Studie Flachdisplays in Deutschland
Transcrição
Studie Flachdisplays in Deutschland
Beteiligte Partner: Balzers Process Systems GmbH BMW AG Robert Bosch GmbH Covion Organic Semiconductors GmbH DaimlerChrysler AG Deutsche Bank AG Giesecke & Devrient GmbH IBM Deutschland Speichersysteme GmbH Lambda Physik GmbH Mannesmann VDO AG Merck KGaA Optrex Europe GmbH Schott Glas Siemens AG Unternehmensberatung J. Weidinger Wammes & Partner GmbH VDE/VDI GMM e.V. VDMA e.V. ZVEI e.V. Fachverband Bauelemente der Elektronik Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration Autoren: Institut für Hochfrequenztechnik, TU Braunschweig Institut für Mikrotechnik Mainz GmbH Labor für Bildschirmtechnik, Universität Stuttgart Max-Planck-Institut für Polymerforschung © VDMA-DFF Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Ehrfeld, Dr. Klaus Hecker, Dr. Markus Weber, Dr. Markus Winzenick Institut für Mikrotechnik Mainz GmbH 55129 Mainz Vorwort Der Bildschirm ist die wichtigste Schnittstelle zwischen Mensch und digitaler Welt. Mit dem schnellen Wachstum dieser Welt und ihrem Eindringen in alle Bereiche des täglichen Lebens wird auch der Bedarf an Bildschirmen weiter stark ansteigen, und die Akzeptanz moderner technischer Systeme wird in zunehmendem Maß von dieser optischen Kommunikationsschnittstelle abhängen. Dabei wird der Anteil der Flachdisplays immer größer werden. Sie bieten nicht nur entscheidende Vorteile durch ihren geringen Platz- und Energiebedarf, sondern sind auch hinsichtlich der Ergonomie den herkömmlichen Kathodenstrahl-Bildschirmen weit überlegen. Bereits heute hat sich ein hochdynamischer Flachdisplay-Markt entwickelt, der schnell wächst und künftig außerordentlich attraktive ökonomische Chancen bieten wird. Obwohl viele entscheidende Entwicklungen auf diesem Gebiet in Deutschland durchgeführt wurden, hat dies nicht zum Aufbau einer international bedeutenden Flachdisplay-Fertigung geführt. Bei der Suche nach Schuldigen wurde dieser äußerst unbefriedigende Sachverhalt oft mit dem Mangel an engagierten Unternehmern in Deutschland begründet. Dies ist sicher nicht richtig. Denn Deutschland wäre wohl nicht die weltweit zweitgrößte Exportnation, wenn es hier keine engagierten Unternehmer gäbe. Aber Investitionsentscheidungen hängen nicht nur davon ab, daß es Unternehmer gibt, sondern auch von den Rahmenbedingungen, die diesen geboten werden. Durch neue technische Entwicklungen bei den Flachdisplays, durch einen rasch zunehmenden Bedarf und viele neue Anwendungsgebiete sowie auch durch das wachsende Engagement der politisch Verantwortlichen haben sich die Rahmenbedingungen in jüngster Zeit entscheidend verbessert. Es bietet sich erneut eine Möglichkeit, den Grundstein für einen zukunftsweisenden Wirtschaftszweig mit strategischer Bedeutung für die deutsche Volkswirtschaft zu legen. Gerade die Schlüsselbranchen Automobil-, Informations- und Kommunikationsindustrie sowie der Maschinen- und Anlagenbau sind auf den Einsatz anwendungsspezifischer Flachdisplays angewiesen. Um Konzepte für den Aufbau einer Flachdisplay-Produktion in Deutschland zu entwickeln, trafen sich auf Initiative des Instituts für Mikrotechnik Mainz – erstmals am 1. Dezember 1998 – Vertreter von Firmen, Verbänden und Instituten, die sich aktiv mit dem Thema Flachdisplays befassen. In mehreren Arbeitskreissitzungen wurden nicht nur konkrete Maßnahmen für den Aufbau einer FlachdisplayProduktion in Deutschland erarbeitet, sondern es wurde noch viel mehr erreicht: Man war sich einig, daß das Thema Flachdisplays durch eine Bündelung der Kompetenzen und Kräfte zu einer Erfolgsstory für die deutsche Wirtschaft und natürlich auch für die Schaffung zukunftssicherer Arbeitsplätze werden kann. Im Bewußtsein, daß das Zeitfenster für einen erfolgreichen Einstieg in diese Zukunftstechnologie nur kurz geöffnet ist, war man sich aber auch klar: Es besteht Handlungsbedarf – heute. Mainz, den 11. August 1999 Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Ehrfeld Inhaltsverzeichnis Abstract................................................................................................................................ 2 1 Zusammenfassung ...................................................................................................... 3 2 Situationsanalyse ........................................................................................................ 7 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 Situation am Weltmarkt .............................................................................................. 7 Flachdisplay-Hersteller in Deutschland und Europa ................................................. 10 Zulieferindustrie in Deutschland ............................................................................... 13 Forschungsinstitute .................................................................................................. 17 Chancen für Deutschland......................................................................................... 19 3 Rahmenbedingungen für den Aufbau einer Flachdisplay-Industrie ...................... 23 4 Flachdisplay-Technologien ....................................................................................... 27 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 4.8 5 Flüssigkristalldisplays............................................................................................... 27 Plasmadisplays ........................................................................................................ 35 Elektrolumineszenz-Displays.................................................................................... 38 Vakuumfluoreszenz-Displays ................................................................................... 41 Feldemissions-Displays............................................................................................ 43 Anorganische Leuchtdioden-Displays ...................................................................... 47 Organische Leuchtdioden-Displays .......................................................................... 48 Technologievergleich ............................................................................................... 53 Produkte für einen Markteinstieg.............................................................................. 57 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 Displays für Kraftfahrzeuge ...................................................................................... 58 Mobile Kommunikation............................................................................................. 70 Smart-Card .............................................................................................................. 74 Displays für Sonderanwendungen............................................................................ 78 Mikrodisplays ........................................................................................................... 82 6 Bewertung der Technologien für die angestrebten Produkte................................. 85 7 Konzept für den Aufbau einer Flachdisplay-Produktion ......................................... 93 7.1 Produktion von AM-LCD........................................................................................... 94 7.2 Produktion von OLED-Displays ................................................................................ 98 8 Strategieempfehlung ............................................................................................... 103 8.1 AM-LCD-Produktionslinie ....................................................................................... 105 8.2 AM-OLED-Pilotlinie ................................................................................................ 113 8.3 Zusammenfassung der Strategieempfehlung ......................................................... 115 9 Teilnehmer der Displayinitiative und ihre Tätigkeitsbereiche .............................. 117 Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................. 137 Abstract Die vorliegende Studie gibt eine gemeinsame Empfehlung führender Unternehmen und Forschungsinstitute aus dem Flachdisplay-Bereich für eine Strategie zum nachhaltigen Aufbau einer Flachdisplay-Industrie in Deutschland. Hierzu werden die Marktchancen potentieller Produkte untersucht, die zur Verfügung stehenden Technologien analysiert sowie die in Deutschland vorhandenen Voraussetzungen für den Einstieg in eine umfangreiche Flachdisplay-Produktion geprüft. Es wird ein paralleles Vorgehen vorgeschlagen: Einerseits soll durch Aufbau einer Fertigungslinie für AM-LCD zur Produktion von Flachdisplays für Automobile und Sonderanwendungen der nachhaltige Einstieg in die derzeit dominierende LCD-Technologie geschafft werden. Andererseits soll durch die konzentrierte Weiterentwicklung der vielversprechenden OLED-Technologie insbesondere in den Markt für innovative, portable Anwendungen vorgestoßen werden. Die vorgeschlagene Strategie eröffnet für Deutschland hervorragende Chancen zum Ausbau seiner Position auf dem Flachdisplay-Weltmarkt sowie zur Schaffung tausender zukunftssicherer Arbeitsplätze. 2 1 Zusammenfassung Ziel dieser Studie ist das Aufzeigen einer geeigneten Strategie zum nachhaltigen Aufbau einer Flachdisplay-Branche in Deutschland und zur Schaffung einer Vielzahl von zukunftssicheren Arbeitsplätzen. Als ergonomische Schnittstelle zwischen Mensch und Technik stellen Flachdisplays eine Schlüsselkomponente dar, deren Bedeutung im Zeitalter der Informationsgesellschaft kontinuierlich wächst. Flachdisplays stellen schon heute einen riesigen Markt mit einem weltweiten Volumen von ca. 27 Mrd. DM dar. Durch die ständig wachsende Zahl neuer Anwendungen wird der Flachdisplay-Markt auch in den nächsten Jahren mit zweistelligen Raten anwachsen. Trotz der herausragenden wirtschaftlichen Bedeutung dieser Technologie entfallen jedoch mehr als 95 % des Weltmarktes auf Hersteller, die in Fernost angesiedelt sind. Auf der anderen Seite sind viele bedeutende Zulieferfirmen sowie wichtige Abnehmer (wie die Automobil-, Mobilkommunikations- und Maschinenbauindustrie) in Deutschland und Europa beheimatet. Der allgemein hervorragende Ausbildungsstand wie auch das weltweit anerkannte Niveau der deutschen Automatisierungstechnik bieten gute Voraussetzungen für den Aufbau einer Flachdisplay-Produktion in Deutschland. Ein wichtiger Standortfaktor ist ferner die vereinfachte Logistik: Zulieferer, FlachdisplayHersteller, Abnehmer sowie der weltweit zweitgrößte Markt für Flachdisplays sind dann in räumlicher Nähe zueinander lokalisiert. Eine ausführliche Analyse der gegenwärtigen Situation auf dem Flachdisplay-Sektor findet sich in Kapitel 2. Der Aufbau einer Flachdisplay-Fertigung bietet die außergewöhnliche Chance, zukunftssichere Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe zu schaffen. Wie in Kapitel 3 ausgeführt, besitzt eine solche Fertigungslinie eine enorme Hebelwirkung, da – zusätzlich zu den direkt in der Display-Produktion Beschäftigten – ein Vielfaches an Arbeitsplätzen im Umfeld und bei den Abnehmern geschaffen wird. Aufgrund der Situation am FlachdisplayWeltmarkt ergibt sich gegenwärtig ein besonders günstiges Zeitfenster für einen erfolgversprechenden Einstieg in die Flachdisplay-Produktion. Diese Gelegenheit gilt es zu nutzen, will man nicht, wie in vielen anderen Technologien geschehen, hoffnungslos ins Hintertreffen geraten. Zur Umsetzung dieser 3 Aufgabe müssen allerdings die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Aufbau einer Flachdisplay-Fertigung in Deutschland deutlich verbessert werden. Um langfristig die Verfügbarkeit von Fachkräften zu sichern, sollte ferner eine Flachdisplay-orientierte Ausbildung an den deutschen Hochschulen forciert werden. Neben der etablierten Flüssigkristalldisplay-Technologie gibt es weitere z.T. sehr leistungsfähige Technologien mit einem beachtlichen Zukunftspotential. In Kapitel 4 werden diese verglichen und ihre jeweiligen Stärken und Schwächen analysiert. Neben Funktion und Aufbau der Displays werden hier die technologischen Perspektiven sowie die zukünftige Marktentwicklung diskutiert. Kapitel 5 untersucht eine Reihe potentieller Produkte, die zum Einstieg in eine Flachdisplay-Produktion geeignet sind. Kriterien sind vor allem die geforderten Spezifikationen, die Produktevolution, das Marktvolumen sowie die Marktchancen eines neuen Herstellers bei diesen Anwendungen. Die starke Stellung der deutschen Automobilindustrie und das große Marktvolumen für Displays in diesem Bereich (ca. 7 Mio. Stück weltweit im Jahr 2002 allein für Navigationsdisplays) offenbaren das hervorragende Potential von Automobil-Displays für eine deutsche FlachdisplayProduktion. Auch der Bereich der Mobilkommunikation bietet gute Einstiegsperspektiven, dort werden im Jahr 2002 weltweit sogar etwa 400 Mio. Flachdisplays benötigt. Eine Bewertung der Technologien für die angestrebten Produkte wird in Kapitel 6 vorgenommen. Bei den meisten Anwendungen kommt dabei die hohe Qualität der heute schon verfügbaren Flüssigkristalldisplay-(LCD-)Technologie zum Tragen. Aktiv-MatrixLCD (AM-LCD) stellen gegenwärtig die einzige Technologie dar, welche die Spezifikationen der Automobilhersteller für Displays im Primärbereich und der Mittelkonsole weitgehend erfüllen kann. Aufgrund der großen Palette technologischer Spielarten von LCD können diese für viele Anwendungen eingesetzt werden. Neben LCD haben vor allem Displays basierend auf organischen Leuchtdioden (OLED) wegen ihrer guten Emissionseigenschaften und ihres potentiell hohen Wirkungsgrades hervorragende Perspektiven für Anwendungen mit kleinen und mittleren Bildschirmdiagonalen. Diese Technologie wird als Zukunftstechnologie insbesondere für die Bereiche Mikrodisplays, SmartCards und mobile Kommunikationsgeräte angesehen. 4 Für den Aufbau einer Flachdisplay-Produktion wird ein paralleler Einstieg in die beiden Technologien AM-LCD und OLED vorgeschlagen (Kapitel 7). Als etablierte Technologie eröffnet AMLCD die Chance, mit innovativen Produkten in neuen Märkten binnen kurzer Zeit wirtschaftlich zu produzieren. Eine Einstiegslinie zur Produktion von ca. 1 Mio. AM-LCD pro Jahr für Automobilanwendungen würde etwa 350 Arbeitsplätze schaffen. Die Wirtschaftlichkeitsrechnung für diese Fertigungslinie zeigt eine Kapitalrückflußdauer von ca. 6 Jahren bei Investitionen in Höhe von 363 Mio. DM. Die herausragende Stellung europäischer Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der OLED-Displays in Kombination mit den technologischen Vorteilen von OLED bildet andererseits eine hervorragende Ausgangsbasis für einen erfolgreichen Einstieg in eine weitere aussichtsreiche Flachdisplay-Technologie. Hier bietet sich die einmalige Chance, vom Start weg in Deutschland Produktions-Know-how aufzubauen. Eine OLED-Pilotlinie zur Herstellung von Mikrodisplays würde Investitionen von ca. 51 Mio. DM und Betriebskosten von jährlich 25 Mio. DM erfordern. Die Strategieempfehlung für den Aufbau der Produktionslinien in den beiden Technologien wird in Kapitel 8 vorgelegt. Für den Einstieg in die Produktion von AM-LCD werden drei Szenarien analysiert: der Aufbau einer Einstiegslinie durch ein deutsches oder europäisches Firmenkonsortium, der Aufbau einer Einstiegslinie durch ein deutsch-fernöstliches Firmenkonsortium sowie ein stufenweiser Einstieg mit Hilfe einer Back-End Fertigung in Deutschland. Jedes dieser drei Szenarien bietet außergewöhnliche ökonomische Chancen. Welche dieser Möglichkeiten ein potentieller Investor wählen wird, wird im wesentlichen von der strategischen Bedeutung von Flachdisplays für sein Unternehmen abhängen. Zum Aufbau einer Fertigung von OLED-Displays sollte nach einer zwei- bis dreijährigen, auf die Produktion fokussierten, Forschungs- und Entwicklungsphase eine Pilotlinie aufgebaut werden, auf der die Produktionsverfahren für eine Massenfertigung optimiert werden. Eine Großserienproduktion könnte dann etwa im Jahr 2004 beginnen. Das vorgeschlagene, parallele Vorgehen zum nachhaltigen Aufbau einer etablierten und einer neuen Flachdisplay-Technologie eröffnet für Deutschland hervorragende Chancen zum Ausbau seiner Position auf dem Flachdisplay-Weltmarkt sowie zur Schaffung tausender zukunftssicherer Arbeitsplätze. 5 6 2 Situationsanalyse Der Displaytechnik kommt in den nächsten Jahren eine immer wichtigere Rolle in der Informations- und Kommunikationstechnik zu. Als Schnittstelle zwischen Mensch und digitaler Welt besitzt der Bildschirm zentrale Bedeutung für die Akzeptanz moderner Informationssysteme. Immer mehr kommen dabei flache Bildschirme zum Einsatz, die nicht nur zunehmend herkömmliche Kathodenstrahlbildschirme (CRT, Cathode Ray Tube) ersetzen, sondern aufgrund ihrer überlegenen Eigenschaften, wie z.B. Platzund Gewichtsersparnis, Energieverbrauch etc., auch völlig neue Anwendungen ermöglichen. Insbesondere portable Geräte, wie z.B. Notebooks, Handys, Smart-Phones, Digitalkameras, Virtual Displays oder PDA (Personal Digital Assistant), wären ohne den Einsatz von Flachdisplays nicht realisierbar. Flachdisplays werden dabei zukünftig ähnlich wie Mikrochips zu einem wichtigen technologischen „Rohstoff“ werden, der letztendlich den Markterfolg eines Produktes entscheidend beeinflußt. 2.1 Situation am Weltmarkt Der vermehrte Einsatz von Flachdisplays auch im Bereich der PCMonitore und der enorme Bedarf an handlichen, portablen Informationssystemen hat zu einer beispiellosen Nachfragesteigerung nach Flachdisplays geführt. Bereits heute wird der Weltmarkt für Flachdisplays auf 27 Mrd. DM beziffert. Dabei steht der Aufschwung der Flachdisplay-Technologie erst am Anfang, wie Marktstudien führender Institute belegen. So sagt z.B. die aktuelle Studie von Stanford Resources Inc. (SR) für die nächsten fünf Jahre ein Wachstum von mehr als 10 % p.a. auf ein Gesamtvolumen von 45 Mrd. DM voraus (Abb. 2.1). 7 50 Mrd. DM 40 30 20 10 0 1996 Abb. 2.1 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Entwicklung des Weltmarktes für Flachdisplays im Zeitraum 1996 – 2004. Quelle: Stanford Resources, 1998 Für den europäischen Markt wird dabei eine noch stärkere Zunahme von 2,5 Mrd. DM (1998) auf über 7 Mrd. DM im Jahre 2004 erwartet (Abb. 2.2). Diese Zahlen zeigen deutlich die außergewöhnlichen ökonomischen Chancen, die ein Einstieg in die Flachdisplay-Produktion bietet. 8 7 Mrd. DM 6 5 4 3 2 1 0 1996 Abb. 2.2 8 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Entwicklung des europäischen Marktes für Flachdisplays im Zeitraum 1996 – 2004. Quelle: Stanford Resources, 1998 In Japan wurden diese Entwicklungen frühzeitig erkannt und bereits Anfang der neunziger Jahre erhebliche Investitionen getätigt, um die Produktionskapazitäten auszuweiten. Mittlerweile existieren in Japan mehr als zehn bedeutende Hersteller von Flachdisplays, die ca. 81 % des Weltmarktes unter sich aufteilen. Daneben hat sich eine umfangreiche Infrastruktur mit mehr als 100 Zulieferfirmen gebildet. Die Displayhersteller repräsentieren in Japan mittlerweile eine eigene Branche mit mehr als 100.000 Beschäftigten. 1994 begannen auch koreanische Technologiekonzerne mit dem Aufbau von Produktionskapazitäten für Flachdisplays. Korea stellt heute schon ca. 12 % der weltweit verkauften Flachdisplays her. Seit 1998 wird auch in Taiwan massiv in Displayproduktionsstätten investiert. Marktstudien gehen davon aus, daß Korea und Taiwan im Jahr 2004 zusammen etwa 40 % des Weltmarkts beliefern werden. Hergestellt werden vorwiegend hochwertige AM-LCD für Notebooks oder PC-Monitore. Ein Überblick über die weltweit größten Displayhersteller ist in Tabelle 2.1 gegeben. Hersteller Sharp DTI/Toshiba NEC Hitachi Matsushita Seiko Epson Optrex Sanyo Casio Hosiden/Philips Fujitsu ADI/Mitsubishi Samsung LG Electric Hyundai Unipac Prime View Chunghwa Acer Chi Mei HannStar Tabelle 2.1 Umsatz im Bereich FPD im Jahr 1998 in Mio. US $ 1900 1800 1100 670 660 600 600 450 330 260 250 250 800 650 130 20 20 0 0 0 0 kumulierte Invest. im Bereich FPD bis 2000 in Mio. US $ 1570 1500 2070 800 1370 800 500 800 300 1490 1580 1150 2670 1530 1170 710 600 400 600 600 600 Firmensitz Japan Korea Taiwan Umsatz und Investitionen der größten Flachdisplay-Hersteller in Fernost. Quelle: Unternehmensberatung J. Weidinger, 1999 9 Die geschilderten Entwicklungen demonstrieren die gewaltigen ökonomischen Chancen, die sich durch den Einstieg in eine Flachbildschirm-Produktion eröffnen. Dies muß vor dem Hintergrund gesehen werden, daß es bereits jetzt erhebliche Kapazitätsengpässe gibt und noch erhebliche Produktionszuwächse notwendig sein werden, um die steigende Nachfrage zu decken. Allein der gegenwärtige Nachfrageschub nach flachen PC-Monitoren hat bereits zu einem beträchtlichen Lieferengpaß bei TFT-LCD geführt, der selbst bei Realisierung aller zur Zeit geplanten Produktionslinien noch mindestens zwei Jahre andauern wird. 2.2 Flachdisplay-Hersteller in Deutschland und Europa Trotz der erheblichen wirtschaftlichen Bedeutung der FlachdisplayTechnologie sind europäische Hersteller in diesem Sektor kaum zu finden. Während fernöstliche Firmen zu fast 96 % den Weltmarkt beherrschen, erstrecken sich die europäischen Aktivitäten im Flachdisplay-Bereich derzeit nahezu ausschließlich auf die Forschung und Entwicklung von Flachdisplay-Komponenten. Größter Hersteller von Flachdisplays in Deutschland ist die Optrex Europe GmbH (Babenhausen), bei der neben Mannesmann VDO die japanische Optrex Corporation 75 % der Anteile hält. Abb. 2.3 Multifunktionsdisplay für Audio- und Navigationssysteme. Mit freundlicher Genehmigung der Optrex Europe GmbH. Optrex fertigt kundenspezifische STN-LCD vorwiegend für Automotive-Anwendungen und hält in Europa etwa 70 % Marktanteil in diesem Segment (Abb. 2.3). Außerdem werden Displays für mobile Kommunikation und großformatige Anzeigen hergestellt. Der Gesamtumsatz von Optrex Europe betrug im Jahr 1998 230 Mio. DM. Die AEG MIS in Ulm als weiterer Hersteller von LCD produziert vor allem Displays für Anzeigesysteme in öffentlichen Verkehrsmitteln und für großflächige Informationstafeln in Flughäfen und Bahnhöfen. Der Umsatz des Unternehmens liegt bei ca. 15 Mio. DM. 10 Die Siemens AG, München, entwickelt besonders robuste AMLCD für den Einsatz in der Industrie und Medizintechnik. Die hierzu notwendigen LCD-Module werden zugekauft und in Deutschland veredelt. Daneben entwickelt Siemens OLEDDisplays für Beleuchtungszwecke und niederauflösende Anzeigen. Ferner gibt es in Deutschland zahlreiche weitere Firmen, die sich mit der Veredelung von Flüssigkristall-Displays beschäftigen. Die Data Modul AG, München, als größter deutscher Anbieter von Flachdisplays entwickelt z.B. TFT-LCD und PDP für spezielle Anwendungen. Größter europäischer Flachdisplay-Hersteller ist Philips in den Niederlanden. Bei Passiv-Matrix-LCD nimmt das Unternehmen den 5. Platz am Weltmarkt ein. Jedoch sind große Teile der STNLCD-Produktion in Fernost angesiedelt. Ferner entwickelt Philips zusammen mit Covion (Frankfurt/Main) und Uniax (USA) Displays auf Basis polymerer LED. Ein weiterer wichtiger Hersteller von Flachdisplays in Europa ist die Firma Tecdis Spa. (Italien) mit einem Umsatz von 110 Mio. DM (1998). Tecdis fertigt preiswerte LCD hauptsächlich für Telekommunikationsanwendungen und den Industrieeinsatz sowie alphanumerische LCD. In Frankreich erzielt Thomson mit der Produktion von TFT-LCD einen jährlichen Umsatz von ca. 15 Mio. DM. Diese Displays sind überwiegend für militärische Anwendungen vorgesehen. Ein weiterer europäischer Hersteller von TN-LCD ist die Firma Hörnell Elektrooptik AB (Schweden), die schnell schaltende Filtergläser als Sichtschutz für Schweißarbeiten fertigt. Ferner existiert eine Vielzahl kleinerer und mittlerer Unternehmen, die sich mit der Entwicklung von innovativen FlachdisplayKonzepten beschäftigen. Einige dieser Firmen sind als Spin-offUnternehmen von Universitäten oder Forschungsinstituten entstanden und befinden sich in einer frühen Entwicklungsphase. Auf dem Gebiet ferroelektrischer LCD sind beispielsweise in Großbritannien die Firmen General Electric (GEC), CRL und MicroPix Technologies Ltd. engagiert. Das finnische Unternehmen Planar ist Weltmarktführer bei ELD. Passiv und aktiv angesteuerte ELD stellt Planar in Europa und USA her. Wie auch die britische Firma Cambridge Display Technology Ltd. (CDT) arbeitet Planar ebenfalls an der Entwicklung von OLED-Displays. CDT hat bereits einen Prototypen eines aktiv angesteuerten OLED-Displays vorgestellt, der in Zusammenarbeit mit Seiko-Epson entwickelt wurde. Die französische Firma PixTech entwickelt FED und steht 11 damit am Beginn der Serienfertigung. In Deutschland wird die Entwicklung eines Laser-Projektionsfernsehers von der Firma LDT GmbH & Co. KG (Gera) vorangetrieben. Nachdem die ersten Prototypen ausgeliefert wurden, wird mit der Serienproduktion im Laufe des Jahres 2000 gerechnet. Die Firma Visureal Displaysysteme GmbH (Oelsnitz) stellt 3D-Monitore auf Basis eines CRT mit LCD-Shutter her. Nicht unerwähnt bleiben darf an dieser Stelle das bisherige Engagement deutscher Firmen, eine Flachbildschirmproduktion in Deutschland aufzubauen. So wurden bereits in der Vergangenheit von der Firma Bosch im Rahmen des sog. ADT-Projekts große Anstrengungen zum Aufbau einer hochmodernen LCD-Produktion unternommen. Gemeinsam mit den Firmen Siemens und Ericsson sollten TFT-LCD für 7“-Navigationsdisplays produziert werden. Wenn dieses technologisch sehr erfolgreiche Projekt auch letztlich nicht zu einer Umsetzung in eine Fertigung geführt hat, konnten hierdurch doch wichtige Erkenntnisse gesammelt werden. Betrachtet man jedoch die Situation aus heutiger Sicht, so hat sich die Lage seit der Planung des ADT-Projekts vor etwa zwei Jahren vor allem in den folgenden Punkten gravierend geändert: • Aufgrund der stürmischen Weiterentwicklung bei DesktopMonitoren in den vergangenen Jahren mußten die Absatzprognosen der Marktforscher deutlich nach oben korrigiert werden. So sagte Stanford Resources im Jahr 1997 noch einen Bedarf an Aktiv-Matrix-Displays für das Jahr 2003 in Höhe von 79 Millionen Stück voraus. Die neuste SR-Studie aus dem Jahr 1998 geht dagegen von 93 Millionen Stück für das Jahr 2003 aus, was einer Steigerung der ursprünglichen Annahme um ca. 17 % entspricht. • Diese enorme Steigerung ist neben Desktop-Monitoren auch auf eine erhöhte Nachfrage aus der Automobilindustrie zurückzuführen. So planten führende Automobilhersteller vor etwa zwei Jahren, Flachdisplays lediglich für Navigationssysteme und frei programmierbare Kombiinstrumente im Fahrzeug einzusetzen. In heutigen Fahrzeugentwicklungen werden dagegen zusätzliche Displays für die Informationsdarstellung im Fahrer- und Beifahrerbereich sowie für Unterhaltungszwecke und Büroanwendungen auf den Rücksitzen eingeplant, was mehr als eine Verdopplung des ursprünglichen Bedarfs darstellt. 12 • Schon heute hat die erhöhte Nachfrage nach großflächigen Displays für PC-Monitore dazu geführt, daß die derzeit auf der Welt zur Verfügung stehenden Produktionskapazitäten nicht mehr ausreichen, um den Bedarf an Flachdisplays abzudecken, d.h. es gibt einen nennenswerten Fehlbetrag zwischen Produktion und Nachfrage. Dies hat zur Folge, daß die Preise im Gegensatz zum Trend der vergangenen Jahre nicht kontinuierlich um ca. 5 –10 % p.a. fallen, sondern zur Zeit für einige Displayprodukte sogar ansteigen. Die aufgeführten Punkte demonstrieren, daß die Rahmenbedingungen für einen Einstieg in eine Flachbildschirmproduktion heute deutlich besser sind als noch vor zwei Jahren. Es bietet sich somit gegenwärtig eine außergewöhnlich gute Chance für einen erfolgreichen Produktionseinstieg. 