KijulaNews 2. Ausgabe 2007 - Kinder

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KijulaNews 2. Ausgabe 2007 - Kinder
KiJuLaNews
Informationsblatt der
Kinder- und Jugendland gGmbH, Großobringen
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Inhalt heute
brauchen. Es wird für dieses Klientel keine allgemein gültigen Lösungen
geben. In jedem Einzelfall werden sich Ausgangsbedingungen und Zielstellung unterscheiden, werden die Wege die dazwischen liegen sehr
aufwendig zu organisieren sein. Wir haben als KiJuLa auf diesem Gebiet
in den letzten Jahren schon viele einschlägige Erfahrungen gesammelt.
Mit speziellen Plätzen für Jugendliche, die zwar laut Geburtsurkunde
achtzehn Jahre alt sind, Entwicklungmäßig aber diesen Stand noch
nicht erreicht haben, bzw. nie erreichen werden, machen wir nun an
dieser Stelle weiter. Der Bedarf ist groß und wir wollen die Zeit nutzen, um
das Erreichte im guten Sinne zu erhalten.
News
Titelseite:
Von einem der auszog...
Seite 2
Nachsitzen in der
Jugendhilfe
bis
Seite 4
Von einem der auszog
das Leben zu lernen
Im Dorfe 52
99439 Großobringen
Tel.: 03643/48 180
Fax. 03643/48 18 27
Mail: [email protected]
www.kijula.de
Impressum
Herausgeber: Kinder-und Jugendland gGmbH
Auflage:
Redaktion:
Realisation:
50 Stück
Wolfgang Schlenstedt
[email protected]
Gerne gebe ich zu, auch heute noch hin und
wieder einmal zu einem Buch zu greifen in dem
vom alten Holzschnitzer Geppetto erzählt wird,
der eine Marionette schnitzte, die einem
richtigen Jungen verdammt ähnlich sah. Diese
Ähnlichkeit war es wohl, die in ihm den Wunsch
weckte, dass aus diesem hölzernen Knaben ein Menschenkind aus Fleisch und
Blut entsteht. Wohl nicht ahnend, auf welche Abenteuer er sich da einlassen
sollte. Aber soweit sind wir noch nicht. Zunächst ist da die blaue Fee, die erscheint während der alte Holzschnitzer den Schlaf des Gerechten schläft. Ihr
Zauberstab verwandelt die Marionette, die sich bekanntermaßen nur bewegt,
wenn man an den entsprechenden Schnüren zieht, in Phase eins der
Geschichte in eine Marionette, die sich zwar etwas wacklig und hölzern
klappernd, aber immerhin bewegt, wie ein richtiger Mensch. Nachdem der
alte Geppetto ihr den Namen Pinocchio gegeben hat, soll sich nun der
hölzerne Geselle auf den Weg ins Leben machen. Ziel ist, so hat es ihm die
blaue Fee versprochen, ein richtiger Junge aus Fleisch und Blut zu werden. Der
Weg dahin ist mit vielen Problemen gepflastert, so wie im richtigen Leben
eben. Die gute Fee hat Pinocchio ein Gewissen zur Seite gestellt. Jiminy Grille
den Grashüpfer. Der müht sich redlich um das Wohl seines Schützlinges oft freilich ohne jeden Erfolg. Nun fragen sie sich sicher, was das alles mit unserer täglichen Arbeit in der Jugendhilfe zu tun hat? Greifen sie doch auch mal wieder
zu dem Buch und lesen sie für sich, ihre Kinder oder Enkel die amüsanten
Geschichten. Spätestens dann werden sie schon verstehen, was ich meine.
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KiJuLaNews
Nachsitzen in der Jugendhilfe
Nennen wir ihn Marco. Marco ist achtzehn Jahre alt, lebt im Verselbstständigungsbereich einer Wohngruppe und aufgrund seines Alters
„droht“ ihm die Entlassung. Bedrohlich erscheint ihm diese Entlassung
deshalb, weil er viele Jahre im geschützten Raum der Jugendhilfe gelebt hat und nun ein völlig neuer Lebensabschnitt für ihn beginnen soll.
