Schutz, Pflege und Kontrolle Ihrer Füße

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Schutz, Pflege und Kontrolle Ihrer Füße
Schutz, Pflege und Kontrolle Ihrer Füße
Ihr Beitrag zur Vorbeugung eines diabetischen Fußsyndroms
Ein Service Ihres Versorgungsteams
Inhalt
Das diabetische Fußsyndrom
4
Warum gerade Ihre Füße unter Diabetes mellitus leiden
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Was Fußkomplikationen begünstigen kann
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Beste Vorsorge durch passgenaues Schuhwerk
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Haben Sie ein Auge auf Ihre Füße
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Waschen, trocknen, feilen, pflegen
17
Wann Sie Ihren Arzt aufsuchen sollten
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Woran Sie beim Arztbesuch denken sollten
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Wer behandelt was?
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Bleiben Sie aktiv
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Gymnastik für Ihre Füße
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Mit einem diabetischen Fuß leben lernen
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Das Diabetes-Gesundheitsquiz
26
Zum Schluss … 27
Sämtliche medizinischen Informationen und Empfehlungen sind neutral und basieren auf den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der
Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. oder der anerkannten Lehrmeinung. Unsere Broschüre wurde für Sie von
einem Team aus Ärzten, Krankenschwestern, Apothekern und Ernährungswissenschaftlern verfasst.
Um unsere Broschüren schneller und einfacher lesbar zu machen, unterscheiden wir nicht zwischen „weiblicher“ und „männlicher“
Schreibweise.
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Mit optimaler Vorsorge bleiben Sie gut zu Fuß
Liebe Leser,
als Diabetiker sollten Sie ganz besonders gut auf Ihre Füße achten. Denn Ihr Schmerz­
empfinden wird durch den Diabetes häufig beeinträchtigt und deshalb bemerken Sie
nicht mehr, dass Ihre neuen Schuhe drücken, sich an einem Zeh eine Blase gebildet hat
oder Sie sich bei der Fußpflege verletzt haben.
Gerade das ist aber sehr wichtig! Denn schon aus kleinsten Druckstellen und Hautrötungen können Infektionen und schlecht heilende Wunden entstehen und im
schlimmsten Fall sogar Amputationen notwendig werden. Sorgen Sie deshalb immer
gut für Ihre Füße und lassen Sie eventuelle Verletzungen gleich behandeln.
Auf den folgenden Seiten erfahren Sie, warum Ihre Füße jetzt so viel Aufmerksamkeit
benötigen und wie Sie sie gut schützen, richtig pflegen und gründlich kontrollieren
können.
Falls Sie weitere Fragen haben, besprechen Sie diese mit Ihrem Arzt oder rufen Sie uns
einfach an. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre!
Ihr KKH Versorgungsteam
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Das diabetische Fußsyndrom
Fußkomplikationen gehören mit zu den häufigsten Folgeerkrankungen des Diabetes
mellitus. Den besten Schutz bieten gute Fußpflege, pass­genaues Schuhwerk und
regelmäßige Kontrollen.
Unter dem Begriff „diabetisches Fußsyndrom“
versteht man verschiedene Krankheitsbilder, die
sich infolge eines Diabetes mellitus Typ 1 und 2 an
den Füßen ent­wickeln können. Jeder sechste Typ-2Diabetiker in Deutschland hat sogar ein erhöhtes
Risiko daran zu erkranken – die Tendenz steigt mit
zunehmendem Lebensalter.
Die verschiedenen Krankheitsbilder sind individuell
sehr unterschiedlich ausgeprägt, jedes einzelne
kann Verletzungen an den Füßen hervorrufen. Oftmals sind es unbemerkte Druckstellen oder Blasen,
die sich zu offenen Wunden entwickeln. Aber auch
die Knochen können betroffen sein und es kommt
zu Fehlstellungen, wie dem sogenannten Krallenoder Hammerzeh, oder sogar zu Knochenbrüchen
ohne einen Unfall.
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Der Grund dafür können diabetesbedingte Durchblutungsstörungen sein, die im Fuß zu Knochenabbau führen. Mögliche Ursache kann aber auch eine
aufgrund von Gefühllosigkeit unbemerkte Überlas­
tung des Fußes sein.
Wie wichtig es ist, dass Fußverletzungen schnell
und richtig behandelt werden, zeigt die Zahl der
Amputationen: Allein in Deutschland sind es bis zu
30.000 im Jahr. Doch so weit muss es nicht kommen. Wenn Sie Ihre Füße lieber einmal zu oft als
zu wenig kontrollieren und gleich Ihren Arzt aufsuchen, wenn Sie eine Verletzung entdecken, Ihre
Füße täglich gut pflegen, für geeignetes Schuhwerk
sorgen und es auch tragen, sind Sie bestmöglich
geschützt.
Fußverletzungen und -verformungen
Kleine Blasen können sich in offene Wunden verwandeln und zu Knochenabbau sowie einem Abbau der
Muskulatur am Fuß und zu Fußverformungen führen. Steuern Sie gegen – schützen Sie Ihre Füße!
Typische Stellen und Symptome
Zehenunterseite
Ballen
Zehenrücken
Fußverletzungen entstehen normaler­
weise an typischen Druckstellen, z. B.
der Sohle oder auf den Zehenrücken.
Ferse
Offene Wunden sind eine typische
diabetische Fußverletzung.
offene Wunden
Mittelfußknochen
HalluxAusbildung
50°
Ein sogenannter Hallux valgus kann
durch zu enges Schuhwerk entstehen
und in Kombination mit sogenannten Hammer- und/oder Krallenzehen
auftreten. Durch diese Fußverformungen entstehen Druckstellen, auf die
beim Diabetiker besonders geachtet
werden muss.
Der sogenannte „Charcot-Fuß“ ist ein
diabetischer Fuß im fortgeschrittenen
Stadium.
Durch Überbelastung aufgrund
fehlenden Schmerzempfindens bzw.
verstärkten Knochenabbaus sind massive Skelettschäden entstanden.
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Warum gerade Ihre Füße unter
Diabetes mellitus leiden
Ein schlecht eingestellter Blutzucker kann sowohl die Nerven als auch die Gefäße
schädigen und Infektionen auslösen, weil das Immunsystem geschwächt ist.
Die Füße sind davon am häufigsten betroffen.
Nervenschäden
Die Schädigung der Nerven (PNP = Polyneuropathie) ist ebenfalls eine typische Folge des Diabetes,
besonders bei zu hohen Blutzuckerwerten. Sie
sorgen am besten vor, wenn Sie auf dauerhaft gute
Blutzuckerwerte achten und regelmäßig zur Fußkontrolle gehen. Denn auf diese Weise lassen sich
Fußkomplikationen so rechtzeitig erkennen, dass
sie vollständig vermieden oder zumindest eingedämmt werden können.
Anzeichen für diabetesbedingte Nervenschäden:
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Sind die Nerven erst einmal geschädigt, kann Ihnen
dadurch das Gefühl für Schmerz, für Druck, aber
auch für Wärme und Kälte abhanden kommen.
So spüren Sie z. B. nicht mehr, dass das Fußbad zu
heiß ist oder dass ein Schuh drückt. Stattdessen
schmerzen Ihre Füße, besonders nachts unter der
warmen Decke. Wachen Sie davon auf, kann Ihnen
Bewegung Linderung verschaffen.
Das fehlende oder stark eingeschränkte Gefühl in
Ihren Füßen hat auch zur Folge, dass Sie die natürlichen Warnsigna­le, die der Körper bei Verletzungen
auslöst, kaum oder gar nicht mehr wahrnehmen.
Kontrollieren Sie deshalb regelmäßig, ob Ihre Füße
unversehrt sind, denn kleinste Wunden können
sich sonst völlig unbemerkt zu tiefen Geschwüren
entwickeln. Sind sie erst einmal entstanden, heilen
sie aufgrund der diabetesbedingten schlechteren
Durchblutung schwerer als normalerweise. Häufig
kommt auch gar keine dauerhafte Wundheilung
zustande, sodass dann nur noch amputiert werden
kann. Es können einzelne Zehen betroffen sein, Teile
des Fußes oder sogar das Bein.
