Frühjahr 2015 - Heimatverein Lilienthal eV

Transcrição

Frühjahr 2015 - Heimatverein Lilienthal eV
LILIEN - BLÄTTER
Mitteilungen des Heimatvereins Lilienthal e. V.
Schutzgebühr 1,00 Euro
–
Für die Mitglieder kostenlos
Ausgabe Frühjahr 2015
Vor 70 Jahren
Vertriebene aus den Ostgebieten erreichen Lilienthal
Beitrag
„Frühjahr 1945:
Flüchtlingstrecks
erreichen
Lilienthal“
auf Seite 3
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Liebe Mitglieder
und Freunde
des Heimatvereins
In wenigen Tagen bin ich schon ein Jahr der Vorsitzende des Heimatvereins. Manches
konnte ich in dieser Zeit erledigen, aber noch längst nicht alle Ziele verwirklichen.
Die Realisierung meines „Traumes", eine Audioführung für unser Museum zu erstellen, werde ich weiter verfolgen,
Meinen Vorstands- und Beiratskollegen sowie den Aktiven unseres Arbeitskreises
„Dienstagsrunde“ danke ich für die unermüdliche Mitarbeit. Sie haben alle ihre bestimmten Aufgaben, die sie mit großem Einsatz erledigen. Wer Lust hat, uns am Dienstag zu unterstützen, ist jederzeit herzlich willkommen. Wir arbeiten von 9.30 bis 12
Uhr im Emmi-Brauer-Haus.
Der eine oder andere mag sich wundern, warum die im Vorjahr Gewählten im März
erneut zur Wahl stehen. Ich habe mein Amt in einer laufenden zweijährigen Wahlperiode übernommen. Mein Vorgänger Harald Kühn hatte den berechtigten Wunsch
geäußert, nach elf Jahren das Amt des ersten Vorsitzenden aufzugeben. Darum stelle
ich mich am 10. März zur Wiederwahl, dann für zwei Jahre, wie es unsere Satzung
vorsieht. Wenn die Mitglieder mir erneut ihr Vertrauen schenken, will ich im bisherigen Sinne weiterarbeiten.
Aus dem gleichen Grund steht auch die Wahl des Schriftführers an. Auch dieser ist in
ungeraden Jahren für zwei Jahre zu wählen. Ottmar Cordes übernahm sein Amt ebenfalls 2014, denn ich konnte ja nicht zugleich Schriftführer bleiben. Die Wahlen für die
Positionen stellvertretender Schriftführer und stellvertretender Kassenwart erfolgen
dagegen regulär nach zwei Jahren.
Hilmar Kohlmann
Vorsitzender
Aus dem Inhalt
1945 – Flüchtlingstrecks erreichen Lilienthal
Erster Weltkrieg
„Amtsmißbrauch“ – Bürgermeister Warnke
Die Klosterstraße im Wandel der Zeit
Die Astronomen Schroeter und Palitzsch
Heimatverein: Viele Aktivitäten 2014
Per Fahrrad nach St. Petersburg
Seite
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Frühjahr 1945:
Flüchtlingstrecks erreichen Lilienthal
vor 70 Jahren
Lilienthal war Aufnahmegemeinde für Flüchtlingstrecks aus Ostpreußen, Westpreußen, Schlesien, Posen und anderen östlichen Provinzen.
Nach rund sieben bis zehn Wochen Flucht erreichten die aus diesen Ostgebieten geflohenen Menschen, erschöpft von den Strapazen und viele von Krankheiten gezeichnet, im Frühjahr 1945 die ihnen zugewiesene Gemeinde Lilienthal. Meistens waren es
nur die Mütter mit ihren kleinen Kindern und alten Eltern, die den Fluchtweg antraten,
da ihre Männer und Väter sich auf den Kriegsfeldern befanden, oder gefallen waren.
Begleitet und unterstützt wurden die Flüchtlingsfamilien oft von ihren polnischen
„Knechten“, die in großer Treue zu ihnen hielten.
Der Turnplatz am Konventshof war Sammelplatz der Trecks, und in einem großen
dort errichteten Zelt konnte die erste notdürftige Versorgung vorgenommen werden.
Auch zu Fuß, mit dem Rad oder in überfüllten Zügen hatten die aus dem Osten stammenden Menschen die Flucht angetreten.
Sie kamen als Fremde, die Hab und Gut in ihrer angestammten Heimat zurücklassen
mussten. Viele beklagten den Tod von Angehörigen, die auf der Flucht vor Erschöpfung gestorben waren und an unbekannten Plätzen ihre letzte Ruhe gefunden hatten.
Mehr als 2000 Flüchtlinge erreichten Lilienthal, und die meisten von ihnen
fanden hier auch eine neue Heimat.
Franz Scharffetter flüchtete 1945 mit dieser Kutsche aus
Hengstenberg (Ostpreußen), ausgestellt im Kutschenmuseum Trupe
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In unserem vom Heimatverein Lilienthal herausgegebenen Buch „Zeitreise – 775
Jahre Lilienthal“ berichten Zeitzeugen über die Kriegs- und Nachkriegssituation in
unserem Ort und lassen Erlebnisse und Begebenheiten aus jener Zeit wieder lebendig
werden.
Auch wer das heimatgeschichtliche Buch „Zeitreise“ nicht besitzt (es ist leider vergriffen), kann diese authentischen Erlebnisberichte und auch das vollständige Buch im
Internet lesen. Fundstelle: www.heimatverein-lilienthal.de/ Stichwort „Bibliothek“
Harald Kühn
Erster Weltkrieg
Christian Kohlmann war der Großvater unseres Vereinsvorsitzenden. Er wurde im
Frühjahr vor 100 Jahren zum Militärdienst eingezogen. Nach Verwundung und Auszeichnung, so war das damals, erhielt er zu seiner Entlassung aus dem Soldatendienst
die auf der nachstehenden Seite abgedruckte Urkunde.
Damit der Leser den Text besser erkennen kann, drucken wir das Dokument im Querformat ab. So können wir es größer wiedergeben.
