Sprüche, Zitate, Gedichte

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Sprüche, Zitate, Gedichte
Sprüche, Zitate, Gedichte...
zum Valentinstag
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Liebe ist...
...ein Kunstwerk.
...ein privates Weltereignis.
...Freundschaft, die Feuer gefangen hat.
...das charmanteste Unglück, das uns zustoßen kann.
...dem geliebten Wesen recht geben, wenn es unrecht hat.
...der Endzweck der Weltgeschichte - das Unum des Universums.
...der höchste Grad der Arznei.
...die einzige Sklaverei, die als Vergnügen empfunden wird.
...Egoismus zu zweit.
...eine Boogie-Woogie der Hormone.
...eine vorübergehende Blindheit für die Reize anderer Frauen/Männer.
...ein Ozean von Gefühlen, umgeben von uferlosen Ausgaben.
...ein vorübergehendes Unwohlsein, heilbar durch Heirat.
...ein Wahnsinn: Ein Zeitwort, ein Verhältniswort, ein Zahlwort
oder ein Umstandswort - je nachdem.
...im Vergleich zu anderen Arten der Kriegsführung ein großer
Fortschritt.
…von allen Krankheiten noch die gesündeste.
…wenn sie/er dir die Krümel aus dem Bett macht.
...das Amen des Universums.
Das, was wir aus Liebe tun, tun wir im höchsten Grade freiwillig.
Thomas von Aquin (1225-74), ital. Theologe
Denn das Glück, geliebt zu werden, ist das höchste Glück auf Erden.
Johann Gottfried von Herder (1744-1803), dt. Dichter u. Philosoph
Den Sinn erhält das Leben einzig durch die Liebe. Das heißt:
Je mehr wir zu lieben und uns hinzugeben fähig sind, desto sinnvoller wird unser Leben.
Hermann Hesse (1877-1962), dt. Dichter, 1946 Nobelpr. f. Lit.
Der Geist baut das Luftschiff, die Liebe aber macht gen Himmel fahren.
Christian Morgenstern (1871-1914), dt. Lyriker
Der Mensch ist nicht nach dem zu beurteilen, was er weiß, sondern
nach dem, was er liebt.
Aurelius Augustinus (354-430), Bischof u. Kirchenlehrer
Die Engel, die nennen es Himmelsfreud, die Teufel, die nennen es
Höllenleid, die Menschen, die nennen es Liebe.
Heinrich Heine (1797-1856), dt. Dichter
Die ganze Kunst der Liebe beruht darauf, dass man ausspricht, was
der Zauber des Augenblicks fordert.
Stendhal (1783-1842), eigtl. Marie Henri Beyle, frz. Schriftsteller
Die Vernunft kann nur reden. Es ist die Liebe, die singt.
Joseph de Maistre (1753-1821), frz. Diplomat, Staats- u. Geschichtsphilosoph
Die wirkliche Liebe beginnt, wo keine Gegengabe mehr erwartet wird.
Antoine de Saint-Exupéry (1900-44), frz. Flieger u. Schriftsteller
Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart. Der bedeutendste
Mensch ist immer der, der dir gerade gegenübersteht. Das notwendigste Werk ist stets die Liebe.
Meister Eckhart (um 1260 - 1328), dt. Mystiker u. Dominikanerprediger
Durch ein paar Züge aus dem Becher der Liebe hält uns die Natur für
ein Leben voll Mühe schadlos.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), dt. Dichter
Einen Menschen zu lieben heißt, ihn so zu sehen, wie Gott ihn gemeint hat.
Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821-81), russ. Schriftsteller
2
Einen Menschen zu nehmen wie er ist, ist noch gar nichts, das muss
man immer. Die wirkliche Liebe besteht darin, ihn auch zu wollen,
wie er ist.
Alain (1868-1951), eigtl. Emile Chartrier, frz. Philosoph u. Schriftsteller
Ein Tropfen Liebe ist mehr als ein Ozean an Wille und Verstand.
Blaise Pascal (1623-62), frz. Mathematiker u. Philosoph
Ein Verliebter betrachtet eine Blume mit anderen Augen als ein Kamel.
