Oh du schöne Weihnachtszeit Sprengelkiez
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Oh du schöne Weihnachtszeit Sprengelkiez
Der Kiezbote Die Stadtteilzeitung für den Sprengelkiez. KiBo Nr. 6 / 2012 Vorwort 2 Oh du schöne Weihnachtszeit Mein Kiez 2 Sprengelkiez - der Film 3 Keine Zeitschriften mehr von Sandip Pal 4 Kunst&Dialog: Märchen aus dem Sprengel- kiez 5 brotZeit-Projekt gestartet 6 Im Herzen des Kiezes: Beispielloses Enga- gement MitDenken, MitReden, MitMachen 8 Markt der Ideen 9 Interview mit Quartiersrat Oliver H. Herde 10 Wahl zum Quartiersrat und Vergabebeirat 2013 10 Vernetzung für bessere Bildungschancen 11 Aufführung des Gender-Theaterprojektes „Klassenfahrt“ Das Thema 12 Hereinspaziert in den Advent! 13 Weihnachtsstimmung auf dem Leopold- platz 14 Weihnachtsumfrage Gut zu wissen 16 Immer mehr Weddinger in der Schuldenfalle 16 „Original aus dem Sprengelkiez“ - Sieger gekürt Oh du schöne Weihnachtszeit Vorwort Oh du schöne Weihnachtszeit Impressum Herausgeber Lo‘Nam Verlag/ Afrika Medien Zentrum e.V. Torfstr. 12, 13353 Berlin Tel.: (030) 97 89 55 36 Fax: (030) 96 08 99 97 EMail: [email protected] www.lonam.de V.I.S.D.P. Hervé Tcheumeleu Redaktion Siemen Dallmann, Karin Liersch, Narcisse Djakam, Sara Reuter, Ronja Sommerfeld, Sika Kodo, Samia El-Dakhloul, Christine Gugisch Mitarbeiter dieser Ausgabe Anne Wispler, Anne Gebauer, Angélique Brunelle, Angela Kartheus, Brigitte Lüdecke Titelbild Weihnachtsbaum (AMZ) Korrektur Ronja Sommerfeld, Lydia Manock Bayap, Barbara Kamposch Druck: Offset Druck Wende Auflage: 5000 Exemplare Gefördert durch die Europäische Union, die Bundesrepublik Deutschland und das Land Berlin im Rahmen des Programms „Zukunftsinitiative Stadtteil“ - Teilprogramm „Soziale Stadt“. Der Weihnachtsmann mit Karin in der Torfstraße; Foto: AMZ W enn die Bäume ihre letzten Blätter abgeworfen haben, die Temperaturen bis an die Nullgradgrenze sinken und morgens eine dünne Kristallschicht die Scheiben umrahmt, dann ist der Einzug des Winters nicht mehr fern. Für Ablenkung vom tristen grauen Alltag sorgen während der Weihnachtszeit vor allem die zahlreichen Weihnachtsmärkte. Am Montag, dem 26.11.12 wurde, wie jedes Jahr am ersten Tag nach Totensonntag, die Weihnachtsmarktsaison eröffnet. In Berlin gab Bürgermeister Klaus Wowereit um 18 Uhr den offiziellen Startschuss zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes am Gendarmenmarkt. Wir können uns also freuen: Auf den süßlichen Geruch von gebrannten Mandeln, der durch die Stadt zieht, auf heißen Glühwein, dessen Aroma die Umgebung mit dem orientalischen Duft von Nelken und Zimt erfüllt und, nicht zu vergessen, auf die vielen kleinen Lichter, die die Stadt in ein warmes und gemütliches Tuch hüllen. Neben den Weihnachtsmarktklassikern, am Schloss Charlottenburg, am Gendarmenmarkt oder an der Ge- A Sprengelkiez – der Film m Anfang war es nur so eine Idee. Doch nun ist daraus ein durch das Programm „Soziale Stadt“ gefördertes Projekt geworden: Die beiden Studenten Jakob Harms und Felix Weiß drehen eine Dokumentation über den Sprengelkiez. Seit Mai dieses Jahres wohnen die beiden im Kiez, der eine steht kurz vor dem BachelorAbschluss seines Film- und Fernsehstudiums, der andere studiert European Studies. Als Jakob auf der Suche nach einem Thema für einen neuen Dreh ist, meint Felix: „Mach doch was über den Sprengelkiez“. Gesagt, getan. Im Zentrum stehen einzelne Akteure 2 KiBo Nr. 6 dächtniskirche, haben sich auch viele alternative und nicht kommerzielle Weihnachtsmärkte etabliert. Auch im Sprengelkiez lud am Samstag, den 03.12., ein gemütlicher Weihnachtsmarkt auf dem Leopoldplatz zum Kaufen und Bummeln ein. Gespart wird dieses Jahr nicht etwa bei den Geschenken, sondern besonders bei der Weihnachtsbeleuchtung. Dies ergab eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Toluna. Demnach kamen 2011 rund 8,5 Milliarden Lämpchen zum Einsatz, dieses Jahr sind es vermutlich 1,5 Milliarden weniger. Grund dafür sind die steigenden Strompreise. Dabei könnte der Einsatz von LED-Lichterketten den Stromverbrauch bereits um bis zu 90% reduzieren. Fällt einem dann doch mal die Decke auf den Kopf, so lockt der Lebendige Adventskalender mit vielen interessanten Angeboten. Und so ist vielleicht das Letzte, was für ein ruhiges und besinnliches Fest fehlt: Dass der Schnee liegen bleibt, der das Grau, die Hektik und den Lärm unter seiner weißen Decke begräbt. Sara Reuter des Viertels. „Menschen, die sich irgendwie engagieren oder einfach eine Geschichte zu erzählen haben“, erklärt Felix. Egal ob Geschäftsführer eines Vereins, Kneipenbesitzer oder einfach jemand, der sich im Kiez besonders gut auskennt und viel über dessen Geschichte weiß, verschiedenste Personen werden von den beiden porträtiert. So wird filmisch ein Bild vom Kiez und den Leuten, die hier leben, gezeichnet. Wer schon immer mal mehr über seine Umgebung und Nachbarn erfahren wollte, der sollte die Premiere im Januar auf keinen Fall verpassen. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben, Ort der Vorführung ist voraussichtlich das SprengelHaus. Ronja Sommerfeld Dezember 2012 / Januar 2013 Mein Kiez Keine Zeitschriften mehr von Sandip Pal I m Juni 1991 eröffnete Sandip Pal zusammen mit seinem Schwager in der Fehmarner Straße 22 ein kleines Geschäft. Bis vor kurzem konnte man dort noch Zeitschriften, Tabakwaren, Getränke und Geschenkartikel kaufen. Am Freitag, dem 30. November, war damit jedoch endgültig Schluss. Sandip Pal kommt ursprünglich aus Kalkutta, einer Stadt im Osten Indiens. In Deutschland ging er zur Schule und arbeitete als Ingenieur. Doch das ist schon sehr lange her. Warum er sein Geschäft im Sprengelkiez eröffnete, obwohl er Kiosk-Besitzer Sandip Pal; Foto: AMZ eigentlich in Charlottenburg wohnt, hatte damals pragmatische Gründe. Der Laden war seinerzeit für seine Größe schätztes Geschäft. Doch Sandip Pal ist sehr preiswert. Die Geschäfte liefen gut, froh, den Laden geführt zu haben. Über doch nach der Einführung des Euro, im seine Kunden sagt er: „Ich hatte normale, Jahr 2002, kamen immer weniger Kunden. aber auch viele sehr nette Kunden.“ WelZudem stiegen die Kosten laufend. Sein che Art von Geschäft künftig in die RäumSchwager hatte vor kurzem einen Schlag- lichkeiten einziehen wird, wisse er nicht, anfall; er hätte das Geschäft eigentlich es müsse erstmal alles renoviert werden. übernehmen wollen. Alleine kann Sandip Sandip Pal geht nun in seinen Ruhestand, die Arbeit mit seinen 75 Jahren nicht mehr wir wünschen ihm weiterhin alles Gute. bewerkstelligen. Und so verschwindet Sara Reuter ein kleines, von den Anwohnern sehr ge- Der Kiezbote Die Stadtteilzeitung für den Sprengelkiez. zbote e i K r e s n U ich! braucht d Offene Redaktionssitzung am Donnerstag, dem 08.01.2013, um 16.30 Uhr im Afrika Medien Zentrum, Torfstr. 