benützungsordnung - Die Fachgruppe Wien der Freizeitbetriebe

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benützungsordnung - Die Fachgruppe Wien der Freizeitbetriebe
BENÜTZUNGSORDNUNG
für das Palais Liechtenstein 1090 Wien, Fürstengasse 1 (GARTENPALAIS)
Alle Benützer der Liegenschaft 1090 Wien, Fürstengasse 1 (Ehrenhof, Höfe Ost und West sowie
Gartenbereich hinter Palais) und der darauf errichteten Gebäude (insbesondere GARTENPALAIS
Liechtenstein) akzeptieren mit dem Betreten der Liegenschaft diese Benützungsordnung.
1.
Sie befinden sich auf Privatgrund. Die Verwaltung des Palais Liechtenstein hält bis auf
jederzeitigen Widerruf die frei zugänglichen Außenflächen für die Öffentlichkeit zugänglich.
Die Benützung erfolgt auf eigene Gefahr.
2.
Die Mitarbeiter und Beauftragten der Verwaltung des Palais Liechtenstein haben die Aufgabe,
die Einhaltung dieser Benützungsordnung zu kontrollieren und etwaige Anweisungen zur deren
Befolgung zu geben. Den Anweisungen von Einsatzkräften (Polizei, Rettung, Feuerwehr) sowie
der Mitarbeiter der Verwaltung des Palais Liechtenstein ist unbedingt Folge zu leisten.
3.
Bei Verstößen gegen diese Benützungsordnung ist die Verwaltung des Palais Liechtenstein
berechtigt, Haus- und/oder Benützungsverbote auszusprechen. Ein Haus- und/oder
Benützungsverbot ist sofort zu befolgen.
4.
Für die gesamte Liegenschaft gibt es eine Brandschutzordnung sowie eine Einfahrtsregelung,
die Bestandteil dieser Benützungsordnung sind. Beachten Sie bitte deren Bestimmungen.
5.
Wir weisen darauf hin, dass das Palais sowie die Freiflächen um die Gebäude videoüberwacht
werden.
6.
Das Mitnehmen von Hunden und sonstigen Tieren auf das gesamte Gelände der Liegenschaft
(inkl. Park) ist nicht gestattet. Ausnahme: Die Mitnahme von Behindertenhunden ist nach
vorheriger Anmeldung bei der Verwaltung des Palais Liechtenstein selbstverständlich möglich.
7.
Wir bitten Sie, Abfälle in die dafür vorgesehenen Behältnisse zu entsorgen.
8.
Das Musizieren, ausgenommen von der Verwaltung des Palais Liechtenstein genehmigte
Veranstaltungen, einschließlich Beschallung mit technischen Einrichtungen, ist nicht gestattet.
9.
Wir ersuchen Sie, im Palais weder zu essen noch zu trinken. Ausgenommen davon sind
Veranstaltungen im Herkulessaal und in der Sala Terrena.
10.
Wir bitten Sie, das Rauchverbot im gesamten Gebäude zu berücksichtigen.
11.
Das Hantieren mit offenen Feuer (z.B. Kerzen) ist untersagt. Ausnahmen kann die Verwaltung
des Palais Liechtenstein erteilen.
12.
Das Fotografieren sowie Film- und Videoaufnahmen u. dgl. sind im GARTENPALAIS aus
urheberrechtlichen Gründen grundsätzlich nicht gestattet, es sei denn, dass Sie dafür eine
schriftliche Genehmigung der Verwaltung des Palais Liechtenstein bzw. der „LIECHTENSTEIN.
The Princely Collections“ erhalten haben. Gerne können Sie in der Sala Terrena ein
Erinnerungsfoto (ohne Blitz) aufnehmen.
13.
Jede unnötige Lärmentwicklung ist aus Rücksichtnahme auf andere Besucher zu vermeiden.
14.
Die Ausstellungsbereiche können nur gegen vorherige Anmeldung besucht werden.
15.
Wir ersuchen Sie, Überbekleidung (Mäntel, Jacken, Hüte, etc.), Schirme, Stöcke, Rucksäcke
und Taschen ab einer Größe von 21 x 30 Zentimeter aufgrund von
Versicherungsbestimmungen vor Betreten der Ausstellungsräume ausnahmslos an der
Garderobe abzugeben.
16.
Das Zeichnen in den Ausstellungsräumen ist erlaubt, allerdings nur mit Bleistift (keine Tinte,
keine Farbe) und nur mit Zeichenblöcken, die nicht größer als A4 sind. Staffeleien, Stühle und
das Zeichnen auf dem Boden sind nicht gestattet.
17.
Fremd- und Privatführungen sind nur mit vorhergehender Genehmigung durch die Verwaltung
des Palais Liechtenstein erlaubt.
18.
Das Verteilen sowie das Auflegen von Informationsmaterial sind nur mit Genehmigung der
Verwaltung des Palais Liechtenstein gestattet.
19.
Betteln, Hausieren und der private Verkauf von Waren aller Art ist nicht gestattet.
20.
Begleitpersonen von Kindern sind verpflichtet, diese stets zu beaufsichtigen.
21.
Aus Sicherheitsgründen sind sämtliche Zugänge, Stiegen und Stufen frei zu halten.
22.
Der Zutritt und das Verlassen des gesamten Areals samt Gebäuden sind nur über die
entsprechenden Eingänge gestattet. Fluchttüren dürfen nur in Notfällen benutzt werden.
23.
Das Skateboarden, Inlineskaten und sonstige sportliche Aktivitäten ähnlicher Art sind im Palais
sowie im Park nicht gestattet.
24.
Die Zufahrt zum Kinderspielplatz mit Kinderfahrrädern ist gestattet. Erwachsenenfahrräder
ersuchen wir stets zu schieben. Das Abstellen von Fahrrädern (für Erwachsene und Kinder) ist
nur an den dafür ausdrücklich vorgesehenen Plätzen außerhalb der Liegenschaft erlaubt (z.B.
Fahrradständer in der Fürstengasse 1).
25.
Der Aufenthalt unter den alten Bäumen bei Sturm und Unwetter ist gefährlich und
daher verboten.
26.
Bei Eis und Schnee dürfen nur die geräumten und gestreuten Wege betreten werden. Bei
Dunkelheit dürfen nur die ausreichend ausgeleuchteten Wege benutzt werden.
27.
Das Betreten und das Lagern auf den Wiesen sind im Sinne der Erhaltung der historischen
Gartenanlage nicht gestattet.
Erich Urban
Geschäftsführung
DAS STADTPALAIS LIECHTENSTEIN
FÜRSTLICHES BAUJUWEL & EVENT-HIGHLIGHT
Nach rund vier Jahren aufwendigster Renovierungsarbeiten erstrahlt das STADTPALAIS der fürstlichen
Familie Liechtenstein seit April 2013 in altem Glanz. Die Top-Lage in der Wiener Innenstadt, die
außergewöhnlichen Prunkräume und ausgewählte Meisterwerke der Fürstlichen Sammlungen aus der
Periode des Klassizismus und des Biedermeier machen das STADTPALAIS Liechtenstein zu einem neuen
Highlight und Geheimtipp für exklusive Veranstaltungen für bis zu 500 Gäste. Für Kunstinteressierte ist das
Baujuwel im Rahmen gebuchter Führungen zu besichtigen.
„Es war uns ein großes Anliegen, das STADTPALAIS, das seit 1694 in Besitz unserer Familie ist, zu
renovieren. Ich sehe es auch als eine gewisse Verpflichtung, es für die Nachwelt zu erhalten. Das Palais
wurde in aufwendigster Detailarbeit an moderne Standards angepasst, der historische Charme jedoch
perfekt erhalten. Jetzt freuen wir uns, das Haus für wunderschöne Veranstaltungen zu vermieten und mit
Führungen wieder zum Leben zu erwecken“, erzählt der Bauherr, S.D. Fürst Hans-Adam II. von und zu
Liechtenstein.
DIE SANIERUNG. DENKMALPFLEGE AUF HÖCHSTEM NIVEAU
Die Revitalisierung des STADTPALAIS Liechtenstein ist die umfangreichste Restaurierung nach
wissenschaftlich-denkmalpflegerischen Grundsätzen der letzten Jahre in Wien. Die hohen Ansprüche bei
der Restaurierung erklären den großen Personaleinsatz während der Sanierungsarbeiten: „200 bis 250
Personen waren im Schnitt pro Tag auf der Baustelle, an Spitzentagen bis zu 500. Bei Restaurierungsarbeiten sind generell etwa zwei Drittel der Baukosten unmittelbar den Lohnkosten zuzuordnen, nur ein
Drittel fließt in Material und Baumaschinen. Mit Gesamtbaukosten von ca. 100 Millionen Euro trägt das
Projekt also nachdrücklich zur Arbeitsplatzerhaltung in Österreich bei“, erläutert Architekt Prof. Manfred
Wehdorn die wirtschaftliche Bedeutung des Projekts.
Das STADTPALAIS befand sich vor Beginn der Sanierungsarbeiten 2008 durch Setzungen und
Kriegsschäden, die nur oberflächlich behoben worden waren, in derart schlechtem statischen Zustand,
dass zuerst ein Stahlskelett als Stütze eingezogen werden musste. Zusätzlich stabilisiert wurde das
Gebäude durch den Bau eines dreigeschossigen Tiefspeichers. Erst danach konnten die restauratorischen
Arbeiten, bei denen der Einsatz authentischer Materialien und der originalen Bautechnik im Vordergrund
standen, beginnen: So wurden zum Beispiel die weltberühmten Thonetböden – dort, wo sie schadhaft waren
– in minutiöser Handarbeit intarsiert. Für die Nachwebung einzelner Seidenbespannungen wurde die
Adaptierung eines Webstuhls, der über 20.000 Kettfäden verarbeitet, veranlasst.
Die Restaurierung ist außerdem als wichtiges Beispiel der Wiener Denkmalpflege anzusehen, die im
Besonderen den Alterswert unterstreicht. Neuvergoldungen erfolgten daher nur dort, wo Ergänzungen
durchgeführt werden mussten, sonst wurde die rund 170 Jahre alte Vergoldung nur gereinigt. Insgesamt
wurden 1,5 Kilogramm Blattgold (rund 150.000 Stück) verwendet und in rund 54.000 Arbeitsstunden per
Hand aufgetragen.
DIE TECHNIK. HISTORISCHE RAFFINESSEN BEEINDRUCKEN AUCH HEUTE
Bereits in der Biedermeierzeit beeindruckte das STADTPALAIS Liechtenstein mit seiner Ausstattung und
technischen Raffinessen: unter anderem konnten Türen des großen Tanzsaals hochgezogen, andere vertikal
gedreht werden, wobei jeweils eine Seite der Türe in Weiß-Gold, die andere in Spiegelglas gehalten ist. So
ließ sich der Raum in wenigen Augenblicken in einen Spiegelsaal verwandeln. Diese historische Technik
wurde im Rahmen der Restaurierung wieder hergestellt. Zusätzlich entspricht das Palais heute modernsten
technischen Standards: Das gesamte Haus ist vollklimatisiert, alle Räume barrierefrei erschlossen, rund
1.200 LED-Leuchten ersetzen das historische Kerzenlicht auf den imposanten Lustern und Kandelabern und
auch das Sicherheitskonzept erfüllt die höchsten Anforderungen.
DAS KONZEPT. EXKLUSIVE VERANSTALTUNGEN & GEBUCHTE FÜHRUNGEN
„Wir haben uns zum Ziel gesetzt, sowohl das GARTENPALAIS als auch das STADTPALAIS Liechtenstein
mit einem wirtschaftlich nachhaltigen Konzept der Öffentlichkeit langfristig zugänglich zu machen. Daher ist
seit Anfang 2012 die neu gegründete Palais Liechtenstein GmbH mit der Vermarktung der beiden Häuser
beauftragt“, erklärt S.D. Prinz Constantin von und zu Liechtenstein, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Fürst
Liechtenstein.
Im STADTPALAIS stehen auf rund 250 m² im ersten und rund 320 m² im zweiten Obergeschoß prunkvolle
historische Räume für exklusive Veranstaltungen zur Verfügung. Barocke Stuckdecken fügen sich mit
üppigem Neo-Rokoko-Interieur, Original-Möbeln, ausladenden Lustern und farbenfrohen
Seidenbespannungen zu einem harmonischen Ganzen. Zusätzlich bietet die ebenerdig gelegene
Minoritenhalle mit ihrer hellen Holzverkleidung, eigener Küche und dem direkten Zugang zum Innenhof
eine attraktive und moderne Alternative auf rund 100 m². Ein Lastenaufzug und eigene Cateringbereiche in
beiden Stockwerken ermöglichen einen professionellen und reibungslosen Veranstaltungsablauf. „Unser
Team ist darauf spezialisiert, individuelle Konzepte für exklusive Veranstaltungen mit unseren Kunden zu
verwirklichen. Dabei hat gleichzeitig auch immer der Schutz der historischen Räumlichkeiten einen hohen
Stellenwert, um diese auf lange Sicht zu bewahren“, führt Mag. Bernhard Krytinar, Director of Operations der
Palais Liechtenstein GmbH, aus.
Für die kunstinteressierte Öffentlichkeit ist die einzigartige Pracht des STADTPALAIS im Rahmen gebuchter
Führungen zugänglich. Wie im GARTENPALAIS Liechtenstein werden zweimal pro Monat an ausgewählten
Freitagen Führungen angeboten – mit faszinierenden Einblicken in die fürstliche Lebenswelt und 400 Jahre
Sammeltradition (Anmeldung erforderlich!). Natürlich können auch individuelle Termine für
Gruppenführungen vereinbart werden. Im Rahmen der ORF Langen Nacht der Museen 2013 werden
erstmals beide Palais geöffnet sein.
DIE KUNST. VON AMERLING BIS WALDMÜLLER
Im STADTPALAIS werden Gemälde und Möbel aus einer der fruchtbarsten und eigenständigsten Epochen
der Wiener Kunstgeschichte, dem in Wien nicht wirklich scharf voneinander zu trennenden Klassizismus und
Biedermeier zu sehen sein: unter anderem Meisterwerke aus dem Œuvre von Friedrich von Amerling,
Friedrich Gauermann oder Ferdinand Georg Waldmüller. Sie werden dort mit der Originalausstattung des
Gebäudes, dem ersten Neorokoko weltweit, im spannenden Dialog stehen. „Zum ersten Mal wird in diesem
Palais die gesamte Spannweite des Biedermeier erlebbar sein, von dessen scheinbarer Einfachheit bis zum
üppigsten Neorokoko, das genauso zu dieser Epoche gehört“, meint dazu Dr. Johann Kräftner, Direktor von
LIECHTENSTEIN. The Princely Collections.
FÜR RÜCKFRAGEN
Mag. Julia Holter
Palais Liechtenstein GmbH
Kommunikation & Event Management
Tel +43 1 319 57 67-158, Mobil +43 676 843 26 88 18
[email protected]
www.palaisliechtenstein.com
DAS STADTPALAIS LIECHTENSTEIN
HISTORISCHER RÜCKBLICK
Der Bau des STADTPALAIS Liechtenstein begann 1691 im Auftrag von Dominik Andreas Graf Kaunitz nach
Plänen von Enrico Zuccalli. 1694 erwarb Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein das Gebäude in
unvollendetem Zustand, bestimmte es als Majoratshaus und ließ den Bau von Domenico Martinelli unter
Einsatz bedeutender Künstler, wie dem Stuckateur Santino Bussi, dem Bildhauer Giovanni Giuliani und den
Malern Andrea Lanzani und Antonio Bellucci, vollenden. An der Frontseite zur Bankgasse schuf Martinelli das
erste monumentale Barockportal Wiens, das Seitenportal am Minoritenplatz wurde später durch Johann Lucas
von Hildebrandt eingefügt.
