ELSTER-Strategiepapier

Transcrição

ELSTER-Strategiepapier
Moderne, dienstleistungsorientierte Steuerverwaltung via Internet
ELSTER
Meilensteine eines erfolgreichen
eGovernment-Projektes
München, 07. Mai 2010
Herausgeber:
Bayerisches Landesamt für Steuern,
vertreten durch den Verfahrensmanager Roland Krebs
Autoren:
Roland Krebs, BayLfSt
Berthold Platzer, BayLfSt
Redaktion:
Bayerisches Landesamt für Steuern
Charlotte Weigelt
Gestaltung:
2hoch11 GmbH
Inhaltsverzeichnis
ELSTER
Meilensteine eines erfolgreichen
eGovernment-Projektes
01
ELSTER – eine Erfolgsstory
Management Summary
02
02 – 03
02
02
03
Die Steuerverwaltung realisiert ein umfassendes
eGovernment-Projekt
Mit ELSTER gewinnen alle
ELSTER ist Mehr
Die Zukunft: Ein Portal mit durchschlagender Wirkung
02
ELSTER – der Weg zu einer bürgerfreundlichen
und dienstleistungsorientierten Steuerverwaltung
04
04 – 09
07
06
Umfassendes Leistungsangebot
Sichere und flexible Infrastruktur
Der Erfolg spricht für sich
03
ELSTER im Detail – Produkte und Infrastruktur
10
10 –18
14
17
ELSTER im Detail
Ein Blick hinter die Kulissen –
die Infrastruktur von ELSTER
Anforderungen an eine effiziente und anwenderfreundliche Systementwicklung in der Zukunft
04
ELSTER – die Vision
19
19 – 23
20
21
21
22
22
05
Resümee
23
Reise in die Zukunft
ElsterOnline – der Traum von einer völlig
elektronischen Steuerverwaltung
ElsterBelege – Aufbruch zur automatisch
ausgefüllten Steuererklärung
ElsterLohn II – die elektronische Lohnsteuerkarte
ElsterRules – gleiche Regeln für alle
VaSt – die vorausgefüllte Steuererklärung
2
So wird mit ELSTER eine direkte Kommunikation
von Bürgern und Unternehmen mit dem Finanzamt
über das Internet Wirklichkeit.
ELSTER – eine Erfolgsstory
Management Summary
Die Steuerverwaltung realisiert ein
umfassendes eGovernment-Projekt
Am 1. Januar 1999 haben die deutschen Steuerverwaltungen einen entscheidenden Schritt in Richtung einer
zukunftsgerichteten und dienstleistungsorientierten
Ver waltung getan. Denn dieses Datum markiert die offizielle Einführung von ELSTER (ELektronische STeuerERklärung) als Verfahren zur elektronischen Übermittlung der Einkommensteuererklärung. Schon kurze Zeit
später folgte die Möglichkeit zur elektronischen Abgabe der Lohnsteuer-Anmeldung und der UmsatzsteuerVoranmeldung, am 1. Januar 2001 dann die der Umsatzsteuerjahreserklärung sowie weiterer Steuerarten.
Mit der Einführung der elektronischen Signatur entfiel
im Sommer 2002 die Notwendigkeit einer eigenhändigen Unterschrift und der aus rechtlichen Gründen erforderliche Ausdruck der Steuererklärung, seit Anfang
2006 reicht nun eine einfache elektronische Authentifizierung. So wird mit ELSTER eine direkte Kommunikation von Bürgern und Unternehmen mit dem Finanzamt über das Internet Wirklichkeit.
Steuerverwaltung kann mit ELSTER den Aufwand für
die Datenerfassung erheblich reduzieren und damit
das Personal von Routineaufgaben und Fehlerkorrekturen entlasten. Kürzere Bearbeitungszeiten und damit
auch der effizientere Einsatz des Personals sind die
Folge, was letztendlich wieder dem Steuerzahler zugutekommt. Dieser erhält darüber hinaus einen barrierefreien, plattform- und ortsunabhängigen Zugang zur
Verwaltung, und zwar an sieben Tagen und rund um
die Uhr. Für die Sicherheit aller übermittelter und abgerufener Daten sorgen ausgefeilte Verschlüsselungsalgorithmen.
Kein Wunder also, dass diese Vorteile in den letzten
Jahren immer mehr Steuerpflichtige überzeugt haben:
Die Zahl der elektronisch eingereichten Jahressteuererklärungen verdoppelt sich jährlich, auf zuletzt über
8,3 Millionen im Jahr 2009. Insgesamt wurden mittels ELSTER bereits mehr als 310 Millionen Steueranmeldungen übermittelt, allein im Jahr 2009 waren es
mehr als 60 Millionen. Spitzenreiter waren dabei die
Umsatzsteuer-Voranmeldungen.
Neben der Einführung des kostenfreien Programms
ElsterFormular mit heute jährlich drei Millionen Anwendern können seit Anfang 2001 auch elektronische Bescheiddaten zum Abruf bereitgestellt werden. Dadurch
ist es möglich, die abgegebene Steuererklärung automatisiert mit dem von der Steuerverwaltung bereitgestellten
elektronischen Bescheid zu vergleichen und sofort zu erkennen, ob und wo das Finanzamt abgewichen ist.
Eine neuere Errungenschaft, die Möglichkeit die Lohnsteuerbescheinigungsdaten zu übertragen, existiert
seit dem 1. Januar 2004. Sie wurde von den Arbeitgebern von Anfang an sehr gut akzeptiert: Seit 2006
wurden bereits über 250 Millionen Lohnsteuerbescheinigungen elektronisch übermittelt.
Mit ELSTER gewinnen alle
Auch wenn der Großteil der Öffentlichkeit ELSTER
ausschließlich mit der elektronischen Steuererklärung
identifiziert, sind die technischen Entwicklungen des
Projektes weitgehend anwendungsneutral und er-
Die Vorteile der elektronischen Steuererklärung für Behörden und Steuerpflichtige liegen auf der Hand: Die
ELSTER ist Mehr
ELSTER – eine Erfolgsstory / Management Summary
möglichen den Austausch vielfältigster Informationen.
Über ElsterBasis wird eine modular ausbaubare Verfahrenslandschaft für die Kommunikation zwischen
den Finanzverwaltungen der Länder sowie zwischen
den Steuerverwaltungen und den Steuerpflichtigen,
Steuerberatern oder Lohnbuchhaltungen der Privatwirtschaft bereitgestellt. Erste Nutzer der neuen Infrastruktur waren die Wohnsitzfinanzämter, die nun Zugriff haben auf die von den Arbeitgebern als Ersatz
für die Lohnsteuerkarte übermittelten Lohnsteuerbescheinigungen.
Ohne die mit dem Projekt ELSTER aufgenommene
Entwicklung eines Web-Portals ist die angestrebte Modernisierung der Verwaltung im Sinne durchgehender
und medienbruchfreier elektronischer Prozesse direkt
mit dem Kunden und über alle Verwaltungsgrenzen
hinweg nicht erreichbar. Dem Projekt ELSTER kommt
daher auch im Sinne einer eGovernment-Ausrichtung
der Steuerverwaltung eine strategische Bedeutung zu.
Bereits heute gehört ELSTER zu den wichtigsten und
erfolgreichsten eGovernment-Projekten in Deutschland.
Die Zukunft:
Ein Portal mit durchschlagender Wirkung
ELSTER wird in Zukunft weitere für die Besteuerung
relevante Daten wie Kapitalertragsteuern, vermögenswirksame Leistungen etc. sowie notwendige Anlagen
zur Steuererklärung (Bilanzen, GuV-Rechnungen) in
das Projekt einbeziehen.
Das große Ziel von ELSTER ist aber die durchgehende
Realisierung eines personalisierten Web-Portals, dem
ElsterOnline-Portal, mit deren Hilfe die Kommunikation
zwischen Bürger, Unternehmen und Finanzamt individuell, papierlos und sicher auf elektronischem Wege
erfolgt. Der Steuerbürger kann dann beispielsweise
seine elektronische Lohnsteuerkarte aufrufen und bestimmte Daten (Steuerklasse, Adresse, Bankverbindung) selbst ändern. Gleichzeitig hat der Arbeitgeber
die Möglichkeit einen elektronischen Zugriff auf die
elektronische Lohnsteuerkarte seiner Arbeitnehmer
zu bekommen, so dass er schnell und problemlos die
neuen Besteuerungsgrundlagen erhält.
Auch Unternehmen profitieren von den Vorteilen einer
direkten Kommunikation: Sie können dann, um nur ein
Beispiel zu nennen, ihre per Mausklick erstellte Bilanz
mit Hilfe des ElsterOnline-Portals an das Finanzamt
weiterleiten und festlegen, ob und wie zu erwartende
Erstattungsbeträge mit anderen, zu zahlenden Steuern zu verrechnen sind.
Steuerberater werden sich ein Arbeiten ohne ELSTER
nicht mehr vorstellen können. Sie haben in Zukunft
unter anderem die Möglichkeit, sich über das ElsterOnline-Portal eine Übersicht der von den eigenen Mitarbeitern im letzten Monat erstellten Steueranmeldungen und Steuererklärungen zu beschaffen und sich
automatisch anzeigen zu lassen, in welchen Fällen das
Finanzamt abgewichen ist.
Diese Beispiele verdeutlichen, dass mit ELSTER alle
Partner, Bürger, Unternehmen und die Steuerverwaltung gleichermaßen gewinnen und damit erhebliche Effizienzvorteile und Kosteneinsparungen im Sinne eines
umfassenden eGovernment-Projektes verbuchen können. Die schon erreichten Etappen bestätigen, dass
das Projekt ELSTER auf dem richtigen Weg ist.
3
4
Unsere geschulte ELSTER-Hotline:
Hilfe schnell und kompetent. Per Telefon, Fax oder E-Mail.
Täglich bis 22 Uhr erreichbar.
