Teil 1 - Energiebündel Liechtenstein

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Teil 1 - Energiebündel Liechtenstein
Wirtschaftliche
Energieeffizienz
in Liechtenstein
energie
Teil 1
Jürg Senn,
Leiter Energiefachstelle
:
„Energieeffizienz“ ist ein Begriff, der besonders im Bauwesen immer
häufiger verwendet wird. In diesem Artikel versucht die Energiefachstelle Liechtenstein, welche dem Amt für Volkswirtschaft zugeordnet ist, einige interessante
Fragen zur wirtschaftlichen Beurteilung von Energieeffizienz zu beantworten.
Energieeffizienz ist nicht
einfach Energiesparen!
Wenn Bauherrschaften die Abhängigkeit von fossilen Energieressourcen reduzieren wollen, sind
sie gut beraten, neben erneuerbarer
Energie primär auf Energieeffizienz zu setzen. Über die Hälfte der
CO2-Emissionen im Fürstentum
Liechtenstein gehen auf das Konto
der Gebäudebeheizung. Diese Erkenntnis hilft zu verstehen, dass die
Wärmedämmung für einen effizienten Einsatz der Ressourcen sehr
wichtig ist. Der Begriff Energieeffizienz beschreibt einen möglichst
grossen Nutzen mit möglichst
wenig Einsatz an Energie. Nicht
zu verwechseln mit reiner Energieeinsparung! Bei der Energieeffizienz geht es primär darum, gleichen
Nutzen beizubehalten. Gleiches
Raumvolumen auf angenehmer
Raumtemperatur bei viel weniger
Energieeinsatz zu halten. Dazu
müssen die Wärmeverluste von beheizten Gebäuden reduziert werden. Bei Neubauten also sehr gut
Dämmen und bei Altbauten eine
entsprechende Dämmung ohne
Kältebrücken realisieren. Auch das
Lüften verursacht Wärmeverluste.
Der Einbau einer Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung reduziert die Lüftungsverluste um bis
zu 80% und wirkt sich positiv auf
die Bauphysik aus.
Wann lohnt sich eine
Wärmedämmung?
Bei Neubauten lohnt sich eine gute
Wärmedämmung eigentlich immer.
Bei bestehenden Gebäuden ist die
Antwort weniger klar. Neben dem
Alter, der Nutzung, dem aktuellen
Gebäudezustand und den bauphysikalischen Eigenschaften ist
es vom Kosten/Nutzen-Verhältnis
abhängig, ob sich eine Wärmedämmung lohnt. In dieses Kosten/Nutzen-Verhältnis fliessen verschiedene
Faktoren ein. Die Frage, ob ein Ersatzneubau die bessere Lösung für
die Ausnützung des Grundstückes
etc. ist, sollte jeweils ganz zu Beginn
beantwortet werden. Weiter ist die
Wirtschaftlichkeit von den zu erwartenden Energiekosten abhängig.
Diese sind schwer vorhersagbar. Aus
heutiger Sicht ist jedoch relativ klar,
dass bei guter Weltwirtschaftsentwicklung die Ressourcen knapper
und die Preise in der Folge eher höher als tiefer werden. Weitere wichtige Faktoren sind beispielsweise
der zu zahlende Hypothekarzins bei
einer Fremdfinanzierung oder auch
sogenannte „Ohnehinkosten“. Als
energie
35
cherheiten. Um genauere Aussagen
tätigen zu können, sollten unbedingt die genauen Werte für das
entsprechende Gebäude herangezogen werden.
Vergleich mit einer Investition in
die Aussenwärmedämmung eben
so gut abschneiden zu können.
Bei all diesen Berechnungen bestehen die eingangs erwähnten Unsi-
Berechnungsbeispiel
Sanierung
Aussenwand
(Werte bezogen auf
1m2 Aussenwand)
Kann ich mit Energieeffizienz eine Rendite
erwirtschaften?
Je nach Massnahme lässt sich oft
eine Rendite erwirtschaften. Besonders lohnen sich die nicht geförderten Investitionen in effiziente
Leuchtmittel, gute Tiefkühlgeräte
und die Wärmedämmung von Heizungsrohren in unbeheizten Räumen. Dort sind sehr gute Jahresrenditen von 10% bis 20% erreichbar.