Marco kommt innerhalb der Gruppe ganz gut zu recht. Dennoch muss
er zu manch notwendigen Alltagsdingen gedrängt werden. Der Umgang mit Geld bereitet ihm nach wie vor Probleme, mit Ämtern und Behörden gibt es Berührungsängste. Marco ist als äußerst gutmütig und
vertrauensselig einzustufen. Diese Charaktereigenschaft wäre ja durchaus positiv zu sehen, gäbe es da nicht immer wieder in seinem Umfeld
sogenannte Freunde, die dies schamlos ausnützen. So hat Marco gewisse kriminelle Energien entwickelt, in die er zwar meist hineingeschubst
wurde, gegen die er sich aber auch nicht aus eigener Kraft wehren
kann. Die mit Marco in den letzten Jahren gemachten Erfahrungen der
Betreuer sind an einem Punkt angelangt, an dem man feststellen muss,
dass Marco ein gewisses Level erreicht hat, eine Steigerung aufgrund
seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten nicht mehr realistisch erscheint.
Eine Entwicklung also, wie sie keine Seltenheit innerhalb der Hilfen zur
Erziehung darstellt. Und dennoch oder gerade deshalb stellt sich die
Frage nach der Zukunft für Jugendliche, die ihr Schicksal mit unserem
Marco teilen.
Als betreuende Einrichtung steht man an dieser Stelle vor der Frage
wohin mit solchen Jugendlichen, bei denen es sich keinesfalls nur um
junge Männer handelt. Mädchen sind von derartigen Problemen
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gleichermaßen betroffen. Aber zurück zur Perspektive und der im Falle
von Marco noch zu machenden Anmerkung, dass eine weitere Begleitung oder Unterstützung durch das Elternhaus nicht in Betracht
kommt. Im Normalfall werden Jugendliche mit dem Erreichen des 18.
Lebensjahres gern in die eigne Wohnung entlassen. Wie gesagt im
Normalfall. Den haben wir aber mit Marco nicht und somit kommt
eigener Wohnraum hier nicht in die engere Wahl. Bliebe als nächste
Variante eine betreute Wohnform, beispielsweise innerhalb der Lebenshilfe oder ähnlicher Angebote. Nichts gegen derartige Angebote nur
sind sie für unseren Marco und all die anderen Jugendlichen, die hier
gemeint sind, keine wirkliche Alternative. Betrachtet man Jugendliche,
die aus unseren Einrichtungen in eine solche Wohnform gewechselt sind,
wird man schon nach kurzer Zeit eine Rückentwicklung bei den Betroffenen feststellen, die nicht in unserem Sinne sein kann. Kommt man
mit anderen Trägern zu dieser Problematik ins Gespräch, trifft man sehr
schnell auf ähnlich gelagerte Fälle und eine ebensolche Hilflosigkeit
über das wie weiter.
Bleibt die Feststellung, dass bei
zu verzeichnender Zunahme der
geschilderten Fälle keine alternativen Betreuungsangebote
vorhanden sind. Aber warum,
wo doch heute viele Träger im
sozialen Bereich auf der Suche
nach Marktlücken sind? Die
Frage lässt sich relativ leicht beantworten. Erstens ist die
beginnende Häufung der geschilderten Fälle wohl erst in
letzter Zeit einigen so richtig
bewusst geworden, zweitens greift man um die Problematik wohl
wissend oft noch auf vorhandene, wenn auch ungeeignete Angebote
zurück und drittens wäre, für die betreffenden Jugendlichen, eine Mischfinanzierung bestehend aus Jugend– und Sozialhilfe zu realisieren. Das
allein stellt sich so schwierig und kompliziert dar, dass es wohl viele abschrecken mag. Beschwerlich deshalb, weil die zuständigen Ämter und
Behörden noch nicht ausreichend für diese umfangreiche Problematik
sensibilisiert sind. Wenn wir in der Jugendhilfe unsere erreichten Erfolge
nicht aufs Spiel setzen wollen, werden wir uns zum Anwalt derjenigen
Jugendlichen machen müssen, die auch über das 18. Lebensjahr hinaus
eine ihren Möglichkeiten und Bedürfnissen entsprechende Begleitung