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Rosige, warme, trockene, rissige Haut
Übermäßige Neigung zu Hornhautbildung
und Nagelpilz
Druckstellen/Hornhautschwielen
Hohl-/Senk-/Spreizfuß
Gelenkschwellungen, Krallenzehen
Pelzigkeits-/Taubheitsgefühl
Gangunsicherheit (wie auf Watte)
Kribbeln wie Ameisenlaufen
Schmerzen, überwärmte und brennende
Füße, oftmals zuerst und besonders nachts,
Besserung beim Gehen
Schmerzhafte Stiche
Temperaturunterschiede warm/kalt
bleiben unbemerkt
Diabetesbedingte Nervenschäden können
Auslöser sein für das sogenannte RestlessLegs-Syndrom:
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Großer Drang, die Füße/Beine zu bewegen,
oft verbunden mit einem „komischen“
Gefühl, das typischerweise von den Muskeln herrührt
Tritt hauptsächlich in den Abendstunden
und in der Nacht auf
Nimmt vor allem im Sitzen und Liegen zu
Bewegung sorgt für deutliche, oft rasche
Besserung
Ihr Arzt kann sehr einfach und für Sie vollkommen
schmerz­los prüfen, ob bei Ihnen eine Nervenschädigung vorliegt:
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Er testet mit einem Nylonfaden, ob Sie den
Druck des Fadens spüren.
Mit einem unterschiedliche Temperaturen
ausstrahlenden „Kalt-Warm-Stift“ klärt er Ihr
Temperaturempfinden.
Er überprüft mit einer Stimmgabel, ob Sie noch
Vibrationen wahrnehmen.
Sie können das Druck- und Berührungsempfinden an Ihren Füßen auch selbst testen.
Holen Sie sich dafür ein sogenanntes Monofilament aus der Apotheke. Das ist ein Nylonfaden mit definierter Festigkeit, der mit
einem Griff versehen ist. Wie Sie ihn korrekt
anwenden, sollten Sie sich von Ihrem Arzt
oder dem Apotheker zeigen lassen. Damit
subjektive Empfindungen ausgeschlossen
werden können, sollten Sie den Test nach
Möglichkeit (zusätzlich) von einer weiteren
Person durchführen lassen.
Das Klopfen mit einem Reflex­hammer zeigt ihm,
ob an Ihrem Fuß und Knie Reflexe ausgelöst
werden.
Wussten Sie schon, dass durch geschädigte Nerven
die Bildung von Fußschweiß reduziert oder sogar
ganz eingestellt werden kann? Die Folge davon ist
spröde und trockene Haut, in die sich leicht Bakterien oder Pilze einnisten können. Deshalb sollten Sie
sie besonders gut pflegen und regelmäßig eincremen.
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Durchblutungsstörungen
Typische Folgen des Diabetes sind besonders bei
lang­fristig zu hohen Blutzuckerwerten Gefäßveränderungen (Arteriosklerose), die zur Verengung
der Gefäße führen. Das macht sich (auch) an Ihren
Füßen und Unterschenkeln bemerkbar: Die Beine
tun weh, das Laufen fällt schwer und Sie bleiben
häufiger stehen, weil die Schmerzen dann nach ein
paar Minuten Ruhe nachlassen.
Ihr Arzt kann mit vier einfachen Untersuchungen
feststellen, ob bei Ihnen eine Durchblutungsstörung vorliegt:
Solche Durchblutungsstörungen bezeichnet man
auch als periphere arterielle Verschlusskrankheit
(pAVK) oder sogenannte „Schaufensterkrankheit“.
Denn auch vor Schaufenstern bleibt man immer
mal wieder stehen, um die verschiedenen Auslagen
zu betrachten.
2. Pulsstatus:
Er prüft, ob Ihre Fußpulse tastbar sind.
Die schlechte Durchblutung sorgt aber nicht nur für
Schmerzen, sondern auch dafür, dass kleinere Verletzungen, z. B. vom Nägelschneiden, nicht mehr so gut
heilen. Werden sie dann auch noch zu spät entdeckt,
haben sie sich häufig längst verschlimmert.
Aber Durchblutungsstörungen in den Füßen und
im Unterschenkel stellen sich nicht von heute auf
morgen ein. Achten Sie deshalb stets auf mögliche
Anzeichen.
Anzeichen für Durchblutungsstörungen
Die Haut ist blass und dünn wie Pergamentpapier.
óó Der Fuß ist kühl oder kalt.
óó Zehen und Fußränder sind bläulich ver­färbt.
óó Beim Gehen treten Krämpfe und Schmerzen in
den Waden auf, die sich durch Stehenbleiben
bessern (Schaufenster­krankheit).
óó Die Beine sind schwer und kraftlos.
óó Im fortgeschrittenen Stadium treten Schmerzen auch im Ruhezustand auf.
óó Wunden heilen schlecht.
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1. Inspektion:
Er betrachtet Ihre Füße und kontrolliert Hautfarbe
und Temperatur und ob Hautveränderungen, Verletzungen oder Verformungen vorliegen.
3. Auskultation:
Er hört die Arterien der Leisten und der Beine ab,
um Geräusche auszuschließen. Strömungsgeräusche weisen auf Einengungen der Arterien hin.
4. Gehtest:
Sie zeigen ihm, wie weit Sie ohne Schmerzen gehen
können.
Durchblutungsstörungen, die noch keine Beschwerden bereiten, kann Ihr Arzt anhand des sogenannten Knöchel-­Arm-Indexes ausmachen. Er bestimmt
dafür seitengetrennt den oberen (systolischen)
Blutdruck Ihrer Arme und den Blutdruck im Bereich
der Fußknöchel. Der Knöcheldruck wird dann durch
den Armdruck geteilt. Liegt das Ergebnis unter 0,9
ist die Durchblutung in den Beinen tatsächlich
gestört.
In diesem Fall kann Ihr Arzt dann mittels Ultraschall, durch Kernspintomographie (MRT) oder eine
Röntgenaufnahme mit Kontrastmittelgabe genauer
untersuchen, wo sich Engstellen in Ihren Blutgefäßen befinden.
Regelmäßige Fußgymnastik verbessert die
Durchblutung! Kreisen Sie die Füße, spreizen
Sie die Zehen, rollen Sie mit dem Fuß auf
einem Tennisball, greifen Sie mit den Zehen
nach einem Gegen­stand und heben Sie ihn
hoch. Weitere Übungen finden Sie auf Seite 23.
Infektionen
Ihr Immunsystem schützt Sie vor Infektionen und
hilft Ihrem Körper, mit Erkrankungen fertig zu
werden. Die Zellen Ihres Immunsystems können
aber nur dann optimal arbeiten, wenn Ihr Blutzucker dauerhaft auf normnahe Werte eingestellt
ist. Andernfalls ist Ihr Immunsystem geschwächt
und Sie sind für bestimmte Infektionen anfälliger.
Zu den möglichen Infektionen zählen auch Pilzerkrankungen. Bei schlecht eingestellten Blutzuckerwerten treten sie oftmals auf, denn Pilze
verstoffwechseln den Zu­cker gut und können sich
auf diese Weise leicht vermehren. Für Sie als Diabetiker wäre eine Pilzerkrankung an den Füßen aber
besonders gefährlich: Denn wird Ihr Fußpilz nicht
rechtzeitig erkannt und behandelt, können sich in
der geschädigten Haut Bakterien einnisten.
Damit es erst gar nicht so weit kommt, sorgen Sie
am besten immer für optimale Blutzuckerwerte.
So bleiben Sie weniger anfällig für Infektionen.
Sollte es aber doch einmal zur Infektion kommen,
muss diese schnell und konsequent behandelt werden! Ihr Arzt wird als erstes die Wunden fachmännisch versorgen und Ihnen dann Antipilzmit­tel und
Antibio­tika (bei bakteriellen Infektionen) verordnen.
Befolgen Sie seine Anweisungen ganz genau.
Eine gute Blutzucker- und Blutdruckeinstellung sowie ein nikotinfreies Leben sind die
beste Fußvorsorge.
Anzeichen für eine Infektion
Unwohlsein mit Fieber und/oder Schüttelfrost
óó Die betroffenen Stellen am Fuß sind gerötet und geschwollen und fühlen sich deutlich wärmer an.
óó Mangelnde Beweglichkeit
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Was Fußkomplikationen begünstigen kann
Grundsätzlich sind auf Dauer erhöhte Blutzuckerwerte die Ursache für die Entstehung
von Fußkomplikationen. Bestimmte Faktoren können sie aber noch begünstigen.
Nicht nur mit der richtigen Fußpflege und geeignetem Schuhwerk können Sie Ihre Füße vor Komplikationen schützen. Auch der Lebensstil ist unter anderem
entscheidend. In der folgenden Tabelle erhalten Sie
einen Überblick über die Risikofaktoren. Bei vielen
können Sie durch richtiges Verhalten gegensteuern.
