Wellness in der Pflege - Einsatz und Wirkung von Wellness im
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Wellness in der Pflege - Einsatz und Wirkung von Wellness im
Einsatz und Wirkung von Wellness im Langzeitbereich Fachbereichsarbeit Interdisziplinäre Weiterbildung für Führungsaufgaben der mittleren Führungsebene 2003/2004 SUPANZ Angelika ([email protected] ) Vorwort Ich wünsche dir Zeit für dein Tun und dein Denken, nicht für sich selbst, sondern auch zum Verschenken, Ich wünsche dir Zeit, nicht zum Hasten und Rennen, sondern die Zeit zum Zufriedenseinkönnen. Ich wünsche dir Zeit, nach den Sternen zu greifen, und Zeit, um zu wachsen, das heißt um zu reifen. Ich wünsche dir Zeit, zu dir selber zu finden. Jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden. Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben. Ich wünsche dir: Zeit zu haben zum Leben. (Elli Michler) 1 Inhaltsverzeichnis Vorwort……………………………………………………………………………………..1 1. Einleitung………………………………………………………………………………...4 2. Einführung in den Wellnessbereich……………………………………………………...6 2.1. Definition Wellness…………………………………………………………………...6 2.2. Sinn und Wirkung von Wellness……………………………………………………...7 2.3. Wo Wellness stattfinden soll………………………………………………………….8 3. Aromatherapie……………………………………………………………………………8 3.1. Ursprung und Geschichte der Aromatherapie………………………………………...9 3.2. Moderne Aromatherapie……………………………………………………………....9 3.3. Extraktion……………………………………………………………………………10 3.3.1. Die Pressung……………………………………………………………………11 3.3.2. Die Destillation…………………………………………………………………11 3.3.3.Die chemische Extraktion (Lösungsmittel)……………………………………..11 3.4. Öle und Träger……………………………………………………………………….12 3.5. Anwendungsmethoden………………………………………………………………13 3.5.1. Aktive Anwendung……………………………………………………………..13 3.5.1.1. Massage…………………………………………………………………13 3.5.1.2. Aromatherapie in der Wanne…………………………………………...14 3.5.1.3. Fußbad…………………………………………………………………..14 3.5.1.4. Umschläge und Kompressen……………………………………………14 3.5.1.5. Inhalation………………………………………………………………..15 3.5.2. Passive Anwendung……………………………………………………………..15 3.5.2.1. Verdampfer………………………………………………………………15 3.5.2.2. Zerstäuber………………………………………………………………..16 3.5.2.3. Kerzen…………………………………………………………………...16 3.5.2.4. Ringe für Glühbirnen……………………………………………………16 3.6. Pflanzenarten, ihre Eigenschaften und Anwendungsgebiete………………………..16 4. Farbtherapie……………………………………………………………………………..20 4.1. Die Bedeutung der Farben…………………………………………………………...20 4.2. Farben in den alten Kulturen………………………………………………………...21 4.3. Die moderne Farbtherapie…………………………………………………………...22 2 4.4. Grundsätze der Farbtherapie nach Goethe………………………………………….23 4.5. Aussagekraft der Farben…………………………………………………………….25 4.5.1. Bedeutung der Chakren in der Farbtherapie…………………………………...26 4.5.2. Die Qualität und Wirkung der einzelnen Farben………………………………27 4.6. Welche Rolle die Farbtherapie für gesunde und kranke Menschen spielt………….29 5. Musiktherapie…………………………………………………………………………...30 5.1. Die Geschichte der Musiktherapie…………………………………………………..31 5.2. Wirkung der Musik………………………………………………………………….31 5.3. Wege zur Seele………………………………………………………………………33 5.3.1. Klang…………………………………………………………………………...33 5.3.2. Rhythmus……………………………………………………………………….34 5.3.3. Harmonie……………………………………………………………………….34 5.3.4. Melodie…………………………………………………………………………35 5.3.5. Dynamik………………………………………………………………………..35 5.4. Musikauswahl………………………………………………………………………..36 Nachwort…………………………………………………………………………………..37 Literaturverzeichnis………………………………………………………………………..39 Erklärung…………………………………………………………………………………..40 3 1. Einleitung Wellness – ein Modewort?! Alle Welt spricht von Wellness, in den letzten Jahren ist ein richtiger Wellnessboom entstanden. Fast in allen Bereichen ist dieser Ausdruck zu finden. Im Pflegebereich hingegen ist Wellness bisher kaum im Einsatz. Seit 4 Jahren bin ich als Stationsleitung im Langzeitbereich tätig. Immer wieder kam es hinsichtlich der Körperpflege in unserem Team zu Diskussionen. Vor allem im geriatrischen Bereich ist die Körperpflege ein „tägliches Muss“, das bei unseren BewohnerInnen auf wenig Interesse stößt. Weiters haben viele BewohnerInnen aufgrund langjähriger Aufenthalte in diversen Institutionen das Gefühl von Intim- und Privatsphäre verloren. Der tägliche Ablauf, die Routine, das leidige Thema „zu wenig Personal“ und die zunehmende Bürokratie haben Überhand gewonnen. Für mein Team und mich war das längst noch kein Grund auf das Wohl unserer BewohnerInnen zu vergessen. Jeder Tag soll etwas Besonderes sein. Jede Handlung im Tagesablauf soll einen Hintergrund haben; schließlich sind wir im Langzeitbereich für einen Lebensabschnitt unserer BewohnerInnen verantwortlich. Unser Schwerpunkt für das Jahr 2003 war es, die Körperpflege für den/die BewohnerIn attraktiver zu gestalten. Aufgrund dessen wurde neben der „herkömmlichen Körperpflege“ ein „Wellnessprogramm“ eingeführt. Wir haben uns Themen aus dem Wellnessbereich herausgesucht um nicht nur zu pflegen, sondern auch mittels Farben, Düften und Musik die Sinneswahrnehmung unserer BewohnerInnen zu stimulieren, zu fördern und zu erhalten. Es ist zu unserem Motto geworden, den Weg zur Harmonie von Körper, Geist und Seele gemeinsam anzutreten. So wurde das „tägliche Muss“ zum Erlebnis! Heute (10 Monate danach), fordern unsere Bewohner ihr Wellnessprogramm selbst ein und sind stolz darauf erzählen zu können, dass sie „heute Wellness erleben dürfen“. Natürlich ist das Thema „Körperpflege“ damit für uns noch nicht abgeschlossen. 4 Ganz im Gegenteil, unser Schwerpunkt für das Jahr 2004 ist es einen Multiplikator für Basale Stimulation einzusetzen, um das Wellnessprogramm für unsere BewohnerInnen zu erweitern. Für derartige Ideen und Umsetzungen braucht man keinesfalls mehr Personal oder jahrelange Ausbildungen. Ein engagiertes Team, Flexibilität, Freude am Neuen, ein bisschen Interesse und Erfahrung im Umgang mit Menschen reichen vollkommen aus. 5 2. Einführung in den Wellnessbereich Mitte des vorigen Jahrhunderts entwickelte der amerikanische Arzt Halbert L. Dunn den Wellness-Gedanken, der sich auf eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen stützt. Im Mittelpunkt stehen die Harmonie von Körper, Geist und Seele sowie die Wechselwirkung von Lebensstil und Selbstverantwortung des Individuums gegenüber dem eigenen Körper. (vgl. Info Guide Wellness 2004, S. 10) 2.1. Definition Wellness Durch die Verbindung der englischen Wörter well being (sich wohl fühlen) und fitness (gut in Form sein) entsteht die Wortneuschöpfung „Wellness“. Der Begriff ist nicht geschützt. Dies bedeutet, dass es keine festgelegte Definition und somit auch keine allgemeingültigen Kriterien gibt. Doch in den wichtigsten Punkten sind sich die Experten einig und die Europäische Wellness-Union legte die folgenden sechs Bereiche fest: • körperliche Fitness • geistige Beweglichkeit • seelische Belastbarkeit • positive Arbeitseinstellung • harmonisches Privatleben • Einklang mit der Natur (vgl. Info Guide Wellness 2004, S. 10) Doch Wellness ist noch mehr, als nur dem Stress und Alltag zu entfliehen. Wellness bietet die Möglichkeit neue Kräfte zu sammeln, sich verwöhnen zu lassen und die Batterien wieder aufzuladen. Sich Zeit nehmen, die schönen Dinge des Lebens zu genießen. Streicheleinheiten für Körper, Geist und Seele bewusst erleben. 