1 Erfahrungsbericht Auslandsaufenthalt an der Vilnius University

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1 Erfahrungsbericht Auslandsaufenthalt an der Vilnius University
Erfahrungsbericht Auslandsaufenthalt an der Vilnius University Studienjahr 2015/16
Uni: Vilnius University Litauen
Studienfach: Jura
Anmelden und Einschreiben in Vilnius
Anmeldung und Einschreibung an der Universität in Vilnius waren sehr unkompliziert.
Nachdem das Auslandsbüro der Uni Freiburg die Bestätigung an die Gasthochschule
geschickt hatte, dass ich für den Aufenthalt an der Vilnius University nominiert war, erhielt
ich wenige Tage später eine Willkommens-Mail aus Vilnius. In der Mail waren alle wichtigen
Links zum Kursprogramm und zur Einschreibung enthalten. Die Einschreibung in Vilnius
erfolgte komplett online. Das Bewerbungsportal war einfach zu handhaben. Online müssen
Dokumente wie der „Letter of Nomination“ aus Freiburg, Ausweiskopie usw. hochgeladen
werden und Kurse für das kommende Semester gewählt werden. Hier war die
Kommunikation stets sehr gut. wenn ein Dokument vergessen wurde, bekam man über das
Portal direkt eine persönliche Antwort mit der Bitte die fehlenden Unterlagen hochzuladen.
Die Kurswahl war etwas chaotisch. Zur Deadline für die Abgabe des Learning Agreements in
Freiburg war auf der Internetseite der Vilnius University nur ein Kursplan vom
vorangegangenen Semester zu finden. Die später im Online Portal wählbaren Kurse
unterschieden sich davon. Auch von diesen Kursen wurden letztlich nicht alle angeboten.
Aber das ist im Prinzip kein Problem. Umwählen ist bei Semesterbeginn in Litauen dann
problemlos möglich.
In dem Onlineportal wird auch direkt gewählt, ob man einen Wohnheimplatz will oder nicht.
Wer hier angibt, keinen Platz im Wohnheim zu wollen kann später Probleme bekommen, falls
er sich doch noch anders entscheidet. Zu Beginn des Semesters sind die Wohnheime meist
voll belegt. Wer sich aber für einen Wohnheimplatz entscheidet, den er dann doch nicht
antreten will hat in er Regel kein Problem. Absagen sind auch kurzfristig noch möglich. Auch
Ausziehen aus dem Wohnheim ist jederzeit kein Problem. Zahlen muss man nur solange man
tatsächlich im Wohnheim wohnt. Kündigungsfristen gibt es keine. Wer sich noch nicht sicher
ist kann also getrost erstmal einen Platz im Wohnheim beantragen.
Im Bewerbungsportal ist auch direkt eine Anmeldung für das Mentee Programm möglich. Das
kann ich sehr empfehlen. Auch wenn die Mentoren nicht immer viel Zeit haben, sind sie für
organisatorische Dinge an der Uni oder Arztbesuche sehr hilfreich.
Vorbereitung auf den Aufenthalt
Gestartet ist das Semester im September. Hauptsächlich bestand meine Vorbereitung aus
einem litauischen Sprach- und Kulturkurs im August. Einige Unis in Vilnius bieten solche
Sommerkurse an. Ich habe den von der „Lithuanian University of Educational Sciences“
gewählt (https://leu.lt/en/studies/summer-courses/lithuanian-language-and-cx1v.html). Eine
sehr gute Möglichkeit, die ersten Erfahrungen mit der litauischen Sprache zu machen. Unter
der Woche ist jeden Vormittag Sprachunterricht. Nachmittags gibt es Kulturveranstaltungen
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und Ausflüge. Am Wochenende geht es mit dem Bus quer durch Litauen. Die Atmosphäre ist
sehr entspannt und freundschaftlich. Trotzdem lernt man schon erstaunlich viel. Außerdem ist
der komplette Kurs samt Ausflügen für Erasmus Studenten kostenlos. Eine perfekte
Möglichkeit, Litauen schon bevor die Uni los geht ganz entspannt kennen zu lernen,
Menschen aus aller Welt zu treffen und den genialen litauischen Sommer zu genießen.