Aus Ägypten
Es gibt nichts Schöneres, als geliebt zu werden, geliebt um seiner
selbst willen oder vielmehr: trotz seiner selbst.
Victor Hugo (1802-85), frz. Dichter d. Romantik
Freudvoll/ Und leidvoll,/ Gedankenvoll sein;/ Langen/ Und bangen/ In
schwebender Pein,/ Himmelhoch jauchzend,/ Zum Tode betrübt,/
Glücklich allein/ Ist die Seele, die liebt.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), dt. Dichter
Ich glaube, dass kein Mann jemals ein rechtes Leben gelebt hat, der
nicht durch die Liebe einer Frau gebessert, durch ihren Mut gestärkt
und durch die Weisheit ihres Herzens geführt worden ist.
John Ruskin (1819-1900), engl. Schriftsteller, Kunstkritiker u. Sozialphilosoph
Ich meine, es müsste einmal ein sehr großer Schmerz über die Menschen kommen, wenn sie erkennen, dass sie sich nicht geliebt haben, wie sie sich hätten lieben können.
Christian Morgenstern (1871-1914), dt. Lyriker
Macht mehr Vergnügen als die Ehe. Romane sind auch unterhaltender als die Geschichte.
Nicolas Chamfort (1741-94), eigtl. Nicolas Sebastian Roch, frz. Moralist
Es ist immer etwas Wahnsinn in der Liebe.
Es ist aber auch etwas Vernunft im Wahnsinn.
Friedrich Wilhelm Nietzsche
Wo Verliebte sich ansehen, erhält das Feuer der Liebe neue Nahrung.
Gottfried von Straßburg
Wenn ich deine Augen seh, so schwindet all mein Leid und Weh;
doch wenn ich küsse deinen Mund, so werd ich ganz und gar gesund.
Heinrich Heine
3
Ich und du
Wir träumten voneinander
und sind davon erwacht,
Wir leben, um uns zu lieben,
und sinken zurück in die Nacht.
Christian Friedrich Hebbel
Und die Liebe
ist die Luft,
die wir trinken.
Bettina von Arnim
Der Liebende gibt sich dem andern;
der Verliebte nimmt sich den andern.
Johann Jacob Moser
Unterschätze niemals die Kraft der Liebe!
aus Life's Little Instruction Book
Liebe besteht nicht darin, dass man einander anschaut, sondern
dass man gemeinsam in dieselbe Richtung blickt.
Antoine de Saint-Exupery (Mail von ws)
Macht ist immer lieblos.
Liebe niemals machtlos.
Verfasser unbekannt
Liebe ist die Fähigkeit, Ähnliches an Unähnlichem wahrzunehmen.
Adorno. Minima Moralia.
Ein Tropfen Liebe ist mehr, als ein Ozean an Wille und Verstand.
August Hermann Franke
Ich hätte Dir so gerne einen Stern geschenkt,
aber ich habe keine passende Verpackung gefunden.
Verfasser unbekannt
Die Liebe ist der einzige Weg, auf dem selbst die Dummen
zu einer gewissen Größe gelangen.
(Honoré de Balzac)
Einen Menschen lieben heißt einzuwilligen, mit ihm alt zu
werden.
(Albert Camus)
4
Die Liebe besteht zu drei Viertel aus Neugier.
(Giacomo Casanova)
Amor ist der größte Spitzbube unter den Göttern; der Widerspruch scheint sein Element zu sein.
(Giacomo Casanova)
Vielleicht muß man die Liebe gefühlt haben, um die
Freundschaft richtig zu erkennen.
(Nicolas Sébastien Chamfort)
Die Liebe ist der Versuch der Natur, den Verstand aus dem
Weg zu räumen.
(Thomas Niederreuther)
An Rheumatismen und an wahre Liebe glaubt man erst,
wenn man davon befallen wird.
(Marie von Ebner-Eschenbach)
Am Anfang gehören alle Gedanken der Liebe. Später gehört dann alle Liebe den Gedanken.
(Albert Einstein)
Es bleibt zwischen Menschen, sie seinen noch so eng verbunden, immer ein Abgrund offen, den nur die Liebe, und
auch nur mit einem Notsteg, überbrücken kann.