ELSTER – der Weg zu einer bürgerfreundlichen
und dienstleistungsorientierten Steuerverwaltung
Grundidee und Anspruch von ELSTER ist eine effiziente und sichere elektronische Übertragung jeglicher
Steuerdaten ohne Medienbrüche zwischen Bürgern,
Steuerberatern, Arbeitgebern, Kommunen, Verbänden
und Finanzbeamten. Verantwortlich für die Entwicklung
der entsprechenden Steuerprogramme und Onlinedienste, den Aufbau und Betrieb der erforderlichen
Infrastruktur sowie für die Koordination und das Marketing zeichnet das 2006 von den obersten Finanzbehörden des Bundes und der Länder ins Leben gerufene Vorhaben KONSENS.
Umfassendes Leistungsangebot
Seit dem Startschuss realisierte das mittlerweile auf
neun Standorte verteilte Entwicklerteam der Steuerverwaltung auf Basis moderner Kommunikationsmittel
eine breite Palette an steuernahen Dienstleistungen. Im
Fokus dieses Angebots stehen die bürgerfreundliche
Abgabe und effiziente Bearbeitung von Steuererklärungen, -anmeldungen, -bescheinigungen sowie anderer
für das Besteuerungsverfahren relevanter Daten.
Jahressteuererklärungen
Die 1999 eingeführte elektronische Einkommensteuererklärung ist der älteste und sicher publikumswirksamste Baustein von ELSTER. Bereits 2001 wurde
das Angebot auf Umsatzsteuer- und Gewerbesteuererklärungen ausgeweitet. Mit ElsterFormular bietet die
Steuerverwaltung Bürgern und Unternehmen kostenfrei ein amtliches Programm zur Erfassung und elektronischen Übermittlung ihrer Steuererklärungen. Die
Software sorgt dabei automatisch für die Plausibilitätsprüfung der Daten sowie für die verschlüsselte Datenübertragung. Musste das Steuerformular bei diesem
Verfahren anfangs noch ausgedruckt, unterschrieben
und per Post an das zuständige Finanzamt geschickt
werden, ließ sich die Steuererklärung seit 2002 rechtsgültig mit einer elektronischen Signatur versehen auch
direkt über das Internet an den Sachbearbeiter im Finanzamt übermitteln. Seit 2006 reicht statt einer digitalen Unterschrift schon eine elektronische Authentifizierung. Mehr als eine Million Bürger haben seither ein
digitales ELSTER-Zertifikat erhalten.
Bescheiddatenbereitstellung
In vollem Umfang haben die Bürger mittlerweile auch
die seit 2001 verfügbare Möglichkeit des Bescheiddatenabrufs akzeptiert. Die Funktion ist inzwischen in
alle gängigen Steuerprogramme integriert. Dadurch
lässt sich die abgegebene Steuererklärung mit dem
von der Steuerverwaltung bereitgestellten elektronischen Bescheid automatisiert vergleichen. Eventuelle
Abweichungen werden sofort angezeigt.
Steueranmeldungen
Im Gegensatz zu den Jahressteuererklärungen müssen Steueranmeldungen in der Regel monatlich oder
vierteljährlich abgegeben werden, was zu einem deutlich höheren Datenaufkommen führt. Seit Mitte 2000
bietet die Steuerverwaltung deshalb ein effizientes
Verfahren, um Umsatzsteuer-Voranmeldungen und
Lohnsteuer-Anmeldungen über ELSTER elektronisch
an das Finanzamt zu übermitteln. Die Ergebnisse sprechen für sich: Seit Einführung des Verfahrens sind bei
der Steuerverwaltung über 310 Millionen Anmeldungen auf diesem Wege eingegangen. Die elektronische
Übermittlung ist für Unternehmer und Arbeitgeber seit
dem 01.01.2005 gesetzlich vorgeschrieben. Derzeit
nutzen ca. 95% aller Unternehmer ELSTER für die Umsatzsteuer-Voranmeldung und 96% für die LohnsteuerAnmeldung.
ELSTER – der Weg zu einer bürgerfreundlichen und dienstleistungsorientierten Steuerverwaltung
Steuerbescheinigungen
Eine weitere Errungenschaft von ELSTER ist die elektronische Übermittlung der auf der Rückseite der Lohnsteuerkarte befindlichen Lohnsteuerbescheinigungsdaten. Seit der bundesweiten Einführung wurden
bereits über 250 Millionen Lohnsteuerbescheinigungen an die Finanzbehörden übermittelt. Die elektronische Übermittlung ist für Arbeitgeber mit maschineller
Lohnabrechung seit dem 01.01.2005 gesetzlich vorgeschrieben. Die elektronische Lohnsteuerbescheinigung ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg
zur papierlosen Steuererklärung. Über diesen Wegen
werden zwischenzeitlich auch die Rentenbezugsmitteilungen und Krankenversicherungsbeiträge übermittelt. Langfristig soll die seit 1925 weitgehend unverändert genutzte Lohnsteuerkarte durch ein europaweit
konkurrenzfähiges elektronisches System abgelöst
werden.
Steuerkontoabfragen
Telefonische oder schriftliche Anfragen zum Steuerkonto belasteten die Finanzämter in zunehmendem
Maße. Zur Entlastung von derartigen Routineanfragen
bietet ELSTER seit März 2004 ein Online-Auskunftssystem, mit dem Bürger und Berater zeit- und ortsunabhängig aktuelle Informationen zum Steuerkonto
einholen können. Dazu gehören Auskünfte zu offenen
Forderungen, eingegangenen Zahlungen sowie zu den
zum Soll gestellten Beträgen1.
Hotline
Steuerbürger, die Fragen zur Nutzung von ElsterFormular, dem ElsterOnline-Portal, der Steuerkontoabfrage
sowie der elektronischen Authentifizierung haben, erhalten schnell und kompetent von der ELSTER-Hotline
Hilfestellung. Telefonisch, per Fax oder per E-Mail ist
1) Zum Soll gestellte Beträge resultieren aus Steuerfestsetzungen,
Steueranmeldungen usw.
die durch das ELSTER-Entwicklungsteam geschulte
Hotline täglich bis 22:00 Uhr erreichbar.
Effiziente Kommunikation mit Kommunen
und Verbänden
Neben den genannten Diensten für Steuerbürger, Berater und Arbeitgeber bietet ELSTER ebenso zeit- und
kostensparende Verfahren für die Kommunikation zwischen der Finanzverwaltung und Städten, Gemeinden,
Landkreisen, Kammern und Verbänden. Web-basierte
Transferkomponenten ersetzen dabei den althergebrachten Datenaustausch mittels Disketten, Magnetbandkassetten oder Papierformularen und sorgen
damit für effizientere Arbeitsprozesse. Beispielsweise
können die Kfz-Zulassungsstellen der Kommunen und
Landkreise die Zulassungsdaten seit Anfang 2000 online an die Steuerverwaltung übermitteln – ein Angebot,
das inzwischen fast alle Gemeinden nutzen. Zwar nur
einmal im Monat, dafür aber mit einem hohen Datenvolumen rufen die Industrie- und Handelskammern
(IHK) als auch die Handwerkskammern (HWK) die zur
Beitrags- und Gebührenerhebung erforderlichen Daten
mittels ELSTER bei den Finanzbehörden ab.
Dem Steuersünder auf der Spur
Außer der Bereitstellung von Verfahren für die Übermittlung von Steuererklärungen und sonstigen für das Besteuerungsverfahren erforderlichen Daten ist mehr denn
je die Ermittlung risikorelevanter Fälle zur Eindämmung
des Steuerbetrugs eine zentrale Aufgabe der Finanzverwaltung. Im Rahmen eines modularen und stufenweise einsetzbaren EDV-Risiko-Managementsystems
realisierte ELSTER deshalb eine länderübergreifende
Online-Datenabfrage für LUNA. Auf deren Basis können die Länder seit Anfang 2005 in einem Umfang und
mit einer Geschwindigkeit, die bisher nicht denkbar
5
6
Vereinfachte Darstellung der
Infrastruktur von ELSTER
waren, erstmalig online bundesweite Namensabfragen
durchführen und damit ihren vom Bundesrechnungshof eingeforderten Aufgaben zur Ermittlung risikobehafteter Fälle effizient und vollständig nachkommen.
Sichere und flexible Infrastruktur
Als produktives Verfahren in einer heterogenen und
ständigen Veränderungen unterliegenden Umgebung
muss ELSTER den reibungslosen Ablauf des täglichen
Betriebs gewährleisten. Dabei sind nicht nur hohe
Sicherheitsanforderungen, sondern auch eine ständige
Verfügbarkeit der Systeme zwingend erforderlich.
Um eine zuverlässige Datenübertragung zu ermöglichen
und flexibel auf die diversen Anforderungen reagieren
zu können, beinhaltet die Infrastruktur von ELSTER drei
verschiedene Systemebenen: die Client-Software beim
externen Anwender, die Umsetzungssoftware (Adapter) in den Rechenzentren der Finanzverwaltung sowie
dazwischen die so genannte Clearingstelle. Als zentrale Schaltstelle der ELSTER-Infrastruktur sorgt diese
für die sichere Datenübertragung und die Authentifizierungsprüfung bei einem eigenen Trustcenter und momentan sieben unabhängigen Trustcentern. Maximale
Sicherheit gewährleistet ein ausgefeilter Übertragungsmechanismus. So müssen die externen Anwender die
Daten stets aktiv an die dazwischen geschaltete Clearingstelle senden beziehungsweise von dort abholen,
was einen unbemerkten Datentransfer zum Anwender
oder ins Rechenzentrum ausschließt. Die Rechenzentren werden aus der Clearingstelle automatisch mit
Daten versorgt. Aus Gründen der Lastverteilung und
Backup befindet sich eine Clearingstelle in München
und eine in Düsseldorf. Beide Clearingstellen sind
ELSTER – der Weg zu einer bürgerfreundlichen und dienstleistungsorientierten Steuerverwaltung
durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) nach ISO 27001 zertifiziert.
