University of Vilnius

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University of Vilnius
Erfahrungsbericht: Wintersemester 2010/2011 (Fall semester) an der Vilnius Universtity in Vilnius,
Litauen (1.9.2010-31.1.2011)
Als ich mich dafür entschied, mein Auslandssemester in Litauen zu verbringen, da mich das Baltikum
interessierte und um etwas Neues, Unbekanntes zu entdecken, wurde ich von Freunden und Fremden,
wenn diese davon erfuhren, hauptsächlich skeptisch angeschaut und gefragt: “MUSST du dort hingehen?”.
“Nein, ich will.”, war dann meine Antwort. Litauen wird häufig noch mit Russland über einen Kamm geschert
„Das ist doch alles noch das Gleiche, wie früher.“. „Na, das will ich schon selbst herausfinden, ich werd's ja
sehen.“, dachte ich mir, wenn die üblichen Floskeln kamen. So geschah es. Ich bewarb mich, bekam die
Zusage, war völlig aus dem Häuschen – freute mich. Ich wusste nun sicher, dass ich ab Ende August ein
knappes halbes Jahr in Vilnius verbringen werde. Mit der Bewerbung klappte alles wirklich gut. Um sich bei
der VU direkt zu bewerben, geht man auf ihre Homepage, welche sehr gut organisiert ist. Es werden viele
Tipps für ERASMUS-Studenten geboten und wenn ich Fragen per E-Mail stellte, wurden mir diese immer
sehr schnell und ausführlich beantwortet. Der „Letter of Acceptance“ von der VU landete samt
Wasserzeichen, Wappen und inklusive eines gebundenen Vorlesungsverzeichnisses nicht lang nach der
Bewerbung in meinem Briefkasten. Mein erster Eindruck der VU war klasse, was sich auch weiterhin
bestätigen sollte.
Zur Unterkunft: Im Vorlesungsverzeichnis stehen zusätzlich für die ausländischen Studierenden wertvolle
Hinweise bezüglich Anmeldung, Orte der Fakultäten etc.. Das ist ein wichtiger Punkt, da bei der Wohnheimoder Wohnungssuche auf jeden Fall beachtet werden sollte, an welcher Fakultät man studieren wird, bzw. an
welcher man sich am häufigsten aufhalten wird. Zwischen der bspw. ökonomischen Fakultät und dem
Hauptgebäude kann zur Hauptverkehrszeit, wenn man mit dem Trolleybus unterwegs ist, eine gute halbe
Stunde Fahrzeit liegen. Diese kostbare Zeit ist nicht unbedingt zu verschwenden, wenn man die Möglichkeit
hat gleiche nahe der Fakultät zu wohnen. Ein weiterer Punkt zur Unterkunft: Von der Uni werden zwei
Wohnheime geboten, eines in der Olandu street und eines in dem Ort Sauletekis. Die Miete ist in beiden
sehr günstig, ebenso gibt es in beiden Wohnheimen 2er und 3er-Zimmer. Ich persönlich war im OlanduWohnheim, welches ich auch jedem getrost weiterempfehlen kann.
Mein Zimmer teilte ich mir mit einer Polin (die Nationalitäten werden gut durchgemischt). Die Ausstattung der
Zimmer ist einfach, aber ausreichend. Bei den Zweibett-Zimmern teilen sich jeweils 2 gegenüberliegende
Zimmer ein Bad (Waschbecken, Toilette, Dusche), welches neben einem kleinen Flur vor den Zimmern liegt.
Das Wohnheim wurde erst vor 1-2 Jahren saniert und ist aus diesem Grunde in einem sehr guten Zustand.