2.3 Zulieferindustrie in Deutschland Im vorangegangenen Kapitel wurde bereits das breite Spektrum der Flachdisplay-Aktivitäten in Europa verdeutlicht. Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Aktivitäten ist jedoch gering, vergleicht man sie mit dem Produktionsvolumen fernöstlicher Flachdisplay-Hersteller. Demgegenüber steht die deutlich bessere Position europäischer und insbesondere deutscher Zulieferer für Flachdisplays. Zahlreiche deutsche Firmen nehmen nicht nur international eine führende Stellung bei der Entwicklung und Produktion von Displaykomponenten ein, sondern haben auch grundlegende Entwicklungen auf dem Gebiet der Flachbildschirmtechnologie in Deutschland durchgeführt. Diese Unternehmen sind als strukturelles Element ein entscheidender Standortfaktor für eine Flachdisplay-Produktion. Insbesondere sind dabei die Pionierarbeiten der Firma Merck KGaA in Darmstadt auf dem Gebiet der Flüssigkristalle zu nennen. Merck beliefert heute mehr als 50 % des FlüssigkristallWeltmarktes und ist damit Weltmarktführer bei der Produktion von Flüssigkristallen. Ein Großteil der Entwicklung und Fertigung ist dabei in Deutschland angesiedelt. Zusätzlich entwickelt und produziert Merck optische Filme und Polarisatoren für LCD. Neben 13 Merck existieren zwei weitere Firmen, die sich mit der Produktion und Weiterentwicklung von Flüssigkristallen beschäftigen. So produziert die Clariant GmbH, Frankfurt, u.a. ferroelektrische Flüssigkristalle. Kleine Firmen, wie z.B. die Nematel GmbH, Mainz, führen Entwicklungsarbeiten für spezielle Flüssigkristallsysteme durch. Covion Organic Semiconductors, ein Joint Venture der Firmen Aventis und Zeneca mit Sitz in Frankfurt/Main, stellt organische Halbleiter zur Herstellung von OLEDDisplays her (Abb. 2.4). Covion betreibt weltweit die einzige Anlage zur Herstellung von OLED-Materialien im industriellen Maßstab. Abb. 2.4 Emittermaterialien für organische Leuchtdioden. Mit freundlicher Genehmigung der Covion Organic Semiconductors GmbH. Auch im Bereich der Substrate existiert erhebliches Know-how in Deutschland. Die Firma Schott Glas in Mainz ist bei einigen Dünnglasarten Weltmarktführer und investiert große Summen in die Weiterentwicklung dieser Technologie (Abb. 2.5). So wird z.B. derzeit eine Pilotlinie zur Herstellung dünnster Gläser für Displayanwendungen aufgebaut. Des weiteren gibt es eine ganze Reihe von Glasherstellern und Chemiefirmen mit Weltgeltung, die Glasbzw. Foliensubstrate für eine Flachdisplay-Fertigung liefern können. Die Firma Wacker-Chemie GmbH, München, ist international bedeutender Hersteller von hochwertigen SiliziumWafern, wie sie z.B. für Mikrodisplays benötigt werden. Mit den Firmen Siemens AG (Dresden, Regensburg), TEMIC (Heilbronn / Itzehoe) und die Philips-Tochter SMST (Böblingen) betreiben drei große Unternehmen Produktionslinien, auf denen elektronische Schaltungen auf 8“-Si-Substraten (z.B. zur Ansteuerung von Mikrodisplays) hergestellt werden können. 14 Abb. 2.5 42" Micro-Sheet für PALC-Displays (Glasdicke: 0,05 mm). Mit freundlicher Genehmigung der Schott Displayglas GmbH. Im Bereich der großflächigen Hinterleuchtung von LCD tritt die Firma Osram GmbH als innovativer Hersteller auf. Mit der Hikaritec GmbH, Dietzenbach, ist ein weiteres Unternehmen im Bereich LCD-Hinterleuchtung tätig, hinter dem der größte japanische Hersteller von Displayhinterleuchtungen steht. Ansteuerelektronik für LCD wird von einer Vielzahl deutscher Unternehmen entwickelt. Neben Kleinbetrieben und Mittelständlern (z.B. Wammes & Partner GmbH, Bechtheim; displain GmbH, Neufahrn; system elektronik GmbH, Braunschweig; Data Modul AG, München) sind darunter auch so große Firmen wie die Siemens AG. Bei Produktionsanlagen zur Halbleiterherstellung existiert ein breites Spektrum innovativer Hersteller in Deutschland. So hat die Balzers Process Systems GmbH (Alzenau) als großer Hersteller von allen Arten von Vakuum-Equipment eine starke Stellung auf dem Weltmarkt. Balzers beliefert Hersteller aller Flachbildschirmtechnologien mit Beschichtungsanlagen, insbesondere Sputteranlagen für ITO, Metall- und dielektrische Schichten, aber auch für Farbfilter und Black-Matrix-Beschichtungen (Abb. 2.6). Ferner bietet Balzers Komplettlösungen für eine Fertigungslinie für TFTPlatten mit Sputter-, CVD- und Trockenätz-Anlagen an. 15 Neben Balzers gibt es noch weitere Hersteller von Vakuum-Beschichtungsanlagen und plasmatechnischen Anlagen in Deutschland (z.B. Aixtron GmbH, Aachen; Technics Plasma GmbH, Kirchheim; SenVac GmbH, Alsfeld). Abb. 2.6 PECVD-Systeme für die Massenproduktion von AM-LCD. Mit freundlicher Genehmigung der Balzers Process Systems GmbH. Auch für alle weiteren Arbeitsschritte der Halbleiterprozessierung gibt es umfangreiches Prozeß- und Anlagen-Know-how in Deutschland. So sind die großen deutschen Chemiefirmen bei der Weiterentwicklung von Chemikalien für die Prozessierung weltweit führend. Reinigungsanlagen für große Substrate, Anlagen für die Naßprozeßtechnik, Lithographieanlagen und Stepper werden von einer Reihe deutscher Firmen angeboten, die z.T. weltweite Absatzmärkte beliefern. Darunter sind Firmen wie Süss Micro Tec AG (München), Jenoptik AG (Jena), Carl Zeiss Semiconductor Technology (Oberkochen), Heidelberg Instruments Mikrotechnik GmbH (Heidelberg), ACR Automation in Cleanroom GmbH und Gebr. Schmid GmbH & Co. (Freudenstadt), um nur einige zu nennen. Dazu kommen Hersteller von Spezialanlagen wie z.B. Lambda Physik GmbH (Göttingen), die weltgrößter Produzent von Lasersystemen zur Rekristallisierung von amorphem Silizium sind. Ferner gibt es diverse Hersteller für Handlingsysteme, Test- und Meßsysteme, Glasschneideanlagen, Bonder, flexible Leiter usw. Bei der Reinraum-Technik existiert mit M+W Zander (Stuttgart) ein weltweit operierendes Unternehmen in Deutschland, das auch mit der Einrichtung von Flachdisplay-Produktionsstätten große Erfahrung besitzt. Das enorme, in den vorangegangenen Abschnitten geschilderte, Potential der deutschen Zulieferindustrie kann beim Aufbau einer Flachdisplay-Fertigung genutzt werden. Wenn auch ein Teil der 16 Gerätehersteller sich mittlerweile aus Deutschland zurückgezogen hat, so ist dennoch erhebliches Know-how vorhanden bzw. schnell reaktivierbar. Eine umfangreiche Flachdisplay-Produktion in Deutschland würde vielen dieser Zulieferfirmen entscheidende wirtschaftliche Impulse geben. Zum Beispiel werden gerade bei der Herstellung von Flachdisplays eine große Zahl von spezialisierten Transport- und Sensorsystemen benötigt, deren Entwicklung insbesondere für den mittelständischen deutschen Maschinenbau beträchtliche Chancen eröffnet. Andererseits finden alle in diesem Kapitel genannten Firmen kaum Abnehmer für ihre Flachdisplay-Produkte in Europa und sind deshalb in erheblichem Maße von Exporten abhängig. Langfristig hat die deutsche Zulieferindustrie deshalb keine Chance auf dem Weltmarkt zu bestehen, solange es keine bedeutenden Flachdisplay-Hersteller in Europa gibt. 2.4 Forschungsinstitute Schließlich soll auf das hohe Niveau von Forschung und Entwicklung im Flachdisplay-Sektor eingegangen werden. Hier existiert insbesondere in Deutschland ein erhebliches Know-how bezüglich verschiedener Technologien. So haben deutsche Forschungsinstitute, wie das Labor für Bildschirmtechnik (LfB) des Instituts für Netzwerk- und Systemtheorie an der Universität Stuttgart, das Institut für Hochfrequenztechnik (IHF) an der Technischen Universität Braunschweig, das Max-PlanckInstitut für Polymerforschung in Mainz, das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) in Berlin oder das Heinrich-Hertz-Institut (HHI) in Berlin weltweite Anerkennung für ihre Forschungsergebnisse gefunden. Abb. 2.7 Bistabiles ferroelektrisches LCD auf Kunststoffolie, z.B. für programmierbare Preisetiketten. Mit freundlicher Genehmigung des LfB, Universität Stuttgart. 17 Das LfB führt Grundlagenforschung im Bereich Flüssigkristallbildschirme durch und entwickelt innovative Displaykonzepte wie z.B. bistabile LCD oder LCD auf Foliensubstraten (Abb. 2.7). Ein wesentlicher Punkt der Forschungstätigkeit ist die Erarbeitung kostensparender Herstellungsverfahren für AM-LCD. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung von Dünnschichttransistoren auf Basis von Polysilizium. Die am LfB entwickelten Verfahren zur aktiven Ansteuerung und zur Prozessierung von LCD sind wegweisend. Das IHF führt grundlegende Untersuchungen vorwiegend an OLED-Displays basierend auf kleinen Molekülen durch. In Zusammenarbeit mit den Materialherstellern werden die Emitterund Transportschichten dieser Bauelemente weiterentwickelt sowie deren Prozessierung optimiert. Das MPI für Polymerforschung untersucht Polymermaterialien für optische und elektronische Signalverarbeitung. Insbesondere besitzt es einzigartiges Know-how bei der Synthese spezialisierter Emittermaterialien auf Basis von Polymeren. Weitere Arbeitsgebiete des MPI sind OLED, die polarisiertes Licht aussenden, sowie Laserdioden aus Polymermaterial. Das HHI ist auf dem Gebiet elektrolumineszenter Displays weltweit führend. Das IZM führt Entwicklungen auf dem Gebiet der Aufbau- und Verbindungstechnik durch. Es werden grundlegende Untersuchungen zur thermisch-mechanischen Stabilität von Bauelementen durchgeführt. Daneben gibt es Flachdisplay-Aktivitäten an einer Reihe weiterer Fraunhofer-Institute. Ferner entwickelt das Institut für Mikrotechnik Mainz zusammen mit Schott Glas u.a. neue Herstellungs- und Meßverfahren für Dünngläser für PALCD. Neben den genannten Instituten existieren noch vielfältige Forschungsaktivitäten an deutschen Universitäten und Fachhochschulen. Die Arbeitsgruppe von Prof. Schwoerer (Universität Bayreuth) befaßt sich z.B. seit Jahren mit der Entwicklung von großflächigen OLED und konnte als erste eine Leuchtdiode auf flexiblem Kunststoffsubstrat mit 50 cm² Fläche demonstrieren. Ferner beschäftigt man sich dort mit OLED, die polarisiertes Licht aussenden. An der TU Dresden (Arbeitsgruppe Dr. Schwerdtner) werden autostereoskopische 3D-Monitore auf Basis von TFT-LCD entwickelt, welche ohne Spezialbrille betrachtet werden können. Die Arbeitsgruppe von Prof. Blankenbach (FH Pforzheim) führt u.a. Projekte zur Ansteuerung und zur Charakterisierung von Flachdisplays durch. 18 2.5 Chancen für Deutschland Das in den Kapiteln 2.2 – 2.4 aufgezeigte Potential im Bereich Flachdisplays zeigt das hohe, in Deutschland vorhandene, technologische und wissenschaftliche Niveau auf diesem Sektor und unterstreicht die große Bedeutung dieser Technologie. Um jedoch den Anschluß an eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts nicht zu verpassen, ist ein massiver Ausbau der Produktion innovativer, videofähiger Flachdisplays für Deutschland von strategischer Bedeutung. Als Hochtechnologiestandort ist Deutschland gezwungen, eine aktivere Rolle in dieser Zukunftsbranche zu übernehmen. Die schnell wachsende Bedeutung von Südkorea und Taiwan als Flachdisplay-Produzenten zeigt, daß ein erfolgreicher Einstieg trotz der japanischen Dominanz möglich ist. Unter Ausnutzung der Vorherrschaft fernöstlicher Notebook-Hersteller haben diese Länder die große Nachfrage auf diesem Sektor zum Aufbau großer Produktionskapazitäten für Flachdisplays genutzt. Der Einstieg eines europäischen Unternehmens in eine Produktion hochwertiger Flachdisplays für Notebooks erscheint daher weniger geeignet, obwohl Mitteleuropa aufgrund seines hohen Informations- und Kommunikationsstandards einen enormen Bedarf an diesen Produkten hat. Dieser Nachfragesektor wird wohl auch in Zukunft im wesentlichen aus Fernost bedient werden. Wesentlich interessanter für den Standort Deutschland mit seinen hochqualifizierten Arbeitskräften ist dagegen der Einstieg in die Herstellung innovativer Flachdisplay-Produkte für die Automobil-, Maschinenbau-, Elektro- und für die Telekommunikationsindustrie. Diese Industriezweige sind Stützen der deutschen Volkswirtschaft und haben einen großen Bedarf an hochwertigen Flachbildschirmprodukten. Um z.B. die ständig wachsende Informationsflut im Automobilbereich zu bewältigen, müssen intelligente Anzeigesysteme entwickelt werden, die dem Fahrer die notwendigen Daten in übersichtlicher Weise darstellen können. Dabei geht der Trend dahin, herkömmliche Anzeigeelemente durch ein frei programmierbares, speziell geformtes Kombiinstrument zu ersetzen. Derzeit gibt es noch keinen Hersteller von frei programmierbaren Kombiinstrumenten, was einen Produktionseinstieg in diesem Sektor sicherlich erleichtert. 19 Eine erhebliche Nachfragesteigerung wird sich zudem durch eine weitere Reduzierung der Herstellungskosten von Navigations- und sonstigen Informationssystemen im Kfz ergeben. Der Einbau dieser Systeme wird sich in Zukunft nicht auf Wagen der Oberklasse beschränken, sondern den gesamten Automobilbereich erfassen, wodurch ein entsprechend größerer Bedarf an Displays entsteht. Auch wird seitens der Autoindustrie über den vermehrten Einsatz von Bildschirmen im Fondbereich für Büroanwendungen oder Unterhaltungszwecke nachgedacht, so daß aus diesem Bereich eine zusätzliche Nachfragesteigerung zu erwarten ist. Allein in Europa geht man bis zum Jahr 2004 von einem Bedarf an hochwertigen Flachdisplays in Kfz von 5 Mio. Stück aus. Bei Industriedisplays wird sich das Volumen des europäischen Marktes bis 2004 voraussichtlich auf ca. 260.000 Stück verdoppeln, was einem Umsatz von mehr als 1 Mrd. DM entspricht. In der Regel handelt es sich hierbei um Spezialdisplays. Diese müssen – ähnlich wie Displays im Automobilbereich – hohen Anforderungen genügen. Aufgrund der speziellen Anforderungen der Displays im Automobil- und Industriebereich und der damit verbundenen begrenzten Stückzahl eines bestimmten Displaytyps ist das Interesse fernöstlicher Hersteller an diesem Markt relativ gering, wodurch ein Markteinstieg in diesem Sektor erleichtert wird. Eine besondere Stellung nimmt auch die MobilkommunikationsIndustrie in Europa ein (s. Abb. 2.8). Sämtliche bedeutenden Handy-Hersteller haben große Produktionsstätten in Europa. So investieren allein die Weltmarktführer Nokia, Motorola und Siemens gegenwärtig fast 1 Mrd. DM in neue Fertigungsanlagen in Deutschland. Bis Ende des Jahres sollen hier weit über 50 Mio. Handys produziert werden. Bis zum Jahr 2002 wird mit einem weltweiten Bedarf von jährlich 400 Mio. Stück gerechnet. Da Handys in Zukunft vermehrt mit hochauflösenden, farbfähigen Displays ausgestattet werden, fehlt hier ein einheimischer Flachdisplay-Hersteller, der diesen immensen Bedarf decken könnte. Ein weiteres Marktsegment, das gegenwärtig von europäischen Herstellern dominiert wird, sind Chipkarten. So ist der weltweit größte Kartenhersteller, das Unternehmen Gemplus, in Frankreich angesiedelt, und mit Giesecke & Devrient GmbH (München) 20 befindet sich auch in Deutschland ein bedeutender Kartenhersteller. Darüber hinaus ist der führende Hersteller von Chips für diese Anwendung, die Siemens AG, in Regensburg ansässig. Der europäische Markt für Chipkarten macht heute mehr als 60 % des Weltmarktes aus. Diese Situation stellt einen hervorragenden Ansatzpunkt für die erfolgreiche Einführung von Flachdisplays aus europäischer Produktion dar. Wenn nur ein geringer Teil der für 2004 prognostizierten 4-6 Mrd. Chipkarten mit Displays ausgestattet wird, ergibt sich ein erhebliches Absatzpotential für eine Flachdisplay-Produktion. Abb. 2.8 Weltmarktanteile europäischer Hersteller bei Automobilen, Mobiltelefonen, Smart-Cards und im Maschinen- und Anlagenbau. 21 Eine deutsche Flachbildschirmproduktion eröffnet die Möglichkeit, die Abhängigkeit der Endprodukthersteller aus den hier aufgezeigten Branchen von Importen aus Fernost deutlich zu reduzieren. Durch die kürzeren Transportwege ergeben sich zudem erhebliche Vorteile in der Logistik, die entsprechend auf die Herstellungskosten der Endprodukte durchschlagen. Außerdem bietet die Kooperation dieser Hersteller mit einheimischen Flachdisplay-Produzenten die Chance, die Entwicklungszeit für „maßgeschneiderte“ Displays deutlich zu verkürzen und dadurch einen Technologievorsprung vor Konkurrenten zu erlangen. Auf der anderen Seite verringert sich auch die Abhängigkeit deutscher Flachdisplay-Zulieferer von japanischen Produzenten. Nicht zuletzt ergibt sich somit die Möglichkeit, an einer Basistechnologie zu partizipieren und den Anschluß an Sekundärentwicklungen nicht zu verpassen. Ein wesentlicher Standortvorteil für eine Fertigung von Hochtechnologie-Produkten ist der allgemein hohe Ausbildungsstand in Deutschland. Gerade das hervorragende Niveau deutscher Ingenieure in den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Elektro- und Feinwerktechnik oder auch der Chemie und Physik bietet ideale Voraussetzungen für eine Produktion von Flachbildschirmen. Die erfolgreiche Ansiedlung vieler Mikroelektronik-Unternehmen in Deutschland unterstreicht dies und stellt ein fruchtbares Umfeld für eine Flachdisplay-Produktion dar. Da die Produktion von Flachdisplays einen hohen Automatisierungsgrad erfordert, kann eine Fertigungslinie besonders vom innovativen Potential der deutschen Automatisierungstechnik profitieren. Weil die Personalkosten eine untergeordnete Rolle spielen, kann – trotz der hohen Lohnkosten – in Deutschland eine konkurrenzfähige Flachdisplay-Industrie aufgebaut werden. 22 3 Rahmenbedingungen für den Aufbau einer FlachdisplayIndustrie Die Informations- und Kommunikationstechnik ist eine Technologie, die durch außerordentlich kurze Produktzyklen sowie durch einen ständigen Strukturwandel charakterisiert ist. Besonders dynamisch ist derzeit die Situation auf dem Displaysektor. Einerseits befindet sich dieser Bereich im technologischen Umbruch weg von der traditionellen Kathodenstrahlröhre hin zu einer Vielzahl von neuen FlachdisplayTechnologien mit z.T. sehr unterschiedlichen Leistungsmerkmalen. Andererseits existiert gegenwärtig ein schnell steigender Bedarf an Displays für die benutzerfreundliche Darstellung komplexer Informationsinhalte. Zusätzlich werden ständig neue Märkte mit innovativen Anwendungen erschlossen, die ohne die FlachdisplayTechnik gar nicht realisierbar wären. Ob bei der Herstellung moderner Werkzeugmaschinen, Automobile und Mobiltelefone oder auch bei der Entwicklung neuer Technologien wie digitaler Kameras, Videobrillen etc.: Die Flachdisplay-Technologie wird in allen Fällen eine bedeutende Rolle spielen und eine Hebelwirkung für die Wirtschaft insgesamt ausüben wie seinerzeit die Mikroelektronik (Abb. 3.1). Daher ist es besonders wichtig, in dieser Basistechnologie den Anschluß an den internationalen Produktionsstandard zu schaffen. Es gab in der Vergangenheit genügend Beispiele für Technologien, in denen ein zu später Einstieg zu gravierenden und lang anhaltenden Wettbewerbsnachteilen deutscher Hersteller geführt hat. Neben den weithin bekannten Beispielen aus der Bürotechnik, wie Faxgeräte, Drucker, Computer etc., waren auch volkswirtschaftlich so bedeutende Branchen betroffen wie der deutsche Werkzeugmaschinenbau, der bei der Entwicklung der CNCTechnik entscheidend ins Hintertreffen geraten war. Die Erfahrung hat gezeigt, daß der Anschluß in diesen Fällen – wenn überhaupt – erst durch enorme finanzielle Anstrengungen wieder gefunden werden konnte. Wie in den vorangegangenen Kapiteln bereits behandelt, ist das Zeitfenster für einen umfassenden Einstieg in eine FlachdisplayProduktion derzeit extrem günstig. Von entscheidender Bedeutung für den nachhaltigen Erfolg eines solchen Schrittes ist nicht nur das engagierte Eintreten von Industrieunternehmen, sondern vor allem auch die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen seitens 23 der Politik. Das Problem eines fehlenden Engagements für den Ausbau einer Flachdisplay-Produktion in Deutschland kann nicht darauf abgeschoben werden, daß sich kein Unternehmen findet, das bereit ist, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Firmen dürfen nicht national denken, sondern sie müssen immer dort investieren, wo die Rahmenbedingungen den größten Ertrag versprechen. Deshalb ist es erforderlich das Umfeld so zu gestalten, daß es für interessierte Firmen hochattraktiv ist, in Deutschland Investitionen in größerem Umfang zu tätigen. Die Politik muß diese Aktivitäten auf verschiedene Weise unterstützen. Auf der einen Seite kommt es darauf an, das unternehmerische Risiko für einen Einstieg in die FlachdisplayProduktion abzufedern. Gerade in der Anfangsphase einer Fertigung von Hochtechnologie-Produkten sind hohe Investitionen für spezialisierte Produktionsanlagen zu tätigen, deren Kosten sich auch im Erfolgsfall erst mittelfristig amortisieren. Um das finanzielle Risiko des Unternehmers zu reduzieren, sind Investitionsanreize durch die öffentliche Hand in dieser Phase besonders notwendig. Auf der anderen Seite kann ein unternehmerisches Engagement selbst bei günstigen Förderrahmenbedingungen nur zum Erfolg führen, wenn genügend qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Gerade der Aufbau einer neuen Technologie erfordert Fachkräfte mit einer praxisgerechten Ausbildung. Dazu müssen die entsprechenden Ausbildungsgänge für Techniker ebenso wie für Ingenieure und Naturwissenschaftler weiter ausgebaut werden. Insbesondere können jungen Menschen auf diese Weise die ausgezeichneten Chancen aufgezeigt werden, welche ein persönliches Engagement in einer Zukunftstechnologie bietet. Wenn es gelingt, mit dieser Unterstützung einen Grundstein für eine eigene deutsche Flachdisplay-Branche zu legen, wäre dies ein einzigartiger Erfolg in der jüngeren Geschichte Deutschlands. Die großen Industriekonzerne, wie Maschinenbau-, Chemie-, Automobil- oder Elektrotechnikunternehmen haben sämtlich ihre Wurzeln weit vor dem Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg haben in Deutschland nur noch Dienstleistungs- und Handelskonzerne vergleichbare Größe erreicht, obwohl der Standort Deutschland aufgrund des allgemein hohen Ausbildungsniveaus prädestiniert ist für eine Hochtechnologieproduktion. 24 Export 15,6 % 13,3 % Maschinen Elektro 17,7 % Automobil Umsatz 10,5 % 10,0 % Maschinen Elektro Abb. 3.1 12,5 % Automobil Anteil der drei Branchen Automobil, Elektro und Maschinenbau am gesamten Umsatz bzw. Export des produzierenden Gewerbes in Deutschland. Der Grund für diese Entwicklung ist unter anderem darin zu sehen, daß die Rahmenbedingungen, welche die Politik in den letzten Jahrzehnten geschaffen hat, vorwiegend Investitionen mit geringerem Risiko begünstigt haben. Das Beispiel großer Technologieunternehmen in den USA zeigt jedoch deutlich, wie auch heute noch hunderttausende hochqualifizierter Arbeitsplätze in der produzierenden Industrie geschaffen werden können. Wenn auch in den letzten Jahren die meisten Arbeitsplätze in Dienstleistungsunternehmen geschaffen wurden, so sind doch viele dieser Stellen direkt von einer Produktionstätigkeit abhängig bzw. erst infolgedessen entstanden. Im Vergleich zu der Dienstleistungsbranche zieht jeder Arbeitsplatz in der Hochtechnologie eine größere Anzahl von Beschäftigten im Umfeld nach sich – und zwar sowohl bei den Zulieferern wie auch in Dienstleistung und Handel. Konkret wird in der Halbleiterbranche, zusätzlich zur Zahl 25 direkt Beschäftigter, mit etwa der dreifachen Anzahl an sekundären Arbeitsplätzen im unmittelbaren Umfeld (Zulieferindustrie, Softwarefirmen, Dienstleister) sowie einem Vielfachen an Arbeitsplätzen bei den Kunden, den Endgeräteherstellern, gerechnet. Echte Zukunftsperspektiven mit der nachhaltigen Sicherung einer Vielzahl von Arbeitsplätzen sind demnach vor allem in der Herstellung technologisch anspruchsvoller Produkte zu finden. Die enorme wirtschaftliche Bedeutung der Flachdisplay-Technologie läßt sich anhand einer einfachen Überschlagsrechnung aufzeigen. Allein die drei großen deutschen Exportbranchen Automobil, Maschinenbau und Elektrotechnik hatten im vergangenen Jahr einen Umsatz von zusammen ca. 850 Mrd. DM (s. Abb. 3.1). Wenn durch Einsatz von Flachdisplays in innovativen Produkten diese Summe nur um Bruchteile eines Prozents erhöht wird, so ergeben sich zusätzliche Umsätze in der Größenordnung von 5 Mrd. DM. Geht man davon aus, daß im produzierenden Gewerbe eine Umsatzsteigerung von 300.000,- DM bis 500.000,- DM mit der Schaffung eines zusätzlichen Arbeitsplatzes verbunden ist, so werden durch Einsatz der FlachdisplayTechnologie mehr als 10.000 neue Arbeitsplätze allein in diesen drei Branchen geschaffen, die daraus folgenden Stellen im Handel und bei den Dienstleistungen noch nicht einmal eingerechnet. Diese Hebelwirkung kann jedoch nur dann in vollem Umfang greifen, wenn in Deutschland eine eigene Flachdisplay-Fertigung existiert mit allen Möglichkeiten der engen Zusammenarbeit von Displayproduzenten und Kunden. Zudem haben die deutschen Flachdisplay-Zulieferer langfristig nur dann Chancen am Weltmarkt zu bestehen, wenn eine leistungsfähige und bedeutende Produktionsindustrie ihnen als Abnehmer und Entwicklungspartner in räumlicher Nähe zur Verfügung steht. Es gilt nun, diese große Chance durch Schaffung geeigneter, insbesondere wirtschaftlicher Rahmenbedingungen zu nutzen. 26 4 Flachdisplay-Technologien In diesem Kapitel erfolgt eine Darstellung der wichtigsten Flachdisplay-Technologien. Die prinzipielle Funktionsweise wird erklärt, Vor- und Nachteile der einzelnen Technologien beschrieben sowie der derzeitige und zukünftige Anteil der einzelnen Displayarten am Gesamtmarkt aufgeführt. 4.1 Flüssigkristalldisplays Beinahe so zahlreich wie die Anwendungen von Flachdisplays sind auch die technologischen Ansätze zu ihrer Realisierung. Obwohl verschiedene erfolgversprechende Konzepte zur Herstellung von Flachdisplays existieren, dominieren Flüssigkristalldisplays (LCD, Liquid Crystal Displays) derzeit den Markt der Flachdisplays. Ihr Marktanteil beträgt gegenwärtig annähernd 90 % und wird sich in den nächsten fünf Jahren nur geringfügig reduzieren. Funktion und Aufbau: Lichteintritt Polarisator aus Glasplatte mit Elektroden und Orientierungsschicht Polarisator Abb. 4.1 ein Die Funktionsweise von Flüssigkristalldisplays basiert auf der kontrollierbaren Drehung der Polarisationsebene von eingestrahltem Weißlicht mit Hilfe von dünnen Flüssigkristallschichten. Unterschiedliche Flüssigkristallphasen, Variationen der elektrischen Ansteuerung, verschiedene Zellgeometrien sowie die Verwendung zusätzlicher optischer Elemente ermöglichen die Realisierung einer Vielzahl technologischer Konzepte. Den Aufbau einer einfachen TN-Zelle (Twisted Nematic) zeigt Abb. 4.1. Funktionsschema eines Flüssigkristalldisplays (TN-LCD). 