Wird Deutsch zur Affensprache?

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Wird Deutsch zur Affensprache?
AUSGABE 39
Frühling 2010
11. Jahrgang – 1
ISSN1439-8834
(Ausgabe für Deutschland)
Besuchen Sie uns auf der
Wird Deutsch zur Affensprache?
18.–21. März 2010
Stand A 103 in Halle 5
Wir freuen uns auf Sie!
Deutsch-Initiative
Bundesverkehrsminister Peter
Ramsauer ruft zur Achtung der
deutschen Sprache auf und geht
mit gutem Beispiel voran.
Seite 3
Wortschatzlücke
Der Immunologe Ralph Mocikat
erläutert, wie das Vordringen
von Englisch als Unterrichtssprache der Landessprache
schadet.
Seite 7
Werbesprüche
Die Leser der DEUTSCHEN
SPRACHWELT haben zahlreiche Werbesprüche für die deutsche Sprache gesammelt.
Seite 9
Wettbewerb
Die Rossmann-Zeitschrift „Centaur“ und die „Aktion Deutsche
Sprache“ suchen geistreiche
Marken- und Produktnamen.
Seite 11
Sie spenden für:
• Zusendung der DEUTSCHEN
SPRACHWELT
• Aktionen für die deutsche Sprache
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Forscher sagen eine starke Verflachung unserer Sprache voraus
Von Thomas Paulwitz
D
eutsch verkomme zur „Schimpansensprache“. Bereits vor
zehn Jahren vertrat der Vorsitzende
des Vereins Deutsche Sprache (VDS)
diese Meinung. Auf einer Tagung des
Mannheimer Instituts für deutsche
Sprache (IDS) im Jahr 2000 hatte
sich Walter Krämer „in unsachlicher
Weise“ geäußert, wie sich das steuerfinanzierte Institut später – leicht
affektiert – empörte. Krämer mußte
sich gar den Vorwurf des Rechtsradikalismus gefallen lassen (siehe
DSW 1, Seite 7). Auf Sprachschützer
macht es jedenfalls den Eindruck, als
ob sich eine beträchtliche Zahl von
Sprachwissenschaftlern wie die drei
berühmten Affen verhält. Sie sehen
nichts, sie hören nichts, sie sagen
nichts: Sie sehen nicht die Folgen
der Sprachverdrängung und -verflachung, sie hören nicht die Sprachkritik, die aus dem Volk kommt, und
sie sagen selbst nichts Kritisches, um
nicht unwissenschaftlich zu wirken.
Ja sind wir denn vom wilden Affen
gebissen, daß wir unsere Sprache so
vernachlässigen? Es ist zwar noch
lange nicht soweit, daß sich die Deutschen allein durch Gestik und Grunzen verständigen können; doch sagen
Sprachwissenschaftler eine starke
Verflachung der deutschen Sprache
voraus. Dabei beziehen sie sich jedoch nicht nur auf den von Krämer
angeprangerten deutsch-englischen
Sprachmischmasch. Wenig Hoffnung
machen zum Beispiel die Aussagen
des Sprachwissenschaftlers Gerhard
Jäger in der Februar-Ausgabe von
„bild der wissenschaft“. Er selbst
nennt sich übrigens lieber „Professor of General Linguistics“ von der
„University of Tübingen“.
Jäger sagt der deutschen Sprache
„eine Kreolisierung, eine Durchmischung“ voraus. Die Entwicklung
der deutschen Sprache folge dabei
der englischen. Die Umlaute „ä“,
„ö“ und „ü“ würden in 500 Jahren
ausgestorben sein. Die starken oder
unregelmäßigen Verben seien bereits
in 100 Jahren fällig. Als „beugende“ Sprache hat das Deutsche den
Vorzug einer flexiblen Satzstellung.
Doch auch diesen Vorteil werde es
einbüßen. Die Fälle Genitiv und Akkusativ würden nämlich ebenfalls
nicht überleben. In Zukunft werde –
wie im Englischen – die Reihenfolge
der Wörter die Bedeutung anzeigen,
nicht die Wortendung. Und in zwanzig Jahren schon werde eine Rechtschreibreform möglicherweise die
Kleinschreibung vorschreiben.
In spätestens 300 Jahren gehe eine
neue Gruppe von Wörtern in die
Schriftsprache ein. Es heiße dann
nicht mehr „Kennst du sie?“, sondern
„Kennstese?“, sowie „Willers?“ statt
„Will er es?“ Wird also das Stammeldeutsch, das heute viele Großstadtjugendliche sprechen (DSW
36, Seite 1), eines Tages zur Norm
erhoben? Für die Sprachwissen-
schaftlerin Heike Wiese, die sich der
Erforschung des von ihr so genannten „Kiezdeutschs“ verschrieben hat,
ist das nicht besorgniserregend. Sie
schwärmt: „Meine fünfjährige Tochter, die in Kreuzberg in den Kindergarten geht, sagt jetzt neuerdings
‚Abu‘, wenn sie sich über etwas empört.“ Das Wort „Abu“ ist arabisch
und bedeutet eigentlich „Vater“. Einwanderer aus dem arabischen Raum
verwenden das Wort jedoch gern im
Zusammenhang von Beleidigungen.
Arbeit in internationaler Industrie
und Forschung sinnvoll.“ Der Weg
unserer Sprache in den Niedergang
scheint vorausbestimmt: Auf zahlreichen Gebieten wird schon heute der
deutsche Fachwortschatz nicht weitergebildet (siehe Seite 7). Englisch
also als Sprache der Gebildeten,
Deutsch als Sprache der Affen? Der
Sprachwissenschaftler Jürgen Trabant befürchtet, daß sich eine „Kaste
der Anderssprachigen“ bildet und die
Oberschicht sprachlich auswandert.
Und, mich laust der Affe: Gerhard
Jäger selbst hat offenbar schon die
deutsche Sprache aufgegeben und
stellt sich im Netz ausschließlich
auf englisch vor. Der Inhaber des
Lehrstuhls für Allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität
Tübingen hat sein Institut gänzlich
durchamerikanisiert. Das Seminar
für Sprachwissenschaft erklärt: „Die
weitgehende Benutzung des Englischen als Unterrichtssprache vor allem in einführenden Kursen ist nicht
zuletzt im Hinblick auf eine spätere
Wenn wir die Ausdruckskraft der
deutschen Sprache und die mit ihr
verbundene besondere Sicht auf die
Welt retten wollen, muß das peinliche Nachäffen des Amerikanischen
ein Ende haben. Wir müssen dem
Affen Zucker geben und das Bewußtsein für die deutsche Sprache
stärken. Aktionen wie „1 000 Gründe für die deutsche Sprache“, unsere
„Anti-SALE-Aktion“ oder der Plan
einer „Straße der deutschen Sprache“
können dabei helfen. Es gibt erste
Anzeichen für ein Umdenken, zum
Beispiel bei der Deutschen Bahn. Es
muß sich weiter herumsprechen, daß
Deutsch nicht affig ist. Dazu gehört
aber auch, daß die Sprachvereine
noch stärker als bisher zusammenarbeiten. „Kräfte bündeln für unsere Muttersprache – die deutschen
Sprachvereine“ heißt zum Beispiel
ein Vortrag, den ich am 5. Mai beim
VDS in Berlin halten werde (Näheres
unter www.vds-berlin-potsdam.de).
Erfolge aus der Arbeit der DEUTSCHEN SPRACHWELT
Straße der Sprache:
Welttag der Muttersprache:
Sprachwahrer des Jahres:
Idee auf
den Weg gebracht
1.000 gute Gründe
gefunden
Vorbilder
vorgestellt
Wird es eines Tages eine „Straße der deutschen Sprache“ geben?
Am 16. Januar dieses Jahres stellte
der Schriftleiter der DEUTSCHEN
SPRACHWELT, Thomas Paulwitz,
diese Idee erstmals einer breiteren
Öffentlichkeit vor. Sein Vortrag im
Spiegelsaal des Köthener Schlosses
vor der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft löste in der Presse und bei
zahlreichen Bürgern ein zustimmendes Echo aus. Wir verfolgen die Idee
weiter!
Siehe Seite 4.
Zum Welttag der Muttersprache am
21. Februar dieses Jahres gab die
DEUTSCHE SPRACHWELT über
eine Aussendung die Aktion „1 000
Gründe für die deutsche Sprache“
bekannt. Presseagenturen im In- und
Ausland griffen diese Meldung auf,
so daß unzählige Zeitungen berichteten. Aufgrund dieses gewaltigen
Widerhalls gelang es uns, innerhalb
nur einer Woche mehr als eintausend
gute Gründe für die deutsche Sprache zu sammeln.
Siehe Seite 5.
Kurz vor Weihnachten gab die DEUTSCHE SPRACHWELT ihre Vorschläge für die Wahl zum „Sprachwahrer
des Jahres 2009“ bekannt. Das war
die Gelegenheit für zahlreiche Journalisten, sich in ihren Kommentaren
und Kolumnen der Frage zu widmen,
wer von den Bewerbern es wohl am
ehesten verdient hätte, gewählt zu
werden. Die Meinungen gingen dabei auseinander. Nun haben die Leser
der DEUTSCHEN SPRACHWELT
entschieden.
Siehe Seite 10.
Also machen wir uns nicht zum Affen
und tun wir etwas dafür, daß nicht eines Tages das satirische Netzlexikon
„Stupipedia“ recht behält, das unter
dem Eintrag „Affendeutsch“ erklärt:
„Affendeutsch, hochdeutsche Sprache, welche Lehrer verzweifelt versuchen Schülern beizubringen, ist die
Amtssprache der Bananenrepublik
Deutschland.“ Es wäre doch eine Affenschande für unsere Kulturnation!
Leserbriefe
Seite 2
Deutsche Sprachwelt_Ausgabe 39_Frühling 2010
Bravo, Herr Ramsauer!
K
napp 100 Tage nach Amtsantritt sagt Verkehrsminister
Peter Ramsauer (CSU) englischen
Begriffen in seinem Hause den
Kampf an“, war in der Sächsischen
Zeitung am 31. Januar 2010 zu lesen.
Damit werden Begriffe wie „Travel
Management“, „Meeting“, „Task
Force“, „Deadline“ durch entsprechende deutsche Ausdrücke ersetzt.
Diese Initiative kann man nur begrüßen. Bestürzend war jedoch für mich,
zur Kenntnis nehmen zu müssen,
welche Sprachkultur offensichtlich
in deutschen Ministerien herrscht
oder herrschte, denn sicher muß man
annehmen, wenn man diesen engli-
schen Begriffen den Kampf ansagt,
daß diese auch bis dato angewandt
wurden. Weiterhin befürchte ich, daß
in anderen deutschen Ministerien
ähnliche Praktiken anzutreffen sind.
Ich habe die Hoffnung, daß auch andere Ministerien dem Beispiel des
Verkehrsministeriums folgen könnten. Das könnte auch gleichzeitig zum
Anlaß genommen werden, die bereits
diskutierte Aufnahme von Deutsch
als Amtssprache in das Grundgesetz
erneut ins Gespräch zu bringen, denn
offensichtlich ist es selbst in Ministerien gar nicht so selbstverständlich,
ein klares Deutsch zu sprechen
Dr. Peter Ulbrich, Obercunnersdorf
Frostig
Liebe Leser!
Zur Deutsch-Initiative von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer
Was hat Ihnen gefallen? Was hätten wir
besser machen können? Worauf sollten
wir stärker eingehen? Schreiben Sie uns,
wir freuen uns auf Ihre Meinung! Auch
wenn wir nicht jeden Brief beantworten
und veröffentlichen können, so werten
wir doch alle Zuschriften sorgfältig aus.
Bei einer Veröffentlichung behält sich
die Redaktion das Recht vor, sinnwahrend zu kürzen. Auf diese Weise wollen
wir möglichst viele Leser zu Wort kommen lassen. Schreiben Sie bitte an:
DEUTSCHE SPRACHWELT
Leserbriefe
Postfach 1449, D-91004 Erlangen
[email protected]
Der Frühling gibt sich große Müh,
Doch manchmal müht er sich zu früh
Und an dieser UnGeduld
Trägt meist der lange Winter Schuld.
Dies wissen selbst die Oster-Glocken,
Die in den prallen Knospen hocken
Und von spät bis früh frohlocken,
Um den Spätling anzulocken.
Der trägt sich stets mit dem Gedanken,
So spät wie möglich abzudanken;
Sogar der Sonne Licht-Gestalt
Läßt den gestrengen Winter kalt.
Günter B. Merkel, Wilhelmsfeld
Es ist ihm gleich, daß Menschen frieren
Und ins Warme emigrieren.
Und wenn er uns mit Nacht-Frost plagt,
Ist weiterhin Geduld gefragt!
Einstieg in die dichterische Merkelwelt: Günter B. Merkel: Große Sprüche vom gnadenlosen Dichter, SWPBuch-Verlag, Wilhelmsfeld 2007, 128
Seiten, fester Einband, 9,50 Euro.
Bestellung unter Telefon 06220/6310.
www.merkel-gedichte.de
Oettinger – ein Trauerspiel
Zum Fall Günther Oettinger
Esperanto hat Nachteile
Zum Beitrag „Weltsprache ohne Machtanspruch“ von Alfredo Grünberg in DSW 38, Seite 3
I
ch widerspreche der Behauptung,
daß Esperanto keinen Herrschaftsanspruch hat und niemanden bevorteile. Der Wortschatz des Esperanto
besteht zum größten Teil aus Wörtern
lateinischer Herkunft. Daneben gibt es
noch einen kleineren Anteil von Wörtern mit germanischer Herkunft sowie
einem noch kleineren Anteil solcher
Wörter mit slawischer Herkunft. Die
Regeln bauen auf dem Muster der
romanischen, germanischen und slawischen Sprachen auf, das heißt Satzbildung durch Beugung von Wörtern,
wenn auch ohne Unregelmäßigkeiten.
Das bedeutet, daß vor allem Muttersprachler romanischer Sprachen und
des Englischen mit erheblich weniger
Aufwand Esperanto lernen als Muttersprachler vieler asiatischer Sprachen.
Nebenbei sei bemerkt, daß das Englische eine germanisch-romanische
Mischsprache darstellt. Auch im Esperanto spiegelt sich der Anspruch auf
eine weltweite, europäisch geprägte
Leitkultur wider, weil ausschließlich
wichtige europäische Sprachen beim
Aufbau berücksichtigt wurden. Solange es Muttersprachler von Sprachen
mit deutlich verschiedenem Aufbau
gibt, dürfte eine Welthilfssprache, die
niemanden bevorteilt, eher Wunschdenken sein. Am ehesten könnte das
durch einen völlig neu erfundenen
Wortschatz geschehen.
Doch die meisten Menschen werden
einer Sprache, die in keiner Kultur
verwurzelt ist und aus dem Nichts neu
verbreitet werden muß, ablehnend
gegenüberstehen. Die heutigen Weltsprachen haben wenigstens irgendeinen kulturellen und geschichtlich gewachsenen Bezug. Wenn Esperanto
ohnehin den romanischen Sprachen
und dem Englischen artverwandt
ist, dann stellen sich die meisten die
Frage, warum sie nicht gleich auf
Englisch oder Spanisch als althergebrachte Sprachen zurückgreifen sollen. Mit diesen beiden Sprachen kann
man sich schon in weiten Teilen der
Welt verständlich machen.
Ich bin mir sicher, daß Esperanto genauso wie die heutigen Weltsprachen
einige kleinere Sprachen bedrängen
würde, wenn es sich weltweit auf
breiter Front durchgesetzt hätte. Sobald eine Sprache hohes Ansehen
gewinnt, was bei weltweiter Verbreitung und Nützlichkeit nicht unwahrscheinlich ist, besteht die Gefahr, daß
Sprecher kleiner Sprachen ihr den
Vorzug geben. Auch wenn die Esperantisten gerade das nicht beabsichtigen, hätten sie es bei erfolgreicher,
weltweiter Verbreitung nicht verhin-
dern können, daß Esperanto neben
oder statt den anderen Weltsprachen
in den Verdrängungswettbewerb zu
kleinen Sprachen eintritt.
Der entscheidende Punkt zum Fortbestand von Sprachen liegt im Selbstbewußtsein von Völkern und Sprachgemeinschaften. Wer sich in seiner
eigenen Kultur fest verankert fühlt
und keine brutale Unterdrückung
erfährt, wird seine Kinder in seiner
Muttersprache aufziehen, selbst wenn
sie noch so unbedeutend ist. Weitere
Sprachen kann das Kind immer noch
lernen. Die Mehrheitssprache im Land
wird sich das Kind sehr wahrscheinlich im Umfeld außerhalb der Familie
von ganz alleine aneignen.
Der Grund für die Gefährdung vieler
Sprachen und auch für die Flut englischer Wörter im Deutschen liegt zum
großen Teil in Minderwertigkeitsgefühlen. Hinzu kommt in westlichen
Ländern das rein wirtschaftliche Kosten-Nutzen-Denken mancher Zeitgenossen. Eine Plansprache schafft da
eher wenig Abhilfe.
Jeder einzelne ist dazu aufgerufen,
dem Vormachtsanspruch von Weltsprachen durch Stolz auf die eigenen
Wurzeln zu begegnen. Auch die klare
Rollenverteilung zwischen eigener
Sprache und einer Mehrheits- oder
Weltsprache hilft der Spracherhaltung. So sollte für jeden Deutschen
klar sein, daß Englisch und überflüssige englische Brocken in der Verständigung mit Landsleuten nichts zu
suchen haben. Die Rolle des Englischen liegt eigentlich nur in der landesübergreifenden Verständigung.
Ich halte den Ansatz von Hilfssprachen
innerhalb von verwandten Sprachen
und Völkern für sinnvoller als eine einzige Welthilfssprache. Im westlichen
Kulturkreis ist das eben Englisch. Was
spricht dagegen, daß Menschen, die
oft weltweit tätig sind, mehrere weit
verbreitete Sprachen erlernen, zum
Beispiel Englisch, Spanisch, Mandarin und Hindi? Demjenigen, der häufig
mit einem bestimmten Land in Verbindung steht, empfehle ich eindeutig
das Erlernen der Landessprache, gegebenenfalls auch der Regionalsprache.
Hier halte ich die Verwendung des
Englischen für verfehlt.
Für mich steht jedenfalls fest, daß
Englisch eine sehr nützliche Sprache ist, aber in meinem heimatlichen
Sprachgebrauch und Kulturempfinden nur sehr wenig Raum finden
wird. Ich weise den kulturellen Vor-
machtsanspruch, für den das Englische für mich in gewisser Weise
steht, entschieden zurück. Bei Denglisch und überflüssiger Verwendung
des Englischen schaudert es mich
einfach! Ich wünsche mir, daß auch
hierzulande wieder mehr Menschen
einen gesunden Stolz auf ihre eigenen Wurzeln zeigen! Kultureller Einheitsbrei, Nein danke!
Alexander Dietz, Gummersbach
I
m November 2005 gab Günther
Oettinger in einem SWR-Interview
von sich: „Englisch wird die Arbeitssprache. Deutsch bleibt die Sprache
der Familie und der Freizeit, die Sprache, in der man Privates liest“. Hierfür
wurde er wiederholt gerügt, auch von
der DEUTSCHEN SPRACHWELT.
Man war damals fast geneigt anzunehmen, daß jemand, der einen solchen Blödsinn äußert, der englischen
Sprache doch einigermaßen mächtig
sein müsse. Oettinger behauptete später auch dreist, im Englischen „bin ich
durchaus verhandlungssicher“ („Der
Spiegel“ Nr. 5, 1. Februar 2010, Seite
58). Laut Medienberichten wurde er
Symposium „Sprachpolitik und Sprachkultur
in Europa“
vom 23. bis 24. April 2010 in Graz, ausgerichtet
von der Interessengemeinschaft Muttersprache
S
prachen bewegen sich wie
Wasser durch unsere Welt.