Auch in den folgenden Ausgaben unserer LILIEN-BLÄTTER wollen wir auf die Zeit
des ersten Weltkrieges zurückschauen. Wer dazu einen interessanten Beitrag leisten
kann, ein Foto oder Sonstiges für uns hat, melde sich bei der Redaktion.
Hilmar Kohlmann
LILIEN-BLÄTTER
Im Februar und Oktober erscheinende Zeitschrift, für die Vereinsmitglieder des Heimatvereins
Lilienthal kostenlos, für andere Schutzgebühr 1,00 Euro. Herausgeber HEIMATVEREIN
LILIENTHAL e. V., Feldhäuser Straße 16, 28865 Lilienthal, Tel. 04298 - 60 11, Fax 04298 –
699 75 61,
E-Mail:
[email protected],
Internet: www.HeimatvereinLilienthal.de
V. i. S. d. P. Hilmar H. H. Kohlmann, Einstmannstraße 2, 28865 Lilienthal, Tel. 04298 91 52 11, Fax. 04298 - 91 52 13, E-Mail: [email protected],
Red. = von der Redaktion lediglich überarbeitete Eigenberichte,
Korrektur Heinz-H. Rohdenburg
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Ein Beitrag zur Zeitgeschichte –
70 Jahre nach Kriegsende
„Amtsmißbrauch“
Lilienthals Bürgermeister Heinrich Warnke
von Militärregierung amtsenthoben
Die Galerie der Nachkriegsbürgermeister auf dem Flur des Lilienthaler Rathauses
zeigt alle nach dem Zweiten Weltkrieg gewählten Bürgermeister. Nur der von den
Engländern nach Kriegsende am 9. Mai 1945 eingesetzte Trupermoorer Heinrich
Warnke war bis vor kurzem nicht unter ihnen.
Das änderte sich im letzten Jahr. Dank der Initiative von Rolf Nordmann und Albert
Meierdierks übergab die 89-jährige Tochter Frieda Sengstake ein Foto ihres Vaters
Heinrich Warnke, und schon bald konnte dieses noch fehlende Foto im Rahmen einer
kleinen Feierstunde der Bildergalerie hinzugefügt werden.
Heinrich Warnke wird geehrt
69 Jahre nach Ende dieses schrecklichen Krieges ehrte die Gemeinde damit auch einen verdienten Kommunalpolitiker, der sich mit großem Engagement nach dem Zusammenbruch im Jahre 1945 für die notgeplagte Bevölkerung des Ortes einsetzte.
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Bereits vor der Nazidiktatur im Jahre 1933 war Heinrich Warnke kommunalpolitisch
tätig und auch in der SPD aktiv.
Während der Feierstunde fiel auf, dass die Amtszeit Warnkes nur drei Monate dauerte
und bereits im August 1945 sein Stellvertreter Johann Meyerdierks (KPD-Mitglied)
aus der Grimmstraße die Aufgaben des Bürgermeisters bis zum 23. September 1946
übernahm. An diesem Tag wurde nämlich Friedrich Neuling, ein pensionierter Polizeibeamter, vom Lilienthaler Gemeinderat zum Bürgermeister gewählt. Er war damit
der erste demokratisch gewählte Bürgermeister nach 1945 in Lilienthal.
Bereits im „Lilienthaler Straßen-Lexikon“ wird auf diesen Umstand hingewiesen.
Doch eine klare und plausible Begründung beziehungsweis Erklärung für die kurze
Amtszeit Heinrich Warnkes gab es bis zu diesem Zeitpunkt nicht.
Noch während der Feierstunde im Lilienthaler Rathaus meinte die langjährige Lilienthaler Bürgermeisterin Monica Röhr mit Blick auf den 1. Vorsitzenden des Lilienthaler Heimatvereins, Hilmar Kohlmann: „Das herauszufinden wäre ja eine interessante
Aufgabe für den Heimatverein.“
Doch wie sollte das geschehen? Zeitzeugen von damals lebten nicht mehr, oder waren
nicht bekannt. Die regionale „Wümme-Zeitung“ (oft eine wahre Quelle geschichtlicher Ereignisse) durfte mit Genehmigung der Militärregierung erst wieder ab 1949
erscheinen, und auch amtliche Dokumente zu dem Geschehen um 1945 gibt es nicht.
Weser-Bote berichtet von „Amtsmißbrauch“
Aber wie so oft beim Schreiben zeitgeschichtlicher Vorgänge, helfen manchmal ein
oder auch mehrere glückliche Zufälle, die den Schleier der Ungewissheit lüften und
Klarheit bringen. Diese Erfahrung machte auch Harald Kühn. Eigentlich war er dabei,
im Lilienthaler Heimatarchiv die Entwicklung sowie Gründungsdaten von Volkshochschule und der Bücherei nach 1945 zu ermitteln und zu dokumentieren. „Einige Ordner hatte ich schon durchgeblättert, da stieß ich auf einen blassen DIN A4 Bogen, der
mit Schreibmaschine und wenigen Sätzen beschrieben war“, erinnert sich Kühn.
„Amtsmißbrauch“ stand über wenigen Schreibmaschinenzeilen, und weiter hieß
es: „Lilienthal. Der Bürgermeister von Lilienthal, Heinrich Warnke, wurde seines Amtes enthoben und von der Militärregierung wegen unerlaubten Abhaltens
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einer politischen Veranstaltung zu einer Geldstrafe von 400 RM verurteilt.“ Es
war leider nicht ersichtlich, wer diese Zeilen festgehalten hat, dafür gab es einen
Quellenhinweis: „Weser-Bote, Alliiertes Nachrichtenblatt, vom 8. September
1945.“
Kühn wollte sich mit diesem Fund
noch nicht zufriedengeben. „Denn
diese Notiz hätte ja jeder schreiben
können“, meinte er. Er wandte sich an
die Bremer Universitätsbibliothek,
und ein weiterer glücklicher Zufall
stand bei dieser zeitgeschichtlichen
Recherche Pate: Dort ist der „WeserBote“ tatsächlich archiviert, und auch
die Ausgabe vom 8. September 1945
mit dem kurzen Artikel „Amtsmißbrauch“ fand eine Mitarbeiterin der
Bibliothek. Damit war also die
Richtigkeit des Fundes im Heimatarchiv bewiesen und eine fundierte
Antwort auf die Frage wegen der
kurzen Amtszeit des Lilienthaler Bürgermeisters gegeben.
