Protokoll Nr. 27 über die Verhandlungen des Grossen
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Protokoll Nr. 27 über die Verhandlungen des Grossen
Stadt Luzern AB $ Grosser Stadtrat Protokoll Nr: 27 über die Verhandlungen des Grossen Stadtrates von Luzern Donnerstag, 5. September 2002, 16.30 Uhr im Rathaus am Kornmarkt Vorsitz: Ratspräsidentin Felicitas Zopfi-Gassner (Traktanden 1 bis 3) Ratspräsident Ruedi Schmidig (Traktandum 4) Präsenz: Anwesend sind 44 Ratsmitglieder. Entschuldigt abwesend sind die Ratsmitglieder Peter Brauchli, Emerentia Bucher-Schaad, Christoph Portmann und Max Vogel Baudirektor Kurt Bieder erscheint später; im Übrigen ist der Stadtrat vollzählig erschienen. Verhandlungsgegenstände Seite 1. Mitteilungen der Ratspräsidentin 4 2. Wahl des Präsidenten 2002/2003 des Grossen Stadtrates von Luzern 6 3. Genehmigung der Protokolle 22 vom 21. März, 23 vom 25. April, 8 24 vom 16. Mai 4. Wahl der übrigen Mitglieder des Büros des Grossen Stadtrates von Luzern 9 für das Jahr 2002/2003 – Ratsvizepräsidentin – zwei Stimmenzähler/innen – zwei Stimmenzähler-Stellvertreter/innen Stadt Luzern Sekretariat Grosser Stadtrat Hirschengraben 17 6002 Luzern Telefon: 041 208 82 13 Telefax: 041 208 88 77 E-Mail: [email protected] Protokoll 27 Vom 06_09_2002 27/2 5. September 2002 Eingänge 1. Bericht und Antrag 28/2002 vom 29. Mai 2002: Neugestaltung des Strassenraumes auf der Achse Grendel-Löwengraben 2. Bericht und Antrag 29/2002 vom 10. Juli 2002: Zusicherung des Luzerner Stadtbürgerrechtes an ausländische Staatsangehörige 3. Bericht und Antrag 30/2002 vom 10. Juli 2002: Erteilung des Luzerner Stadtbürgerrechtes an Schweizerinnen und Schweizer 4. Bericht 31/2002 vom 10. Juli 2002: Entwicklungsbericht zur stationären Altersbetreuung in der Stadt Luzern 5. Bericht und Antrag 32/2002 vom 10. Juli 2002: Schönbühl / Erweiterung Einkaufszentrum – Verzicht auf Erlass eines speziellen Bebauungsplanes 6. Bericht und Antrag 33/2002 vom 21. August 2002: Bau- und Zonenreglement der Stadt Luzern Kulturobjekte. Ergänzungen 7. Bericht und Antrag 34/2002 vom 21. August 2002: Denkmalpflege und Kulturgüterschutz in der Stadt Luzern 8. Bericht und Antrag 35/2002 vom 28. August 2002: Voranschlag für das Jahr 2003 9. Bericht und Antrag 36/2002 vom 28. August 2002: Gesamtplanung 2003–2006 10. Postulat 212, Lotti Marti-Schindler namens der SP-Fraktion, vom 27. Juni 2002: Steuerrabatt statt Steuersenkung 11. Interpellation 213, Cony Grünenfelder namens der GB-Fraktion, vom 27. Juni 2002: Verkauf Jugiweg 25 12. Motion 214, Rita Misteli und Daniel Burri namens der FDP-Fraktion, vom 1. Juli 2002: Steuersenkung 3/20+ 13. Postulat 215, Marcel Lingg namens der SVP-Fraktion, vom 1. Juli 2002: Carparkplatz Inseli – Zubringerdienst gestattet! 