Wasser kann sich seinen Weg frei
suchen oder durch Menschenhand
in gewisse Richtungen geführt oder
unnatürlich verbaut werden. Sprachen finden ähnliche Bedingungen
in unserer Welt vor: vom freien
Fluß bis zur Überregulierung. Diese
Erscheinungsbilder in den verschiedenen Sprachen untersucht nun
das internationale wissenschaftliche, sprachpolitische Symposium.
Beispielhaft werden europäische
Sprachräume zusammengefaßt und
in ihrer jeweiligen historischen Entwicklung besprochen. Der Ablauf
gliedert sich dabei in drei Gruppen:
1. Großsprachräume (Frankreich, Deutschland)
2. Kleinsprachräume (Belgien,
Slowakei, Ungarn, Slowenien).
3. Sprachvereine, Sprachpraktiker
Dabei werden im Kontext Sprachpolitik und Sprachkultur die historische Entwicklung bis hin zum
aktuellen Sprachstand, die Wechselbeziehung zwischen Normierung
und gelebter Sprache untersucht. Ist
Sprache ein Medium staatspolitischer Überlegungen oder bleibt sie
im Rahmen kulturpolitischer Maßnahmen? Dient Sprache dann als
ein Mittel der Abgrenzung oder der
Ausgrenzung? Bleibt Sprache dann
nur ein Identifikationsmerkmal gegenüber Nachbarstaaten oder kann
Sprache zu einem geopolitischen
Instrument gebraucht werden?
Vor allem die gelebte Sprache in der
reflektierten Form der Literatur wird
durch Beispiele eines Schriftstellers
dargestellt. Als verbindendes, zentrales Thema kommt dann durch alle
Beiträge die Frage: Wo liegen die
Möglichkeiten und Grenzen einer Einflußnahme auf Sprachen? Wird Sprache politischen Zielen unterworfen, ist
sie ein ökonomisches Werkzeug oder
kann sie ihre „Reinheit“ in den Gefilden der Poesie bewahren? Diese unterschiedlichen Standpunkte in Europa
sollen die Vielfalt der Entwicklungen
und Möglichkeiten skizzieren. Dabei
besteht die Möglichkeit, Sprachräume
kleinerer Länder aus den geschilderten
Blickwinkeln den Teilnehmern bekanntzumachen. (igm)
Vortragende: Frédéric Sauvage (Kulturattaché Franz. Botschaft), Gerhard
Stickel (Institut für deutsche Sprache),
Karl Irresberger (Bundeskanzleramt/
Verfassungsdienst), Reiner Pogarell (Institut für Betriebslinguistik),
Klaus Jagersbacher (Sprachwerker),
Werner Pfannhauser (IG Muttersprache), Thomas Paulwitz (DEUTSCHE
SPRACHWELT), Kurt Gawlitta (Verein Deutsche Sprache, Berlin), Livia
Adamcova (Wirtschaftsuniversität
Preßburg), Tünde Primus-Kövendi
(Pannonische Universität Veszprém),
Marjeta Humar (Slowenische Akademie der Wissenschaften)
Veranstalter: Verein „Interessengemeinschaft Muttersprache in Österreich Graz“, Telefon und Telefax
+43-(0)316-302026, Postfach 43,
A-8047 Graz-Ragnitz, [email protected]
kürzlich als dritte Wahl nach Brüssel
entsorgt, und die erstaunte Öffentlichkeit bekam jetzt Kostproben seines „verhandlungssicheren“ Englisch
zu Gehör. Es war eine unglaubliche
Blamage! Ein Niveau in Aussprache
und Wortwahl, das schlechterdings
kaum mehr unterboten werden kann.
Wie kann man in seiner Selbsteinschätzung nur so danebenliegen? Dies
schreit geradezu nach einem Tiefenpsychologen. Jedenfalls werden Oettingers Gesprächspartner noch viel zu
lachen haben, obwohl es eigentlich
zum Weinen ist.
Professor Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Viereck, Bamberg
Gegründet im Jahr 2000
Erscheint viermal im Jahr
Auflage: 28.000
Die jährliche Bezugsgebühr beträgt 10 Euro.
Für Nicht- und Geringverdiener ist der Bezug
kostenfrei. Zusätzliche Spenden sind sehr
willkommen.
Bundesrepublik Deutschland
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ISSN 1439-8834
(Ausgabe für Deutschland)
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Druck
Ferdinand Berger & Söhne GmbH
Wiener Straße 80, A-3580 Horn
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der
Redaktion wieder. Das gilt besonders für
Leserbriefe.
Die 40. Ausgabe erscheint im Sommer
2010. Redaktions- und Anzeigenschluß
sind am 17. Mai 2010.
Deutsche Sprachwelt_Ausgabe 39_Frühling 2010
Hintergrund
Seite 3
Achten wir die deutsche Sprache
Meine „Deutsch-Initiative“ gegen den gedankenlosen Umgang mit Anglizismen
Von Bundesminister Peter Ramsauer
A
ls Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung bekomme ich täglich Post von
Menschen aus ganz Deutschland.
Die Bürgerinnen und Bürger tragen
auf diese Weise Bitten, Vorschläge
und Anregungen zu allen Themen
meines Ressorts an mich heran. Jede
Meinungsäußerung wird von mir
und meinen Mitarbeitern ernstgenommen. Seit kurzem erreicht mich
nun eine Flut von Zuschriften aus der
ganzen Republik. Was ist passiert?
Ich habe mich für die – eigentlich
– normalste Sache der Welt eingesetzt: den Gebrauch unserer Muttersprache! Die Reaktionen von Rügen
bis zum Chiemsee, von der Oder bis
zum Rhein signalisieren mir einhellige Zustimmung.
Kein „travel management“ mehr
Mein Vorstoß, der in vielen Medien
auch als „Deutsch-Initiative“ bezeichnet wird, richtet sich gegen den
gedankenlosen Umgang mit Anglizismen. Das hat ein landesweites Aufatmen bewirkt. In meinem Haus wird
es kein „travel management“ mehr
mich in aller Welt verständlich machen und brauche niemanden, der mir
fremdsprachlich unter die Arme greift.
Nicht der Sprachmode hinterherhecheln
Bundesverkehrsminister Dr. Peter
Ramsauer
geben, sondern die gute alte Reisestelle. Die Mitarbeiter treffen sich zur
Besprechung, nicht zum „meeting“,
und lösen ihre Aufgaben in Projektgruppen, nicht in „task forces“.
Das Englische ist zu Recht eine Weltsprache, die Menschen auf dem ganzen Globus verbindet. Ich selbst durfte
mein Englisch in einem Internat bei
London vervollständigen. Ich kann
Anders empfinde ich jedoch die Rolle des Englischen in unserem Heimatland. Ich kann das Hinterherhecheln nach dem neuesten Stand der
Sprachmode weder verstehen noch
gutheißen. Wir haben für jeden Bereich unseres Lebens auch deutsche
Bezeichnungen. Es gilt, an sie zu
erinnern und sie anzuwenden. Natürlich ist uns die jahrhundertelange
Entwicklung der deutschen Sprache bewußt, auch ihre Bereicherung
durch Zuwanderer aus aller Herren
Ländern. Nehmen wir nur die Hugenotten: Wer wollte auf so schöne
und alltägliche Begriffe wie Ballett,
Bonbon oder Portemonnaie verzichten? Doch das ist Ergebnis eines
langfristigen Integrationsprozesses
von Bevölkerungsgruppen, während
die Flut der Anglizismen meines Erachtens auch an der Schnellebigkeit
unserer Zeit liegt.
Mehr Respekt für die deutsche
Sprache
Eins ist aber auch klar: Ich will keine Branche „missionieren“. Jeder
Wirtschaftszweig hat natürlich auch
sein Fachvokabular, das es zu nutzen
gilt. Ob es die Gesundheitsindustrie
oder die Werbung ist, da will ich
gar nicht dazwischenfunken. Was
mich jedoch auf die Palme bringt,
ist der respektlose Umgang mit der
deutschen Sprache, der mir in dieser
Form aus keinem anderen Land der
Welt bekannt ist. Die gedankenlose
Verwahrlosung unseres wichtigsten
Kommunikationsmittels kann und
will ich nicht akzeptieren. Der Umgang mit der Muttersprache ist für
mich schlicht und einfach eine Frage
der kulturellen Grundprägung.
Ich sammle auch nach wie vor Ideen
und begebe mich nicht ins „brainstorming“. Für mich ist das nicht
„good governance“, sondern verantwortungsvolle Regierungsführung!
Die Vielfalt in Deutschland nutzen
Authentizität und Bodenständigkeit
erhält unsere deutsche Sprache durch
die Dialekte. Ich bin froh, daß wir
hier eine große Vielfalt in Deutschland haben. Sie sind das Salz in der
Suppe und machen den Charme einer
jeden Region aus. Ich spreche selbst
auch ganz bewußt mit bayerischer
Färbung, und dabei bleibt es auch.
Denn ein Politiker, der sich verstellt,
verleugnet seine Herkunft. Es sollte
jeder individuell über seinen Sprachgebrauch entscheiden. Ich halte es da
mit dem augenzwinkernden Wilhelm
Busch: „Eines schickt sich nicht für
alle, jeder sehe, wie er’s treibe und –
daß er nicht falle.“
Denn Millionen Bürger fühlen sich
ausgegrenzt, wenn uns Anglizismen
inflationär und willkürlich überfluten. Muß es denn wirklich ein „kick
off meeting“ sein, wenn es sich um
eine Auftaktveranstaltung handelt?
Dr. Peter Ramsauer ist Stellvertretender Vorsitzender der CSU und seit
28. Oktober 2009 Bundesminister für
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.
Das Ende des Service-Points
Von Thomas Paulwitz
P
eter Ramsauer gibt der deutschen Sprache wieder Vorfahrt.
Nach hundert Tagen im Amt rief der
Bundesverkehrsminister:
„Schluß
mit Denglisch!“ Von 1998 bis 2009
hatte die SPD den Amtsträger gestellt. Mit dem Regierungswechsel
ist auch eine Neuausrichtung der
Behörde verbunden. Noch vor vier
Jahren hatte das Ministerium in ganz
Deutschland „Fairplay on the autobahn“ plakatiert (siehe DSW 26, Seite 12). Auch innerhalb der Behörde
war das Deutsche auf dem Rückzug:
Statt Besprechungen gab es „Meetings“, statt einer Reisestelle „Travel
Management“, statt einer Abgabefrist
die „Deadline“. Damit ist jetzt unter
dem neuen Minister Schluß. Aus der
Bevölkerung schlägt ihm Begeisterung entgegen.
Ramsauer schlägt nun unter anderem vor, noch in diesem Jahr „1.100
Bahnhöfe in Deutschland so herzurichten, daß sie wieder zu einer
positiven Visitenkarte für die Bahn
und den jeweiligen Ort werden. Dort
soll es nicht länger stinken, die Gäste sollen sich sicher und wohl fühlen und Ältere sowie Gehbehinderte
sollen ohne Probleme zu ihrem Zug
kommen. Dabei kann dann aus dem
Meeting-Point wieder ein Treffpunkt
und aus dem Service-Point ein Auskunftsschalter werden.“ Das sagte er
am 7. Februar zur „Bild am Sonntag“.
Gut eine Woche später gelangte ein
Schreiben des Vorstandsvorsitzenden
der Deutschen Bahn an die Öffentlichkeit, das genau dies bestätigte.
Bahnchef Rüdiger Grube hatte nämlich am 13. Januar dem Bundestagsabgeordneten Ernst Hinsken (CSU)
geschrieben.
Bahn erkennt „Handlungsbedarf“
Hinsken hatte sich für eine Kurzparkzone am Straubinger Bahnhof
eingesetzt. Das Straubinger Tagblatt
titelte daraufhin „Hinsken für Kiss
Nach jahrelanger Vorarbeit gibt es endlich erste Erfolge
& Ride“. Diese Schlagzeile verführte viele Straubinger zu anzüglichen
Gedankenspielen. Als sich die Proteste auf dem Schreibtisch Hinskens
häuften, griff dieser selbst zur Feder
und fragte Bahnchef Grube, ob es
denn nicht möglich sei, Hinweisschilder in deutscher Sprache aufzustellen. Zur Überraschung vieler
Beobachter antwortete Grube, daß
der Bahn „die Verwendung der deutschen Sprache im Interesse der allgemeinen Verständlichkeit … sehr am
Herzen“ liege. Die Deutsche Bahn
habe „den Handlungsbedarf erkannt
und kommt der Selbstverpflichtung
zu allgemeinverständlicher Kommunikation mehr als bisher nach“. Die
„Nomenklatur“ der DB empfehle
ausdrücklich den Verzicht auf Anglizismen. Das führe zum Beispiel
dazu, daß die Bezeichnungen „Flyer“, „Highlights“, „Counter“ oder
„Hotlines“ nicht mehr verwendet
würden. Ausgeschlossen von diesem
Rückdeutschungsprozeß seien allerdings Markenbezeichnungen wie
„Bahn-Card“ (Bahnkarte) oder „Intercity“ (Schnellzug, D-Zug).
Ramsauer: Andere Unternehmen
sollen auf den Zug aufspringen
Daraufhin erklärte Ramsauer in einer Aussendung vom 18. Februar:
„Ich begrüße den Vorstoß von Rüdiger Grube sehr. Klar verständliche
Begriffe und Hinweise werden das
Bahnfahren für alle Fahrgäste leichter und attraktiver machen. Ich habe
keine Sorge, daß die Deutsche Bahn
dadurch weniger international sein
wird. Der derzeitige Sprachmischmasch ist selbst für Gäste aus dem
Ausland zum Teil nicht verständlich. Lieber gutes Deutsch und gutes
Englisch, Französisch oder Türkisch,
statt alle Sprachen zu vermischen.
Ich würde mich freuen, wenn andere Unternehmen, an denen der Staat
beteiligt ist, auf diesen Zug aufspringen. Auch in anderen Bereichen
des öffentlichen Lebens könnte das
durchaus zu mehr Verständlichkeit
beitragen.“
Daß es ihm mit der deutschen Sprache ernst ist, hat Ramsauer bereits
im vergangenen Jahr bewiesen. Sein
Einspruch sorgte dafür, daß aus den
Entwürfen für das gemeinsame Wahlprogramm der Union alle entbehrlichen Anglizismen verschwanden. Die
DEUTSCHE SPRACHWELT vermerkte dies sogleich positiv in ihren
„Sprachprüfsteinen zur Bundestagswahl“. Auch bei der Erarbeitung des
schwarz-gelben Koalitionsvertrags
setzte sich Ramsauer für Verständlichkeit ein. Zu Recht fragte Ramsauer im Juni 2009 in der Passauer Neuen
Presse seine Parteifreunde: „Wie will
man in Deutschland etwas politisch
umsetzen, wenn man es nicht einmal
auf deutsch sagen kann?“ Daher ist
Ramsauers Vorstoß ein Signal, das
über sein Ministerium hinausreicht:
Mit der deutschen Sprache fährt man
einfach besser.
Jahrelange Vorarbeit, unterstützt
von der DEUTSCHEN SPRACHWELT
Wird die Deutsche Bahn also vom
Sprachpanscher wieder zum Sprachschützer? Wir werden es sehen und
die Verwandlung kritisch begleiten.
Woher rührt jedoch der Sinneswandel? Sicherlich hat der Weggang
Hartmut Mehdorns, des Sprachpanschers des Jahres 2007, am 30. April
2009 die Neuausrichtung erleichtert.
Der Führungswechsel ermöglichte es, die jahrelangen Proteste der
Sprachschützer endlich zu berücksichtigen. Was in der öffentlichen
Wahrnehmung jedoch weitgehend
unbeachtet bleibt, langjährige Leser
der DEUTSCHEN SPRACHWELT
jedoch wissen, ist die Tatsache, daß
seit einigen Jahren eine Gruppe von
Bundestagsabgeordneten der Union
die Änderungen vorbereitete. Rüdi-
ger Grube hebt in seinem Brief selbst
diese Arbeitsgruppe hervor.
Die Initiative Sprachlicher Verbraucherschutz gründete sich im März
2007. Ihr gehören die Abgeordneten
Julia Klöckner, Erika Steinbach, Gitta
Connemann, Peter Bleser und Laurenz Meyer an. Connemann kritisierte
damals: „Die Deutsche Bahn AG verwirrt ihre Kunden mit vielen Anglizismen. Damit werden Menschen ohne
Englischkenntnisse ausgegrenzt.“ Bereits im Juni 2007 kam es zu Gesprächen mit der Deutschen Bahn. Diese
versprach, die Erarbeitung verständlicherer Informations- und Hinweismöglichkeiten zu prüfen.
Die Initiative wurde daraufhin von
den Lesern der DEUTSCHEN
Anzeige
SPRACHWELT zum „Sprachwahrer des Jahres“ 2007 ausgezeichnet.
Das gab weiteren Rückenwind: „Wir
fühlen uns durch unsere Nominierung und Plazierung bestätigt und
bestärkt, für eine verständliche deutsche Sprache einzutreten“, schrieb
die Initiative in einer Stellungnahme vom Juni 2008. Doch erst der
Abgang Mehdorns hat offenbar den
Weg für weitgehende Änderungen
freigemacht. Wir sehen also: Der
Einsatz für die deutsche Sprache
lohnt sich, auch wenn sich der Erfolg erst nach Jahren einstellt. Peter
Bleser sagte erleichtert: „Service
Point, Kiss & Ride Zone, Counter,
Call a bike – mit diesen unnötigen
und mißverständlichen Anglizismen
auf deutschen Bahnhöfen ist es nun
endlich bald vorbei.“
Fremdenverkehr
Seite 4
Deutsche Sprachwelt_Ausgabe 39_Frühling 2010
Geht auf die Straße der deutschen Sprache
In Mitteldeutschland könnte der Kern eines neuen Sprachdenkmals entstehen
Von Thomas Paulwitz
A
uf die deutsche Sprache neugierig machen, Begeisterung
für sie wecken; – es gibt viele Wege,
um dieses Ziel zu erreichen. Ein neuer Weg ist der Gedanke, einen wirklichen Weg zu gründen: eine „Straße
der deutschen Sprache“, die Sprachpflege und Fremdenverkehr miteinander verknüpft. In Deutschland bestehen mehr als 150 Ferienstraßen, wie
die Deutsche Zentrale für Tourismus
(DZT) angibt. Eine „Straße der deutschen Sprache“ ist noch nicht dabei.
Das kann sich ändern.
Unter den bestehenden Ferienstraßen können wir drei Gruppen ausmachen: Landschaft, Ernährung und
Kulturgeschichte. Die älteste deutsche Ferienstraße ist die Deutsche
Alpenstraße, die 1927 begründet
wurde; die längste ist mit 1.738 Kilometern die Deutsche Ferienroute
Alpen-Ostsee von Berchtesgaden bis
Fehmarn. In Deutschland gibt es weiterhin die Romantische Straße, die
vom Main bis zum Alpenrand führt.
Es gibt die Deutsche Fachwerkstraße, auf der man von der Elbmündung
bis zum Bodensee fahren kann; die
Deutsche Märchenstraße von Hanau
nach Bremen; und natürlich zahlreiche Weinstraßen. Während wir Stra-
ßen für verschiedene Ausprägungen
deutscher Kunst und Kultur kennen,
zum Beispiel für Spielzeug, Porzellan und Architektur, gibt es noch keine Straße für die deutsche Sprache.
Warum eigentlich nicht?
In ganz Deutschland gibt es genügend
Orte, die eine wichtige Rolle für die
Geschichte der deutschen Sprache
spielen oder an denen die Sprache
heute gepflegt wird. Ganz besonders
viele solcher Orte finden wir in Mitteldeutschland, dicht aneinandergereiht.
Hier könnte der Kern einer „Straße
der deutschen Sprache“ entstehen. Im
Grunde müßte eine Straße der deutschen Sprache durch den gesamten
deutschen Sprachraum führen. Allerdings erscheint es aus organisatorischen Gründen notwendig, sich zunächst auf einzelne Bundesländer zu
beschränken. Erfolgreiche Ferienstraßen sind nämlich meistens kurz, und
zwei Drittel aller Straßen sind sogar
kürzer als 200 Kilometer. Nur vier von
rund 150 Straßen durchqueren vier
oder mehr Bundesländer. 75 Prozent
der bestehenden
Ferienstraßen führen sogar lediglich
durch ein einziges
Bundesland.
