Oh du schöne Weihnachtszeit Sprengelkiez

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Oh du schöne Weihnachtszeit Sprengelkiez
Der Kiezbote
Die Stadtteilzeitung für den Sprengelkiez. KiBo Nr. 6 / 2012
Vorwort
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Oh du schöne Weihnachtszeit
Mein Kiez
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Sprengelkiez - der Film
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Keine Zeitschriften mehr von Sandip Pal
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Kunst&Dialog: Märchen aus dem Sprengel- kiez
5
brotZeit-Projekt gestartet
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Im Herzen des Kiezes: Beispielloses Enga- gement
MitDenken, MitReden, MitMachen
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Markt der Ideen
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Interview mit Quartiersrat Oliver H. Herde
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Wahl zum Quartiersrat und Vergabebeirat 2013
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Vernetzung für bessere Bildungschancen
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Aufführung des Gender-Theaterprojektes „Klassenfahrt“
Das Thema
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Hereinspaziert in den Advent!
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Weihnachtsstimmung auf dem Leopold-
platz
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Weihnachtsumfrage
Gut zu wissen
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Immer mehr Weddinger in der Schuldenfalle
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„Original aus dem Sprengelkiez“ - Sieger gekürt
Oh du
schöne
Weihnachtszeit
Vorwort
Oh du schöne Weihnachtszeit
Impressum
Herausgeber
Lo‘Nam Verlag/ Afrika
Medien Zentrum e.V.
Torfstr. 12, 13353 Berlin
Tel.: (030) 97 89 55 36
Fax: (030) 96 08 99 97
EMail: [email protected]
www.lonam.de
V.I.S.D.P.
Hervé Tcheumeleu
Redaktion
Siemen Dallmann,
Karin Liersch, Narcisse
Djakam, Sara Reuter,
Ronja Sommerfeld, Sika
Kodo, Samia El-Dakhloul,
Christine Gugisch
Mitarbeiter dieser
Ausgabe
Anne Wispler, Anne
Gebauer, Angélique
Brunelle, Angela
Kartheus, Brigitte Lüdecke
Titelbild
Weihnachtsbaum (AMZ)
Korrektur
Ronja Sommerfeld, Lydia
Manock Bayap, Barbara
Kamposch
Druck: Offset Druck
Wende
Auflage: 5000 Exemplare
Gefördert durch die
Europäische Union,
die Bundesrepublik
Deutschland und
das Land Berlin im
Rahmen des Programms
„Zukunftsinitiative
Stadtteil“ - Teilprogramm
„Soziale Stadt“.
Der Weihnachtsmann mit Karin in der Torfstraße; Foto: AMZ
W
enn die Bäume ihre letzten Blätter abgeworfen haben, die Temperaturen bis an
die Nullgradgrenze sinken und morgens
eine dünne Kristallschicht die Scheiben umrahmt,
dann ist der Einzug des Winters nicht mehr fern.
Für Ablenkung vom tristen grauen Alltag sorgen
während der Weihnachtszeit vor allem die zahlreichen Weihnachtsmärkte.
Am Montag, dem 26.11.12 wurde, wie jedes Jahr
am ersten Tag nach Totensonntag, die Weihnachtsmarktsaison eröffnet. In Berlin gab Bürgermeister Klaus Wowereit um 18 Uhr den offiziellen
Startschuss zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes am Gendarmenmarkt.
Wir können uns also freuen: Auf den süßlichen
Geruch von gebrannten Mandeln, der durch die
Stadt zieht, auf heißen Glühwein, dessen Aroma
die Umgebung mit dem orientalischen Duft von
Nelken und Zimt erfüllt und, nicht zu vergessen,
auf die vielen kleinen Lichter, die die Stadt in ein
warmes und gemütliches Tuch hüllen. Neben den
Weihnachtsmarktklassikern, am Schloss Charlottenburg, am Gendarmenmarkt oder an der Ge-
A
Sprengelkiez
– der Film
m Anfang war es nur so eine Idee.
Doch nun ist daraus ein durch das
Programm „Soziale Stadt“ gefördertes Projekt geworden: Die beiden Studenten
Jakob Harms und Felix Weiß drehen eine
Dokumentation über den Sprengelkiez. Seit
Mai dieses Jahres wohnen die beiden im
Kiez, der eine steht kurz vor dem BachelorAbschluss seines Film- und Fernsehstudiums, der andere studiert European Studies.
Als Jakob auf der Suche nach einem Thema
für einen neuen Dreh ist, meint Felix: „Mach
doch was über den Sprengelkiez“. Gesagt,
getan. Im Zentrum stehen einzelne Akteure
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KiBo Nr. 6
dächtniskirche, haben sich auch viele alternative
und nicht kommerzielle Weihnachtsmärkte etabliert. Auch im Sprengelkiez lud am Samstag, den
03.12., ein gemütlicher Weihnachtsmarkt auf dem
Leopoldplatz zum Kaufen und Bummeln ein.
Gespart wird dieses Jahr nicht etwa bei den Geschenken, sondern besonders bei der Weihnachtsbeleuchtung. Dies ergab eine Umfrage des
Marktforschungsinstituts Toluna. Demnach kamen
2011 rund 8,5 Milliarden Lämpchen zum Einsatz,
dieses Jahr sind es vermutlich 1,5 Milliarden weniger. Grund dafür sind die steigenden Strompreise.
Dabei könnte der Einsatz von LED-Lichterketten
den Stromverbrauch bereits um bis zu 90% reduzieren.
Fällt einem dann doch mal die Decke auf den Kopf,
so lockt der Lebendige Adventskalender mit vielen
interessanten Angeboten. Und so ist vielleicht das
Letzte, was für ein ruhiges und besinnliches Fest
fehlt: Dass der Schnee liegen bleibt, der das Grau,
die Hektik und den Lärm unter seiner weißen Decke begräbt.
Sara Reuter
des Viertels. „Menschen, die sich irgendwie
engagieren oder einfach eine Geschichte
zu erzählen haben“, erklärt Felix. Egal ob
Geschäftsführer eines Vereins, Kneipenbesitzer oder einfach jemand, der sich im Kiez
besonders gut auskennt und viel über dessen Geschichte weiß, verschiedenste Personen werden von den beiden porträtiert.
So wird filmisch ein Bild vom Kiez und den
Leuten, die hier leben, gezeichnet.
Wer schon immer mal mehr über seine Umgebung und Nachbarn erfahren wollte, der
sollte die Premiere im Januar auf keinen Fall
verpassen. Der genaue Termin wird noch
bekannt gegeben, Ort der Vorführung ist voraussichtlich das SprengelHaus.
Ronja Sommerfeld
Dezember 2012 / Januar 2013
Mein Kiez
Keine Zeitschriften mehr von Sandip Pal
I
m Juni 1991 eröffnete Sandip Pal zusammen mit seinem
Schwager in der Fehmarner
Straße 22 ein kleines Geschäft.
Bis vor kurzem konnte man dort
noch Zeitschriften, Tabakwaren,
Getränke und Geschenkartikel
kaufen. Am Freitag, dem 30. November, war damit jedoch endgültig Schluss.
Sandip Pal kommt ursprünglich
aus Kalkutta, einer Stadt im Osten
Indiens. In Deutschland ging er
zur Schule und arbeitete als Ingenieur. Doch das ist schon sehr lange her. Warum er sein Geschäft im
Sprengelkiez eröffnete, obwohl er
Kiosk-Besitzer Sandip Pal; Foto: AMZ
eigentlich in Charlottenburg wohnt,
hatte damals pragmatische Gründe.
Der Laden war seinerzeit für seine Größe schätztes Geschäft. Doch Sandip Pal ist
sehr preiswert. Die Geschäfte liefen gut, froh, den Laden geführt zu haben. Über
doch nach der Einführung des Euro, im seine Kunden sagt er: „Ich hatte normale,
Jahr 2002, kamen immer weniger Kunden. aber auch viele sehr nette Kunden.“ WelZudem stiegen die Kosten laufend. Sein che Art von Geschäft künftig in die RäumSchwager hatte vor kurzem einen Schlag- lichkeiten einziehen wird, wisse er nicht,
anfall; er hätte das Geschäft eigentlich es müsse erstmal alles renoviert werden.
übernehmen wollen. Alleine kann Sandip Sandip Pal geht nun in seinen Ruhestand,
die Arbeit mit seinen 75 Jahren nicht mehr wir wünschen ihm weiterhin alles Gute.
bewerkstelligen. Und so verschwindet
Sara Reuter
ein kleines, von den Anwohnern sehr ge-
Der Kiezbote
Die Stadtteilzeitung für den Sprengelkiez.
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ich!
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Offene Redaktionssitzung am
Donnerstag, dem 08.01.2013,
um 16.30 Uhr im Afrika Medien
Zentrum, Torfstr. 12.
eih vorb
Einfac en!!!
komm
Das Titelthema der
nächsten Ausgabe steht
noch nicht fest.
Über Vorschläge freuen
wir uns sehr!
ter
Kiezrepor
gesucht!
Sie schreiben gern, Sie sind im
Kiez unterwegs? Wir bilden Sie
zum Kiezreporter aus.