Für die Einführung der elektronischen Steuererklärung
wurde ursprünglich eine Windows-basierte Client/
Server-Architektur geschaffen. Auf deren Grundlage
können die Anwender über das Internet und die Rechenzentren der Finanzverwaltung per Intranet mit den
Clearingstellen in Bayern und Nordrhein-Westfalen
kommunizieren. Da diese proprietäre Architektur allerdings die Verwendung anderer Betriebssysteme für die
elektronische Steuererklärung ausschließt und jährlich
erheblichen Programmieraufwand bei der Aktualisierung des Programmcodes für die Steuersoftware bedeutet, implementierte die Steuerverwaltung Mitte 2002
eine plattformunabhängige Infrastruktur auf Basis moderner Java-Technologie. Ebenso wurden die Länderrechenzentren im Zuge der Modernisierung online über
das verwaltungseigene DOI-Netz an die Clearingstellen
angebunden. Die Java-Architektur bildet die Grundlage für neue Web-basierte Dienstleistungen wie die
elektronische Authentifizierung oder die elektronische
Lohnsteuerkarte und damit den Startschuss für den
zukünftig vollständig elektronischen Datenaustausch
sowohl innerhalb der einzelnen Steuerverwaltungen
als auch zwischen den Finanzbehörden und externen
Kommunikationspartnern.
Der Erfolg spricht für sich
Bereits heute gehört ELSTER zu den wichtigsten und
erfolgreichsten eGovernment-Projekten in Deutschland.
Etwa 400 Softwarehersteller, darunter alle marktrelevanten Firmen, haben ELSTER in ihre Steuerprogramme eingebunden. Seit 1999 wurden über 35 Millionen
Einkommensteuererklärungen übermittelt, knapp 16
Millionen Bescheide elektronisch zur Verfügung ge-
stellt, 310 Millionen Steueranmeldungen und 250 Millionen Lohnsteuerbescheinigungen übertragen, um nur
einige der Erfolge zu nennen. Außerdem verfügt die
Steuerverwaltung mit den Clearingstellen über die einzigen bundesweit im Betrieb stehenden Einrichtungen
für übergreifende elektronische Geschäftsprozesse im
Sinne eines eGovernments. Seit Beginn von ELSTER
waren die Clearingstellen permanent ohne Unterbrechung verfügbar.
Sowohl die bisher erreichten Zahlen als auch nationale
wie internationale Auszeichnungen unterstreichen das
hohe Renommee, das ELSTER in der Öffentlichkeit
genießt. Bereits im Oktober 1999 erreichte das Projekt die Endausscheidung des vom European Forum
for E-Business und dem TeleTrust Deutschland e.V.
veranstalteten Innovationswettbewerbs „ISSE – Information Security Solutions Europe“. Im Rahmen des
Wettbewerbs „Innovative Verwaltung 2000 – Bürgerorientierung im Freistaat Bayern“ gehörte ELSTER unter 108 Bewerbern zu den Preisträgern, ebenso wurde
das Projekt anlässlich der ISSE Expertenkonferenz in
Wien für die Integration der digitalen Signatur mit dem
TeleTrust-Innovationspreis 2003 ausgezeichnet.
Für die Verantwortlichen bei der Steuerverwaltung jedoch kein Grund, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen.
So wird das Angebot stetig ausgebaut und weiterentwickelt, um das erklärte Ziel eines personalisierten
Online-Steuersystems für eine individuelle, vollständig papierlose und sichere Kommunikation zwischen
Bürgern, Unternehmen, Kommunen, Verbänden und
Finanzbehörden Wirklichkeit werden zu lassen.
Das Projekt ELSTER ist Mitglied der Forum on Tax Administration Taxpayer Services Subgroup der OECD.
7
8
Meilensteine – die Erfolgsgeschichte von ELSTER im Überblick
1996
Die Referatsleiter Automation (Steuer) der obersten Finanzbehörden des Bundes und der Länder
beauftragen eine interne Arbeitsgruppe, die Voraussetzungen für eine elektronische Steuererklärung zu untersuchen.
1996 bis 1997
Unter der Leitung der Arbeitsgruppe entwickelt die Oberfinanzdirektion München auf Basis einer
Windows-basierten Client/Server-Architektur ein modulares Softwarekonzept zur Datenübermittlung über eine zentrale Kommunikationsstelle.
Oktober 1997
Auslieferung der ersten ELSTER-Clientsoftware an zwölf Anbieter von Steuererklärungsprogrammen, darunter die DATEV e.G., die Lohnsteuerhilfe Bayern e.V. und Steuersoft Saarlouis.
Januar 1999
Offizielle Einführung von ELSTER als Verfahren zur elektronischen Übermittlung von Einkommensteuererklärungen.
Januar 2000 bis Juni 2001
Kontinuierliche Erweiterung des Angebots um Lohnsteuer-Anmeldungen, Umsatzsteuer-Voranmeldungen und -erklärungen, Gewerbesteuererklärungen sowie die Erklärung zur Zerlegung
des Gewerbesteuermessbetrags.
seit Anfang 2000
Einführung individueller Dienste für Städte, Gemeinden, Landkreise, Kammern und Verbände zur
elektronischen Übermittlung von Kfz-Zulassungsdaten, Sterbedaten, Mitteilungen nach § 45 des
EStG, Haushaltskassendaten etc. an die Finanzverwaltung.
Anfang 2001
Abrufmöglichkeit von elektronischen Bescheiddaten und damit erstmalig die Gelegenheit eines
automatisierten Bescheiddatenabgleichs. Einführung des kostenfreien Steuerprogramms ElsterFormular entwickelt von der OFD Erfurt.
Juli 2002
Pilotbeginn der neuen plattformunabhängigen Architektur auf Basis moderner Java-Technologie in ausgewählten Bundesländern sowie Einführung der elektronischen Signatur, wodurch die
eigenhändige Unterschrift und damit der aus rechtlichen Gründen erforderliche Ausdruck der
Steuererklärung entfällt.
Mitte 2003
Planung einer standardisierten elektronischen Übermittlung aller gängigen oder aufgrund rechtlicher Vorschriften verpflichtend einzureichenden Belege.
Januar 2004
Bundesweiter Pilotbeginn der vom RZF Düsseldorf realisierten elektronischen Übermittlung der
Lohnsteuerbescheinigungen. Die Pilotierung erfolgt mit Partnern aus der freien Wirtschaft und
der öffentlichen Verwaltung.
Beginn der Planung eines integrierten, personalisierten Web-Portals, über das die Steuerbürger
und -berater nach einmaliger Registrierung sämtliche Vorgänge gegenüber der Finanzverwaltung
online durchführen können.
März 2004
Pilotbeginn der elektronischen Steuerkontoabfrage für Steuerbürger und -berater in Hessen,
realisiert von der OFD Frankfurt.
Implementierung einer länderübergreifenden Online-Datenabfrage für die Ermittlung risikobehafteter Fälle zur Bekämpfung des Steuerbetrugs.
September 2005
Offizielle Eröffnung des ElsterOnline-Portals. Einführung von ELSTER-Basis, ELSTER-Plus und
ELSTER-Spezial zur freiwilligen Authentifizierung
ELSTER – der Weg zu einer bürgerfreundlichen und dienstleistungsorientierten Steuerverwaltung
Ende 2006
Das BZStOnline-Portal des Bundeszentralamtes für Steuern (BZSt), Schwesterportal des ElsterOnline-Portals, steht zur Verfügung. Damit ist es möglich Meldungen nach der EU-Zinsrichtlinie,
Anträge auf Umsatzsteuervergütung, Zusammenfassende Meldungen (ZM), Sammelanträge auf
Erstattung von Kapitalertragsteuer und Mitteilungen über tatsächlich freigestellte Kapitalerträge
elektronisch zu übermitteln.
Mitte/Ende 2008
BSI zertifiziert ELSTER. Ein ISO 27001-Zertifikat auf der Basis der IT-Grundschutz-Kataloge
des Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) dokumentiert die erfolgreiche Umsetzung von Informationssicherheit nach internationalen Normen.
September 2008
Das BZStOnline-Portal erreicht im BIK BITV-Test (Projekt des deutschen Bundesministeriums für
Arbeit und Soziales, um Webangebote für behinderte Menschen besser zugänglich zu machen)
99 von 100 Punkte (sehr gut zugänglich)
November 2008
Die ELSTER-Programmbibliothek „ERiC“ ist erstmalig auch für Linux verfügbar
Anfang 2009
Erweiterung des Angebots im ElsterOnline-Portal um Kapitalertragsteuer-Anmeldung nach EStG
Mitte 2009
Der Zoll nutzt ELSTER-Zertifikate für die elektronische Übermittlung der Internet-Ausfuhranmeldung-Plus (IAA)
Anfang 2010
Erweiterung des Angebots im ElsterOnline-Portal um Kapitalertragsteuer-Anmeldung nach
InvStG
April 2010
ElsterOnline-Portal wird um Formulare für den §50a EStG (Anmeldung über den Steuerabzug bei
Vergütungen an beschränkt Steuerpflichtige) ergänzt
Pilotbeginn: Das ElsterOnline-Portal bietet die Möglichkeit elektronisch Einspruch gegen
bestimmte Verwaltungsakte einiger Länder zu erheben.
Der Zoll nutzt ELSTER-Zertifikate für die Internet-EMCS-Anwendung (IEA)
Screenshot: IAA-Plus Startseite
Screenshot: IEA Anmeldung
9
10
Plattformunabhängig und praktisch von jedem Ort:
Meine Steuererklärung mach’ ich einfach online –
Sicher und anwenderfreundlich.
ELSTER im Detail – Produkte und Infrastruktur
Das breite Dienstleistungsangebot von ELSTER basiert
auf einer Vielzahl aufeinander abgestimmter Komponenten, die tagtäglich für eine reibungslose Kommunikation zwischen Steuerbürgern, Unternehmen, Öffentlicher Verwaltung und den Finanzbehörden sorgen.
