Nie wieder… hundeschmuck - Katharina von der Leyen

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Nie wieder… hundeschmuck - Katharina von der Leyen
[uhren & schmuck ]
Journal
Nie wieder… HundeSchmuck
Müssen Vierbeiner aussehen wie Discostars? Lasst auch Kläffern ein letztes bisschen Würde!
illustration: Olaf Hajek
D
ie meisten Hunde, die ich kenne,
führen ein Leben in Saus und
Braus, begleiten uns in elegante Restaurants, Sterne-Hotels und romantische
Parks. Schon bevor der junge Hund
einzieht, wird die Vorbereitungsphase von
den erwartungsfrohen Hundebesitzern
zum Accessoires-Shopping genutzt. Es gilt,
Hundebetten passend zum Wohnungsinterieur zu kaufen, Halsbänder und Leinen
nicht nur der jeweiligen Größe des Hundes
angemessen, sondern auch passend zur
menschlichen Garderobe zu finden. Ich
persönlich unterscheide mich da auch
kaum: Meine Hunde besitzen deutlich
mehr Halsbänder, als ich Jeans im Schrank
habe. Bis zu einem gewissen Grad haben
meine Hunde auch ein Faible für schickes
Zubehör – allerdings ausschließlich meins.
Meine Großpudelhündin Ida ist die J-Lo
der Kaniden: Aus einfachen Verhältnissen
stammend, hat sie recht schnell eine Faszination für hochwertige Accessoires entwickelt: Sie hat noch nie einen Schuh von mir
vernichtet, der unter 200 Euro wert war.
Turnschuhen kann sie da­gegen gar nichts
abgewinnen. Bisher hat sie auch nur Unterwäsche von La Perla gefressen, schlichte
Baumwollwäsche ignoriert sie. Dagegen
interessiert Ida es nicht im Geringsten, was
sie selbst am Körper trägt – solange nie-
modische Tierquälerei Wer will schon
dem Fiffi von Paris Hilton gleichen?
mand über sie lacht. Schließlich besitzen
auch Hunde ein Gefühl für Würde. Und es
ist die verdammte Pflicht und Schuldigkeit
des Hundehalters, sie zu bewahren.
Das bedeutet also: keine Kleidchen, keine Matrosenanzüge und vor allem kein
Glitzerschmuck! Keine Tiaras. Kein Strass.
Keine fetten Halsketten in Fuchsia mit
Glücks­anhänger, keine Süßwasserperlenketten: Hunde sind doch keine Discostars.
Würde man sie fragen, sähen sie sich bestimmt lieber als der Gary Cooper, als die
Mariah Carey der Vierbeiner.
Glitzeranhänger, Strasssteine und ähnlicher Tand degradieren Hunde zu Lifestyle-Objekten. Sie sehen dann aus wie der
Fiffi von Paris Hilton, und das hat nun
wirklich kein Hund verdient. So ironiefrei
wie Ohrstecker an Babys, wirkt Glitzer am
Hund schlichtweg so, als hätte man es
nötig: Dabei gibt es doch gar keinen
Grund, den Hund als Einkommensnachweis zu missbrauchen – dafür hat man
doch schließlich das Auto.
Das Gute an Hunden ist doch, dass sie
uns dauernd daran erinnern, was gesunde
Instinkte sind. Sie haben eine biologische
Natur, gegen die wir nicht ankommen. Sie
heben das Bein, kläffen die Nachbarn an
und fressen am liebsten Dinge, die grün
schillern. In ihren Körpern – egal, wie zart
und zitterig – schlummert noch immer das
Herz eines wilden Wolfes. Nicht das einer
amerikanischen Eisprinzessin.
Stellen Sie sich vor, Ihr Hund wälzt sich
in einem halb verwesten Maulwurf – wie
bekommen Sie dessen prämumifizierte
Barthaare zwischen dem Halbedelsteinbesatz am Halsband wieder heraus? Im
Lieferumfang der Hersteller sind jedenfalls
keine geeigneten Pinzetten inbegriffen, so
viel steht fest.
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Katharina von der Leyen
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