Sprachgeschichtlich gute Gründe
legen es nahe, die Straße der deutschen Sprache anfänglich auf die
Bundesländer Thüringen, Sachsen
und Sachsen-Anhalt – im folgenden kurz: Mitteldeutschland – zu
beschränken. Die Wurzeln unseres
heutigen Hochdeutschs liegen nämlich dort: Hier entstand die Sächsische Kanzleisprache, die Martin
Luther mit seiner Bibelübersetzung
von 1522 in ganz Deutschland verbreitete. Mit seiner Wortgewalt trug
Luther erheblich zur Normierung
des Hochdeutschen bei.
Die wahren innerdeutschen „Grenzen“ scheiden nicht Ost und West,
sondern sind Sprachgrenzen, die den
Norden, die Mitte und den Süden
voneinander abgrenzen. Bekanntlich
unterscheiden wir zwischen Niederdeutsch, Mitteldeutsch und Oberdeutsch. Das Oberdeutsche hat die
Zweite Lautverschiebung vollständig mitgemacht, im Niederdeutschen
hat sie nicht stattgefunden, und im
Mitteldeutschen nur zum Teil. Dort
gibt es zum Beispiel noch den „Appel“. Das Mitteldeutsche bildet eine
Brücke zwischen dem Norden und
dem Süden. Die drei genannten Bundesländer befinden sich weitgehend
auf ostmitteldeutschem Sprachgebiet. Einen kleinen Überblick über
die Städte, die an einer „Straße der
deutschen Sprache“ liegen könnten,
gibt der untenstehende Beitrag aus
der „Mitteldeutschen Zeitung“.
1981 hat der „Deutsche Fremdenverkehrsverband“ zehn Kriterien festgelegt, die eine Ferienstraße erfüllen sollte, wenn sie erfolgreich sein
soll: (1) Eine landschaftlich oder
kulturell sinnvolle leitthematische
Benennung („Straße der deutschen
Sprache“). (2) Eine dauerhafte Ausweisung und Vermarktung. (3) Eine
eindeutige Streckenführung ohne
die Benutzung von Autobahnen. (4)
Ein Verzeichnis besichtigenswerter
Objekte entlang der Strecke. (5) Die
Einrichtung einer zentralen Informationsstelle (zum Beispiel das „FürstLudwig-Haus der deutschen Sprache“ in Köthen).
(6)
Möglichst
mehrsprachiges
Informationsmaterial. (7) Eine
Straße der
deutschen Sprache
vollständige Beschilderung. (8) Die
Verwendung von Logos und Werbesprüchen. (9) Eine eindeutig verantwortliche Trägerschaft mit satzungsmäßig festgelegten Zielen und
Aufgaben. (10) Eine Bemühung um
staatliche Anerkennung in Form von
Mittelzuweisungen oder Unterstützung.
Nun müssen wir also Entscheidungsträger ansprechen. Aus einem Ministerium kam bereits die Antwort,
man benötige eine Million Euro,
um so etwas zu verwirklichen, da
man eine Marke prägen müsse. Das
hört sich nach viel Geld an; es ist
auch viel. Doch wenn zum Beispiel
zehn Städte je 50.000 Euro aus ihren Mitteln für den Fremdenverkehr
zusammenlegen und ein Förderer,
zum Beispiel ein Autobauer, noch
einmal 500.000 Euro dazugibt, dann
ist diese Million beieinander. Sollte
das die deutsche Sprache nicht wert
sein? Und wer hindert uns eigentlich
daran, auf der „Straße der deutschen
Sprache“ zu reisen, bevor sie amtlich ist? Wir werden daher ab der
kommenden Ausgabe in der DEUTSCHEN SPRACHWELT regelmäßig einzelne Stationen vorstellen.
Reisen Sie mit!
Die DSW in der Presse
Am 16. Januar 2010 stellte Thomas Paulwitz im Spiegelsaal des
Köthener Schlosses die Idee einer „Straße der deutschen Sprache“ erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vor. Sylke Hermann
schrieb darüber für die „Mitteldeutsche Zeitung“ einen Bericht,
den diese ab dem 20. Januar in mehreren Regionalausgaben veröffentlichte.
Auf der Spur
der deutschen Sprache
E
ine Straße der Romanik gibt es schon, eine deutsche Alleen- und eine deutsche Märchenstraße ebenso. Und einen
Lutherweg, der auch weit durch Anhalt-Bitterfeld führt, hat das
Land erst vor knapp zwei Jahren erhalten. Jetzt ist es an der Zeit
für eine Straße der deutschen Sprache. Sagt Thomas Paulwitz.
Der Chefredakteur der Zeitschrift „Deutsche Sprachwelt“ und
wiedergewählte Beisitzer im Vorstand der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft zu Köthen, die am Samstag den dritten
Jahrestag ihrer Gründung gefeiert hat, präsentiert der im Spiegelsaal des Köthener Schlosses versammelten Festgesellschaft
seine Idee einer Straße, die es bald geben könnte. Er nimmt sie
mit auf eine Rundreise zu sprachpflegerisch bedeutsamen Orten
in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. … Die Straße soll
nach Vorstellung des Historikers, Sprachpflegers und Publizisten
jene Orte verbinden, die untrennbar mit der deutschen Sprachgeschichte verbunden sind. Angefangen im thüringischen Schleiz,
einer Wirkungsstätte von Konrad Duden, der hier am Gymnasium die ersten Rechtschreibregeln erarbeitet hatte. Die Reise
führt weiter nach Weimar, wo im Jahr 1617 die Fruchtbringende
Gesellschaft gegründet wurde. Weitere Stationen in Thüringen
könnten die Theaterstadt Meiningen, Eisenach mit der Wartburg,
Mühlhausen, wo Thomas Müntzer im Jahr 1525 gestorben ist,
und die Barbarossa-Stadt Bad Frankenhausen sein. In SachsenAnhalt dürfen die Lutherstädte Eisleben und Wittenberg nicht
fehlen. Dessau-Roßlau und Bitterfeld-Wolfen sind Mitglieder
der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft. Von der Goethestadt
Bad Lauchstädt, die ebenfalls auf der Route liegt, ist es nicht
weit bis nach Merseburg, das für seine in der Domstiftsbibliothek bewahrten „Zaubersprüche“ bekannt ist. Das kleine Reppichau nicht zu vergessen: Es gilt als Geburtsort Eike von Repgows, des Verfassers des „Sachsenspiegels“. Und Köthen soll
Mittelpunkt einer Straße der deutschen Sprache werden. Das
zumindest fände Paulwitz nur konsequent, wenn es der Neuen
Fruchtbringenden Gesellschaft ernst damit sei, Köthen zur Stadt
der deutschen Sprache aufzubauen. Im Fürst-Ludwig-Haus der
deutschen Sprache könnte sich Paulwitz den Verwaltungssitz der
Ferienstraße vorstellen. Hier, im Prinzessinnenhaus in Nachbarschaft zum Schloß, hat die Neue Fruchtbringende Gesellschaft
zu Köthen ihren Sitz, ist eine Bibliothek zur Sprachpflege und
ein Archiv zur Rechtschreibreform untergebracht. Am sächsischen Streckenverlauf arbeitet der Sprachrettungsklub Bautzen/
Oberlausitz, selbst als besondere Wegmarke berücksichtigt,
gerade fieberhaft an den Baustellen, wie Paulwitz zu berichten
weiß. Bis dato sind Leipzig als Stadt der zweitgrößten Buchmesse Deutschlands, Meißen im Zusammenhang mit der „Meißner Kanzleisprache“, Kamenz als Geburtsort Gotthold Ephraim
Lessings und auch Oelsnitz/Erzgebirge, wo der Dichter Reiner
Kunze geboren ist, berücksichtigt. Bis nach Schleiz, wo Paulwitz
die Rundreise begonnen hat, sei es nun nicht mehr weit. Damit
schließe sich der Kreis. Die Zuhörerschaft im Spiegelsaal ist um
Kommentare zur vorgeschlagenen Route einer Straße der deutschen Sprache nicht verlegen. Man müsse sie als Kern sehen und
von hier aus netzartig in die verschiedenen Regionen Deutschlands ausschwärmen, heißt es da. „Das ist eine schöne Sache“,
findet zum Beispiel Vorstandsmitglied Hermann Neemann. Und:
„Wir sollten erst einmal anfangen.“ Von „Mut zur Lücke“ ist die
Rede. An anderer Stelle vom „Tod des Konzeptes“. Die Diskussionsbeiträge bestärken Paulwitz darin, weiter am Konzept zu
feilen. Nur eines dürfe nicht passieren – nämlich das eigentliche
Ziel aus den Augen verlieren, das da heißt: „Neugier auf und
Begeisterung für die deutsche Sprache zu wecken.“
Der Redakteur Matthias Bartl machte sich am 20. Januar 2010
in der„Mitteldeutschen Zeitung“ darüber Gedanken, welche
Kraft in der Idee einer „Straße der deutschen Sprache“ steckt:
Dammbau
D
ie „Trasse“ hat es geistig in sich: Sie führt von Schleiz
über Weimar nach Eisleben und Köthen, von dort nach
Bitterfeld-Wolfen und Wittenberg, nach Leipzig, Kamenz und
Meißen. Sie führt von Duden über die Fruchtbringer zu Goethe und Schiller, zu Luther sowieso, zu Lessing, Gottsched und
Reiner Kunze. Die Straße der deutschen Sprache existiert zwar
vorerst nur auf dem Papier, aber an den für sie vorgesehenen
Stationen läßt sich erkennen, daß in ihr mehr steckt als nur ein
weiteres Eisen im Feuer des mitteldeutschen Fremdenverkehrs
zu sein. Von der Straße der deutschen Sprache, von den Städten,
die an ihr liegen, kann ein Ruf ausgehen. Nicht der Ruf nach
der Erneuerung der deutschen Sprache, sondern vielmehr der
Ruf nach dem Erhalt ihrer Reinheit und Klarheit. Das ist durchaus nicht fundamentalistisch gemeint. Sprache wird immer neu
gestaltet, nimmt auch Anleihen bei anderen Sprachen. Aber nur
dort, wo es absolut unumgänglich ist, und nur in einem Maße,
das eine Gefährdung der deutschen Sprache ausschließt. Letzteres ist längst nicht mehr ausgeschlossen, wenn man die Flut
der Anglizismen registriert, die auch dort Anwendung finden,
wo es absolut unnötig ist. Dagegen einen Damm zu bauen, indem man aktiv den richtigen Gebrauch der deutschen Sprache
fördert, ist eine Aufgabe, der man sich in den Orten der Straße
der deutschen Sprache zu stellen verpflichtet fühlen sollte. Und
Anhalt-Bitterfeld kann dabei – auch aus der Tradition und der
Geschichte heraus – eine Vorreiterrolle zuwachsen.
Aus der Bevölkerung gehen zahlreiche Anregungen für die
Streckenführung ein. Am 3. Februar 2010 meldete die „Mitteldeutsche Zeitung“ in ihrer Wittenberger Ausgabe:
Paul Gerhardts Stadt
empfiehlt sich
D
ie Idee von der Straße der deutschen Sprache, wie sie der
Chefredakteur der Zeitschrift „Deutsche Sprachwelt“ und
Beisitzer der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft zu Köthen,
Thomas Paulwitz, jüngst in Köthen vorgestellt hat (die MZ berichtete), findet in Gräfenhainichen großen Anklang. Die Vorsitzende des Paul-Gerhardt-Freundeskreises Wilma Deißner
empfiehlt die Heidestadt für diese Route, die nach Vorstellung
des Sprachpflegers durch Mitteldeutschland führen und jene
Orte verbinden soll, die untrennbar mit der deutschen Sprachgeschichte verbunden sind. „Da kommen sie um Gräfenhainichen gar nicht herum“, so Deißner. Zählten doch die Werke des
1607 in Gräfenhainichen geborenen Kirchenliederdichters neben
Grimms Märchen und Luthers Texten zu den berühmtesten deutschen Texten. Gerhardt gilt als einer der ersten Vertreter der 1624
von Martin Opitz neu begründeten hochdeutschen Lyrik, die sich
nicht an den überlieferten antiken Versmaßen ausrichtete, sondern eine eigene, der deutschen Sprache gemäße metrische Form
fand.
Leserdienst
Deutsche Sprachwelt_Ausgabe 39_Frühling 2010
Gefunden: mehr als
1 000 Gründe
für die deutsche Sprache
Die DSW in der Presse
Die Nachrichtenagentur dpa verbreitete am
19. Februar 2010 europaweit die folgende Meldung:
Gesucht: 1 000 Gründe für
die deutsche Sprache
rlangen (dpa) – Gesucht werden „1000 Gründe für die deutsche Sprache“: Mit dieser Aktion will die Zeitschrift „Deutsche Sprachwelt“ aus
Erlangen ein Zeichen gegen die zunehmende Verdrängung der deutschen
Sprache setzen. Anlaß für die Aktion ist der „Internationale Tag der Muttersprache“ an diesem Sonntag (21. Februar).
Wer sich an der Aktion beteiligen will, kann auf der Internet-Seite „www.
deutsche-sprachwelt.de/forum/1000.shtml“ den Satz „Ich mag die deutsche
Sprache, weil …“ ergänzen. Mehr als 100 Antworten waren dort am Freitag bereits aufgeführt, zum Beispiel „weil diese Sprache einfach schön ist“,
„weil ich in dieser Sprache träume“ oder „weil sie sich wunderbar für Liebeserklärungen eignet“.
Chefredakteur Thomas Paulwitz erklärte in einer Mitteilung, es sei höchste
Zeit für ein deutliches Bekenntnis zur deutschen Sprache. Ihre Verdrängung
habe ein erschreckendes Ausmaß erreicht. Als Beispiele nannte Paulwitz den
Niedergang von Deutsch als Wissenschaftssprache oder die englischen Beschriftungen an vielen Läden. „Auf Ausländer macht es den Eindruck, daß
uns Deutschen unsere Sprache nichts mehr wert ist“, sagte er.
Hollands größte Nachrichtenagentur ANP meldete am 19. Februar 2010:
Talen sterven uit
arijs (ANP) – … VN-organisatie Unesco wil zondag 21 februari, de
internationale Dag van de Moedertaal, de aandacht vestigen op het belang van de verscheidenheid aan talen en culturen … Het Duitse tijdschrift
Deutsche Sprachwelt is echter een campagne begonnen om de aandacht te
vestigen op het feit dat het Duits „verdrongen“ wordt door buitenlandse
woorden. Sale (uitverkoop) in plaats van Ausverkauf op de ruiten van winkels is hoofdredacteur Thomas Paulwitz een doorn in het oog. „Het maakt op
buitenlanders de indruk, dat voor Duitsers hun moedertaal niets meer waard
is.“ Het tijdschrift zoekt op zijn website naar duizend redenen om Duits te
spreken …
Die auflagenstarke Pariser Finanz-Tageszeitung „Les Échos“
berichtete am 23. Februar 2010:
Activisme linguistique
en Allemagne
Longtemps résignés à voir l’influence de leur langue décliner en Europe et
le „denglish“ envahir les campagnes de publicité dans leur pays, les Allemands font preuve, ces derniers temps, d’un nouvel activisme linguistique.
Un journal bavarois invite ses lecteurs à trouver „1.000 raisons d‘aimer la
langue allemande“ …
Seite 5
Hunderte Sprachfreunde aus aller Welt ermöglichen
ein eindrucksvolles Bekenntnis
Von Thomas Paulwitz
D
iese Aktion brachte den größten
Widerhall, den Sprachfreunde
der DEUTSCHEN SPRACHWELT
binnen so kurzer Zeit jemals gegeben
haben: Innerhalb nur einer Woche
gingen über eintausend Zuschriften
aus aller Welt in der Redaktion ein.
Zum Internationalen Tag der Muttersprache am 21. Februar hatten wir
über eine Presseaussendung die Aktion „1 000 Gründe für die deutsche
Sprache“ ausgerufen (vergleiche
DSW 38). Wir baten darum, den Satz
„Ich mag die deutsche Sprache, weil
…“ zu vervollständigen.
Über ein Eingabeformular im Netz
kann seitdem jeder seine Begründung, warum er die deutsche Sprache mag, an die Schriftleitung der
DEUTSCHEN
SPRACHWELT
schicken. Ziel war es, 1 000 Gründe zu sammeln, um mit ihnen ein
Zeichen gegen die Verdrängung der
deutschen Sprache zu setzen und das
Bewußtsein für den Wert der Muttersprache zu stärken. Dieses Ziel haben
wir erreicht. Von der Möglichkeit,
sich zur deutschen Sprache zu bekennen, machten so viele Menschen Gebrauch, daß wir für die Auswertung,
Bearbeitung und Veröffentlichung
der Zuschriften einige Überstunden
einlegen mußten. Doch das Ergebnis
kann sich sehen lassen. Unser Dank
geht an alle, die sich bisher an dieser
Aktion beteiligt und alle unsere Erwartungen übertroffen haben.
Sehr häufig hoben die Einsender natürlich gerade die klassischen Vorzü-
ge der deutschen Sprache hervor, zum
Beispiel Genauigkeit, Ausdrucksstärke und reichen Wortschatz. Die Möglichkeit, Wörter zusammenzusetzen,
lobten die Sprachfreunde ebenfalls
immer wieder. Einzelne besondere
Wörter wie „Gemütlichkeit“, „Weltschmerz“ oder „Fernweh“ erhielten
eine Ehrung. Auch auf die berühmten „Dichter und Denker“ und die
deutsche Literatur und Philosophie
bezogen sich zahlreiche Zuschriften. Nicht zuletzt spielte in mehreren
Begründungen die Bedeutung der
Sprache für den Zusammenhalt der
Deutschen eine wichtige Rolle. Zu
dem lieferten die deutschen Mundarten genügend Stoff für zahlreiche
Sympathiebekundungen. Daneben
gab es ganz persönliche Stellungnahmen wie diese: „Ich mag die
deutsche Sprache, weil es ein Wort
gibt, das mich getröstet hat, als mein
16jähriger Sohn plötzlich und völlig
unerklärlich selbst sein Leben beendete: ‚Freitod‘. Für mich ist das kein
Euphemismus. (Auf holländisch gibt
es nur ‚zelfmord‘, ‚zelfdoding‘ und
‚suicide‘). Also danke.“
Beflügelt durch die Berichterstattung
der Presse kam es zu einem Ansturm
auf die Netzseiten der DEUTSCHEN
SPRACHWELT. Das lag auch daran, daß die Nachrichtenagentur dpa
in mehreren Meldungen die Netzanschrift der Aktion bekanntgab. Gutbesuchte Netzstandorte wie die von
„Bild“ oder der „Süddeutschen Zeitung“ gaben eine der dpa-Meldungen
wieder und sorgten für einen großen
Zustrom von Besuchern. Aber nicht
nur die Meldungen in zahlreichen regionalen und überregionalen Medien
Deutschlands sorgten für Aufmerksamkeit, sondern auch die Berichterstattung in der holländischen, französischen und tschechischen Presse.
Die „Deutsche Welle“ berichtete
nicht nur auf deutsch, sondern auch
auf spanisch. Hollands größte Nachrichtenagentur ANP und die großen
Tageszeitungen „De Telegraaf“ und
„De Volkskrant“ veröffentlichten
Meldungen. Die tschechische Nachrichtenagentur ČTK und die Tageszeitung „Deník Česká republika“
meldeten: „Německo hledá 1000
důvodů proč hovořit německy“. Die
auflagenstarke Pariser Finanz-Tageszeitung „Les Échos“ stellte unsere
Aktion in den Zusammenhang anderer Initiativen zur Stärkung der deutschen Sprache. Für die Sprachpolitik
Frankreichs wäre es ein Segen, wenn
der östliche Nachbar sich deutlicher
zur Landessprache bekennte.