Auf jedem Flur befindet sich eine Gemeinschaftsküche mit zwei Herden, Kühlschranken und Schränken mit
nummerierten Fächern für jedes Zimmer. Kücheninventar muss man sich selbst zulegen. Im Gesamten ist
das Wohnheim sehr sauber und ordentlich, da fast jeden Tag gewischt wurde, auch in den Bädern und alle
zwei Tage wurde die Küche sauber gemacht. Internetanschlüsse sind neben jedem Bett vorhanden. Ein
handelsübliches LAN-Kabel bekommt man beim Hausmeister/ in jedem Elektronikshop oder man bringt
einfach gleich selbst eines mit. Die Internetverbindung ist akzeptabel. An der Rezeption des Wohnheimes
sitzt Tag und Nacht eine Frau, bei welcher man den Schlüssel des Zimmers abgibt (wie im Hotel), da es nur
einen Schlüssel pro Zimmer gibt. Die Frauen an der Rezeption sprechen jedoch nur Litauisch, Russisch und
evtl. Polnisch – wenn man keine dieser Sprachen beherrscht, kommt mit Händen und Füßen weiter als mit
Englisch. Wenn es wirklich ein Problem geben sollte, findet sich jedoch immer schnell ein studentischer
Übersetzer. Bis 23:30Uhr kann Besuch empfangen werden. Gegen 12Uhr wird das Wohnheim
abgeschlossen, oft befindet sich die Rezeptionistin im nebenan liegenden Aufenthaltsraum. Wenn man sehr
spät oder sehr früh ins Wohnheim möchte, muss man manchmal Geduld mitbringen und mehrere Male
klopfen, doch irgendwann wird die Tür dann doch aufgeschlossen. Waschmaschinen/Trockner mit
Münzgeldschlitz (ca. 8 Litas pro Wäsche) stehen im Keller und können jeder Zeit benutzt werden. Die Miete
samt Internet kostet 210 Litas (also ca.60€) für ein Doppelzimmer pro Monat, was für die WohnheimVerhältnisse sehr sehr günstig ist. Ein Dreibett-Zimmer kostet etwas weniger, jedoch können diese Zimmer
auch zu zweit (durch vorherige Absprache) bezogen werden, was folglich mehr Platz, jedoch auch mehr
Kosten mit sich bringt.
Im Gegensatz zum Olandu-Wohnheim (fünfstöckig) befinden sich in Sauletekis fast ausschließlich
Hochhäuser. Zugang dazu bekommt man durch eine Gitterdrehtür mit einem Ausweis. Im Allgemeinen habe
ich eher Negatives von diesem Wohnheim gehört. Die Bäder sind größer, dafür müssen sie aber auch von
mehr Studenten geteilt werden. Zentral gelegen ist ein Waschservice. Internet ist kabellos. Die Zimmer im
Sauletekis-Wohnheim sind etwas teurer, obwohl der Standard dort um einiges schlechter ist (dass dort mehr
saubergemacht wird (z.B. die Zimmer) wie auf der VU-Homepage beschrieben, stimmt nicht). Dort ist es
dreckiger und auch lauter. Lauter durch die oft stattfindenden Wohnheimparties, welche von manchen
Studenten jedoch sehr gemocht werden und sie dadurch den Aufenthalt in diesem Wohnheim bevorzugten.
Schimmelbefall in den Wohnheimzimmern im Sauletekis war ein häufiges Thema.
Zusammenfassung: Olandu-Wohnheim als ruhiges, sauberes, sehr zentral liegendes (15min zu Fuß in den
Stadtkern) Wohnheim, im Gegensatz dazu Sauletekis als eher abgelegenes (bis zu 30min mit dem
Trolleybus zum Stadtkern), nicht so sauberes, dafür soziale-Kontakte-freundlicheres Wohnheim. Alternativ
eine private Wohnung / WG in der Altstadt Vilnius´ zu mieten ist gar kein Problem und auch recht günstig.
Häufig werden im Internet möblierte Wohnungen mit sehr gutem Standard angeboten.