(Hermann Hesse)
Die Liebe ist unsere Strafe dafür, daß wir es nicht einfach
bei der Fortpflanzung bewenden lassen.
(Helmar Nahr)
Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von
Gut und Böse.
(Friedrich Nietzsche)
Ein Tropfen Liebe ist mehr als ein Ozean Verstand.
(Blaise Pascal)
Mit der wahren Liebe ist's wie mit den Geistererscheinungen: alle Welt spricht darüber, aber wenige haben etwas
davon gesehen.
(François Duc de La Rochefoucauld)
5
Liebe ist die einzige Sklaverei, die als Vergnügen empfunden wird.
(George Bernard Shaw)
Liebe auf den ersten Blick ist ungefähr so zuverlässig wie Diagnose
auf den ersten Händedruck
(George Bernard Shaw)
Liebe ist ein Zeitwort, ein Verhältniswort, ein Zahlwort oder ein Umstandswort - je nachdem.
(Orson Welles)
Mit der Liebelei ist es wie mit der Elektrizität: erst Starkstrom, dann
Schwachstrom, zuletzt Wechselstrom.
(Jaques Tati)
Die Liebe stirbt meist an den kleinen Fehlern, die man am Anfang so
entzückend findet.
(Albert Schweitzer)
Das ist das Eigentümliche an der Liebe, daß sie unaufhörlich wachsen muß, wenn sie nicht abnehmen soll.
(André Gide)
Liebe wächst und blüht. Warum sollte sie nicht auch welken wie alles
andere auf Erden?
(Jeanne Moreau)
Es gibt viele Mittel gegen die Liebe, aber keins ist unfehlbar.
(François Duc de La Rochefoucauld)
Liebe ist ein Käfig mit Gitterstäben aus Glück.
(Claudia Cardinale)
Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet.
(Christian Morgenstern)
Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch
sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße.
(Franz Kafka)
Liebe ist im Grunde eine chemische Reaktion. Aber es macht Spaß,
nach der Formel zu suchen.
(Hildegard Knef)
6
Gedichte
Gedicht
Was ist Liebe
von Annegret Kronenberg
Liebe ist für mich Vertrauen.
Wo ich nicht vertrauen kann,
kann ich auch nicht lieben.
Vertrauen ist, vor dir "Ich"
sein zu dürfen, dir blind folgen
zu können, verlässlich zueinander
stehen und manchmal ein Kuss,
wenn man ihn nicht erwartet.
Gedicht
Im Strom der Liebe
von Annegret Kronenberg
Im Strom der Liebe
begegneten sich unsere Blicke,
hielten inne,
nur einen Wimpernschlag lang.
Die Berührung unserer Hände
machten Mut
für einen zweiten Blick.
7
Gedicht
Das Lied der Liebe
von Annegret Kronenberg
Das Lied der Liebe
klang noch in meinem Ohr.
Ich sang es weiter,
immer lauter.
Du stimmtest mit ein,
immer lauter.
Plötzlich sangen der Fluss,
die Bäume, die ganze Welt,
das Lied der Liebe.
Gedicht
Dein Lächeln
von Annegret Kronenberg
Du lächelst mich an mit diesem Mund,
mit diesen Augen.
Dein Lächeln eine einzige Versuchung.
8
Gedicht
Ist es Liebe?
von Annegret Kronenberg
Ist es Liebe?
Ist es Vertrauen,
das uns so sicher macht?
Bestimmt lässt sich das eine
nicht vom anderen trennen.
Gedicht
Liebesfeuer
von Annegret Kronenberg
Deine Liebe ist für mich
wie ein loderndes Feuer,
das mich wärmt,
aber nicht verbrennt.
9
Gedicht
Wenn du nicht bei mir bist
von Annegret Kronenberg
Wenn du nicht bei mir bist,
leide ich unter deiner Abwesenheit.
Je älter wir werden,
desto mehr vermisse ich dich,
bin traurig um jede Stunde,
die wir nicht beisammen sind.
Von Abschied mag ich noch
nichts hören, weil ich dich
so sehr liebe.
