Initiativen in der Region lanciert. Eine der Branchen, die in den letzten Monaten in Nordkalifornien Schlagzeilen machte, war die Versicherungsindustrie. Die im letzten Dezember erfolgte SeedFinanzierung des New Yorker Versicherungs-Start-ups Lemonade brachte 13 Millionen US-Dollar ein. Auch «ältere» Jungfirmen wie Metromile mit einer Pay-per-mile-Autoversicherung sind Blick auf den Pier 17 von San Francisco, wo im Sommer die neuen Büros von swissnex eröffnet werden. i mmer noch angesagt. So wie es scheint, wird der Bereich Peer-to-Peer-Insurance das nächste grosse Ding. Eines haben diese Unternehmen gemeinsam: den digitalen Fokus. Man kann heute praktisch alles online erledigen, ohne sein Haus zu verlassen – sei es Investitionen tätigen via Betterment oder eine Lebensversicherung bei Haven Life abschliessen. Wie aber können Schweizer Unternehmen den «Silicon Valley Spirit» anzapfen und von den dortigen Erfahrungen profitieren? Es existiert leider keine allgemeingültige Lösung, wie man diese Innovationskraft für sich nutzen kann. Viele Initiativen haben keine nachhaltigen Auswirkungen und verpuffen schon nach kurzer Zeit wieder. «Silicon Valley Safaris» Für die meisten Unternehmen besteht der erste Schritt für den Aufbau von wirtschaftlichen Beziehungen mit der Bay Area darin, sogenannte «Silicon Valley Safaris» zu organisieren. Dabei werden während üblicherweise einer Woche ver- schiedene Meetings und Workshops mit Start-up-Unternehmen, Inkubatoren und Innovationsexperten durchgeführt. Diese Safaris sind ideal, um Praxisluft zu schnuppern und Beziehungen aufzubauen. Oft ist es jedoch schwierig, die gewonnenen Erkenntnisse in umsetzbare Massnahmen zu verwandeln. Der Mehrwert liegt eher auf der persönlichen als auf der Unternehmensebene. Der Fokus dieser Touren sollte weniger darauf gelegt werden, bessere Geschäftsergebnisse zu erzielen, als darauf, die Kultur zu verstehen und sich inspirieren zu lassen. Geteilte Interessen Um die Dynamik aufrechtzuerhalten, ist der nächste Schritt eine Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen, welche über die relevanten Informationen verfügen und bei einer Vernetzung behilflich sein können. Ideale Anlaufstellen sind Acceleratoren, Inkubatoren oder Risikokapitalgesellschaften, die ihrerseits ein Interesse daran haben, ihre Start-ups mit etablierten Unternehmen zu vernetzen. Dieser kostengünstige Ansatz funktio- Quelle: swissnex San Francisco niert gut, wenn es darum geht, neue Trends und Technologien zu entdecken. Dadurch können Unternehmen eine Vorselektion tätigen, denn es ist oft schwierig zu erkennen, was nur ein Hype ist und was eine nachhaltige Wirkung haben wird. Für Unternehmen, die ein längerfristiges Engagement eingehen wollen und über mehr finanzielle Mittel verfügen, ist der Aufbau eines Büros oder eines sogenannten «Outposts» der praxisorientierteste und wohl auch wirksamste Ansatz. Solche Aussenposten können als Plattform für viele verschiedene Initiativen dienen, und ihre Rolle ändert sich meist mit der Zeit. Die einen Unternehmen nutzen sie als Trendlabors oder interne Inkubatoren, die anderen als Basen für partnerschaftliche Entwicklungsprozesse und wieder andere als Standorte für das Corporate Venturing. In letzter Zeit hat die steigende Anzahl an «Innovation Outposts» zur Entstehung von regelrechten Clustern geführt. Die Niederlassungen schliessen sich mit anderen zusammen und teilen die Ressourcen; und das Interessante dabei: neben Die Cluster-Idee ist auch für Organisationen wie swissnex ein interessanter Ansatz. Zurzeit unterhält die Eidgenossenschaft fünf swissnex-Büros zum Zwecke des wissenschaftlichen und technologischen Austausches zwischen der Schweiz und ausgewählten Partnerländern; die Standorte neben San Francisco sind Boston, Shanghai, Bangalore und Rio de Janeiro. Das swissnex-Haus in Kalifornien versucht, eine Brücke zwischen der Schweiz und dem Silicon Valley aufzubauen. Die Mitarbeiter sind bestrebt, Wege zu finden, um Schweizer Innovatoren zusammenzubringen, und diesen zu helfen, die Erkenntnisse aus der Bay Area in Ergebnisse zu verwandeln. Viele Schweizer Unternehmen haben den Schritt über den grossen Teich bereits gewagt. Swisscom und Nestlé sind schon seit längerem mit eigenen «Innovation Outposts» im Silicon Valley präsent und dienen als gutes Beispiel dafür, wie man sich erfolgreich mit dem lokalen Netzwerk verbindet. Swisscom konzentriert sich darauf, nach neuen Technologien im Telekommunikationsbereich Ausschau zu halten, aber auch darauf, Cloud-Dienste besser zu verstehen. Nestlé hingegen sucht nach Möglichkeiten, seine Beziehung zu den Konsumenten online und über soziale Netzwerke zu vertiefen. Die Valora-Gruppe ist ein weiteres Beispiel aus jüngster Zeit. Sie hat soeben ihren ersten Digital Innovation Manager angestellt, der von San Francisco aus die Aktivitäten des Valora-Labors in der Schweiz unterstützen wird. Blockchain & Co. In den vergangenen Monaten erfolgte schliesslich ein deutlich höherer Zulauf von Schweizer Unternehmen aus dem Finanz- und Versicherungsbereich. Technologien und Lösungen wie beispielsweise Blockchain, Robo Advisors und Peerto-Peer Insurance werden in diesen Branchen als wichtige Bausteine zukünftiger Geschäftsmodelle erachtet. Es ist zweifellos eine spannende Zeit, um im Silicon Valley präsent zu sein. Es ist indes entscheidend, dass ein Unternehmen den richtigen Weg einschlägt, wenn es sich in dieser sich rasch verändernden Welt vernetzen will. * Dominic Sutter ist Start-up Program Manager bei swissnex SanFrancisco und spezialisiert auf Start-up- und Innovation Services. ANZEIGE Executive MBA – Digital Transformation Das EMBA-Programm für digitale Leader Z) ch (K Lrich HB i r ü Z : t Zü or Studien arer Nähe vom du n g in unm Das berufsbegleitende Studium bietet einen hohen Transfer in die Praxis. Eine Intensivwoche in Berlin, ein Study Trip ins Silicon Valley sowie Gastreferate und Firmenbesuche runden den Studiengang ab. Die Themen: – – – – – – – – – digitaler Wandel digitale Trends digitale Strategien digitale Geschäftsmodelle digitales Leadership digitales Marketing digitales Prozessmanagement Big Data Changemanagement w w w.h ittelb n ch /m a twchur. age m e nt-weit erbil HTW Chur Hochschule für Technik und Wirtschaft Pulvermühlestrasse 57 CH-7004 Chur [email protected] Telefon +41 (0)81 286 24 32 FHO Fachhochschule Ostschweiz Dienstag, 15. März 2016 · NZZ-Verlagsbeilage X.Days 3 «Mehr als eine App zum Bezahlen» Wie Twint das Smartphone zum digitalen Portemonnaie macht Im vergangenen August kam die Bezahl-App Twint auf den Markt. Marketing leiter Michael Hügli über die Akzeptanz im Markt und neue Perspektiven im mobilen Marketing. Interview: Beni Meier Wie funktioniert Twint? Twint verbindet die physische mit der digitalen Welt und macht Bar- und Plastikgeld überflüssig. So wird ein komplett neues Einkaufserlebnis geschaffen. Konsumenten bezahlen bequem mit dem Smartphone – einem Gerät, das die allermeisten ständig bei sich haben. Auch Geldtransaktionen zwischen Freunden sind möglich. Was genau ist Twint? Twint ist die erste Payment- und ShoppingApp der Schweiz. Sie verwandelt das Smartphone in ein digitales Portemonnaie; das heisst, man bezahlt seine Besorgungen schnell, einfach und bargeldlos. Ist Twint tatsächlich so einfach zu handhaben, wie es klingt? Der Kunde installiert die App auf dem Smartphone, lädt kostenlos Geld von seinem Bankkonto und bezahlt die Einkäufe in wenigen Schritten. Der Startschuss zu Mobile Payment ist also gefallen? Dem bargeldlosen Bezahlen per Smartphone wird eine goldene Zukunft vorausgesagt. Der Trend hat das Potenzial, den Markt für Finanzdienstleistungen grundlegend zu verändern. Deshalb lancierte die Twint AG (eine Tochterfirma von PostFinance, Anm. d. Red.) die schweizweit erste integrierte Paymentund Shopping-App. Wie gut Twint seither aufgenommen wurde, zeigen die Zahlen: Unterdessen gehören über 1800 Shops, Restaurants und Bars aus Zürich, Bern, Basel, Lausanne, St. Gallen, Luzern, Winterthur und Genf zum Händlernetz. Darunter finden sich grosse Namen wie Coop, SBB, Autogrill, die SV Group oder das Stade de Suisse – und bald übrigens auch die Migros. Ohne die Hinterlegung einer Debit- oder Kreditkarte? Ein ganz entscheidender Punkt. Keine Karten und keine Jahresgebühren! Für Twint ist nur ein Post- oder Bankkonto nötig. Was zeichnet Twint sonst noch aus? Mit der App lässt sich auch Geld an Freunde senden oder von ihnen einfordern und erhalten – von Smartphone zu Smart phone. Mit der Funktion «Bestellen & Abholen» können Warteschlangen in Restaurants und Take-aways umgangen werden. Und nicht zuletzt hält Twint seine User mit Insider-Tipps zu Shopping, Ausgang oder Essen auf dem Laufenden. Aber auch Gastronomie und Handel profitieren von der Lösung: Die Transaktionsgebühren sind konkurrenzlos tief und die Anschaffung von kostspieligen Kartenterminals entfällt. Zahlungen werden entweder über die Kasse oder über das