Das Palais war von Fürst Johann Adam Andreas I. als Residenz konzipiert worden und musste Wohnraum
sowie alle notwendigen Flächen zur Hofhaltung und – als Besonderheit – auch Platz für die Präsentation der
schon damals umfangreichen Sammlungen des Fürstenhauses bieten. Küche, Bäckerei und die Wohnräume
der Dienerschaft lagen in den Kellern beziehungsweise im Erdgeschoss, im ersten Obergeschoss befanden
sich die repräsentativen fürstlichen Appartements. Im zweiten Obergeschoss wurden ab 1705 Werke der
Fürstlichen Sammlungen ausgestellt, die von Anfang an einen Anziehungspunkt für die Kunstliebhaber
bildeten. Erschlossen wurden die beiden Obergeschosse, deren Decken mit Bellucis allegorischen
Ölgemälden geschmückt waren, über ein monumentales Treppenhaus mit Skulpturen von Giuliani und
Stuckaturen von Bussi. Es wird nach seiner Restaurierung wieder als die aufregendste barocke Prunkstiege
Wiens erlebbar sein.
Nach der durchgreifenden Erneuerung des ursprünglichen liechtensteinischen Majoratshauses in der
Herrengasse um 1790 unter Fürst Alois I. von Liechtenstein verlor das Palais in der Bankgasse seine
Bedeutung. Zwischen 1807 und 1810 erfolgte der Umzug der Gemäldegalerie in das GARTENPALAIS in der
Rossau, im Zuge dessen wurden auch die Ölbilder Belluccis dorthin übertragen und in die Deckenspiegel
des GARTENPALAIS integriert.
Fürst Alois II. von Liechtenstein ließ das Palais in der Bankgasse in den Jahren 1836 bis 1847 schließlich
von Peter Hubert Desvignes im Stil des „Zweiten Rokoko“ umgestalten, womit Desvignes das früheste und
bedeutendste Interieur dieser Stilrichtung in Wien schuf. Für die Innenausstattung zeichneten Carl Leistler
und Michael Thonet als ausführende Handwerker verantwortlich, deren prachtvolle Parkettböden mit
Einlegearbeiten aus verschiedensten verleimten und gebogenen Hölzern damals wie heute beeindrucken.
Berühmt war das Palais im 19. Jahrhundert auch wegen seiner technischen Raffinessen.
Es verfügte über eine Aufzugsanlage über vier Stockwerke, eine hausinterne Sprechanlage mit
Korrespondenzschläuchen aus Kautschuk und Seide mit Elfenbeinmundstücken sowie eine Heißluftheizung,
deren Ausblasöffnungen teilweise kunstvoll in Kandelabersockel oder Wandverkleidungen integriert wurden.
Laut zeitgenössischen Beschreibungen konnte man mit einem Federdruck sämtliche Fenster einer
Gassenfront öffnen und schließen oder Türen, die auf einer Seite verspiegelt waren, hochziehen und
wenden. Diese Einrichtungen waren sehr reparaturanfällig; laufend waren Handwerker und Künstler mit
Instandsetzungsarbeiten beschäftigt, weshalb das Palais im Volksmund auch „Künstlerversorgungshaus“
genannt wurde.
Der Eröffnungsball am 16. Februar 1848 war ein großes gesellschaftliches Ereignis. Allein die enormen
Kosten von ungefähr 4 Millionen Gulden für die Adaptierung des Palais stießen auf ein großes Echo in
Gesellschaft und Presse.
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges führten Bombentreffer und ein in das Dach gestürztes
Flugzeug zu schweren Schäden. Das Stiegenhaus wurde im Deckenbereich des zweiten Stocks völlig
zerstört, die daneben gelegenen Prunkräume stark beschädigt. In den ersten Nachkriegsjahren wurden
Sicherungsarbeiten durchgeführt und die schlimmsten Beschädigungen behoben; wegen der großen
Vermögensverluste der Familie im Zusammenhang mit und nach den Kriegsereignissen konnte die
Instandsetzung erst 1974/76 erfolgen.
DAS STADTPALAIS LIECHTENSTEIN
FACTS & FIGURES ZUR RENOVIERUNG
ALLGEMEIN
Archäologische Grabungen ab August 2007
Baubeginn November 2008
Über 600 projektbeteiligte Personen
An Spitzentagen bis zu 500 Personen gleichzeitig auf der Baustelle
Rund 140 beteiligte ausführende Firmen
Rund 30 beteiligte Fachplaner- und Konsulentenbüros
DENKMALPFLEGE/ RESTAURIERUNGEN
Ca. 150.000 Stück Blatt Blattgold mit einem Gesamtgewicht von rund 1,5 kg Gold
Rund 54.000 Arbeitsstunden Restaurierung Vergoldung
Restaurierung und Instandsetzung von rund 880 m² Intarsienparkett und 1.850 m² Tafelparkett
Restaurierung von 4 großen Bronzelustern und 20 Kristalllustern
Bestückung der Luster mit 1.200 Stück LED-Kerzen
BAUGEWERKE & ELEKTROTECHNIK
Ca. 9.000 m³ Bauschutt
Ca. 13.000 m³ Aushubmaterial
Ca. 682.000 kg Bewehrungsstahl
Ca. 5.650 m³ Beton
Ca. 2.780 m² neue Schieferdeckung
Rund 470.000 m Elektrokabel
Beleuchtung: zu ca. 80% LED-Leuchten verbaut
HEIZUNG/ KLIMA/ LÜFTUNG/ SANITÄR
Heizungsleitungen ca. 13.000 m
Kälteleitungen ca. 8.240 m
Sanitärleitungen ca. 3.000 m
Abwasserleitungen ca. 4.000 m
Rund 130 Heizkörper
Rund 525 m² Fußbodenheizung
DIE FÜRSTLICHEN SAMMLUNGEN
Die Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein umfassen Hauptwerke europäischer
Kunst aus fünf Jahrhunderten und gehören zu den bedeutendsten Privatsammlungen der Welt.
Ihre Anfänge liegen im 17. Jahrhundert und wurzeln im barocken Ideal kunstsinnigen fürstlichen
Mäzenatentums. Das Haus Liechtenstein hat dieses Ideal über Generationen konsequent gepflegt
und die Bestände planvoll ergänzt. Durch eine aktive Ankaufspolitik wird die Sammeltätigkeit
heute fortgesetzt. Dies ermöglicht eine kontinuierliche Verdichtung und Erweiterung bestehender
Sammlungsschwerpunkte durch Kunstwerke von höchster Qualität.
DIE GESCHICHTE DER FÜRSTLICHEN SAMMLUNGEN
Über die Frühzeit der Sammlungsgeschichte wissen wir relativ wenig. Durch die Ehe mit Anna von Ortenburg
kam Hans Mielichs Porträt des Grafen Ladislaus von Haag in den Besitz von Hartmann von Liechtenstein
(1544–1585), der auch als Sammler von Büchern wichtige, heute noch existierende Bestände ins Haus
brachte.
Aus einem Briefwechsel von 1597 zwischen Kaiser Rudolf II. und Karl I. von Liechtenstein (1569–1627),
dem ersten von wahrer „Sammelwut“ infizierten Fürsten, geht hervor, dass dieser in seiner Prager Residenz
eine beachtliche Sammlung von Gemälden und Kunstkammerstücken besaß.
Aus Feldsberg/Valtice haben wir Nachricht von einer eigenen Silberkammer mit über 900 verschiedenen
Gegenständen. Den Inventaren nach zu schließen, verwahrte der Fürst in seiner Guarderoba, die als Urzelle
der Fürstlichen Sammlungen bezeichnen werden kann, Tapisserien und Teppiche, kostbare Möbel,
Gold- und Silberobjekte, Gefäße aus geschnittenem Stein sowie Gemälde. Karl I. betätigte sich aber nicht
nur als Sammler, auch als Auftraggeber brachte er bedeutende Kunstwerke in seinen Besitz. In seinem
Auftrag schuf Adrian de Fries 1607 die lebensgroße Bronze Christus im Elend und wenig später den
Heiligen Sebastian.
Wie sein Vater war auch Karl Eusebius I. von Liechtenstein (1611–1684) ein leidenschaftlicher Sammler
und der erste, der sich systematisch des Kunsthandels bediente, um an Kunstwerke heranzukommen
(Bildnis eines jungen Mannes aus dem Jahr 1456 von einem französischen Meister und Hugo van der Goes’
Tryptichon). Er verfasste theoretische Abhandlungen, u.a. ein Traktat über die Architektur und eine
Prinzenerziehung, das der Sammlung auch eine inhaltliche Ausrichtung gab. Karl Eusebius initiierte eine
Vielzahl wichtiger Bauprojekte und engagierte als erster Fürst des Hauses Liechtenstein in großem Stil
Architekten, Steinmetze, Stuckateure und Maler. Für die von ihm erbaute Pfarrkirche in Feldsberg erwarb
er 1643 Rubens’ monumentale Himmelfahrt Mariens als Hochaltarbild.
Karl Eusebius’ Sohn Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein (1657–1712) setzte den von
seinem Vater eingeschlagenen Weg fort. Er ließ zahlreiche Schlösser errichten, darunter das
GARTENPALAIS Liechtenstein in der Rossau sowie das STADTPALAIS in der Bankgasse, und diese
nach eigenen Vorstellungen dekorieren und ausstatten. Auf ihn geht der Erwerb wesentlicher Hauptwerke
von Peter Paul Rubens (Decius Mus-Zyklus, das Bildnis der Clara Serena), Anthonis van Dyck und anderer
Meister des flämischen Barock zurück, die auch heute noch den Ruhm der Fürstlichen Sammlungen
ausmachen.
Mit Fürst Joseph Wenzel I. von Liechtenstein (1696–1772) gewann die französische Kunst in der Sammlung
an Bedeutung. Die zwei von Hyacinthe Rigaud geschaffenen Porträts des Fürsten zählen ebenso dazu wie
die Emailletafeln von Pierre Courteys mit dem Zyklus des Trojanischen Kriegs, die zu den besten Limosiner
Emaillearbeiten des 16. Jahrhunderts gehören.
Aus Anlass seiner Ernennung zum kaiserlichen Botschafter am französischen Hof im Jahr 1737 ließ der
Fürst vom Innenarchitekten Nicolas Pineau mehrere Prunkkarossen anfertigen, von denen als einzige der
in der Sala Terrena des GARTENPALAIS Liechtenstein ausgestellte Goldene Wagen erhalten ist. Nicht nur
wegen seiner künstlerischen Qualität, sondern auch aufgrund seiner historischen Bedeutung ist er einer der
wichtigsten Prunkwagen des französischen Rokoko.
Joseph Wenzel verpflichtete auch Bernardo Bellotto, die beiden um 1759 entstandenen Veduten zu malen,
die uns Aufschluss über das damalige Aussehen des Palais Liechtenstein in der Rossau und seines Gartens
geben. Großes Interesse hatte der Fürst auch an Büchern. Viele der Zimelien der heutigen Bibliothek gehen
auf von ihm erworbene Bestände zurück. Der erste, 1767 gedruckte Katalog der Fürstlichen Sammlungen,
von seinem Galeriedirektor Vincenzo Fanti erstellt, dokumentiert die Kunstschätze, die damals im
STADTPALAIS in der Bankgasse aufgestellt waren.
Während der Regentschaft von Fürst Alois I. von Liechtenstein (1759–1805) wurden die Sammlungen durch
diverse Ankäufe (Kunstobjekte von Antonio Canova, Heinrich Füger und Franz Anton Zauner) sowie
Auftragswerke bereichert. Seine Gemahlin (Porträt der Fürstin Karoline von Liechtenstein (1768–1831),
geb. Gräfin von Manderscheidt, als Iris, 1793) und eine seiner Schwestern (Porträt der Prinzessin Maria
Josepha Hermenegilde von Liechtenstein (1768–1845), verh. Fürstin Esterhazy, als Ariadne auf Naxos,
1793) ließ er von Elisabeth Vigée-Lebrun porträtieren. Ein besonderes Anliegen waren ihm die grafische
Sammlung sowie die Bibliothek, die erstmals in ihrer Gesamtheit in dem 1792 in frühklassizistischem Stil
umgestalteten Palais in der Herrengasse aufgestellt werden konnte.
Unter Fürst Johann I. von Liechtenstein (1760–1836) erfolgte ab 1807 die Übersiedlung der Sammlungen
ins GARTENPALAIS, wo für die Präsentation wesentlich mehr Platz zur Verfügung stand als in den
beengten Räumlichkeiten des STADTPALAIS in der Bankgasse. Als großer Kunstliebhaber erweiterte er
den Sammlungsbestand insbesondere im Bereich der holländischen und italienischen Malerei. Johann
Baptist Lampi fertigte ein Porträt von ihm an, Angelika Kauffmann malte seine Gemahlin, Fürstin Josepha
Sophie von Liechtenstein, geb. Landgräfin zu Fürstenberg-Weitra (1776–1848).
Fürst Alois II. (1796–1858) entwickelte zu einigen Künstlern der damaligen Zeit ein besonders enges
Verhältnis: Seine Kinder erhielten von Josef Höger Zeichenunterricht und wurden von Friedrich von Amerling
porträtiert. Das berührendste Bildnis dieser Serie ist zweifellos das Porträt der Prinzessin Marie Franziska
von Liechtenstein (1834–1909) im Alter von zwei Jahren, 1836. Intime Momentaufnahmen der Kinder
vermitteln uns auch die Aquarellskizzen von Peter Fendi. Rudolf von Alt wurde von Alois II. mit der
Herstellung von Veduten betraut, die minutiös die Liechtensteinischen Besitzungen in Wien und Mähren
wiedergeben.
Beraten von dem Berliner Kunsthistoriker Wilhelm von Bode, der den ersten, 1896 erschienenen,
illustrierten Katalog der Galerie verfasste, konzentrierte sich die Sammeltätigkeit des Fürsten Johann II.
von Liechtenstein (1840–1929) auf die Kunst des 14., 15. und frühen 16. Jahrhunderts. Aber auch die
venezianischen Meister des 18. und die Malerei des 19. Jahrhunderts interessierten ihn. Er kaufte nicht
nur Kunstwerke an, sondern stiftete anderen Museen in Wien und Mähren zahlreiche Gemälde
(z.B. Werke früher italienischer Malerei an die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien
und Werke des Biedermeier sowie des späteren 19. Jahrhunderts an das heutige Wien Museum).
Johann II. veranlasste die Neuordnung der Galerie und verlieh ihr dadurch eine eigenständige Note.
Der nüchterne Eindruck einer nach wissenschaftlichen Kriterien erstellten Sammlung wurde bewusst
vermieden, das Interieur durch die Mannigfaltigkeit der aufgestellten Kunstgegenstände belebt und
aufgelockert. Die Mischung aus Möbeln, Tapisserien, Kunstgewerbe, Skulpturen und Gemälden schuf
jene noble und warme Atmosphäre einer Familiensammlung, die die Liechtensteinische Galerie von
allen anderen abhob.