Ansonsten ist nicht besonders viel Vorbereitung nötig. Litauen ist in der EU und hat seit
letztem Jahr auch den Euro. Solange eine Unterkunft organisiert ist, ergibt sich der Rest
eigentlich von selbst, sobald man mal vor Ort ist.
Anreise
Ich bin mit dem Flugzeug angereist. Die günstigsten Flüge von Deutschland nach Litauen
bieten „Ryanair“ und „Wizzair“ an. Von Freiburg aus sind nach meiner Erfahrung die Flüge
von Wizzair ab Memmingen am praktischsten. Eine Anreise mit dem Bus ist auch möglich.
Ab Berlin braucht der Bus nach Vilnius etwa 17 Stunden und kostet pro Strecke rund 20-30
Euro.
Einführungswochen in Vilnius
Die Uni startet im Wintersemester immer am 1. September. Dieser Tag ist der traditionelle
Tag der Bildung und somit Feiertag. Es lohnt sich aber trotzdem schon da zu sein. Es findet
eine große Parade von der Uni durch die ganze Stadt statt, bei der jede Fakultät mit eigenem
Motto und Kostümen vertreten ist. Die Erasmus Studierenden sind traditionell ganz vorne mit
dabei. Der erste September läutet auch die „Orientation Week“ ein. Eine Mischung aus
offizieller Begrüßung, Treffen mit den Fachkoordinatoren und Freizeitprogramm. Auch ein
„Survival Lithuanian“ Kurs wird angeboten. Die regulären Kurse an der Uni für Erasmus
Studierende starten erst danach. Es empfiehlt sich aber sehr, die Orientation Week mit zu
machen. Hier ist es einfach erste Kontakte zu knüpfen und die Stadt ein wenig kennen zu
lernen. Auch die Treffen mit den Fachkoordinatoren sind wichtig. Nur hier werden wirklich
verbindliche Aussagen über die angebotenen Kurse getroffen.
Studentenleben an der Vilnius University
Die Rechtswissenschaftliche Fakultät befindet sich in Antakalnis. Etwa 20 Minuten mit dem
Bus zur geisteswissenschaftlichen Fakultät im Zentrum.
Die Fakultät im Zentrum ist UNESCO Weltkulturerbe. Die Fakultät in Sauletekis eher im
Sowjet Stil erbaut. Die neue Universitätsbibliothek, die 24 Stunden geöffnet hat, befindet sich
ebenfalls in Sauletekis. In der Stadt gibt es eine kleinere aber sehr gemütliche Bibliothek.
Die anderen Fakultäten sind in der ganzen Stadt verstreut.
Mensen gibt es an jedem Uni Standort reichlich.
Es empfiehlt sich gleich zu Beginn eine LSP zu bestellen. Das ist der litauische
Studierendenausweis. Da die Beantragung einige Monate dauern kann am besten gleich am
Anfang in Angriff nehmen. Das sollte auch mit dem Mentor gemeinsam erledigt werden. Das
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System für die Beantragung ist nur auf Litauisch verfügbar und nicht so leicht durchschaubar.
Die Karte wird beispielsweise für die Bibliotheksnutzung benötigt.
Für den Anfang empfiehlt sich eine ISIC Karte (internationaler Studierendenausweis). Die
lässt sich sowohl in Deutschland als auch in Litauen in beinahe jedem Reisebüro beantragen.
Deutsche Studierendenausweise werden nirgends anerkannt!
Aber es lohnt sich. Für Studenten sind alle Zugfahrten in Litauen 50% günstiger, der
Stadtverkehr sogar 80%. Auch sonst gibt es viele Vergünstigungen.
Studium an der juristischen Fakultät
Ich habe vorwiegend Kurse der juristischen Fakultät belegt, zusätzlich einen litauisch
Sprachkurs. Generell steht es Erasmus Studierenden offen, Kurse aus allen Fakultäten zu
wählen. Listen mit Kursen die auf Englisch angeboten werden, gibt es online.