14. Dringliches Postulat 216, Rita Meyer-Facius namens der GB-Fraktion, Walter Kissel namens der FDP-Fraktion, Hildegard Bitzi und Dorothée Kipfer, vom 5. Juli 2002: Für eine rasche, provisorische Realisierung der Anlaufs-, Informations- und triage-Stelle in der Stadt Luzern 15. Rektifiziertes Dringliches Postulat 216, Rita Meyer-Facius namens der GB-Fraktion, Walter Kissel, Hildegard Bitzi und Dorothée Kipfer, vom 5. Juli 2002: Für eine rasche, provisorische Realisierung der Anlaufs-, Informations- und triage-Stelle in der Stadt Luzern 16. Motion 217, Peter Muheim namens der GB-Fraktion, vom 12. Juli 2002: Provokative Planung des öffentlichen Verkehrs durch die Stadt Luzern 17. Motion 218, Peter Muheim namens der GB-Fraktion, vom 12. Juli 2002: Finanzierung neuer Infrastrukturen für den öffentlichen Verkehr 18. Motion 219, Peter Muheim namens der GB-Fraktion, vom 12. Juli 2002: Flankierende Massnahmen zum Schutz der AnwohnerInnen vor zusätzlichem Verkehr vom neuen Autobahnanschluss Schlund Protokoll 27 Vom 06_09_2002 5. September 2002 27/3 19. Interpellation 220, Rita Meyer Facius und Agatha Fausch-Wespe namens der GB-Fraktion, vom 22. Juli 2002: Fragen zur Anstossfinanzierung des Bundes für eine familienergänzende Kinderbetreuung 20. Interpellation 221, Agatha Fausch Wespe namens der GB-Fraktion, vom 29. Juli 2002: Die Situation betagter Bewohnerinnen und Bewohner in der Stadt Luzern 21. Interpellation 222, Emerentia Bucher-Schaad namens der CVP/CSP-Fraktion, vom 26. August 2002: Fragen zur Bewilligungspraxis neuer Plakatanschlagstellen in Wohnquartieren 22. Postulat 223, Rudolf Bürgi, vom 26. August 2002: Fussgängerstreifen beim Schweizerhofquai 23. Postulat 224, Rudolf Bürgi, vom 29. August 2002: Verbotenes Velofahren auf dem Quai des Trottoirs 24. Motion 225, Markus Mächler namens der CVP/CSP-Fraktion, Markus T. Schmid namens der SP-Fraktion, Rolf Krummenacher namens der FDP-Fraktion und Christa Stocker Odermatt namens der GB-Fraktion, vom 2. September 2002: Für einen Planungsbericht zur Fusion der Stadt Luzern und der Gemeinde Littau 25. Stellungnahme zur Volksmotion 127, Werner Ambühl, Erstunterzeichner namens des Motionskomitees, vom 10. Juli 2001: Bekämpfung der Strassenprostitution resp. des Freierverkehrs im Tribschengebiet, insbesondere Alpenquai, Landenbergstrasse, Werkhofstrasse, Rösslimatt, Tribschenstrasse 26. Stellungnahme zum Postulat 140, Gaby Schmidt namens der SP-Fraktion, vom 3. September 2001: Grünanlage im Innenhof des Regierungsgebäudes 27. Stellungnahme zum Postulat 143, Cony Grünenfelder namens der GB-Fraktion, vom 18. September 2001: Für den Erhalt des ehemaligen Wassergasanlage-Gebäudes an der Industriestrasse 28. Antwort auf die Interpellation 171, Max Vogel namens der SVP-Fraktion, vom 10. Januar 2002: Verkehrsverhältnisse an der Verzweigung Senti 29. Stellungnahme zum Postulat 175, Rita Ueberschlag namens der GB-Fraktion, vom 28. Januar 2002: Integration der städtischen, ausländischen Angestellten 30. Einladung zur 13. Sitzung der Sozialkommission vom 29. August 2002 31. Einladung zur 18. Sitzung der Baukommission vom 22. August 2002 32. Einladung zur 19. Sitzung der Baukommission vom 29. August 2002 33. Einladung zur 23. Sitzung der Geschäftsprüfungskommission vom 29. August 2002 mit Beilagen 34. Einladung zur 24. Sitzung der Geschäftsprüfungskommission vom 5. September 2002 35. Einladung zur 27. Sitzung des Grossen Stadtrates vom 5. September 2002 36. Einladung zur 