Tal der Tränen
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Tal der Tränen
Tracht sorgt für Zündstoff Deutschlands Mann in Prag Kultur: Seite 4 Im Gespräch: Seite 6 ZEITUNG DER DEUTSCHEN IN DER TSCHECHISCHEN REPUBLIK Prag, 15. Mai 2012 | Nr. 10 Jahrgang 18 | 11,00 Kč (im Abonnement 10,50 Kč) www.landeszeitung.cz Tal der Tränen Editorial Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Landeszeitung, Mehrere Studien belegen: In der tschechischen Gesellscha herrschen Skepsis und Pessimismus. Die Vorfreude auf einen erlebnisreichen Freitagabend in der Prager Altstadt steht den jungen deutschen Touristen schon ins Gesicht geschrieben, als sie im Prager Stadtteil ALEXANDRA Holešovice in die Tram Nummer Drei, MOSTÝN Richtung Wenzelsplatz einsteigen. Unter einigem Gejohle stempeln sie ihre Fahrkarten ab, manche kichern, andere kommentieren laut einige der Prager Sehenswürdigkeiten, die sich auf dem Weg in die Stadt auftun. Bald erfüllt die gute Laune der jungen Truppe den hinteren Straßenbahnwaggon der Nummer Drei – genauso wie ihre Gespräche. „Ticho“, ertönt es auf einmal inmitten des Wagens. Eine ältere Frau mit dunkelrot gefärbtem Kurzhaarschnitt schaut grimmig auf die jungen Touristen und schüttelt den Kopf. Sicherheitshalber unterstreicht sie ihre Körpersprache noch mit einem kräftigen „Ruhe“, bevor sie sich auf der Suche nach Anteilnahme ihrem Sitznachbarn zuwendet: „Ježišmaria“, sagt sie und schüttelt verärgert den Kopf. „Wir Tschechen lachen zu wenig“, weiß Petr Fridrich, der sich beruflich mit der Erforschung des Lachens beschäftigt. „Und dabei ist gerade das Lachen einer der wichtigen Faktoren des Glücksgefühls“, sagt Fridrich. Das scheint nicht nur in öffentlichen Verkehrsmitteln außen vor gelassen zu werden. Wie eine Umfrage der Meinungsforschungsagentur TNS AISA bestätigt, betrachtet sich die Mehrheit der Tschechen in diesem Jahr hat die deutsche Minderheit in der Tschechischen Republik wahrlich Grund zu feiern. Nicht nur, dass wir 2012 das 20. Jubiläum der Unterzeichnung des deutschtschecho-slowakischen Nachbarschaftsvertrags und 15 Jahre seit der Deutsch-Tschechischen Erklärung begehen. Wir in der Landesversammlung freuen uns auch über einen weiteren Abschnitt im Leben der Landeszeitung: sie wird in diesem Jahr volljährig. Weiter geht´s im Forum, Seite 1 Teures Epos Laster statt Lachen: viele Tschechen sind mit ihrem Leben unzufrieden. liegen sie mit 32 Punkten weit hinter dem GlücksDurchschnitt von 60 und damit hinter den meisten europäischen Ländern. Weg ohne Ziel Bleibt die Frage, woher so viel Unglück und Skepsis stammen. Der Lebensstandard in Tschechien hat sich in den vergangenen 20 Jahren enorm verbessert. Das jährliche Durchschnittsgehalt von 11 788 Euro ist das höchste in Mittelosteuropa, die Gefahr, unter die Armutsgrenze zu fallen, hingegen am niedrigsten. Das behauptet zumindest das deutsche Bundesamt für Statistik in Wiesbaden, das die Anzahl der armen Europäer mit 16,3 Prozent beziffert. In Tschechien hingegen sind es nur 8,6 Prozent. Der tschechischen Gesellschaft fehlen Sinn und Richtung. Es mangelt ihr an Visionen, Sicherheit und positiven Beispielen. – 55 Prozent – als nicht glücklich. „Tschechen sind Skeptiker und haben eine eher negative Lebenseinstellung“, erklärt der Leiter der TNS AISA-Studie Pavel Vaněček. Auch im internationalen Vergleich bleiben die Tschechen dem Glück fern. Auf dem GlücklichkeitsIndex der Gesellschaft WIN-Gallup International MARTIN DZINGEL Objektiv gesehen, gibt es kaum einen Grund, durch die schwarze Brille aufs Leben zu schauen. In Tschechien herrschen weder Krieg noch Hungersnot, dafür aber Freiheit und sämtliche Annehmlichkeiten der modernen Welt. „Auf jeden Fall geht es den Tschechen besser als noch vor 20 Jahren“, meint der Soziologe Jaroslav Huka. Nur schwärmten noch Foto: Vladislav Galgonek/čtk heute viele von der Zeit, als das Bier noch keine zwei Kronen kostete. „Dabei zieht aber niemand in Betracht, dass man damals ein Zehntel des heutigen Durchschnittsgehalts verdiente“, sagt Huka. Die Gesellschaftsforscher sind sich einig, dass der tschechische Pessimismus nicht auf einer mangelhaften Erfüllung von Grundbedürfnissen basiert. Sondern eher auf einem Gefühl des Verlorenseins. Der tschechischen Gesellschaft fehlen Sinn und Richtung. Es mangelt ihr an Visionen, Sicherheit und positiven Beispielen. „Blöde Laune“ nannte Václav Havel das Symptom dieser gesellschaftlichen Mangelerscheinungen. Und die nimmt immer weiter zu. Das manifestiert sich nicht nur in sozialen Spannungen, wie sie in letzter Zeit immer mehr an die Oberfläche kommen. Einer internationalen Studie der Agentur Bloomberg zufolge, sind die Tschechen Champions der Laster. Keines der über 60 Länder der Studie übertrifft Tschechien, wenn es um den Konsum von Alkohol, Nikotin und illegalen Drogen geht. Vielleicht müssen die Tschechen sich die Realität erst etwas versüßen, um sich glücklich zu fühlen. Zumindest deutet das eine weitere Umfrage der Prager Meinungsforschungsagentur SC&C an. Der zufolge leben die glücklichsten Bewohner Tschechiens in den Weinanbaugebieten des Landes. Sudetendeutsche Spende unerwünscht Kurz vor dem 70. Jahrestag der Zerstörung des mittelböhmischen Dorfes Lidice sorgt eine Geste des guten Willens für einen Eklat. Grund der Empörung ist eine bescheidene Geldspende von 8000 Kronen (350 Euro), mit der das Prager Kontaktbüro der „Sudetendeutschen Landsmannschaft“ (SL) zum multimedialen Gedenken an die Auslöschung des Dorfes und seiner Bewohner beitragen wollte. „Als wir das herausfanden, waren wir entsetzt. Es geht zwar nur um eine symbolische Summe, aber wir wollen nicht, dass sich diese Organisation an diesem Projekt beteiligt“, sagt der stellvertretende Bürgermeister von Lidice, Tomáš Skála. Mit dem Projekt „Rozeznění“ („Ertönen“) soll an den Nazi-Terror erinnert werden, der in der Nacht vom 9. auf den 10. Juni 1942 das Dorf Lidice dem Erdboden gleichmachte und seine Bewohner tötete oder in die Konzentrationslager verschleppte. Mit verschiedenen Techniken will das Projekt Rozeznění an der Stelle des ursprünglichen Lidice das Dorfleben vor der Katastrophe nachzeichnen. Seine symbolische Spende für die- ses Projekt hatte das Prager SL-Büro schon im Februar dieses Jahres geleistet. „Wir wären schon damals aufgestanden und gegangen, hätten wir gewusst, dass das Sudetendeutsche Büro zu den Unterstützern zählt. Wir sind dagegen, dass das Projekt mit dieser Unterstützung weiterläuft“, schimpft Pavel Horešovský, der als jüngstes der Kinder von Lidice das Massaker überlebte. Viel Lärm um nichts Bis heute werfen die Bewohner des Dorfes, das schon während des Zweiten Weltkriegs zum internationalen Symbol grausamster Nazi-Willkür wurde, den Sudetendeutschen vor, bei der Zerstörung des Dorfes an vorderster Front mitgemacht zu haben. „Die Sudetendeutschen waren damals die ersten im Dorf, die den Einwohnern die Befehle überbrachten. Diese Erfahrung bringt uns dazu, eine Zusammenarbeit in dieser Sache auszuschließen“, sagt der Vorsitzende der Bürgervereinigung Lidice, Antonín Nešpor, selbst ein Nachkomme überlebender Opfer. Das Sudetendeutsche Büro will sich in dieser Sache nicht weiter äußern. Sein Leiter Petr Barton erklärte aber der Tageszeitung MF Dnes sein Unverständnis. „Der deutsche Nazismus ist für schreckliches Leid verantwortlich. Deshalb betrachte ich es als eine Selbstverständlichkeit, diese Initiative zu unterstützen“, sagte Barton. Vilém Faltýnek, dessen Firma Sonosféra das Gedenkprojekt in Lidice organisiert, versteht die ganze Aufregung nicht. Die Sudetendeutschen hätten schließlich schon öfters an Gedenkveranstaltungen teilgenommen. „Zuletzt zusammen mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer und SL-Sprecher Bernd Posselt“, sagt Faltýnek und verweist darauf, dass sie damals von der Bürgermeisterin, dem Leiter der Gedenkstätte und Nazi-Opfer Pavel Horešovský empfangen wurden. Zu mehr gegenseitigem Verständnis hat jetzt der Prager Priester Tomáš Halík aufgerufen: „Der Druck auf Rückgabe der Spende schiebt das Gedenken der Tragödie von Lidice zurück in die Zeiten der kommunistischen Propaganda, die dieses Ereignis für eine antideutsche Hetzjagd missbrauchte und sudetendeutsche Orga(amo) nisationen pauschal dämonisierte.“ Für die einen grausamer Kitsch, für die anderen ein Leinwandgewordenes Heldenepos. In jedem Fall aber ein begehrtes Streitobjekt: die Slawische Epopöe von Alfons Mucha. Nach jahrelangem, RICO oft emotional aufgeladenem TauSCHELLER ziehen hat der Zyklus der 20 Bilder des Jugendstilmeisters eine angemessene Heimat gefunden. Zumindest vorläufig wird es im Museum der Modernen Kunst im Prager Veletržní palác zu sehen sein. Jahrelang hatten sich die ursprüngliche Heimat der Epopöe, das Städtchen Moravský Krumlov (Mährisch Krummau), und Prag um das monumentale Mucha-Werk gestritten. Der Meister selbst hatte es zwar Prag vermacht, aber unter der Bedingung, die Hauptstadt würde einen geeigneten, sprich nicht weniger monumentalen, Bestimmungsort für den Bilderzyklus bereitstellen. Noch sind zwar nicht alle Gerichtsverfahren um das Epos entschieden. Schon droht die nächste Kontroverse. Die Galerie der Hauptstadt Prag, die die Bilder während ihres Aufenthalts an der Moldau unter ihre Fittiche genommen hat, hat das geplante Budget der Ausstellung, 15 Millionen Kronen (600 000 Euro) nämlich gehörig überschritten. Die Kosten belaufen sich inzwischen auf 36 Millionen Kronen (1,4 Millionen Euro). Um dem Werk, das zwischen 1912 und 1928 entstanden ist und Szenen aus der Geschichte der Tschechen und der Slawen allgemein verherrlicht, gerecht zu werden, musste das Museum extra eine neue Beleuchtung und spezielle Heizkörper anschaffen. Ob sich die Investition gelohnt hat, wird sich in den kommenden 18 Monaten zeigen, in denen die Epopöe in Prag weilen soll. Was danach mit ihr geschieht, ist im Augenblick noch offen Wem das Slawenepos zu kitschig ist, um 180 Kronen (rund 7 Euro) Eintritt für seine Begutachtung zu berappen, dem sei eine andere Epopöe empfohlen. LZ-Illustrator und akademischer Maler Jiří Bernard hat eine Bier-Epopöe geschaffen, die im Restaurant „U tři růžy“ („Zu den drei Rosen“) in der HusováGasse in der Prager Altstadt zu bewundern ist. Im Bild Prozessionen und Wallfahrten sieht man in der tschechischen Hauptstadt so gut wie gar nicht. Was es mit dieser Marienprozession auf sich hat, erfahren Sie auf Seite 3. Die wurde 1994 gegründet und erscheint vierzehntägig. Sie wird herausgegeben von der Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien und versteht sich als Medium des deutsch-tschechischen Dialogs. LandesZeitung | MEINUNG UND DISKUSSION Seite 2 Übrigens... ...sitzen wir auf einer ethnischen Zeitbombe. Ende April wurde ein Mann im mährisch-schlesischen 1100-Seelen-Ort Chotěbuz (Kotzobenz) auf offener Strasse am helllichten Tag mit Pfeil und Bogen in den Kopf geschossen. Im Krankenhaus erlag er seinen Verletzungen. Das Opfer: ein Roma. Sein Mörder: Besitzer eines