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Materialien zum Ethikunterricht: Feste, Feiern und Brauchtum
Halloween - Bedrohung des christlichen Glaubens?
von Thomas Häntsch
(Quelle: Humanistischer Pressedienst www.hpd-online.de)
In den Wochen vor dem 31. Oktober eines jeden Jahres findet in Deutschland der zum Glück gewaltlos verlaufende - Kampf der Religionen untereinander und
gemeinsam miteinander gegen die so genannten „Nichtgläubigen" statt.
Anlass hierfür ist der 31. Oktober, der wie kein anderer Tag im Jahr die Gegensätze
von Religion und dem vermeintlichen heidnischen Brauchtum aufeinanderprallen
lässt. Gleich für drei Lager der Gesellschaft gibt es einen Grund zu feiern.
Zum Ersten ist da die evangelische Kirche, die an diesem Tag die Segnungen der
Reformation feiert. Der Tag ist in einigen Bundesländern auch heute noch ein
Feiertag. Er geht zurück auf ein Ereignis im Jahre 1517. Martin Luther schlug seine
95 Thesen an die Tür der Wittenberger Stadtkirche und leitete damit die Reformation
und die damit folgende Spaltung des Christentums ein.
Luther wählte für seinen Anschlag der Thesen den Vorabend von Allerheiligen, der
zweite Grund zu feiern - dieses Mal für die katholische Kirche. Das ältere religiöse
Fest wird seit dem 9. Jahrhundert - damals noch nicht gespalten - am 01. November
gefeiert. Die Verbreitung verlief über eine längere Zeit, doch 1915 dehnte Papst
Benedikt XV das Fest Kraft seines Amtes auf die ganze Kirche aus. Feiertag nur in
den katholisch dominierten Bundesländern Deutschlands.
Und - aller religiösen Dinge sind derer drei - schwappte in den letzten Jahren aus
Amerika der Halloween-Brauch auch in unsere Breiten über. Der Begriff „Halloween"
setzt sich aus: „all hallows' evening" zusammen, was sinngemäß „den Vorabend zu
Allerheiligen" bedeutet. Heutzutage ziehen als Hexen, Geister, Vampire, Skelette,
Kürbisse, Feen verkleidete Kinder von Haus zu Haus und erbitten von den
„erschrockenen" Bewohnern Süßigkeiten. Für viele Kinder ist dies ein Spaß und es
spielt dabei für sie keine Rolle, ob sie christlich getauft sind oder keiner Kirche
angehören.
Der oberflächliche Beobachter wird den Halloween-Kult wohl am ehesten
wahrnehmen, denn schon die Wochen vorher sind aller Ortens ausgehöhlte Kürbisse
an Gebäuden, Geschäften und den Strassen zu sehen. Der Handel mischt kräftig mit
und bietet alles an, was der „Halloween-Gläubige" an Utensilien benötigt.
Wer jedoch genauer hin schaut, der wird feststellen, dass in bekannter Manier beide
christliche Kirchen um jede Seele kämpfen und das ganze „heidnische Spiel" nicht
kampflos hinnehmen. Das ist in Zeiten anhaltender Kirchenflucht oder zumindest
Desinteresse am kirchlichen Leben für die Beamten der religiösen Apparate wichtiger
denn je.
So blieb es nicht aus, dass versucht wird, bestimmte Arten von Gegenmaßnahmen
zu ergreifen. Eine davon lässt sich im katholischen Marienwallfahrtsort Kevelaer
finden. In dem Ort sollen Gläubige nach den strengen Regeln der Kirche eine Stätte
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der Besinnung finden, an der man neu Beheimatung und Geborgenheit erfahren
kann. Und da passen lustige Kinder nicht ins Straßenbild. Deshalb feiert ein Teil der
Gemeinde am 31. Oktober ein alternatives Fest zu Halloween. Den Kindern werden
„spannende Geschichten" über katholische Totenverehrung und die Heiligen der
Kirche erzählt.
Die „Niederrhein Nachrichten" berichteten darüber. Diese Aktion trägt den Namen
„Holy wins" und ist keine Erfindung konservativ religiöser Eltern aus Kevelaer. Solche
Aktionen sind in Frankreich bereits in den letzten Jahren durchgeführt worden.
Doch auch die evangelische Fraktion des Christentums wettert gegen Halloween und
stellt die Wichtigkeit ihres Feiertages für das Seelenheil heraus. Und auch die Ideen
blühen reichlich. Eine davon ist das Lutherbonbon welches es seit 2006 gibt. Die
Kinder bekommen mit diesem Bonbon auch das Bildnis von Martin Luther, den er
wurde ganz lustig zum Einwickeln benutzt. Ob hier nur das Bonbon eingewickelt
werden soll, das ist mehr als fraglich. Und dann kann man mit den Kindern über
Luther und den Glauben diskutieren. Anregungen dafür gibt es auch hier wie von der
Klosterkirche Lippoldsberg.
Diese ganzen Aufregungen der Kirchen um einen eher karnevalistischen Brauch,
den man zwar nicht unbedingt braucht, der aber auch keinen Menschen schädigt,
kann man nicht nachvollziehen. Im Übrigen zeigt dieses Verhalten, wohin die so
genannte Wertevermittlung geht - nämlich nur in eine Richtung. Die multikulturelle
Gesellschaft
wird
schon
im
eigenen
Land
ad
absurdum
geführt.
Wer Harry Potter, Ausgelassenheit und Spaß für gefährlich hält, der kann nicht ganz
ungefährlich sein.
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