Zeitzeuge Joachim Schröder erinnert sich
Aber damit war die Zeitreise in die Vergangenheit noch nicht beendet: Nachdem die
„Wümme-Zeitung“ am 27. Oktober 2014 von dem Fund und den Ereignissen um 1945
berichtete, meldete sich am selben Tag morgens Joachim Schröder aus Frankenburg
telefonisch beim Heimatvereinsmitglied und erklärte, er wisse, wo die besagte Versammlung im August 1945 stattgefunden hat. Und wenige Stunden später fand im
Hause des 87-jährigen Zeitzeugen ein interessantes und informatives Gespräch statt.
Der Frankenburger konnte sich noch gut an die unmittelbare Nachkriegszeit
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erinnern und auch an die nicht angemeldete Versammlung in der Gaststätte von
Lüder Cyriaks in Frankenburg, an der auch der damalige Bürgermeister Heinrich Warnke teilgenommen hat. Schröder erzählte, dass er als damals 18Jähriger erfuhr, dass in dem kleinen Gasthof im August 1945 die antifaschistische Gruppe (Antifa) zusammenkam, zu der Sozialdemokraten und Kommunisten gehörten. „Diese Gruppe hatte natürlich nicht nur Freunde, und irgendjemand
muss dieses Treffen angezeigt haben“, mutmaßt Schröder, „denn plötzlich stand die
amerikanische Militärpolizei aus Osterholz-Scharmbeck vor der Tür und nahm die
Teilnehmer fest.“ In Osterholz wurden sie von der Militärpolizei verhört und in derselben Nacht wieder freigelassen. Doch mussten alle den weiten Weg nach Lilienthal
zu Fuß antreten. Lebhaft erinnert sich Joachim Schröder, dessen Eltern in Frankenburg
eine Bäckerei mit einem Kolonialwarengeschäft besaßen, noch heute daran, dass dieses „Ereignis“ am nächsten Tag Dorfgespräch in Frankenburg war.
Tina und Joachim Schröder berichten Harald Kühn aus der Nachkriegszeit
Foto: LILIENTHALER / Rolf Ehlers
Interessantes Dokument entdeckt
Einige Tage nach dem Gespräch mit unserem Zeitzeugen konnte ein Beleg ausfindig
gemacht werden, der auf eine nicht genehmigte Versammlung in Frankenburg hinweist. In der Jubiläumsbroschüre zum 100. Bestehen des SPD-Ortsvereins Lilienthal
wird auf
Seite 48 eine Anklageschrift des Militärgerichts Osterholz-Scharmbeck vom 29.
August 1945 abgedruckt, mit der das SPD-Mitglied Johann Kück für die Teil-
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nahme an einer Versammlung angeklagt wird, „für welche keine Genehmigung erteilt wurde in Frankenburg…“.
Mit großer Sicherheit ist davon auszugehen, dass es sich um dieselbe Versammlung handelt, die zur Amtsenthebung Warnkes führte und im Weser-Boten am 8.
September 1945 genannt wird.
Anklageschrift des Militärgerichtes Osterholz-Scharmbeck vom 29. August 1945
wegen Teilnahme an einer nicht genehmigten Versammlung in Frankenburg
(aus der Jubiläumsbroschüre „SPD 100 Jahre Ortsverein Lilienthal“)
Der nach 69 Jahren entdeckte kurze Zeitungsartikel im Weser-Boten öffnet in Lilienthal ein zeitgeschichtliches Fenster mit Blick auf die bewegte Zeit nach dem Zweiten
Weltkrieg, in der nur das Gesetz der Sieger und der Militärregierung zählte und die
Verunsicherung unter den Menschen noch sehr groß war.
Es bleibt festzuhalten: Heinrich Warnke hat sich persönlich nichts zuschulden kommen lassen.
Allein sein frühes Engagement für den jungen Rechtsstaat, verbunden mit seiner parteipolitischen Tätigkeit, wurde ihm zum Verhängnis.
Der Name des ersten Nachkriegsbürgermeisters lautet richtig „Warnke“, wird allerdings in manchen Schriftstücken mit „Warnken“ bezeichnet.
Harald Kühn und Hilmar Kohlmann
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Die Klosterstraße im Wandel der Zeit
Wie ein Band zieht sich die Hauptstraße und die sich anschließende Falkenberger
Landstraße über etliche Kilometer durch den Ort. Das Lilienthaler Geschäftsleben
beschränkt sich vorwiegend auf diese beiden Straßen. In den zwei letzten Ausgaben
der LILIEN-BLÄTTER habe ich über die Entwicklung der Geschäfte von den fünfziger
Jahren bis zum heutigen Tag berichtet.
Aber der eigentliche Kern, auch geschichtlich betrachtet, ist unsere Klosterstraße.
Auch hier möchte ich über die Veränderung in den vergangenen 50 bis 60 Jahren
berichten, wobei ich mich hierbei auf Geschäfte und einige markante Gebäude beschränke.
Im Jahre 1900 erfolgte erstmals die Pflasterung dieser Straße. 1968 wurde eine Neupflasterung durchgeführt und 1995 erhielt die Straße im Rahmen der Ortskernsanierung ihr heutiges Aussehen.
Beginnen möchte ich von der Hauptstraße kommend auf der rechten Seite mit der
Bäckerei Kärgel und dem Tabak- und Papierwarengeschäft Weimer. In diesem Haus
gründete Diedrich Viebrock 1904 eine Bäckerei, die später von seinem Sohn und
früheren Bürgermeister Heinrich Viebrock fortgeführt wurde.