verfallenen Hauses, der glaubte, die „Zigeuner“ wollten dort auf Diebestour gehen. Augenzeugen berichten aber, das Opfer habe sich nicht auf dem Grundstück seines Mörders befunden. Nun unterscheidet das Gesetz nicht zwischen schwarz und weiß. Deshalb ist der Todesschütze inzwischen der schweren Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Dagegen wehrt sich nun eine Petition, die bislang jeder zehnte Einwohner des Dorfes unterschrieben hat. Die Tat, so fordert die Petition, soll in Notwehr umgewandelt werden. Denn, so das Argument, im Dorf, das tagsüber recht verlassen ist, seien Roma schon zu oft in Häuser eingebrochen. Ohne das Roma-Problem schön reden zu wollen - ich persönlich, kenne niemanden, der noch nie von einem Roma beklaut wurde - ist diese Petition eine wirklich widerliche Angelegenheit, die nach Kollektivschuld-Denken stinkt. Und erneut das hässliche Verhältnis zwischen „weißen“ Tschechen und Roma reflektiert. Und das ist auf beiden Seiten angespannt, die Geschichten rassistischer Übergriffe auf und von Roma mehren sich. Hier ist - leider, möchte man als liberal denkender Mensch sagen - der Staat gefragt. Denn der tut nichts, um die Roma in die Mehrheitsgesellschaft einzugliedern. Er kann bei den Kindern anfangen. Wer zusammen im Sandkasten spielt, haut sich später nicht die Köpfe ein. Oder schießt Pfeile durch sie. (amo) Rot, orange, blau „Im Falle der Kirchenrestitution geht es um die Frage, ob in Tschechien Recht oder Willkür herrscht“. Außenminister Karl Schwarzenberg wundert sich . NOTIZEN EINES ZUGEWANDERTEN BÖHMEN Tschechien sollte die Entwicklungen in Frankreich genau beobachten. Angela Merkel kann bei aller politischer Erfahrung mitunter erstaunlich ungeschickt sein. Einst suchte sie den Wahlkampf von Barack Obama zu behindern, jetzt stellte sie sich im HANS-JÖRG französischen Wahlkampf an die SeiSCHMIDT te ihres Spannemanns Nicolas Sarkozy. Geholfen hat es nichts: Obama zog ebenso ins Weiße Haus ein, wie Sarkozy abgewählt wurde. Der neue Präsident im Élysée-Palast heißt François Hollande. Obama hat seinerzeit den Affront Merkels, ihn bei seinem Berlin-Besuch als Präsidentschaftskandidat nicht zu empfangen, rasch überspielt. Man wird Was danach kam, war schon weniger wundersam. In der postsowjetischen Welt wurde die Ukraine zuerst zu einem noch chaotischeren, noch korrupteren und noch ärmeren Gegenstück zu Jelzins Russland. Ich erinnere mich an ein Interview mit dem damaligen Präsidenten Leonid Kučma in seinem vergoldeten Arbeitszimmer, irgendwann um die Jahrtausendwende. Dabei kam ich aus dem Staunen darüber, dass jemand eine Stunde lang reden kann, ohne etwas zu sagen, nicht mehr heraus. Seitdem habe ich sämtliche ukrainische Potentaten kennenlernen auch das Wunder der Orangenen Revolution 2005 miterleben dürfen. Die rief mir auch wieder das NACHGEFRAGT Soll die Mariensäule wieder auf dem Altstädter Ring in Prag stehen? Jahr 1990 in Erinnerung, als ich keinen Unterschied zwischen der Ukraine und unserem Land feststellen konnte. Als mir die Ukraine durch und durch europäisch vorkam und ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie nicht Teil des gleichen Europas sei wie Prag, Berlin, Paris oder Bratislava. Aber dann, wie es nach Revolutionen so oft passiert, ging alles den Bach runter. Die Ukraine war zwar immer noch demokratischer, freiheitlicher und weitaus europäischer als Putins Russland. Dass es jedoch schlimmer kommen könnte, merkte ich auf der Zielgeraden der ukrainischen Präsidentschaftswahlen, in denen Viktor Janokowitsch und Julia Timoschenko sich gegenüberstanden. Timoschenko beging das Wahlfinale umgeben von Popen und Gebeten vor der Kathedrale der heiligen Sofia in Kiew. So, dachte ich damals, muss die Versammlung der Hussiten um Prokop Holý vor der Schlacht bei Lipany ausgesehen haben. Bei Janukowitschs Meeting hingegen, übrigens völlig auf Russisch gehalten, herrschte die gleiche mafia-kommunistische, brutale Atmosphäre, die auch das Gold verzierte Hotel umgab, in dem er seinen Stab untergebracht hatte. Der Rest ist bekannt. Die Inhaftierung Timoschenkos und ihrer halben Regierung für Verbrechen, die im postkommunistischen Teil Europas als „lächerlich“ gelten, die Bemühungen der Europäischen Union, Timoschenko zu helfen, das deutsche Angebot, die ehemalige Ministerpräsidentin medizinisch zu versorgen, deren Hungerstreik, sowie die Drohung europäischer Spitzenpolitiker, den ukrainischen Foto: Sergej Chusakow/čtk/AP Teil der anstehenden Fußball-Europameisterschaft zu boykottieren. Boykott der europäischen Ukraine Wie im Frühjahr 1990 und während der Orangenen Revolution von 2005 bin ich auch heute überzeugt, dass die Ukraine ihren Weg nach Europa über alle Hindernisse, die auf ihm lauern, hinweg finden wird. Die Fußball-EM, eines der höchsten sportlichen Feste überhaupt, bedeutet für die Ukraine den Beitritt ins weitere europäische Bewusstsein. Einerseits weiß ich, wie nötig es ist, Timoschenko und andere politische Gefangene zu befreien. Anderseits ist mir klar, wie wichtig die EM ist, für die Ukraine wie auch die Ukrainer und ihre europäische Zukunft. Deshalb halte ich den politischen Boykott der EM, angeführt von der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Bundespräsidenten Joachim Gauck, für falsch. Denn es ist keineswegs ein Boykott des Präsidenten Janukowitsch und seiner Regierung. Sondern ein Boykott der gesamten Ukraine. Der Ukraine, die bereit ist, Janukowitsch und seiner „Partei der Regionen“ in den Wahlen im kommenden Oktober den Rücken zu kehren. Gerade aus diesem Grund sollten sämtliche europäischen Politiker in die Ukraine fahren und dort laut aussprechen, was sie von Janukowitsch und seinen Leuten halten. Und die europäischen Fußballfans sollten Transparente in ihre Koffer packen, auf denen sie Freiheit für Timoschenko fordern. Auf jeden Fall aber sollten sie in die Ukraine fahren. Denn die europäische Ukraine braucht uns alle. Und wir Europäer brauchen die Ukraine, ohne die unser Kontinent nur noch ein Rumpf wäre. Der Autor ist Redakteur der Tageszeitung „Lidové noviny“. Was Paris von Prag und Prag von Paris lernen kann Die Kanzlerin kann sich nicht wirklich über die Wahl der Franzosen freuen. Denn das war nicht nur eine Wahl über innenpolitische Themen, sondern vor allem auch eine Art roter Karte für die von Sarkozy unterstützte deutsche Sparpolitik, die darauf angelegt ist, die Schuldenkrise einzudämmen und die Problemstaaten der EU vor dem finanziellen Aus zu bewahren. Beifall fand Hollande bei seinen Landsleuten für die Forderung nach Konjunkturprogrammen, die den Sparkurs ergänzen müssten. Wachstumsanreize sind zwar in der Tat willkommen und werden auch von Merkel nicht gänzlich ausgeschlossen. Sie müssen aber auch von irgendjemandem finanziert werden. Außer den Deutschen ist aber in Europa mittlerweile niemand mehr da, der etwas finanzieren kann. Und Merkel weiß, dass sie ihren eigenen Landsleuten auch nicht immer wieder die Ausgabe neuer Milliarden für andere schmackhaft machen kann. Abgesehen davon, Petr Nečas hat zwar den Brüsseler Fiskalpakt nicht unterzeichnet, aber er hält sich im Grunde daran – als „Schatten-Unterzeichner“. abwarten müssen, wie nachtragend Hollande ist. Ewig schmollen kann er mit der deutschen Bundeskanzlerin nicht. Dazu ist die Achse zwischen Paris und Berlin für Europa zu wichtig. Leicht wird der Anfang im Umgang der beiden Spitzenpolitiker jedoch nicht werden. Das liegt freilich nur bedingt an der diplomatischen Ungeschicklichkeit der Kanzlerin und sehr viel mehr an den unterschiedlichen Grundüberzeugungen von Merkel und Hollande. Ein politischer Boykott der EM schadet nur den Menschen in der Ukraine. Ich bin überzeugt, dass die Ukraine ihren Weg nach Europa über alle Hindernisse, die auf ihm lauern, hinweg, finden wird. Was ich an den darauf folgenden Tagen erlebte, war ähnlich aufregend. Vor allem die Diskussionen mit ukrainischen Dissidenten, beobachtetet vom damals noch allgegenwärtigen KGB, über unsere Samtrevolution. Panoptikum Auf in die Ukraine! BLICK ÜBER DIE GRENZEN Es war der Frühling 1990. Ich arbeitete als Lehrer einer Grundschule in einem Prager Plattenbauviertel und hatte gerade Frühjahrsferien. Der Winter war sehr warm gewesen und LUBOŠ hatte meine Pläne zerstört, die FePALATA rien auf meinen Skiern im Riesengebirge zu verbringen. So erinnerte ich mich an eine hübsche junge Ukrainerin, die ich ein paar Monate zuvor in Prag kennengelernt hatte. Wir hatten unsere Adressen ausgetauscht, bevor sie mich auf dem Prager Hauptbahnhof mit einem Küsschen und einer Einladung, sie zu besuchen, verabschiedete. Dank des Mangels an Schnee saß ich also bald im Zug gen Osten. Und so war ich auf dem Weg ins westukrainische Lwow, eine Stadt, die ich schon einmal besucht hatte und deren verwitternde Schönheit mir im Gedächtnis geblieben war. Meiner ganz persönlichen ukrainischen Schönen hatte ich im Voraus nichts über meinen Besuch gesagt, ich wollte sie überraschen. Das Haus, in dem sie lebte, ein altes Bürgerhaus, das seine österreichisch-ungarische Vergangenheit nicht verleugnete, fand ich relativ schnell und problemlos. Mit einem Blumenstrauß in der Hand klingelte ich an Wohnung Nummer 11. Aber zum falschen Zeitpunkt. Meine Schöne aus Prag öffnete die Tür – gekleidet ganz in Weiß. Nur eine Stunde zuvor hatte sie ihr Ja-Wort einem schnauzbärtigen Ukrainer gegeben, der etwas verständnislos hinter ihr stand und mich angrinste. Bis heute weiß ich nicht, was sie ihm damals gesagt hat, aber innerhalb weniger Minuten feierte ich inmitten der Hochzeitsgesellschaft. 