12. eih vorb Einfac en!!! komm Das Titelthema der nächsten Ausgabe steht noch nicht fest. Über Vorschläge freuen wir uns sehr! ter Kiezrepor gesucht! Sie schreiben gern, Sie sind im Kiez unterwegs? Wir bilden Sie zum Kiezreporter aus. Einfach bei der KiezbotenRedaktion melden: Tel.: 978 95 536 E-Mail: [email protected] Dezember 2012 / Januar 2013 KiBo Nr. 6 3 Mein Kiez Kunst & Dialog: Märchen aus dem Sprengelkiez Zum 775jährigen Stadtjubiläum wurde in Berlin viel nachgedacht und gesprochen über die Geschichte und Geschichten der Menschen, die heute hier leben. Die Arbeit in den Workshops; Foto: Anna Herzog “Was ist Deine Geschichte? Was ist ‚unsere‘ Geschichte? Wie kommen sie im Kiez zusammen?”, fragte das Projekt Kunst & Dialog im Sprengelkiez. Unser Ziel war es, das Kennenlernen und den Kontakt zwischen Nachbarinnen und Nachbarn im Gespräch über die eigenen und gemeinsamen Geschichten zu vertiefen. Wir wollten die Vielfalt öffentlich sichtbar machen, die an einer normalen Weddinger Straßenecke zusammenkommt, und damit einen Impuls für das Miteinander im Kiez einbringen, aus dem wieder neue Geschichte wird. Dazu trafen wir uns am 30. und 31. Oktober zu einer Storytelling- und Kunstaktion an der Ecke Willdenow- und Burgsdorfstraße, mit Geschichten, die Station gemacht oder ihren Ausgangspunkt hatten in Äthiopien, der BRD, der DDR, der Elfenbeinküste, Israel, Italien, Kanada, Mali oder den USA. Wir haben einander interviewt, Gedichte geschrieben, mit der linken Hand nach frühen Erinnerungen gegraben, gemeinsam gegessen und Märchen entwickelt. Am zweiten Tag machten wir die Ergebnisse unseres ersten Kennenlernens auf zwei Papptischen sichtbar und ließen an der Straßenecke Passanten dazukommen, damit sie schauen und fragen, und am liebsten auch selbst etwas beitragen. Die Idee zu dem Ganzen hatten eine Anwohnerin und s war einmal eine Heuschrecke, die hatte großen Hunger – und zwar sehr großen Hunger. Einige Flächen in Berlin hatte sie schon abgefressen. Das lief immer nach dem gleichen Schema. Mit viel Geld wurden Hauseigentümer aus einem Kiez überzeugt, an die Heuschrecke zu verkaufen. Gab es welche, die nicht verkaufen wollten, so begann die Heuschrecke, andere Parasiten loszuschicken, die den Hauseigentümern das Leben schwer machten: zum Beispiel durch die Erhöhung der Grundsteuer durch das Land Berlin, der Abwasserpreise, Müllentsorgung etc. Irgendwann wurde die Vermietung mit Nebenkosten so belastet, dass viele Eigentümer einfach den ganzen Kram hinschmissen und verkauften. Dann führte die Heuschrecke mit ihren sechs Beinen einen Freudentanz auf, denn nun konnte sie die Mieter schröpfen ohne Ende, dass ihnen irgendwann keine Möglichkeit 4 Sprengelkiez... Anna Herzog Das Riesenkrokodil Heuschrecken E Mediatorin, eine Sprachwissenschaftlerin und eine Künstlerin. Besonderer Dank gilt den beiden letzten! Wer ein bisschen mehr über sie und ihre Arbeit erfahren möchte, schaue gern nach unter: sloapsolutions. com und realizecommunication.de. Die großzügige Unterstützung durch den Quartiersfonds 1 hat uns ermöglicht, mit vielen wunderbaren Materialien zu arbeiten und der gastfreundlichen Konfliktagentur eine kleine Miete für ihre schönen Räume geben zu können. Auch dafür ganz vielen Dank! Der wichtigste Dank aber geht an alle, die sich auf das Abenteuer eingelassen, mitgemacht und ganz viel von sich beigetragen haben – allen Teilnehmenden! Wir haben viel Offenheit und Interesse erlebt, ruhige und laut lachende Momente geteilt und waren produktiv. Einen Ausschnitt dürfen wir hier mit drei ganz verschiedenen Zukunftsmärchen präsentieren: Es war einmal im blieb als abzuwandern. Solche kleineren Probleme wie Klagerecht durch Mietspiegel wurden lässig aus dem Weg geräumt, am Ende konnten Mieter weder klagen noch bezahlen. Dann wurden die Wohnungen luxussaniert und schließlich nur noch eine Klientel als Mieter zugelassen: Andere Heuschrecken, die in anderen Branchen Flächen leerfraßen. Und die kamen gerne, weil der Kiez doch so nah an allem Wichtigen dranlag, was man als Berliner braucht: An Bundestag, Hauptbahnhof, Friedrichstraße, Parks und Müllerstraße, die sich auf die neue Kundschaft einstellte. Die ehemaligen Kiezbewohner versuchten, einen Protest zu organisieren, aber bei der Veranstaltung ‚Dialog mit Investoren und Anwohnern‘ gerieten neben der Heuschrecke und den Parasiten auch noch Lokalpolitiker in die Runde, einem waren mittlerweile Fühler gewachsen. KiBo Nr. 6 E s gab einmal ein Dorf, dessen Name Wedding war. In diesem Dorf gab es Einwohner, die eine Sprache sprachen, und Einwohner, die eine andere Sprache sprachen. Es gab Ein- Illustration zum Märchen wohner, die grün waren, und Einwohner, die blau waren. Die Bewohner stritten sich ständig. Sie konnten sich überhaupt nicht einigen. Eines Tages erschien ein Riesenkrokodil in dem Dorf. Es versuchte, die Einwohner zu fressen. Die Einwohner hatten Angst. Sie wussten nicht, was sie machen sollten. Sie versteckten sich und kamen lange Zeit nicht heraus. Doch irgendwann bekamen sie Hunger und Durst. Da schrie der Sohn des Chefs der Samake, der alle Sprachen des Dorfes sprach: „Wir können dieses Krokodil nur vertreiben, indem wir uns zusammen tun!“ Das machten sie, und sie vertrieben es. Und sie fingen an, miteinander zu sprechen, statt miteinander zu streiten. Dezember 2012 / Januar 2013 Mein Kiez brotZeit-Projekt gestartet Das Luftschloss D ie verlassene Technik der ehemaligen Flugzeugfabrik unter dem Sprengelpark erwacht zum Leben und transformiert den Sprengelkiez zu einer fliegenden Insel. Der fliegende Kiez. Durch die Infrastruktur des Kiezes mit dem RobertIllustration zum Märchen Koch-Institut, einer Kleingartenkolonie, der Weddinger Kinderfarm, TELUX, dem Sprengelhaus und der Konfliktagentur wird der Sprengelkiez autark. Es entwickeln sich Tauschbörsen; die Studenten im Studentenwohnheim machen Guerilla Gardening und bringen den Bewohnern die Tauschökonomie bei. Geld wird abgeschafft. Esperanto wird als offizielle Sprache eingeführt. Durch den Einsatz der Konfliktagentur entwickelt sich ein demokratischer, friedlicher, empathischer Kommunikationsstil. Im Robert-KochInstitut wird das ultimative Heilmittel erfunden, das alle Krankheiten kuriert. Die Brüder-Grimm-Grundschule entfaltet sich zu einem zentralen Wissensaustauschzentrum. Mithilfe von Geschichten und Märchen wird das Wissen der Einwohner weiterentwickelt. Durch die Abkopplung von der Ausländerbehörde etabliert sich eine neue identitätsstiftende Weltstaatsbürgerschaft. Demokratische Erziehung wird gefördert. Es gibt Kinderparlamente und Konfliktlotsen. Kinder entscheiden bei allen Angelegenheiten im Kiez mit. Dies wird vor allem durch das Engagement des TELUX-Abenteuerspielplatzes bewerkstelligt. Alle Anwohner werden akzeptiert – es gibt eine Akzeptanzkultur, die auf Anerkennung der verschiedenen Kulturen beruht: Verschiedene Menschen mit ihrer Vielfalt an Erfahrungen, unterschiedlichen Voraussetzungen und Ressourcen. Der Kontakt zur unteren Welt wird durch Sonderaufzüge gestaltet, sodass die entwickelte Kultur des Sprengelkiezes nach außen verbreitet wird. Der Sprengelkiez wird zu einem Wallfahrtsort für Philosophen und Denker, Einflussträger und Vertreter der unteren Welt. Anna Herzog Dezember 2012 / Januar 2013 Das brotZeit-Team; Foto: Angela Kartheus I n der Leo-Lionni-Grundschule ist im November das brotZeit-Projekt gestartet. Jeden Morgen bereiten ehrenamtlich arbeitende Senior/innen ein gesundes Frühstücksbuffet vor, an dem sich die Kinder vor dem Unterricht stärken können. Die Projektidee stammt von der Schauspielerin Uschi Glas. Alle vierzehn Tage werden die beteiligten Einrichtungen mit Lebensmitteln – kostenlos bereitgestellt von der Firma Lidl – versorgt. Aktive Senioren beliefern, mit den von der Firma Frigorent unentgeltlich überlassenen Kühlfahrzeugen, die Schulen. Auch die „brotZeit-Logistiker“ sind ehrenamtlich tätig und erhalten lediglich