Risikofaktoren
So verhalten Sie sich richtig
Augen
Ihr Sehvermögen bzw. Ihre Sehschärfe ist
(erheblich) eingeschränkt.
Möglicherweise kann Ihr Augenarzt helfen.
Eine Optimierung Ihrer Sehhilfe kann für
verbesserte Orientierung sorgen. Gut wäre
auch, wenn Sie jemanden hätten, den Sie
bei Bedarf um Hilfe bitten könnten. Das kann
Ihr Partner, ein Freund oder auch ein Nachbar
sein.
Füße
Sie laufen häufig barfuß.
Tragen Sie immer das richtige Schuhwerk: im
Haus und im Garten, beim Sport und Wandern
und auch nachts, wenn Sie nur kurz die Toilette
aufsuchen wollen. Der Grund: Sie können nie
ausschließen, in etwas hineinzutreten.
Bei heißem Wetter könnten Sie die Hitze
unterschätzen. Badeschuhe, Sandalen oder
auch sogenannte Sandsocken (hitzebeständig
und leicht auswaschbar) bieten einen guten
Schutz.
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An Ihren Füßen befinden sich Hornhautschwielen, eingewachsene Zehennägel,
Hühneraugen und/oder Warzen, die Sie verletzungsfrei kaum selbst behandeln können.
Lassen Sie Ihre Füße fachgerecht von einem
Podologen behandeln. Näheres dazu auf
Seite 16.
Sie tragen ungeeignetes Schuhwerk.
Achten Sie auf passgenaues Schuhwerk, das
Ihre Füße vor Verletzungen schützt. Näheres
dazu ab Seite 12.
Sie pflegen Ihre Füße nicht oder falsch.
Mit regelmäßiger Fußpflege helfen Sie Ihren
Füßen, gesund zu bleiben. Worauf es dabei
ankommt, erfahren Sie auf Seite 17.
In der Vergangenheit hatten Sie eine schlecht
heilende Wunde am Fuß.
Sorgen Sie vor und kontrollieren Sie Ihre Füße
jeden Tag auf Druckstellen, Rötungen, Verfärbungen, Blasen oder kleinere Verletzungen.
Näheres ab Seite 15.
Sie haben kalte Füße.
Wärmen Sie Ihre Füße mit gut sitzenden Wollsocken (Bündchen dürfen nicht einengen).
Benutzen Sie auf keinen Fall eine Wärmflasche
oder ein Heizkissen (Verbrennungsgefahr!).
Risikofaktoren
So verhalten Sie sich richtig
Sie müssen länger liegen, weil Sie krank sind.
Achten Sie darauf, dass Ihre Unterschenkel so
unterpolstert sind, dass Ihre Fersen nicht aufliegen. Lassen Sie sich bei der täglichen Fußkontrolle von Angehörigen helfen.
Befinden Sie sich im Krankenhaus, bitten Sie das
Pflegepersonal um die Entfernung des Fußteils
Ihres Bettes. So ist sichergestellt, dass bei hochgestelltem Kopfteil kein Druck auf Ihre Fußsohlen
ausgeübt werden kann.
Gelenke/Beweglichkeit
Ihre Hüfte, Ihr Knie und/oder Ihr oberes
Sprunggelenk weisen entzündliche Gelenkerkrankungen auf.
Pflegen und kontrollieren Sie Ihre Füße regelmäßig und beachten Sie die Anweisungen Ihres
Arztes. Denken Sie auch daran, Ihren diabetischen Fuß bestmöglich zu entlasten.
Sie tragen ein Gelenkimplantat.
Sie können Ihre Gelenke nur noch eingeschränkt bewegen, weil sich z. B. die Gestalt
Ihres Fußes krankhaft verändert hat.
Sie können ein Bein oder beide Beine nur noch
ein­geschränkt bewegen.
Behandlung
Sie nehmen Arzneimittel zur Stabilisierung
Ihres Immunsystems ein.
Kontrollieren Sie Ihre Füße regelmäßig und
beachten Sie die Anweisungen Ihres Arztes.
Es waren bereits Amputationen nötig.
Verhalten
Sie haben starkes Übergewicht.
Denken Sie jeden Tag daran, bewusst etwas
weniger zu essen, und freuen Sie sich über jedes
verlorene Gramm Gewicht. Ihre Füße tragen so
immer weniger Last.
Leben Sie ungesund? Das wäre der Fall, wenn
Sie rauchen, regelmäßig Alkohol zu sich nehmen, sich nicht bewegen und/oder nicht
gesund ernähren.
Bauen Sie mehr Bewegung in Ihren Tag ein, essen
Sie gesünder und lassen Sie Zigaretten und
Alkohol lieber öfter beiseite. Sie selbst fühlen sich
wohler und auch Ihre Füße bleiben so gesünder.
Lebensumstände
Sie können Ihre Füße nicht ausreichend pflegen, weil Sie sie mit den Händen schlecht
erreichen können. Ggf. fehlt Ihnen grundsätzlich eine Hilfe bei der täg­lichen Fußpflege und
-kontrolle.
Wenn Sie Ihre Füße nicht mehr alleine pflegen
können, ist Unterstützung unerlässlich. Sorgen
Sie dafür, dass Ihnen bei der Fußpflege regelmäßig geholfen wird.
Zur Kontrolle Ihrer Füße nehmen Sie am besten
einen Spiegel zu Hilfe. Näheres dazu auf Seite 15.
Können Sie Ihre Füße trotzdem nicht vollständig
und gründlich kontrollieren, brauchen Sie auch
hier jemanden, der Ihnen dabei hilft.
Rat und Hilfestellung erhalten Sie in erster Linie
von Ihrem Arzt. Sie können sich zusätzlich auch
an Selbsthilfeorganisationen wie z. B. den Deutschen Diabetiker Bund e. V. wenden. Kontaktdaten finden Sie auf Seite 20.
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Beste Vorsorge durch pass­genaues Schuhwerk
Ungeeignetes Schuhwerk ist die häufigste Ursache für die Entstehung von Fußverletzungen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Sie nicht nur draußen, sondern auch
zu Hause genau die Schuhe tragen, die Ihren Füßen guttun.
Fragen Sie Ihren Arzt, worauf es bei der Auswahl der
Schuhe in Ihrem speziellen Fall genau ankommt.
Zu berücksichtigen sind dabei z. B. vor allem
eventuell schon bestehende Verletzungen und
Ihr individuelles Risiko, sich neue bzw. weitere
zu­zuziehen.
So sollte Ihr Schuhwerk beschaffen sein
Geeignete Formen
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Passgenauigkeit
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Ausstattung
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Wurden bei Ihnen noch keinerlei diabetesbedingte Nervenschäden
oder Durchblutungsstörungen festgestellt, sollten Sie fußgerechte
Konfektionsschuhe tragen.
Sind Nervenschäden und Durchblutungsstörungen ausgeschlossen,
aber ein oder beide Füße haben ihre Form verändert, sind orthopädische Schuhe für Sie richtig.
Haben Sie aufgrund von Nervenschäden bzw. Durchblutungsstörungen weniger oder gar kein Gefühl in Ihrem Fuß/Ihren Füßen, sollten
Sie Diabetesschutzschuhe mit herausnehmbarer Weichpolstersohle
tragen.
Bei Verletzungen und/oder Infektionen sind Entlastungs- bzw.
Verbandsschuhe die richtige Wahl.
Ihre Schuhe dürfen nicht zu eng sitzen, sollten genügend Platz für die
Zehen bieten, einen ausreichend hohen Spann aufweisen und Ihrer
Ferse einen festen Halt verschaffen.
Kaufen Sie Ihre Schuhe eher weiter als länger. Der Halt nach vorn darf
nicht über den Zehendruck erreicht werden.
Ihre Schuhe sollten lang genug sein – vor Ihrer längsten Zehe muss
noch eine Daumenbreite, mindestens aber 10-12 mm Platz sein bis zur
Schuhspitze (1).
Die Schuhe sollten im Vorfußbereich ausreichend breit, aber nicht zu
weit sein, damit der Fuß nicht hin und her rutschen kann (2).
Die Form Ihrer Schuhe sollte zur Form Ihrer Füße passen. Wichtig ist,
dass Ihre großen Zehen nicht in eine Spitze gedrückt werden und dass
die Innenseite der Schuhe gerade verläuft (3).
Ihre Schuhe sollten aus weichem Obermaterial sein, flache Absätze
und feste bzw. versteifte Sohlen haben und innen mit einem glatten
Fußbett ohne Noppen (z. B. Badeschuhe) und ohne harte Nähte ausgestattet sein.