15. Mai 2012 dass die große deutsche Leistungsfähigkeit auch nicht grenzenlos ist. Die deutsch-französische Achse zwischen Merkel und Sarkozy hat bei vielen in Europa den Eindruck erweckt, als ratterten beide Motoren im Gleichklang. Doch seit längerem schon läuft nur noch der Berliner Motor, der Pariser stottert. Folgt man den Plänen des neuen Präsidenten aus dem Wahlkampf, dann könnte das nur noch schlimmer werden. Die Ankündigungen Hollandes erinnern an die eines Wohlfahrtspräsidenten. Er will unter anderem die Erhöhung des Renteneintrittsalters von 62 wieder auf 60 zurückdrehen. Sein Versprechen von Neueinstellungen werden zudem den eh schon aufgeblähten und teuren öffentlichen Dienst noch mehr aufblasen. Frankreich geht damit genau in die falsche Richtung. Seifenblase Wohlfahrtsstaat Doch Frankreich ist nicht Griechenland. Wenn Athen am Abgrund wandelt und nach den Parlamentswahlen, die zeitgleich mit der zweiten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen stattfanden, dort schon bald hineinfällt, dann wird Europa das womöglich noch überleben, wenn auch mit Schrammen. Frankreich ist ein völlig anderes Kaliber. Schon mit der Sanierung der schwächelnden Spanier und Italiener wäre Europa überfordert; Frankreich lässt sich nicht retten. Tschechiens politische Parteien sehen aufmerksam auf das, was sich da in Paris tut. Die tschechischen Sozialdemokraten, mit den wachsenden Protesten der Bevölkerung im Rücken, verspüren Aufwind durch den Sieg des Sozialisten Hollande für ihre eigenen Pläne, die Reformen in Prag zu beenden und zurückzufahren, auch wenn sie in Wahrheit kein Geld haben, um den Tschechen neue Wohltaten zu spendieren. Das bürgerliche Lager wiederum kann es nicht gut finden, wenn Frankreich aus der Sparpolitik aussteigen würde. Petr Nečas hat zwar den Brüsseler Fiskalpakt zur Eindämmung der Schulden nicht unterzeichnet, aber er hält sich im Grunde daran – als „Schatten-Unterzeichner“ – sehr zur Freude von Angela Merkel. Von dieser Einstellung des tschechischen Premiers könnte Hollande etwas lernen. Und die tschechischen Sozialdemokraten sollten genau beobachten, was in Frankreich wirklich geht und was nur schöne Worte aus Hollandes Wahlkampf bleiben werden. Das dürfte auch hochinteressant für die Tschechen werden, die glauben, der Staat müsse wieder zur Melkkuh werden, weil sie zu mehr eigenen Anstrengungen und zu mehr Eigenverantwortung nicht bereit sind. Es wird sich in Frankreich sehr rasch zeigen, dass hochfliegende soziale Träume in Krisenzeiten schnell wie Seifenblasen zerplatzen. Vielleicht lernen die Tschechen ja etwas daraus mit Blick auf ihre eigenen Wahlen, die angesichts der auf ziemlich tönernen Füßen stehenden Regierung nicht unbedingt erst in zwei Jahren stattfinden müssen. Der Autor ist Prag-Korrespondent der deutschen Tageszeitung „Die Welt“. Bohuslav Svoboda, Prager Oberbürgermeister: Richard Hašek, Enkel von Jaroslav Hašek: „Ich betrachte die Erneuerung der Mariensäule als einen richtigen Schritt. Nicht nur weil sie 268 Jahre als bestimmter geistlicher Mittelpunkt Mitteleuropas galt. Sondern auch die Komposition der Denkmäler auf dem Altstädter Ring verbessern würde.“ „Ich halte das für überflüssig. Die Stadt sollte sich lieber um den Erhalt ihrer bestehenden Denkmäler kümmern, als um die Erneuerung derer, die heute niemandem mehr etwas sagen.“ 15. Mai 2012 LandesZeitung | THEMA Seite 3 Maria vor der Auferstehung Als Symbol der Habsburger Macht wurde die Mariensäule auf dem Altstädter Ring kurz nach der Gründung der Tschechoslowakei zerstört. Jetzt ist eine Erneuerung der barocken Säule geplant. Immer, wenn Eugen Kukla über den Altstädter Ring in Prag läuft, fehlt ihm etwas. „Meine ganze Kindheit über habe ich auf ein großes Gemälde des Platzes geschaut, das im ALEXANDRA Wohnzimmer meines Elternhauses MOSTÝN hing“, erzählt Kukla, der in der Prager Altstadt aufgewachsen ist und auch heute noch dort lebt. „Und wenn ich dann mit meinem Vater auf dem Altstädter Ring war, kam er mir immer so leer vor“, erzählt er. Mit seiner Mischung aus Romanik, Gotik und Barock gehört der Altstädter Ring zu einem der schönsten und ältesten Plätze Mitteleuropas. Doch hat er in diesem Jahrhundert sein Aussehen drastischer geändert als irgendein anderer Ort in der Prager Altstadt. Das mächtige Altstädter Rathaus fiel den Kämpfen des Prager Aufstandes im Mai 1945 zum Opfer, ein weiteres Wahrzeichen des Platzes wurde nur fünf Tage nach Gründung der Ersten Tschechoslowakischen Republik von einem aufgebrachten Mob zerstört: Die Prager Mariensäule. nische Familie Miseroni, die zur Zeit Rudolfs II., also im 16. Jahrhundert, der kulturellen und künstlerischen Anziehungskraft des damaligen Prags erlegen war und sich am Altstädter Ring angesiedelt hatte, für die Säule zur Verfügung gestellt. Gläubige Katholiken kamen von überall her, um an diesem Bildnis zu beten. Doch während der Zeit der tschechischen Nationalen Wiedergeburt wurde die Säule fälschlicherweise immer mehr zu einem Symbol der Unterdrückung der tschechischen Nation durch die Habsburger. Hochaufragend erinnerte es an die Niederlage der böhmischen Intelligenz und des Adels bei der Schlacht am Weißen Berg im Jahre 1620. Die Sieger störung protestierte, wurde von der Menge harsch abgewiesen. „Als ein Vertreter der provisorischen tschechoslowakischen Regierung versuchte, die Menge im Namen des Volkes dazu zu bewegen, von der Säule abzulassen, wurde ihm nur entgegnet: Wir sind das Volk“, erzählt Bradna. Eine Frau soll sich aus Protest auf den Altstädter Ring geworfen haben, in der Hoffnung, mit ihrem Körper die Zerstörung der Säule zu verhindern. Nur knapp entging sie dem fallenden Koloss. Wenige derer, die die Zerstörung der Säule planten und in die Tat umsetzten, sind bekannt. Gemunkelt wird, dass auch der Schriftsteller Jaroslav Hašek unter ihnen war, sicher ist, das Hašeks Die Mariensäule, deren Schatten sich täglich Punkt 12 Uhr mittags mit dem Prager Meridian traf, war das Wahrzeichen des Altstädter Rings. Nach 268 Jahren auf dem Altstädter Ring.... Seit der Samtrevolution mehren sich nun die Stimmen, die eine Rückkehr der knapp 16 Meter hohen Mariensäule auf den Altstädter Ring fordern. Schon 1994 hat die „Gesellschaft für die Erneuerung der Mariensäule“ – im Jahre 1990 gegründet – einen Grundstein für die neue Säule gelegt, der gleichzeitig auch an das Original erinnern soll. „Hier stand einst die Prager Mariensäule und hier wird sie wieder stehen“, lautete der Originaltext der Erinnerungsplakette. Nur, dass der dem damaligen Prager Magistrat so gar nicht gefiel. Die Inschrift ließ er sogar entfernen. Platz ohne Wahrzeichen Inzwischen haben sich auch die Stadtväter Prags mit der Mutter Gottes versöhnt. Prags derzeitiger Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda hat versprochen, die Maria auf den Platz zurückzubringen. „Mit der Wiederrichtung der Säule rechnen wir noch in diesem Jahr“, sagt Svoboda. Die Kosten hierfür beliefen sich auf eine bis zwei Millionen Kronen (40 000-80 000 Euro), meint der Prager OB. Jahrhundertelang bildete die Mariensäule auf dem Prager Altstädter Ring das Wahrzeichen dieses Platzes. Errichtet wurde die barocke, 16 Meter hohe Sandsteinskulptur im Jahre 1650 von Bildhauer Jiří Bendl nach dem Vorbild der Wiener Mariensäule. Nach München und Wien war die Prager Säule die drittälteste Mitteleuropas und das erste barocke Monument in Böhmen und Mähren. Aus Dankbarkeit wurde sie gebaut für das Ende des Dreißigjährigen Krieges, der in Böhmen wie nirgendwo anders wütete. Und ganz konkret für die Rettung Prags vor schwedischen Truppen, die noch kurz vor dem westfälischen Frieden 1648 das andere Moldauufer, das heißt den Hradschin und die Kleinseite, besetzt hielten, bevor sie auf der Karlsbrücke, hauptsächlich von Jesuitenschülern aus dem Klementinum, in die Flucht geschlagen werden konnten. Missverstandene Mutter Gottes Am Sockel der Mariensäule war ein gotisches Bildnis der Jungfrau Maria angebracht. Dies hatte die italie- der Schlacht, katholische Kreuzritter – unter ihnen auch der Philosoph René Descartes – dankten der Mutter Gottes für ihren angeblichen Beistand bei der Zerschlagung der aufständischen Böhmen. Doch nicht in Prag, sondern in München: Der Hochaltar der Münchner Marienkirche ist dem Sieg am Weißen Berg geweiht. Vielleicht war den tschechischen Nationalisten der Weg nach München zu weit. Wahrscheinlicher aber störten sie sich auch daran, dass die Maria, dieses typische Bildnis des Katholizismus, hoch auf dem Altstädter Rings aufragte, wird die Mariensäule 1918 gestürzt. Foto (2x): Archiv auf dem nach der Schlacht vom WeiFreund, der Prager Anarchist Frantisek „Franßen Berg 27 böhmische, mährische und slowakische ta“ Sauer, bei der Aktion maßgebend war. Seinen Adlige für ihre Rebellion gegenüber der Habsburger Aktionismus soll Franta Sauer am Ende seines LeKrone brutal hingerichtet wurden. Noch heute erinbens bitter bereut haben. Heute ist die Nachbildung nern 27 weiße Kreuze an die Auslöschung der damader Mariensäule schon so gut wie fertig. Ihr Sockel ligen böhmischen Elite. steht im Garten des Krankenhauses „Orden der Reuiger Anarchist Barmherzigen Schwestern des heiligen Carolus Borromeus“ unter dem Prager Petřín. Paradoxerweise Fünf Tage nach der offiziellen Gründung der Tschegenau unter dem Zimmer, in dem Franta Sauer auf choslowakei, am 3. November 1918, richtete sich des seinem Sterbebett lag. Volkes Zorn, besser gesagt das Bedürfnis tschechischer Anarchisten, mit der Vergangenheit abzurechAve Maria – nur wann? nen, gegen die Mariensäule. Was wie eine spontane Kundgebung aussehen sollte, aber von langer Hand Die Marienstatue, die die Säule zieren soll, steht nicht geplant war, mündete in der Erstürmung und Zerweit von ihrem zukünftigen Bestimmungsort. Vor störung der Mariensäule mit Hilfe der Feuerwehr. einem Seiteneingang der Teyn-Kathedrale thront „Das war kein gutes Vorzeichen für die neu entstansie auf einer hohen blauen Säule. Und schaut auf die dene Erste Republik“, seufzt Altprager Eugen Kukla, Touristen, die sich in der direkt angrenzenden Pizzeder sich in der „Gesellschaft für die Erneuerung der ria etwas vom Prager Sightseeing erholen. Mariensäule“ engagiert. Sein Kollege Jan Bradna, hat Verwundert blicken sie auf eine kleine Grupdie Geschichte der Zerstörung genau studiert: pe von Katholiken, die singend an ihnen und dem „Am 3. November 1918, es war ein Sonntag, war Duft frischgebackener Pizza vorbeimarschieren. eine Kundgebung auf dem Weißen Berg, an der Die Marienprozession, die traditionell am ersten Zehntausende teilnahmen. Nach der Kundgebung Samstag im Mai stattfindet, hat ihr Ziel erreicht. dirigierten einige Provokateure die Masse geschickt Geschmückt mit hölzernen Marienstatuen, einem durch die Kleinseite und über die Karlsbrücke auf Bild des letzten Habsburger Kaisers Karl I. und den den Altstädter Ring“, weiß Bradna. Dort, am JanFarben Tschechiens wie des Vatikans drängen sie Hus-Monument gegenüber der Mariensäule, das drei sich um die Säule, singen und beten für eine balJahre zuvor errichtet worden war, wartete schon die dige Rückkehr der Maria auf den Altstädter Ring. Feuerwehr aus dem Prager Stadtteil Žižkov mit Lei„Maria ist die Botin des Lichts“, sagt Stanislav Louttern, Seilen und Hammern. Damit machte sich die cha, der extra zur Prozession aus dem südböhmiMasse an der Säule zu schaffen. Beim ersten Versuch schen Protivin angereist ist. Drei Stunden lang ist riss das Seil, die Säule blieb unbeschädigt. Aber nach der Physiker der Maria zuliebe und, bei durcheinigen Versuchen fiel sie dann. Wer gegen die Zerwachsenem Wetter, mit einer Prise Gnade von Petrus durch Prag marschiert. Vom Strahov Kloster bis auf den Altstädter Ring, zwischendurch immer wieder unterbrochen von kleinen Messen in verschiedenen barocken Prager Kirchen links und rechts der Moldau. Auf ihrem Weg stimmen sie immer wieder das „Ave Maria“ an. Irgendwann bekommen sie dabei Verstärkung von einer Gruppe gut gelaunter Tourstinnen, die durch die Gassen der Prager Altstadt ziehen. „Ave Maria“, singen sie lachend, ohne zu ahnen, wie ernst es den Prozessionsteilnehmern damit ist. Viele sind es allerdings nicht. Tschechien ist durch und durch säkular und gilt im Vatikan als Missionsland. Laut der letzten Volkszählung bekennen sich nur etwa zehn Prozent der Tschechen zur katholischen Kirche, Priester müssen meist aus Polen oder der Slowakei „importiert“ werden. Auch Eugen Kukla hat nicht an der Prozession teilgenommen. „Ich vertrete eher den säkularen Flügel der ,Gesellschaft zur Erneuerung der Mariensäule‘ und finde sogar, dass eine Verbindung der Mariensäule zur Prozession in diesem Land eher kontraproduktiv wäre“, sagt er. Die Mariensäule ist für ihn mehr als eine Angelegenheit der katholischen Kirche. Es geht um Prag. „Momentan ist das Aussehen des Altstädter Rings eine Tragödie“, erklärt Kukla seine Beweggründe. Mit der Zerstörung der Mariensäule wurde ihm sein Wahrzeichen genommen, die Mariensäule, deren Schatten sich täglich Punkt 12 Uhr mittags mit dem Prager Meridian traf, dem Längengrad, der im Platz in Messing eingelassen ist. „Ich würde mir wünschen, dass alle Menschen guten Willens – egal welcher Herkunft oder welchen Glaubens – dem Altstädter Ring helfen, sein Zentrum wiederzubekommen“, sagt Kukla. Die Initiative des Oberbürgermeisters Svoboda begrüßt er mit typisch tschechischer Skepsis. „Allzu optimistisch bin ich nicht. Schließlich muss der Vorschlag noch vom Prager Stadtrat abgesegnet werden. Natürlich würde ich die Maria am Seiteneingang Foto (2x): Pavel Hořejší Erneuerung der Mariensäule gerne noch zu meinen Lebzeiten sehen“, sagt Endvierziger Kukla. „Aber ich kann auch damit leben, dass daraus nichts wird“, meint er und sagt überzeugt: „Wann auch immer, eines Tages wird die Mariensäule wieder auf dem Altstädter Ring stehen.