Für die Erhaltung von Freischusses du Notenverbesserungsversuch ist es aber für Jura
studierende ratsam, mindestens vier Veranstaltungen von der juristischen Fakultät wählen, um
auf die erforderlichen acht Semesterwochenstunden zu kommen.
Verglichen mit meinem Studium in Freiburg sind die Kurse viel kleiner und die Atmosphäre
persönlicher. In den Kursen waren meist zwischen fünf und zwanzig Studenten. So kennen
einen auch die Dozenten schnell persönlich. Die Anforderungen an der juristischen Fakultät
sind generell gut machbar. Wer das Studium nicht vollkommen schleifen lässt hat gute
Chancen auf gute Noten. Meist werden zu Semesterabschluss Klausuren geschrieben.
Teilweise Hausarbeiten, Referate oder Gruppenarbeiten. Da sind die Dozenten relativ frei.
Die Anforderungen können jedoch von Fakultät zu Fakultät variieren. Wer Kurse zusammen
mit litauischen Studierenden wählt, muss sich auf höhere Anforderungen gefasst machen.
Gerade das „Institute of Political Sciences“ ist sehr anspruchsvoll.
Für die Anrechnung des großen Öff empfiehlt es sich für JuristInnen auf jeden Fall die
Veranstaltung „Public International Law“ zu wählen. Da klappt die Anrechnung laut
Studienfachberatung wohl relativ unkompliziert. Ich habe in dem Fach auch noch einen extra
Essay für die Anrechnung geschrieben, da bei mir keine zweite Veranstaltung angeboten
wurde, für die die Studienfachberatung eine Anrechnung zugesagt hat. Das kann aber von
Jahr zu Jahr variieren. Meistens sollte es auch noch eine zweite Veranstaltung geben die
anrechenbar ist. Hier empfiehlt es sich einfach vor der verbindlichen Wahl bei der
Studienfachberatung nach zu fragen. Hier kann eine relativ genaue Aussage getroffen werden,
welche Kurse sich für die Anrechnung eignen und welche nicht.
Eine Auflistung der von mir gewählten Veranstaltungen macht hier wenig Sinn. Die
angebotenen Kurse variieren stark von Semester zu Semester. Da englische Dozenten meist
spontan für das aktuelle Semester engagiert werden, findet auch hier ein stetiger Wechsel
statt. Generell waren aber die meisten Kurse sehr interessant und die Dozenten motiviert.
Betreuung an der Vilnius University und in Freiburg
In Vilnius ist für allgemeine Fragen das International Office im Zentrum zuständig. Für
Fragen speziell zum juristischen Studium sollte im Erasmus Büro der juristischen Fakultät in
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Sauletekis nachgefragt werden. Ansprechpartnerin ist hier Giedre
(http://www.tf.vu.lt/en/international-relations/erasmus). Die Betreuung hat
funktioniert.
Dubonyte
stets gut
In Freiburg liefen die Formalitäten für mich hauptsächlich über das Auslandsbüro der
Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Hier müssen auch während dem Auslandsaufenthalt einige
Dokumene hin geschickt werden. Für allgemeine Fragen zum Erasmus Aufenthalt ist das EU
Büro im Service Center Studium zuständig.
Wohnen
Ich habe mich dafür entschieden, selbst eine Wohnung zu suchen. Für Studenten ist es in
Litauen durchaus üblich in WGs zu wohnen. Es ist möglich, sich eine Wohngemeinschaft mit
anderen Erasmus Studenten zu suchen. Die Suche läuft hier meist über diverse Erasmus
Gruppen auf Facebook. Viel wird auch erst vor Ort organisiert. Wer das anstrebt kann also
bereits im Vorfeld im Internet nach einer Wohnung suchen oder erstmal ins Wohnheim ziehen
und einen Umzug später planen.