6 Wellness ist nicht nur ein moderner Megatrend, der sich in fast allen Lebensbereichen widerspiegelt – Wellness ist auch eine neue (Über-)Lebensphilosophie, die nicht nur den Körper sondern auch die Seele nähren soll. Nie, so scheint es, war Wellness wertvoller und wichtiger als heute. (vgl. Pittroff/Niemann/Regelin 2003, S. 7) 2.2. Sinn und Wirkung von Wellness Wellness-Angebote können helfen, sich seines Körpers und dessen Anforderungen wieder bewusst zu werden und auf Signale zu hören – möglichst bevor ein Arztbesuch überhaupt nötig wird. Der Erfolg von Wellness ist nicht im Hauruck-Verfahren zu erreichen. Von einem Wellness-Erlebnis kann und sollte man sich keine Wunder erwarten. Oder vielleicht doch? Eine gelungene Wellness-Auszeit im Alltag kann manchmal eine dringend notwendige Verschnaufpause sein, bevor es in der Routine des Tages/der Woche wieder weiter geht. Vielleicht kann einen solche selbst verordnete Ruhepause sogar zu einem Wendepunkt im Lebensrhythmus werden, weil die innere Stimme endlich mal wieder erfolgreich um Gehör bittet. (vgl. Info Guide Wellness 2004, S. 10) Um eine Ausgewogenheit zu erlangen, so die Mediziner, bedarf es einer sinnvollen Kombination aus körperlicher Aktivität und körperlich-geistiger Entspannung. Für Wissenschaftler und Ärzte, die ja im Allgemeinen eher nüchtern und kopflastig argumentieren, sieht die Wellness-Welt so aus: Selbst einfache Bewegungsformen fördern die psychische Entspannung und verbessern den Stoffwechsel der Psyche. Oder einfach gesagt: man ist besser drauf, die Stimmung steigt. Alles eine Frage der (Gehirn-)Chemie. Das Emotionale spielt dabei eine große Rolle. Wellness, das hat viel zu tun mit Sinnlichkeit: mit Musik, Düften, Berührungen, Farben, Licht. (vgl. Pittroff/Niemann/Regelin 2003, S. 7) 7 2.3. Wo Wellness stattfinden soll Da bei dem ganzheitlichen Ansatz von Wellness auch diejenigen Aspekte berücksichtigt werden sollten, die einen Einfluss auf die psychische Verfassung ausüben, trägt auch die sorgfältige Wahl der Umgebung und des Rahmens, in denen ein WellnessErlebnis stattfindet, wesentlich zum Erfolg bei. Weil viele Anwendungen in Innenräumen ausgeführt werden, ist es nicht unwichtig, ob diese angenehm gestaltet und auf gewisse Art und Weise auch professionell ausgestattet sind. Die Welt „Wellness“ soll in erster Linie an einen Ort gebracht werden, der am nächsten liegt – in den meisten Fällen: das Badezimmer. Für viele macht bereits der Aufenthalt in schöner und unter Umständen luxuriöser Umgebung einen Teil des Erfolgs aus. (vgl. Pittroff/Niemann/Regelin 2003, S. 8 – 14) Luxus in der Gestaltung muss nicht teuer sein. Nur einige wenige Accessoires tragen dazu bei aus einem normalen Badezimmer einen besonderen Raum zu machen. 3. Aromatherapie In der Aromatherapie werden „Aromen“ – ätherische Öle aus Pflanzen – zur Therapie verwendet, die Gesundheit und Wohlbefinden fördern. Eine Massage mit ätherischen Ölen, Bäder, Inhalationen und Düfte aus Verdampfern können einen ausgesprochen positiven Effekt auf die Stimmung haben und Schmerzen lindern. Die Arbeit mit der Aromatherapie verlangt eine sorgfältige Auswahl und Anwendung von ätherischen Ölen in den entsprechenden Trägersubstanzen. Es ist daher wichtig diese zu kennen und zu wissen, wann und wie diese Öle aufgetragen werden sollen, um die bestmögliche Wirkung zu erzielen. 8 Aromatherapie ist eine wundervolle Kunst, welche die Sinne erfreut. Sie ist ein natürlicher Weg, eine gute Gesundheit und eine positive geistige Einstellung zu fördern und zu erhalten. (vgl. Harding 2003, S. 10) 3.1. Ursprung und Geschichte der Aromatherapie Der Duft von Weihrauch verbindet uns mit der Geschichte der Aromatherapie. Die Aromatherapie hat ihre Wurzeln im Altertum, als aromatische Kräuter und Essenzen als Kosmetika, Parfüms und Weihrauch verwendet wurden. Im alten Ägypten wurden Kräuter in Fett eingeweicht und in die Sonne gelegt. Die Hitze zog das Aroma heraus, das sich mit dem Öl zur Grundlage von Salben und Parfüms verband. Beim Einbalsamieren der Pharaonen wurden aromatische Harze, Gewürze und Hölzer in die Körperhöhlen gelegt. Im Grab des Tutenchamun fand man Alabastergefäße mit Salben, die auch nach Jahrhunderten noch analysiert werden konnten. Sie enthielten Weihrauch und Myrrhe, die zusammen mit Zedernholz und anderen Gewürzen bei der Einbalsamierung verwendet wurden. Der altgriechische Arzt Hippokrates (geboren ca. 460 v. Chr.) empfahl, dass duftende Kräuter über seinen Patienten verbrannt werden sollten. Andere Ärzte entwickelten Kräuterheilmittel wie Megaleion, das Myrrhe und Zimt enthielt und sowohl zur Wundheilung als auch als Duftstoff verwendet werden konnte. Die ätherischen Öle gerieten bei uns fast in Vergessenheit. Erst im 20. Jhd. flammte das Interesse an diesen natürlichen Stoffen erneut auf. (vgl. Harding 2003, S. 12) 3.2. Moderne Aromatherapie Der Begriff „Aromatherapie“ wurde erstmals von Rene` Maurice Gattefosse`, einem französischen Parfüm-Chemiker benutzt. Er verwendete pures Lavendelöl, um eine Verbrennung an seiner Hand zu heilen. 9 Während es 1. Weltkriegs behandelte er Soldaten im Krankenhaus mit ätherischen Ölen. In den späten 20er und 30er Jahren studierte er den Nutzen der Öle als Heilmittel. Er gilt als Erfinder des Wortes „Aromatherapie“. Ein weiterer französischer Arzt, Jean Valnet, behandelte im Krieg mit Indochina (1948 – 1959) Kriegsverletzte mit Ölen. Durch seine 1964 veröffentlichte Schrift „Aromatherapie“ wurde er zum Vater der Aromatherapie. Valnets Arbeit wurde von Marguerite Maury aufgegriffen. Sie entwickelte die moderne Aromatherapie. Der Schwerpunkt hierbei liegt auf der individuellen Verschreibung von ätherischen Ölen, die genau zum psychologischen und physiologischen Zustand einer Person passen. Maury schlug auch als Erste vor, die Öle auch für Massagen zu verwenden. Die Aromatherapie entwickelte sich ständig weiter. Sie kann in vielen Bereichen das Lebens eingreifen. Für den stressgeplagten Menschen von heute kann sie noch eine wichtigere Rolle spielen. Ätherische Öle werden immer häufiger in Krankenhäusern, Altersheimen, Schulen, Flugzeugen und Firmen eingesetzt. Das Verdampfen der Öle bekämpft z.B. das „Sick-Building-Syndrom“. Die Wiederentdeckung der ätherischen Öle ist eine duftende Revolution! (vgl. Harding 2003, S. 16) 3.3. Extraktion Ätherische Öle gewinnt man aus den Blättern, Blumen, Zweigen, Früchten und Wurzeln der Pflanzen. Der Anbauer muss sie genau im richtigen Moment ernten, um eine maximale Ausbeute zu erzielen. Es gibt drei Methoden zur Ölgewinnung: Destillation, Pressung oder durch Lösungsmittel, die die ätherischen Öle aus dem Pflanzenteil herauslösen. 