Einfach bei der KiezbotenRedaktion melden:
Tel.: 978 95 536
E-Mail: [email protected]
Dezember 2012 / Januar 2013
KiBo Nr. 6
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Mein Kiez
Kunst & Dialog: Märchen aus dem Sprengelkiez
Zum 775jährigen Stadtjubiläum wurde in Berlin viel nachgedacht und gesprochen über die Geschichte und Geschichten
der Menschen, die heute hier leben.
Die Arbeit in den Workshops; Foto: Anna Herzog
“Was ist Deine Geschichte? Was ist ‚unsere‘ Geschichte? Wie kommen sie im Kiez
zusammen?”, fragte das Projekt Kunst &
Dialog im Sprengelkiez. Unser Ziel war
es, das Kennenlernen und den Kontakt
zwischen Nachbarinnen und Nachbarn im
Gespräch über die eigenen und gemeinsamen Geschichten zu vertiefen. Wir wollten die Vielfalt öffentlich sichtbar machen,
die an einer normalen Weddinger Straßenecke zusammenkommt, und damit
einen Impuls für das Miteinander im Kiez
einbringen, aus dem wieder
neue Geschichte wird. Dazu
trafen wir uns am 30. und
31. Oktober zu einer Storytelling- und Kunstaktion an
der Ecke Willdenow- und
Burgsdorfstraße, mit Geschichten, die Station gemacht oder ihren Ausgangspunkt hatten in Äthiopien,
der BRD, der DDR, der Elfenbeinküste, Israel, Italien,
Kanada, Mali oder den USA. Wir haben
einander interviewt, Gedichte geschrieben, mit der linken Hand nach frühen Erinnerungen gegraben, gemeinsam gegessen und Märchen entwickelt. Am zweiten
Tag machten wir die Ergebnisse unseres
ersten Kennenlernens auf zwei Papptischen sichtbar und ließen an der Straßenecke Passanten dazukommen, damit
sie schauen und fragen, und am liebsten
auch selbst etwas beitragen. Die Idee zu
dem Ganzen hatten eine Anwohnerin und
s war einmal eine Heuschrecke, die hatte großen Hunger
– und zwar sehr großen Hunger.
Einige Flächen in Berlin hatte sie
schon abgefressen. Das lief immer
nach dem gleichen Schema. Mit
viel Geld wurden Hauseigentümer
aus einem Kiez überzeugt, an die
Heuschrecke zu verkaufen. Gab
es welche, die nicht verkaufen
wollten, so begann die Heuschrecke, andere Parasiten loszuschicken, die den Hauseigentümern
das Leben schwer machten: zum
Beispiel durch die Erhöhung der
Grundsteuer durch das Land Berlin, der Abwasserpreise, Müllentsorgung etc. Irgendwann wurde
die Vermietung mit Nebenkosten
so belastet, dass viele Eigentümer
einfach den ganzen Kram hinschmissen und verkauften. Dann
führte die Heuschrecke mit ihren
sechs Beinen einen Freudentanz
auf, denn nun konnte sie die Mieter schröpfen ohne Ende, dass ihnen irgendwann keine Möglichkeit
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Sprengelkiez... Anna Herzog
Das Riesenkrokodil
Heuschrecken
E
Mediatorin, eine Sprachwissenschaftlerin
und eine Künstlerin. Besonderer Dank gilt
den beiden letzten! Wer ein bisschen mehr
über sie und ihre Arbeit erfahren möchte,
schaue gern nach unter: sloapsolutions.
com und realizecommunication.de.
Die großzügige Unterstützung durch den
Quartiersfonds 1 hat uns ermöglicht, mit
vielen wunderbaren Materialien zu arbeiten und der gastfreundlichen Konfliktagentur eine kleine Miete für ihre schönen Räume geben zu können. Auch dafür
ganz vielen Dank! Der wichtigste Dank
aber geht an alle, die sich auf das Abenteuer eingelassen, mitgemacht und ganz
viel von sich beigetragen haben – allen
Teilnehmenden! Wir haben viel Offenheit
und Interesse erlebt, ruhige und laut lachende Momente geteilt und waren produktiv. Einen Ausschnitt dürfen wir hier
mit drei ganz verschiedenen Zukunftsmärchen präsentieren: Es war einmal im
blieb als abzuwandern. Solche
kleineren Probleme wie Klagerecht durch Mietspiegel wurden
lässig aus dem Weg geräumt, am
Ende konnten Mieter weder klagen noch bezahlen. Dann wurden
die Wohnungen luxussaniert und
schließlich nur noch eine Klientel als Mieter zugelassen: Andere Heuschrecken, die in anderen
Branchen Flächen leerfraßen.
Und die kamen gerne, weil der
Kiez doch so nah an allem Wichtigen dranlag, was man als Berliner
braucht: An Bundestag, Hauptbahnhof, Friedrichstraße, Parks
und Müllerstraße, die sich auf die
neue Kundschaft einstellte.
Die ehemaligen Kiezbewohner
versuchten, einen Protest zu organisieren, aber bei der Veranstaltung ‚Dialog mit Investoren
und Anwohnern‘ gerieten neben
der Heuschrecke und den Parasiten auch noch Lokalpolitiker in die
Runde, einem waren mittlerweile
Fühler gewachsen.
KiBo Nr. 6
E
s gab einmal ein Dorf,
dessen
Name
Wedding war. In
diesem Dorf gab
es
Einwohner,
die eine Sprache
sprachen,
und Einwohner,
die eine andere
Sprache
sprachen. Es gab Ein- Illustration zum Märchen
wohner, die grün
waren, und Einwohner, die blau waren. Die Bewohner
stritten sich ständig. Sie konnten sich überhaupt nicht
einigen.
Eines Tages erschien ein Riesenkrokodil in dem Dorf.
Es versuchte, die Einwohner zu fressen. Die Einwohner hatten Angst. Sie wussten nicht, was sie machen
sollten. Sie versteckten sich und kamen lange Zeit
nicht heraus.
Doch irgendwann bekamen sie Hunger und Durst. Da
schrie der Sohn des Chefs der Samake, der alle Sprachen des Dorfes sprach: „Wir können dieses Krokodil
nur vertreiben, indem wir uns zusammen tun!“ Das
machten sie, und sie vertrieben es. Und sie fingen an,
miteinander zu sprechen, statt miteinander zu streiten.
Dezember 2012 / Januar 2013
Mein Kiez
brotZeit-Projekt gestartet
Das Luftschloss
D
ie verlassene
Technik
der
ehemaligen Flugzeugfabrik
unter
dem Sprengelpark
erwacht zum Leben und transformiert den Sprengelkiez zu einer
fliegenden
Insel.
Der fliegende Kiez.
Durch die Infrastruktur des Kiezes
mit dem RobertIllustration zum Märchen
Koch-Institut, einer
Kleingartenkolonie,
der Weddinger Kinderfarm, TELUX, dem
Sprengelhaus und der Konfliktagentur
wird der Sprengelkiez autark. Es entwickeln sich Tauschbörsen; die Studenten
im Studentenwohnheim machen Guerilla
Gardening und bringen den Bewohnern
die Tauschökonomie bei. Geld wird abgeschafft. Esperanto wird als offizielle
Sprache eingeführt. Durch den Einsatz
der Konfliktagentur entwickelt sich ein
demokratischer, friedlicher, empathischer
Kommunikationsstil. Im Robert-KochInstitut wird das ultimative Heilmittel erfunden, das alle Krankheiten kuriert. Die
Brüder-Grimm-Grundschule entfaltet sich
zu einem zentralen Wissensaustauschzentrum. Mithilfe von Geschichten und
Märchen wird das Wissen der Einwohner
weiterentwickelt. Durch die Abkopplung
von der Ausländerbehörde etabliert sich
eine neue identitätsstiftende Weltstaatsbürgerschaft. Demokratische Erziehung
wird gefördert. Es gibt Kinderparlamente
und Konfliktlotsen. Kinder entscheiden bei
allen Angelegenheiten im Kiez mit. Dies
wird vor allem durch das Engagement des
TELUX-Abenteuerspielplatzes
bewerkstelligt. Alle Anwohner werden akzeptiert
– es gibt eine Akzeptanzkultur, die auf
Anerkennung der verschiedenen Kulturen
beruht: Verschiedene Menschen mit ihrer
Vielfalt an Erfahrungen, unterschiedlichen
Voraussetzungen und Ressourcen.
Der Kontakt zur unteren Welt wird durch
Sonderaufzüge gestaltet, sodass die entwickelte Kultur des Sprengelkiezes nach
außen verbreitet wird. Der Sprengelkiez
wird zu einem Wallfahrtsort für Philosophen und Denker, Einflussträger und Vertreter der unteren Welt.
Anna Herzog
Dezember 2012 / Januar 2013
Das brotZeit-Team; Foto: Angela Kartheus
I
n der Leo-Lionni-Grundschule ist im November das brotZeit-Projekt gestartet.
Jeden Morgen bereiten ehrenamtlich arbeitende Senior/innen ein gesundes
Frühstücksbuffet vor, an dem sich die Kinder vor dem Unterricht stärken können. Die Projektidee stammt von der Schauspielerin Uschi Glas. Alle vierzehn
Tage werden die beteiligten Einrichtungen mit Lebensmitteln – kostenlos bereitgestellt von der Firma Lidl – versorgt. Aktive Senioren beliefern, mit den von der Firma Frigorent unentgeltlich überlassenen Kühlfahrzeugen, die Schulen. Auch die
„brotZeit-Logistiker“ sind ehrenamtlich tätig und erhalten lediglich eine Aufwandsentschädigung.
