Westjordanland

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Westjordanland
Westjordanland
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(englisch West Bank), Gebiet im Nahen Osten,
das westlich des unteren Jordan und nördlich
des Toten Meers liegt.
Das Westjordanland wurde im Juni 1967 von
Israel besetzt und soll gemäß dem im Mai
1994
unterzeichneten
Gaza-JerichoAbkommen schrittweise unter palästinensische
Verwaltung gestellt werden. Das Gebiet
umfasst eine Fläche von 5 879 km2 und hat
etwa 975 000 Einwohner. Die Bevölkerung
besteht überwiegend aus palästinensischen
Arabern. Seit 1967 siedeln in dem Gebiet auch
Juden. In biblischer Zeit gehörte das Westjordanland zu Samaria und Judäa und von
1922 bis 1948, als die Teilung Palästinas
erfolgte, zum britischen Palästina-Mandat des
Völkerbundes. Jordanien besetzte die Region
1949 und annektierte sie 1950, obwohl die
meisten Staaten die Annexion nicht anerkannten. 1967 wurde das Gebiet im Zuge des
Sechstagekrieges von Israel eingenommen.
1974 räumte Jordanien der Palästinensischen
Befreiungsorganisation (PLO) das Recht auf
Teilnahme an den Verhandlungen über die
Zukunft des Gebiets ein. Nach einer Übereinkunft, die Ende der siebziger Jahre zwischen
Ägypten und Israel erzielt wurde, erklärte sich
Israel bereit, den Bewohnern des Westjordanlandes ein größeres Maß an Selbstbestimmung
zuzuerkennen. Die anschließenden Verhandlungen zur Festlegung der Regierungsform für
dieses Gebiet scheiterten jedoch. Einige arabische Führer verlangten die Bildung eines
unabhängigen palästinensischen Araberstaates,
der auch das Westjordanland kontrollieren
sollte. Demonstrationen, die im Dezember
1987 begannen und eine palästinensische
Unabhängigkeit im Westjordanland forderten,
riefen harte israelische Gegenmaßnahmen hervor. Im Juli 1988 trat König Hussein von
Jordanien alle jordanischen Ansprüche auf das
Gebiet an die PLO ab. Im November rief die
PLO einen palästinensischen Staat aus, der das
Westjordanland einschließen sollte.
Nach jahrzehntelangen Gewalttaten zwischen
Arabern und Israelis im Westjordanland
erklärten sich die Führer der gegnerischen
Gruppen bereit, einen historisch bedeutenden
Friedensvertrag zu unterzeichnen. Am 13. September 1993 trafen sich der PLO-Führer Jasir
Arafat und der israelische Premierminister
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Itzhak Rabin in den Vereinigten Staaten, um
ein Grundlagenabkommen zu unterzeichnen,
das die Einführung einer begrenzten palästinensischen Selbstverwaltung besiegeln sollte,
und zwar vorerst für den Gazastreifen und die
im Westjordanland gelegene Stadt Jericho. Im
Mai 1994 wurde schließlich in Kairo das
Gaza-Jericho-Abkommen unterzeichnet. Unmittelbar danach verließen die israelischen
Truppen Jericho; die Stadt wird seither von
den Palästinensern kontrolliert. Im Januar
1996 wählten die Palästinenser im Westjordanland und im Gazastreifen einen Autonomierat, in dem Jasir Arafat den Vorsitz führt.
Im Mai des gleichen Jahres stellte dieser das
26 Mitglieder umfassende Kabinett vor.
Die weitere Umsetzung des Gaza-JerichoAbkommens gestaltet sich jedoch nach der
Wahl von Benjamin Netanjahu problematisch.
Die israelische Armee räumte im Januar 1997
– später als ursprünglich vereinbart – den
größten Teil der Stadt Hebron, fast 30 Jahre
nach der Besetzung während des Sechstagekrieges von 1967. Damit wurde die Stadt der
palästinensischen Selbstverwaltung übergeben.
Zuvor hatte das israelische Parlament das
zwischen dem neuen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Palästinenserchef Jasir
Arafat getroffene Hebron-Abkommen mit
einer deutlichen Mehrheit gebilligt. 67 % der
Bevölkerung Israels stimmten dem Abkommen
zu. Der Abzug verlief weitgehend störungsfrei;
das Gebäude, das zuvor die israelische Militärverwaltung beheimatet hatte, wurde der palästinensischen Polizei übergeben. In dem „H2”
genannten jüdischen Teil Hebrons bleiben
jedoch 2 000 israelische Soldaten stationiert.
Sie sollen in gemeinsamen Patrouillen mit
palästinensischen Polizisten die Sicherheit der
etwa 400 jüdischen Siedler garantieren.
Von dem Hebron-Abkommen sollen nun auch
neue Impulse für ein Friedensabkommen
zwischen Israel und Syrien ausgehen. Ebenso
erhofft man sich Fortschritte für Verhandlungen über den zukünftigen Status Jerusalems.