Zur Planung und Organisation: Die VU ist sehr gut organisiert und für die ERASMUS-Studenten
gewappnet. Jeder ausländische Studierende bekommt einen VU-Studenten als Mentor, welcher zu Beginn
des Auslandsaufenthaltes sehr hilfreich sein kann. Informiert über den Mentor (Name, Email etc.) wird man
per E-Mail. Meine Mentorin hat mich schon frühzeitig via Facebook (als Kommunikationsmittel im Ausland
sehr empfehlenswert) kontaktiert. So konnte ich ihr noch Fragen stellen und einige Informationen erhalten.
Per E-Mail bekam ich ein ca. 8-tägiges Einführungsprogramm für alle Erasmus-Studenten zugeschickt. Das
Programm begann am 1.9., ich kam am 30.8. mit dem Flugzeug an (viel früher ist das Wohnheim auch nicht
geöffnet). So hatte ich noch einen Tag für mich, um mich ein bisschen in der Stadt umzuschauen. Als ich
ankam, wurde ich von meiner Mentorin abgeholt. Sie brachte mich zum Wohnheim, zeigte mir dann die Uni,
wo ich gleich den Mietvertrag etc. unterschrieb. So war das alles gleich geregelt. Bezahlen muss man die
Miete immer bei der Bank direkt, leider ist das via Online-Banking nicht möglich. Das Mentoring-Programm
ist wirklich klasse, da man so auch gleich die Möglichkeit bekommt, die Litauer besser kennenzulernen.
Zur Einführungswoche: Ein nettes Programm, jeden Tag ein kleines Event inklusive eines LitauischCrashkurses, welcher sehr zu empfehlen ist. Man lernt die wichtigsten Redewendungen, kann sich beim
Einkauf an der Kasse bedanken etc.. Am ersten Tag der Einführungswoche gab es eine große
Willkommensveranstaltung mit einem anschließenden Umzug durch die ganze Stadt (Begrüßung der
ausländischen Studenten und des neues Semesters).
Außerdem lernt man dort natürlich auch andere Studenten kennen. Unter anderem wurden ein Filmabend,
diverse Parties, geführte Museumsgänge und Stadttouren angeboten. Die Veranstaltungen sind sehr zu
empfehlen. Hemmungen, dort allein hinzugehen, braucht man nicht haben, da sich noch niemand kennt, es
jedoch nette Gelegenheiten sind ein paar Kontakte zu knüpfen. Man muss nicht auf jeder Party anwesend
sein, ein wenig Offenheit schadet jedoch nie.
Zur Uni:
Durch die vielen Fakultäten gibt es natürlich auch viele Gebäude. Ich berichte nun kurz von denen, die ich
kennenlernte. Das zentrale Uni-Gebäude: sehr alt, sehr geschichtsträchtig, jedoch sehr gut in Form. Es gibt
eine kleine Mensa, in der preiswert gegessen werden kann (man kann jedoch genauso gut außerhalb der
Uni essen, da die Preise in Restaurants/Schnellrestaurants fast überall sehr niedrig sind). Es dauert etwas,
bis man sich im Hauptgebäude zurecht gefunden hat, da es viele Gänge und Verwinkelungen gibt, doch das
geht jedem so. Nach ein paar Tagen und ein paar Mal Verlaufen kennt man den Weg zu seinen Räumen. Im
Gesamten ist es ein wirklich schönes Gebäude. Der Campus erstreckt sich über mehrere kleine Höfe mit
Bänken und Grün. Die Ausstattung ist sehr gut (Beamer, Laptops, Tafeln etc.). Hochmodern ist die Fakultät
für Politikwissenschaften/Sozialwissenschaften. Die Vorlesungsräume dort sind sehr gut ausgestattet und
laden zum Zuhören ein. (Nein, ich wurde nicht dafür bezahlt Werbung zu machen ;)- es ist wirklich so.).