28. Sitzung des Grossen Stadtrates vom 19. September 2002 37. Protokoll 22 des Grossen Stadtrates vom 21. März 2002 38. Protokoll 23 des Grossen Stadtrates vom 25. April 2002 39. Protokoll 24 des Grossen Stadtrates vom 16. Mai 2002 Protokoll 27 Vom 06_09_2002 27/4 5. September 2002 40. Protokoll 14 der Geschäftsleitung vom 20. Juni 2002 41. Protokoll 23 der Bürgerrechtskommission vom 24. Juni 2002 42. Protokoll 24 der Bürgerrechtskommission vom 29. August 2002 43. Rechnung 2001 vom Grossen Stadtrat am 27. Juni 2002 genehmigt 44. Geschäftsbericht 2001 vom Grossen Stadtrat am 27. Juni 2002 genehmigt 45. Brief: Der Bundesrat und der Stadtrat laden zum Volksapéro ein 46. Brief an Dr. phil. Richard Martin (Antwort auf Leserbrief zur Einbürgerungspraxis) 47. Brief mit Beilage Neue Sitzungsvoranzeige 2. Hälfte 2002 48. Brief Freikarten für ein Konzert des Lucerne Festsivals 49. Sitzungsplanung / stadträtliche Vorsausschau 50. brennpunkt 3/2002, Juli 2002 51. Budget und Steuerfuss 2003 Medienorientierung 52. Ferienordnung von Stadtschulen und Kantonalen Schulen 53. Entsorgung und Recycling Beratung der Traktanden Traktandum 3 wird während der Stimmenauszählung zu Traktandum 2 behandelt. 1. Mitteilungen der Ratspräsidentin Ratspräsidentin Felicitas Zopfi-Gassner begrüsst zur konstituierenden Sitzung besonders auch die vielen Gäste. Zurzeit findet die Jurierung des Wettbewerbes Hallenbad statt, weshalb sich Baudirektor Kurt Bieder entschuldigen lässt. Er wird aber später dazustossen. Entschuldigt sind die Ratsmitglieder Peter Brauchli, Emerentia Bucher-Schaad, Christoph Portmann und Max Vogel. Im Verlaufe der Sitzung gibt die Ratspräsidentin zwei Wechsel bei Fraktionsvorsitzen bekannt: Die GB-Fraktion wird neu von Cony Grünenfelder geleitet, die CVP/CSP-Fraktion neu von Markus Mächler. Mit der heutigen Sitzung geht das Jahr der Sprechenden als Präsidentin dieses Rates zu Ende. Schon seit längerem hat sich dieses Ende abgezeichnet: Die Zopfgutscheine sind aufgebraucht, alle Zöpfe gegessen, die überreichten Bücher sind fast alle gelesen, die Hängematte ist montiert und lädt zum Faulenzen ein, aber ob dazu im kommenden Jahr mehr Zeit bleibt, ist zu bezweifeln. Am Morgen dieses Tages ist die Sprechende nämlich in die Geschäftsprüfungskommission zurückgekehrt. Das hat auch eine positive Seite: Es ist jetzt wieder klar, was am Donnerstag zu tun ist... Protokoll 27 Vom 06_09_2002 5. September 2002 27/5 Für die scheidende Präsidentin war es ein sehr gutes Jahr. Die Sitzungsleitung und die Zusammenarbeit mit dem Rat gefiel ihr sehr. Bei ihrem Amtsantritt wünschte sie sich, dass die Ratsmitglieder ihre Voten kurz halten und so zu einem effizienten und interessanten Sitzungsablauf beitragen. Denn sie ist wohl nicht die einzige, welche langwierige Reden und tausend Wiederholungen als ziemlich langweilig empfindet. Die besten Argumente gehen verloren, weil gar niemand mehr zuhört. Wer überzeugen will, kann sich das nicht leisten. Die Sprechende glaubt festgestellt zu haben, dass die Voten im Allgemeinen kürzer und dadurch pointierter wurden. Die Traktandenliste wurde jedenfalls