Smartphone des Händlers abgewickelt. Und schliesslich – ganz wichtig – gibt Twint kleinen Geschäften bald die Möglichkeit, im Mobile Marketing Fuss zu fassen; zum Beispiel via Couponing oder digitale Stempelkarten. karte hinterlegt und erhält beim Bezahlen automatisch einen Stempel für den gekauften Salat. Die beiden B eispiele zeigen sehr gut, wie mobiles Marketing bald funktionieren kann – und welche Mehrwerte mit ihm verbunden sind. Der Kunde profitiert von speziellen, ganz auf ihn ausgerichteten Angeboten und erhält diese bequem auf sein Smartphone geliefert. Für den Händler auf der anderen Seite bedeutet es eine gesteigerte Kundenbindung und letztlich eine höhere Frequenz plus mehr Umsatz pro Kunde. Können Sie diese Zusatzfunktionen etwas näher erläutern? Dazu zwei Beispiele: Auf dem Weg zur Arbeit erhält Tim von seinem Lieblingsbäcker einen Coupon auf sein Smart phone geschickt. Das Angebot: ein Gratisg ipfeli zum Kaffee. Wenig später bezahlt er in der Bäckerei den Kaffee mobil mit Twint und freut sich über das geschenkte Gipfeli. Oder Anna: Sie entscheidet sich am Mittag für einen Salat beim Take-away um die Ecke. Sie hat in der Twint-App eine digitale Stempel Womit das mobile Bezahlen zum Treiber des mobilen Marketing wird … Das kann man so sehen. Das Mobile Payment stösst die Tür zu neuen Werbe- und Marketingformen auf, für die wir ein erhebliches Potenzial sehen. Spannend ist vor allem die Tatsache, dass entsprechende Marketing-Kampagnen kaum Streuverluste aufweisen. Da die Mehrwertdienste in den Zahlungsprozess gebettet sind und automatisch mitlaufen, erreicht man den Kunden nicht nur am richtigen Ort, sondern auch zum richtigen Zeitpunkt; dann nämlich, wenn er tatsächlich zahlungsbereit ist. Wie sicher ist Twint? So sicher wie E-Banking. Die App hält höchste Sicherheitsstandards ein. Zusätzlich bürgt unsere Muttergesellschaft mit ihrer über 100-jährigen Erfahrung im Schweizer Zahlungsverkehr für Seriosität und Sicherheit. Läuft Twint auf allen Betriebssystemen? Die App funktioniert ab iPhone 4S und iOS Version 7 und auf Geräten mit Android ab Version 4.3. Wie sieht es da mit dem Datenschutz aus? Datenschutz wird grossgeschrieben. Twint gibt keine Kundendaten weiter; die Kunden bestimmen selbst, ob sie von Seiten des Handels Angebote erhalten möchten oder eben nicht. Mit dem Smartphone bezahlen: Die Ampel steht auf Grün.Quelle: Twint ANZEIGE Im Wandel liegt die Chance. www.helbling.ch Wir stehen an der Schwelle zur vierten industriellen Revolution. Durch das Internet getrieben, wachsen die reale und virtuelle Welt kontinuierlich zusammen. Diese Entwicklung ist Herausforderung und Chance zugleich – sie gefährdet bestehende Geschäftsmodelle ebenso, wie sie neue ermöglicht. Jetzt auf die richtigen Strategien zu setzen, kann daher für die kommenden Jahre erfolgsentscheidend sein. Mit unseren Experten unterstützen wir Sie dabei, heute die Grundlage dafür zu legen, dass Ihr Unternehmen morgen seinen Mitbewerbern voraus ist – durch Innovationen, welche die Möglichkeiten des digitalen Wandels nutzen, um den Kunden überzeugenden Mehrwert zu bieten. Sprechen Sie uns an – wir stehen Ihnen gern für ein Gespräch zur Verfügung; mit Kopf, Herz und Tatkraft. Helbling Technik Innovation, together we do it Aarau Bern Wil SG Zürich München Boston Shanghai ■ ■ ■ ■ ■ ■ Kunden die Zukunft anbieten … das ist TWINT. TWINT ist die erste Payment- und Shopping-App der Schweiz und die Zahlungslösung für Shops, Restaurants und Bars. Profitieren Sie als Geschäftskunde von konkurrenzlos tiefen Transaktionskosten und lancieren Sie demnächst mobile Marketing-Kampagnen mit digitalen Coupons und Stempelkarten. Mehr Infos unter: www.twint.ch/geschaeftskunden Dienstag, 15. März 2016 · NZZ-Verlagsbeilage X.Days 5 Aus einer sicheren Deckung Fintech, Start-ups und Digitalisierung: Die UBS hat die Herausforderung angenommen Keine Bank betreut mehr vermögende Privatpersonen als die UBS. Künftig werden alle diese Kunden auf die gleiche digitale Plattform zugreifen. Stefan Arn * Fragen Sie den Chef einer beliebigen Bank nach seiner grössten Herausforderung, wird er vermutlich über Kosten reden. Sei es der Margendruck, die Belastung durch Regulierung oder die Investitionen in IT-Sicherheit. Und während die Verantwortlichen danach streben die Kosteneffizienz zu steigern, sollten sich die Banken gleichzeitig auf neue und veränderte Bedürfnisse der Kunden einstellen. Die Kunden möchten, dass ihre Bank genauso technologieversiert ist wie sie selbst, und erwarten, dass die Bank ebenso rasch reagiert wie Apple oder Google. gegenüber unseren disruptiven Konkurrenten. Unser zweigleisiger Ansatz ist sowohl defensiv – Digitalisierung des bestehenden Geschäfts – als auch offensiv – Erweiterung unseres Angebots durch radikal neue Produkte und Dienstleistungen, die nur dank der Digitalisierung möglich werden. Auf der defensiven Seite haben wir unser preisgekröntes UBS E-Banking- und Mobile-Banking-Angebot erneuert, die nächste Generation von Multimaten in unseren Geschäftsstellen aufgestellt und Paymit eingeführt, mit rund 170 000 London und Singapur Innovationslabore ein, um neue Ideen und Technologien zu erproben, die auf unserem Kundenverständnis beruhen. Bereiche wie Blockchain, Robo-Advice und Peer-toPeer-Kredite können in sicheren Umfeldern getestet werden, in denen unser Branchenwissen zur Geltung kommt. So halten wir den Vorsprung und bleiben verantwortungsbewusst. Beim Aufbau unserer «One Wealth Management»-Plattform (1WMP) kommen uns die dabei gewonnenen Erfahrungen zugute. Derzeit nutzen wir in Sie ermöglicht es uns nicht nur, unseren Kunden bessere Produkte und Dienstleistungen zu bieten, sondern auch neue Regulierungsbestimmungen, Produktneueinführungen sowie Plattform- Änderungen rascher und kostengünstiger umzusetzen. Den Kundenberatern bietet die einheitliche Plattform eine nahtlose Sicht über mehrere Buchungszentren hinweg und Zugang zu topmodernen digitalen Werkzeugen, die es ihnen neu ermöglichen, unabhängig von den Buchungspräferenzen eines Kunden UBS-Produkte und -Dienstleistungen Orientierung an Megatrends Fokus auf die eigenen Stärken Unser Ansatz in Bezug auf Technologie stützt sich auf das gleiche Fundament wie unsere Konzernstrategie: Wir konkurrieren, wo wir im Vorteil sind und wissen, dass wir gewinnen können. UBS ist die führende Multikanalbank der Schweiz, und auch der führende Vermögensverwalter der Welt, der global über die Hälfte der Milliardäre mit Bankdienstleistungen betreut. Dies verschafft uns einen unschlagbaren Einblick in das, was die Kunden brauchen und von uns wünschen. Unser finanztechnologischer Wettbewerbsvorteil beruht auf unserer 150-jährigen Erfahrung im Umgang mit Kunden. Dadurch haben wir einen starken Vorteil Bank. Denn das Ziel ist nicht nur, den Kunden einen besseren Service zu bieten und die interne Effizienz zu steigern, sondern auch zum richtigen Zeitpunkt andere Banken anzuziehen, die von den Skalenvorteilen unserer Plattform profitieren können, um ihre hohen IT-Kosten zu verringern. UBS ist gut positioniert, sich in diesem Bereich durchzusetzen. Wir haben rechtzeitig die Weichen gestellt, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Jetzt haben wir die Chance, eine zukunftsweisende IT-Infrastruktur aufzubauen, die Kunden weltweit zugutekommt und einen Wettbewerbsvorteil bieten wird. Passender Mix von offline und online: Die Innovationsstragie der UBS. Downloads die verbreitetste ZahlungsApp in der Schweiz. Der Silicon-Valley-Ansatz «Move fast and break things» gilt nicht, wenn man eine globale Finanzinstitution ist. UBS ist mit der Verwaltung von Kundenvermögen betraut. Unsere Kunden möchten sicher sein, dass wir überlegt, massvoll und vorsichtig vorgehen. Trotzdem hat unsere Strategie auch eine offensive Komponente: So richtete UBS in Zürich, verschiedenen Ländern unterschiedliche Banking-Plattformen. Mit 1WMP werden wir unser Angebot weltweit standardisieren, dies im passenden Online- und Offline-Mix, den die Kunden erwarten. Die «One Wealth Management»-Plattform macht uns flexibler. Damit können wir uns noch schneller an Änderungen von Regulierungsbestimmungen in aller Welt anpassen und unseren Kunden eine wirklich globale Markenerfahrung bieten. Quelle: Shutterstock einzusetzen. Derzeit sind wir dabei, unsere Kunden in Singapur und Hongkong auf die Schweizer Plattform zu übernehmen; Taiwan und Italien sind für 2017 vorgesehen. Im Zuge der Umstellung von mehr Kunden und Ländern auf 1WMP wird die Produktpalette breiter und die Standardisierungsmöglichkeiten nehmen zu, während die Kosten und die Komplexität sinken; zum Vorteil der Kunden und der Ein letzter Punkt zu unserer Haltung gegenüber Technologie. Die «One Wealth Management»-Plattform ist für uns ein Schwerpunkt, da wir langfristig planen. Wir überlegen, wie die Welt in fünf, zehn oder zwanzig Jahren aussehen wird. Entscheidend ist die lange Frist, nicht der 24-Stunden-Nachrichtenzyklus. Geografisch