Die Kinder lernen das Angebot nun nach und nach bei einem „Probefrühstück“
mit ihrer ganzen Klasse kennen. Danach sind sie ohne Anmeldung willkommen.
Ab 7.30 Uhr steht das Team der Senior/innen bereit, um die Kinder in freundlicher
Atmosphäre zu umsorgen. Kinder und Eltern sind begeistert von diesem Projekt,
und sie können kaum glauben, dass dieses Angebot wirklich kostenlos ist!
Angela Kartheus
I
Bewegungsförderung für
die KITAS im Kiez
m Januar ist es wieder soweit: Kitas im Kiez erhalten die Möglichkeit, am Schulungsprogramm des Vereins „Fitness for Kids“ e.V. teilzunehmen. Erfahrene
Übungsleiter zeigen Kindern und Erziehern, welche Vielfalt an Bewegungsmöglichkeiten durch Alltagsmaterialien verwirklicht werden können. Das Programm
läuft über 12 Termine, immer dienstags vormittags im Aktionsraum der Osterkita.
Für Kinder und Erzieher ist es kostenlos, da es durch das Programm „Soziale
Stadt“ gefördert wird. Von allen Kitas, die bislang daran teilgenommen haben, gab
es begeisterte Zustimmung.
Achtung, es gibt nur Platz für wenige Gruppen!
Interessierte Kitas melden sich bei fit4age – Physiotherapie und Fitness unter der
Telefonnummer: 030/33 93 69 89. Ansprechpartner ist Heinz Reichenecker.
KiBo Nr. 6
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Mein Kiez
Das Team des Nachbarschaftsladens
Anselme Pouaha, Stellvertretender Vorsitzender des Vereins FéeFée e.V.
Mitglieder des „Intergalaktischen Kulturvereins“
Im Herzen des Kiezes: Beispielloses Engagement
Im Herzen des Sprengelkiezes, der für seine multikulturelle Bevölkerung bekannt ist, haben sich die Vereinsstrukturen
stark entwickelt. Verschiedene Projekte, bestimmte Ambitionen, so viel Engagement und Energie, für die Gesellschaft
handeln zu wollen. Der Kiezbote hat sich vier besonders engagierte Organisationen im Viertel angesehen, mit Schwerpunkt Aktivitäten und Vorhaben…
„Aktiv im Kiez“
G
egründet im Mai 2002, lädt der
Verein „Aktiv im Kiez“ jeden Mitbürger ein, zu kommen und sich
um seinen Kiez zu kümmern, für ein besseres und friedlicheres Leben im Viertel
zu handeln. In diesem Rahmen hat die
Organisation verschiedene Aktionen in
Bewegung gesetzt, um Begegnung und
Austausch zwischen den Bewohnern zu
fördern und ihr Umfeld zu verschönern.
So sind das Kiezfrühstück, der Spieleabend oder auch der monatliche Bürgerrat aus Leben des Viertels und des Vereins nicht mehr wegzudenken. Über diese
Momente der Entspannung und Diskussion hinaus versuchen die 25 Mitglieder
der Organisation (und natürlich auch jeder andere interessierte Anwohner), das
Viertel zu verschönern und das Leben
darin angenehmer zu gestalten (Pflegen
von Schulgärten, Unterstützung für die
Erhaltung des Sandkastens auf dem Kinderspielplatz etc.). „Manchmal geht es nur
um kleine Aktionen, aber die Hauptsache
ist, kontinuierlich zu handeln, denn das
ist der einzige Weg, die Dinge sich nachhaltig entwickeln zu lassen“, eröffnet Siemen Dallmann, Vorsitzender des Vereins.
Dementsprechend werden sich die neuen
Projekte 2013 auf die Verschönerung der
grünen Räume und die Verbesserung der
6
Verkehrslage konzentrieren. Schließlich
ist die rechtliche Beratung nicht zu vergessen, welche der Verein den Bürgern
anbietet, die Rat in Sachen Arbeitslosenrecht oder Krankenversicherung brauchen.
Anhand dieser verschiedenen Initiativen
nehmen also die vom Verein geförderten
Werte Sinn und Gestalt an. „Aktiv im Kiez“
ist „multi-kulti“, indem er die Gesamtheit
der Anwohner unabhängig ihrer Herkunft
einlädt, sich zu treffen und gemeinsam
zu handeln. Auf diese Weise fördert der
Verein die Toleranz, das gegenseitige
Verständnis und die Integration. Ein so
aktiver und bemerkenswerter Verein, dass
ihm sogar ein Lied gewidmet wurde…
„Féefée Berlin“, der Kampf
einer Kultur, die Ambition für
ein Land
ten versucht. Tatsächlich vereint „Féefée
Berlin“ aus Haut-Nkam stammende und in
Berlin oder Brandenburg lebende Kameruner, die einerseits für ihr Herkunftsland
und ihre dort gebliebenen Brüder handeln,
andererseits ihre eigene Kultur erhalten
und entwickeln möchten.
Den in Kamerun realisierten Maßnahmen
fehlte es nicht an Wirkung und Ambition:
ein Projekt zur Einrichtung von Solarenergie in einem lokalen Krankenhaus,
Verteilung von Schulmaterial usw., mit
Unterstützung nicht nur von Wohlfahrtsverbänden vor Ort, sondern auch von
deutschen Vereinen. Die zukünftigen Projekte werden sich auf den logistischen Teil
der Erziehung (Material, Schulen etc.) und
der Gesundheit (Pflegestrukturen, Ausstattung etc.) konzentrieren, welche unentbehrliche Grundpfeiler für die Entwicklung einer Region darstellen. Ein weiteres
Ziel des Vereins ist es, die lokale Kultur
Zur sonntäglichen Stunde treffe ich
Anselme Pouaha, stellvertretender
Vorsitzender von Féefée e.V. Berlin, ein begeisterter und engagierter
Mann, so wie alle 120 Mitglieder,
die der Verein zählt. Können Sie mir
übrigens sagen, warum er „Féefée“
heißt? „Féefée“ ist die Regionalsprache des Départements Haut-Nkam
(im westlichen Kamerun), welches
der Verein zu fördern und aufzuwer-
KiBo Nr. 6
Kulturtag beim FéeFée e.V.
Mein Kiez
Intergalaktischer Kulturverein: verankert im Kiez, der
Welt geöffnet
Die Evangelische Gemeinde der Osterkirche: Für eine Kirche, die anders ist als andere
Haut-Nkams zu fördern, durch Sprachkurse in „Féefée“ oder kulturelle Festlichkeiten, wo sich traditionelle Tänze und
rituelle Gesänge einander abwechseln.
Was man sich übrigens nicht entgehen
lassen sollte: Ein kulturelles Wochenende
im Jahr 2013, veranstaltet anlässlich des
zehnjährigen Geburtstags des Vereins!
Langfristig strebt „Féefée Berlin“ an, eine
internationale Plattform zu bilden, die
Schwestern und Brüder aus Haut-Nkam
in der Diaspora wiedervereint. Doch bevor
die Organisation diesen Plan konkretisiert,
versucht sie zuallererst, offizielle Vereinsräume einzurichten, das „Féefée“-Haus,
wo jeder sich zuhause fühlen kann.
Die Evangelische Gemeinde
der Osterkirche: Für eine
Kirche, anders als die anderen
„Glauben leben“, so lautet der Slogan der
evangelischen Kirchengemeinde in der
Samoastraße. Es handelt sich um eine
Kirche im Kiez, die allen Bewohnern offensteht, was auch immer ihre religiöse
oder kulturelle Herkunft sein mag. Die Gemeinde möchte jedem Bürger bei Bedarf
zu Hilfe kommen, da ist es unwichtig, ob
er Christ, Moslem oder Atheist ist. Sie alle
sind eingeladen, an den Aktivitäten der
Gemeinde teilzunehmen, die fast 2100
Mitglieder vereint.
„Ich lebe und ihr sollt auch leben“, gern
borgt sich die Gemeinschaft diesen Ausspruch von Jesus Christus, um den Sinn
ihres Engagements und ihrer Existenz
auszudrücken. In der Tat bietet die Organisation über religiöse Dienstleistungen
hinaus eine Vielfalt von Treffen an, wo alle
dazu aufgefordert sind, Momente des Alltags miteinander zu teilen und gemeinsam
das Leben zu genießen. Beispiele hierfür
sind das wöchentliche Seniorentreffen,
der Küchenklub für Männer, Sommerreisen für jugendliche Mitglieder, der monatliche runde Tisch zu wirtschaftlichen Problemen, interreligiöse Treffen…. um nur
einige zu nennen.
Auch leitet die Gemeinde die gemeinschaftliche Kita der Kirche (von ihr selbst
1945 gegründet) und beherbergt heute
fast 70 Kinder aus dem Viertel, wovon ein
Drittel zur muslimischen Gemeinschaft
gehört. Eine Kirche, eine Gemeinde, die
in erster Linie offen ist und die ihre Räumlichkeiten natürlich auch anderen Vereinen oder Gruppen im Viertel zur Verfügung stellt.