fast ohne Ausnahme zu Ende beraten, was die Sprechende freute. Sie hofft auf weitere diesbezügliche Verbesserungen. Der reibungslose Sitzungsablauf ist zu einem grossen Teil das Verdienst von Stadtschreiber Toni Göpfert und des Sekretariates des Grossen Stadtrates. Für die immer wieder geleistete kompetente Vorarbeit und Begleitung während der Sitzung dankt die sprechende Toni Göpfert und Monika Portmann ganz herzlich. Betreffend den repräsentativen Teil ihres Amtes war die Sprechende vor Jahresfrist skeptisch, und sie freute sich nicht sehr auf diesen Teil. Wider Erwarten war es auch diesbezüglich eine äusserst schöne, spannende und gar nicht so zeitintensive Arbeit. Man könnte sich direkt daran gewöhnen. Die vielen Begegnungen und Gespräche mit Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen, vielen Ländern und mit verschiedensten Interessen waren sehr bereichernd. Etwa die Hälfte dieser Begrüssungen und persönlichen Gespräche wurden in englischer Sprache geführt, was einer Weltstadt wie Luzern ein gutes Zeugnis ausstellt und auch zeigt, dass die Besucher wirklich aus der ganzen Welt hierher kommen. Und was auch die Sprechende persönlich freute, denn wieder einmal hatte sie die Gelegenheit, das Englische praktisch anzuwenden, nicht bloss in Krimis zu lesen. Nach diesem Jahr ist die scheidende Präsidentin überzeugt, dass es sich lohnt, in Luzern zu leben und für eine verbesserte Wohnlichkeit dieser Stadt, für die bestehende gute Qualität der öffentlichen Leistungen zu Gunsten der Bewohnerinnen und Bewohner und der Gäste einzustehen. Die Sprechende hat im Verlaufe des Jahres sehr viel Lob und Bewunderung für die Stadt Luzern entgegennehmen dürfen. Dieses Lob galt durchaus nicht nur der geographischen Lage, den Museen oder irgendwelchen Gebäuden. Nein, und das erstaunt wohl etwas, es war vor allem die Herzlichkeit und Offenheit der Bevölkerung, die immer wieder angesprochen wurde. Es ist die Aufgabe dieses Rates, dafür zu sorgen, dass die allgemeine Zufriedenheit der Bevölkerung erhalten bleibt. Denn nur zufriedene Menschen strahlen Herzlichkeit aus. Es ist auch Aufgabe dieses Rates, in verschiedensten Fragen allgemein akzeptierte Lösungen zu finden, damit Luzern als Wohn-, Arbeits- und Ferienort mindestens das bleibt, was es ist: eine offene, herzliche und wunderschön gelegene Stadt mit einem Dienstleistungs-, Bildungs- und Betreuungsangebot, mit Kulturhäusern und Sportanlagen, um die uns viele beneiden. Die Sprechende freut sich, ihren Teil dazu beitragen zu können, in die hinterste Reihe zurückzukehren und wieder mitzudiskutieren. Es ist gar nicht so einfach, ein Jahr lang zu schweigen. Damit dies ein Ende hat, schreitet sie zur Wahl des neuen Präsidenten. Protokoll 27 Vom 06_09_2002 27/6 2. 