blicken wir deshalb auf Regionen wie Asien. Und technologisch bilden Megatrends wie künstliche Intelligenz, Robotik, Automatisierung oder die Internetsicherheit im Angesicht der vierten industriellen Revolution die Grundlage unseres Handelns. Mit dieser langfristigen Perspektive und einer dynamischen Herangehensweise halten wir unseren Vorsprung, während wir gleichzeitig die Herausforderungen einer sich schnell wandelnden, vielseitigen und umkämpften Branche anpacken. * Stefan Arn ist der Chief Information Officer von UBS Wealth Management und UBS Switzerland sowie IT-Leiter für strategische regulatorische Initiativen auf Konzernebene. «Es geht immer um Menschen» Alles aus einer Hand: Die Swisscom positioniert sich als Schrittmacher der Digitalisierung Die Digitalisierung steigert die Konkurrenzfähigkeit und eröffnet neue Perspektiven. Nicolas Fulpius, Chief Digitalisation & Technology Officer (CDO) bei der Swisscom, erklärt weshalb. Interview: Beni Meier Nicolas Fulpius, Sie sehen die Digitalisierung als Chance. Weshalb ist es höchste Zeit, dass die Unternehmen umdenken? Die Digitalisierung ist die vierte industrielle Revolution. Unternehmer müssen begreifen, dass dies ein kritischer Moment für die Zukunft ihrer Firma ist; die Karten werden neu gemischt und verteilt. Die Digitalisierung eröffnet riesige Chancen. Ein Beispiel ist die veränderte Interaktion mit den Kunden. Mit Multi-Channel-Strategien verstehen Firmen ihre Kunden viel besser, und durch individualisierte Dienstleistungen und Produkte können sie gezielt auf deren Bedürfnisse eingehen. Können Sie ein Beispiel machen? Am liebsten eines aus unserem Haus. Egal, ob unsere Kunden den Shop oder unsere Webseite besuchen, ob sie uns via App oder Kundenservice kontaktieren – wir wollen ihnen ein einzigartiges Kundenerlebnis bieten. Doch all das ist erst der Anfang: Neue Technologien wie die sogenannten Wearables, Virtual Reality und künstliche Intelligenz werden das Verhältnis zwischen Unternehmen und Kunden in den nächsten Jahren rasant weiterentwickeln. Kundeninteraktion ist das eine. Digitalisierung hat aber häufig zum Ziel, die Abläufe innerhalb der Betriebe zu verbessern. Vor geraumer Zeit haben EnterpriseRessource-Planning-Systeme Geschäftsprozesse digitalisiert. Heute gehen wir einen Schritt weiter. Verschiedene moderne Technologien laufen zusammen. Das ermöglicht Unternehmen einen Quantensprung. Ein Beispiel ist «Predictive Maintenance»: Noch bevor eine Maschine defekt ist, melden Sensoren mit leistungsstarken Analysefunktionen, dass sie einen Service benötigt. Intelligente Technologien werden laufend besser und haben einen Einfluss auf unterschiedliche Bereiche. Zum Beispiel auf den Kundenservice: In naher Zukunft sind Help Desks mit Software automatisiert und dennoch personalisiert. Auch die Rechnungsstellung kann durch neue digitale Prozesse für Unternehmen und Kunden einfacher werden, unter anderem dank Peer-to-Peer-Zahlungssystemen. Das Ziel der Digitalisierung ist immer das gleiche: vereinfachen, automatisieren, Kosten reduzieren, und damit Geschäftsprozesse optimieren. Digitalisierung ja oder nein – haben Unternehmen überhaupt noch eine Wahl? Von der Digitalisierung absehen können mittelfristig vielleicht ein paar kleine Firmen, die ganz bewusst den Fokus auf Handarbeit legen und dieses Image pflegen. Ich bin jedoch überzeugt, dass sich alle Unternehmen in den nächsten zwei bis drei Jahren dem Thema stellen müssen. Man muss sich nur umschauen: Junge Firmen schiessen aus dem Boden und mischen den Markt mit neuen Geschäftsmodellen und disruptiven Technologien auf. Die Paradebeispiele Uber und Airbnb zeigen, dass die digitale Revolution ein globales Phänomen ist und nicht vor der Schweizer Grenze haltmacht. Der Schweizer Finanzsektor steht bereits unter enormem Druck: Hoch innovative Fintech-Unternehmen schnappen den Banken und Versicherungen mit neuen Geschäftsmodellen Marktanteile weg. Diese disruptiven Geschäftsmodelle entwickeln sich rasant und treffen sämtliche Branchen. Unternehmen dürfen die Augen vor dieser Entwicklung nicht verschliessen, sonst werden sie von der Konkurrenz verdrängt. flexibel angegangen werden. Digital erfolgreiche Firmen leben es vor: Sie arbeiten mit iterativen Prozessen und einem offenen Innovationsmodell. Am Anfang steht vielleicht eine kleine Machbarkeitsstudie. Dann werden mit externen Partnern konkrete Ideen entwickelt, die schliesslich schrittweise in passende Lösungen umgesetzt werden. Was macht Swisscom, um mit der Digitalisierung Schritt zu halten? Auch wir sind gefordert. Globale Konzerne wie Google oder Amazon investieren Milliarden in Technologien wie Big Data, Cloud oder Spracherkennung. Diese Mittel haben wir nicht. Aber wir haben einen anderen Vorteil: In der Schweiz sind wir der einzige grosse Anbieter, der nahe bei den Kunden ist und die ganze digitale Kette anbietet. Diese umfasst Infrastruktur, Lösungen und Software – alles greift lückenlos ineinander. Somit können wir Schweizer Unternehmen in allen Schritten der Digitalisierung unterstützen. Wir beraten sie zum Beispiel, wie sie neue Kundenerlebnisse schaffen können, stellen die Infrastruktur mit Clouds zur Verfügung, bieten Plattformen oder entwickeln Software. Wie kann sich ein Unternehmen für die Digitalisierung fit machen? Die digitale Transformation lässt sich mit einer Reise vergleichen. Sie ist ein Prozess, der nicht in einem Monat oder Jahr abgeschlossen ist. Die grösste Hürde ist wohl kultureller Art: Menschen mögen in der Regel keine Veränderungen. Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter in diese Prozesse einbinden. Digitalisierung findet gemäss unserer Erfahrung nur statt, wenn sie Kern der Unternehmensstrategie ist. Sie muss bei allen auf der Agenda stehen, vom Verwaltungsrat bis hin zu den Mitarbeitern. Dazu braucht es eine kontinuierliche Kommunikation. Es gehört zum Wesen der digitalen Transformation, dass sie immer wieder neue Technologien hervorbringt. Wie findet ein Unternehmen den richtigen Einstieg? Wir reden hier tatsächlich von einem sehr dynamischen Prozess. Er sollte deshalb Weiss, was Unternehmenskunden brauchen: Nicolas Fulpius. Quelle: Swisscom Kurz zusammengefasst: Was braucht es, damit eine Digitalisierungsstrategie zum Erfolg wird? Es braucht primär die Menschen. Es geht immer um Menschen. Die Digitalisierung beginnt im Kopf. Nur wer agil ist, vorausschauend handelt und sein Unternehmen aktiv gestaltet, wird auch morgen den Marktanforderungen entsprechen – oder ihnen sogar einen Schritt voraus sein. 6 X.Days Dienstag, 15. März 2016 · NZZ-Verlagsbeilage Die (Ohn)macht von Big Data Vorsicht vor Scheinzusammenhängen Daten sind stumm. Zum Sprechen müssen sie erst gebracht werden. Warum die Rede von datenbasierten Entscheidungen oft falsche Erwartungen weckt. Christian Westermann * Die explosionsartige Zunahme digital verfügbarer Daten mischt die Unterneh menswelt auf. Daten sind die Währung der Digitalisierung. «lndustry 4.0», «Smart Manufacturing», «Predictive Healthcare» und «Machine Learning» sind nur einige der Begriffe, die derzeit in den Medien Hochkonjunktur haben. Heute ist es möglich, immer grössere Datenvolumen in immer kürzeren Zeit abständen zu sammeln, zusammenzu führen und vor allem zu nutzen; wobei gerade der letzte, entscheidende Punkt gern übersehen wird. Es geht nicht um schiere Datenvolumina, sondern um die Fähigkeit, das Rohmaterial nutzbringend zu verarbeiten. Darin liegt die wahre Macht der Daten; sie können zu verwert baren lnformationen führen. Das Inst rument dazu ist eine effiziente Daten analyse. Beispiel Wetterbericht Die Verfügbarkeit von Rechenleistung, mathematischen Instrumenten und Si mulationssoftware birgt ein grosses Po tenzial. Sie bietet klare Vorteile beim Die global verfügbare Datenmenge wird sich bis 2020 verfünffachen. Einsatz von Algorithmen für Prognosen und Entscheidungen. Im privaten Umfeld vertrauen wir solchen Modellen regel mässig, zum Beispiel bei der Planung eines Wochenendausfluges. Die meisten von uns geben schon fast routinemässig den Zielort plus «Wetter» im Browser ein. Wir wissen zwar, dass die Wettervorher sage nicht perfekt ist. Trotzdem verlassen Quelle: Shutterstock wir uns hier auf Daten und Modelle, weil wir damit höchstwahrscheinlich besser fahren als ohne. Enorme Datenmengen lassen sich in wirklichkeitsnahe Empfehlungen über setzen; und zwar nicht nur in der Mete orologie. Heute können wir unterneh mensrelevante Analysen erstellen, die viele Geschäftsentscheidungen unterstüt zen. Dazu benötigt es Spezialisten mit umfassenden Kenntnissen der Märkte und des Geschäfts, erfahrene Modellierer und geeignete Methoden und Tools. Der Einsatz von Data Analytics in der Wirtschaft setzt sich zunehmend durch. In Zukunft wird es nicht mehr genügen, sich bei der Entscheidungsfindung ledig lich auf das Bauchgefühl zu verlassen oder mit dem Strom zu schwimmen. Hier gilt dasselbe wie bei der Wettervorhersa ge: Wer sich bei seinen