Das Diagramm 1 zeigt für den berechneten Fall, dass sich die Aussenwärmedämmung bereits schon
nach 10 Jahren lohnen kann. Das
Diagramm 2 zeigt die Kapitalrendite nach entsprechenden Jahren.
Zum Beispiel kann daraus abgelesen werden, dass die Rendite
nach 15 Jahren 3% beträgt. Somit
müsste ein Sparkonto mindestens
3% Zins pro Jahr abwerfen, um im
220
25
70
70
55
0.70
0.20
100
50
0.1
5
CHF/m2
CHF/m2
CHF/m2
CHF/m2
CHF/m2
W/m2K
W/m2K
kWh/m2dUa
kWh/m2a
CHF/kWh
CHF/m2a
Summierter Gewinn
80
60
Summierter Gewinn CHF
Referenzfälle für Wärmedämmung mit Gewinn!
Aufgrund der Komplexität solcher
Wirtschaftlichkeitsberechungen
sind die Förderprogramme des Landes Liechtenstein auf Referenzfälle
abgestimmt. Diese setzen positive
Anreize und ermöglichen es der
Bauherrschaft, in die Umsetzung
von Wärmedämmmassnahmen zu
investieren. Das unten angeführte
Berechnungsbeispiel, welches in
den Diagrammen 1 und 2 anschaulich dargestellt ist, zeigt ein in den
70er Jahren erstelltes Gebäude. Gebäude aus den 80er Jahren wurden
meist besser isoliert. Gebäude aus
den 50er und 60er Jahren hingegen
sind oft noch schlechter wärmegedämmt und haben deshalb den
Vorteil, dass eine Sanierung sich
schon wesentlich schneller rentiert.
Die Sanierungskosten wurden mit
Mittelwerten aus schweizerischen
Untersuchungen kalkuliert. Diese können je nach Objekt relativ
stark abweichen. Deshalb müssen
die Kosten und Einsparungen für
konkrete Entscheide unbedingt zusammen mit einem Energieplaner
und anhand von Offerten ermittelt
werden.
40
20
0
-20
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
-40
-60
-80
Nutzungsdauer Jahre
Diagramm 1
Kapitalrendite in %
5.0
Kapitalrendite bis zur Nutzungsdauer %
„Ohnehinkosten“ werden Kosten
bezeichnet, die auch ohne Wärmedämmmassnahme anfallen würden,
wie zum Beispiel ein Neuanstrich
der Fassade bei einem 30-jährigen
Gebäude. Die Problematik besteht
nun, herauszufinden, welches Szenario der Kostenentwicklung für
die Überlegungen und den Entscheid massgebend sind.
Investitionskosten ca.
Ohnehinkosten Maler
Förderbeitrag Land
Förderbeitrag Gemeinde
Netto Investition
U- Wert vor Sanierung
U- Wert nach Sanierung
Schätzwert Einsparung
Einsparung pro Jahr
Energiepreis
Einsparung pro Jahr
4.0
3.0
2.0
1.0
0.0
-1.0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
-2.0
-3.0
-4.0
-5.0
Nutzungsdauer Jahre
Diagramm 2
Die Kapitalrendite dient als Vergleichsgrösse zur Geldanlage auf dem Kapitalmarkt.
Für eine erfolgreiche Investition muss dieser Wert bei Fremdfinanzierung über dem zu
zahlenden Zinssatz liegen.
Energie
Staatliche
Förderungen
Informieren und Planen
Umfassende Informationen durch
die Energiefachstelle und die Fachberatung des Planungsbüros ergeben eine individuelle und optimale
Lösung. Es werden nur Massnahmen gefördert, bei denen eine
fachkundige Planung und Ausführung gewährleistet ist. Im Internet unter www.energiebuendel.
li oder www.avw.llv.li informiert
die Energiefachstelle über die bestehenden Fördermöglichkeiten.
Antrag und Prüfung
Je nach angestrebter Fördermassnahme ist das entsprechend aktuelle Antragsformular zu verwenden und bei der Energiefachstelle
einzureichen. Um Förderbeiträge
beantragen zu können, muss in den
meisten Fällen eine rechtskräftige
Baubewilligung vorliegen. Insbesondere bei Wärmedämmmassnahmen und Haustechnikanlagen
werden Qualitätsanforderungen
gestellt, welche im Detail auf der
Internetseite www.energiebuendel.li nachgelesen werden können.