27 Die Flüssigkristallschicht ist eingebettet zwischen zwei Glasplatten, auf deren Innenseite durchsichtige, strukturierte Elektroden aufgebracht sind. Eine Orientierungsschicht auf den Elektroden bewirkt, daß die Längsachsen der anliegenden Flüssigkristallmoleküle eine kontrollierte Ausrichtung erhalten. Polarisatoren auf der Außenseite des Glases richten die Schwingungsebene des eingestrahlten Lichts so aus, daß sie mit der Orientierung der Flüssigkristalle an der angrenzenden Elektrode übereinstimmt. Werden nun die beiden Glasplatten um 90° verdreht angeordnet, so gibt der Flüssigkristall diesem äußeren Zwang nach, indem die Längsachsen der Moleküle einer Helixstruktur folgen. Wird nun Licht durch den einen Polarisator eingestrahlt, so erfährt es durch die Ausrichtung des Flüssigkristalls eine Drehung um 90° und kann so den zweiten Polarisator ungehindert passieren (“normally white mode“). Wird jedoch eine Spannung zwischen den Elektroden angelegt, so folgen die Moleküle den elektrischen Feldlinien, d.h. sie stellen sich senkrecht zur Glasplatte auf und verlieren somit ihre Fähigkeit, die Polarisationsebene des Lichtes zu drehen. Der zweite Polarisator blockiert dann den Durchgang des Lichts, die Zelle erscheint dunkel. Statt mit gekreuzten Polarisatoren, wie hier beschrieben, funktioniert das Konzept auch mit einer parallelen Anordnung, wobei die Zelle im Ruhezustand dunkel ist (“normally black“) und bei Anlegen der Spannung dann hell wird. Wegen des besseren Kontrasts wird in der Regel der “normally white“ Modus vorgezogen. Generell wird nur ein Bruchteil des eingestrahlten Lichts genutzt, was den Einsatz heller Lampen als Hinterleuchtung von LCD erfordert. Die gegenwärtig eingesetzten Kaltkathodenlampen (CCFL, Cold Cathode Fluorescent Lamp) sind zwar gut dafür geeignet, sind jedoch vergleichsweise dick und haben eine Leistungsaufnahme, die erheblich über der des eigentlichen Displays liegt. Mit Hilfe ausgeklügelter Reflexions- bzw. Diffusionsanordnungen wird eine homogene Einkopplung des Lichts in die Flüssigkristallschicht erreicht. Als platzsparende Alternative stehen Elektrolumineszenz-Schichten zur Verfügung, die allerdings in Bezug auf Leuchtdichte und Farbe derzeit nicht mit CCFL konkurrieren können. Ein großer Vorteil von TN-LCD ist ihre einfache Herstellbarkeit, was einen niedrigen Preis und damit die Verwendung in zahlreichen Anwendungen ermöglicht. Auf der anderen Seite sind 28 passiv angesteuerte TN-Displays für graphische Darstellungen ungeeignet, da der Kontrast von Matrixanzeigen mit zunehmender Linienzahl, d.h. steigenden Multiplexraten, deutlich abnimmt. Grund für dieses Verhalten ist die Tatsache, daß die Schaltspannung nur für kurze Zeit an jedem Pixel anliegt, danach aber aufgrund des Fehlens eines Speicherelements schnell wieder absinkt. Durch ihre steilere Ansprechcharakteristik erlauben STN-Displays (Super Twisted Nematic), bei denen der Verdrillungswinkel der Moleküle bis zu 270° beträgt, die Ansteuerung einer größeren Anzahl von Zeilen im direkten Multiplexbetrieb. Allerdings resultiert aus der im Vergleich zu TN steileren Kennlinie eine schwierigere Darstellung von Graustufen. Ein aktueller Ansatz, um den Kontrast hochauflösender STN-Displays zu verbessern, ist das sog. Multiple-Line Addressing (MLA), bei dem statt eines einzigen großen Spannungspulses pro Zyklus jedes Pixel mehrfach wiederaufgefrischt wird. Die Doppelbrechung des Flüssigkristalls führt bei STN zu einem Gangunterschied zwischen Licht unterschiedlicher Wellenlängen. Deswegen erhält die Zelle zwangsläufig eine unerwünschte Färbung, weshalb für eine schwarz-weiße Darstellung zusätzliche Kompensationselemente benötigt werden. Diese werden in Form einer weiteren LCD-Schicht mit umgekehrter Verdrillungsrichtung (DSTN, Double STN) oder auch als Folien (FSTN, Film STN) auf der Basiszelle montiert. Farben können durch Farbfilter, die über nebeneinander liegenden Pixeln angeordnet sind, erzeugt werden. Sogenannte CSTNDisplays (Color STN) haben große Verbreitung in LaptopComputern der mittleren Preisklasse gefunden. Aktiv-Matrix-LCD LCD-Typen mit passiver Ansteuerung haben eine relativ lange Ansprechzeit (i.a. mehr als 100 ms). Dies macht sich bei schnellen Bildänderungen, wie z.B. bei der Darstellung des Mauszeigers bei Computern, nachteilig als „Verschmierung“ bemerkbar. Eine aktive Ansteuerung der einzelnen Bildpunkte bei Aktiv-Matrix-LCD (AMLCD) mit TN-Flüssigkristallen beschleunigt die Informationsdarstellung und ermöglicht gleichzeitig einen wesentlich höheren Kontrast. 29 Für die aktive Ansteuerung der Pixel gibt es verschiedene technologische Lösungen. Die am häufigsten eingesetzte Variante arbeitet mit Dünnschichttransistoren (TFT-LCD, Thin-Film Transistor LCD). Dabei übernehmen Transistoren aus Silizium, die direkt in jeden Bildpunkt integriert sind, die Verstärkung der Steuersignale, während die Spannung zwischen den Ansteuerperioden durch Kondensatoren stabilisiert wird. Gegenwärtig wird noch amorphes Silizium verwendet, in Zukunft soll jedoch vermehrt die Technologie von Polysilizium-Transistoren genutzt werden. Diese bietet u.a. den Vorteil einer möglichen Integration der Treiberelektronik zusammen mit den Ansteuerelementen auf der Substratplatte, was die Zuverlässigkeit des Moduls wesentlich erhöht. Auf der anderen Seite wird weiterhin amorphes Silizium benutzt werden, wenn sehr große, hochauflösende Displays mit höchster optischer Qualität gefordert sind. Die zuverlässige Herstellung von zum Teil mehreren Millionen Dünnschichttransistoren bedingt allerdings einen Preis, der schon bei Verwendung von amorphem Silizium ungefähr doppelt so hoch ist im Vergleich zu Passiv-Matrix-LCD. So erfordert die herkömmliche Herstellungsweise von Polysilizium durch Tempern von amorphem Silizium sehr teure, temperaturbeständige Quarzgläser als Grundsubstrat für die Displays, um Temperaturen bis 1000°C standzuhalten. Dieser Vorgang ist zeitaufwendig und sehr empfindlich bzgl. Verunreinigungen, die Produktivität entsprechend gering. Ein Einsatz der Excimerlaser-Technologie zusammen mit einem effizienten UV-Optikkonzept ermöglicht jedoch den generellen Wandel zur kostengünstigen Massenfertigung von TFT-LCD. Mit der Verwendung von Dünnschichtdioden, z.B. mit MetallIsolator-Metall (MIM)-Strukturen, versucht man, eine aktive Ansteuerung mit weniger kostspieligen Mitteln zu erhalten. Dieser Kompromiß zwischen Preis und Leistung konnte sich aber bislang nicht am Markt durchsetzen. Das von der niederländischen Firma Philips entwickelte Doppeldioden-Konzept wurde mittlerweile aufgegeben. Eine weitere Technik zur aktiven Ansteuerung von LCDBildschirmen ist die Plasma-Adressierung (PALCD, Plasma Addressed LCD). Hier wird die Schaltcharakteristik eines Plasmas ausgenutzt, das in Kanälen unter den jeweiligen LC-Zellen gezündet wird. Die Pixeldichte von PALCD ist allerdings durch die Breite der Plasmakanäle beschränkt, d.h. gegenwärtig im Bereich 30 > ca. 0,5 mm. PALCD haben eine stürmische Entwicklung hinter sich, ein vollfarbiger 42"-Bildschirm mit einer Auflösung von 1920 × 960 Pixeln wurde bereits vorgestellt. Da PALCD mit einer kurzen Ansprechzeit aufwarten, hat diese Technologie hervorragende Perspektiven im Bereich der Farbfernseher. Bei der Herstellung der Ansteuerelemente werden im wesentlichen Dickschicht-Prozeßschritte eingesetzt, die – verglichen mit der Herstellung von Dünnschichttransistoren – wenig anfällig für Punktfehler sind. So kann eine hohe Ausbeute erreicht werden, was eine relativ kostengünstige Fertigung verspricht. Alternative Zellentypen Neben den bereits dargestellten LCD-Typen gibt es noch diverse weitere Entwicklungen, die bestimmte Schwächen herkömmlicher LCD kompensieren. Durch spezielle Zellgeometrien oder die veränderte Anordnung der Flüssigkristallmoleküle kann z.B. der Blickwinkel, unter dem ein dargestelltes Bild noch einen akzeptablen Kontrast bietet, deutlich vergrößert werden. Zum einen kann eine veränderte Elektrodenanordnung gewählt werden. Beim In-Plane Switching (IPS) sind beide Elektroden auf einer Glasplatte angebracht. Beim Einschalten der Spannung drehen sich die Moleküle parallel zu den Glasplatten, was eine gleichmäßig gute Ablesbarkeit in einem großen Winkelbereich zur Folge hat. Eine neue, von IPS abgeleitete Variante benutzt die inhomogenen Felder am Rand der Elektroden (Fringe-Field Switching, FFS). Zum anderen können die an den Elektroden anliegenden Moleküle durch eine Modifikation der Orientierungsschicht steiler angestellt werden (VA, Vertical Alignment), was ebenfalls einen vergrößerten Blickwinkelbereich bewirkt. Außerdem kann jedes Pixel noch einmal in mehrere Segmente unterteilt werden. Beim sogenannten Multi-DomainAnsatz wird in vier Bereichen des Bildpunktes die Orientierungsschicht um jeweils 90° gedreht angeordnet. Damit ergibt sich wiederum eine verbesserte Sichtbarkeit der dargestellten Information unter großen Blickwinkeln. Im OCBModus (Optically Compensated Birefringence) wird die Ausbildung einer Vorzugsrichtung, die sich bei gewöhnlichen TN-Zellen unter großen Betrachtungswinkeln ergibt, durch einen symmetrischen Zellaufbau und eine zusätzliche doppelbrechende Schicht kompensiert. 31 Einen eigenen LCD-Typ bilden PDLC-Displays (Polymer Dispersed LC), bei denen winzige Flüssigkristall-Tröpfchen in einer Polymermatrix verteilt sind. Aufgrund des geringen Volumens werden die Moleküle in jedem einzelnen Tropfen gezwungen, sich untereinander auszurichten; die Anordnung der Moleküle in nebeneinanderliegenden Tropfen ist jedoch zufällig. Unpolarisiertes Licht wird auf diese Weise diffus gestreut. Bei Anlegen einer Spannung richten sich die Flüssigkristalle entlang der elektrischen Feldlinien aus und lassen das Licht ungehindert passieren. Die unscharfe Ansprechcharakteristik der Flüssigkristallschicht macht die Verwendung einer aktiven Ansteuerung erforderlich. Da keine Polarisatoren benötigt werden, sind diese Displays sehr lichtstark und können z.B. für Projektoren benutzt werden. Eine weitere Gruppe von LCD umfaßt die reflektiven Displays. Ein großer Vorteil dieser Displays ist deren geringer Energieverbrauch, da das Umgebungslicht für die Bilderzeugung ausgenutzt wird. Beim ECB-Konzept (Electrically Controlled Birefringence) werden die Farben durch die spannungsabhängige Doppelbrechung des Flüssigkristalls erzeugt. Da hier keine Farbfilter benötigt werden, besitzen diese Displays eine große Helligkeit. Mit der ECB-Technik ist jedoch eine eingeschränkte Farbdarstellung sowie wiederum eine komplizierte Ansteuerung verbunden. Bei der „Double Metal Guest Host“-Technologie von Sharp werden Farbstoffmoleküle mit den Flüssigkristallen vermischt und richten sich dementsprechend aus. Mit Hilfe von Farbfiltern können verschiedene Farben erzeugt werden. Aufgrund von Hysterese-Effekten sind allerdings nur zwei Graustufen darstellbar. Die einfachste Form reflektiver Displays stellen LCD mit einem in die hintere Elektrode integrierten Spiegel dar. Die Helligkeit dieses Typs ist derzeit allerdings für viele Anwendungen noch nicht zufriedenstellend. Andere Flüssigkristallphasen Die bisher beschriebenen LCD-Typen verwenden sämtlich nematische Flüssigkristalle. Es gibt aber auch Ansätze, höher geordnete Phasen für Flüssigkristalldisplays zu nutzen. So werden smektische, ferroelektrische oder antiferroelektrische Substanzen für bistabile Displays eingesetzt. Diese Displays halten die Information auch nach Abschalten der Spannung aufrecht. Diese Eigenschaft ist besonders vorteilhaft in Anwendungen, die mit wenig Energie auskommen müssen, wie z.B. tragbare Informations- und Kommunikationssysteme. Cholesterische LCD 32 sind geeignet für die Verwendung in reflektiven Displays. Die in diesem Abschnitt geschilderten Techniken sind z.T. noch in der Entwicklungsphase und weisen gegenüber hinterleuchteten TFTLCD einen eingeschränkten Funktionsumfang (z.B. Farbe, Graustufen, Kontrast) auf. Perspektiven: Flüssigkristall-Farbdisplays sind am Markt etabliert, sie bieten scharfe, kontrastreiche und vollfarbige Bilder ohne den von Kathodenstrahlröhren bekannten Nachteil der geometrischen Verzerrungen. Bestimmte Eigenschaften bedürfen aber noch der Verbesserung. So gibt es zwar diverse Ansätze, die Ablesbarkeit des Displays unter hohen Betrachtungswinkel zu verbessern; diese Verfahren sind aber jeweils mit einem technologischen Mehraufwand verbunden, der die Fertigungskosten in die Höhe treibt. Ein weiterer kritischer Aspekt ist der relativ hohe Energieverbrauch, der durch die notwendige Hinterleuchtung und die geringe Transmission von Flüssigkristallzellen bedingt ist. Speziell für portable Anwendungen wäre eine weitere Reduktion des Gewichts von Vorteil. Hier gibt es Ansätze zur Verringerung des Gewichts durch eine weitere Reduktion der Glasdicke (STNLCD) bzw. durch den Einsatz von Gläsern geringerer Dichte (AMLCD). Schließlich ist es wünschenswert, die Schaltspannung der Flüssigkristalle weiter abzusenken. Gleichzeitig sollte die Schaltgeschwindigkeit erhöht und ihre Temperaturabhängigkeit reduziert werden. Einer Verbesserung der genannten Eigenschaften stehen keine prinzipiellen physikalischen Gründe entgegen, so daß mit einer kontinuierlichen Weiterentwicklung gerechnet werden kann. So kann die Schaltgeschwindigkeit z.B. mit Hilfe neuer Flüssigkristallmischungen verkürzt werden. Wie schon geschildert, werden gegenwärtig verschiedene Methoden entwickelt, um die Abhängigkeit der Farben und des Kontrastes vom Betrachtungswinkel zu verbessern. Ein weiterer Ansatz ist die Verwendung von Kunststoffsubstraten, die eine Verringerung des Gewichts sowie flexible Displays ermöglichen. Heutige Kunststoffe für Displays sind jedoch aufgrund hoher Kosten und niedriger Qualität noch nicht konkurrenzfähig zu Glas. Die hohe Leistungsaufnahme aufgrund der benötigten Hinterleuchtung kann mit einer weiteren Verbesserung der Darstellungseigenschaften reflektiver und transflektiver Displays deutlich reduziert werden. 33 Markt: Knapp 90 % des Flachdisplay-Weltmarktes werden gegenwärtig von Flüssigkristallbildschirmen abgedeckt. Dabei beträgt der weltweite Umsatz mit aktiv angesteuerten LCD heute schon ungefähr das Doppelte des Umsatzes bei passiven LCD (Abb. 4.2). 30 Mrd. DM 25 AM-LCD PM-LCD 20 15 10 5 0 1996 Abb. 4.2 1997 1998 1999 2000 2001 2003 2004 Marktentwicklung für aktiv und passiv angesteuerte LCD im Zeitraum 1996 – 2004, weltweit. Quelle: Stanford Resources, 1998 Die Bedeutung der hochauflösenden AM-LCD in TFT-Technologie wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Diese Displays werden insbesondere im Bereich der Laptop- und DesktopMonitore eingesetzt, zukünftig aber auch zunehmend im Bereich kleinerer graphikfähiger Displays, z.B. für internetfähige Mobiltelefone oder Navigationsdisplays in Kraftfahrzeugen. 34 2002 4.2 Plasmadisplays Plasmadisplays (PDP, Plasma Display Panels) stellen eine weitere Flachbildschirmtechnologie dar, die z.Z. vor allem im Bereich großflächiger TV-Bildschirme eingesetzt wird. Im Gegensatz zu LCD sind PDP selbstleuchtend, was insbesondere für die Ablesbarkeit des Displays unter großen Betrachtungswinkeln sehr vorteilhaft ist. Funktion und Aufbau: Der Aufbau eines PDP ist relativ einfach und deshalb mit guter Ausbeute auch für große Bildschirme zuverlässig auszuführen. Auf der hinteren Glasplatte sind zeilenweise Adreßelektroden angeordnet, die mit den Phosphoren für rot, grün und blau beschichtet sind (Abb. 4.3). Um ein Übersprechen zu verhindern, sind diese Elektroden jeweils durch Barrieren gegeneinander abgegrenzt, welche auch gleichzeitig als Abstandshalter für die Frontplatte dienen. Die vordere Glasplatte ist rückseitig mit transparenten Buselektroden strukturiert, die senkrecht zu den Adreßelektroden verlaufen. Frontglas Bus X,Y-Elektroden (transparent) Dielektrikum MgO-Schicht Trenn-Barrieren Rückglas Adreß-Elektroden Rot Grün Blau Phosphor Abb. 4.3 Aufbau eines Plasmabildschirms (PDP). 35 Die Adreßelektroden werden zeilenweise vorgeladen; die Ansteuerung der einzelnen Bildpunkte erfolgt dann mit Hilfe von zwei Buselektroden, deren räumliche Anordnung verhindert, daß die Phosphore durch den Beschuß von Ionen beschädigt werden. Andererseits verhindert eine Schutzschicht, meist aus Magnesiumoxid, eine Erosion der Buselektroden durch das Plasma. Werden die Buselektroden mit einer Wechselspannung angesteuert, so genügt eine Spannung von ca. 180 V zum Erzeugen des Plasmas. Bei Überschreiten der Schwellenspannung kommt es am Kreuzungspunkt von Adreß- und Buselektroden zu einer Gasentladung im Edelgasgemisch, bei der UV-Strahlung emittiert wird, welche von den Leuchtstoffen absorbiert und als sichtbares Licht wieder emittiert wird. Wegen des schnellen Ansprechverhaltens der Plasmazellen sind PDP videotauglich. Die Darstellung von Graustufen kann durch Variation des Impuls-Pausen-Verhältnisses erreicht werden, was jedoch eine aufwendige Ansteuerelektronik zur Folge hat. Perspektiven: Da die Größe der Plasmakanäle nach unten hin begrenzt ist, können mit der PDP-Technologie keine kleinen, hochauflösenden Displays hergestellt werden. Aufgrund des unkomplizierten Produktionsprozesses eignen sich PDP besonders für die kostengünstige Herstellung großflächiger Displays für Fernsehgeräte oder Präsentationsflächen. PDP sind unempfindlich gegenüber Magnetfeldern, Temperaturschwankungen, Stößen und Vibrationen, so daß sie sich für den Einsatz in rauhen Umgebungen, z.B. in der Industrie, eignen. Nachteile der PDPTechnologie sind vor allem hohe Leistungsaufnahme, großes Gewicht und die Schwierigkeit, gleichzeitig hohe Bildhelligkeit und guten Kontrast zu erreichen. 36 Markt: Unter den heute am Markt vertretenen Technologien werden Plasmadisplays die größten Wachstumsraten in den nächsten Jahren vorausgesagt (Abb. 4.4). Der Umsatz am Weltmarkt verzehnfacht sich voraussichtlich im Zeitraum zwischen 1998 und 2004. Ob diese Erwartungen eintreffen, wird vor allem von einer deutlichen Reduktion bei den Produktionskosten abhängen. Als Haupteinsatzbereich für PDP werden sich großformatige Farbfernsehgeräte in den Privathaushalten und für Präsentationszwecke etablieren. 5 Mrd. DM 4 PDP 3 2 1 0 1996 Abb. 4.4 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Marktentwicklung von Plasmadisplays im Zeitraum 1996 – 2004, weltweit. Quelle: Stanford Resources, 1998 37 4.3 Elektrolumineszenz-Displays Ein weiterer Typ selbstleuchtender Flachdisplays sind Elektrolumineszenz-Displays (ELD). ELD werden schon seit einiger Zeit z.B. als Industriedisplays eingesetzt. Funktion und Aufbau: ELD besitzen einen sehr einfachen Aufbau und können vollständig in Dünnschichttechnologie hergestellt werden. Abb. 4.5 zeigt die Schichtstruktur eines ELD. Aluminium-Elektrode Isolationsschicht Leuchtschicht Isolationsschicht Glassubstrat Transparente Elektrode (ITO) Abb. 4.5 Aufbau eines Elektrolumineszenz-Displays (ELD). Bei passiv angesteuerten ELD werden auf einem Glassubstrat transparente Elektroden zeilenweise aufgebracht. Diese werden zunächst mit einer dünnen Isolationsschicht, dann mit dem Emittermaterial beschichtet, worauf wiederum eine Isolationsschicht folgt. Die zweite Elektrode wird wieder streifenförmig, um 90° gegen die erste Elektrode verdreht, aufgedampft. Die Gesamtdicke dieser Struktur beträgt nur wenige Mikrometer. Die Ansteuerung der Bildpunkte geschieht ohne Zuhilfenahme aktiver Elemente. Bei Anlegen einer Wechselspannung von einigen hundert Volt an die Elektroden leuchtet das Emittermaterial auf. Gegenwärtig wird dotiertes Zinksulfid oder Strontiumsulfid als Leuchtstoff benutzt. Diese Substanzen besitzen ein relativ breites Emissionsspektrum. Durch Kombination verschiedener spezialisierter Einzelschichten gelingt es, eine gelblich-weiße Emission zu erzeugen („Farbe aus Weiß“-Konzept). Über konventionelle Farbfilter können hieraus die drei Primärfarben rot, grün und blau 38 herausgefiltert werden. Neuere Entwicklungen versuchen, durch gezielten Einbau von Edelmetallatomen als Leuchtzentren eine schmalbandige Emission zu erreichen. Eine neue Entwicklung stellen ELD mit aktiver Ansteuerung (AMEL, Active Matrix EL) dar. Dabei wird das EL-Schichtpaket auf einem Siliziumwafer mit Transistormatrix aufgebracht. Wegen der Notwendigkeit, die hohe Wechselspannung, die zum Betrieb des ELD gebraucht wird, von den Ansteuersignalen fernzuhalten, wird ein Substrat in SOI-Technologie (Silicon-on-Insulator) benutzt. Mit der AMEL-Technologie ist es möglich, hochauflösende Mikrodisplays mit sehr guten Darstellungseigenschaften zu bauen. Perspektiven: ELD sind sehr robust. Sie erleiden keine Einbußen bei Betrieb unter ungünstigen Einsatzbedingungen bzgl. Druck, Vibrationen oder Temperatur und haben eine große Lebensdauer. Damit sind ELD besonders geeignet für den Einsatz in der Industrie sowie im Transportbereich. Die geringe Dicke des Aufbaus ermöglicht auch die Verwendung auf flexiblen Substraten. Werden beide Elektroden aus transparentem Material hergestellt, so erhält man ein komplett durchsichtiges Display, welches z.B. für Einblendungen in die Windschutzscheibe von Fahrzeugen genutzt werden kann. Der Schichtaufbau von ELD ist sehr einfach, und die Verfahrensschritte zu deren Herstellung sind weitgehend etablierte Dünnschichtprozesse. Aufgrund der besonders kritischen Eigenschaften der Emitterschicht ist die Fertigung aber noch sehr teuer. Ein weiterer Nachteil der ELD-Technologie sind die eingeschränkte Farb- und Grauwertdarstellung. Problematisch sind ferner die großen kapazitiven Verluste von ELD, die sich insbesondere bei höheren Auflösungen negativ bemerkbar machen. Aus diesen Gründen können passiv angesteuerte ELD gegenwärtig nur Spezialmärkte erobern. So besitzen aktuelle Produkte monochrome oder allenfalls mehrfarbige Darstellungsmöglichkeiten. Ein weiterer Nachteil, der u.a. auf die Kosten der Ansteuerelektronik durchschlägt, ist die hohe, zum Betrieb des Displays benötigte Wechselspannung. Neue Perspektiven zeigt die kürzliche Einführung eines Mikrodisplays in AMEL-Technologie auf. 39 Markt: Die Umsatzentwicklung verläuft im Vergleich zum Gesamtmarkt in den nächsten Jahren relativ moderat (Abb. 4.6). Im Jahr 2004 wird der Anteil der ELD-Technologie am Flachdisplay-Markt ca. 0,7 % betragen. 0,35 Mrd. DM 0,30 ELD 0,25 0,20 0,15 0,10 0,05 0,00 1996 Abb. 4.6 1997 1998 1999 2000 2001 2003 Marktentwicklung von Elektrolumineszenz-Displays im Zeitraum 1996 – 2004, weltweit. Quelle: Stanford Resources, 1998 Die Dynamik dieser Entwicklung wird entscheidend davon abhängen, wie schnell eine gute Farbdarstellung mit ELD erreicht werden kann. 40 2002 2004 4.4 Vakuumfluoreszenz-Displays Eine weitere, bereits etablierte Flachdisplay-Technologie bilden Vakuumfluoreszenz-Displays (VFD). Diese Displays werden vielfach zur Anzeige einfacher Informationen in Audio-, Videooder auch Haushaltsgeräten eingesetzt. Funktion und Aufbau: Die VFD-Technologie lehnt sich an das bewährte Prinzip der Fluoreszenz von Leuchtstoffen unter Elektronenbeschuß an. Der Aufbau ist aber gegenüber herkömmlichen Kathodenstrahlröhren stark verändert und ähnelt einer klassischen Triode (Abb. 4.7). Diffusionsgitter Spalten-Steuergitter Kathodendraht Frontglas Anschluß Zeilenelektrodenanschluß Abb. 4.7 Isolationsschicht Anode Phosphor Substrat Querschnitt eines Vakuumfluoreszenz-Displays (VFD). Die mit Leuchtstoffen beschichteten Anodensegmente sind auf einem Glassubstrat aufgebracht. Ein Heizdraht an der Vorderseite der Zelle emittiert Elektronen, die durch ein Diffusions- und ein Steuergitter zur Anode gelenkt werden. Die Anodenspannung liegt im Bereich von 100 V. Beim Auftreffen der Elektronen auf den Leuchtstoff emittiert dieser Licht. Die Anzeigen sind in der Regel monochrom, wegen der Breitbandigkeit der meisten Leuchtstoffe sind aber auch Farbdarstellungen durch Vorsatz von Farbfiltern möglich. 41 Perspektiven: Vorteile von VFD sind vor allem ihre hohe Leuchtdichte, die lange Lebensdauer sowie ihre Temperaturunempfindlichkeit. Matrixdisplays zur Darstellung hoher Informationsdichten sind mit VFD allerdings nur schwierig zu realisieren. Aus diesen Gründen werden VFD weiterhin vor allem im Bereich einfacher, alphanumerischer Anzeigen eingesetzt werden. Markt: Wegen der begrenzten Graphikfähigkeit ist die Umsatzentwicklung bei VFD-Produkten in den nächsten Jahren eher rückläufig (Abb. 4.8). Bis zum Jahr 2004 werden VFD ihre zweite Position hinter den LCD verlieren und auf einen Marktanteil von nur noch ca. 2 % zurückfallen. 1,4 Mrd. DM VFD 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 1996 Abb. 4.8 42 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Marktentwicklung von Vakuumfluoreszenz-Displays im Zeitraum 1996 – 2004, weltweit. Quelle: Stanford Resources, 1998 2004 4.5 Feldemissions-Displays Auch Feldemissions-Displays (FED) sind eng verwandt mit der klassischen Kathodenstrahlröhre. Jedoch wird hier jedes Pixel mit mindestens einem eigenen Elektronenstrahl betrieben. Funktion und Aufbau: Die Generation dieser Elektronenstrahlen basiert auf der Feldemission, die dafür sorgt, daß die Elektronen auch ohne thermische Anregung die Barriere der Austrittsarbeit überwinden. Insbesondere macht man sich hier die extreme Verstärkung des elektrischen Felds vor Spitzen mit sehr kleinem Krümmungsradius zunutze. Die Charakteristik des Feldemissionsprozesses ermöglicht eine einfache, passive Ansteuerung der Bildpunkte. Der Aufbau eines klassischen FED in Konfiguration einer Triode ist in Abb. 4.9 skizziert. Abb. 4.9 Aufbau eines Feldemissions-Displays (FED) für Anodenspannungen bis 500 V. 43 Auf dem Substrat sind linienförmige Elektroden angebracht, die zur Strombegrenzung zusätzlich mit einer Widerstandsschicht belegt sind. Auf diesen sitzen Felder von feinen Spitzen, die jeweils den Strahl für einen Bildpunkt liefern. Vor den Spitzen ist ein Gatter in Form einer Lochmatrix angebracht, das zeilenweise angesteuert wird und das Auskoppeln des Elektronenstrahls steuert. Auf dem Weg zu den rot, grün und blau emittierenden Subpixeln werden die Elektronen durch eine Gleichspannung von einigen hundert bis zu mehreren tausend Volt beschleunigt. Normalerweise wird Molybdän für die Emitterspitzen verwendet. Wegen der hohen Kosten für die Mo-Beschichtung werden aber auch alternative Konzepte mit Silizium- oder Siliziumcarbid-Spitzen verfolgt. Neben Mikrospitzen werden auch verschiedene andere Anordnungen für die Kathoden eingesetzt. So kann auch das hohe Feld an einer scharfen Kante oder in einem schmalen Spalt zur Elektronenemission genutzt werden. Eine besonders einfache Anordnung stellt eine mikrostrukturierte Fläche als Emitter dar, die als Diode (ohne Gatter) betrieben wird. Hierfür werden mikrostrukturierte Schichten aus Graphit, Diamant oder auch Kompositen (mit Metall-, Halbleiter- oder „carbon nanotube“Partikeln in einer nichtleitenden Matrix) eingesetzt. Verschiedene Techniken lassen sich weiterhin anhand der Auswahl der Materialien für die Phosphorpixel unterscheiden. Bei Beschleunigungsspannungen von einigen hundert Volt kann der Elektronenstrahl durch Schalten der einzelnen Subpixel gerichtet werden. Obwohl schon Materialien entwickelt wurden, die auch mit Beschleunigungsspannungen unter 500 V arbeiten, so ist deren Lebensdauer jedoch noch nicht hoch genug für einen Einsatz in kommerziellen Produkten. Herkömmliche, in CRT eingesetzte Phosphore bieten eine brillante Farbdarstellung bei hoher Lebensdauer, machen jedoch zusätzliche fokussierende und schaltende Elemente notwendig, da hier die gesamte vordere Elektrode auf einem Potential von mehreren Kilovolt gehalten werden muß. Perspektiven: FED sind selbstleuchtend und können farbige Bilder mit hoher Helligkeit und ausreichendem Kontrast darstellen. Mit dieser Technologie können höchste Auflösungen erreicht werden, aber auch die Herstellung großflächiger Displays bereitet keine prinzipiellen Schwierigkeiten. Die Redundanz der Emission 44 innerhalb eines Spitzenfeldes bewirkt eine sehr hohe Ausfallsicherheit der Displays. Die Herstellung kann mit Methoden der Dünnschichttechnologie erfolgen, was eine kostengünstige Massenproduktion erlaubt. Kritisch ist der Erhalt des Vakuums über die gesamte Lebensdauer sowie die Notwendigkeit hoher Beschleunigungsspannungen zur Erzeugung der Fluoreszenz. Die Entwicklung von Niedervoltphosphoren wird deshalb gegenwärtig mit großem Aufwand vorangetrieben. Die Aussichten, ein Material mit genügender Lebensdauer zu finden sind jedoch kritisch zu beurteilen, da bei niedrigen Spannungen der Energieeintrag in das Phosphormaterial in einem sehr kleinen Volumen erfolgt, was eine erheblich höhere Belastung als bei hochenergetischen Elektronen zur Folge hat. Markt: Erste, zunächst monochrome FED sind 1997 in Serie gegangen. Mittlerweile existieren von verschiedenen Firmen Prototypen vollfarbiger FED. So wurde Ende letzten Jahres der Prototyp eines vollfarbigen 15“-Monitors vorgestellt. Einige technologische Probleme, wie das Aufrechterhalten des benötigten Hochvakuums oder das gelegentliche Auftreten von Bogenentladungen, verhindern jedoch gegenwärtig einen schnellen Markteinstieg mit FED. 0,6 Mrd. DM 0,5 0,4 FED 0,3 0,2 0,1 0 1996 Abb. 4.10 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Marktentwicklung von Feldemissions-Displays im Zeitraum 1996 – 2004, weltweit. Quelle: Stanford Resources, 1998 45 FED und LCD adressieren aufgrund ihrer jeweiligen physikalischen Eigenschaften weitgehend denselben Markt. Ihre Emissionseigenschaften und gute Temperaturstabilität machen es möglich, daß FED langfristig auf einigen Feldern mit TFT-LCD konkurrieren können. Dabei muß allerdings der große Vorsprung der TFT-Technologie bedacht werden. Bis FED die Qualität heutiger TFT erreichen, werden voraussichtlich noch einige Jahre vergehen. Zunächst eignen sich kleine und mittelgroße FED-Displays u.a. für den Einsatz in Automobilen, kleinen Fernsehern, medizinischen Geräten. Die Umsätze mit Displays in FED-Technologie werden sich wahrscheinlich in den kommenden Jahren rasant entwickeln und schon im Jahr 2002 den weltweiten Umsatz mit ELD erreichen (Abb. 4.10). Ob diese Entwicklung so eintritt, wird stark davon abhängen, inwiefern die bestehenden Probleme hinsichtlich der Lebensdauer gelöst werden können. 