Die von der Steuerverwaltung entwickelten Technologien reichen dabei von der Steuererklärungssoftware
ElsterFormular über Programmmodule zur Integration
in kommerzielle oder frei verfügbare Steuerprogramme
bis hin zum ElsterOnline-Portal und der von ELSTER
betriebenen Infrastruktur, die als Drahtzieher im Hintergrund die gesamte Datenübertragung regelt.
ElsterFormular –
der Klassiker im Portfolio
Über das 2001 eingeführte Steuererklärungsprogramm
ElsterFormular müssen eigentlich nicht mehr viele Worte verloren werden. Kaum jemand, der die Software
nicht kennt – haben seither mit deren Hilfe doch Millionen von Steuererklärungen und -anmeldungen den
Weg in die Finanzämter Deutschlands gefunden. Mit
ElsterFormular wird dem Wunsch vieler Bürger nach
einem kostenlosen Steuererklärungsprogramm der
Verwaltung Rechnung getragen. Mehr als 3 Millionen
Anwender nutzen diese Software jedes Jahr. Über eine
leicht zu bedienende grafische Oberfläche lassen sich
Einkommen-, Umsatz- und Gewerbesteuererklärungen
sowie Umsatzsteuer-Voranmeldung, Lohnsteuer-Anmeldungen und Lohnsteuerbescheinigungen erstellen
und anschließend – gegebenenfalls elektronisch authentifiziert – über das Internet direkt an den zuständigen Sachbearbeiter im Finanzamt übermitteln. Die
Daten werden dabei auf logische Stimmigkeit geprüft,
so dass etwaige Plausibilitätsfehler bereits vor der Übertragung ausgeschlossen werden können. Integrierte
Anleitungen unterstützen die Bürger und Unternehmen
Oberflächen für die Benutzer von ElsterFormular
beim Ausfüllen ihrer Steuererklärungen. ElsterFormular
ist als Download über das Internet (www.elsterformular.
de) und als CD bei den Finanzämtern erhältlich.
ElsterFT –
effizienter Datentransfer für
eine individuelle Kommunikation
Um bei der Kommunikation mit Kommunen und anderen Institutionen der Öffentlichen Verwaltung einen Datenaustausch mittels Disketten, Magnetbandkassetten
oder Papierformularen zu umgehen, entwickelte die
Steuerverwaltung den ElsterFileTransfer (ElsterFT). Mit
der überwiegend plattformunabhängig einsetzbaren
Software lassen sich beliebige Dateien zwischen externen Partnern und der Finanzverwaltung elektronisch
übermitteln. Städte, Gemeinden, Universitäten, Landschaftsverbände etc. profitieren dadurch von einem
zeit- und kostensparenden Transfer von Kfz-Zulassungsdaten, Gewerbe- und Grundsteuermessbeträgen,
Sterbedaten oder Haushaltskassendaten. Um den Ein-
ELSTER im Detail – Produkte und Infrastruktur
Sicherheitsstick für ELSTER –
ein Computer im Kleinformat
satz von ElsterFT im Bereich der Öffentlichen Verwaltung weiter auszubauen, wird die Steuerverwaltung die
Software auch unter Linux zur Verfügung stellen.
ElsterLohn –
der Türöffner zur papierlosen
Steuerverwaltung
Als zentrale Urkunde im Lohnsteuerabzugsverfahren
besitzt die Lohnsteuerkarte eine besondere Bedeutung. Sie dokumentiert sowohl die für die Berechnung
der Lohnsteuer notwendigen Besteuerungsmerkmale als auch den durch den Arbeitgeber ausgezahlten
Lohn nebst abgeführten Steuern und Beiträgen. Ohne
einen adäquaten elektronischen Ersatz der Lohnsteuerkarte ist eine papierlose Steuerverwaltung nicht realisierbar. Das momentane Verfahren der elektronischen
Lohnsteuerbescheinigung (ElsterLohn I) stellt dafür
die ersten Weichen. Die Software-Anbieter oder auch
die Arbeitgeber können die Programmkomponente in
ihre Buchhaltungssoftware integrieren oder mit ElsterFormular und dem ElsterOnline-Portal die auf der
Rückseite der Lohnsteuerkarte befindlichen Lohnsteuerbescheinigungsdaten über das Internet an die Finanzbehörden senden. Das seit 2005 gesetzlich vorgeschriebene elektronische Verfahren reduziert dadurch
erheblich den technischen und organisatorischen Aufwand, den die Arbeitgeber bisher für die Erstellung und
Übermittlung der Informationen aufbringen mussten.
Herzstück von ElsterLohn ist ein bundeseinheitlicher
Datenspeicher, in dem die Lohnsteuerbescheinigungen
in Form einer verteilten Datenhaltung archiviert werden.
Durch die Vernetzung aller Finanzämter können die
über 100.000 angeschlossenen Sachbearbeiter zum
ersten Mal in der Geschichte der deutschen Finanzverwaltung auf eine gemeinsame Datenbasis zugreifen.
Darüber hinaus erhalten die statistischen Ämter damit
erstmals aktuelle und vollständige Lohnsteuerdaten für
ihre Erhebungen. Langfristig soll die bisherige Lohnsteuerkarte komplett durch ein elektronisches Datenhaltungssystem, die so genannte elektronische Lohnsteuerkarte (ElsterLohn II), ersetzt werden.
ElsterSignatur –
auf die Unterschrift kommt es nicht mehr an
Da insbesondere Steuererklärungen eigenhändig zu
unterschreiben sind, spielte die elektronische Signatur auf dem Weg zur papierlosen Steuerverwaltung
eine zentrale Rolle. Die Rahmenbedingungen ihrer
Nutzung werden durch das europäische Recht sowie
das deutsche Signaturgesetz definiert. Die gesetzlichen Vorgaben lassen allerdings Spielräume, die allein in Deutschland zu einer Vielzahl verschiedener
und inkompatibler Signaturanwendungen geführt haben. Von der Steuerverwaltung wurde mit der StDÜV
(Steuerdatenübermittlungs-Verordnung) ein eigener
gesetzlicher Rahmen für die elektronische Unterschrift
von Steuererklärungen geschaffen. So war es zum Beispiel auch möglich die von Banken herausgegebenen
Signaturkarten zu unterstützen. Mit ElsterSignatur hat
die Steuerverwaltung ein universelles Signaturmodul
entwickelt, das die Verwendung aller rechtlich anerkannten elektronischen Signaturen erlaubte. Die Steuerverwaltung engagierte sich im Signaturbündnis und
trug aktiv dazu bei, die Kompatibilität und Verbreitung
qualifizierter elektronischer Signaturen zu erhöhen. Mit
Änderung der StDÜV zum 1. Januar 2006 vollzog die
Steuerverwaltung aber einen weiteren großen Schritt
Richtung Bürgerfreundlichkeit. Erstmals ist es möglich
auf eine Unterschrift durch den Bürger komplett zu verzichten, vorausgesetzt der Datenübermittler benutzt ein
geeignetes digitales Authentifizierungszertifikat. Drei
Varianten stehen dem Bürger zur Wahl. ELSTER-Basis,
11
12
ein kostenloses Softzertifikat zur Speicherung auf dem
Computer, ELSTER-Spezial als USB-Sicherheitsstick
und unter dem Namen ELSTER-Plus die Möglichkeit
alle gängigen deutschen Signaturkarten zu nutzen. Über
1 Million Bürger haben zwischenzeitlich von ELSTER
ein Zertifikat erhalten.
ElsterKontoabfrage –
Auskünfte rund um die Uhr
Um die Finanzämter von Routineanfragen zu entlasten,
bietet die Steuerverwaltung mit ElsterKontoabfrage ein
Online-Auskunftssystem, mit dem Steuerbürger und
-berater rund um die Uhr aktuelle Informationen zu ihrem Steuerkonto über das Internet abrufen können.
Nach einer Berechtigungsprüfung lassen sich im derzeitigen Verfahren Auskünfte zu offenen Forderungen,
eingegangenen Zahlungen und zu den zum Soll gestellten Beträgen einholen. In weiteren Ausbaustufen sollen
dann Änderungen der Stammdaten (Name, Anschrift,
Bankverbindung etc.) sowie Abfragen zu MÜSt2- und
Steuerbescheiddaten möglich sein.
ElsterWebserver –
komfortabler Download von Informationen
und Programmen
Aufgrund der starken Außenwirksamkeit von ELSTER
erwartet der Bürger ein hohes Maß an Informationen
über das Projekt und einen komfortablen Zugriff auf
die notwendigen Unterlagen und Programme. Hierfür
stehen mit www.elster.de, www.elsterformular.de,
www.elsterft.de, www.elsterlohn.de, www.elsteronline.
de sowie einem großen Downloadserver für ElsterFormular mehrere Webserver zur Verfügung. Allein über
den Downloadserver werden jedes Jahr über 100 Terabyte herunter geladen.
2) MÜSt: Maschinelle Überwachung der Steuerfälle
ElsterSuch –
schlechte Karten für Steuersünder
Mit ElsterSuch – heute besser bekannt als LUNA – bietet
die Finanzverwaltung ihren Mitarbeitern erstmals eine
bundesweite Online-Recherche für die Fahndung nach
Umsatzsteuerbetrug. Die umfangreichen Suchfunktionen ermöglichen auf Basis einheitlicher XML-Schnittstellen erweiterte Namensabfragen, mit denen die
Länder ihren vom Bundesrechnungshof eingeforderten
Aufgaben zur Ermittlung risikobehafteter Fälle nun effizient und vollständig nachkommen können. ElsterSuch ist
Bestandteil eines modularen und stufenweise einsetzbaren EDV-Risiko-Managementsystems, das verschiedene Pilotprojekte der Länder Bayern, MecklenburgVorpommern und Nordrhein-Westfalen vereinigt.