10 3.3.1. Die Pressung Sie wird angewendet, um das ätherische Öl aus Zitrusfrüchten zu gewinnen. Bei Zitrusfrüchten befindet sich das ätherische Öl in den kleinen Poren der Schale. Daher wird ausschließlich die Schale der Früchte ausgepresst, zentrifugiert und anschließend gefiltert. Heutzutage werden viele Zitrusöle wie Orange oder Zitrone von der Saftindustrie hergestellt. Das ätherische Öl dieser Früchte ist durch die einfache Gewinnung besonders naturgetreu und außerdem durch das hohe Angebot sehr preiswert. Allerdings haben die meisten Zitrusöle eine vergleichsweise kurze Haltbarkeit. (vgl. Samel/Krähmer 2003, S. 31) 3.3.2. Die Destillation Die gebräuchlichste Methode zur Gewinnung ätherischer Öle ist die Wasserdampfdestillation. Sie wird für viele Öle – darunter Rosmarien und Lavendel – verwendet. Durch einen mit Pflanzen gefüllten Stahlbehälter wird Dampf mit hohem Druck gepresst. Der Dampf wird zu Wasser abgekühlt, auf dessen Oberfläche das ätherische Öl schwimmt. Mittels der so genannten Florentinerflasche wird das auf dem Wasser schwimmende Öl abgeschöpft. (vgl. Samel/Krähmer 2003, S. 30) 3.3.3. Die chemische Extraktion (Lösungsmittel) Manche Pflanzen eignen sich nicht zur Destillation, weil sie zu hitzeempfindlich sind oder weil der Ertrag zu gering wäre. Die ätherischen Öle dieser Pflanzen werden deshalb durch Extraktion mit Lösungsmittel gewonnen. Dies ist ein umfangreicher chemischer Prozess, bei dem die Duftstoffe aus den Pflanzen mit geeigneten Lösungsmitteln wie Hexan, Alkohol oder Methanol gelöst werden. 11 Die Blütenblätter werden in das Lösungsmittel eingelegt, das die Aromen aus den Pflanzenfasern als klebrige Masse löst. Diese wird dann weiterverarbeitet, um Fette und Wachse zu entfernen, damit zuletzt nur die reine Flüssigkeit übrig bleibt. Diese Methode wird häufig bei Narzissen, Tuberose, Jasmin und auch Rosen angewendet. (vgl. Samel/Krähmer 2003, S. 31) 3.4. Öle und Träger Trägeröle sind in der Aromatherapie fast ebenso wichtig wie die ätherischen Öle. Trägeroder Basisöle haben auch eigene Heileigenschaften, die sich sehr gut mit denen der ätherischen Öle ergänzen. (vgl. Samel/Krähmer 2003, S. 19) Ein ätherisches Öl ist eine stark duftende Substanz, die bei warmen Temperaturen schnell verdunsten. Sie ist sehr hoch konzentriert. So werden z.B. zur Produktion von ca. 2 l Öl unglaubliche 760 kg Lavendelpflanzen benötigt. Ein Trägeröl ist ein Pflanzenöl, welches das ätherische Öl verdünnt. Ätherische Öle dürfen (bis auf wenige Ausnahmen) nicht pur auf die Haut aufgetragen werden, da ihre hohe Konzentration unter Umständen zu Hautreizungen führen kann. Trägeröle sind in ihrer Zusammensetzung den natürlichen Hautfetten sehr ähnlich. Eine Mischung von in Pflanzenöl (z.B. Mandel oder Traubenkern) aufgelösten ätherischen Ölen ist sehr sanft zur Haut. Es gibt auch Lotionen und Cremes als Trägersubstanzen. Sie werden in speziellen Bereichen verwendet und sind besonders pflegend für die Haut. (vgl. Harding 2003, S. 18) Zu den häufigsten Trägerölen zählen: • Jojobaöl • Avocadoöl • Mandelöl • Macadamianussöl • Weizenkeimöl • Sesamöl (vgl. Samel/Krähmer 2003, S. 19 – 20) 12 3.5. Anwendungsmethoden Es gibt mehrere Methoden, wie man dem Körper ätherische Öle zur Steigerung des Wohlbefindens zuführen kann. Am häufigsten werden Massagen verabreicht. Umschläge und Bäder können in jedem Bereich angewendet werden (zu Hause, in Altenheimen, etc.), die Inhalation ist ein bewährtes Mittel gegen Erkältungen. (vgl. Harding 2003, S. 26) Der Mensch wird als Ganzes betrachtet, und es wird versucht, seine innere Harmonie, die durch bestimmte physische oder psychische Beschwerden gestört ist, wieder auszugleichen. So werden mit den Duftanwendungen sowohl die Symptome einer Erkrankung oder eines Unwohlseins als auch die Ursachen bekämpft – auf sanfte und natürliche Weise. (Samel/Krähmer 2003, S. 14) 3.5.1. Aktive Anwendung Zu den aktiven oder direkten Anwendungen zählen: • Massage • Aromatherapie in der Wanne • Fußbad • Umschläge und Kompressen • Inhalation (vgl. Harding 2003, S. 26) 3.5.1.1. Massage Die wahrscheinlich angenehmste, sinnlichste Anwendung von ätherischen Ölen ist die Aromamassage. Dabei gelangen die Essenzen innerhalb von 30 bis 60 Minuten über die Hautporen ins Gewebe, ins Lymphsystem und den Blutkreislauf und so zu den Organen. Bei der Massage wird die Ölmischung in die Haut eingearbeitet. Es gibt drei Haupttechniken: die Effleurage beschreibt eine streichende Bewegung, die den Muskel erwärmt. Bei der Petrissage knetet man den Muskel gegeneinander und beim Tampotement wird Druck in kleinen kreisenden Bewegungen ausgeübt. (vgl. Harding 2003, S. 26 – 28) 13 3.5.1.2. Aromatherapie in der Wanne Bei einem aromatischen Bad gelangen ätherische Öle über die Nase und über die Haut in den Körper. Die Wirkung der Essenzen wird durch das warme Wasser noch gesteigert. Der mit warmen Wasser gefüllten Badewanne werden 6 Tropfen Öl hinzugefügt. Das Öl kann dabei auch mit 30 ml Vollmilch verdünnt werden, dies macht das Wasser weich. Wichtig ist es, dabei, dass das Bad mindestens 20 Minuten dauert. Erst dann erzielt man die volle Wirkung. (vgl. Harding 2003, S. 26 – 28) 3.5.1.3. Fußbad Verläuft ähnlich wie die Aromatherapie in der Wanne. Einer mit Wasser gefüllten Schüssel werden 4 bis 5 Tropfen Öl beigefügt. Die Dauer des Fußbades beträgt ebenfalls 20 Minuten. (vgl. Harding 2003, S. 26 – 28) 3.5.1.4. Umschläge und Kompressen Heiße Umschläge ziehen Giftstoffe aus der Haut (z.B. bei Infektionen), während kalte Umschläge Schmerzen und Entzündungen lindern. Für einen Umschlag oder eine Kompresse (z.B. Gesichtskompresse) füllt man eine Schüssel mit heißem oder kaltem Wasser und fügt 2 bis 3 Tropfen eines ätherischen Öls bei. Anschließend wird ein dünnes Tuch auf die Wasseroberfläche gelegt, welches