Agenda Rüstung

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Agenda Rüstung
D 8512
50. Jahrgang
NACHRICHTEN
POLITIK
ILÜ 2014
Rund 3000 Soldaten von Heer,
Streitkräftebasis und Sanitätsdienst trainieren auf der Informationslehrübung. Seite 6/7
Nr. 40
Montag, 13. Oktober 2014
Agenda Rüstung
Verteidigungsministerin von der Leyen zieht erste Konsequenzen aus dem Expertengutachten.
STREITKRÄFTE
Freifaller-Workshop
Multinationale Spezialkräfte
treffen sich zum Erfahrungsaustausch in Altenstadt und springen gemeinsam. Seite 8
GESCHICHTE
Für die Freiheit
Vor 25 Jahren erreichen die Montagsdemonstrationen in Leipzig
mit mehr als 100 000 Menschen
ihren Höhepunkt.
Seite 9
SPORT
Edelmetall errungen
Foto: Wilke/RedBw
Die deutsche Mannschaft
erkämpft bei der Militärweltmeisterschaft im Ringen neun
Medaillen.
Seite 10
DIE BUNDESWEHR IM INTERNET
Rüstung in vier Bänden: Das 1500-seitenstarke Gutachten eines Beraterkonsortiums spricht Klartext über den Stand der Projekte.
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gesellschaft P3 und der Kanzlei
Taylor Wessing zu den ­laufenden
Rüstungsprojekten entgegen
genommen. Die „Bestandsaufnahme und Risikoanalyse zentra-
ler Rüstungsprojekte der Bundeswehr“ zeige zusammen mit der
Expertise des Hauses „Schwachstellen und den Handlungsbedarf“ auf, so die Ministerin.
Mit der „Agenda Rüstung“
zieht sie nun erste Konsequenzen aus dem Gutachten. (eb)
Fortsetzung Seite 3
Ausbildung an Feldküchen
Garlstedt. Zehn Peschmerga aus dem Nordirak absolvieren derzeit
eine Ausbildung an der Logistikschule der Bundeswehr. Die kurdischen Offiziere und Unteroffiziere lassen sich von deutschen Ausbildern in der Nutzung von mobilen Feldküchen unterweisen. Im
Anschluss an den siebentägigen Lehrgang werden die Teilnehmer
ihre Kameraden im Nordirak im Umgang mit den von der Bundeswehr zur Verfügung gestellten Küchen schulen.
Der Lehrgang ist speziell auf die Bedürfnisse der kurdischen
Soldaten zugeschnitten. Vor allem machen sie sich mit den technischen Besonderheiten der Feldküchen vertraut. „In dieser Zeit kann
man selbstverständlich keine Sterneköche hervorbringen, aber wir
vermitteln eine vernünftige Ausbildung zum sicheren Betrieb der
Feldküchen“, sagt Oberst Georg von Harling, der Leiter des Bereichs
Lehre und Ausbildung an der Logistikschule. „In Absprache mit
den Peschmerga werden wir in den kommenden Tagen regionale
kurdische Gerichte auf den Feldküchen zubereiten“, erklärt der Lehrgangsleiter, Kapitänleutnant Marcus Görtz.
Die Peschmerga zeigten sich von Beginn an hoch motiviert. Im
Namen der Delegation bedankte sich der kurdische Stabsfeldwebel
Chakdar bei den Deutschen für die Möglichkeit, diesen Lehrgang zu
besuchen. „Wir benötigen gute Ausrüstung und gute Ausbildung“,
betonte der kurdische Soldat. Von
Harling hob hervor,
dass die Bundeswehr Gerät abgibt,
das in dieser Form
auch von den deutschen Streitkräften genutzt werde:
„Das sieht man
schon daran, dass
wir an der Logistikschule im Jahr etwa 150 Köche an diesen Feldküchen ausbilden. “Die mobilen Küchen seien nach wie vor ein wichtiges Mittel,
um Truppen im Feld mit warmer Verpflegung zu versorgen. So ist
die „Taktische Feldküche 250“ für die Zubereitung von 250 Mahlzeiten konzipiert. Zehn von insgesamt 25 Feldküchen wurden am
vergangenen Freitag zusammen
mit anderem Material vom Flug- Der Beitrag „Ausbildung an
hafen Halle-Leipzig in den Nor- der Feldküche“ unter www.
dirak geflogen. (eb) youtube.com/bundeswehr.
Foto: Bundeswehr
www.bundeswehr.de
Berlin. Am vergangenen Montag hat Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen das Expertengutachten der Unternehmensberatung KPMG, der Ingenieur-
2
aktuell INTERN
13. Oktober 2014
IMPRESSUM
ZITAT
EDITORIAL
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„Es war magisch und irdisch zugleich“
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Bundespräsident Gauck beschreibt in seiner „Rede zur Demokratie“ in Leipzig die Montagsdemonstrationen am 9. Oktober 1989.
„Vor der Einheit kam die Freiheit“, sagte Bundespräsident
­Joachim Gauck am vergangenen
Donnerstag im Leipziger Gewandhaus. Er würdigte bei dem ­Festakt
die friedliche Revolution vor
25 Jahren und erinnerte zugleich
an das Unrecht in der DDR. Im
Oktober 1989 erreichten die
Montagsdemonstration in Leipzig mit 100 000 Menschen ihren
Höhepunkt (S.9). Einen Monat
später fiel die Mauer und veränderte das Leben von fast 17 Millionen DDR-Bürgern drastisch,
auch meines. Ohne diese mutigen Menschen wäre mein Leben
gänzlich anders verlaufen und
ich würde heute nicht Deutschland „in Freiheit dienen“. Dafür
bin ich unbeschreiblich dankbar.
Dass dieser Freiheitskampf
friedlich vonstatten ging ist nahezu
ein Wunder. In diesen Tagen wird
uns erneut bewusst, dass es auch
anders geht. Seit Wochen leider
beherrscht die Schlacht um die irakische Stadt Kobane die Schlagzeilen (S.4).
Die Bundeswehr setzt indessen
die Unterstützung der Peschmerga
fort (S.1). Derzeit absolvieren zehn
Kurden an der Logistikschule der
Bundeswehr im niedersächsischen
Garlstedt ihre Ausbildung.
Ein weiterer Krisenherd bleibt
Westafrika und die Ebola-Epi-
Leitender Redakteur:
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KALENDERBLATT
Vor 35 Jahren: Am 17. Oktober 1979 erhält Mutter Teresa von
Kalkutta in Anerkennung ihres Einsatzes für die Ärmsten der A
­ rmen
den Friedensnobelpreis.
Vor 40 Jahren: Am 14. Oktober 1974 eröffnet die schwedische Möbelfirma IKEA ihre erste Filiale in Deutschland. Das Unternehmen,
das 1943 für 10 Kronen eingetragen wurde, ist längst zu einem der
weltweit größten Möbelhäuser aufgewachsen.
Vor 55 Jahren: Am 19. Oktober 1959 eröffnet in Aachen die erste
Diskothek der Welt, der Scotch-Club.
Vor 65 Jahren: Am 19. Oktober 1949 wird in Köln der Ausschuss
für Wirtschaftsfragen der industriellen Verbände gegründet, der sich
wenig später in Bundesverband der Deutschen Industrie umbenennt.
ISSN: 1618-9086
Vor 130 Jahren: Am 13. Oktober 1884 beschließen 25 Staaten, den
Nullmeridian auf die Sternwarte (Royal Observatory) in Greenwich
bei London zu legen. Aufgrund des neuen Systems entsteht ein weltweites Netz von exakten Ortsangaben und Zeitzonen, mit dessen Hilfe eine genaue Orientierung möglich wird.
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sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor.
Vor 135 Jahren: Am 19. Oktober 1879 entwickelt der US-amerikanische Erfinder Thomas Edison nach mehrjährigen Studien in seinem Labor die erste Glühbirne. Nachdem sie mehr als 40 Stunden
ununterbrochen brannte, waren Ausdauer und Produktionsreife der
Erfindung bewiesen.
(eb)
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demie. Die
Bundeswehr
entsandte ein
sogenanntes „Fact Finding Team“
nach Liberia. Die Bundeswehrärzte
erkunden und analysieren vor
Ort wie die Bundeswehr bei
der Bekämpfung noch gezielter als bisher unterstützen kann.
Unter ihnen ist auch Oberfeldarzt
Hinrich Sudeck. Er war bereits
vor zehn Jahren im Kongo und
berichtet über seine Erfahrungen im Kampf gegen Ebola (S.8).
In der vergangenen Woche
wurde der Expertenbericht zu
Rüstungsprojekten der Verteidigungsministerin übergeben
(S.1.) Das Gutachten enthält
eine Bestandsaufnahme und Risikoanalyse zentraler Rüstungsprojekte der Bundeswehr. Die
Ministerin hatte Anfang des Jahres eine umfangreiche Überprüfung von zentralen Rüstungsprojekten angewiesen. Nun heiße
es „Nach vorne schauen und die
Probleme anpacken“, erklärte
von der Leyen.
Patricia Franke
Redakteurin Streitkräfte
Foto: Hannemann/RedBw
BILD DER WOCHE
„Killertomate“: Das aufblasbare Ziel wird für das für das anschließende Seezielschießen mit dem Marineleichtgeschütz des Minenjagdboots „Homburg“ ins Wasser gelassen.
13. Oktober 2014 MINISTERIUM / HINTERGRUND Agenda Rüstung
aktuell Georgischer Armeechef zu Besuch
Fortsetzung von Seite 1
Aufgrund einer ersten Bewertung
der Ergebnisse des Gutachtens
sowie im Rüstungsbereich geleisteter interner Arbeit wurden unter
der Leitung von Staatssekretärin Katrin Suder die Stoßrichtungen für eine umfassende Agenda
Rüstung entwickelt. Sie bilden
jetzt die Grundlage für die anstehende Optimierung im Management der Rüstungsprojekte sowie
für die Verbesserung der Transparenz gegenüber Parlament und
Öffentlichkeit.
Danach müssen sich alle Rüstungsprojekte an übergeordneten rüstungspolitischen Prioritäten orientieren. Aspekte wie
Transparenz, der Erhalt von
Schlüsseltechnologien sowie
die Stärkung der multinationalen Kooperation werden dabei
berücksichtigt. Das Parlament
soll besser informiert und eingebunden werden.
Aber auch das Vertrags- und
Lieferantenmanagement wird
verbessert, Portfolio- und Projektmanagement gestärkt. Mit
der Einführung eines neuen
Risikomanagements soll zudem
das Berichtswesen optimiert
und die Meldekette verkürzt
werden. Dazu gehört auch der
von der Verteidigungsministerin geforderte neue Umgang
bezüglich der Fehlerkultur. Es
geht darum, frühzeitig die Risi-
ken bei Milliarden-Projekten zu
benennen.
Ein weiteres strategisches
Ziel der Agenda ist die Schließung von Fähigkeitslücken.
Noch in diesem Jahr sollen dem
Bundestag mehrere Beschaffungsentscheidungen zur Beratung vorgelegt werden – als
Voraussetzung für anschließende Abschlüsse von Rüstungsverträgen. Auch die
Mängel bei der materiellen
Einsatzbereitschaft will die
Agenda Rüstung anpacken.
