Westjordanland
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Westjordanland
Westjordanland 55 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 (englisch West Bank), Gebiet im Nahen Osten, das westlich des unteren Jordan und nördlich des Toten Meers liegt. Das Westjordanland wurde im Juni 1967 von Israel besetzt und soll gemäß dem im Mai 1994 unterzeichneten Gaza-JerichoAbkommen schrittweise unter palästinensische Verwaltung gestellt werden. Das Gebiet umfasst eine Fläche von 5 879 km2 und hat etwa 975 000 Einwohner. Die Bevölkerung besteht überwiegend aus palästinensischen Arabern. Seit 1967 siedeln in dem Gebiet auch Juden. In biblischer Zeit gehörte das Westjordanland zu Samaria und Judäa und von 1922 bis 1948, als die Teilung Palästinas erfolgte, zum britischen Palästina-Mandat des Völkerbundes. Jordanien besetzte die Region 1949 und annektierte sie 1950, obwohl die meisten Staaten die Annexion nicht anerkannten. 1967 wurde das Gebiet im Zuge des Sechstagekrieges von Israel eingenommen. 1974 räumte Jordanien der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) das Recht auf Teilnahme an den Verhandlungen über die Zukunft des Gebiets ein. Nach einer Übereinkunft, die Ende der siebziger Jahre zwischen Ägypten und Israel erzielt wurde, erklärte sich Israel bereit, den Bewohnern des Westjordanlandes ein größeres Maß an Selbstbestimmung zuzuerkennen. Die anschließenden Verhandlungen zur Festlegung der Regierungsform für dieses Gebiet scheiterten jedoch. Einige arabische Führer verlangten die Bildung eines unabhängigen palästinensischen Araberstaates, der auch das Westjordanland kontrollieren sollte. Demonstrationen, die im Dezember 1987 begannen und eine palästinensische Unabhängigkeit im Westjordanland forderten, riefen harte israelische Gegenmaßnahmen hervor. Im Juli 1988 trat König Hussein von Jordanien alle jordanischen Ansprüche auf das Gebiet an die PLO ab. Im November rief die PLO einen palästinensischen Staat aus, der das Westjordanland einschließen sollte. Nach jahrzehntelangen Gewalttaten zwischen Arabern und Israelis im Westjordanland erklärten sich die Führer der gegnerischen Gruppen bereit, einen historisch bedeutenden Friedensvertrag zu unterzeichnen. Am 13. September 1993 trafen sich der PLO-Führer Jasir Arafat und der israelische Premierminister 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 Itzhak Rabin in den Vereinigten Staaten, um ein Grundlagenabkommen zu unterzeichnen, das die Einführung einer begrenzten palästinensischen Selbstverwaltung besiegeln sollte, und zwar vorerst für den Gazastreifen und die im Westjordanland gelegene Stadt Jericho. Im Mai 1994 wurde schließlich in Kairo das Gaza-Jericho-Abkommen unterzeichnet. Unmittelbar danach verließen die israelischen Truppen Jericho; die Stadt wird seither von den Palästinensern kontrolliert. Im Januar 1996 wählten die Palästinenser im Westjordanland und im Gazastreifen einen Autonomierat, in dem Jasir Arafat den Vorsitz führt. Im Mai des gleichen Jahres stellte dieser das 26 Mitglieder umfassende Kabinett vor. Die weitere Umsetzung des Gaza-JerichoAbkommens gestaltet sich jedoch nach der Wahl von Benjamin Netanjahu problematisch. Die israelische Armee räumte im Januar 1997 – später als ursprünglich vereinbart – den größten Teil der Stadt Hebron, fast 30 Jahre nach der Besetzung während des Sechstagekrieges von 1967. Damit wurde die Stadt der palästinensischen Selbstverwaltung übergeben. Zuvor hatte das israelische Parlament das zwischen dem neuen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Palästinenserchef Jasir Arafat getroffene Hebron-Abkommen mit einer deutlichen Mehrheit gebilligt. 