Ihre Füße müssen in den Schuhen gut Halt finden. Daher ist eine
Schnürung oder ein Klettverschluss auf dem Fußrücken wichtig (4).
Die Fersenkappe Ihres Schuhes sollte fest und leicht gepolstert sein (5).
Achten Sie darauf, dass der Schuh ausschließlich aus atmungsaktivem
Material (keine giftigen Substanzen wie z. B. Formaldehyd) besteht.
Das ist wichtig für ein gesundes Fußklima. Um beim Gehen und Stehen
Belastungen zu minimieren, sollte die Sohle Ihrer Schuhe stabil und
dämpfend sein.
Grafik und zugehöriger Text Copyright CID GmbH, Köln
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Worauf Sie bei Ihren Schuhen achten sollten
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Gewöhnen Sie sich an, Ihre Schuhe mit den
Händen auszutasten, bevor Sie hinein­schlüpfen.
Denn auf­grund des eingeschränkten oder gar
nicht mehr vorhandenen Gefühls signalisieren
Ihnen Ihre Füße nicht, wenn etwas nicht stimmt.
Prüfen Sie also immer zuerst, ob vielleicht
Gegenstände hineingefal­len sind, wie z. B. Brotkrümel oder Steinchen. Ist die Sohle verrutscht
oder gibt es Falten? Tasten Sie raue Stellen?
Wenn ja: Schaffen Sie sofort Abhilfe! Denn nur
wenige Stunden auf einem Steinchen herumzulaufen, das Sie nicht einmal ge­spürt haben,
genügt, um eine schlecht heilende Wunde entstehen zu lassen.
Wechseln Sie die Schuhe mindestens zweimal
täglich. Dafür brauchen Sie wenigstens zwei
Paar optimal sitzende Schuhe – ein Paar Hausschuhe für drinnen und ein paar Straßenschuhe
für draußen (Sandalen oder typische Gesundheitsschuhe sind dafür ungeeignet). Ein Hinweis
zu Hausschuhen: Auch wenn sie wärmen – dicke
Socken oder Hüttenschuhe bieten zu wenig
Schutz. Wählen Sie daher auch für drinnen
Schuhe mit einer festen Sohle. Nehmen Sie auch
in den Urlaub mehr als ein Paar Schuhe mit,
damit Sie genügend wechseln können. Denken
Sie ggf. auch an haltgebende Schuhe für Sport
und Badeschuhe für das Schwimmbad. Informationen zur Kostenübernahme finden Sie auf
Seite 14.
Jeder Fuß verändert seine Form im Laufe der Zeit.
Ehemals perfekt sitzende Schuhe können deshalb plötzlich drücken. Achten Sie daher auf entsprechende Hinweise wie z. B. ausgebeulte Stellen im Bereich der Ferse. Und schaffen Sie sofort
Abhilfe, indem Sie die Schuhe ersetzen, damit der
Schuh keinesfalls dadurch an einer Stelle Druck
auf Ihren Fuß ausübt.
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Lagern Sie Ihre Schuhe in einer trockenen Umgebung. Trocknen Sie nass gewordene Schuhe nicht
an oder auf der Heizung. Sie könnten einlaufen
und drücken dann, auch wenn sie vorher bestens
saßen. Stopfen Sie stattdessen Zeitungspapier
hinein und wechseln Sie das feuchte Papier hin
und wieder gegen trockenes. Sind die Schuhe nur
noch leicht feucht, präparieren Sie sie mit Schuhspannern, damit sie ihre optimale Form behalten.
Kontrollieren Sie bei älteren Schuhen, ob innen
Unebenheiten durch gerissenes Innenfutter
oder aufge­platzte Nähte entstanden sind, und
lassen Sie diese ggf. reparieren oder tauschen
Sie sie aus. Dies gilt insbesondere für Ihre Lieblingsschuhe, wenn Rötungen, Verhornungen oder
Nagelveränderungen regelmäßig wiederkehren.
Einlagen kann Ihnen Ihr Arzt verordnen. Sie
sollten immer den ganzen Fuß abdecken und
an keiner Stelle (Kanten) drücken. Kontrollieren
Sie den Zustand Ihrer Einlagen in regelmäßigen
Abständen und sorgen Sie ggf. für Austausch.
Pflegen Sie Ihre Schuhe regelmäßig und kontrollieren Sie sie dabei auch auf Schäden und evtl.
Hineingefallenes. Auf Nummer sicher gehen
Sie, wenn Sie sie mit der Öffnung nach unten
ausklopfen. Überprüfen Sie auch Ihre Einlagen:
Nehmen Sie sie dafür regelmäßig aus den Schuhen heraus und reinigen Sie sie bei Bedarf. Ihr
Orthopädieschuhmacher gibt Ihnen sicher gern
noch weitere Hinweise zur optimalen Pflege.
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Noch ein paar Tipps – speziell für den
Schuhkauf:
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Damit Sie den richtigen Schuh leichter finden,
fertigen Sie sich am besten eine Schablone an.
Stellen Sie sich dafür barfuß auf ein Blatt Papier
und zeichnen Sie mit einem Stift die Umrisse
des Fußes nach. Schneiden Sie den Umriss aus
und benutzen Sie ihn als Schablone. Passt die
Schablone in den ausgewählten Schuh, ohne zu
knicken, hat Ihr Fuß genügend Freiraum.
Kaufen Sie Ihre Schuhe am Nachmittag. Denn zu
dieser Zeit sind die Füße meist dicker und Sie laufen nicht Gefahr, dass die neuen Schuhe später
drücken. Bei wenig Gefühl im Fuß und Unsicherheit, wählen Sie möglicherweise zu enge Schuhe.
Wenn Sie sie ausmessen lassen, sind Sie auf der
sicheren Seite.
Laufen Sie Ihre neuen Schuhe erst einmal zu
Hause ein, anfangs nur eine halbe Stunde. Und
prüfen Sie Ihre Füße anschließend gut auf eventuelle Druckstellen.
+
=
Verzichten Sie auf zu enges Schuhwerk – so beugen
Sie Druckstellen und Fußverformungen vor.
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Strümpfe – darauf kommt es an!
Ohne die richtigen Strümpfe bieten selbst die
besten Schuhe keinen Schutz vor Schäden und
Verletzungen:
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Tragen Sie nicht zu enge und nicht zu weite
Strümpfe. Sie sollten korrekt, also ohne Falten,
sitzen.
Verwenden Sie Strümpfe mit hohem Baumwoll­
anteil ohne Nähte und Abschlussgummis. So
behindern sie weder die Durchblutung noch
können sie Druckstellen erzeugen.
Am besten, Sie benutzen helle Strümpfe, damit
Sie anhand von Flecken sofort feststellen können,
ob Sie sich vielleicht verletzt haben.
Wechseln Sie Ihre Strümpfe täglich.
Bereits ein Brotkrümel oder Sandkörnchen
kann – bei einer Nervenschädigung – unbemerkt zu einer Verletzung führen. Laufen Sie
deshalb niemals barfuß und auch nicht nur
in Strümpfen!
Verordnung von Hilfsmitteln
Bei medizinischer Notwendigkeit kann Ihr
Arzt je nach Erfordernis Diabetes-adap­tier­te
Fußbettungen, Diabetikerschuhe oder orthopädische Maß­schuhe verordnen. Neben der
gesetzlichen Zuzahlung zahlen Sie für die
Schuhe einen Eigenanteil.
Sie als Diabetiker spüren den Schmerz nicht
mehr so deutlich und denken vielleicht:
„Ach, diese kleine Wunde ist harmlos.“
Doch im Fußinneren kann es ganz anders
aussehen.
Auch Blutergüsse unter der Hornhaut können sich zu offenen Wunden entwickeln.
Egal was es ist: Suchen Sie im Zweifelsfall
immer den Arzt auf! Nur er ist fachkundig
und kann entscheiden, was zu tun ist.
Haben Sie ein Auge auf Ihre Füße
Mit gesunden Füßen bleiben Sie mobil! Widmen Sie Ihren Füßen daher sehr
viel Aufmerksamkeit. Am besten, Sie untersuchen sie jeden Tag, um kleinste
Verletzungen oder Entzündungen so früh wie möglich zu entdecken.