1938 fand die 130jährige Präsentation der Fürstlichen Sammlungen im GARTENPALAIS Liechtenstein ein
jähes Ende, als die Galerie für das Publikum gesperrt wurde. Die Familie verlegte in jenem Jahr erstmals in
ihrer Geschichte den Wohnsitz nach Vaduz und transferierte ihre Kunstschätze in den letzten Kriegswochen
ebenfalls dorthin. Dadurch wurde die Hauptstadt von Liechtenstein bis zum heutigen Tag auch zum Sitz der
Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein.
AKTIVE ANKAUFSPOLITIK
Auf eine turbulente Phase während des Zweiten Weltkrieges, die mit dem Verlust an Territorium in Böhmen
und Mähren sowie dem wirtschaftlichen Niedergang in den österreichischen Besitzungen der Familie
einherging, folgte eine Phase der Konsolidierung. Nach einer kompletten Reorganisation der
Wirtschaftsbereiche in einzelne Stiftungen durch Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein (geboren
1945) konnte seit Mitte der 1970er Jahre wieder zu einer aktiven Sammlungspolitik zurückgefunden werden,
die den vorhandenen Kunstschatz vor allem in den letzten Jahren durch wesentliche Neuerwerbungen zu
ergänzen vermochte.
Heute gilt es, den Sammlungsbestand, dessen letzte Objekte vom Ende des 19. Jahrhunderts datieren,
abzurunden sowie neue Schwerpunkte und Akzente zu setzen und nicht zuletzt – im Zuge von notwendigen
Veräußerungen in der Nachkriegszeit entstandene – Lücken zu schließen. So wurden auch Kunstwerke
wieder zurückgekauft, wie etwa Jan van Huysums (1682–1749) Blumenstrauß in einer Nische (erworben
2002) oder Bernardo Zaganellis (1460/1470 – um 1510) Porträt einer Dame in rotem Kleid (erworben 2003).
Spektakulär und von einem breiten internationalen Medienecho begleitet, war der Neuerwerb des so
genannten Badminton Cabinet, eines Prunkschranks aus Pietra Dura, Ebenholz und vergoldeter Bronze,
der am 9. Dezember 2004 bei einer Christie’s-Auktion in London um 27 Millionen Euro als wertvollstes
Möbelstück der Welt für die Fürstlichen Sammlungen ersteigert wurde. Bei einer Versteigerung des
Auktionshauses Dorotheum am 15. Oktober 2008 ging das aus der Österreichischen Galerie Belvedere
restituierte Mädchen mit Strohhut von Friedrich von Amerling um 1,5 Mio. Euro an die Sammlungen des
Fürsten von und zu Liechtenstein. Dieser Erwerb machte es möglich, ein Gemälde, das als Ikone der
Wiener Malerei der Biedermeierzeit gilt, in Österreich zu behalten.
Mit wechselnden Ausstellungen sind die Fürstlichen Sammlungen im Kunstmuseum Liechtenstein in Vaduz
vertreten. Nicht zuletzt finden sich in Museen auf der ganzen Welt immer wieder ausgewählte
Sammlungsobjekte als Leihgaben
DIE PRÄSENTATION DER FÜRSTLICHEN SAMMLUNGEN IM GARTENPALAIS
Die Fürstlichen Sammlungen umfassen heute etwa 1.600 Gemälde mit Meisterwerken von der
Frührenaissance bis zum Biedermeier, darunter Arbeiten von Lucas Cranach dem Älteren, Raffael, Peter
Paul Rubens, Anthonis van Dyck, Frans Hals, Rembrandt, Rudolf von Alt, Ferdinand Georg Waldmüller und
Friedrich von Amerling. Von ebenso bedeutendem kunsthistorischen Rang ist die Sammlung italienischer
Bronzen, deren Schwerpunkt auf Meisterwerken des 16. und 17. Jahrhunderts liegt. Neben diesen
herausragenden Gemälden und Skulpturen beinhalten die Fürstlichen Sammlungen auch wichtige Bestände
an Grafiken, Pietra Dura-Arbeiten, Emaillen, Elfenbeinobjekten, Prunkwaffen, Porzellan, Tapisserien und
Möbeln, die einst die Ausstattung der Schlösser und Paläste der Familie bildeten.
Die Rückkehr dieser Kunstschätze in das historische Ambiente des GARTENPALAIS Liechtenstein in der
Rossau, wo die Sammlung bereits von 1807 bis 1938 der Öffentlichkeit zugänglich war, sowie deren
sorgfältige Präsentation vermitteln in authentischer Weise die Geschichte sowie das Kunstverständnis
des Hauses Liechtenstein.
Im GARTENPALAIS Liechtenstein ist nur eine Blütenlese der Sammlungsbestände zu sehen.
Lediglich ca. 15 Prozent der in den Depots vorhandenen Objekte werden in den Räumlichkeiten des
2
GARTENPALAIS in der Rossau auf einer Fläche von rund 2.300 m gezeigt.
Die Präsentation folgt prinzipiell dem Gedanken der Epochen und Schulen. In spannender Hängung und
Aufstellung finden Kunstwerke zueinander und bilden mit dem Palais und seiner prachtvollen
Innenausstattung eine vollendete Einheit. Wie bis 1938 der Fall, wurde auch jetzt wieder ein Mix von Malerei,
Skulptur, Möbeln und kunstgewerblichen Gegenständen angestrebt, um den Reichtum und die Vielfalt der
Fürstlichen Sammlungen vorzustellen. Seit Jänner 2012 sind die Glanzstücke der Fürstlichen Sammlungen
im GARTENPALAIS Liechtenstein exklusiv im Rahmen von Veranstaltungen oder gebuchten Führungen zu
besichtigen.
DIE BIEDERMEIER-SAMMLUNG IM STADTPALAIS
Seit April 2013 sind im renovierten STADTPALAIS Liechtenstein Gemälde und Möbel aus einer der
fruchtbarsten und eigenständigsten Epochen der Wiener Kunstgeschichte, dem in Wien nicht wirklich scharf
voneinander zu trennenden Klassizismus und Biedermeier zu sehen: unter anderem Meisterwerke aus dem
OEuvre von Friedrich von Amerling, Friedrich Gauermann oder Ferdinand Georg Waldmüller.
Die in der Zeit des Biedermeier regierenden Fürsten des Hauses Liechtenstein, Johann I. und Alois II.,
setzten sich intensiv mit der Kunst ihrer Zeit auseinander. Sie traten sowohl als Bauherren wie auch als
Auftraggeber und Sammler von Kunstwerken in Erscheinung. So bereiste etwa Fürst Alois II. von
Liechtenstein (1796–1858) mit dem Maler Joseph Höger (1801–1877) das Salzkammergut und ließ die
Reise in einer einzigartigen Folge von Aquarellen dokumentieren. Peter Fendi (1796–1842) und Friedrich
von Amerling (1803–1887) hielten in berührenden Aquarellstudien und Porträts die kindlich unbefangene
Natürlichkeit sowie die unbeschwerte Kindheit der kleinen Prinzessinnen und Prinzen der Familie
Liechtenstein fest. Noch heute faszinieren an diesen Aquarellen und Bildnissen, ähnlich wie in der
zeitgenössischen Landschaftsmalerei, die Beobachtung des Augenblicks, die erzählerische Wiedergabe
kleinster Details und das Einfangen der Lichtstimmung. Ein weiterer bedeutender Künstler des 19.
Jahrhunderts war Ferdinand Georg Waldmüller (1793–1865), dessen treffende Charakterisierungen des
menschlichen Gesichtes oder detailgetreue Schilderungen des Bauernalltags ebenfalls in den Galerien des
STADTPALAIS Liechtenstein zu sehen sind. Auch der Künstler Friedrich Gauermann (1807–1862) war dem
Haus Liechtenstein durch eine Vielzahl von Aufträgen verbunden. Zahlreiche Zeichnungen und Gemälde
zeugen von der Wertschätzung, die dem Künstler von mehreren Generationen der fürstlichen Familie
entgegengebracht wurde. Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein besitzt heute aufgrund der
Sammeltätigkeit seiner Vorfahren und seiner eigenen Ankaufspolitik eine der reichsten Sammlungen des
Wiener Biedermeier mit Gemälden, Aquarellen und Möbeln sowie eine großartige Porzellansammlung.
Meisterwerke sämtlicher Genres dieser Epoche ergänzen das einzigartige Ambiente des STADTPALAIS und
können im Rahmen von öffentlichen und individuellen Führungen besichtigt werden.
ELEGANTE INSZENIERUNGEN UND MEISTERWERKE
DER KUNSTGESCHICHTE IN ZWEI FÜRSTLICHEN
PALAIS
Seit Jänner 2012 ist die Palais Liechtenstein GmbH neue Dachmarke für das GARTENPALAIS und das
STADTPALAIS Liechtenstein. Bereits über 300 Jahren sind diese beiden Palais der fürstlichen Familie
Liechtenstein fest verwurzelt in der Geschichte Wiens. Schon jetzt ist das GARTENPALAIS in der Rossau
mit seinem weitläufigen Park beliebter Ort für außergewöhnliche Veranstaltungskonzepte und gern genutzte
Kulisse für Filmdrehs und Fotoshootings. Seit April 2013 stehen mit dem STADTPALAIS in der Bankgasse
weitere beeindruckende Räumlichkeiten in exquisiter Wiener Innenstadtlage, neben Burgtheater und
Volksgarten, zur Verfügung. Die beispiellose Atmosphäre beider Palais vermittelt einen Eindruck der
fürstlichen Lebenswelt.
Beide Palais präsentieren sich auf der Website www.palaisliechtenstein.com. Bilder, 360-Grad-Rundgänge,
Raumpläne und Videoclips geben Einblicke in die fürstlichen Räumlichkeiten.
Die Möglichkeit zur Online-Anfrage an das Palais Liechtenstein-Event-Team erleichtert Veranstaltern die
Locationauswahl und Planung ihres Events. Ebenfalls auf der Website: exklusive Führungstermine durch die
Fürstlichen Sammlungen, die auch online gebucht werden können.
Das Liechtenstein Museum mit regulären Öffnungszeiten gibt es in der Form nicht mehr, das Haus wird nun
unter dem Namen GARTENPALAIS Liechtenstein geführt. Die Räumlichkeiten und die ausgestellten Werke
der Fürstlichen Sammlungen sind nur mehr im Rahmen gebuchter Events und Führungen zu fixen Terminen
und auf Anfrage zu besichtigen.
DAS GARTENPALAIS LIECHTENSTEIN
Das GARTENPALAIS in der Rossau beeindruckt seit seiner grundlegenden Sanierung zwischen 2000 und
2004 durch seinen hervorragenden Renovierungszustand. Gemeinsam mit dem weitläufigen Garten und der
privaten Kunstsammlung des Fürsten von und zu Liechtenstein, die im Palais beheimatet ist, ergibt sich eine
wunderbare Symbiose von Architektur, Natur und Meisterwerken der Kunstgeschichte.
Die wunderschönen barocken Räumlichkeiten, der herrschaftliche Garten und die ehemaligen
Damenappartements können für einzigartige und vielfältige Veranstaltungen gebucht werden: von
Cocktailempfängen über Galadiners, Konzerte, Hochzeiten, Filmdrehs und Fotoshootings bis hin zu
Vorträgen, Firmenpräsentationen oder Seminaren. Führungen durch die fürstliche Kunstsammlung im
Rahmen gebuchter Veranstaltungen sind ein exklusives Highlight für die Gäste.
DAS STADTPALAIS LIECHTENSTEIN
Seit April 2013 steht ein weiteres Baujuwel der Fürstlichen Familie als Ort für hochkarätige Veranstaltungen
zur Verfügung: Nach rund vier Jahren aufwendigster Renovierungsarbeiten erstrahlt das STADTPALAIS der
fürstlichen Familie Liechtenstein in altem Glanz. Die Top-Lage in der Wiener Innenstadt, die
außergewöhnlichen Prunkräume und ausgewählte Meisterwerke der Fürstlichen Sammlungen aus der
Periode des Klassizismus und des Biedermeier machen das STADTPALAIS Liechtenstein zu einem neuen
Highlight und Geheimtipp für exklusive Veranstaltungen für bis zu 500 Gäste.
Barocke Stuckdecken fügen sich mit dem üppigen Neorokoko-Interieur, der Original-Möblierung sowie den
raffinierten Parkettböden Michael Thonets zu einem harmonischen Ganzen und eröffnen Einblicke in bereits
vergangene Epochen. Im Rahmen von gebuchten Veranstaltungen und exklusiven Führungen im
STADTPALAIS können die Prunkräume sowie ausgewählte Kunstwerke des Biedermeier und Klassizismus
aus der privaten Kunstsammlung des Fürsten von und zu Liechtenstein besichtigt werden.
GLANZSTÜCKE DER KUNSTGESCHICHTE
Eine der größten und bedeutendsten Privatsammlungen der Welt, jene des Fürsten von und zu
Liechtenstein, zeigt Meisterwerke von der Frührenaissance bis zum Biedermeier. Präsentiert werden
Highlights aus dem Œuvre von Peter Paul Rubens, Rembrandt, Anthonis van Dyck, Lucas Cranach dem
Älteren, Frans Hals und Raffael, Amerling und Waldmüller, sowie das Badminton Cabinet, das wertvollste
Möbelstück der Welt. Wertvoller Teil der Sammlungen sind auch die einzigartigen Bestände an Grafiken,
italienischen Bronzen des 16. und 17. Jahrhunderts, Pietra-Dura-Arbeiten, Porzellanen, Tapisserien und
Elfenbeinobjekten, die einst zur Ausstattung der Schlösser und Palais der Familie gehörten.
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
Zweimal im Monat (an ausgewählten Freitagen) bieten öffentliche Führungen (nur auf Deutsch, Anmeldung
erforderlich!) beeindruckende Einblicke in über 400 Jahre Sammeltradition des Fürstenhauses Liechtenstein.
Die Termine für diese Führungen finden sich auf der Website www.palaisliechtenstein.com.
Führungen GARTENPALAIS 15.00-16.00 Uhr, Einlass 14.45 Uhr
Einzelticket EUR 20,- pro Person
Führungen STADTPALAIS 17.00-18.30 Uhr, Einlass 16.45 Uhr
Einzelticket EUR 25,- pro Person
Kombiticket GARTEN- und STADTPALAIS EUR 38,- pro Person
Infos & Buchung online und unter [email protected] oder +43 1 319 57 67-153
INDIVIDUELLE FÜHRUNGEN
Kunstinteressierte haben auch die Möglichkeit eine individuelle Führung mit einem hausinternen
Kunstvermittler zu buchen. Führungen sind in der Zeit von Montag bis Freitag zwischen 9.00 und
16.00 Uhr möglich (Anmeldung und Preisinformation auf www.palaisliechtenstein.com, unter
[email protected] oder 01 319 57 67–153, Vorlaufzeit: mindestens vierzehn Tage).
FÜR RÜCKFRAGEN
Palais Liechtenstein
Mag. Julia Holter
Kommunikation & Event Management
Tel +43 1 319 57 67-158
Mobil +43 676 843 26 88 18
[email protected]
www.palaisliechtenstein.com
DER GOLDENE WAGEN
URSPRÜNGLICHE VERWENDUNG DES GOLDENEN WAGENS
Dieser prunkvolle Wagen wurde 1738 von Fürst Joseph Wenzel I. von Liechtenstein für seinen offiziellen
Einzug als Botschafter Kaiser Karls VI. in Paris (und Versailles) im Dezember desselben Jahres bei dem
berühmten französischen Konstrukteur Nicolas Pineau beauftragt.