eine Aufwandsentschädigung. Die Kinder lernen das Angebot nun nach und nach bei einem „Probefrühstück“ mit ihrer ganzen Klasse kennen. Danach sind sie ohne Anmeldung willkommen. Ab 7.30 Uhr steht das Team der Senior/innen bereit, um die Kinder in freundlicher Atmosphäre zu umsorgen. Kinder und Eltern sind begeistert von diesem Projekt, und sie können kaum glauben, dass dieses Angebot wirklich kostenlos ist! Angela Kartheus I Bewegungsförderung für die KITAS im Kiez m Januar ist es wieder soweit: Kitas im Kiez erhalten die Möglichkeit, am Schulungsprogramm des Vereins „Fitness for Kids“ e.V. teilzunehmen. Erfahrene Übungsleiter zeigen Kindern und Erziehern, welche Vielfalt an Bewegungsmöglichkeiten durch Alltagsmaterialien verwirklicht werden können. Das Programm läuft über 12 Termine, immer dienstags vormittags im Aktionsraum der Osterkita. Für Kinder und Erzieher ist es kostenlos, da es durch das Programm „Soziale Stadt“ gefördert wird. Von allen Kitas, die bislang daran teilgenommen haben, gab es begeisterte Zustimmung. Achtung, es gibt nur Platz für wenige Gruppen! Interessierte Kitas melden sich bei fit4age – Physiotherapie und Fitness unter der Telefonnummer: 030/33 93 69 89. Ansprechpartner ist Heinz Reichenecker. KiBo Nr. 6 5 Mein Kiez Das Team des Nachbarschaftsladens Anselme Pouaha, Stellvertretender Vorsitzender des Vereins FéeFée e.V. Mitglieder des „Intergalaktischen Kulturvereins“ Im Herzen des Kiezes: Beispielloses Engagement Im Herzen des Sprengelkiezes, der für seine multikulturelle Bevölkerung bekannt ist, haben sich die Vereinsstrukturen stark entwickelt. Verschiedene Projekte, bestimmte Ambitionen, so viel Engagement und Energie, für die Gesellschaft handeln zu wollen. Der Kiezbote hat sich vier besonders engagierte Organisationen im Viertel angesehen, mit Schwerpunkt Aktivitäten und Vorhaben… „Aktiv im Kiez“ G egründet im Mai 2002, lädt der Verein „Aktiv im Kiez“ jeden Mitbürger ein, zu kommen und sich um seinen Kiez zu kümmern, für ein besseres und friedlicheres Leben im Viertel zu handeln. In diesem Rahmen hat die Organisation verschiedene Aktionen in Bewegung gesetzt, um Begegnung und Austausch zwischen den Bewohnern zu fördern und ihr Umfeld zu verschönern. So sind das Kiezfrühstück, der Spieleabend oder auch der monatliche Bürgerrat aus Leben des Viertels und des Vereins nicht mehr wegzudenken. Über diese Momente der Entspannung und Diskussion hinaus versuchen die 25 Mitglieder der Organisation (und natürlich auch jeder andere interessierte Anwohner), das Viertel zu verschönern und das Leben darin angenehmer zu gestalten (Pflegen von Schulgärten, Unterstützung für die Erhaltung des Sandkastens auf dem Kinderspielplatz etc.). „Manchmal geht es nur um kleine Aktionen, aber die Hauptsache ist, kontinuierlich zu handeln, denn das ist der einzige Weg, die Dinge sich nachhaltig entwickeln zu lassen“, eröffnet Siemen Dallmann, Vorsitzender des Vereins. Dementsprechend werden sich die neuen Projekte 2013 auf die Verschönerung der grünen Räume und die Verbesserung der 6 Verkehrslage konzentrieren. Schließlich ist die rechtliche Beratung nicht zu vergessen, welche der Verein den Bürgern anbietet, die Rat in Sachen Arbeitslosenrecht oder Krankenversicherung brauchen. Anhand dieser verschiedenen Initiativen nehmen also die vom Verein geförderten Werte Sinn und Gestalt an. „Aktiv im Kiez“ ist „multi-kulti“, indem er die Gesamtheit der Anwohner unabhängig ihrer Herkunft einlädt, sich zu treffen und gemeinsam zu handeln. Auf diese Weise fördert der Verein die Toleranz, das gegenseitige Verständnis und die Integration. Ein so aktiver und bemerkenswerter Verein, dass ihm sogar ein Lied gewidmet wurde… „Féefée Berlin“, der Kampf einer Kultur, die Ambition für ein Land ten versucht. Tatsächlich vereint „Féefée Berlin“ aus Haut-Nkam stammende und in Berlin oder Brandenburg lebende Kameruner, die einerseits für ihr Herkunftsland und ihre dort gebliebenen Brüder handeln, andererseits ihre eigene Kultur erhalten und entwickeln möchten. Den in Kamerun realisierten Maßnahmen fehlte es nicht an Wirkung und Ambition: ein Projekt zur Einrichtung von Solarenergie in einem lokalen Krankenhaus, Verteilung von Schulmaterial usw., mit Unterstützung nicht nur von Wohlfahrtsverbänden vor Ort, sondern auch von deutschen Vereinen. Die zukünftigen Projekte werden sich auf den logistischen Teil der Erziehung (Material, Schulen etc.) und der Gesundheit (Pflegestrukturen, Ausstattung etc.) konzentrieren, welche unentbehrliche Grundpfeiler für die Entwicklung einer Region darstellen. Ein weiteres Ziel des Vereins ist es, die lokale Kultur Zur sonntäglichen Stunde treffe ich Anselme Pouaha, stellvertretender Vorsitzender von Féefée e.V. Berlin, ein begeisterter und engagierter Mann, so wie alle 120 Mitglieder, die der Verein zählt. Können Sie mir übrigens sagen, warum er „Féefée“ heißt? „Féefée“ ist die Regionalsprache des Départements Haut-Nkam (im westlichen Kamerun), welches der Verein zu fördern und aufzuwer- KiBo Nr. 6 Kulturtag beim FéeFée e.V. Mein Kiez Intergalaktischer Kulturverein: verankert im Kiez, der Welt geöffnet Die Evangelische Gemeinde der Osterkirche: Für eine Kirche, die anders ist als andere Haut-Nkams zu fördern, durch Sprachkurse in „Féefée“ oder kulturelle Festlichkeiten, wo sich traditionelle Tänze und rituelle Gesänge einander abwechseln. Was man sich übrigens nicht entgehen lassen sollte: Ein kulturelles Wochenende im Jahr 2013, veranstaltet anlässlich des zehnjährigen Geburtstags des Vereins! Langfristig strebt „Féefée Berlin“ an, eine internationale Plattform zu bilden, die Schwestern und Brüder aus Haut-Nkam in der Diaspora wiedervereint. Doch bevor die Organisation diesen Plan konkretisiert, versucht sie zuallererst, offizielle Vereinsräume einzurichten, das „Féefée“-Haus, wo jeder sich zuhause fühlen kann. Die Evangelische Gemeinde der Osterkirche: Für eine Kirche, anders als die anderen „Glauben leben“, so lautet der Slogan der evangelischen Kirchengemeinde in der Samoastraße. Es handelt sich um eine Kirche im Kiez, die allen Bewohnern offensteht, was auch immer ihre religiöse oder kulturelle Herkunft sein mag. Die Gemeinde möchte jedem Bürger bei Bedarf zu Hilfe kommen, da ist es unwichtig, ob er Christ, Moslem oder Atheist ist. Sie alle sind eingeladen, an den Aktivitäten der Gemeinde teilzunehmen, die fast 2100 Mitglieder vereint. „Ich lebe und ihr sollt auch leben“, gern borgt sich die Gemeinschaft diesen Ausspruch von Jesus Christus, um den Sinn ihres Engagements und ihrer Existenz auszudrücken. In der Tat bietet die Organisation über religiöse Dienstleistungen hinaus eine Vielfalt von Treffen an, wo alle dazu aufgefordert sind, Momente des Alltags miteinander zu teilen und gemeinsam das Leben zu genießen. Beispiele hierfür sind das wöchentliche Seniorentreffen, der Küchenklub für Männer, Sommerreisen für jugendliche Mitglieder, der monatliche runde Tisch zu wirtschaftlichen Problemen, interreligiöse Treffen…. um nur einige zu nennen. Auch leitet die Gemeinde die gemeinschaftliche Kita der Kirche (von ihr selbst 1945 gegründet) und beherbergt heute fast 70 Kinder aus dem Viertel, wovon ein Drittel zur muslimischen Gemeinschaft gehört. Eine Kirche, eine Gemeinde, die in erster Linie offen ist und die ihre Räumlichkeiten natürlich auch anderen Vereinen oder Gruppen im Viertel zur Verfügung stellt. An einem Tag Ort der Besinnlichkeit, am nächsten Theater- oder Konzertsaal, am übernächsten Diskussionsraum, zeigt sich die evangelische Kirche in der Samoastraße jeden Tag mit einem neuen Gesicht. Die Gemeinde macht aus diesem heiligen Ort vor allem einen Lebensraum, eine Kirche, die anders ist als andere… KiBo Nr. 6 Kiezfrühstück im SprengelHaus Der „intergalaktische Kulturverein“ ist ein junger Verein, der seit Ende 2011 von der Theaterspezialistin Lioba Reckfort getragen wird. Neugierigen und Interessierten bietet er interkulturelle Theaterprojekte an, organisiert und geleitet von echten Profis. Eine schauspielerische Ausbildung ist keineswegs notwendig, um an diesem künstlerischen Abenteuer teilzuhaben. So lädt der Verein jeden Sonntag zu einem Improvisationstheater mit dem Namen „Hotel Deutschland“ ein, bei dem alle mitmachen können. 