So untersuchen Sie Ihre Füße richtig:
Hautverletzungen können zu Entzündungen führen. Kontrollieren Sie Ihre Füße deshalb rundherum:
vor allem die Fußsohlen, die Fersen, die Zehenzwischenräume und Beugefalten. Bei Bedarf mit einem
Handspiegel, mit dem Sie auch die Fußsohlen gut
betrachten können. Oder Sie verwenden einen Fußspiegel mit extralangem Griff und Vergrößerungsglas. Eine andere Möglichkeit wäre, einen Vergrößerungsspiegel an die Wand zu lehnen und Ihren Fuß
zur Überprüfung davor aufzustellen. Auch auf diese
Weise können Sie nichts übersehen. Oder Sie bitten
Ihren Partner, einen Freund oder eine andere Ihnen
nahe stehende Person um Hilfe.
Schauen Sie nun genau nach, ob Sie Rötungen,
Hautrisse, Blasen oder Fremdkörper in der Haut
feststellen können. Und achten Sie auf Nagelpilz –
kontrollieren Sie dafür auch die Zehenzwischenräume. Pilzerkrankungen müssen behandelt werden, weil sie eine Eintrittspforte für Entzündungen
sein können.
Wann Sie Ihre Füße untersuchen sollten:
óó täglich
óó gleich nachdem Sie neue Schuhe getragen haben
óó wenn Sie einen längeren Weg zu Fuß zurückgelegt
haben
Der Grund: Auch die kleinste Verletzung kann sich
entzünden und schwere Komplikationen nach sich
ziehen.
Achten Sie auch auf Anzeichen für
eine Pilzinfektion!
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Zwischen den Zehen befinden sich Einrisse. Die Haut kann hier außerdem gerötet
sein – mit weißlichem Rand oder Belag.
Schreitet die Pilzerkrankung voran, wirkt
die Haut regelrecht aufgeweicht, sie nässt
und es können Bläschen oder Pusteln
entstehen.
An den Fußsohlen ist die Haut trocken
und schuppig.
Die Nägel sind verdickt und vor allem an
den Rändern gelb- oder weißlich verfärbt.
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Was Sie im Einzelnen überprüfen sollten:
óó Ist die Haut trocken oder rissig?
óó Weisen die Füße Druckstellen, Rötungen, Verfärbungen, Blasen oder kleinere Verletzungen auf?
óó Ist der Fuß geschwollen / fühlt sich überwärmt
an?
óó Haben sich Hühneraugen oder Hornhaut­
schwielen gebildet?
óó Hat sich ein Hautpilz eingenistet, vor allem zwischen den Zehen oder am Nagelbett?
óó Ist die Haut zwischen den Zehen weißlich verfärbt?
óó Gibt es Anzeichen dafür, dass die Fußnägel einwachsen?
óó Sind die Nägel dicker geworden oder haben sich
verfärbt?
Erste Hilfe für Ihre Füße
Bereits kleinere Verletzungen sollten um­gehend
behandelt werden! Reinigen Sie die Wunde deshalb
gleich mit farblosem Desinfektionsmittel, legen Sie
einen sterilen Verband an und belasten die Stelle
nach Möglichkeit nicht mehr. Achtung: Fußbäder,
Salben u. ä. sind tabu!
Ist die Wunde nach 14 Tagen nicht verheilt und
Sie stellen Rötungen oder Schwellungen fest oder
haben Schmerzen, Schüttelfrost oder Fieber, kontaktieren Sie umgehend Ihren Arzt.
Wann Sie einen Podologen aufsuchen
sollten
Hühneraugen und dickere Hornhaut­schwie­len sind
bei einem diabetologisch geschulten medizi­ni­schen
Fußpfleger bzw. Podologen am besten aufgehoben.
Ein Podologe ist ein qualifizierter medizinischer
Fuß­pfleger. Er arbeitet nicht nur mit Ärzten, sondern auch mit Orthopädieschuhmachern eng
zusammen. Die Ausbildung ist gesetzlich festgelegt
und dauert zwei Jahre. Nicht jeder Fußpfleger ist
für die medizinisch qualifizierte Fußpflege ausgebildet, die bei Ihnen als Diabetiker wichtig ist.
Ein Podologe entfernt bzw. trägt krankhafte Hornhaut­verdickungen verletzungsfrei ab und behandelt Zehen­nägel, die krankhaft verdickt sind oder
dazu neigen, in die Haut einzuwachsen. Besteht bei
Ihnen ein erhöhtes Risiko für Fußkomplikationen,
wird Ihr Arzt eine regelmäßige podologische Untersuchung und ggf. Behandlung für Sie in Betracht
ziehen.
Adressen von Podologen in Ihrer Nähe hält Ihr
Gesundheitsberater für Sie bereit. Rufen Sie ihn
einfach an.
Sieben goldene Regeln für die Sicherheit Ihrer Füße:
1. Lassen Sie mindestens einmal jährlich Ihre
Füße vom Hausarzt oder Diabetologen
untersuchen.
2. Tragen Sie immer geeignetes Schuhwerk,
egal ob im Haus oder Garten, beim Sport
oder Wandern.
3. Scharfe Gegenstände (z. B. Scheren) oder
Hitze (z. B. heißer Sand) sind für Ihre Füße
tabu. Vorsicht auch bei Wärmflaschen oder
Heizgeräten.
4. Gehen Sie auch mit „Kleinigkeiten“, z. B.
Blasen, Rissen und kleinen Wunden unverzüglich zum Arzt.
5. Falls eine Wunde innerhalb von zwei Wochen nicht abheilt, suchen Sie unbedingt
schnell einen Arzt auf.
6. Laufen Sie nie barfuß oder in Socken. Hausschuhe schützen Sie.
7. Beraten Sie mit Ihrem Arzt, welche Art von
Sport oder Bewegung für Sie sinnvoll ist.
Copyright CID GmbH, Köln
Verordnung und Kostenübernahme
Ihr behandelnder Arzt kann Maßnahmen der podologischen Therapie verordnen, wenn sie der Behandlung krankhafter Veränderungen am Fuß infolge Diabetes mellitus (diabetisches Fußsyndrom)
dienen. Hierzu zählen Schädigungen der Haut und der Zehennägel bei nachweisbaren Gefühls- und/
oder Durchblutungsstörungen der Füße (Makro-, Mikroangiopathie, Neuropathie, Angioneuropathie).
Die podologische Therapie kommt Ihnen zugute, wenn dadurch unumkehrbare Folgeschä­di­gungen
der Füße, wie z. B. Entzündungen und Wund­heilungs­störungen, vermieden werden können.
Die KKH übernimmt die Kosten abzüglich der gesetzlichen Zuzahlung. 16
Waschen, trocknen, feilen, pflegen
Mit der richtigen und vor allem schonenden Fußpflege helfen Sie Ihren Füßen,
gesund zu bleiben. Damit Sie sich dabei nicht verletzen, sollten Sie ein paar
Grundregeln beachten.
Waschen und baden
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óó
óó
óó
Waschen Sie Ihre Füße täglich mit lauwarmem
Wasser, am besten in einem Fußbad.
Das Fußbad sollte nicht länger als drei bis fünf
Minuten, maximal aber 10 Minuten dauern, da
in Ihre aufgeweichte Haut Pilze und Bakterien
eindringen können.
Die optimale Wassertemperatur liegt bei 37 bis
38 Grad. Kontrollieren Sie sie mit einem Thermometer, ausnahmsweise geht auch ein Test mit
dem Ellenbogen. Auf eine eventuelle Reaktion
Ihrer Füße können Sie sich nicht verlassen.
Benutzen Sie eine milde, pH-neutrale Seife.
Trocknen Sie Ihre Füße gründlich und behutsam
ab, besonders zwischen den Zehen. Benutzen Sie
ein Wattestäbchen oder gehen Sie einmal mit
einem weichen Papiertuch durch die Zehenzwischenräume, damit sie wirklich ganz trocken
sind. Das ist wichtig, damit sich kein Fußpilz
bilden kann. Kommen Sie nicht allein zurecht,
bitten Sie jemanden Ihnen zu helfen.
Bei Verletzungen oder Geschwüren dürfen Sie
Ihre Füße nicht baden, da Bakterien direkt in die
Blutbahnen gelan­gen und schwere Infektionen
verursachen können! Säubern Sie Ihre Füße mit
einem Waschlappen und sparen Sie die Wunde
dabei aus.
Fußpflege
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óó
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Nägel kürzen und feilen
óó
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óó
óó
Feilen Sie Ihre Nägel gerade und nicht zu kurz,
sodass sie mit der Zehenkuppe abschließen.
Feilen Sie aber nicht zu tief, damit Sie sich nicht
verletzen.
Verzichten Sie auf alle scharfen und spitzen
Scheren, Zangen und Knipser.
Nutzen Sie stattdessen eine Sandfeile oder eine
abgerundete Diamantfeile.