Eines hat die Aktion jedenfalls gezeigt: Es gibt weit mehr als 1 000
Gründe für die deutsche Sprache.
Da dies immer noch nicht allen Verantwortlichen klar ist, sammeln wir
weiter. Wir wollen zudem die gesammelten Gründe ordnen und versuchen, sie auch in gedruckter Form
zugänglich zu machen.
www.deutsche-sprachwelt.de/forum/
1000.shtml
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witterungsbeständig)
______ Stück der Broschüre „Gebt der deutschen
Sprache eine Zukunft! Antworten im ‚Lesesaal‘
der F.A.Z.“ von Thomas Paulwitz. Für das Büchlein habe ich 5 Euro als Spende überwiesen.
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Sprachpolitik
Seite 6
Deutsche Sprachwelt_Ausgabe 39_Frühling 2010
Sprache schafft Gemeinschaft Die DSW in der Presse
Die deutsche Politik muß die deutsche Sprache verteidigen
Von Luc Degla
M
it elf Jahren entstand für
meine Freunde und mich der
Wunsch, uns von anderen Schulkameraden durch eine kodierte Sprache
abzugrenzen. Alle, die zu der Gruppe
nicht gehörten, konnten unsere Gespräche nicht verfolgen. Sprachen
verbinden und teilen gleichzeitig.
Alle, die in dem Verbund stehen, bilden eine Gemeinschaft und schließen
alle anderen aus.
Befinde ich mich in einem Land, in
dem Französisch nicht gesprochen
wird, so fühle ich mich jedem näher,
dem ich begegne und der französisch
spricht. Obwohl wir aus unterschiedlichen Ländern stammen, besteht
keine Barriere zwischen uns. Treffe
ich einen Deutschsprechenden außerhalb Deutschlands, es kann ein einfacher Deutschlehrer sein, tritt auf der
Stelle eine Verbundenheit zwischen
uns ein. Wir fühlen uns einer Familie
zugehörig.
Also, wenn durch Sprachen Gemeinschaften entstehen, so werden diese
allen Gesetzen unterworfen, die eine
Gemeinschaft betreffen: Regeln,
Pflege und Schutz. Die Gemeinschaft soll ihre Mitglieder schützen
und sie gegen Angriffe von Eindringlingen verteidigen. Denn ohne diesen
Schutz geht die Gemeinschaft unter.
Das Paradoxe dabei ist, daß der
Schutz der Gemeinschaft eine Entwicklung oder Bereicherung nicht
verhindern soll. Die Gemeinschaft
muß in der Lage sein, die Ankömmlinge in ihren Reihen einzugliedern,
ohne daß sie dabei ihre Farbe verliert.
Zum Beispiel gibt es in Französisch
kein vergleichbares Wort für belesen.
Umgekehrt finde ich, seitdem ich in
Deutschland lebe, in der Umgangssprache kein vernünftiges Wort für
„taquin“. Sage ich einem Jungen in
Französisch „tu es taquin“, so reagiert
der Deutsche sehr verhalten, wenn
ich zu ihm sage: „Du bist neckisch“.
Spreche ich mit jemandem, der beide Sprachen versteht, so drücke ich
mich deshalb mit dem Wort aus, das
von beiden Sprachen am treffendsten
ist. Eine Bereicherung für uns also.
Ich studierte in Moskau, als Michail
Gorbatschow nach einer Reise in den
Vereinigten Staaten am Flughafen
sagte: „Die Sowjets wollen
alle Amerikaner
werden.
Amerika
ist
zwar
schön,
aber ihre Kultur hat keine
Wurzel. Wir
Russen haben
eine gemeinsame Geschichte. Eine einzige, die wir
nicht vergessen sollten und
nicht aufgeben Luc Degla
dürfen.“ Die Dimension dieses Satzes wurde mir einige Monate später
bewußt. Ungeachtet dieser Warnung
lernten immer mehr Russen Englisch. Mein Nachbar ging so weit,
daß er nur Englisch mit Tochter und
Ehefrau sprach. Sprach man ihn auf
russisch an, so antwortete er in Englisch. Er amerikanisierte sich. Ich
konnte nicht wissen, ob er weiterhin russischen Tee trank oder nicht.
Tatsache ist, daß die Ehefrau uns um
Hilfe bat.
Wie viele von solchen amerikanisierten Sowjets gab es in dieser Zeit? Keine Ahnung. Aber selbst Gorbatschow
konnte der Amerikanisierung nicht
widerstehen. Ich möchte nicht behaupten, daß es Zusammenhänge gegeben hat, aber der Amerikanisierung
der Sowjetunion folgte der politische
und wirtschaftliche Zusammenbruch.
Die deutsche Wirtschaft ist vielleicht
← Bestellschein umseitig!
Faltblatt
Aufkleber
K
leben Sie den Sprachverderbern eine! Unser Anti-SALEAufkleber „Schluß mit dem Ausverkauf der deutschen Sprache“
ist nach wie vor heißbegehrt. Die
Auflage ist mittlerweile auf 21.000
Stück gestiegen. Mit Hilfe dieses
Aufklebers tragen wir nicht nur unser Anliegen in die Öffentlichkeit,
sondern gewinnen laufend neue
Leser und Mitstreiter. Bekennen
Sie Farbe und bestellen Sie diesen
kostenlosen Aufkleber!
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lären Sie Ihre Mitmenschen
auf! Unser Faltblatt „Rettet
die deutsche Sprache!“ findet weiterhin reißenden Absatz. Gemeinsam mit Ihnen, liebe Leser, haben
wir Tausende Faltblätter bereits
gezielt verteilt. Bestellen und verbreiten auch Sie das Faltblatt und
klären Sie über die Sprachpflege
und die DEUTSCHE SPRACHWELT auf!
Unsere Arbeit ist abhängig von Ihrer Spende!
Verein für Sprachpflege e.V.
Bundesrepublik Deutschland
Republik Österreich
Stadt- und Kreissparkasse Erlangen
Volksbank Salzburg
Bankleitzahl 763 500 00
Bankleitzahl 45010
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Kontonummer 000 150 623
BIC: BYLADEM1ERH
IBAN: DE63763500000004001957
zu stark, um zusammenzubrechen,
aber soweit mein Gedächtnis mir es
erlaubt, verstärken sich die Anglizismen seit dem Beginn des Zeitalters
der Informationstechnologie, und
was danach auf dem „Neuen Markt“
passierte, war nichts anderes als ein
Zusammenbruch.
Als deutscher Schriftsteller höre
ich nicht auf,
die Schönheit
der deutschen
Sprache hervorzuheben. In
welcher Sprache kann man
solche Sätze
schreiben?
„Bei
Gefahr
die Polizei anzurufen, war
ein nutzloses
Unterfangen,
da diese selber
Angst vor Einbrechern hatte
und deshalb entweder behauptete, daß
ihr Streifenwagen leider ohne Benzin
wäre, oder mit großer Verspätung an
den Tatort kam, daß die Ganoven sich
schon mit Sicherheit in Sicherheit
gebracht hatten“, „das Mädchen hat
einen eifersüchtigen freundfeindlichen Vater“ oder „laß schlafen gehen, damit wir schön einschlafen
können.“ Endlos kann ich mit dieser
wortreichen Sprache spielen.
Ich bin offen für alle Sprachen. Ich
spreche selbst fünf und verstehe
sechs. Ich wünsche mir, daß die deutsche Politik ihre Sprache ein bißchen
verteidigt. Viel braucht es nicht,
schon eine Regelung für Plakate und
Werbung würde viel bringen.
Der Schriftsteller Luc Degla ist
in Benin geboren und arbeitet in
Deutschland.
www.luc-degla.de
Lieferbare Ausgaben
39 Frühling 2010
38 Winter 2009/10
Unter anderem: Thomas Paulwitz:
Werben für die deutsche Sprache / Können wir die Sprachentwicklung steuern?
/ Alfredo Grünberg: Esperanto: Weltsprache ohne Machtanspruch / Thomas
Paulwitz: Was ist eine Weltsprache? /
Klemens Weilandt: Ein bewegtes Leben
/ Günter Körner: Ka Em Ha – Sprachkritik aus naturwissenschaftlicher Sicht
(1) / Die deutsche Sprache im Koalitionsvertrag / Karin Pfeiffer-Stolz: Eine
Irrlehre – Was „Vereinfachte Ausgangsschrift“ und Rechtschreibreform gemein
haben / Gespräch mit Josef Kraus: Bürgerliche Revolte gegen den Bildungsabbau / Peter Fischer: Deutsche Zwillingsformeln / Horst Stein: „Sergejs
Schatten“ / Ausgewählte Beiträge aus
dem Schreibwettbewerb „Schöne deutsche Sprache“ 2009 / Thomas Paulwitz:
Die Kulturhauptstadt deutscht zurück
/ Sprachsünder-Ecke: Technische Universität München / Lienhard Hinz: Die
Deutsche Welle diskutiert über Sprachpolitik / Thomas Paulwitz: Köthener
Gespräch über Deutsch als Wissenschaftssprache / Bautzener Sprachretter
appellieren an die Parteien / Wettbewerb
zur Jagdlyrik / Heinz Böhme: Gedanken
über einen Modegruß / Ein Baum für die
deutsche Sprache / Wolfgang Hildebrandt: Den Regierenden ein besseres
Deutsch (Anglizismenmuffel)
37 Herbst 2009
Unter anderem: Thomas Paulwitz:
Was haben wir von der neuen Bundes-
Das Goethe-Institut veröffentlichte Ende Januar 2010 in seinem Netzauftritt
einen Beitrag, in dem auch die DEUTSCHE SPRACHWELT zu Wort kommt:
Wenn Sprachen sterben
Von Janna Degener
… Stirbt die deutsche Sprache? „Wenn wir nichts für die deutsche Sprache tun,
dann kann es durchaus eines Tages soweit sein, daß auch sie ausstirbt“, meint
Thomas Paulwitz, der sich als Chefredakteur der Zeitschrift Deutsche Sprachwelt für ein größeres Sprachbewußtsein in Deutschland einsetzt. [Der Bremer
Linguist Dr. Thomas] Stolz als Experte für bedrohte Sprachen hält solche Prognosen für „Panikmache“: „Auch wenn man das heute in jeder zweiten Zeitungsglosse lesen kann“, meint Stolz, „das Deutsche stirbt nicht aus, zumindest
nicht in den nächsten vier Generationen. Das sind die typischen Ängste, wenn
sich eine Sprache verändert.“ Tatsächlich gehört das Deutsche mit knapp 100
Millionen Sprechern zu den weltweit meistgesprochenen Sprachen.
Weil immer mehr Anglizismen das Deutsche prägen und Englisch hierzulande
in Medien, Wissenschaft, internationalen Verhandlungen und seit kurzem unter
bestimmten Bedingungen auch in internationalen Prozessen als Gerichtssprache verwendet wird, befürchtet Paulwitz, das Deutsche könne „langfristig zu
einem Dialekt des Englischen verkommen“. Dann werde die englische Sprache
für „wichtige Dinge“ verwendet, während man „nur noch in der Freizeit“ ein
bißchen Deutsch sprechen könne. Für den Germanisten Prof. Dr. Ulrich Ammon
dagegen ist das Deutsche „linguistisch zu weit von Englisch entfernt“, um ein
Dialekt des Englischen werden zu können. Solange außerdem mindestens ein
Staat die Sprache in der Funktion als Amtssprache erhält und für die staatliche
Verwaltung und als Unterrichtssprache verwendet“, ist die deutsche Sprache in
seinen Augen nicht in ihrer Existenz bedroht. Und im Moment haben sieben
Staaten Deutsch zumindest für Teile ihres Gebietes als Amtssprache. …
Den vollständigen Beitrag finden Sie unter www.goethe.de/ges/spa/sui/
de5589701.htm.
Die zehn sprachpolitischen Forderungen
1. Deutsch muß im öffentlichen Raum die vorrangige Sprache sein.
2. Die Unterrichtssprache in Schulen und Hochschulen ist Deutsch.
Deutsch muß nationale Wissenschaftssprache sein.
3. Die deutsche Rechtschreibung muß einheitlich geregelt sein.
4. Deutsch muß in der Europäischen Union Arbeits- und Veröffentlichungssprache sein.
5. Die deutschen Mundarten und die deutsche Schrift sind besonders
zu schützen.
6. Die Beherrschung der deutschen Sprache ist Voraussetzung für
Einbürgerung und langfristigen Aufenthalt.
7. Bildung und Familie müssen gefördert werden, um die deutsche
Sprache zu stärken.
8. Die deutsche Sprache muß auch im Ausland gefördert werden.
9. Die deutsche Sprache ist vor politischem Mißbrauch zu schützen.
10. Ein neuer Deutscher Sprachrat betreut die Erfüllung dieser
Forderungen.
Mehr auf unserer Netzseite www.deutsche-sprachwelt.de/forderungen.shtml
regierung sprachpolitisch zu erwarten? /
Stephan Elbern: Zweisprachige Erziehung: ein Erfahrungsbericht / Günther
Zimmermann: Sprechen Sie „Versicherisch“? / Wolfgang Hildebrandt:
Die Masche mit den „selbsternannten“
Sprachpflegern / Kurt Reinschke: Unsere Sprache ist Ausdruck unserer kulturellen Identität (Rede zur deutschen
Sprache) / Thomas Paulwitz: 2011
kommt die nächste Rechtschreibreform
/ Oliver Höher: Peter von Matt gibt
Heinrich Hoffmanns „Struwwelpeter“
heraus / Thomas Paulwitz: Deutschlehrer, denen Englisch lieber ist / Sprachsünder-Ecke: Kulturhauptstadt Europas
– 2010 wird die Ruhr amerikanisch /
Rolf Zick: Die Verantwortung der Presse / Diethold Tietz: Sprachfest mit den
Sorben / Fotowettbewerb brachte geistreiche deutsche Werbesprüche ans Licht
/ Tag der deutschen Sprache in Straubing
/ Ein Herz für die deutsche Sprache /
Wolfgang Hildebrandt: Denglisch als
Folge mangelnder Zivilcourage? (Anglizismenmuffel)
36 Sommer 2009
Unter anderem: Thomas Paulwitz:
Stammeldeutsch als Errungenschaft? /
Arthur Brühlmeier: Sprachfeminismus
in der Sackgasse / Alexander Kissler:
Merkeldeutsch / Köthen spricht über die
deutsche Sprache in der EU / Thomas
Paulwitz: Deutsch für Bundespräsidenten / Irmela van Thiel: Mehrsprachigkeit: einfach zweisprachig oder doppelt
halbsprachig? / Grundschulenglisch
gescheitert / Christoph Waitz: Zur
europäischen Sprachenfrage / Sprachprüfsteine zur Europawahl / Norbert
Pietsch: Sprachbegeisterte Mönche
schufen neue Psalmenübersetzung /
SOK fordert Rechtschreibmoratorium
/ Oliver Höher: T. S. Eliots „The Waste Land“ in neuer Übersetzung / Thomas Paulwitz: Der Sprachschützer als
Massenmörder? / Sprachsünder-Ecke:
Bundesregierung läßt den „Webman“
los / Rolf Zick: Bundestag wird Verständlichkeit fordern / Sieghard Kosel:
Nachruf auf Annedore Zschiedrich / Rudolf Erler: Tschechische Sprachpflege
/ Thomas Paulwitz: Binsenweisheiten
von Sprachbürokraten / Edda Moser geehrt / Ein Turm der deutschen Sprache /
Wolfgang Hildebrandt: Abseiling zum
Abwracking (Anglizismenmuffel)
35 Frühling 2009
Unter anderem: Thomas Paulwitz: Laßt
euch nicht auffressen! Wahlen 2009 /
Rudolf Wachter: Wo bleibt die Deutsche Orthographische Konferenz? / Thomas Paulwitz: SALE? Nicht mit uns! /
Gesucht: Die besten deutschen Werbesprüche / Geert Teunis: Vortrag vor der
Hauptversammlung der Siemens AG /
Einzigartiges Eurofon / Werner Pfannhauser: Werden unsere Universitäten
englisch? / Sprachenvielfalt vor der Rettung? Fragen an Klaus Däßler / Buchbesprechungen / Thomas Paulwitz: Goethe
ungeschminkt / Oliver Höher: Schwer
zu übersetzende Sprache / Sprachwahrer
2008: Mahnung an die Deutsche Welle /
Sprachsünder-Ecke: Apothekerverbände
/ Günter Körner: Georg Philipp Harsdörffer / Diethold Tietz: Fremdwörter in
der Presse / Klemens Weilandt: Scheinbares Denken / Wolfgang Hildebrandt:
Bad Bank – Kurort oder Schrottplatz?
(Anglizismenmuffel)
Lieferbar sind auch noch alle früheren Ausgaben. Die Inhaltsverzeichnisse sämtlicher
Ausgaben finden Sie unter www.deutsche
sprachwelt.de/archiv/papier/index.shtml.
Bildung
Deutsche Sprachwelt_Ausgabe 39_Frühling 2010
Seite 7
Wenn Schulen den deutschen Wortschatz abbauen
Von Ralph Mocikat
Wie das Vordringen der Unterrichtssprache Englisch der Landessprache schadet
I
mmer mehr Schulen bieten den
Sachfachunterricht, also in Biologie,
Chemie, Physik, Mathematik, Geographie, Geschichte oder Politik und sogar
auch in Religionslehre als sogenannten
„bilingualen“ Unterricht an. Für diejenigen Schüler, welche sich für diesen
Zweig entscheiden, findet jedoch der
gesamte Unterricht in dem betreffenden
Fach monolingual, also einsprachig, in
der Fremdsprache statt; insofern ist die
Bezeichnung „bilingual“ in höchstem
Maße irreführend. In den allermeisten
Fällen ist die verwendete Sprache ausschließlich das Englische.
Die Ludwigsburger Kreiszeitung berichtete am 28. Januar 2009: „Schulunterricht in englischer Sprache will die
Stadtverwaltung einführen. … Zuerst
ist das Gymnasium an der Reihe, dann
folgen Real-, Haupt- und Grundschule
sowie die Kindergärten. … In einem
Fach könnten Schüler dann bis zum
Abitur komplett in englischer Sprache unterrichtet werden. Einen alternativen Unterricht in Deutsch werde
es in diesem Fach nicht geben.“ Eine
Grundschule in Tübingen will die
Hälfte der Fächer bereits ab der ersten
Klasse in englischer Sprache unterrichten. In einer weiteren Grundschule
in Schleswig-Holstein soll der gesamte
Unterricht außer im Fach Deutsch in
englischer Sprache erfolgen. In einer
Hauptschule in Nürnberg sollen Geschichte, Erdkunde und WirtschaftArbeit-Technik komplett auf englisch
gelehrt werden. Dies sind nur wenige
Beispiele aus der derzeit rasant wachsenden Zahl von Schulen aller Gattungen, welche das „bilinguale“ Konzept
des Sachfachunterrichts verfolgen.
Lehre leidet unter
der Fremdsprache
Die Argumente, die für den sogenannten bilingualen Unterricht etwa in den
naturwissenschaftlichen Fächern vorgebracht werden, beziehen sich stets
auf die Verbesserung der Fremdsprachenkompetenz der Schüler. Hier mögen auch in der Tat positive Auswirkungen erkennbar sein. Jedoch stellt
sich die Frage, ob ein weiterer Abbau
der Unterrichtssprache Deutsch die
angemessene Antwort auf die alarmierenden Schwächen darstellt, welche zum Beispiel Hochschullehrer im
Wortschatz, in der Grammatik und
im Sprachverständnis der Studenten
feststellen. Angesichts dieser Defizite
müßte der deutsche Sprachunterricht
an den Schulen energisch ausgebaut
werden. Auch der natur- oder sozialwissenschaftliche Unterricht, wenn
er auf deutsch erteilt wird, ist ein
Deutsch-Unterricht.