So wird die Einsatzlage aller
Hauptwaffensysteme geprüft.
Task Forces für Flugzeuge und
Hubschrauber wurden bereits
eingerichtet.
Angesichts neuer sicherheits­
politischer Herausforderungen, die auch die materielle
Ausrüstung von Streitkräften
­betreffen können, wird unter
der Leitung von Staatssekretärin Suder das Projekt „Sicherheitstechnologien der Zukunft“
aufgesetzt. Ziel ist es, eine
Strategie zu den für die Bundeswehr relevanten Technologiebereichen zu entwickeln
und diese in die Planung und
Realisierung von Rüstungsprojekten einfließen zu lassen.
Für die Bewertung der Ausrüstungs-, Einsatzbereitschafts- und
Fähigkeitslage wird ein einheitliches, klar definiertes Kennzahlensystem entwickelt. (eb)
Ministerin fordert Transparenz und neue Fehlerkultur
Berlin. In einer Aktuellen
Stunde hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am
­vergangenen Mittwoch zum externen Gutachten über das Beschaffungswesen der Bundeswehr
im Bundestag Stellung genommen. „Es ist eine schonungslose
Analyse – wir haben in den vergangenen Tagen viel darüber
geredet –, aber sie war nötig“, betonte die Ministerin im Plenum.
Demnach gebe es einen Stau in der Rüstungsbeschaffung. „Das,
was bestellt worden ist, kommt Jahre zu spät und weit überteuert. Deshalb haben wir die Verpflichtung, mit dem Material, das
wir haben, das bewährt, aber betagt ist, viel länger zu arbeiten“,
sagte die Ministerin. Der Materialerhalt müsse deshalb intensiviert werden.
In der Vergangenheit habe zu Recht der Fokus auf den Auslandseinsätzen gelegen, damit die Bundeswehr die ihr auferlegten Aufträge mit hochmodernem Material erfüllen konnte. „Die
Konzentration auf die Einsätze hat aber auch dazu geführt, dass
im Grundbetrieb nicht genügend hingeschaut worden ist“, erklärte
die Ministerin. Dies werde angesichts der stärkeren Bedeutung der
Landes- und Bündnisverteidigung jetzt sichtbar. Deshalb müsse
nun mehr Geld für Instandhaltung und Wartung eingesetzt werden.
Darüber hinaus forderte die Ministerin ein transparenteres und effizienteres Management der Rüstungsprojekte. So müssten Projektleiter einen unmittelbaren Zugang zur Leitung haben, um Probleme
frühzeitig zu melden, damit diese frühzeitig erkannt und abgestellt
werden können. „Das spart Zeit und Geld. Diesen Weg werden wir
jetzt einschlagen“, bekräftigte von der Leyen. Dafür müsse auch eine
Fehlerkultur entwickelt werden, in der Risiken offen benannt werden. Beim Thema „Priorisierung und Schlüsseltechnologien“ gehe
es um die Frage, in welchen Bereichen der militärische Bedarf im
nationalen Rahmen gedeckt werden müsse, um souverän zu bleiben.
Es könne jedoch nicht alles zur Schlüsseltechnologie erklärt werden. „Wenn wir alles zur Schlüsseltechnologie erklären, können wir
nicht mehr priorisieren, dann sinkt das Niveau überall“, unterstrich
die Ministerin. Als Bereiche, in denen Deutschland unabhängig bleiben müsse, nannte die Ministerin Technologien zur Verschlüsselung,
Führung und Aufklärung. Darüber hinaus müsse diskutiert werden,
welche Bereiche neben der militärischen auch eine sicherheitspolitische Dimension hätten. „Die zentrale Frage, aus der Sicht der
Bundesregierung, ist: Wollen wir unsere starke Position – die deutschen Produkte sind in einigen dieser Technologien bereits Weltspitze – nutzen für unseren sicherheitspolitischen Einfluss in der
Welt?“ Wenn der Bedarf der Bundeswehr nicht ausreiche für eine
gesunde Industrie, müsse in diesem Fall auch die Frage nach dem
Export gestellt werden, betonte von der Leyen.
(rip)
Berlin. Der Generalstabschef der
georgischen Streitkräfte, Generalmajor Vakhtang Kapanadze,
wurde vergangene Woche vom
Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, in Berlin mit militärischen
Ehren empfangen. Im Verteidigungsministerium erörterten die
­beiden Generale Fragen der militärpolitischen Zusammenarbeit.
Am Dienstag besichtigte General Kapanadze die einsatzvorbereitende Ausbildung einer georgischen Infanteriekompanie für
den Afghanistaneinsatz an der
Infanterieschule in Hammelburg.
Am letzten Tag seiner dreitägigen
Reise besuchte er das Einsatzführungskommando der Bundeswehr
in Potsdam. Dort informierte der
Befehlshaber des Kommandos,
Generalleutnant Hans-Werner
Fritz, den Georgier über die Aufgaben der operativen Führungsebene der Bundeswehr. (rip)
Informationen zum
Verteidigungsetat
Foto: Grauwinkel/Bundeswehr
Grafik: BMVg
Foto: Grauwinkel/Bundeswehr
Verteidigungsministerin von der Leyen zieht erste Konsequenzen aus dem Expertengutachten.
Die „Agenda Rüstung“ soll das Management bei Rüstungsprojekten optimieren und die Transparenz gegenüber dem Parlament stärken.
3
Berlin. Die Leitung des Verteidigungsministeriums hat sich in
der vergangenen Woche mit den
Berichterstattern des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages zum Gespräch über den
Einzelplan 14 für das Jahr 2015
getroffen.
Bei dem Treffen ließen sich die
Bundestagsabgeordneten Bartholomäus Kalb, Karin Evers-Meyer,
Michael Leutert und Tobias
Lindner im Stauffenbergsaal des
Bendlerblocks über die aktuellen
Planungen zum Verteidigungshaushalt informieren. Dazu richteten die Berichterstatter ihre
Fragen an die Verteidigungsministerin, die Staatssekretäre
sowie an den Generalinspekteur
der Bundeswehr.
Die regelmäßig stattfindende
Veranstaltung dient dazu, den
Abgeordneten die Wahrnehmung des parlamentarischen
Budgetrechts zu erleichtern.
Der Verteidigungshaushalt für
das kommende Jahr beträgt rund
32 Milliarden Euro. Damit bleibt
er im Vergleich zum laufenden
Jahr fast unverändert.
(eb)
Waffenruhe bleibt
brüchig
Genf. Trotz des vereinbarten
Waffenstillstands vom 5. September kommt es in der Ostukraine immer noch zu Feuergefechten zwischen ukrainischen
Truppen und prorussischen Separatisten mit Toten und Verletzten.
Einen entsprechenden Bericht hat
das Menschenrechtsbüro der Vereinten Nationen vergangene Woche
in Genf vorgelegt.
Nach Angaben des Büros sind
allein seit Beginn der Feuerpause
mindestens 331 Menschen ums
Leben gekommen. Insgesamt sollen
laut UN-Zählung von Mitte April
bis Anfang Oktober in der Ostukraine 3 660 Menschen getötet
und 8 756 verwundet worden sein.
Die hohe Zahl an zivilen Opfern
sei vor allem auf den Beschuss
von Wohngegenden zurückzuführen.
Die Zahl der Flüchtlinge im
Land wird auf rund 375 000 Menschen geschätzt, so der Bericht
weiter. Von den Binnenflüchtlingen konnte nur ein Teil in ihre
Heimat zurückkehren. Durch
die Kämpfe ist jegliche Versorgung zusammengebrochen und
lebenswichtige Infrastruktur zerstört. Eine Rückkehr von tausenden von Flüchtlingen in ihre angestammten Häuser und Wohnungen
ist somit ausgeschlossen. (eb)
Hilfsgüter für Ukraine angekommen
Berlin. Ein Konvoi aus 112
Lkw mit Hilfsgütern aus ganz
Deutschland ist am 7. Oktober
in der Ukraine eingetroffen. Die
Bundesregierung hatte die Unterstützung angesichts des nahenden
Wintereinbruchs in der Ukraine
und der Not vieler Menschen vor
allem im Osten des Landes auf
den Weg gebracht.
Die insgesamt 746 Tonnen
Hilfsgüter umfassen unter anderem mobile Wohneinheiten und
Küchen, Heizgeräte, Generatoren,
Wasser- und Dieseltanks, Winterkleidung, Decken und Feldbetten
sowie Hygienekits. In der Ukraine
wurden zusätzlich Betten, Tische,
Schränke, Matratzen und Haushaltsgeräte angekauft. Erstes Ziel
für die Waren aus Deutschland
ist ein Logistikzentrum bei Kiew.
Dort werden sie zusammen mit
den Gütern, die im Lande selbst
beschafft wurden, für die eigentlichen Bestimmungsorte umgepackt.
Die Zusammenstellung des
Unterstützungstransports ist eng
mit der ukrainischen Regierung
abgestimmt und im Wesentlichen
für die ostukrainischen Städte Charkow, Slawjansk, Mariupol, Saporoshje, Dnipropetrowsk bestimmt.
Der Unterstützungstransport hat
einen Wert von insgesamt 10 Millionen Euro.
(eb)
POLITIK/HINTERGRUND
13. Oktober 2014
Straßenkämpfe in Kobane
Internationale Koalition diskutiert über Einrichtung einer Sicherheitszone in Nordsyrien.
Ankara/Mürsitpinar/Berlin.
Trotz anhaltender Luftangriffe
der US-geführten Koalition auf
Stellungen der IS-Terrormiliz,
rücken die Dschihadisten in der
nordsyrischen Stadt Kobane
weiter vor. Vergangene Woche
konnte der IS offenbar mehr als
ein Drittel der Stadt unter seine
Kontrolle bringen, darunter auch
den Sitz der kurdischen Sicherheitskräfte. In der Stadt toben
schwere Straßenkämpfe. Dabei
sind die meist nur mit leichten
Handfeuerwaffen ausgerüsteten
kurdischen Verteidiger der Stadt
den gepanzerten Fahrzeugen und
der Artillerie der Dschihadisten
deutlich unterlegen. Angesichts
der dramatischen Lage haben sich
weitere Bewohner der Stadt in
die Türkei in Sicherheit gebracht.
Mittlerweile sind rund 200 000
Menschen vor den Angriffen
des IS auf Kobane in die Türkei geflohen.
Am Mittwoch hatte das
US-Verteidigungsministerium
eingeräumt, dass die Einnahme
der Stadt durch die Dschihadisten
allein durch Luftangriffe wohl
nicht verhindert werden könne.
Trotz des Drängens anderer
NATO-Mitglieder zu einem Eingreifen in der Region, schließt die
türkische Regierung einen militärischen Alleingang aus. Aufgrund
der sich zunehmend verschlechternden Lage für die Kurden in
Kobane wächst der Unmut unter
der kurdischen Bevölkerung in
der Türkei gegen die Haltung
Foto: dpa/pa
aktuell Ein türkischer Panzer an der Grenze zu Syrien. Im Hintergrund toben die Kämpfe um Kobane.
der Regierung in Ankara. Bei
Zusammenstößen zwischen kurdischen Demonstranten und türkischen Sicherheitskräften sind
bislang 24 Menschen ums Leben
gekommen.