Ist ein Nagel eingewachsen, wenden Sie sich
damit lieber an Ihren Podologen.
óó
Entfernen Sie Hornhaut oder Schwielen am
besten nur mit einem Bimsstein oder Kunststein
und niemals mit einem Hornhauthobel, einer
Raspel oder einer Rasierklinge! Zur professionellen Fußpflege können Sie sich auch an einen
Podologen (zertifizierter Fußpfleger) wenden.
Schwielen sind das Ergebnis von starkem Druck.
Ist dieselbe Stelle immer wieder betroffen, sollten Sie kontrollieren lassen, ob Ihre Schuhe oder
Einlagen die Ursache sind.
Hühneraugen gehören immer in die Hände von
Podologen, die diese sachkundig entfernen. Hühneraugenpflaster sind aufgrund der enthaltenen
Säure für Sie tabu.
Zur Vermeidung von Fußpilz ist es ratsam, nach
dem Waschen und Abtrocknen der Füße noch
einmal mit einem Kosmetiktuch durch die
Zehenzwischenräume zu gehen, damit diese
auch wirklich ganz trocken sind. Fußpilz äußert
sich durch rissige Haut, die Krankheitskeimen
den Zugang erleichtert. Lassen Sie sich bei Bedarf
rechtzeitig von Ihrem Arzt beraten.
Verfärben sich Ihre Zehennägel, kann Nagelpilz
die Ursache sein. Fragen Sie Ihren Arzt nach der
weiteren Vorgehensweise.
Cremen Sie Ihre Füße nach dem Abtrocknen
regelmäßig ein, damit die Haut nicht austrocknet, rissig wird und sich entzündet. Die verwendete Creme muss rückfettend sein, darf aber
keinen Fettfilm hinterlassen, damit die Haut
atmen kann. Cremen Sie nicht zwischen den
Zehen, damit die Haut dort nicht zu feucht wird.
Je trockener die Haut ist, umso häufiger sollten
Sie Ihre Füße einreiben. Es empfiehlt sich, eine
feuchtigkeitsspendende Emulsion oder Pflegeschaum mit Harnstoff zu verwenden. Wählen Sie
die Harnstoffkonzentration in Abhängigkeit vom
Zustand Ihrer Haut nach folgenden Regeln:
– bei normaler Haut 5 %
– bei trockener Haut 10 %
– bei besonders trockener Haut 15 %
– in extremen Fällen für die Fußsohle und nur
nach Rücksprache mit dem Arzt (wirkt Hornhaut
ablösend) 40 %
Verzichten Sie auf Produkte mit Alkoholzusatz
oder ätherischen Ölen. Ungeeignet sind auch reine
Vaseline, Melkfett, Zinkpaste, Babyöl oder Puder.
17
Wann Sie Ihren Arzt aufsuchen sollten
Mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen schützen Sie sich vor schwerwiegenden
Fußkomplikationen, die sich unbemerkt entwickeln können. Nutzen Sie unsere Checkliste!
Zustand Ihrer Füße
Ihren Füßen geht es den Umständen
entsprechend gut? Die Empfindung ist
konstant und es sind noch keine Probleme
aufgetreten?
So oft sollten Sie zur Kontrolluntersuchung
Druckstellen sind eine große Gefahr für die Entstehung von Wunden und Fußkomplikationen.
Sie sollten rechtzeitig erkannt werden.
Lassen Sie Ihre Füße, das Druck- und Berührungsempfinden, Ihre Strümpfe und Ihr Schuhwerk deshalb mindestens einmal im Jahr bei
Ihrem Arzt kontrollieren.
Leiden Sie unter Empfindungsstörungen
wie nächtlichem Kribbeln oder Brennen
oder sogar einer fehlenden Empfindung
von Berührung (Zeichen einer Neuropathie/Nervenschädigung)?
Wurden bei Ihnen zusätzlich Durchblutungsstörungen festgestellt oder sogar
mit einem Katheter behandelt?
Dann lassen Sie Ihre Füße viermal im Jahr
kontrollieren.
Und/oder
Ihr Fuß ist in seiner Form verändert (wie
beispielsweise durch eine Hammerzehe),
wodurch Druckstellen entstehen können?
Ist bei Ihnen schon einmal eine offene
Stelle am Fuß aufgetreten?
Dann sind sehr häufige Untersuchungen ratsam,
je nach Empfehlung Ihres Arztes jeden Monat
bis zu alle drei Monate.
Je schneller eine neue Wunde behandelt wird, desto besser und schneller gelingt die Wundheilung.
18
Woran Sie beim Arztbesuch denken sollten
Nehmen Sie jeden Arzttermin gewissenhaft wahr und bereiten Sie sich gut darauf vor.
Nutzen Sie unsere Checkliste. So können Sie keine Fragen vergessen und sind am Ende
bestens informiert.
Woran Sie vor Ihrem Arzttermin denken sollten:
óó
Reinigen Sie sich die Füße.
óó
Tragen Sie keine Strumpfhose.
óó
Erstellen Sie eine Liste Ihrer Medikamente und Behandlungen.
óó
Nehmen Sie eventuelle Befunde anderer Ärzte mit.
óó
Denken Sie an Ihren Diabetikerpass und Ihren Maßnahmenplan.
óó
Notieren Sie sich Fragen, die Sie stellen möchten.
óó
Nehmen Sie ggf. eine Vertrauensperson mit.
Was beim Arzt wichtig ist:
óó
Sagen Sie gezielt, welche Beschwerden Sie haben.
óó
Haken Sie bei Verständnisschwierigkeiten sofort nach.
óó
Sprechen Sie auch evtl. Sorgen, Nöte und Ängste an.
óó
Entscheiden Sie die nächsten Schritte gemeinsam mit Ihrem Arzt.
óó
Erbitten Sie die Befunde und einen Eintrag in Ihrem Diabetikerpass.
Haben Sie noch keinen, fragen Sie uns oder Ihren Arzt danach.
Informieren Sie Ihren Arzt,
óó
wenn Sie Rötungen, Blasen, Einrisse, Verhornungen, Hühneraugen oder Nagelpilz
an Ihren Füßen beobachtet haben;
óó
wie oft Sie Ihre Füße begutachten;
óó
wie und womit Sie Ihre Füße pflegen;
óó
über eventuelle Operationen an Ihren Gefäßen;
óó
über neue oder veränderte Verletzungen;
óó
óó
wenn Sie Anzeichen für Nervenschädigungen bemerkt haben
(die Haut ist warm, trocken und rissig, Sie haben auch nachts Schmerzen,
spüren keinen Wechsel zwischen warm und kalt, haben ein Taubheitsgefühl,
sind unsicher beim Gehen);
wenn Sie Anzeichen für Gefäßschädigungen bemerkt haben
(Ihre Füße sind kalt, die Haut ist blass, Sie haben Wadenschmerzen,
Wunden und Druckstellen schmerzen);
óó
über eine Fußfehlstellung;
óó
über Gelenkbeschwerden.
19
Fragen Sie Ihren Arzt,
óó
wie hoch Ihr Risiko für eine Fußverletzung ist;
óó
welches Schuhwerk für Sie geeignet ist und wo Sie es bekommen können;
óó
nach podologischen Leistungen für die Fußpflege.
Wenn Sie sich eine Fußverletzung zugezogen haben, fragen Sie,
óó
was sie verursacht hat und wie sie behandelt werden kann;
óó
welche Auswirkungen die Behandlung hat und ob es Alternativen gibt.
Sollte Ihr Arzt Ihnen zur Amputation geraten haben:
óó
Klären Sie, ob es keine Alternative gibt.
óó
Bitten Sie, falls medizinisch möglich, um Bedenkzeit.
óó
óó
Holen Sie bei einer diabetischen Fuß-Ambulanz eine zweite Meinung ein.
Adressen hält Ihr Gesundheitsberater für Sie parat.
Besprechen Sie sich ggf. mit einer Vertrauensperson und anderen Betroffenen.
Klären Sie zum Schluss,
óó
wann Sie sich wieder vorstellen sollen;
óó
woran Sie beim nächsten Arzttermin denken sollten;
óó
wann Sie Ihren Arzt sofort erneut aufsuchen sollten;
óó
ob Sie sonst noch etwas wissen sollten.
Liebe Angehörige, Freunde und Bekannte!
Fachgesellschaften fordern, vor jeder Amputation
eine Zweitmeinung einzuholen. Das wird häufig
von den sehr kranken Betroffenen aus verschiedensten Gründen nicht eingefordert und von
Einrichtungen mit wenig Behandlungserfahrung
nicht umgesetzt. Daher ist es wichtig, dass Sie einspringen und Ihre betroffenen Familienmitglieder,
Freunde und Bekannten unterstützen.