2012 wurde zum ersten Mal das Festival „Microteatro“ organisiert. Fünf kleine Theatergruppen aus Spanien und Lateinamerika bereiteten mit Anleitung von Profis aus Berlin drei Wochen lang ein Theaterstück vor und führten es schließlich auf. Eine erste Ausgabe, die sicherlich nächstes Jahr fortgesetzt wird! Ein anderes großes Projekt in diesem Jahr war das Stück „Blockade“, welches von einem russischen Regisseur geleitet und sowohl in Berlin als auch in Sankt Petersburg gespielt wurde. Diese junge und dynamische Organisation beschränkt sich nicht auf das Theater. Kurse für Aerobic und afrikanischen Tanz, Kung Fu Wushu oder englische Konversation werden ebenfalls angeboten, nicht zu vergessen die Theater-, Kino- oder Museumsausflüge, die den Menschen Gelegenheit geben, sich zu vergnügen und kennenzulernen. Ein Kiezverein, der sich auf die ganze Welt ausrichtet und dessen Anspruch Inter-Kulturalität, Offenheit, Sinn für Engagement, Menschlichkeit und natürlich die Liebe zum Theater sind. An ambitionierten Projekten fehlt es ihm nicht. Hier einige Worte, die euch zweifellos zu-soufflieren, was uns der Verein für die Zukunft verspricht: „First we took Russia, NYC and Latin America. Now we take Africa“….. Im Herzen des Kiezes, wo sich die Wege kreuzen, simd das vier Organisationen, die sich mit Leidenschaft engagieren. Doch auch all die anderen Einrichtungen, die sich ebenso aktiv einsetzen und wesentlicher Bestandteil des lokalen Vereinsgewebes sind, sollten nicht vergessen werden. Angélique Brunelle, Ronja Sommerfeld Fotos: Narcisse Djakam 7 MitDenken, MitReden, MitMachen Markt der Ideen: Kontakte knüpfen – sich informieren – sich austauschen Das ehrenamtliche Engagement nimmt zu, die öffentlichen Mittel nehmen ab. Da wird es immer schwieriger, sich als Verein zu behaupten und gute Arbeit zu leisten. In solchen Zeiten ist es wichtiger denn je, Kontakte zu knüpfen und gemeinsam Strategien zu entwickeln. Aus diesem Anlass richtete das Quartiersmanagement Sparrplatz am Abend des 29. November den ersten „Markt der Ideen“ aus. G erappelt voll ist der Nachbarschaftsladen an diesem Abend. Mitglieder verschiedener Vereine und Initiativen aus dem Sprengelkiez, engagierte Menschen und solche, die es werden wollen, treffen sich hier. Ich lege erstmal meine Flyer und Informationsbroschüren aus, schlendere zu den beiden Stellwänden mit den Aufschriften „BIETE“ und „SUCHE“ und sehe mir an, was andere Vereine im Kiez so alles unternehmen. Die Palette reicht von gewaltfreier Kommunikation über einen Fotoworkshop des „Roten Stern Berlin e.V.“ bis zum „Singer-Songwriter on Stage“ im Cafe Schadé. Gesucht werden Räume, bestimmtes Material oder engagierte Gleichgesinnte. So geht es mir auch, ich suche stets neue Kiezreporter_innen. Schließlich folge ich dem Besucherstrom in den hinteren Raum, wo ein Vortrag zum Thema „Fördermittel“ gehalten wird. Katja Grabert vom Netzwerk Selbsthilfe e.V. erklärt, wie und wo Fördermittel am besten beantragt werden, wo die richtigen Stiftungen zu finden sind und warum eine Projektskizze sinnvoll ist. Ich lächle in Erinnerung an meinen ersten Versuch, einen Projektantrag vollständig auszufüllen und freue mich bei dem Gedanken, dass ich offenbar nicht als einzige Schwierigkeiten damit hatte. Anschließend geht’s zum „ProjektSpeed-Dating“. Hört sich lustig an, ist es auch. Genau wie beim ‚echten‘ Speed-Dating haben die Teilnehmenden drei Minuten Zeit einander kennenzulernen und wechseln dann Partner oder Partnerin. Nur, dass hier nicht jede Person sich selbst vorstellt, sondern ihren Verein und dessen Projekte. Das funktioniert so gut, dass sich Menschen, die sich vor einer halben Stunde noch nicht kannten, nach dem Speed-Dating ganz ungezwungen unterhalten. So bin ich eine Zeitlang damit beschäftigt, fleißig Mailadressen und Infos auszutauschen. Dann geht’s zum nächsten Vortrag, diesmal zum Thema „Fundraising“. Thorsten Haas von „Mittel & Wege“ stellt Alternativen zum Projektantrag vor, um Vereinsarbeit zu finanzieren. Ich spitze die Ohren, lausche auf Tipps und Tricks zu den verschiedenen Möglichkeiten des Sponsorings. Das Abdrucken eines Logos oder einer Anzeige gegen finanzielle Unterstützung, das kannte ich schon, aber Dienstleistungs-Sponsoring sagt mir schon weniger. Und wie komme ich überhaupt an Partner oder Sponsoren? Der Redner gibt viele nützliche Tipps und erklärt auch, woher in der Regel das meiste Geld für Vereine kommt. Sicherste und nachhaltigste Finanzierungsmethode seien die regelmäßigen Mitgliedsbeiträge; via Internet und unpersönlicher Anfragen seien am wenigsten Menschen zu gewinnen. Hm, das sollte ich mir merken. Nach dem Vortrag stehen wieder Speed-Dating und informeller Austausch an. Und Essen, davon gibt es reichlich. Bei der Gelegenheit kann ich auch tatsächlich einige potentielle Kiezreporter_innen auftreiben. Da hat sich der Abend doch allemal gelohnt. Begutachtung der SUCHE- und BIETE-Wände; Foto: AMZ Projekt-Speed-Dating; Foto: Anne Wispler Auch die Vorträge sind gut besucht; Foto: AMZ Ronja Sommerfeld Große Andrang im Vortragssaal; Foto: Anne Wispler Fröhliche Weihnachten ! 8 KiBo Nr. 6 Dezember 2012 / Januar 2013 MitDenken, MitReden, MitMachen Interview mit Quartiersrat Oliver H. Herde Nächstes Jahr wird der Quartiersrat neugewählt. Grund genug, um sich mit Oliver H. Herde – Mitglied des Quartiersrates – über seine Arbeit und Erfahrung in diesem Gremium zu unterhalten. Was hat Sie dazu motiviert, dem Quartiersrat beizutreten? Ich war neugierig und dachte mir, dann kannst du mehr durchschauen, was passiert. Du hast Möglichkeiten, mitzubestimmen und Einfluss zu nehmen. Außerdem bin ich informiert, weiß, was gerade läuft an Aktionen, an besonderen Attraktionen, Festen und so weiter. Es hat mehrere Vorteile. Sie sind jetzt seit über einem Jahr dabei. Welche Bilanz können Sie ziehen? Ich kann eine Menge Bilanzen ziehen. Ich habe festgestellt, dass ich manchmal in meinen Entscheidungsmöglichkeiten eingeschränkt bin. Nicht nur, indem ich gegen andere Quartiersräte stimme, sondern als Quartiersrat insgesamt. Zum Beispiel haben wir manchmal das Gefühl, vieles vom Quartiersmanagementbüro vorgekaut zu bekommen. Wir berieten uns auch lange über die vom Senat vorgegebene Rahmengeschäftsordnung. Die mussten wir letztendlich so annehmen, weil es sonst keine Gelder mehr gegeben hätte. Wenn das jedem von uns klar gewesen wäre, hätten wir nicht so viel diskutieren müssen. Es wäre seitens des Senats gut gewesen, gleich die Karten auf den Tisch zu legen. Seitdem ist es im QR auch