Gedicht
Der Lack ist ab
von Annegret Kronenberg
Der Lack ist ab,
die ersten Beulen rosten.
Vor dem geistigen Auge
laufen noch einmal
die alten Bilder ab.
Was hat sich getan?
äußerlich recht viel,
aber der Kern, das Beste,
ist noch voll begehrenswert.
10
Gedicht
Kühne Träume
von Annegret Kronenberg
Die kühnsten Träume
können Wirklichkeit werden,
wenn das Herz mitspielt.
Gedicht
Mittelpunkt
von Annegret Kronendberg
Solange du lebst,
sollte die Liebe
dein Mittelpunkt sein,
weil sie dich am Ende
ins Licht führt.
Friedrich Rückert (1788-1866)
Ich liebe dich, weil...
Ich liebe dich, weil ich dich lieben muss;
Ich liebe dich, weil ich nichts anders kann;
Ich liebe dich nach einem Himmelschluss;
Ich liebe dich durch einen Zauberbann.
Dich lieb' ich, wie die Rose ihren Strauch;
Dich lieb' ich, wie die Sonne ihren Schein;
Dich lieb' ich, weil du bist mein Lebenshauch;
Dich lieb' ich, weil dich lieben ist mein Sein.
11
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Glück und Traum
Du hast uns oft im Traum gesehen
zusammen zum Altare gehen,
und dich als Frau, und mich als Mann.
Oft nahm ich wachend deinem Munde,
in einer unbewachten Stunde,
So viel man Küsse nehmen kann.
Das reinste Glück, das wir empfunden,
die Wollust mancher reichen Stunden
floh, wie die Zeit, mit dem Genuss.
Was hilft es mir, dass ich genieße?
Wie Träume fliehn die wärmsten Küsse,
und alle Freude wie ein Kuss.
Emanuel Geibel (1815-1884)
Für Musik
Nun die Schatten dunkeln,
Stern an Stern erwacht:
Welch ein Hauch der Sehnsucht
Flutet in der Nacht!
Durch das Meer der Träume
Steuert ohne Ruh',
Steuert meine Seele
Deiner Seele zu.
Die sich dir ergeben,
Nimm sie ganz dahin!
Ach, du weißt, dass nimmer
Ich mein eigen bin.
12
Heinrich Heine (1797-1856)
Dass du mich liebst...
Dass du mich liebst, das wusst ich,
Ich hatt es längst entdeckt;
Doch als du mir's gestanden,
Hat es mich tief erschreckt.
Ich stieg wohl auf die Berge
Und jubelte und sang;
Ich ging ans Meer und weinte
Beim Sonnenuntergang.
Mein Herz ist wie die Sonne
So flammend anzusehn,
Und in ein Meer von Liebe
Versinkt es groß und schön.
William Shakespeare (1564-1616)
Zweifle an der Sonne Klarheit...
Zweifle an der Sonne Klarheit,
Zweifle an der Sterne Licht,
Zweifl', ob lügen kann die Wahrheit,
Nur an meiner Liebe nicht.
(Aus der Tragödie "Hamlet, Prinz von Dänemark"; Übersetzung aus dem
Englischen: August Wilhelm Schlegel. )
Volksgut
Ein langes Gedicht
Ein langes Gedicht,
das merk ich mir nicht.
Drum sag ich nicht mehr
als: Ich liebe dich sehr!
13
Heinrich Heine (1797-1856)
Du bist wie eine Blume...
Du bist wie eine Blume,
So hold und schön und rein;
Ich schau dich an, und Wehmut
Schleicht mir ins Herz hinein.
Mir ist, als ob ich die Hände
Aufs Haupt dir legen sollt,
Betend, dass Gott dich erhalte
So rein und schön und hold.
Hermann von Lingg (1820-1905)
Nicht jenes Zaubernetz...
Nicht jenes Zaubernetz, gesponnen
Aus deinem schönen Lockenhaar,
Auch nicht dein leuchtend Augenpaar
Hat so mein Herz für dich gewonnen,
Nein, eine Schönheit höh'rer Art,
Die immer mehr sich offenbart.