Rufen Sie die dafür eingerichtete Notruf-Nr.
01803 123406 an (9 ct/min aus dem Festnetz,
Mobilfunk max. 42 ct/min) oder schreiben Sie eine
E-Mail an [email protected]
Hilfe und weitere Informationen können Sie hier erhalten:
Deutscher Diabetiker Bund e. V.
Käthe-Niederkirchner-Straße 16
10407 Berlin
Telefon: 030 420824980
www.diabetikerbund.de
20
Amputierten-Selbsthilfe e. V. (AS)
www.stolperstein.com
Wer behandelt was?
Um Sie und Ihre Füße kümmern sich Ärzte und Fachleute aus verschiedenen ambulanten
und stationären Versorgungsbereichen. Sie arbeiten eng zusammen und garantieren eine
Behandlung von hoher Qualität auf der Basis gesicherter Forschungsergebnisse.
Ihr Hausarzt ist Ihr Hauptansprechpartner. Er koordiniert die Behandlungsabläufe, kontrolliert Ihre
Füße regelmäßig und überweist Sie bei Bedarf an
einen Facharzt, Podologen, Physiotherapeuten oder
Psychologen.
Befund
Behandlung
Besonderheiten
Hornhautverdickungen, Zehen­
nägel, die krankhaft verdickt
sind oder dazu neigen, in die
Haut einzuwachsen:
lassen Sie von einem
Podologen behandeln.
Ein Podologe ist speziell für
die Fuß­pflege von Diabetikern
ausgebildet.
Eine akute, aber unkomplizierte Verletzung:
kann in einem spezialisierten
Zentrum (diabetische Fußambulanz) versorgt werden.
Eine akute, aber unkomplizierte Verletzung bei einer Nervenschädigung oder Verformung
Ihrer Füße:
sollte unbedingt in einem
spezialisierten Zentrum
(diabetische Fußambulanz)
behandelt werden.
Die Fußambulanz übernimmt
gemeinsam mit Ihrem Hausarzt die kontinuierliche Wundversorgung und Kontrolle Ihrer
Befunde.
Akute und umfangreiche
Fußverletzungen:
sollten unbedingt in einem
spezialisierten Zentrum mit
angeschlossener stationärer
Behandlung versorgt werden.
Während Ihres Krankenhausaufenthaltes wird gemeinsam
mit Ihrem Hausarzt die Weiterbetreuung koordiniert.
Bei Verdacht auf eine diabetische Neuro-Osteoarthropathie
(DNOAP) – fortgeschrittenes
Stadium des diabetischen
Fußes:
ist die Behandlung in einer
Spezialeinrichtung, die mit der
Behandlung des Krankheitsbildes vertraut ist, dringend zu
empfehlen.
Auch die Nachbetreuung sollte
dauerhaft von dieser spezialisierten Einrichtung erfolgen.
Sind Verletzungen abgeheilt
und ist Bewegung erforderlich:
wenden Sie sich an einen
Physiotherapeuten bzw.
Krankengymnasten.
Sinnvoll sind Gehtrainingseinheiten, Maßnahmen für die
bessere Beweglichkeit und
Stärkung der Muskelkraft,
medizinisches Training für
Beine und Füße, Elektrotherapie bei Schmerzen und zur Verbesserung der Wundheilung.
Haben Sie Depressionen und/
oder Ängste:
suchen Sie Hilfe bei einem
Psychologen.
Hier erhalten Sie Hilfe zur
Krankheitsbewältigung und
Unterstützung bei seelischen
Beschwerden.
Quelle: Patientenleitlinie zur Nationalen Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes, Prävention und Behandlungsstrategien für Fußkomplikationen Version 01.01 vom April 2008
21
Bleiben Sie aktiv
Auch bei Fußkomplikationen ist Bewegung wichtig. Denken Sie aber daran, Ihren Fuß
dabei so wenig wie möglich zu belasten. Worauf es noch ankommt, klären Sie vorab
mit Ihrem Arzt.
Körperliche Betätigung wirkt sich positiv auf den
Zucker­haushalt aus, weil sie die Insulinempfindlichkeit der Körper­zellen erhöht. Außerdem sorgt Bewegung für ein rundum positives Lebensgefühl: Noch
bis zu 72 Stunden danach hält diese Wirkung an.
Sie sollten aus diesen Gründen regelmäßig körperlich aktiv werden, mindestens aber dreimal pro
Woche. Für den Anfang genügen 30 bis 45 Minuten durchaus. Integrieren Sie parallel noch andere
Aktivitäten in den Alltag, sollten sich erste Erfolge
schon bald einstellen.
Bevor Sie mit den Aktivitäten beginnen, fragen Sie
Ihren Arzt, wie Sie sich belasten dürfen. Vielleicht
wird Ihr Arzt Sie dafür untersuchen und auch noch
einmal Ihre Füße inspizieren. Möglicherweise wird
er Ihnen auch zu bestimmten Einschränkungen
raten.
Denn gerade bei Fußkomplikationen sind nur Sport­
arten zu empfehlen, die keine besondere Belastung
für die Füße mit sich bringen. Deshalb sind langes
Gehen, Joggen oder Ballspielen für Sie nicht geeignet. Stattdessen sollten Sie sich auf einen Sport
verlegen, bei dem Ihre Füße Ihr Körpergewicht
nicht tragen müssen, wie zum Beispiel Schwimmen oder Radfahren. Auch Krafttraining ist gut
und sinnvoll, solange sich Ihre Füße in geeignetem
Schuhwerk befinden und kein Druck auf sie ausgeübt wird.
22
Durch die Arbeit der Muskulatur beim Sport sinkt
der Blutzuckerspiegel. Werden Sie mit Insulin behandelt, sollten Sie deshalb vor, während und nach
der körper­lichen Aktivität Ihren Blutzucker messen.
So können Sie mögliche Blutzuckerentgleisungen
erkennen und rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten. Nehmen Sie Sulfonylharnstoffe wie zum Beispiel Euglucon® oder Glibenclamid ein, kann durch
Sport ein erhöhtes Risiko für eine Unterzuckerung
entstehen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob Sie mit
der Einnahme pausieren oder die Dosis reduzieren
sollen.
Näheres dazu finden Sie in unserem Infoblatt
„Körperlich aktiv mit Diabetes mellitus“ im Internet
unter www.kkh.de/download in der Rubrik Krankheiten.
Haben Sie Ihren Zucker im Griff, können Sie
normalerweise so oft, so lange und so intensiv Sport treiben, wie Sie mögen. Stimmen Sie
Ihr Vorhaben aber immer vorher mit Ihrem
Arzt ab. Er kann am besten einschätzen, was
Ihnen guttut und was zu viel sein könnte.
Gymnastik für Ihre Füße
Fußgymnastik kräftigt die Muskulatur, fördert die Durchblutung, trainiert die
Bewegungskoordination und schult die Wahrnehmung.
So geht’s: Sie setzen sich auf einen Stuhl ohne sich anzulehnen und stellen Ihre Füße so auf, dass ein rechter Winkel entsteht. Nun beginnen Sie mit den Übungen und wiederholen jede 10 Mal pro Fuß oder Bein.
Treten Schmerzen auf, brechen Sie bitte sofort ab!
1. Zehen strecken und beugen, dazwischen lockern
in
Je Fuß/Be
l
10 Ma
2. Fersen anheben und absetzen
3. Den vorderen Teil des Fußes anheben, nach außen drehen, absetzen
4. Fersen anheben, nach außen drehen, absetzen
5. In kleinen Schritten nach vorn trippeln
6. Ein Bein heben, nach vorn strecken, Fuß ebenfalls strecken, locker lassen,
absetzen
7. Ein Bein heben, nach vorn strecken, versuchen, die Zehenspitzen auf sich selbst
zeigen zu lassen, locker lassen, absetzen
8. Beide Beine heben und ausstrecken. Mit den Zehenspitzen versuchen, abwechselnd auf sich zu zeigen und von sich weg zu strecken, locker lassen, absetzen
9. Mit den Füßen eine Zeitung ganz klein zusammenknüllen, glattstreifen und
versuchen, sie mit den Zehen zu zerreißen
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages Kirchheim+CO GMBH
23
Mit einem diabetischen Fuß leben lernen
Der Umgang mit einem diabetischen Fußsyndrom ist oft nicht einfach und kann auch
Ihr seelisches Befinden beeinflussen. Teilen Sie Ihre Sorgen mit Ihrem Arzt und lassen
Sie sich unterstützen.