noch leerer geworden. Als persönliche Bilanz kann ich sagen, dass es mir auf jeden Fall etwas bringt. Ich werde auch wieder kandidieren. Man knüpft Kontakte, es ist ein angenehmeres Wohngefühl, wenn man sich auf der Straße grüßt und kennt. Man ist mehr im Gespräch, auch außerhalb des Rats. Auch wenn ich vorher im SprengelHaus schon bekannt war – eine Zeit lang war ich in der Jugendfreizeit-Einrichtung Lynar aktiv, jetzt mache ich das historische Tanzen – ist das als Mitglied des QR nochmal was anderes. Seit ich im QR bin, kriege ich deutlich mehr mit und weiß, was es alles gibt. Ich lebe seit fast 15 Jahren hier, habe aber in den ersten 10 Jahren nichts mitbekommen. Ich bin aufs Rad gestiegen und weg war ich. Nun habe ich viel mehr Bezug zum Kiez, weil ich einen Bezug zu den Bewohnern habe. Ich führe jetzt mehr ein Dorfleben, es zieht mich nicht mehr so in die Ferne. Dezember 2012 / Januar 2013 Was, denken Sie, haben Sie als Quartiersrat bewegt? Als Neuling startet man ja nicht gleich durch, zumindest nicht als vernünftiger Mensch. Ich musste erstmal die Struktur durchschauen und gucken: Wie läuft das eigentlich? Was darf ich, wo kann ich mitbestimmen? Womit kann ich Leute gewinnen? Da sollte ich zum Beispiel nicht von meinen privaten Sorgen erzählen, darauf reagieren die Leute eher allergisch. Ich muss mich kurz fassen, darauf achten, dass ich verstanden werde und darf nicht zu abgehoben argumentieren. Manchmal bin ich zu schnell, ich gebe gleich das Ziel vor, ohne zu erzählen, wie ich überhaupt darauf gekommen bin. Bisher hatte ich keine großen Anliegen, das wird sich im nächsten Jahr ändern. Für die Durchführung der nächsten Wahl will ich einen Antrag stellen. Es gibt eine Liste der kandidierenden Bürger und eine Liste der Institutionenvertreter. Auf der Oliver H. Herde, Mitglied im Quartiersrat; Foto: AMZ Bürgerliste tritt sozusagen jeder gegen jeden an. Die Institutionsliste ist in 12 Kategorien aufgegliedert, und pro Kategorie kommt eine Person in den Quartiersrat. In vielen Kategorien gibt es allerdings nur einen Kandidaten, das heißt, er ist automatisch drin. Das finde ich problematisch, weil sich erstens die Wähler fragen, was sie da überhaupt noch wählen sollen. Zweitens haben die Mitglieder aus einer solchen Sparte keine Vertretung, wenn sie mal fehlen. Das führt dazu, dass der Rat seltener beschlussfähig ist. Deshalb ist es mein Anliegen, dass alle Kandidierenden von Institutionen in einer Liste zusam- KiBo Nr. 6 mengefasst werden, ohne die Aufteilung in Kategorien. So können die Wählenden auch freier entscheiden und thematisch gewichten. Was macht an dieser Arbeit besonders Spaß? De Kontakte und die leckeren Brötchen (lacht). Nein, vor allem die Kontakte. Auch bei persönlichen Fragen kann man direkt auf die Leute zugehen, weil man sie eben kennt; zum Beispiel wenn man auf Wohnungssuche ist. Man kennt schon alle. Und man weiß überhaupt, dass es diese Leute gibt! Bei der Konfliktagentur zum Beispiel nehme ich an, dass die Leute da sonst oft dran vorbei laufen, weil nicht einmal die Öffnungszeiten dran stehen. Ich glaube, es ist ein Problem vieler Gremien, dass es ihnen nicht leicht fällt, sich bekannt zu machen. Der Kiezbote ist da sicherlich eine große Hilfe, aber den liest auch nicht jeder. Es gibt Leute, die kümmern sich um nichts, denen sind Zigaretten und Bier das Wichtigste. Das ist schade, weil sie sich damit selbst viel verbauen. Und in Geballtheit wird das natürlich zum Ärgernis. Wie beurteilen Sie die Entwicklungen im Kiez bzw. was für Entwicklungen konnten Sie beobachten? Es lag sicher nicht am QR, aber der Sprengelkiez ist im Sozialatlas hochgestuft worden, also wir sind jetzt nicht mehr in der katastrophalen Stufe. Das heißt allerdings auch, dass wir weniger Gelder bekommen; deshalb waren wir uns im QR nicht sicher, ob wir darüber froh sind oder nicht. Das fragt man sich wegen dieses Systems oft: Wollen wir jetzt besser werden oder nicht? Außerdem gibt es viele Initiativen, die versuchen, den Kiez zu verschönern. Ich bin allerdings skeptisch, ob das so greift. Manchmal habe ich das Gefühl, das ist etwas überplant, es gibt zu viel Konzept und die Natur wird zu wenig sich selbst überlassen. Der Sprengelpark wirkt auf mich zum Beispiel ein bisschen leer, da fehlen mir ein paar Bäume. Aber das ist natürlich meine persönliche Vorliebe. Ansonsten kann ich die Veränderungen nicht so gut beurteilen, weil ich noch nicht so lange im Quartiersrat bin. Erst dadurch laufe ich mit offenen Augen herum. Das Interview führte Ronja Sommerfeld 9 MitDenken, MitReden, MitMachen WAHL zum Quartiersrat & Vergabebeirat 2013 „Sich im Quartiersrat zu engagieren, heißt die Chance zu haben, die Kiezentwicklung mitzubestimmen. Was braucht der Sprengelkiez, welche Ideen und Projekte bringen den Kiez voran? Je breiter das Herkunfts- und Meinungsspektrum im Quartiersrat, desto größer ist die Chance, die richtigen Entwicklungen anzustoßen.“ Gerhard Hagemeier, Konfliktagentur im Sprengelkiez e. V. Was ist der Quartiersrat? Der QUARTIERSRAT besteht aus Bewohner/innen und Vertreter/innen unterschiedlicher Einrichtungen und Institutionen aus dem SPRENGELKIEZ. Bei den Sitzungen wird über die ZUKUNFT des Sprengelkiezes diskutiert. Und es werden konkrete IDEEN für das Quartier entwickelt. Der Quartiersrat entscheidet mit über die Vergabe der Fördermittel aus dem Programm „Soziale Stadt“. Was macht der Vergabebeirat? Der VERGABEBEIRAT besteht aus gewählten Bewohner/innen des Sprengelkiezes. Er entscheidet über „Soziale Stadt“-Projekte und Aktionen, die bis zu 1000 Euro kosten. Beispiele: Der Lebendige Adventskalender, der Schulgarten der Brüder-Grimm-Grundschule, die Lange Tafel in der Torfstraße. Zum Vormerken einige Termine: 05. April 2013: Infoveranstaltung zum Quartiersrat und Vergabebeirat 26. April 2013: Bewerbungsfrist für die Kandidat/innen 04. Juni 2013: Wahlauftakt, Vorstellung der Kandidat/innen und Verabschiedung des Quartiersrates und Vergabebeirates 2011-2013 Sie wollen für den Quartiersrat oder Vergabebeirat kandidieren? Bewerben Sie sich bis zum 26. April 2013 als Kandidat/in für den Quartiersrat oder Vergabebeirat, wenn Sie über 16 Jahre alt sind und im Sprengelkiez wohnen. Im Büro des Quartiersmanagements in der Burgsdorfstraße 13a, im Nachbarschaftsladen, Sprengelstraße 15, oder auf www.sparrplatz-quartier.de finden Sie das Bewerbungsformular. 