das Öl in sich aufnimmt. Das Tuch wird ausgewrungen und 15 bis 20 Minuten auf die betroffene Stelle gelegt. Besonders geeignet für Gesichtskompressen sind entspannende Essenzen, wie Geranie, Rose oder Lavendel. Wichtig ist es darauf zu achten, speziell bei Gesichtsanwendungen, keine hautreizenden Öle zu verwenden. (vgl. Harding 2003, S. 26 – 28) 14 3.5.1.5. Inhalation Das Inhalieren ätherischer Öle ist ein altes Hausmittel gegen jedwede Art von Atemproblemen. Die bequemste Art der Inhalation ist, einfach drei bis vier Tropfen einer Essenz auf ein Tuch zu träufeln, daran zu riechen und dabei mehrmals tief durchzuatmen. Für ein Gesichtsdampfbad wird eine große Schüssel mit fast kochendem Wasser gefüllt. Hinzugefügt werden je 3 Tropfen Teebaum- und Eukalyptusöl. Den Kopf, mit einem Handtuch bedeckt und über die Schüssel gebeugt, die Dämpfe für 15 Minuten einatmen. (vgl. Harding 2003, S. 26 – 28) 3.5.2. Passive Anwendung Man kann den Duft von ätherischen Ölen auch auf passive Weise im Raum verteilen, sodass man sich sofort daran erfreuen kann. Die Öle werden dann zwar eingeatmet, kommen aber nicht in direkten Kontakt mit dem Körper. Dazu zählen der Einsatz von: • Verdampfer • Zerstäuber • Kerzen • Ringe für Glühbirnen (vgl. Harding 2003, S. 30 – 31) 3.5.2.1. Verdampfer Verdampfer, Aroma- oder Duftlampen gibt es aus Keramik, Glas, Metall oder Alabaster. Sie werden entweder elektrisch oder durch ein Teelicht aufgeheizt. Dem Wasser werden 4 bis 6 Tropfen eines Öls hinzugefügt. Durch das Erhitzen verteilt sich der Duft im Raum. (vgl. Harding 2003, S. 30 – 31) 15 3.5.2.2. Zerstäuber Durch Zerstäuber wird die Luft angefeuchtet und erfrischt. 200 ml Wasser werden 15 Tropfen zwei unterschiedlicher ätherischer Öle zugefügt. Vor der Anwendung ist es wichtig die Mischung gut zu schütteln. (vgl. Harding 2003, S. 30 – 31) 3.5.2.3. Kerzen Zur Abwechslung können auch Kerzen verwendet werden, deren Wachs ätherische Öle enthält. Die Öle verdampfen während die Kerzen herunterbrennen. Der Effekt ist jedoch eher angenehm als therapeutisch wirksam. (vgl. Harding 2003, S. 30 – 31) 3.5.2.4. Ringe für Glühbirnen Eigens dafür vorgesehene Ringe werden auf eine Glühbirne gesetzt und heizen sich auf. Gibt man 4 bis 6 Tropfen Öl in den Ring, verteilt sich der Duft im Raum. (vgl. Harding 2003, S. 30 – 31) 2.6. Pflanzenarten, ihre Eigenschaften und Anwendungsgebiete Pflanzenart Weihrauch Eigenschaften belebt, strafft und beruhigt Hautpflege: für die Haut, stimuliert das und Haut, Immunsystem Römische Kamille Anwendung beruhigend, reife trockene Akne, Narbengewebe und Ekzeme hemmt Hautpflege: Verbrennungen, Entzündungen, Krämpfe löst Schnitte, Allergien, Ekzeme, Entzündungen und Ausschläge 16 Pflanzenart Lavendel Eigenschaften Anwendung schmerzstillend, Hautpflege: antiseptisch, verjüngt die Schnitte, Haut, löst pur auf Verbrennungen Krämpfe, und zur Ersten Hilfe, festigt beruhigt die Nerven und beruhigt die Haut, heilt Pickel und Flecken Patchuli entzündungshemmend, verjüngt die Hautpflege: Akne, Ekzeme, Haut, aufgesprungene oder reife Verdauungstonikum, Haut, Haarwasser Beruhigungsmittel Orange antiseptisch, stärkt Haut und Hautpflege: für fettige und Verdauung, beruhigend Mischhaut bei fahlem Teint, Jugendakne Neroli verjüngt die Haut, lässt Hautpflege: für trockene, Narben abheilen, löst reife, empfindliche Haut, Krämpfe, Antidepressivum Zypresse Regt die Narben örtliche Muskeln und Kreislauf: Durchblutung an, wirkt Schmerzen, Krämpfe, entgiftend, antiseptisch und schlechte Durchblutung löst Krämpfe Geranie antiseptisch, harntreibend, Harn- und Genitaltrakt: reguliert die Menstruation unregelmäßige Menstruation, PMS, Wassereinlagerungen, Wechseljahre Rosmarien krampflösend, schmerzstillend, Muskeln und Kreislauf: regt die Schmerzen, Krämpfe, örtliche Durchblutung an, Zerrungen, schwache antiseptisch Durchblutung und Muskelspannung Benzoe fördert den Auswurf von Hautpflege: Sekret, antiseptisch, heilend, Schnitte, beruhigt die Nerven 17 Kratzer, Fersen, spröde Haut rissige Pflanzenart Wacholder Eigenschaften Löst Krämpfe, Anwendung regt die Muskeln und Kreislauf: örtliche Durchblutung an, Schmerzen, entgiftend, harntreibend, Zellulitis, antiseptisch Eukalyptus Krämpfe, Wassereinlagerungen, Gicht Antiseptikum, wirkt Atemwege: abschwellend und fördert Erkältungen, Grippe, den Auswurf von Sekret, Husten, regt die Bronchitis, örtliche Brustentzündungen Durchblutung an Zitrone antiseptisch, stärkt entgiftend, Atemwege: das Immunsystem, Erkältungen, Sinusitis, wirkt antidepressiv, fördert Bronchitis, den Auswurf von Sekret Sandelholz Brustentzündungen fördert den Auswurf von Atemwege: Sekret, antiseptisch, Haut Husten, Halsschmerzen, verjüngend, Stärkungsmittel Bronchitis für den Genital- bzw. Harntrakt Teebaum antiseptisch, antibakteriell, Atemwege: antifungal, antiviral, fördert Erkältungen, den Auswurf von Sekret Grippe, Keuchhusten aber auch bei Nagelbettentzündungen und Candida Pfefferminze schmerzstillend, löst Verdauung: Krämpfe, wirkt Magenverstimmungen, abschwellend, regt den Reizdarm, Verstopfung Auswurf von Sekret an Schwarzer Pfeffer schmerzstillend, löst Verdauung: Krämpfe, regt die Magenkrämpfe, an, lindert Magenverstimmung; Durchblutung Blähungen, stärkt Immunsystem 18 das Reizdarm, Verstopfung Blähbauch, Pflanzenart Ingwer Eigenschaften schmerzstillend, Krämpfe, Anwendung löst Verdauung: Stärkungsmittel, Magenverstimmung, Kolik, wirkt gegen Blähungen Palmarosa antiseptisch, Blähbauch, Reizdarm antifungal, Harn- und Genitaltrakt: verjüngt und kühlt die Haut, Blasenentzündung, beruhigt die Nerven Vaginalpilz, Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen Ylang Ylang Antidepressivum, senkt den Nervensystem: Blutdruck, beruhigt die Angstzustände, Nerven, verjüngt die Haut Schlaflosigkeit, Depressionen, Stimmungsschwankungen Bergamotte Antidepressivum, Nervensystem: antiseptisch, unterstützt die Angstzustände, Wundheilung, Depressionen, Stärkungsmittel Sorgen, für Schlaflosigkeit Verdauung und Immunsystem Majoran krampflösend, Muskeln: schmerzstillend, antiseptisch Schmerzen, Rückenschmerzen, Steifheit, Arthritis Vetiver löst Krämpfe, beruhigt die Muskeln: Nerven, regt die örtliche Schmerzen, Durchblutung an Zitronengras Steifheit, Rückenschmerzen, Arthritis schmerzlindernd, regt die Muskeln und Kreislauf: örtliche Durchblutung an, Schmerzen, Krämpfe, stärkt die Verdauung schwache Zerrungen, Durchblutung Muskelspannung 19 und Pflanzenart Atlas-Zeder Eigenschaften Anwendung fördert den Auswurf von Atemwege: Sekret, löst Krämpfe, Husten, Bronchitis, Asthma, verjüngt die Haut, beruhigt Brustentzündugen die Nerven (vgl. Harding 2003, S. 38 – 95) 4. Farbtherapie Am Anfang alles Irdischen war das Licht. Licht ist der Lebensspender. Der Satz „Es werde Licht“ steht am Anfang des ersten Schöpfungstages. Die Quantentheorie lehrt uns, dass Licht nicht nur Welle, sondern zugleich auch Teilchen ist, dass zwei unterschiedliche Energieformen gleichzeitig im Licht existieren. Seit Urzeiten bringen die Menschen Licht und Leben in eine ursächliche Beziehung. Licht war und ist in allen Religionen ein göttliches Zeichen oder das Göttliche selbst. (Muths 2003, S. 33) 4.1. Die Bedeutung der Farben Farben sind lebensnotwendig. Licht und Farben sind eine Einheit. Ohne Licht gäbe es keine Farbe. Lichtstrahlen, die auf eine Materie treffen, werden von dieser reflektiert. Diese zurückgeworfene Strahlung erscheint, abhängig von ihrer Wellenlänge, dem menschlichen Auge als eine bestimmte Farbe. 