Wer im Vorfeld eine Wohnung suchen möchte muss aufpassen: Gerade Interessenten, die
kein Litauisch (oder Russisch) sprechen werden gerne übers Ohr gehauen. Meistens ist man
auf kommerzielle Wohnungsvermittler angewiesen. Private Vermieter sind oft nicht gewillt
einen Vertrag mit internationalen Studierenden abzuschließen. Englisch können viele sowieso
nicht. Eine Wohnung im Zentrum sollte pro Zimmer etwa 150-200 Euro kosten. Für
ausländische Mieter werden oft weit höhere Mieten verlangt. 300-400 Euro pro Kopf sind
keine Seltenheit, für Litauen aber deutlich zu viel. Auch wenn die Mieten erstmal günstig
erscheinen, ist Vorsicht geboten. In den Heizmonaten (Oktober bis April) kann mit zusätzlich
etwa 100 Euro Mehrkosten fürs Heizen pro Monat und Kopf gerechnet werden. Die Heizung
wird ganz nach sowjetischem Muster in den meisten Häusern noch zentral reguliert und ist
sehr teuer. Der Mieter hat also auf die zusätzlichen Kosten keinen Einfluss.
Wer eine private Wohnung sucht, sollte auch mit der Lage aufpassen. Die meisten Erasmus
Studenten, die in privaten Wohnungen suchen wohnen im Zentrum oder in der Nähe der Uni
(Die juristische Fakultät befindet sich in Antakalnis). Ansonsten ist es eher nicht zu
empfehlen sich eine Wohnung außerhalb zu suchen. Auch wenn die Entfernungen nicht so
weit sind, können 5 km in die Stadt dank Berufsverkehr gerne mal eine Stunde brauchen.
Ich habe mit einer privaten Wohnung sehr gute Erfahrungen gemacht. Ein eigenes Zimmer
und eine benutzbare Küche waren für mich ein großes Plus. Ich habe mich nicht für eine
Wohnung mit anderen Erasmus Studierenden entschieden, sondern habe mich auf dem
litauischen Wohnungsmarkt umgeschaut. Empfehlenswert ist hier die Seite
https://www.facebook.com/groups/118286408190393/
Ähnlich wie WG gesucht bieten hier meist Studierende Zimmer in WGs an. Auch wenn alles
auf Litauisch ist, ist die Suche auch recht gut machbar, wenn man den Leuten auf Englisch
antwortet. Unter jungen Leuten ist das Niveau meist recht gut.
Außerdem kann es auch ratsam sein, sich Unterstützung vom Mentor für die Wohnungssuche
zu holen.
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Die meisten internationalen studierenden wohnen jedoch im Wohnheim. Hier ist zu beachten,
dass sich die meisten Wohnheime rund eine Stunde mit dem Bus vom Zentrum entfernt liegen
(Ausnahme: Olandu. Von hier kann man in die Stadt laufen). Für Studierende der
Rechtswissenschaftlichen Fakultät empfiehlt sich außerdem das Studentenwohnheim in
Antakalnis. Es befindet sich in Lauf-Entfernung zur Fakultät. Die Anbindung funktioniert
tagsüber recht gut (aber langsam). Nachts wird es schwierig. Je nach Strecke hört der
öffentliche Nahverkehr zwischen 22 und 00.30 abends auf. Am Wochenende fahren vereinzelt
Nachtbusse. Hier lässt sich aber mit dem Taxi viel überbrücken. Eine Fahrt in die Stadt kostet
oft nicht mehr als 3-4 Euro. Um nicht übers Ohr gehauen zu werden empfiehlt sich die ETaxi
Taxi App (http://www.etaksi.lt/lt/taksi-iskvietimas-internetu).
Außerdem sind die Zimmer im Wohnheim meist recht klein. Es gibt keine Einzelzimmer.