05. bis 08. Juni 2013: Wahl zum Quartiersrat und Vergabebeirat 08. Juni 2013: Verkündung des Wahlergebnisses 13. Juni 2013: Kiezrundgang mit dem neuen Quartiersrat und Vergabebeirat Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung! Text: QM; Grafik: Ulrike Cymek Vernetzung für bessere Bildungschancen Wie schaffen wir es, die Bildungsträger im Kiez besser miteinander zu vernetzen? Diese und andere Fragen wurden am 22. November im SprengelHaus besprochen. A m 22.11.12 fand das zweite Treffen zum Thema Bildungsnetzwerk im SprengelHaus statt. Ziel war es, die im Sprengelkiez vertretenen aktiven Bildungsträger (Kitas, Schulen, Vereine) künftig besser miteinander zu vernetzen. Das soll etwa verhindern, dass manche Angebote doppelt zur Verfügung stehen und andere gar nicht. Doch ein solches Netzwerk aufzubauen, ist einfacher gesagt als getan. Aus diesem Grund wurden beim Treffen Projekte aus verschiedenen Bezirken präsentiert. Herr Heeb organisiert in Neukölln eine sehr gut funktionierende Hausaufgabenhilfe. Es gibt feste Gruppen, die sich viermal pro Woche treffen. Pro Sitzung bezahlen die Kinder 50 Cent. Hat ein Kind seine Hausaufgaben nach einer Stunde noch nicht beendet, bleibt es, bis alles erledigt ist. So sind die Kinder am nächsten Tag in der Schule auf jeden Fall in der Lage, ihre Hausaufgaben vorzeigen. Eine Befragung ergab, dass 10 sie sich und ihre Leistungen nach einem halben Jahr Hausaufgabenhilfe wesentlich besser einschätzen als zuvor. Das Projekt wird mit 30 000 Euro im Jahr vom QM gefördert. Herr Stenzel vom Netzwerk Berliner Kinderpatenschaften erklärt dessen Hauptziele und wie man ein Netzwerk aufbaut. Er geht auf Vorteile und Gefahren einer solchen Netzwerksbildung ein. Von nachlassendem Eifer und Engagement solle man sich nicht beirren lassen. Wichtig sei vor allem die Sympathie zwischen den Mitarbeitern der Organisationen. Dafür ist es besonders wichtig, einander kennenzulernen. Streitigkeiten wären unvermeidbar, doch müsse damit richtig umgegangen werden. Im Netzwerk Berliner Kinderpatenschaften seien dafür Mediatoren eingesetzt worden. Schließlich spricht Frau Morgenstern über das Projekt „Lebensbuch“ in Mitte. Der Verein Memory Biographie- und Schreibwerkstatt e.V. arbeitet mit Kindern und Jugendlichen. KiBo Nr. 6 Jedes Kind entwirft und gestaltet sein eigenes Lebensbuch. Dieses ist in die Themen „Das bin ich“, „Meine Familie/Herkunft“ und „So stelle ich mir meine Zukunft vor“ unterteilt. Seiten werden entwickelt und gestaltet, ein Titelblatt darf natürlich auch nicht fehlen. Nach und nach entsteht so ein ganz individuelles Buch von jedem Schüler. Der Austausch und das Präsentieren der Seiten untereinander ist dabei sehr wichtig. Die Kinder lernen sich dadurch gegenseitig besser kennen. Das führt zu einer besseren Klassengemeinschaft und einer Stärkung jedes Einzelnen. Bei der Arbeit mit dem Buch stellen die Kinder fest, dass es nicht „die normale Familie“ gibt. Das trägt dazu bei, dass besonders Kinder mit Migrationshintergrund neue Perspektiven und Blickwinkel gewinnen. Sie fühlen sich nicht mehr anders, sondern als Teil der Gemeinschaft. Sara Reuter Dezember 2012 / Januar 2013 MitDenken, MitReden, MitMachen Aufführung des Gender-Theater-Projekts „Klassenfahrt“ Einen Mix aus Live-Performance und Film bot eine Gruppe von 12 Kindern der Brüder-Grimm-Schule Ende November mit ihrem Stück „Die Klassenfahrt“. Das Gender-Theater-Projekt wurde von ihnen entwickelt und aufgeführt. A m 27.11.12 wurde in der Jugendeinrichtung Lynar ein ganz besonderes Theaterstück gespielt. Die Aufführung ist der Höhepunkt eines schon seit Anfang Februar laufenden Theaterprojekts von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Ungewöhnlich an dieser Theatertruppe ist, dass das Stück von zwei Gender-Theater-Gruppen gemeinsam entwickelt und auch von ihnen aufgeführt wurde. Unter der Leitung von Frau Weigel für die Mädchen und Herrn Schikore für die Jungen arbeiteten die insgesamt 12 Kinder abwechselnd in Gender- und gemischten Proben. Das Projekt hebt sich insofern von anderen ab, als dass es von Kindern der Brüder-Grimm-Schule im Alter von 9 bis 12 Jahren erarbeitet wurde, die unter Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten leiden und die bisher wenig Förderung erhalten hatten. Eine Filmerin begleitete beide Gruppen während des gesamten Probenprozesses. Thema des Stücks war eine Klassenfahrt nach Paris: Als die Mädchen im Jungenzimmer ein Scrabble-Brett finden, auf dem das Wort TÖTEN gelegt wurde, gerät die Situation zunehmend außer Kontrolle. Die Mädchen denken sofort an einen Amoklauf, sprechen aber aus Furcht und Angst vor Kleine Bibliothek im Quartiersmanagement-Büro Ab sofort können alle Interessierten im Büro des Quartiersmanagements in der Burgsdorfstr. 13a Bücher, Berichte, Zeitschriften und Broschüren rund um die Themen Stadtentwicklung, Soziale Stadt, Quartiersmanagement in Berlin und anderswo, Integration, Gesundheit, Kultur und vieles mehr lesen und ausleihen. Am besten Sie rufen vorher kurz an: 030 – 4660 6190. Konsequenzen nicht mit den Lehrern und nehmen die Sache selbst in die Hand. Die Geschichte wurde mittels Filmsequenzen als auch live gespielten Theaterszenen erzählt. Die Filmelemente dienten zum einen dazu, andere Erzählebenen, wie zum Beispiel Träume, ferne Orte und schwer spielbare Tätigkeiten darzustellen, als Quartiersratssitzungen im Jahr 2013 Viele neue Infos zu Fördermöglichkeiten und Fördergeldern Auch im neuen Jahr tagt der Quartiersrat wieder. Die erste Sitzung findet am 30. Januar, 18.30 Uhr im Büro des Quartiersmanagements in der Burgsdorfstraße 13a statt. Die Internetseite des Quartiersmanagements, www.sparrplatz-quartier.de, wurde in den letzten Wochen einer Frischekur unterzogen. Im Juni 2013 wird dann der neue Quartiersrat gewählt. Wenn Sie kandidieren möchten und vorher einmal sehen wollen, was der Quartiersrat eigentlich macht, kommen Sie gerne zu den öffentlichen Sitzungen vorbei. Wie alle Bewohner/innen des Sprengelkiezes sind auch Sie herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. Für weitere Informationen melden Sie sich im QM-Büro: [email protected], Tel. 4660 6190 Dezember 2012 / Januar 2013 auch den Kindern weitere Ausdrucks- und Erfahrungsmöglichkeiten zu geben. Das Element Film übte eine starke Faszination auf die Kinder aus. Die fertigen Filmszenen, die in die Aufführung eingebaut wurden, verlängerten die Spielzeit des Stückes, und es entstand ein guter Mix aus Live-Performance und Filmszenen. Dies stellte für die Kinder mit Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten einen großen Vorteil dar, schließlich waren sie so nicht gezwungen, durchgängig auf der Bühne anwesend zu sein. Zwei Vorstellungen am Vormittag waren ausschließlich für die Schüler der Brüder-Grimm-Schule reserviert. Am Nachmittag hatten dann auch Angehörige, Lehrer und die interessierte Kiezöffentlichkeit die Möglichkeit, das Theaterstück zu bestaunen. Es kamen circa 50 Personen. Das Projekt wird durch den Quartiersfonds des QM Sparrplatz unterstützt und geht 2013 in die zweite Runde. Ab Januar sind dann wieder alle interessierten Jungen und Mädchen herzlich eingeladen. Die Jungen proben mittwochs von 14:30 bis 16.00 Uhr und die Mädchen donnerstags von 14:30 bis 16.00 Uhr in der ‚Lynar‘. Sara Reuter KiBo Nr. 6 Wir hoffen, Ihnen gefällt das dynamische Orange und die neue Menüstruktur. Ein neuer und für Aktive interessanter Menü-Punkt sind die „Fördermittel“. Dort finden Sie neben Infos zum Programm „Soziale Stadt“ zahlreiche aktuelle Wettbewerbe und Förderprogramme sowie Links zu Stiftungen und Fonds, die Projekte fördern. Wenn Sie eine interessante Fördermöglichkeit gefunden haben oder an einem Wettbewerb teilnehmen möchten, aber Probleme bei der Antragsstellung haben, wenden Sie sich gerne an das Team vom Quartiersmanagement. [email protected], Tel. 4660 6190 11 Oh du schöne Weihnachtszeit Hereinspaziert in den Advent! Der Lebendige Adventskalender im Sprengelkiez ist inzwischen Tradition. Er feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen. E Udo Volk am Klavier; Foto: AMZ Die Gute Idee; Foto: AMZ Die Sonntagssänger; Foto: AMZ Wedding Drums; Foto: AMZ in Adventskalender ist jedes Jahr aufs Neue etwas Spannendes. Egal ob aus Pappe oder Holz, ob gefüllt mit Schokolade oder anderen Kleinigkeiten, jeden Tag aufs Neue öffnen wir gespannt ein