Mit Fürst Joseph Wenzel I. von Liechtenstein fand der Wagen später auch eine bedeutende
Wiederverwendung: Der Fürst wurde im Jahr 1760 von Maria Theresia mit der Abholung der Verlobten ihres
Sohnes Kronprinz Joseph, Prinzessin Isabella von Parma, anlässlich der Vermählung des Paares in
Wien beauftragt. Am 3. September hielt der Fürst im Goldenen Wagen in einer aufwändigen Auffahrt von
Gala-Wagen in Parma Einzug, illustriert auf einem Gemälde von Martin van Meytens, das sich in den
Fürstlichen Sammlungen befindet. Am 13. September 1760 trat Fürst Joseph Wenzel I. von Liechtenstein mit
Isabella von Parma die Heimreise nach Wien an, für die der Wagen zerlegt und sorgsam verpackt wurde. In
Wien setzte man ihn wieder zusammen und hielt mit einem speziell für die Braut Isabella adaptierten Wagen
am 6. Oktober 1760 Einzug in die Stadt.
Der Goldene Wagen blieb schließlich das gesamte 19. Jahrhundert hindurch bis zum Beginn des Zweiten
Weltkriegs in Schloss Feldsberg (Valtice), dem Sitz der Familie Liechtenstein. Danach wurde er nach Wien
gebracht und in der Wagenburg in Schönbrunn ausgestellt. In der Langen Nacht der Museen 2003 nahm der
Goldene Wagen auf einem Tieflader seinen Weg durch die Stadt zu seinem nunmehrigen Aufstellungsort,
dem GARTENPALAIS Liechtenstein in der Rossau.
DIE PFLEGEMASSNAHMEN
Die Pflegemaßnahmen befassten sich mit verschiedenen strukturellen und kosmetischen Belangen. Dies
betraf beispielsweise die Erneuerung der Unterstützung der zentralen Wagenkabine, einschließlich der
Überprüfung und Berichtigung der unterschiedlichen Zug- und Spannsysteme. Elemente aus Leder und/oder
Textilien wurden erhalten und an ausgewählten Stellen mit historisch zeitgemäßen Materialien und
Arbeitsprozessen verstärkt.
Teile des geschnitzten Chassis haben unter Abnützungen und älteren Reparaturen gelitten. Stellenweise
gingen Details der originalen Schnitzerei durch grobe Überkittungen und Neuvergoldungen verloren. Diese
Bereiche wurden mechanisch freigelegt und an die Originalsubstanz angepasst, um einen ausgeglichenen
Zustand und eine klare Definition der Formen zu erzielen.
Feuervergoldete Teile zeigen häufig eine starke Verfärbung der Oberfläche, die entsprechend reduziert
wurde, um sie mit der umgebenden Blattvergoldung in besseren Einklang zu bringen. Neuvergoldungen, die
nicht patiniert wurden, wurden angeglichen. Auch die Gemälde – vermutlich aus dem Atelier François
Bouchers – wurden in den Pflegeprozess mit einbezogen. Hier galt es, die später in Wien entstandenen
Übermalungen zu entfernen, Risse und Ausbrüche zu schließen und das ursprüngliche harmonische
Gesamtbild wieder herzustellen.
DIE WIEDERGEBURT EINES
FÜRSTLICHEN PALAIS
Die mit Jahresbeginn 2001 in Angriff genommene und in weiten Teilen abgeschlossene grundlegende
Sanierung des GARTENPALAIS ging von Anfang an von einer Konzeption aus, in deren Mittelpunkt die
Rückkehr eines wesentlichen Teiles der Fürstlichen Sammlungen aus Vaduz stand.
FRESKEN ERSTRAHLEN IN ALTER PRACHT
Alle Fresken mussten vom Staub der Jahrhunderte befreit werden und leuchten nun wieder in ihrer
ursprünglichen Farbkraft. Pozzos Deckenfresko des Herkulessaals wie auch Rottmayrs Fresken in den
Sälen des Erdgeschosses zeigten einen erfreulich unberührten Zustand und bedurften im Wesentlichen nur
der Festigung weniger loser Partien und einer durchgehenden Reinigung. Einzig Rottmayrs Deckenspiegel in
der Sala Terrena waren durch Restaurierungen des 19. Jahrhunderts und teilweise vollständige
Neuschöpfungen Karl Geygers im 20. Jahrhundert schwerer angegriffen und bedurften aufwendiger
Maßnahmen, um die vollständige Rekonstruktion des barocken Gesamtensembles zu gewährleisten.
Größere Probleme traten bei den Fresken im Erdgeschoss auf, die unter den Klimaschwankungen in der
ursprünglich auch für Wind und Wetter offenen Sala Terrena stärker gelitten hatten. Auch hier ist es den
Restauratoren gelungen, einen harmonischen Gesamtzustand zu erzielen, der die Fresken in das barocke
Ensemble einbindet.
RESTAURIERUNG DER DECKENGEMÄLDE
Vor größere Probleme stellten die Restauratoren die Ölbilder. Waren die Gemälde des Bolognesen
Marcantonio Franceschini in einem einigermaßen guten Zustand erhalten, so hatten die Bilder des
Venezianers Antonio Bellucci wesentlich stärker gelitten. Nach ihrem im 19. Jahrhundert vollzogenen
Transfer aus dem STADTPALAIS in der Bankgasse in die Rossau waren sie Gegenstand zahlreicher
Formatveränderungen, Anstückungen, Retuschen und Übermalungen; zudem waren alle Bilder später
noch mit einem dicken, zuletzt stark vergilbten Firnis überstrichen worden.
Bei der Restaurierung galt es nun, alle technischen Probleme der Bilder – lockere Farbschollen, Schäden
durch Wassereinbrüche und vorangegangene Restaurierungen zu lösen und durch sorgfältige Firnisdünnung
einen einheitlichen Zustand herzustellen, der die Bilder in ihrer ursprünglichen Farbigkeit erlebbar macht.
Größtes Augenmerk wurde im Zuge der Restaurierung darauf gelegt, dass Restfirnis und alle Lasuren
erhalten bleiben, um die Originalsubstanz nicht zu beeinträchtigen und etwas von der Patina zu erhalten.
Nur bei zwei Gemälden Bellluccis wurden die späteren Anstückungen abgenommen und das Originalformat
wieder hergestellt; für diese Anstückungen, die auf der Rückseite die Fragmente eines Leoparden
beziehungsweise eines Portraits zeigen, wurden offensichtlich Bilder aus der Galerie zerstückelt und
wieder verwendet.
STUCKDEKORATION IN IHRER URSPRÜNGLICHEN SCHÄRFE UND PLASTIZITÄT
WIEDER ERLEBBAR
Im GARTENPALAIS gab es, anders als in den meisten anderen Wiener Ausstattungen, im 19. Jahrhundert
keine Überarbeitung des Stucks, die die Anpassung an den Repräsentationsanspruch des Historismus zum
Ziel gehabt hätte. Die Arbeiten Santino Bussis behielten ihren originalen Zustand. Dem Stuck fehlte zu
Beginn der Restaurierungsarbeiten durch mehrere Schichten von späteren Fassungen, die sorgfältig entfernt
wurden, die plastische Schärfe. Die Einheitlichkeit des Erscheinungsbilds wurde durch Retusche mit
lasierender Kalkmilch erreicht, die durch ihre Transparenz das Material des Kalkstucks wieder spüren lässt.
Insbesondere dort, wo der vollplastische Stuck in linearer Zeichnung in der Grundfläche ausläuft, ist die
Komposition wieder lesbar geworden. In der Spannung zwischen den vollplastisch modellierten Teilen,
dem Relief und der Zeichnung kommt die volle Tiefenwirkung der Formen und damit eine der wesentlichen
Qualitäten dieses Stucks zum Tragen.
REINIGUNG UND NEUFASSUNG VON VASEN UND SKULPTUREN
Das Palais wie der Garten besaßen eine umfangreiche Ausstattung mit Skulpturen von Giovanni Giuliani,
die jedoch fast zur Gänze verloren ist. Von den Gartenskulpturen haben sich nur noch einige Vasen und
zwei monumentale Statuen erhalten. Auf den Vorgebäuden wurden die Originale Giulianis schon vor
Jahrzehnten durch Kopien ersetzt.
Die Vasen und Skulpturen im Garten litten unter extrem starker Versalzung und weitestgehender Zerstörung
der Oberflächen. Sie waren ursprünglich mit einer Stuckolustroschicht glatt überzogen, eine Fassung, die
kostbaren Marmor vortäuschen sollte. Hier mussten von den Bildhauern nach der notwendigen Entsalzung
alle fehlenden Teile sorgfältig ergänzt werden, bevor die Öl-Farbfassung aufgebracht werden konnte.
Zwei bedeutende Skulpturen Giovanni Giulianis für die Sala Terrena, nach Vorbildern Soldanis im Auftrag
des Fürsten Johann Adam Andreas I. angefertigt, waren ebenfalls verschwunden und sind nunmehr wieder
in das Palais zurückgekehrt.
Bei den Skulpturen fehlten mehrere Einzelteile, die nach Fotos wiederhergestellt worden sind. Auch hier
entschied man sich auf Grund der starken Versalzung, eine Ölfassung wiederherzustellen, die im Übrigen
auch dem Originalzustand entspricht.
Die Vasen Giulianis im Inneren wiesen ähnliche Probleme auf. Hier waren es vor allem Formverluste in den
aufgebrachten Ornamenten, die ergänzt werden mussten.
MODERNISIERUNG IM INNEREN
Um an die Rückkehr der zur Zeit unter optimalen Bedingungen in den Depots des Schlosses in Vaduz
gelagerten Kunstwerke überhaupt denken zu können, wurde das gesamte Palais auf den modernsten
sicherheits- und klimatechnischen Standard eines Museums gebracht. Auch die nur in unzureichendem
Maß vorhandenen Nebenräume wurden erweitert und unter großem Aufwand in einem unter der
Sala Terrena neu geschaffenen Kellergeschoss untergebracht.
Die Steinteile der Sala Terrena, ursprünglich mit einer Kalktünche überzogen und im 19. Jahrhundert
steinsichtig freigelegt und überarbeitet, erhielten wieder ihre historische Kalkfassung. Auch der Bodenbelag
wurde entsprechend den historischen Dokumenten wiederhergestellt.
Als das Galeriegebäude Anfang des 20. Jahrhunderts neu strukturiert wurde, brachte man in den Räumen
des Damenappartements das Archiv der Familie Liechtenstein unter, das dort bis zum Jahr 2001 verblieb.
Für diese Nutzung als Familienarchiv wurden Stahlregale eingebaut und – gleich wie in der Bibliothek
im Herrenappartement – die Böden um ungefähr einen Meter gehoben. Von den ursprünglichen
Raumproportionen und der Qualität der Ausstattung war damit nichts mehr zu spüren.
Im Zuge der Restaurierung wurden die Böden des ehemaligen Damenappartements auf das ursprüngliche
Niveau zurückgeführt; so sind die Räume mit den restaurierten Rottmayr-Fresken nunmehr wieder in ihrer
ursprünglichen Raumproportion erlebbar, die sich ganz an der Monumentalität des römischen Barock
orientiert.
Die Räume erhielten auch ihren historischen Bodenbelag, ursprünglich „Märbelplatten aus Kehlheim“, zurück
und werden in der Zukunft für Sonderausstellungen und Veranstaltungen genutzt.
Als das Palais in der Herrengasse Ende des 19. Jahrhunderts von der fürstlichen Familie aufgegeben wurde,
verlegte man die Bibliothek mit ihrer Einrichtung in das Galeriegebäude in der Rossau. Die Räume des
Herrenappartements wurden zu diesem Zweck umgebaut und adaptiert, die Bücherschränke selbst den
neuen Gegebenheiten angepasst. Ein Foto aus dieser Zeit zeigt die historischen Teile und die neuen,
noch nicht polichromierten Ergänzungen, so dass wir ziemlich genau Bescheid wissen, welche Teile
damals neu hinzukamen.
Der die Oberflächen schützende Firnis war stark vergilbt, wodurch auch hier nach der Reinigung wie bei
den Gemälden die ursprüngliche Farbigkeit der Fassung stärker zum Tragen kommt. Die Vergoldungen
wurden gereinigt und ergänzt. Ihr weicher Schimmer bestimmt zusammen mit den wieder installierten
klassizistischen Lustern und Wandappliken mit ihren Seidenschirmen die Stimmung der Räume.
Die Räume des ersten Stockes (Piano Nobile), in den letzten Jahrzehnten weiß gestrichen, sind wieder in
ihre historische Farbigkeit gebracht worden und geben den Kunstgegenständen einen würdigen Rahmen.
Große Freude machte die Entdeckung des historischen Tafelparketts aus dem späten 18. Jahrhundert –
aufgebracht in der Zeit, als die Galerie in das Haus einzog. Es trägt nach seiner aufwändigen Restaurierung
ebenfalls ganz wesentlich zur Farbstimmung und der angestrebten atmosphärischen Dichte bei.
DIE FRESKENAUSSTATTUNG IM
GARTENPALAIS LIECHTENSTEIN
Fürst Johann Adam Andreas I., der Bauherr des Palais, träumte davon, das gesamte Gebäude mit einem
durchgehenden Programm von Bologneser Künstlern ausstatten zu können. Aber schon sein erster
Kandidat, der Bolognese Marcantonio Franceschini (1648–1729), mit dem er einen intensiven Briefwechsel
führte, enttäuschte den Auftraggeber: Er war nicht dazu zu bewegen, selbst als Freskant nach Wien zu
kommen. So sah sich der Fürst schließlich an österreichische Künstler verwiesen. Seine Wahl fiel auf
Johann Michael Rottmayr, der zuvor schon in Salzburg und für das Kaiserhaus gearbeitet hatte. Ihm
übertrug der Fürst die Ausstattung der Sala Terrena, der beiden im Erdgeschoss gelegenen Appartements
mit je drei Räumen und schließlich auch die Ausmalung der beiden Treppenhäuser mit monumentalen
Deckenspiegeln, die lange Zeit verloren geglaubt waren.
Für den Höhepunkt im Ausstattungsprogramm, den Herkulessaal, konnte er den großen Meister des
römischen Barock, Padre Andrea Pozzo (1642–1709), gewinnen, der dort 1704 mit dem Fresko
Aufnahme des Herkules in den Olymp ein unglaublich vitales Alterswerk schuf.
DIE KRÄFTIGE FARBIGKEIT DER FRESKEN ROTTMAYRS
Die Deckenbilder im Erdgeschoss zeigen eine souveräne Handhabung der Freskotechnik. Die Tagwerke
(Putzgrenzen) umfassen meist eine ganze Figur mit umgebendem Wolkenraum. Rottmayr übertrug seine
Entwürfe mit Rasternetz und Kartons auf die Decke. In den feuchten Putz gravierte er skizzenhaft die
Umrisse vor. In der malerischen Ausführung ging er mit diesen Entwürfen jedoch sehr frei um. Die
Deckenbilder Rottmayrs bilden einen frühen Höhepunkt illusionistischer Freskenmalerei in Österreich. Über
der Architekturmalerei – der Quadratur, die vielleicht von Rottmayr selbst stammt – öffnet sich der Blick in
den Himmel der Götter.
Für die Frühzeit des Künstlers ist die kräftige Farbigkeit der Fresken charakteristisch. Für das Jahr 1707 ist
die Beschaffung von teurem Ultramarinblau durch den Maler bezeugt. Rottmayr hat zudem 19 Buch Blattgold
verarbeitet. Die plastische Modellierung seiner Figuren erzielt Rottmayr nicht durch Abstufungen in der
Helligkeit einer Farbe, sondern durch starkes Changieren, etwa von Rosa über Violett bis zu kräftigem Blau.
