Jungpflanzen
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Jungpflanzen
Foto: TransFair e.V. Jungpflanzen Produktinformation von TransFair (2015) Beschäftigte von Mutterpflanzenbetrieben profitieren von Erweiterung des Standards für Blumen und Pflanzen Die Situation Heutzutage erfolgt ein großer Teil der Blumen- und Pflanzenproduktion in Ländern wie Kenia, Äthiopien und Sri Lanka. Es ist ein arbeitsintensives Geschäft: tausende Arbeitskräfte sind nötig für die Ernte, das Zuschneiden und Verpacken der Pflanzen. Von den beträchtlichen Absatzsteigerungen für Fairtrade-Blumen konnten die Menschen profitieren, die diese harte Arbeit leisten. Sie erhielten sicherere Arbeitsbedingungen, Vereinigungsfreiheit und die Fairtrade-Prämie für Sozial- und Gemeinschaftsprojekte. Blumen sind mittlerweile eines der sieben bedeutendsten Fairtrade-Produkte. Doch für Fairtrade-Pflanzen gilt diese Erfolgsgeschichte bisher nicht: Im Vergleich zu 57 Fairtrade-zertifizierten Blumenfarmen gibt es derzeit nur drei zertifizierte Pflanzenfarmen. Woran liegt also der bisher geringe Erfolg von Fairtrade-Pflanzen? Das Siegel für Fairen Handel Fairtrade möchte mehr Arbeitskräfte in der Pflanzenindustrie erreichen, von denen fast die Hälfte Frauen sind. Nach Rücksprache mit Produzenten, Händlern und anderen Interessenvertreterinnen und -vertretern haben wir uns deshalb entschieden, unseren Blumen- und Pflanzenstandard zu überarbeiten. Fairtrade reagiert Fairtrade hat den Standard für Blumen und Pflanzen um die Kategorie Jungpflanzen erweitert, was bedeutet, dass Pflanzen, die zu einem früheren Entwicklungsstand importiert werden – wie Stecklinge – von nun an eine Fairtrade-Zertifizirung erhalten können. Durch diese Änderung können tausende Arbeiterinnen und Arbeiter auch auf Mutterpflanzenbetrieben von Fairtrade profitieren. Die Pflanzenproduktion Der Hauptgrund bestand in der Beschränkung durch den Fairtrade-Standard für Blumen und Pflanzen, demzufolge nur fertig kultivierte Fairtrade-Pflanzen aus dem globalen Süden importiert werden durften. Die Marktrealität sieht hingegen anders aus. Die meisten beispielsweise aus Kenia importierten Pflanzen kommen als Jungpflanzen oder unbewurzelte Stecklinge in Europa an und benötigen dann eine Wachstumsperiode von mehreren Wochen, bevor sie im Einzelhandel verkauft werden. Die meiste Arbeitszeit für die Produktion vieler Pflanzen fällt auf Farmen in Kenia, Äthiopien, Sri Lanka und anderen Ländern des globalen Südens an. Die dortigen Arbeitskräfte sind zuständig für das Anpflanzen, die Vervielfältigung, die Ernte der Stecklinge und die Vorbereitung für den Export. Die Mutterpflanzenbetriebe kaufen sogenannte Elitepflanzen, die sie vermehren, indem sie Sprossteile („Stecklinge“) von ihnen abschneiden und diese einpflanzen, bis sie genug Pflan- Produktinformation von TransFair (2015) zen für ihre Ernte haben. Dies sind die sogenannten Mutterpflanzen. Im Fall von Poinsettia – auch als Weihnachtsstern oder Adventsstern bekannt – dauert dieser Prozess bis zu einem Jahr. Sieben Monate nach der Produktion der Mutterpflanzen beginnen die Arbeiterinnen und Arbeiter mit der Ernte, was bedeutet, dass sie von