ElsterOnline-Portal und BZSt-Online-Portal –
zwei Schwestern mit Zukunft
Web 2.0 ist ein Schlagwort, das für eine Reihe neuer
interaktiver Elemente des Internets, speziell des World
Wide Webs, verwendet wird. Der Begriff postuliert in
Anlehnung an die Versionsnummern von Softwareprodukten eine neue Generation des Webs. Ähnlich revolutionär sollte man auch die Einführung des ElsterOnline-Portals Anfang 2006 sehen, stellt es doch eine
völlig neue Generation des Zugangs für den Bürger zur
Steuerverwaltung dar.
Das ElsterOnline-Portal, das neue Web-Portal der Steuerverwaltung, ermöglicht Steuererklärenden nahezu alle
steuerrelevanten Belange komfortabel und sicher über
das Web abzuwickeln. Mit dem ElsterOnline-Portal und
seinem Schwesterportal dem BZStOnline-Portal erhält
der Bürger erstmalig die Möglichkeit plattformunabhängig und praktisch von jedem Ort der Welt seinen
steuerlichen Verpflichtungen nachzukommen. Mehr als
ELSTER im Detail – Produkte und Infrastruktur
1 Millionen Anwender haben einen Account im ElsterOnline-Portal. Das ElsterOnline-Portal findet man über
www.elsteronline.de
Für den Zugriff auf die verschiedenen Bereiche des
Portals ist eine Authentisierung notwendig, um die jeweils individuelle Berechtigung feststellen zu können.
Jeder Anwender wird über elektronische Zertifikate bei
Eintritt ins Portal authentisiert, sensible Daten werden
damit verschlüsselt. Besitzt der Anwender eine Signaturkarte so kann auch diese verwendet werden. Das
ElsterOnline-Portal und das BZStOnline-Portal funktionieren mit allen gängigen Browsern und Betriebssystemen. Über automatisierte Registrierungsprozesse können Web-Dienste einer großen Zahl von Nutzern
schnell und zuverlässig zur Verfügung gestellt werden.
Die Authentisierung erfolgt über Public-Key-Verfahren
mit unterschiedlichen Token: Software-basierte Token,
Crypto-USB-Sticks und Smartcards aller namhaften
deutschen Trustcenter. ELSTER wird in Zukunft – neben den bereits bestehenden elektronischen Übermittlungsmöglichkeiten für Steuererklärungen – weitere
für die Besteuerung relevante Daten wie vermögenswirksame Leistungen sowie notwendige Anlagen zur
Steuererklärung (Belege, Bilanzen, GuV-Rechnungen)
in das Projekt einbeziehen. Durch das Portal ist die
durchgehende Realisierung einer personalisierten
ELSTER-Portalseite, mit deren Hilfe die Kommunikation zwischen Bürger, Unternehmen und Finanzamt individuell, papierlos und sicher auf elektronischem Wege
erfolgt. Der Steuerbürger kann zukünftig beispielsweise seine elektronische Lohnsteuerkarte aufrufen und
bestimmte Daten (Steuerklasse, Adresse) selbst ändern. Steuerdaten sind persönlich und sensibel. Das
ElsterOnline-Portal stellt deshalb im Rahmen der Benutzerregistrierung elektronische Zertifikate aus, die für
alle ELSTER-Anwendungen genutzt werden können.
Screenshot: ElsterOnline-Portal, Startseite öffentlicher Bereich
Screenshot: BZSt-Online-Portal, Startseite
13
14
Dieses ELSTER-Zertifikat bietet höchste Sicherheit für
Bürger und Verwaltung. Neben den 9 verschiedenen
Steuerformularen (u. A. Umsatzsteuer-Voranmeldung,
Lohnsteuer-Anmeldung, Steuerkontenabfrage, Einsprüche, Kapitalertragsteuer-Anmeldungen, und § 50a EStG),
die das Portal derzeit einschließlich einer kontextbezogenen Hilfe anbietet, werden die Benutzer durch weitere nützliche Funktionen unterstützt. Dazu gehören
beispielsweise die Profile, mit deren Hilfe das Ausfüllen von Formularen beschleunigt werden kann, da die
Profildaten automatisch in die Formulare eingefüllt werden. Oder die Möglichkeit begonnene Formulare als
Aufgaben zu speichern, die jederzeit wieder geöffnet
und fertig gestellt werden können. Auf der Startseite
des privaten Bereichs befindet sich das Herzstück: das
persönliche Postfach des ElsterOnline-Portals, in dem
der Benutzer die Bestätigungen über die eingereichten
Steuererklärungen und die Ergebnisse zu Steuerkontoabfragen erhält.
Ein Blick hinter die Kulissen – die Infrastruktur
von ELSTER
Wenn Bürger ihre Steuererklärungen über das Internet
an die Finanzämter übermitteln oder andere OnlineDienste von ELSTER nutzen, arbeitet im Hintergrund
ein ausgeklügeltes System aufeinander abgestimmter
IT-Komponenten. Um eine zuverlässige und sichere
Datenübertragung zu gewährleisten, umfasst die zugrunde liegende Infrastruktur von ELSTER drei verschiedene Systemebenen: die Client-Software beim
externen Anwender, die Umsetzungssoftware (Adapter) in den Rechenzentren der Finanzverwaltung sowie
dazwischen geschaltet die Clearingstellen in München
und Düsseldorf, die beide Seiten verbinden.
ELSTER Phase I – Start frei für die
elektronische Steuererklärung
Für die Einführung von ELSTER im Jahr 1999 wurde
eine Windows-basierte Client/Server-Architektur implementiert. Auf deren Grundlage können die Anwender über das Internet und die Rechenzentren der Finanzverwaltung per Breitband mit den Clearingstellen
in Bayern und Nordrhein-Westfalen kommunizieren.
Da auf Anwenderseite sowohl innerhalb der Verwaltung
als auch extern eine Vielzahl nicht regulierter und damit
äußerst unterschiedlicher Steuersoftwareprogramme
existieren, entwickelte die Steuerverwaltung mit der
kostenlos verfügbaren Client-Komponente ElsterTelemodul – heute unter dem neuen Namen ERiC – eine
bundesweit einheitliche Schnittstelle für die elektronische Übermittlung der Steuererklärungsdaten. Die für
Windows und Linux verfügbare Software, die mittlerweile in alle gängigen Steuer-, Lohn- und Finanzbuchhaltungsprogramme inklusive ElsterFormular und ElsterFT integriert ist, übernimmt die Plausibilitätsprüfung
der Daten, ermöglicht den Ausdruck der komprimierten
Steuererklärung und dient zur Verschlüsselung sowie
Übermittlung der Informationen über das Internet. Egal
welches Steuerprogramm der Bürger für die Erstellung
seiner Steuererklärung verwendet, ERiC sorgt für ein
hohes Datenniveau und für den identischen Aufbau aller beim Finanzamt eingereichten Formulare. Als Alternative zum elektronischen Datentransfer ließen sich in
zwei Ländern im Rahmen eines Tests ab Anfang 2004
die Steuererklärungsdaten mit dem Telemodul auch
gesondert als Barcode ausdrucken. Die Akzeptanz war
allerdings sehr gering. Um weitere Benutzergruppen zu
erschließen, wird die Software bald auch unter MacOS
zur Verfügung stehen. Darüber hinaus hat die Steuerverwaltung, den Umfang der Softwareupdates redu-
ELSTER im Detail – Produkte und Infrastruktur
ziert und damit die Installation vereinfacht. So muss der
Bürger nur noch diejenigen Komponenten auf seinem
PC installieren, die er tatsächlich benötigt. Im Zuge der
Modernisierung wurden ebenso alle Datenformate auf
XML sowie auf standardisierte Protokolle wie https umgestellt.
Die Schaltzentrale der gesamten ELSTER-Architektur
befindet sich in den beiden Clearingstellen in Bayern
und Nordrhein-Westfalen. Deren zentrale Aufgabe
ist die hochsichere Datenübertragung zwischen der
Client-Software und den Anwendungsprogrammen der
Länderrechenzentren. Herzstück ist der von der Steuerverwaltung entwickelte Internet Application Server
(ERiClet), der den verschlüsselten Datentransfer über
ein sicheres Kommunikationsprotokoll regelt. Um unbemerkten Datentransfer zum Anwender oder in die
Rechenzentren auszuschließen, müssen diese die Daten stets aktiv an die Clearingstelle senden beziehungsweise von dort abholen. Der Empfänger wird hierbei auf
Wunsch automatisch per E-Mail über die Bereitstellung
der Informationen informiert. Zudem verhindern spezielle Überprüfungsmechanismen, dass unzulässige Datenlieferungen bis in die Systeme der Finanzverwaltung
gelangen. Integrierte Statistikprogramme ermöglichen
darüber hinaus Auswertungen aller in der Clearingstelle verarbeiteten Daten. Sämtliche Informationen, die
den Anwendern zur Abholung zur Verfügung gestellt
werden, sind in der so genannten Austauschdatenbank
gespeichert. Neben Steuerbürgern und -beratern, die
hier die Daten der Steuerbescheide via Internet abholen und anschließend ohne erneute Datenerfassung
maschinell auswerten können, wird diese Funktion
auch von Kommunen und Kammern genutzt, um die für
sie wichtigen Steuerdaten wie Gewerbeerträge bei der
Finanzverwaltung elektronisch abzufragen. Die in der
Austauschdatenbank archivierten Daten sind personalisiert verschlüsselt und können nach entsprechender
Authentifizierung des jeweiligen Anwenders über ERiC
herunter geladen und entschlüsselt werden.
Die dritte Ebene der ELSTER-Architektur umfasst die
Landesrechenzentren mit ihren unterschiedlichen Legacy-Anwendungen für die Steuerberechnung sowie
jeweils einem Kommunikationsserver, der die Abholung
der für das Land bestimmten Daten, deren Entschlüsselung und den Weitertransport an die bestehenden
Host-Systeme steuert. Eine zentrale Komponente der
Rechenzentren ist das so genannte ELSTER Control
Center (ECC). Hand in Hand damit arbeitet das HostProgramm UMELST. Die Umsetzungssoftware dient
unter anderem zur Konvertierung der von der Clearingstelle übermittelten Daten in Formate, die von den
verschiedenen Host-Anwendungen der Rechenzentren
weiterverarbeitet werden können, und umgekehrt. Darüber hinaus lassen sich mit der Software bestimmte
Arbeitsprozesse wie automatische Kennzahlenbildung
oder die Unterstützung bei der Entscheidungsfindung
bereits vor der Bearbeitung durch den Sachbearbeiter
maschinell lösen.
