Bandscheibenvorfälle

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Bandscheibenvorfälle
Klinik St. Georg
Neurochirurgie
Wirbelsäulen- und Skoliosechirurgie
• Chirurgisch-Traumatologisches
Zentrum
• Wirbelsäulen-Zentrum Hamburg
Bandscheibenvorfälle
der Halswirbelsäule
Informationen für Patienten
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Die Behandlung von Bandscheibenvorfällen im Bereich der
Halswirbelsäule (HWS)
Mehr als die Hälfte der Erwachsenen hat zumindest einmal
im Leben Schmerzen im Nackenbereich, die in den Arm oder
in die Arme ausstrahlen. Eine Ursache hierfür ist, dass die Beweglichkeit des Kopfes zum großen Teil von der Halswirbelsäule übernommen wird. Verschleißerscheinungen der Halswirbelsäule (HWS) äußern sich daher häufig in bewegungsabhängigen Schmerzen im Bereich des Nackens, teilweise
mit Ausstrahlung in den Hinterkopf oder zwischen die Schulterblätter. Wird eine Nervenwurzel eingeengt, kommt es zu
einer Schmerzausstrahlung in die Schultern und in die Arme.
Wird ein Nerv geschädigt, kann es zu Lähmungen oder Taubheitsgefühl im Arm oder der Hand kommen. Wird durch Verschleißerscheinungen im Bereich der HWS das Rückenmark
bedrängt, bemerken die Patienten dies häufig durch eine Beeinträchtigung der Feinmotorik in den Händen („Gegenstände fallen aus der Hand“) oder durch eine Unsicherheit beim
Gehen („häufiges Stolpern, auch Stürzen, besonders im Dunkeln“).
Was sind Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule?
Mit zunehmendem Alter nimmt die Elastizität des Gewebes
ab, die Bandscheiben werden schmäler. Dadurch nehmen die
Scheerkräfte am Faserring zu, der die Bandscheibe zusammenhält. Es kann zu Einrissen des Faserringes kommen und
zum Austritt von Teilen des Bandscheibenkernes. Wir sprechen dann von einem weichen Bandscheibenprolaps.
Abb. 1: Schematische Darstellung eines weichen Bandscheibenprolaps.
Durch die Verschmälerung der Bandscheiben wird außerdem die Stabilität der Wirbelsäule beeinträchtigt, die Wirbelgelenke werden überlastet
(„fehlende Stoßdämpferfunktion“). Der Körper versucht, diese Entwicklung aufzuhalten, indem er Knochen an die Wirbel und an die Wirbelgelenke anbaut, um die Wirbelsäule zu stabilisieren. Diese Knochenanbauten können ebenfalls zu einer Bedrängung des Rückenmarkes oder der
Nervenwurzeln führen. Wir sprechen dann von einem harten Bandscheibenprolaps. Klinik St. Georg
Abb. 2:
Bedrängung des Rückenmarkes durch mehrere harte Bandscheibenvorfälle
Sowohl der weiche, als auch
der harte Bandscheibenprolaps können die o.g. Beschwerden verursachen.
Untersuchung
Sucht der Patient erstmals seinen Hausarzt oder Orthopäden
wegen Beschwerden seitens der Halswirbelsäule auf, wird
dieser ihn zunächst eingehend untersuchen. Er wird nach Gefühlsstörungen im Bereich der Arme und Hände fragen und
die Kraft in den Armen überprüfen (Anheben des Armes im
Schultergelenk, Beugen und Strecken des Unterarmes gegen
Widerstand, Kraft beim Faustschluss). Abhängig von dem Befund wird der Arzt eventuell weitere Untersuchungen veranlassen:
• Laboruntersuchungen können andere Krankheitsbilder
häufig ausschließen, die zu ähnlichen Beschwerden führen
(z.B. Entzündungen der Wirbelsäule oder Nervenschäden
bei einer Zuckerkrankheit).
• Durch Röntgenaufnahmen der Halswirbelsäule können frische Verletzungen nachgewiesen werden. Funktionsaufnahmen dienen dem Erkennen einer segmentalen Blockade
der Beweglichkeit oder einer umschriebenen Instabilität
der Wirbelsäule.
• Die Computertomographie (CT) ermöglicht eine gute Darstellung von Bandscheibengewebe und knöchernen Strukturen, während sich Nerven und das Rückenmark schlechter darstellen.
• Die Magnetresonanztomographie (MRT) / Kernspintomographie ermöglicht die umfassendste Bildgebung im Bereich der HWS. Rückenmark und Nervenwurzeln lassen
sich sehr gut darstellen. Manchmal ist die Unterscheidung
zwischen einem harten und einem weichem Bandscheibenprolaps schwierig.