Türchen, freuen uns über jede kleine Aufmerksamkeit, die darin auf uns wartet. Das geht sicher nicht nur Kindern so. Und wie wäre es, eines der Türchen zu öffnen und hineinspazieren zu können in diese Welt voller kleiner Wunder und Überraschungen? Genau dazu bietet der lebendige Adventskalender im Sprengelkiez Gelegenheit, der dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feiert. Vom ersten Dezember bis Heiligabend öffnet sich jeden Tag mindestens eine Tür im Kiez, und alle Bewohner sind eingeladen, sich auf viele verschiedene Advents-Abenteuer einzulassen. Die erste Tür am ersten Dezember ist eine sehr große: In der Osterkirche wird mit Konzerten und Glühwein die Adventszeit eingeläutet. Für Abwechslung und Stimmung sorgen die verschiedenen Künstler und Siemen Dallmann, der als Moderator durch den Abend führt. Faszinierende Trommelklänge nehmen zum Auftakt des Abends das Publikum für sich ein. Die „Wedding Drums“ lassen ihre Instrumente mal sanft und zögernd klingen, dann wieder anschwellen und sich miteinander verschmelzen, bis die wiederhallenden Töne auch den letzten Zuschauer fort von der Kirchenbank, in eine Welt von Nebel, Träumen und exotischen Bildern führen. Zurück auf den Boden der Tatsachen geleitet dann Andreas Hermann, der „Reinhard Mey des Sprengelkiezes“, wie Dallmann ihn treffend beschreibt. Frohe Weihnachten ! 12 KiBo Nr. 6 Mit seinen Liedern verkündet er Adventsbotschaften verschiedenster Art, die nicht selten das Publikum zum Schmunzeln bringen. Aber auch ernst und philosophisch wird er zwischendurch. „Wir alle sind Brüder, wir alle sind gleich“, heißt es da zum Beispiel. Ihm folgen die Sonntagssänger und –Sängerinnen, mit denen die Musik etwas klassischer wird. Das klassische Flair wird mit Udo Volk am Klavier beibehalten, bevor nach einer Pause unter anderem Lari von „Das LariFari“, die „Gute Idee“ und „Local George and the Sentimentals“ auf etwas rockig-poppigere Art für Stimmung sorgen. Gute Laune, Abwechslung und Spaß waren an diesem Abend garantiert. Und auch der gute Zweck fehlte nicht: Die Spendeneinnahmen kommen dem Verein „Offene Tür“ zugute, der Deutschkurse für Migranten mit unklarem Aufenthaltsstatus anbietet. Diese können keine Deutschkurse umsonst besuchen, sie aber auch nicht – da sie nicht arbeiten dürfen – bezahlen. „Offene Tür“ schließt diese Lücke, unterstützt vom ‚Lebendigen Adventskalender‘. Wer in den Erlebniskalender eintauchen möchte, dem bieten sich noch zahlreiche Möglichkeiten: Ob internationale Weihnachtsfeier, Fotoausstellung, Wohnzimmerkonzert, Adventsbasar, interkultureller Frauentee oder Abende bei Kiezbewohnern, die sicherlich alle unterschiedliche Überraschungen bereithalten, einen oder mehr Besuche ist der lebende Kalender mit Sicherheit wert. Das Programm gibt es unter anderem auf der Internetseite des Quartiersmanagements Sparrplatz als pdf. Ronja Sommerfeld Wünscht Ihnen Kiezboten die Redaktion des Dezember 2012 / Januar 2013 Oh du schöne Weihnachtszeit Weihnachtsstimmung auf dem Leopoldplatz Anfang Dezember fand zum dritten Mal der Weihnachtsmarkt auf dem Leopoldplatz statt. Jedes Jahr ist dieser Markt ein bisschen anders, jedes Jahr wird er besser. findet nur an zwei Tagen statt?“. Der vordere Leopoldplatz sollte in der ganzen Adventszeit auf die eine oder andere Art weihnachtlich dekoriert und beleuchtet sein, hört man. „Man wird nie fertig“ sagt Veranstalterin Brigitte Lüdecke. „Nun haben wir dieses Jahr als neues Element einen Tannenbaum auf dem Platz und aus verschiedenen Richtungen kommen gleich die Rückmeldungen, dass der Baum an der falschen Stelle steht.“ Ein großer Weihnachtsbaum muss Während des Weihnachtsmarktes zeigte der Künstler Jovan Balov in der stabil in der Erde verSchinkelkirche seine Gemälde zum Thema Karl-Friedrich Schinkel. ankert sein, und ein Foto: Kerstin Kaie Stromanschluss für Beleuchtung steht auch nicht auf allen Bereichen des Platn diesem Jahr ist eine Open Air-Bühne zes zur Verfügung. Vielleicht kann eine mit buntem winterlich-weihnachtlichen geeignete Verankerung ja bei den UmbauKulturprogramm prägend. Mehr als 100 Akteure – überwiegend Chöre aus maßnahmen des Leopoldplatzes im komdem Wedding – treten hier an den ersten menden Jahr angelegt werden. Nach den beiden Adventssonntagen auf. Ein Hö- Umbaumaßnahmen wird für den nächsten hepunkt ist der Gospel-Workshop in der Weihnachtsmarkt – und andere VeranstalKirche und das anschließende „Open- tungen auf dem Platz – auch eine zuverSinging“ derselben Gospel-Songs auf lässigere Stromversorgung zur Verfügung dem Platz. Es gibt erste Rückmeldungen: stehen. Die vorhandenen Anschlüsse sind „Ach, der Weddinger Weihnachtsmarkt unzureichend. I Mein schönstes Weihnachten D as schönste Weihnachtsfest begann am Morgen mit dem Weihnachtsbaum-Schmücken. Wir haben an ihn viele bunte Kugeln und Engel rangehängt. Am Nachmittag bin ich mit meinen Eltern in unseren Laden gegangen. Und ich habe sehr viele Geschenke von den Gäs- Dezember 2012 / Januar 2013 ten bekommen. Da sind wir eine Weile geblieben. Dann sind wir wieder nach Hause gegangen. Es war schon dunkel. Ich habe am Himmel einen glitzernden Schlitten gesehen. Das war wirklich komisch! Und als wir in unser Haus gekommen sind, bin ich schnell hoch gelaufen und habe die Tür aufgeschlossen. Ich habe schnell meine Schuhe ausgezogen und bin zum Weihnachtsbaum gerannt. Und ich habe diese schönen Geschenke gesehen. Ich habe sie ganz schnell ausgepackt. Am KiBo Nr. 6 Stärker als in den Vorjahren hat Brigitte Lüdecke in der Öffentlichkeitsarbeit zum Projekt hervorgehoben, dass der Weddinger Weihnachtsmarkt auch die Kooperation mit sozialen und bürgerschaftlichen Initiativen sucht. Besonderheiten seien wichtig, um sich unter rund 50 Weihnachtsmärkten in Berlin einen Platz zu erobern. Es geht nicht nur um Verkaufen und Einkaufen; denn ein Markt in seinem ursprünglichen Sinne ist auch ein Ort der Informationen, Neuigkeiten und Gespräche. Wer weder Kunsthandwerkliches noch Gastronomisches anbietet, kann über Mitmachangebote auch in ganz anderer Sache Öffentlichkeitsarbeit machen. Bündnis 90/ Die Grünen war schon 2011 mit einem grünen Weihnachtsmann dabei, dieses Jahr konnte man zusätzlich am Stand der Piratenpartei Wunschzettel abgeben, Bürger konnten aufschreiben, was sie von der Politik und von den Piraten wünschen und fordern. Die Vielfalt der Standbetreiber war erstaunlich. Unter 66 Anbietern waren das Rote Kreuz und das Paul-Gerhard-Stift ebenso vertreten wie Geschäftsleute der Müllerstraße. Die syrisch-orthodoxe Gemeinde hatte großen Spaß, der blaue Weihnachtsmann verteilte Leckereien für Hunde und man konnte Glühwein direkt von der Winzerei erwerben. Der „Rat des Lebens e. V.