Nach Prüfung der Unterlagen wird
über die Berechtigung und die
Höhe der Fördermittel entschieden.
Zusicherung und
Realisierung
Die Zusicherung für den Erhalt
der Förderung wird von der Energiefachstelle erteilt. Die Förderbeiträge werden für jede Massnahme nur einmal ausgerichtet,
jedoch sind Förderbeiträge der
unterschiedlichen Kategorien kumulierbar.
Mit der Umsetzung der förderberechtigten Massnahme darf erst
nach Erhalt dieser Zusicherung
begonnen werden, da sonst ein
Jürg Senn, Energiefachberater
www.energiebündel.li
Hier wurde eine Plattform installiert, welche eine gezielte und
individuelle Beratung der Energiefachstelle unterstützt. Sie finden
neben den aktuellen staatlichen
Fördermodalitäten und Antragsformularen auch viele andere Informationen, die zu einem bewussten
und verantwortungsvollen Umgang
mit Energie sensibilisieren und zu
einer energieeffizienten Bauweise
und Gebäudeerneuerung motivieren sollen.
Weitere Informationen erhalten
Sie bei:
Amt für Volkswirtschaft
Abt. Energie - Energiefachstelle
Postfach 684
9490 Vaduz
Anspruch auf Ausrichtung von
Förderbeiträgen erlischt.
Vergleich der
sparsamsten und
besten Haushaltsgeräte
Abwicklung
Die Auszahlung der Fördermittel erfolgt nach der technischen
Abnahme der geförderten Anlage. Damit der Erfolg der Energiesparmassnahmen festgestellt werden kann, müssen die Bezüger von
Fördermitteln während fünf Jahren
Daten (z. B. über den Heizölverbrauch) an die Energiefachstelle
liefern.
Wichtige Marktanbieter von
Haushaltgeräten, Kaffeemaschinen und Elektronik kennzeichnen
die sparsamsten Geräte. Topten.
ch hilft den KonsumentInnen, die
energieeffizientesten Geräte beim
Kauf zu erkennen und auszuwählen. Wenig Energieverbrauch,
geringe Umweltbelastung, gute
Die Gemeinden in Liechtenstein
leisten zusätzlich einen individuellen Beitrag zu den staatlichen
Förderungen. Gerne geben die Gemeinden hierzu weitere Auskunft.
Teil 2
in bau:zeit Juni 2010
mit dem Thema:
„Sie bauen
energieeffizient –
wir fördern“
Minergie – besser bauen,
besser leben
Minergie ist ein freiwilliger
Baustandard, der den rationellen
Energieeinsatz und die breite
Nutzung erneuerbarer Energien
bei gleichzeitiger Verbesserung der
Lebensqualität und Senkung der
Umweltbelastung ermöglicht.
Der Baustandard MINERGIE®
geniesst eine breite Akzeptanz.
Gründe gibt es viele, der wichtigste: Bauherrschaften, Architekten
und Planer sind in der Gestaltung,
in der Materialwahl und in der
inneren und äusseren Struktur
eines Gebäudes völlig frei. Miner-
Standort Energiefachstelle:
Poststrasse 1
9494 Schaan
T +423 236 64 32/33
F +423 236 68 89
Die Energiefachstelle ist
umgezogen!
www.energiebuendel.li
www.avw.li
Gebrauchsfähigkeit, gesundheitlich unbedenklich, sehr gute
Qualität, vernünftiger Preis sowie
ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis sind die Kriterien, nach denen
Topten.ch bewertet.
Weitere Informationen:
TopTest GmbH, Schifflände 22,
8001 Zürich
Tel. +41 (0)81 252 63 64,
[email protected]
www.topten.ch
gie definiert die einzuhaltenden
Grenzwerte im Energieverbrauch.
Wichtig ist, dass das ganze Gebäude von der Gebäudehülle bis zur
Haustechnik als integrales System
betrachtet wird. Die Wege dazu
sind vielfältig. In einer Gebäudeliste auf der Homepage finden sich
die nach einem der MINERGIE®Standards zertifizierten Objekte. Für die Zertifizierung von
Minergie-Bauten im Fürstentum
Liechtenstein ist die Energiefachstelle zuständig.
Weitere Informationen:
www.minergie.ch