46 4.6 Anorganische Leuchtdioden-Displays Flachdisplays aus anorganischen Leuchtdioden finden heute weite Verbreitung als großflächige Anzeigetafeln oder Displays für Laufschriften. Diese LED-Displays (Light Emitting Diode) sind in der Regel ein- oder mehrfarbig und werden aus handelsüblichen Leuchtdioden zusammengesetzt. Da mittlerweile blaue LED mit hohem Wirkungsgrad verfügbar sind, sind auch vollfarbige LEDGroßdisplays auf dem Markt erhältlich. Vorteile von LED-Displays sind vor allem ihre hohe Leuchtdichte, ihre hohe Effizienz und ihre extrem lange Lebensdauer, weshalb sie besonders für den Einsatz im Freien geeignet sind. Aufgrund der Größe der LED sind Darstellungen in mittlerem Format, wie z.B. graphikfähige Displays für Monitore oder PDA, mit dieser Technik nicht möglich. Kleinformatige Anzeigen, z.B. für virtuelle Displays, können dagegen durch monolithische Integration von Leuchtdioden auf einem Chip hergestellt werden. Hier wird die Restriktion auf kleine Flächen vor allem durch die hohe benötigte Kristallqualität und die damit verbundenen hohen Materialkosten vorgegeben. Vollfarbige Anzeigen sind nur schwierig zu realisieren, da jede Emissionsfarbe ein anderes Halbleitermaterial erfordert. Aufgrund dieser Eigenschaften haben hochauflösende LED-Displays bisher keine Bedeutung am Markt erlangen können. Markt: Die Marktentwicklung bei LED-Displays spiegelt den wachsenden Bedarf an graphikfähigen Bildschirmen wider und entwickelt sich dementsprechend verhalten. Die Stückzahlen ausgelieferter LEDDisplays werden zwar weiterhin ansteigen, deren Anteil am Gesamtumsatz von Flachdisplays wird jedoch zurückgehen. LEDDisplays werden ihren heutigen Marktanteil zunehmend an andere Technologien, wie LCD, ELD oder OLED verlieren. 47 4.7 Organische Leuchtdioden-Displays Eine große Kostenersparnis und neue Anwendungsmöglichkeiten für LED-Displays erhofft man sich durch den Übergang von anorganischen zu organischen Emittermaterialien. Diese sind großflächig prozessierbar und können auch auf preisgünstigen Glassubstraten hergestellt werden. Funktion und Aufbau: Die prinzipielle Funktionsweise einer OLED (Organic LED) beruht ähnlich wie die der anorganischen LED auf Injektionselektrolumineszenz. Dabei werden positive und negative Ladungsträger, die an den jeweiligen Elektroden injiziert werden, in einer Emissionsschicht zur strahlenden Rekombination gebracht. Den Aufbau einer OLED zeigt Abb. 4.11, er ist weitgehend mit dem Aufbau von ELD identisch. Y-Elektroden X-Elektrode Transportschicht für Elektronen Emitterschicht Transportschicht für Löcher Transparente Elektrode Glassubstrat Abb. 4.11 Aufbau eines organischen LED-Displays. Organische LED können als einfaches Schichtsystem aufgebaut werden, in dem eine ca. 100 – 150 nm dünne organische Schicht zwischen zwei Elektroden eingebettet ist. Die aktive Schicht kann aus einem oder mehreren organischen Materialien bestehen, wobei diese sukzessive auf einem Substrat abgeschieden werden. Durch die Auftrennung der Funktion dieser Schichten in Transportund Emitterschichten ist es möglich, jeweils spezialisierte Materialien zu verwenden, was den Wirkungsgrad der Leuchtdiode wesentlich erhöht. Je nach Art des Trägermaterials wird das durch Elektrolumineszenz erzeugte Licht durch das Substrat oder durch die Deckelektrode extrahiert. 48 Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Typen organischer LED. Der eine ist aufgebaut aus niedermolekularen Verbindungen wie Farbstoffsystemen und Metall-ChelatKomplexen, während der andere aktive Schichten aus Polymeren enthält. Die Polymere werden aus einer Lösung durch “SpinCoating” oder eine Rakeltechnik aufgebracht. Bei den niedermolekularen Verbindungen erfolgt die Herstellung der dünnen Schichten durch Vakuumsublimation. Während die Sublimation technologische Vorteile insbesondere im Hinblick auf Mehrschichtsysteme aufweist, ist das Aufschleudern vor allem für die schnelle und kostengünstige Beschichtung großer Flächen geeignet. Trotz der strukturellen Unterschiede ist die prinzipielle Funktionsweise beider Klassen im wesentlichen identisch. Legt man eine ausreichend hohe Spannung (einige Volt) zwischen den Elektroden an, so können Ladungsträger in die organische Schicht injiziert werden. Aufgrund des elektrischen Feldes bewegen sich die injizierten Ladungsträger zur jeweils gegenüberliegenden Elektrode. Treffen Elektronen und Löcher zusammen, so kann sich ein Elektron-Loch-Paar, ein sogenanntes Exziton bilden, das strahlend zerfallen kann. Bei der Herstellung von OLED sind mehrere Details zu beachten. Das Emissionsspektrum und damit die Farbe wird von der Bindungsenergie des Exzitons im verwendeten Halbleitermaterial bestimmt. Entscheidend für die Effizienz der Leuchtdiode ist unter anderem die Ausdehnung und Lage der Rekombinationszone. Diese hängt von der Beweglichkeit der Ladungsträger, deren Diffusionslängen und den energetischen Verhältnissen in der Halbleiterstruktur, wie z.B. internen Barrieren ab. Um eine effiziente und ausgewogene Injektion von Elektronen und Löchern zu erhalten, müssen ferner die Austrittsarbeiten der Elektrodenmaterialien auf die elektronische Bandstruktur des jeweiligen organischen Materials abgestimmt sein. Bei einer unbalancierten Injektion gelangen die überschüssigen Ladungsträger zur Gegenelektrode, anstatt strahlend zu rekombinieren und reduzieren somit die Effizienz der OLED. Eine weitere wichtige Voraussetzung für eine hohe Effizienz ist eine gute Photolumineszenzausbeute der emittierenden organischen Schicht. Die Ausbeute hängt stark vom Reinheitsgrad der verwendeten Materialien ab. Kritisch ist außerdem eine gute Verkapselung des Displays, die ein Eindiffundieren von Sauerstoff 49 und Feuchtigkeit, welche die Lebensdauer des empfindlich reduzieren können, effektiv verhindert. Displays Ein großer Vorteil der organischen LED ist die weitgehende Unabhängigkeit vom Substratmaterial. Dies reduziert insbesondere die Abhängigkeit von hochreinem, kristallinem Halbleitermaterial, welches bei anorganischen LED benötigt wird. Ein weiterer Pluspunkt der OLED-Technologie ist die Möglichkeit, die elektronischen Energieniveaus der verwendeten Materialien in weiten Bereichen zu verändern und so für spezielle Emissionseigenschaften maßzuschneidern. Bereits heute ist man in der Lage, die Farbreinheit nach dem amerikanischen NTSC-Standard zu erfüllen. Darüber hinaus gibt es für den gesamten sichtbaren Bereich Emittermaterialien mit extrem schmalbandiger Emission, die eine besonders hohe Farbsättigung ermöglichen. Ferner können OLED mit einem hohen Wirkungsgrad und einer sehr hohen Leuchtdichte betrieben werden. Neu entwickelte Emittermaterialien erreichen bereits Effizienzen von 28 lm/W (bei 100 cd/m²). Ferner werden im gepulsten Betrieb Leuchtdichten bis zu 5 ×106 cd/m² erzielt. Diese hohen Leuchtdichten sind insbesondere für die Verwirklichung von passiv angesteuerten Displays von hoher Bedeutung. Es ist allerdings zu beachten, daß die genannten Spitzenwerte nur für bestimmte Materialien erreicht werden, während die Werte anderer Emitter (bzw. Farben) z.T. deutlich darunter liegen. Als selbstleuchtende Technologie mit Lambert‘scher Abstrahlcharakteristik hat OLED gute Darstellungseigenschaften auch unter großem Betrachtungswinkel. Darüber hinaus ist ein sehr guter Kontrast erreichbar, so daß voll tageslichttaugliche OLEDDisplays realisierbar sind. OLED haben ferner eine sehr kurze Ansprechzeit und sind daher voll videofähig. Seit den Anfängen der Erforschung organischer LED konnte die Lebensdauer der verwendeten Materialien um mehrere Größenordnungen verbessert werden. So wurden sowohl bei Polymeren als auch bei aufgedampften Molekülen bereits Lebensdauern von über 20.000 h (bei 100 cd/m²) nachgewiesen, was die Spezifikationen für viele Anwendungen erfüllt bzw. weit übertrifft. 50 Perspektiven: OLED-Displays eignen sich für eine Vielzahl von unterschiedlichen Anwendungen. Aufgrund der einfachen Herstellung bietet sich z.B. die Verwendung von großflächigen OLED als Hinterleuchtung von LCD an. Eine weitere, bereits vielfach demonstrierte Möglichkeit ist die Darstellung einfacher Informationen z.B. mit alphanumerischen Segmentdisplays. Matrixdisplays können einerseits mit passiver Ansteuerung betrieben werden, welche bei nicht zu hohen Auflösungen (d.h. nicht zu hohen Multiplexraten) durchaus gute Ergebnisse liefert. Andererseits ist bei aktiver Ansteuerung der Pixel auch ein Einsatz in hochauflösenden, graphikfähigen Displays möglich. Die aktive Ansteuerung hat den Vorteil, daß dann die einzelnen Bildpunkte nicht mehr pulsweise, wie bei passiver Ansteuerung, betrieben werden müssen, sondern während der kompletten Dauer eines Bilddurchlaufs emittieren können. Da die Alterung des Materials wegen der zurückgehenden Effizienz bei hohen Stromdichten überproportional zu den durchfließenden Ladungen ansteigt, wirkt sich die geringere benötigte Maximalhelligkeit direkt in einer längeren Lebensdauer des Displays aus. Zudem ist eine präzise Darstellung des Grauwerts möglich. Der aktive Betrieb erfordert allerdings im Vergleich zu AM-LCD einen Mehraufwand für die elektrische Ansteuerung, da die Leuchtdioden vorzugsweise stromkontrolliert angesteuert werden. Seit ihrer Entdeckung haben OLED eine dramatische Entwicklung hinter sich. Sie befinden sich gegenwärtig in einem Übergangsstadium zwischen Grundlagenforschung und der Pilotproduktion für erste Anwendungen. Das erste kommerzielle OLED-Display wurde Ende 1997 vorgestellt, ein monochromes, passiv betriebenes Display mit 256 x 64 Pixeln für den Audio- und Videobereich. In der Folge wurden Prototypen von z.T. farbigen Displays mit VGA-Auflösung und Diagonalen bis zu 20" präsentiert. Trotz dieser Fortschritte ist bei der Materialentwicklung wie auch bei der Prozeßführung noch erhebliches Verbesserungspotential vorhanden. Durch die Entwicklung effizienter Beschichtungsverfahren (z.B. Tintenstrahldruck oder „roll-to-roll coating“) haben OLED Potential, in Zukunft auch für großflächigere Anwendungen, wie DesktopMonitore, wirtschaftlich einsetzbar zu werden. Weiterhin besteht 51 die Möglichkeit, mechanisch flexible Anzeigeelemente herzustellen. Dies setzt allerdings die Entwicklung von entsprechenden Substratmaterialien mit Barriereschichten voraus, die das Eindringen von Sauerstoff und Feuchtigkeit effektiv verhindern. Längerfristig sind auch Anwendungen im Bereich der Signal- und Beleuchtungstechnik denkbar. Markt: Marktprognosen sind beim derzeitigen Stand der OLEDTechnologie noch schwierig. Stanford Resources rechnet damit, daß OLED-Displays einen kleinen Teil des LCD-Marktes sowie den gesamten LED und VFD-Markt erreichen können, aber auch als Hinterleuchtung für LCD eingesetzt werden. Das Volumen dieser Märkte wird im Jahr 2005 zusammen knapp 6 Mrd. DM betragen. Man geht davon aus, daß OLED bis dahin etwa 10 % dieses Marktes erobern können, was einer Summe von knapp 600 Mio. DM entspricht. 52 4.8 Technologievergleich Vor der Entscheidung für eine Flachdisplay-Technologie steht zunächst die Auswahl potentieller Produkte. Dazu müssen die Marktchancen für verschiedene Anwendungen geprüft und die kaufentscheidenden Faktoren ermittelt werden. Die Produkte geben dann die relevanten Spezifikationen vor, diese wiederum bestimmen die Wahl der Technologie. Um die Auswahl der Technologie für die angestrebten Produkte vorzubereiten, sollen zunächst die Stärken und Schwächen der einzelnen Technologien, die in den vorangegangenen Abschnitten angeführt wurden, noch einmal in kompakter Form gegenübergestellt werden. Der sehr unterschiedliche Stand der einzelnen Flachdisplay-Technologien und ihrer Produktionsverfahren erschwert einen quantitativen Vergleich der Leistungsfähigkeit. Unabhängig von ihrem Entwicklungsstand besitzt aber jede Technologie spezifische Eigenschaften, so daß sie für bestimmte Anwendungen mehr oder weniger geeignet ist. Die Positivseite der Tabelle 4.1 enthält Merkmale, die als Entscheidungskriterium für den Einsatz der jeweiligen Technologie dienen können. Auf der Negativseite sind solche Punkte berücksichtigt, die inhärente Probleme der Technologie darstellen bzw. noch auf absehbare Zeit weiter bestehen werden. Probleme, die schon weitgehend gelöst sind, wie z.B. der eingeschränkte Blickwinkel bei LCD, wurden nicht in die Tabelle aufgenommen. Die Gewichtung der einzelnen Punkte hängt von der jeweiligen Anwendung ab. 53 Technik ausgereifte Technik billig flexible Substrate möglich AM-LCD ausgereifte Technik viele technische Varianten minimale Pixelgröße: - 15 µm (reflektive Displays) - 50 µm (transmissive Displays) flexible Substrate möglich videofähig selbstemittierend einfacher Aufbau videofähig robust PDP ELD VFD FED LED OLED Tabelle 4.1 54 + PM-LCD selbstemittierend einfacher Aufbau robust dünn, leicht min. Pixelgröße einige µm transparent flexible Substrate möglich einfache Herstellung selbstemittierend ausgereifte Technik Helligkeit Temperaturbereich selbstemittierend großer Blickwinkel Temperaturbereich videofähig min. Pixelgröße mehrere 10 µm Wirkungsgrad selbstemittierend ausgereifte Technik Helligkeit Lebensdauer robust einfache Herstellung selbstemittierend Helligkeit videofähig dünn, leicht min. Pixelgröße einige µm flexible Substrate möglich – Schaltgeschwindigkeit Kontrast Graphik fremdbeleuchtet Wirkungsgrad Temperaturbereich fremdbeleuchtet Wirkungsgrad schlechter Yield für Produktion großer Displays hohe Investitionskosten Temperaturbereich komplizierte Ansteuerung Gewicht Leistungsaufnahme Kontrast minimale Pixelgröße 300 µm teuer hohe Wechselspannung Farbdarstellung Helligkeit Wirkungsgrad große Displays schwierig teuer hohe Spannung Farbdarstellung Graphik Leistungsaufnahme hohe Spannung Vakuum Farbdarstellung Lebensdauer schlechter Produktions-Yield Graphik teuer Lebensdauer ↔ Farben aufwendige Verkapselung Ansteuerung stromgetrieben Vergleich der Flachdisplay-Technologien. Der unterschiedliche Stand der Produktionstechnik der einzelnen Flachdisplay-Technologien bedingt eine unterschiedliche Qualität der Probleme. So sind LCD, LED und VFD bereits ausgereifte Technologien, die zwar durchaus noch Entwicklungspotential besitzen, deren aufgeführte Nachteile aber eher grundlegender Natur sind. PDP ist eine Technologie, die aufgrund ihrer eindeutigen Vorzüge bei großflächigen Bildschirmen eine rasante Entwicklung zu marktfähigen Produkten hinter sich hat, bei der jedoch die Produktivität noch erheblich gesteigert werden muß. Bei ELD existiert schon langjährige Entwicklungserfahrung; die verhaltene Ausweitung der Produktion wird vor allem durch den Mangel an geeigneten Emittermaterialien bestimmt. FED und OLED sind relativ junge Technologien, die gerade erst am Übergang vom Forschungslabor in die Serienfertigung stehen. Das bedingt einerseits, daß es hier noch ein erhebliches Entwicklungspotential gibt, andererseits besteht keine Erfahrung mit Massenproduktionsverfahren. 55 56 5 Produkte für einen Markteinstieg Flachdisplays ermöglichen aufgrund ihrer Eigenschaften wie geringer Bautiefe, geringem Energiebedarf, geringem Gewicht und hoher Auflösung eine Vielzahl neuer Anwendungen. Auch die Möglichkeit, Displays auf flexiblen Substraten herzustellen, erschließt neue, faszinierende Einsatzbereiche. Daneben kommen Flachdisplays zunehmend im Bereich der klassischen Einsatzgebiete der Kathodenstrahlröhre, dem Desktop-Monitor und dem TV-Monitor, zur Anwendung. Für einen Einstieg in den stark expandierenden Displaymarkt bieten sich innovative Produkte an, die z.T. erst als Prototypen existieren. Damit ist es möglich, neue Märkte zu erschließen, ohne in einen Verdrängungswettbewerb mit den fernöstlichen Massenherstellern zu treten. Interessant sind dabei insbesondere Displays für Kraftfahrzeuge, die Mobilkommunikation sowie SmartCards, aber auch Monitore für Sonderanwendungen sowie virtuelle Displays für Videokameras und Head-mounted Displays. Für die verschiedenen Anwendungen werden im folgenden die Marktchancen unter den Gesichtspunkten Nachfrage, Konkurrenzsituation, Produktevolution und Preisentwicklung dargestellt. Die technischen Spezifikationen der Produkte werden im Detail analysiert, um auf dieser Basis die zur Verfügung stehenden Technologien auszuwählen. 57 5.1 Displays für Kraftfahrzeuge In den letzten Jahren hat die Displaytechnik vermehrt in Kraftfahrzeugen Einzug gehalten. Ausgehend vom rein mechanischen Kombiinstrument hat sich die Kfz-Instrumentierung durch den Einsatz von Flachdisplays zu immer komplexeren Systemen entwickelt. Die in den 80er Jahren erstmals eingesetzten digitalen Instrumente in VFD-Technik konnten sich am europäischen Markt jedoch nicht durchsetzen. Die Gründe dafür lagen in der schlechten Lesbarkeit aufgrund des geringen Kontrastes und der Einfachheit der Darstellung. Heute werden Flachdisplays vielfach für einfache alphanumerische Darstellungen im Instrumentenbereich benutzt. Dabei werden überwiegend TN-LCD eingesetzt. Wenn Displays für unterschiedliche Anwendungen (z.B. Navigationssystem und TV) genutzt werden sollen, und wenn Graphik- und Videotauglichkeit gefordert sind, kommen AM-LCD zum Einsatz. Die zukünftigen Einsatzbereiche für Flachdisplays Kraftfahrzeugen lassen sich in vier Gruppen einteilen: • Primäranzeige / frei programmierbares Kombiinstrument • Fahrerassistenzsysteme in der Mittelkonsole / Sekundäranzeigen • Displays im Fahrzeugfond • Head-up Displays. 58 in Für den Displaymarkt für Automobilanwendungen wird für die nächsten Jahre ein starkes Wachstum prognostiziert. Durch die rasch fortschreitende Verbreitung von Telematik- und Navigationssystemen werden im Jahr 2002 weltweit voraussichtlich ca. 6,5 Mio. Displays für diese Anwendungen abgesetzt (siehe Abb. 5.1). Das entspricht einem mittleren jährlichen Wachstum von 37 %. 4000 Stückzahl (TE) 3500 US 3000 Europa Japan 2500 2000 1500 1000 500 0 1997 Abb. 5.1 1998 1999 2000 2001 2002 Weltweiter Markt für Telematik- und Navigationssysteme in Kraftfahrzeugen. Quelle: Intex Management Services, 1998 Derzeit stellt Japan den mit Abstand größten Markt mit über 1,7 Millionen Displays für Telematik- und Navigationssysteme in diesem Jahr dar. Aber auch in Europa und Nordamerika werden in den nächsten Jahren Displays schnelle Verbreitung in Kraftfahrzeugen finden. Man erwartet hier jährliche Zuwächse von z.T. weit mehr als 50 %. Alleine in Europa werden im Jahr 2002 ca. 2,7 Mio. Displays im Automobilbereich Anwendung finden. Die Marktentwicklung von Displays für Automobilanwendungen wird gegenwärtig noch durch den hohen Preis von graphikfähigen Displays gedämpft, der bewirkt, daß diese Systeme z.Zt. überwiegend in Fahrzeugen der Oberklasse eingesetzt werden. Sinkende Produktpreise und die zunehmende Verbreitung von Telematikdiensten werden aber zu einem starken Wachstum in diesem Bereich führen. 59 Primäranzeige / frei programmierbares Kombiinstrument Produktbeschreibung: Durch die zunehmende Verbreitung von z.B. Navigationssystemen, Telematikdiensten, Mobilkommunikationsgeräten und Abstandswarngeräten in Kraftfahrzeugen hat der Fahrer eine ständig wachsende Flut von Informationen zu verarbeiten. Einer fahrer- und situationsspezifischen Informationsdarstellung kommt daher eine immer größere Bedeutung zu. Besonders im primären Sichtbereich des Fahrers können durch den Einsatz von Displays neue Wege der Informationsdarstellung gegangen werden. Derzeit beschränken sich Displays in diesem Bereich auf die Darstellung einfacher Symbole wie z.B. Richtungspfeile bei Navigationssystemen oder digitale Anzeigen für die Uhrzeit oder den Kilometerstand. Diese – in das mechanische Kombiinstrument integrierten – Displays werden sich in den nächsten Jahren zu graphik- und farbfähigen Displays weiterentwickeln und somit die hochwertige Darstellung komplexer Informationen, wie z.B. Landkarten für Navigationssysteme ermöglichen. Abb. 5.2 Visionen für die Primäranzeige in Kraftfahrzeugen. Mit freundlicher Genehmigung der Robert Bosch GmbH. Die nächste Stufe der Produktevolution stellt das frei programmierbare Kombiinstrument dar (Abb. 5.2). Hierbei handelt es sich um ein großflächiges, hochauflösendes und videotaugliches 60 Display, das die bisherigen Zeigerinstrumente und Kontrolleuchten ersetzen wird. Damit ist eine benutzer- und situationsangepaßte Informationsdarstellung möglich. Das frei programmierbare Kombiinstrument ermöglicht zum einen die von mechanischen Instrumenten gewohnte Darstellung von Fahrzeugdaten durch Zeigerinstrumente zum anderen die Einspielung zusätzlicher Informationen (z.B. Navigationssystem, Warnhinweise, Einparkhilfe) im Bereich des primären Sichtfeldes des Fahrers. In einigen Jahren werden diese Fahrerinformationssysteme in Fahrzeugen der Oberklasse zum Einsatz kommen. Spezifikationen: Die von der Automobilindustrie vorgegebenen Spezifikationen stellen besonders hohe Ansprüche an die FlachdisplayTechnologie (Tabelle 5.1). Neben den hohen Anforderungen bezüglich der Unempfindlichkeit gegenüber Stößen und Vibrationen und dem Betrieb in einem großen Temperaturbereich ist die Verfügbarkeit der Displays über mehrere Jahrzehnte eine wichtige Forderung der Automobilhersteller. Diese Forderung kann aber auch dadurch erfüllt werden, daß Weiterentwicklungen des Displays über standardisierte Schnittstellen verfügen und somit den problemlosen Austausch des Displays ermöglichen (upgradeMöglichkeit). Der Target Price für das gesamte Kombiinstrument in Flachdisplay-Technik liegt bei ca. 600 DM, was einem Aufpreis von ca. 20 % gegenüber einem konventionellen OberklasseInstrument entspricht. 61 Automobil Primäranzeige / frei programmierbares Kombiinstrument Spezifikationen: Auflösung 1024 x 384 (oder QVGA) 2 Pixelgröße (µm ) (240 oder 330) x (240 oder 330) 2 Displaygröße (mm ) 287 x 107 Kontrast 100:1 Blickwinkel horizontal (bei Kontrast 10:1) ±60° Blickwinkel vertikal (bei Kontrast 10:1) ±30° Graustufen 6 bit / Farbe Farben 256k 2 Leuchtdichte (cd/m ) 250 Dimmbarkeit 1:100 Schaltzeiten (ms) videotauglich Leistungsaufnahme 4W Lebensdauer 10.000 h Lagerfähigkeit 7000 h@80°C; 14a Verfügbarkeit upgrade-Möglichkeit Zuverlässigkeitsdaten: Lagertemperaturen -40° ...+120° C Arbeitstemperaturen -40° ...+95° C Luftfeuchtigkeit outdoor Schwingungstest 20 g (10-400 Hz) Schocktest 100g (6 ms) Tabelle 5.1 Spezifikationen für Displays für die Primäranzeige in Kfz. Markt: Die Markteinführung des frei programmierbaren Kombiinstruments in Europa wird für das Jahr 2001 erwartet. Zunächst wird dieses Produkt in Fahrzeugen der Oberklasse zum Einsatz kommen, was sich in relativ geringen Stückzahlen in den nächsten Jahren niederschlägt (siehe Abb. 5.3). In den folgenden Jahren werden die Stückzahlen insbesondere in Europa stark ansteigen und man erwartet im Jahr 2004 in Europa und Nordamerika einen Absatz von 1,6 Mio. Stück, wobei über 2/3 hiervon auf den europäischen Markt entfallen. 62 1800 Stückzahl (in TE) 1600 1400 NAFTA EU 1200 1000 800 600 400 200 0 1999 Abb. 5.3 2000 2001 2002 2003 2004 Stückzahlpotential für das frei programmierbare Kombiinstrument. Quelle: Unternehmensberatung J. Weidinger, 1999 Das frei programmierbare Kombiinstrument bietet hervorragende Chancen für einen Markteinstieg, da es derzeit keinen Hersteller für diesen Displaytyp gibt. In den USA arbeitet Delphi an einem solchen Display, weitere Aktivitäten gibt es auch in Japan. Da neben den hohen Anforderungen an Darstellungsqualität und Zuverlässigkeit auch Spezialformate benötigt werden, waren bisher viele Massenhersteller in Fernost nicht bereit, in diesen Markt zu investieren. Es besteht somit die Möglichkeit, ein neues Marktsegment als erster Hersteller zu besetzen. Zudem gibt es hervorragende Absatzchancen für diese Displays auf dem deutschen Markt, da der deutsche Automobilbau sehr innovativ ist und eine weltweit führende Stellung einnimmt. 63 Fahrerassistenzsysteme in der Mittelkonsole / Sekundäranzeigen Produktbeschreibung: Im sekundären Sichtbereich des Fahrers, vorwiegend in der Mittelkonsole, werden schon heute hochauflösende, videotaugliche Flachdisplays eingesetzt, die vom Fahrer und Beifahrer aus einsehbar sind. Diese Geräte erfüllen unterschiedliche Funktionen: Zum einen werden sie für die Kartendarstellung bei Navigationssystemen genutzt. Zum anderen erfolgt bei hochwertigen Systemen aber auch die Bedienung der Klimaanlage, des Radios, des Telefons und neuer Anwendungen wie z.B. elektronischer Hotelführer über das Display. Ferner kann es bei stehendem Fahrzeug auch als TV-Monitor dienen. Derzeit kommen überwiegend 5"-Displays zum Einsatz. Auch hier geht der Trend klar zu größeren Bildschirmen mit Diagonalen von 7" und im weiteren 10". Vom derzeitigen Bildformat 4:3 wird in Zukunft ein Übergang zu Seiten- zu Höhenverhältnissen von 16:9 und 8:3 erwartet. Spezifikationen: Bezüglich der Spezifikationen müssen diese Displays ebenso harte Anforderungen erfüllen, wie sie auch für das Kombiinstrument formuliert wurden (Tabelle 5.2). Die Preisvorstellungen der Automobilindustrie liegen bei ca. 250 DM für Modul und Inverter, der Target Price liegt bei ca. 170 DM. 64 Automobil Display für den Sekundärbereich / Mittelkonsole sowie den Fondbereich Spezifikationen: Auflösung 400 x 240 (800 x 480) 2 Pixelgröße (µm ) (320 oder 170) x (320 oder 170) Displaygröße (Diagonale) 6,5" Kontrast 100:1 Blickwinkel horizontal (bei Kontrast 10:1) ±60° Blickwinkel vertikal (bei Kontrast 10:1) ±30° Graustufen 6bit / Farbe Farben 256k 2 Leuchtdichte (cd/m ) 250, transflektiv Dimmbarkeit 1:100 Schaltzeiten (ms) videotauglich Leistungsaufnahme <2W Lebensdauer 10.000 h Lagerfähigkeit 7000h@80°C; 14a Verfügbarkeit upgrade-Möglichkeit Zuverlässigkeitsdaten: Lagertemperaturen -40° ...+120° C Arbeitstemperaturen -40° ...+95° C Luftfeuchtigkeit outdoor Schwingungstest 20 g (10-400 Hz); Schocktest 100g (6 ms), Tabelle 5.2 Spezifikationen für Displays in der Mittelkonsole sowie den Fondbereich in Kfz. Markt: Auch der Markt für Displays für den Einsatz in der Mittelkonsole des Fahrzeugs wird in den nächsten Jahren stark wachsen. Für diese Displays werden Standardformate eingesetzt, die derzeitigen Bildschirmdiagonalen betragen 5 Zoll. In den nächsten Jahren werden diese aber zunehmend durch 7"-Displays ersetzt werden (siehe Abb. 5.4 und Abb. 5.5), was den starken Rückgang der 5"Displays insbesondere auf dem europäischen Markt ab 2003 erklärt. Das Marktvolumen für 7"-Displays wird im Jahr 2004 in Mitteleuropa und Nordamerika zusammen etwa 6,5 Mio. Stück betragen. Der Markt von AM-LCD dieser Formate mit Standardspezifikationen wird gegenwärtig von den fernöstlichen Massenherstellern dominiert. Während diese in der Vergangenheit meist nicht bereit waren, für die im Vergleich zu anderen Anwendungen (Laptop, 65 Desktop-Monitor) geringen Stückzahlen ihre Produktionsprozesse zu ändern, hat die angespannte Finanzsituation dieser Firmen dazu geführt, daß auch dieser Markt für sie zunehmend interessant wird. Deshalb ist auf diesem Sektor mit einem erheblichen Preisdruck zu rechnen. 