67 % der Bevölkerung Israels stimmten dem Abkommen zu. Der Abzug verlief weitgehend störungsfrei; das Gebäude, das zuvor die israelische Militärverwaltung beheimatet hatte, wurde der palästinensischen Polizei übergeben. In dem „H2” genannten jüdischen Teil Hebrons bleiben jedoch 2 000 israelische Soldaten stationiert. Sie sollen in gemeinsamen Patrouillen mit palästinensischen Polizisten die Sicherheit der etwa 400 jüdischen Siedler garantieren. Von dem Hebron-Abkommen sollen nun auch neue Impulse für ein Friedensabkommen zwischen Israel und Syrien ausgehen. Ebenso erhofft man sich Fortschritte für Verhandlungen über den zukünftigen Status Jerusalems. Anfang Juli 1997 kam es in Hebron zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften. Auch mehrere Selbstmordattentate von Anhängern der Terrorgruppe Hamas dämpften die Hoffnungen auf ein baldige Konfliktlösung. Am 16. Juli 1997 stimmten auf Initiative der arabischen Staaten 131 Delegierte der UN-Vollversammlung für eine Resolution gegen die israelische Siedlungspolitik im wohnerzahl der Stadt stark an und lag zu BeWestjordanland und in Ostjerusalem. ginn der israelischen Besatzung 1967 bei etwa Im November 1998 stimmte die israelische 120 000. Die Siedlungfläche hat sich enorm 110 Regierung dem Abzug weiterer Truppen aus vergrößert. Dennoch blieben in der Umgebung dem Westjordanland zu. Im Gegenzug sagten 160 einige landwirtschaftliche Nutzflächen erdie Palästinenser Israel für die Räumung der halten. Probleme ergeben sich für die InfraGebiete ein hartes Durchgreifen gegen milistruktur der Stadt, die der steigenden Nach1 tante Gruppen zu. frage nicht mehr gewachsen ist. Die Straßen sind zu klein und in schlechtem Zustand, 165 Wohnungen sind verfallen, und mangelnde Abwassersysteme sowie schlechte Müllent115 sorgung führten zu ernst zu nehmenden Gesundheitsproblemen. (auch: Gasa), wichtigste Stadt des GazaNahe der Stadt wurde im November 1998 der streifens, an der südöstlichen Mittelmeerküste, 170 Flughafen Gaza International Airport eröffnet. seit 1994 unter palästinensischer Kontrolle. Er steht unter alleiniger Kontrolle der PalästiGaza wurde in der Antike gegründet und hatte nenser.2 120 damals wie heute große politische Bedeutung. Die Stadt liegt an der Via Maris, der Küstenroute, die Ägypten und den afrikanischen Kontinent mit historischen muslimischen Zentren im Norden und darüber hinaus mit Europa 125 verbindet. Plateau im Südwesten Syriens, das 1967 im Gaza ist Wirtschafts- und Verwaltungszentrum 175 Sechstagekrieg von Israel besetzt wurde. des Gazastreifens, der nach der Stadt benannt Das Gebiet hat eine Ausdehnung von etwa ist. Es gibt hier nur kleine Industrie- und 1 250 Quadratkilometern. Nach der Besetzung Handwerksbetriebe. Die Stadt besitzt eine isladurch Israel wurde die arabische Bevölkerung 130 mische Universität und eine große Moschee, vertrieben, da die Einrichtung einer unbesiederen Säulen auf das 3. Jh. zurückgehen. Gaza 180 delten Pufferzone geplant war. Allerdings hat einen kleinen Hafen, der vor allem der wurden schließlich doch israelische Siedörtlichen Fischereiflotte und dem Handel mit lungen gegründet. Als 1973 der Jom-KippurÄgypten, dem Libanon und Zypern dient. Das Krieg ausbrach, kam es auf den Golanhöhen 135 Wirtschaftswachstum wurde durch die ägypzu schweren Gefechten zwischen Israel und tische (1948-1967) und die israelische Be- 185 Syrien. 1981 annektierte Israel die Golanhöhen satzung (1967-1994) gebremst. Die Stadt hat und hält das Gebiet auch nach wiederholten erhebliche Defizite im Wohnungsbau und in Verhandlungen weiterhin besetzt. Syrien verder Infrastruktur. Während des Palästinalangt die Rückgabe der Golanhöhen als Be140 krieges (1948/49) flohen große Teile der arabidingung für ein Friedensabkommen. Im Januar schen Bevölkerung Südpalästinas in das 190 1999 verabschiedete das israelische Parlament Gebiet um Gaza, das von ägyptischen Truppen ein Gesetz, das die Rückgabe erheblich erkontrolliert wurde. Flüchtlinge machen einen schwert; sie muss nun mit absoluter ParlaGroßteil der Bevölkerung Gazas aus. Die mentsmehrheit und durch eine Volksabstim145 Einwohnerzahl beträgt etwa 270 000. mung abgesegnet werden.3 Seit dem 7. Jahrhundert n. Chr. leben vor allem Muslime in Gaza, wobei es bis zum frühen 20. Jahrhundert auch zahlreiche jüdische Einwohner gab. In dieser Zeit breitete 150 sich die Stadt stark aus, die Einwohnerzahl nahm stetig zu. Bis 1948 gehörte der Gazastreifen und mit ihm die Stadt Gaza zum britischen Mandatsgebiet Palästina. Gaza hatte damals etwa 20 000 Einwohner. Mit der stei155 genden Zahl der Flüchtlinge stieg die Ein- Gaza Golanhöhen 2Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2000. © 1Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2000. © 3Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2000. ©