An einem Tag Ort der Besinnlichkeit,
am nächsten Theater- oder Konzertsaal, am übernächsten Diskussionsraum, zeigt sich die evangelische
Kirche in der Samoastraße jeden
Tag mit einem neuen Gesicht. Die
Gemeinde macht aus diesem heiligen Ort vor allem einen Lebensraum, eine Kirche, die anders ist als
andere…
KiBo Nr. 6
Kiezfrühstück im SprengelHaus
Der „intergalaktische Kulturverein“ ist ein
junger Verein, der seit Ende 2011 von der
Theaterspezialistin Lioba Reckfort getragen wird. Neugierigen und Interessierten
bietet er interkulturelle Theaterprojekte
an, organisiert und geleitet von echten
Profis. Eine schauspielerische Ausbildung
ist keineswegs notwendig, um an diesem
künstlerischen Abenteuer teilzuhaben.
So lädt der Verein jeden Sonntag zu einem Improvisationstheater mit dem Namen „Hotel Deutschland“ ein, bei dem
alle mitmachen können. 2012 wurde zum
ersten Mal das Festival „Microteatro“ organisiert. Fünf kleine Theatergruppen aus
Spanien und Lateinamerika bereiteten
mit Anleitung von Profis aus Berlin drei
Wochen lang ein Theaterstück vor und
führten es schließlich auf. Eine erste Ausgabe, die sicherlich nächstes Jahr fortgesetzt wird! Ein anderes großes Projekt in
diesem Jahr war das Stück „Blockade“,
welches von einem russischen Regisseur
geleitet und sowohl in Berlin als auch in
Sankt Petersburg gespielt wurde.
Diese junge und dynamische Organisation beschränkt sich nicht auf das Theater.
Kurse für Aerobic und afrikanischen Tanz,
Kung Fu Wushu oder englische Konversation werden ebenfalls angeboten, nicht
zu vergessen die Theater-, Kino- oder Museumsausflüge, die den Menschen Gelegenheit geben, sich zu vergnügen und
kennenzulernen.
Ein Kiezverein, der sich auf die ganze
Welt ausrichtet und dessen Anspruch
Inter-Kulturalität, Offenheit, Sinn für Engagement, Menschlichkeit und natürlich die
Liebe zum Theater sind. An ambitionierten
Projekten fehlt es ihm nicht. Hier einige
Worte, die euch zweifellos zu-soufflieren,
was uns der Verein für die Zukunft verspricht: „First we took Russia, NYC and
Latin America. Now we take Africa“…..
Im Herzen des Kiezes, wo sich die Wege
kreuzen, simd das vier Organisationen,
die sich mit Leidenschaft engagieren.
Doch auch all die anderen Einrichtungen,
die sich ebenso aktiv einsetzen und wesentlicher Bestandteil des lokalen Vereinsgewebes sind, sollten nicht vergessen
werden.
Angélique Brunelle,
Ronja Sommerfeld
Fotos: Narcisse Djakam
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MitDenken, MitReden, MitMachen
Markt der Ideen:
Kontakte knüpfen – sich informieren – sich austauschen
Das ehrenamtliche Engagement nimmt zu, die öffentlichen Mittel nehmen ab. Da wird es immer schwieriger, sich als Verein zu behaupten
und gute Arbeit zu leisten. In solchen Zeiten ist es wichtiger denn je,
Kontakte zu knüpfen und gemeinsam Strategien zu entwickeln. Aus
diesem Anlass richtete das Quartiersmanagement Sparrplatz am
Abend des 29. November den ersten „Markt der Ideen“ aus.
G
erappelt voll ist der Nachbarschaftsladen an diesem
Abend. Mitglieder verschiedener Vereine und Initiativen aus dem
Sprengelkiez, engagierte Menschen
und solche, die es werden wollen,
treffen sich hier. Ich lege erstmal meine Flyer und Informationsbroschüren
aus, schlendere zu den beiden Stellwänden mit den Aufschriften „BIETE“
und „SUCHE“ und sehe mir an, was
andere Vereine im Kiez so alles unternehmen. Die Palette reicht von gewaltfreier Kommunikation über einen
Fotoworkshop des „Roten Stern Berlin e.V.“ bis zum „Singer-Songwriter
on Stage“ im Cafe Schadé. Gesucht
werden Räume, bestimmtes Material oder engagierte Gleichgesinnte.
So geht es mir auch, ich suche stets
neue Kiezreporter_innen.
Schließlich folge ich dem Besucherstrom in den hinteren Raum, wo ein
Vortrag zum Thema „Fördermittel“
gehalten wird. Katja Grabert vom
Netzwerk Selbsthilfe e.V. erklärt, wie
und wo Fördermittel am besten beantragt werden, wo die richtigen Stiftungen zu finden sind und warum eine
Projektskizze sinnvoll ist. Ich lächle
in Erinnerung an meinen ersten Versuch, einen Projektantrag vollständig
auszufüllen und freue mich bei dem
Gedanken, dass ich offenbar nicht
als einzige Schwierigkeiten damit
hatte.
Anschließend geht’s zum „ProjektSpeed-Dating“. Hört sich lustig an,
ist es auch. Genau wie beim ‚echten‘
Speed-Dating haben die Teilnehmenden drei Minuten Zeit einander
kennenzulernen und wechseln dann
Partner oder Partnerin. Nur, dass
hier nicht jede Person sich selbst
vorstellt, sondern ihren Verein und
dessen Projekte. Das funktioniert so
gut, dass sich Menschen, die sich vor
einer halben Stunde noch nicht kannten, nach dem Speed-Dating ganz
ungezwungen unterhalten. So bin
ich eine Zeitlang damit beschäftigt,
fleißig Mailadressen und Infos auszutauschen.
Dann geht’s zum nächsten Vortrag,
diesmal zum Thema „Fundraising“.
Thorsten Haas von „Mittel & Wege“
stellt Alternativen zum Projektantrag
vor, um Vereinsarbeit zu finanzieren.
Ich spitze die Ohren, lausche auf
Tipps und Tricks zu den verschiedenen Möglichkeiten des Sponsorings.
Das Abdrucken eines Logos oder einer Anzeige gegen finanzielle Unterstützung, das kannte ich schon, aber
Dienstleistungs-Sponsoring sagt mir
schon weniger. Und wie komme ich
überhaupt an Partner oder Sponsoren? Der Redner gibt viele nützliche
Tipps und erklärt auch, woher in der
Regel das meiste Geld für Vereine
kommt. Sicherste und nachhaltigste Finanzierungsmethode seien die
regelmäßigen Mitgliedsbeiträge; via
Internet und unpersönlicher Anfragen seien am wenigsten Menschen
zu gewinnen. Hm, das sollte ich mir
merken.
Nach dem Vortrag stehen wieder
Speed-Dating und informeller Austausch an. Und Essen, davon gibt es
reichlich. Bei der Gelegenheit kann
ich auch tatsächlich einige potentielle Kiezreporter_innen auftreiben.
Da hat sich der Abend doch allemal
gelohnt.
Begutachtung der SUCHE- und BIETE-Wände; Foto: AMZ
Projekt-Speed-Dating; Foto: Anne Wispler
Auch die Vorträge sind gut besucht; Foto: AMZ
Ronja Sommerfeld
Große Andrang im Vortragssaal; Foto: Anne Wispler
Fröhliche Weihnachten !
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KiBo Nr. 6
Dezember 2012 / Januar 2013
MitDenken, MitReden, MitMachen
Interview mit Quartiersrat Oliver H. Herde
Nächstes Jahr wird der Quartiersrat neugewählt. Grund genug, um sich mit Oliver H. Herde – Mitglied des Quartiersrates
– über seine Arbeit und Erfahrung in diesem Gremium zu unterhalten.
Was hat Sie dazu motiviert, dem Quartiersrat beizutreten?
Ich war neugierig und dachte mir, dann
kannst du mehr durchschauen, was passiert. Du hast Möglichkeiten, mitzubestimmen und Einfluss zu nehmen. Außerdem
bin ich informiert, weiß, was gerade läuft
an Aktionen, an besonderen Attraktionen,
Festen und so weiter. Es hat mehrere Vorteile.
Sie sind jetzt seit über einem Jahr dabei. Welche Bilanz können Sie ziehen?
Ich kann eine Menge Bilanzen ziehen. Ich
habe festgestellt, dass ich manchmal in
meinen Entscheidungsmöglichkeiten eingeschränkt bin. Nicht nur, indem ich gegen
andere Quartiersräte stimme, sondern als
Quartiersrat insgesamt. Zum Beispiel haben wir manchmal das Gefühl, vieles vom
Quartiersmanagementbüro vorgekaut zu
bekommen. Wir berieten uns auch lange
über die vom Senat vorgegebene Rahmengeschäftsordnung. Die mussten wir
letztendlich so annehmen, weil es sonst
keine Gelder mehr gegeben hätte. Wenn
das jedem von uns klar gewesen wäre,
hätten wir nicht so viel diskutieren müssen. Es wäre seitens des Senats gut gewesen, gleich die Karten auf den Tisch zu
legen. Seitdem ist es im QR auch noch
leerer geworden.