Der gute Erhaltungszustand der Fresken gibt die Brillanz der Farben authentisch wieder.
DIE ILLUSIONISTISCHE ARCHITEKTURMALEREI DER FRESKEN POZZOS
Pozzo trat zum Fürsten Johann Adam Andreas I. schon während der Arbeiten an S. Ignazio in Kontakt.
Die Vermittlung übernahm Fürst Anton Florian, der kaiserlicher Botschafter am päpstlichen Hof in Rom war.
Vermutlich vermittelte Johann Adam Andreas I. den Maler auch an den Wiener Kaiserhof. Pozzos Fresko
zeigt die Taten des Herkules und seine Aufnahme in den Olymp. Die Geschichte nimmt rund um den Saal
die Randzone in der Architekturmalerei ein, in der Mitte öffnet sich der Blick in den Götterhimmel.
Da der Betrachter in dem Saal verglichen mit dem Kirchenschiff einer Barockkirche, die Pozzos übliche
Aufgabenstellung war, seinen Standpunkt nur geringfügig ändern kann, musste der Maler bei der
Komposition des Deckenspiegels auf starke Bildzusammenhänge achten. Die Figuren des Götterhimmels
sind daher weitestgehend bildparallel wiedergegeben, weshalb sie aus dem Blickwinkel des Betrachters
stärker miteinander verbunden wirken. Die Darsteller der Bewährungsproben des Helden sind dagegen dem
dramatischen Geschehen entsprechend sehr bewegt und oft stark verkürzt wiedergegeben. Durch ihre
ausgreifenden Bewegungen verstärken sie den Eindruck eines sich in die Tiefe entwickelnden Raums.
Die illusionistische Architekturmalerei bietet den Figuren der hier gezeigten Szenen einen eigenen
Handlungsraum, der klar von jenem der Decke abgegrenzt ist. Die Quadraturmalerei ist eher einfach
gehalten. Sie setzt das „Höhenwachstum“ des Raumes über die tatsächlich ansteigende Hohlkehle in den
bereits flachen Deckenspiegel hinein fort.
GEMÄLDEAUSSTATTUNG
Gleichwohl der Fürst daran scheiterte, Marcantonio Franceschini als Freskanten nach Wien zu bringen,
konnte er ihn schlussendlich doch für die Lieferung fast der gesamten Ausstattung an Ölbildern im Palast
gewinnen. Beabsichtigte Johann Adam Andreas I. ursprünglich, die Wände im Inneren des Palastes
flächendeckend mit einem geschlossenen Programm von Ölgemälden gleichsam zu tapezieren, so musste
er bald einsehen, dass dieser Plan sowohl zeitlich als auch finanziell unrealistisch war, und zu anderen
Methoden und Techniken der Raumdekoration greifen. Zug um Zug bestellte er bei Franceschini Ölbilder, die
in die Deckenspiegel eingesetzt wurden. Franceschini ist in Bologna mit dem auf Annibale Carracci
zurückgehenden Klassizismus aufgewachsen, der hier durch das 17. Jahrhundert als stilistische Strömung
neben dem Barock eine kontinuierliche Fortsetzung fand. Domenichino, Reni und Albani führten diese
Tradition weiter, auf der Franceschini aufbauen konnte. Er setzte die Tendenzen des Klassizismus
besonders rigoros um und strebte in der Präsentation der Erzählung nach absoluter Klarheit. In der
Auseinandersetzung mit dem klassischen antiken Kanon der menschlichen Figur wurde nicht nur die
Schönheit der Form idealisiert, sondern auch die Schönheit der Linie als Stilmittel in den Mittelpunkt
gerichtet. Für die Klarheit der Form war auch eine gleichmäßige Ausleuchtung wichtig. Die Farbe war der
Form untergeordnet: Sie sollte diese klar definieren und kein eigenständiger Ausdrucksträger sein.
STUCKAUSSTATTUNG
In einzigartiger Vollständigkeit ist die Stuckdekoration des gesamten Palais erhalten. Sie stammt aus der
Hand von Santino Bussi (1664–1736), der im Halsband eines Hundes auf einer Jagdtrophäe im
Erdgeschoss sein Werk auch signierte; es stellt zweifellos eine der qualitätsvollsten Stuckausstattungen des
Hochbarock auf Wiener Boden dar.
Bemerkenswert ist vor allem der originale Zustand, sind doch die Stuckdekorationen des 18. Jahrhunderts in
fast allen anderen Wiener Ausstattungen im 19. Jahrhundert intensiv überarbeitet worden, weil sie dem
Repräsentationsanspruch des Historismus nicht mehr genügten. Santino Bussi kam 1694 auf Einladung des
Fürsten Liechtenstein aus Mailand nach Wien. Damals war in der Residenzstadt ein regelrechter Bauboom
ausgebrochen, den Bussi für sich zu nutzen wusste. In der Ausstattung der Paläste des frühen
18. Jahrhunderts war er der führende Stukkateur. Neben dem STADT- und dem GARTENPALAIS
Liechtenstein stuckierte er das Winterpalais und das Obere und das Untere Belvedere des Prinzen Eugen
sowie die Palais der Familien Trautson und Harrach. Die Stuckausstattung des GARTENPALAIS folgt
unmittelbar auf jene des STADTPALAIS.
Im plastischen Dekor spiegeln sich die zwei Hauptthemen der malerischen Ausstattung: Allegorien und
mythologische Szenen liefern exempla virtutis, also Beispiele tugendhaften Handelns, oder illustrieren das
fürstliche Landleben. Für die Ausschmückung des Vestibüls schloss Bussi 1704 einen Vertrag, den er
bereits im folgenden Jahr erfüllte. Ab 1706 arbeitete er am Stuck der Treppenhäuser und des Piano Nobile.
Bis 1708 folgten der vergoldete Wanddekor an den Seitenwänden des Festsaals und der einfachere Stuck
im zweiten Stock.
VESTIBÜL UND SALA TERRENA
Ein Wölbungssystem aus Jochen und Gurtbögen bestimmt im Vestibül und der Sala Terrena die
Deckengliederung. Die Fresken Rottmayrs in den Jochen werden von Stuckreliefs flankiert. Die
Zwischenräume füllen zarte Akanthusranken, Laubwerk und Blattschnüre. Auf die Gurte sind schlanke
Kandelabergrotesken mit Putten und verschiedenen Tieren gesetzt oder einfach nur Blumengebinde.
Breitere Gurte bieten Jagdtrophäen und kleinen Jagdszenen Platz: Störche schnappen nach Fröschen,
Reiher nach Trauben. Putten und Satyren bevölkern Gebinde aus Zweigen und Blumen.
Der Stuck in der Sala Terrena bietet auch die erste Begegnung mit dem Herkulesthema, das im großen Saal
im Piano Nobile im Fresko von Andrea Pozzo ins Monumentale gesteigert wird.
STUCKDECKEN IM ERSTEN STOCK
Die Stuckdecken der Räume im Piano Nobile haben runde oder achteckige Mittelspiegel, die der Dekor
einfasst. Die große Galerie mit ihren geschwungen konturierten Spiegeln folgt demselben Schema. Meist
sind in die Ecken Medaillons mit Reliefs gesetzt. Ein profiliertes Band, in Winkeln und Rundungen
verlaufend, verbindet diese zu einem Rahmen, um den sich Blattranken winden oder an dem Blütenfestons
hängen. Der Grundtypus wie auch die Ausformung wird aber in jedem Raum leicht variiert, sodass keine
Decke der anderen gleicht.
In den Medaillons finden sich Reliefs der Kardinaltugenden, antike Feldherrenbüsten, Personifikationen der
Weltteile, kämpfende und raubende Kentauren sowie ein Siegeszug eines lorbeerbekränzten Feldherrn, der
in seinem Gefolge die Kriegsbeute und Gefangene mitführt. In der Großen Galerie nehmen Herkulesszenen
das Thema des Freskos im Festsaal auf.
Santino Bussis zartes Rankenwerk war um 1700 in Wien stilprägend. Es entwickelte sich aus der kräftiger
ausgebildeten Akanthusornamentik. Diese wurde im deutschen Raum ab ca. 1650 verstärkt aufgegriffen.
Hier bekam sie die Form von sich organisch rankendem Laubwerk. Bussis Blattwerk zeigt sehr individuelle
Formen. Wo das Motiv zum Rand hin ausläuft, reduzieren sich die fleischigen Stengel zu fast fadenförmigen,
linearen Gebilden und die Plastizität der kräftigen Blätter verliert sich in seichtes Relief.
ENTDECKUNG UND RESTAURIERUNG VERLOREN GEGLAUBTER ROTTMAYRFRESKEN
Seit April 2006 sind nunmehr die vollständig fertig restaurierten Treppenhäuser des GARTENPALAIS
Liechtenstein in der Rossau wieder öffentlich zugänglich. Im Zuge der Restaurierungsarbeiten des Palais
waren bedeutende Fresken Johann Michael Rottmayrs in beiden Treppenhäusern wieder entdeckt worden.
Nach langer und eingehender Diskussion entschloss sich Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein,
diesen für die Kunstgeschichte so bedeutenden Fund restaurieren und die Fehlstellen rekonstruieren zu
lassen.
GESCHICHTE
In einem am 30. Oktober 1705 unterzeichneten Kontrakt beauftragte Fürst Johann Adam–Andreas I. den
Künstler Johann Michael Rottmayr auch zwey Sofitti über die zwey grosse Stiegen zu malen. Im 19.
Jahrhundert sind in beiden Treppenhäusern, wohl durch Wassereinbrüche verursacht, Teile der Fresken
abgestürzt beziehungsweise beschädigt worden. Man wählte – wie so oft in der Nutzungsgeschichte
fürstlicher Bauten – den billigsten Weg: In beiden Treppenhäusern wurden jene großformatigen Gemälde
Antonio Belluccis appliziert, die im Zuge der Umgestaltung des fürstlichen Palais in der Bankgasse nach
dem Umzug der Galerie in das Gebäude in der Rossau frei geworden waren. Man montierte jeweils ein
großes Mittelstück – das Bild im östlichen Stiegenhaus wies ein Ausmaß von 12 x 8 Metern auf – und darum
herum in den Ecken vier ovale Trabantenbilder. Sie wurden mit einfachen Stuckrahmen gefasst, die
Restflächen überzog man mit Stuckputz. Durch die Überdeckung verblasste das Wissen um die originale
Freskenausstattung. Nur eine Beschreibung des Palais aus dem Jahr 1815 lieferte Anhaltspunkte
hinsichtlich der Ikonografie der Darstellungen und bot Anlass zu Vermutungen nach noch vorhandenen
Freskenresten unter den Ölbildern.
DER ENTSCHLUSS ZUR FREILEGUNG
Um das Ausmaß der Fehlstellen und die Beeinträchtigung durch die Hacklöcher realistisch abschätzen zu
können, wurden eingehende Befundungen durchgeführt; auch diese Untersuchungen kamen zu dem
Ergebnis, dass man den Entschluss zur Freilegung wagen könnte. Den entscheidenden Diskussionspunkt
bildete die Frage, wie man mit den Fehlstellen umgehen sollte. Das Spektrum reichte hier von einem
neutralen Schließen der zerstörten Flächen mit dem Unterputz über ein neutrales Schließen durch
Farbflächen, eine Lesbarmachung der Inhalte durch eine Ergänzung in Grisailletechnik bis hin zu einer
vollständigen Rekonstruktion. Fürst Hans-Adam II. entschloss sich nach eingehender Beratung und
Diskussion für eine Totalrekonstruktion, die als einzige den dekorativen Wert des Freskos für das
Gesamterleben der ursprünglichen barocken Ausstattung wiedergewinnen konnte.
Voraussetzung für den Entschluss zur Aufdeckung des Freskos war eine Aquarellskizze Rottmayrs aus einer
norditalienischen Privatsammlung. Lange wurde diese Skizze mit dem Auftrag des Salzburger Barockmalers
für Schönbrunn in Zusammenhang gebracht.
Erst Hellmut Lorenz erkannte 1989 die Beziehung zum Fresko im östlichen Treppenhaus, ohne damals
jedoch den Beweis dafür antreten zu können. Die Freilegung bestätigte 2002 schließlich seine Mutmaßung.
Die Skizze, die alle mittleren Figurengruppen sowie auch die verloren gegangenen Partien zeigt, stimmt
glücklicherweise exakt mit den ausgeführten Teilen des Freskos überein.
DIE RESTAURIERUNG (2002–2006)
Die Arbeiten begannen im Spätsommer 2002 im östlichen Treppenhaus. Zuerst wurden die gesamten
Überputzungen abgenommen, dann das schützende Gitter aus Draht entfernt. Danach konnte man das
gesamte Fresko einer sorgfältigen Reinigung unterziehen. Waren es im Mittelteil vor allem eine Unmenge an
Spinnweben und etwas Staub, die an der Oberfläche hingen, musste auf den überputzten Flächen ein
dünner Film aus Kalkmilch entfernt werden, der diese Flächen anfänglich etwas trüb erscheinen ließ.
Schon nach dieser Reinigung hatten sich die freien Flächen im Mittelteil und die ehemals überputzten
Flächen sehr angeglichen. Erfreulich war insbesondere der Zustand der Fresken in ihren erhaltenen Teilen:
Geschützt vor Licht und fast ohne zu verstauben hatten sie die letzten zwei Jahrhunderte in all ihrer Farbkraft
überlebt.
Danach gingen die Restauratoren daran, zuerst die Hacklöcher und anschließend die kleineren Fehlstellen
mit Kalkmörtel zu schließen. Hier lag das Geschick darin, die Kittungen in ihrer Oberflächenstruktur
möglichst an den Originalbestand anzugleichen. In den großen Fehlstellen wurde die alte Verrohrung – der
Putzträger – zuerst abgenommen und dann wurden auf die Deckenbalken zwei einander kreuzende Lagen
von Schilfrohr aufgebracht, die als neuer Träger des Unterputzes fungieren. Mehr als eineinhalb Jahre
nahmen die Retuschen in Anspruch. Der Zustand der Fresken beruhigte sich zusehends, bis der
verantwortliche Restaurator Herbert Schwaha daranging, den letzten Schritt zu setzen: die Ergänzungen
vorzunehmen. Alle fehlenden Teile wurden 1:1 auf Folien vorgezeichnet, deren Umriss dann in den
Freskoputz eingraviert.
So wie am historischen Vorbild auch kann man diese Gravuren im Putz noch nach dem Ausmalen deutlich
ablesen. Der Restaurator bediente sich aber auch der Technik, die Komposition in Kohle grob auf den
Unterputz vorzuskizzieren. Auch in der Abfolge der Arbeitsschritte lehnte man sich wieder an die
historischen Arbeitsteilungen und -techniken an. Zuerst wurde die Quadraturmalerei ergänzt, die
Scheinarchitektur, die den Blick nach oben in den Himmel freigibt. Erst danach ging Herbert Schwaha daran,
auch die Figurengruppen zu ergänzen. Schaffte er ein programmiertes Tagwerk nicht, wurde die weiß
gebliebene Fläche wieder ausgeschnitten und abgekratzt. Sollte ein Kompartiment gar einmal misslungen
sein, wurde es ebenso abgekratzt und die Arbeit dann am nächsten Tag noch einmal durchgeführt.
Diese klassische Freskotechnik wandte man auch ursprünglich an. Sie bewirkt durch eine Silikatschicht, die
sich an der Oberfläche ausbildet, eine optimale Bindung der Farbpigmente und eine Leuchtkraft der Farben,
die in keiner anderen Technik erreichbar ist.