Gleichzeitig wächst die Zahl
der Länder, die sich mit Luftangriffen im Kampf gegen IS beteiligen. Demnach flogen belgische,
niederländische und australische
Kampfflugzeuge erste Einsätze
im Irak. Außerdem hat das kanadische Parlament der Entsendung
von sechs Kampfflugzeugen in
die Region zugestimmt.
In der internationalen Koalition
wird die Möglichkeit der Einrichtung einer Sicherheitszone
im nordsyrischen Grenzgebiet
diskutiert. Vor zwei Wochen
forderte der türkische Präsident
Erdogan den Einsatz von Bodentruppen zur Schaffung einer Pufferzone. Eine Zustimmung für
eine Intervention der türkischen
Streitkräfte gegen den IS in den
Nachbarländern hat das türkische Parlament bereits erteilt.
Vergangene Woche hat nun
auch Frankreich angesichts der
offenbar begrenzten Wirkung der
Luftschläge seine Unterstützung
für eine Sicherheitszone signalisiert. In den USA und bei anderen
NATO-Ländern stößt ein solches
Ansinnen bislang auf Ablehnung.
Zu groß erscheinen militärische
Risiken und rechtliche Hürden.
So müsste eine Sicherheitszone
am Boden durch eine Flugverbotszone abgesichert werden.
Damit die syrische Luftabwehr
nicht aktiv wird, wäre das Ein-
verständnis der Regierung in
Damaskus notwendig. Ohne die
syrische Zustimmung könnte die
Einrichtung einer Sicherheitszone aber nur durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
legitimiert werden. Ein entsprechendes Mandat müsste von allen
Veto-Mächten gebilligt werden.
Eine Sicherheitszone war auch
Thema eines Treffens zwischen
dem neuen NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und dem türkischen Außenminister Cavusoglu am vergangenen Donnerstag
in Ankara. Stoltenberg erklärte,
innerhalb der Nato gebe es noch
keine entsprechenden Pläne. Im
Falle eines Angriffs auf die Türkei sicherte der Generalsekretär
die volle Unterstützung des nordatlantischen Bündnisses zu. (eb)
Ein streitbarer Verteidigungspolitiker
Manfred Wörner prägte als Verteidigungsminister und NATO-Generalsekretär eine Ära.
Am 13. August 1994 verstarb
Manfred Wörner im Amt als
NATO-Generalsekretär. Durch
seine Arbeit an der Spitze des
transatlantischen Bündnisses und
zuvor als Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland erwarb sich der Sicherheitsund Verteidigungspolitiker hohes
Ansehen auf nationaler und internationaler Ebene. Am 24. September wäre Wörner 80 Jahre
alt geworden.
Wörner studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg, Paris
und München. Seinen Doktortitel im Internationalen Recht
erlangte er mit seiner Dissertation zur „Strafgerichtsbarkeit
über Truppen bei einverständlichem Aufenthalt auf fremdem
Staatsgebiet“.
Als Angehöriger des Jahrgangs
1934 musste Wörner nach seinem
Abitur keinen Wehrdienst in der
Bundeswehr leisten. Militärische
Foto: Fischer/IMZ-Bildarchiv
4
Manfred Wörner
Erfahrung sammelte er dennoch
durch seinen Dienst als Reserveoffizier der Luftwaffe. Dort
wurde er im Laufe von Wehrübungen zum Jetpiloten ausgebildet.
Bei den Bundestagswahlen
1965 wurde Manfred Wörner als
Abgeordneter der CDU in den
Deutschen Bundestag gewählt,
dem er bis zu seiner Berufung
als NATO-Generalsekretär angehörte. Als Politiker konnte sich
Wörner als Wehrexperte etablieren. Von 1976 bis 1980 ist er
Vorsitzender des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages.
Mit der Regierungsübernahme
durch Helmut Kohl wird Manfred
Wörner 1982 zum Bundesminister der Verteidigung ernannt. Als
Chef des Verteidigungsressorts
setzte er sich für die Modernisierung der Bundeswehr ein.
Sicherheitspolitisch stand er für
eine enge Bindung an die USA
sowie eine sicherheitspolitische
Annäherung an Frankreich. Als
Michail Gorbatschow einen
Wandel in der Politik der Sowjetunion einleitet, widmet sich
Wörner intensiv einer Verbesserung des Verhältnisses zu den
Staaten des Warschauer Paktes.
So nahmen im Herbst 1987 erstmals NATO-Offiziere als Beobachter an Manövern des osteuropäischen Bündnisses teil.
1988 schied Wörner aus
­seinem Amt als Verteidigungsminister aus, um als erster Deutscher zum NATO-Generalsekretär berufen zu werden. In dieser
Funktion leitete Wörner nach
dem Ende des Kalten Krieges
den Wandel der Allianz und öffnete das Bündnis für die neuen
Partner aus Osteuropa.
Am 13. August 1994 erlag
Wörner noch während seiner
Amtszeit als Generalsekretär
einem Krebsleiden.
Seit 1996 verleiht der Bundesminister der Verteidigung
jährlich die Manfred-WörnerMedaille an Persönlichkeiten, die sich in „besonderer
Weise um Frieden und Freiheit in Europa verdient gemacht
haben“.
(eb)
13. Oktober 2014 EINSATZ / BUNDESWEHR aktuell 5
Ebola-Einsatz ist selbstverständlich
Im Gespräch: Oberfeldarzt Sudeck kennt die Tücken der Krankheit.
von Alexandra Möckel
Hamburg. Die Ebola-Epidemie
breitet sich seit März dieses Jahres immer weiter aus. Mehr als
7000 Menschen haben sich bei
dem schwersten Ebola-Ausbruch
mit dem Virus infiziert. Mehr als
die Hälfte der Erkrankten starben bereits.
Am vergangenen ­Donnerstag
machte sich ein vierköpfiges
Expertenteam des Sanitätsdienstes auf dem Weg nach Westafrika. Das sogenannte „Fact Finding Team“ startete von ­Brüssel
nach Monrovia, Liberia. Vor Ort
erkunden und analysieren die
Bundeswehrärzte die Möglichkeit zur Hilfeleistung der Bundeswehr zur Bekämpfung von Ebola.
Unter ihnen ist auch Oberfeldarzt Hinrich Sudeck, Leiter des
Fachbereichs Tropenmedizin des
Bundeswehrkrankenhauses Hamburg. Er war bereits vor zehn Jahren in Afrika. Damals erkrankten im Kongo 143 Menschen an
Ebola. 90 Prozent von ihnen starben. „In dem Jahr gab es einen
Engpass an Hilfskräften und
die WHO suchte händeringend
Leute für diesen Einsatz und kam
dann über das Robert-Koch-Institut auf mich zu“, erläutert der
58-Jährige. Zusammen mit einem
Kollegen aus dem Tropeninstitut in Antwerpen und einem
Arzt der Hilfsorganisation Ärzte
ohne Grenzen half er in einem
Provinzkrankenhaus in Zentralafrika: „Das war mitten im t­ iefsten
Urwald. Es war sehr beeindruckend, aber auch sehr deprimierend, da die Patienten, die wir isoliert hatten, alle verstarben und wir
für sie nichts tun konnten.“ Als
Krankenhaus diente den Ärzten
und Pflegern lediglich ein primitives Haus mit einem Wellblechdach, kein Strom, kein fließendes
Wasser. In den Boden gesteckte
Äste bildeten einen eher symbolischen Zaun für die Bevölkerung,
die ihre kranken Familienmitglieder besuchen wollten.
Infiziert hatten sich die Menschen über Affen, die das Virus
in sich trugen. „Die Pygmäen
haben die Affen erlegt und gegessen“, erklärt der Tropenmediziner. So sei es immer wieder zu
Ebola-Ausbrüchen gekommen.
Die Ureinwohner waren der
Meinung, dass die Affen durch
die Impfungen weißer Biologen
krank wurden. Dies führte zu sozialen Unruhen und Widerständen
innerhalb der Bevölkerung. Die
WHO habe diesen Konflikt aber
schnell erkannt. Durch den Einsatz eines Anthropologen, welcher die Sprache beherrschte, war
es möglich, die Bevölkerung über
die Klinik und die behandelnden
Ärzte aufzuklären und so die
Wogen zu glätten.
Sudecks eigentlicher Berufswunsch war es, Archäologe und
Frühgeschichtler zu werden.
Da sich damit allerdings kein
Brot verdienen lasse und ihm
der Alternativvorschlag Lehrer
für Latein und Griechisch nicht
zusagte, entschied er sich schließlich für die Medizin. „Ich glaube,
ich wäre ein ganz guter Archäologe geworden“, sagt Sudeck
mit einem Augenzwinkern. Studiert habe er schließlich in Hamburg und in Birmingham in England. Bereits während seiner Zeit
als Medizinstudent sammelte er
erste Erfahrungen in Afrika. Bei
einem dreimonatigen Praktikum
wurde sein Interesse an der Tropenmedizin schließlich geweckt,
auch wenn er danach erst einmal eine ganz normale Assistenzarztstelle in der Chirurgie
in Hamburg antrat. „Aber weil
ich handwerklich nicht so wahnsinnig geschickt war, bin ich in
die Innere gewechselt.“ Anfang
der Achtzigerjahre mit dem Aufkommen der ersten HIV-Patienten
in Deutschland erhielt der Oberfeldarzt die Möglichkeit in das
Bernhard-Nocht-Institut zu wechseln und sich dort der klinischen
Tropenmedizin Forschung zu
widmen.
Bereits zu Beginn seiner Arbeit
erklärte sich Sudeck bereit, auch
in Einsätzen für die WHO tätig
zu werden. So fand er sich 2003
schließlich in seinem ersten Ebola-Einsatz im Kongo wieder. Nervös sei er gewesen. Jedoch konnte
er sich auf seine beiden erfahreneren Kollegen stets verlassen. „Wir
haben von vornherein sehr gut auf
einander aufgepasst. Wenn einer
zurückkam aus der Isoliereinheit
und sich auszog, hat immer einer
aufgepasst, ob er alles richtigmacht. Das war eine ganz gute
Beruhigung.“ Dennoch war dieser
Einsatz nicht ungefährlich. „Angst
hatte ich in einem Moment, als ich
mit einer völlig durchgeschwitzten Maske und schlechtsitzenden
Schutzbrille die Latrineneimer der
Patienten entleeren musste. Dabei
entstanden immer große Mengen
eines Aerosols, welches auch größere Partikel mit sich riss.“ Das
Virus sei zwar nicht über die Luft
übertragbar, aber durch die Tröpfchen wäre eine Infektion durch-
aus möglich gewesen. Die damalige Schutzausrüstung war nicht
zu vergleichen mit der heutigen.
