Erfahrungsbericht - TU Bergakademie Freiberg

Transcrição

Erfahrungsbericht - TU Bergakademie Freiberg
Erfahrungsbericht
Auslandssemester an der
University of Alberta
November 2014 – April 2015
Centennial Centre for Interdisciplinary Science (CCIS) – Department of Physics
Franziska Naumann
Master Geophysik an der TU Bergakademie Freiberg
Dieser Erfahrungsbericht soll euch einen kleinen Einblick in meinen sechsmonatigen Aufenthalt an
der University of Alberta gewähren. Im Gegensatz zu den meisten anderen Auslandsstudenten, war der
Zweck meines Aufenthaltes in Kanada die Anfertigung meiner Masterarbeit am Department of
Physics. Um euch einen genaueren Überblick über die Lehrveranstaltungen zu verschaffen, verweise
ich daher auf andere Erfahrungsberichte.
Vorbereitung
Nachdem ich mich entschieden hatte außerhalb des Instituts meine Masterarbeit anzufertigen, sprach
ich wichtige Details mit meinem Professor ab. So entstand auch der Kontakt zu Prof. Schmitt an der
University of Alberta. Nach einigen Emailkorrespondenzen und der Suche nach einer
Fördermöglichkeit, bewarb ich mich auf das PROMOS Stipendienprogramm des DAAD. Im Rahmen
des PROMOS Stipendiums werden Sprachaufenthalte, Auslandssemester und Praktika mit
Reisekostenpauschalen und ggf. monatlichen Zuschüssen gefördert. Als ich Anfang Juni die Zusage in
der Tasche hatte, vergingen bis zu meinem Abflug gerade einmal 5 Monate. Zudem musste ich von
der University of Alberta aus noch ein Arbeitsvisum beantragen und mehrere Formulare ausfüllen.
Nach über einem Monat hatte ich dann für das Visum die Bestätigung mitgeteilt bekommen.
Ich würde aber jeden der sich direkt um ein Austauschsemester bewirbt empfehlen, frühzeitiger mit
der Planung anzufangen, um z.B. sich für ein Wohnheimplatz zu bewerben.
Ankunft
Meine Flugroute führte mich von Dresden-Frankfurt-Calgary-Edmonton am 28.10.2014 nach Kanada.
In Calgary als Einreiseflughafen zwischenzulanden, empfand ich als eine sehr gute Wahl. Es ist nicht
so hektisch wie in Toronto und mit ca. 2 Stunden Umsteigzeit, gab es auch keine Probleme bei der
Einreisekontrolle zwecks meines Arbeitsvisums.
Um vom International Airport in Edmonton zum Century Park (südlicher Teil Edmontons) zu
gelangen, gibt es die Buslinie 747, für die man 5$ zahlt. Aber Achtung: In kanadischen Bussen gibt es
kein Wechselgeld. Vom Century Park fährt dann eine Straßenbahn direkt bis zur University Station.
Ich hatte das Glück, dass mein Professor mir ein Zimmer bei sich zu Hause angeboten hatte bis ich
eine Wohnung fand, da ich sozusagen mitten im Herbstsemester startete und alle Wohnheime voll
waren.
Universität
Das Universitätsgelände unterteilt sich in mehrere Campusse, wobei der größte Teil sich auf den North
Campus abspielt. Eine richtige Mensa so wie wir sie in Freiberg kennen sucht man auf dem Campus
vergeblich, nur die Cafeteria in der Lister Hall (Wohnheim) kommt dem ganzen schon näher. In jedem
größeren Gebäude findet man Caféshops wie Starbucks, Second Cup oder Tim Hortons. Zum Mittag
hat man dann die gesunde Auswahl zwischen chinesischen Schnellimbissen, Burgervarianten und
Pizzen.
Die sogenannten OneCard ist ähnlich zu unserem Studentenausweis in Freiberg: Essen bezahlen,
Ausleihen von Büchern, Kopien anfertigen und Ermäßigungen in Museen erstattet bekommen. Zudem
ist es mit jener möglich alle öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos zu nutzen, sollte man für den
zusätzlichen „UPass“ bezahlen.
Das Angebot an Studiengängen und Kursen ist natürlich aufgrund der Größe der Universität viel
weitgefächerter als in Freiberg. Es gibt mehrmals in Semester unterschiedliche Themenwochen mit
einer großen Auswahl an Vorträgen und ich hatte das Gefühl, dass neben den Vorlesungen den
Studenten viel geboten wird. So gibt es den riesigen Sportkomplex Van Vliet Center, wo zwischen
vielen Sportkursen gewählt werden kann. Während meines Aufenthaltes wurde gerade das Paw Center
eröffnet in dem sich eine Kletter- sowie Boulderhalle befindet. Studenten der Universität können
diesen Teil bis zum jetzigen Zeitpunkt noch kostenlos nutzen, es entfällt nur ein kleiner Beitrag für
Kletterschuhe :)
Der Lernaufwand für Lehrveranstaltungen ist während des Semesters höher als in Deutschland.
Unterrichtsmaterialien wie Bücher und Übungsanleitungen, die gezielt auf die Kurse zugeschnitten
sind und von den Professoren erstellt wurden, müssen selber bezahlt werden. Im Gegensatz zu
Deutschland studiert der Großteil der Studenten von September bis April. In den übrigen vier Monaten
gehen die meisten Studenten arbeiten, absolvieren Praktika oder machen Urlaub ;)
Unterkunft
Es gibt zwei Möglichkeiten für Studenten in Edmonton zu wohnen: On- & Off-campus housing.
Bewerbungen für eine on-campus Unterkunft sollte man relativ früh einreihen. Je nach Studienjahr
stehen mehrere unterschiedliche Gebäudekomplexe auf dem Universitätscampus zu verfügen, wie die
Lister Hall, HUB, International House, Graduate Residence und viele mehr. Bei den Mieten muss man
ca. 700-1000$ einplanen.
Ich fand glücklicherweise nach dem durchforsten von einigen Wohnungsanzeigen im Internet bereits
nach einer Woche ein Zimmer off-campus. Eine der wohl seriösesten Webseiten zur Suche nach einer
Unterkunft außerhalb des Campus ist www.rentingspaces.ca.
Neben der ziemlich „billigen“ Miete von 470$ für mein Zimmer in einem Haus, was noch von 4
anderen Studenten bewohnt, hatte ich gerade einmal einen Fußweg von 10 min bis zum Campus. Die
meisten off-campus Studenten wohnen aber etwas außerhalb und müssen Bahn und Bus in Anspruch
nehmen.
Die Lebenshaltungskosten sind wesentlich höher als in Deutschland. Das ist zu einem der doch relativ
ländlichen und weitentfernten Lage Edmontons zu verdanken. Viele Produkte müssen importiert
werden. Deshalb findet man in den großen Supermärkten wie Safeway und Sobey (direkte Nähe zum
Campus) auch RitterSport und Lindt Schokolade.
Ausflüge