“ LandesZeitung | KULTUR Seite 4 15. Mai 2012 Fantasie-Tracht sorgt für Zündstoff Für Aufsehen sorgte die halbstündige satirische Dokumentation „Mein kroj“ („Meine Tracht“), in der der junge tschechische Filmemacher Martin Dušek in einer selbstgebastelten Fantasietracht am „Sudetendeutschen Tag“ teilnimmt, bis er von der Polizei abgeführt wird. Wie Dušek seine Verhaung überstanden hat und worum es ihm in dem Film eigentlich geht, erklärt er im Gespräch mit der LZ. LZ: Wie sind denn Ihre Eindrücke von der deutschen Polizei? Mit der haben Sie beim „Sudetendeutschen Tag“ 2011 Ihre Erfahrungen gemacht. Da gibt es Unterschiede. Die uniformierten Polizisten, die mich festgenommen haben, waren kompromisslos. Die Ermittler, denen ich später vorgeführt wurde, die waren wie aus „Alarm für Cobra 11“. Sehr korrekt und humorvoll. LZ: Welches Vergehens wurden Sie denn beschuldigt? Des Hausfriedensbruchs. Ich war zwar für den „Sudetendeutschen Tag“ akkreditiert. Aber das interessierte die Polizei wenig. Erst als die Staatsanwältin Vertreter der „Sudetendeutschen Landsmannschaft“ (SL) erreichte, klärte sich die Sache etwas. Die SL zog den Vorwurf des Hausfriedensbruchs zurück. Wahrscheinlich wurde ihnen klar, dass es nicht die beste Reklame ist, einen Journalisten des Tschechischen Fernsehens beim Dreh verhaften zu lassen. Die Staatsanwaltschaft verbat mir allerdings per einstweiliger Verfügung, mich noch einmal auf dem „Sudetendeutschen Tag“ blicken zu lassen. Ausschnitt aus der Dokumentation „Mein kroj“: Filmemacher Martin Dušek in seiner Fantasietracht. LZ: Die meisten Teilnehmer des „Sudetendeutschen Tages“ reagieren im Film zwar etwas verwundert auf Ihr Outfit, keineswegs aber aggressiv. Innerhalb der SL gibt es so viele verschiedene Strömungen. Da waren auch einige sehr unfreundliche Rentner dabei, die immer wieder versuchten, uns am Drehen zu hindern. Andere wiederum waren sehr jovial. Sie erinnerten mich an meinen Großvater, der ja auch Deutscher war. Und die Sudetendeutsche Jugend war ganz locker. Die meinten sogar, wenn sie mal am Ruder in der SL wären, würden sie mich auch beim Trachtenumzug mitmarschieren lassen. LZ: Vielleicht hätten Sie bei Ihrer „Tracht“ die Blinker weglassen sollen. Sie hätten seriöser gewirkt und viele wären sich nicht so veralbert vorgekommen. Warum hätte ich da seriöser gewirkt? Ich finde, die Blinker haben hervorragend gepasst. Außerdem hatte ich das Gefühl, sie passen zu meiner Tracht, die ja etwas aus meinem persönlichen Leben symbolisieren sollte. Und den alten Octavia meines Großvaters haben wir seinerzeit oft zusammen repariert. Foto: ČT LZ: Bei so viel persönlichem Einsatz muss Sie die negative Reaktion getroffen haben. Die Reaktionen haben eigentlich genau gezeigt, was für Leute am „Sudetendeutschen Tag“ teilnehmen. Die alten Deutschen, die noch in Böhmen geboren wurden, kamen recht interessiert auf mich zu und fragten mich nach meiner Herkunft und Familiengeschichte. Aggressiv waren vor allem die, die keine persönlichen Wurzeln in Böhmen mehr haben. Denen fehlt vielleicht der böhmische Humor. LZ: In Ihrem Film geht es ja eigentlich nicht darum, Sudetendeutsche zu ärgern, sondern um den Umgang Ihrer Heimatstadt Česká Lípa (Böhmisch Leipa) mit ihrem deutschen Erbe. Auf die Idee mit dem Film kam ich, als bei uns in Česká Lípa eine Tracht auftauchte. Dabei gab es bei uns nie Trachten oder Folklore. Ich fand dann auch heraus, dass diese Tracht nach dem Krieg erfunden wurde. Und es kam mir bizarr vor, dass sie heute jemand aus der Versenkung holt, um zu behaupten, sie gehöre zur Geschichte der Stadt. Und mal ganz abgesehen davon, dass bei uns nie Tracht getragen wurde, ist die Tracht auch aus irgendwelchen Lappen zu- sammengeflickt, die nicht einmal zueinander passen. Also habe ich mir meine eigene Tracht gemacht, die auf meiner persönlichen Geschichte basiert. LZ: Sie sind in einer Stadt aufgewachsen, in der die Bevölkerung mehr oder weniger auf einen Schlag ausgetauscht wurde. Wie macht sich das, Ihrer Meinung nach, heute bemerkbar? In unserer Stadt hat die Uranförderung nach dem Krieg Zehntausende neuer Bewohner angezogen. Und denen ist es egal, wie die Stadt aussieht. Es ist ihnen egal, ob auf dem Marktplatz ein riesiger Supermarkt gebaut wird. Einfach, weil sie keinen Bezug zur Stadt haben. Wenn sie zum Beispiel Tennis spielen wollen, dann zählt nur, dass da eine Halle steht. Dass die potthässlich ist und das Stadtbild verschandelt, ist egal. Mein Großvater – er war Halbdeutscher, zählte sich aber zur tschechischen Nation, auch wenn er kein Tschechisch konnte – kam aus dem Dorf Modlany (Modlan) bei Most (Brüx). Sie sollten sich mal die hässlichen neuen Häuser anschauen, die seit dem Krieg dort gebaut wurden, und die gar nicht ins traditionelle Dorfbild passen. Ich glaube, die Leute, die in die ehemaligen deutschen Gebiete gezogen sind, haben bis heute keine Beziehung zu diesen Landschaften und ihren Dörfern entwickelt. Die interessiert nur das eigene Haus, der eigene Garten und die eigene Couch. Zumindest ist das in Nordböhmen so. LZ: Und wirkt das auf Sie nicht inspirierend? Es ist mein natürliches Habitat. Vor „Mein kroj“ habe ich den Film „Pouštevna – das ist das Paradies“ gemacht. Eine Dokumentation aus dem Dorf Dolní Pouštevna (Niedereinsiedel) im Schluckenauer Zipfel. Dort hat sich in den letzten 50, 60 Jahren eine recht bizarre Kommune herausgebildet. Eine Mischung aus Tschechen, Roma, ein paar zurückgekehrten Sudetendeutschen. Und jeden Tag kommen ziemlich viele Arbeitslose aus Sachsen rüber, um im Dorf ihren Tag zu verbringen. LZ: Werden Sie auch dieses Jahr zum „Sudetendeutschen Tag“ fahren? Ich denke noch darüber nach. Wenn aber, dann bestimmt nicht in Tracht. Sonst würden sie mich ja gleich wieder verhaften lassen. Und eigentlich würde ich mich dort ganz gerne mit den Leuten unterhalten. Die Fragen stellte Alexandra Mostýn Literarische Streifzüge des Österreichischen Kulturforums und der Schweizer Kulturstiftung prohelvetia – werden Lesungen und Diskussionen von und mit Michael Kumpfmüller, Josef Haslinger und Monique Schwitter stattfinden. Literarisch stehen in diesem Jahr Werke mit Bezug zu Tschechien im Fokus: Josef Haslinger stellt „Jáchymov“ und Michael Kumpfmüller seinen Roman „Die Herrlichkeit des Lebens“, in dem es um Franz Kafkas letztes Lebensjahr geht, vor. Beide Werke erscheinen nun in tschechischer Übersetzung. Mit der Autorin Monique Schwitter, die aus ihrem Roman „Goldfischgedächtnis“ liest, ist eine der größten Entdeckungen der jungen Schweizer Literaturszene auf der Buchmesse vertreten. Der Prager Mai steht ganz im Zeichen der Literatur: Die Nacht der Literatur und die Buchmesse „Svět knihy“ laden zu literarischen Erkundungstouren ein. Mit Einbruch der Dämmerung verwandelt sich am 16. Mai das ehemalige Arbeiterviertel Smíchov in eine große Lesebühne. Wenn die Schatten länger werden, öffnet die Villa ULRIKE Portheimka ihre Pforten. In dem MASCHER Lustschlösschen, das der bedeutende Barockarchitekt Kilian Ignaz Dientzenhofer 1725 zur Sommerresidenz für sich und seine Familie umbaute, liest der tschechische Schauspieler und Regisseur Jan Budař aus dem Roman „Jáchymov“ von Josef Haslinger. Im neuesten Roman des in Wien und Leipzig lebenden Österreichers geht es um die jüngere tschechische Geschichte – und um ein ureigenes tschechisches Thema: Eishockey. Am Beispiel des Torwartes Bohumil Modrý erzählt Haslinger das tragische Schicksal der tschechoslowakischen Eishockey-Nationalmannschaft, die 1950 vom kommunistischen Regime in Schauprozessen zu Gefängnisstrafen und Arbeitslager verurteilt wurden. An fünfzehn Orten – von der Villa Portheimka über einen Eisenbahnwagon bis zur Brauerei Staropramen – lesen tschechische Persönlichkeiten von 18 bis 23 Uhr aus den tschechischen Übersetzungen internationaler Werke. Neben zeitgenössischen deutschsprachigen Autoren sind auch zwei Nobelpreisträger vertreten: Der 2010 verstorbene Portugiese José Saramago erhielt den begehrten Literaturpreis 1998. Karel Dobrý wird aus Saramagos letztem Roman „Kain“ lesen – passenderweise in der Druckerei des Literatur in Bildern Verlagshauses „Libertas“, das auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. Jan Kačer liest im Theater Švandovo aus dem jüngsten Roman „Der Traum des Kelten“ des peruanischspanischen Autors Mario Vargas Llosa, der 2010 von der Schwedischen Akademie ausgezeichnet wurde. Doch es ist nicht nur die hochkarätige Literatur, die nach Smíchov lockt: „Der sechste Jahrgang der Literaturnacht wird sich an attraktiven und zum Teil an normalerweise für die Öffentlichkeit unzugänglichen Orten in Prag 5 abspielen. Zu den interessantesten Plätzen gehören sicherlich die Brauerei Staropramen, das stilvolle Gebäude des Musikklubs Jazz Dock und das inspirierende Umfeld des Prager HUBs, sowie die seit 130 Jahren mit Smíchov verbundene Buchdruckerei Libertas, aber auch das architektonisch bedeutsame barocke Lustschloss Portheimka und das Gebäude der Städtischen Bücherei“, so die Leiterin des Tschechischen Zentrums Prag, das die Literaturnacht in Kooperation mit dem Netzwerk europäischer Kulturinstitute (EUNIC) ausrichtet. Neben Prag wird das Literaturevent in 22 weiteren europäischen Städten stattfinden. Am nächsten Morgen heißt es früh aufstehen, denn die internationale Prager Buchmesse „Svět Knihy“ zeigt vom 17. bis 20. Mai alles rund ums Lesen. Das diesjährige Gastland Rumänien präsentiert sich dem Publikum mit über 50 Veranstaltungen zu Belletristik und Theater, Kinder- und Kunstbüchern und neuesten tschechischen