Gewählt werden kann zwischen Zwei- oder Dreibettzimmern. Ein Bad teilen sich meist zwei
Zimmer, Stockwerkbäder gibt es vereinzelt auch noch. Die Küche wird von einem ganzen
Stockwerk (rund 20 Leute) gemeinsam genutzt. Fürs Wohnheim sollte man eine gewisse
Toleranz gegen dreckige Küchen und nächtliche Wohnheimpartys haben. Dann lässt es sich
hier aber auch sehr gut leben. Viele schätzen hier das Gemeinschaftsgefühl sehr. Anschluss
findet man unwiederbringlich bereits am ersten Abend. Günstig mit etwa 60-150 Euro pro
Monat (Warmmiete!) ist die Miete auch. Hier kommt es auch sehr auf das Wohnheim an, dass
einem zugeteilt wird. Es gibt sowohl Erasmus-Party Wohnheime als auch ruhigere. Litauer
lernt man so oder so im Wohnheim eher weniger kennen. Eine Trennung zwischen Erasmus
und litauischen Studenten findet sich eigentlich überall.
Sprache
Litauisch ist eine baltische Sprache. Die einzige verwandte Sprache ist die zweite baltische
Sprache: Lettisch. Trotzdem lohnt es sich, litauisch zu lernen. Es ist eine wunderschöne
Sprache und die Litauer freuen sich stets riesig, wenn man mit ihnen ein paar Worte in ihrer
Muttersprache wechseln kann.
Sprachkurse in Deutschland gibt es leider so gut wie keine. Auch mit online Kursen habe ich
keine gute guten Erfahrungen gemacht. Ich wollte gerne von zuhause aus schon ein bisschen
etwas lernen bevor es losging. Mit Sprach CD war das aber eher weniger erfolgreich. Als
Einstieg ins Litauische kann ich den Sommersprachkurs der „University of Educational
Sciences“ (wie oben erwähnt) sehr empfehlen. Kostenfrei für Erasmus Studierende, ein
entspannter Einstieg und eine gute Gelegenheit Litauisch kennen und lieben zu lernen. Die
Lehrer sind sehr motiviert, Menschen aus aller Welt ihre Sprach beizubringen. Auch die
Semester Sprachkurse von der Vilnius University sind sehr gut. Wenn man die Kurse
regelmäßig besucht, ist es möglich, in zwei Semestern einiges zu lernen. Zu kleinen
Gesprächen auf der Straße, auf dem Markt oder mit Freunden reicht es allemal. Mit drei
Doppelstunden die Woche ist der Aufwand im Vergleich zu anderen Uni Kursen recht hoch,
aber es lohnt sich. Auch der „Survival Lithuanian“ Sprachkurs der Uni, der während den
Einführungswochen angeboten wird ist ein guter Einstige. Jedoch kein fundierter Sprachkurs.
Der Fokus liegt auf dem Erlernen von kleinen, alltagstauglichen Phrasen, die auch ohne
weitere Sprachkenntnisse ein wenig weiter helfen können.
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Zurechtkommen, ohne Litauisch zu lernen ist auf jeden Fall auch möglich. Viele Erasmus
Studierende entscheiden sich dafür, nicht einmal den „Survival Lithuanian“ Kurs zu belegen.
Das ist meiner Meinung nach jedoch sehr schade und versperrt dem Weg, die Litauische
Kultur als Ganzes kennen zu lernen.
In der Kommunikation mit der jüngeren Generation helfen Englischkenntnisse viel, bei
älteren Menschen kann häufig punkten, wer russisch spricht.
Freizeit
In Vilnius selbst gibt es eine Vielzahl an Bars, Cafés und Nachtclubs. Das Nachtleben ist
recht gut ausgeprägt. Aber das wird jeder unweigerlich selbst rausfinden.
In Litauen kann man sehr viele interessante Ausflüge machen. Gerade Wandern bietet sich an.