5. September 2002 Wahl des Präsidenten 2002/2003 des Grossen Stadtrates von Luzern Ratspräsidentin Felictas Zopfi-Gassner informiert, dass die Fraktion des Grünen Bündnisses Ruedi Schmidig als Präsidenten vorschlägt. Cony Grünenfelder: Vor einem Jahr schlug die Fraktion des Grünen Bündnisses Ruedi Schmidig als Vizepräsident des Grossen Stadtrates vor. Er wurde damals mit 43 von 45 Stimmen gewählt. Heute nun geht es um seine Wahl zum Präsidenten des Grossen Stadtrates. So pointiert den Politiker Ruedi Schmidig charakterisieren, wie das Pirmin Bossart in der Zeitung gleichentags tat, ist sehr schwierig. Die Sprechende wird das auch gar nicht versuchen und sich deshalb relativ kurz halten. Ruedi Schmidig gehört seit 1990 dem Grossen Stadtrat an und ist somit amtsältestes Mitglied. Er war jahrelang pofiliertes Mitglied der Finanzkommission und hat später vor allem die Diskussionen um die Verselbstständigung der ÖKK und der Städtischen Werke geprägt. Durch seine langjährige Arbeit kennt er die politischen Geschäfte und Dossiers genau. Er weiss bestens Bescheid über die politischen Abläufe sowohl im Rat als auch in der Verwaltung. Beides ist für die Führung dieses Amtes notwendig und wichtig. In seiner politischen Arbeit ist er sehr gewissenhaft, präzise und korrekt. Auseinandersetzungen um Inhalte führt er engagiert, in der Sache manchmal hart, aber im Umgang trotzdem immer fair. Die Fraktion des Grünen Bündnisses ist überzeugt, dass Ruedi Schmidig sowohl die persönlichen wie auch die politischen Voraussetzungen mitbringt, welche für dieses Amt nötig sind, und schlägt ihn deshalb als Präsidenten des Grossen Stadtrates von Luzern vor. Beat Züsli fällt es leicht, sich für die Wahl von Ruedi Schmidig zum Präsidenten des Grossen Stadtrates von Luzern einzusetzen. Man kennt seine hohe Sachkompetenz, seine politische Erfahrung, seinen jahrelangen Einsatz für soziale und ökologische Anliegen, aber auch seinen Einsatz für gerechte Lösungen in Finanzfragen. All das prädestiniert ihn für dieses Amt. Die SP-Fraktion hat trotzdem ein kleines Problem, wie meist. Wie der heutigen Zeitung zu entnehmen ist, war Ruedi Schmid einst SP-Mitglied. Es war dann die Nichtwahl einer Frau – von Lilian Uchtenhagen – in den Bundesrat, welche ihn vom rechten Weg abbrachte. Immerhin blieb er auf dem linken Weg – und das hat ihn dazu gebracht, bei den Grünen Karriere zu machen. Ob er es bei der SP auch so weit gebracht hätte, muss offen gelassen werden. Die SP-Fraktion ist aber nicht nachtragend und gibt ihm heute gerne ihre Stimme. Ratspräsidentin Felicitas Zopfi-Gassner bittet die Stimmenzähler, die anwesenden Ratsmitglieder zu zählen. Ruedi Schmidig begibt sich in den Ausstand. Die Stimmenzähler stellen fest, dass 43 Ratsmitglieder anwesend sind. Resultat der schriftlich durchgeführten Wahl Kandidat Ruedi Schmidig Protokoll 27 Vom 06_09_2002 ausgeteilte eingegangene davon sind Stimmzettel Stimmzettel leer/ungültig gültig davon sind absolutes Mehr Stimmen 43 43 0 22 43 43 erhaltene 5. September 2002 27/7 Ratspräsidentin Felicitas Zopfi-Gassner gibt bekannt, dass Ruedi Schmidig mit 43 Stimmen zum neuen Präsidenten des Grossen Stadtrates gewählt wurde. Sie gratuliert ihm zu seiner Wahl. Ratspräsident Ruedi Schmidig dankt für die Wahl zum Präsidenten dieses Rates und freut sich über das – es darf wohl so genannt werden – sensationelle Ergebnis. Obwohl einige mit seiner Meinung manchmal nicht einverstanden sind und andere Ansichten haben, freut ihn, dass