Wenn man schon einmal so nahe den Rocky Mountains ist sollte man diese Gelegenheit nicht
missen! Für die Rundstrecke von Edmonton - Jasper - Icefield Parkway- Banff - Calgary Edmonton empfiehlt es sich ein Auto für eine Woche auszuleihen. Es gibt auch einige
Reiseunternehmen die direkt die Nationalparks anfahren aber diese sind ziemlich überteuert.
Die beste Reisezeit um noch die relativ warmen Temperaturen zu genießen und wandern zu
können, ist Mai-Oktober. Im Winter locken die Nationalparks mit vielen
Wintersportmöglichkeiten und einer traumhaften Winterlandschaft mit vereisten Wasserfällen.
Aber generell sind viele Attraktionen über den Winter geschlossen. Vorab
Übernachtungsmöglichkeiten zu buchen empfiehlt sich besonders dann, wenn man plant
mitten im Sommer, an Feiertagen oder zu Weihnachten zu fahren.

Neben Langlaufski, Schneeschuhwandern und Skilaufen in den Parks entlang des
Saskatchewan Rivers, zieht es viele Kanadier während der Winterzeit in Shopping Centers.
Das zweitgrößte Shopping Center der Welt befindet sich im westlichen Teil Edmontons und
hat für jeden Geschmack etwas zu bieten – ob World Waterpark, Galaxyland, Eishalle,
Seelöwen die Kunststücke vorführen oder Kino.

Im Royal Alberta Museum wird die heimische Natur und Kultur in besonders lebhaften
Ausstellungsstücken den Besuchern näher gebracht.

Um die Weihnachtszeit erstrahlt das Legislature Building in einem wahren Lichtermeer. Der
Park um das Regierungsgebäude wird mit bunten Lichterketten geschmückt und es treten
jeden Tag gegen Abend Chöre auf.

Der Edmonton Valley Zoo ist ein netter kleiner Zoo, der auch einheimische Tierarten zeigt
und sich für einen Halbtagesausflug lohnt.
Wetter
Warm anziehen ist in Edmonton ein Muss! Im Winter fallen die Temperaturen des Öfteren unter 30°C, und auch -40°C sind möglich. Die tatsächlich gefühlte Temperatur ist dabei jedoch wesentlich
kälter. Während meines Aufenthaltes gab es einen relativ „warmen“ – so nennen es die Kanadier –
Winter. Trotzdem lag eigentlich von November bis März Schnee, wenn auch nicht in Meterhohen
Massen. Das Klima in Edmonton ist aufgrund seiner kontinentalen Lage sehr trocken.
Fazit
Abschließend lässt sich zu meinem Auslandssemester sagen, dass es erfahrungsreiche sechs Monate in
Alberta, sowohl kulturell als auch wissenschaftlich, waren. Ich bin noch immer beeindruckt, wie
freundlich, hilfsbereit und tolerant die Kanadier sind. Ich wurde gleich zu Beginn an bei allen
Aktivitäten des Instituts und der Arbeitsgruppe meines Betreuers der Masterarbeit mit integriert und
konnte auch an einigen Veranstaltungen des Student Chapters der CSEG teilnehmen. Fast jede Woche
gab es Vorträge, die Themen im Bereich der Geophysik ansprachen.
Ich würde zukünftigen Studenten, die diese erlebnisreiche Reise nach Edmonton antreten jedoch
empfehlen, sich direkt als Student an der Universität einzuschreiben um das „wahre“ Campusleben
mitzuerleben. Trotz des erhöhten Lernaufwandes während des Semesters, bleibt genug Zeit mit
Kommilitonen ein Bierchen trinken zu gehen und bei Ausflügen, die die Universität organisiert wie
z.B. Ski Camp in den Rocky Mountains oder Besuch des Dinosaur Provincial Park, die Natur Albertas
zu bestaunen.

Documentos relacionados