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Bandscheibenvorfälle
der Halswirbelsäule
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Halswirbelsäule von vorne dargestellt. Je nach vorliegendem
Befund können nun eine oder mehrere Bandscheiben isoliert
oder zusammen mit dem Wirbelkörper entfernt werden. Dies
erlaubt einen guten Zugang zum Rückenmarkskanal und zu
den Nervenwurzeln. Einengende Knochenspangen können
abgetragen und so das Rückenmark und die Nervenwurzeln
entlastet werden. Um die Form und die Stabilität der Wirbelsäule zu erhalten, werden die Bandscheibe oder der Wirbelkörper durch Beckenknochen oder geeignete Implantate aus
Kunststoff oder Metall ersetzt. Zur Verbesserung der Stabilität wird meist zusätzlich eine kleine Metallplatte von vorne
auf die Wirbelsäule geschraubt.
Abb. 3:
Darstellung eines Bandscheibenprolaps in der MRT
Wenn die Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule noch
nicht zu weit fortgeschritten sind, kann eine erkrankte Bandscheibe auch durch eine bewegliche Prothese ersetzt werden.
Behandlung
Meist lassen sich Beschwerden seitens der Halswirbelsäule
konservativ, d.h. ohne Operation, behandeln. Dabei wird die
HWS zunächst ruhig gestellt. Lokale Wärmeanwendungen
können eine Lockerung der verspannten Nackenmuskulatur
bewirken. Darüber hinaus werden die Schmerzen des Patienten durch Medikamente gelindert. Bei Röntgen- oder CT- gesteuerten Infiltrationen werden die Schmerzmedikamente
und / oder Cortisonpräparate gezielt an die Gelenke der
HWS oder direkt an die Nervenwurzel injiziert (periradikuläre Therapie, PRT).
Sprechen die Beschwerden nicht auf die konservative Behandlung an, wird eine Operation erforderlich. Möglichst zeitig sollte bei zunehmenden neurologischen Ausfällen (z.B.
Lähmungen) operiert
werden. Dabei sind unterschiedliche Operationsverfahren möglich.
Die Operation von vorne ist das am meisten
etablierte Verfahren.
Über einen längs oder
quer verlaufenden
Hautschnitt wird die
Abb. 4:
Röntgenbild nach Versorgung
mehrerer Segmente der HWS
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Abb. 5: Röntgenbild nach Implantation von Bandscheibenprothesen
Langzeitergebnisse für die Behandlung mit solchen Bandscheibenprothesen im Bereich der HWS liegen zur Zeit jedoch
noch nicht vor.
Befinden sich ein weicher oder ein harter Bandscheibenvorfall ausschließlich seitlich des Rückenmarkes im Nervenwurzelkanal, ist auch eine Operation von hinten möglich. Hierzu
wird über einen Hautschnitt im Bereich des Nackens die Muskulatur von der Wirbelsäule abgelöst und die betroffene Nervenwurzel dargestellt. Der Bandscheibenvorfall kann nun
aus dem Wurzelkanal entfernt werden. Auch Stabilisierungen
der Wirbelsäule sind von hinten durch spezielle Schraubenund Stabsysteme möglich.
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Bei den genannten Operationen handelt es sich heute meist
um Routineeingriffe, die mit einem geringen Operationsrisiko verbunden sind. Dennoch ist bei diesen Operationen besonderes Augenmerk auf das Rückenmark und die Nervenwurzeln sowie auf die Organe des Halses zu richten, da Verletzungen dieser Strukturen zu sehr ernsthaften Störungen
bis hin zur Querschnittlähmung führen können. Daher werden diese Operationen meist in mikrochirurgischer Technik
durchgeführt, d.h. unter dem Operationsmikroskop mit speziellen Instrumenten. Um das operative Risiko weiter zu senken, wurde in unserer Klinik ein spezielles Zentrum für Eingriffe im Bereich der Wirbelsäule gegründet, in dem die Patienten zum Teil interdisziplinär, d.h. im Zusammenwirken
von Ärzten verschiedener Fachrichtungen (z.B. Neurochirurgen, Chirurgen, Orthopäden) behandelt werden. So werden
z.B. in der Asklepios Klinik St. Georg pro Jahr ca. 1000 Eingriffe an der Wirbelsäule durchgeführt, darunter über 600 stabilisierende Operationen.
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Nachsorge
Nach erfolgreicher konservativer oder operativer Therapie ist
meistens eine Kräftigung der Schulter- Nacken-Muskulatur
indiziert, besonders dann, wenn vorher über längere Zeit eine
Halskrause getragen wurde. Dabei werden die Muskulatur
aufbauende Übungen unter krankengymnastischer Anleitung und Haltungskontrolle erlernt und später vom Patienten selbstständig durchgeführt.
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Hanseatische Nachtvorlesung nachgefragt
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