Hier ist der „Vilnius University Hiking Club“ eine sehr gute Möglichkeit. Es wird fast jedes
Wochenende eine ein- oder zwei Tages Tour angeboten. Treffpunkt ist meist der
Hauptbahnhof in Vilnius. Von dort geht es mit dem Zug in diverse Richtungen. Infos über
geplante Ausflüge lassen sich auf der Facebook Seite des clubs (meist auch in Englisch)
finden: https://www.facebook.com/zygeiviai/?fref=ts
Die Ausflüge sind immer kostenlos. Zugtickets muss jeder selbst zahlen. Die kosten aber
selten mehr als zwei oder drei Euro. Auch eine sehr gute Möglichkeit Litauer kennen zu
lernen! Zelte, Isomatten und Schlafsäcke lassen sich beim Club ausleihen. Einfach
nachfragen. Berge gibt es in Litauen absolut keine. Auch wenn fünfzig Meter hohe „Berge“
liebevoll „kalnas“ (Berg) genannt werden. Die dicken Wanderschuhe können also getrost
zuhause bleiben.
Mit Eurolines, Ecolines und LuxExpress lassen sich günstig Reisen in viele europäische
Städte organisieren. Vom Flughafen gehen günstige Flüge von Ryanair oder Wizzair. Vilnius
ist der perfekte Ausgangspunkt für Reisen im Inland oder Ausland. Während dem Studium
bleibt meiner Erfahrung nach auch genug Zeit fürs reisen. Anwesenheitspflicht besteht in den
meisten Kursen nicht. es ist selten ein Problem mal einen Freitag oder Montag für ein
verlängertes Wochenende dran zu hängen.
Wer gerne organisierte Reisen mit anderen Erasmus Studenten machen möchte findet beim
ESN von der Vilnius University viele Angebote.
Öffentliche Verkehrsmittel
Der öffentliche Nahverkehr funktioniert gut, etwas Geduld muss jedoch mitgebracht werden.
In Vilnius gibt es keine Straßenbahnen. Der Nahverkehr wird größtenteils von Trolleybussen,
Elektrobusse, die an eine Oberleitung angeschlossen sind, und normalen Bussen bestritten.
Hier lässt sich schon mal der ein oder andere alte deutsche Bus finden, einer der von
Norwegen vom Flughafen kommt und deswegen fast keine Sitze hat oder einer, der noch ein
original aus der Sowjetunion zu sein scheint. Alles in allem erfüllen sie jedoch ihren Zweck
und sind erstaunlich pünktlich. Die Trolleybusse sind noch ein wenig langsamer und
verkehren hauptsächlich im Innenstadtbereich. Das Monatsticket für den öffentlichen
Nahverkehr kostet für Studenten weniger als sieben Euro.
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In andere litauische Städte fahren Busse, vereinzelt auch Züge. Die Zugstrecken sind jedoch
sehr begrenzt. Im Sommer empfiehlt es sich zumindest die Züge ans Meer frühzeitig zu
buchen. Es wird jedem Gast ein Platz zugewiesen. Da können die beliebten Strecken schon
mal ausgebucht sein. Das ist jedoch halb so wild. Busse fahren in der Regel immer und lassen
sich auch kurzfristig buchen. Längere Reisen in Litauen sind sowieso nicht möglich. Einmal
quer durchs Land dauert es etwa vier Stunden mit dem Bus. Wer mit mehreren Personen
unterwegs ist kann auch unkompliziert ein Auto mieten. Funktioniert unkompliziert und ist
relativ günstig.
Lebenshaltungskosten
Die Lebenshaltungskosten in Litauen lassen sich im Durchschnitt mit denen in Deutschland
vergleichen. Wohnungen sind ein wenig günstiger (wenn man bereit ist, nicht direkt im
Zentrum zu wohnen), wer sich für einen Wohnheimplatz entscheidet, spart viel verzichtet
aber auch auf den gewohnten Komfort.
Einkaufen im Supermarkt ist ein wenig günstiger, jedoch nicht so viel. Auf dem Markt lässt
sich vieles günstiger und frischer bekommen. Hier ist der „Kalvariju Turgus“ zu empfehlen.
Relativ zentrumsnah, sehr beliebt, mit einem großen Angebot an Obst, Gemüse, Brot, Fleisch
und Milchprodukten.
Dienstleistungen sind im Schnitt günstiger. Essen gehen oder ein Besuch in Bar oder Café ist
sehr erschwinglich.