20 Licht gehört zu den wichtigsten Umweltenergien (Energieträgern), und die Bedeutung für uns ist sicher größer als bisher angenommen. Das weiße Sonnenlicht enthält die Farben des Spektrums, von Rot bis Violett. Dieses Sonnenlicht gibt uns auch die Wärme und das Licht zum Leben und Wachsen. Die Sonne ist ein Licht- und Lebensspender, und ihre Strahlen bedeuten Leben, Freude, Freiheit, Wachstum, Wärme, Glück und Gesundheit. Farben sind lebendige Kräfte, Quellen der Stärkung, wenn wir sie richtig nutzen. Mittels der Farben können wir aus der uns umgebenden Natur lebengebende und harmonisiernende Energien herausholen. (vgl. Muths 2003, S. 33) 4.2. Farben in den alten Kulturen Wenn man in die Geschichte zurückblickt und versucht, die Entwicklung von Farbbewusstsein und Farbsensibilität unserer Vorfahren zu erkunden, findet man nur wenige Überreste, die eine klare und genaue Information geben. Der damalige Mensch sah und malte die Farben der Erde, des Feuers, des Blutes und des Wassers, ebenso Pelze und Federn der Tiere sowie die farbigen Flächen in den Häuten der Reptilien in all den verschiedenen Farbvarianten. Die wichtigsten Farben sind in Afrika Schwarz, Rot und Weiß. Schwarz ist die Farbe der Macht, des Todes und der Krankheit, während Weiß Tageslicht, Leben, Nahrung und Gesundheit bedeutet. Rot steht für die Veränderung: Der rote Sonnenaufgang ist eine Entwicklung zur Gesundheit und der rote Sonnenuntergang zur Krankheit hin. Für andere Kulturen in Europa, Asien und Amerika hatten die Farben eine ähnliche Bedeutung. Rot hatte sicherlich den größten Einfluss, als Farbe von Blut und Feuer. Blut als Lebenskraft hatte mystische Macht. Farben waren in diesen Zeiten absolut notwendig als Schutz und wegen der magischen Qualitäten, die ihnen zugewiesen wurden. Teufel wurden mit Farben ausgetrieben und Götter mit Farben zur Hilfe, Unterstützung und zum Schutz angerufen. Rot, Schwarz, Weiß und Gelb waren die frühesten genannten Farben in der Geschichte der Menschheit. Die Energien der Lichtwellen verändern sich deutlich, wenn man im 21 Spektrum von Rot nach Violett geht. Man vermutet, dass sich die Seh- und Wahrnehmungsfähigkeit des Auges entsprechend der Wellenlänge der Lichtwellen entwickelte. Als die großen Zivilisationen sich zu entwickeln begannen, wurden Farben mit ihren wichtigsten magischen Qualitäten mehr und mehr verwendet. (vgl. Muths 2003, S. 43) Von vielen Praktikern der Farbtheorie wird darauf hingewiesen, dass es Heilen mit Farben schon in Atlantis gab. Der überwiegende Teil der Kranken wurde dort mit Farbtherapie behandelt. Die Priester waren zu dieser Zeit gleichzeitig Ärzte, die allein berechtigt waren, Kranke zu behandeln. Nur wer zu einer ausgewählten Gruppe gehörte, durfte Priester und damit auch Arzt werden. Das dazugehörige Wissen galt als Geheimwissenschaft, die nur an Auserwählte weitergegeben werden durfte. Farben spielen auch heute noch in der Diagnostik der chinesischen Medizin eine entscheidende Rolle. (vgl. Muths 2003, S. 52 – 53) 4.3. Die moderne Farbtherapie Der Amerikaner Dr. Edwin Babitt veröffentlichte 1878 sein Buch „The Principle of Light and Color“ und errang damit weltweites Ansehen. Er legte damit einen Grundstein zur modernen Farbenbestrahlungstherapie. Seine Theorie und die Erfolge, die er mit seinen Behandlungen erzielte, interessierten nun fortschrittliche Mediziner verschiedener Fachrichtungen. Diese neue Heilmethode erhielt den Namen Chromo-Therapie. Ein im vorigen Jahrhundert lebender Sizilianer namens Dr. Sciascia beschäftigte sich ebenfalls mit Farbtherapie. Er benutzte einen Farblichtapparat, Photokanter genannt, und behandelte damit seine Patienten mit so großem Erfolg, dass er als „Wunderdoktor“ galt. Weiters wurde im 18. Jhd. festgestellt, dass farbig bestrahlte Pflanzen schneller wuchsen als nicht bestrahlte Pflanzen. Der Däne Niels R. Finsen gründete 1896 ein Lichtinstitut zur Behandlung von Tuberkulose. Er behandelte außerdem Pockenkranke mit Licht- und Farbbestrahlung mit dem Ergebnis, dass die Patienten keine oder nur wenige Narben zurückbehielten. Finsen erhielt 1903 den Nobelpreis und berichtete später über überraschende Heilerfolge mit Licht und Farben an über 2000 Patienten. 22 Faber Birren stellte fest, dass das Zittern bei der Parkinsonschen Krankheit vermindert werden kann, wenn die Patienten Gelb und Rot in ihrer Umgebung meiden und außerdem Brillen mit grüngetönten Gläsern tragen. 1877 entdeckten in England Downs und Blunt die Wirkung von ultraviolettem Licht auf Bakterien. Sie behandelten erfolgreich Rachitis mit ultravioletter Bestrahlung. Ein weiterer Vorkämpfer der modernen Farbtherapie ist Georg von Langsdorff. Er stellte 1894 fest, dass Rotlicht die Ausdehnung der Gefäße bewirkt und eine bessere Durchblutung erzeugt, während Blaulicht eine Verengung der Gefäße und Blutleere herbeiführt, wodurch die Haut unempfindlicher gemacht wird. Diese Erkenntnis machen sich heute manche Zahnärzte zunutze. Der Erste Weltkrieg unterbrach die Forschung auf dem Gebiet der Farbtherapie. Ende der 60er Jahre beschrieb die Autorin Hazel Rosotti in einem ihrer Bücher die Erfahrung mit gestörten Kindern und Farben. Die Kinder wurden gebeten, Bilder zu malen, und die Erzieher notierten sich die Farben, die von jedem Kind am meisten in den Bildern verwendet wurden. Dann wurde diese Farbe auf die Trennwände zwischen den Betten übertragen. Dabei wurde festgestellt, dass die Kinder besser, schneller und ruhiger einschliefen. Betty Wood, eine englische Farbtherapeutin berichtete vom Einsatz der Farbe Rosa bei aggressiven und gewalttätigen Kindern. Diese beruhigten sich nach etwa 10 Minuten, hörten auf zu schreien und schlugen nicht mehr gegen Wände und Türen, sondern fielen in den Schlaf. In Deutschland entwickelte der Farbakupunkteur Peter Mandel eine sehr erfolgreiche Farbtherapie. Er bestrahlte die Akupunkturpunkte mit Farben und behandelte damit auch schwerwiegende Krankheiten wie Krebs. (vgl. Muths 2003, S. 55) 4.4. Grundsätze der Farbtherapie nach Goethe Alle modernen Farbtheorien basieren auf den Grundsätzen der Farbtherapie nach Goethe. Goethe selbst bezeichnet die Erforschung der Farben als sein Lebenswerk und maß ihr größere Bedeutung zu als seinen literarischen Werken. 