Übersetzungen rumänischer Literatur. Daneben gibt es eine Vielzahl von Lesungen und Diskussionsrunden zu Themen aus Rumänien und der Schwarzmeerregion. Aber auch deutschsprachige Literatur gibt es auf der Buchmesse zu entdecken. Im Rahmen von „Das Buch“ – einem Gemeinschaftsprojekt des Goethe-Instituts, Ein weiterer Schwerpunkt der 18. Buchmesse, die auf dem Ausstellungsgelände Výstaviště im Prager Stadtteil Holešovice stattfindet, bilden in diesem Jahr Comics. Und so widmet sich auch „Das Buch“ der gezeichneten Literatur. Der in Göttingen geborene Comic-Autor Sascha Dreier liest aus seiner Graphic Novel „Der Papierene“, in der er das fußballverrückte Wien der Zwischenkriegszeit in den Blick nimmt. Neben dem in Kozlau bei Iglau geborenen Idol des österreichischen Fußballs Matthias Sindelar, genannt „der Papierene“, spielt auch der Erfinder des modernen Fußballs, der in Maleschau (Malešov) geborene Trainer und Funktionär Hugo Meisl, eine zentrale Rolle. Die Schweizer Comiczeichnerin Anna Sommer stellt ihren Erstling „Damen Dramen“ vor, in dem sie ohne Worte wilde und schräge Geschichten von und über Frauen erzählt. Der Wiener Comicautor und Filmkünstler Nicolas Mahler folgt mit seinem neuesten Werk dem Trend, kanonisierte literarische Werke als Comic zu adaptieren: „Alte Meister“ ist eine Comicfassung des gleichnamigen Romans von Thomas Bernhard. Außerdem wird der Comic-Verantwortliche der Frankfurter Buchmesse Wolfgang Strzyz mit anderen Comic-Spezialisten über den aktuellen deutschsprachigen und internationalen Comicmarkt diskutieren. KULTURTIPPS Ausstellung Festival Filmfestival Ausstellung Man spricht Deutsch – Ausstellung rund um die deutsche Sprache Österreich-Tag – Konzerte, Lesungen, Workshops 23.5.2012, Krajská vědecká knihovna, Liberec 52. Internationales Filmfestival für Kinder und Jugendliche Jan Reich – das Lebenswerk des 1942 geborenen Fotografen 25. 4.- 19. 8. 2012, Prager Burg Eine ganze Welt zwischen zwei Buchdeckeln: Der Prager Mai steht im Zeichen des gedruckten Wortes. 4.5.- 3.6.2012, Klub ÁMOS, Ostrava Foto: Archiv Welt der Bücher 27.5.-3.6.2012, Zlín LandesZeitung | WIRTSCHAFT 15. Mai 2012 Seite 5 Das Nationaldenkmal Das umstrittene AKW Temelin gilt als sicher und hat fast schon den Status eines Nationaldenkmals. Wenn es in Tokio fünf vor zwölf ist, ist es in Temelín kurz vor vier. Zumindest behaupten das die Uhren, die über dem Eingang der Dorfkneipe von Temelín hängen. Dass ALEXANDRA der Zeitunterschied zwischen SüdMOSTÝN böhmen und dem Fernen Osten eigentlich neun Stunden beträgt, stört niemanden. In Temelín tickt man halt etwas anders. „Temelin ist das sicherste Kraftwerk der Welt“, erklärt Jan Pěnička, der vor drei Jahren in den 120-Seelen Ort unweit zwischen Moldau und Böhmerwald gezogen ist. Seine Nachbarn, die im Kraftwerk arbeiten, hätten ihm dies versichert. Im Schatten der Kühltürme fährt er seine beiden sechs Monate alten Jungs spazieren. „Sie sind die ersten Zwillinge, die seit 55 Jahren hier in Temelín geboren wurden“, sagt er stolz. Ob das vielleicht am Kraftwerk liege? Jan Pěnička schaut etwas irritiert in Richtung AKW : „Nein, ich hoffe nicht,“ lacht er. Jenseits des Böhmerwaldes, in Bayern und Österreich ist beim Gedanken an Temelín kaum jemandem zum Lachen zumute. Die heftigen Proteste und Grenzblockaden, die noch tobten, bevor der erste der insgesamt zwei Reaktoren im Oktober 2000 ans Netz ging, sind zwar inzwischen abgeebbt. Dennoch gilt das AKW in Deutschland und Österreich, im Gegensatz zu Tschechien, als extrem unsicher. Gesunde Skepsis oder einfache Panikmache? Bastard-AKW Kritisch beäugt wird vor allem der Mix der Systeme: Vertragen sich russische Reaktoren mit amerikanischer Leittechnik? Mit dem Bau von Temelín wurde im Jahre 1983 begonnen. Da war die Welt noch zweigeteilt und die Tschechoslowakei bekam ihre Druckwasserreaktoren des Typs WWER 1000 vom sozialistischen Bruderstaat Sowjetunion. Nach deren Zusammenbruch wandten sich die Tschechen in den 90er Jahren an den US-Konzern Westinghouse, die das Sicherheitssystem des AKW lieferte. „Diese Bastardisierung des AKWs hat dazu geführt, dass der Betrieb in Temelín öfters abgestellt werden musste als in westlichen Kraftwerken, die nicht so zusammengebastelt sind“, sagt Jan Rovenský von Greenpeace in Prag. Wo genau die Probleme liegen, kann er allerdings nicht sagen. „Weil es keine gibt“, argumentiert der stellvertretende Leiter der tschechischen Strahlenschutzbehörde SUJB, Petr Brandejs. Strahlende Aussichten im Schatten der Kühltürme: das AKW-Temelín soll um zwei Reaktorblöcke erweitert werden. Foto: Björn Steinz einem Austritt von Radioaktivität außerhalb der Sicherheitszone ist es noch nie gekommen “ sagt Brandejs. „Kernkraftgegner sind schnell dabei, wenn es darum geht ,Störfall‘ zu schreien“, meint der Prager Physikstudent David, der in den Semesterferien gerne mal in Temelín jobbt. „Da reicht es schon, wenn dem Pförtner mal die Kaffeetasse umfällt.“ Vergangenen Sommer hat David mitgeholfen, eine ausgebrannte Lagerhalle im AKW aufzuräumen. „Da wurde wohl Brennstoff gelagert, na und? Passiert ist nichts.“ der im Ernstfall das Kraftwerk herunterfahren soll. Atomausstieg beim Familienausflug. Stelle wieder angeschweißt wurde, ist die Schweißnaht nun schwächer, als sie sein darf. Und weil sie direkt am Reaktor liegt, wo ja unheimlicher Druck herrscht, könnte sie theoretisch irgendwann mal platzen“, fürchtet Jan Rovenský. „Ja ja, die Schweißnaht“, lächelt Strahlenschützer Brandejs müde. Aufgrund der Greenpeace-Klage sei diese mehrfach untersucht worden, sagt Brandejs, auch von internationalen Experten. „Alle sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es zu keinen unautorisierten Ausbesserungen am Reaktor gekommen ist.“ Wegen dieser ganzen Geschichte, meint Brandejs, stehe im ersten Temelín-Block der wohl am gründlichsten geprüfte und am besten dokumentierte Reaktor der Welt. Spekulationen über Schweißnähte hin und her. Fakt ist: Insgesamt 27 Sicherheitsüberprüfungen hat es in Temelín schon gegeben. Die Deutschen waren da, die Österreicher sowieso. Und auch die IAEA. „Alle haben uns bestätigt, dass Temelín mit westlichen Druckwasserreaktoren des Typs PWR stand- Bei den Touristen ist das AKW Temelín in der Region genauso beliebt wie die Burgen und Schlösser Südböhmens. So ungewöhnlich, wie es immer wieder dargestellt wird, sei der Systemmix außerdem nicht. In Finnland, zum Beispiel, werden auch russische WWERReaktoren von deutschen Siemens-Systemen geleitet. In den 10 Jahren, in denen Temelín in Betrieb ist, ist es zu keinen Problemen gekommen, die auf den russisch-amerikanischen Mix zurückzuführen sind. Schlamperei am Bau? Viel gefährlicher als der Technologie-Mix sei die Schlamperei am Bau, meint Jan Rovenský. Seit über 10 Jahren klagt Greenpeace über eine poröse Schweißnaht direkt am ersten Reaktor. „Damals wurde ein Rohr falsch an den Reaktor angeschweißt. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurde das dann verbessert. Aber weil dasselbe Rohr an der selben halten kann“, sagt Petr Brandejs. „Außerdem“, sagt er, „steht das AKW auf erdbebensicherem Gebiet. Und ein Tsunami in der Moldau droht kaum.“ Selbst Greenpeace-Aktivist Jan Rovenský weiß, dass es in Tschechien Unsichereres gibt als Temelín: „Das AKW Dukovany, zum Beispiel.“ Das Kraftwerk in Südmähren ist um einiges älter als Temelín, liegt noch näher an der österreichischen Grenze. „Und von seinen vier Reaktoren hat keiner ein Containment, das ist bedenklich“, sagt Rovenský. Dennoch gilt das Interesse hauptsächlich Temelín, dem Medienstar unter den Atomkraftwerken. Über 130 Störfälle wollen bayerische und österreichische Atomkraftgegner dort schon gezählt haben. „Das sind aber keine nuklearen Störfälle, sondern ausnahmslos Probleme im sekundären Kreislauf. Zu Nationalstolz AKW Die Tschechen gehen äußerst entspannt mit der mit der Kernkraft um. Zum einen liegt das daran, dass sie in ihr eine gute Alternative zur Kohlekraft sehen. Im Norden der Tschechischen Republik, wo die meisten der 15 Kohlekraftwerke stehen, mussten über 80 Gemeinden den Kraftwerken weichen, noch zwei sollen folgen. Die Lebenserwartung dort ist um zwei Jahre niedriger als der Landesdurchschnitt. „Die Liebe der Tschechen zur Kernkraft liegt auch daran, dass wir Tschechen ein Volk von Technikern sind. Ein Ingenieur hat hier mindestens so viel Prestige, wie ein Doktortitel“, sagt Jan Rovenský. Temelín ist eben nicht nur ein Atomkraftwerk. Sondern auch ein Nationaldenkmal. „Rund 32 000 Besucher hatten wir hier im vergangenen Jahr“, erklärt Temelín Sprecher Marek Sviták. „Als Touristenattraktion hier in der Region ist Temelín genauso beliebt wie die Burgen und Schlösser Südböhmens. Im interaktiven Besucherzentrum, in einem barocken Schlösschen gleich gegenüber des AKW, kann man die einzelnen Kreisläufe nachverfolgen, Brennstäbe angucken und Keramiktassen aus der benachbarten Behindertenwerkstatt kaufen. Wem das nicht reicht, der kann sich zu einem Rundgang im eigentlichen AKW anmelden. Besonderes Schmankerl: das Steuerungszentrum Temelíns ist zu Übungszwecken eins zu eins nachgebaut worden. Wer nett fragt, darf da vielleicht auch mal auf den roten Knopf drücken, Nein zum Atomausstieg Ein Atomausstieg ist für Tschechien kaum eine Alternative. Immer wieder belegen Umfragen, dass zwei Drittel der Tschechen pro-Kernkraft sind. „Hier in Südböhmen sind es sogar 80 Prozent“, weiß Temelín-Sprecher Sviták. Kein Wunder: Der Betreiber des AKW Temelín, die staatlichen „Tschechischen Elektrizitätswerke“ (ČEZ), produzieren nicht nur Atomstrom, sondern pumpen auch Kohle in die Region. „Wir unterstützen gesellschaftliche und kulturelle Aktivitäten, sponsern Sportveranstaltungen und Schulen, finanzieren Kinderspielplätze“, zählt Svitak auf. Bis 2018 will die ČEZ so über 600 Millionen Euro nach Südböhmen schicken. „Das Beste ist die Liegenschaftssteuer, die unsere Gemeinde jährlich vom Kraftwerk erhält. Die macht bei weitem den größten Posten in unserem Haushalt aus“, freut sich der Bürgermeister von Temelín, Petr Macháček. Da hat er auch nichts dagegen, dass Temelín in den nächsten Jahren um zwei Reaktorblöcke erweitert werden soll. Im Augenblick läuft die Umweltverträglichkeitsprüfung und der Betreiber ČEZ versucht, die 20 Milliarden Euro zusammenzubekommen, die der AKW-Ausbau mindestens kosten soll. Eine Investition, die sich lohnen könnte. Vor allem dank des deutschen Atomausstiegs. Schon jetzt exportiert Tschechien rund 14 Prozent seines Stroms. Wörterbuch (das) Atomkraftwerk (AKW) - jaderní elektrárna (JE) (der) Zeitunterschied - časový rozdíl (die) Leittechnik - řídící technika (die) Schweißnaht - svar (die) Umweltverträglichkeits- - Vyhodnocení vlivůna životní prüfung prostředí (der) Störfall - nehoda (der) Kernkraftgegner - odpůrce jaderní energetiky (die) Behindertenwerkstatt - chráněná dílna (der) Atomausstieg - odklon od jaderní energetiky Temelín-Ausbau: kein Fallout auf Wirtschaftsbeziehungen Kein Problem mit dem