ELSTER Phase II – neue Java-basierte
Architektur für eine papierlose Kommunikation
Um unter anderem neue Web-basierte Dienstleistungen wie beispielsweise die elektronische Signatur oder
die Steuerkontoabfrage realisieren zu können, implementierte die Steuerverwaltung Mitte 2002 eine neue
dreischichtige Architektur auf Basis moderner JavaTechnologie.
Im Unterschied zum Windows- bzw. Linux-basierten
ERiC lässt sich die Client-Komponente COALA auf je-
15
16
dem Betriebssystem einsetzen. Die kostenlos verfügbare Software, die derzeit in die gängigen Lohnbuchhaltungsprogramme wie DATEV oder SAP integriert
wird, übernimmt die Validierung, Verschlüsselung und
Übermittlung der Daten über das Internet. Zusätzlich
stellt das Java-basierte Modul Funktionen für die elektronische Authentifizierung zur Verfügung. Da ERiC aber
deutlich mehr Funktionalität bietet wird mit Verfügbarkeit von ERiC auch für MacOS COALA mittelfristig abgelöst.
Auch bei ELSTER Phase II sorgen die Clearingstellen
als Schaltzentrale der Architektur mit derzeit dutzenden
Java-Applikationsservern für eine sichere und effiziente
Übertragung der Daten. Darüber hinaus sind sie für die
Authentifizierungsprüfung bei momentan acht unabhängigen Trustcentern verantwortlich. Eigens hierfür entwickelte Enterprise JavaBeans nach dem J2EE-Standard
übernehmen diese und andere Aufgaben. Dazu gehören
beispielsweise die Weiterleitung der XML-Steuererklärungsdaten an das zuständige Finanzamt, die Plausibilitätsprüfung oder die Ver- und Entschlüsselung auf Basis
modernster Kodierungsverfahren. Jeder Datensatz, der
das System passiert, wird mit dem Eingangsdatum sowie einem eindeutigen Transferticket versehen und in der
so genannten Verweisdatenbank registriert, geprüft und
bereitgestellt. Auf diese Weise lässt sich der Verlauf eines Falles jederzeit durch das gesamte System lückenlos
nachvollziehen. Daten können dadurch erstmals bundesweit gesucht und gegebenenfalls elektronisch weitergeleitet werden. Mit Hilfe des so genannten WIESEL-Servers,
der alle erforderlichen Authentifizierungsfunktionalitäten
vereint, wird anschließend in Abhängigkeit der jeweils
genutzten Dienste und der daraus resultierenden Sicherheitsanforderungen entschieden, welche Art der Authentifizierungsprüfung durchzuführen ist.
Während die Bürger und Unternehmen wie in ELSTER
Phase I über das Internet mit den Clearingstellen kommunizieren, sind die Landesrechenzentren nun online
mittels großer hochtechnisierter Kommunikationsserver über die Deutschland Online Infrastruktur DOI an
die Schaltzentralen angebunden. Um beispielsweise
für die Steuerkontoabfrage eine direkte Verbindung
der homogenen Java-Welt mit der über Jahrzehnte
hinweg gewachsenen und deshalb äußerst heterogenen System- und Anwendungslandschaft der Länder
zu realisieren, musste ein einheitlicher Zugriff auf die
untereinander inkompatiblen Dialoganwendungen und
Transaktionsmonitore der in den Rechenzentren eingesetzten Großrechnersysteme geschaffen werden.
ELSTER entwickelte hierfür die so genannten Länderadapter. Diese Komponenten sind in der Lage, mit allen
Mainframe- und UNIX-Betriebssystemen und Kommunikationsprotokollen zu arbeiten und die dort vorhandenen Schnittstellen zu adaptieren. Codeänderungen
an den bestehenden Host-Systemen sind hierbei nicht
erforderlich. Eine weitere wichtige Komponente ist der
bundeseinheitliche virtuelle Datenspeicher, der unter
anderem mit Hilfe der Clearingstelle und der Verweisdatenbank die steuerrelevanten Daten entgegennimmt,
speichert und verteilt. Dieser so genannte eSpeicher
kann beliebige Daten verarbeiten. Beispielsweise sind
heute schon die Übermittlung von Rentenbezugsmitteilungen und Krankenversicherungsbeiträgen über
dieses Verfahren integriert.
ElsterBasis –
Datensicherheit ohne Kompromisse
Um sowohl das Steuergeheimnis zu bewahren als auch
die Integrität der Daten sicherzustellen, müssen die Informationen bei der Übertragung über öffentliche Netze
absolut zuverlässig geschützt werden.
ELSTER im Detail – Produkte und Infrastruktur
ElsterBasis stellt hierfür die erforderliche Sicherheitsinfrastruktur zur Verfügung. Ausgefeilte Verschlüsselungsverfahren, die dem neuesten Stand der Technik
entsprechen, verhindern Hackerangriffe beim Datentransfer über das Internet. Ein eigenes virtuelles Netzwerk schützt die ELSTER-Systeme vor unerlaubten Zugriffen anderer Behörden aus dem verwaltungsinternen
Netzwerk DOI. Für die Integrität der bei ELSTER verarbeiteten und übertragenen Daten sorgen zum einen die
Integritätsmechanismen der Verschlüsselungsverfahren
und zum anderen eine umfassende Qualitätssicherung
der eingesetzten Software.
Bei ELSTER-Verfahren, die eine Identifikation des Absenders oder Antragstellers erfordern, wird die Authentizität
durch eine elektronische Authentifizierung sichergestellt.
Die Leistungen von ELSTER werden in einer nach ISO
27001 auf Basis der IT-Grundschutz-Kataloge des
Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik
zertifizierten eigenen IT-Infrastruktur erbracht. Mit der
Zertifizierung soll sowohl dokumentiert werden, dass
für diese, vom Bayerischen Landesamt für Steuern und
dem Rechenzentrum der Finanzverwaltung des Landes
Nordrhein-Westfalen zur Verfügung gestellten Dienste,
der IT-Grundschutz nach ISO 27001 vollständig implementiert wurde und dass die Auseinandersetzung mit
IT-Sicherheitsthemen ein essentieller Bestandteil der
Ziele der Finanzverwaltung ist.
Außer den hohen Sicherheitsansprüchen muss ebenso
eine hohe Verfügbarkeit der Daten gewährleistet sein.
Aus diesem Grund sind alle von ELSTER bereitgestellten Systeme, Komponenten und Netzverbindungen
hochgradig redundant ausgelegt. Der Ausfall eines
einzelnen Rechnersystems, selbst einer ganzen Clearingstelle führt deshalb nicht zu einer Störung der von
ELSTER angebotenen Dienste.
ElsterDatenhaltung –
Hochverfügbarkeit garantiert
Neben der Redundanz aller Systemkomponenten sorgt
eine optimierte Datenhaltung für 100-prozentige Verfügbarkeit. Dafür verantwortlich ist die ElsterDatenhaltung, die alle für ELSTER benötigten Daten speichert,
archiviert, verwaltet und bei Bedarf zur Verfügung stellt.
Hierzu zählen nicht nur die vielen unterschiedlichen
Nutzdaten, die täglich das ELSTER-System passieren,
sondern auch Millionen Workflow-Daten und andere interne Informationen. Die modulare Bauweise, das einheitliche Design, der weitgehend automatisierte Ablauf
sowie die zentrale Administration aller Datenbanken
gewährleisten zwar ein Höchstmaß an Sicherheit, Performance und Flexibilität, gelangen aber inzwischen an
ihre Grenzen. ELSTER implementiert daher derzeit ein
hochskalierbares neues Workflow-Controlling auf Basis von Hadoop.
Anforderungen an eine effiziente und
anwenderfreundliche Systementwicklung
in der Zukunft
Kontinuität ist unabdingbar: Auch wenn die Entwicklung von ELSTER in die Zukunft gerichtet ist und sich
intensiv mit neuen Technologien auseinandersetzt, so
ist dennoch eine gewisse Beständigkeit gegenüber
den Partnern erforderlich. Die von ELSTER realisierten
Softwarekomponenten wurden in alle gängigen Steueroder Finanzbuchhaltungsprogramme integriert und in
der Vergangenheit für millionenfache Datenübertragungen genutzt. Der Anwender hat damit umzugehen gelernt und sie akzeptiert. Die etablierten Softwarekomponenten müssen deshalb langfristig gepflegt und
weiterentwickelt oder zumindest schmerzfrei auf neue
Verfahren umgestellt werden.
17
18
Kompatibilität unterstützt die Akzeptanz: Eine weitgehende Verwendung weltweit genutzter Standards
wie Java, PDF (Portable Document Format) oder XML
(eXtensible Markup Language) verringert den Umfang
der für ELSTER zu installierenden Software, vermeidet
Programmabstürze und erhöht damit die Akzeptanz
beim Anwender. Darüber hinaus erleichtert der Einsatz
dieser Technologien, weitere eGovernment- beziehungsweise eBusiness-Anwendungen zu integrieren.
Portallösung sichert Zukunftssicherheit: In der Öffentlichen Verwaltung zeichnet sich international der
Web 2.0 Trend ab, die gesamte Kommunikation über
Portale zu realisieren. Diese Art der Dienstleistung
scheint nicht nur die Anforderungen und Bedürfnisse der Anwender optimal zu erfüllen, sondern auch
Interaktive Webanwendungen, ein Merkmal von Web 2.0:
Mit dem immer freundlichen Roboter ELIAS, dem virtuellen
Hilfe- und Informationsassistenten von ELSTER wird es Realität.