Sie war, so Sudeck, viel einfacher. „Das war für mich aber der
Beweis, dass man auch mit einfachen Schutzmaßnahmen, wenn
man alles richtig macht, einen
guten Schutz hat. Es muss nicht
immer perfekt sein. Wenn man
weiß, was man tut und vernünftig
trainiert ist, dann kann man sich
auch mit sehr einfachen Mitteln
schützen.“
Auf die Frage, ob er sich auch
freiwillig für den erneuten Ebola-Einsatz gemeldet habe, schaut
er ein wenig verständnislos:
„Unsere Abteilung Tropenmedizin muss sich nicht freiwillig melden, das ist sowieso unsere Arbeit.
Dafür sind wir da. “
Weitere Informationen finden Sie unter www.sanitaetsdienst-bundeswehr.de.
Foto: Privat
Foto: Rößler/ Bundeswehr
Oberfeldarzt Hinrich Sudeck ist derzeit in Liberia und berichtet über seine Erfahrungen mit dem Ebola Virus.
Präventive Aufklärung: Die Helfer verteilten diese Plakat im Kongo.
Unterstützung für afghanische Hinterbliebene
Mazar-e Sharif. Anlässlich des
islamischen Opferfestes hat Brigadegeneral Harald Gante, Kommandeur des Train Advise Assist
Command North (TAAC-N)
gemeinsam mit dem Kommandeur des 209. Korps der afghanischen Armee (ANA), General
Zalmai Wesa, Anfang Oktober
Sachspenden an rund 100 afghanische Familien überreicht.
Insgesamt erhielten die Hinterbliebenen gefallener ­Soldaten
Lebensmittel im Gesamtwert
von 10 000 Euro, die zu einer
Hälfte durch das TAAC-N
zu anderer Hälfte durch das
209. ANA Korps finanziert wurden. Im Rahmen eines Appells
wurde im Camp Shaheen, der
Heimat des 209. Korps, mit
einem Gebet und dem Verlesen
der Namen an jene Korpsangehörigen erinnert, die in den vergangenen Monaten ihr Leben im
Kampf für ein stabiles und sicheres Afghanistan verloren haben.
Für viele Familien bedeutet
dies nicht nur den Verlust eines
Angehörigen. Sie verloren oftmals das einzige regelmäßige
Einkommen, das ihnen die Versorgung mit Lebensmitteln und
Kleidung ermöglichte. Damit sie
trotz des Verlustes das bevorstehende Opferfest Eid-ul-Adha
begehen können, haben beide
Kommandeure Lebensmittel im
Wert von jeweils 100 Euro pro
Familie an die Hinterbliebenen
überreicht. Wie es die afghanische Tradition gebietet, nahmen
die Familienältesten die Spende
in Form von Reis, Zucker, Öl und
anderen Lebensmitteln von den
Militärs entgegen.
Aber auch an die Jüngsten in
den Familien haben die Spender
gedacht. Als kleine Überraschung
brachte der deutsche General für
die Kinder Rucksäcke mit, die bis
zum Rand mit Spielzeug gefüllt
waren.
Trotz des unübersehbaren
Schmerzes war der Dank für
die Spende deutlich spürbar.
Eine Geste der Kommandeure,
die auch in den schweren Stunden des Verlustes den Hinterbliebenen afghanischer Solda-
Foto: Wittig/Bundeswehr
Zum muslimischen Opferfest überreichen Brigadegeneral Gante und das 209. ANA Korps Spenden.
Beitrag: Brigadegeneral Gante übergibt Spenden an Hinterbliebene.
ten ein feierliches Eid-ul-Adha
ermöglicht.
Das dreitägige Opferfest Eid-ulAdha, das Muslime zehn Wochen
nach Beendigung des Fastenmonats Ramadan feiern, ist ein wich-
tiger islamischer Feiertag. Er erinnert an die Barmherzigkeit Gottes
und soll dazu genutzt werden,
Bedürftige und Alleinstehende
sowie Verwandte und Bekannte
zu besuchen.
(wit)
6
aktuell BUNDES
Was man nicht ü
Soldaten von Heer, Luftwaffe, Streitkräftebasis und Zentralem Sanitätsdienst der Bundeswehr train
von Oliver Arning
Munster/Bergen. Die ver­
kohlten Reste des ge­schützten
Transportfahrzeugs qualmen
noch. Hier war der Sprengsatz
versteckt, der das Fahrzeug vom
Typ „Dingo“ schwer beschä­
digt hat. Ein Auftrag für Stab­
sunteroffizier Frank Mehlis und
­seinen „Bison“. Er ist Fahrer
des bulligen Boliden, der seine
35 Tonnen Gewicht mit dem
503 PS starken V8 Motor auf
bis zu 90 Kilo­meter in der Stunde
beschleunigen kann. Der Auf­
trag: Fahruntüchtiges Gerät auch
aus „heißen Zonen“ b­ ergen. Der
Stabs­unteroffizier vom Logistik­
bataillon 172 aus ­Beelitz war
bereits zweimal in Afghanis­
tan. Er kennt die Gefahr, doch
Mehlis steht voll und ganz hin­
ter seiner wichtigen Aufgabe.
Schließlich sei die Ausbildung
vielseitig und intensiv. So habe
er, „um den Bison fahren und
führen zu dürfen, zunächst eine
Ausbildung auf dem Bergepan­
zer und einen Kranführer-Lehr­
gang bestehen müssen“.
Zusammen mit 3000 ande­
ren Soldaten hat Mehlis in den
vergangenen zwei Wochen auf
den niedersächsischen Truppen­
übungsplätzen Munster und
Bergen bei der Informations­
lehrübung Landoperationen (ILÜ)
trainiert. In diesem Jahr haben
Heer, Streitkräftebasis und der
Sanitätsdienst der Bundes­wehr
mit Unterstützung der Luftwaffe
das Zusammenwirken in gemein­
samen Operationen geschult und
optimiert. Die ­Station „Transport
unter erweitertem Eigenschutz“
war dabei eine von vielen Sze­
narien der ILÜ.
Hier werden die Zeit­abläufe,
die real über mehrere S
­ tunden
ablaufen, stark verkürzt dar­
gestellt. Führt man sich die
­Zahlen der Übung vor Augen,
wird die Dimension ­deutlich. So
waren mehrere hundert­
­Ketten- und ­Radfahrzeuge sowie
eine Vielzahl von Hubschrau­
bern, ­Kampf­­­hubschraubern und
Jets der Luftwaffe im Einsatz.
Ziel der ILÜ ist es, dem Füh­
rungskräftenachwuchs sowie
den Ausbildern an Truppen­
schulen, der Führungsakademie
der Bundeswehr sowie der Offi­
zierschule des Heeres, realitäts­
nahe Bilder von Fähigkeiten der
Streitkräfte und dem Einsatz ver­
bundener Kräfte zu ver­mitteln.
Insgesamt waren circa 1 500
Besucher vor Ort.
Zurück ins Szenario. Unter
Sicherung durch die eigenen
Kräfte kommt beim angespreng­
ten „Dingo“ ein Schweißgerät zum
Einsatz. Für das Begut­achten bleibt
dabei wenig Zeit: „Wir müssen
immer b­ edenken, dass vor uns noch
ein ­weiter Weg zurück ins Lager
liegt und mit einem Schusswech­
sel ­müssen wir auch jederzeit
rechnen“, erklärt
­S tabsgefreiter
­Stefan Engel.
Die Hinter­
achse des
„Dingo“ wird deshalb schnellst­
möglich soweit instand gesetzt,
dass sie wieder rollt. Mehlis nimmt
mit dem „Bison“ das Fahrzeug
anschließend auf den Haken und
der Konvoi kann seinen Marsch
fortsetzen.
Wie es sich für eine ordent­
liche Übung gehört, gibt es
eine detailliert ausgearbeitete
Rahmenlage. In diesem Fall
hat sich die S
­ ituation im Staat
­Obsidia auf einer ­fiktiven Insel
im Nord­a tlantik ­z u­g espitzt.
Die ­
s taatlichen Strukturen
­drohen zusammen zu brechen,
organisierte Krimi­nalität und
­aufständische Rebellen­gruppen
dehnen ihren Einfluss aus. Da
die Situation durch eigene
Kräfte nicht mehr kontrolliert
­werden kann, haben die Verein­
ten ­Nationen eine inter­nationale
Schutztruppe berufen und zwei
­Divisionen nach Obsidia ent­
sendet.
Sieht man eine militärische
Übung als Prozess, dann ist der
Dreiklang von ­Vorbereitung,
Durchführung und Nach­
bereitung der Schlüssel zum
SWEHR
aktuell 7
übt, klappt nicht
Foto (5): Bundeswehr
nieren bei der Informationslehrübung Landoperationen (ILÜ) die Operationen verbundener Kräfte.
ten bereits seit Tagen die Ort­
schaft.
Noch bevor die Zuschauer auf
die reglosen und gut g
­ etarnten
­Elitesoldaten aufmerksam wer­
den können, lenkt sie ein krei­
schendes Geräusch ab. Es wird
lauter, kommt näher und ähnelt
von der Geräuschkulisse einer
­riesigen Mücke. Doch sehen kann
die Ursache niemand, denn die
tiefhängenden ­Wolken und der
einsetzende Regen lassen ­erst spät
erkennen, dass es sich um eine
Aufklärungsdrohne der Strate­
gischen Aufklärung handelt. Die
Auswertung der Aufklärungs­
ergeb­
n isse veranlassen die
­Führung des Gefechts­verbandes
dazu, weitere Kräfte in die Ort­
schaft zu entsenden. Während die
­ rohnengeräusche ­verstummen,
D
kündet der vibrierende Boden
eine neue Phase des Gefechts an.
Nach der A
­ ufklärungsphase
hat sich der Kommandeur des
­Panzergrenadierbataillons 411
entschieden, die Ortschaft
­einzunehmen. Schon kurz dar­
auf steht der erste Schützen­
panzer „Marder“ im Feuergefecht
mit Freischärlern. Abgesessene
­Grenadiere gehen am Ortsrand in
Stellung und eröffnen das Feuer
auf Aufständische. Gut getarnte
und frontal auf den Ort wirkende
Scharfschützen der Fallschirm­
jäger bekämpfen mit Präzision
ihre Ziele und ermöglichen so
das Vorrücken der Grenadiere.
Die Geschehnisse ziehen
die volle Konzentration der
Gefechtsfeldbeobachter auf
sich. Daher bleibt nahezu unbe­
merkt, dass die Panzerkräfte
links der Ortschaft und flankie­
rend zu den vor­rückenden Gre­
nadieren ins Geschehen ein­
greifen. Erst das infernalische
Donnern der 120-Milli­meterGlattrohrkanonen und das Dröh­
nen der 1 500 PS ­starken Leo­
pard 2-Motoren künden von der
­Entschlossenheit der Truppe, eine
Entscheidung herbeizuführen.
Während links der Ortschaft das
Gefecht noch läuft, beginnt für
die abgesessenen Grenadiere mit
dem Kampf von Haus zu Haus die
schwierigste und gefährlichste
Phase.
Schon verschieben sich die
Schützenpanzer, hinter denen
sich die Grenadiere fortbewe­
gen. Die Grenadiere arbeiten sich
zwar konzentriert und zügig in
die Ortschaft vor. aber dennoch
kommt es zu Verwundeten, die
nach einer Erstversorgung aus
­Heidedorf evakuiert werden.
