ADVENT VON NADINE WECKARDT UND FELIX GEILING
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ADVENT VON NADINE WECKARDT UND FELIX GEILING
4 Natur im Festkleid ADVENT VON NADINE WECKARDT UND FELIX GEILING-RASMUS Bei diesem 4. Teil der Serie „Blume + Handwerk“ von Felix Geiling-Rasmus ist Nadine Weckardt, die Europameisterin 2007, zu Gast. Gemeinsam standen die beiden Meisterfloristen im letzten Herbst bei FleuraMetz in Aschheim auf der Bühne. In der Floristik bestimmten florale Werkstoffe das Bild – mit ausgewählt schönen Blüten und dezenten weihnachtlichen Accessoires setzten sie festliche Glanzpunkte. Floristik: Nadine Weckardt, Herbrechtingen, und Felix Geiling-Rasmus, Stromberg Fotos: Peter J. Kierzkowski, Köln 8 11-2012 florieren! Strauß für Weihnachten Für diesen Strauß wählte Nadine Weckardt künstliche, „beschneite“ Zweige als Ausgangspunkt. „Sie helfen, über den rechten Winkel hinaus zu binden, denn wir wollen keine Sträuße, die wie Tüten aussehen“, sagt die Europameisterin 2007. Zu den künstlichen Zweigen werden zunächst ein paar Zweige quer als Abstandhalter gesteckt, dann kommt Florales dazu, und zwar so, dass die wertvollen Blüten auch zur Geltung kommen. Raumgreifend und festlich Über 2,5 m hoch sind diese Objekte mit raumgreifenden Zweigen von Nadine Weckardt. Die Zweige sind an Eisenstangen mit einer Bodenplatte fixiert, die Spindeln sind aus Maschendraht geformt, mit Heu umwickelt und Blattgold veredelt. Die Orchideen werden über Röhrchen mit Wasser versorgt, lange Bänder mit Weihnachtsschmuck verleihen Festlichkeit. florieren! 11-2012 9 4 Blüten, Beeren, Zapfen … Über 100 kleine Töpfe aus Birkenrinde verarbeitete Nadine Weckardt hier zu einem üppigen stehenden Kranz. „Über den Preis reden wir besser nicht“, räumte die Floristmeisterin ein. Ihr Vorschlag für eine praxisnahe Variante: Einige wenige Töpfe füllen und in einen sonst schlichten Kranz integrieren.“ Die Töpfe sind auf einem Hartschaumkranz montiert. Vier Kerzen für den „Adventskranz“ platzierte Nadine Weckardt seitlich vom Kranz. Farben- und Formenspiel Dieses schmale hohe Werkstück besticht durch die unerwartete Kombination von Rot-, Rosa- und Orangetönen. Nadine Weckardt gruppierte farbige Stäbe um einen Ständer – am oberen Ende erinnern Sterne an Weihnachten. Auch das Röhrchen für die prachtvolle Orchidee ist farbig. 10 11-2012 florieren! 4 12 11-2012 florieren! Mit Bezug zur Tradition An Weihnachten werden Traditionen gepflegt, aber adventliche Floristik darf trotzdem modern sein. Hier kombiniert Nadine Weckardt eine Kranzform aus Moos auf eine ungewohnte Weise mit Zieräpfeln und Kerzen. Dadurch, dass der Kranz aus einem einzigen Werkstoff ist, wird dieser besonders ins Rampenlicht gerückt. Reiz der neuen Kombinationen „Bei mir darf es im Advent funkeln und üppig sein“, so Nadine Weckardt. Hier brachte sie eine Form aus Schneckenhäusern, die sie ursprünglich für eine andere Jahreszeit gestaltete, mit Weihnachten in Verbindung. „Es reizt mich, neue Kombinationen auszuprobieren.“ Glänzende Beeren, Sterne, Goldtöne und zwei rote Kerzen sorgen für weihnachtliche Stimmung. Schmuckstück in Kranzform Bei diesem Werkstück kombinierte Felix Geiling-Rasmus ein florales Gefäß mit einem Kranz aus Steineiche. Für das Gefäß bohrte er Löcher in den Rand einer Holzschale und verlängerte die Form mit Steckdrähten. Als floralen Schmuck wählte er Helichrysum vestitum. Innen liegt geschützt ein Kranz aus Steineiche. Ein Segment aus Sternen, Perlen, Zapfen und anderen Materialien ergänzt den sonst schlichten Kranz, der sich auch als Wandschmuck eignet. SERIE: BLUME + HANDWERK Als „Projektmanager Floristik“ war Felix Geiling-Rasmus zwei Jahre lang für H.B.I./FleuraMetz unterwegs. Bei Demonstrationen und Seminaren regte er seine Kollegen an, individuelle Floristik in den Geschäften zur Schau zu stellen. Denn mit besonderen Blumen und kreativen Gestaltungsideen können sich Floristen klar positionieren. Seit Anfang 2012 arbeitet Felix Geiling-Rasmus freiberuflich, auch für H.B.I./FleuraMetz. Das kommt auch in „florieren!