den Mutterpflanzen kleine Stecklinge (um die 4 cm lang mit jeweils drei Blättern) abtrennen und diese in kleine Plastiktüten setzen. Daraufhin werden sie in einen Kühlraumgebracht und für den Export in Kisten verpackt. Der gesamte Prozess vom Anpflanzen bis zum Ende der Ernte dauert bis zu 36 Wochen. Wenn die Stecklinge in Europa angekommen sind, reisen sie zu Jungpflanzenunternehmen oder Gartenbaubetrieben, wo sie weitere 16 Wochen heranwachsen, bevor sie in die Verkaufsregale gelangen. Gleiche Fairtrade-Standards auch für Mutterpflanzenbetriebe Fairtrade-zertifizierte Mutterpflanzenbetriebe müssen sich an die üblichen Fairtrade-Standards für lohnabhängig Beschäftigte (Hired Labour Standard) halten, worunter Vereinigungsfreiheit, sichere Arbeitsbedingungen und unsere Anforderungen zum Umweltschutz fallen. Arbeiterinnen und Arbeiter profitieren darüber hinaus von der Fairtrade-Prämie, über deren Verwendung sie demokratisch im Prämienkomitee der Farm entscheiden. Neue Produkte / Pflanzen mit dem FAIRTRADE-Siegel Mit den Änderungen des Standards können mehr Farmen Fairtrade-zertifiziert werden und es werden mehr FairtradePflanzen in den Geschäftsregalen erhältlich sein: Tropenpflanzen wie Palmen, Zimmerpflanzen wie Weihnachtssterne, aber auch Balkon- und Gartenpflanzen. Verbraucherinnen und Verbraucher können dazu beitragen, dass sich die Arbeits- und Lebensbedingungen für Arbeitskräfte auf Mutterpflanzenbetrieben verbessern, indem sie beim Pflanzenkauf auf das FAIRTRADE-Siegel achten. Weitere Informationenen: www.fairtrade-deutschland.de Änderungen des Fairtrade-Standards für Blumen und Pflanzen im Überblick Zentrale Änderung: Erweiterung um Jungpflanzen als neue Kategorie. Was sind Jungpflanzen? Stecklinge oder kleine Pflanzen, die für den Verkauf im Einzelhandel zu größeren Pflanzen herangezogen werden. Wem kommen die Änderungen zugute? Arbeiterinnen und Arbeitern auf Mutterpflanzenbetrieben in Ostafrika, auch Asien und Lateinamerika. Internationales Netzwerk und Kontrollen Der gemeinnützige Verein TransFair ist Mitglied der internationalen Organisation Fairtrade International. Fairtrade International legt die Fairtrade-Standards fest und unterstützt die Produzenten im Süden bei deren Umsetzung. Die FLOCERT GmbH ist eine unabhängige Zertifizierungs- und Kontrollorganisation nach der ISO-Norm 65. Die ISO-Akkreditierung garantiert die Unabhängigkeit, Einheitlichkeit und Transparenz der Kontrollen. www.fairtrade.net www.flocert.net TransFair in Kürze TransFair e.V. vergibt das Fairtrade-Siegel für fair gehandelte Produkte aus benachteiligten Regionen des Südens und fördert das Bewusstsein für einen nachhaltigen Konsum. Waren mit dem Fairtrade-Siegel sind bundesweit in 42.000 Verkaufsstellen erhältlich. Über 20.000 gastronomische Betriebe bieten Fairtrade-Produkte an. Das Fairtrade-Siegel gibt es für Kaffee, Kakao, Bananen, Reis, Quinoa, Zucker, Schokolade, Saft, Limonaden, Tee, Wein, Gewürze, Nüsse, Trockenfrüchte, Honig, Baumwolle, Blumen, Sportbälle und Kosmetik. TransFair e.V. Remigiusstraße 21, 50937 Köln T +49 (0)221 – 94 20 40 – 0 F +49 (0)221 – 94 20 40 – 40 [email protected] www.fairtrade-deutschland.de