Es fällt wohl niemandem leicht, sich auf das Leben
mit einem diabetischen Fuß einzustellen. Man hat
kein Gefühl mehr im Fuß, Schmerzen, es kribbelt
und man sucht Hilfe in der Bewegung, im „Füße
unter die Matratze stecken“ oder vergisst seinen
Fuß, weil man ja nichts mehr spürt.
damit zum Beispiel die wichtige Druckentlastung
beim Gehen zu vergessen. Vielleicht gewöhnen Sie
sich bestimmte Anleitungen an, wie „erst mal die
Schuhe anziehen“ oder „gleich wieder richtig auftreten“. Das kann im Alltag, besonders bei Ablenkung, sehr hilfreich sein.
Haben Sie sich da dann auch schon einmal gefragt,
wie es möglich ist, dass ein Fuß, der normal aussieht und nicht weh tut, gefährlich sein kann?
Diese Frage hat sich vermutlich schon jeder Betroffene mindestens einmal gestellt. Viele empfinden
ihre Füße als Belastung und möchten alles, was
damit zusammenhängt, am liebsten verdrängen.
Geben Sie Ihren „neuen“ Schuhen eine Chance
Auch das Tragen von diabetischem Schuhwerk ist
für viele Betroffene erst einmal gewöhnungsbedürftig. Die „neuen“ Schuhe fühlen sich zu weit
an und weil man sie nicht so recht spürt, hat man
das Gefühl, sie sitzen nicht richtig. Vielleicht müssen Sie sich auch erst einmal an das regelmäßige
Tragen solcher „Halbschuhe“ gewöhnen, weil sie
nicht Ihrem Geschmack entsprechen oder nicht zur
Kleidung passen wollen. Vielen Diabetikern ergeht
es so. Doch Sie werden sehen: Mit der Zeit gewöhnen Sie sich daran und eines Tages ist der Schutz
Ihrer Füße durch passgenaues Schuhwerk für Sie
zur Selbstverständlichkeit geworden.
Denken Sie für Ihre Füße mit
Versuchen Sie dennoch, gut auf Ihre Füße zu achten, damit keine Verschlechterungen eintreten.
Das ist besonders wichtig, wenn Sie in der Nacht
„nur mal kurz“ zur Toilette gehen wollen. Denken
Sie daran, Ihre Hausschuhe anzuziehen! Ihr Fuß
„braucht“ es, dass Sie für ihn mitdenken. Denn
durch die fehlenden Schutzreflexe bei Schmerz
kann er sich nicht mehr selbst bemerkbar machen,
wenn Sie sich stoßen oder auf etwas treten sollten.
Auch am Tag sollten Sie sich durch Selbstbeobachtung und Kontrolle davor schützen, Ihren Fuß und
24
Wenn der Fuß zur seelischen Belastung wird
Über die Zeit kann der Umgang mit einem diabetischen Fuß zur Gewohnheit werden – die Einschränkungen, die tägliche Pflege und Kontrolle,
das besondere Schuhwerk sowie die regelmäßigen
Arztbesuche gehören dann einfach mit dazu.
So mancher knabbert aber auch an der veränderten Lebenssituation und kann sich damit nicht
leicht abfinden oder fühlt sich den Herausforderungen nicht gewachsen. In solchen Situationen
kann ein diabetischer Fuß zur seelischen Belastung
werden.
Es unbedingt allein schaffen zu wollen, ist dann
der falsche Weg. Besser ist es, sich Unterstützung
zu holen und seine Sorgen zu teilen. Vieles fällt
dann einfach leichter und das Wohlbefinden steigt
wieder an. Das wirkt sich u. a. positiv auf die Fußgesundheit aus.
Haben Sie selbst das Gefühl, dass Sie der Umgang
mit Ihrer Erkrankung bedrückt, Sie weniger Freude
im Alltag haben, es Ihnen schwerer fällt, sich zu
motivieren, oder haben Sie negative Gedanken,
besteht die Möglichkeit, dass Sie an einer Depression erkrankt sind. Mit dem nachfolgenden Test
können Sie besser einschätzen, wie es Ihnen geht
und ob Sie mit gezielter Hilfe besser aus dem Tief
herauskommen.
Sprechen Sie über das Ergebnis unbedingt mit
dem Arzt Ihres Vertrauens. Vielleicht hilft es Ihnen
schon, Ihr Herz auszuschütten und einen guten
Rat für den Umgang mit Situationen zu erhalten,
die Ihnen schwer fallen. Vielleicht rät Ihnen Ihr Arzt
auch zu einer medikamentösen Therapie.
Darüber hinaus können für Sie auch Kontakte zu
anderen Betroffenen hilfreich sein, wie Sie sie in
einer Selbsthilfegruppe knüpfen können. Oder Sie
lassen sich von professioneller Seite helfen. Ihr Arzt
wird Sie beraten und dafür sorgen, dass Sie die
Unterstützung erhalten, die Sie benötigen.
die ganze Zeit
meistens
mehr als die Hälfte der Zeit
weniger als die Hälfte der Zeit
ab und zu
zu keinem Zeitpunkt
Der WHO-5-Fragebogen zum Wohlbefinden
… war ich froh und guter Laune.
5
4
3
2
1
0
… habe ich mich ruhig und entspannt gefühlt.
5
4
3
2
1
0
… habe ich mich aktiv und voller Energie gefühlt.
5
4
3
2
1
0
… habe ich mich beim Aufwachen frisch und ausgeruht gefühlt.
5
4
3
2
1
0
… war mein Alltag voller Dinge, die mich
interessieren.
5
4
3
2
1
0
In den letzten beiden Wochen …
Zählen Sie die Punkte zusammen:
Bei einem Gesamtwert von weniger als 13 Punk­ten
sollte Ihr Arzt eine Depression in Erwägung ziehen
und dies durch einen Abgleich mit den Diagnosekriterien klären.
Nähere Informationen finden Sie in unserem Flyer
„Depression – mehr als eine Stimmungsschwankung“. Rufen Sie bitte einfach an, wir senden ihn
Ihnen gerne zu.
25
Das Diabetes-Gesundheitsquiz
Sie haben nun einiges über mögliche Folgen von Diabetes für Ihre Füße erfahren
und auch, wie Sie Ihre Füße schützen können. Testen Sie jetzt Ihr Wissen.
Die Lösungen finden Sie unten auf der Seite. Viel Spaß!
1 Wann ist die beste Zeit für den Schuhkauf?
a) Am Vormittag
b) Am Nachmittag
c) Die Tageszeit ist egal, da die Füße immer gleich groß sind.
2 Woran lässt sich eine Durchblutungsstörung an den Füßen erkennen?
a) Der Fuß ist kalt.
b) Der Fuß ist warm.
c) Der Fuß ist feucht.
3 Welches Instrument ist zum Kürzen der Nägel am besten geeignet?
a) Schere
b) Feile
c) Nagelknipser
4 Welche Hautveränderungen lassen sich bei einer Nervenschädigung feststellen?
a) Die Haut ist feucht und rosig.
b) Die Haut ist blass und dünn.
c) Die Haut ist trocken und rissig.
5 Wie oft sollten Sie Ihre Füße inspizieren?
a) Jeden Tag
b) Einmal in der Woche
c) Einmal im Monat
Lösungen: 1 b, 2 a, 3 b, 4 c, 5 a
26
Zum Schluss …
Sie haben nun einiges darüber erfahren, wie und
warum sich Diabetes mellitus auf Ihre Füße auswirken kann. Und Sie wissen nun auch, dass Sie
mit richtiger Fuß­pflege, regelmäßigen Kontrollen
und passgenauem Schuh­­werk bestens vorsorgen
können.
Achten Sie auf Ihre Füße, auch wenn es Ihnen einmal schwerfallen mag. Ihre Füße werden es Ihnen
danken.
Diese Broschüre soll Ihnen helfen, Ihre Erkrankung
und den Sinn ärztlicher Maßnahmen besser zu
verstehen. Sie ersetzt nicht den Arztbesuch. Sicher
haben Sie noch weitere Fragen; nehmen Sie direkt
Kontakt zu Ihrem Arzt auf oder sprechen Sie uns
einfach an. Wir stehen Ihnen gerne mit Rat und Tat
zur Seite.
Alles Gute für Sie wünscht Ihnen
Ihr KKH Versorgungsteam
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F 7261 – 05/16
KKH Kaufmännische Krankenkasse
30125 Hannover
www.kkh.de

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