Der reine Wert, dein innres Leben,
Der Seelenadel, der dich schmückt,
Das ist's, was mich an dir entzückt;
Und beben muss ich, tief erbeben:
Es beugt mich der Gedanke fast,
Dass du mich lieb gewonnen hast.
Max Dauthendey (1867-1918)
Du nahmst mir die Augen aus dem Kopf
Die blauen Fenster des Sommers stehen um dich
Und ein unerschütterlicher Himmel dahinter.
Du teilst Freude aus, wie nur die schwerwiegende Sonne Freude austeilt.
Meine Tage fielen in das bedeutungslose Gras,
Aber als du und ich uns zusammenlegten,
Banden wir die Zeit zu einem Knoten, den keiner zerhaut.
Du nahmst mir die Augen aus dem Kopf
Und hast mir dafür tiefe Feuer eingesetzt;
Um meine Stirn scharen sich die Gedanken wie festliche Freunde.
14
Adolf Friedrich von Schack (1815-1894)
Dich ahnte meine Seele...
Dich ahnte meine Seele lange,
Bevor mein Auge dich gesehn,
Und selig-süße Schauer bange
Fühlt' ich durch all mein Wesen gehn.
Ich sog von unbekannten Blüten
Den Duft, der mir entgegenquoll,
Und nie erblickte Sterne glühten
Zu Häupten mir geheimnisvoll.
Doch immer sah ich deinen Schatten
Nur trübe wie durch Nebelflor;
Dein Antlitz schien daraus in matten,
Gebrochnen Zügen nur hervor.
Und als der Schleier nun gesunken,
Der dich vor mir verhüllt - vergib,
Wenn lang ich sprachlos und wie trunken,
Betäubt von all dem Glücke blieb!
Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Du, der ichs nicht sage...
Du, der ichs nicht sage, dass ich bei Nacht
weinend liege,
deren Wesen mich müde macht
wie eine Wiege.
Du, die mir nicht sagt, wenn sie wacht
meinetwillen:
wie, wenn wir diese Pracht
ohne zu stillen
in uns ertrügen?
----Sieh dir die Liebenden an,
wenn erst das Bekennen begann,
wie bald sie lügen.
----Du machst mich allein. Dich einzig kann ich vertauschen.
Eine Weile bist dus, dann wieder ist es das Rauschen,
oder es ist ein Duft ohne Rest.
Ach, in den Armen hab ich sie alle verloren,
du nur, du wirst immer wieder geboren:
weil ich niemals dich anhielt, halt ich dich fest.
15
Joachim Ringelnatz (1883-1934)
An Gabriele B.
Schenk mir dein Herz für vierzehn Tage,
Du weit ausschreitendes Giraffenkind,
Auf dass ich ehrlich und wie in den Wind
Dir Gutes und Verliebtes sage.
Als ich dich sah, du lange Gabriele,
Hat mich ein Loch in deinem Strumpf gerührt,
Und ohne dass du's weißt, hat meine Seele
Durch dieses Loch sich bei dir eingeführt.
Verjag sie nicht und sage: "Ja!"
Es war so schön, als ich dich sah.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Liebhaber in allen Gestalten
Ich wollt, ich wär ein Fisch,
So hurtig und frisch;
Und kämst du zu anglen,
Ich würde nicht manglen.
Ich wollt, ich wär ein Fisch,
So hurtig und frisch.
Ich wollt, ich wär ein Pferd,
Da wär ich dir wert.
O wär ich ein Wagen,
Bequem dich zu tragen.
Ich wollt, ich wär ein Pferd,
Da wär ich dir wert.
Ich wollt, ich wäre Gold,
Dir immer im Sold;
Und tätst du was kaufen,
Käm ich wieder gelaufen.
Ich wollt, ich wäre Gold,
Dir immer im Sold.
Ich wollt, ich wär treu,
Mein Liebchen stets neu;
Ich wollt mich verheißen,
Wollt nimmer verreisen.
Ich wollt, ich wär treu,
Mein Liebchen stets neu.
Ich wollt, ich wär alt
Und runzlig und kalt;
Tätst du mir's versagen,
16
Da könnt mich's nicht plagen.
Ich wollt, ich wär alt
Und runzlig und kalt.