Während zu der fremdsprachlichen
Kompetenz von Schülern, die einen
„bilingualen“ Unterricht durchlaufen
haben, empirische Untersuchungen
vorliegen, gibt es keine Studie, die die
Sachfachkompetenz dieser Schüler bewertet hätte. Glücklicherweise kennen
wir entsprechende Untersuchungen aus
dem Hochschulbereich. Alle Studien,
zum Beispiel aus Schweden, Norwegen
oder den Niederlanden, zeigen eine negative Beziehung zwischen dem Lerneffekt und dem Gebrauch einer zweiten Sprache auf. Die Lernstrategien der
Studenten ändern sich, indem sie zum
Beispiel im Seminarraum nur mechanisch Notizen machen, um diese später
anhand von Lehrbüchern mit Sinn zu
erfüllen, oder indem sie auf Mitschriften völlig verzichten. Der Austausch
zwischen Lehrenden und Lernenden
geht erheblich zurück. Auch das Lesen geschriebener Texte ist erschwert,
wenn diese englisch sind.
In den Niederlanden wurde gezeigt,
daß die Zahl der nicht bestandenen
Prüfungen in englischsprachigen Studiengängen fast doppelt so hoch ist
wie in den muttersprachlichen. In allen
Studien stuften übrigens die beteiligten Studenten ihre Englischkenntnisse
subjektiv als hervorragend ein. Leider
liegen derartige empirische Untersuchungen aus dem deutschen Sprachraum nicht vor. Beobachtungen des
Verfassers belegen jedoch auch hierzulande für englischsprachige Seminare
mit ausschließlich deutschsprachigen
Teilnehmern eine signifikante Einschränkung der Diskussion. Es zeigte
sich, daß die Zahl der Wortmeldungen,
bezogen auf die Zahl der Teilnehmer,
gegenüber deutschsprachigen Seminaren durchschnittlich um den Faktor
6,3 verringert war. Die Teilnehmer dieser Seminare waren übrigens Wissenschaftler, die das Englische ausnahmslos hervorragend beherrschten.
Verdrängung des Deutschen an
Schulen und Hochschulen
Es ist völlig klar, daß Authentizität und
Lebendigkeit in Lehrveranstaltungen
auf der Strecke bleiben, wenn man
nicht die Muttersprache gebraucht. Zur
Lehre gehören nicht nur Beherrschung
von Wortschatz und Grammatik, sondern vor allem stilistische Feinheiten,
das
Zwischen-den-Zeilen-Gesagte,
Bildhaftigkeit, Anspielungen, humoristische Ausflüge, differenzierte Betonung, Wortspiele, Körpersprache,
Ironie und Witz. Dies alles kann kaum
in einer Fremdsprache verwirklicht
werden, mag der Lehrende diese auch
noch so gut beherrschen.
Wir wissen nicht, inwieweit die skizzierten Beobachtungen, die alle aus
der Hochschule stammen, auf den
Sachfachunterricht an den Schulen
übertragbar sind. Jedenfalls rechtfertigen sie Zweifel hinsichtlich der Wahrnehmung und Verarbeitung des Stoffes
durch die Schüler und hinsichtlich der
erreichten fachlichen Tiefe. Es ist zu
bezweifeln, ob in einer Fremdsprache
Wissen angeeignet werden kann, welches auf reflektierendem Nachdenken,
Neuordnung und Übertragung angelegt
ist, oder ob nur die einfache Wiedergabe des Wissens eingeübt wird. Empiri-
Tunnelblick auf die
angloamerikanische Kultur
sche Untersuchungen zu diesen Fragen auf einer breiten
Basis im deutschsprachigen
Raum fehlen, sind jedoch
dringend erforderlich.
Ein weiterer Aspekt des sogenannten bilingualen Unterrichts betrifft die historischkulturellen Bezüge dessen,
Derzeit beobachten wir eine
was gelehrt wird. Diese werkonsequente Verdrängung der
den, wenn sie auf englisch
deutschen Sprache aus immer
vermittelt werden, nur noch in
mehr Bereichen. Im Bereich
der Sichtweise der angloameder Wissenschaften wird dem
rikanischen Tradition wahrEnglischen bereits eine geradegenommen. In einem Artikel,
zu totalitäre Ausschließlichkeit
der für den englischsprachizugesprochen. Daß für die Vergen Unterricht im Fach Bioständigung auf internationalogie wirbt, findet sich das
lem Parkett eine gemeinsame
Sprache erforderlich ist und Die englische Sprache verfolgt deutsche Kinder bis Argument, daß die Biologie
daß das Englische diese Auf- ins Bett: „Lernen wie im Schlaf“ verspricht die LIDL- ja ein „angelsächsisch gegabe übernommen hat, soll an „Lernbettwäsche“ mit aufgedruckten englischen Vokabeln. prägtes Fach“ sei. Um diesen
dieser Stelle nicht in Frage gestellt wer- in Erscheinung tritt; andernfalls können Anspruch zu untermauern, wird auf
den. Jedoch wird nun auch im internen die Lernenden keine Lösungsstrategien Namen verwiesen wie Edward Jenner
Wissenschaftsbetrieb das Deutsche zu- entwickeln, die sie auf Neues, Unbe- für die Immunologie oder Alexander
gunsten des Englischen verabschiedet: kanntes erfolgreich anwenden können. Fleming für die Mikrobiologie. Paul
Deutschsprachige Kollegen tauschen Theorien sind naturgemäß unanschau- Ehrlich als Vater der Immunologie
sich im Inland oft nur noch auf englisch lich und lassen sich nur durch Rück- oder Louis Pasteur und Robert Koch
aus, ganze Studiengänge an den Univer- griff auf Bekanntes vergegenwärtigen, als Begründer der Mikrobiologie wersitäten werden auf die Lehrsprache Eng- das aus ganz anderen Wissensgebieten den geflissentlich vergessen.
lisch umgestellt. Die Abschaffung des stammen mag. So müssen molekulare
Deutschen auch im Sachfachunterricht Prozesse mit Hilfe von Bildern in die Dieser Tunnelblick auf die englische
an Schulen mag da als ein logischer Alltagswelt des Menschen übertragen Sprache und die angloamerikanische
werden. Diese Bilder werden aus dem Kultur bringt es mit sich, daß der jüngenächster Schritt erscheinen.
Herkunftsbereich in einen Zielbereich ren Generation das Bewußtsein anderer
übertragen, und sie müssen sich sprach- Denktraditionen vollständig abhanden
Fachwortschätze
lich wiedergeben lassen. Das Neue muß kommt, was sich bereits jetzt schon absterben aus
also mit Hilfe des bereits vorhandenen zeichnet. Alles, was modern, innovativ
Was werden die Folgen sein? Die Wissens erschlossen werden. Den Me- und wichtig ist, könne schlechthin nur
konsequente Unterweisung in einem taphern kommt folglich eine erkennt- aus dem angloamerikanischen Raum
Fach ausschließlich in einer Fremd- nisleitende Funktion zu; sie werden kommen. Der Rückgang der Kenntsprache von der Schule bis zur immer aus der Alltagssprache entnom- nisse in anderen Fremdsprachen außer
Universität wird bewirken, daß die men und entwickeln sich erst später zu dem Englischen ist ebenfalls ein Indiz
für eine Denkweise, die mit der eudeutschen Fachwortschätze (Fach- fachsprachlichen Bezeichnungen.
ropäischen Idee kaum in Einklang zu
terminologien) aussterben und daß
die Absolventen dann nicht mehr in Damit ist auch klar, daß in der Wis- bringen ist.
der Lage sind, über wichtige Gegen- sensvermittlung die Alltagssprache
stände wie Chemie, Biologie, Physik eine besondere Rolle spielt. Nur in Insgesamt steht zu befürchten, daß ein
oder auch Geschichte, Wirtschaft der Alltagssprache erschließen sich ausschließlich fremdsprachiger Sachund Politik auf deutsch zu sprechen. dem Lernenden alle gedanklichen fachunterricht den Aufbau von umfasVerknüpfungen und Nebenbedeu- sendem, theoriegeleitetem Wissen nicht
Wir erleben jetzt schon, daß Absolven- tungen einer Metapher vollständig fördert, sondern eher einer weiteren
ten von sogenanntem bilingualem Bio- und augenblicklich, so daß sich ein Fragmentierung des Wissens Vorschub
logieunterricht grundlegende Begriffe erkenntnisleitendes „Netz von Bil- leistet. Ob ein solcher Unterricht auch
nur noch mit dem englischen Ausdruck dern“ ausbilden kann. Die Art des zu den affektiven Bestandteilen der Bilkennen, was letztlich Auswirkungen Herangehens an das Unbekannte dung, also zur Vermittlung von Werten
auf die Verständigung in der Alltags- bleibt stets in dem Denken verwur- und Haltungen, etwas beitragen kann,
welt hat. Eine fehlende Weiterentwick- zelt, das die Muttersprache zumin- erscheint fraglich. Selbstverständlich
wäre gegen einen echt bilingualen
lung landessprachlicher Terminologi- dest mitbedingt.
Sachfachunterricht, der die Schüler zu
en führt dazu, daß eine Sprache ihre
Wissenschaftstauglichkeit
verliert. Dies hat Folgen – zum Beispiel für den einer voll ausgebildeten zweisprachiIndem man die Sprache gerade aus Dialog über Fächergrenzen hinweg. gen Terminologie führt, nichts einzuden hochangesehenen Themenfeldern Durch den Verzicht auf die Mutterspra- wenden. Man kann es sich jedoch nicht
verdrängt, sinken ihr Status im Inland che werden fächerübergreifende Ansät- leisten, die Muttersprache und die mit
und ihr Ansehen im Ausland. Wie will ze, vor allem in den anwendungsbezo- ihr verknüpften Denkstrukturen aus
man etwa an Einwanderer die berech- genen Disziplinen, erheblich erschwert. ganzen Wissensgebieten vollständig
tigte Forderung herantragen, unsere Fächerübergreifendes Denken kann nur zu verbannen. Das wäre nicht im Sinne
Landessprache zu erlernen, wenn wir unter Rückgriff auf die Metaphern der unserer Schüler und nicht im Sinne der
ihnen andererseits klar vor Augen füh- Muttersprache gelingen, da selbst ein gesamten Sprachgemeinschaft.
ren, daß man über die wichtigen Dinge Fachwissenschaftler in einem benachbarten Fach Laie ist. Man denke an die
auf englisch zu sprechen hat?
Umweltforschung, in der natur- und Leicht geänderter Nachdruck aus
gesellschaftswissenschaftliche Diszi- „freiheit der wissenschaft online“ (JaAlltagssprache ist für Wissenschaft
plinen zusammenwirken und außerdem nuar 2010). Prof. Dr. Ralph Mocikat
unerläßlich
starke regionale und lokale Bezüge vor- lehrt Immunologie an der Universität
Wissenschaften erklären die Wirklich- handen sind; oder an die gesellschaftli- München und ist Vorsitzender des Arkeit mit Hilfe von Theorien. Auch im che Erörterung ethischer Fragen in der beitskreises Deutsch als Wissenschaftsnaturwissenschaftlichen Schulunter- modernen Biomedizin, die nur vor dem sprache e. V. (ADAWIS).
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Besprechungen
Seite 8
Auf den Spuren
preisgekrönter Prosa
Die Fäden ziehen
Kein Beitrag zur Festigung der Staatsbürger
Von Thomas Paulwitz
Gewöhnliche Gedanken in ungewöhnlichen Ausdrücken
Von Wieland Kurzka
W
as ist das Geheimnis einer
guten
wissenschaftlichen
Prosa, wie sie alljährlich von der
Deutschen Akademie für Sprache
und Dichtung durch den SigmundFreud-Preis ausgezeichnet wird?
Der Preisträger des Jahres 2006 war
der Frankfurter Historiker Johannes
Fried, dessen Werk „Das Mittelalter“
kurz nach der Veröffentlichung drei
Auflagen erlebte. Von ihm müßte
man lernen können.
Überrascht stellt der Leser dieses Buches fest, daß schlichtes und einfaches
Deutsch keinesfalls zu den Idealen einer vorbildlichen wissenschaftlichen
Prosa zu gehören scheint. Im Gegenteil – das anspruchsvolle Fremdwort
ist offenbar geradezu die Krönung
dieser Sprachkunst. Der ausgezeichnete Wissenschaftsprosaist würde nie
„hervorrufen“, „einleiten“, „verinnerlichen“, „mit einschließen“, „verpflanzen“ und so weiter verwenden, nein
er „evoziert“, „initialisiert“ („Lernprozesse für den interkulturellen Wissenstransfer“), „internalisiert“, „koinzidiert“ und „implantiert“. Er liebt
das Wort „systemisch“, was zweifellos den Vorteil hat, daß sich niemand
etwas Genaues darunter vorstellen
kann. „Das systemische Zusammenspiel antagonistischer Kräfte“, das
hat genau diese gewisse Unschärfe,
die den Zauber der hochgelehrten
Ausdrucksweise ausmacht. Ebenso
wie „abstrahierende Semantik“ oder
„Fiktionalität der Fiktion“. Nein, die
platte Deutlichkeit eines seichten Alltagsdeutschs vermag wohl nicht die
Texte des geübten Prosaisten auf die
Höhe seiner Einsichten als Universitätslehrer zu heben.
Diesen tiefen Einsichten ist auch
jenes feinsinnige Stilmittel der Verdoppelung geschuldet, durch das der
Autor die Eindringlichkeit seiner
Aussagen unterstreicht: „konditionierende Bedingung“, „additiv aneinandergereiht“ oder „kommunikativ artikulierend“. Oder das Stilmittel
Veredelung, wenn er von dem Speyrer Dom als der „Inkunabel“ des neuen Bauens spricht. In dem Thronbild
des Kaisers Otto III. im Aachener
Evangeliar sieht er die großartigste
„Bildimagination“ dieses die Erneuerung des Imperiums planenden
Herrschers. Einfach wunderbar!
In diesem Eifer für das richtige Wort
sind vereinzelte Mißgriffe des Autors unvermeidbar, so wenn er sich
über den zutreffenden Gebrauch des
Wortes „akzidentell“ nicht im klaren ist oder vom „Corpus Iuris Canonici 1917“ statt vom „Codex Iuris
Canonici“ spricht. Dafür gelingen
Fried dann stilistische Edelsteine:
„Gregor verkündete eine Epiphanie,
ja, er verhieß in Christomimese eine
rituelle Theophanie“. Oder wenn er
über Friedrich III. sagt: „Der Achtundsiebzigjährige starb, ohne daß
die Türkengefahr gebannt gewesen
wäre, noch ohne von der Entdeckung
Amerikas erfahren zu haben, wohl
aber von schmerzhafter Arteriosklerose in den Beinen geplagt …“ So
etwas gibt uns zu denken!
Bewunderungswürdig, wie der wissenschaftliche Schriftsteller in seiner
stilistischen Gelenkigkeit leichtfüßig
die logische Hürde des Satzes vom Widerspruch überspringt: „Entgegen allen
Endzeitsorgen, ja – recht betrachtet –
nicht zuletzt ihretwegen erfolgte damals
…“ Was sagte Arthur Schopenhauer in
„Parerga und Paralipomena“? „Den
deutschen Schriftstellern würde durchgängig die Einsicht zustatten kommen,
daß man zwar, wo möglich, denken soll
wie ein großer Geist, hingegen dieselbe
Sprache reden wie jeder andere. Man
brauche gewöhnliche Worte und sage
ungewöhnliche Dinge: aber sie machen
es umgekehrt. Wir finden sie nämlich
bemüht triviale Begriffe in vornehme
Worte zu hüllen und ihre sehr gewöhnlichen Gedanken in die ungewöhnlichsten Ausdrücke, die gesuchtesten, preziösesten und seltsamsten Redensarten
zu kleiden. Ihre Sätze schreiten ständig
auf Stelzen einher.“
Johannes Fried: Das Mittelalter. Geschichte und Kultur, Verlag C. H.
Beck, 3. Auflage, München 2009, 580
Seiten, gebunden, 29,60 Euro.
Amtlich zulässig
Eine wahrlich „kleine“ Sprachkritik
E
ine kleine Sprachkritik“ verspricht Wiglaf Droste im Untertitel des Buches, das schnell gelesen
ist. Zwar denkt er manchmal durchaus nach und bringt auch andere dazu,
wenn er beispielsweise findet, daß eigentlich von der Politik keine Pakete
beschlossen werden können. Um solche durchaus treffenden Beobachtungen rankt er jede Menge Assoziationen und Geschichten. In der Glosse
„Ist das der Zug nach Kötzschenbroda?“ sucht man die Sprachkritik vergeblich, denn hier werden nur Begebenheiten einer Reise nach Sachsen
erzählt, die von seinem Kampf mit
der Lüftungsanlage eines Hotels in
Dresden erzählen, herumgeworfenen
Glasaugen im Jahre 1946, Gedichten
auf Speisekarten, die Droste offenbar
dümmlich findet, um dem Leser dann
ein ebenfalls nicht geistreicheres eigenes Gedicht vorzusetzen.
Meissener Porzellan möchte er am
liebsten zerschlagen, hypothetische
Schwiegermütter, die selbiges besitzen, ausrauben lassen. Er landet dann
in einer sächsischen Schenke, wo er
beim Wein entdeckt, daß die Speisekarte in gutem Deutsch abgefaßt ist
und der kleine historische Abriß zu
seiner Erleichterung auf das „n. Chr.“
verzichtet. Zu Hochform läuft Droste
dann beim Kapitel „Fruchtzwerge“
auf, zu welcher Albernheit ihn, der barocker Sprache offenbar nicht kundig
ist, die „Fruchtbringende Gesellschaft“
veranlaßt hat. Da sieht er Joseph Goebbels’ Geist durch die Luft wabern sowie Kleingeistigkeit und Größenwahnsinn, verpaßt Reiner Kunze einen Tritt,
vermutet beim „Arbeitskreis Deutsche
Sprache in der Chirurgie“ gar Mordabsichten mit Skalpell, während Droste
selbst in einem anderen Kapitel großzügig darauf verzichtet, Kai Dieckmann
von der Bahnsteigkante zu stürzen.
Was lernt der Leser daraus? Es gibt
erlaubte und unerlaubte Sprachkritik. Letztere „kläfft herum“, leidet an
„Überfremdungsangstneurosen“ und
ist nach Befund von Droste offenbar
in einer Traditionslinie schon seit der
Barockzeit ganz nah am Nationalsozialismus, während, wie aus dem
Buch ersichtlich, Droste wohl ein
berufener Sprachkritiker ist. In lichteren Augenblicken betreibt er aber
genau das Metier der von ihm so gehaßten Sprachkritiker, entdeckt (wie
selbige), daß „Public Viewing“ eine
öffentliche Aufbahrung wie auch anderes falschverstandenes Englisch
ist, entdeckt (wie selbige) die Hohlheit mancher Werbesprüche, tadelt
(wie selbige) den Abkürzungswahn,
spürt (wie selbige) falsche Sprachbilder auf, weist (wie selbige) auf
vernebelnde, beschönigende Sprache
hin und macht sich (wie selbige) über
sprachliche Narreteien lustig.
Dazwischen bekommt noch in wilden gedanklichen Kapriolen der
Papst etwas ab, das Christentum,
Ernst Jünger (zu dem er auf eine nur
ihm verständliche Weise den Bogen
von einem Haarpflegemittel schlägt),
kurzum alle Leute und Institutionen,
die er nicht leiden kann, wobei Linke
mit falscher Linie nicht ausgespart
werden. Garniert wird das ganze mit
sprachlichem Gegrapsche am Unterleib, was hoffentlich nicht der Anlaß
dafür war, ihm den Annette-vonDroste-Hülshoff-Preis zuzusprechen.
Durchaus witzig dagegen und auch
mal unideologisch kann Droste sein,
wenn er wirklich nur der Sprache
nachspürt, so im Kapitel „Im Sparadies der Friseure“, das dem Buch
auch seinen Titel gab und wo er auf
der Suche nach einem Friseur von
„Kamm hair“ über „Haarvantgarde“
bis zu „cHAARisma“ irrt und wo offenbleibt, ob es sich hier um Unsinn
oder gekonnte Wortspiele handelt.
Wiglaf Droste: Im Sparadies der
Friseure. Eine kleine Sprachkritik,
Edition Tiamat, Berlin 2009, 144 Seiten, Taschenbuch, 12,00 Euro. Ab 19.