Zum Studium: Innerhalb der Einführungswoche werden Vorstellungstermine der einzelnen Fakultäten
angeboten. Es ist sehr empfehlenswert diese zu besuchen. Man erfährt Genaueres über die jeweilige
Fakultät, wer die Ansprechpartner sind etc.. Ansonsten gleichen die ersten Uni-Tage im Semester sehr
denen der Viadrina. Alles ist noch ein bisschen chaotisch, Kurse werden kurzfristig gecancelt, Professoren
sind noch nicht da. Falls man gar nicht mehr durchblickt, findet man immer Hilfe im „International Office“ im
Hauptgebäude der VU.
Zur Qualität des Unterrichts gibt es unterschiedliche Meinungen. Ich habe einen durchweg sehr positiven
Eindruck erfahren können. Ich traf sehr engagierte Professoren und Dozenten, die vor allem modern waren.
Mündliche Beteiligung/ Vorträge gehörten oft zum wichtigen Teil der Seminare. Abwesend sein durfte man in
den meisten Kursen ZU ungefähr 20%, mal mehr, mal weniger. Ich hatte sehr interessante Kurse und das
Englisch der Professoren war meist sehr gut. Jedoch habe ich durch Freunde auch von ganz anderen
Seminaren/Professoren gehört, die nicht so positiv schienen. Doch wo gibt es das nicht?
Im Allgemeinen wird mehr von den Studenten gefordert, als an der Viadrina. Es ist meist nicht nur eine
„finale Hausarbeit“ oder Klausur, sondern fast immer gehören Vorträge, kleinere Tests, Diskussionen und
Essays zum Leistungsnachweis. So kommt am Schluss nicht die Riesenarbeit, sondern eher über das
Semester verteilte, kleinere Arbeiten. Ich habe keinen negativen Druck empfunden. Ich musste was tun,
jedoch war alles im Rahmen des Möglichen ohne den ganzen Tag am Schreibtisch zu verbringen. Denn das
sollte meiner Meinung nach nicht das Ziel des Auslandsaufenthaltes sein, da es in Litauen und Umgebung
soviel zu entdecken gibt :).
Zur Freizeit: Vilnius ist eine sehr kleine, aber wirklich niedliche Stadt, die man in ein paar Wochen nahezu
vollständig erkunden kann. Der wohl zentralste Punkt ist der „Bell-Tower“, der Kirchturm, bzw. der daneben
liegende Kathedralenplatz.
Dies ist ein guter Treffpunkt, man kann sich kaum verfehlen. Die Altstadt ist sehr schön, es wurde viel
modernisiert. Während der Boulevard fast ausschließlich von internationalen Banken regiert wird, gibt es in
den Seitenstraßen sehr schöne Cafés und Restaurants.
Die Preise sind meist niedrig. Am Abend kann man zwischen vielen Bars wählen. An dieser Stelle muss
jedoch erwähnt werden, dass es keine offiziellen Clubs für Homosexuelle gibt, gerade Ende 2010 wurde
leider ein neues Gesetz verabschiedet, dass es nun auch strafbar ist sich öffentlich als Homosexuelle/r zu
bekennen (sei es durch Flaggen etc.).
In den großen Einkaufszentren (z.B. Akropolis, mit dem Bus 20min von der Innenstadt entfernt) gibt es meist
ein Kino. Kinokarten sind besonders an Kinotagen vergleichsweise zu Deutschland unheimlich billig
(umgerechnet ca. 2€). Die meisten Filme laufen im Originalton, also auf Englisch.
Abenteuer kann man in Vilnius auch erleben – http://www.travel-lithuania.com/cities/Vilnius/Entertainment.
Litauen hat auch landschaftlich sehr viel zu bieten. Es gibt viele Nationalparks, unglaublich viele Seen (z.B.
in Trakai) und natürlich kann man für ein paar Tage auch mal an die Ostsee nach Klaipeda, zur kurischen
Nehrung, fahren.