Wo sich heute das Kaufhaus Kik befindet, erbaute Diedrich Viebrock, der zugleich
Müllermeister war, eine Motormühle. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass
Diedrich Viebrock selbst im hohen Alter vor seiner Mühle stand.
Daneben befindet sich die Fleischerei Oosterbeek, die 2012 ihr 100-jähriges Geschäftsjubiläum begehen konnte. Der Ladenbetrieb wurde in den letzten Jahren verkleinert und es entstand eine Ladenzeile mit einer Erweiterung zur Straße Stadskanaal
mit gut florierenden Einzelhandelsgeschäften und einen Cafe.
Im Hause Nr. 6 betrieb die Familie Brinkmann bereits seit 1870 eine orthopädische
Schuhwerkstatt. Um 1950 wurde dann das Schuhgeschäft eröffnet, welches bis 1991
bestand. Dieses Geschäft wurde dann aufgeteilt in das „Bistro Mixx“ sowie in ein
Modegeschäft, welches kürzlich geschlossen wurde. Daneben bestand schon zu meiner Kindheit die Bäckerei von Alwin Garbaden, die später von der Tochter Grete und
dem Schwiegersohn Bernhard Kletschke weitergeführt wurde. Auch heute kann man
hier noch Backwaren bei der Firma Holsten erwerben.
Hinter der Einmündung der Straße Arpsdamm steht ein Gebäude, in dem seit 1871
Ärzte praktiziert haben. Heute befindet sich hier die Praxis von Ingo Kasten, davor
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waren Ärzte von Dr. Ruckert, Dr. Schilling über Dr. Sasse, Dr. Weinrich bis Dr.
Meister-Eisenlohr hier tätig.
Das Nachbarhaus wird sicherlich mit mehr Wohlbefinden aufgesucht, gemeint ist der
„Klosterhof“, der sich früher „Frahmes Gasthof“ nannte. Die Familie Frahme kam
während des 30-jährigen Krieges von Schweden nach Lilienthal. Wie lange das Lokal
besteht, ist nicht bekannt, aber die erstmalige Erwähnung als Gaststätte erfolgte nach
dem Wiederaufbau 1814. Sie befindet sich noch heute im Familienbesitz und seit über
fünfzig Jahren stehen Änne und Wilhelm Cordes ihren Gästen zur Verfügung.
Wo sich neben dem Lokal das Wohnhaus der Familie Cordes befindet, wurde 1870
ein Tanzsaal errichtet, der später von 1947 – 1963 als Kino genutzt wurde. Noch heute
denke ich gern an die Vorstellungen am Sonntagnachmittag zurück, wo ich für 50
Pfennig die ersten Wildwestfilme ansehen durfte.
Historischer Ortskern
Nun treten wir in den historischen Teil ein und kommen vorbei an der um 1250 erbauten Klosterkirche. Daneben steht das 1978 in Betrieb genommene Rathaus. 1937
wurde nach der Gebietsreform das ehemalige Amtshaus als Rathaus umgebaut, welches aber aufgrund der schlechten Bausubstanz 1977 abgebrochen wurde.
Lediglich der Keller, noch ein Relikt aus der Klosterzeit, blieb erhalten. Aus den
vorher vom Hausmeister als Kartoffelkeller genutzten Räumlichkeiten entstand nach
umfangreicher Sanierung 1978 die „Weinstube Klosterkeller“. Dieses urige Lokal
fand etliche Jahre regen Zuspruch, musste aber dann vor einigen Jahren nach mehreren Wechseln der Pächter geschlossen werden.
Über Murkens Hof gäbe es sehr viel zu berichten. Auf dem Grundstück des ehemaligen Äbtissinnenhauses und Klosterkrugs siedelte sich 1730 Daniel Murken an. Dieser Gasthof erlebte nach der Eröffnung der Kleinbahn Jan Reiners im Jahre 1900 seine
Blütezeit. Auch bestand auf dem Gelände ein Tierpark. Mitte der 60-iger Jahre ging
die Ära Murken zu Ende und eine Bremer Brauerei erwarb das Anwesen. Um dieses
traditionelle Lokal vor einem Abriss zu bewahren, erwarb die Gemeinde Lilienthal
einige Jahre später das Areal. Nach verschiedenen Pächterwechseln musste man aber
leider feststellen, dass eine Weiterführung als Lokal nicht möglich war.
Durch einen umfangreichen und kostspieligen Um- und Anbau errichtete die Gemeinde 1993 die kulturelle Begegnungsstätte „Murkens Hof“. Auch wenn diese Anlage heute als ein Juwel unseres Ortes erstrahlt, so denke ich wie auch wohl viele Mitbürger mit Wehmut an vergangene schöne Zeiten im Gasthof Murken zurück.
Gehen wir jetzt die Klosterstraße zurück Richtung Hauptstraße. Gegenüber Murkens
Hof war früher das Kegelhaus mit der Kegelbahn der Gaststätte. In den 90-er Jahren
wurde hier das Lokal „Boccia“ gebaut.
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Altes Rathaus 1937 bis 1977, Blick auf Murkens Hof und
links das heutige „Conrad-Naber-Haus“ der Bürgerstiftung
An der Einmündung zum Mühlenweg, wo heute eine Reihenhauszeile steht, befand
sich seit der Klosterzeit eine Wassermühle, welche 1910 vom langjährigen Lilienthaler Bürgermeister Diedrich Murken erworben wurde. Als letzter Müller war in der
1951 zur Motormühle umgebauten Mühle sein Enkelsohn Heinz Murken von 1957 –
1970 tätig. Leider wurde das Gebäude 1975 abgerissen.
Alte Klostermühle mit Brücke über die damals dort verlaufende Wörpe
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Das angrenzende, von Heinrich Vogeler entworfene Wohnhaus der Familie Murken
wurde 2007 von Conrad Naber der Bürgerstiftung geschenkt.