er bei dieser Wahl Unterstützung von allen Seiten bekam. Dem neuen Ratspräsidenten ist bewusst, dass hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wird, es habe einige, die froh seien, ihn so für ein Jahr aus dem Verkehr ziehen zu können, wenn er sich wenigstens im Rat politisch nicht äussern könne. Andere meinen, er habe es verdient, und wieder andere sagen, da sei nichts zu machen, wenn einer schon so lange Ratsmitglied war... So oder so freut sich der Sprechende über dieses Wahlresultat und auf die Aufgabe und Ehre, ab und zu die Stadt Luzern in der Öffentlichkeit vertreten zu können. Und er freut sich auch darauf, diesen Rat zu präsidieren. In den bevorstehenden zwölf Monaten werden einige Brocken auf ihn zukommen. Fast unter jedem Buchstaben des Alphabets findet man solche: A wie Allmend, B wie Boa, C wie Chinderhus Maihof oder weiter hinten K wie KKL, L wie Leistungsauftrag Spitex, M wie Museggmauer und hinten im Alphabet V wie Voranschlag, W wie Wohnanteil in der Stadt Luzern und Z wie Zonenplan oder Zusicherung des Bürgerrechts. Diesem Rat wird also die Arbeit in den nächsten zwölf Monaten nicht ausgehen, er wird gefordert sein. Die heissen Steuerfussdebatten, welche bereits vor der Sommerpause zu ersten Positionsbezügen geführt haben, werden ihren Höhepunkt im Herbst beim Budget für das Jahr 2003 finden. Aufgrund der Vorgänge in den letzten Wochen bei Banken, Versicherungen und an der Börse, aber auch generell aufgrund der Wirtschaftslage, wie sie sich zurzeit präsentiert, ist leider zu befürchten, dass die Nachhaltigkeit der hohen Steuererträge der letzten Jahre von juristischen Personen eher wieder in Frage gestellt ist. Was läge also näher, als die städtische Finanz- und Steuerpolitik zum Thema dieses Kurzreferates zu machen, nicht zuletzt auf der Grundlage der jahrelangen Tätigkeit in der Finanzkommission, aber auch, weil sich der Sprechende während der nächsten zwölf Monate zumindest von diesem Stuhl aus zu diesem Thema nicht wird melden dürfen. Er hat aber auch Überlegungen angestellt zur Art und Weise, wie er sich die Sitzungsleitung vorstellen könnte, und bei der Wahl zwischen diesen beiden Themen hat sich der Sprechende für Letzteres entschieden und damit dafür, Finanzpolitik für einmal Finanzpolitik sein zu lassen. Seit seiner frühen Jugendzeit hörte der Sprechende viel Musik und machte mehr oder weni ger regelmässig auch selber Musik. Ihm ist aufgefallen, dass es zwischen der Musik und der Politik Parallelen gibt, und einige Dinge, die ihm aufgefallen sind, sollen hier angeführt werden: Neue Musik hat es meistens unheimlich schwer, beim Publikum Anerkennung zu finden, sich durchzusetzen. Es gibt dafür Beispiele in der Klassik, aber es gibt sie natürlich auch in der Unterhaltungsmusik. Vielen ist wohl noch bekannt, wie die damalige Elterngeneration die Musik der Beatles als „Yeah-yeah-Geschrei“ und als „Lärm“ bezeichnete und wie Jazz politisch völlig unkorrekt und abschätzig mit Negermusik betitelt wurde. Irgendwann sind diese scheinbar schrägen Töne dann aber Allgemeingut geworden und wurden damit anerkannt. Heute spielen sogar