“ zum Ausdruck: H.B.I./FleuraMetz finanziert sechs Fotoproduktionen, sodass wir ein Jahr lang im zweimonatlichen Rhythmus Werkstücke von Felix Geiling-Rasmus zeigen können – mit ausgewählten Blumen und interessanten Techniken. florieren! 11-2012 13 4 14 11-2012 florieren! Birkenrinde in Variation Felix Geiling-Rasmus zeigt häufig, wie Ideen variiert werden können. Er präsentiert kleine Versionen von großen Showstücken oder verarbeitet den gleichen Werkstoff zwar unterschiedlich, aber doch so, dass die Zusammengehörigkeit erkennbar ist. Hier ein Beispiel mit Birkenrinde: Beim Kranz (linke Seite) fixierte Felix Geiling-Rasmus Rindenstücke an einem Eisenring, bei den Gefäßen (oben) an einem Eisenstab – das Prinzip ist dasselbe. Beim Kranz führt er die hellen Farb töne der Birkenrinde fort, bei den beiden Töpfen die dunklen. Die wertvollen Orchideenblüten stehen im Kontrast zur rustikalen Wirkung der Rinde. Samtschalen mit Sternen Auch diese Schalen, die mit schmalem Samtband verkleidet sind, sind ein Beispiel für das Variieren eines Themas. Basis für die Gefäße sind Styroporschalen. Felix Geiling-Rasmus bepflanzte sie mit Sempervivum und betonte die Sternform der Rosetten mit goldenen Dekosternen. Titelfoto: Weihnachten mit Exoten Dieses Werkstück von Nadine Weckardt fällt durch eine ungewöhnliche Farbigkeit und schöne exotische Floralien aus dem üblichen Rahmen, doch Kiefernnadeln und Weihnachtsschmuck in Zapfenform lassen Weihnachten anklingen. Basis ist eine Form aus mehreren Schichten Maschendraht. 4 Winterlich mit Wachs Gold passt zu Weihnachten, die Schicht aus weißem Wachs erinnert an Kälte und Eis. Als Basis verwendete Felix Geiling-Rasmus eine Styroporschale und einen halben Styroporkranz als Abschluss. Die Form und die Kerzenstecker sind mit Goldspray eingefärbt (Dose nicht zu nah an das Objekt halten!), die Skeletonblätter sind mit Stecknadeln fixiert. Abschließend wird das Gefäß mit flüssigem Wachs bepinselt. Die Form ist zum Bepflanzen mit Folie ausgekleidet. Durch die Platzierung auf einem Glassockel gewinnt das Werkstück an Eleganz. 16 11-2012 florieren! Variation mit Paphiopedilum Diese kleineren Versionen sind ähnlich gemacht, aber mit einem Rand aus Chamaecrista-cotinifolia-Blättern. Die hohen Glasvasen sorgen für eine leichte Wirkung, die Bänder verbinden die Floristik mit dem Sockel, statt einer Pflanze zieren einzelne Frauenschuhorchideen die Schalen. Modern und kühl Die Kranzform ist erkennbar, doch mit einem traditionellen Adventskranz hat diese Arbeit trotz der vier Kerzen nicht viel gemein. Die kühle Farbigkeit unterstützt die moderne Ausstrahlung zusätzlich. Felix Geiling-Rasmus gestaltete das Werkstück aus Steckschaumwürfeln und einem Styroporkranz – die Blätter sind mit Nadeln aufgesteckt und trocknen schön ein. Auf dem Foto leider kaum zu erkennen: Auf dem Kranz liegen einige wenige glitzernde Blätter aus transparentem Kunststoff. Bühne für Einzelblüten Diesen ungewöhnlichen Raumschmuck setzte Felix Geiling-Rasmus aus einem Holzblock mit Eisenstange und einer „Rolle“ aus Maschendraht zusammen, auf die Silberblätter gebunden wurden. So können schöne Einzelblüten wie Eucharis in Szene gesetzt werden. Ein Cornus-Zweig unterstreicht die Dynamik, ein Stern passt perfekt zur Form der Blüten. florieren! 11-2012 17 Floristen informieren und befragen Ein Ohr für die Kunden H .B.I./FleuraMetz versteht sich als Partner der Floristen. Das zeigt sich in der Unterstützung von Wettbewerben und der Durchführung von Seminaren und Demonstrationen genauso wie in Sortiments- und Preisaktionen. Darüber hinaus finden Kundenveranstaltungen statt, bei denen Floristen fernab des Cash-&Carry-Markts gefragt werden, was H.B.I./ FleuraMetz noch besser machen kann. Etwa zehn solcher Veranstaltungen werden pro Jahr organisiert, etwa 15 Personen sind jeweils eingeladen. Größer sollte der Kreis nicht sein, damit man gut disku- erisches Haus in Potsdam eingeladen. Wolfgang Schmutzler stellte Zahlen zur Marktentwicklung vor, außerdem die Firmenphilosophie, Einkaufswege und die Preispolitik. Grundsätzlich bietet H.B.I./ FleuraMetz ein breites Sortiment mit Neuund Besonderheiten und drei Preisschienen an. „Der Preis muss zur Qualität passen“, betont Schmutzler. „Die Preise, die wir im Einkauf für unterschiedliche Sorten und Qualitäten bezahlen, müssen in den Filialen sichtbar sein.