23 Das Neue an Goethes Ansatzpunkt war, dass er die Farben als Teil eines Harmoniegesetzes ansah, das für Farben ähnlich wie für Töne gilt. Er stellte fest, dass es drei reine Farben, Rot, Gelb und Blau, gibt und dass die anderen Farben Mischungen aus diesen drei sind. Goethe setzt die drei reinen Farben, die er die Grundfarben nennt, an die jeweiligen Ecken eines gleichseitigen Dreiecks, das als geometrische, aber auch als harmonische Figur dem Dreiklang der Musik entspricht. Werden nun diese Farben zu gleichen Teilen gemischt, erhält man die Mischfarben erster Ordnung: • Rot und Gelb = Orange • Gelb und Blau = Grün • Blau und Rot = Violett Setzt man diese Mischfarben – siehe Abbildung – jeweils zwischen die drei d.h. Grundfarben, Orange zwischen Rot und Gelb, Grün zwischen Gelb und Blau und Violett zwischen Blau und Rot, ergibt das ein weiteres Dreieck. Die sich direkt gegenüberstehenden Farben werden als Komplementärfarben bezeichnet. Goethe unterscheidet außerdem, entsprechend der Wirkung, die Farben auf Menschen haben, zwischen kalten und warmen Farben. Warme Farben sind Grün, Gelb, Orange und Rot, und kalte Farben sind Grün, Blau, Violett und Rot. 24 Rot und Grün fallen demnach in beide Kategorien, sie werden sowohl als kalte als auch als warme Farben angesehen, und zwar entsprechend ihrer Mischung. Grün mit erhöhtem Gelbanteil wirkt warm, während Grün mit erhöhtem Blauanteil kalt wirkt. Ähnlich ist es mit Rot. Rot mit erhöhtem Orangeanteil wirkt warm, hat es jedoch einen erhöhten Violettanteil wirkt es kalt. (vgl. Muths 2003, S. 63) 4.5. Aussagekraft der Farben Den sieben Farben des Regenbogens entsprechen die sieben Strahlen, in die jeweils die folgenden Bereiche fallen: 1. Rot: Macht und Autorität, d. h. Regierung, Politik, Verwaltung. 2. Orange: Konkrete Wissen, d. h. Wissenschaft, Forschung, Schärfe des Denkens. 3. Gelb: Intelligenz, Wirtschaft, Industrie, Geld. 4. Grün: Harmonie durch Konflikt, d. h. die Kunst des Lebens, künstlerische Kreativität, Kreativität im weitesten Sinne. 5. Blau: Hingabe, d. h. Idealismus, Vertrauen, Glauben Verehrung, Respekt, institutionalisierte Religion. 6. Indigo: Liebe – Weisheit, d. h. Lehren, wahre Kultur, wahre Religion (nicht die Institutionen), Heilen. 7. Violett: Zeremonie, Organisation, d. h. Rituale, Magie, Prunk und Pomp. Den sieben Farben des Regenbogens entsprechen außerdem die sieben Hauptdrüsen des Körpers mit ihren Energiezentren, den Chakren: 1. Rot: Basis-Chakra 2. Orange: Milz-Chakra 3. Gelb: Sonnengeflecht 4. Grün: Herz-Chakra 5. Blau: Kehlkopf-Chakra 6. Indigo: Drittes Auge 7. Violett: Scheitel-Chakra 25 Jede der sieben Regenbogenfarben hat außerdem sieben spezifische Eigenschaften (Elemente): 1. Ein physikalisches oder materielles Element. 2. Ein psychologisches Element. 3. Ein harmonisierendes, verbindendes Element. 4. Ein vitales, kraftspendendes Element (Lebenskraft). 5. Ein heilendes Element. 6. Ein intuitives und anregendes Element. 7. Spirituelles Element einer höheren Bewusstseinsstufe. (vgl. Muths 2003, S. 66) 4.5.1. Bedeutung der Chakren in der Farbtherapie Wir nehmen Farben auf vielfältige Weise in unseren Körper auf: durch die Nahrung, die Haut, die Augen und die Chakren. Die Chakren sind Energie-Zentren von einer feinen Energie mit vitaler Kraft, die sich außerhalb unseres Körpers, aber innerhalb der Aura befindet. Die Chakren können nicht vollständig von einem materialistischen oder physiologischen Gesichtspunkt her oder nur vom psychologischen logischen beschrieben oder Standpunkt physioher oder verstanden werden. Die Energien der Chakren stehen in Verbindung mit dem Parasympathikus und dem autonomen Nervensystem sowie mit der Hormonsteuerung. 26 Auf diesem Wege wird der Körper von den Energie-Zentren der Chakren mit beeinflusst und gesteuert. (vgl. Muths 2003, S. 125) 4.5.2. Die Qualitäten und Wirkung der einzelnen Farben Farbe Weiß Qualität und Wirkung Farbe der Reinheit, der Klarheit; wir sind alle auf dem Weg zum „weißen Licht“, symbolisiert Jugend und Frische, Reinheit, Unschuld aber auch Naivität; wirkt eher kühl und steril Rot Farbe der Stärke, Gesundheit, Vitalität, Gefahr und Leidenschaft, wird aber auch assoziiert mit den Fortpflanzungsorganen; ist von Vorteil für Frauen, die nicht schwanger werden können; unterstützt das Interesse an der Sexualität Rosa enthält die feineren Qualitäten von Rot; symbolisiert Liebe und Zuneigung ohne Leidenschaft; wirkt beruhigend Orange Farbe der Inspiration, Anregung, Jugend und Stärke, Angstlosigkeit, Neugierde und Unruhe; hilft in Fällen von Depressionen oder bei Menschen, die lethargisch oder desinteressiert sind Pfirsichfarben Farbe der spirituellen Liebe; hat einen starken Einfluss auf unsere Haut und erhält uns jung Türkis Farbe der Selbstdarstellung; hilft in Situationen der Unsicherheit 27 Farbe Grün Qualität und Wirkung Farbe der symbolisiert Balance und Hoffnung, Harmonie, Frieden und Erneuerung; wirkt entspannend und ausgleichend, unterstützt das Nervensystem – zuviel Grün allerdings hat einen eher depressiven Effekt Blau beruhigende und kühlende Farbe, die uns mit dem Himmel und den Ozeanen verbindet; sie wirkt sehr besänftigend auf Personen, die zu aggressiv und ungeduldig sind Lavendel wirkt eher kühl und abweisend, wird assoziiert mit übertriebener Weiblichkeit, Eitelkeit und Erhabenheit bis hin zur Arroganz Purpur eine sehr schwere und ausgesprochen auffallende Farbe; wird in Zusammenhang mit Trauer, Feierlichkeiten Pomp, Zeremonie gebracht; kann und den Menschen in Ekstase versetzen, die aber schnell von einer folgenden Phase der Irritation abgelöst wird und dann in Depression umschlägt Violett erzeugt viel Widerspruch und wird widersprüchlich interpretiert; Ablehnung Gelb Aktiviert die intellektuelle Seite, gilt als Farbe des Glücklichseins, der Weisheit und Imagination, mit Gelb ist immer Sonnenschein und Freude verbunden; wird eingesetzt um einen bessere Stimmung hervorzurufen oder um eine Umgebung heller und freundlicher zu gestalten (vgl. Muths 