Ein Transport­panzer „Fuchs“
mit Sanitätern nimmt die Ver­
wundeten auf. Kurz darauf
unterbricht der Gesamtleitende
die Übung, um den Zuschauern
und Journalisten die Möglich­
keit für ­Gespräche mit den Sol­
daten zu geben. Während sich die
Gäste bereits zur Abreise rüsten,
heißt es für die übende Truppe,
die Ausgangslage einzunehmen
und einen neuen Übungsdurch­
gang vorzubereiten. Denn was
man nicht übt, klappt nicht!
Foto: Vennemann /Bundeswehr
Erfolg. Daher verwundert es
wenig, dass die ersten Vorbe­
reitungen für die diesjährige ILÜ
bereits Ende vergangenen Jahres
begonnen hatten.
Szenenwechsel. ­S tation
Gefechtsschießen. Auf gepan­
zerten Fahrzeugen vom Typ
„­
F ennek“ verfolgt ein ein­
gesetzter Trupp Aktivitäten
in einer Ortschaft und mel­
det seine Erkenntnisse weiter.
Die „Fenneks bewegen sich
nahezu geräusch­los aus ihrem
Beobachtungs­h alt rückwärts
durch den Bodennebel in den
Wald. Was die Zuschauer nicht
sehen ­können: Fernspäher der
Fallschirmjägertruppe haben nur
wenige Meter vor ihren Füßen
Stellung ­bezogen und beobach­
8
aktuell BUNDESWEHR
13. Oktober 2014
Klassentreffen in Altenstadt
Der erste „Alte“ der
F 125 ernannt
Wilhelmshaven. Die erste
Besatzung der neuen Fregatten
der Klasse F 125 ist kürzlich in
Wilhelmshaven aufgestellt worden. Zugleich wurde Fregattenkapitän Markus Venker durch den
Kommandeur des 4. Fregattengeschwaders, Fregattenkapitän
Thorsten Marx, das erste Kommando über eine Besatzung der
neuen Schiffe übertragen. V
­ enker
führt als Kommandant die Besatzung Alpha und wird als militärischer Schiffsführer die Erprobung und Einführung der ersten
Fregatte der neuen Klasse, der
Fregatte „Baden-Württemberg“, begleiten. Mit der Entwicklung der Fregatten-Klasse
F 125 beschreitet die Marine neue
Wege. Die vier Schiffe sind für
den Verbleib von bis zu zwei
Jahren im jeweiligen Einsatzgebiet vorgesehen. Durch die Ausrüstung mit modernen Anlagen
und Systemen in Verbindung mit
einer weitreichenden Automation
kann die durchschnittliche Besatzungsgröße von bisher 185 Soldaten auf 120 reduziert werden.
Die geplanten acht Besatzungen
für die Klasse F 125 werden sich
regelmäßig an Bord ablösen. (hg)
Symposium an
Artillerieschule
von Markus Tiedke
Altenstadt. Vor dem Hintergrund veränderter Einsatzschwerpunkte und geringerer
Bedarfszahlen verliert die Fallschirmausbildung mit automatischer Auslösung – wie es beim
Absetzen größerer Verbände
üblich ist – seit einigen Jahren an
Bedeutung. Demgegenüber rückt
die Sprungausbildung mit manueller Auslösung (Accelerate Free
Fall Training, AFF) in den Vordergrund. Gerade Spezialkräfte
und spezialisierte Einsatzkräfte
haben Bedarf an „Freifallern“
und mindestens ebenso wichtig
ist die Abstimmung dieser Spezialisten auf NATO-Ebene.
Die Führung der Luftlandeund Lufttransportschule in Altenstadt hat auf diese Entwicklung
prompt reagiert. Auf Initiative
von Oberstleutnant Wolfgang
Endras, Kommandeur der Lehrgruppe A der Schule, wurden
Ende September Fallschirmjäger
bzw. Spezialkräfte aus mehreren
NATO-Partnerstaaten erstmals
zu einem dreitägigen „Freifall-Workshop“ nach Oberbayern eingeladen. Mehr als ein Dutzend Spezialisten, unter anderem
aus den Niederlanden, Belgien,
Großbritannien, dem Baltikum
und Skandinavien folgten der
Einladung und nahmen an dem
Treffen teil. „Uns geht es primär
darum, voneinander zu lernen“,
Foto: Bundeswehrarchiv
Foto:Rose/Bundeswehr
Freifall-Spezialisten verschiedener NATO-Staaten treffen sich zum Erfahrungsaustausch.
Fertig. Ab! Beim Freifallworkshop springen die multinationalen Spezialkräfte mit Lenkfallschirmen.
sagt Oberstleutnant Endras. Auf
diese Weise könnten Ausbildung
und Taktik im Bündnis künftig
noch besser koordiniert werden.
Außerdem sei es möglich, Synergien beim Training unter verschiedensten Bedingungen zu
nutzen. Gerade der traditionsreiche Standort Altenstadt biete
dafür ideale Voraussetzungen.
Mit dieser Einschätzung steht
Oberstleutnant Endras nicht
allein. Hauptmann Ingmar M.
dient seit beinahe zwei Jahrzehnten in der norwegischen
Armee. Mit den deutschen
Kameraden hat er in dieser Zeit
schon häufiger geübt und zeigt
sich von ihrer Professionalität
beeindruckt. „Dieser Workshop
erlaubt uns tiefere Einblicke in
die deutsche Ausbildung. So können wir von den Erfahrungen der
Kameraden profitieren.“ Herausfordernd seien die drei Tage in
Altenstadt gewesen, sagt Hauptmann M. im Rückblick und versichert zugleich, dass er gern wiederkommen würde. „Ich hoffe,
dass dies der Ausgangspunkt für
weitere gemeinsame Ausbildungsprojekte mit dem Fokus
auf Freifall-Training wird.“
Auch Major Ilker Ata A. von
der türkischen Armee ist vom
Nutzen des Erfahrungsaustauschs
mit den „Kollegen“ begeistert.
„Alle NATO-Streitkräfte haben
Freifaller, gerade unter den Spezialkräften. Aber normalerweise
gibt es keine Infos über deren
Ausbildung oder Taktik. Deshalb ist dieser Kurs eine exzellente Gelegenheit, Informationen
miteinander zu teilen.“ Davon
profitiere letztlich jeder – auch
im Einsatz mit NATO-Partnern. Dies sei nicht zuletzt deshalb möglich, weil sich die
Männer innerhalb der recht
kleinen „Freifaller-Gemeinde“
untereinander kennen und vertrauen. „Ich bin sehr dankbar für
diese Initiative, darauf haben im
Grunde alle gewartet. Hoffentlich
wird diese Form der Zusammenarbeit künftig ausgeweitet.“
Premiere in der Segelcrew
Idar-Oberstein. Soldaten aus 26
Nationen haben sich beim Internationalen Artillerie-Symposium an der Artillerieschule eine
Woche lang über neue Entwicklungen im Bereich der Artillerie
ausgetauscht. Im Mittelpunkt der
jährlich von wechselnden Staaten der “Artillerie-Community”
durchgeführten Veranstaltung
stand in diesem Jahr das Thema
“Joint Fire Support”. Am Mittwochnachmittag wurde im Rahmen eines Ausbildungsszenarios
die zeitgleiche Bekämpfung mehrerer Ziele durch verschiedene
Wirkmittel wie Kampfflugzeuge, Rohr- und Raketenartillerie sowie Seestreitkräfte dargestellt. Die Ausstellung von
Waffen und Gerät durch Bundeswehr und Industrie rundete
das Symposium ab.
(ble)
Wilhelmshaven. Unter den
Offizieranwärtern auf der „Gorch
Fock“ sind viele junge Frauen,
die jährlich die Segelausbildung
auf dem Schulschiff absolvieren. In der Segelcrew an Bord
des Schiffes hat es dagegen bisher nur wenige gegeben. In der
Gruppe der Toppsgasten noch
gar keine. Das hat sich geändert,
denn seit kurzem gehört Hauptgefreiter Lena Wieland zu einer
Gruppe besonders qualifizierter Mitglieder der Segelcrew.
Im Januar dieses Jahres kam die
26-jährige Lena Wieland auf das
Segelschulschiff „Gorch Fock“
und wurde Teil der Segelcrew.
Sie durfte gleich von Las Palmas
mit nach Kiel segeln. Schnell hat
sie sich in das Bordleben und ihre
Arbeit eingewöhnt. „Besonders
toll finde ich die Kameradschaft
hier an Bord und die Möglichkeit, viele neue Leute kennenzulernen.“ Ihr großer Ehrgeiz
und steter Wille, Neues zu erlernen, blieben nicht unbemerkt. So
Foto: Helmut Michelis
Foto: Naumann/RedBw
Hauptgefreiter Lena Wieland ist der erste weibliche Toppsgast auf der „Gorch Fock“.
An Bord: Hauptgefreiter Lena
Wieland auf der „Gorch Fock“.
wurde sie schließlich zur Toppsgastenanwärterin ernannt.
Toppsgasten sind an Bord des
Segelschulschiffes besonders
erfahrene und fachlich qualifizierte Mitglieder der Segelcrew.
Sie kümmern sich um alle anfallenden Instandsetzungs- und
Wartungsarbeiten an und in der
Takelage. Entsprechend des
Ausbildungsstandes kommen
den Toppsgasten bei der Bedienung der Takelage besondere
Aufgaben und Befugnisse zu.
Sie werden an besonders exponierten Stellen eingeteilt.
Es ist eher ungewöhnlich,
dass jemand aus der Segelcrew
nach so kurzer Zeit an Bord zum
Toppsgasten ernannt wird. Und
eine Frau gab es bei den Toppsgasten bisher noch gar nicht. Ein
Novum auf der „Gorch Fock“,
welches deutlich macht, dass die
Leistung den Weg bereitet.
Bereits kurz nach der Ausbildung zur Operationstechnischen Assistentin zog es Lena
Wieland für ein neunwöchiges Praktikum in ein Krankenhaus nach Mexiko. „Bevor
ich an Familienplanung denke,
wollte ich noch einmal etwas
komplett anderes machen und
einer Tätigkeit nachgehen, die
völlig neue Erfahrungen mit
sich bringt“, sagt die gebürtige
Haanerin. Daher entschied sie
sich, bei der Marine Freiwilligen Wehrdienst zu leisten. Während eines dreiwöchigen Praktikums im Schiffslazarett auf der
Fregatte „Sachsen“ hatte sie die
Zeit genutzt, sich einen Einblick
in andere Bereiche an Bord eines
Marineschiffes zu verschaffen.
Dabei entdeckte sie schnell ihr
Interesse für den Decksdienst.
Wenig später trat sie die
Grundausbildung an der Marinetechnikschule in Parow an und
wurde zur „11erin“, das heißt für
eine Verwendung im Decksdienst
an Bord, ausgebildet. Als Teil der
Stammbesatzung auf dem Segelschulschiff der Deutschen Marine
zur See zu fahren, bereitet Lena
Wieland sichtlich Freude. Ein
Traum steht jedoch noch aus:
Ihr größter Wunsch wäre es, einmal in einem Hubschrauber der
Marine mitzufliegen.