“ Am Beispiel von Sanremo verdeutlichte der Schnittblumenexperte, dass nicht im- Foto: FleuraMetz Für Verbraucher steht Frische an erster Stelle tieren kann. „Wir wollen nicht nur Leute dabei haben, die uns toll finden“, erklärt Wolfgang Schmutzler, der als Kommerzieller Manager unter anderem für den Verkaufsbereich Deutschland verantwortlich ist. Und deshalb wird eine „Mischung“ von Kunden eingeladen: Kunden mit steigenden genauso wie mit sinkenden oder stagnierenden Umsätzen. Die Entwicklung kann mit dem Markt oder dem Standort zusammenhängen, aber auch mit Zufriedenheit oder Unzufriedenheit. Wolfgang Schmutzler will wissen, welchen Anteil H.B.I./FleuraMetz hat. Manchmal geht es um Details in den jeweiligen Filialen, aber aus zehn Veranstaltungen sind auch Schlussfolgerungen möglich, was generell für die Zukunft gewünscht wird. Im September wurden Kunden der Filiale Langerwisch zum Gespräch ins Hotel Bay- 18 bot von regionalen Blumen sagt Schmutzler: „Wir kaufen gerne Blumen aus den Regionen, aber das setzt voraus, dass es eine nennenswerte Produktion gibt und das ist längst nicht überall der Fall.“ Auch in Rabatten sieht H.B.I./FleuraMetz eine Möglichkeit, den Fachhandel zu unterstützen. Preisaktionen werden von einem Teil der Floristen begrüßt, zum Teil aber auch abgelehnt. Für Diskussion in Sachen Preis sorgt immer wieder, dass Verbraucher Blumen im Discounter zum Teil sogar billiger kaufen können als Floristen im Großhandel, auch wenn das nur auf „Massenware“ zutrifft. „Die Preise sind nicht vergleichbar“, sagt Wolfgang Schmutzler. „Die Discounter kaufen riesige Mengen und haben kein Problem mit Verderb oder Vorratshaltung.“ Er weist darauf hin, dass auch Floristen Blumen zu günstigeren Konditionen einkaufen können, wenn sie vorbestellen: „Wir haben große Warenbestände, weil wir nie wissen, was tatsächlich gekauft wird. Wenn das Risiko für Verderb komplett auf uns verlagert wird, muss der Preis zwangsläufig höher sein.“ Rabatte oder Rückvergütungen sind außerdem verhandelbar, wenn größere Mengen geordert werden. 11-2012 florieren! H.B.I./FleuraMetz legt Wert auf große Auswahl, auf eine angenehme Atmosphäre mit Musik und Kaffee. Viele Floristen nehmen das Angebot der Cash-&-Carry-Märkte und der Tourenfahrer gerne in Anspruch, doch immer häufiger wird auch online eingekauft. Im November startet der neue Webshop – übersichtlicher und mit neuen Möglichkeiten: www.fleurametz.com mer die gleiche Qualität garantiert werden kann. „Rund um Sanremo wird in sehr kleinen Einheiten produziert und natürlich gibt es Unterschiede in der Qualität. Keiner kann garantieren, ob die Ranunkel, die es heute in Top-Qualität gibt, auch morgen verfügbar ist.“ Sehr viel einfacher dagegen ist der Einkauf in Ecuador. „Dort haben sich viele Holländer niedergelassen, die eine gleichmäßige Qualität produzieren.“ Zum Ange- In der Gunst der Verbraucher steht der Preis nach Frische, Haltbarkeit und Farbe erst an vierter Stelle. Das geht aus einer Befragung von 300 Endverbrauchern hervor, die Wolfgang Schmutzler vorstellte. Umso erstaunlicher ist es, dass nur ein Drittel der befragten Verbraucher im Fachgeschäft ein Frischhaltemittel erhielt – im Supermarkt waren es zwei Drittel. Fazit der Diskussion: Die Anforderungen des Einzelhandels an den Großhandel sind ähnlich wie die des Verbrauchers an sein Blumengeschäft: Floristen wünschen sich freundliche und kompetente Beratung, eine gute Auswahl, faire Preise und eine angenehme Atmosphäre. Mit der Filiale Langerwisch zeigten sich die anwesenden Floristen übrigens sehr zufrieden. ■