2000 1800 NAFTA EU Stückzahl (in TE) 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 1999 Abb. 5.4 2000 2001 2002 2003 2004 Stückzahlpotential für 5" Displays in Kraftfahrzeugen. Quelle: Unternehmensberatung J. Weidinger, 1999 6000 Stückzahl (in TE) 5000 NAFTA EU 4000 3000 2000 1000 0 1999 Abb. 5.5 66 2000 2001 2002 2003 Stückzahlpotential für 7" Displays in Kraftfahrzeugen. Quelle: Unternehmensberatung J. Weidinger, 1999 2004 Aufgrund des genügend großen Marktvolumens, ihrer besonderen Spezifikationen und des Standortvorteils für einen deutschen Hersteller werden Displays für Fahrerassistenzsysteme dennoch als vielversprechend für einen Markteinstieg angesehen. Die Situation stellt sich noch besser dar, wenn man geeignete Differenzierungsmerkmale zu Konkurrenzprodukten vorweisen kann. So können spezielle Eigenschaften, wie eine besondere Darstellung oder niedrigerer Energieverbrauch, zu deutlich verbesserten Absatzchancen führen. Als technologische Weiterentwicklung bieten sich z.B. Displays an, bei denen für Fahrer und Beifahrer jeweils unterschiedliche Informationen angezeigt werden („split image“). Weitere Möglichkeiten zur Unterscheidung von Konkurrenten bietet die Anwendung selbstemittierender Displaytechnologien. So besteht bei Einsatz der OLED-Technologie durchaus die Chance, mit einem innovativen Produkt in eine Produktion einzusteigen. 67 Displays im Fahrzeugfond Produktbeschreibung: Einen weiteren Kommunikationsbereich im Kraftfahrzeug stellt der Fahrzeugfond dar. Vermehrt besteht für Geschäftsreisende die Notwendigkeit, das Fahrzeug als mobiles Büro zu nutzen, wodurch die Integration eines Computers in das Fahrzeug bedingt wird. Displays, die z.B. in der Rückseite der Vordersitzlehnen integriert sind, ermöglichen den sicheren und komfortablen Einsatz des Computers im Kraftfahrzeug auch während der Fahrt. Des weiteren können diese Displays auch als Fernseh- oder Videomonitor für Unterhaltungszwecke eingesetzt werden. Zum Einsatz kommen vergleichsweise große Displays mit Bildschirmdiagonalen von 8 bis 10 Zoll. Spezifikationen: Die Spezifikationen der Flachdisplays für den Einsatz im Fahrzeugfond entsprechen denen der Fahrerinformationssysteme. Markt: Die erwarteten Verkaufszahlen für diese Displayart in Nordamerika und Europa machen mit ca. 600.000 Einheiten im Jahr 2004 nur etwa 10 % der für die kleineren 5 und 7 Zoll Displays aus. Zudem wird der größte Teil in Nordamerika abgesetzt werden (siehe Abb. 5.6). Bezüglich der Konkurrenzsituation gilt für Displays im Fondbereich ähnliches wie für Fahrerassistenzsysteme. Auch bei dieser Anwendung ist zu beachten, daß fernöstliche Massenhersteller mittlerweile durchaus bereit sind, auch Produkte für kleinere Märkte zu entwickeln. 68 700 Stückzahl (in TE) 600 NAFTA EU 500 400 300 200 100 0 1999 Abb. 5.6 2000 2001 2002 2003 2004 Stückzahlpotential für 7-10" Displays für den Fondbereich in Kfz. Quelle: Unternehmensberatung J. Weidinger, 1999 Das zunächst geringe Marktvolumen in diesem Bereich bedingt allerdings, daß selbst eine kleinere Fertigungslinie mit diesem Produkt nur zum Teil ausgelastet werden kann. Andererseits liegt hier ein klassischer Nischenmarkt vor, was den Einstieg neuer Hersteller begünstigt. Aufgrund der ähnlichen Anforderungen bietet sich z.B. eine alternierende Produktion von Primär-, Sekundärinstrumenten und Monitoren für die Fondpassagiere an. Head-up Displays Der Vollständigkeit halber seien hier als weiteres Einsatzgebiet für Flachdisplays in Kraftfahrzeugen die Head-up Displays genannt. Mit diesen Displays können fahrerrelevante Informationen wie z.B. Richtungssymbole zur Fahrzeugnavigation oder Warnhinweise in den primären Sichtbereich projiziert werden. Erste derartige Systeme sind bereits am Markt verfügbar, und es gibt etablierte Hersteller von AM-LCD-Projektionsdisplays in den USA. Head-up Displays werden als nicht geeignet für einen Markteinstieg angesehen und daher im weiteren nicht näher untersucht. 69 5.2 Mobile Kommunikation Produktbeschreibung: Viele Produkte aus dem Bereich der mobilen Kommunikation sind überhaupt erst durch Flachdisplays möglich geworden. Der rasant wachsende Markt der Mobiltelefone und PDA (Personal Digital Assistant) verlangt flache, leichte Displays mit geringer Leistungsaufnahme. Derzeit kommen ausschließlich reflektive STN-LCD, meist als monochrome Segment-Displays mit Frontbeleuchtung, zum Einsatz. Der High-End Bereich der Handys wird bereits heute mit mehrfarbigen Displays (z.B. in ECB-Technologie) bzw. monochromen Graphikdisplays ausgestattet. Auch Pager wurden erst durch die Verfügbarkeit von kleinen, flachen Displays zur Darstellung alphanumerischer Symbole ermöglicht. Dieser Trend zu graphikfähigen Farbdisplays wird sich in Zukunft weiter fortsetzen. Allgemein wird durch die Erweiterung der Funktionen der Mobiltelefone die Grenze zwischen Mobiltelefon und PDA zunehmend verschwimmen (Smart-Phone). Das optische Erscheinungsbild der Mobiltelefone und PDA wird maßgeblich durch das Display bestimmt und ist für den Kunden einer der kaufentscheidenden Faktoren bei diesen Produkten. Hochwertige Displays – insbesondere selbstleuchtende Displays wie z.B. OLED – stellen daher ein hervorragendes Differenzierungsmerkmal dar. Abb. 5.7 70 Mobiltelefon mit aufrollbarem Display zur Darstellung von Internetseiten. Mit freundlicher Genehmigung der Siemens AG. Mit steigender Displaygröße und der Entwicklung von flexiblen, aufrollbaren Displays werden in Zukunft neue Anwendungen wie elektronische Bücher und Zeitungen möglich (Abb. 5.7). Diese Geräte können bei Integration eines Mobiltelefons zusätzlich als Schnittstelle zum Internet benutzt werden. Spezifikationen: Die Anforderungen an Displays für Handys und PDA sind in den meisten Punkten weniger hoch als für den Einsatz in Kraftfahrzeugen und in der folgenden Tabelle aufgeführt. Wie bei allen portablen Anwendungen ist eine möglichst niedrige Leistungsaufnahme von besonderer Bedeutung. Die Verfügbarkeit der Displays muß, aufgrund der kurzen Produktzyklen in diesem Bereich, nur für ca. 3-5 Jahre gewährleistet sein. Derzeit liegt der Preis für ein Standard-Handy-Display bei ca. 11 DM, bei einer jährlichen Preisreduktion von zuletzt 40 %. Der für graphik- und farbfähige Displays erzielbare Preis dürfte deutlich darüber liegen. Mobile Kommunikation PDA, Handy Spezifikationen: Auflösung 2 Pixelgröße (µm ) 2 Displaygröße (mm ) Kontrast Blickwinkel horizontal (bei Kontrast 10:1) Blickwinkel vertikal (bei Kontrast 10:1) Graustufen Farben 2 Leuchtdichte (cd/m ) Schaltzeiten (ms) Leistungsaufnahme Lebensdauer Lagerfähigkeit Verfügbarkeit Zuverlässigkeitsdaten: Lagertemperaturen Arbeitstemperaturen Luftfeuchtigkeit Schwingungstest Schocktest Tabelle 5.3 320 ( x RGB) x 240 320 x 320 75 x 102 (5") 10 : 1 ±65° -40° +65° 6 bit pro Farbe 256 k 80 50 So gering wie irgend möglich 10.000 h 50.000 h 3 - 5 Jahre -20°...+70° C -20°...+65° C 5-95% rH @ 25°C 3g (33 -400 Hz) 100g, 6ms Spezifikationen für Displays für mobile Kommunikationsgeräte. 71 Markt: Der Markt für Displays für den Einsatz in mobilen Kommunikationsgeräten wird auch in den nächsten Jahren auf hohem Niveau weiter wachsen. 1999 werden im Bereich der Mobiltelefone und Pager ca. 230 Mio. Displays produziert werden, in den nächsten fünf Jahren werden sich diese Stückzahlen annähernd verdoppeln (vgl. Abb. 5.8). Dabei ist zu beachten, daß der Trend zum Einsatz hochwertiger Graphikdisplays geht und das Umsatzwachstum noch höher ausfallen wird. 500 Stückzahl (Mio. Einheiten) 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 1999 Abb. 5.8 2000 2001 2002 Stückzahlpotential für Handys, weltweit. Quelle: Unternehmensberatung J. Weidinger, 1999 Bei den PDA wird sogar mehr als eine Verdreifachung der Stückzahlen in den nächsten sechs Jahren auf über 9 Mio. Displays erwartet. Hier werden ebenfalls immer hochwertigere, hochauflösende Graphikdisplays eingesetzt werden. 72 2003 2004 10000 9000 Stückzahl (in TE) 8000 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 1999 Abb. 5.9 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Stückzahlpotential für PDA, weltweit. Quelle: Unternehmensberatung J. Weidinger, 1999 Auf der Abnehmerseite hat Deutschland ein hervorragendes Potential an Produzenten von Mobilkommunikationsanwendungen. Neben Siemens sind dies die Weltmarktführer Nokia und Motorola, die aus großen Handy-Produktionsstätten in Deutschland den Markt in Europa und Nahost bedienen. 73 5.3 Smart-Card Produktbeschreibung: Gegenwärtig werden Entwicklungen durchgeführt, um Flachdisplays in Smart-Cards zu integrieren. Damit ist es möglich Informationen, die auf der Karte gespeichert sind, jederzeit anzuzeigen (Abb. 5.10). So kann z.B. der Benutzer einer Geldkarte den aktuellen Wert seines Guthabens unabhängig von einem Zahlungsterminal oder Card-Checker ablesen, wovon man sich eine erhebliche Steigerung der Akzeptanz dieses Zahlungssystems verspricht. Es wird erwartet, daß die Karte mit Display im Bereich Zahlungsverkehr, Transport, Kundenkarten und Zugangskontrolle eingesetzt wird, wobei die Hauptanwendung bei Karten mit Buchungsfunktion liegen wird. Abb. 5.10 Smart-Card mit alphanumerischer Anzeige in OLED-Technologie. Mit freundlicher Genehmigung der Covion Organic Semiconductors GmbH. Bei den Smart-Cards mit Display handelt es sich um ein gänzlich neues Produkt, das die Erschließung zahlreicher neuer Märkte ermöglicht. Es wurden bereits Prototypen mit einfachen alphanumerischen Segment-Displays vorgestellt. Die Spannungsversorgung erfolgt dabei durch eine ultraflache Folienbatterie, die ebenfalls in die Karte integriert ist. Wie bei anderen Anwendungen wird auch bei den Smart-Cards im weiteren die Entwicklung hin zu graphik- und farbfähigen Displays gehen. 74 Spezifikationen: Ein besonders niedriger Energieverbrauch des Displays ist für Smart-Cards von elementarer Bedeutung. Eine weitere Anforderung an die Technologie wird durch die Notwendigkeit gegeben, das Display auf einem flexiblen Substrat herzustellen. Prototypen mit LC-, FLC-, OLED- und EL-Display wurden bereits vorgestellt. Smart-Card Spezifikationen: Auflösung 2 Pixelgröße (µm ) 2 Displaygröße (mm ) Kontrast Blickwinkel horizontal (bei Kontrast 10:1) Blickwinkel vertikal Graustufen Farben (bei Kontrast 10:1) 2 Leuchtdichte (cd/m ) Schaltzeiten (ms) Leistungsaufnahme Lebensdauer Lagerfähigkeit Verfügbarkeit Zuverlässigkeitsdaten: Lagertemperaturen Arbeitstemperaturen Luftfeuchtigkeit Schwingungstest Schocktest Durchbiegung Tabelle 5.4 7-Segmentanzeige, 5 Ziffern + Dezimalpunkt. Ausbaustufe: 7+2 Ziffern, Dezimalpunkt, DM und Euro-Symbol, zwei zusätzliche Icons (wie heutiger Chip-Checker) Strichbreite nicht unter 0,2 mm Displaydicke < 500µm, Displayfläche: 100 bis 350 mm² (die Kartendicke beträgt 0,8 mm) Anforderungen gering (gute Lesbarkeit) ±20°; nicht wesentlich, bzw. eher enger Blickwinkel bevorzugt ±20°; (wie horizontal) keine einfarbig, derzeit keine Anforderungen an Farbton 70 100 0,6 mW 100 h (Batteriebetrieb) 3a ca. 5 – 10 a für segmentiertes Display 10 – 15 a für hochauflösendes Display -35°...+70° C -35°...+50° C 5% - 95% rH (@ 25° C) keine Anforderungen keine Anforderungen 35mm (auf eine Kartenlänge von 85 mm) in dynamischem Wechselbiege- und Torsionstest nach ISO 7816 und ISO 10373 (je 1000 Belastungszyklen) Spezifikationen für Displays für Smart-Cards. 75 Außerdem muß das Display sehr dünn sein, da die gesamte Kartendicke nur 0,8 mm beträgt. Der Markterfolg wird zudem fundamental vom Preis des Displays und der zusätzlich benötigten Komponenten wie Folienbatterie und Ansteuerung abhängen. Hier ist auf besonders kostengünstige Herstellungsverfahren zu achten, wohingegen die Anforderungen bzgl. Auflösung, Kontrast und Blickwinkel in der ersten Evolutionsstufe gering sind. Markt: Auch für die Smart-Cards mit Display wird in den nächsten Jahren mit einem starken Marktwachstum gerechnet. 1997 wurden weltweit ca. 1 Mrd. Chipkarten (ohne Display) umgesetzt. Dabei liegt das Marktvolumen für Chipkarten zu über 60 % in Europa (siehe Abb. 5.11). 1% 3% 9% Europe CIS/Eastern Europe Asia Pacific China North America Central + South America Southern Africa/RoW 4% 19% 62% (Europe) 2% Abb. 5.11 Marktanteile der einzelnen Regionen für Smart-Cards (ohne Display) 1997. Quelle: Giesecke & Devrient Bis zum Jahr 2003 erwartet man eine Steigerung der Stückzahlen auf ein Volumen von 4 – 6 Milliarden Karten. Diese Zahlen verdeutlichen das große Marktvolumen in diesem Bereich, auch wenn nur ein kleiner Prozentsatz der Karten über ein Display verfügen wird. Derzeitige Marktuntersuchungen sagen für das Jahr 2003 ein Stückzahlvolumen von ca. 150 Mio. Karten mit einem Gesamtwert von knapp 2 Milliarden DM voraus (vgl. Abb. 5.12). 76 Stückzahl (Mio. Einheiten) 160 140 120 100 80 60 40 20 0 1999 Abb. 5.12 2000 2001 2002 2003 Stückzahlpotential für Smart-Cards mit Display, weltweit. Quelle: Giesecke & Devrient Der Markt für Smart-Cards ist besonders preissensitiv. Der am Markt durchsetzbare Stückpreis für ein einfaches alphanumerisches Display inklusive Stromversorgung und Ansteuerung liegt bei ca. 5,50 DM im Jahr 2000. Im Jahr 2003 wird für diese Komponenten eine Reduktion auf ca. 4 DM angestrebt. Um die massenhafte Verbreitung dieser Displays zu ermöglichen, ist eine weitere Preissenkung notwendig, angestrebt wird ein Preis von 1 DM. Da Europa den größten Markt für Smart-Cards darstellt und die wichtigsten Hersteller von Smart-Cards und deren Komponenten hier beheimatet sind, ist ein Engagement in diesem Bereich ratsam. Mit der Siemens AG als weltweit führendem Hersteller von Chips für Chipkarten, der Firma Giesecke & Devrient und der Firma Gemplus (Frankreich) sind die wichtigsten Abnehmer in Europa ansässig. Außerdem besitzt die Firma Varta weltweit die Technologieführerschaft bei Folienbatterien. 77 5.4 Displays für Sonderanwendungen Ein weiteres Einsatzgebiet für hochwertige Displays sind Spezialdisplays für Anwendungen in der Industrie, Medizin, Nutzfahrzeugen und für Informations- bzw. Verkaufsterminals. Produktbeschreibung: Displays für Industrieanwendungen In der Industrie gibt es vielfältige Einsatzmöglichkeiten für Flachdisplays. So werden insbesondere zur Prozeßüberwachung in rauher Umgebung wie z.B. in der Schwerindustrie, in Druckereien und bei der Papierherstellung hochwertige und besonders robuste Displays benötigt. Ein weiterer Bereich sind Displays für Medizinanwendungen, die z.B. als Diagnosemedium bei Röntgen-, CT- oder NMR-Untersuchungen eingesetzt werden können. POI/POS (Point of Information/Point of Sales) Ein sehr interessanter und vielversprechender Zielmarkt für Flachbildschirme liegt im Bereich der Informationsterminals (POI) und der Geldausgabe- bzw. Transaktionsterminals (POS). Das Spektrum der Informationsterminals reicht dabei von der Verwendung als reiner Werbeträger bis hin zu multimedialen Anwendungen (Abb. 5.13). Zu den Transaktionsterminals zählen Geldautomaten, Cash Recycling Systeme, „miniBanks“ und Kassensysteme. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal bei beiden Terminalanwendungen ist der Bedienkomfort für den Nutzer. Dieser hängt wiederum entscheidend von der optimalen Erkennbarkeit der via Bildschirm dargestellten Informationen ab. Abb. 5.13 78 Informationsterminals mit Siemens I-SFT Flachbildschirm. Quelle: Rittal IST, Rudolf Loh GmbH & Co. KG Transport / Verkehr Neben den stückzahlträchtigen Anwendungen im Bereich der Privatfahrzeuge entwickelt sich ein weiterer Bedarf bei Nutzfahrzeugen, Baumaschinen und landwirtschaftlichen Fahrzeugen. Dabei ist der Bedarf nicht nur in ähnlichen Anwendungen wie bei Privatfahrzeugen (Navigation, Ersatz des Kombiinstruments) zu sehen. Zusätzliche Anwendungen entstehen durch Bedienfunktionen für Sonderfunktionen in den Fahrzeugen oder Maschinen. Durch Einsatz von Displays wird dabei der Bedienkomfort deutlich gesteigert. Spezifikationen: An Displays für den Einsatz in rauher Industrieumgebung werden besonders hohe Anforderungen bezüglich des Betriebstemperaturbereichs, der Unempfindlichkeit bzgl. magnetischer Einstrahlung und der mechanischen Robustheit (Schock, Vibration) gestellt, die durch Standarddisplays nicht erfüllt werden. Eine weitere wichtige Forderung ist die Tageslichttauglichkeit der Displays. Displays für den Medizinbereich müssen hohe Anforderungen bzgl. der Reproduzierbarkeit und Stabilität der Graustufendarstellung erfüllen sowie eine hohe Auflösung und guten Kontrast bieten. Für die Anwendung in Informations- und Verkaufsterminals ist eine gute Ablesbarkeit besonders wichtig. Das Display soll daher groß (>10") sein sowie über hohe Auflösung und hohen Kontrast verfügen. Bei Outdoor-Anwendungen müssen zusätzlich die Tageslichttauglichkeit und der Betrieb in einem großen Temperaturbereich gewährleistet sein. Die Anforderungen an Displays für Nutzfahrzeuge, Baumaschinen und landwirtschaftliche Fahrzeuge entsprechen denen im Privatfahrzeugbereich, allerdings werden auch größere Bildschirmdiagonalen (bis zu 10") gefordert. 79 Monitore für Sonderanwendungen Spezifikationen: vergleichbar mit Kfz-Spezifikationen Auflösung VGA, SVGA 2 Pixelgröße (µm ) ca. 300 x 300 Displaygröße (Diagonale) 10", 12", 15" (POS) Kontrast 200:1 Blickwinkel horizontal (bei Kontrast 10:1) ±60° Blickwinkel vertikal (bei Kontrast 10:1) +60°, -30° Graustufen 6-8 bit/Farbe Farben 256k – 16,8 Mio. 2 Leuchtdichte (cd/m ) 500 Schaltzeiten (ms) 100 (anwendungsabhängig) Leistungsaufnahme 10 W (10") Lebensdauer 40.000 h Lagerfähigkeit 15 a Verfügbarkeit 5a Zuverlässigkeitsdaten: Lagertemperaturen -40°...+95° C Arbeitstemperaturen -25°...+85° C Luftfeuchtigkeit Outdoor Schwingungstest 3g (5-150 Hz) Schocktest 100g (11ms) Tabelle 5.5 Spezifikationen für Displays für Sonderanwendungen. Besonders hohe Anforderungen werden bei diesen Anwendungen an die Lebensdauer gestellt, da die Geräte in der Regel ohne Unterbrechung im Einsatz sind. Ebenso muß die Ersatzteilversorgung über einen langen Zeitraum gewährleistet sein. Hingegen ist der Markt für Sonderdisplays nicht so preissensitiv wie bei anderen Displayanwendungen, so werden vom Markt Preisaufschläge von 20 bis 100 % verglichen mit Standarddisplays der gleichen Größe akzeptiert. 80 Markt: Das gesamte Marktvolumen für die oben aufgeführten Spezialdisplays in Europa und Nordamerika wird im Jahr 2002 auf ca. 380.000 Einheiten geschätzt. Das entspricht einem Umsatz von über 260 Mio. DM. Aufgrund des starken, innovativen Maschinen- und Anlagenbaus in Deutschland ergeben sich hier hervorragende Absatzchancen. Zudem sind zahlreiche Hersteller von Nutzfahrzeugen, Baumaschinen und landwirtschaftlichen Maschinen in Deutschland ansässig. Ferner besitzt Deutschland eine starke Position bei den Herstellern von Schienenfahrzeugen. Derzeit verfügen schätzungsweise 70 % der POI / POS Terminals über konventionelle CRT-Bildschirme. Für die Entwicklung des Bedarfs an Flachbildschirmen bedeutet dies, daß zusätzlich zum erwarteten Marktwachstum im Terminalbereich ein großes Substitutionspotential besteht. Zusammenfassend ist festzuhalten, daß der Bereich der Sonderdisplays ein lohnenswertes Betätigungsfeld darstellt, das aufgrund des relativ kleinen Marktvolumens aber nicht ausreicht, um eine Produktionslinie auszulasten. Die Produktion von Sonderdisplays kann aber gut als Ergänzung zu weiteren Produkten wie z.B. Displays für die Automobilindustrie betrieben werden. 81 5.5 Mikrodisplays Produktbeschreibung: Unter Mikrodisplays versteht man kompakte Displays mit einer hohen Pixeldichte, die zu klein für die direkte Betrachtung durch das menschliche Auge sind. Bei digitalen Video- und Datenprojektoren wird ein vergrößertes Bild mit einer Projektionsoptik auf einen Schirm abgebildet. Es existiert bereits eine Vielzahl von entsprechenden Projektionsgeräten für große Flächen. Diese basieren entweder auf LCD, die in Transmission betrieben werden, oder auf einem Feld von Mikrospiegeln (DMD, Digital Micromirror Device), welche die Information durch Ein- bzw. Ausblenden eines Lichtstrahls darstellen. Aufgrund der überragenden Möglichkeiten computergesteuerter Präsentationen werden digitale Videoprojektoren herkömmliche Projektoren in zunehmendem Maße verdrängen. Bei einem Engagement in diesem Bereich ist zu beachten, daß die auf diesem Sektor tätigen Firmen einen erheblichen Technologievorsprung haben. Bei einem zweiten Typ von Mikrodisplays wird das virtuelle Bild des Displays vom Beobachter durch eine Vergrößerungsoptik betrachtet (virtuelle Displays) (Abb. 5.14). Abb. 5.14 82 Prototyp eines Head-mounted Displays in OLED-Technologie. Mit freundlicher Genehmigung der IBM Corporation. Virtuelle Displays werden einerseits in Systemen wie Kameras (Digitale Fotoapparate, Videokameras) eingesetzt. Andererseits können virtuelle Displays zusammen mit der Vergrößerungsoptik auch fest in relativ geringem Abstand vor dem Auge angeordnet werden. Da sie in diesem Fall wie eine Brille getragen werden oder an einem Helm befestigt sind, spricht man von Head- bzw. Helmetmounted Devices (HMD). Anwendungen hierfür sind Displays für tragbare Computer, wie sie z.B. von Servicepersonal benötigt werden, oder auch Datenhelme z.B. für Videospiele. Ferner kann durch Verwendung virtueller Displays bei Laptops oder SmartPhones das Einsehen der Daten durch Dritte verhindert werden. Bei virtuellen Displays handelt es sich um ein neues Produktsegment, in dem zwar bereits eine Reihe von Prototypen vorgestellt wurden, eine Serienproduktion jedoch erst am Anfang steht. An HMD wird z.Zt. in den USA sehr intensiv gearbeitet. In der Regel arbeiten die vorgestellten Mikrodisplays mit reflektiven LCD-Displays, die auf einem kristallinen Silizium-Substrat aufgebaut sind (LCOS, Liquid Crystal on Silicon), mit einer kombinierten Beleuchtungs- und Betrachtungsoptik. Es besteht jedoch noch erheblicher Verbesserungsbedarf bei der Bildqualität (Farbe, Kontrast, Helligkeit) und der Leistungsaufnahme dieser Displays. Selbstemittierende Display-Technologien könnten hier mit großem Erfolg eingesetzt werden. Spezifikationen: Wie bei allen portablen Anwendungen muß die Leistungsaufnahme des Mikrodisplays möglichst gering sein, um eine lange Betriebszeit bei geringem Gewicht des Gesamtsystems zu erreichen. Außerdem soll das Display selber so kompakt und so leicht wie möglich sein. Beide Punkte sprechen für die Reduktion der Displaygröße. Andererseits muß das Betrachten des Mikrodisplays ohne Anstrengung möglich sein. Besonderer Wert ist deshalb auf hohen Kontrast und gute Farbdarstellung zu legen. Außerdem bedingt dies, daß sehr kleine Displays eine aufwendige Optik erfordern, die sich in der Regel jedoch im Gewicht und im Preis des Systems niederschlägt. Der maximal erforderliche Betrachtungswinkel ist geringer als bei Direktsicht-Displays und wird im wesentlichen durch die Optik bestimmt. Die sonstigen Anforderungen werden weitgehend durch die Einsatzbedingungen vorgegeben (Tabelle 5.6). 83 Mikrodisplays für HMD Spezifikationen: Auflösung 2 Pixelgröße (µm ) Displaygröße (Diagonale) Kontrast Blickwinkel horizontal Blickwinkel vertikal Graustufen Farben 2 Leuchtdichte (cd/m ) Schaltzeiten (ms) Leistungsaufnahme Lebensdauer Lagerfähigkeit Zuverlässigkeitsdaten: Lagertemperaturen Arbeitstemperaturen Luftfeuchtigkeit Tabelle 5.6 QVGA, VGA, SVGA ca. 12 x 12 0,5" 100:1 durch Optik bestimmt durch Optik bestimmt 6-8 bit/Farbe 16,8 Mio. 100 10 45 mW 10.000 h 6-8 a -10°...+80° C -0°...+50° C 10-90% rH @ 25°C Spezifikationen für Mikrodisplays für Head-mounted Devices. Markt: Da Mikrodisplays ein neues Marktsegment mit einer ständig wachsenden Zahl von Anwendungsmöglichkeiten darstellen, ist eine Prognose zukünftiger Umsätze extrem schwierig. Entsprechend variieren die Marktprognosen für Mikrodisplays z.T. um mehr als eine Größenordnung. Anhaltspunkte geben Bereiche, in denen eine Substitution herkömmlicher Geräte erfolgt wie z.B. bei digitalen Kameras. Insgesamt wird für Mikrodisplays im Jahr 2002 mit einem Marktvolumen zwischen 0,5 und 2,5 Mrd. DM gerechnet. 84 6 Bewertung der Technologien für die angestrebten Produkte Die Analyse der Situation am Weltmarkt in Kapitel 2 hat die großen Chancen für den Produktionseinstieg mit hochwertigen, graphikfähigen Flachdisplays aufgezeigt. In Kapitel 4 wurden die verschiedenen Flachdisplay-Technologien beschrieben sowie aktuelle Probleme und Perspektiven dargestellt. Kapitel 5 schließlich hat eine Auswahl interessanter Anwendungen identifiziert sowie die Marktchancen und Spezifikationen dieser Produkte analysiert. Basierend auf diesen Vorarbeiten sollen nun die Technologien ermittelt werden, die einen erfolgreichen Einstieg in eine deutsche Flachdisplay-Produktion versprechen. Dazu wird im folgenden die Eignung der verschiedenen Technologien für die angestrebten Produkte herausgearbeitet. Displays für Kraftfahrzeuge Primäranzeige / frei programmierbares Kombiinstrument Die Spezifikationen der Autoindustrie für ein frei programmierbares Kombiinstrument stellen neben einer guten graphischen Darstellung auch bei hellem Umgebungslicht vor allem hohe Anforderungen an die Lebensdauer und Ausfallsicherheit des Displays. Dazu kommt das Erfordernis eines speziellen Bildschirmformats. Die kritischen Punkte sind - Kontrast, Helligkeit, Farbdarstellung, - Auflösung, Videotauglichkeit, - Leistungsaufnahme, - Lebensdauer, Lagerfähigkeit, - Schwingungs-, Schockbeständigkeit, Temperaturbereich. Obwohl gegenwärtig schon passiv angesteuerte LCD für Anzeigen im primären Sichtbereich des Fahrers eingesetzt werden, wird deren eingeschränkte Videotauglichkeit und der vergleichsweise schlechte Kontrast bei hohen Auflösungen dazu führen, daß zunehmend AM-LCD für die Primäranzeige benutzt werden. AMLCD erfüllen größtenteils die geforderten Darstellungsmerkmale und können auch eine ausreichende Lebensdauer vorweisen. Verbesserungen sind bei der Leistungsaufnahme sowie im Bereich der Arbeits- und Lagertemperaturen erforderlich. Kurzfristig stellen 85 AM-LCD die einzige Technologie dar, die die Anforderungen der Automobilhersteller bezüglich der Primäranzeige weitgehend erfüllen kann. Die PDP-Technologie kommt aus Gründen der Leistungsaufnahme, der Auflösung sowie zu hoher Kosten nicht für diese Anwendung in Frage. Während ELD Vorteile in den Emissionseigenschaften und bei der Robustheit vorweisen kann, werden die gegenwärtigen Probleme bei der Farbdarstellung und der Herstellung größerer Displays einen Einsatz als Kombiinstrument vorerst verhindern. VFD und LED-Displays scheiden von vornherein wegen ihrer fehlenden Graphikfähigkeit aus. FED können, wie LCD, alle Anforderungen an die Darstellungsqualität erfüllen und verkraften auch den angegebenen Temperaturbereich. Die hohe geforderte Lebensdauer macht jedoch die Verwendung etablierter Phosphormaterialien und damit Hochspannungen zum Betrieb erforderlich, was die Herstellungskosten erheblich in die Höhe treibt. Für OLED gilt ähnliches, auch hier kommt die wesentliche Einschränkung von der geforderten Lebensdauer. Im Vergleich zu FED besitzen OLED jedoch ein weitaus höheres Kostenpotential. Wegen der besseren Emissionseigenschaften gegenüber LCD werden OLED-Displays mittelfristig Chancen eingeräumt, AM-LCD bei der Primäranzeige in Kfz Konkurrenz zu machen. Bedingung wird dabei sein, daß standardisierte Schnittstellen zur Verfügung stehen, die ein einfaches Upgrade jederzeit möglich machen. Fahrerassistenzsysteme in der Mittelkonsole / Sekundäranzeigen Die Anforderungen an Sekundäranzeigen sind, bis auf Größe, Form und Auflösung des Displays, genau die gleichen wie für Primärinstrumente. Da diese beiden Punkte jedoch bei den in Frage kommenden Technologien unkritisch sind, gilt für Sekundäranzeigen dieselbe Bewertung wie für Primäranzeigen: AM-LCD werden passiv angesteuerte LCD in dieser Anwendung verdrängen. OLED-Displays haben mittelfristig das Potential, bei Fahrerassistenzsystemen Verwendung zu finden. Video- und Computerdisplays für die Fondpassagiere unterscheiden sich nur in der Größe von den Sekundäranzeigen und werden deshalb entsprechend wie diese bewertet. 