die Berliner Philharmoniker Stücke von John Lennon und Paul McCartney. Dem Sprechenden scheint es in der Politik manchmal ähnlich zu laufen. Was vor Jahren die damaligen Progressiven Organistionen (Poch) oder später auch das Grüne Bündnis vehement Protokoll 27 Vom 06_09_2002 27/8 5. September 2002 und gegen den Widerstand der Ratsmehrheit gefordert haben, steht heute bald in jedem fortschrittlichen Parteiprogramm und gehört zum guten Ton. Musik wird aber nicht nur nach Noten gespielt; Improvisationen z. B. führen zu spannenden Auseinandersetzungen, jeder steigt nach seinem Tempo, nach seinem Rhythmus ein, man versucht, sich einander anzunähern, den eigenen Rhythmus dem des anderen anzupassen, aufeinander einzugehen und eine gemeinsame Linie zu finden. In diesem Zusammenspiel entsteht oft Neues, werden Stilgrenzen durchbrochen. Dabei ist die Suche nach solchen Verknüpfungen, nach solchen Zusammenspielen – die Suche nach dem Konsens in der Musik – manchmal ebenso spannend wie das Produkt, das am Ende herausschaut. Sozusagen der Weg als Ziel. Damit soll nicht behauptet werden, dass in der Politik nur improvisiert werde, oder gar verlangt werden, dass man das mehr tun sollte. Wichtige Entscheide müssen mit der nötigen Sorgfalt vorbereitet werden. Das braucht Zeit. Aber bezüglich Beweglichkeit, um aufeinander zuzugehen, die kreative Suche nach Neuem, das die Improvisation in der Musik ausmacht, davon könnte man in der Politik ab und zu sicher lernen. Der Sprechende spielt seit Jahren mit Kollegen in einer Band den Elektrobass. Aufgabe des Bassisten ist es, zusammen mit dem Schlagzeuger für die Solisten den Teppich zu legen, wie das in der Musiksprache genannt wird. Das heisst, sich selber ein bisschen zurückzunehmen und dem Sänger oder dem Gitarristen den Vortritt zu lassen. Der Sprechende möchte versuchen, in den nächsten zwölf Monaten in seinem neuen Amt als Leiter der Ratssitzungen ebenfalls einen guten Teppich zu legen – nicht, damit bestehende Differenzen unter diesen gewischt werden, sondern vielmehr im Sinne eines guten Bodens, auf dem trotz Differenzen und Meinungsunterschieden der Dialog möglich sein soll. Ein Dialog garantiert zwar noch keinen Konsens, aber der Dialog kann sehr hilfreich sein bei der Suche nach guten Lösungen. Der Sprechende wünscht dem Rat ein Jahr, wo neben der manchmal mühsamen, zeitintensiven und aufreibenden Arbeit die Lust am Politisieren aufrechterhalten werden kann, oder dort, wo diese eventuell abhanden gekommen ist, sie sogar wieder zurückbringen kann, und dass diese Arbeit ab und zu auch etwas Spass macht. Er ist überzeugt, dass man so bessere Lösungen findet. Wenn er etwas dazu beitragen kann, dass dies wenigstens ab und zu gelingt, dann wird das ein gutes Jahr. In diesem Sinne freut er sich, nach dieser Sitzung zusammen mit seiner Partnerin, seinen Angehörigen und Freunden, aber auch den politischen Weggefährten zusammen einen guten Abend verbringen zu können. Und er freut sich auf das Jahr mit diesem Rat zusammen. 3. Genehmigung der Protokolle 22 vom 21. März, 23 vom 25. April, 24 vom 16. Mai Die Protokolle 22, 23 und 24 werden diskussionslos genehmigt und verdankt. Protokoll 27 Vom 06_09_2002 5. September 2002 4. 