Juli 2010: Goldmann, Taschenbuch,
etwa 7,95 Euro.
Ecke
Sprachsünder
Von Rominte van Thiel
Deutsche Sprachwelt_Ausgabe 39_Frühling 2010
D
ieser Kriminalroman wird sicher nicht als „Tatort“ verfilmt
werden. Der Stoff ist zwar filmreif,
aber für das Öffentlich-Rechtliche
völlig ungeeignet. Denn der Roman
äußert Gesellschaftskritik von einem
ganz anderen Standpunkt aus. Daher
leistet das Buch, anders als die in
der Regel „pädagogisch wertvollen“
Erzeugnisse, die im Ersten zu sehen
sind, keinen Beitrag zur Aufklärung
und Festigung der Staatsbürger.
Bei Jörg Hellmann zählen die Opfer
zu den Säulen des Staates. Es sind
Altachtundsechziger, die sich vor allem gegenseitig stützen und auf diese
Weise zu Macht und Geld gekommen
sind: der Kriminologe und ehemalige
Europaabgeordnete Heinrich Ömmel,
der männerliebende Innenminister
Benedikt Kriegmann und der gerissene Bankier Anton Schickelgruber. Allesamt sind sie Abzocker, die es sich
im System bequem eingerichtet haben und einander bei der Ausbeutung
des Staates und seiner Steuerzahler
helfen. Hilfreich für sie ist, daß sie
derselben Partei angehören.
Auf der anderen Seite stehen drei
Rentner, tief enttäuscht über die Zustände im Staat und die Doppelmoral
der führenden Elite. Sie sind gefährlich, weil sie schwer erkrankt sind
und nichts mehr zu verlieren haben.
Hellmann gelingt es geschickt, die
Spannung bis zum Schluß aufrechtzuerhalten, obwohl nach der Hälfte
des Buches für den Leser die Mörder
festzustehen scheinen. Für die Presse
und andere, die dem staatlich organisierten „Kampf gegen Rechts“ verpflichtet sind, ist der Fall schon we-
sentlich früher klar: Es handle sich um
eine Anschlagserie von Rechtsradikalen. Eine friedliche Demonstration
gegen rechte Gewalt führt zu hundert
verletzten Polizisten. Für Kommissar
Walter Kalter wird es angesichts des
öffentlichen Drucks nicht leicht, den
Fall aufzuklären. Und was bedeuten
die Deutschlandfähnchen, die neben
den Toten gefunden werden?
Der Roman ist dort am besten, wo
Hellmann seine Stärken als Spötter
und Wortspieler ausspielt, wie wir
sie schon aus seinem Buch „Michel
schlägt zurück“ (siehe DSW 18, Seite 9) kennen; etwa, wenn Kommissar
Findeisen durch die verschiedenen
Abteilungen eines Kaufhauses läuft
und sich von der Wursttheke bis zum
Waschmittelregal an die Lösung des
Falles herantastet. Wenn der Verfasser sich noch an die traditionelle
Rechtschreibung gehalten hätte, wäre
der Lesegenuß vollkommen.
Die Handlung und die handelnden
Personen sind übrigens frei erfunden,
betont Hellmann. Letztlich überzeichnet er die Schwächen der Opfer
derart, daß diese auch ohne das Zutun der Rächer ihre gesellschaftliche
Stellung verloren hätten. Das gibt
Hoffnung. Was bleibt, ist ein spöttisch-spannend geschriebenes Buch
und ein leidenschaftliches Bekenntnis zur Meinungsfreiheit. Lesen!
Jörg Hellmann: Die Fäden ziehen.
Kriminalroman und Gesellschaftssatire, Hildesheimer Literaturverlag,
Bad Salzdetfurth 2010, gebunden,
256 Seiten, 19,80 Euro.
www.politik-satire.de
„Der Sinn ergibt sich …“
G
ibt der Sinn auf und schwenkt
die weiße Fahne oder erschließt er sich dem Leser? Schon
beim Rätseln über die Überschrift
„Der Sinn ergibt sich …“ wird der
Sinn dieses Gedichtbandes deutlich:
Es lädt dazu ein, genauer auf die
Sprache zu achten, Doppeldeutigkeiten aufzuspüren. „Wer keine Ader für
Anspielungen und schwarzen Humor
hat, der wird sich schwer damit tun“,
meint der Autor und Sprachschützer
Reinhard Ulmar, der dichtet: „Euch
dämmert’s erst beim Dämmerschoppen, / ihr müßt die „shopping“-Hämmer stoppen.“ Einige Gedichte sind
bereits bei Lesungen der Öffentlich-
keit vorgestellt worden. Die etwa
dreißig Abbildungen zu den Texten
liegen dem Verfasser besonders am
Herzen. Sie sind entweder von ihm
selbst oder stammen von Künstlern
aus fünf verschiedenen Ländern. Einer der Raben des Tasmaniers Dean
Hills schmückt das Titelblatt. Er soll
Kindheitsgefühle wecken und dazu
einladen, die Vernunftwelt der Erwachsenen zu verlassen und sich auf
(Wort-)Spiele einzulassen. (dsw)
Reinhard Ulmar: Der
sich … Dichtung für
und rabenschwarze
Books on Demand,
2009, 14,60 Euro.
Sinn ergibt
helle Köpfe
Spaßvlögel,
Norderstedt
An dieser Stelle stellen wir Sprachsünder vor, die besonders unangenehm aufgefallen sind,
und rufen unsere Leser zum Protest auf
Gerichtssprache Englisch?
Justizminister untergraben die Stellung der deutschen Sprache
Von Thomas Paulwitz
D
eutsch ins Grundgesetz? Nicht nötig, schließlich
sei in mehreren Gesetzen festgelegt, daß Deutsch
Amtssprache ist. So war es immer wieder als Entgegnung zu hören. Stimmt: Daß Deutsch Gerichtssprache
der Bundesrepublik Deutschland ist, regelt das Gerichtsverfassungsgesetz (GVG, Paragraph 184). „Die
Gerichtssprache ist deutsch“, heißt es dort. Doch das
soll sich ändern: Die Justizminister von NordrheinWestfalen (Roswitha Müller-Piepenkötter, CDU) und
Hamburg (Till Steffen, Grüne) wollen diesen Paragraphen nun um Englisch erweitern. Dazu haben sie dem
Bundesrat am 12. Februar einen Gesetzesentwurf vorgelegt. Müller-Piepenkötter meint: „Der Gerichtsstandort Deutschland leidet darunter, daß das Gerichtsverfassungsgesetz Deutsch als Gerichtssprache vorschreibt.“
Daher sollen nun „Kammern für internationale Han-
delssachen“ das gesamte Gerichtsverfahren vollständig
auf englisch abwickeln können. (pau)
Fragen Sie die Justizminister Hamburgs und Nordrhein-Westfalens, warum sie Urteile nicht mehr in
der Sprache des Volkes fällen lassen wollen, und lassen Sie uns bitte ein Doppel zukommen:
Sprachsünder Dr. Till Steffen, Justizbehörde, Freie und
Hansestadt Hamburg, Postfach 302822, D-20310 Hamburg, Telefon +49-(0)40-42828-0, Telefax +49-(0)4042843-4290, [email protected]
Sprachsünderin Roswitha Müller-Piepenkötter, Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, Martin-Luther-Platz 40, D-40212 Düsseldorf, Telefax +49-(0)2118792-569, [email protected]
Literatur
Deutsche Sprachwelt_Ausgabe 39_Frühling 2010
Seite 9
Im Hause des Sprachkünstlers
Besuch bei Peter Schönhoff in Niederschindmaas
Von Diethold Tietz
E
s ist ein frostklirrender Januartag. Noch haben die
Schneemassen etwas Poetisches,
Anheimelndes. Die allgemeine
Schneepression wird sich erst in den
Folgewochen einstellen. Die Reise
geht nach Niederschindmaas. Selbst
für eingefleischte Sachsen ein Fragezeichen-Ort. Jedoch stellt sich beim
Näherkommen ein Aha-Effekt ein: In
fünf Kilometern Entfernung befindet
sich Zwickau-Mosel: früher TrabantSchmiede, heute eines der modernsten VW-Werke. Dem Trabant 1.1
(mit VW-Viertakt-Motor) folgte der
VW-Polo II auf dem Fuß. Dann kamen der VW Golf und der Passat.
Nicht zu vergessen die Nobel-Karossen für Bentley und Phaeton.
Welch ein Kontrast zu diesem trutzigen Bauernhaus am Rande des Dorfes. Peter Schönhoff gewährt Einlaß.
Im Atelier herrscht schöpferische
Unordnung, der Kamin strahlt wohlige Wärme aus, der Zigarilloduft rundet die Wohlfühlatmosphäre ab. Der
vermeintliche Mittsechziger – wie
sich später herausstellen wird, ein
deutliches Verschätzen nach unten
– ist eine faszinierende Persönlichkeit. Im Gespräch mit ihm vergeht
die Zeit wie im Fluge. Anlaß des Besuchs war sein Angebot, in Köthen/
Anhalt, dem Sitz der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft (NFG), eine
Ausstellung seiner zwanzig übermalten Drucke „Interjektion Internet“
zu präsentieren. Aber schon ist die
Idee weiter gediehen: Hinzugesellen
werden sich noch eigensinnig-frivole
Texte – Sprachspaß in Reinkultur –,
auch Skulpturen und Installationen.
Dies alles wird einen Bezug haben
zu Wolfgang von Thumbshirn, weiland Gesandter des Herzogs von
Sachsen-Altenburg und Mitglied der
barocken Fruchtbringenden Gesellschaft. Die Ausstellung wird ab 20.
August für einen Monat im Köthener Dürerbundhaus zu erleben sein.
Michael Hametner, Redakteur beim
Hörfunksender „MDR Figaro“, wird
es sich nicht nehmen lassen, die Ausstellungseröffnung maßgeblich zu
begleiten.
Er ist ein rastloser Geist, der sich auf
keine Rolle festlegen läßt und dem
es gar nicht liegt, mit den Wölfen
zu heulen, weder zu DDR-Zeiten
noch heutzutage. Und er bearbeitet
weit mehr als nur die Leinwand. Ob
Holz oder Metall oder andere Stoffe
– nichts ist vor ihm sicher. Schon gar
nicht die Sprache, die er sowohl als
filigranen Degen, wie auch als kräf-
Peter Schönhoff in seinem Atelier
tigen Säbel zu handhaben weiß. Kein
Wunder eigentlich, studierte er doch
an der Leipziger Karl-Marx-Universität Kunsterziehung und Germanistik. Und er betrachtete sich stets als
„zoon politikon“, als öffentliches Lebewesen, das mitsprechen und mitgestalten wollte – zunehmend gegen
den Strich der DDR-Apparatschiks.
Bild: Tietz
Das erste Parteiverfahren handelte er sich als Ost-68er während des
ČSSR-Aufstands ein. Die weiteren
Fettnäpfchen waren eine Ausstellung
von Holzschnitten Gerhard Altenbourgs in Hinterglauchau, der einer
der bekanntesten DDR-Künstler war
(außer in der DDR selbst). Wolf Biermann, dessen Verehrer er zwar nicht
ist, aber dessen Lieder er mit hämischer Freude zur Kenntnis nahm,
wurde für Schönhoff zum nächsten
Stasi-Stolperstein. Eine erfundene
Bücherraub-Geschichte schließlich
brachte ihm sieben Monate Untersuchungshaft mit anschließender
Bewährungsstrafe ein. Folgerichtig
wechselte er zur vielbeschworenen
„herrschenden Klasse“ über, wurde Anstreicher. Na immerhin, heute
bezieht Schönhoff Verfolgtenrente.
Aber er wäre nicht er, würde er sich
nicht heute in der ihm eigenen Art in
die beliebte „Unrechtsstaat-Diskussion“ einbringen. Er definiert messerscharf und trefflich: Es gibt den
Rechtsstaat, in dem ist alles erlaubt,
was nicht verboten ist – verboten ist
recht wenig. Und es gab den Linksstaat, in dem alles verboten war, was
man nicht erlaubte – erlaubt war relativ wenig. Und dann waren da noch
die Zweifler, die sich nicht sicher waren, ob das Erlaubte denn tatsächlich
erlaubt war.
Viele Stationen säumten Schönhoffs
Lebensweg: der NVA-Ehrendienst
bei der Volksmarine, die Stuck-Fassadengestaltung in Ost-Berlins Nikolai-Vorzeigeviertel. Ab 1986 war er
M
it welchem Spruch sollten
wir für die deutsche Sprache
werben?“ lautete die Frage. In der
vergangenen Ausgabe hatten wir die
Leser der DEUTSCHEN SPRACHWELT dazu aufgerufen, gute Werbesprüche für die deutsche Sprache
einzusenden. Viele Leser beteiligten
sich an dieser Aktion. Nach Abzug
der doppelten haben wir über 150
verschiedene Vorschläge gezählt.
Die eingereichten Werbesprüche
teilen wir in die folgenden sieben
Gruppen ein: Aufforderungen, (gutes) Deutsch zu sprechen; Bekenntnisse zur deutschen Sprache; Lob
der deutschen Sprache; Ablehnung
der Sprachvermischung; geflügelte
Worte; selbsterfundene Sinnsprüche,
gereimt und ungereimt; Sonstiges.
Einige der vorgeschlagenen Werbesprüche stellen wir hier vor.
„Auf deutsch, bitte!“ Unter den
Aufforderungen sind Verbindun-
Lateinische Regeln
Das große Einmaleins der Sprache in 2 Bänden
Band 1
Ein Leitfaden durch
die lateinischen Regeln
wurde komplett überarbeitet
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ISBN 3-00-008859-8)
Es wird leider Zeit, den lauschigen
Platz am sächsischen Kamin (natürlich errichtet aus jahrhundertealtem
Mauerwerk) zu verlassen. Es ist
schade, sich von diesem Born an Lebensweisheit, Kulturwissen, staatsbürgerlichem Einsatz und fesselnder
Erzählkunst zu verabschieden. Und
wie sagt er so überzeugend zum
Schluß: „Ich kann mich immer noch
im Spiegel wiedererkennen, und das
ist das Größte, was man im Alter von
sich sagen kann.“ Also dann: auf gesundes Wiedersehen im August in
Köthen!
Werbesprüche für die deutsche Sprache
gen mit „Sprich deutsch!“ oder
„Sprecht deutsch!“ der Renner. Wir
zählen weitaus weniger Vorschläge
mit „Sag’s auf deutsch“ oder „Red’
deutsch!“ Andere Sprüche fordern
Stolz, „Mut zur Muttersprache“ oder
Einsatz für die deutsche Sprache.
„Deutsch – unsere Sprache!“ Zu
den Bekenntnissen zur deutschen
Sprache zählen wir weiterhin Sprüche wie „Ich spreche gern Deutsch“,
„Deutsch verstehen wir am besten“
oder „Deutsch spricht mich an“.
„Deutsche Sprache – schöne Sprache“. Die Vorzüge der deutschen
Sprache rühmen zudem Sprüche
wie „Deutsch trifft punktgenau!“,
„Deutsch ist deutlich“ oder ganz einfach: „Deutsch ist schön!“
„Engleutsch? Nein danke!“ Nicht
nur mit diesem Klassiker lehnten die
Leser die Sprachvermischung ab, natürlich auch in der Fassung „Deng-
lisch – nein danke!“ Eine hübsche
Abwandlung bietet dieser Spruch:
„Denglisch – nein, denke!“
„Die Sprache ist der Spiegel einer
Nation.“ Erhabener wirken die geflügelten Worte, die vorgeschlagen
wurden. Wie das eingangs genannte stammen sie meist von Friedrich Schiller, aber auch von Jacob
Grimm, wie dieser Satz: „Tretet ein
in die euch allen aufgetane Halle
eurer angestammten uralten Sprache, lernt und heiliget sie und haltet
an ihr, eure Volkskraft und Dauer
hängt in ihr.“
„Wie sehr Du auch schwitzt –
deutsch sitzt!“ Heiterer kommt das
Selbstgereimte daher: „Wer sein eigenes Deutsch nicht kennt, wird von
der Welt schnell abgehängt!“ – „Klar
und deutlich sein, kannst Du nur mit
Deutsch allein.“ – „Das deutsche
Wort wird weiterleben, wenn wir
ihm stets den Vorzug geben.“ Aber
Anzeigen
überarbeitete
Auflage!
freiberuflicher Maler und Grafiker,
von 1990 bis 1993 Direktor des Museums und der Kunstsammlung im
Schloß Hinterglauchau. Seit 1994
ist er auch freiberuflicher Autor. Bei
der „Freien Presse“ zeugen zahlreiche seiner Feuilletons davon, daß es
auch heute noch (oder wieder?) Spaß
macht, gegen den Strom zu schwimmen. Inzwischen gibt es von ihm
Romane und Künstlerbücher (mit eigenen Texten und Grafiken) und vieles mehr. Derzeit treibt den rastlosen
Geist besonders die Vorbereitung auf
das Robert-Schumann-Gedächtnisjahr um.
Das Beherrschen der lateinischen
Sprache und ihrer Denkweise kann
unbezahlte Vorteile bringen. Deshalb
hat Gerhard Bach ein Nachhilfegerüst geschrieben, das auf eigenen
Erfahrungen beruht.
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auch die ungereimten Sinnsprüche
regen zum Nachdenken an: „Wenn
das Bild das Wort erschlägt, ist auch
die deutsche Sprache nichts mehr
wert!“ – „Ohne deutsche Sprache
keine deutsche Kultur!“
„German – yes, we can!“ Einsendungen solcher Bekenntnisse
zählen wir zu den nicht ganz ernst
gemeinten Vorschlägen. In diese
Gruppe fällt auch das Wort „I speak
deutsch“.
Aus dieser Zusammenstellung wird
deutlich, daß es schöne Sprüche
gibt, um für die deutsche Sprache
zu werben. Je nach Anlaß mag der
eine Spruch besser passen als der
andere. Wir bitten Sie, uns weiterhin geistreiche Werbesprüche zu
schicken, damit wir sie den übrigen
Lesern vorstellen oder an passender Stelle einsetzen können. Für
Ihre bisherige und künftige Mithilfe
danken wir herzlich! (pau)
Werkstatt
Seite 10
Deutsche Sprachwelt_Ausgabe 39_Frühling 2010
Guttenberg, Wickert,
van Gaal gewinnen
Deutsche
Wortwelt
Die Leser der DEUTSCHEN SPRACHWELT haben die Sprachwahrer des Jahres 2009 bestimmt
Von Thomas Paulwitz
D
ie Chancen, daß Guttenberg
sich in der Abstimmung gegen die Konkurrenten Guido Westerwelle, Bayern-Trainer Louis
van Gaal und die Pop-Band Tokio
Hotel durchsetzt, stehen gar nicht
schlecht.“ Mit dieser Einschätzung
hat das Nachrichtenmagazin „Der
Spiegel“ letztlich recht behalten, obwohl das „Westfalen-Blatt“ seine Leser unterrichtete: „Niemand kann Sie
zwingen, Westerwelle oder Guttenberg zu wählen.“ Denn die Zeitung
hatte entdeckt, daß Karl-Theodor zu
Guttenberg einmal einen lateinischen
Superlativ gesteigert hatte: die „ultima ratio“ war zur „ultissima ratio“
geworden – geistreiche Wortschöpfung oder Sprachverhunzung? Es hat
dem Oberfranken jedenfalls nicht
geschadet, auch wenn die „Thüringer
Allgemeine“ schon stöhnte: „Wieder
er.“ Die Zeitung mußte allerdings
zugeben: „Das ist, ohne Ironie, ein
guter Vorschlag“. Wir sehen: Die
spannende Frage, wer zum Sprachwahrer gewählt würde, ließ den Blätterwald diesmal ganz besonders laut
rascheln: Die Medien druckten nicht
nur die Meldung der dpa ab, sondern
veröffentlichten zahlreiche eigene
Kommentare. So ging das „Neue
Deutschland“ der Frage nach: „Muß
ein Sprachwahrer die Wahrheit sprechen?“
Ein Minister, ein Journalist und ein
Fußball-Trainer erhielten also die
meisten Stimmen bei der Wahl zum
Sprachwahrer des Jahres 2009. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu
Guttenberg errang mit 35,0 Prozent
der Stimmen den ersten Platz und
setzte sich damit im unmittelbaren
Vergleich gegen Bundesaußenminister Guido Westerwelle durch, der
mit 13,7 Prozent überraschend nur
Vierter wurde. Auf den Plätzen 2
und 3 liegen nahezu gleichauf der
ehemalige Tagesthemen-Moderator
Ulrich Wickert und Louis van Gaal,
Übungsleiter des FC Bayern München. Für die beiden stimmten 16,7
und 16,3 Prozent. Daß im Februar
dieses Jahres sich ein ganz anderer
Minister, nämlich Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, für die
Auszeichnung empfahl (siehe auch
Seite 3), konnte nicht mehr in die
Abstimmung eingehen, denn diese
endete am 31. Januar. Ramsauer gilt
jedoch für die nächste Wahl als gesetzt.