Im Vergleich zu Litauern haben die meisten Erasmus Studierenden sehr viel Geld zur
Verfügung. Der Mindestlohn beträgt nach allen Abzügen weniger als 400 Euro, ein
durchschnittliches litauisches Einkommen liegt bei unter 600 Euro. Somit leben viele
Menschen am Existenzminimum.
Gesundheitsversorgung
Da Litauen in der EU ist, ist die deutsche Krankenversicherung auch dort gültig. Meiner
Meinung nach ist diese auch völlig ausreichend. Man kann sich in jedem Krankenhaus
behandeln lassen. Niedergelassene Ärzte gibt es quasi nicht. Es besteht die Wahl zwischen
einer „Poliklinika“ (kleinere Ärzteverbände) oder dem Universitätsklinikum. Eine
medizinische Grund Versorgung ist kein Problem. In der Apotheke lassen sich alle bekannten
Mittelchen bekommen. Bei schwerwiegenderen Erkrankungen habe ich weniger ute
Erfahrungen gemacht. Ärzte sprechen häufig kein Englisch. Der Standard der
Krankenversorgung ist nicht auf dem Niveau, dass man von Deutschland gewohnt ist. Bis
jetzt ist aber noch jeder Erasmus Student gut zurechtgekommen. Es empfiehlt sich vor einem
Krankenhausbesuch unbedingt den Mentor zu kontaktieren. Der weiß meistens am besten, wie
ein englisch sprechender Arzt zu erreichen ist und wo die Versorgung am besten ist.
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Deutsche Botschaft
Es gibt eine deutsche Botschaft in Vilnius. Jedoch musste ich während meinem Aufenthalt nie
dort hin. Wer einen neuen (Reise-) pass benötigt, sollte dafür ohnehin besser nach
Deutschland fahren. In der Botschaft ist das sehr teuer und dauert lange.
Konto
Litauen hat ab letztem Jahr den Euro. Daher lohnt sich die Eröffnung eines litauischen Kontos
meistens nicht. Wer ein litauisches Konto eröffnen will sollte das auch mit dem Mentor
besprechen. Das ist oft recht kompliziert. Mit fast allen deutschen Kreditkarten lässt sich aber
im Euro Raum ohne Gebühren im Laden bezahlen. Ich kann auch ein Konto bei der
Deutschen Kreditbank (DKB) empfehlen. Das ermöglicht weltweit kostenlose
Bargeldabhebungen. Sowieso wird quasi alles mit Kreditkarte bezahlt. Egal ob zwei Euro für
Kaffee oder Bier, der Einkauf im Supermarkt oder die Busfahrkarte.
Klima
Das litauische Wetter ist besser als sein Ruf. Der Sommer ist durchgehend heiß (über 30 Grad
den gesamten August), Regen fällt wenig. Der Winter ist zwar kalt (es kann gut mal -20 Grad
erreicht werden), aber selten lang. Im Sommer wird es fast gar nicht dunkel. Nur für wenige
Stunden dämmert es ein bisschen. Im Winter ist das Spiel leider genau umgekehrt und die
Sonnenstunden sind sehr begrenzt. Die Übergangszeiten können ein bisschen lang werden.
Gerade das Warten auf den Frühling ist eine Geduldsübung. Dafür ist die Belohnung mit
einem eins A Sommer umso schöner.
Generell lässt sich Litauen als Erasmus Land sehr empfehlen. Wer sich Mühe gibt, Land und
Leute richtig kennen zu lernen wird mit einer überragenden Gastfreundschaft überrascht. Da
lässt sich das Gerücht, Litauer würden niemals lächeln schnell widerlegen.
Litauen wird als Erasmus Land auch immer beliebter. In meinem Jahrgang waren alleine an
der Vilnius University über 400 Erasmus Studierende, ganz zu schweigen von den vielen
anderen Unis in Vilnius.
An Nachtleben, Kultur und Reisemöglichkeiten ist einiges geboten.
Litauen ist sowohl für Natur begeisterte als auch für Reiselustige eine sehr gute Wahl.
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