Als persönliche Bilanz kann ich sagen,
dass es mir auf jeden Fall etwas bringt.
Ich werde auch wieder kandidieren. Man
knüpft Kontakte, es ist ein angenehmeres
Wohngefühl, wenn man sich auf der Straße grüßt und kennt. Man ist mehr im Gespräch, auch außerhalb des Rats. Auch
wenn ich vorher im SprengelHaus schon
bekannt war – eine Zeit lang war ich in
der Jugendfreizeit-Einrichtung Lynar aktiv,
jetzt mache ich das historische Tanzen –
ist das als Mitglied des QR nochmal was
anderes.
Seit ich im QR bin, kriege ich deutlich mehr
mit und weiß, was es alles gibt. Ich lebe
seit fast 15 Jahren hier, habe aber in den
ersten 10 Jahren nichts mitbekommen. Ich
bin aufs Rad gestiegen und weg war ich.
Nun habe ich viel mehr Bezug zum Kiez,
weil ich einen Bezug zu den Bewohnern
habe. Ich führe jetzt mehr ein Dorfleben,
es zieht mich nicht mehr so in die Ferne.
Dezember 2012 / Januar 2013
Was, denken Sie, haben Sie als Quartiersrat bewegt?
Als Neuling startet man ja nicht gleich
durch, zumindest nicht als vernünftiger
Mensch. Ich musste erstmal die Struktur
durchschauen und gucken: Wie läuft das
eigentlich? Was darf ich, wo kann ich mitbestimmen? Womit kann ich Leute gewinnen? Da sollte ich zum Beispiel nicht von
meinen privaten Sorgen erzählen, darauf
reagieren die Leute eher allergisch. Ich
muss mich kurz fassen, darauf achten,
dass ich verstanden werde und darf nicht
zu abgehoben argumentieren. Manchmal
bin ich zu schnell, ich gebe gleich das Ziel
vor, ohne zu erzählen, wie ich überhaupt
darauf gekommen bin.
Bisher hatte ich keine großen Anliegen,
das wird sich im nächsten Jahr ändern.
Für die Durchführung der nächsten Wahl
will ich einen Antrag stellen. Es gibt eine
Liste der kandidierenden Bürger und eine
Liste der Institutionenvertreter. Auf der
Oliver H. Herde, Mitglied im Quartiersrat; Foto: AMZ
Bürgerliste tritt sozusagen jeder gegen
jeden an. Die Institutionsliste ist in 12 Kategorien aufgegliedert, und pro Kategorie
kommt eine Person in den Quartiersrat.
In vielen Kategorien gibt es allerdings nur
einen Kandidaten, das heißt, er ist automatisch drin. Das finde ich problematisch,
weil sich erstens die Wähler fragen, was
sie da überhaupt noch wählen sollen.
Zweitens haben die Mitglieder aus einer
solchen Sparte keine Vertretung, wenn sie
mal fehlen. Das führt dazu, dass der Rat
seltener beschlussfähig ist. Deshalb ist es
mein Anliegen, dass alle Kandidierenden
von Institutionen in einer Liste zusam-
KiBo Nr. 6
mengefasst werden, ohne die Aufteilung
in Kategorien. So können die Wählenden
auch freier entscheiden und thematisch
gewichten.
Was macht an dieser Arbeit besonders
Spaß?
De Kontakte und die leckeren Brötchen
(lacht). Nein, vor allem die Kontakte. Auch
bei persönlichen Fragen kann man direkt
auf die Leute zugehen, weil man sie eben
kennt; zum Beispiel wenn man auf Wohnungssuche ist. Man kennt schon alle. Und
man weiß überhaupt, dass es diese Leute
gibt! Bei der Konfliktagentur zum Beispiel
nehme ich an, dass die Leute da sonst oft
dran vorbei laufen, weil nicht einmal die
Öffnungszeiten dran stehen. Ich glaube,
es ist ein Problem vieler Gremien, dass es
ihnen nicht leicht fällt, sich bekannt zu machen. Der Kiezbote ist da sicherlich eine
große Hilfe, aber den liest auch nicht jeder.
Es gibt Leute, die kümmern sich um nichts,
denen sind Zigaretten und Bier das Wichtigste. Das ist schade, weil sie sich damit
selbst viel verbauen. Und in Geballtheit
wird das natürlich zum Ärgernis.
Wie beurteilen Sie die Entwicklungen
im Kiez bzw. was für Entwicklungen
konnten Sie beobachten?
Es lag sicher nicht am QR, aber der Sprengelkiez ist im Sozialatlas hochgestuft worden, also wir sind jetzt nicht mehr in der
katastrophalen Stufe. Das heißt allerdings
auch, dass wir weniger Gelder bekommen;
deshalb waren wir uns im QR nicht sicher,
ob wir darüber froh sind oder nicht. Das
fragt man sich wegen dieses Systems oft:
Wollen wir jetzt besser werden oder nicht?
Außerdem gibt es viele Initiativen, die
versuchen, den Kiez zu verschönern. Ich
bin allerdings skeptisch, ob das so greift.
Manchmal habe ich das Gefühl, das ist etwas überplant, es gibt zu viel Konzept und
die Natur wird zu wenig sich selbst überlassen. Der Sprengelpark wirkt auf mich
zum Beispiel ein bisschen leer, da fehlen
mir ein paar Bäume. Aber das ist natürlich
meine persönliche Vorliebe.
Ansonsten kann ich die Veränderungen
nicht so gut beurteilen, weil ich noch nicht
so lange im Quartiersrat bin. Erst dadurch
laufe ich mit offenen Augen herum.
Das Interview führte Ronja Sommerfeld
9
MitDenken, MitReden, MitMachen
WAHL zum Quartiersrat & Vergabebeirat 2013
„Sich im Quartiersrat zu engagieren, heißt die Chance zu haben, die Kiezentwicklung mitzubestimmen. Was braucht der
Sprengelkiez, welche Ideen und Projekte bringen den Kiez voran? Je breiter das Herkunfts- und Meinungsspektrum im
Quartiersrat, desto größer ist die Chance, die richtigen Entwicklungen anzustoßen.“ Gerhard Hagemeier, Konfliktagentur
im Sprengelkiez e. V.
Was ist der Quartiersrat?
Der QUARTIERSRAT besteht aus Bewohner/innen und Vertreter/innen unterschiedlicher Einrichtungen und Institutionen aus dem SPRENGELKIEZ. Bei den
Sitzungen wird über die ZUKUNFT des
Sprengelkiezes diskutiert. Und es werden
konkrete IDEEN für das Quartier entwickelt.
Der Quartiersrat entscheidet mit über die
Vergabe der Fördermittel aus dem Programm „Soziale Stadt“.
Was macht der Vergabebeirat?
Der VERGABEBEIRAT besteht aus gewählten Bewohner/innen des Sprengelkiezes. Er entscheidet über „Soziale
Stadt“-Projekte und Aktionen, die bis zu
1000 Euro kosten. Beispiele: Der Lebendige Adventskalender, der Schulgarten
der Brüder-Grimm-Grundschule, die Lange Tafel in der Torfstraße.
Zum Vormerken einige Termine:
05. April 2013: Infoveranstaltung zum
Quartiersrat und Vergabebeirat
26. April 2013: Bewerbungsfrist für die
Kandidat/innen
04. Juni 2013: Wahlauftakt, Vorstellung der Kandidat/innen und Verabschiedung des Quartiersrates und Vergabebeirates 2011-2013
Sie wollen für den Quartiersrat oder
Vergabebeirat kandidieren?
Bewerben Sie sich bis zum 26. April 2013
als Kandidat/in für den Quartiersrat oder
Vergabebeirat, wenn Sie über 16 Jahre alt
sind und im Sprengelkiez wohnen.
Im Büro des Quartiersmanagements in
der Burgsdorfstraße 13a, im Nachbarschaftsladen, Sprengelstraße 15, oder auf
www.sparrplatz-quartier.de finden Sie das
Bewerbungsformular.
05. bis 08. Juni 2013: Wahl zum Quartiersrat und Vergabebeirat
08. Juni 2013: Verkündung des Wahlergebnisses
13. Juni 2013: Kiezrundgang mit dem
neuen Quartiersrat und Vergabebeirat
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!
Text: QM; Grafik: Ulrike Cymek
Vernetzung für bessere Bildungschancen
Wie schaffen wir es, die Bildungsträger im Kiez besser miteinander zu vernetzen? Diese und andere Fragen wurden am
22. November im SprengelHaus besprochen.
A
m 22.11.12 fand das zweite Treffen
zum Thema Bildungsnetzwerk im
SprengelHaus statt. Ziel war es,
die im Sprengelkiez vertretenen aktiven
Bildungsträger (Kitas, Schulen, Vereine)
künftig besser miteinander zu vernetzen.