Die Deutsche Welle berichtete in
englischer Sprache und unter der
Überschrift „Defending the German
language“ über die SprachwahrerWahl. Der deutsche Auslandssender befragte DSW-Mitarbeiterin
Ursula Bomba. Auf der Seite der
Beschwichtiger durfte sich Rudolf
Hoberg, der Vorsitzende der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS),
zu Wort melden. Während Bomba
den Standpunkt der Sprachschützer
verdeutlichte, suchte Hoberg nach
den Vorteilen der Sprachvermischung
und sagte: „I think, foreign words
can sometimes help. Words are taken over when there are gaps in the
language to be filled.“ Fremdwörter
könnten also dabei helfen, Lücken zu
füllen; eine Binsenweisheit. Auf die
Verdrängung der deutschen Sprache
ging Hoberg jedoch nicht ein.
Die Sprachwahrer des Jahres 2009
Guido Westerwelle
13,7%
Xavier Naidoo 7,6%
Tokio Hotel 5,7%
Andere 4,9%
Louis van Gaal
16,3%
Ulrich Wickert 16,7%
Die Wahl zum Sprachwahrer des
Jahres war von einer Aktion der
Anhänger der Musikgruppe „Tokio
Hotel“ begleitet. Sie hatten dazu aufgerufen, die Abstimmung zugunsten
ihrer Lieblinge zu entscheiden. In
zahlreichen Veröffentlichungen im
Netz machten sie auf die Wahl aufmerksam. Allerdings stürmten die
Anhänger nicht zur Abstimmung
der DEUTSCHEN SPRACHWELT,
sondern auf eine Umfrage im Netzauftritt der Tageszeitung „Die Welt“,
die darüber ausführlich berichtet hatte. Die Gesamtstimmenzahl schnellte
dort in wenigen Minuten in die Tausende. Nach rund 15.000 Stimmen
(99,9%) für Tokio Hotel nahm „Die
Welt“ ihre eigene Abstimmung wieder aus dem Netz. Da von uns jedoch
nur diejenigen Stimmen gewertet
werden können, die unmittelbar bei
der DEUTSCHEN SPRACHWELT
eingehen, hatte dieser Ansturm keine Auswirkungen auf das Ergebnis.
Er ist jedoch ein Zeichen dafür, wie
begehrt dieser Titel inzwischen geworden ist. Ulrich Wickert wies in
seinem Netzauftritt sogar selbst auf
seine Benennung hin.
Seit zehn Jahren ruft die DEUTSCHE SPRACHWELT dazu auf, die
Sprachwahrer des Jahres zu bestimmen. Während dieser Zeit sind einige
neue Wettbewerbe hinzugekommen,
die auch etwas von der Aufmerksam-
Karl-Theodor zu
Guttenberg 35,0%
keit abhaben wollen: Jugendwort des
Jahres, nervigstes Wort des Jahres,
nützlichstes Wort des Jahres und so
weiter. Das Streiflicht der „Süddeutschen Zeitung“ bemerkt dazu kritisch: „Längst hat sich auch die Sprache dem Ritual der Jahresbestenkür
anbequemen müssen.“ Allerdings
würdigt die DEUTSCHE SPRACHWELT im Gegensatz zu den anderen
Wettbewerben nicht Wörter, sondern
Personen, Gruppen und Unternehmen. Dies macht die Wahl einzigartig.
Platz 1:
Karl-Theodor zu
Guttenberg
Die „Süddeutsche Zeitung“ beschäftigt sich daher besonders ausführlich
mit der DEUTSCHEN SPRACHWELT und mit zu Guttenberg:
„Wann immer Karl-Theodor zu
Guttenberg sich Klarheit über seine
Soldaten und die Kunst der Kriegsführung verschaffen will, greift er
zu Platons ‚Politeia‘. … Dies und
alles Übrige liest der Verteidigungsminister natürlich im altgriechischen
Original. Weil er darüber hinaus
sowohl ein gutes Deutsch als auch
ein einwandfreies Englisch spricht,
weil er ferner das Wort ‚Krieg‘ nicht
krampfhaft vermeidet und weil er zu-
Die DSW in der Presse
Die Nachrichtenagentur dpa meldete am 22. Dezember 2009:
Politiker für Wahl zum
„Sprachwahrer des Jahres“
nominiert
rlangen (dpa) – Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) könnte „Sprachwahrer des Jahres“ 2009 werden – aber
auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat Chancen, die Auszeichnung zu bekommen. Guttenberg habe bereits als Bundeswirtschaftsminister eine breite Öffentlichkeit mit seiner Sprachgewandtheit beeindruckt,
begründete die Zeitschrift „Deutsche Sprachwelt“ am Dienstag in Erlangen
ihre Entscheidung. Westerwelle rühme die „wunderschöne deutsche Sprache“. Zudem nominierten die Sprachschützer die Band Tokio Hotel, den Musiker Xavier Naidoo, FC-Bayern-München-Trainer Louis van Gaal und den
früheren „Tagesthemen“-Moderator Ulrich Wickert. Die Abstimmung endet
am 31. Januar. Zum „Sprachwahrer des Jahres“ wurden bisher unter anderem
der Sportwagen-Hersteller Porsche (2007) und Papst Benedikt XVI. (2005)
gewählt.
dem in der Lage ist, eine mitreißende
Bierzeltrede zu halten, ist er jetzt von
der Deutschen Sprachwelt für den
Titel ‚Sprachwahrer des Jahres‘ vorgeschlagen worden.“
Platz 2:
Ulrich Wickert
Ulrich Wickert ist ein sprachempfindlicher Mensch, der zum Beispiel
lieber „Strafmaßnahme“ statt „Sanktion“, „Blutrecht“ statt „ius sanguinis“ oder „Judenvernichtung“ statt
„Holocaust“ sagt. Deutsche Wörter
sind für ihn eben saftiger, kräftiger,
ausdrucksstärker. Mit Fremdwörtern
läßt sich die Sprache leichter vernebeln. Bereits als Nachrichtenmoderator der ARD nahm Ulrich Wickert die Sprache sehr ernst. Folglich
beobachtet er auch heute noch den
Sprachgebrauch auf dem Gebiet, auf
dem er selbst jahrelang tätig war,
ganz genau. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung rechnete er mit ARD
und ZDF ab: „Wenn es um die Sprache geht, bedauere ich, daß nur noch
wenige Autoren von Stücken für ‚Tagesschau‘ und ‚Tagesthemen‘ oder
für ‚heute‘ und ‚heute-journal‘ den
Satzbau beherrschen. Häufig streuen
sie Substantive wie grobes Meersalz
zwischen kurze Sätze. Auch wenn
die Suche nach einer treffenden
Schlußbemerkung zu viel Nachdenken fordert, dann ‚bleibt es abzuwarten‘, ‚ist die Ursache unklar‘,
oder ‚es wird sich zeigen‘.“ Wickert
setzte noch eins drauf: „Wer so textet, ist nicht nur schusselig, sondern
denkfaul. Und warum lassen die Redaktionschefs die sprachliche Verlotterung durchgehen? Bedeutet ihnen
die Sprache so wenig, oder merken
sie nichts?“ Kai Gniffke von der Tagesschau-Redaktion wies Wickerts
Tadel jedoch zurück: „Unsere Texte
finde ich sprachlich außerordentlich
akkurat, und zudem gewinnen sie
durch den unfallfreien, engagierten
Vortrag unserer Präsentatoren.“ Aber
warum sollten sich ARD und ZDF
nach dem Zuschauer richten, wenn
die Gebühren unabhängig von deren
Urteil fließen?
Platz 3:
Louis van Gaal
Bevor Aloysius Paulus Maria „Louis“ van Gaal am 1. Juli 2009 sein
Amt in München antrat, büffelte er
erst einmal richtig Deutsch. Zwar
hatte er Hochdeutsch bereits in der
Schule gelernt, aber das reichte ihm
nicht. Eine Woche lang paukte er mit
Hilfe eines Privatlehrers täglich von
9 bis 18 Uhr die deutsche Sprache.
Um ungestört üben zu können, wollte
er sich ursprünglich sogar in ein Kloster zurückziehen. Doch die Ehefrau
hatte dagegen Einspruch erhoben.
Deutsch als alleinige „Amtssprache“
einzuführen, war eine der ersten
Maßnahmen van Gaals als BayernTrainer. Alle Besprechungen finden
nun auf deutsch statt. Inzwischen ist
das sogar in einem Verhaltenskatalog
schriftlich festgehalten. Denn die
Edelfußballer des FC Bayern München kommen aus aller Herren Länder, weswegen die Verständigung un-
Das entbehrliche Fremdwort
Service Point
Nachdem die Deutsche Bahn
(DB) mit dem „Service Point“
die Auskunft ersetzt hatte, ahmten dies viele Einrichtungen
nach, voran die Hochschulen.
Bleibt zu hoffen, daß die voraussichtliche Abschaffung des DB„Service Points“ ebenso viele
Nachahmer findet.
Das richtig geschriebene Wort
grölen
Beim „Gröhlen“ röhrt das „h“
so schön mit. Dennoch ist dies
die falsche Schreibweise: „Grölen“ ist richtig. Abgeleitet ist das
Wort nämlich von „Gral“, nach
dem spätmittelalterliche Turnierfeste benannt wurden, auf
denen die Zuschauer lärmten,
„gralten“.
Das treffende Wort
„Ich hätte mir gewünscht“
Es lief nicht wie gewünscht. Der
Enttäuschte sagte: „Ich hätte es
mir anders gewünscht.“ Falsch,
denn der Konjunktiv paßt hier
nicht, sondern gehört in den
Nebensatz: „Ich hatte mir gewünscht, daß es anders gekommen wäre.“ Genauso falsch: „Ich
hätte da mal ’ne Frage …“ Richtig ist: „Ich habe eine Frage.“
Das richtig gebeugte Wort
gewinkt / gewunken
„Gewunken“ ist mundartlich,
hochdeutsch heißt es winken /
winkte / gewinkt, nicht etwa: winken / wank / gewunken.
Das wiederentdeckte Wort
ergötzen/ergötzlich
„Ergötzen“ stammt von „vergessen“. Wer jemanden „ergötzt“,
der macht ihn etwas vergessen.
Wer sich an etwas ergötzt, der
freut sich über eine Sache. Wenn
etwas „ergötzlich“ ist, dann wird
es als angenehm empfunden..
Welche weiteren Wörter sollten in dieser Wortwelt stehen?
Schreiben Sie uns!
ter den Spielern bisweilen schwierig
ist. Van Gaals Vorvorgänger Jürgen
Klinsmann hatte noch alle Spieler
dazu verpflichtet, Fremdsprachen zu
lernen. – Auch die deutschen Spieler nahm er davon nicht aus! Klinsmann war sogar so weit gegangen,
Englisch als zweite „Amtssprache“
einzuführen. Ganz anders und überhaupt nicht abgehoben verhält sich
dagegen Louis van Gaal. Er stellte
klar: „Wer in Deutschland spielt,
muß sich der Kultur anpassen. Dazu
gehört die Sprache.“ Dabei betätigte
sich van Gaal auch als Wortschöpfer,
wie die Abendzeitung schreibt: „Den
Titel Sprachwahrer 2009 müßte ‚van
Chhhhhaal‘ allein für den Simplizissimus ‚fußballen‘ bekommen, etwa:
‚Wir haben diszipliniert gefußballt‘.“
Wie ernst es van Gaal mit der deutschen Sprache ist, wird anhand der
Begebenheit deutlich, daß er einem
Spiegel-Mitarbeiter, der das Gespräch mit ihm auf englisch oder
spanisch führen wollte, antwortete:
„In welchem Land befinden wir uns
gerade, was denken Sie?“ – Das Gespräch fand auf deutsch statt. Also:
„Bewaar die taal, van Gaal!“
www.sprachpflege.info/index.php/
Sprachwahrer_des_Jahres
www.deutsche-sprachwelt.de/
sprachwahrer
Anstöße
Deutsche Sprachwelt_Ausgabe 39_Frühling 2010
Seite 11
„Deutsch – Sprache
„Deutsch ist
der Ideen“
die Kultursprache der Welt“
Mit einer Feierstunde eröffnete Westerwelle
ein „Jahr der deutschen Sprache“
Von Lienhard Hinz
B
undesaußenminister
Guido
Westerwelle eröffnete am 25.
Februar in der Berliner Spielstätte
„Radialsystem V“ die Kampagne
„Deutsch – Sprache der Ideen“. Ein
„Jahr der deutschen Sprache“ soll
bewirken, daß im Ausland wieder
mehr Deutsch gelernt wird. In seinem Grußwort vor Diplomaten und
Journalisten nannte Westerwelle
„Abendrot, Morgenstern und Blütenstaub“ phantasievolle Wörter. Er hob
hervor, daß Deutsch als Fremdsprache nach wie vor gefragt ist, weil sie
die Möglichkeit einer wissenschaftlichen Laufbahn und den Weg in die
größte Volkswirtschaft Europas eröffnet. 750 Millionen Euro, ein Viertel des Haushalts des Auswärtigen
Amtes, sind im vergangenen Jahr für
auswärtige Bildung ausgegeben worden. Die meisten Deutschlernenden
hat Polen. In Asien ist besonders in
Indien das Interesse an der deutschen
Sprache groß.
Auf die Besonderheiten beim
Deutschlernen gingen im anschließenden Programm die japanische
Schriftstellerin Yoko Tawada und der
ungarische Autor Péter Esterházy ein.
Die fehlende Logik bei den deutschen
Artikeln veranschaulichte Tawada anhand der Wörter „der Rock“ und „die
Hose“. Esterházys Figur Esti löst das
Problem, indem sie an Substantive
das Suffix „-chen“ fügt und dann den
Artikel „das“ sicher verwenden kann.
– Originell waren die Lesungen aus
„Sprachpolizei und Spielpolyglotte“
und „Kornél Estis Abenteuer mit der
deutschen Sprache“.
Das Goethe-Institut steht im Mittelpunkt der Kampagne. Präsident
Klaus-Dieter Lehmann erinnerte an
die Verleihung der Goethe-Medaille
zur Förderung der deutschen Sprache
im Ausland im Jahr 2005 an Yoko
Tawada. Auch der 2009 mit der Medaille ausgezeichnete schwedische
Schriftsteller Lars Gustafsson ist ein
Verehrer Goethes. Die Schönheit der
deutschen Sprache brachte der Tenor
Christoph Prégardien mit dem von
Franz Schubert vertonten „Erlkönig“
und den Heine-Liedern von Wilhelm
Killmayer zum Klingen. Nach der
abstrakten Lautpoesie der Gruppe
„Die Maulwerker“ glänzte die „Rapperin“ Nina „Fiva“ Sonnenberg mit
einer klaren deutschen Aussprache
bei aller Monotonie der Rhythmik.
Die anwesenden Journalisten wurden
nicht zufriedengestellt, was den Inhalt der Kampagne „Deutsch – Sprache der Ideen“ betrifft. Vertreter des
Auswärtigen Amtes verwiesen nach
Anfragen auf eine Netzseite. Der
geringe Informationswert der Veranstaltung wurde während des anschließenden Empfangs durch die Stände
der Deutschen Welle, des Goethe-Instituts, des Deutschen Akademischen
Austauschdienstes (DAAD) und des
Pädagogischen Austauschdienstes
der Kultusministerkonferenz (PAD)
etwas ausgeglichen.
www.diplo.de/Sprache-der-Ideen
Paul-Josef Raue ist Ehrenmitglied der Aktion Deutsche Sprache
Von Rolf Zick
P
aul-Josef Raue ist nun Ehrenmitglied der Aktion Deutsche
Sprache (ADS). Dem früheren
Chefredakteur der Braunschweiger
Zeitung, der seit 2. Dezember 2009
Chefredakteur der Thüringer Allgemeinen Zeitung ist, erhielt diese
Auszeichnung auf einstimmigen
Beschluß des ADS-Vorstands. Raue
setzte sich besonders durch seine Kolumne „Friedhof der Wörter“, die jeden Mittwoch in der Braunschweiger
Zeitung erschien, für die deutsche
Sprache ein. Auf diesem „Friedhof“
begrub er vor allem unnötige Anglizismen. Die Mitglieder der ADS
hatten Raue am 10. September 2009
beim Sprachtreff in Hannover mit
seinem Vortrag „Sprache und Medien – Die Verantwortung der Presse
für Pflege und Schutz der deutschen
Sprache“ persönlich kennengelernt
(siehe DSW 37, Seite 11).
Am 21. Dezember 2009 überreichten
ADS-Vorsitzender Hermann Neemann und der stellvertretende Vorsitzende und Pressesprecher Rolf Zick
in Braunschweig Paul-Josef Raue die
Urkunde. Darin heißt es:
„Die Aktion Deutsche Sprache e.V.,
Hannover, verleiht Herrn PaulJosef Raue, Chefredakteur der
Braunschweiger Zeitung, in Würdigung seines vorbildlichen Einsatzes
für die deutsche Sprache und dessen
journalistische Umsetzung die Ehrenmitgliedschaft. Paul-Josef Raue
und seine Redaktionsmannschaft
wurden am 31. August 2009 mit dem
Deutschen Journalistenpreis 2008 der
Gesucht: Deutsche Markenund Produktnamen
Wettbewerb von „Centaur“ und der „Aktion Deutsche Sprache“
U
nsere Welt ist voller Markenund Produktnamen. Wir sind
täglich von ihnen umgeben. Sie sind
überall. Das deutsche Markenrecht definiert eine Marke als Kennzeichnung
von Produkten und Dienstleistungen
eines Unternehmens mit der Absicht,
sich von denen anderer Unternehmen
zu unterscheiden. Über die Verständlichkeit dieser Kennzeichnung sagt
das Markengesetz nichts aus. Dabei
wäre es durchaus sinnvoll, wenn Marken- und Produktnamen auf Anhieb
verständlich wären. Denn Erzeugnisse, deren Namen der Kunde nicht versteht, wird er auch nicht kaufen.
Mehr noch: Produktebezeichnungen,
die schwierig auszusprechen sind,
werden sogar als besonders riskant
eingeschätzt. Das besagt eine Studie
der Universität von Michigan aus
dem vergangenen Jahr. Auf „Gefahr!“
dürfte das deutsche Gehirn demnach
vor allem bei Produkten des amerikanischen Kaffeerösters „Starbucks“
schalten. Oder haben Sie auch nur den
Hauch einer Ahnung, was sich hinter
einem „Winter Watercolor Tumbler“,
einer „Double Tall Vanilla Non Fat
Latte“ oder einer „Americano Macchiato Low Fat Venti with Room“
verbirgt? Sehen Sie! Aber auch in
Teilnahmebedingungen
Der Wettbewerb findet in drei Kategorien statt:
A: Handelsmarken (zum Beispiel EDEKA, REWE, Rossmann)
B: Produkte des Handwerks und der Industrie (zum Beispiel Bäckereien, Möbelhersteller)
C: Dienstleistungsprodukte (zum Beispiel Tarife von Energieversorgern und Versicherungen)
Bewertet werden Ideenreichtum, Treffsicherheit und Humor. Jeder Teilnehmer kann je
Kategorie bis zu drei Vorschläge einreichen. Anzeigen und Prospekte sind im Original,
Produktfotos analog im Format 13 x 18 cm oder digital im jpg-Format in der Auflösung
von 300 dpi einzureichen. Jedes Werbemittel oder Foto ist mit folgenden Angaben zu
versehen: Vor- und Nachname, volle Anschrift und Telefonnummer des Einsenders. Ferner ist unbedingt anzugeben, wann und wo das Produkt fotografiert worden ist.