Probleme durch inkompatible Betriebssysteme oder
Schwierigkeiten der Softwareinstallation zu beseitigen.
So ist es durchaus denkbar, dass der Bürger in der Zukunft an jedem Ort der Welt ohne spezielle Hard- und
Software alle Vorteile von ELSTER nutzen kann.
Zentraler Datenpool sorgt für umfassenden Informationsaustausch: Mehr denn je können die heutigen Finanzämter ihren Auftrag nur erfüllen, wenn ihnen
ausreichend Daten über die Besteuerungsvorgänge
zur Verfügung stehen. Der dazu erforderliche finanzamtübergreifende Informationsaustausch lässt sich
nur durch einen zentralen Datenpool sicherstellen.
Darüber hinaus können damit Dienste wie zum Beispiel
die elektronische Lohnsteuerkarte oder vorausgefüllte
Steuererklärungen realisiert werden. Zugriff auf den
Datenpool erhalten außer der Finanzverwaltung auch
der Steuerbürger und sein Berater. Für bestimmte Daten kann ebenso Dritten wie zum Beispiel dem Arbeitgeber eine Zugriffsberechtigung eingeräumt werden.
Nach Auffassung des Bundesrechnungshofes sollen
neben dem finanzamtübergreifenden Informationsaustausch auch verstärkt technische Möglichkeiten zur
Absicherung genutzt werden. Dazu gehören beispielsweise die digitale Authentifizierung oder die Einrichtung eines automatisierten Rückkoppelungsverfahrens,
durch das die veranlassende Stelle Kenntnis über den
Stand der Informationsverwertung erhält.
Die bis dato realisierten Projekte wie die neue Java-basierte Infrastruktur, die elektronische Authentifizierung,
das ElsterOnline-Portal oder die elektronische Lohnsteuerbescheinigung zeigen, dass ELSTER hier den
richtigen Weg eingeschlagen hat. Die nächsten Schritte, die diese Forderungen konsequent weiter umsetzen,
sind bereits in Planung.
ELSTER – die Vision
Unsere ELSTER-Vision:
Sichere, papierlose und individuelle Kommunikation
zwischen Bürger, Unternehmen und Finanzamt.
ELSTER – die Vision
Das große Ziel von ELSTER ist die durchgehende Realisierung eines personalisierten Web-Portals, mit dessen
Hilfe die Kommunikation zwischen Bürger, Unternehmen und Finanzamt individuell, papierlos und sicher auf
elektronischem Wege erfolgt. Welche enormen Vorteile
das geplante Online-Steuersystem mit sich bringt, lässt
sich mit einem Blick in die Zukunft eindrucksvoll veranschaulichen. Begleiten Sie uns dazu auf eine Reise mit
dem Bilanzbuchhalter eines international tätigen Unternehmens, der sich momentan geschäftlich in London
befindet.
Reise in die Zukunft
„...Meetingpause ... zwei Stunden Zeit, um in der Hotellobby schnell meine E-Mails zu checken ... klasse, Renate hat trotz des langen Erziehungsurlaubs den Job in
der Werbeagentur bekommen ... schon in zwei Wochen
soll sie dort anfangen! ... zum Glück hat ihr neuer Chef
ihre Lohnsteuerkarte über www.elsteronline.de mit wenigen Klicks elektronisch zur Verfügung ... dann ändere
ich auch gleich noch schnell meine Lohnsteuerklasse
... erledigt ... aber wie ist das jetzt mit meinem Arbeitgeber? ... kein Problem, die Benachrichtigung über die
neuen Besteuerungsgrundlagen erfolgt ja automatisch,
super ... und um unsere Einkommensteuererklärung, für
die nächste Woche die Frist abläuft, kümmere ich mich
dann am Wochenende. Zwar kommen einige Freunde
zu Besuch, aber ich brauche ja nur ein paar Minuten
... die Lohnsteuerbescheinigung und die Einkünfte aus
unserer Beteiligung an der Kommanditgesellschaft der
Schwiegereltern sind im ElsterOnline-Portal ja automatisch berücksichtigt. Die vorausgefüllte Steuererklärung
muss ich ja nur noch ergänzen. Unsere elektronischen
Spendenbescheinigungen und die Daten aus der elektronischen Kapitalaufstellung der Bank kann ich mit
einem Knopfdruck übernehmen ... dann einfach bestätigen und über das Portal ans Finanzamt schicken
– fertig ist unsere private Einkommensteuererklärung.“
„... jetzt nur noch die Bilanz, die der Finanzvorstand
der Firma bis Ende der Woche für den Börsengang in
New York benötigt ... ach ja und die Bank braucht sie ja
auch noch für den Kredit ... schnell ins Unternehmensintranet einloggen und mit ein paar Mausklicks die entsprechenden Handelsbilanzen erstellen lassen ... tolle
Sache, diese eXtensible Business Reporting Language
(XBRL) ... fertig, auch die Steuerbilanz für das Finanzamt. Jetzt noch schnell die Mail an den Chef, dass er
die Steuerbilanz nur noch über das ElsterOnline-Portal
an die Finanzverwaltung schicken muss ... das schönste ist ja, dass sich gesonderte Erklärungen zur Körperschaft- beziehungsweise Gewerbesteuer erübrigen, alle
für das Besteuerungsverfahren erforderlichen Angaben
können ja der XBRL-Steuerbilanz entnommen werden
... am besten ich schreibe ihm auch gleich, dass er
dabei darauf hinweisen soll, dass die zu erwartenden
Erstattungsbeträge mit der in Kürze fälligen betrieblichen Kraftfahrzeugsteuer verrechnet werden sollen ...
geschafft ... Oh, was ist das? ... die elektronische Kapitalertragsteuerbescheinigungen der Firma vom letzten
Jahr! ... die schicke ich auch noch schnell per Mail an
unseren Firmensteuerberater ... die müssen unbedingt
noch in die Steuererklärung mit rein ... O.K. ... wie viel
Uhr haben wir jetzt? ... Wunderbar, noch Zeit für einen
gemütlichen Kaffee bevor das Meeting weitergeht.“
... oh, da kommt gerade noch eine Mail rein, vom Finanzamt! Unglaublich wenige Minuten nach der Übermittlung der Daten habe ich bereits einen Steuerbescheid und das Guthaben ist auch schon angewiesen!
Früher hat das ewig gedauert. Dass das so schnell
ging, liegt wohl an den automatischen Risikomanagementsystemen, die von den Finanzämtern eingesetzt
19
20
werden. Da zahlt es sich aus, dass ich immer ehrlich
gegenüber dem Finanzamt war“.
Ortswechsel: Frankfurt, die von der Firma beauftragte
Steuerkanzlei. Auf dem Bildschirm des Steuerberaters
poppt die Mail des Bilanzbuchhalters auf. „ ... das erledige ich gleich ... melde mich einfach mit dem Account
meiner Steuerkanzlei im ElsterOnline-Portal an ... perfekt die Steuererklärung ist ja schon von meinem Mitarbeiter vorbereitet, brauche ich nur noch aufzurufen
... die Kapitalertragsteuerbescheinigungen schnell per
Knopfdruck in die Steuererklärung übernehmen ... Moment, das kann doch nicht wahr sein ... schon wieder
hat mein Assistent vergessen die 20 Prozent nichtabziehbaren Bewirtungsaufwendungen einzutragen!
... kein Problem ... korrigiere ich eben ... aber morgen
werde ich mal ein ernstes Wort mit ihm reden ...“
Auch wenn die beschriebenen Anwendungsszenarien
noch nicht der Realität entsprechen, so handelt es sich
dabei keineswegs um bloße Science Fiction. Momentan sind bereits konkrete Projekte in Planung, durch die
Steuerbürger, -berater und Unternehmen bald schon in
den Genuss der skizzierten Vorteile kommen können.
ElsterOnline –
der Traum von einer völlig elektronischen
Steuerverwaltung
Der Steuerbürger erwartet von einer dienstleistungsorientierten Behörde einen einfachen und plattformunabhängigen Zugang zu dem Leistungsangebot
– rund um die Uhr, personalisiert und ohne aufwändige Softwareinstallation beziehungsweise Updates. Er
möchte sich für die verschiedenen Dienste nur einmal
registrieren und legt gesteigerten Wert auf Datenschutz.
Selbstverständlich sollte das Angebot im Zeitalter der
Globalisierung auch in mehreren Sprachen zur Verfügung stehen.
Aus Sicht der Verwaltung müssen die IT-Systeme einen kostengünstigen Kommunikationskanal zu den
Bürgern und Unternehmen eröffnen, ihre Mitarbeiter
von Routineaufgaben entlasten und den Aufwand für
die Datenerfassung reduzieren.
Die Entwicklung der einzelnen Dienstleistungen erfolgt
unabhängig voneinander, eine Personalisierung ist
nicht möglich. Die Implementierung neuer Angebote
erfordert viel Zeit und hohen Arbeitsaufwand.
Um diese Defizite zu beseitigen und dem von Bund
und Ländern verfolgten Ziel einer bürgerfreundlichen
und effizienten Finanzbehörde noch einen Schritt näher zu kommen, hat die Steuerverwaltung das Projekt
ElsterOnline ins Leben gerufen. Dabei sollen sämtliche
Dienstleistungen in einem integrierten, plattformunabhängigen Web-Portal zusammengefasst werden. ElsterOnline ermöglicht den Steuerbürgern und -beratern
einfache und kurze Prozesse gegenüber der Finanzverwaltung schnell und problemlos via Internet zu erledigen und das ohne umfangreiche Softwaredownloads
und -installationen. So ist das Angebot über Browser
und WebServices erreichbar. Neben den professionellen Formularen für Steuerberater bietet das Portal für
Bürger mit weniger steuerlichem Hintergrundwissen
interaktive Online-Formulare mit integrierten Hilfefunktionen. Darüber hinaus profitieren die Anwender von
einer einmaligen Registrierung, einem persönlichen
Benutzerprofil und Postfach sowie Funktionen zur
Mandantenverwaltung. Das neue Steuersystem wurde modular entwickelt, lässt sich je nach Nutzerprofil
personalisieren und ohne großen Arbeitsaufwand um
ELSTER – die Vision
neue Angebote erweitern. Darüber hinaus sollen über
das Portal Bezahlfunktionen zur Verfügung stehen, die
mittels Homebankingprogrammen verwaltet werden
können. Ebenso kann der Bürger seine Bank anweisen, seine Kapitalertragsteuerbescheinigungen oder
vermögenswirksamen Leistungen einfach elektronisch
an sein zuständiges Finanzamt zu senden – selbstverständlich digital authentifiziert und so verschlüsselt,
dass er sie jederzeit in seiner dann bereits vorausgefüllten Steuererklärung ändern kann.