DAS FRESKO IM ÖSTLICHEN TREPPENHAUS: DIE AUFNAHME DES MILITÄRISCHEN
GENIES IN DEN OLYMP
Das Deckenfresko im östlichen Treppenhaus des GARTENPALAIS Liechtenstein stellt auf einer Fläche von
etwa 220 Quadratmeter beinahe den kompletten klassischen Götterhimmel dar. Die Komposition umfasst
drei Hauptgruppen, die, mit Rücksicht auf die wechselnden Blickpunkte des Treppenhauses, gegeneinander
um 90 Grad gedreht angeordnet sind. Bezugnehmend auf die zentrale Darstellung, in der ein Knabe – zu
deuten als Verkörperung des militärischen Genies des Erbauers des GARTENPALAIS, Fürst Johann Adam
Andreas I. von Liechtenstein – von der Göttin Minerva in den Götterhimmel getragen wird, trägt das Fresko
den Titel „Aufnahme des militärischen Genies in den Olymp“. Diese so genannte Apotheose wird durch einen
Genius symbolisiert, der dem Knaben Lorbeerkranz und Palmzweig reicht, darunter spielen zwei Putti mit der
Keule des Herkules.
DAS FRESKO IM WESTLICHEN TREPPENHAUS: DER STURZ DER GIGANTEN
Im westlichen Treppenhaus ist der Kampf der Giganten gegen die Götter dargestellt. Im Mittelpunkt steht
Zeus, von einem Adler getragen, der sein Blitzbündel gegen die Giganten richtet. Wie hinter einer
Wolkenbank als Schild stehen Mars, Venus, Merkur und Diana – das Geschehen verfolgend. Minerva wirft
sich sehr viel aktiver in den Kampf, sie schützen nicht die Wolken, sondern ein prächtiges Medusenbild. Im
Gegensatz zu den schönen Körpern und Gesichtern der Götter stehen die kraftstrotzenden Leiber der
Giganten, die ineinander verschlungen ihren Kampf gegen die Götter führen. Mächtige Steine stemmen sie,
um sie gegen die Götter zu schleudern. Großartig ist die Komposition: Ist sie im östlichen Treppenhaus auf
die Mitte konzipiert, bewegen sich hier die Figuren aus den Rändern in die fast noch leere Mitte hinein.
DAS GARTENPALAIS LIECHTENSTEIN
BAU- UND AUSSTATTUNGSGESCHICHTE
Seit über 300 Jahren fest verwurzelt in der Geschichte Wiens, beeindruckt das zentral gelegene
GARTENPALAIS der fürstlichen Familie Liechtenstein durch die Aufsehen erregende Symbiose von
Natur, Architektur und Meisterwerken der Kunstgeschichte. Das eindrucksvoll restaurierte fürstliche
Palais mit dem Herkulessaal und den Damenappartements sowie der weitläufige Garten stehen
als innovativer Veranstaltungsrahmen für 10 bis 1600 Gäste zur Verfügung. Außergewöhnliche
Veranstaltungskonzepte lassen Momente zu Erinnerungen werden. Die beispiellose Atmosphäre
vermittelt einen Eindruck der fürstlichen Lebenswelt.
Das Herzstück des GARTENPALAIS, die private Kunstsammlung des Fürsten von und zu Liechtenstein,
umfasst Meisterwerke von der Frührenaissance bis zum Hochbarock. Exklusive Führungen durch die
Fürstlichen Sammlungen bieten beeindruckende Einblicke in über 400 Jahre Sammeltradition.
DIE FÜRSTLICHE DOMÄNE LICHTENTHAL
1687 erwarb Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein (1657–1712) von der Familie Auersperg
ein Grundstück in der Rossau, das er in der Folge durch Zukäufe erweiterte. Das Areal war für eine ideale
urbanistische Gesamtplanung bestimmt, in der Folge als Lichtenthal bezeichnet und auf Wiener Boden
eines der raren Zeugnisse großzügiger Stadtplanung des Barock.
Die zentrale Süd-Nord-Achse führte vom Küchen- und Pomeranzenhaus und dem Ehrenhof, der von den
Stallungen umgeben war, über das Palais als Kern der Anlage durch den Barockgarten auf das Belvedere
zu. Dahinter erstreckte sich die in einem strengen Raster angelegte Mustersiedlung mit der Patronatskirche
der Familie Liechtenstein im Zentrum. Den Endpunkt dieser weitläufigen Domäne markierte ein Brauhaus.
DAS GARTENPALAIS LIECHTENSTEIN
Errichtet wurde das GARTENPALAIS Liechtenstein in der Rossau um 1700 unter Fürst Johann Adam
Andreas I. von Liechtenstein, der mit den weiteren von ihm getätigten Bauvorhaben in Böhmen und Mähren
(u.a. Feldsberg/Valtice und Eisgrub/Lednice) sowie dem STADTPALAIS Liechtenstein in der Bankgasse
einer der größten Bauherren seiner Zeit war.
Der erste Architekt, den der Fürst mit dem Projekt eines Gartenpalastes beschäftigte, war Johann Bernhard
Fischer von Erlach (1656–1723). Die deklarierte Vorliebe für italienische Künstler brachte den Fürsten
jedoch rasch in Kontakt zu dem in Bologna ausgebildeten Domenico Egidio Rossi (1659–1715).
Dessen Konzept wurde wiederum ab 1692 von dem aus Lucca stammenden Architekten Domenico Martinelli
(1650–1718) weitergeführt, der die Idee des Fürsten von einer palazzoartigen Stadtvilla im römischen Stil
finalisierte. Durch die von Martinelli vorgenommenen Änderungen bekam der Bau eine fast klassizistisch
kühle Monumentalität, die von der luftig konzipierten Pavillonarchitektur Fischers weit entfernt war, aber
ihrer beeindruckenden Großzügigkeit und stilistischen Geschlossenheit wegen enormen Einfluss auf
die Entwicklung der Wiener Barockarchitektur hatte.
DIE AUSSTATTUNG DES GARTENPALAIS LIECHTENSTEIN
Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein träumte davon, die besten Künstler aus Italien – vor
allem aus dem von ihm bevorzugten Bologna – für die Innenausstattung des Palais zu gewinnen und
so ein italienisch-antikisch geprägtes Gesamtkunstwerk auf Wiener Boden zu verwirklichen.
Da der Bologneser Marcantonio Franceschini (1648–1729), der Lieblingsmaler des Bauherrn, jedoch
nicht zu einer Reise nach Wien zu bewegen war, musste sich der Fürst mit einem Kompromiss zufrieden
geben. Mit den Freskenzyklen in sämtlichen Bereichen des Erdgeschoßes (Sala Terrena, Damen- und
Herrenappartements) und in den beiden Treppenhäusern beauftragte er 1705 den Salzburger
Johann Michael Rottmayr (1654–1730).
Nachdem im 19. Jahrhundert – wohl durch Wassereinbrüche verursacht – Teile der monumentalen
Fresken in den Treppenhäusern herabgefallen bzw. beschädigt worden waren, entschloss man sich, in
Stuckrahmen gefasste Ölgemälde Antonio Belluccis (1654–1726) zu applizieren und die verbleibenden
Restflächen der Decken zu überputzen. Durch diese Überdeckung verblasste das Wissen um die originale
Freskenausstattung. Erst im Zuge der Renovierung des Palais ab dem Jahr 2000 wurden die Fresken
Rottmayrs in beiden Treppenhäusern (auf der Ostseite Die Aufnahme des militärischen Genies in den
Olymp, auf der Westseite Der Sturz der Giganten) wieder entdeckt. Nach ihrer sorgfältigen und
aufwändigen Restaurierung erstrahlen sie nun in neuem Glanz.
Für die Ausstattung des Herkulessaals konnte Fürst Johann Adam Andreas I. den großen Meister
des römischen Barock, Andrea Pozzo (1642–1709), gewinnen, der dort zwischen 1704 und 1708 mit
dem Deckenfresko Aufnahme des Herkules in den Olymp ein unglaublich vitales Alterswerk schuf.
Es ist in all seiner barocken Farbfrische erhalten und zeigt Pozzo auf dem Höhepunkt seiner Kunst.
Obgleich der Fürst daran scheiterte, Marcantonio Franceschini als Freskanten nach Wien zu bringen,
ließ er sich von ihm für die übrigen Räume im Piano Nobile nach seinen Vorstellungen und Maßangaben
Ölbilder malen, die in die Deckenspiegel eingesetzt wurden.
In einzigartiger Vollständigkeit ist die Stuckdekoration des gesamten GARTENPALAIS erhalten. Sie stammt
von dem renommierten Stuckateur Santino Bussi (1664–1736). Es stellt zweifellos eine der qualitätsvollsten
Stuckausstattungen des Wiener Hochbarock dar, die gänzlich ohne historistische Ergänzungen des späten
19. Jahrhunderts erhalten blieb.
Die Skulpturen im Haus und im Garten schuf der Bildhauer Giovanni Giuliani (1664–1744).
DIE NUTZUNG DES GARTENPALAIS IM LAUFE DER JAHRHUNDERTE
Einzug der Galerie sowie Adaptierungen im Außen- und Innenbereich vom 18. bis ins 20. Jahrhundert
Der vollendete barocke Kosmos, den Fürst Johann Adam Andreas I. geschaffen hatte, erfuhr im Laufe der
Jahrhunderte einschneidende Veränderungen. Ende des 18. Jahrhunderts wurde das in das Halbrund der
Stallungen integrierte Eingangsportal erneuert und an seine Stelle ein von Joseph Hardtmuth (1758–1816)
entworfener klassizistischer Triumphbogen eingesetzt. Joseph Kornhäusel (1782–1860), Hardtmuths
Nachfolger als fürstlicher Hofarchitekt, riss 1814 die Bauten am Scheitel des Halbrunds ab, fügte den heute
noch bestehenden Zaun ein und gab dem Eingangstor seine aktuelle Erscheinung. Diese Maßnahmen
führten zu einer drastischen Veränderung der Sicht auf das bis dahin absolutistisch abgekapselte Ensemble.
Die Gemälde der Liechtensteinischen Fürstenfamilie hingen im 18. Jahrhundert zum größten Teil in den
Galerieräumen im zweiten Stock des STADTPALAIS in der Bankgasse, aber auch im Palais in der
Herrengasse. Viele Kunstwerke befanden sich zudem in den böhmischen und mährischen Besitzungen.
Anfang des 19. Jahrhunderts beschloss Fürst Johann I. von Liechtenstein (1760–1836), einen Großteil der
umfangreichen Kunstsammlung in die Rossau zu transferieren. Dort wurde sie ab 1807 im GARTENPALAIS
erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Umfangreiche Änderungen in der Bau- und
Ausstattungssubstanz des Gartenpalais waren die Folge.
Um die Hängefläche zu vergrößern, wurden Fenster in den Eckräumen des ersten Stocks teilweise
abgemauert. Für die Präsentation des monumentalen Decius Mus-Zyklus von Rubens mussten vier der
fünf Türen zwischen der Großen Galerie und dem Herkulessaal sowie alle darüber liegenden
Fensteröffnungen, die Pozzos Deckenfresko ursprünglich beleuchtet hatten, geschlossen werden.
Des Weiteren wurden 1819 einige Deckengemälde, die Bellucci für das STADTPALAIS in der Bankgasse
geschaffen hatte, ins GARTENPALAIS gebracht und in die Decken des zweiten Stockwerks eingesetzt.
Im Zuge dessen verschwanden auch Rottmayr-Fresken in den beiden Treppenhäusern für fast zwei
Jahrhunderte unter Belluccis Ölbildern.
Anlässlich des Einzugs der Galerie wurde der Herkulessaal klassizistisch dekoriert. Anfang des
20. Jahrhunderts machte man diese Eingriffe in die barocke Originalsubstanz wieder rückgängig.
An den Schmalwänden des Saales wurden neobarockes Dekor wie Stuckfelder sowie Kamine eingesetzt,
an der inneren Längswand fünf Gemälde Franceschinis angebracht. Die Wände der Galeriesäle wurden
nach einem relativ einheitlichen Konzept in Grün- und Blautönen gemalt. Ein Aquarell von Raimund Stillfried
aus dem Jahr 1902 und die ersten Fotos überliefern uns diesen Zustand und zeigen, dass die Aufstellung
der Objekte ganz im Sinne einer fürstlichen Kunstkammer eine unglaubliche Dichte aufwies.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts mussten die fünf Rundbögen der Sala Terrena, die nach der Art
italienischer Palastbauten als eine zum Hof wie zum Garten hin geöffnete Halle errichtet worden war,
verglast werden, um die bis dahin den Witterungseinflüssen stark ausgesetzte Innenausstattung zu schonen.
1897 wurde für die Besucher sogar ein Personenaufzug errichtet, der die oberen Geschoße erschloss.
Einen weiteren wesentlichen Eingriff bedeutete die Übersiedlung der Bibliothek aus dem klassizistischen
Majoratshaus in der Herrengasse in das GARTENPALAIS in der Rossau, wo sie zwischen 1912 und 1914
in die Herrenappartements im Erdgeschoß eingebaut wurde.
Die Zäsur des Zweiten Weltkriegs
Einschneidende Veränderungen brachten die Ereignisse rund um den Zweiten Weltkrieg und seine
unmittelbaren Folgen. Die fürstliche Familie verlagerte 1938 ihren Wohnsitz nach Vaduz, auch die
Kunstschätze wurden gegen Kriegsende dorthin verbracht. Damit war Wien als Standort der
Fürstlichen Sammlungen aufgegeben, für das Palais mussten neue Nutzungen gefunden werden.
1957–1978 Österreichisches Bauzentrum
Ab dem Jahr 1957 stand das GARTENPALAIS Liechtenstein sowie die Grünanlage Vertretern der
österreichischen Bauwirtschaft sowie privaten Bauinteressenten als Begegnungsstätte offen:
Das bis 1978 darin beheimatete Österreichische Bauzentrum präsentierte in Form einer laufend
aktualisierten Dauerausstellung einen Querschnitt aller dem Bau dienenden Erzeugnisse und
Leistungen von Industrie und Handwerk in Österreich.
1979–2000 Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
Ab April 1979 fungierte das GARTENPALAIS Liechtenstein als Dependance des Museums des
20. Jahrhunderts, das 1991 in Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien umbenannt wurde.
Die Werke aus dem Privatbesitz des Aachener Ehepaares Irene und Peter Ludwig waren bis Dezember
1999 im GARTENPALAIS Liechtenstein ausgestellt. Danach erfolgte der Umzug in das MuseumsQuartier,
wo die Sammlung seit dem 15. September 2001 wieder zu besichtigen ist.
2001–2003 Die Wiedergeburt eines fürstlichen Palais
Anfang 2001 wurde das Projekt der grundlegenden Sanierung des GARTENPALAIS Liechtenstein in
Angriff genommen mit dem Ziel einer Wiedereröffnung des Hauses als Liechtenstein Museum, in dem der
Öffentlichkeit wesentliche Teile der Fürstlichen Sammlungen präsentiert werden sollten. Um die Rückkehr
der in den Depots des Schlosses Vaduz gelagerten Kunstschätze nach Wien zu ermöglichen, musste das
gesamte Palais auf den heute üblichen sicherheits-, brandschutz- und klimatechnischen Standard eines
Museums gebracht werden. Dafür bedurfte es vor allem der in einem historischen Gebäude dieser
Dimension nur mit großem Aufwand umzusetzenden Klimatisierung des Hauses. Die für einen
Museumsbetrieb nötigen Nebenräume (Sanitäranlagen, Garderobe usw.) wurden in einem unter
der Sala Terrena neu geschaffenen Kellergeschoß untergebracht.