(tm)
13. Oktober 2014 INNERE FÜHRUNG / MILITÄRGESCHICHTE aktuell 9
Für die Freiheit auf die Straße
Foto: ullstein
Vor 25 Jahren erreichen die Montagsdemonstrationen in Leipzig mit mehr als 100 000 Menschen ihren Höhepunkt.
16. Oktober 1989, Karl-Marx-Platz in Leipzig: Auf der Montagsdemonstration fordern 100 000 Menschen Reformen in der DDR.
von Peter Popp, Offizierschule
der Luftwaffe
Geschichte. Auf der größten
Protestdemonstration, die jemals
in der DDR stattfand, der Kundgebung auf dem Berliner Alexanderplatz am 4. November 1989
mit nahezu einer Million Teilnehmern, sprach der ostdeutsche Literat und Intellektuelle
Christoph Hein von Leipzig als
„Heldenstadt“. Darin schwang
Pathos, dialektisches Denken und
­Ironie zugleich mit: Als „Heldenstädte“ galten nämlich bis dato
die Städte in der Sowjetunion,
die sich durch besonderen Widerstand gegenüber den deutschen
Aggressoren im „Großen Vaterländischen Krieg“, also Hitlers
Rassen- und Vernichtungskrieg
im Osten, auszeichneten.
Denjenigen, denen der Berliner Massenprotest galt, klang
der Begriff „Heldenstadt“ durchaus schmerzhaft in den Ohren.
Denn der Begriff identifizierte
sie mit den ihrerseits bekämpften
„Faschisten“. Zugleich erfuhren
damit diejenigen hohe Wertschätzung, die bis zum 16. Oktober
jeden Montag unter Lebensgefahr
in Leipzig auf die Straße gegan-
gen waren. Sie verteidigten ganz
im Sinne des vom sowjetischen
Staats- und Parteichef Michail S.
Gorbatschow propagierten
„Neuen Denkens“ Errungenschaften gegenüber denjenigen,
die mit Hilfe der „bewaffneten Organe“ das eigene Volk
drangsalierten: die alten Kader
der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED).
Für die „alte Garde“ stand zur
Sicherung der Herrschaft bis zum
Putsch im Politbüro gegen Generalsekretär Erich Honecker am
17. Oktober 1989 immer noch die
„chinesische Lösung“ – gemeint
ist das Massaker auf dem Platz
des Himmlischen Friedens in
Peking vier Monate zuvor –
als „probates Mittel“ zur Verfügung. Entsprechend war die
DDR-Staatsmacht gerüstet, als
am 9. Oktober 1989 in Leipzig
weit mehr als 50 000 Menschen
auf die Straße gingen, gefolgt von
rund 100 000 eine Woche danach.
Was den Regimewechsel in der
DDR betraf, so spielte Berlin bis
zum 4. November 1989 eine eher
nachrangige Rolle. Zwar hatte
es hier am Abend des 7. Oktober 1989 – des 40. Jahrestages
der DDR – Proteste und dem-
entsprechend massiv brutales
Vorgehen der Volkspolizei einschließlich Massenverhaftungen
gegeben. Doch kein Vergleich
zum Süden der DDR, vor allem
Sachsen, dem Kernland der deutschen Arbeiterbewegung. Den
Menschen in Plauen/Vogtland
kommt dabei das Verdienst zu,
erstmals zu mehr als Zehntausend am 7. Oktober 1989 auf die
Straße gegangen zu sein.
Eine fünfstellige Zahl von
mutigen Demonstranten an vielen Orten in der DDR zugleich
bedeutete für das SED-Regime
eine nicht mehr handhabbare
Größe. Leipzig kam dabei eine
Schlüsselrolle zu. Hier entwickelte sich seit dem Tag der ersten Montagsdemonstration am
4. September 1989 der Massenprotest und zwar genau so, wie
es Karl Marx einst formulierte,
als er von Revolution als einem
Zustand sprach, in dem die Idee
zur materiellen Gewalt werde.
Das „Wunder“ von Leipzig
bestand darin, dass keine Schüsse
fielen und somit das Signal dafür
gesetzt wurde, dass der Abschied
vom SED-Regime als friedliche Revolution in die deutsche
Geschichte einging. Kurzum, die
Massendemo vom 4. November
1989, die im Rückblick so etwas
darstellt wie ein letztes Bekenntnis zu einer anderen DDR als derjenigen, die sie als SED-Staat
tatsächlich war, wäre ohne „Leipzig“ nicht möglich gewesen.
Historisch aufschlussreich ist,
dass sich in Leipzig Bürgersinn
und emanzipatorisches Denken
der deutschen Arbeiterschaft in
einem langen Vorlauf entwickelt
hatten. Dies reicht weit über die
Geschichte der DDR hinaus.
Leipzig galt den SED-Funktionären immer als kritische Größe.
Hier war das Denken trotz Ideologisierungsbemühungen nicht
ganz so konditioniert wie in
Ost-Berlin, das mit materieller
Privilegierung Hauptstadt der
DDR war.
Allerdings konnte Leipzig von
den Politbürokraten nicht ganz
vergessen werden: Es war als
traditionelle Messestadt absolut
unentbehrlich für die Außenwirtschaftspolitik der DDR. Zur
Frühjahrs- und Herbstzeit wurde
die Stadt international. Das heißt:
Die Westmedien waren vor Ort
und die Versorgungslage war mit
einem Mal besser. Gleichwohl
erwies sich Leipzig immer mehr
als markantes Anschauungsobjekt und Beweis dafür, wie massiv die DDR ökonomisch und
ökologisch in der Ära Honecker
„den Bach ’runterging“. Hier
wuchs – gerade im Schutze der
evangelischen Kirche – das Protestpotenzial wie sonst nirgends
in der DDR.
Seit 1982 wurden in der Leipziger Nikolaikirche die so genannten montäglichen Friedensgebete
gehalten, die Umweltschützern
und Reformern ein Forum boten.
Dieses nutzten seit Frühjahr 1989
in zunehmendem Maße auch
Ausreisewillige. Und so ergab
sich unmittelbar vor dem 40. Jahrestag der DDR ein Meinungsklima, das die ganze Zerrissenheit der Menschen in der DDR
zwischen Weggehen und Hierbleiben darbot und zugleich
durch repressive Maßnahmen des
Regimes noch angeheizt wurde.
Von der Straße weg wurden Kirchenbesucher verhaftet.
Obwohl Vertretern der Westmedien der Zugang zur Stadt
seit Ende September 1989 verwehrt war, drang die Kunde vom
anschwellenden Protest, unterlegt durch Videomaterial, immer
mehr durch. Die Wirkung der
heimlich von Bürgerrechtlern
aufgenommenen und in den Westen geschmuggelten Bilder von
den Menschenmassen am 9. und
16. Oktober kann in der Breiten- und Tiefenwirkung gar nicht
hoch genug eingeschätzt werden.
Dem Regime gelang es letztlich nicht, Transparenz gänzlich
zu vereiteln – trotz der martialischen Drohkulisse aus Volkspolizei und Armeeeinheiten. Dass
es am 9. Oktober 1989 nicht zu
einem blutigen Ausgang kam,
war auch dem Zusammenwirken
des Dirigenten Kurt Masur, des
Kabarettisten Bernd-Lutz Lange
und des Pastors Peter Zimmermann mit drei örtlichen Funktionären der SED-Bezirksleitung
– Kurt Meyer, Jochen Pommert
und Roland Wötzel – zu verdanken. Die drei Genossen verstießen durch das Unterzeichnen
eines gemeinsamen Aufrufs mit
den drei Erstgenannten ausdrücklich gegen die Parteidisziplin.
Helmut Hackenberg, seinerzeit
amtierender 1. SED-Bezirkssekretär und Hardliner blieb somit
nichts anderes übrig, als den so
genannten bewaffneten Organen den Befehl zum Rückzug zu
geben. Die von ihm erhofften eindeutigen Signale von Honeckers
„Kronprinz“ blieben aus.
Leipzig am 9. Oktober 1989
zeigte mithin, wie sich die Menschen als mündige Bürger konstituierten und, dass die SED weder
ein Monolith war noch fortan
eine handlungsfähige Größe darstellen sollte. Der 9. und der 16.
Oktober 1989 verkörpern somit
zwei der großen Freiheitsdaten
der deutschen Geschichte.
Prag. Am 30. September 1989 trat der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher auf den Balkon der
bundesdeutschen Botschaft in Prag. Seine Worte an die fast viertausend DDR-Bürger, die in den vergangenen Wochen über den Zaun des Palais Lobkowicz in die Vertretung der Bundesrepublik geflohen waren, gingen in die Geschichte ein. „Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise...
(möglich geworden ist).“ Die letzten drei Worte gingen im Ausbruch der Jubelschreie unter, Menschen fielen
sich vor Freude und Erleichterung weinend in die Arme. Die DDR hatte der Ausreise der Flüchtlinge in die
Bundesrepublik zugestimmt. Schon seit Jahren waren immer wieder DDR-Bürger in die westdeutsche Botschaft in der Tschechoslowakei geflüchtet. Im Sommer schwoll die Zahl der Menschen, die dem SED-Staat
den Rücken kehren wollten auf ein bis dahin unbekanntes Ausmaß an. Über Wochen harrten sie auf engstem Raum auf dem Gelände der bundesdeutschen Botschaft aus, um der SED-Führung die Ausreiseerlaubnis abzuringen. Mit Genschers Mitteilung war mit einem Mal der Weg in den Westen frei. Noch am Abend
rollte ein erster Zug mit Botschaftsflüchtlingen über DDR-Gebiet in Richtung Westdeutschland.
(eb) Dramatisch: Sturm auf die bundesdeutsche Botschaft.
Foto: ullstein
Flucht über Prag
SPORT
Auf die Matte gelegt
Starkes Zeichen
gegen Doping
Berlin. Diskus-­Olympiasieger
und Weltmeister Stabsunteroffizier (FA) Robert Harting
hat den Leichtathletik-Weltverband (IAAF) aufgefordert, ihn
von der Kandidatenliste zum
Welt-Leichtathleten des Jahres zu
streichen. Der 29-jährige Berliner
war kürzlich von der IAAF unter
anderem mit Justin Gatlin für die
Ehrung nominiert worden. G
­ atlin
war von 2006 bis 2010 wegen
Dopings gesperrt. Zusammen mit
einem ehemaligen Dopingsünder zur Wahl zu stehen sei für
ihn der Grund für den Verzicht,
teilte Harting mit. Der Deutsche
Leichtathletik-Verband würdigte
die Entscheidung des Sportsoldaten als bemerkenswerten, mutigen Schritt und wichtiges Zeichen gegen die Bagatellisierung
von Doping im Sport. Harting
laboriert derzeit an einem Kreuzbandriss und wird noch längere
Zeit pausieren müssen. (sid/eb)
Foto: Imago
Lokalmatador
springt zum Sieg
Klingenthal. ­Hauptgefreiter
Richard Freitag hat zum
Abschluss des Sommer-GrandPrix im Skispringen einen Sieg
eingefahren. In der Klingenthaler Vogtland-Arena triumphierte
der 23-jährige Breitenbrunner mit
Sprüngen auf 131 und 133 Meter
und ließ damit den Tschechen
Roman Koudelka und den Norweger Rune Velta hinter sich.