Entscheiden auf Analysen und datenbasierte Modelle abstützt, wird allen anderen einen Schritt voraus sein. Im Begriff «Big Data» klingt der tief greifende Wandel der letzten Jahre mit. Daten stehen heute in noch nie da gewe senen Mengen zur Verfügung. Im Big-Data-Umfeld liegt der Schwerpunkt auf Geschwindigkeit, Vielfalt und Volu men. Unternehmen wollen Daten unge achtet ihres Formats innerhalb kürzester Zeit analysieren können, um daraus nützliche Erkenntnisse zu gewinnen. Diesem Bedürfnis kommen Unternehmen wie Google oder Microsoft nur zu gern entgegen. Sie stellen dem Benutzer Tools zur Verfügung, die er ohne grosse statis tische Vorkenntnisse anwenden kann. Nur: So einfach ist es nicht. Vor jeder Analyse muss zum Beispiel geklärt wer den, ob die Daten vollständig, aufschluss reich und genau sind. Dann, in einem zweiten Schritt, geht es um die Wahl der richtigen analytischen Methode. Werden diese Schritte übersprungen, können Scheinkorre1ationen entstehen: Falsche Annahmen bezüglich einer Me thode oder deren unsachgemässe An wendung führen unweigerlich zu man gelhaften Ergebnissen. Besonders anfällig für die Produktion von Scheinzusammenhängen, sogenannten Artefakten, ist die Analyse von grossen und heterogenen Datenmengen: Es lässt sich fast immer etwas Interessantes fin den, aber das muss nicht unbedingt auch relevant sein. Deshalb ist nicht Big Data entscheidend, sondern Trusted Data. Knackpunkt Problemanalyse Benutzerfreundliche Lösungen verleiten dazu, eine aufwendige und sorgfältige Problemanalyse zu umgehen. Gerade sie wäre aber für die Ermittlung der besten Methode notwendig. Dynamische Prob leme mit signifikanter Zeitabhängigkeit zum Beispiel lassen sich mit Standard modellen kaum zuverlässig verstehen. Richtig angewendet eröffnet Data Ana lytics Unternehmen völlig neue Möglich keiten. Aber nur, wenn die Entschei dungsträger verstehen, wie die Analysen, auf deren Grundlagen sie entscheiden, durchgeführt wurden und ob die Tools und Techniken sachgemäss ausgewählt wurden. Darüber hinaus sollten sie die Qualität, Genauigkeit, Transparenz und Vollständigkeit der zugrunde liegenden Daten hinterfragen – immerhin stützen sie wichtige Entscheidungen darauf ab. * Christian Westermann ist Leiter Data Analytics bei PwC Schweiz. ANZEIGE Ausgezeichnet UBS wurde mit dem Euromoney Award Best Global Private Bank ausgezeichnet und in weiteren 55 Kategorien zur besten Bank gewählt Um mehr über die Euromoney-Private-Banking-Survey-Auszeichnungen 2016 zu erfahren, besuchen Sie ubs.com/awards PRIVATE BANKING SURVEY 2016 © UBS 2016. Alle Rechte vorbehalten. ubs_Inserat_NZZ_euromoney_291x218mm_d_mR.indd 3 25.02.16 17:24 Dienstag, 15. März 2016 · NZZ-Verlagsbeilage X.Days 7 Bühne frei für Gründer und Visionäre 16. / 17. März: Nationale und internationale Top-Speaker an den X.Days 2016 Beni Meier Phil Libin Gründer & Executive Chairman, Evernote Cyril Bouquet Strategie-Professor IMD Business School Ben Hammersley Principal, Hammersley Futures & Autor Bernhard Rytz Leiter digitalisierung SBB Der in der Sowjetunion geborene Informatiker gründete zahlreiche IT- und Technologieunternehmen. 2007 baute er das Software-Unternehmen Evernote auf und führte es als CEO in eine erfolgreiche Zukunft mit 150 Millionen Nutzern weltweit und einem Wert von einer Milliarde US-Dollar. Libin gehört zu den innovativsten Informatik unternehmern der Welt und ist heute Risikokapitalinvestor bei General Catalyst Partners. @plibin Cyril Bouquet doziert und forscht an der IMD Business School in Lausanne zu den Themen Innovation, Leadership und Organisationspsychologie. Der französisch kanadische Doppelbürger hat zahlreiche Fallstudien zu internationalen Unternehmen wie Mars Central Europe verfasst und berät als Experte Kunden der IMD sowie politische Administrationen. 2004 erhielt er den Richard Farmer Award für die weltbeste Doktorarbeit im Bereich International Business. @cyril_bouquet Ben Hammersleys journalistische Karriere begann als Internetreporter bei «The Times». Anschliessend war er für «The Guardian» und BBC tätig und wurde mit dem Royal Television Society Award ausgezeichnet. Der Internettechnologe befasst sich mit den Auswirkungen der digitalen Welt auf Unternehmen und unsere Gesellschaft. Als profunder Kenner der digitalen Transformation berät er das britische Aussenministerium und zahlreiche Firmen in strategischen Fragen. @benhammersley Rytz studierte an der EPFL und der Carnegie Mellon University Informatik und hat an der Universität St. Gallen (HSG) ein Executive MBA in Business Engineering abgeschlossen. Seit 2005 ist der Informatikspezialist in verschiedenen Funktionen bei den SBB tätig, unter anderem als Leiter Unternehmensentwicklung und als IT-Chefarchitekt. Seit 2015 ist der ausgewiesene Experte für Technologiemanagement Leiter Digitalisierung bei den SBB. @brytz Walter Oberhänsli cEo zur Rose Julia Bösch gründerin & CEO OUtfittery Pascal Mathis Co-Gründer Getyourguide Pascal Meyer Gründer & Chef Otter QoQa SErvices SA Kai Kight Violinist & Motivator Weil er seiner Heimatgemeinde Steckborn wieder zu einer Apotheke verhelfen wollte, gründete der studierte Rechtsanwalt Walter Oberhänsli 1993 Zur Rose. 2004 hängte er den Anwaltsberuf an den Nagel und widmete sich als CEO vollständig der Apotheke mit dem «AmazonModell für Medikamente». Mittlerweile beschäftigt Zur Rose 800 Mitarbeitende in fünf Ländern Europas und ist mit einem Jahresumsatz von nahezu einer Milliarde Franken europäische Marktführerin. Nach ihrem BWL-Studium in München, Madrid und New York war Julia Bösch als Head of International Business Development für den Online-Versandhändler Zalando tätig. 2012 hat sich die junge Unternehmerin einen Traum erfüllt und das Personal-Shopping-Portal Outfittery gegründet – mit Erfolg: Outfittery wurde 2012 zum besten Start-up Deutschlands gewählt. Die Vorzeige- Gründerin beschäftigt heute rund 250 Mitarbeitende und ist in acht europäischen Ländern aktiv. @julia_b0sch Pascal Mathis studierte an der ETH Zürich Elektrotechnik und Informationstechnologie. 2009 gründete er GetYourGuide, eine Buchungsplattform für Ferienaktivitäten. Als COO hat Mathis massgeblich dazu beigetragen, dass sich GetYourGuide weltweit zu einer der erfolgreichsten Online-Plattformen im Reisemarkt entwickelte. 2013 verliess Mathis das für den Swiss Economic Award nominierte Unternehmen. Nach seinem Studium für Multimedia und neue Technologien hat Pascal Meyer seine Karriere in einer Kom munikationsagentur lanciert. 2004 w urde er von AMPCO Metal als IT-Manager engagiert. Parallel dazu begann er mit dem Aufbau seiner Firma QoQa.ch – einer Liveshopping-Plattform mit Schnäppchen jeder Art. 2009 hat Meyer seinen Job als IT-Manager aufgegeben und widmet sich seither erfolgreich dem Auf- und Ausbau seiner Community. Der amerikanische Violinist und Komponist Kai Kight nutzt seine Musik als Metapher, um Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Sport zu inspirieren. Der virtuose Visionär spielte bereits im Weissen Haus, auf der Chinesischen Mauer und hat mit seinen innovativen Methoden die Seattle Seahawks beim Gewinn des Superbowls unterstützt. Als zweimaliger TED-Redner gehört er zu den gefragtesten Keynote-Speaker weltweit. @KaiKight Jamie Bartlett direktor CASM/Demos Keren Elazari Sicherheitsanalystin k3r3n3 Josh Linkner ceo & Partner, Detroit Venture partners Andreas König ceo Teamviewer Alec Ross visiting fellow, johns hopkins university Jamie Bartlett ist ein führender Social Media-Analyst. Nach seinem Studium an der London School of Economics und der Oxford University betrieb er Feldforschung in Pakistan und Bangladesch. Der Brite erforscht, wie soziale Netzwerke politische und soziale Bewegungen verändern. Er ist ein Kenner von Überwachungstechnologien und Big Data und hat 2014 das viel beachtete Buch «The Dark Net» verfasst. @JamieJBartlett Die Israelin ist eine der profiliertesten IT-Sicherheitsexpertinnen der Welt. Sie berät internationale Firmen sowie verschiedene Regierungsorganisationen und spielte eine führende Rolle in Nato Konferenzen über Cyber-Konflikte. Als Sicherheitsanalystin beobachtet sie aktuelle Innovationen im Cyber-Bereich und kennt die Sicherheitsprobleme der Zukunft. Die frühere Hackerin doziert an der Universität Tel Aviv und ist als strategische Beraterin tätig. @k3r3n3 Josh Linkner ist Bestsellerautor, erfolgreicher Tech-Unternehmer, Risikokapitalist und Jazz-Gitarrist. Diese Vielfältigkeit spiegelt sich in seinen Referaten wider – er gehört weltweit zu den Top 10 Keynote-Speakern in der Kategorie Business. Der Amerikaner verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung als CEO verschiedener Technologiefirmen und hat 2011 für seine herausragenden unternehmerischen Leistungen von Barack Obama den Champions of Change Award er halten. @joshlinkner Nach seinem Studium an der ETH Zürich war Andreas König während 16 Jahren bei NetApp tätig. In verschiedenen Funktionen – zuletzt als Senior Vice President & General Manager EMEA – war König massgeblich am Aufbau des Europageschäfts beteiligt. 