27/9 Wahl der übrigen Mitglieder des Büros des Grossen Stadtrates von Luzern für das Jahr 2002/2003 – Ratsvizepräsident/in – zwei Stimmenzähler/innen – zwei Stimmenzähler-Stellvertreter/innen Ratspräsident Ruedi Schmidig: Die Wahl des Vizepräsidiums ist fast der wichtigere Akt heute als die Wahl des Präsidenten, ebenso wie die Wahl der übrigen Mitglieder des Büros. Markus Mächler empfiehlt im Namen der CVP/CSP-Fraktion Fraktionskollegin Helen HaasPeter für das Amt der Vizepräsidentin. Helen Haas-Peter ist seit 1991 Mitglied dieses Rates. Sie hat in dieser langen Zeit alles erlebt, was diesen Rat bewegen kann: Höhen, Tiefen, Hektik und sicher auch ruhigere Zeiten. Die Räten kennen sie als einsatzfreudige, aber auch ruhige und kollegiale Parlamentarierin. Seit 1994 ist sie auch Chefin der CVP/CSP-Fraktion. Ihre Arbeitsweise ist sehr überlegt, zuverlässig, umsichtig und immer zielgerichtet. Daher eignet sie sich hervorragend für das Amt der Vizepräsidentin. Der Sprechende dankt den Ratsmitgliedern dafür, dass sie mit ihrer Stimme Helen Haas-Peter das Vertrauen aussprechen. Rita Misteli möchte sich, die „letzten“ Worte von Felicitas Zopfi-Gassner in Erinnerung, kurz halten und zu der als Vizepräsidentin vorgeschlagenen Parlamentskollegin Helen Haas-Peter die Unterstützung der FDP-Fraktion bekannt geben. Diese schätzt Helen Haas-Peter seit Jahren als faire Gesprächspartnerin, auch innerhalb von Kommissionen, und wird diese Wahl unterstützen, und zwar einstimmig. Cony Grünenfelder: Auch die Fraktion des Grünen Bündnisses unterstützt die Wahl von Helen Haas-Peter zur Vizepräsidentin. Die Fraktion hat sie in langjähriger Zusammenarbeit als Person und in ihrer Arbeit schätzen gelernt und freut sich schon jetzt auf das Jahr, in welchem Helen Haas-Peter diesen Rat präsidieren wird. Resultat der schriftlich durchgeführten Wahl Kandidatin ausgeteilte eingegangene davon sind davon sind absolutes erhaltene Stimmzettel Stimmzettel leer/ungültig gültig Mehr Stimmen Ratsvizepräsidentin Helen Haas-Peter 44 44 1 43 22 43 Helen Haas-Peter bedankt sich ganz herzlich für die tolle Wahl. Sie freut sich darauf, nächstes Jahr den Rat präsidieren zu dürfen und auch auf die Zusammenarbeit mit Ratspräsident Ruedi Schmidig. Sie gratuliert diesem und wünscht ihm ein tolles Jahr. Protokoll 27 Vom 06_09_2002 27/10 5. September 2002 Ratspräsident Ruedi Schmidig gratuliert seinerseits Helen Haas-Peter und gibt die weiteren Wahlresultate bekannt: Kandidaten ausgeteilte eingegangene davon sind davon sind Stimmzettel Stimmzettel leer/ungültig gültig absolutes erhaltene Mehr Stimmen Stimmenzähler Louis L. Schumacher 44 44 0 44 23 44 Markus Elsener 44 44 0 44 23 44 Christoph Brun 44 44 0 44 23 44 Marco G. Soldati 44 44 1 43 22 43 Stimmenzähler-Stv. Im Namen der Stadt lädt Ratspräsident Ruedi Schmidig zum Apéro im Porträtsaal ein und wünscht allen einen schönen Abend. Schluss der Sitzung: 17.55 Uhr. Der Protokollführer: Eingesehen von: Oswald Stalder Toni Göpfert, Stadtschreiber Protokoll 27 Vom 06_09_2002