Die gesamte künstlerische Ausstattung des Hauses, allen voran die Deckengemälde Franceschinis
und Belluccis, die Fresken Pozzos und Rottmayrs sowie der gesamte Deckenstuck Bussis, wurden einer
sorgfältigen Restaurierung nach strengsten denkmalpflegerischen Richtlinien unterzogen, wobei besonderer
Wert darauf gelegt wurde, unter Bewahrung der noch vorhandenen originalen Patina ein harmonisches
Gesamtbild zu schaffen.
Die Gesamtinvestitionen zur Adaptierung des Gebäudes und zur Revitalisierung des historischen Gartens
betrugen etwa 25 Millionen Euro und wurden zur Gänze von Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein
getragen. 2004 bis 2011 beheimatete das GARTENPALAIS Liechtenstein das Liechtenstein Museum.
2012: NEUES KONZEPT FÜR DAS PALAIS LIECHTENSTEIN
Seit Jänner 2012 geht man im Palais Liechtenstein neue Wege: Der Museumsbetrieb in der bisherigen Form
mit fixen Öffnungszeiten wurde eingestellt, der Fokus liegt auf der Vermietung der Prunkräume für
hochkarätige Veranstaltungen und auf gebuchten Führungen durch die Glanzstücke der Fürstlichen
Sammlungen, die nach wie vor im GARTENPALAIS beheimatet sind. Die neu gegründete Palais
Liechtenstein GmbH ist neue Dachmarke für das GARTENPALAIS und das STADTPALAIS Liechtenstein.
Die prunkvollen Räumlichkeiten im GARTENPALAIS Liechtenstein können für außergewöhnliche und
vielfältige Veranstaltungen gebucht werden: von Cocktailempfängen über Galadiners, Konzerte, Hochzeiten,
Vorträge bis hin zu Firmenpräsentationen oder Seminaren.
DAS FÜRSTENHAUS LIECHTENSTEIN
Die fürstliche Familie Liechtenstein zählt zu den ältesten Adelsgeschlechtern Österreichs. Bereits ab
1120/30 wird mit Hugo von Liechtenstein erstmals ein Träger dieses Namens erwähnt. Er nannte sich nach
der Burg Liechtenstein südlich von Wien. Hier und an der Nordost-Grenze Niederösterreichs hatte die
Familie damals Grundbesitz. Von großer politischer Bedeutung war der Erwerb der südmährischen
Herrschaft Nikolsburg (Mikulov) 1249. Sie bildete bis zum Verkauf 1560 das Zentrum der liechtensteinischen
Besitzungen, weshalb sich ein Zweig der Familie zeitweise „von Liechtenstein von Nikolsburg“ nannte.
Der Aufstieg des Geschlechts begann mit der Erhebung Karls I. (1569–1627) in den permanenten
Fürstenstand im Jahr 1608. Er und seine Brüder hatten schon 1606 einen Teil ihres Vermögens zum
Fideikommiss, zum unveräußerlichen, unteilbaren Familienbesitz erklärt, dessen Nutzung dem jeweils
Erstgeborenen zustand.
Mit Rücksicht auf den Rang des Hauses war die Familie bestrebt, ein immediates, d.h. dem Reich direkt
unterstelltes Territorium zu erwerben. Es dauerte allerdings fast hundert Jahre, bis sich dem Enkel Karls,
Fürst Johann Adam Andreas I. (1657–1712), diese Gelegenheit bot: 1699 bzw. 1712 kaufte er die
Herrschaften Schellenberg und Vaduz. Unter Fürst Anton Florian (1656–1721) wurden die beiden Gebiete
vereint und 1719 zum Fürstentum Liechtenstein erhoben. Damit war schließlich die rechtliche Grundlage für
die Teilnahme am Reichstag geschaffen.
Darüber hinaus lag das Land aber eher am Rande der liechtensteinischen Interessen. Die Familie lebte
in Wien und dem benachbarten Feldsberg (Valtice, heute Tschechien). Erst seit der Erlangung der
Souveränität 1806 gewann das Land zunehmend an Bedeutung und wurde dann im 20. Jahrhundert
Residenz der regierenden Fürsten. 1938 verlegte Fürst Franz Josef II. (1906–1989) seinen ständigen
Wohnsitz nach Vaduz. Nach seinem Tod übernahm Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein die
Regentschaft. Zur Vorbereitung für die Thronfolge betraute er am 15. August 2004 seinen Sohn Alois als
seinen Stellvertreter mit der Ausübung der Hoheitsrechte. Somit nimmt der Erbprinz derzeit auf nationaler
und internationaler Ebene die Aufgaben des Staatsoberhauptes des Fürstentums Liechtenstein wahr.
DIE FÜRSTEN
1608–1627 Fürst Karl I.
Karl I. (1569–1627) war der Begründer des fürstlichen Hauses Liechtenstein. Er genoss eine protestantische
Erziehung, trat aber unter dem Eindruck der Gegenreformation 1599 zum katholischen Glauben über.
Kurz danach berief ihn Kaiser Rudolf II. als Obersthof-meister in das höchste Hofamt, das mit der Leitung
der Regierungsgeschäfte (Geheimer Rat) verbunden war. Durch die kaiserliche Verleihung des erblichen
Grossen Palatinats 1607 erhielt er u. a. das Recht zu Nobilitieren, Wappenbriefe auszustellen, Münzen zu
prägen etc. Im habsburgischen Bruderzwist schloss sich Karl der Partei von Erzherzog Matthias an, der
ihn 1608 in den erblichen Fürstenstand erhob. 1622 bestellte ihn Kaiser Ferdinand II. zum ordentlichen
Statthalter und Vizekönig von Böhmen, und er erhielt 1622 als erstes Mitglied der Familie den Orden vom
Goldenen Vlies. Durch Erbe, Schenkung und Kauf wurde während seiner Regierungszeit der fürstliche
Herrschaftsbesitz in den Ländern der böhmischen Krone bedeutend vermehrt. Als äußeres Zeichen der
nunmehr erlangten Machtfülle gab Karl den liechtensteinischen Herzogshut in Auftrag.
1627–1684 Fürst Karl Eusebius
Obwohl die Jugend von Karl Eusebius (1611–1684) in die Zeit des 30jährigen Krieges fiel, genoss er eine
sehr gründliche Erziehung und unternahm 1628 die obligate Bildungsreise, die ihn nach Frankreich und in
die Niederlande führte. Kurzfristig war er mit öffentlichen Aufgaben befasst (1639–1641 bekleidete er das
Amt eines Oberhauptmanns der Herzogtümer Ober- und Niederschlesien), zog sich aber dann aus der
Politik und auf seine Güter zurück. Dem Familiensinn und Traditionsbewusstsein des Fürsten ist u. a. ein
architekturtheoretisches Werk und eine Prinzenerziehung zu verdanken. Kunstverständig und vielseitig
gebildet machte er sich vor allem durch seine begeisterte Sammelleidenschaft, die profunden Kenntnisse
auf dem Gebiet der Pferdezucht und sein lebhaftes Interesse für die Gartenkunst über die Grenzen hinweg
bekannt.
1684–1712 Fürst Johann Adam Andreas I.
Johann Adam Andreas I. (1657–1712) war das Finanzgenie der Familie. Er nahm die Sanierung des
fürstlichen Vermögens vor und reorganisierte die Verwaltung und Ökonomie. 1687 wurde er zum
Geheimen Rat ernannt, 1693 erhielt er den Orden vom Goldenen Vlies. 1699 war er mit der Rationalisierung
des kaiserlichen Kameralwesens betraut. Wesentliche Bedeutung kam der Erwerbung der Herrschaften
Schellenberg (1699) und Vaduz (1712) zu, die ihn zum Mitbegründer des heutigen Fürstentums
Liechtenstein werden ließen. Fürst Johann Adam Andreas I. gilt als einer der wichtigsten Kunstsammler und
Mäzene seiner Zeit. Er entfaltete eine rege Bautätigkeit auf seinen Gütern. Unter anderem errichtete er die
Schlösser Plumenau (Plumlov) und Landskron (Lanskroun) sowie das Reitstallgebäude in Eisgrub (Lednice),
das so genannte Schloss der Rosse, und nahm Umbauarbeiten in Feldsberg (Valtice), Eisgrub, Mährisch
Aussee (Úsov) und Sternberg (Sternberk) vor. In Wien entstanden zwei prunkvolle Paläste – das
STADTPALAIS Liechtenstein in der Bankgasse und das GARTENPALAIS Liechtenstein in der Rossau –
für seine Wohn- und Repräsentationsbedürfnisse in unmittelbarer Nähe zum Kaiserhof.
1712–1721 Fürst Anton Florian
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger machte Anton Florian in kaiserlichen Diensten Karriere. Nachdem er
ab 1676 als Kämmerer bei Kaiser Leopold I. gedient hatte, entsandte ihn dieser 1689 zunächst als
außerordentlicher Gesandter, dann als Botschafter an den päpstlichen Hof in Rom. Die Ernennung zum
Erzieher und Obersthofmeister des späteren Kaisers Karl VI. führte den Fürsten 1695 wieder nach Wien
zurück. Im Spanischen Erbfolgekrieg stand er 1703 bis 1711 seinem königlichen Schützling beratend zur
Seite und bereiste mit ihm u.a. Spanien. Nach dem Tod Josephs I. setzte Karl VI. seinen ehemaligen Mentor
an die Spitze seiner neuen Regierung. Als nunmehr ranghöchster Beamter der Hof- und Staatsverwaltung
und erster Würdenträger nach dem Kaiser hatte Anton Florian den Gipfel seiner Laufbahn erreicht und
behielt diese Position bis zu seinem Ableben bei. Seinem politischen Einfluss und diplomatischen Geschick
ist die Erhebung der Herrschaften Schellenberg und Vaduz 1719 zum Reichsfürstentum Liechtenstein zu
verdanken.
1721–1732 Fürst Josef Johann Adam
Josef Johann Adam (1690–1732), der einzige überlebende Sohn des Fürsten Anton Florian, diente in jungen
Jahren in der kaiserlichen Armee und nahm in diesem Zusammenhang am Spanischen Erbfolgekrieg teil.
Anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten 1711 wurde er 1712 von Kaiser Karl VI. zum Kämmerer, 1713 zum
Prinzipalkommissär am Mährischen Landtag ernannt. Kurz nach seinem Regierungsantritt 1721 erhielt der
Fürst den Orden vom Goldenen Vlies. Ab 1723 hatte er die Würde eines Geheimen Rates inne und eröffnete
1729/30 als kaiserlicher Prinzipalkommissär den Fürstentag in Schlesien. Nach den großen finanziellen
Aufwendungen seines Vaters war Josef Johann Adam eher sparsam, hielt sich im Allgemeinen vom
Hofdienst fern und wirtschaftete auf seinen Gütern. Die Erbstreitigkeiten und Konflikte innerhalb der Familie
versuchte er – allerdings mit unterschiedlichem Erfolg – auf friedlichem Weg zu bereinigen.
1732–1748 Fürst Johann Nepomuk Karl
Der beim Tod seines Vaters erst achtjährige Johann Nepomuk Karl (1724–1748) wuchs unter der
Vormundschaft seines Onkels, des Fürsten Joseph Wenzel, auf. Dem Rang seines Hauses entsprechend,
wurde er von diesem durch eine angemessene Erziehung auf die Übernahme der Regierungsgeschäfte
vorbereitet. Johann Nepomuk Karl erwies sich jedoch als exzentrisch und gesundheitlich schwach. 1748,
nur drei Jahre nach seinem Regierungsantritt, verstarb der Fürst, ohne einen männlichen Nachkommen zu
hinterlassen. Damit fiel die Regierung des Hauses endgültig an Fürst Joseph Wenzel.
1748–1772 Fürst Joseph Wenzel
Joseph Wenzel verfügte in hohem Maß über jene Vielfalt an Talenten, die für einen Aristokraten barocker
Prägung kennzeichnend war: Er verband die Qualitäten eines Hofmannes mit politischem Geschick und
zeigte eine starke Begabung für Kriegstaktik und Organisation. Seine militärische Laufbahn wurde mehrfach
durch diplomatische Missionen unterbrochen. 1735 bis 1736 wirkte er als kaiserlicher Gesandter in Berlin,
von 1737 bis 1740 war er kaiserlicher Botschafter in Paris. Einen Platz in der Militärgeschichte sicherte sich
der 1739 mit dem Goldenen Vlies ausgezeichnete Fürst vor allem durch die effiziente technische und
personelle Reorganisation der österreichischen Artillerie, die er zum schlagkräftigen Instrument des
kaiserlichen Heeres machte.
Als sich der spätere Kaiser Joseph II. 1760 mit der bourbonischen Prinzessin Isabella von Parma verlobte,
kam Joseph Wenzel die ehrenvolle Aufgabe zu, die Braut nach Wien zu geleiten. Martin von Meytens hielt
den feierlichen Einzug der Prinzessin in Schönbrunn in einem Gemälde fest, das den Goldenen Wagen als
Höhepunkt der prunkvollen Inszenierung zeigt.
1772–1781 Fürst Franz Josef I.
Nach dem Tod des Fürsten Joseph Wenzel trat der älteste Sohn seines Bruders Emanuel, Franz Josef I.
(1726–1781), das Erbe des Hauses Liechtenstein an. Dieser wurde von seinem Onkel stark gefördert und
begleitete ihn oftmals, unter anderem 1760 auf der Reise nach Parma.
1763 begab sich Franz Josef I. in diplomatischer Funktion im Auftrag des Kaiserhauses nach Spanien, um
der Braut Erzherzog Leopolds dessen Porträt zu überbringen. Seit 1767 war er Geheimer Rat, 1771 wurde
ihm der Orden vom Goldenen Vlies verliehen. In einer öffentlichen Funktion scheint er letztmals 1778 als
Präsident des niederösterreichischen Herrenstandes auf. In erster Linie widmete sich der Fürst der
Verwaltung seiner umfangreichen Güter, die sich 1772 um die Majoratsbesitzungen und die reiche
Verlassenschaft seiner Tante, Herzogin Maria Theresia von Savoyen, beträchtlich vergrößerten.
1781–1805 Fürst Alois I.
Alois I. (1759–1805), der älteste Sohn des Fürsten Franz Josef, befasste sich – von kurzfristigen Einsätzen
im kaiserlichen Heer abgesehen – von Jugend an mit der Verwaltung der Liechtensteinischen Güter. Die
Kenntnisse, die er auf seinen Reisen und durch das Studium der entsprechenden Literatur gewann, fanden
ihren Niederschlag in einer Modernisierung und Rationalisierung der fürstlichen Gutsbetriebe. Alois führte
neue Produktionsmethoden ein, experimentierte mit Zuchtergebnissen und ließ aus wirtschaftlichen
Erwägungen wie auch aus rein botanischem Interesse zahlreiche Nutz- und Zierpflanzen aus Übersee
importieren. Den Schlosspark in Eisgrub und das daran anschließende Land begann er in einen englischen
Landschaftsgarten mit kleineren Voluptuarbauten umzugestalten. Als großer Musik- und Theaterliebhaber
stellte er eine Musikkapelle fest an und verpflichtete eine Theatertruppe. Besonderes Augenmerk legte er auf
seine Bibliothek, die er durch den Ankauf kompletter Sammlungsbestände erweiterte und in dem 1792 in
frühklassizistischem Stil modernisierten Palais in der Herrengasse unterbringen ließ.
