(oGTT) in der Schwangerschaft
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(oGTT) in der Schwangerschaft
ANALYTICA MEDIZINISCHE LABORATORIEN AG Oraler Glukosetoleranztest (oGTT) in der Schwangerschaft Blickpunkt Einleitung Die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) hat in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie (SGED) 2011 neue Richtlinien für die Schweiz zur Diagnostik des Gestationsdiabetes (GDM) erarbeitet. Standardvorgehen ist die Durchführung eines oralen Glukosetoleranztests (oGTT) mit 75 g Glukose bei allen schwangeren Frauen zwischen der 24. und 28. SSW. Dabei wird eine Nüchtern-Blutzuckerbestimmung gefolgt von der oralen Einnahme von 75 g Glukose und jeweils einer Blutzuckerbestimmung nach einer bzw. zwei Stunde(n) durchgeführt. Die Bestimmung des Blutzuckers (BZ) muss in venösem Plasma erfolgen. Es ist wichtig, sich zu vergewissern, dass die Frau tatsächlich seit Mitternacht nüchtern ist. Kapilläre Blutentnahmen genügen den Anforderungen zur exakten BZ-Bestimmung nicht. Die Grenzwerte zur Diagnose eines GDM sind dabei wie folgt: – Nüchtern-BZ: ≥5,1 mmol/l – BZ nach einer Stunde: ≥10 mmol/l – BZ nach zwei Stunden: ≥8,5 mmol/l Ein einziger pathologischer Wert genügt, um die Diagnose GDM zu stellen. Eine alternative Möglichkeit ist gemäss SGGG das folgende zweistufige Vorgehen: Zuerst wird ein Nüchtern-BZ bestimmt. Ist der Wert ≥5,1 mmol/l, ist die Diagnose GDM gegeben und es kann auf einen oGTT verzichtet werden. Ist der Wert <4,4 mmol/l, ist die Diagnose eines GDM wenig wahrscheinlich (Sensitivität 95%), so dass ebenfalls auf einen oGTT verzichtet werden kann. Diese Variante würde es erlauben, auf den – oftmals als sehr unangenehm empfundenen – oralen Belastungstest bei 40–45% der Frauen zu verzichten (<4,4 mmol/l: 35% und ≥5,1 mmol/l: 8,3%). Eigene Datenauswertung 06/2011 bis 12/2013 Wir haben im Folgenden alle unsere oGTT-Resultate (n=106) bei Schwangeren im Zeitraum von Juni 2011 bis Dezember 2013 ausgewertet: Nüchtern-Glukosewert 24% 18% 58% ≥5.1 mmol/l 4.4-5.1 mmol/l <4.4 mmol/l Abbildung 1. Nüchtern-BZ-Werte im Rahmen eines oGTT bei Schwangeren, n=106 Bei 19 (18%) von 106 Patientinnen war der Nüchtern-BZ ≥5.1 mmol/l, was somit bereits für einen GDM qualifizierte. 24% bzw. 26 Patientinnen wiesen einen Nüchtern BZ <4.4 mmol/l auf. Bei diesen hätte gemäss alternativem Vorgehen auf einen oGTT verzichtet werden können. März 2014 Glukosewert nach 1 Std. 6% Glukosewert nach 2 Std. 8% 94% <10.0 mmol/l ≥10.0 mmol/l 92% <8.5 mmol/l ≥8.5 mmol/l Abbildung 2. 1- bzw. 2-Stunden-BZ-Werte im Rahmen eines oGTT bei Schwangeren, n=106 6 von 106 Patientinnen wiesen einen erhöhten 1-Stunden-BZ auf, wobei bei 4 dieser Patientinnen bereits ein erhöhter Nüchtern-BZ bestimmt wurde. Bei 8 Patientinnen wurden erhöhte 2-Stunden-BZ bestimmt. 4 davon wiesen ebenfalls erhöhte Nüchtern- und/oder 1-Stunden-BZ auf. Fazit Der mit 24% (25 Patientinnen) hohe Prozentsatz an Patientinnen mit GDM lässt darauf schliessen, dass es sich bei unserem Kollektiv um vorselektionierte Patientinnen handelt, bei denen bereits in der Praxis erhöhte BZ gemessen wurden. Der Grossteil der Patientinnen mit GDM (76%) konnte bereits durch einen erhöhten NüchternBZ identifiziert werden. Für 6 unter allen untersuchten Patientinnen (6%) lohnte sich die Durchführung eines GDM bei normalem Nüchtern-BZ, da diese nur einen erhöhten 1- oder 2-Stunden-BZ aufwiesen. Bei einer dieser 6 Patientinnen wurde ein tiefer Nüchtern-BZ von <4.4 mmol/l bestimmt. Sie war damit die einzige Patientin, bei der mit dem alternativen (zweistufigen) Vorgehen (siehe Einleitung), ein GDM fälschlicherweise nicht diagnostiziert worden wäre. Material Fluoridplasma (Für die BZ-Bestimmung muss ein spezielles Blutentnahmeröhrchen mit dem GlukoseOxydase-Hemmer Fluorid verwendet werden, sonst vermindert sich der Glukosewert um 1 mmol/l pro Stunde bis zur Bestimmung) Tarifposition Glukose-Belastung gemäss WHO Literatur SGGG Expertenbrief No 37: Screening des Gestationsdiabetes Schweiz Med Forum 2012;12(31–32):616–618 Schweiz Med Forum 2011;11(51–52):965–966 Geburtshilfe up-to-date 20/2/2011 Therapeutische Umschau 2009; DOI 10.1024/0040-5930.66.10.695 Auskunft Dr. med. B. Feusi Häne, Dr. med. G. Printzen, Dr. med. N. Shayanfar, Dr. sc. ETH A. Wepf, Dr. med. M. Komarek, Dr. med. M. Reichmuth, PD Dr. med. A. Meerbach März 2014 1359.00(3x), TP 8.70(3x)