Unteroffizier (FA) Pius Paschke
landete als 30. ebenfalls in den
Punkterängen. In der Gesamtwertung belegte Richard Freitag als
bester Deutscher Position sechs.
Sieger wurde Jernej Damjan aus
Slowenien.
(sid/eb)
Starke Leistung wird
belohnt
Frankfurt / Main. Rennradlerin Feldwebel Lisa Brennauer
hat bei der Wahl zum Sportler
des Monats September den dritten Platz erreicht. Bei dem Wettbewerb standen 3800 von der
Deutschen Sporthilfe geförderte
Athleten zur Wahl. Brennauer
hatte bei der Straßenrad-Weltmeisterschaft im September zwei
Mal Gold und ein Mal Silber
gewonnen. Auf Platz eins kam
die Deutsche Volleyball-Nationalmannschaft der Herren vor
der Ringerin Aline Focken.(eb)
13. Oktober 2014
Spitzensportler der Bundeswehr glänzen bei der Militärweltmeisterschaft im Ringen.
von Stefan Rentzsch
Lakehurst. Deutsche Sportsoldaten haben bei der 29. Militärweltmeisterschaft im Ringen
im amerikanischen Lakehurst
vergangene Woche für einen
Medaillenregen gesorgt. Insgesamt errangen die Sportler bei
den vom CISM (‹Conseil International du Sport Militaire›)
im US-Bundesstaat New Jersey ausgetragenen Wettkämpfen vier Gold-, zwei Silber- und
drei Bronzemedaillen.
Unter der Führung von Missionschef Oberst Michael Kuhn,
Kommandeur des Landeskommandos Baden Württemberg,
starteten die deutschen Athleten hellwach in den ersten
Turniertag. Den Auftakt zur
Medaillenjagd machten Hauptfeldwebel Alexandra Engelhardt
und Obergefreiter Tim Müller
mit ihren Silbermedaillen im
Freistil der Leichtgewichtsklasse. Am ­selben Tag konnten
Stabsunteroffizier (FA) Jaqueline Schellin und Obergefreiter
Laura S
­ chmitt nachlegen und
ebenfalls im Freistil die Bronzemedaille gewinnen. Besonders
erwähnenswert ist der Erfolg von
Laura Schmitt, denn mit 17 Jahren ist sie nun die jüngste Medaillengewinnerin in der Geschichte
des CISM.
Am zweiten Wettkampftag
wurde es dann goldig: Sowohl
Stabsunteroffizier (FA) J­ ohannes
Kessel als auch Stabsgefreiter
William Harth erkämpften sich
die Siege im Freistil. Besonders
das packende Schwergewichtsfinale von Johannes ­Kessel gegen
den Kasachen Dmitri Popov
Foto: Frank Heinzelbecker
aktuell Glänzend: Oliver Hassler und Ramsin Azizsir präsentieren ihre Trophäen.
begeisterte die Zuschauer. Trotz
der sehr harten Kampfführung
seines favorisierten Gegners
und einer Verletzung, die er sich
während des Kampfes zuzog,
bezwang Kessel Popov knapp
mit sechs zu fünf.
Für die siebente Medaille der
Meisterschaft und zugleich die
erste im Griechisch-Römischen
Stil sorgte Hauptgefreiter Deniz
Menekse. Nach Siegen über die
Vertreter aus Marokko, China
und Ägypten sicherte er sich
den Bronzerang am dritten Tag
der Wettkämpfe. Stabsunteroffizier (FA) Benjamin Hofmann
erreichte zudem einen starken
fünften Platz.
Zwei Athleten, die bereits bei
der diesjährigen Weltmeisterschaft im usbekischen ­Taschkent
Anfang September für Aufsehen gesorgt hatten, ­brachten das
Turnier am letzten Tag zu einem
goldenen Ende. Der amtierende
Vizeweltmeister im Halbschwergewicht, Stabsunteroffizier (FA)
Oliver Hassler, erkämpfte sich
die Goldmedaille im GriechischRömischen Stil. Ihm gleich tat
es der Fünfte der Weltmeisterschaft, Stabsunteroffizier (FA)
Ramsin Azizsir in der Klasse bis
85 Kilogramm.
„Das war eine sehr anschauliche Leistung“, fasst Stabsfeldwebel Frank Heinzelbecker,
Mannschaftskapitän und Leiter
der Sportfördergruppe Bruchsal,
bei der alle Athleten aktiv sind,
das Abschneiden seiner Schützlinge zusammen. „Das Turnier
war stark besetzt, umso toller
ist es, wenn man so erfolgreich
abschneidet. Es ist gerade im Jahr
vor den Qualifikationen für die
Olympischen Spiele 2016 in Rio
wichtig zu wissen, dass Potential
vorhanden ist.“
In der Tat konnte sich das Teilnehmerfeld sehen lassen. Unter
den rund 200 Sportlern aus 24
Ländern fand sich so mancher
Topathlet, Olympiasieger und
Weltmeister. „Der Teameist bei
uns wurde groß geschrieben“,
freut sich Heinzelbecker, der
auch Präsidiumsmitglied beim
Deutschen Ringer-Bund (DRB)
ist. „Alle drei Disziplinen, die
Männer in beiden Stilarten und
die Frauen, haben sich zusammengerauft.“ Den Zusammenhalt im Team konnte man vor
allem während der Kämpfe spüren. Die wettkampffreien Athleten sorgten stets für lautstarke
Unterstützung und freuten sich
nach gewonnenen Medaillen mit
ihren Teamkollegen.
Viel Zeit zum Feiern und Ausruhen blieb den Sportlern allerdings nicht. Nach der Heimreise vergangenen Mittwoch
begann bereits die Vorbereitung
für die bevorstehenden Bundesligakämpfe am Wochenende.
Ein straffes Programm. „Die
Jungs und Mädels brauchen die
Kämpfe“, betont Heinzelbecker
die Wichtigkeit des Wettkampfmodus. Nächstes Jahr findet die
CISM-Weltmeisterschaft dann in
Südkorea statt. Einem erneuten
erfolgreichen Abschneiden steht
dort nicht viel im Wege.
Erfolg zieht an
Spitzensportler stellen sich auf der Leipziger Spielemesse vor.
Leipzig. Die Bundeswehr hat
sich kürzlich auf der Messe
„modell-hobby-spiel“ in Leipzig
wieder sportlich präsentiert. Vier
Spitzenathleten der Sportfördergruppen begleiteten den Messerundgang, überreichten den Deutschen Spielegrafikpreis „Graf
Ludo“ und gaben Autogramme
für alle interessierten Besucher
aus dem In- und Ausland.
Rennrodler und Olympiasieger Oberfeldwebel Tobias
Wendl und die Europameisterin
im Kugelstoßen, Stabsunteroffizier (FA) Christina Schwanitz,
waren die Stars des Tages. Aber
auch die Kanuten Obergefreiter
Melanie Gebhardt und Obergefreiter Tom Liebscher begeisterten die Besucher und ließen
Foto: Matthias Plehn/Daniela Anneken
10 Beliebt: Spitzensportler der Bundeswehr sind ein Magnet.
sich mit Eltern und Kindern auf
Wunsch fotografieren.
Unterstützt und begleitet wurde
der Themenbereich der Sportförderung durch den Olympiastützpunkt Leipzig, der ehemaligen
Kunst- und Synchronspringerin
Heike Fischer sowie der Sportfördergruppe der Bundeswehr
aus Frankenberg, die Teile ihrer
Profi-Wintersportausrüstung präsentieren konnte.
„Die ‚modell-hobby-spiel‘ ist
eine geeignete Plattform zur Dar-
stellung der Sportförderung in der
Bundeswehr“, sagt Hauptmann
Winfried Heinz vom Zentralen
Messe- und Eventmarketing der
Bundeswehr. „Seit Jahren stellen
wir hochkarätige Spitzensportler im Rahmen der ministeriellen Öffentlichkeitsarbeit während
Messen und Ausstellungen vor
und sind damit für unsere Besucher einmal abseits der Großveranstaltungen auch hautnah
ansprechbar. Das ist immer eine
tolle Erfahrung für unsere Gäste
am Messestand.“
Die Spielemesse lockt jährlich
über 100 000 Modellbauer, Spielefans und Tüftler aus aller Welt
in die sächsische Metropole. Sie
ist damit die größte ihrer Art in
Deutschland.
(wh)
13. Oktober 2014 VERMISCHTES Entertainment pur
Foto: dpa/pa
Volle Hingabe: Jan Delay merkt man in jeder Sekunde an, wie sehr er seine Liveauftritte genießt.
Konzert. Bei dem Hamburger Musik-Chamäleon Jan
Delay weiß man scheinbar nie
so ­richtig, woran man ist. Das
­charismatische Nordlicht hat
bisher vier Soloalben veröffentlicht – und dabei jedes Mal
eine andere musikalische Richtung eingeschlagen. Nach Reggae, Funk und Soul erklingen
auf dem neuesten Werk „Hammer und Michel“, welches Delay
vergangenen Donnerstag in
Berlin live präsentierte, plötzlich
rockige Töne.
Die Kritiker runzelten reflex­
artig mit der Stirn und warfen
dem Künstler Etikettenschwindel vor. Doch bei seinem Auftritt
in der Berliner Max-SchmelingHalle strafte Delay seine Skeptiker auf ganzer Linie Lügen.
Die mehr als 7 000 Zuschauer
bekamen knappe zwei Stunden
Pop-Unterhaltung vom Allerfeinsten geboten. Schnell wurde
klar, dass Delay die eingängigen Gitarrenriffs, die seine
makellos aufspielende Band
„Disko No. 1“ bei den neuen
Songs in den Saal schmetterte,
zur Pflege seines Images als
lockerer Styler heranzog: Delay
spielte genüsslich mit diversen
Rocker-Klischees und machte
damit deutlich: „Mir ist egal,
was auch nur irgendjemand
über mich denkt.“
Dieser Musiker bewies, dass
er es wie kein Zweiter versteht,
seine nach Action gierenden
Fans mit originellen Showeinlagen zum Tanzen und Feiern
zu bringen – etwa, als er sein
routiniertes Bläser-Trio „Jonny
Blazers“ in einem Tanzwettbewerb gegen „Disko No. 1“
antreten ließ. Der Stimmung tat
es auch keinen Abbruch, dass
die immer wieder mit subtiler
Ironie gespickten Texte allzu
oft im näselnden Sprechgesang
des Künstlers untergingen. Auf
der Bühne setzt Delay seine markigen Statements eben weniger
mit Worten, als mit der ihm ganz
eigenen Lässigkeit.
Dass Delay viele seiner Evergreens wie „Vergiftet“ oder
„Disco“ mit Samples von Lenny
Kravitz, Blur oder den Beastie
Boys unterlegte, war gewöhnungsbedürftig, aber immer
stilsicher. Genau wie die drei
im Leopardenlook auftretenden
Chorsängerinnen „Delaydies“,
die nicht nur bei den vier Zugaben frisch dahertänzelten.