Reisen ist etwas Schönes und Vilnius ist ein idealer Ausgangspunkt dafür. Für die Erasmus-Studenten
werden einige Trips angeboten, bspw. nach Russland (St.Petersburg, Moskau), Weißrussland (Minsk) und
Lettland (Riga). Wenn man ein paar reiselustige Studenten gefunden hat, kann man sich die Trips natürlich
selbst organisieren, was einem viel mehr Freiheit bringt. Die beliebtesten Wochenendtrips waren außer der
bereits genannten: Estland (Dauer: eine Nacht mit dem Bus), Finnland (2 Stunden mit der Fähre von
Estland), Polen oder auch Schweden (teilweise spottbillig mit der Fluggesellschaft Ryanair von Kaunas
Airport in Litauen).Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten, vor allem bezahlbare und es ist immer wieder
schön im kleinen Vilnius anzukommen.
Zum Alltag: Einkaufen (Essen, Getränke) ist überhaupt kein Problem. Egal wo man sich in Vilnius befindet,
eine der beiden großen Einkaufsketten „Maxima“ oder „Iki“ ist nicht weit. Dort findet man so gut wie alles, um
einiges günstiger als in Deutschland. Wie jedoch schon einmal erwähnt, kann man auch sehr oft auswärts
essen, da es keinen nennenswerten preislichen Unterschied zum selber Kochen gibt. Es gibt unglaublich
viele verschiedene Pizzerien, verschiedene Restaurants, auch traditionelle und natürlich die üblichen FastFood-Ketten.
Kleidung, Drogeriebedarf, Geschirr und alles andere etc. findet man in allen großen Einkaufszentren
(„Akropolis“, „Ozas“, „Panorama“), die Preise sind denen in Deutschland sehr ähnlich. Man braucht keine
Angst haben, irgendetwas nicht zu finden und unbedingt aus Deutschland mitbringen zu müssen.
Die öffentlichen Verkehrsmittel bestehen aus dreierlei Bussen: große Busse (meist alte aus Deutschland),
Trolleybusse (die an Oberleitungen fahren) und kleine Transporter. Für die beiden erst genannten braucht
man eine Fahrkarte (ca. 2 Litas pro Fahrt, ermäßigt 1,80, gültig bis man aussteigt). Die Fahrkarte kann man
an allen Kiosks („Lietuvos Spauda“) oder auch direkt beim Fahrer erwerben. Mit dem internationalen
Studentenausweis (ISIC-CARD) kann man sich am Kiosk eine Monatskarte für ca. 20 Litas kaufen und in
Vilnius mit den Bussen umherfahren wie man will – sehr zu empfehlen, da sehr günstig. Die ISIC-Card sollte
man sich gleich in den ersten Tagen zulegen (man bekommt ein Formular im International Office und geht
damit in ein nahe liegendes Reisebüro – dort wird der Ausweis schnell angefertigt).
Die genannten Transporter als öffentliches Verkehrsmittel sind für Leute geeignet, die es wirklich eilig haben.
Die kleinen Busse tragen Nummern der großen Busse, was bedeutet, dass sie die gleiche Strecke fahren,
jedoch nur halten, wenn einer der Fahrgäste aussteigen muss. Außerdem ist ihr Tempo um einiges höher.
Fahrkarten dafür gibt es nur direkt beim Busfahrer, sie kosten um die 5 Litas.
Das jedoch beliebteste Verkehrsmittel bei den Erasmus-Studenten in Vilnius ist das Taxi. Es gibt viele
verschiedene Taxirufnummern (erfährt man alles auf der Einführungsveranstaltung) und die Fahrten sind
einfach unschlagbar günstig (3-10 Litas). Es lohnt sich häufig ein Taxi zu rufen, wenn man zum Beispiel
nachts von einer Bar aus einfach schnell zurück ins Wohnheim möchte und sich das Taxi noch mit anderen
Leuten teilt. Jedoch gibt es auch schwarze Schafe unter den Taxifahrern, die es auf Ausländer abgesehen
haben und die Preise verzehnfachen. Deswegen am Besten vor dem Einsteigen nachfragen (die LitauischCrashkurs-Kenntnisse reichen dafür aus).