86 Displays für mobile Kommunikationsgeräte Die Anforderungen an Darstellung und Zuverlässigkeit von Handyund PDA-Displays sind deutlich niedriger als z.B. im Automobilbereich. Andererseits wird zukünftig gerade eine hochauflösende, farbige und kontrastreiche Anzeige das Unterscheidungsmerkmal sein, das die Kaufentscheidung wesentlich beeinflußt. Besonders kritisch sind die Punkte - Leistungsaufnahme, - Farbdarstellung, - Herstellungskosten. Der zunehmende Bedarf an farbigen, graphikfähigen Displays wird dazu führen, daß die momentan dominierenden, passiv angesteuerten reflektiven LCD durch andere Technologien ersetzt werden. Dafür bieten sich zunächst AM-LCD an, die bei hohen Auflösungen einen besseren Kontrast bieten. Bei entsprechend großen Stückzahlen sollte auch der Target Price erreicht werden können. Wegen der Notwendigkeit einer Beleuchtungseinheit sind diese Displays in Bezug auf Platz, Gewicht und insbesondere Leistungsaufnahme jedoch nicht optimal für diesen Zweck geeignet. Die Einführung reflektiver Systeme auf Basis von AMLCD, von denen erste Modelle bereits auf dem Markt sind, verspricht jedoch die Lösung dieser Probleme. Die meisten anderen Flachdisplay-Technologien sind nur wenig geeignet für Anwendungen der Mobilkommunikation. PDP sind aus verschiedenen Gründen (Gewicht, Leistungsaufnahme, Preis) nicht für mobile Kommunikationsgeräte verwendbar. VFD können wiederum aufgrund der fehlenden Farb- und Graphikfähigkeit nicht eingesetzt werden, und monolithische LED-Displays können den angestrebten Target Price bei weitem nicht erreichen. Die zum Betrieb erforderlichen hohen Spannungen stellen einen großen Nachteil für ELD und FED dar, die ansonsten die Spezifikationen für mobile Kommunikationsgeräte weitgehend erfüllen könnten. Auch ist es fraglich, ob die angestrebten Kosten mit diesen Technologien erzielt werden können. Gute Perspektiven werden dagegen OLED eingeräumt; wenn die Spezifikationen bezüglich der Lebensdauer erfüllt werden können, so könnte diese Technologie bereits in wenigen Jahren preisgünstige Handy-Displays mit hervorragenden Darstellungseigenschaften liefern. 87 Displays für Smart-Cards Bei Smart-Cards werden zunächst noch vorwiegend niedrigauflösende Displays eingesetzt werden. Da es sich um ein völlig neues Anwendungsgebiet handelt, muß keine etablierte Technologie verdrängt werden. Andererseits wird vor allem der Preis entscheidend sein, in welchem Umfang Displays in diesem Sektor Einzug halten können. Die Technologiebewertung orientiert sich insbesondere an den folgenden kritischen Punkten: - Herstellungskosten, - Leistungsaufnahme, - Unempfindlichkeit gegenüber Druck und Verbiegung, - Dicke. Im Gegensatz zu den anderen bisher betrachteten Produkten können für Smart-Card-Displays durchaus auch Passiv-MatrixLCD zum Einsatz kommen. Insbesondere reflektive und bistabile Displays bieten sich aufgrund ihrer sehr geringen Leistungsaufnahme an. Wegen ihren Speichereigenschaften kann bei ferroelektrischen LCD, z.B. durch Energieaufnahme jeweils am Chipkarten-Terminal, auf Batterien völlig verzichtet werden. Gelingt es, mit diesen Technologien biegbare und druckunempfindliche Displays herzustellen, so besitzen sie großes Potential für die Verwendung in Smart-Cards. AM-LCD dürften zu teuer für diese Anwendung sein. Auf der anderen Seite sind selbstemittierende Displays aufgrund ihrer guten Ablesbarkeit von großem Interesse. PDP kommen aus den gleichen Gründen wie bei Handys auch für Smart-Cards nicht in Betracht. Bei VFD sind deren Leistungsaufnahme und Dicke von entscheidendem Nachteil. FED und LED-Displays sind nicht biegbar und vermutlich auch zu teuer für Smart-Card-Displays. Dazu kommt bei FED das Problem der hohen Spannungen. Da ELD und OLED keine flüssigen Bestandteile besitzen und sehr dünn sind, ist die funktionale Schicht prinzipiell unempfindlich gegenüber mechanischen Belastungen. ELD können zwar sämtliche ergonomische Spezifikationen erfüllen und sind auch zur Produktion auf flexiblen Substraten geeignet, es ist jedoch nicht sicher, ob die Leistungsaufnahme, die Betriebsspannung und die Herstellungskosten so weit reduziert werden können, daß ein umfangreicher Einsatz in Smart-Cards realistisch wird. Dennoch wurde kürzlich ein ELD-Prototyp für den Einsatz in Smart-Cards vorgestellt. Bei OLED-Displays sind ebenfalls die geforderten 88 Spezifikationen bzgl. der Darstellungseigenschaften gegeben, kritisch ist allerdings die mit der Verwendung biegbarer Substrate zusammenhängende Problematik einer zuverlässigen Verkapselung. Aufgrund der besonderen Spezifikationen für Smart-Card-Displays muß beachtet werden, daß eine Produktionslinie völlig anders konzipiert werden muß als bei den anderen betrachteten Anwendungen, da für flexible und kleinformatige Displays ein anderes Equipment benötigt wird. Displays für Sonderanwendungen Bedingt durch ihre gute Ergonomie haben Flachdisplays verschiedener Technologie bereits heute Teile dieses Marktes erobert. Dabei werden vorwiegend TN-, STN- wie auch mittlerweile AM-LCD eingesetzt, ferner ELD. Aufgrund der vielfältigen Einsatzbedingungen werden sich auch in Zukunft mehrere Technologien nebeneinander behaupten. Die Spezifikationen sind weitgehend vergleichbar mit denen für Kfz, besonders kritisch sind hier die Punkte - Kontrast, Helligkeit, Farbdarstellung, Blickwinkel, - Lebensdauer, Lagerfähigkeit, - Schwingungs-, Schockbeständigkeit, Temperaturbereich. Die besseren Darstellungseigenschaften geben AM-LCD gegenüber passiv angesteuerten LCD eindeutig den Vorzug. AMLCD-Produkte, die insbesondere den hohen Anforderungen bzgl. der Zuverlässigkeit gerecht werden, werden heute schon angeboten, allerdings noch zu relativ hohen Preisen. Bei entsprechenden Weiterentwicklungen kann zukünftig mit einem hohen Marktanteil von AM-LCD im Bereich der Displays für Sonderanwendungen gerechnet werden. PDP sind, obwohl von ihren Eigenschaften her gut geeignet für diesen Zweck, bei den benötigten Bildschirmgrößen im Vergleich zu AM-LCD zu teuer. Für einige Anwendungen (z.B. in Transport/Verkehr) ist die geforderte Pixeldichte gegenwärtig nicht realisierbar. Auch wird die eingeschränkte Tageslichttauglichkeit die Einsatzmöglichkeiten von PDP bei Outdoor-Anwendungen begrenzen. VFD fallen wieder wegen ihrer mangelnden Graphikfähigkeit aus, und LED-Displays sind zu teuer bei den 89 benötigten Bildschirmgrößen. ELD können u.a. die geforderte Robustheit vorweisen, ihre geringe Helligkeit und problematische Farbdarstellung werden jedoch den Einsatz zumindest in einigen Anwendungsbereichen erschweren. Dazu kommt die Schwierigkeit, große Displays mit dieser Technologie herzustellen. FED sind durch ihre Temperaturunempfindlichkeit und ihre guten Emissionseigenschaften für Industriedisplays gut geeignet. Kritisch ist dagegen die mangelnde Robustheit gegenüber mechanischen Beanspruchungen. Die existierenden Probleme bei der Farbdarstellung treten nur bei der Verwendung von NiedervoltPhosphoren auf, die Verwendung hoher Spannungen ist für diese Anwendungen jedoch nicht besonders problematisch. Entscheidend für den Einsatz von FED in Displays für Sonderanwendungen wird jedoch der Herstellungspreis sein. Kritischer Punkt bei OLED-Displays ist das Erzielen der geforderten Lebensdauer sowie die derzeit gegebene Schwierigkeit der Herstellung großer Farbdisplays mit entsprechender Auflösung. Entsprechend werden sich OLEDDisplays eher mittelfristig in diesem Bereich etablieren. Mikrodisplays Neben Projektionsanwendungen finden Mikrodisplays vorrangig Verwendung als virtuelle Displays für Videobrillen, Kamerasucher etc. Neben hoher Auflösung und Videofähigkeit sind daher geringes Gewicht und niedriger Energieverbrauch maßgebend. Die kritischen Punkte sind - Videofähigkeit, Auflösung, - Farbdarstellung, - Leistungsaufnahme, - Gewicht. Sämtliche derzeit angebotenen Head-up Displays benutzen monochrome oder farbige LCD auf CMOS Silizium-Substraten, die überwiegend als reflektives Display aufgebaut sind. Der Nachteil dieser Anordnung beruht unter anderem auf einer relativ voluminösen Beleuchtungsvorrichtung und einer nicht optimalen Farbwiedergabe. Durch einen transmissiven Aufbau können diese Nachteile vermieden werden; ein aktuelles Produkt erreicht dies mit Hilfe eines geläppten Siliziumwafers. 90 Selbstemittierende Displays bieten sich besonders zur Verwendung als virtuelle Displays an. PDP und VFD sind offenkundig ungeeignet für Mikrodisplays, während LED-Displays in monolithischem Aufbau zumindest in monochromer Ausführung gute Eigenschaften vorweisen können. Die Herstellung eines LEDMikrodisplays zu konkurrenzfähigen Kosten erscheint allerdings ausgeschlossen. ELD wie auch OLED-Displays können in Aktiv-Matrix-Ausführung die Spezifikationen für Mikrodisplays gut erfüllen. Aufgrund ihrer selbstemittierenden Eigenschaften ist damit auch eine bessere Darstellung möglich als mit reflektiven AM-LCD. Die hohe Wechselspannung zum Betrieb der ELD sowie die Notwendigkeit, diese von den Steuersignalen hinreichend gut abzuschirmen, treiben die Kosten für diese Technologie jedoch in die Höhe. FED weisen zwar gute Emissionseigenschaften auf, erfordern aber ebenfalls hohe Betriebsspannungen, was entsprechende Abschirmung und Transformationselemente erfordert. Beide Aspekte bedingen Nachteile bei Gewicht und Herstellungskosten. OLED-Displays mit aktiver Ansteuerung sind durch ihre hohe Effizienz, ihre leichte Bauweise und die niedrigen Betriebsspannungen besonders für virtuelle Displays geeignet. 91 92 7 Konzept für den Aufbau einer Flachdisplay-Produktion Die Analyse der Technologien und Produkte in den Kapiteln 4 bis 6 zeigt, daß vor allem innovative Produkte mit Aktiv-Matrix-LCD bzw. OLED-Displays vielversprechende Marktchancen besitzen. Auf der einen Seite kann AM-LCD als etablierte Technologie mit einer Vielzahl von technologischen Alternativen in zahlreichen Anwendungen eingesetzt werden. Auf der anderen Seite besitzen OLED-Displays großes Potential zur Realisierung brillanter Farbdisplays vor allem in portablen Produkten. Zudem können beide Technologien in Deutschland auf ein umfassendes Forschungs- und Entwicklungs-Know-how bauen. Es wird daher vorgeschlagen, eine Flachdisplay-Produktion in diesen beiden Technologien aufzubauen. Es ist jedoch zu berücksichtigen, daß der Stand der Entwicklung dieser beiden Technologien und ihrer Produktionsverfahren sehr unterschiedlich ist. AM-LCD werden heutzutage in großen Stückzahlen produziert, und es besteht seit einigen Jahren umfangreiches Produktions-Know-how. Die OLED-Technologie hingegen befindet sich in einem deutlich früheren Stadium der Entwicklung – dem Übergang von der Fertigung im Labormaßstab zur ersten Produktion in kleinen Serien. Erfahrung in der Massenfertigung von OLED-Displays existiert derzeit nicht. Diese Unterschiede spiegeln sich dementsprechend auch in der Größe und der Konzeption der Linien für AM-LCD und OLED-Displays wider. Im folgenden werden daher zwei parallel zu verfolgende Ansätze vorgestellt. 93 7.1 Produktion von AM-LCD Produkte für eine AM-LCD-Linie Die Diskussion attraktiver Anwendungen für Flachdisplays in Kapitel 5 zeigt, daß gute Chancen für einen erfolgreichen Markteinstieg mit AM-LCD vor allem im Bereich Displays für Kraftfahrzeuge und bei Displays für Sonderanwendungen gegeben sind. Bei Automobilen erscheint insbesondere die Produktion von Displays für ein frei programmierbares Kombiinstrument interessant. Einerseits ist hier noch kein Konkurrenzprodukt am Markt andererseits bietet sich die hervorragende Chance, zusammen mit der deutschen Autoindustrie ein innovatives Produkt zu entwickeln. So kann die starke Stellung der deutschen Autohersteller auf dem Weltmarkt genutzt werden, um einen großen Absatzmarkt beliefern zu können. Aufgrund des großen Stückzahlpotentials bietet ferner auch die Produktion von Displays für Fahrerassistenzsysteme in der Mittelkonsole gute Absatzchancen. Obwohl diese Displays Standardformate haben, bedingen die hohen Anforderungen an Betriebssicherheit und Lebensdauer, daß hier Spezialentwicklungen erforderlich sind. In beiden Fällen ist AM-LCD die einzige Technologie, die kurzfristig die geforderten Spezifikationen erfüllen kann. Hochwertige Spezialdisplays werden vor allem für die Prozeßsteuerung in rauhen Industrieumgebungen oder auch für Nutzfahrzeuge benötigt. Deutsche Hersteller nehmen in diesen Bereichen weltweit eine Spitzenstellung ein. Da diese Displays vielfach in enger Abstimmung mit den betreffenden Firmen entwickelt werden müssen, ist eine Produktion in räumlicher Nähe zum Kunden sehr vorteilhaft. Diese Anwendung alleine lastet voraussichtlich eine Produktionslinie nicht aus. Da die Spezifikationen jedoch denen der Automobilindustrie sehr ähnlich sind, kann die Produktion ohne größere Umstellungen auf derselben Linie erfolgen. Mit zunehmender Produktionserfahrung kann der Schritt zu weiteren Anwendungen, z.B. größeren Displays für Desktop-Monitore, getan werden. 94 Kerndaten für den Aufbau einer AM-LCD Produktionslinie Die Kosten für den Aufbau einer Produktionslinie von AM-LCD basieren auf einer aktuellen Kalkulation. Im Unterschied zur Planung des ADT-Projekts wurde u.a. von einer verringerten Fertigungstiefe und einem kleineren Overhead, wie er üblicherweise bei mittelständischen Unternehmen verwandt wird, ausgegangen. Folgende Annahmen werden zu Grunde gelegt: • Auf der Linie sollen Displays für Kraftfahrzeuge sowie Displays für Sonderanwendungen gefertigt werden. Die Linie ist für die Prozessierung von Glassubstraten der Größe 550 x 670 mm2 (Generation 3) ausgelegt. • Die Displays sollen in TFT-Technologie auf Basis von amorphem Silizium aufgebaut werden. Auf dieser Linie sollen die Array-Platte und die Zelle hergestellt sowie die Ansteuerungselektronik und die Hinterleuchtung montiert werden. • Farbplatte, Elektronik, Hinterleuchtung und Folien sollen zugekauft werden. • Die Linie ist ausgelegt auf eine Kapazität von 7.000 Substratstarts pro Monat, die in einem Drei-Schicht-Betrieb an 350 Tagen im Jahr prozessiert werden. Im dritten Jahr können rund 1 Mio. 7“-Displays für Fahrerassistenzsysteme oder Displays für Kombiinstrumente und Sonderanwendungen gefertigt werden. • Als Zuschüsse wurden die während der Planung des ADTProjekts in Aussicht gestellten Summen zugrunde gelegt. Die Kalkulation wurde für durchgeführt. Zum Betrieb Arbeitskräfte benötigt. eine Laufzeit von 13 Jahren der Anlage werden ca. 350 Anhand dieser Annahmen betragen die Investitionen für die Linie nach dem zugrunde gelegten Kalkulationsmodell 271 Mio. DM. Zusammen mit den Anlaufkosten (92 Mio. DM) beträgt die zu finanzierende Summe 363 Mio. DM. Die Finanzierung soll über ein Besitzer/Betreiber-Modell erfolgen. Die Kapitalertragsrate beträgt ca. 26 %, die Kapitalrückflußdauer ca. 6 Jahre. 95 Die Basis- und Finanzdaten der Linie sind in der folgenden Tabelle zusammengefaßt: Basisdaten: LCD Kfz, Sonderdisplays 7", 16:9 TFT, 4-Masken-Prozeß Array-Platte, Zelle, Ansteuerungs- und Hinterleuchtungsmontage, Final Test 2 550x670 mm Marktsegment Produkt (Planannahme) Technologie Herstellungstiefe Mutterglasgröße, Array-Platte Start-Kapazität Muttergläser Arbeitsplätze möglicher Planungsbeginn möglicher Ausstoß für Markt 7000/Monat ca. 350 Sofort nach 24 Monaten Finanzdaten: LCD Investitionen: Anlaufkosten bis Break-even (mit Förderung) zu finanzierende Summe Ersatzinvestitionen Grundstück Geschätzte Zuschüsse: Investitionen Vorlauf, BMBF Finanzierungsmodell Laufzeit für die Rechnung Rechnungsergebnis (inkl. Zuschüsse): Kapitalwert (NPV) (Zinssatz 20%) Kapitalertragsrate (ROI) Kapitalrückflußdauer (Pay-back) Im 3. Produktionsjahr: Ausstoß Stück Äquiv. 7" Stückpreis Umsatz Tabelle 7.1 317 Mio. DM 73 Mio. DM 390 Mio. DM 85 Mio. DM Erbpacht 100 Mio. DM 60 Mio. DM Besitzer/Betreiber 13 Jahre 17 Mio. DM 26 % 6 Jahre 950.000 Stück 280 DM 241 Mio. DM Basis- und Finanzdaten einer Einstiegslinie zur Produktion von TFT-LCD. Quelle: Unternehmensberatung J. Weidinger, 1999 Wahl der Anlagengröße Beim gegenwärtigen Stand der Produktionstechnik kommt auch der Einstieg mit einer Linie der Generation „3,5“ in Frage, was einen größeren Durchsatz ermöglichen würde. Bei einer Substratgröße von 670 x 850 mm² könnten im Vergleich zu einer Linie der Generation 3 zum Beispiel 18 statt 10 frei 96 programmierbare Kombiinstrumente oder später dann sechs statt vier 15"-Monitore auf einer Platte gefertigt werden. Dem deutlich größeren Durchsatz (mit den entsprechenden Kostenvorteilen) stehen allerdings erhöhte Investitionskosten gegenüber. Außerdem ist aufgrund der noch nicht völlig etablierten Anlagenund Prozeßtechnik bei dieser Substratgröße mit einer verlängerten Anlaufzeit zu rechnen. Ferner können Korrekturen bei der Personalstruktur zum Aufbau und Betrieb einer solchen Linie notwendig sein. Die Wirtschaftlichkeit einer Einstiegslinie der Generation „3,5“ dürfte ähnlich zu bewerten sein wie der gerechnete Fall. Wegen der höheren Investitions- und Anlaufkosten wird sich die Kapitalrückflußdauer verlängern; aufgrund des deutlich größeren Durchsatzes dieser Linie werden die Überschüsse aber um so steiler ansteigen, sobald mit optimierter Ausbeute produziert werden kann. Vorstellbar ist z.B. ein Einstieg mit der etablierten Technologie der Generation 3 und einem Übergang zu Generation „3,5“ bei Installation der Massenproduktion. In jedem Fall müssen die Fortschritte der Produktionstechnologie und des Anlagenbaus der Generation „3,5" weiterhin sorgfältig beobachtet und, vor einer endgültigen Entscheidung für eine Einstiegslinie, nochmals die Wirtschaftlichkeit einer solchen Linie überprüft werden. 97 7.2 Produktion von OLED-Displays Wie in den vorangegangenen Kapiteln dargelegt, werden neben LCD derzeit organischen LED-Displays die größten Marktchancen eingeräumt. Da OLED selbstemittierend sind und somit ohne platzraubende Hinterleuchtung auskommen, lassen sich auf OLED-Basis äußerst dünne Displays mit geringem Gewicht und niedrigem Energieverbrauch herstellen. Darüber hinaus demonstrieren die (mit einigen Emittermaterialien bereits realisierten) hohen erzielbaren Helligkeiten die Eignung der OLED-Technologie für den Einsatz bei Tageslicht. Diese entscheidenden Vorteile gegenüber anderen Displayvarianten machen OLED-Displays vor allem für den Einsatz in portablen Geräten, wie z.B. Handys, Smart-Phones, Digitalkameras oder PDA, äußerst interessant. Da es bislang keine Erfahrung mit der Produktion von OLEDDisplays in nennenswerten Stückzahlen gibt, wird für den nachhaltigen Aufbau einer größeren Produktionskapazität ein Stufenkonzept vorgeschlagen. Nach einer zwei- bis dreijährigen fertigungsnahen Forschungs- und Entwicklungsphase kann der Einstieg in die Produktion größerer Stückzahlen mit einer Pilotlinie erfolgen. In dieser Vorlaufphase sollen grundlegende Fragen der OLED-Technologie, die sich bei der Umsetzung der vorhandenen Forschungsergebnisse in eine Produktion ergeben, geklärt werden. Im folgenden werden angestrebte Produkte sowie die Kosten einer solchen Pilotlinie geschildert. Produkte für eine OLED-Linie In Kapitel 5 wurde die hervorragende Eignung von OLED-Displays für verschiedene innovative Produkte herausgestellt. Abhängig von Größe und Pixelanzahl können entweder Passiv- oder AktivMatrix-Ansteuerungen benutzt werden. Für den Einstieg in die Produktion graphikfähiger Displays eignen sich zunächst Displays mit kleiner Fläche, weil hier die kostspieligen Aktiv-MatrixSubstrate aus kristallinem Silizium besser genutzt werden. OLED können insbesondere auf dem Gebiet virtueller Displays Erfolg haben. Virtuelle Displays sind hochauflösende Bildschirme mit einer Fläche von wenigen cm², die mittels spezieller Optiken betrachtet werden. Die Aktiv-Matrix-OLED-Technologie ist für Displays dieser Größe ideal geeignet. Keine der derzeitigen 98 Lösungen für kompakte virtuelle Displays bieten die Kombination von geringem Gewicht, großer Helligkeit, niedrigem Energieverbrauch, Videotauglichkeit und einfachem Aufbau der Optik, wie sie mit OLED möglich ist. In diesem Sinne haben OLED das Potential, die dominierende Technologie in diesem Bereich zu werden. OLED können gegenüber reflektiven LCD eine deutliche Verbesserung der Darstellung bei Handy-Displays bewirken. Neben ihren guten Emissionseigenschaften kommt hier besonders ihre hohe Effizienz zum Tragen. Prototypen mit einer passiven Ansteuerung demonstrieren die gute Ablesbarkeit dieser Displays. Wird die Ansteuerung hochauflösender Farbdisplays in der kostengünstigeren Dünnschichtsilizium-Technologie durchgeführt, so können OLED mit etwas größeren Direktsicht-Displays erfolgreich in den Bereich mobiler Kommunikationsgeräte vorstoßen. In diesem Fall wird ein Stückzahlpotential von heute schon 150 Mio. Einheiten angezapft. Die Möglichkeit, OLED-Displays auf flexiblen Substraten und in beliebigen Formen herzustellen, eröffnet die Chance für den Einsatz in Smart-Cards sowie einer Vielzahl neuer Anwendungen, die mit anderen Technologien z.T. nicht realisierbar sind. Vorteilhaft für Smart-Cards sind die geringe Dicke, die hohe Effizienz der OLED-Displays sowie die Tatsache, daß keine flüssigen Substanzen zum Aufbau verwendet werden müssen. Ferner sind OLED aufgrund ihrer hohen Leuchteffizienz sehr gut geeignet als Hinterleuchtung für LCD, insbesondere für kleine, dünne und leichte Displays, wie sie bei portablen Anwendungen gefordert sind. Hierfür genügt ein einfacher Aufbau mit passiver Ansteuerung. Kerndaten für den Aufbau einer AM-OLED Pilotlinie Die hier betrachtete Pilotlinie setzt voraus, daß der Schritt von den derzeit existierenden Labormodellen mit eingeschränktem Funktionsumfang hin zum vollfarbigen, graphikfähigen Massenprodukt mit umsetzbaren Produktionsprozessen bereits weitgehend vollzogen ist. Dies kann im Rahmen einer vorab zu erfolgenden zwei- bis dreijährigen Forschungs- und Entwicklungsphase erreicht werden, in der kostengünstige und zuverlässige Produktionstechnologien bis hin zu Verkapselungs- und Testprozessen 99 konzipiert und unter Fertigungsbedingungen erprobt werden. Die auf diesen Vorarbeiten aufbauende Pilotfertigung könnte dann nach einer Anlaufphase im Mehrschichtbetrieb mit zwei Produktionslinien einen effektiven Ausstoß von bis zu ca. 100.000 kleinen Displays pro Monat leisten. Mit dieser gestaffelten Vorgehensweise soll der Grundstein für den erfolgreichen Einstieg in eine Massenproduktion gelegt werden. Die Planung basiert auf der Herstellung kleiner, hochauflösender Aktiv-Matrix-Displays für virtuelle Displays, die z.B. in Videobrillen oder Kamerasuchern eingesetzt werden. Die Ansteuerung soll dabei in konventioneller CMOS-Technik erfolgen. In der ersten Phase sollen die CMOS-Wafer (Größe 8") zugekauft werden. Auf der Pilotlinie werden dann sämtliche weiteren Lithographieschritte, das Aufbringen der Elektroden und der organischen Schichten sowie Verkapselung, Einfassen und Kontaktierung durchgeführt. Alternativ können auch Aktiv-Matrix-Substrate in Dünnschichttechnologie mit amorphem oder polykristallinem Silizium auf Glas verwendet werden, die eine kostengünstige Herstellung von größeren Displays erlauben, wie sie z.B. in Digitalkameras, SmartPhones und PDA eingesetzt werden. Beim derzeitigen Stand der Technik erfordert diese Variante jedoch zusätzlichen Entwicklungsaufwand. Die Investitionen für die Linie belaufen sich bei Zukauf der CMOSSubstrate auf 51 Mio. DM. Die jährlichen Kosten inklusive Abschreibung und Gehälter für 70 Mitarbeiter liegen bei ca. 25 Mio. DM. Da es sich um eine Pilotlinie handelt, ist der Automatisierungsgrad niedriger als bei einer Massenproduktion, und zur Entwicklung der Prozesse wird höher qualifiziertes Personal benötigt. Die Kalkulationen basieren auf einem DreiSchicht-Betrieb (300 Tage/Jahr). 100 Die Basis- und Finanzdaten der Linie sind in der folgenden Tabelle zusammengefaßt. Basisdaten: Marktsegment Produkt (Planannahme) Technologie Herstellungstiefe Zukauf Wafergröße Kapazität (Wafer): ausstoßwirksam (bei ausgereiften Yield) Arbeitsplätze Operation möglicher Planungsbeginn OLED Mikrodisplay, Mobilkommunikation Virtual Displays für mobile Computer, Camcorder Displays für Smart-Phones, PDA, Digitalkameras AM-OLED auf CMOS-Substrat (alternativ: Polysilizium auf Glas) Schichtaufbau, Verkapselung, Packaging, Final Test CMOS-Wafer, Materialien, elektronische Komponenten 8" 1500/Monat 70 3-Schicht-Betrieb 300 Tage/Jahr vorab zwei- bis dreijährige F&E-Phase Finanzdaten: OLED Investitionen: Maschinen und Einrichtung Gebäude Summe jährliche Kosten: Abschreibung Gehälter sonstige Summe Ausstoß im 3. Produktionsjahr: Ausstoß Stück Stückkosten Tabelle 7.2 45 Mio. DM 6 Mio. DM 51 Mio. DM 11 Mio. DM 10 Mio. DM 4 Mio. DM 25 Mio. DM 120.000 – 1.200.000 Stück 40-300 DM (abhängig vom DisplayFormat) Basis- und Finanzdaten einer OLED-Pilotlinie zur Herstellung von Mikrodisplays und kleinen Direktsichtdisplays. Quelle: IBM Speichersysteme Deutschland GmbH, 1999 101 102 8 Strategieempfehlung Aufgrund der herausragenden Bedeutung eines Ausbaus der Displayaktivitäten für den Hochtechnologiestandort Deutschland und der damit verbundenen Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen im Bereich der Zulieferer, der Anwender und der Forschungsinstitute setzen sich die Verfasser der Studie mit Nachdruck für den Aufbau einer umfassenden FlachdisplayProduktion in Deutschland ein. Der Zeitpunkt für eine Ausweitung der Displayaktivitäten ist aus mehreren Gründen günstig: • Der Flachdisplay-Markt zeigt ein rasantes Wachstum auf hohem Niveau, so daß ein erfolgreicher Einstieg ohne die Verdrängung etablierter Produzenten möglich ist. • Neue Anwendungsfelder insbesondere im Bereich portabler Geräte und Displays für Automobile und den Industrieeinsatz ermöglichen die Erschließung neuer Märkte. • Durch neue Technologien wie die der OLED-Displays besteht die einmalige Chance, Produktionskompetenz in einer neuen, konkurrenzfähigen Display-Technologie „vom Start weg“ in Deutschland aufzubauen. • Die vielversprechenden Weiterentwicklungen der etablierten LCD-Technologie in Kombination mit neuen, spezialisierten Produkten ermöglichen ebenfalls den Einstieg in eine DisplayProduktion. • Die Mehrzahl der fernöstlichen Flachdisplay-Hersteller befindet sich gegenwärtig in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten, was deren Handlungsfähigkeit stark einschränkt. 103 Wie in Kapitel 7 beschrieben, wird der parallele Einstieg in zwei Technologien vorgeschlagen: 1. Aufgrund der weit entwickelten Fertigungstechniken für TFTLCD wird der Aufbau einer Produktionslinie in dieser Technologie vorgeschlagen. In Kapitel 8.1 werden verschiedene Alternativen für einen Einstieg in eine AM-LCD-Produktion vorgestellt und deren Wirtschaftlichkeit und strategische Bedeutung dargestellt. 