Preise
1. Preis: Digitalisiergerät für Bildnegative, Diapositive (Umkehrfilm) und Papierabzüge (Wert: 150 Euro), 2. Preis: Brettspiel „Monopoly“ von Parker (Wert: 34,99 Euro),
3. Preis: Rossmann-Einkaufsgutschein (Wert: 30 Euro). Für alle Plätze gibt es eine Teilnahmeurkunde und eine Buchprämie der ADS. Das Preisgericht besteht aus je einem
Vertreter der Aktion Deutsche Sprache (Hannover), des Sprachrettungsklubs Bautzen/
Oberlausitz, der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft zu Köthen/Anhalt, der DEUTSCHEN SPRACHWELT (Erlangen) und der Centaur-Redaktion. Wird ein preisgekröntes Produkt oder eine preisgekrönte Marke mehrmals eingereicht, so entscheidet das
Los über den Preisträger. Die Preisträger werden schriftlich benachrichtigt. Namen und
Wohnorte werden auch im „Centaur“ und in der DEUTSCHEN SPRACHWELT veröffentlicht. Je Kategorie wird ein erster, ein zweiter und ein dritter Sachpreis ausgesetzt.
Die Preise werden im August 2010 übergeben.
Einsendeanschrift
Aktion Deutsche Sprache e.V., Stichwort „Werbesprüche“, Lothringer Straße 33 B,
D-30559 Hannover. Elektronische Einsendungen an: [email protected].
Einsendeschluß ist der 31. Juli 2010.
Drogeriemärkten geht’s gefährlich unverständlich zu, wenn sich beispielsweise L’Oréal mit „Studio Line Hot
Glatt oder FX out of Bed“ der Haare
annimmt oder Procter & Gamble für
die Gesichtspflege „Olaz Regenerist Daily 3 Zone Treatment Creme“
anbietet. Und was können Sie mit
Zungenbrecher-Markennahmen wie
„Syoss“ oder „Frizz ease“ anfangen?
Im Sortiment der Haushaltsreiniger
schießt Reckitt Benckiser mit dem
Fleckentferner „Vanish Oxi Action Intelligence Plus“ den Vogel ab.
Aber es geht eben auch anders. Da
gibt es beispielsweise „Milchbad Zauber Zart“ von Kneipp oder „Innere
Ruhe Harmonie-Tee“ von Teekanne.
Rossmann hat die Eigenmarken „Fußwohl“ oder „Flink und Sauber“ im
Sortiment. Von Edeka gibt es die eigenen Lebensmittel-Marken „Gut und
günstig“ und „VielLeicht“. Und solche
originellen und leicht verständlichen
deutschen Marken- oder Produktnamen aus Handel, Handwerk, Industrie
und Dienstleistungsgewerbe sucht die
Redaktion der Rossmann-Kundenzeitschrift „Centaur“ zusammen mit
der Aktion Deutsche Sprache (ADS).
Der Wettbewerb läuft vom 26. April
bis zum 31. Juli 2010. Eingereicht
werden können selbst aufgenommene
Produktfotos oder Produktabbildungen aus Zeitungsanzeigen und Werbeprospekten. Ein unabhängiges Preisgericht aus verschiedenen Vereinen,
die sich der Pflege und Erhaltung der
deutschen Sprache verschrieben haben, wird Ende August die besten Vorschläge bewerten. Es winken schöne
Preise aus dem Rossmann-Sortiment
sowie ADS-Buchprämien. (ros/ads)
Konrad-Adenauersche Sprache. Zur
Stiftung, Bonn, ausVerleihung des Litegezeichnet, nachdem
raturnobelpreises an
die Braunschweiger
Herta Müller schrieb
Zeitung unter seier am 11. Dezember
ner Leitung bereits
2009 in der „Thürinim Jahr 2002 einen
ger Allgemeinen“:
2. und im Jahr 2006
„Im Alltag stolpern
einen 3. Platz in
wir über Anglizisdiesem Wettbewerb
men, obwohl unsere
errang.
Besonders
Sprache klare wie
beeindruckend und
schöne Wörter bietet.
erfrischend in dieWer sich am Bahnser ‚Bürgerzeitung‘ Urkundenübergabe an Paul- hof orientieren will,
ist für alle Freunde Josef Raue (Mitte) durch den sucht verwirrt die
Hermann Auskunft, sie heißt
der deutschen Spra- ADS-Vorsitzenden
Neemann
(links)
und
Rolf Zick nun Service Point,
che die wöchentli(rechts).
che Raue-Kolumne
und das Klo wird –
Bild: David Mache (Braunschweiger Zeitung)
‚Friedhof der Wörzum Toilet Center.
ter‘, die seit dem 17. Oktober 2007 Wir schätzen unsere Sprache gerinbereits über 100mal erschienen ist. ger als das Nobel-Komitee. Deutsch
In wenigen Zeilen zeichnet Paul-Jo- ist die Kultursprache der Welt. In
sef Raue dort gekonnt Anglizismen, keine andere wurden so viele Werke
‚Denglisch‘ und sonstige auffällige der Weltliteratur übersetzt. Mit Heroder fehlerhafte Benutzung unserer ta Müller erhält auch die deutsche
Sprache auf und ‚beerdigt‘ sie dann Sprache den Nobelpreis. Die Geehrjournalistisch. Mit der Verleihung te beginnt ihr Meisterwerk ‚Atemder Ehrenmitgliedschaft danken wir schaukel‘ mit dem Satz ‚Alles, was
Paul-Josef Raue für dieses nach- ich habe, trage ich bei mir. ‘ Damit
drückliche Eintreten für die deutsche weist sie auch auf die Sprache, in der
Sprache.“
sie schreibt. Sie ist unsere Muttersprache. Wir sollten sie achten und
Auch an seiner neuen Wirkungsstätte lieben, wie jeder seine Mutter achtet
bricht Raue eine Lanze für die deut- und liebt.“
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Bunte Seite
Seite 12
Deutsche Sprachwelt_Ausgabe 39_Frühling 2010
Deutsch – ein „No go“?
Von Wieland Kurzka
Englisch als Gerichtssprache in Deutschland
E
in „No go“ sei die deutsche
Sprache für denjenigen, der im
internationalen Rechtsverkehr tätig ist, meinte jüngst der Münchner
Rechtsanwalt Michael Karger. Englisch sei die Verkehrssprache, und
langsam dämmere es so manchem,
welche strategischen und wirtschaftlichen Nachteile die fehlende Popularität des deutschen Rechts unter anderem durch die Beschränktheit auf
das heimatliche Idiom verursache.
Dem Manne kann geholfen werden.
Die Justizressorts von NordrheinWestfalen und Hamburg haben jetzt
einen Gesetzesentwurf erarbeitet, der
die Einführung von Kammern für internationale Handelssachen vorsieht,
in denen eine vollständige Verfah-
rensführung in englischer Sprache
vor einem deutschen Gericht möglich
ist. Zumindest teilweise verabschiedet man sich damit von Paragraph
184 des Gerichtsverfassungsgesetzes, der bestimmt: „Die Gerichtssprache ist deutsch.“ Indessen hat die
Zukunft schon begonnen. Seit dem 1.
Januar dieses Jahres läuft im Oberlandesgerichtsbezirk Köln ein Modellprojekt, wonach die Parteien eines Zivilprozesses unter bestimmten
Voraussetzungen in englischer Sprache vor Gericht verhandeln können.
Das Ganze läuft unter den Gesichtspunkten der „Effektiven Justizdienstleistungen für den globalen Handel“,
des „Justizstandorts Deutschland
im globalen Wettbewerb“ und der
„Chance für Justiz und Anwaltschaft
in Deutschland“ (Nordrhein-Westfalens Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter).
Wer bislang zweifelte, ob es notwendig sei, Deutsch im Grundgesetz festzuschreiben, wird spätestens
jetzt eine Besseren belehrt. Auf dem
Gebiet der Rechtspflege wird durch
das genannte Projekt die Sprache
als zentrales Element des nationalen
Selbstverständnisses und der kulturellen Identität bedenkenlos für die
globale Geländegängigkeit des deutschen Rechtswesens und den dadurch
angestrebten Profit geopfert. Schon
Jean Paul meinte: „Der Deutsche ist
gegen keine Sprache so kalt als gegen die eigene, so reiche.“ Aber wenn
Deutsch halt so ein „No go“ ist!
W
Wein predigen,
Wasser trinken
er Wasser predigt und Wein
trinkt, wird nicht zu Unrecht
scharf kritisiert oder gar beschimpft,
vor allem, wenn er als Politiker eine
Vorbildfunktion innehat. Daß aber jemand auch im umgekehrten
Fall kritisiert, ja sogar ausgelacht werden kann – also
wenn er Wein predigt, aber
Wasser trinkt – zeigt der
Fall Günther Oettingers, des
ehemaligen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs. Wer am Anfang
des Jahres ins Netz ging oder Zeitung
las, konnte mit Erstaunen hören oder
lesen, daß jener nur ein erbärmliches Englisch spricht, das selbst für
englische Muttersprachler schwer
verständlich ist. Wir erinnern uns:
2006 forderte Oettinger Englisch als
Der kleinste gemeinsame Nenner
Sprachkritik aus naturwissenschaftlicher Sicht (2)
Von Günter Körner
S
prache, die elastische Ware der
Auswerter von Mitteilungen,
ist so weich, daß sie nachgibt bis zur
Mehrdeutigkeit. Daher wird sie von
ihren Anwendern, die sich Eindeutiges sagen möchten, sinnvoll geregelt. Da bleibt für Wortinhalte nicht
der geringste Spielraum, soweit sie
in Fachgebieten eingegrenzt werden.
Welche Mathematiker würden sich
erlauben, etwa das Gleichheitszei-
chen als ungefähr pendelnde Waage
zu verwenden? Andererseits müssen Fachleute mit Wörtern aus der
Umgangssprache arbeiten, wenn sie
nicht als binär blinzelnde Zeichengeber enden wollen. So ist beispielsweise das Wort „Bruch“ für zerteilte Ganzzahlen in der Mathematik
eindeutig. Ein Bruch beschreibt das
Verhältnis von Zähler zu Nenner.
Diejenigen, welche ihr Gehirn zum
Bruchrechnen benützen, kennen die
Eigenheit von Brüchen, die deren
Wert im gleichen Maß steigen läßt,
wie ihr Nenner schrumpft.
Strichrechnungen sind ausschließlich mit Brüchen gleichen Nenners
möglich. Ungleichnamige Brüche
müssen daher vor dem Zusammenzählen auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Dazu sucht
sich der Rechnende ein gemeinsames
ganzzahliges Vielfaches der vorhandenen Nenner. Die nötigen Faktoren
vervielfältigen aber auch die Zähler.
Deswegen ist es sinnvoll, das kleinste gemeinsame Vielfache zu wählen.
Dieser kleinste gemeinsame Nenner
liefert den größten möglichen Wert
der „Vereinigungsmenge“ (Menge
aller Elemente).
Ein Politiker, der nach (warum immer) nächtlicher Debatte etwas vom
„kleinsten gemeinsamen Nenner“ in
die Mikrofone stottert, meint jedoch
das schiere Gegenteil, nämlich die
„Schnittmenge“.
DSW-Silbenrätsel
Ausscheidungsorgane – 21. Gestalt einer Hochschule (Kurzform) – 22. abgehobenes Kriechtier – 23. gestohlenes Gebäude – 24. Kümmernisse sorgsam
zusammenlegen – 25. betrügerische männliche Ziege – 26. schwieriger Geländeteil – 27. Weichtier auf Wallfahrt – 28. lyrisches Gebirge in Südamerika
– 29. vom Umglück verfolgtes Riechorgan – 30. voll entwickeltes weibliches
Kleidungsstück
1. abgefüllt mit Getreideschnaps – 2. Schweinchen am Tresen – 3. Erbinformation eines Sklavenhalters – 4. drehbare Woge – 5. befreundetes Borstentier
– 6. hilfreiche Himmelsrichtung – 7. durchsichtiger Behälter für Zeiteinheiten
– 8. Halszierde zum Weitwurf – 9. frei gewählte Verletzungen durch Zähne –
10. hypnotisierte Person auf dem Dachboden – 11. Endausscheidung kurzer
Noten – 12. ständig klagendes Tuch – 13. bedürftiger Teil des Oberkörpers
– 14. Tasteninstrument für Federvieh – 15. verärgertes Fleischgericht – 16.
tief liegender Teil eines Textes – 17. ein Denkorgan säubern – 18. Leuchtkörper, der sich täuscht – 19. sehr dunkles Zahlungsmittel – 20. Stellmöbel für
ach – arm – bau – bel – bis – blem – bo – bock – bra – brust – cher – den – den
– den – den – di – er – fal – fi – flie – flü – form – ge – ge – ge – gel – geld – gen
– gen – ger – glas – hirn – hüh – irr – jam – ka – korn – kur – kür – lap – le –
le – le – licht – luft – mas – me – me – mer – mu – na – na – ne – ner – ni – nie
– pech – pen – pil – prell – pro – ra – raub – reif – ren – ret – rock – sa – san
– satz – sau – säu – sche – schel – schlan – schmeiß – schwarz – schwein – se
– se – sor – spei – sten – stun – tel – ten – ten – tisch – tungs – u – um – ver –
voll – wä – we – wel – zapf – zo
Arbeitssprache für alle, ob er Facharbeiter oder Geschäftsführer sei.
Demnächst, so versprach er, nachdem von allen Seiten Häme auf ihn
niederprasselte, werde er in
Brüssel als EU-Energiekommissar Englischunterricht nehmen. Doch wozu das, Herr Oettinger, ist es etwa eine Schande,
nicht Englisch zu können?
Keineswegs, denn in Brüssel gibt es
genug Dolmetscher, die gute Arbeit
leisten. Vor allem sollte niemand Opfer derjenigen werden, die nach dem
folgendem Leitsatz angloamerikanischer Marktstrategen leben: „Zwinge
den Partner, deine Sprache zu lernen,
das kostet ihn Zeit und Energie, und
du wirst ihm überlegen sein, weil du
deine Sprache immer besser sprechen wirst als er.“ Da wäre es doch
besser, Deutsch zu lernen, denn wie
heißt doch der Wahlspruch BadenWürttembergs: „Wir können alles,
außer Hochdeutsch“. Auf den Zusatz
„and Englisch can we also not“ sollte
daher verzichtet werden, meint
Ihr Anglizismenmuffel
Wolfgang Hildebrandt
Wolfgang Hildebrandt, Mal ganz ehrlich – Gedanken eines Anglizismenmuffels über Überflüssiges im Überfluß, ISBN 978-3-929744-33-0, 6,00
Euro (einschließlich Portokosten innerhalb Deutschlands). Bestellungen:
Wolfgang Hildebrandt, Am Steingrab
20a, D-27628 Lehnstedt, Telefon +49(0)4746-1069, Telefax +49-(0)4746931432, [email protected]
Von Dagmar Schmauks
Lösungen: 1. Vollkorn – 2. Zapfsäule – 3.
Massagen – 4. Kurbelwelle – 5. Kameradenschwein – 6. Rettungswesten – 7. Stundenglas – 8. Schmeißfliege – 9. Kürbisse
– 10. Speichermedium – 11. Achtelfinale
– 12. Jammerlappen – 13. Armbrust – 14.
Hühnerflügel – 15. Sauerbraten – 16. Bodensatz – 17. Gehirnwäsche – 18. Irrlicht
– 19. Schwarzgeld – 20. Nierentisch – 21.
Uniform – 22. Luftschlange – 23. Raubbau
– 24. Sorgenfalten – 25. Prellbock – 26.
Problemzone – 27. Pilgermuschel – 28.
versanden – 29. Pechnase – 30. Reifrock
Prof. Dr. Dagmar Schmauks ist in der Arbeitsstelle für Semiotik an der Technischen Universität Berlin tätig. Semiotik ist die Wissenschaft
von den Zeichen.
Einladung zum Vierten Köthener Sprachtag
Am 20. und 21. August 2010 in Köthen/Anhalt, ausgerichtet von der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft
Bitte deutlich schreiben!
n
Anmeldung
Ich nehme am Vierten Köthener Sprachtag (20. und 21. August
2010) teil und bringe ________ Personen mit. Bitte senden Sie
mir die Tagungsunterlagen (endgültiges Programm, Hotelliste) zu.
___________________________________________________________
Name, Vorname
_________________________________________________________________________________________
Straße
_________________________________________________________________________________________
Postleitzahl und Ort
_________________________________________________________________________________________
Elektronische Post
_________________________________________________________________________________________
Datum und Unterschrift
Schicken Sie die ausgefüllte Anmeldung bitte bis spätestens zum 31. Juli 2010 an:
Neue Fruchtbringende Gesellschaft zu Köthen/Anhalt e. V., Schloßplatz 5, D-06366
Köthen/Anhalt, Telefon und Telefax +49-(0)3496-405740, [email protected]
E
inmal im Jahr treffen sich Sprachfreunde und Sprachvereine im
anhaltischen Köthen zum Sprachtag.
2010 findet das Treffen am 20. und 21.
August statt. Während am Freitag der
Blick auf die Sprachgeschichte gerichtet ist, stehen am Samstag Fragen der
Gegenwart im Mittelpunkt des Vierten
Köthener Sprachtags. Mehrere Vorträge setzen sich mit mehrsprachiger
Erziehung auseinander. Tagungsort ist
der Anna-Magdalena-Bach-Saal im
Veranstaltungszentrum des Köthener
Schlosses, Schloßplatz 4, D-06366
Köthen/Anhalt. Der Eintritt zu den
Vorträgen und Diskussionen ist frei.
Tagungsteilnehmer erhalten einen ermäßigten Eintritt für die Vorstellung
am Freitagabend. Das Programm enthält zum Beispiel folgende Beiträge:
Freitag, 20. August
Begrüßung durch den Oberbürgermeister der Stadt Köthen, KurtJürgen Zander – Einführungsworte
der Vorsitzenden der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft, Prof. Dr.
Uta Seewald-Heeg – Dr. Brigitte
Bulitta, Sächsische Akademie der
Wissenschaften zu Leipzig, Arbeitsstellenleiterin des Althochdeutschen
Wörterbuchs:
„Althochdeutsches
Wörterbuch“ – Julia Schinköthe,
Leipzig: „Philipp von Zesen“ – Kabarettabend mit Bernd-Lutz Lange
und Rainer Vothel am Klavier im
Spiegelsaal des Köthener Schlosses.
Samstag, 21. August
Grußwort des Oberbürgermeisters
der Stadt Dessau-Roßlau, Klemens
Koschig – Ludmila Budar, Vorsitzende des Sorbischen Schulvereins,
Bautzen: „Untersuchungsergebnisse
zum bilingualen Spracherwerb von
Kindern in der sorbischen Lausitz“
– Dr. Stephan Elbern, Bad Frankenhausen: „Zweisprachige Erziehung“
– Dr. Georg Brankatschk, RuprechtKarls-Universität Heidelberg, Institut für Physiologie und Pathophysiologie: „Erkenntnisse aus der
Hirnforschung über das Lernen“ – N.
N.: „Frühenglisch“ – Margund Hinz,
Sonderschullehrerin für Sprachförderung, Berlin: „Die preußischen
Kleinkinderschulen“.
Das endgültige Tagungsprogramm
wird sowohl auf www.fruchtbringendegesellschaft.de veröffentlicht als auch
nach der Anmeldung zugeschickt.