Das soll etwa verhindern, dass manche
Angebote doppelt zur Verfügung stehen
und andere gar nicht. Doch ein solches
Netzwerk aufzubauen, ist einfacher gesagt als getan. Aus diesem Grund wurden
beim Treffen Projekte aus verschiedenen
Bezirken präsentiert. Herr Heeb organisiert in Neukölln eine sehr gut funktionierende Hausaufgabenhilfe. Es gibt feste
Gruppen, die sich viermal pro Woche treffen. Pro Sitzung bezahlen die Kinder 50
Cent. Hat ein Kind seine Hausaufgaben
nach einer Stunde noch nicht beendet,
bleibt es, bis alles erledigt ist. So sind die
Kinder am nächsten Tag in der Schule auf
jeden Fall in der Lage, ihre Hausaufgaben
vorzeigen. Eine Befragung ergab, dass
10
sie sich und ihre Leistungen nach einem
halben Jahr Hausaufgabenhilfe wesentlich besser einschätzen als zuvor. Das
Projekt wird mit 30 000 Euro im Jahr vom
QM gefördert. Herr Stenzel vom Netzwerk
Berliner Kinderpatenschaften erklärt dessen Hauptziele und wie man ein Netzwerk
aufbaut. Er geht auf Vorteile und Gefahren
einer solchen Netzwerksbildung ein. Von
nachlassendem Eifer und Engagement
solle man sich nicht beirren lassen. Wichtig sei vor allem die Sympathie zwischen
den Mitarbeitern der Organisationen.
Dafür ist es besonders wichtig, einander
kennenzulernen. Streitigkeiten wären
unvermeidbar, doch müsse damit richtig
umgegangen werden. Im Netzwerk Berliner Kinderpatenschaften seien dafür Mediatoren eingesetzt worden. Schließlich
spricht Frau Morgenstern über das Projekt
„Lebensbuch“ in Mitte. Der Verein Memory Biographie- und Schreibwerkstatt e.V.
arbeitet mit Kindern und Jugendlichen.
KiBo Nr. 6
Jedes Kind entwirft und gestaltet sein eigenes Lebensbuch. Dieses ist in die Themen „Das bin ich“, „Meine Familie/Herkunft“ und „So stelle ich mir meine Zukunft
vor“ unterteilt. Seiten werden entwickelt
und gestaltet, ein Titelblatt darf natürlich
auch nicht fehlen. Nach und nach entsteht so ein ganz individuelles Buch von
jedem Schüler. Der Austausch und das
Präsentieren der Seiten untereinander ist
dabei sehr wichtig. Die Kinder lernen sich
dadurch gegenseitig besser kennen. Das
führt zu einer besseren Klassengemeinschaft und einer Stärkung jedes Einzelnen. Bei der Arbeit mit dem Buch stellen
die Kinder fest, dass es nicht „die normale
Familie“ gibt. Das trägt dazu bei, dass besonders Kinder mit Migrationshintergrund
neue Perspektiven und Blickwinkel gewinnen. Sie fühlen sich nicht mehr anders,
sondern als Teil der Gemeinschaft. Sara Reuter
Dezember 2012 / Januar 2013
MitDenken, MitReden, MitMachen
Aufführung des Gender-Theater-Projekts „Klassenfahrt“
Einen Mix aus Live-Performance und Film bot eine Gruppe von 12 Kindern der Brüder-Grimm-Schule Ende November
mit ihrem Stück „Die Klassenfahrt“. Das Gender-Theater-Projekt wurde von ihnen entwickelt und aufgeführt.
A
m 27.11.12 wurde in der Jugendeinrichtung Lynar ein ganz besonderes Theaterstück gespielt. Die
Aufführung ist der Höhepunkt eines schon
seit Anfang Februar laufenden Theaterprojekts von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Ungewöhnlich an dieser Theatertruppe ist, dass das Stück von zwei
Gender-Theater-Gruppen
gemeinsam
entwickelt und auch von ihnen aufgeführt
wurde. Unter der Leitung von Frau Weigel
für die Mädchen und Herrn Schikore für
die Jungen arbeiteten die insgesamt 12
Kinder abwechselnd in Gender- und gemischten Proben. Das Projekt hebt sich
insofern von anderen ab, als dass es von
Kindern der Brüder-Grimm-Schule im Alter von 9 bis 12 Jahren erarbeitet wurde,
die unter Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten leiden und die bisher wenig Förderung erhalten hatten. Eine Filmerin
begleitete beide Gruppen während des
gesamten Probenprozesses. Thema des
Stücks war eine Klassenfahrt nach Paris:
Als die Mädchen im Jungenzimmer ein
Scrabble-Brett finden, auf dem das Wort
TÖTEN gelegt wurde, gerät die Situation
zunehmend außer Kontrolle. Die Mädchen denken sofort an einen Amoklauf,
sprechen aber aus Furcht und Angst vor
Kleine Bibliothek im
Quartiersmanagement-Büro
Ab sofort können alle Interessierten im Büro des Quartiersmanagements in der Burgsdorfstr. 13a Bücher, Berichte,
Zeitschriften und Broschüren
rund um die Themen Stadtentwicklung, Soziale Stadt,
Quartiersmanagement in Berlin und anderswo, Integration,
Gesundheit, Kultur und vieles
mehr lesen und ausleihen. Am
besten Sie rufen vorher kurz
an: 030 – 4660 6190.
Konsequenzen nicht mit den Lehrern und
nehmen die Sache selbst in die Hand. Die
Geschichte wurde mittels Filmsequenzen
als auch live gespielten Theaterszenen
erzählt. Die Filmelemente dienten zum einen dazu, andere Erzählebenen, wie zum
Beispiel Träume, ferne Orte und schwer
spielbare Tätigkeiten darzustellen, als
Quartiersratssitzungen im
Jahr 2013
Viele neue Infos zu Fördermöglichkeiten und Fördergeldern
Auch im neuen Jahr tagt der Quartiersrat wieder. Die erste Sitzung findet
am 30. Januar, 18.30 Uhr im Büro des
Quartiersmanagements in der Burgsdorfstraße 13a statt.
Die Internetseite des Quartiersmanagements,
www.sparrplatz-quartier.de, wurde in den letzten Wochen einer Frischekur unterzogen.
Im Juni 2013 wird dann der neue
Quartiersrat gewählt. Wenn Sie kandidieren möchten und vorher einmal
sehen wollen, was der Quartiersrat eigentlich macht, kommen Sie gerne zu
den öffentlichen Sitzungen vorbei.
Wie alle Bewohner/innen des Sprengelkiezes sind auch Sie herzlich eingeladen, daran teilzunehmen.
Für weitere Informationen melden Sie
sich im QM-Büro: [email protected], Tel. 4660 6190
Dezember 2012 / Januar 2013
auch den Kindern weitere Ausdrucks- und
Erfahrungsmöglichkeiten zu geben. Das
Element Film übte eine starke Faszination
auf die Kinder aus. Die fertigen Filmszenen, die in die Aufführung eingebaut wurden, verlängerten die Spielzeit des Stückes, und es entstand ein guter Mix aus
Live-Performance und Filmszenen. Dies
stellte für die Kinder mit Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten einen großen
Vorteil dar, schließlich waren sie so nicht
gezwungen, durchgängig auf der Bühne
anwesend zu sein. Zwei Vorstellungen
am Vormittag waren ausschließlich für die
Schüler der Brüder-Grimm-Schule reserviert. Am Nachmittag hatten dann auch
Angehörige, Lehrer und die interessierte Kiezöffentlichkeit die Möglichkeit, das
Theaterstück zu bestaunen. Es kamen
circa 50 Personen.
Das Projekt wird durch den Quartiersfonds
des QM Sparrplatz unterstützt und geht
2013 in die zweite Runde. Ab Januar sind
dann wieder alle interessierten Jungen
und Mädchen herzlich eingeladen. Die
Jungen proben mittwochs von 14:30 bis
16.00 Uhr und die Mädchen donnerstags
von 14:30 bis 16.00 Uhr in der ‚Lynar‘.
Sara Reuter
KiBo Nr. 6
Wir hoffen, Ihnen gefällt das dynamische
Orange und die neue Menüstruktur. Ein neuer
und für Aktive interessanter Menü-Punkt sind
die „Fördermittel“. Dort finden Sie neben Infos zum Programm „Soziale Stadt“ zahlreiche
aktuelle Wettbewerbe und Förderprogramme
sowie Links zu Stiftungen und Fonds, die Projekte fördern.
Wenn Sie eine interessante Fördermöglichkeit
gefunden haben oder an einem Wettbewerb
teilnehmen möchten, aber Probleme bei der
Antragsstellung haben, wenden Sie sich gerne an das Team vom Quartiersmanagement.
[email protected], Tel. 4660 6190
11
Oh du schöne Weihnachtszeit
Hereinspaziert in den Advent!
Der Lebendige Adventskalender im Sprengelkiez ist inzwischen
Tradition. Er feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen.
E
Udo Volk am Klavier; Foto: AMZ
Die Gute Idee; Foto: AMZ
Die Sonntagssänger; Foto: AMZ
Wedding Drums; Foto: AMZ
in Adventskalender ist jedes
Jahr aufs Neue etwas Spannendes. Egal ob aus Pappe
oder Holz, ob gefüllt mit Schokolade
oder anderen Kleinigkeiten, jeden
Tag aufs Neue öffnen wir gespannt
ein Türchen, freuen uns über jede
kleine Aufmerksamkeit, die darin auf
uns wartet. Das geht sicher nicht nur
Kindern so. Und wie wäre es, eines
der Türchen zu öffnen und hineinspazieren zu können in diese Welt voller
kleiner Wunder und Überraschungen? Genau dazu bietet der lebendige Adventskalender im Sprengelkiez
Gelegenheit, der dieses Jahr sein
zehnjähriges Jubiläum feiert. Vom
ersten Dezember bis Heiligabend öffnet sich jeden Tag mindestens eine
Tür im Kiez, und alle Bewohner sind
eingeladen, sich auf viele verschiedene Advents-Abenteuer einzulassen.