In der nebenan stehenden ehemaligen Zehntscheune des Klosters, wurde 1852 das
Amtsgericht eingerichtet. Nach der Auflösung 1972 nutzte die Gemeinde das Gebäude
zunächst zu Verwaltungszwecken. Einige Jahre später wurde das kommunale Jugendheim hier einrichtet.
Die 1863 gegründete Lilienthaler Sparkasse errichtete 1903 ihr imposantes Gebäude,
welches trotz einiger Umbauten seinen ursprünglichen Charakter erhalten konnte.
Nach der Einmündung in den Bruch wurden nach dem großen Brand von 1813 zwei
schmucke Häuser unter den Nummern 11 und 7 erstellt. Während im Hause Nr. 11 im
Kindergarten der ev.- luth. Kirche lustiges Treiben erfolgt, wurde das Haus Nr. 7, in
dem früher Johann (Jan) Reiners wohnte, zunächst nicht für Geschäftszwecke genutzt.
Vor einigen Jahren erfolgte die Nutzung durch einen Dekorateur und heute kann man
im „Petit Marche“ kulinarische Köstlichkeiten kaufen oder zu sich nehmen. Dazwischen liegt das Haus der Fleischerei Busch. Bevor Thomas Busch das Geschäft
1986 übernahm, konnte man bereits seit vielen Jahren bei anderen Inhabern
(Wurtmann, Barschewski und Bremer) Wurst und Fleisch kaufen.
Der alte Marktplatz
Vor diesen Häusern wurde 1827 der Marktplatz eingerichtet. Nach etlichen Jahren
ohne Marktgeschehen, wurde nach dem Abriss der Volksschule an der Hauptstraße
zunächst dort ein Wochenmarkt abgehalten, der dann im Rahmen der Ortskernsanierung wieder an seinen ursprünglichen Platz verlegt wurde.
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Das Gebäude der ehemaligen Gaststätte „Alte Posthalterei“
An der Ecke zur Apothekenstraße wurde in dem 1829 erbauten Haus von Georg
Heinrich Schlötelborg 1857 die erste Postexpedition errichtet. Zu meiner Kindheit
befand sich in diesem Haus ein vom Ehepaar Wahl geführtes Lebensmittel- und Gemüsegeschäft. 1968 eröffnete hier die Gaststätte „Alte Posthalterei“. Nach einem
Brand im Jahre 2000 konnte das Haus nicht mehr gerettet werden und es entstand der
schmucke Neubau im Fachwerkstil. Im „Culinari“ werden internationale Gaumenfreuden zum Kauf oder zur Verkostung angeboten. Im gleichen Haus Klosterstraße 5
befindet sich auch das Kosmetikstudio Haase.
Im einstigen Kaufhaus Pieper bestanden auch Zugänge von der Klosterstraße. Zur Zeit
wird hier nur eine Textilreinigung betrieben.
Zum Schluss meiner Exkursion durch die gute Stube Lilienthals möchte ich noch zwei
kleine Geschichten aus der Klosterstraße erzählen.
Auf dem Weg zur Klostermühle
In meiner Kindheit habe ich Moorhausen nicht allzuoft verlassen. Eine kleine Abwechslung wurde mir gelegentlich geboten, wenn Opa seinen Braunen anspannte und
wir mit dem Federwagen (Kutsche mit Ladefläche) zur Mühle fuhren. Begeistert war
ich vom tosenden Wasser der Wörpe und dem Mühlrad, welches damals noch in Betrieb war. Der Mühlgraben wurde 1962 im Rahmen der Wörperegulierung zugeschüttet und die Wörpe läuft heute dort, wo früher der Umlaufkanal bestand. Während des
Mahlganges gab es im Kontor einen Klönsnack mit dem Müllermeister Dittmer und
gelegentlich auch mit dem Besitzer und Bürgermeister Murken. Anschließend wurden
ein oder zwei Zentner Roggenmehl zur Bäckerei Geffken gebracht. Beim Kauf der
Brote erhielt man dann einen Preisnachlass.
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Sammys Fuhrwerk vor der Klostermühle
Eines Tages wurde unser Pferd vor den Federwagen gespannt, aber es sollte ausnahmsweise nicht zur Mühle, sondern zum Moorland nach Worphausen gehen um
Brennholz zu holen. Bevor die Fahrt begann, ging Opa noch mal ins Haus um sich
eine Zigarre anzustecken. Plötzlich musste ich mit ansehen wie sich das Pferd führerlos im Galopp in Richtung Lilienthal bewegte. Der Braune konnte ja nicht ahnen,
dass es nicht zur Mühle gehen sollte. Laut schimpfend schwangen sich Opa und der
Nachbar Heinz Viebrock, der den Vorgang mitbekommen hatte, auf die Fahrräder um
die Verfolgung aufzunehmen. Sie haben das Gespann nicht stoppen können. Pferd und
Wagen standen bereits vor der Mühle. Ohne Probleme wurde wohl die Einmündung
der K 8 in die Hauptstraße bewältigt. In der heutigen Zeit undenkbar.
Dreimal Diedrich Murken
Am 6. September 1969 feierte der Gastwirt Diedrich Murken (der Jüngere) seinen 82.
Geburtstag. Gratulant war sein 92-jähriger Nachbar, der Müllermeister Diedrich
Murken (der Ältere). Auch zugegen war sein Landnachbar, der 84-jährige Hausschlachter und Maurer Dietrich Murken (der Mittlere) von der Lake Nr. 2. Alle drei,
die ich auch noch persönlich kennengelernt habe, erreichten ein hohes Alter und waren nicht verwandt, aber ihr Leben lang befreundet. Aber damit nicht genug: Dem
Gasthof gegenüber wohnte die Familie von Lohgerber Murken. Der „letzte“ Murken
verstarb 1946 und führte nicht den Vornamen Diedrich, sondern Hinrich.
Ein Blick in das Lilienthaler Adressbuch von 1925 sagt aus, dass es nur vier Familien
Murken gab, und die waren räumlich eng zusammengerückt.