2. Da es sich bei der OLED-Technologie um eine aufstrebende Technologie handelt, die an der Schwelle zur Produktion in größeren Einheiten steht, wird der Aufbau einer Pilotlinie vorgeschlagen. Hier ist noch erhebliche Entwicklungsarbeit sowohl bei der Entwicklung der Displays als auch deren Fertigungsverfahren zu leisten. 104 8.1 AM-LCD-Produktionslinie Für den Einstieg in eine AM-LCD-Produktion werden drei unterschiedliche Vorgehensweisen diskutiert (siehe Abb. 8.1). Bei den Alternativen 1 und 2 erfolgt bereits in der ersten Stufe der Aufbau einer LCD-Produktion (Einstiegslinie). Alternative 3 unterscheidet sich grundsätzlich von diesen beiden Vorschlägen, da hier in der ersten Phase keine Produktion der Flüssigkristallzelle erfolgt. Ein direkter Vergleich der Wirtschaftlichkeitsdaten mit den Alternativen 1 und 2 erscheint aufgrund des völlig unterschiedlichen Ansatzes nicht sinnvoll. Alternative 1 Großserie Einstiegslinie FO Infrastruktur + Skill-Einkauf Deutsches Konsortium deutsche F&E + Infrastruktur Alternative 2 Großserie Einstiegslinie Fernost F&E + Infrastruktur Partner Fernost deutsche F&E + Infrastruktur Deutsches Konsortium Alternative 3 Großserie ? Stufenweiser Einstieg Fernost F&E + Infrastruktur Fernost Front-End Lieferung Einstiegslinie ? Deutschland Back-End deutsche F&E + Infrastruktur Zeitachse 2000 Abb. 8.1 2001 2002 2003 2004 Drei Szenarien zum Einstieg in eine deutsche Flachdisplay-Produktion. 105 Alternative 1 Beschreibung: Unter Einbeziehung der deutschen Forschungs- und Entwicklungsergebnisse wird zunächst eine Einstiegslinie aufgebaut. Dabei erfolgt keine direkte Einbindung eines fernöstlichen Partners. Die Unterstützung aus Fernost beschränkt sich auf der Hardware-Seite auf die Lieferung spezieller Maschinen, die nur von japanischen Anlagenherstellern geliefert werden können. Ferner soll Fachwissen auf dem Gebiet der AM-LCD-Produktion durch die Einstellung entsprechender Fachleute aus Fernost eingekauft werden, um die Anlaufphase optimal zu gestalten. Diese Einstiegslinie wird durch ein Konsortium potentieller Displayhersteller aus Deutschland betrieben. Auch eine Beteiligung von Firmen aus dem europäischen Raum sollte durchaus in Erwägung gezogen werden, sofern diese bereit sind, die Investition in Deutschland zu tätigen. Mit einer derartigen Linie kann Fertigungs-Know-how im großen Maßstab aufgebaut werden, das im Bereich TFT-LCD in Deutschland nicht vorhanden ist. Wie die Kerndaten für die AM-LCD-Linie in Kapitel 7.1 zeigen, ist die Linie eindeutig auf eine Produktion im größeren Stil ausgerichtet, deren Produkte vermarktet werden. Klarer Nachteil dieser Alternative ist das fehlende ProduktionsKnow-how bei AM-LCD in Deutschland. Dieses kann zwar teilweise durch ein europäisches Konsortium bereitgestellt werden, in jedem Falle wird aber die Anlaufzeit bis zur Serienreife bei diesem Szenario länger sein als bei den anderen beiden. Außerdem muß in Betracht gezogen werden, daß die erfolgreichen Initiativen in Korea und Taiwan überwiegend nach Szenario 2 oder 3 abgelaufen sind. In den USA werden vorwiegend andere Technologien (z.B. FED) verfolgt. Die dort unternommenen Anstrengungen, eine Flachdisplay-Produktion aus eigenen Ressourcen heraus aufzubauen; verliefen bislang jedoch nicht erfolgreich. Um diese Alternative wirtschaftlich attraktiv zu gestalten, ist eine erhebliche Unterstützung seitens der öffentlichen Hand notwendig. Nur so werden die Risiken in dieser Phase für die Unternehmen tragbar. 106 Basierend auf der durch Aufbau und Betrieb der Einstiegslinie gewonnenen Erfahrung kann dann in einer nächsten Phase die Installation weiterer Linien zur Großserienproduktion erfolgen. Dies kann dann z.B. auch durch die einzelnen Partner des Konsortiums aus eigener Kraft geschehen. Die Einstiegslinie wirkt somit als Kondensationskeim für den Aufbau einer umfangreichen Displayindustrie in Deutschland. Vorteile: • Stärkung der deutschen Zulieferindustrie • Unabhängigkeit von fernöstlichen Displayproduzenten • Schaffung von Arbeitsplätzen • Stärkung der deutschen Forschungs- und EntwicklungsInfrastruktur Nachteile: • langsameres Hochfahren der Produktion, höhere Kosten • kein Rückgriff auf etablierte Einkaufs- und Vertriebswege Alternative 2 Beschreibung: Bei diesem Modell erfolgt der Aufbau der Einstiegslinie zusammen mit einem Displayhersteller aus Fernost. In einer weiteren Phase kann dann ein Ausbau der Produktionskapazitäten durch den Aufbau einer Großserienproduktion – wiederum als Gemeinschaftsprojekt des fernöstlichen Partners in Zusammenarbeit mit einem deutschen Konsortium – erfolgen. Diese Konstellation bietet den großen Vorteil, daß ein in der Massenproduktion erprobter Prozeß vom Partner übernommen werden kann. Dadurch verkürzen sich die Planungs- und die Anlaufphase, was zu einem höheren Gewinn und einer kürzeren Pay-back-Zeit führt. Ein weiterer wichtiger Pluspunkt besteht darin, daß man auf den Einkauf und die Vertriebswege des Fernost- 107 Partners zurückgreifen kann, was sich ebenfalls positiv auf die Kosten auswirkt. Viele erfolgreich operierende internationale Allianzen, z.B. im Halbleiterbereich, demonstrieren die Realisierbarkeit dieser Vorgehensweise. Auf der anderen Seite ist zu beachten, daß die Verhandlungen mit einem Partner aus Fernost sehr lange dauern können. Der damit verbundene Zeitverzug kann den erwähnten Vorteil einer verkürzten Anlaufphase z.T. wieder kompensieren. Da der Fertigungsprozeß von dem Partner aus Fernost übernommen wird, ist auch der Einfluß auf die Auswahl der Geräte und Materialien stark eingeschränkt. Daher wird die Stärkung der deutschen Zulieferindustrie durch den Aufbau der Einstiegslinie geringer sein als bei Alternative 1. Ebenso entstehen bei diesem Modell erhebliche Kosten für Lizenzgebühren, die an die Muttergesellschaft abgeführt werden müssen und den Gewinn schmälern. Auch muß berücksichtigt werden, daß die Hemmschwelle für einen Fernost-Partner, sich wieder aus Deutschland zurückzuziehen, erheblich niedriger ist als für einheimische Firmen. Zudem ist zu bedenken, daß das umfangreiche Wissen, das durch die langjährigen Forschungsarbeiten in Deutschland aufgebaut wurde, vermutlich nicht oder nur in geringem Maße eingebracht werden kann. Vorteile: • Übernahme eines erprobten Herstellungsprozesses • schnelleres Hochfahren der Produktion, geringere Kosten • Nutzung der etablierten Einkaufsstrukturen und der Vertriebswege des Fernost-Partners Nachteile: • langwierige Verhandlungen mit fernöstlichen Kooperationspartnern notwendig • Abhängigkeit von fernöstlichen Displayproduzenten • geringerer Nutzen für die deutsche Zulieferindustrie • Zahlung von Lizenzgebühren an die Muttergesellschaft • geringere Entwicklungsaktivitäten in Deutschland 108 Alternative 3 Beschreibung: Bei diesem Modell wird ein gänzlich anderer Ansatz zum Aufbau einer Flachdisplay-Produktion verfolgt. Hierbei sollen zunächst LC-Zellen aus Fernost zugekauft werden und für besondere Einsatzbereiche, wie z.B. Industrie, Medizintechnik oder Automobil, modifiziert und spezifiziert werden. Dadurch ist es möglich, ohne große Investitionen, wie sie für den Aufbau einer kompletten Produktionslinie notwendig sind, Spezialdisplays zu fertigen. So kann umfangreiches Know-how im Back-End-Bereich der Produktion erworben werden. Die dabei gewonnenen Erfahrungen, Kontakte, Vertriebs- und Einkaufsstrukturen können dann in einer weiteren Phase in den Aufbau einer Produktionslinie einfließen. Diese könnte entweder durch eine von einem deutschen Konsortium getragene Einstiegslinie oder basierend auf der engen Zusammenarbeit mit dem fernöstlichen Partner aus dem Front-End-Bereich durch den Aufbau einer (Groß-)Serienproduktion erfolgen. Waren in der Vergangenheit die etablierten Flachdisplay-Hersteller in Fernost nicht zur Lieferung teilweise verarbeiteter Displays bereit, so hat, verursacht durch die enormen wirtschaftlichen Probleme der fernöstlichen Technologiekonzerne, bei vielen dieser Firmen ein Umdenken eingesetzt. Mittlerweile besteht bei mehreren Firmen die Bereitschaft zur Mitarbeit in gemeinsamen Projekten bzw. zur Lieferung von Displays in verschiedenen Formaten und Fertigungsstufen. Selbst Displays mit Konturschnitten, wie bei der Produktion von frei programmierbaren Kombiinstrumenten für Kfz benötigt, sind inzwischen lieferbar. Vielfach wird die Abgabe der Peripherie-Technik sogar gewünscht. Es kann also davon ausgegangen werden, daß die Partnersuche bei dieser Alternative keine größeren Probleme bereitet. Der grundsätzlich vorhandenen Gefahr des vorzeitigen Ausstiegs des japanischen Partners aus dieser Lieferbeziehung kann durch entsprechende Verträge vorgebeugt werden. Bei Alternative 3 werden naturgemäß zunächst deutlich weniger Arbeitsplätze geschaffen als bei den oben vorgeschlagenen Alternativen. Andererseits ist das Investitionsvolumen weitaus geringer als bei den anderen beiden Alternativen, was das 109 wirtschaftliche Risiko erheblich verkleinert. Eine konkrete Wirtschaftlichkeitsrechnung kann allerdings nicht angegeben werden, da diese extrem von weiteren Faktoren, wie z.B. der Fertigungstiefe und der speziellen Anwendung abhängt. Vorteile: • Know-how-Aufbau im Back-End-Bereich • geringer Kapitaleinsatz Nachteile: • geringer Aufbau von Produktions-Know-how • Schaffung weniger Arbeitsplätze • eingeschränkte Stärkung der Zulieferindustrie • Abhängigkeit von fernöstlichen Lieferanten der LC-Zelle Bewertung der drei Alternativen Die Kerndaten der vorgeschlagenen AM-LCD-Linie wurden bereits in Kapitel 7.1 aufgeführt. Die Unterschiede bei den weiteren Rechnungen (Tabelle 8.1) ergeben sich im wesentlichen daraus, daß bei Alternative 1 eine Summe von 106 Mio. DM für Entwicklungskosten über die gesamte Laufzeit von 13 Jahren angesetzt wurde. Diese Entwicklungskosten führen direkt zu einer Stärkung der Know-how-Basis in Deutschland. Im Falle von Alternative 2 ist davon auszugehen, daß die Entwicklungsarbeiten zum großen Teil bei der Partnergesellschaft in Fernost durchgeführt wurden. Deshalb wurden hier nur 20 % dieser Entwicklungskosten berücksichtigt. 110 Investitionen (Maschinen und Gebäude) Anlaufkosten bis Break-even zu finanzierende Summe Ersatzinvestitionen Grundstück Geschätzte Zuschüsse: Investitionen Vorlauf, BMBF Finanzierungsmodell Laufzeit für die Rechnung Rechnungsergebnis (inkl. Zuschüsse): Kapitalwert (NPV) (Zinssatz 20 %) Kapitalertragsrate (ROI) Kapitalrückflußdauer (Pay-back) Im 3. Produktionsjahr: Ausstoß Stück Äquiv. 7" Stückpreis Umsatz Tabelle 8.1 Alternative 1 317 Mio. DM 73 Mio. DM 390 Mio. DM 85 Mio. DM Erbpacht AM-LCD Alternative 2 317 Mio. DM 30 Mio. DM 347 Mio. DM 85 Mio. DM Erbpacht 100 Mio. DM 60 Mio. DM Besitzer/Betreiber 13 Jahre 100 Mio. DM 60 Mio. DM Besitzer/Betreiber 13 Jahre 17 Mio. DM 26 % 6 Jahre 46 Mio. DM 51 % 5 Jahre 950.000 Stück 280 DM 241 Mio. DM 1.050.000 Stück 280 DM 267 Mio. DM Vergleich der wirtschaftlichen Daten einer TFT-LCD-Einstiegslinie für ein rein europäisches bzw. ein deutsch-japanisches Firmenkonsortium. Quelle: Unternehmensberatung J. Weidinger, 1999 Klarer Nachteil der Alternative 1 ist das fehlende ProduktionsKnow-how in Deutschland bei der Herstellung von AM-LCD. Hier kommt es darauf an, durch Anwerben von Fachleuten aus fernöstlichen Konzernen einen Know-how-Transfer zu organisieren. Dennoch wird das Hochlaufen der Produktion länger dauern als bei der Implementierung einer etablierten Produktionslinie mit Hilfe eines fernöstlichen Partners. Die unterschiedlichen Entwicklungskosten und das schnellere Hochfahren der Produktionskapazität bei Alternative 2 führen zu einer kürzeren Kapitalrückflußdauer von 5 statt 6 Jahren. Der Gewinn vor Steuer über einen Zeitraum von 13 Jahren ist dadurch (bei einer Lizenzgebühr von 5 % auf den Umsatz) um 60 Mio. DM höher und beträgt 1118 Mio. DM. Das Modell ist damit für den Betreiber wirtschaftlich attraktiver als ein Alleingang ohne Partner aus Fernost. Bei einer längerfristigen Betrachtung, welche die nächste Phase – den Aufbau einer Großserienproduktion – einschließt, ist aber den Lizenzgebühren besondere Beachtung zu schenken. Im Falle von Alternative 2 müssen über den gesamten Zeitraum Lizenzgebühren gezahlt werden. Dadurch kann, je nach 111 Höhe dieser Kosten, auf lange Sicht der Gewinn niedriger ausfallen als im ersten Szenario, bei dem das gesamte Know-how in Deutschland aufgebaut wurde. Um eine umfassende Bewertung der beiden Alternativen durchzuführen, müssen aber auch die anderen oben erwähnten Punkte berücksichtigt werden. So ist bei Alternative 2 zu bedenken, daß es aufgrund der notwendigen umfangreichen Verhandlungen mit einem fernöstlichen Partner zu einer erheblichen Verzögerung des Produktionsbeginns kommen kann. Ferner ist bei dieser Alternative eine große Abhängigkeit von diesem Partner gegeben. Ein weiterer wichtiger Aspekt – auch im Hinblick auf die Schaffung und Sicherung hochqualifizierter Arbeitsplätze – ist der Einfluß einer Display-Produktion auf die deutsche Zulieferindustrie. Dieser wird sicherlich bei Alternative 1 positiver als im Fall 2 sein, bei dem ein bestehender Herstellungsprozeß komplett übernommen wird. Auch die deutsche Forschungsinfrastruktur wird ihre Ergebnisse bei der Verwirklichung von Alternative 1 in viel stärkerem Maße einbringen können. Auch Alternative 3 wird als vielversprechend beurteilt. Sie verbindet ein geringes Investitionsvolumen mit der Benutzung weitgehend vertrauter Techniken, was zu einer erheblichen Reduzierung des Risikos im Vergleich zu den beiden anderen Szenarien führt. Bei Flachdisplays ermöglicht gerade der BackEnd-Bereich eine hohe Wertschöpfung. Die Firmen Siemens und Wammes gehen diesen Weg bereits sehr erfolgreich, das I-SFT Display stellt die erste Stufe eines solchen Vorgehens dar. Daneben existieren in Deutschland noch weitere Unternehmen, die sich mit der Veredelung von Displays beschäftigen. Der Einstieg im Back-End-Bereich bietet gute Chancen für ein Flachdisplay-Engagement in einem kleineren Rahmen. Die Wirkung auf die Zulieferindustrie, die Forschung in Deutschland und die Schaffung von Arbeitsplätzen, ist damit automatisch enger begrenzt. Ein so geartetes Engagement kann aber sehr gut auch parallel zum Aufbau einer Einstiegslinie erfolgen. Die gewonnenen Erfahrungen können dann im weiteren in eine GroßserienProduktionslinie einfließen. 112 8.2 AM-OLED-Pilotlinie Für den Einstieg in die Produktion hochwertiger OLED-Displays wird ein Stufenplan vorgeschlagen (siehe Abb. 8.2). Dieser spiegelt den derzeitigen Entwicklungsstand der OLED-Technologie wider, die sich gerade im Übergang von der Herstellung einzelner Labormuster zur Fertigung in ersten Kleinserien befindet. Da es bislang weltweit noch keine Erfahrung mit der OLEDProduktionstechnolgie im größeren Maßstab gibt, kann hier nicht, wie im Fall von LCD, durch Kooperationen auf langjährige Fertigungskompetenz zurückgegriffen werden. Außerdem ist zu berücksichtigen, daß auch bei den OLED-Displays selber noch erhebliche Entwicklungsarbeit geleistet werden muß. Forschungs- & Entwicklungslinie Pilotproduktion Zeitachse 2000 Abb. 8.2 2001 2002 2003 2004 2005 Stufenplan zum Aufbau einer OLED-Produktion. Es wird vorgeschlagen in einer ersten Stufe eine Forschungsund Entwicklungslinie aufzubauen, mit der grundlegende Fragestellungen zur Produktion von OLED-Displays geklärt werden können. Hier ist zunächst die Auswahl einer Materialklasse (kleine Moleküle, Polymere) und der damit zusammenhängenden Produktionstechnologie zu treffen. Im Hinblick auf marktfähige Produkte müssen ferner Untersuchungen z.B. zu Lebensdauer, Temperaturbeständigkeit, mechanischer Belastbarkeit, Verkapselung und Packaging gemacht werden. Auch Fragen der Ansteuerung der AM-OLED müssen in diesem Rahmen geklärt werden. 113 Weitere wichtige Aufgaben, die im Rahmen der Forschungs- und Entwicklungslinie bearbeitet werden sollten, sind die Weiterentwicklung und Optimierung der Fertigungsanlagen im Hinblick auf eine spätere Großserienproduktion. Außerdem müssen optische und mechanische Testsysteme und –verfahren entwickelt bzw. angepaßt werden. Die F&E-Linie wird nicht im Schichtbetrieb gefahren und ist aufgrund der fehlenden doppelten Auslegung nicht für eine Produktion geeignet. Parallel dazu müssen umfangreiche und detaillierte Marktanalysen durchgeführt werden, um eine Produktion auch von dieser Seite vorzubereiten. Anschließend an diese zwei- bis dreijährige produktionsvorbereitende F&E-Phase wird als nächster Schritt der Aufbau einer Pilotproduktion vorgeschlagen. Auf dieser Linie wird bereits für den Markt produziert. Die Kerndaten für diese Pilotlinie sind in Kapitel 7.2 aufgeführt. Es sind Investitionen in Höhe von ca. 51 Mio. DM und jährliche Kosten von rund 25 Mio. DM anzusetzen. Diese Pilotproduktion weist noch einen deutlich niedrigeren Automatisierungsgrad als eine Großserienproduktion auf, und auch die Stückzahlen sind – trotz zweier paralleler Produktionslinien – mit ca. 120.000 bis 1,2 Millionen (je nach Displaygröße) deutlich niedriger. Durch Aufbau und Betrieb einer derartigen Pilotlinie werden umfangreiche Kenntnisse der Produktionsverfahren in der neuen OLED-Technologie gesammelt. Aufbauend darauf kann dann die Installation einer Massenproduktion erfolgen. Bei all diesen Schritten kann auf das umfangreiche Know-how der Zulieferbetriebe und Forschungsinstitute in Deutschland zurückgegriffen werden. Dadurch wird deren Position im Bereich der Entwicklung von OLED-Materialien und OLED-Displays sowie deren Ansteuerung nachhaltig gestärkt. Des weiteren existiert eine Reihe von Firmen in den europäischen Nachbarländern, die z.T. erhebliche Erfahrungen in der OLED-Prozessierung besitzen. Eine Kooperation im europäischen Rahmen wäre sicherlich geeignet, die Markteinführung dieser neuen Technologie gegenüber der etablierten LCD-Technologie voranzutreiben. Ein Einstieg in die OLED-Produktion ist von strategischer Bedeutung für Deutschland. Es besteht damit die Möglichkeit weltweit führendes Produktions-Know-how in einer der hoffnungsvollsten Zukunftstechnologien im Bereich der Flachdisplays aufzubauen und sich an die Spitze der Innovation zu setzen. 114 8.3 Zusammenfassung der Strategieempfehlung Für einen Ausbau der deutschen Position auf dem FlachdisplayWeltmarkt wird folgende Strategie vorgeschlagen: • Durch einen Einstieg in die Produktion von AM-LCD soll das riesige Absatzpotential für Produkte mit hochwertigen Flachdisplays genutzt werden. Die AM-LCD-Technologie ist die einzige, die gegenwärtig Flachdisplays mit guten Darstellungseigenschaften in vielfältigen Formaten liefern kann. Zum Einstieg in eine AM-LCD-Produktion werden drei Alternativen vorgeschlagen, die jeweils mit unterschiedlichem Risiko und spezifischen Vor- und Nachteilen behaftet sind: - Alternative 1: Aufbau einer Einstiegslinie durch ein deutsches / europäisches Firmenkonsortium - Alternative 2: Aufbau einer Einstiegslinie durch ein deutschfernöstliches Firmenkonsortium - Alternative 3: Stufenweiser Einstieg mit Hilfe einer Back-End Fertigung Jedes dieser drei Szenarien bietet außergewöhnliche ökonomische Chancen. Welche dieser Möglichkeiten ein potentieller Investor wählen wird, wird jedoch im wesentlichen von der strategischen Bedeutung der Flachdisplay-Fertigung für sein Unternehmen abhängen. Wenn es gelingt, entsprechend der vorgestellten Roadmap (Abb. 8.1) vorzugehen, so kann (bei den Alternativen 1 und 2) innerhalb von fünf Jahren ein bedeutender Flachdisplay-Hersteller von Deutschland aus den Weltmarkt beliefern und hier eine große Zahl an hochqualifizierten Arbeitsplätzen schaffen. Alternative 3 hat den Charme, daß hier der Einstieg in eine LCD-Produktion mit einer deutlich geringeren Investitionssumme gelingen kann. • Durch gezielte Weiterentwicklung der OLED-Technologie in Richtung einer Flachdisplay-Produktion soll die Technologieführerschaft auf diesem Sektor angestrebt werden. Die OLED-Technologie stellt die aussichtsreichste neue Flachdisplay-Technik dar. OLED-Displays versprechen, hervorragende Emissionseigenschaften mit einem niedrigen Energieverbrauch zu kombinieren, was sie für eine Vielzahl von Anwendungen interessant macht. Da hier weltweit noch keine 115 Produktionslinien existieren, besteht die Chance, auf diesem Gebiet zu den ersten Anbietern zu gehören und sich eine entsprechende Marktposition zu sichern. • Parallel zum Aufbau der Produktionskapazitäten bei den Unternehmen müssen die Forschungsanstrengungen und die Ausbildung von Fachkräften an den Instituten und Universitäten wesentlich verstärkt werden. Wenn auch Deutschland bei beiden Technologien umfangreiches Know-how besitzt, so ist eine Technologieführerschaft nur durch enge Kooperationen und gemeinschaftliche Anstrengungen von Industrie und Forschungsinstituten zu erlangen. Ferner haben die wissenschaftlichen Institutionen die wichtige Aufgabe, technisch hochqualifiziertes Personal auszubilden, welches für den Aufbau und den Betrieb einer Flachdisplay-Produktion unbedingt benötigt wird. Der Ausbildung von Fachkräften in Instituten und Universitäten kommt eine Schlüsselstellung beim nachhaltigen Aufbau einer deutschen Flachdisplay-Industrie zu. 116 9 Teilnehmer der Displayinitiative und ihre Tätigkeitsbereiche BMW AG, München BMW AG is an industrial partner whose main business interests are in the production of high performance automobiles and motorcycles. It was founded more than 75 years ago to develop and produce engines for airplanes. The BMW headquarter is located in Munich and further main production sites are in Munich, Regensburg, Dingolfing and Landshut. Beyond these German plants there are production sites in Austria (Steyr), South Africa (Rosslyn) and since 1994 in USA (Spartanburg, SC). Since 1994 Rover Group has been integrated within the BMW concern. BMW Group (incl. Rover) employs in 1996 about 120.000 employees all over the world. In 1998 the whole production output reached 1.200.000 units (700.000 BMW’s) and 60.000 motorcycles. In 1998 the BMW turnover was 63.100 Million German Marks. In Munich BMW operates their own research and development center, called FIZ (Forschungs- und Ingenieurszentrum), in which approximately 5.000 engineers are working together to develop future cars and to carry out research on various fields being of importance for BMW in the future. 117 Robert Bosch GmbH, Stuttgart Die Bosch-Gruppe stellt Erzeugnisse auf den Gebieten Kraftfahrzeugausrüstung und Kommunikationstechnik, Gebrauchsgüter (Elektrowerkzeuge, Hausgeräte, Thermotechnik) und Produktionsgüter (Automationstechnik, Verpackungsmaschinen) her. Die gesamte Bosch-Gruppe erzielte 1998 einen Umsatz von 50.3 Mrd. DM und beschäftigte weltweit im Jahresmittel etwa 188.000 Mitarbeiter. Mit einem Anteil von mehr als 63 % am Umsatz stellt die Kraftfahrzeugausrüstung den größten der vier Unternehmensbereiche dar. Die Kommunikationstechnik nimmt 10 %, die Gebrauchsgüter 22.5 % und die Produktionsgüter 4.3 % am Umsatz ein. Entsprechend dem allgemeinen Trend in der Informationstechnik kommen auch bei Bosch in den Erzeugnissen der Kraftfahrzeugausrüstung (z.B. Navigationssysteme, Kombiinstrumente) und der Kommunikationstechnik (z.B. Handys) in zunehmendem Maße Flachdisplays zur Anwendung. 118 Covion Organic Semiconductors GmbH, Frankfurt Covion Organic Semiconductors GmbH ist ein junges Technologieunternehmen der Spezialchemie mit Sitz in Frankfurt. Covion wurde am 1. April 1999 als Gemeinschaftsunternehmen von Aventis Research & Technologies, dem Technologieunternehmen der Hoechst-Gruppe, und der Zeneca-Specialties gegründet. Zeneca hält eine Minderheitsbeteiligung an Covion. Covion ist aus einem besonders erfolgreichen Forschungsprojekt der Aventis hervorgegangen, das sich seit 1993 mit der Entwicklung lichtemittierender organischer Verbindungen befaßt hat. Das rapide wachsende Aufgabengebiet von Covion konzentriert sich auf die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb hochspezialisierter organischer Halbleiter für den Einsatz in elektronischen Komponenten. Covion beschäftigt momentan 25 hochqualifizierte Mitarbeiter. Durch Servicevereinbarungen nutzt Covion die umfangreiche Infrastruktur des Industrieparks Höchst. Covions Beiträge zur systematischen Aufklärung von StrukturWirkungs-Beziehungen haben weltweit Maßstäbe gesetzt. Auf der konsequenten Anwendung dieser Erkenntnisse und der dadurch erreichten Patentsituation gründet das Produktportfolio der Covion. Es umfaßt sowohl die besten lichtemittierenden Polymermaterialien als auch Spiroverbindungen, eine neue Klasse hochstabiler Farbstoffe für den Einsatz in OLEDs. Covion hat diese Forschungsergebnisse konsequent in einen industriellen Prozeß umgesetzt und betreibt deshalb die weltweit einzige Anlagen zur Herstellung und Formulierung organischer Halbleiter für Displayanwendungen. Derzeit wird am Standort Höchst in erheblichem Umfang in die Erweiterung und Verfeinerung dieser Kapazitäten investiert. Im Bereich der Polymere ist Covion der einzige Lieferant für die kürzlich in Betrieb genommene Produktionsanlage der PhilipsGeschäftseinheit PolyLED im holländischen Heerlen. Die überragende Temperaturstabilität der Covion-Spiromaterialien wurde jüngst vom Entwicklungspartner IBM auf der SID-Konferenz in San Jose bestätigt. Damit nimmt Covion die weltweit führende Stellung bei der Industrialisierung von organischen Halbleitern für Display-Anwendungen ein. 119 DaimlerChrysler AG, Stuttgart DaimlerChrysler AG is a stock corporation organized under the laws of the Federal Republic of Germany (Commercial Register in Stuttgart, Abt. B No. 19360). It effected the business combination of Chrysler Corporation and Daimler-Benz in 1998. It is the successor corporation to Daimler-Benz Aktiengesellschaft and now comprises the respective businesses, stockholder groups, managements and other constituencies of Chrysler and DaimlerBenz. DaimlerChrysler provides a wide range of transportation products and financial and other services. It is the third largest automobile manufacturer in the world in terms of revenues (1998: Euro 132 billion). In 1998, the Group operated in seven business segments: Passenger Cars Mercedes-Benz, smart. DaimlerChrysler is world renowned for its high quality Mercedes-Benz passenger cars which reflect a long tradition of exceptional engineering, performance, service and safety. The smart, a new micro compact passenger car that defines a new market segment, is specifically designed for urban mobility. The Passenger Cars Mercedes-Benz, smart segment contributed approximately 23 % of the Group’s revenues in 1998. Passenger Cars and Trucks Chrysler, Plymouth, Jeeps, Dodge. This segment consists of the automotive operations of DaimlerChrysler Corporation, formerly Chrysler Corporation. DaimlerChrysler Corporation manufactures, assembles and sells cars and trucks under the brand names Chrysler, Plymouth, Jeep and Dodge. In 1998, approximately 43 % of the Group’s revenues were contributed by this segment. Commercial Vehicles Mercedes-Benz, Freightliner, Sterling, Setra. DaimlerChrysler manufactures and sells commercial vehicles under the brand names Mercedes-Benz, Freightliner, Sterling and Setra. It is the world’s leading manufacturer of trucks over 6 metric tons (t) GVW and of buses over 8 t GVW. With worldwide facilities, the Group has the world’s most developed network for the production and assembly of commercial vehicles and core components. It also has a worldwide distribution and service network. This segment contributed approximately 17 % of the Group’s revenues in 1998. Chrysler Financial Services. Chrysler Financial Services includes the operations of Chrysler Financial Company L.L.C., its consolidated subsidiaries, and managed operations in Mexico. Chrysler Financial Services principally engages in providing 120 consumer and dealer automotive financing for the products of DaimlerChrysler Corporation, including retail and lease financing for vehicles, dealer inventory and other financing needs. It also provides dealer property and casualty insurance and dealer facility development and management, primarily for Chrysler, Plymouth, Jeep and Dodge dealers and their customers. Chrysler Financial Services contributed approximately 2 % of the Group’s revenues in 1998. Services. DaimlerChrysler Services (debis) provides financial services supporting the sale of Group products. It also engages in insurance brokerage, trading, information technology (IT) services and telecommunications services. Services contributed approximately 6 % of the Group’s revenues in 1998. debis and Chrysler Financial Company L.L.C. are combining their financial services activities. The new business entity will be the fourth largest financial services provider in the world outside the banking and insurance sector. Aerospace. Principal Aerospace activities include the development, production and sale of commercial aircraft and helicopters, defense and civil systems, aero engines, military aircraft, satellites, and space infrastructure. DaimlerChrysler Aerospace is the German partner (with a 37,9 % share) in the European Airbus consortium Airbus Industrie G.I.E. Aerospace contributed approximately 7 % of the Group’s revenues in 1998. Other. This segment includes the operating businesses Rail Systems, Automotive Electronics and MTU / Diesel Engines. It contributed approximately 2 % of the Group’s revenues in 1998. As of December 31, 1998, the DaimlerChrysler Group had approximately 441,500 employees, approximately 53 % of whom were employed in Germany and 27 % in the United States. As of December 31, 1998, DaimlerChrysler AG had more than 1.4 million stockholders. 