2012 wechselte der erfahrene Technologiemanager zur Swisscom und leitete als CEO erfolgreich die IT-Services. Seit 2015 ist der gebürtige Österreicher CEO beim internationalen Software-Spezialisten TeamViewer. Alec Ross ist einer der führenden Innovationsexperten der Welt und gehört zu den Top 100 Global Thinkers. Der Vordenker digitaler Strategien brachte 2008 den Wahlkampf von Barack Obama ins Internet und unterstützte als Innovations- und Technologiestratege von Hillary Clinton das US-Aussenministerium in Themen wie Internetsicherheit. Heute ist Ross in mehreren Verwaltungsräten tätig und berät Investoren und Top-CEOs in strategischen Fragen zum technologischen Wandel. @AlecJRoss Die Digitalisierung bringt frischen Wind in die Schweizer Wirtschaft: In kürzester Zeit stellen neue Technologien und Geschäftsmodelle ganze Branchen auf den Kopf. Der Werk- und Denkplatz Schweiz wird sich in den nächsten Jahren fundamental verändern. Unternehmen müssen frühzeitig und klug reagieren, um nicht von Konkurrenten verdrängt zu werden. Nur wer die anspruchsvollen strategischen Herausforderungen löst und neue Marktchancen erkennt, wird langfristig überleben und erfolgreich sein. «FUSION – Strategien und Erfolg im digitalen Wandel» heisst das Motto der NZZ X.Days vom 16. / 17. März in Interlaken. Experten aus dem Inund Ausland liefern überzeugende Antworten und Strategien zum digitalen Transformationsprozess. Alle Referate der Konferenz können unter www.nzz-xdays.com im Live-Stream mitverfolgt werden. 8 X.Days Dienstag, 15. März 2016 · NZZ-Verlagsbeilage Der Handel im digitalen Wandel Zwischen Channel, Community und Competition Das Kaufverhalten der Menschen verändert sich rasend schnell. Detailhändler, die mithalten wollen, stehen vor immensen Herausforderungen; und zwar auf allen Ebenen des betrieblichen Handelns. Thomas Lang * Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen zeigt sich im Detail- und Fachhandel besonders ausgeprägt. Seit einem guten Jahrzehnt verlagern sich die Umsätze massiv ins Internet. 2014 setzte der Schweizer Detailhandel rund 100 Milliarden Franken um; rund sechs Milliarden davon liefen bereits über das Internet. Damit stieg das Onlinevolumen mit Waren (ohne Dienstleistungen) gegenüber dem Vorjahr erneut um gut zwölf Prozent. Dieser Transformationsprozess fordert heutige Unternehmungen auf verschiedenen Ebenen. Und Technologie ist da oft noch die einfachste Disziplin. Waren E-Commerce-Projekte in den Anfängen primär IT-Projekte, hat sich diese Wahrnehmung fundamental geändert. Digitale Vertriebsmodelle gehören auf die strategische Agenda von Geschäftsführungen, Verwaltungsräten und Investoren. Führungskräfte aus dem Handel bestätigen unisono, dass der digitale Wandel eine bewältigbare Herausforderung darstellt. Mühe wird jedoch mit der hohen Geschwindigkeit der Umwälzung bekundet. Falsche Anreize Starre Strukturen, Silodenken oder Führungsinstrumente, die einer partiell überholten Betriebswirtschaftslehre folgen, sind Gift für den Wandel. So werden Vertriebsmitarbeitende in den Filialen und im Aussendienst immer noch vielerorts an ihren individuellen Umsätzen gemessen. Kein Mitarbeiter, der so auf seine Leistung reduziert wird, ist motiviert, einen Umsatzfranken in einen anderen Customer-Touchpoint zu verschieben. Warum sollte er? Ein anderer Fehler besteht darin, dass die Unternehmen von Technologien und Funktionalitäten her denken. So entstehen Plattformen, Shops und andere Vermarktungsmodelle, die jede innere Schlüssigkeit vermissen lassen. Ein ganzheitliches Kundenerlebnis wird nicht im Ansatz erreicht – und dann kommen die immer wieder gleichen Muster zum Tragen: Mehr Traffic auf die Plattform sei die Lösung. Aber solche reduzierten Vorgehens weisen haben nur wenig Chancen auf langfristigen und nachhaltigen Erfolg. Aufgrund fehlender Lock-in-Effekte wird fleissig weiter in die Google-Falle getappt, und es werden starke Abhängigkeiten von teuren Marketingmassnahmen geschaffen. Die einzelnen Bereiche eines digital unterstützten Geschäftsmodelles dürfen nicht unabhängig voneinander betrachtet werden; es sind die Schnittmengen und deren optimale Abstimmung, die über den Erfolg entscheiden. Erfolg im E-Business ist die Summe aller einschlägigen Elemente. Der Konsument erwartet, dass man seinen Status an allen Touchpoints kennt und er je nach Situation problemlos zwischen diesen wechseln kann. ger Treiber von Onlineshops und sorgt für Kundenbindung. Community: Existiert eine Community, egal ob online oder offline? Würde die Etablierung eines «Social Layers» beziehungsweise die Vernetzung von Kunden untereinander für das Modell und für die Kunden einen erhöhten Nutzen bringen? Könnten Aussenstehende zur Kuratierung von Inhalten eingesetzt werden, oder liesse sich ein Support von Kunde zu Kunde organisieren? Mit diesen und die Bereiche Content und Community spielen hierbei eine immer gewichtigere Rolle. Design, generelle Tonalität, Kundendienst und sogar die Auslieferung der bestellten Waren müssen als kommunikative Touchpoints begriffen werden, die dem Kunden mehr oder weniger erfreulich in Erinnerung bleiben können. ation kann morgen schon ganz anders aussehen. Bisher nicht direkte oder gar unbekannte Marktteilnehmer können morgen schon mit neuen disruptiven Modellen den Markt komplett verändern. Kurzum: Was sind die Trends im nationalen und internationalen Umfeld und wie kann diesen heute und langfristig begegnet werden? Customer: Die Kunden zu verstehen heisst in aller erster Linie zu wissen, welche Kundensegmente im Bauplan des Culture: Die Vision und die Werte des Unternehmens gewinnen aus kommunikativer Sicht eine immer grössere Wichtigkeit. Die Antwort auf die Frage: «Warum tun wir, was wir tun?» ist nicht nur für das Unternehmen relevant – auch Kunden wollen diese Antwort spüren und erleben. Technologiegetriebene Unternehmen wie Amazon und Zalando haben innert weniger Jahre ganze Branchen umgewälzt. Mit ihrer Technologie- und Logistikkompetenz sind sie die unbestrittenen Trendsetter im Konsumgüterhandel. In Asien passiert Ähnliches. Dort heissen die Treiber der Entwicklung Alibaba und Rakuten. Die Folgen für den traditionellen Detailund Fachhandel sind einschneidend: Er hat sein Wissensmonopol über Sortimente, Produkte und Preisgefüge verloren und sieht sich mit einem noch nie so gut informierten und damit starken Kunden konfrontiert. Abschied von den 4P So überrascht es wenig, dass die klassischen 4P des Marketings – Produkt, Promotion, Platzierung und Preis – in der neuen digitalen Welt ausgedient haben. Sie greifen zu kurz und können die Komplexität der heutigen vielschichtigen Her ausforderungen nicht abdecken. Das Zürcher Beratungsunternehmen Carpathia hat deshalb basierend auf seinen Erfahrungen bei der Entwicklung von digitalisierten Geschäftsmodellen ein Digital-Business-Modell entwickelt. Es setzt anstelle der 4P auf die 8C und erlaubt es, die Anforderungen an veränderte oder neue Geschäftsmodelle vereinfacht darzustellen. Gefragt ist digitale Reife Commerce: Hier geht es um alle relevanten kommerziellen Aspekte des Geschäftsmodells. Klassischer Katalog, E-Commerce oder neue Geschäftsmodelle wie zum Beispiel Live- und Clubshopping oder eine Kombination verschie dener Ansätze? Möglichkeiten zu disruptiven Durchbrüchen, aber auch Fragen zu Sortiment und Preisgestaltung werden in diesem Bereich erarbeitet. Digitaler Warenkorb: Der Handel wächst vor allem online. Channel: Wie ist das Unternehmen ausgerichtet? Als Pure-Player oder als CrossChannel-Firma? Unter diesem Gesichtspunkt werden zum Beispiel die immer wichtiger werdenden Vertriebswege über Smartphones oder Tablets sowie die mögliche Relevanz von ortsbasierten Ansätzen beleuchtet: nicht zuletzt hinsichtlich der nötigen Prozesse. Content: Der Grundsatz, wonach «Content is King» ist, gilt ungebrochen. Die richtige Kombination aus hochwertigen Produkten, redaktionellen Inhalten und «User Generated Content» ist ein wichti- weiteren Fragestellungen werden die neuen Formen von Interaktionen und deren Möglichkeiten analysiert; bis hin zur Gewinnung von Produktideen aus der Community heraus. Communication: Das Reden zum Kunden wird zu einem Dialog mit dem Kunden; sei es via die Instrumente der klassischen Marketing oder via SocialMedia-Plattformen. Es gilt, den Kern des Geschäftsmodells als kommunikatives Instrument zu verstehen. Insbesondere Quelle: Shutterstock Geschäftsmodells adressiert werden. Von einer groben Einteilung in B2B, B2C, B2B2C oder C2C bis hin zur Geschlechterpriorisierung. Denn ob Frauen, Männer oder Unternehmen, am Ende geht es immer um Menschen und konkrete Personen, die man verstehen und gezielt involvieren muss. Competition: Konkrete Mitbewerber und neue Marktströmungen müssen zunehmend berücksichtigt und gewürdigt werden. Die heutige Ausgangssitu- In einer solchen