Karl-Heinz Sammy
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Freundschaftliche Begegnungen zwischen
Lilienthal und Dresden
Johann Hieronymus Schroeter und Johann Georg Palitzsch –
zwei bedeutende Astronomen ihrer Zeit
Beide wurden im 18. Jahrhundert geboren und beide hatten auch sehr bodenständige
Berufe:
J. H. Schroeter (1745 – 1816) fungierte - wie bekannt - als angesehener Amtmann in
Lilienthal, während J. G. Palitzsch (1723 – 1788) als rühriger, vielseitig interessierter
Bauer in Dresden-Prohlis bekannt war.
Eine große Leidenschaft verband sie: Diese gehörte der Astronomie. Aus Fachzeitschriften erfuhren sie voneinander, und bald entwickelte sich ein intensiver Briefkontakt. Doch zu einem persönlichen Treffen sollte es nicht kommen.
Freundschaft zwischen den Vereinen
Das holten dann um 1990 – zweihundert Jahre später - Mitglieder des Heimatvereins
Lilienthal und Mitglieder der Palitzsch-Gedenkstätte (ebenfalls ein kleineres Museum)
nach. Es entwickelte sich eine freundschaftliche Verbindung zwischen den Museen,
und es kam zu gegenseitigen Besuchen und regem Gedankenaustausch.
Der damalige Vorsitzende des Lilienthaler Heimatvereins, Dieter Gerdes, einer der
großen „Schroeter-Kenner“, war der Motor dieser Freundschaft, doch ebenso Hilmar
Kohlmann, Wiltrud und Hans-Hermann Willenbrock, Hans Schwalenberg sowie Günter Andrée gehörten zu den aktiven Förderern dieser Verbindung.
Anerkennung in der Welt der Astronomie
Im Heimatmuseum Lilienthal konnten die Gäste aus Dresden astronomische Geräte
aus der Schroeterzeit bewundern und die „Selenotopographischen Fragmente“, Band I
und II im Original betrachten, die vor 200 Jahren zu den bedeutenden Werken der
Mondkunde gehörten. Auch erfuhren sie, dass im Lilienthaler Amtsgarten die von
Schroeter errichtete größte Sternwarte des europäischen Festlandes stand.
Die Lilienthaler Heimatfreunde wiederum hörten während ihrer Besuche in Dresden
viel über den heimischen Astronomen Johann Georg Palitzsch, auch „Bauernastronom“ genannt. Im Jahre 1758 wurde er durch die Wiederentdeckung des Halleyschen
Kometen berühmt.
Als der englische Astronom Edmond Halley 1705 errechnete, dass es sich bei den
1531, 1607, und 1682 beobachteten Himmelskörpern um ein und denselben Kometen
handeln musste, stand der Beweis für seine Entdeckung noch aus. Halley sagte das
nächste Erscheinen des Kometen für das Jahr 1758 voraus, starb jedoch, bevor das
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Ereignis eintreten sollte. Am 25. Dezember des Jahres 1758 beobachtete J. G. Palitzsch um sieben Uhr morgens dieses Phänomen und bestätigte damit Halleys Prognose. Zuletzt konnte der Halleysche Komet 1986 von der Erde aus beobachtet werden.
Harald und Marlies Kühn im „Heimat- und Palitzsch-Museum in Dresden-Prohlis.
Im Vordergrund des Schroeter-Buch „Von der Sternenwelt fasziniert“
und im Hintergrund der Astronom Johann Georg Palitzsch.
Nach dem frühen Tod von Dieter Gerdes im Jahre 1998 und personellem Wechsel im
Palitzsch-Museum „schlief“ die Patenschaft zwischen den Vereinen langsam ein.
Während ihres Besuches in Dresden im Sommer des letzten Jahres nahmen die Vereinsmitglieder Harald und Marlies Kühn die Gelegenheit wahr, das kleine Museum in
Dresden-Pohlis aufzusuchen. Der Leiter dieser bekannten Einrichtung, Peter
Neukirch, konnte krankheitsbedingt nicht anwesend sein. Die Lilienthaler Besucher
freuten sich aber über den freundlichen Empfang durch den Museumsführer und die
umfangreiche Information vom Leben und Wirken des bedeutenden „Bauernastronomen“. Als Gastgeschenk erhielt das Museum das neue Schroeter-Buch „Von der Sternenwelt fasziniert“, welches jetzt in Dresden ausgestellt wird.
Im Vorstand des Heimatvereins überlegt man nun eine Wiederbelebung der alten
Freundschaft.
Harald Kühn
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Heimatverein:
Viele Aktivitäten 2014
An dieser Stelle möchte ich einigermaßen ausführlich über die Aktivitäten des Heimatvereins im Jahre 2014 berichten. Dann kann ich mich in meinem Bericht in der
Jahreshauptversammlung am 10. März auf das Wesentliche beschränken. Allzu ausführliche Berichte des Vorstandes könnten die Besucher leicht ermüden.
Nachdem wir den Transport unseres Museumsinventars Ende 2013 unter der Leitung
von Karl-Heinz Sammy und der Mithilfe vieler freiwilliger Helfer hinter uns gebracht
hatten, stand der Januar im Zeichen des Aufbauens und Einrichtens im „Emmi-BraueHaus“. Der geschäftsführende Vorstand tagte am 14. Januar und Vorstand und Beirat
trafen sich am 27. Januar.
Am 12. Februar war Wilko Jäger aus Meyenburg mit seiner Ton-Dia-Schau „Zwischen Ostseestrand und Oybin“ beim Heimatverein zu Gast. Leider waren nur etwa
35 Besucher im Schroeter-Saal von Murkens Hof erschienen. Darum wurde entschieden, Vortragsveranstaltungen bis auf wenige Ausnahmen, bei denen großes Publikumsinteresse zu erwarten ist, in unserem „Emmi-Brauer-Haus“ durchzuführen. Diejenigen, die dabei waren, erlebten einen interessanten Vortrag, live kommentiert von
Wilko Jäger. Seine Tonanlage war während des Vortrages ausgefallen, weshalb er uns
eine kostenlose Wiederholung seiner Dia-Schau angeboten hat.