“ zeigte mit eindrucksvoller Lebendigkeit russische Kultur. Weddinger Weihnachtsmarkt 2012: Das hatte ein tolles Flair, das hatte Witz und Power. Brigitte Lüdecke schönsten war das Lego Space Shuttle. Ich habe es gleich mit meinem Papa zusammengebaut. Das war toll! Dann haben wir die Gans gebraten. Und meine Oma und mein Opa sind gekommen. Sie haben mir auch noch ein Geschenk mitgebracht. Und wir haben die Gans zusammen gegessen. Dieses Weihnachten war so schön, weil ich den Schlitten im Himmel gesehen habe und mein Papa ganz lange mit mir gespielt und gebaut hat. Paul Böttger (Leo-Lionni-Schule, 4a) 13 Oh du schöne Weihnachtszeit Weihnachtsumfrage Weihnachten steht vor der Tür, die Schneeflocken fallen, die ersten Tannenbäume stehen. Mütze, Schal und Handschuhe sind ausgepackt. Wir haben die Kiezbewohner gefragt, ob diese Zeit die schönste im Jahr ist Ali, 18: Mein bestes Geschenk war eine Playstation. Wir feiern Weihnachten eigentlich nicht so, aber Geschenke gibt’s trotzdem. Vera, 73: Es ist schön, Weihnachten mit Freunden und der Familie zu verbringen. Als Jahreszeit ist es aber zu kalt. Lamin, 38: Um die schönste Jahreszeit zu sein, ist Weihnachten zu kalt. Das Beste an diesem Fest ist das Zusammensein mit Familie und Freunden. Max, 22: Die Zeit mit der Familie und den Freunden ist das Beste an Weihnachten. Und die schönste Zeit im Jahr ist es für mich nicht, nein. Barbara, 60: Das Verbreiten von Freude und Liebe ist das Schönste an Weihnachten. Allerdings kommt das heutzutage viel zu kurz. Ich finde nicht, dass es die schönste Zeit im Jahr ist. Claudia, 49: Das schönste Geschenk ist für mich das Feiern mit den Kindern. Mit den Kindern macht man an Weihnachten immer was zusammen, miteinander spielen, basteln, singen… Jeanette, 48: Mein bestes Geschenk…ich hab letztens ganz tolle Espresso-Tassen geschenkt bekommen! Am schönsten ist das Zusammensitzen. Das hat man sonst nicht so oft. Hans-Georg, 52: Bei uns in der Familie haben wir das Verschenken seit langer Zeit aufgegeben. Und Tradition ist, dass ich zu meinen Eltern fahre. Da kommen dann alle zusammen. Igor, 25: Was an Weihnachten das Beste ist? Das Zusammensein mit Familie und Freunden. Aber die schönste Zeit im Jahr ist es trotzdem nicht. Ingrid, 77: Heutzutage gehen wir an Weihnachten immer in die Kirche, das ist unsere Tradition. Mein Brillantring war mein tollstes Geschenk, das ist schon ein paar Jahre her. Amelie, 67: Als ich vier oder fünf war, hab ich einen Teddy von meinem Opa bekommen. Das war mein schönstes Geschenk. Traditionell versuche ich, mit Freunden zusammenzusitzen und zu essen. Sabine, 58: Für mich ist vor allem die Idee des Weihnachtsfestes wichtig, die Werte, die dahinterstehen und die Gemeinschaft. Ich sehe es aber nicht als die schönste Zeit im Jahr. 14 KiBo Nr. 6 Dezember 2012 / Januar 2013 Oh du schöne Weihnachtszeit Weihnachtsumfrage und was ihnen daran am besten gefällt. Außerdem erzählen sie, welche ‚Weihnachtstraditionen‘ sie haben und was für sie das beste Geschenk war. Axel, 22: Mein schönstes Geschenk war ein Fahrrad, da war ich zwölf. Traditionell essen wir immer Kartoffelsalat mit Bockwurst. Volker, 44: Die Weihnachtszeit ist nicht schön, alle sind viel zu gestresst. Und das Schönste ist, wenn‘s wieder vorbei ist. Katja, 31 (mit Fritz): Mein schönstes Geschenk ist mein Fritz. Was bei uns an Weihnachten Tradition ist? Wir gehen in die Osterkirche und essen Kartoffelsalat mit Würstchen. Klaus, 54: Für mich ist der Sommer die schönste Jahreszeit. Und an Weihnachten gefällt mir am besten, dass man die Zeit mit der Familie verbringt. Und das Essen. Heinz, 71: Die schönsten Geschenke habe ich bekommen, da war ich noch klein. Das waren ein Schlitten und ein Schaukelpferd, die hat mein Vater selbst gebaut. Rebekka, 31 (mit Linus): Wir schauen uns immer zuerst das Krippenspiel an, dann geht’s zu den Großeltern, dann wird noch einmal die Weihnachtsgeschichte gelesen und dann kommt das Christkind. Karin, 70: Mein schönstes Geschenk? Das weiß ich nicht, vielleicht hab ich auch gar nichts bekommen. Ein Buch vielleicht? Das größte Geschenk ist es, mit der Familie zusammen zu sein. Laurenz, 23 (mit Mitja): Bei mir zuhause ist die Weihnachts-Tradition wie in einem Film. Meine Mutter schmückt den Tannenbaum mit allem drum und dran und so... M., 50: Am liebsten verbringe ich an Weihnachten Zeit mit meiner Familie. Aber im Vergleich zu anderen Jahreszeiten find ich die Weihnachtszeit nicht so schön. Emelia, 26: Ja, Weihnachten ist meiner Meinung nach die schönste aller Jahreszeiten! Besonders schön ist neben dem Essen die Zeit mit der Familie. Franziska, 25: Eigentlich sind es die selbstgemachten Dinge, die wirklich Freude machen. Die Tradition? Naja, es haben sich einige beschwert, dass wir immer in die Kirche gehen, deshalb gehen wir jetzt ins Kino. Andreas, 40: Ich kriege seit Jahren schon keine Geschenke mehr und verschenke selbst auch keine. Meine Tradition ist es, in die Kneipe zu gehen und Freunde zu treffen. Halli-Galli und so! Dezember 2012 / Januar 2013 KiBo Nr. 6 15 Gut zu wissen T Immer mehr Weddinger in der Schuldenfalle rotz sinkender Arbeitslosigkeit ist die Schuldnerquote in Berlin in diesem Jahr wieder leicht gestiegen. Laut Schuldner-Atlas 2012 sind über 370.000 Einwohner überschuldet. Das sind 12,56 % der erwachsenen Berliner. Jeder Achte ist zahlungsunfähig, das ist eine Steigerung von 2,2 % gegenüber dem letzten Jahr. Schlusslicht in Berlin ist der Stadtbezirk Wedding, gefolgt von Tiergarten und Neukölln. Im Wedding kann fast jeder fünfte erwachsene Bürger (18 %) seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Wer jetzt denkt, die Betroffenen seien alle Langzeitarbeitslose, der hat weit gefehlt. Empfänger von Arbeitslosengeld II sind oft gar nicht mehr in der Situation, Schulden zu machen. Sie brauchen ihr Geld zum bloßen Überleben. Was sind dann die Ursachen für die steigende Verschuldung? Zu den wichtigsten Auslösern gehören unerwartete und plötzliche Der „Original aus dem Sprengelkiez“-Beutel ist da! Arbeitslosigkeit (26 %), Scheidung oder Trennung (15 %), schwere und langwierige Krankheiten (11 %) und gescheiterte Selbstständigkeit (7 %). Aber auch immer mehr Rentner und Niedriglohn-Empfänger kommen in die Schuldenfalle. Hier liegt es oft an den ständig steigenden Lebenshaltungskosten wie Miet- und Strompreisen. Der Original-Beutel; Foto: Özlem Ayaydinli Was kann ich tun? Wer in der Schuldenfalle sitzt, muss schnell handeln, um nicht komplett abzurutschen. Wichtig ist zuerst, Zahlungen für Miete, Strom oder Gas nachzukommen. Natürlich sollte man zudem so schnell wie möglich eine kostenlose Schuldnerberatung aufsuchen. Infos zu Schuldnerberatungen in Mitte gibt es unter anderem bei www. schuldnerberatung-berlin.de oder [email protected] (Tel: 030 4930140). Siemen Dallmann Das Quartiersmanagement hat zahlreiche Stoffbeutel mit unserem Logo „Original aus dem Sprengelkiez“ drucken lassen. Sie wollen auch stolzer Besitzer Stoffbeutels werden? Dann nennen Sie uns einen guten, kreativen, lustigen Grund, warum ausgerechnet Sie ein Exemplar bekommen sollten. Wir freuen uns auf Ihre Ideen ! Schicken Sie einfach eine E-Mail an: [email protected], schreiben Sie es an unsere Facebook-Wand: http://www.facebook. com/Quartiersmanagement.Sparrplatz oder kommen Sie persönlich im Büro in der Burgsdorfstraße 13a vorbei. „Original aus dem Sprengelkiez“ - Sieger gekürt S eit August hat das Quartiersmanagement-Team 42 „Originale aus dem Sprengelkiez“ aufgesucht und fotografiert. Die Bilder konnten auf der Facebook-Seite des QM angesehen und mit einem erhobenen Daumen bewertet werden. Am 14. November wurden nun die drei Sieger-Motive gekürt. Sehen Sie selbst! Alle drei Motive werden am Ende des Jahres auf einer Postkarte erscheinen und im Sprengelkiez ausliegen. Der 1. Platz geht an die Kinderfarm (oben links) Foto: Özlem Ayaydinli Der 2. Platz geht an den Madenautomaten (rechts) Foto: Özlem Ayaydinli Der 3. Platz geht an das Eschenbräu (unten links) Foto: Anne Gebauer 16 KiBo Nr. 6 Dezember 2012 / Januar 2013