Situation braucht es eine konsistente Digitalisierungsstrategie. Aber damit ist es nicht getan. Gleich zeitig gehören die inneren Strukturen des Unternehmens auf den Prüftstand. Überkommene Hierarchien und Anciennitätsprinzipien, aber auch lieb gewonnene Denkroutinen in Silos und Kästchen müssen über Bord geworfen werden. Dass hier junge und an Veränderungen gewöhnte Mitarbeiter eine treibende Rolle spielen müssen, liegt auf der Hand. Schliesslich gilt es ganz generell, die digitale Reife («Digital Maturity») der Organisation zu steigern. Das vorhandene – oder noch zu erwerbende – Knowhow und die zur Verfügung stehenden Ressourcen müssen in einen sinnvollen und schlagkräftigen Einklang gebracht werden. Denn die schnelle Anpassung an neue Rahmenbedingungen ist im Zeitalter des globalen E-Commerce zum kritischen Erfolgsfaktor geworden. * Thomas Lang ist Gründer der Carpathia AG, einer unabhängigen Unternehmensberatung für Digital Business, sowie Autor diverser Fachartikel und Studien. ANZEIGE D I G I TA LI S I E R U N G F Ü R K M U DAY2016 2 8 . AP R I L , K U R S AAL BE R N Praxisnahe Impulse für die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen suissedigital.ch X.Days Dienstag, 15. März 2016 · NZZ-Verlagsbeilage 9 «Männer sind treue Kunden» Outfittery: Onlinevertrieb mit individueller Beratung Immer mehr Menschen kaufen ihre Kleider online; zum Beispiel bei Outfittery. Mitgründerin Julia Bösch über ihr digitales Geschäftsmodell. Jost Dubacher Frau Bösch, Outfittery verkauft nur Männermode. Warum? Weil Männer nicht gerne Kleider kaufen gehen. Im Gegensatz zu vielen Frauen mögen sie es nicht, von Laden zu Laden zu ziehen und in den Regalen zu stöbern. Deshalb liefern wir die Ware nach Hause. Das tun andere auch … Ja, aber in konventionellen Onlineshops haben Sie die gleiche Optik wie in einem Laden: viel zu viel Auswahl für Kunden, die viel zu wenig Geduld haben. Wir hingegen arbeiten mit Stilberaterinnen, welche in einem durchschnittlich viertelstündigen Gespräch den Geschmack des Mannes eruieren und auf dieser Basis ein Outfit – von den Schuhen bis zum Halstuch – zusammenstellen. Die telefonische Beratung kostet. Wie lässt sich dieser Aufwand betriebswirtschaftlich abbilden? Damit sprechen Sie den Kern unseres Geschäftsmodells an. Da Männer ungern Zeit ins Shoppen investieren, bleiben sie Geschäften, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht haben, treu. Rund die Hälf- te der aktuell 300 000 Outfittery-Kunden sind Stammkunden. Die Investition in die telefonische Beratung verteilt sich somit auf mehrere Bestellungen. Aber damit nicht genug: Die individuelle Beratung führt ganz direkt zu tieferen Logistikkosten, indem sie die Retourenquote senkt. Und schliesslich erlaubt uns die genaue Kenntnis der Kundenwünsche die Erstellung von Prognosen zum künftigen Kaufverhalten. Das senkt unsere Sortimentsund Lagerkosten. Stichwort Sortiment: Wie sieht Ihr Markenmix aus? Wir sind diesbezüglich nicht eingeschränkt. Im Moment führen wir die Produkte von über 100 Herstellern. Gibt es bei der Kundschaft eine Segmentierung? Wir sprechen Männer zwischen 30 und 50 an, die bereit sind, für ein Hemd zwischen 50 und 150 Franken zu bezahlen. Sie gründeten Outfittery vor gut vier Jahren. Gab es damals ein Vorbild? In den USA gab es schon Trunk Club. Das Unternehmen ist sehr erfolgreich unterwegs und wurde im letzten Herbst für 350 Millionen an die amerikanische Warenhauskette Nordstrom verkauft. Outfittery ist noch unabhängig. Wir finanzieren Sie sich? Wir haben bis dato drei Finanzierungsrunden mit privaten Geldgebern und internationalen Risikokapitalinvestoren Viel gelernt bei Zalando: Julia Bösch. durchgezogen. Bei der letzten Runde im Januar 2014 kamen 20 Millionen USDollar zusammen. Momentan ist Outfittery vor allem in Mitteleuropa unterwegs. Was sind Ihre langfristigen Ziele? Wir streben eine europaweite Präsenz an; vor allem die grossen Märkte Italien, Frankreich und Grossbritannien reizen uns noch. Quelle: Outfittery Wohin bewegt sich der Vertrieb von Kleidungsstücken technisch? Sind Neuerungen in Sicht? Ein grosses Thema ist die effiziente Erhebung der Körpermasse. Wir haben zusammen mit der Uni München einen kostengünstigen Bodyscanner entwickelt; und zwar auf der Basis von Kinect, einer Hardware zur Steuerung der Videospielkonsole Xbox. Wir nutzen das Gerät zum Beispiel auf Messen oder eigenen Veranstaltungen. Ein Wort zu Ihnen als Person. Wo arbeiteten Sie vor dem Sprung in die Selbstständigkeit? Ich habe Ökonomie studiert und danach einen Job bei Zalando angenommen … Ausgerechnet bei Zalando? Das Unternehmen war damals noch sehr klein. Es herrschte ein extremer Pioniergeist. Ich habe dort meine Mitgründerin Anna Alex kennengelernt und gewann wertvolle Einblicke in den Onlinehandel. ANZEIGE Visit www.pwc.ch Follow, like and share PwC Switzerland PwC Switzerland @PwC_Switzerland «These 2: Etwa 50 % der Dienstleistungen werden in Zukunft von Computern erbracht.» Das ist eine unserer 7 Thesen zum Thema Dataanalyse. Lesen Sie mehr in unserem aktuellen Thesenpapier «Data Analytics: Mehr Wissen, mehr Wert» © 2016 PwC. All rights reserved. “PwC” refers to PricewaterhouseCoopers AG, which is a member firm of PricewaterhouseCoopers International Limited, each member firm of which is a separate legal entity. 10 X.Days Dienstag, 15. März 2016 · NZZ-Verlagsbeilage KMU im Visier der Hacker Warum ungeschützte Firmen den Ausschluss vom Beschaffungsgeschäft riskieren Die Digitalisierung hat ein neues Gütesiegel hervorgebracht: Unternehmen, die langfristig denken, sind «cyber-ready». Martin Trachsel * Die Schlagzeilen über spektakuläre Cyber-Vorfälle häufen sich. Die Angriffe gestalten sich auch laufend professioneller. Laut dem Cisco Annual Security Report 2016 sinkt selbst bei Führungskräften das Vertrauen in die eigene ITSicherheit. Generell werden die Angriffsflächen grösser und komplexer. Hacker finden ihre Operationsziele in den betrieblichen Netzwerken, bei den Applikationen und nicht zuletzt auf der Ebene Mensch. Auf der Stufe Netzwerk führen die zunehmende WLAN-Nutzung, neue Protokolle, wie das Internet Protocol Version 6 (IPv6), sowie das rasch aufkommende Internet der Dinge zur Ausdehnung der Angriffsfläche; bei den Applikationen sind es die immer häufiger genutzten Webund Mobile-Apps, auch solche aus der Cloud, und die kürzer werdenden Entwicklungszyklen. Sicherheitslücke Mensch Und schliesslich ist da der Faktor Mensch: Der rasant wachsende Social-MediaEinsatz und die immer stärkere Verbreitung von Mobilgeräten in Beruf und Freizeit machen uns alle zu einem dankbaren Ziel. Es erwischt eben nicht nur die Grossen. Dass nur Grossunternehmen lohnende Cyber-Crime-Ziele abgeben, ist längst widerlegt. KMU sind definitiv auf dem Die Attacken aus dem Cyberspace werden immer raffinierter. Radar der Hacker. Auch von offizieller Seite wird dieser Trend bestätigt, zum Beispiel von der Melde- und Analyse stelle Informationssicherung (MELANI) oder von der Schweizerischen Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (KOBIK). Letztere hält in ihrem letzten Jahresbericht unmissverständlich fest: «Vermehrt geraten auch kleine und mittlere Unternehmen ins Visier von Betrügern.» Allgemein gelten KMU als innovativer und wendiger als grössere Unternehmen. Speziell bei mittleren Unternehmen gibt es viele, die erfolgreich eine globale Nische bearbeiten und über einzigartige Quelle: Maksim Kabakou © 123RF.com Wissensbestände und Beziehungsnetze verfügen. Die Erfahrung zeigt nun, dass diese «hidden champions» ihre Geschäftsgeheimnisse – Prozessdokumentationen, Produktunterlagen oder Kundendaten – überdurchschnittlich oft inhouse abspeichern. Zudem verfügen sie häufig über verteilte Standorte, ohne jedoch über die Ressourcen zu verfügen, um die jeweilige IT effizient zu schützen. Hacker attackieren mittelständische Unternehmen nicht nur, um an ihre immateriellen «Kronjuwelen» zu gelangen, sondern benutzen diese Firmen auch als Sprungbrett in neue Ökosysteme. Sie attackieren gerne das schwächste Glied in «Wir digitalisieren Produkte» An der Schwelle zur vierten industriellen Revolution Die Helbling-Gruppe gehört zu den grössten EngineeringDienstleistern der Schweiz. Tom Russi, Mitglied der Geschäftsleitung, über den Innovationsdruck, den die Digitalisierung auf alle Unternehmen ausübt. Interview: Beni Meier Herr Russi, Helbling ist in die Bereiche Technik, IT Solutions, Business Advisors sowie Beratung + Bauplanung aufgeteilt. Ist das in der digitalisierten, vernetzten Welt noch zeitgemäss? Unsere Projektteams werden bei Bedarf firmenübergreifend aufgestellt, um unsere Services optimal aufeinander abzustimmen. Zu jedem Projekt gibt es eine klare Organisation mit einem «Single Point of Contact». Für den Kunden spielt unsere interne Organisation keine Rolle. Als Geschäftsleitungsmitglied im Bereich IT / Software-Engineering sind Sie bei Helbling Technik für die Digitalisierung zuständig. Hat dieses