Einweihung und Tage der offenen Tür
Am 14. Februar um 17.00 Uhr war es dann soweit: Unser „Emmi-Brauer-Haus“ wurde offiziell eingeweiht. Es schlossen sich zwei Wochenenden der „Offenen Tür“ an.
Hunderte Lilienthaler machten davon Gebrauch, um die neuen Räume erstmals kennen zu lernen. Ich habe den Eindruck gewonnen, daß seit wir im „Emmi-BrauerHaus“ sind, mehr Besucher kommen als zuvor. Dies mag daran liegen, daß wir jetzt
besser zu finden sind, auch wenn es in Lilienthal immer noch an der Beschilderung
mangelt. Andererseits ist wohl mancher einfach „neugierig“ auf die neuen Räumlichkeiten.
Eine von Harald Kühn initiierte Mitglieder-Werbeaktion brachte uns im vergangenen
Jahr 46 Beitritte, überwiegend im ersten Quartal.
Um unser Haus bekannt zu machen, lassen wir hin und wieder auch Vorstände anderer
Vereine oder andere Gruppen in unseren Räumen tagen. Wir versprechen uns davon,
daß diese Multiplikatoren mit Familienangehörigen oder Freunden wiederkommen.
Für reine Feierlichkeiten, wie etwa Geburtstage, können wir unsere Räume allerdings
nicht freigeben.
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Die Jahreshauptversammlung fand am 11. März im Kompetenz Centrum der
Volksbank statt. 76 Teilnehmer weist die Anwesenheitsliste aus, aber zum anschließenden Vortrag von Landrat Bernd Lütjen dürften es noch einige mehr gewesen sein.
Unser Landrat sprach sehr interessant zum Thema „Tradition- Heimat- und Kulturpflege in unserem Landkreis“. Zuvor wurden 11 Mitglieder für 50-jährige und weitere
48 Mitglieder für eine mindestens 40-jährige Vereinsmitgliedschaft geehrt. Mich
wählte man zum ersten Vorsitzenden als Nachfolger von Harald Kühn, der auf eigenen Wunsch während seiner zweijährigen Wahlperiode vorzeitig ausscheiden wollte.
Harald Kühn wurde wegen seiner Verdienste für den Heimatverein Ehrenmitglied.
Das Amt des ersten Schriftführers, das ich bisher ausführte, übernahm Ottmar Cordes.
Eine Sitzung des geschäftsführenden Vorstandes am 31. März nahm eine Aufgabenverteilung unter ihren Mitgliedern vor und befaßte sich u. a. mit den damals noch
auszubauenden Parkplätzen sowie Fahrradständern. Auch über die Neuanschaffung
eines Anrufbeantworters wurde entschieden, so daß man unser Museum jederzeit
anrufen und sein Anliegen auf Band sprechen kann: Telefonnummer 04298 – 60 11.
Naturschutz Hamme-Niederung
Anfang April brachte uns Johannes Kleine-Büning das „Naturschutz-Großprojekt
Hamme-Niederung in einem sehr interessanten Vortrag mit zahlreichen Bildern näher.
Vorstand und Beirat tagten am 8 April. Themen waren hier beim Vorsitzenden ausgelagerte Bücher, die jetzt im Museum aufbewahrt werden und das Schroeter-Grab westlich der Klosterkirche. Um dessen Pflege hatte sich in den letzten Jahren Herbert Fouquet gekümmert, was, solange sich unser Museum beim Amtsgarten befand, kein
Problem bereitete. Nunmehr hält das Grab der Küster der Kirchengemeinde in Ordnung.
Anfang Mai tagte der Niedersächsische Heimatbund (NHB) in Winsen an der Luhe. In
der Festversammlung mit dem Niedersächsischen Ministerpräsidenten war unser
Heimatverein durch Beatrix Klusmeyer und den Vorsitzenden vertreten. Über die
Studienfahrt per Rad ins Blockland bis nach Wasserhorst und den Betriebsbesuch im
Poliboy-Werk wurde bereits in der Herbstausgabe der LILIEN-BLÄTTER berichtet.
Der geschäftsführende Vorstand traf sich wieder am 2. Juni Thema war u a. ein Brief
an mögliche Sponsoren des Heimatvereins. Von unserem Nachbarn Heinz Pohl
erhielten wir einen namhaften Spendenbetrag für den Ausbau unserer Parkplätze.
Dafür sagen wir herzlichen Dank. Ebenfalls im Juni nahm eine Delegation des Heimatvereins am Kommersabend „250 Jahre Worphausen“ teil.
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Führung durch „ Knoops Park“
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Der für Anfang Juli geplante Besuch in Knoops Park wurde wegen des Musikfestes
„Sommer in Lesmona“ auf Oktober verschoben. Im Herbst bei bestem Wetter war es
dann ein sehr interessanter Nachmittag mit Rudolph Matzner und dem gemeinsamen
Kaffetrinken zuvor im Kunst-Café Krähnholm.
Ende Juli hatten wir die Redaktion der Zeitschrift „Heimat-Rundblick“ mit rund 20
Personen für einen Nachmittag in unseren Räumen zu Gast.
Verkaufsoffener Sonntag
Am Sonntag, dem 3. August, waren in Lilienthal viele Geschäfte aus Anlaß der Einweihung der Straßenbahnlinie 4 geöffnet. Zehntausende Besucher kamen in unseren
Ort. Davon fanden auch weit über einhundert den Weg in unser Museum. Hier gab es
natürlich die laufende Ausstellung „Es war einmal …“ zu sehen, eine Diaschau mit
historischen Fotos sowie gegen eine kleine Spende Kaffee und Kuchen.
Gleich am Folgetag, dem 4. August, trafen sich Vorstand und Beirat im Museum. An
diesem Abend ging es nicht nur um die Terminplanung der Veranstaltungen 2014/15.