Die erste Tür am ersten Dezember
ist eine sehr große: In der Osterkirche wird mit Konzerten und Glühwein
die Adventszeit eingeläutet. Für Abwechslung und Stimmung sorgen die
verschiedenen Künstler und Siemen
Dallmann, der als Moderator durch
den Abend führt.
Faszinierende Trommelklänge nehmen zum Auftakt des Abends das
Publikum für sich ein. Die „Wedding
Drums“ lassen ihre Instrumente mal
sanft und zögernd klingen, dann
wieder anschwellen und sich miteinander verschmelzen, bis die wiederhallenden Töne auch den letzten
Zuschauer fort von der Kirchenbank,
in eine Welt von Nebel, Träumen und
exotischen Bildern führen.
Zurück auf den Boden der Tatsachen
geleitet dann Andreas Hermann, der
„Reinhard Mey des Sprengelkiezes“,
wie Dallmann ihn treffend beschreibt.
Frohe
Weihnachten !
12
KiBo Nr. 6
Mit seinen Liedern verkündet er Adventsbotschaften
verschiedenster
Art, die nicht selten das Publikum
zum Schmunzeln bringen. Aber auch
ernst und philosophisch wird er zwischendurch. „Wir alle sind Brüder,
wir alle sind gleich“, heißt es da zum
Beispiel.
Ihm folgen die Sonntagssänger und
–Sängerinnen, mit denen die Musik
etwas klassischer wird. Das klassische Flair wird mit Udo Volk am Klavier beibehalten, bevor nach einer
Pause unter anderem Lari von „Das
LariFari“, die „Gute Idee“ und „Local
George and the Sentimentals“ auf
etwas rockig-poppigere Art für Stimmung sorgen.
Gute Laune, Abwechslung und Spaß
waren an diesem Abend garantiert.
Und auch der gute Zweck fehlte
nicht: Die Spendeneinnahmen kommen dem Verein „Offene Tür“ zugute,
der Deutschkurse für Migranten mit
unklarem Aufenthaltsstatus anbietet.
Diese können keine Deutschkurse
umsonst besuchen, sie aber auch
nicht – da sie nicht arbeiten dürfen –
bezahlen. „Offene Tür“ schließt diese
Lücke, unterstützt vom ‚Lebendigen
Adventskalender‘.
Wer in den Erlebniskalender eintauchen möchte, dem bieten sich noch
zahlreiche Möglichkeiten: Ob internationale Weihnachtsfeier, Fotoausstellung, Wohnzimmerkonzert, Adventsbasar, interkultureller Frauentee
oder Abende bei Kiezbewohnern, die
sicherlich alle unterschiedliche Überraschungen bereithalten, einen oder
mehr Besuche ist der lebende Kalender mit Sicherheit wert. Das Programm gibt es unter anderem auf der
Internetseite des Quartiersmanagements Sparrplatz als pdf.
Ronja Sommerfeld
Wünscht Ihnen
Kiezboten
die Redaktion des
Dezember 2012 / Januar 2013
Oh du schöne Weihnachtszeit
Weihnachtsstimmung auf dem Leopoldplatz
Anfang Dezember fand zum dritten Mal der Weihnachtsmarkt auf dem Leopoldplatz statt. Jedes Jahr ist dieser Markt
ein bisschen anders, jedes Jahr wird er besser.
findet nur an zwei
Tagen statt?“. Der
vordere Leopoldplatz
sollte in der ganzen
Adventszeit auf die
eine oder andere Art
weihnachtlich dekoriert und beleuchtet
sein, hört man. „Man
wird nie fertig“ sagt
Veranstalterin Brigitte
Lüdecke. „Nun haben
wir dieses Jahr als
neues Element einen
Tannenbaum auf dem
Platz und aus verschiedenen Richtungen kommen gleich
die Rückmeldungen,
dass der Baum an der
falschen Stelle steht.“
Ein großer Weihnachtsbaum
muss
Während des Weihnachtsmarktes zeigte der Künstler Jovan Balov in der
stabil in der Erde verSchinkelkirche seine Gemälde zum Thema Karl-Friedrich Schinkel.
ankert sein, und ein
Foto: Kerstin Kaie
Stromanschluss für Beleuchtung
steht
auch
nicht
auf
allen
Bereichen
des
Platn diesem Jahr ist eine Open Air-Bühne
zes
zur
Verfügung. Vielleicht
kann
eine
mit buntem winterlich-weihnachtlichen
geeignete
Verankerung
ja
bei
den
UmbauKulturprogramm prägend. Mehr als
100 Akteure – überwiegend Chöre aus maßnahmen des Leopoldplatzes im komdem Wedding – treten hier an den ersten menden Jahr angelegt werden. Nach den
beiden Adventssonntagen auf. Ein Hö- Umbaumaßnahmen wird für den nächsten
hepunkt ist der Gospel-Workshop in der Weihnachtsmarkt – und andere VeranstalKirche und das anschließende „Open- tungen auf dem Platz – auch eine zuverSinging“ derselben Gospel-Songs auf lässigere Stromversorgung zur Verfügung
dem Platz. Es gibt erste Rückmeldungen: stehen. Die vorhandenen Anschlüsse sind
„Ach, der Weddinger Weihnachtsmarkt unzureichend. I
Mein schönstes
Weihnachten
D
as
schönste
Weihnachtsfest
begann am Morgen mit dem
Weihnachtsbaum-Schmücken. Wir haben an ihn viele bunte Kugeln und Engel rangehängt.
Am Nachmittag bin ich mit meinen Eltern
in unseren Laden gegangen. Und ich
habe sehr viele Geschenke von den Gäs-
Dezember 2012 / Januar 2013
ten bekommen. Da sind wir eine Weile
geblieben.
Dann sind wir wieder nach Hause gegangen. Es war schon dunkel. Ich habe
am Himmel einen glitzernden Schlitten gesehen. Das war wirklich komisch!
Und als wir in unser Haus gekommen sind,
bin ich schnell hoch gelaufen und habe
die Tür aufgeschlossen. Ich habe schnell
meine Schuhe ausgezogen und bin zum
Weihnachtsbaum gerannt. Und ich habe
diese schönen Geschenke gesehen. Ich
habe sie ganz schnell ausgepackt. Am
KiBo Nr. 6
Stärker als in den Vorjahren hat Brigitte
Lüdecke in der Öffentlichkeitsarbeit zum
Projekt hervorgehoben, dass der Weddinger Weihnachtsmarkt auch die Kooperation mit sozialen und bürgerschaftlichen
Initiativen sucht. Besonderheiten seien
wichtig, um sich unter rund 50 Weihnachtsmärkten in Berlin einen Platz zu
erobern. Es geht nicht nur um Verkaufen
und Einkaufen; denn ein Markt in seinem
ursprünglichen Sinne ist auch ein Ort der
Informationen, Neuigkeiten und Gespräche. Wer weder Kunsthandwerkliches
noch Gastronomisches anbietet, kann
über Mitmachangebote auch in ganz anderer Sache Öffentlichkeitsarbeit machen.
Bündnis 90/ Die Grünen war schon 2011
mit einem grünen Weihnachtsmann dabei, dieses Jahr konnte man zusätzlich
am Stand der Piratenpartei Wunschzettel
abgeben, Bürger konnten aufschreiben,
was sie von der Politik und von den Piraten wünschen und fordern.
Die Vielfalt der Standbetreiber war erstaunlich. Unter 66 Anbietern waren das
Rote Kreuz und das Paul-Gerhard-Stift
ebenso vertreten wie Geschäftsleute der
Müllerstraße. Die syrisch-orthodoxe Gemeinde hatte großen Spaß, der blaue
Weihnachtsmann verteilte Leckereien für
Hunde und man konnte Glühwein direkt
von der Winzerei erwerben. Der „Rat des
Lebens e. V.“ zeigte mit eindrucksvoller
Lebendigkeit russische Kultur. Weddinger
Weihnachtsmarkt 2012: Das hatte ein tolles Flair, das hatte Witz und Power.
Brigitte Lüdecke
schönsten war das Lego Space Shuttle.
Ich habe es gleich mit meinem Papa zusammengebaut. Das war toll!
Dann haben wir die Gans gebraten. Und
meine Oma und mein Opa sind gekommen. Sie haben mir auch noch ein Geschenk mitgebracht. Und wir haben die
Gans zusammen gegessen.
Dieses Weihnachten war so schön, weil
ich den Schlitten im Himmel gesehen
habe und mein Papa ganz lange mit mir
gespielt und gebaut hat.
Paul Böttger (Leo-Lionni-Schule, 4a)
13
Oh du schöne Weihnachtszeit
Weihnachtsumfrage
Weihnachten steht vor der Tür, die Schneeflocken fallen, die ersten Tannenbäume stehen. Mütze, Schal und
Handschuhe sind ausgepackt. Wir haben die Kiezbewohner gefragt, ob diese Zeit die schönste im Jahr ist
Ali, 18: Mein bestes Geschenk war eine Playstation. Wir feiern Weihnachten
eigentlich nicht so, aber Geschenke gibt’s trotzdem.