Thema in den letzten Jahren an Bedeutung zugenommen? Ja, wir stehen definitiv an der Schwelle zur vierten industriellen Revolution. Dem Thema der Digitalisierung müssen sich daher praktisch alle Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen stellen. Begriffe wie «Industrie 4.0» oder «Smart Factory» sind zurzeit in aller Munde. Spüren Sie, dass viele Unternehmen im Zuge der Digitalisierung ganz neue Bedürfnisse haben? Abgesehen von relativ wenigen, radikal neuen, sogenannt disruptiven Geschäfts- modellen wie sie Firmen wie Airbnb oder Uber verfolgen, sind viele der neuen Bedürfnisse eher evolutionärer Art. Meistens sollen bereits existierende Produkte und Dienstleistungen mit Hilfe von Vernetzung, Kommunikation und intelligenter Datenauswertung ins digitale Zeitalter «migriert» werden. Können Sie ein Beispiel nennen? Wir durften das Produkt der Firma Air-On (siehe Box rechts, Anm. der Red.) digitalisieren. Wir haben Air-On in sämtlichen Bereichen der Software-Entwicklung und der Informationstechnologie unterstützt. Dies umfasste die Entwicklung von Steuerungsalgorithmen und Firmware sowie einer Cloud-Lösung mit einem Webportal und mobilen Kunden- und Servicean wendungen. Air-On ist wie viele Ihrer Kunden ein KMU. Brauchen diese Ihre Unterstützung eher bei Produkt- oder bei Prozess innovationen? Häufig gehen diese beiden Dinge Hand in Hand. Nach einer grösseren Produktinnovation müssen oft auch die Prozesse angepasst werden. Durch die Kombination unserer Engineering- und Consulting-Kompetenz können wir unsere Kunden in beiden Themen optimal und aus einer Hand bedienen. Dies reduziert in der Regel die Projektzeit, die Kosten und die Anzahl Schnittstellen. Es erscheinen immer wieder Studien, die zum Schluss kommen, dass sich viele KMUs schwertun mit der Digitalisierung. Teilen Sie diesen Eindruck? Naturgemäss schrecken viele KMUs davor zurück, sich als «Early Mover» zu positionieren. Das heisst aber nicht, dass sie sich nicht intensiv mit dieser Thematik beschäftigen. Die Verschränkung von Geschäft und IT ist ein weites Feld. Wie schafft es ein Betrieb, die für ihn wichtigen Entwicklungen im Blick zu behalten? Die grundlegenden Recherchen zu Markt und Mitbewerbern kann ein Unternehmen in der Regel inhouse vornehmen. Bei der Umsetzung lohnt es sich jedoch, zumindest die ersten Schritte mit externer Unterstützung zu machen und von Tom Russi, Partner der Helbling-Gruppe. der Erfahrung und dem Know-how aus anderen Branchen zu profitieren. Unser «Digital Readiness Check» zum Beispiel hilft den Unternehmen, die massgeblichen Potenziale der Digitalisierung zu identifizieren. Im Moment wird viel von einer digitalen Transformation der ganzen Wirtschaft gesprochen. Zu Recht? Wie sagte Mark Twain? Prognosen sind stets schwierig – besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. Denkbar ist, dass der aktuelle Hype in den nächsten Jahren etwas abflachen wird. Bis dann wird auch ersichtlich, für welche Innovationen Kunden wieviel zu zahlen bereit sind. einer Wertschöpfungskette und benutzen diese Unternehmen mit schwacher Security als Einfallstor in grössere Unternehmen. Deshalb verlangen immer mehr Grossfirmen, dass ihre Lieferanten «cyberready» sind. Wer Cybersecurity nicht als geschäftskritisch erkennt, riskiert in Zukunft, aus dem Beschaffungsgeschäft ausgeschlossen zu werden. Als Bezeichnung für Angriffswege und -techniken hat sich der Begriff Angriffsvektor eingebürgert. Zu den am meisten verwendeten Angriffsvektoren gehört das Spear Phishing. Anders als die ungezielten Phishings sind Spear-Phising-Attacken auf spezifische Zielpersonen fokussiert. Ein weiterer beliebter Angriffsvektor zielt auf sogenannte ungepatchte Systeme. Patches sind Korrekturauslieferungen, mit denen Sicherheitslücken geschlossen oder Fehler behoben werden. 2014 zielten rund 97 Prozent der Angriffe auf Sicherheitslücken von weit verbreiteter Stand ardsoftware. Ein gefürchtetes Phänomen sind auch Malware Toolkits. Dabei handelt es sich um Softwarepakete, die den Angriffsprozess automatisieren, Schwächen in Zielsystemen identifizieren, Schadsoftware verteilen sowie Hintertüren für die Systemkontrolle installieren. Zu den Klassikern unter den Angriffsvektoren gehören schliesslich auch Passwörter, die nur alphanumerische Zeichen verwenden und entsprechend leicht zu knacken sind. Doch mit welchen konkreten Massnahmen kann sich ein KMU schützen? Am Anfang der Schutzüberlegungen steht die Identifikation der wirklich wichtigen, erfolgskritischen Geschäftsprozesse, Daten und Systeme sowie die Überprüfung der bereits getroffenen Sicherheitsmassnahmen. Die Angriffsfläche lässt sich reduzieren, indem die Systeme laufend aktualisiert, Berechtigungen reduziert und Passwörter verstärkt werden. Insgesamt gilt es, das Sicherheitsdispositiv auf den neusten Stand zu bringen und mit den heute verfügbaren Sicherheitswerkzeugen zu vergleichen. Die Unsicherheit wächst Es sind dies alles Massnahmen, welche mit internen Ressourcen geplant und umgesetzt werden können. Ob sie genügen angesichts einer Bedrohung aus dem Cyberspace, die sich laufend und rapide verändert, muss jedes Unternehmen für sich entscheiden. Das Gefühl der Sicherheit basiert letztlich immer auf subjektiven Einschätzungen. Tatsache ist jedoch auch, dass dieses subjektive Sicherheitsgefühl nachlässt. Gemäss der KPMG-Studie «Clarity on Cyber Security» gaben 95 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen an, mit der Gewährleistung ihrer digitalen Sicherheit überfordert zu sein. Es erstaunt daher nicht, dass sich KMU immer öfter an externe Partner wenden: zum Beispiel an einen Managed Security Services Provider (MSSP), der über das entsprechende Know-how und Personal verfügt. Die MSSP-Option bietet unter anderem Netzwerksicherheitsleistungen wie die 7 × 24-Stunden-Überwachung oder das Zwischenfallsmanagement. Mit der Option MSSP werden die eigenen ITMitarbeiter entlastet, die Lücken im Sicherheitsdispositiv geschlossen und die Weichen nachhaltig auf «cyber-ready» gestellt. * Martin Trachsel ist Mitglied der Geschäftsleitung bei United Security Providers. Innovation in der Praxis Klimagerät 4.0 Das 2008 gegründete Hightech-Unternehmen Air-On AG entwickelt und vertreibt Geräte für gesundes Raumklima. Weltweit sind die Zuger Technologieexperten die einzigen Hersteller, die in ihren kompakten, ungefähr koffergrossen Geräten fünf Funktionen vereinen: Die multifunktionalen Produkte können nicht nur heizen und kühlen, sondern auch die Luft reinigen, energieeffizient lüften sowie be- oder entfeuchten. Die Klimageräte werden in die bestehende Gebäudetechnik integriert und kommen in Privathaushalten ebenso zum Einsatz wie in Büroräumen sowie Hotelzimmern. Für Oliver Emmert, CEO der 25-köpfigen Air-On AG, ist die Digitalisierung ein nützliches Werkzeug, welches hinsichtlich Produktentwicklung, Anwendungen und der Befriedigung von Kundenbedürfnissen eine Vielzahl neuer Möglichkeiten bietet. Die Air-On-Geräte sind mit modernster Software ausgestattet und enthalten Sensoren, welche die Sollwerte von über 30 Parametern wie CO2-Gehalt, Temperatur und Luftfeuchtigkeit messen und damit für ein optimales Wohlbefinden sorgen. Dank App- und Cloud-Services ist zudem eine einfache, drahtlose Steuerung möglich: Der Nutzer kann seine digitalisierten Klimageräte bequem via Smartphone regulieren und profitiert von einem hohen Bedienungsstandard. X.Days Dienstag, 15. März 2016 · NZZ-Verlagsbeilage 11 «Bewahren funktioniert nicht» Warum auch Backwarenhersteller smarte Programmierer brauchen Die Wirtschaft muss sich neu erfinden. Aber wie soll das gehen? Eine Analyse von David Bosshart, Geschäftsführer des Gottlieb- Duttweiler-Instituts. David Bosshart Bevor es richtig losgeht, haben viele Leute schon wieder genug: Sie mögen das Wort Digitalisierung nicht mehr hören. Das gilt nicht nur für die Chefs von kleinen und mittleren Unternehmen, sondern auch für Leiter von IT-Abteilungen in Grossunternehmen oder deren Vorgesetzte auf Geschäftsleitungsebene. Die technische Zukunft verursacht Bauchschmerzen. Es ist mehr denn je unklar, was eigentlich kommt. Schlimmer noch, es ist unklar, wie wir uns angemessen auf den Wandel vorbereiten können. Klar ist aber: Nach der Transformation von eher leichtgewichtigen Branchen wie Medien oder Tourismus erwischt es nun zusehends auch die alten industriellen Bastionen. Firmen wie BMW oder Mercedes haben erkannt, dass sie in erster Linie Softwarefirmen sind, und erst danach auch Autobauer. PS-Leistung, schönes Design und verbesserte Energieeffizienz genügen nicht, um die Zukunft meistern zu können. Hardware überlebt nur, wenn sie softwaregetrieben ist. Selbst Backwarenhersteller benötigen smarte Programmierer, wenn sie die Qualität ihrer Produkte verbessern wollen. Diese Veränderung hält der MIT-Wirtschaftsprofessor Erik Brynjolfsson («The Second Machine Age») für so einschneidend, dass in den kommenden zwei Jahrzehnten die Hälfte der Volkswirtschaft