geplanten Temelín-Ausbau hat die deutsche und österreichische Wirtschaft. Vertreter des deutschen Bundes der Industrie (BDI) wie auch österreichischer Arbeitgeberverbände haben klar erklärt, sie respektieren das Recht jedes Landes, seine Energiepolitik selbst zu bestimmen. Eine Erweiterung des AKW Temelín um zwei Reaktorblöcke werde daher keinen Fallout auf die Wirtschaftsbeziehungen zu Tschechien haben, heißt es aus deutschen und österreichischen Wirtschaftskreisen. Das bestätigt auch eine Umfrage, die der tschechische Industrieverband (SPČR) unter seinen Mitgliedern durchgeführt hat, die mit deutschen und österreichischen Firmen zusammenarbeiten. Im Interesse seiner Mitgliedsfirmen behält der SPČR die Namen der Befragten allerdings für sich. Das Thema Temelín, so die Befragten, hauptsächlich aus der Maschinenbauindustrie, habe bislang gar keine Rolle in den gegenseitigen Verhandlungen ge- spielt. „Ein großer Teil unseres Jahresexports geht nach Deutschland, wo wir einen starken Geschäftspartner haben. Aufgrund unserer bisheriger Erfahrungen kann ich sagen, dass das Thema Temelín auf unsere Beziehungen höchstwahrscheinlich gar keinen Einfluss haben wird“, erklärte einer der Befragten. Politischer Druck? Auf persönlicher, keinesfalls geschäftlicher, Ebene, Temelín ist kein Grund, den Tschechen den Rücken zu kehren. Foto: Björn Steinz schieden sich in Bezug auf das AKW Temelín die Geister. Manche der deutschen wiederum seien kritisch. „Das zeigt sich allerdings und österreichischen Geschäftspartner stünden dem nur in den Meinungsäußerungen Einzelner, hat aber geplanten AKW-Ausbau positiv gegenüber. Andere keinen Einfluss auf die Entscheidungen der Firma“, meinte einer der Befragten. „Das kann sich verständlicherweise ändern, falls Temelín in Deutschland zu einem großen medialen und politischen Thema werden sollte. Aber das kann niemand vorhersehen“, fügte er noch hinzu. Denn es gibt nicht nur strahlende Gesichter. Wie die deutsche Atomdebatte sich negativ auf tschechische Unternehmen auswirken kann, weiß ein weiterer Befragter. Als die Firma Siemens nach dem deutschen Atomausstieg ihre Produktion von AKWKomponenten drosselte, war auch ein tschechischer Zulieferer betroffen. Der zeigte sich aufgrund seiner Erfahrungen in der SPČR-Umfrage skeptischer als seine Kollegen. „Deutschland und Österreich sind dem Temelín-Ausbau nicht besonders geneigt. Wenn wir von der gegenwärtigen politischen Atmosphäre dort ausgehen, dann ist es gut möglich, dass sie Druck auf uns ausüben werden, den Bau hinauszuzögern“, sagt er. MILAN MOSTÝN, SPČR LandesZeitung | IM GESPRÄCH Seite 6 15. Mai 2012 „Wir pflegen einen Dialog auf Augenhöhe“ Deutschland geschichtsträchtigen Sitz der Botschaft. Die Weichen hierfür sind ja seit längerer Zeit gestellt, wie sieht es aber ganz konkret aus? Die Verhandlungen laufen derzeit. Bei einem Immobilienkauf dieser Größenordnung gibt es viele Fragen und Details zu besprechen. Unser Interesse am Erwerb des Palais Lobkowicz liegt in der Tat in seiner für die deutsche Einheit hohen symbolischen Bedeutung. Der Auftritt des damaligen Außenministers Genscher auf dem Balkon des Lobkowicz-Palais, als er fast 4 000 Landsleuten aus der DDR die Ausreise in die Bundesrepublik bekannt gab, ist unvergessen. Zugleich ist uns die historische und kunstgeschichtliche Bedeutung des Palais für Tschechien und die Stadt Prag bewusst. Wir führen das Palais daher als offenes Haus. Im vergangenen Jahr haben wir etwa 13 000 Besucher verzeichnet: Schulklassen, Besucher von Seminaren, Vorträgen, Konzerten oder Empfängen in der Botschaft. Auch in diesem Jahr werden wir am 20. Juni wieder einen Tag der offenen Tür veranstalten. Ich hoffe, auch viele Ihrer Leser werden an diesem Tag zu uns in die Botschaft kommen. Der deutsche Botschaer Detlef Lingemann empfindet es als Privileg, Deutschland in Tschechien zu vertreten. Im LZ-Gespräch erläutert er warum. LZ: Herr Lingemann, seit September 2011 sind Sie deutscher Botschafter in Prag. Wie bewerten Sie die deutsch-tschechischen Beziehungen zwanzig Jahre nach der Unterzeichnung des DeutschTschechoslowakischen Nachbarschaftsvertrags? Die Beziehungen sind ausgezeichnet. Deutschland und Tschechien sind einander wichtige Handelspartner. Der kulturelle Austausch floriert: Ein beeindruckendes Beispiel ist das jährliche deutschsprachige Theaterfestival in Prag. Der Jugendaustausch entwickelt sich weiterhin positiv. Auf kommunaler Ebene in den Grenzgebieten entwickelt sich eine enge, grenzübergreifende Zusammenarbeit. Auch auf höchster politischer Ebene sind die Kontakte sowohl auf Bundesebene wie auch auf Länderebene sehr eng, wie die jüngsten Besuche in Prag von Bundeskanzlerin Merkel und Außenminister Westerwelle, des bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer und des Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt Haseloff gezeigt haben. Auch das Bundesland Sachsen unterhält engste Beziehungen zu Tschechien. Wir pflegen einen engen Dialog auf Augenhöhe. LZ: Im Zusammenhang mit der Krise in der EU wird gerne von einer Führungsrolle Deutschlands gesprochen. Auch in Mitteleuropa. Überrascht Sie das? Wie könnte eine solche Führungsrolle in der EU und im Europa der Regionen aussehen? Deutschland hat als größte Volkswirtschaft in der EU eine besondere Verantwortung für ein erfolgreiches Krisenmanagement. Dieser Verantwortung sind wir uns bewusst und wir nehmen sie in Abstimmung mit unseren Partnern in der EU wahr. Mit dem Fiskalpakt haben wir ein wirkungsvolles Instrument, um künftig vergleichbare Krisen zu vermeiden. Und wir haben in der EU einen Rettungsschirm aufgespannt, um einzelnen Ländern die Möglichkeit zu verschaffen, ihre Haushalte in Ordnung zu bringen. LZ: Ab und an erheben Berührungsängste den- noch ihr Haupt. Die Stadt Opava weigert sich zum Beispiel, Platz für ein Denkmal für Troppauer Deutsche bereitzustellen. Wie kann man diese Berührungsängste diplomatisch angehen? Da gibt es kein Patentrezept. Gerade in diesem Jahr, 70 Jahre nach dem Terror in Lidice oder Ležaky bleibt uns bewusst, wie präsent die schrecklichen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs immer noch sind. Ich denke, wir haben mit dem Deutsch-Tschechoslowakischen Vertrag von 1992 und mit der Deutsch-Tschechischen Erklärung von 1997 den richtigen Weg eingeschlagen, den Weg des vertrauensvollen Dialogs und der Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit. Vieles wird heute zwischen den Gesellschaften diskutiert, was früher undenkbar gewesen wäre. Ich denke etwa an den Film „Alois Nebel“, der die Vertreibung eindrucksvoll thematisiert und in den tschechischen Kinos sehr erfolgreich gelaufen ist. Aber nicht alles ist von heute auf morgen möglich, wir brauchen einen langen Atem und Sensibilität im Umgang miteinander. LZ: Natürlich gibt es auch positive Beispiele. Immer mehr, vor allem junge, Tschechen interessieren sich für die deutsche Geschichte Böhmens und machen sich um die Bewältigung der eigenen Vergangenheit verdient. Sehen Sie diese Bemühungen eher als innertschechische Angelegenheit, oder unterstützt die Botschaft sie in irgendeiner Form? Wir haben mit der Erklärung von 1997 uns darauf verständigt, dass wir das Thema Vergangenheit nicht politisieren, sondern den Zivilgesellschaften und Historikern überlassen sollten. Zugleich Gern in Prag: Botschafter Lingemann publik und ein Instrument der Assimilierung ihrer deutschen Bürger. Mit der Deutsch-Tschechischen Erklärung von 1997 haben wir damals auch festgestellt, dass jede Seite ihrer Rechtsordnung verpflichtet bleibt und respektiert, dass die andere Seite eine andere Rechtsauffassung hat. Die Unterzeichner der Erklärung haben klargestellt, dass sie ihre Beziehungen nicht mit aus der Vergangenheit herrührenden politischen oder rechtlichen Fragen belasten werden. Auf der Basis der Deutsch-Tschechischen Erklärung haben sich unsere bilateralen Beziehungen sehr erfreulich entwickelt. Nicht zuletzt der Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer im November letzten Jahres hat eindrucksvoll gezeigt, dass heute bei den politischen Gesprächen ganz praktische Fragen der Zusammenarbeit und gemeinsame Interessen im Vordergrund stehen. LZ: Was betrachten Sie noch als größten Feind des deutsch-tschechischen Verhältnisses? Ist es überhaupt möglich, einen endgültigen Schlussstrich unter die Geschichte zu ziehen? Ihre Frage legt zu Recht die Antwort nahe: Nein, man darf Geschichte nicht vergessen. Wie gesagt, Ich freue mich über viele Projekte, die ganz konkret zeigen, wie viel wir zusammen erreichen können. wurde der deutsch-tschechische Zukunftsfonds geschaffen, um Projekte auf beiden Seiten gerade auch zur Aufarbeitung der Vergangenheit zu fördern. Die Bilanz mit vielen tausenden erfolgreichen Projekten ist sehr eindrucksvoll. Erwähnen möchte ich die erfolgreiche Arbeit der gemeinsamen Historikerkommission und die vielen Seminare, die Kulturinstitute oder Universitäten hier ausrichten. Wir als Botschaft konzentrieren uns bei eigenen Projekten auf Themen, die uns aktuell beschäftigen, wie die Förderung der deutschen Sprache oder die Folgen der Energiewende in Deutschland. LZ: Bleibt die Frage der Beneš-Dekrete endgültig geschlossen? Theoretisch könnten Mitglieder der deutschen Minderheit unter den Beneš-Dekreten jederzeit enteignet und abgeschoben werden. Auch wenn die reale Gefahr hierfür seit 1948 nicht mehr besteht, so bleiben die BenešDekrete doch ein diskriminierendes Element innerhalb der Gesellschaft der Tschechischen Re- bin ich überzeugt, dass gerade mit der Erklärung von 1997 die Weichen richtig gestellt wurden. Aber ein zivilgesellschaftlicher Dialog über die Vergangenheit bleibt notwendig. So würde ich heute auch nicht von „Feinden“ des deutschtschechischen Verhältnisses sprechen wollen, Für dieses Wort ist heute in unseren Beziehungen kein Raum mehr. Im Gegenteil: Wir sind Partner und Verbündete in EU und NATO! Aber es gibt auch Entwicklungen, denen wir entgegenwirken wollen. So hat das Interesse am Erlernen der deutschen Sprache in Tschechien deutlich abgenommen, obwohl wir engste Partner sind. Wir bemühen uns daher intensiv, diesen Trend umzukehren. Ich freue mich, dass wir dabei in den tschechischen Regionen auf große Unterstützung stoßen. Wir müssen zudem darauf achten, dass angesichts der von vielen empfundenen Normalität der Beziehungen das Interesse unserer Gesellschaften am Nachbarn nicht sinkt. Da freue ich mich über viele Projekte, von gemeinsamen Kindergärten oder Infrastrukturprojekten in den Detlef Lingemann * wurde 1954 in Düsseldorf geboren * studierte Rechtswissenschaften in Bonn, der prestigeträchtigen „London School of Economics“ und Straßburg * trat 1981 in den Auswärtigen Dienst ein * hatte seinen ersten Auslandseinsatz zwischen 1983 und 1986 in der Wirtschaftsabteilung der Deutschen Botschaft in Moskau * leitete von 1995 bis 2000 das Pressereferat der Deutschen Botschaft in Washington * war von 2004 und 2006 Deutschlands erster Mann in