2003, S. 68) 28 4.6. Welche Rolle die Farbtherapie für gesunde und kranke Menschen spielt Krankheiten entwickeln sich nicht über Nacht, sondern unterliegen einem Entwicklungsprozess: • wir haben zunächst die Schwingungen der Seele, die sich in emotionalen Bedürfnissen niederschlagen; in Gedanken, Wünschen, Hoffnungen, Phantasien, Träumen; • an zweiter Stelle stehen die funktionalen Störungen wie Kopfschmerzen, Unwohlsein, gereizt sein, Ärger, länger andauernde Müdigkeit usw; • die nächste Stufe sind akute körperliche Erkrankungen, wie z.B. Entzündungen, Infektionen, Verletzungen, kleinere Unfälle; • auf der nächsten tiefergreifenden Stufe haben wir chronische Erkrankungen, dazu gehören Alkoholismus, Drogenabhängigkeit, aber auch leichtere chronische Erkrankungen wie Heuschnupfen; • unheilbare Prozesse, Organveränderungen, Krebs, Aids; • Tod durch Krankheit oder Unfall; • angeborene Missbildungen und Krankheiten Wir haben auf jeder Stufe die Möglichkeit, diesen Prozess zu verändern, positiv zu beeinflussen. Das gilt auch für die drei letztgenannten Stufen: unheilbare Prozesse, Tod und angeborene Missbildungen. Medikamente, Homöopathie, Heilen sind Hilfsmittel, dem Patienten auf der tiefsten Ebene das Vertrauen zu sich selbst zu geben, seine eigenen Schattenseiten zu akzeptieren und zu verändern. Andernfalls sind alle kurzfristigen Heilerfolge eben nur kurzfristig, und es treten entweder andere Krankheiten auf oder die alte bricht wieder aus. 29 Ohne das eigene bewusste oder unbewusste Vertrauen zu sich selbst gibt es keine Heilung. Die Farbtherapie ist nicht nur eine Methode, Krankheiten des Körpers zu behandeln, sondern sie hilft ebenfalls, verdrängte Konflikte und Probleme bewusst zu machen. Es wird gelernt damit umzugehen, sich besser kennen zu lernen und vor allem, sich selbst zu helfen. Man erlernt, eigene innere Heilungsfähigkeiten zu entwickeln, sie zu fördern und auszubauen (auch unbewusst!). Damit entwickelt sich zugleich ein Gefühl und die Erfahrung der inneren Autonomie, der inneren Unabhängigkeit, der inneren Ganzheit. (vgl. Muths 2003, S. 89) 5. Musiktherapie Die Wirkung von Musik wird im täglichen Leben so vielfältig erfahren, dass es einleuchtend erscheint, Musik für die Therapie von Krankheiten zu verwenden. So leicht es dem Nichtfachmann fällt, von Musiktherapie zu sprechen, so schwer ist es jedoch, den Begriff zu definieren. Musik wird international sehr unterschiedlich zur Therapie eingesetzt. Die Spannbreite geht vom Musikhören zur Entspannung über das Musikmachen mit Behinderten bis hin zur Psychotherapie mit musikalischen Mitteln. Musiktherapie ist die gezielte Anwendung von Musik oder musikalischer Elemente, um therapeutische Ziele zu erreichen: Wiederherstelllung, Erhaltung und Förderung seelischer und körperlicher Gesundheit. Durch den Einsatz von Musik soll die Gelegenheit gegeben werden, sich selbst und die Umwelt besser zu verstehen, sich in ihr freier und effektiver zu bewegen und eine bessere psychische und physische Stabilität und Flexibilität zu entwickeln. (Bruhn 2000, S. 1) 30 5.1. Die Geschichte der Musiktherapie Ein Leben ohne Musik kann sich kaum jemand vorstellen. Musik begleitet den Menschen von der vorgeburtlichen Zeit bis hin zum Sterben. Kulturen ohne Musik hat es nie gegeben. Funde aus der Vor- und Frühgeschichte, wie Rasseln, Trommeln oder Flöten, belegen, dass bereits damals Musik gemacht wurde, sicherlich auch zu Heilzwecken. Musiktherapie hat nachweislich eine 3000 Jahre alte Tradition. Einen der frühesten Hinweise auf die Heilkraft der Musik finden wir im Alten Testament, im Buch Samuel, das die Geschichte von König David erzählt: „Sooft nun der böse Geist von Gott über Saul kam, nahm David die Harfe und spielte. So wurde es Saul leichter,… und der böse Geist wich von ihm.“ Durch die Jahrtausende und in allen Kulturen wussten die Menschen um die heilende Wirkung der Musik. Papyrusrollen belegen, dass es im alten Ägypten Musikpriesterinnen gegeben hat. Von Pythagoras, dem griechischen Philosophen der Zeit um 570 vor Christus, wird berichtet, „er habe Lieder gegen körperliche Leiden, zum Vergessen der Trauer, zum Stillen des Zorns und zur Austilgung von Leidenschaften verwendet“. Die griechischen Gelehrten haben erkannt, dass Musik die Harmonie zwischen Körper und Seele, zwischen Geist und Gefühl wiederherstellt. Musik wurde immer schon zur Tröstung, zur Beruhigung und zur Erholung eingesetzt. (vgl. Kraus 2002, S. 13) Heute werden Melodie und Rhythmus erfolgreich als Therapie bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen eingesetzt. Musik kann die Biochemie des Körpers verändern und die Psyche beeinflussen. Sie kann beruhigen, Angst und Stress abbauen, aber auch stimulieren und motivieren. (Hans/Decker 2000, S. 2) 5.2. Wirkung der Musik Viereinhalb Monate nach der Befruchtung ist beim menschlichen Embryo das eigentliche Hörorgan, das Labyrinth mit der Cochlea, komplett und in seiner endgültigen Größe ausgebildet; der Mensch will so schnell als möglich in der Lage sein zu hören. 31 Die Sterbeforschung hat gezeigt, dass der Hörsinn als letztes erlischt. Fragen wir, welches Organ beim Menschen die größte Konzentration von Nervenendungen besitzt, also die größte Differenzierungsfülle ermöglicht, so ist es wiederum das Innenohr. Vergleicht man den Wahrnehmungsspielraum des Auges mit dem des Ohres auf der Grundlage eines gemeinsamen Maßstabes, dann kann festgestellt werden: Wir hören in einem Spielraum, der zehnmal größer ist als der vergleichbare des Auges. Und mehr noch: Während unsere Augen die Farben nur beschreibend einordnen können, ist das Ohr in der Lage, mit mathematischer Genauigkeit zu messen, also den gehörten Notenwert anzugeben. Das macht deutlich, dass der Mensch von seiner Anatomie und Physiologie her zuallererst ein Hörender ist. Das Ohr vermittelt mehr Zugang zu Stimmungen und Gefühlen als das Auge. Dem Ohr kommt von allen Sinnesorganen die größte Bedeutung bei der Informationsaufnahme und –verarbeitung zu. Was gehört wird, dringt in „tiefere“ Seelenschichten, als das, was gesehen wird. Musik ist deshalb besonders geeignet, Zugang zu all dem zu schaffen, was im Unterbewusstsein liegt. Jeder hat die Erfahrung gemacht, dass beim intensiven Hören von Musik, Bilder und Erinnerungen, Stimmungen und Gefühle zutage kommen, beglückende und beängstigende. Alles Lichte und Dunkle in uns wird angesprochen und zum Ausdruck gebracht. Dass Musik auch auf unsere Körperfunktionen Einfluss nehmen kann, auf Atmung, Puls oder Blutdruck, weiß jeder der einen stressreichen Tag mit entspannter Musik beschließt