Anfang Juli 1997 kam es in Hebron zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften.
Auch mehrere Selbstmordattentate von
Anhängern der Terrorgruppe Hamas dämpften
die Hoffnungen auf ein baldige Konfliktlösung. Am 16. Juli 1997 stimmten auf Initiative der arabischen Staaten 131 Delegierte der
UN-Vollversammlung für eine Resolution
gegen die israelische Siedlungspolitik im
wohnerzahl der Stadt stark an und lag zu BeWestjordanland und in Ostjerusalem.
ginn der israelischen Besatzung 1967 bei etwa
Im November 1998 stimmte die israelische
120 000. Die Siedlungfläche hat sich enorm
110 Regierung dem Abzug weiterer Truppen aus
vergrößert. Dennoch blieben in der Umgebung
dem Westjordanland zu. Im Gegenzug sagten 160 einige landwirtschaftliche Nutzflächen erdie Palästinenser Israel für die Räumung der
halten. Probleme ergeben sich für die InfraGebiete ein hartes Durchgreifen gegen milistruktur der Stadt, die der steigenden Nach1
tante Gruppen zu.
frage nicht mehr gewachsen ist. Die Straßen
sind zu klein und in schlechtem Zustand,
165 Wohnungen sind verfallen, und mangelnde
Abwassersysteme sowie schlechte Müllent115
sorgung führten zu ernst zu nehmenden Gesundheitsproblemen.
(auch: Gasa), wichtigste Stadt des GazaNahe der Stadt wurde im November 1998 der
streifens, an der südöstlichen Mittelmeerküste, 170 Flughafen Gaza International Airport eröffnet.
seit 1994 unter palästinensischer Kontrolle.
Er steht unter alleiniger Kontrolle der PalästiGaza wurde in der Antike gegründet und hatte
nenser.2
120 damals wie heute große politische Bedeutung.
Die Stadt liegt an der Via Maris, der Küstenroute, die Ägypten und den afrikanischen
Kontinent mit historischen muslimischen Zentren im Norden und darüber hinaus mit Europa
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Plateau im Südwesten Syriens, das 1967 im
Gaza ist Wirtschafts- und Verwaltungszentrum 175 Sechstagekrieg von Israel besetzt wurde.
des Gazastreifens, der nach der Stadt benannt
Das Gebiet hat eine Ausdehnung von etwa
ist. Es gibt hier nur kleine Industrie- und
1 250 Quadratkilometern. Nach der Besetzung
Handwerksbetriebe. Die Stadt besitzt eine isladurch Israel wurde die arabische Bevölkerung
130 mische Universität und eine große Moschee,
vertrieben, da die Einrichtung einer unbesiederen Säulen auf das 3. Jh. zurückgehen. Gaza 180 delten Pufferzone geplant war. Allerdings
hat einen kleinen Hafen, der vor allem der
wurden schließlich doch israelische Siedörtlichen Fischereiflotte und dem Handel mit
lungen gegründet. Als 1973 der Jom-KippurÄgypten, dem Libanon und Zypern dient. Das
Krieg ausbrach, kam es auf den Golanhöhen
135 Wirtschaftswachstum wurde durch die ägypzu schweren Gefechten zwischen Israel und
tische (1948-1967) und die israelische Be- 185 Syrien. 1981 annektierte Israel die Golanhöhen
satzung (1967-1994) gebremst. Die Stadt hat
und hält das Gebiet auch nach wiederholten
erhebliche Defizite im Wohnungsbau und in
Verhandlungen weiterhin besetzt. Syrien verder Infrastruktur. Während des Palästinalangt die Rückgabe der Golanhöhen als Be140 krieges (1948/49) flohen große Teile der arabidingung für ein Friedensabkommen. Im Januar
schen Bevölkerung Südpalästinas in das 190 1999 verabschiedete das israelische Parlament
Gebiet um Gaza, das von ägyptischen Truppen
ein Gesetz, das die Rückgabe erheblich erkontrolliert wurde. Flüchtlinge machen einen
schwert; sie muss nun mit absoluter ParlaGroßteil der Bevölkerung Gazas aus. Die
mentsmehrheit und durch eine Volksabstim145 Einwohnerzahl beträgt etwa 270 000.
mung abgesegnet werden.3
Seit dem 7. Jahrhundert n. Chr. leben vor
allem Muslime in Gaza, wobei es bis zum
frühen 20. Jahrhundert auch zahlreiche
jüdische Einwohner gab. In dieser Zeit breitete
150 sich die Stadt stark aus, die Einwohnerzahl
nahm stetig zu. Bis 1948 gehörte der Gazastreifen und mit ihm die Stadt Gaza zum
britischen Mandatsgebiet Palästina. Gaza hatte
damals etwa 20 000 Einwohner. Mit der stei155 genden Zahl der Flüchtlinge stieg die Ein-
Gaza
Golanhöhen
2Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2000. ©
1Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2000. ©
3Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2000. ©