neu erfunden werden müsse. Halten wir daher fest: Der Wandel von der industriellen zur digitalen Welt ist epochal, vergleichbar wohl nur mit der Erfindung der Schriftsprache oder des Geldes. Es geht um gigantische Ein sparungspotenziale bei den Transaktionskosten. Lagerung, Transport und Multiplikation werden dank immer vernetzterer, schnellerer, billigerer und intelligenterer Technologie auf eine neue Ebene gehoben. Die innovativsten Firmen, die attraktivsten Arbeitgeber, die Agenda-Setter kommen denn auch seit Jahren aus dem digitalen Bereich. Stars wie Google, Apple, Amazon oder Facebook degradieren den Rest gleichsam zu Zuschauern. Derweil liegt Europa hinter den USA und China zurück. Wir sind weniger mutig und aggressiv, wenn es um die Kapitalisierung von Start-ups geht. Doch wer bloss reguliert, verbietet und Restfreiheiten administriert, verspielt das Lernpotenzial, das wir für richtige Investitionsentscheide benötigen. Geschäftsmodell als Hebel Was aber sind die Folgen dieser Entwicklung? Erstens: Es geht nicht um Neustrukturierungen von Abteilungen oder um Produktdifferenzierung oder Preisgestal- Trendforscher David Bosshart: «Der Wandel ist epochal.» tung oder Markenbildung. Der Hebel liegt beim Geschäftsmodell. Wir sind in der Ablösung der industriellen Welt und versuchen krampfhaft, die Konturen der digitalen Welt zu verstehen. Zweitens: Bill Gates sagte 1994 den visionären Satz: Banking is essential, banks are not. Das gilt für alle: Retailing is essential, retailers are not. Oder auch: Publishing is essential, publishers are not. Wir erleben die Auflösung von Branchen und die Reduktion auf die Frage der Funktion: Was muss ich können, um das Kundenvertrauen zu gewinnen und zu erhalten? Die Digitalisierung zerlegt alles in seine Einzelteile und setzt es neu zusam- Quelle: GDI men. In welcher Branche ist Amazon: Handel, IT, Logistik, Cloud? Und wie errechnen sie den Marktanteil von Google oder Facebook? Ist das nun eine nationale oder globale Frage? Was heisst Wettbewerb, wenn es keine klassischen Brancheneinteilungen mehr gibt? Drittens: Was geschieht, wenn die zentralen Aufhänger der digitalen Welt Sharing Economy, Plattformisierung, On Demand oder Zero Marginal Cost sind? Diese Schlagworte machen deutlich, dass wir die bürokratischen Ineffizienzen der industriellen Welt kontinuierlich hinterfragen müssen. Uber zeigt in aller Deutlichkeit, dass Taxibetriebe ein unsinniges Geschäftsmodell haben, weil die Fahrer mehrheitlich Pausen machen müssen, statt zu fahren. Warum also nicht in Leerzeiten auch Waren transportieren, um wirtschaftlicher arbeiten zu können? Wir stehen tatsächlich erst am Anfang eines Prozesses, der uns in erster Linie sagt: Lerne, dich von lieb gewonnenen Vorstellungen zu verabschieden. Wenn immer mehr von dem, was kommt, immer weniger mit dem zu tun hat, was ist, gewinnen die Lernwilligen und Experimentierlustigen. Bewahren funktioniert nicht. Noch fehlt es uns an Instrumenten und Messgrössen. Der Kampf um die angemessenen Geschäftsmodelle hat erst begonnen – Uber ist ein Lehrstück. Zudem fehlt es am Vorstellungsvermögen der Akteure. In der Regel extrapolieren sie Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Vergangenheit: «Das neue Produkt ist ähnlich, nur besser.» Praxis überholt Theorie Zuerst brauchen wir also neue Konzepte und Modelle. Allerdings entwickelt sich die Praxis viel schneller als die Theorie. Wie sehr schön an den Finanzmärkten zu beobachten, befinden wir uns auf einem Blindflug. Die wesentlichen Akteure – wie zum Beispiel die Zentralbanken – experimentieren auf unsere Kosten, ohne über angemessene Modelle zu verfügen. Ahnungslosigkeit auf sehr hohem Niveau sollte uns aber nicht genügen. Sonst werden wir hohe Kollateralschäden in Kauf nehmen müssen. ANZEIGE Es ist die Marge, Angsthase Über Andreas Meyer, unternehmerische Freiräume und «Digital Natives» Viele Unternehmen gehen die Digitalisierung ungenügend vorbereitet und halbherzig an. Ein Berater berichtet. Benno Burkhardt * Viele Unternehmen missverstehen die Digitalisierung: Sie denken in erster Linie an die Einrichtung eines neuen Verkaufskanals und fragen sich, wie dadurch mehr oder schneller Kunden erreicht werden können. Oder sie beschäftigen sich damit, das Geschäft dank neuer Technologien effizienter abzuwickeln. Die zentrale Fragestellung der digitalen Transformation lautet jedoch anders: Warum ist mein Kunde auch morgen noch bereit, für mein Produkt Geld zu bezahlen? Diese Frage muss zuerst – zum Beispiel in einer Digitalstrategie – beantwortet werden. Auf dem Weg zur Beantwortung stellt man häufig fest, dass durch die Digitalisierung Grenzen fallen. Die Spielregeln ändern sich, und es tauchen neue Mitbewerber auf, die bestehende und etablierte Geschäftsmodelle kanibalisieren. Viele Unternehmen reagieren darauf, indem sie mit aller Kraft versuchen, ihr Stammgeschäft zu verteidigen. Das geht manchmal so weit, dass selbst im eigenen Haus laufende Innovationsprojekte bekämpft werden, wenn sie das Kerngeschäft zu bedrohen scheinen. Annahmen statt Fakten Wenn Unternehmen innovative Produkte entwickeln, so stützen sie sich bezüglich der Eigenschaften oder Funktionalität oft auf reine Annahmen – statt auf Fakten. Der Auftraggeber stellt zwar Vermutungen an zum Kundennutzen, häufig ist es aber so, dass der Kunde diesen Nutzen ganz anders erlebt. Das Werteversprechen muss deshalb so rasch wie möglich an echten Kunden getestet werden. Nur so kann das Projektteam zeitnah Erfolgsrezept: Denken wie ein Gründerteam. reagieren und iterativ das Kundenerlebnis verbessern. Es ist dies keinesfalls die einzige Möglichkeit, Ideen von aussen zu holen. Auch auswärtige Spezialisten können wertvolle Beiträge leisten. Am wichtigsten ist es jedoch, ein strukturiertes Innovationsmanagement unter Einbezug der potenziellen Kundschaft zu betreiben. «Social Innovation» via «Crowd Sourcing» gehört deshalb in jede Firma und in jedes Produktentwicklungsprojekt. Digitale Projekte sind innerhalb der Unternehmen begehrt. Viele Abteilungen wollen sie selbst und mit ihren eigenen Mitarbeitenden umsetzen. Nur: Gefragt sind neue Denkmuster und die sind bei Internen selten zu finden. Ausserdem finden langjährige Mitarbeiter immer Gründe, die ein Projekt zum Scheitern verurteilen. Billiger, schneller und erfolgsversprechender ist es, ein organisatorisch isoliertes Team aus dedizierten Internen und Externen zu formen und in einem fernen Projektraum wie ein Start-up mit dem entsprechenden unternehmerischen Spirit arbeiten zu lassen. Und nicht zu vergessen: zu jedem Team gehört mindestens ein «Digital Native». Da die digitale Transformation mit neuen Technologien, Softwareentwicklung oder Big Data verbunden ist, tendieren Unternehmensführungen dazu, die Aufgabe an den Informatikchef zu delegieren. Dies Quelle: Shutterstock ist nicht nur deshalb falsch, weil die digitale Transformation mehr mit Produktentwicklung als mit Technologie zu tun hat, sondern auch, weil es dem CIO letztlich an interner Durchschlagskraft für die Umsetzung der Innovationen fehlt. Idealerweise werden digitale Initiativen von Fachkräften mit langjähriger Erfahrung im digitalen Geschäft geführt. Aber auch deren Vorgesetzte bis auf Stufe Geschäftsleitung und Verwaltungsrat müssen im Thema fit sein. Die SBB haben vor gut einem Jahr den erstmals verliehenen «Swiss Digital Transformation Award» gewonnen; und zwar nicht zuletzt deshalb, weil der Chief Digital Officer der Bundesbahnen niemand anderer als CEO Andreas Meyer selber ist. Die Annahme, dass jede Firma ihr Kerngeschäft transformieren muss, ist falsch. Es gibt Unternehmen, denen es durchaus genügt, das bestehende Geschäft mit einem digitalen zu ergänzen. In Firmen hingegen, in denen die digitale Transformation unabdingbar ist, sollte man den Mut aufbringen, die umsatzstarken Geschäfte mit erodierenden Margen in umsatzschwache Geschäfte mit hohen Margen zu transformieren. Wer seine Verlustängste überwindet, dem bietet die Digitalisierung grosse Chancen. * Benno Burkhardt ist Besitzer und CEO des Beratungsunternehmens Aureum. Glauben Sie, dass die Digitalisierung unser Leben und damit auch Ihre Unternehmung verändert? Dann sprechen Sie mit mir, ich helfe Ihnen die Digitale Transformation zu meistern. Gerne verrate ich Ihnen, wie Sie die häufigsten Fehler vermeiden wie Sie neue Bedrohungen abwenden wie Sie Chancen erkennen und nutzen Zudem zeige ich Ihnen die 8 Dinge, die Sie beherrschen müssen, um die Digitale Transformation erfolgreich zu schaffen Vereinbaren Sie noch heute ein kostenloses, unverbindliches Erstgespräch! Benno Burkhardt 0800 AUREUM · [email protected] · www.aureum.ag Erfinden Sie mit uns die Zukunft Ihres Unternehmens. Starten Sie mit uns Ihre digitale Transformation: Wir helfen Ihnen, Chancen und Risiken auszuloten, die Zeichen der Zeit zu erkennen und sie für sich und Ihre Kunden zu nutzen. Mehr unter swisscom.ch/digitalisierung Willkommen im Land der Möglichkeiten.