Aserbaidschan * kehrte zwischen 2006 und 2008 als Ständiger Vertreter des Botschafters nach Moskau zurück * war von 2008 bis 2011 am Auswärtigen Amt in Berlin verantwortlich für Außenwirtschaftsförderung, Technologie und Exportkontrolle * ist seit dem 7. September 2011 deutscher Botschafter in Prag Grenzgebieten, die ganz konkret zeigen, wie viel wir zusammen erreichen können. LZ: Welche Aktionen plant die Botschaft noch in diesem Jubiläumsjahr 2012, in dem nicht nur 20 Jahre Nachbarschaftsvertrag, sondern auch 15 Jahre Deutsch-Tschechische Erklärung unterzeichnet werden. Die politischen Höhepunkte im Jubiläumsjahr waren die Besuche der Bundeskanzlerin im April und des Bundesaußenministers, der an einer sehr würdevollen Feierstunde zum 20-jährigen Jubiläum des Deutsch-Tschechoslowakischen Vertrages im tschechischen Senat im März dieses Jahres teilgenommen hat. Die Botschaft hat eine ganze Reihe von Veranstaltungen mit großer und prominenter Beteiligung durchgeführt und plant weitere: ein Seminar und eine Reihe von Vorträgen zu bilateral relevanten Themen wie Energie, Wissenschaft oder Demographie und natürlich auch zum Thema Europa. Die Resonanz auf diese Veranstaltungen ist ausgesprochen positiv. LZ: Krönender Abschluss dieses Jahres könnte der Erwerb des Lobkowicz-Palais sein, dem für LZ: Wird Tschechien nach seinem Nein zum EU-Fiskalpakt überhaupt noch als verlässlicher Partner gesehen? Aber sicher. Tschechien und Deutschland teilen eine ähnliche Philosophie, auch was die Ziele des Fiskalpakts angeht. Für beide Länder ist solides Haushalten ein Gebot der Stunde. Darüber hinaus teilen wir als exportorientierte Nationen mit einer modernen, hoch technologisierten industriellen Infrastruktur in hohem Maße gemeinsame Interessen, gerade auch innerhalb der EU. Entsprechend eng ist unsere Zusammenarbeit. LZ: Ministerpräsident Petr Nečas bezeichnete Tschechien als „Schattenunterzeichner“ des EUFiskalpakts. Wie wurde das in Deutschland verstanden? Erwartet man, dass Tschechien zu einem späteren Zeitpunkt unterschreibt? Bei den Gesprächen zwischen dem Premierminister und der Bundeskanzlerin wurde deutlich, dass wir bei der Analyse der Ursachen der Schuldenkrise und bei den zu ergreifenden Maßnahmen zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommen. Und Premierminister Nečas hat explizit darauf verwiesen, dass ein Beitritt zu einem späteren Zeitpunkt stets möglich ist. LZ: Warum sind Sie eigentlich Diplomat geworden? Die Motive sind vielschichtig. Zum einen ist es ein sehr abwechslungsreicher Beruf, der nie Routine aufkommen lässt: Man wechselt alle drei bis vier Jahre den Lebensmittelpunkt, übernimmt eine neue Aufgabe, lernt neue Menschen und Länder kennen. Man kann sein eigenes Land von außen betrachten; es eröffnen sich mit jeder neuen Aufgabe, jedem Ortswechsel neue Perspektiven. Wenn Sie so wollen: Es ist ein ewiges Lernen. Das hält jung. Zum anderen habe ich mich stets für Außenpolitik interessiert. Da lag es nahe, diesen Beruf zu ergreifen. LZ: Hatten Sie, bevor Sie nach Prag kamen, einen Bezug zu Tschechien? Wie haben Sie sich eingelebt? Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer neuen Wirkungsstätte? Und was nicht? Meine erste Reise nach Prag habe ich im April 1972 als Schüler im Rahmen einer Abiturfahrt unternommen. Damals wurde die Tschechoslowakei Eishockey-Weltmeister. Es herrschte eine grenzenlose Begeisterung. Die damalige Stimmung im Land hat mich sehr beeindruckt. Prag ist eine besonders lebenswerte, weltoffene Stadt. Ich empfinde es als Privileg, mein Land in einem Nachbarland vertreten zu dürfen, mit dem wir so enge Beziehungen haben. Wenn ich hier mit etwas Probleme habe, dann mit dem Erlernen der schwierigen tschechischen Sprache. Aber ich gebe mir Mühe. Die Fragen stellte ALEXANDRA MOSTÝN 15. Mai 2012 LandesZeitung | UNTERWEGS Seite 7 Pernek– ein Ort am Rande der Existenz Landschalich reizvoll aber voller zerstörerischer Spuren liegt der verlassene Ort Pernek in Südböhmen. In den Grenzgebieten gibt es wieder zahlreiche aufblühende Kommunen, die sich nicht mehr hinter dem einstigen „Eisernen Vorhang“ zu verstecken brauchen. Überall sind die KARL W. Zeichen der Investitionen zu sehen, SCHUBSKY die Erfolge der umfangreichen Zuschüsse aus den Töpfen der EU, die teils zum Wiederaufbau, teils zum Zwecke von Restaurierungsarbeiten Verwendung finden. Davon zeugen die zahlreichen EU-Hinweistafeln auf erhaltene Fördermittel. Damit konnten bisher zahlreiche „Erbstücke“ vor dem endgültigen Verfall bewahrt werden. Für viele kam der Umschwung allerdings viel zu spät. Ganze Ortschaften sind von der Bildfläche verschwunden bzw. „versenkt“ worden. Trotzdem sind noch immer und überall die Zerstörungsspuren der Verdrängung erkennbar. Neuanfang und Untergang liegen dicht beieinander. Pernek ist ein vergessener Ort, der wie eine Geisterstadt anmutet. Es ist ein kleiner Ort in Südböhmen, am Ufer der Moldau gelegen, der 1429 zum ersten Mal erwähnt wurde. Nicht weit entfernt beginnt auch der Schwemmkanal der Schwarzenberger, der sich durch den südlichen Böhmerwald in Richtung Österreich zieht. Pernek wurde nicht direkt zerstört, aber wer aus Richtung Wallern kommend, die steile Straße hinunter in den heutigen Ort hineinfährt, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, hier kurze Zeit nach einem Fliegerangriff eingetroffen zu sein. Häuserruinen säumen die Hauptstraße auf beiden Seiten und bevölkern den zentralen Dorfplatz. Wer sich häufiger bei Durchfahrten mit Restauranttipp Der Verfall macht vor dem Ortszentrum nicht halt. Der letzte Perneker dem Anblick von Gebäuden, die wie Narben wirken, konfrontiert sieht, stellt sich doch die Frage nach dem Warum und steigt irgendwann einmal aus, um der Sache auf den Grund zu gehen. Franz Bauer ist einer der letzten deutschen Bewohner von Pernek. Er ist nicht nur für die Renovierungsarbeiten an der Kapelle verantwortlich und kümmert sich um ihre Instandhaltung, sondern hegt noch einen weiteren Schatz: Er besitzt das letzte Exemplar der „Chronik der Gemeinde Pernek“, die nur in einer kleinen Auflage erschienen ist und die Geschichte des heute vergessenen Ortes bewahrt hat. Aus ihr geht hervor, dass der Ort mehrfach in schwere Mitleidenschaft gezogen worden ist. Die Passagen über den einstigen Glanz lesen sich wie ein Abgesang auf das einst idyllische Fleckchen Erde: „Unsere Heimatfluren gehörten und gehören noch heute zu den schönsten des Böhmerwaldes. Noch vom Moldauursprung um den Lusen konnte man bis in das weite Tal zwischen Pernek und Oberplan sehen. Von Wallern kommend in Richtung Süden, schlängelte sich die Moldau mit ihrem träg dahinfließenden Wasser durch ruhige Auen und Haine. Zwischen Pernek und Oberplan hatte die Moldau im flachen breiten Bett viel Platz, um ein nahezu symmetrisches Herz in die Wiesenlandschaft zu zeichnen. Das Moldauherz ist heute nicht mehr. Der Stausee hat es verschlungen.“ Auch die verheerende Brandkatastrophe, die Pernek in den 30er Jahren heimsuchte, fand Eingang in die Chronik: „Das helle und gepflegte Bauerndorf Pernek schmiegte sich an einen breiten fruchtbaren Hang oberhalb der Moldau. Von Salnau kommend fiel die Straße am Ortseingang ab, machte eine starke Rechtkurve – und schon schaute man hinunter in ein freundliches Dorf. Die beiden parallel laufenden Sträßchen wurden eingesäumt von schattenspendenden Bäumen und stattlichen Bauernhäusern mit ihren großen Hoftoren. Zwischen den beiden Ortsstraßen die dominierenden Gebäude Schule und Dorfschmiede…Als Pernek am 25. Juni 1931 in Flammen aufging, fiel auch die malerische Dorfschmiede mit ihrem Glockentürmchen dem roten Hahn zum Opfer. Pernek wurde wieder aufgebaut, renoviert und schön herausgeputzt. Zur Erinnerung an das schwere Brandunglück und zum Gedächtnis an die Toten wurde in der Mitte des oberen Dorfes eine Gedächtniskapelle gebaut.“ Das Andenken an die Opfer und die Erinnerung an das hübsche Bauerndorf wachzuhalten, hat sich Franz Bauer, der letzte Perneker, zur Aufgabe gemacht. Trotz der verfallenen Gebäude und verlassenen Straßen um ihn herum. Gebeutelte Geisterstadt Es sind aber nicht nur die Gebäuderuinen zwischen den wenigen erhaltenen und oft unbewohnten Häusern und Höfen, neben einigen sozialistischen Neubauten, sondern es ist der frappante Mangel an sichtbaren Bewohnern. Kein Geschäft vorhanden, das Gasthaus geschlossen und nur ein einsames, altes Mütterchen ist auf der Straße zu sehen. Während der Unterhaltung beklagt sie sich, dass es keine jungen Leute mehr gebe und man zum Einkaufen sogar bis nach Oberplan fahren müsse, wohin der Ort eingemeindet ist. Selbst Ausländer, die einige Häuser in Ordnung gebracht hatten, soll es in Pernek nicht auf Dauer gehalten haben. So bieten nur wenige Häuser nahe des Dorfplatzes einen besseren Eindruck und natürlich die Kapelle am oberen Ende des Dorfplatzes, die an den verheerenden Brand von 1931 und dessen Opfer erinnert und die von den früheren deutschen Bewohnern wieder instandgesetzt wurde und bis heute auf deren Kosten erhalten wird. Ein weiteres Mal wurde Pernek 1945 durch amerikanischen Artilleriebeschuss und eine schwere Als König bei der Fürstin Dort, wo die Moldau das historische Stadtgebiet von Prag erreicht, thront auf einem steil über dem Ufer emporragenden Felsen die Burg Vyšehrad. Ihr Name ist mit der legendären Fürstin Libuše verknüpft, die von ihrer Residenz aus die Gründung der Stadt Prag prophezeit haben soll. Heute erinnert unweit der Burg der Name des Restaurants „U kněžny Libuše“ („Bei Fürstin Libuše“) an die Herrscherin. Und huldigt ihr mit hervorragender Küche. „Wir möchten mit unserem Restaurant und dem dazu gehörigen Sommergarten die Palette der kleinen, aber qualitativ hochwertigen Wirtshäuser in Prag erweitern, die sich vor allem auf die saisonale tschechische und internationale Küche ausrichten“, sagt die Chefin des Hauses, Libuše Dosedělová. Ihre Philosophie ist klar und einfach: „Anständiges Essen aus frischen Zutaten von tschechischen Produzenten, zubereitet auf klassische Art“, erläutert sie. Dazu gibt es ausgezeichnetes ungefiltertes Bier aus der tschechischen Familienbrauerei Bernard und erstklassige Weine aus Böhmen und Mähren. „Unsere geschickten Köche kochen und backen alles selbst“, unterstreicht Libuše. Damit verdient jedes Essen und jedes Dessert die Bezeichnung Eigenproduktion. Und da bei der „Fürstin“ der Gast immer König ist, wird auch für die gesorgt, die es eilig haben. „Unsere Bedienung erklärt den Gästen gerne, was sie an Gutem schnell auf dem Teller haben, und worauf es sich zu warten lohnt“, sagt Chefin Libuše. Dem perfekten kulinarischen Erlebnis wird so nicht einmal die Zeit im Wege stehen. Mitglieder der Verbände der deutschen Minderheit können sich bei der „Fürstin“ auf ein besonderes Schmankerl freuen. Auf Vorlage ihres Verbandsausweises erhalten sie nach dem Essen eines der leckeren selbstgemachten Desserts auf Kosten des Hauses. U kněžny Libuše, Na Pankraci 7, Prag 4 Vyšehrad (5 Min. von der gleichnamigen MetroStation). Reservierungen unter: 00420-252 542 137; www.ukneznylibuse.cz (lz) Der letzte Deutsche von Pernek sorgt sich um die kleine, liebevoll restaurierte Kapelle. Fotos: Autor Explosion in Mitleidenschaft gezogen. Nach dem Abzug der US-Truppen wurden die ansässigen Deutschen zunächst ausgeplündert, danach vertrieben und durch eine zusammengewürfelte Gruppe tschechischer „Neusiedler“ ersetzt, die sich in Pernek – der Ortsname ist übrigens auch in tschechischer Sprache identisch – eine neue Lebensgrundlage zu schaffen suchten. Der zunächst vorhandene Individualismus der neuen Bevölkerung musste sich dann aber in den folgenden Jahren nach und nach in das neue Modell des Kollektivismus „integrieren“, das auch in der neuen ČSSR eingeführt wurde. Dazu heißt es in der Gemeindechronik: „Abschließend kann bemerkt werden, dass die Siedler aus den Jahren 1945 und 1946, die sich in Pernek niederließen, Bleibe und Arbeit fanden, allerdings nicht als selbständige Bauern, sondern als landwirtschaftliche Hilfskräfte.