Wär ich Affe sogleich,
Voll neckender Streich';
Hätt was dich verdrossen,
So macht ich dir Possen.
Wär ich Affe sogleich,
Voll neckender Streich'.
Wär ich gut wie ein Schaf,
Wie der Löwe so brav;
Hätt Augen wie's Lüchschen
Und Listen wie's Füchschen.
Wär ich gut wie ein Schaf,
Wie der Löwe so brav.
Was alles ich wär,
Das gönnt ich dir sehr;
Mit fürstlichen Gaben,
Du solltest mich haben.
Was alles ich wär,
Das gönnt ich dir sehr.
Doch bin ich, wie ich bin,
Und nimm mich nur hin!
Willst du beßre besitzen,
So laß dir sie schnitzen.
Ich bin nun, wie ich bin;
So nimm mich nur hin!
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Blumengruß
Der Strauß, den ich gepflücket,
Grüße dich vieltausendmal!
Ich habe mich oft gebücket,
Ach, wohl eintausendmal,
Und ihn ans Herz gedrücket
Wie hunderttausendmal!
17
Hermann Löns (1866-1914)
Der Tauber
Horch, wie der Tauber ruft,
O du, du, du,
Und seine Taube hört
Ihm freundlich zu;
Was wohl der Tauber will,
O du, du, du,
Denk mal darüber nach
Und hör im zu.
Horch, wie mein Herze schlägt,
O du, du, du,
Was sagt dein Herze denn
Dazu, dazu?
Was wohl mein Herze will,
O du, du, du,
Denk nicht darüber nach
Und gib ihm Ruh.
Der Tauber ruft nicht mehr,
O du, du, du,
Und seine Taube hört
Ihm nicht mehr zu.
O du, du, du,
Wozu sind wir im Mai,
Wozu, wozu?
Heinrich Heine (1797-1856)
Im wunderschönen Monat Mai...
Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Knospen sprangen,
Da ist in meinem Herzen
Die Liebe aufgegangen.
Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Vögel sangen,
Da hab ich ihr gestanden
Mein Sehnen und Verlangen.
18
Stefan George (1868-1933)
Du schlank und rein wie eine flamme...
Du schlank und rein wie eine flamme
Du wie der morgen zart und licht
Du blühend reis vom edlen stamme
Du wie ein quell geheim und schlicht
Begleitest mich auf sonnigen matten
Umschauerst mich im abendrauch
Erleuchtest meinen weg im schatten
Du kühler wind du heisser hauch
Du bist mein wunsch und mein gedanke
Ich atme dich mit jeder luft
Ich schlürfe dich mit jedem tranke
Ich küsse dich mit jedem duft
Du blühend reis vom edlen stamme
Du wie ein quell geheim und schlicht
Du schlank und rein wie eine flamme
Du wie der morgen zart und licht.
Wilhelm Busch (1832-1908)
Liebesglut
Sie liebt mich nicht. Nun brennt mein Herz
ganz lichterloh vor Liebesschmerz,
vor Liebesschmerz gar lichterloh
als wie gedörrtes Haferstroh.
Und von dem Feuer steigt der Rauch
mir unaufhaltsam in das Aug',
dass ich vor Schmerz und vor Verdruss
viel tausend Tränen weinen muss.
Ah Gott! Nicht lang ertrag ich's mehr! Reicht mir doch Feuerkübel her!
Die füll ich bald mit Tränen an,
dass ich das Feuer löschen kann.
Seitdem du mich so stolz verschmäht,
härmt ich mich ab von früh bis spät,
sodass mein Herz bei Nacht und Tag
als wie auf heißen Kohlen lag.
Und war es dir nicht heiß genug,
das Herz, das ich im Busen trug,
so nimm es denn zu dieser Frist,
wenn dir's gebacken lieber ist!
19
Liebe schwärmt auf allen Wegen;
Treue wohnt für sich allein;
Liebe kommt euch rasch entgegen;
Ausgesucht will Treue sein.
» Johann Wolfgang von Goethe
In einem Augenblick gewährt die Liebe,
Was Mühe kaum in langer Zeit erreicht.
» Johann Wolfgang von Goethe
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