121 Deutsche Bank AG, Frankfurt Die Deutsche Bank AG hat in Ergänzung zu den klassischen Bankdienstleistungen überregionale Innovationsteams gegründet. Aufgabe der Teams ist es, technologieorientierten Unternehmen das gesamte Leistungsspektrum der Deutsche Bank-Gruppe zu erschließen. Dazu arbeiten die Teams mit einem Netzwerk von internen und externen Branchenexperten zusammen. Des weiteren werden individuelle Finanzierungskonzepte entwickelt und die Unternehmen in allen Phasen der Entwicklung begleitet. Das externe Netzwerk umfaßt neben Kontakten zu zahlreichen Unternehmen und Forschungseinrichtungen u.a. gute Kontakte zu Venture Captial-Gesellschaften. Ebenso verfügt das Team über umfangreiche Marktkenntnisse. Die Aktivitäten des Teams “Mikrotechnologie” konzentrieren sich inhaltlich auf die Bereiche Mikrosystemtechnik, (Mikro-) Elektronik, Fertigungsverfahren und Werkstoffe. Des weiteren (co-)organisiert das Team Mikrotechnologie zahlreiche Konferenzen wie die MicroMat 2000, “The Third European Conference on High Temperature Electronics” und die “Advanced Microsystems for Automotive Applications”. 122 Giesecke & Devrient GmbH, München Giesecke & Devrient (G&D) ist ein weltweit agierender Technologiekonzern, der sich auf die Herstellung von Wertpapieren, Medien für den Zahlungsverkehr, Maschinen zur Banknoten-Bearbeitung und Chipkarten spezialisiert hat. Seit der Gründung hat Giesecke und Devrient die Entwicklung in den Produktbereichen durch technische Innovationen maßgeblich mitgestaltet. Seit mehr als 25 Jahren stellt G&D Karten für den Zahlungsverkehr wie z.B. Euroscheck-Karten, Bank- und Kreditkarten her. 1984 begann bei G&D die Fertigung von Chipkarten in Großserie. Es wurden spezielle Materialien und Verfahren zur Sicherung der Qualität und zur Sicherung der auf der Karte eingetragenen Daten gegen Fälschung und Verfälschung (z.B. Sicherung von Chips gegen Manipulation) entwickelt. Wesentliche Schritte wie die Realisierung der Euroscheck-Karte oder diverser Kartentypen der Deutschen Telekom vollzog Giesecke & Devrient gemeinsam mit den Kunden. 1993 war G&D bei der Einführung der Krankenversichertenkarte maßgeblich beteiligt. Derzeit arbeitet Giesecke & Devrient im Kartenbereich an verschiedenen innovativen Produkten für den modernen Zahlungsverkehr, u.a. an Grundsatzuntersuchungen zur Karte mit Display. Eine Markteinführung wird mit Erreichen der Marktreife der dafür benötigten flexiblen Displays in ca. 3 Jahren erwartet. G&D sieht dabei gute Chancen für die OLED-Technologie, wenn die definierten Anforderungen an die mechanische Flexibilität und die Stromaufnahme erreicht werden. 123 IBM Deutschland Speichersysteme GmbH, Mainz Die IBM Deutschland Speichersysteme GmbH, eine Tochtergesellschaft der Holdinggesellschaft IBM Deutschland GmbH und damit dem internationalen Konzern der IBM Corporation zugehörig, ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor der Stadt Mainz und des Rhein-Main-Gebietes. Dieses Werk wurde 1965 gegründet und ist heute die modernste Fertigungsstätte für Speichertechnologie in Europa. Sie bietet mehreren tausend hochqualifizierten Mitarbeitern interessante HochtechnologieArbeitsplätze. Das derzeitige Aufgabengebiet umfaßt die Produktion von kompletten Speicher- und Steuereinheiten, die Fertigung der magnetischen Dünnfilmplatten sowie die Wafertechnologie für Schreib- und Leseköpfe. Innerhalb der IBM Corporation gibt es langjährige Erfahrung in Forschung und Entwicklung, sowie Produktion von Flachbildschirmen. 1989 wurde in Kooperation mit Toshiba das Tochterunternehmen Display Technology Inc. (DTI) gegründet. DTI hat seinen Hauptsitz in Japan und ist heute der weltweit zweitgrößte Hersteller von AM-LCDs. Auf der diesjährigen CeBit in Hannover wurde das 'Röntgen-Display' der IBM vorgestellt, ein extrem hochauflösender AM-LCD-Bildschirm mit einer Auflösung von 200 dpi (dots per inch), viermal so hoch wie bei CRT-Displays. Daneben wird in den Forschungslabors der IBM in Rüschlikon / Zürich sowie in Almaden / Kalifornien an der neuen Technologie der OLED geforscht. Die dortigen Arbeiten beinhalten die Herstellung von stabilen und effizienten OLEDs, die Entwicklung neuer Diodenstrukturen und Konzepte für effizientere Bauelemente, sowie neuartige Anoden- und Kathodenkonfigurationen. 124 Lambda Physik GmbH, Göttingen Gegründet 1971 als Spin-off des renommierten Göttinger MaxPlanck-Institutes hat sich das Unternehmen mit Standorten in Deutschland, U.S.A. und Japan zum Markt- und Technologieführer für UV- und durchstimmbare Pulslaser entwickelt. Lambda Physik entwickelt, produziert und vertreibt weltweit (in über 45 Länder) Excimerlaser, frequenzvervielfachte diodengepumpte Festkörperlaser und durchstimmbare Laser für Anwendungen in Wissenschaft, Industrie und Medizin. Als Marktführer für Excimerlaser bietet das Unternehmen das weltweit größte Angebot mit speziellen Lösungen für die verschiedenen Einsatzbereiche und Applikationen an. Excimer-Laser (248 nm, 193 nm, 157 nm) für die optische Lithographie bilden einen Schwerpunkt in der Entwicklung und Herstellung von UV-Lasern, die höchsten Anforderungen der Halbleiterindustrie genügen. Neben Standard Geräten (LPX, COMPex) bietet Lambda Physik insbesondere für den harten Industrieeinsatz optimierte Hochleistungslaser mit Leistungen von bis zu 200 W (LAMBDA SERIE) an. Dieser Lasertyp wird insbesondere als Strahlquelle zur Rekristallisation von amorphen Siliziumschichten bei der Herstellung von TFT-Flachbildschirmen erfolgreich eingesetzt. Gemeinsam ist es Lambda Physik mit MicroLas, Göttingen und Japan Steel Works (JSW), Tokyo gelungen, komplette Rekristallisationsanlagen zu entwickeln und erfolgreich am Markt zu plazieren. Als neues System sind Excimer-Laser für 157 nm (LPF, NovaLine F630) zur hochpräzisen Materialbearbeitung und der OPTexLaser zur Integration in z.B. medizinische Systeme in den Markt eingeführt worden. Die Produktpalette umfaßt ferner Strahlquellen für die Spektroskopie und Oberflächenanalytik wie Farbstofflaser sowie gepulste frequenzvervielfachte diodengepumpte Nd:YAGLaser zur Mikrostrukturierung. Für Lambda Physik hat Technologieführerschaft und die Verpflichtung zu Produktqualität und Produktzuverlässigkeit einen hohen Stellenwert. Die Entwicklung und Fertigung erfolgt unter strikter Berücksichtigung internationaler Industriestandards (ISO 9000). 125 Mannesmann VDO AG, Babenhausen Mannesmann VDO ist weltweiter Systempartner der Kraftfahrzeughersteller. Zusammen mit Sachs bildet die Gruppe den Mannesmann-Unternehmensbereich Automotive. Der Name VDO entstand 1929 durch Fusion der 1921 als OSA gegründeten OTA Apparate GmbH mit einem Betriebsbereich der DEUTA (Deutsche Tachometerwerke GmbH). Seit Ende 1991 gehört die VDO-Gruppe zu Mannesmann. Die Marke VDO kennzeichnet weltweit insbesondere Kraftfahrzeug-ErstausrüstungsAktivitäten. Die Gruppe entwickelt und fertigt in enger Partnerschaft mit den Kraftfahrzeugherstellern in aller Welt elektronische Informations- und Cockpitsysteme, Steuer-, Regelund Kraftstoffsysteme sowie Car Communication (Navigation, Telematik, Kommunikation und Audio). Die globale Tätigkeit des Unternehmens stützt sich auf Kompetenzzentren für spezifische Produkt- und Fertigungstechnologien: Babenhausen und Villingen-Schwenningen für Informationssysteme und Cockpitsysteme, Wetzlar für Car Communication, Schwalbach und Bebra für Steuer- und Regelsysteme, Karben für Elektronik-Produktion und Heizung, Klima, Lüftung, Dortmund für Kraftstoffsysteme. Insgesamt 43 Produktionsstandorte in 19 Ländern sind die Basis des globalen Verbunds für Engineering, Applikation und Produktion. Mit diesem Netzwerk bedient die VDO insbesondere Kraftfahrzeughersteller in aller Welt vor Ort. In Jahr 1998 erzielte VDO einen Welt-Umsatz von 3338 Mio. Euro. In Forschung und Entwicklung investierte die Gruppe 292 Mio. Euro. VDO beschäftigt annähernd 25.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für Informationssysteme haben Displays einen ganz besonderen Stellenwert. VDO setzt zur Darstellung von Informationen im primären und sekundären Sichtbereich des Kraftfahrzeugs (z.B. Verkehrs- und Telematikinformationen) verschiedene LCD-Typen in Passiv- und Aktivmatrixtechnologie sowie Vakuumfluoreszenzdisplays (VFD) ein. Dabei gewinnt die Grafikfähigkeit der Displays zunehmend an Bedeutung. 126 Merck KGaA, Darmstadt Die Merck-Gruppe betreibt in den drei Unternehmensbereichen Pharma, Labor und Spezialchemie ein international ausgerichtetes Geschäft. In 48 Ländern sind 171 Gesellschaften für Merck tätig. An 63 Standorten in 25 Ländern stellen wir unsere Produkte her. Im Jahre 1998 verzeichnete Merck mit etwa 29.000 Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von 8,115 Milliarden DM, davon ca. 58 % im Bereich Pharma, 23 % im Bereich Labor und 19 % in der Spezialchemie. Das Flüssigkristallgeschäft ist Teil der Spezialchemie und wird von einer eigenständigen weltweit tätigen Sparte geführt. Dabei liegt unser Marktanteil bei Flüssigkristallen gegenwärtig bei deutlich über 50 %. Wir bieten Flüssigkristallmischungen für alle wichtigen Displaytechnologien an und bemühen uns durch ständige Innovation unserer Produkte, auch neueste Entwicklungen auf dem Gebiet der LCD-Technologie abzudecken. Eine weitere noch junge, aber im Markt sehr erfolgreiche Produktlinie der Sparte Flüssigkristalle sind transparent-leitfähig beschichtete Substratgläser (ITO-Glas) für TN- und STN-Displays, die bei Merck Display Technologies, Ltd. in Taiwan gefertigt werden. Die Leitung der Sparte Flüssigkristalle, die Zentrale Forschung & Entwicklung, die Produktion der Einzelsubstanzen und Mischungen sowie das Zentrale Marketing sind in Darmstadt angesiedelt. Darüber hinaus verfügt die Sparte über Labor- und teilweise auch Produktionseinrichtungen für Mischungen in Japan, Korea und Taiwan und hat technische Experten in allen Ländern mit bedeutender LCD-Produktion stationiert. Eine Forschungseinheit bei Merck R&D, UK in Southampton, England, entwickelt dabei, ebenfalls im Rahmen unserer Sparte Flüssigkristalle, innovative Produkte wie Polarisatoren und optische Filme für LCDs. 127 Optrex Europe GmbH, Babenhausen Gegründet wurde die Optrex Europe GmbH (OEG) 1991 als Zusammenschluß des europäischen Vertriebs der Optrex Corporation Japan und der LCD-Abteilung der Mannesmann VDO AG. Die Optrex Corporation hält 75 % der Eigentumsanteile. Die Optrex Europe GmbH erwirtschaftete 1991 18 Mio. Euro, 1998 konnte der Umsatz auf über 110 Mio. Euro gesteigert werden. Der Umsatz der Optrex Gruppe betrug 1998 umgerechnet ca. 650 Mio. Euro. Die Optrex Europe GmbH betreibt Vertrieb, Entwicklung und Produktion von LCDs in Europa. Die Entwicklung der Produkte (LCDs, LCD-Module) erfolgt in Babenhausen bei Frankfurt, ebenso die Produktion der LCD-Zellen. Das Assembly findet in der Tschechischen Republik statt. Etwa 90 % der in Europa entwickelten Produkte werden für Automobilanwendungen produziert. Optrex Europe hält in diesem Marktsegment weltweit einen Anteil von ca. 50 %. Alle in Babenhausen produzierten Displays sind kundenspezifisch erstellt, teilweise auf Basis speziell entwickelter LCD-Technologien. In Babenhausen sind ca. 200, in Tschechien ca. 500 Mitarbeiter beschäftigt. Aufgrund des starken Wachstums wird im 3. Quartal 1999 eine weitere Produktionsanlage in Deutschland in Betrieb genommen. Die Kapazität steigt dann von 2,5 Mio. auf 4,5 Mio. Displayeinheiten pro Monat. Ein weiteres Geschäftsfeld umfaßt den Handel mit LCD-Produkten aus den Fernost-Produktionsstätten der Optrex Corp., hauptsächlich im Bereich der Telekommunikationsanwendungen. Das gesamte Produktportfolio reicht von alphanumerischen über graphikfähige Monochrom- bis zu Farbmodulen. 128 Schott Displayglas GmbH, Mainz Die Schott Displayglas GmbH hat die Entwicklung und die Herstellung von Spezialglassubstraten und -Komponenten für die Flachdisplayindustrie als Unternehmensziel. Sie ist eine neugegründete Tochtergesellschaft von SCHOTT Glas, dem größten europäischen Spezialglashersteller mit mehr als 3 Mrd. DM Umsatz und mehr als 17.000 Mitarbeitern weltweit. Die Schott Displayglas GmbH wurde gegründet, um die Wichtigkeit der Flachdisplay-Aktivitäten innerhalb der Schott-Gruppe herauszustellen und um mit einer flexiblen und schlagkräftigen Entscheidungsstruktur auf die Erfordernisse des sich schnell verändernden Flachdisplaymarktes vorbereitet zu sein. Sie existiert seit 1. Juni 1999 und vereinigt alle FlachdisplayAktivitäten, die zuvor in der Schott-Gruppe am Standort Grünenplan durchgeführt wurden, mit neuen Entwicklungszentren für innovative Displaykomponenten in Mainz. Schott Displayglas GmbH ist weltweit der einzige Hersteller der sogenannten Microsheets, 50 µm dünnen, aber 0,6 m² großen Glasscheiben, ohne die neue 42“-große Informationsdisplays nach der PALC (Plasma Addressed Liquid Crystal)-Technologie nicht funktionstüchtig wären. Daneben ist Schott Displayglas der weltweit führende Lieferant von Dünngläsern für Displays, die in Mobiltelephonen (sogenannte Handys) eingesetzt werden, und unternimmt enorme Entwicklungsanstrengungen für die Märkte der Feldemissionsdisplays (FED), der Dünnfilmtransistor- (TFT-) LCD und der Plasmadisplays (PDP). Neben einer in der Entwicklung und Herstellung von Spezialglas erfahrenen Mannschaft von Ingenieuren, Technikern und Managern hat Schott weitreichendes Know-how bzgl. allgemeiner Glaseigenschaften und hochqualifizierte Wissenschaftler, die das Verständnis der Glasherstellungsprozesse und der dadurch beeinflußten Produkteigenschaften ständig weiter entwickeln. 129 Siemens AG, München Mit rund 420.000 Mitarbeitern und rund 120 Milliarden DM Umsatz im Geschäftsjahr 1997/98 ist Siemens die Nummer drei in der Liste der weltweit umsatzstärksten Elektrounternehmen. Der Konzern ist tätig in den folgenden technischen Arbeitsgebieten: Energie, Industrie, Information und Kommunikation, Verkehr, Medizin, Bauelemente und Licht. In nahezu allen Arbeitsgebieten setzt Siemens Displays für seine Systeme und Produkte ein und ist damit einer der großen Systemintegratoren – von Chipkarten über Telefone, tragbare Computer bis zum PC-Monitor, von der Industriesteuerung, Gebäudetechnik über Automobil und Bahn bis zur Medizintechnik und zur großflächigen Leitwarte reichen die Einsatzgebiete. Eine eigene Display-Komponentenfertigung besteht für den Bereich der Spezialmonitore für die Medizintechnik. Für Sonderanwendungen in der Industrie (extreme Beleuchtungs-, Temperatur-, und Erschütterungsanforderungen) wird der industrietaugliche Siemens-Flachbildschirm, I-SFT, produziert. Leuchtdioden zur Informationsdarstellung werden in einer Nr.2Position für den Weltmarkt hergestellt. Im Bereich der OLEDs gibt es Forschungs- und Vorentwicklungsaktivitäten bei Osram und in der Zentralabteilung Technik der Siemens AG. 130 Wammes & Partner GmbH, Bechtheim Die Wammes & Partner GmbH wurde 1993 gegründet. W & P GmbH beschäftigt sich hauptsächlich mit der Entwicklung spezieller Flachbildschirme für den industriellen Einsatz. Das Betätigungsfeld erstreckt sich hierbei sowohl auf die Weiterentwicklung bestehender Technologien wie auch auf die Entwicklung neuer Technologien. Das zweite Arbeitsfeld befaßt sich mit "power conversion", d.h. maßgeblich mit der Realisierung einer effizienten Versorgung der elektronischen Baugruppen in und um industriell eingesetzte Flachbildschirme. Diese technologischen Ansätze werden dann im allgemeinen bis zu einem realen Funktionsmuster betrieben. Produktion und Vertrieb von Serienprodukten findet bei W & P üblicherweise nicht statt. Diese Aktivitäten werden zum einen als Aufträge Dritter z.B. Siemens, Osram, PFC, IBM etc. oder als Eigenentwicklungen durchgeführt. Mittlerweile bestehen strategische Allianzen z.B. mit der Siemens AG (I–SFT, industrietaugliches LCD) und Beteiligungen (z.B. Hikaritec, ein Joint Venture zwischen W & P und Denyo). 131 Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM), Berlin Das IZM der FhG wurde 1993 gegründet. Seine Tätigkeitsfelder sind Forschung und Entwicklung von Methoden, Prozessen und Technologien in der Aufbau- und Verbindungstechnik. Ein breites Angebot an Dienstleistungen unterstützt den schnellen Transfer der aktuellsten Forschungsergebnisse in die Industrie. Ein wichtiges Ziel des Institutes besteht darin, Firmen bei der breiten Anwendung von Mikrosystemtechnologien zu unterstützen. Das betrifft sowohl die Automobilindustrie als auch den Maschinenbau und die verschiedensten Bereiche der Telekommunikation. Beginnend mit Forschergruppen aus dem Zentrum für Mikroperipherik an der TU Berlin, der Humboldt-Universität Berlin und des früheren Instituts für Mechanik Chemnitz der Akademie der Wissenschaften arbeiten heute im IZM ca. 200 Mitarbeiter. Zentrale Aktivitäten sind in den Bereichen Entwurf von Mikrosystemen, Technologie und Qualitätssicherung angesiedelt. Die thermisch-mechanische Zuverlässigkeit und die optimale Materialauswahl für Mikrokomponenten wurden zu einem weiteren wichtigen Aufgabengebiet. Hier werden Berechnungsverfahren mit moderner Meßtechnik und dem selbstentwickelten MicroDAC Verfahren zur Verformungsmessung im Mikrobereich kombiniert. Dies ermöglicht auch eine umfassende Materialcharakterisierung, die zur Beurteilung von Zuverlässigkeitsfragen unerläßlich ist. International anerkannte Arbeiten wurden insbesondere zur Zuverlässigkeit von Lötverbindungen, zu Fragen der Häusungstechnik von ICs, zur thermomechanischen Optimierung von Chipaufbauten wie Ball-Grid-Arrays und Chip-Size-Packages und auf dem Gebiet der Chip-on-Glass Technologie vorgelegt. 132 Institut für Hochfrequenztechnik (IHF), Technische Universität Braunschweig Das IHF ist seit ca. acht Jahren im Bereich organischer Halbleiter tätig. Im Rahmen dieser Forschungsaktivitäten wurde ein Mehrkammer-UHV-System zur Herstellung organischer Bauelemente aus Aufdampfschichten kleiner Moleküle entwickelt, in dem zwei Kammern zur Deposition organischer Materialien (mit 12 Effusionszellen, RHEED, Massenspektrometer), Metallisierungs-, Sputter- und Ausheizkammer durch eine Vakuumtransfersystem miteinander verbunden sind. Auf diese Weise ist die Herstellung von OLEDs in einem geschlossenen Vakuumprozeß möglich. Am IHF wurden an Einzel-OLEDs hervorragende Leistungsdaten und Lebensdauern (>5000 h @ 100 cd/m²) nachgewiesen. Es wurden Bauelemente in den für ein Vollfarbdisplay notwendigen Farben vorgestellt. Für die Herstellung von OLED-Matrix-Displays wurde ein Verfahren entwickelt, bei dem die vollständige Strukturierung vor der Deposition der organischen Schichten und Kontakte erfolgen kann. Die Realisierbarkeit wurde an 5x7-MatrixDisplays mit 300x300 µm² Pixelgröße nachgewiesen. Ein Display mit 5000 Pixeln befindet sich im Aufbau. Die umfangreiche analytische Meßtechnik, die in der OLED-Forschung notwendig ist, wie AFM, UPS, TSC, PL, Kurzzeitspektroskopie, zahlreiche optische Meßverfahren sowie Röntgendiffraktometrie, steht am IHF zur Verfügung. 133 Institut für Mikrotechnik Mainz GmbH, Mainz Die Institut für Mikrotechnik Mainz GmbH (IMM), eine gemeinnützige Institution in alleiniger Trägerschaft des Landes Rheinland-Pfalz, hat sich seit ihrer Gründung 1991 zu einer weltweit führenden Forschungs- und Entwicklungseinrichtung auf dem Gebiet der Mikrotechnik mit ca. 280 Mitarbeitern entwickelt. Die Arbeitsgebiete umfassen insbesondere Forschung und Entwicklung auf den Gebieten Mikrooptik, Dünnschichttechnik, Röntgenlithographie, Mikrogalvanik und Mikroabformung, Lasermaterialbearbeitung, Spritzguß, Resistchemie und Mikroreaktionstechnik. In enger Kooperation mit Industriepartnern und anderen Forschungseinrichtungen entwickelt IMM marktfähige Produkte und Verfahren für die Bereiche Informations- und Kommunikationstechnik, Automobil- und Verfahrenstechnik sowie Medizin- und Biotechnik. Bekannte IMM-Entwicklungen sind z.B. Mikromotoren, Mikroreaktoren und Mikropumpen, optische Glasfasersteckverbinder und –spleiße sowie miniaturisierte Linsen und optische Schalter. Weitere bilaterale Industrieprojekte befassen sich mit der Entwicklung von Fertigungstechniken für Dünnstgläser, der Feinstrukturierung von Glasplatten für den Einsatz in Flachbildschirmen sowie mit der Entwicklung von Sensorköpfen für die Oberflächenkontrolle und Schichtdickenmessung. Bei all diesen Aktivitäten verfolgt IMM einen industrienahen Ansatz: Das Produkt, sein Herstellungsverfahren, seine fertigungsgerechte Montage und die für seine Herstellung maßgeblichen Materialien werden parallel entwickelt, um es reibungslos auf dem Markt plazieren zu können. Durch Know-howTransfer in die Industrie in Kombination mit technologieorientierten Unternehmens-Ausgründungen stärkt das IMM Deutschland als Wirtschafts- und Technologiestandort und sichert bzw. schafft langfristig Arbeitsplätze. 134 Labor für Bildschirmtechnik (LfB), Universität Stuttgart Das LfB wurde 1987 vom BMFT und dem Land BadenWürttemberg gegründet mit dem Ziel, die deutsche Industrie auf allen Gebieten flacher Flüssigkristall-Bildschirme durch Beiträge zur Grundlagenforschung, der Entwicklung und Optimierung von Anwendungen sowie der Erarbeitung kostensparender Herstellungsverfahren zu unterstützen. Das LfB hat insbesondere den Auftrag, die Fertigungsnähe und –reife der erarbeiteten Verfahren durch den Bau voll funktionsfähiger Prototypen mit den verschiedensten elektro-optischen Effekten nachzuweisen. Dazu gehören 1. Aktiv adressierte 18“-Farbdisplays (AMLCDs) mit SXGAAuflösung und Ansteuerung durch a-Si-TFTs 2. LCDs für optische Signalverarbeitung (SLMs, Sensorarrays) 3. Transmissive oder reflektive AMLCDs für Projektoren (mit integrierten Treibern in poly-Si) 4. Bistabile reflektive Foliendisplays für Smart Cards und PDAs 5. PDLCDs (polymer dispersed LCDs) bis 16“ (SXGA) für Direktsicht und Projektion 6. Aktiv adressierte Farbdisplays auf Folien 7. Reflektive guest-host-Zellen mit hoher Apertur und Helligkeit 8. Optische Matrix-Sensoren Als Einrichtungen stehen in Reinräumen bis Klasse 10 folgende Anlagen für den Bau von AMLCDs auf 16“ x 16“ Substraten zur Verfügung: Reinigungsanlagen, Photolackbeschichtungs- und Entwicklungsgeräte, ferner Stepper, Laser und Kontaktbelichter sowie Ätzanlagen (naß- und trockenchemisch). Zur Beschichtung sind Sputteranlagen, CVD, PECVD und Ionenimplanter vorhanden. Zudem existiert ein Laser für die Kristallisation von poly-Silizium. Justier-, Füll- und Trennanlagen, COG-Bonder, Druckgeräte für Flexo- und Siebdruck sind für den Zellenbau verfügbar. Für Layouts und Simulatoren stehen mehrere vernetzte Workstations zur Verfügung. 135 Max-Planck-Institut für Polymerforschung, Mainz Das Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz ist ein weltweit führendes Institut für Synthetische und Physikalische Chemie bzw. Physik der Polymere. Langjährige Erfahrungen bestehen bei der Synthese und Charakterisierung von organischen Funktionsmaterialien, speziell auch bei der Herstellung von organischen Halbleitern. Seit einigen Jahren ist das Institut in Projekte zu molekularen und polymeren Emittermaterialien (Elektrolumineszenzmaterialien) für lichtemittierende Dioden (LEDs) und Festkörperlaser eingebunden, sowohl im Rahmen von Europa- als auch von nationalen Projektkonsortien. Dabei konnten international stark beachtete Beiträge zur Entwicklung effizienter blau emittierender Materialien erbracht werden, die u.a. in 6 Patente und ca. 120 wissenschaftliche Publikationen einflossen. Aktuelle Projekte beschäftigen sich mit der Farbabstimmung von LEDs, z.B. durch Dotieren mit geeigneten molekularen und polymeren Chromophoren, mit der Effizienz- und Lebensdauersteigerung durch zusätzliche Ladungsträgertransportschichten und mit einer polarisierten Photo- und Elektrolumineszenz („polarisierte LEDs“) auf der Basis thermotrop flüssigkristalliner Emitterpolymere. Beteiligte Arbeitsgruppen: Prof. Dr. Klaus Müllen und PD Dr. Ullrich Scherf (Synthese und Strukturcharkterisierung), Prof. Dr. Wolfgang Knoll (Polarisierte Elektrolumineszenz, Orientierungsschichten), Prof. Dr. Gerhard Wegner und Prof. Dr. Dieter Neher (Bauelementherstellung und -charakterisierung) 136 Abkürzungsverzeichnis AFM AM CCFL CMOS CNC COG CRT CSTN CT CVD DMD DSTN ECB ELD FED FFS FLC FSTN HMD IPS ITO LCD LCOS LED MIM MLA NMR NPV NTSC OLED PALCD PDA PDLC PDP PECVD PL POI POS RHEED ROI SLM SOI STN TFT TN TSC UHV UPS VA VFD Atomic Force Microscope Active Matrix Cold Cathode Fluorescent Lamp Complementary Metal Oxide Semiconductor Computerized Numerical Control Chip-on-Glass Cathode Ray Tube Color Super Twisted Nematic Computer Tomography Chemical Vapor Deposition Digital Micromirror Device Double Super Twisted Nematic Electrically Controlled Birefringence Electroluminescent Display Field Emission Display Fringe-Field Switching Ferroelectric Liquid Crystal Film Super Twisted Nematic Head-Mounted Device In-Plane Switching Indium Tin Oxide Liquid Crystal Display Liquid Crystal on Silicon Light Emitting Diode Metal-Insulator-Metal Multi-Line Addressing Nuclear Magnetic Resonance Net Present Value National Television System Committee Organic Light Emitting Diode Plasma-Addressed Liquid Crystal Display Personal Digital Assistant Polymer-Dispersed Liquid Crystal Plasma Display Panel Plasma Enhanced Chemical Vapor Deposition Photoluminescence Spectroscopy Point of Information Point of Sales Reflective High Energy Electron Diffraction Return on Investment Spatial Light Modulation Silicon-on-Insulator Super Twisted Nematic Thin-Film Transistor Twisted Nematic Temperature Stimulated Current Ultra High Vacuum Ultraviolet Photoelectron Spectroscopy Vertical Alignment Vacuum Fluorescent Display 137 Auflösungsstandards QVGA VGA SVGA XGA SXGA UXGA 138 240 × 320 480 × 640 600 × 800 768 × 1024 1024 × 1280 1280 × 1600