“ Pernek ist seit 1995 eine dörfliche Denkmalzone mit Häusern vom Böhmerwald-Typ nach oberösterreichischer Bauart. Auch wenn die meisten dieser Häuser nur noch Ruinen sind. Nahe des kleinen südböhmischen Ortes stößt man auf ein äußerst mysteriöses Bauwerk: Im Wald nördlich der Straße nach Želnava (Salnau) befindet sich eine mittelalterliche Burg mit hohen Wällen umfriedet, die über die Jahrhunderte hinweg in keinen schriftlichen Quellen erwähnt wird. Auf den Spuren Schwejks „Endlich bin ich glücklich. Ich lebe im Wirtshaus“, entfuhr es Jaroslav Hašek, als er mit seinem Kumpanen Panuška zum ersten Mal in der „Böhmischen Krone“ („U České koruny“) in Lipnice nad Sázavou aufschlug. Als Gast war Hašek zwar nicht erwartet, als „enfant terrible“ der Ersten Republik aber bekannt genug, um gebührend empfangen zu werden: Der Wirt der „Böhmischen Krone“ quartierte ihn kurzerhand in einem Zimmer über der Gaststube ein. Bei einem so kurzen Weg zur liebsten Inspirationsquelle sprudelte Hašek förmlich vor Ideen. In seinem Zimmer unweit des Zapfhahns erschuf er den zweiten, dritten und vierten Teil der „Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“. Erst als das Leben an der Spitze der Bohème seinen unweigerlichen Tribut forderte, zog Hašek vom Wirtshaus in ein kleines Häuschen unterhalb der mächtigen Burg von Lipnice. Dort verstarb er am 3. Januar 1923 im Alter von 39 Jahren. Im Geiste Hašeks kann man heute in der „Böhmischen Krone“ übernachten. Das Wirtshaus von einst ist von den direkten Nachfahren Hašeks zu einem gemütlichen Restaurant mit Pension umgebaut worden. Hier können Gäste in dem Zimmer übernachten, in dem einst der „Schwejk“ entstand. Aber auch in den anderen Zimmern lohnt sich eine Übernachtung. Die „Böhmische Krone“ braut nämlich ihr eigenes süffiges, ungefiltertes Bier, an dem sich sicher auch gerne Schwejk und sein Schöpfer gelabt hätten. Der liegt übrigens gleich hinter dem Gasthaus begraben. Seine Fans, die nicht nur zu den zahlreichen Hašek-Gedenkveranstaltungen nach Lipnice fahren, erweisen dort dem böhmischen Bohemien den Respekt, der sicher nach seinem Gusto wäre: Statt Blumen stellen sie Bier und Schnapsflaschen auf sein Grab. Mehr Informationen unter: www.hasektour.cz RICO SCHELLER LandesZeitung | VERBÄNDE seite 8 Verbände der Deutschen - Begegnungszentren Shromáždění Němců v Čechách, na Moravě a ve Slezsku Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien Tel.: +420 233 344 410 l Fax: +420 233 344 372 Na Ořechovce 58, 162 00 Praha 6 l E-Mail: [email protected] 13. Gemeinschaft Brünner Bürger deutscher Böhmen 1. Adalbert-Stifter-Zentrum Horst Löffler Jiráskova 168, 382 26 Horní Planá, Tel. 380 738 034, Fax: 380 738 057 E-mail: [email protected] 2. Egerländer Gmoi z’ Schlaggenwald Hilde Sura Poštovní 628/1, 357 31 Horní Slavkov Tel./Fax: 352 698 572 E-Mail: [email protected] 3. Bund der Deutschen - Landschaft Egerland Begegnungszentrum Balthasar Neumann Geschäftsführerin: Krista Hrubá Františkánské nám. 3, 350 02 Cheb Tel./Fax 354 422 992, Privat: 354 433 792 E-Mail: [email protected] Richard Šulko Privat: 377 528 549, Fax: 377 542 797 E-Mail: [email protected] 4. Bund der Deutschen, Region Erzgebirge und sein Vorland, Begegnungszentrum Komotau Ema Laubrová Na Bělidle 842/3, 430 01 Chomutov Tel./Fax: 474 651 821 E-Mail: [email protected] 5. Verband der Deutschen - Region Reichenberg Begegnungszentrum Reichenberg Krista Blaževičová Ruprechtická 254, 460 14 Liberec 14 Tel.: 482 726 697, Tel./Fax: 482 726 698 E-Mail: [email protected] 6. Organisation der Deutschen in Westböhmen Begegnungszentrum Pilsen Gertrud Trepková Na Roudné 55, 301 65 Plzeň Tel./Fax: 373 730 183, Privat: 373 730 462 E-Mail: [email protected] 7. Verband der Deutschen Region Prag und Mittelböhmen Margit Řehoříková Na Ořechovce 58, 162 00 Praha 6 Tel.: 222 965 056 E-Mail: [email protected] 8. Begegnungszentrum Trautenau Dipl.-Ing. Roland Wiesner Horská 634, 541 01 Trutnov Tel./Fax: 499 812 232, E-Mail: [email protected] 9. Böhmerwaldverein Krummau Emma Marx Školní 242, 382 11 Větřní, Tel./Fax: 380 732 801 E-mail: [email protected] 10. Haus der tschechisch - deutschen Verständigung Dům česko- německého porozumění Petra Laurinová Československé armády 24, 466 01 Jablonec nad Nisou Tel.: 604 911 000 Mähren 11. Deutscher Kulturverband Region Brünn Begegnungszentrum Brünn Jana Uhra 12, 602 00 Brno Tel. /Fax: 541 243 397 E-Mail: [email protected], E-Mail: [email protected] 12. Deutscher Sprach- und Kulturverein e. V. Brünn Jiří Nestraschill Musilova 3, 614 00 Brno Tel.: 545 581 450, E-Mail: [email protected] Nationalität ČR Gerda Skalníková Chodská 9, 612 00 Brno Handy: 604 477 835 E-Mail: [email protected] 14. Iglauer Regionalkulturverband Bc. Mojmír Kolář Musilova 31, 586 01 Jihlava Tel./Fax: 567 301 282, E-Mail: [email protected] www.iglau.de, www.regionalist.cz/iglau 15. Verband der Deutschen in der ČR Begegnungszentrum Walther Hensel Mährisch Trübau Irene Kunc, Tel./Fax: 461 316 304 Svitavská 18, 571 01 Moravská Třebová E-Mail: [email protected] 16. Verband der Deutschen Nordmähren und Adlergebirge Begegnungszentrum Mährisch Schönberg Gertrude Polčáková Kladská 1, 787 01 Šumperk Tel./Fax: 583 215 142, Handy: 608 727 537, E-Mail: [email protected] Geschäftsführerin: Hana Filipčíková 15. Mai 2012 Wir gratulieren im Mai STIER 21.04.–21.5.2012 45 50 55 60 65 70 ZWILLINGE 22.05.–21.6.2012 75 Tomáš Byrtus, 29. 5. 1967, Teschen Jan Mělo, 22. 5. 1962, Rumburg Pavel Adamek, 21. 5. 1957, Neutitschein Zdena Byrtusová, 23. 5. 1952, Jablunkau Jiří Teplý, 26. 5. 1952, Reichenberg 80 Zdena Tůmová, 17. 5. 1947, Havířov Eva Skurčáková, 19. 5. 1942, Rumburg Alžběta Soldánová, 30. 5. 1942, Römerstadt 85 Horst Neumann, 22. 5. 1937, Gablonz Alžběta Žůrková, 24. 5. 1937, Freiwaldau Stefan Novák, 26. 5. 1937, Sternberg Johann Rein, 26. 5. 1937, Rumburg Gertrud Galle, 16. 5. 1932, Zuckmantel Wilhelm Bradatsch, 22. 5. 1932, Budweis Lothar Porsche, 26. 5. 1932, Reichenberg Florian Placzek, 18. 5. 1927, Hultschin Angela Nieminařová, 26. 5. 1927, Hultschin Schlesien 17. Schlesisch-Deutscher Verband in Bolatitz Veronika Krohe Staňkova 27, 747 06 Opava Tel.: 553 734 946, E-Mail: [email protected] 18. Verband der Deutschen Regionalverband des Teschner Schlesiens Begegnungszentrum Havířov Hans Mattis Studentská 11, 736 00 Havířov-Město Tel./Fax: 596 410 466 E-Mail: [email protected] 19. Gemeinschaft schlesisch-deutscher Freunde im Hultschiner Ländchen Begegnungszentrum Hultschin Marie Roncka Zahradní 24, 748 01 Hlučín Tel.: 595 043 031, Handy: 605 737 788 E-Mail: [email protected] 20. Deutscher Freundeskreis Begegnungszentrum Deutsch Krawarn Reinhard Večerek Zámek, Alejní ul., 747 21 Kravaře Tel./Fax: 553 673 711 21. Schlesisch-Deutscher Verband Jägerndorf Horst Westphal Albrechtická 220, 794 01 Krnov Tel./Fax: 554 637 444, Handy: 736 639 836 E-Mail: [email protected] 22. Schlesisch-Deutscher Verband Begegnungszentrum Troppau Günther Kořínek Horovo nám. 2, 746 01 Opava Tel./Fax: 553 719 494 E-Mail: [email protected] 23. Deutscher Freundeskreis Schepankowitz Dorothea Plachtzík Ratibořská 5, 747 25 Sudice, Tel.: 553 761 114 24. JUKON Jan Kopřiva Na Ořechovce 58, 162 00 Praha 6 Tel./Fax: 233 322 959 E-Mail: [email protected] www.jukon.net BUSOW, Bildungs- und Sozialwerk o. p. s. und Bohemia Troppau, o. p. s. Masarykova 342/39, 746 01 Opava Kulturverband der Bürger deutscher Nationalität der ČR Dům národnostních menšin, Vocelova 602/3, 120 00 Praha 2 LANDESZEITUNG Redaktion: Alexandra Mostýn– Chefredakteurin Ulrike Mascher – ifa-Redakteurin Alžběta Rubriciusová – Redaktionsassistentin Irena Bourová - Grafik Vladimír Trčka - LayOut Na Dlouhém lánu 67, CZ 160 00 Praha 6 Tel./Fax: 235 365 903; Tel.: 235 354 282 E-Mail: [email protected] www.landeszeitung.cz Herausgeber: Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien Verantwortlich: Ing. Richard Neugebauer, CSc. Tel. 553 616 791, Handy 602 777 875 [email protected], www.troppau.cz Irena Nováková Tel.: 221 419 819 Veranstaltungskalender Dienstag, 15. Mai 17.-20. Mai LIBEREC / REICHENBERG Lesezirkel in der Bibliothek des BGZ, ab 13.00 Uhr. Ausflug der Ortsgruppe Reichenberg nach Zákupy, weiter Informationen im BGZ CHEB / EGER Jugendbegegnung in Tepl Mittwoch, 16. Mai CHOMUTOV / KOMOTAU Brauchtum- Maibaumfällen, im BGZ, ab 13.30 Uhr. LIBEREC / REICHENBERG Monatstreffen der OG Grottau, im Rentnerklub, ab 14.00 Uhr. Donnerstag, 17. Mai LIBEREC / REICHENBERG Ortsgruppe Rumburg und Schönlinde: Muttertagsfahrt ins Blaue Sonntag, 20. Mai LIBEREC / REICHENBERG Ortsgruppe Oberwittigtal, Muttertagstreffen der OG in Weißbach a.d.T.-Bartelbaude, ab 14.00 Uhr. Dienstag, 22. Mai LIBEREC / REICHENBERG Vorstandssitzung des Verbandes, im BGZ, ab 10.00 Uhr. Lesezirkel in der Bibliothek des BGZ, ab 13.00 Uhr. Mittwoch, 23. Mai LIBEREC / REICHENBERG Monatstreffen der Ortsgruppe Reichenberg, mit Vortrag und Mundart, im BGZ, ab 14.00 Uhr. Samstag, 26. Mai TRUTNOV / TRATENAU Studienausflug nach Polen: Jelenia Góra (Hirschberg), Museum des Literatur-Nobelpreisträgers Gerhart Hauptmann Jagniatków (Agnetendorf), Niederschlesischer Miniaturenpark in Kowary (Schmiedeberg). Anmeldung im BGZ. BESUCHEN SIE DIE AM SUDETENDEUTSCHEN TAG Liebe Leserinnen und Leser, wir freuen uns darauf, Sie am Sudetendeutschen Tag in Nürnberg (25. – 27. Mai 2012) an unserem Stand in Halle 6 persönlich kennenlernen zu dürfen. Mehr zum 63. Sudetendeutschen Tag finden Sie unter: http://www.sudeten.de/cms/st/?Programm:Programmablauf GESCHENKTIPP: Jahresabo der Landeszeitung Ja, ich möchte die Landeszeitung verschenken! Der Empfänger erhält die Landeszeitung direkt ins Haus geliefert. Ich werde die Zahlung des Abonnements übernehmen. Der Preis beträgt in Deutschland 33 Euro inkl. Versandkosten und in Tschechien 273 Kè inkl. Versandkosten. Die Belieferung endet nach Ablauf eines Lieferjahres automatisch, keiner der genannten Personen muss etwas tun. 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