Als Zahlungsmethode ist eine Kreditkarte sehr empfehlenswert. Überall in der Stadt gibt es Geldautomaten,
bei denen man ganz einfach und wenn man die richtige Kreditkarte hat auch kostenlos, Geld abheben kann.
Zu Litauen allgemein: Es lohnt sich, sich ein wenig mit der Geschichte Litauens auseinanderzusetzen. Man
wird vieles viel besser verstehen. Es lohnt auch, sich an die Litauer heranzuwagen, da es meiner Erfahrung
nach wirklich sehr nette Menschen sind, wenn das Eis erst einmal gebrochen ist. Hilfsbereitschaft beim
Fragen nach dem Weg, habe ich oft erfahren können. Auch wenn die Stimmung im Lande nicht die beste ist
(hohe Abwanderungsrate, vor allem der jungen Elite, Arbeitslosigkeit, Armut und Alkoholmissbrauch, höchste
Kriminalitätsrate Europas), sind die Litauer hart im Nehmen und haben einen großen Zusammenhalt, was
mir in Deutschland manchmal fehlt, ein „Wir-Gefühl“. Die Litauer sind ein junges Volk, interessiert und häufig
engagiert. Auch, wenn es in der Zukunft nicht gerade rosig aussieht, bin ich trotzdem gespannt in welche
Richtungen sich die Balten entwickeln.
Mindestens einen Besuch oder eben auch ein Auslandssemester ist Vilnius auf jeden Fall wert. Meine beste
Erfahrung, das ist schwierig – es gab viele unglaublich schöne Erfahrungen, es ist schwierig EINE beste zu
nennen. Unter anderem war es die tolle Zeit mit meiner Mentorin, die mich und ihren anderen Mentoree für
ein Wochenende mit zu sich nach Hause, Klaipeda, genommen hat. Es war interessant, in eine litauische
Familie einzutauchen, so nahe an etwas sonst so Fremdem dran zu sein. Ansonsten vor allem internationale
Freunde zu finden, aus wirklich aller Welt. Nicht aus nur Europa, es gab auch Studenten aus Afrika. Die
Vilnius University hat ein großes Spektrum an ausländischen Gaststudenten. Was ebenso toll war, dass
Englisch sprechen zu etwas völlig Normalen wird und man sich aus Höflichkeit gegenüber anderen mit
Deutschen auch auf Englisch unterhält und plötzlich nur noch Deutsche übrig sind und man trotzdem noch
Englisch spricht.
Meine schlechteste Erfahrung - ich denke, ich hatte Glück und etwas wirklich Schlechtes ist mir nicht
widerfahren. Jedoch gab es einige Probleme mit dem Studentenausweis der VU (scheinbar gab es sonst
keine, in diesem Jahr jedoch erhebliche.) - ich habe bis zum Schluss keinen bekommen, was bedeutete,
dass ich nichts aus der Bibliothek ausleihen konnte. Jedoch war dies auch nicht nötig, da es oft Reader zu
den Seminaren gab oder ich mir in der Bibliothek aus einem Buch einige Seiten kopieren konnte oder häufig
auch große Online-Datenbanken zur Verfügung standen, auf welchen viele Texte gespeichert sind.
Ansonsten noch etwas persönliches: Ich würde rückblickend etwas weniger Zeit am Laptop verbringen –
gerade zu Beginn des Semesters. Natürlich ist es wichtig, die Kontakte in Deutschland zu pflegen, Freunde
und Familie auf dem Laufenden zu halten und selbst auf dem Laufenden zu bleiben, doch es gibt soviel zu
erleben, dass man den Laptop einfach öfter ausschalten und rausgehen sollte. Denn die Zeit wurde zum
Ende hin ziemlich knapp.
Es war bis jetzt das tollste Semester meines Studiums und ich würde es jeder Zeit wieder tun.

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