Am Ende der Show stand fest:
Jan Delay lässt sich in keine
Funk-, Soul- oder Rockschublade packen. Er will einfach nur
unterhalten. Und das gelingt ihm
in beeindruckender Perfektion.
Sternstunde auf der Bühne
von Andreas Müller
DVD/Blu-ray. Richard Strauss
(1864-1949) nannte seine „Arabella“ eine „lyrische Komödie“. Die Entstehungsgeschichte macht die Oper eher
zu einer Tragödie. Mitten im
Arbeitsprozess stirbt 1929 völlig unerwartet Strauss Librettist, der geniale Hugo von Hofmannsthal. Der erschütterte
Komponist entscheidet: Das
Werk wird textlich nicht mehr „verbessert“,
zu Ehren des Dichters bleibt es unangetastet.
Damit ist die „Arabella“ in gewisser Weise
eine „unfertige“ Oper. Davon merkt man in
der diesjährigen Aufführung der Salzburger
Osterfestspiele jedoch nichts. Im Gegenteil!
Viel zu selten bekommt der Musikliebhaber eine solch hochkarätige Interpretation
geboten. Da ist das Liebespaar Arabella
(Renée Fleming) und Mandryka (Tho-
mas Hampson). Die amerikanischen Opernstars dominieren die Bühne. Sie sind nicht
das junge Liebespaar, das die
Geschichte eigentlich verlangt.
Aber ihre mitreißende, charakterstarke Darbietung gleicht das
mehr als aus – ein Paradebeispiel für die „Illusion Oper“.
Die übrigen Rollen sind ebenso
exzellent besetzt, was sich auch
in der beachtlichen Textverständlichkeit widerspiegelt.
Die Inszenierung ist wohltuend klassisch,
man könnte sagen: aufgeräumt, aber authentisch. Regisseurin Florentine Klepper verzichtet glücklicherweise weitgehend auf die
Einfälle des längst überkommenen Regietheaters. Stattdessen findet man sich im Wien
des ausgehenden 19. Jahrhunderts wieder.
Das großartige Ensemble und die ansprechende Inszenierung werden musikalisch
von Christian Thielemann und der Staats-
kapelle Dresden begleitet. Niemals zu laut
und stets die Sänger tragend, manövriert der
Strauss-Experte sein Orchester durch die
rund zwei Stunden und 40 Minuten währenden drei Akte. Die Leistung im Orchestergraben ist einzigartig farbenprächtig, filigran,
subtil und leichtfüßig.
Selten hat man das Glück, eine derart harmonische Darbietung zu erleben. Denn hier
stimmt alles. So ist es auch nicht vermessen,
bei dieser Aufzeichnung von einer Sternstunde der „Arabella“, vielleicht sogar der
Oper, zu sprechen.
Richard Strauss: „Arabella - Lyrische
Komödie in drei Akten“; Salzburger Osterfestspiele 2014; C Major; DVD und BluRay; 29,99 Euro
aktuell verlost eine DVD und zwei Blu-ray
Discs der Aufführung. Einfach eine Mail mit
Adresse und Betreff „Arabella“ bis zum 19.
Oktober senden an: [email protected].
11
Chemie-Nobelpreis
geht an Deutschland
Der Pop-Allrounder Jan Delay ließ es in der Berliner Max-Schmeling-Halle ordentlich krachen.
von Stefan Rentzsch
aktuell Stockholm. Der rumäniendeutsche Forscher Stefan Hell hat vergangenen Mittwoch den Nobelpreis für Chemie erhalten. Der
51-jährige Direktor am Göttinger
Max-Planck-Institut wurde damit
für bahnbrechende Entdeckungen im Bereich der Mikroskopie
geehrt. Die von ihm entwickelte
superauflösende Fluoreszenzmikroskopie ermöglicht es, Strukturen, die kleiner sind als die Wellenlänge von Licht, in lebenden
Zellen sichtbar zu machen. Dies
galt bis zu der Entdeckung im
Jahr 2 000 als unmöglich. Die
Methode könnte einen erheblichen Teil dazu beitragen,
Krankheiten wie Parkinson und
Alzheimer auf zellulärer Ebene
zu verstehen. So könnten etwa
Vorgänge in kranken Zellen
in Echtzeit beobachtet und mit
denen in gesunden Zellen verglichen werden. Zusammen mit
Hell wurden die US-amerikanischen Kollegen Eric Betzig und
William M
­ oerner, die die Entdeckung unabhängig von Hell
machten, ausgezeichnet. (eb)
Heldenepos auf
Leinwand
Kino. Er ist halb Mensch, halb
Gott: Der legendäre Grieche Hercules (Dwayne Johnson). Jetzt
steht sein größter Kampf bevor:
Mit der Armee von König Cotys
(John Hurt) und seinen Söldnern
zieht er in die Schlacht um Thrakien, um das Reich vom tyrannischen Centaur Rhesus zu
befreien. Cotys drängt nach der
Macht, denn nach dem Gesetz ist
er der eigentliche Throninhaber.
Aber noch ahnt Hercules nicht,
dass König Cotys ein doppeltes
Spiel mit ihm treibt.
aktuell verlost zwei Kinogutscheine für den Film „Hercules“ (bundesweit gültig). Einfach eine Mail mit Adresse und
Betreff „Hercules“ bis zum
19. Oktober senden an: aktuell@
bundeswehr.de.
(eb)
Gewinnauslosung
aktuell 38/2014.
Je ein Buch „Opa, was macht
ein Physiker - Physik für Jung
und Alt“ gewinnen Peter
­Stubakow, Berthold ­Schäffner
und Bernd Stöhr.
Je ein Comic „Lucky Luke
- Ein Menü mit blauen Bohnen“ gewinnen Manuela
­Lemberger, Barbara Vieira
Martins, Thomas Nußbaum
und Frank Anders.
Herzlichen Glückwunsch!
aktuell Ausgewählte
­Medienbeiträge
18. Oktober, 16:30 Uhr, ARD:
„Frontfrau am Brandherd - Die
deutsche UN-Abrüstungschefin
Angela Kane und die Zerstörung
der syrischen Chemiewaffen“
Nach dem Giftgasangriff bei
Damaskus im August 2013 war
es dem Verhandlungsgeschick
der deutschen UN-Diplomatin
Angela Kane zu verdanken, dass
die syrischen Machthaber sich
mit einer Untersuchung durch
UN-Inspektoren einverstanden erklärten. Im Oktober 2013
verpflichtete sich die syrische
Regierung, ihr gesamtes Chemiewaffenarsenal zu vernichten. Ein großer Erfolg für Angela
Kane. Hilde Stadler konnte die
ranghöchste Deutsche innerhalb der UNO mit der Kamera
begleiten.
Youtube-Video der Woche:
Die Luftlandebrigade 26 bei der
Evakuierungsübung „Schneller
Adler“: Zwei Wochen lang üben
die Soldaten das Evakuieren aus
Krisenregionen. Zwischen Saarbrücken und Zweibrücken warten
verschiedene Szenarien auf die
übende Truppe. Die Redaktion
der Bundeswehr begleitet einen
Zugführer und einen Diensthundeführer mit der Kamera. (eb)
Der Beitrag „Schneller Adler
2014“ unter www.youtube.com/
bundeswehr.
VERMISCHTES
13. Oktober 2014
Menschlichkeit verpflichtet
Oberfeldwebel der Reserve Folker Theis engagiert sich im Lazarusorden für Notleidende.
Pforzheim. „Die Menschen
brauchen Hilfe und ich versuche zu helfen“, beschreibt Folker
Theis in knappen Worten, was ihn
antreibt. Unermüdlich engagiert
sich der 65-Jährige für notleidende Menschen in Kriegs- und
Krisengebieten. Theis ist Prior
des Ordens des Heiligen Lazarus
zu Jerusalem. Der Ordensname
lässt auf die lange Tradition der
christlichen Vereinigung schließen. „Bereits in den Zeiten der
Kreuzzüge haben sich Ordensmitglieder um Kranke gekümmert“, berichtet Theis.
Heute konzentrieren sich die so
genannten Damen und R
­ itter des
Ordens darauf, mildtätige Projekte in aller Welt zu fördern.
Dazu gehören unter anderem
Engagements in Kenia, Rumänien und Kroatien. So wurden
beispielsweise medizinische
Geräte, aber auch Werkmittel für
eine Nähschule und eine Werkstatt in zwölf Containern in den
Kongo geschickt.
Derzeit sammelt der Orden,
dem Theis vorsteht, Spenden
und Hilfsgüter aller Art für die
Menschen im Bürgerkriegsland
Syrien. Konkret wird ein Krankenhaus in der Nähe von Damaskus mit Ausstattung, medizinischen Geräten und Bettwäsche
unterstützt. Weitere syrische Ein-
Welche Redewendung gebrauchen Sie zu häufig?
Machen wir schnell.
Was ist Ihre größte Errungenschaft?
Zufriedenheit und Dankbarkeit gegenüber dem Leben, so wie es ist.
Wie können Sie am besten entspannen?
Bei der Durchführung meiner Hilfstransporte.
Foto: privat
12 richtungen profitieren von finanziellen Zuwendungen.
Hilfreiche Güter wie Feldbetten erhält Theis unter anderem
auch aus Beständen der Bundeswehr, die nicht mehr im Regelbetrieb eingesetzt werden. Doch
Theis verbindet noch mehr mit
der Truppe. Als Oberfeldwebel
der Reserve hatte er sich im Heimatschutzkommando Pforzheim
engagiert. Auch nach dessen Auflösung blieb er in Kontakt mit seinen Kameraden.
Anstoß für Theis Engagement war die schwere Erkrankung seiner Frau. „Ich möchte
Gott danken, dass wir trotzdem
noch zusammen sein dürfen“,
so Theis. Doch die Hilfe, die er
anderen zukommen lässt, baut
ihn auch selbst auf: „Es bringt
einem so viel, wenn man anderen Menschen hilft.“ (kha)
Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Menschen am meisten?
Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Respekt dem Leben gegenüber.
Was können Sie überhaupt nicht leiden?
Lügner und Geschichtenerzähler.
Welches Lied singen oder hören Sie gern?
Da gibt es viele. Schon morgens fange ich fröhlich an zu pfeifen.
Was können Sie besonders gut kochen?
Einiges, da meine Mutter mehr als 20 Jahre eine Gaststätte betrieb.
Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?
Seine Seligkeit Gregorios III. Laham Patriarch von Antiochien, von
Alexandria, Jerusalem und dem gesamten Osten. Mit 82 Jahren voller Hoffnung, Zuversicht und Liebe den Menschen gegenüber.
Wo möchten Sie am liebsten leben?
Das ist egal, Hauptsache meine Frau ist dabei.
Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?
All jene, die im Kleinen Großes für die Menschen bewirken.
Was war Ihr größter Fehler in der Vergangenheit?
Auf falsche Freunde hereingefallen zu sein.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Was immer du tust, mache es richtig und bedenke das Ende.