Organisiert wurde auch das Aufräumen unserer Scheune, das dann im Oktober zunächst mit der Abgabe des nicht mehr erforderlichen, verwertbaren Holzes an die
„Olln Handwarker“ aus Worphausen und anschließend mit der Entsorgung diverser,
für uns wertloser, Gegenstände weiterging. Da der Raum von uns derzeit nicht unbedingt benötigt wird, könnte zumindest ein Teil davon erst mal vermietet werden, sofern sich ein passender Interessent findet.
Schwerpunkt der Arbeit des Vorsitzenden im August war der Amtsgarten, genauer
gesagt, der vom Gemeinderat beschlossene Verkauf einer Teilfläche. Dabei handelte
es sich um unsere ehemalige Heimatstube. die Ratsmehrheit und Bürgermeister „versilbern“ wollten, um die Finanzen der Kommune zu sanieren. Dies durfte auf keinen
Fall passieren, denn die Ursprünge des historischen Amtsgartens gehen auf die Klosterzeit zurück. Später standen dort die Observatorien des Astronomen Johann Hieronymus Schroeter. Durch Unterschriftensammlungen und Gespräche mit allen Ratsfraktionen gelang es unter Federführung der Bürgerstiftung, den Verkauf zu verhindern. Dabei half wohl die Tatsache, daß sich auf das Verkaufsangebot der Gemeinde
kein Erwerbsinteressent gemeldet hatte.
Der geschäftsführende Vorstand traf sich nach der Urlaubszeit am 29. September. Es
galt zu entscheiden, ob wir Fotos der ehemaligen Kleinbahn „Jan Reiners“ aus unseren
Beständen zur Veröffentlichung freigeben wollen oder können. In den vergangenen
Monaten hatten wir nämlich mehrerer Anfragen von Autoren, die etwas über die
Kleinbahn Bremen-Tarmstedt in Zeitschriften oder Büchern veröffentlichen möchten.
Auch der Keller wurde im Oktober aufgeräumt, denn es erwies sich, daß Sachen aus
Papier oder Pappe dort unter der Luftfeuchtigkeit leiden.
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Archiv der Wümme-Zeitung
Am 17. November befaßte sich der geschäftsführende Vorstand mit notwendigen
Investitionen und der Pflege des Grundstücks beim „Emmi-Brauer-Haus“. Am selben
Abend tagten im Anschluß Vorstand und Beirat. Da ging es um Nach- und Vorbereitung von Veranstaltungen sowie um die Zeitungsarchivierung.
Im Herbst 2013 hatte der Heimatverein eine Vereinbarung mit dem Weser-Kurier
geschlossen. Der Verlag wird danach alle bei uns vorhandenen Wümme-Zeitungen
seit dem Jahre 1879 einscannen, um diese elektronischen Zeitungsnutzern zur Verfügung zu stellen. Im Gegenzug erhalten wir vom Verlag einen PC mit Bildschirm und
Drucker, um die Zeitungen ebenfalls elektronisch auswerten zu können sowie Mikrofilme für die letzten zehn Jahre. Dann gibt es im Museum alle Wümme-Zeitungen seit
1879, die wir vor allem bei der täglichen Archivarbeit verwenden, auch auf Mikrofilm.
Während die PC-Anlage im Januar zur Verfügung gestellt wurde und wir die Mikrofilme in diesen Wochen ebenfalls erwarten, steht das Scannen der Zeitungen durch die
Verlagsbeauftragten noch aus. Der Grund dafür sind sehr hohe Kosten. Diese kann
der Verlag nicht allein aufbringen, sondern hofft auf Zuschüsse aus der Kulturförderung.
Am 12. November stellte uns der aus Lilienthal stammende Axel Roschen sein neues
Buch „Regenmoorleichen“ im Heimatmuseum vor. Ende November war die erste
Vorstellung des von Herbert Fouquet zusammengestellten Films über Ostpreußen
völlig überfüllt. Der Streifen wurde daher am 9. Dezember erneut gezeigt.
Anfang Dezember hatte der Landschaftsverband Stade zu einer Arbeitstagung der
Museen des Elbe-Weser-Raumes in das Hermann-Allmers-Haus in SandstedtRechtenfleth eingeladen. Unser Heimatverein war durch die beiden Vorsitzenden
vertreten.
Bei den ehrenamtlich Tätigen, insbesondere der Sonntagsaufsicht und der „Dienstagsrunde“ hat sich der Vorstand im Dezember mit einer vorweihnachtlichen Zusammenkunft auf Kösters Diele für deren viele Arbeit bedankt.
Hilmar Kohlmann.
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Auf
zwei
Rädern
von
Lilienthal
nach
St.
Petersburg
Über seine 5.700 km lange Fahrradtour nach St. Petersburg berichtete uns Karsten
Michaelis am 15. Januar 2015. Mit unzähligen, anschaulichen Bildern und einem
umfangreichen Wissen nahm Michaelis die Besucher mit auf seine 74-tägige Tour
durch Polen, Rußland, die baltischen Staaten, Finnland und Schweden. Zur Veranschaulichung seiner Strapazen hatte Karsten Michaelis das schwer bepackte Fahrrad,
wir sehen ihn damit auf dem Foto, im Vorraum des Veranstaltungssaales ausgestellt.
Mit 110 Besuchern war der Saal bereits zehn Minuten vor Beginn völlig überfüllt.
Referent und Heimatverein hatten sich daher entschlossen, den Vortrag zu wiederholen. Zum zweiten Termin am 27. Januar waren dann noch einmal 75 Interessierte
erschienen.
Besonders positiv zu erwähnen ist, daß Karsten Michaelis für beide Abende auf sein
Honorar verzichtet hat. Der Betrag, der vom Heimatverein üblicherweise an Referenten gezahlt wird, geht auf Wunsch von Michaelis an das Diakonie-Zentrum
„Haus Salzburg", Gusev (Rußland), dem früheren Gumbinnen in Ostpreußen. Dort
hatte Michaelis während seiner Tour Kontakt zu einer Bundeswehr-ReservistenKameradschaft aus dem Emsland. Die Soldaten werden auch dafür sorgen, daß das
Spendengeld sicher in Gusev ankommt.
Hilmar Kohlmann