Das ElsterOnline-Portal, das seit Januar 2006 allen Bürgern zur Verfügung steht, nutzt die bereits für
ELSTER Phase II implementierten Schnittstellen und
Kommunikationskanäle. Das System besteht aus einem Portalserver, der die Webseiten im Rahmen eines
Framework dynamisch zur Verfügung stellt, einer Benutzerverwaltung, die zusammen mit entsprechenden
Autorisierungsservern die Zugriffssteuerung regelt, einem personalisierten Postfach, in dem das Profil des
Benutzers und seine mit ELSTER übermittelten Dokumente verschlüsselt abgelegt sind, sowie einem Gateway zu den einzelnen ELSTER-Verfahren.
ElsterBelege –
Aufbruch zur automatisch ausgefüllten
Steuererklärung
Mit dem Projekt ElsterBelege ermöglicht die Steuerverwaltung eine standardisierte elektronische Übermittlung
aller gängigen oder aufgrund rechtlicher Vorschriften
verpflichtend einzureichenden Belege. Ebenso lassen
sich mit dem voraussichtlich ab 2011 zur Verfügung
stehenden Verfahren Steuerbescheinigungen der Banken, Spendenbescheinigungen oder Bescheinigungen
des Versorgungsamtes in die am Markt verfügbaren
Programme automatisch integrieren. Die für die elektronische Übermittlung notwendige Grundlagentechnik
wurde bereits geschaffen. Sie lässt sich für den Transfer weiterer Belege, Bescheinigungen und Mitteilungen
problemlos anpassen und erweitern. Darüber hinaus
sind weitere Szenarien denkbar. Beispielsweise könnte
der Bürger seine Bank oder andere Institutionen einfach anweisen, seine elektronischen Belege direkt an
sein Finanzamt zu übermitteln.
ElsterLohn II –
die elektronische Lohnsteuerkarte
Neben ElsterBelege ist die elektronische Lohnsteuerkarte ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur
vorausgefüllten Steuererklärung. ElsterLohn II, so der
interne Projektname, soll die seit 1925 weitgehend unverändert genutzte Lohnsteuerkarte durch ein europaweit konkurrenzfähiges elektronisches System ersetzen.
Damit wird nicht nur der Wechsel der Steuerklassen vereinfacht, sondern auch eine automatisierte Übernahme
von Frei- beziehungsweise Hinzurechnungsbeträgen
zum Beispiel aus der letztgültigen Veranlagung ermöglicht. Darüber hinaus sind automatische Mitteilungen
an den Arbeitgeber bei Änderungen in den elektronisch
bereitgestellten Besteuerungsgrundlagen vorgesehen.
Herzstück der elektronischen Lohnsteuerkarte ist ein
auf der steuerlichen Identifikationsnummer basierender
bundeseinheitlicher Datenpool beim Bundeszentralamt
für Steuern, in dem alle für das Lohnsteuerabzugsverfahren benötigten Daten vorgehalten werden. Aufgrund der hohen Anzahl der Beteiligten (Arbeitgeber,
Arbeitnehmer, Kommunen, statistische Landesämter,
Finanzverwaltung) müssen der Zugriff und die Zuordnung der Lohnsteuerdaten absolut fehlerfrei erfolgen.
21
22
Die im Jahr 2008 für Steuerbürger eingeführte Identifikationsnummer, mit der sich die Daten eindeutig einer
Person zuweisen lassen, schafft hierfür die notwendige
Grundvoraussetzung. Im Vergleich zur herkömmlichen
Lohnsteuerkarte wird dadurch eine wesentlich höhere
Verfahrenssicherheit gewährleistet, die auch für mehr
Steuergerechtigkeit sorgen wird.
ElsterRules –
gleiche Regeln für Alle
Aufgrund der vielen unterschiedlichen ELSTER-Produkte
wie ElsterFormular, ElsterOnline-Portal, ERiC usw. wurden Plausibilitätsprüfungen vielfach in unterschiedlichen
Programmiersprachen und durch verschiedene Entwicklungsstellen erstellt. Klar ist dass dies neben stark
erhöhtem Auswand auch die Gefahr von unterschiedlichen Regeln birgt. Mit ElsterRules wurde eine Basiskomponente geschaffen die über eine Meta-Regelsprache und einen eigens hierfür entwickelten Regeleditor
Programmcode für alle ELSTER-Produkte generieren
kann. Eine enorme Erleichterung für die Programmierer
und ein wichtiger Schritt zur Wiederverwendbarkeit von
Modulen.
VaSt –
die vorausgefüllte Steuererklärung
Das Bundesministerium der Finanzen und die obersten
Finanzbehörden der Länder streben gemeinsam seit
geraumer Zeit an, das Besteuerungsverfahren grundlegend zu modernisieren, insbesondere um die Qualität
des Steuervollzugs zu verbessern und Bürokratiekosten
für Bürger, Unternehmen, Beraterschaft und Steuerverwaltung abzubauen. Um dies zu erreichen, sollen
papierbasierte Verfahrensabläufe schrittweise abgelöst
und stattdessen möglichst für alle Phasen des Besteuerungsprozesses IT-basierte Verfahren entwickelt und
angeboten werden. In diesem Zusammenhang soll auch
eine elektronische vorausgefüllte Einkommensteuererklärung zum Einsatz kommen. Die technischen Grundlagen hierfür werden derzeit im Rahmen von ELSTER
mit dem Projekt „Vorausgefüllte Steuererklärung“ geschaffen. Die vorausgefüllte Einkommensteuererklärung wird als Option im Rahmen des Serviceangebots
der Steuerverwaltung ausgestaltet werden. Eine Verpflichtung für die Bürger, dieses Angebot tatsächlich
in Anspruch zu nehmen, ist deshalb nicht vorgesehen.
Im Übrigen muss der Steuerpflichtige die Eintragungen
der Finanzverwaltung eigenverantwortlich prüfen und
voraussichtlich in der Mehrzahl der Fälle auch ergänzen. Damit eine „Vorausgefüllte Steuererklärung“ bei
den Bürgern auf breite Akzeptanz stößt und nennenswert zur Senkung der Bürokratiekosten beitragen kann,
sollte sie ein Mindestmaß an Voreintragungen enthalten.
Der heute verfügbare Datenumfang gewährleistet das
nicht, da nur sog. Grundinformationen (Name, Anschrift,
Bankverbindung) und Lohnsteuerbescheinigungsdaten
zur Verfügung stehen. Bevor eine „Vorausgefüllte
Steuererklärung“ angeboten wird, muss deshalb zunächst die Informationsbasis der Steuerverwaltung weiter verbreitert werden. Wichtige Schritte dazu wurden
bereits unternommen. So wurden insbesondere die gesetzlichen Regelungen zur elektronischen Übermittlung
der Daten der Rentenbezugsmitteilungen, der Bescheinigungsdaten über Lohn-/Entgeltersatzleistungen, über
geleistete Altersvorsorgebeiträge, über Beiträge zur
privaten und gesetzlichen Basiskranken- und Pflegepflichtversicherung sowie über Zuwendungsnachweise
(Spendenbescheinigungen) geschaffen. Eine Verordnung zur Übermittlung von Bescheinigungsdaten über
vermögenswirksame Leistungen ist in Vorbereitung.
Resümee
Resümee
Da der Steuerverwaltung immer mehr elektronische
Daten zu einem Steuerbürger vorliegen, soll diesem
eine mit seinen Daten „vorausgefüllte“ Steuererklärung
(VaSt) zur Verfügung gestellt werden. Die VaSt stellt
ein unverbindliches Angebot der Steuerverwaltung dar,
die ihr bereits vorliegenden Daten für die Erstellung der
Steuererklärung bereitzustellen, um Steuerbürgern bzw.
steuerlichen Vertretern die Datenerfassung zu ersparen
bzw. zu erleichtern. Gleichzeitig kann die Steuerverwaltung den Steuerpflichtigen über bereits gespeicherte
Daten im jeweiligen Steuerfall informieren.
Die VaSt soll nur elektronisch und nicht auf Papier zur
Verfügung gestellt werden. So wird ein weiterer Anreiz
zur ELSTER-Nutzung geschaffen. Außerdem ist ein
Versenden von vorausgefüllten Vordrucken hinsichtlich
des Zeitpunkts des Versendens und der Menge der zu
versendenden Vordrucke und des zu erwartenden immensen Aufwands nicht vorstellbar.
In den vergangen 14 Jahren hat ELSTER wichtige
Etappen auf dem Weg zu einer bürgerfreundlichen
und effizienten Finanzverwaltung gemeistert. Die
hohe Akzeptanz, die das Dienstleistungsangebot
in der Öffentlichkeit genießt, bestätigt, dass die
Steuerverwaltung mit dem eGovernment-Projekt
die Bedürfnisse der Steuerbürger und Unternehmen
trifft. Nicht ohne Grund nutzen mittlerweile auch
andere Behörden, die innovativen Verfahren von
ELSTER für Projekte wie zum Beispiel Zoll online
2005 oder das Bundeszentralamt für Steuern. Die
bisher realisierten Erfolge sind Ansporn, die Entwicklung voranzutreiben und die Vision einer völlig
elektronischen Steuerverwaltung Wirklichkeit werden zu lassen.
23