Vera, 73:
Es ist schön, Weihnachten mit
Freunden und der Familie zu
verbringen. Als Jahreszeit ist es
aber zu kalt.
Lamin, 38: Um die schönste
Jahreszeit zu sein, ist Weihnachten zu kalt. Das Beste
an diesem Fest ist das Zusammensein mit Familie und
Freunden.
Max, 22: Die Zeit mit der Familie und den Freunden ist das
Beste an Weihnachten. Und die
schönste Zeit im Jahr ist es für
mich nicht, nein.
Barbara, 60: Das Verbreiten von Freude und Liebe
ist das Schönste an Weihnachten. Allerdings kommt
das heutzutage viel zu kurz.
Ich finde nicht, dass es die
schönste Zeit im Jahr ist.
Claudia, 49: Das schönste
Geschenk ist für mich das
Feiern mit den Kindern. Mit
den Kindern macht man an
Weihnachten immer was zusammen, miteinander spielen, basteln, singen…
Jeanette, 48: Mein bestes
Geschenk…ich hab letztens
ganz tolle Espresso-Tassen
geschenkt bekommen! Am
schönsten ist das Zusammensitzen. Das hat man
sonst nicht so oft.
Hans-Georg, 52: Bei uns in
der Familie haben wir das
Verschenken seit langer Zeit
aufgegeben. Und Tradition
ist, dass ich zu meinen Eltern
fahre. Da kommen dann alle
zusammen.
Igor, 25: Was an Weihnachten das Beste ist? Das Zusammensein mit Familie und
Freunden. Aber die schönste
Zeit im Jahr ist es trotzdem
nicht.
Ingrid, 77: Heutzutage gehen
wir an Weihnachten immer in
die Kirche, das ist unsere Tradition. Mein Brillantring war
mein tollstes Geschenk, das
ist schon ein paar Jahre her.
Amelie, 67: Als ich vier oder
fünf war, hab ich einen Teddy
von meinem Opa bekommen.
Das war mein schönstes Geschenk. Traditionell versuche
ich, mit Freunden zusammenzusitzen und zu essen.
Sabine, 58: Für mich ist vor allem die Idee des Weihnachtsfestes wichtig, die Werte, die
dahinterstehen und die Gemeinschaft. Ich sehe es aber
nicht als die schönste Zeit im
Jahr.
14
KiBo Nr. 6
Dezember 2012 / Januar 2013
Oh du schöne Weihnachtszeit
Weihnachtsumfrage
und was ihnen daran am besten gefällt. Außerdem erzählen sie, welche ‚Weihnachtstraditionen‘ sie haben
und was für sie das beste Geschenk war.
Axel, 22: Mein schönstes Geschenk war ein Fahrrad, da
war ich zwölf. Traditionell essen wir immer Kartoffelsalat
mit Bockwurst.
Volker, 44: Die Weihnachtszeit ist nicht schön, alle sind
viel zu gestresst. Und das
Schönste ist, wenn‘s wieder
vorbei ist.
Katja, 31 (mit Fritz): Mein
schönstes
Geschenk
ist
mein Fritz. Was bei uns an
Weihnachten Tradition ist?
Wir gehen in die Osterkirche
und essen Kartoffelsalat mit
Würstchen.
Klaus, 54: Für mich ist der
Sommer die schönste Jahreszeit. Und an Weihnachten
gefällt mir am besten, dass
man die Zeit mit der Familie
verbringt. Und das Essen.
Heinz, 71: Die schönsten Geschenke habe ich bekommen,
da war ich noch klein. Das
waren ein Schlitten und ein
Schaukelpferd, die hat mein
Vater selbst gebaut.
Rebekka, 31 (mit Linus): Wir
schauen uns immer zuerst das
Krippenspiel an, dann geht’s
zu den Großeltern, dann wird
noch einmal die Weihnachtsgeschichte gelesen und dann
kommt das Christkind.
Karin, 70: Mein schönstes
Geschenk? Das weiß ich
nicht, vielleicht hab ich auch
gar nichts bekommen. Ein
Buch vielleicht? Das größte
Geschenk ist es, mit der Familie zusammen zu sein.
Laurenz, 23 (mit Mitja): Bei
mir zuhause ist die Weihnachts-Tradition wie in einem
Film. Meine Mutter schmückt
den Tannenbaum mit allem
drum und dran und so...
M., 50: Am liebsten verbringe
ich an Weihnachten Zeit mit
meiner Familie. Aber im Vergleich zu anderen Jahreszeiten find ich die Weihnachtszeit
nicht so schön.
Emelia, 26: Ja, Weihnachten
ist meiner Meinung nach die
schönste aller Jahreszeiten!
Besonders schön ist neben
dem Essen die Zeit mit der
Familie.
Franziska, 25: Eigentlich sind
es die selbstgemachten Dinge,
die wirklich Freude machen.
Die Tradition? Naja, es haben
sich einige beschwert, dass wir
immer in die Kirche gehen, deshalb gehen wir jetzt ins Kino.
Andreas, 40: Ich kriege seit
Jahren schon keine Geschenke mehr und verschenke selbst
auch keine. Meine Tradition ist
es, in die Kneipe zu gehen und
Freunde zu treffen. Halli-Galli
und so!
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KiBo Nr. 6
15
Gut zu wissen
T
Immer mehr Weddinger in der
Schuldenfalle
rotz sinkender Arbeitslosigkeit
ist die Schuldnerquote in Berlin in diesem Jahr wieder leicht
gestiegen. Laut Schuldner-Atlas
2012 sind über 370.000 Einwohner
überschuldet. Das sind 12,56 % der
erwachsenen Berliner. Jeder Achte
ist zahlungsunfähig, das ist eine Steigerung von 2,2 % gegenüber dem
letzten Jahr.
Schlusslicht in Berlin ist der Stadtbezirk Wedding, gefolgt von Tiergarten und Neukölln. Im Wedding kann
fast jeder fünfte erwachsene Bürger
(18 %) seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Wer
jetzt denkt, die Betroffenen seien alle
Langzeitarbeitslose, der hat weit gefehlt.
Empfänger von Arbeitslosengeld II
sind oft gar nicht mehr in der Situation, Schulden zu machen. Sie brauchen ihr Geld zum bloßen Überleben.
Was sind dann die Ursachen für
die steigende Verschuldung?
Zu den wichtigsten Auslösern gehören unerwartete und plötzliche
Der „Original aus dem
Sprengelkiez“-Beutel ist da!
Arbeitslosigkeit (26 %), Scheidung
oder Trennung (15 %), schwere und
langwierige Krankheiten (11 %) und
gescheiterte Selbstständigkeit (7 %).
Aber auch immer mehr Rentner und
Niedriglohn-Empfänger kommen in
die Schuldenfalle. Hier liegt es oft
an den ständig steigenden Lebenshaltungskosten wie Miet- und Strompreisen.
Der Original-Beutel; Foto: Özlem Ayaydinli
Was kann ich tun?
Wer in der Schuldenfalle sitzt, muss
schnell handeln, um nicht komplett
abzurutschen. Wichtig ist zuerst,
Zahlungen für Miete, Strom oder Gas
nachzukommen. Natürlich sollte man
zudem so schnell wie möglich eine
kostenlose Schuldnerberatung aufsuchen.
Infos zu Schuldnerberatungen in Mitte gibt es unter anderem bei www.
schuldnerberatung-berlin.de
oder
[email protected]
(Tel: 030 4930140).
Siemen Dallmann
Das Quartiersmanagement hat zahlreiche
Stoffbeutel mit unserem Logo „Original aus
dem Sprengelkiez“ drucken lassen. Sie wollen
auch stolzer Besitzer Stoffbeutels werden?
Dann nennen Sie uns einen guten, kreativen,
lustigen Grund, warum ausgerechnet Sie ein
Exemplar bekommen sollten. Wir freuen uns
auf Ihre Ideen
! Schicken Sie einfach eine E-Mail an: [email protected], schreiben Sie es an
unsere Facebook-Wand: http://www.facebook.
com/Quartiersmanagement.Sparrplatz oder
kommen Sie persönlich im Büro in der Burgsdorfstraße 13a vorbei.
„Original aus dem Sprengelkiez“ - Sieger gekürt
S
eit August hat das Quartiersmanagement-Team 42 „Originale aus dem Sprengelkiez“
aufgesucht und fotografiert. Die Bilder konnten auf der Facebook-Seite
des QM angesehen und mit einem
erhobenen Daumen bewertet werden. Am 14. November wurden nun
die drei Sieger-Motive gekürt. Sehen
Sie selbst! Alle drei Motive werden am
Ende des Jahres auf einer Postkarte
erscheinen und im Sprengelkiez ausliegen.
Der 1. Platz geht an die Kinderfarm
(oben links) Foto: Özlem Ayaydinli
Der 2. Platz geht an den Madenautomaten (rechts)
Foto: Özlem Ayaydinli
Der 3. Platz geht an das Eschenbräu
(unten links) Foto: Anne Gebauer
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KiBo Nr. 6
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