1805–1836 Fürst Johann I.
Im Rahmen seiner militärischen Laufbahn nahm Johann I. (1760–1836), Bruder des kinderlos gebliebenen
Vorgängers, an den Türkenkriegen teil, kämpfte an vorderster Front in den Napoleonischen Kriegen und
zeichnete 1805 nach der Niederlage von Austerlitz maßgeblich verantwortlich für das Zustandekommen des
Friedens von Pressburg. Als Zeichen der Wertschätzung Napoleons für Johann I. wurde das Fürstentum
Liechtenstein von Napoleon 1806 in den Rheinbund aufgenommen und erreichte dadurch die Souveränität.
Nach Beendigung seiner militärischen Karriere wandte sich der Fürst der Verwaltung seiner Güter zu und
setzte wesentliche Maßnahmen zum gezielten Ausbau der Land- und Forstwirtschaft. Richtungweisend
zeigte er sich auch auf dem Gebiet der Gartenkunst mit der Anlage von Biedermeiergärten und
Parklandschaften nach englischem Vorbild auf seinen diversen Herrschaften.
1815 wurde Liechtenstein als kleinstes Land Mitglied des Deutschen Bundes. Nach dem Vorbild anderer
deutscher Staaten wurde nun auch Liechtenstein absolutistisch regiert. Johann I. beschloss, das Land
von Grund auf zu modernisieren. Die Reformen betrafen das Schulwesen, die Rechtsprechung, den
Finanzsektor sowie wirtschaftliche Bereiche. 1818 erließ er eine landständische Verfassung.
1836–1858 Fürst Alois II.
Alois II. (1796–1858) erhielt eine hervorragende Erziehung – einer seiner Lehrer war der
Geschichtsphilosoph Friedrich von Schlegel (1772–1829) – und setzte die Modernisierungsmaßnahmen
seines Vaters und Großvaters auf den liechtensteinischen Gütern fort. Der Fürst war mit Franziska Gräfin
Kinsky von Wchinitz und Tettau verheiratet, gehörte zahlreichen humanitären, wissenschaftlichen und
industriellen Vereinen an und gab jährlich beträchtliche Summen für karitative Zwecke aus.
Sein an englischen Vorbildern orientierter Kunstgeschmack zeigte sich bei der neugotischen Umgestaltung
des Schlosses Eisgrub und dem Bau des dortigen Palmenhauses. Nach Plänen des britischen Architekten
Peter Hubert Desvignes (1804–1883) und unter Mitarbeit von Carl Leistler (1805–1857) und Michael Thonet
(1796–1871) nahm er in Wien 1837 bis 1848 die umfassende Renovierung der Räumlichkeiten des
STADTPALAIS in der Bankgasse im Stil des Zweiten Rokoko vor.
Die politische Haltung Alois II. war weitgehend konservativ. Im Anschluss an das Revolutionsjahr 1848 gab
er zwar auf Drängen der liechtensteinischen Bevölkerung dem Fürstentum eine provisorische liberalere
Verfassung, setzte diese drei Jahre später aber wieder außer Kraft und kehrte zum absolutistischen Prinzip
zurück.
1858–1929 Fürst Johann II.
Im Anschluss an eine umfassende Erziehung absolvierte Johann II. (1840–1929) seine Studien in
Deutschland, Brüssel und Paris. Begleitet wurde er vom Sozialreformer Karl Freiherr von Vogelsang
(1818–1890), der seine Einstellung zu sozialen und humanitären Fragen nachhaltig prägte. 1858 übernahm
er die Leitung des Hauses und des Fürstentums, dem er 1862 eine konstitutionelle Verfassung und 1921
die noch heute geltende Verfassung auf parlamentarisch-demokratischer Grundlage gab. Während seiner
71jährigen Amtszeit erfolgten die vollständige Aufhebung aller noch bestehenden Feudallasten, die
Gründung der heutigen Landesbank, die Aufhebung der Militärpflicht, die Herausgabe der ersten
liechtensteinischen Briefmarken sowie der Abschluss des Zollvertrages mit der Schweiz.
Johann II. genoss den Ruf eines hervorragenden Kunstkenners und Mäzens. Er veranlasste die Neuordnung
der liechtensteinischen Gemäldegalerie und erweiterte sie durch umfangreiche Ankäufe. Im Zuge einer
lebhaften Bautätigkeit wurden u.a. die ehemalige Stammburg der Familie Liechtenstein bei Mödling und das
Schloss in Vaduz im Sinne des Historismus wiederhergestellt. Daneben unterstützte der Fürst zahlreiche
Museen durch großzügige Schenkungen, für die er auch eigene Sammlungsbestände (frühe Italiener,
Biedermeier) opferte. Als Förderer wissenschaftlicher Bestrebungen gründete er unter anderem die Höhere
Obst- und Gartenbauschule in Eisgrub und finanzierte namhafte (kunst-)historische Publikationen.
Die Akademie der Wissenschaften ernannte ihn zum Ehrenmitglied. Bemerkenswert war auch sein Einsatz
auf caritativem Gebiet, weshalb er den Beinamen der Gute erhielt.
1929–1938 Fürst Franz I.
Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Wien und Prag begann Franz I.
(1853–1938), Bruder von Fürst Johann II., zunächst mit einer militärischen Laufbahn und trat dann in
den diplomatischen Dienst ein. Von 1894 bis 1898 fungierte Franz I. als kaiserlicher Botschafter in
St. Petersburg. Aus dieser Tätigkeit erwuchsen Initiativen zur Vertiefung der wissenschaftlichen
Kontakte zwischen Österreich und Russland.
Entsprechend seinem starken Interesse für Geschichte stand Franz I. an der Spitze mehrerer
Fachvereinigungen und wirkte bei der Gründung historischer Publikationsreihen mit. 1911 rief er die
Zentralkommission für Denkmalpflege ins Leben. 1914 wurde er zum Ehrenmitglied der Akademie der
Wissenschaften in Wien ernannt und war ab 1917 erbliches Herrenhausmitglied. Mit zahlreichen in- und
ausländischen Auszeichnungen bedacht, übertrug der Fürst kurz vor seinem Tod 1938 die Regentschaft des
Hauses an Franz Josef II.
1938–1989 Fürst Franz Josef II.
Am 16. August 1906 wurde Franz Josef II. (1906–1989), dessen Taufpate Kaiser Franz Josef I. war, auf
Schloss Frauenthal in der Steiermark als erster Sohn von Prinz Alois von Liechtenstein und Erzherzogin
Elisabeth Amalie von Österreich geboren. Nach dem Besuch des Wiener Schottengymnasiums widmete
er sich zwischen 1925 und 1929 dem Forststudium an der Hochschule für Bodenkultur in Wien.
Am 30. März 1938 wurde er vom regierenden Fürsten mit der Regentschaft betraut; nach dessen Tod
am 25. Juli verlegte der Fürst den Regierungssitz erstmalig ins Fürstentum Liechtenstein.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden alle adeligen Fideikommisse aufgelöst. Dies betraf
auch die Fürstlichen Sammlungen. Jene Kunstobjekte, die sich 1938 im Gartenpalais in der Rossau
befanden, wurden unter Denkmalschutz gestellt, was eine Ausfuhr unmöglich machte. Erst in den Wirren der
letzten Kriegswochen gelang es, die wichtigsten Objekte der Sammlungen nach Vaduz zu verbringen,
wo sie seit dieser Zeit auch ihren Sitz haben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die bereits durch die
Bodenreform von 1919 empfindlich dezimierten tschechischen und mährischen Güter der Familie
beschlagnahmt; die finanzielle Situation des Fürstenhauses verengte sich dadurch dramatisch. Aus diesem
Grund mussten kostbare Gemälde aus den Fürstlichen Sammlungen verkauft werden.
Seit 1943 war Fürst Franz Josef II. mit Gräfin Gina von Wilczek (geboren am 24. Oktober 1921 in Graz,
gestorben am 24. Oktober 1989 in Vaduz) verheiratet. Der Verbindung entsprangen fünf Kinder:
Erbprinz Hans-Adam (geb. 14. Februar 1945), Prinz Philipp Erasmus (geb. 19. August 1946), Prinz Nikolaus
Ferdinand (geb. 24. Oktober 1947), Prinzessin Nora Elisabeth (geb. 31. Oktober 1950) und Prinz Franz
Josef Wenzel (geb. 19. November 1962, gest. 28. Februar 1991).
Seit 1989 Fürst Hans-Adam II.
Am 14. Februar 1945 als ältester Sohn von Fürst Franz Josef II. und Fürstin Gina geboren, hatte der
regierende Fürst Johann-Adam Pius, genannt Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein, Papst Pius XII. als
Taufpaten. Nach dem Besuch der Volksschule in Vaduz trat er 1956 ins Wiener Schottengymnasium ein und
wechselte 1960 ans Gymnasium in Zuoz, das er 1965 mit der Schweizer Matura und dem Deutschen Abitur
abschloss. Danach arbeitete er als Praktikant in einer Bank in London, 1965–1967 studierte er an der
Hochschule St. Gallen Betriebs- und Volkswirtschaft.
1967 vermählte sich Fürst Hans-Adam II. mit Gräfin Marie Kinsky von Wchinitz und Tettau (geboren am
14. April 1940 in Prag), mit der er vier Kinder hat: Erbprinz Alois (geb. 11. Juni 1968), Prinz Maximilian
(geb. 16. Mai 1969), Prinz Constantin (geb. 15. März 1972) und Prinzessin Tatjana (geb. 10. April 1973).
Nachdem der Fürst erfolgreich die Familiengesetze erneuert und das Vermögen der Familie in
Privatstiftungen geordnet hatte, wurde er von seinem Vater Fürst Franz Josef II. am 26. August 1984 als
Stellvertreter bei der Ausübung der dem Fürsten zustehenden Hoheitsrechte eingesetzt. Nach dem Tode
seines Vaters übernahm Fürst Hans-Adam II. am 13. November 1989 die Regentschaft. Er engagierte sich
schon während der Stellvertretung besonders für eine eigenständige Außenpolitik Liechtensteins.
Unter seiner Führung gelang 1990 der UNO-Beitritt Liechtensteins und 1995 der Beitritt zum EWR.
Am 15. August 2004 betraute Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein seinen Sohn Erbprinz Alois von
und zu Liechtenstein mit der Stellvertretung bei der Ausübung der dem Fürsten zustehenden Hoheitsrechte.
BENÜTZUNGSORDNUNG
für das Palais Liechtenstein 1010 Wien, Bankgasse 9 (STADTPALAIS)
Alle Benützer der Liegenschaft 1010 Wien, Bankgasse 9 und der darauf errichteten Gebäude
(insbesondere STADTPALAIS Liechtenstein) akzeptieren mit dem Betreten der Liegenschaft diese
Benützungsordnung.
1.
Sie befinden sich auf Privatgrund. Die Benützung erfolgt auf eigene Gefahr.
2.
Die Mitarbeiter und Beauftragten der Verwaltung des Palais Liechtenstein haben die Aufgabe,
die Einhaltung dieser Benützungsordnung zu kontrollieren und etwaige Anweisungen zur deren
Befolgung zu geben. Den Anweisungen von Einsatzkräften (Polizei, Rettung, Feuerwehr) sowie
der Mitarbeiter der Verwaltung des Palais Liechtenstein ist unbedingt Folge zu leisten.
3.
Bei Verstößen gegen diese Benützungsordnung ist die Verwaltung des Palais Liechtenstein
berechtigt, Haus- und/oder Benützungsverbote auszusprechen. Ein Haus- und/oder
Benützungsverbot ist sofort zu befolgen.
4.
Für die gesamte Liegenschaft gibt es eine Brandschutzordnung sowie eine Einfahrtsregelung,
die Bestandteil dieser Benützungsordnung sind. Beachten Sie bitte deren Bestimmungen.
5.
Wir weisen darauf hin, dass das Palais videoüberwacht wird.
6.
Das Mitnehmen von Hunden und sonstigen Tieren auf das gesamte Gelände der Liegenschaft
ist nicht gestattet. Ausnahme: Die Mitnahme von Behindertenhunden ist nach vorheriger
Anmeldung bei der Verwaltung des Palais Liechtenstein selbstverständlich möglich.
7.
Wir bitten Sie, Abfälle in die dafür vorgesehenen Behältnisse zu entsorgen.
8.
Das Musizieren, ausgenommen von der Verwaltung des Palais Liechtenstein genehmigte
Veranstaltungen, einschließlich Beschallung mit technischen Einrichtungen, ist nicht gestattet.
9.
Wir ersuchen Sie, im Palais weder zu essen noch zu trinken. Ausgenommen davon sind
Veranstaltungen in den dafür vorgesehenen Veranstaltungsräumen.
10.
Wir bitten Sie, das Rauchverbot im gesamten Gebäude zu berücksichtigen.
11.
Das Hantieren mit offenen Feuer (z.B. Kerzen) ist untersagt. Ausnahmen kann die Verwaltung
des Palais Liechtenstein erteilen.
12.
Das Fotografieren sowie Film- und Videoaufnahmen u. dgl. sind im STADTPALAIS aus
urheberrechtlichen Gründen grundsätzlich nicht gestattet, es sei denn, dass Sie dafür eine
schriftliche Genehmigung der Verwaltung des Palais Liechtenstein bzw. der „LIECHTENSTEIN.
The Princely Collections“ erhalten haben.
13.
Jede unnötige Lärmentwicklung ist aus Rücksichtnahme auf andere Besucher zu vermeiden.
14.
Die Ausstellungsbereiche können nur gegen vorherige Anmeldung besucht werden.
15.
Wir ersuchen Sie, Überbekleidung (Mäntel, Jacken, Hüte, etc.), Schirme, Stöcke, Rucksäcke
und Taschen ab einer Größe von 21 x 30 Zentimeter aufgrund von
Versicherungsbestimmungen vor Betreten der Ausstellungsräume ausnahmslos an der
Garderobe abzugeben.
16.
Das Zeichnen in den Ausstellungsräumen ist erlaubt, allerdings nur mit Bleistift (keine Tinte,
keine Farbe) und nur mit Zeichenblöcken, die nicht größer als A4 sind. Staffeleien, Stühle und
das Zeichnen auf dem Boden sind nicht gestattet.
17.
Fremd- und Privatführungen sind nur mit vorhergehender Genehmigung durch die Verwaltung
des Palais Liechtenstein erlaubt.
18.
Das Verteilen sowie das Auflegen von Informationsmaterial sind nur mit Genehmigung der
Verwaltung des Palais Liechtenstein gestattet.
19.
Betteln, Hausieren und der private Verkauf von Waren aller Art ist nicht gestattet.
20.
Begleitpersonen von Kindern sind verpflichtet, diese stets zu beaufsichtigen.
21.
Aus Sicherheitsgründen sind sämtliche Zugänge, Stiegen und Stufen frei zu halten.
22.
Der Zutritt und das Verlassen des gesamten Areals samt Gebäuden sind nur über die
entsprechenden Eingänge gestattet. Fluchttüren dürfen nur in Notfällen benutzt werden.
23.
Das Skateboarden, Inlineskaten und sonstige sportliche Aktivitäten ähnlicher Art sind im Palais
nicht gestattet.
24.
Das Abstellen von Fahrrädern (für Erwachsene und Kinder) ist nur an den dafür ausdrücklich
vorgesehenen Plätzen außerhalb der Liegenschaft erlaubt (z.B. Fahrradständer).
Erich Urban
Geschäftsführung

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