oder auf diese Weise Energie für neue Aktivitäten gewinnt. Bewusstes Hören bewirkt eine Entfaltung von Wahrnehmungs- und Erlebnisfähigkeit, den Abbau von Spannungen und Angst, die Vermittlung des Gefühls der Geborgenheit. (vgl. Kraus 2002, S. 18) 32 5.3. Wege zur Seele Stellen sie sich vor, sie liegen an einem kiesigen Strand, haben die Augen geschlossen und dösen vor sich hin. Sie hören das sanfte Rauschen der Wellen, das Klickern der Kieselsteine, wenn das Wasser zurückfließt, oder vielleicht das Glucksen der Luftblasen an den Felsen. Der Klang des Meeres umhüllt sie, trägt ihre Gedanken fort und lässt sie Zeit und Raum vergessen. Die Entwicklung unserer Persönlichkeit ist eng verknüpft mit einer Vielzahl von Erinnerungen, Ereignissen die und alle als kleine Episoden im Gedächtnis gespeichert sind. Einige davon bleiben unbewusst, andere liegen mehr an der Oberfläche und sind dem Bewusstsein bei bestimmten Auslösereizen zugänglich, nur wenige der früheren Erfahrungen werden wirklich bewusst zur Bewältigung im Alltag verwendet. Der Klang der Musik kann eine Kette solcher Episoden ins gegenwärtige Bewusstsein heben und aktiviert alle damit verbundenen alten Gefühle. Musik eignet sich mit den Elementen Klang und Rhythmus besonders für das Erkennen seelischer Strukturen. Wie aber unterscheidet sich nun im einzelnen Klang von Rhythmus oder Melodie von Harmonie? (vgl. Kraus 2002, S. 70) 5.3.1. Klang Klang wird oft als gefühlshaft, grenzenlos, aber auch als tragend oder sogar nährend beschrieben. Er verändert sich ständig, entspricht mehr einer Atmosphäre oder etwas Schwebendem. Klang berührt uns bis in die feinsten Ebenen des Bewusstseins. 33 Unser Gehirn benötigt die akustischen Reize als Stimulus für den biologischen Energiehaushalt. Klänge können andererseits Angst erzeugen und als zerstörerisch empfunden werden. Kurze, abgehackte Klänge lösen oft viel bedrohlichere Gefühle aus als lange, weiche, wiegende Töne. Beim Einsatz von Musik können wir im Mitfühlen über die Ebene des Klangs eine Vorstellung von den Gefühlen und Affekten bekommen, die den Menschen bewegen. (vgl. Kraus 2002, S. 70 – 76) 5.3.2. Rhythmus Rhythmus weist auf eine andere psychische Qualität hin. Er ist direkter mit dem körperlichen Empfinden verbunden. Rhythmus geht „ins Blut“ oder „in die Beine“ und regt uns zur Bewegung an. Unser Körper ist rhythmisch organisiert: im Schlaf-WachRhythmus, im Herzschlag, dem Atemrhythmus, bestimmte Hormonzyklen und viele andere solcher Abläufe. Unser Sinn für Ordnung wird hier unmittelbar angesprochen. Rhythmus ordnet in der Musik die Zeit in „sinnlich fassbare Teile“. Oft wird in dieser Ebene die symbolische Darstellung von Gegenpolen gesehen: Nähe und Distanz, Chaos und Zwang, Freiheit und Gesetz der Ordnung. Rhythmus und Klang sind die elementaren Ebenen von Musik. Zwischen beiden muss ein ausgewogenes Verhältnis bestehen, damit wir Musik als angenehm empfinden. (vgl. Kraus 2002, S. 70 – 76) 5.3.3. Harmonie Neben den elementaren Ebenen Klang und Rhythmus gehören zur Musik auch Harmonie, Melodie und die dynamischen Komponenten von Lautstärke, Tempo und Intensität. Harmonie wird von den meisten Menschen häufig gleichgesetzt mit wohltuender Entspannung, Friedlichkeit und Sicherheit. 34 Der Begriff Harmonie kann als „Übereinstimmung von Gefühl und Ausdruck“ charakterisiert werden. Der erweiterte Harmoniebegriff bezieht die psychologischen Dimensionen mit ein und erlaubt auch schrille, heftige Töne, was durchaus als angenehm und befreiend erlebt werden kann. (vgl. Kraus 2002, S. 70 – 76) 5.3.4. Melodie Die frühe Verständigung zwischen Mutter und Kind verläuft über Sprachmelodien und dynamischen Tonfolgen, die vom Kind als charakteristischer Ausdruck von Gefühlen wahrgenommen werden. Solche Konturen werden später in Melodien wiedererkannt. Dieser Wiedererkennungswert von Melodien kann genutzt werden, z.B. bei geistig abgebauten Personen, die sich aber oft noch an Melodien aus ihrer Kindheit erinnern und diese trotz eingeschränkten Sprachvermögens noch mit Texten singen können. Eine Melodie gibt Halt und Sicherheit. Ein Kinderlied schützt vor der als Chaos empfundenen Freiheit, wenn sich die gesamte Konzentration darauf richten kann. (vgl. Kraus 2002, S. 70 – 76) 5.3.5. Dynamik Die Dynamik erst macht die Musik ausdrucksstark. Wenn ein Ton bis zum Bersten anschwillt oder plötzlich völlige Stille eintritt, dann zeigen sich Empfindungen wie Naturgewalten in ihrer ganzen Kraft. Ziel ist der Ausgleich zwischen diesen Kräften. Eine Balance soll entstehen, die Schwingungen in die eine oder andere Richtung ermöglicht, ohne dass das Gleichgewicht zu sehr verloren geht. Vergleichbares gilt hinsichtlich unseres seelischen Gleichgewichts. Der Ausgleich zwischen den Extremen unserer Gefühle, zwischen Denken und Fühlen, Handeln und Begreifen, Rationalität und Intuition sollte immer das Ziel sein. 35 5.4. Musikauswahl Musik übernimmt sehr unterschiedliche Funktionen – jeweils abhängig von der damit verbundenen Tätigkeit. Die Wirkung der Musik beim Hören hängt sehr stark von der Ausgangsstimmung der Musikhörer ab. Die Musik mischt sich mit anderen Inhalten des Erlebens – so in erster Linie mit der emotionalen Grundstimmung. Beim Hören soll die Musik zunächst der momentanen emotionalen Lage der Person angepasst sein. Anschließend muss für die beabsichtigte Veränderung im psychischen Erleben die Musik verändert werden. Die Auswahl wird vom angestrebten Zustand der Person geleitet. Beim Musikeinsatz wird zur Verhaltensregulation ein großes Fingerspitzengefühl erwartet. Manchmal ist man dabei gut beraten, wenn man sich vollständig auf die Aussagen der betroffenen Person verlässt. Hauptfaktoren für die Wirksamkeit von Musik sind die Vorliebe für einen bestimmten Stil, die Vertraulichkeit mit der Musik und der kulturelle Kontext, in dem die Person aufgewachsen ist. (vgl. Bruhn 2000, S. 51) Jeder Mensch hat „seine“ Reaktion auf Musik. (Hans/Decker 2000, Einband) Unsere Aufgabe soll es sein, sie ihm zu geben und zu lassen. 36 Nachwort Die Wellness-welt hat durchaus noch viel mehr zu bieten. Von Beauty-Behandlungen über Fitnessprogramme bis hin zu fernöstlichen Entspannungsübungen. Wir haben lediglich einen kleinen Streifzug durch diese Welt unternommen. Ein kleiner Streifzug der viel verändern kann. Ein Seidentuch als Himmel über die Badewanne gespannt, Badezusätze in den verschiedensten Farben, die zur freien Auswahl stehen, die Welt der Düfte erforschen, beim gemeinsamen Aussuchen der ätherischen Öle für die Duftlampe, die richtige Musik finden – das Gefühl von Ruhe und Entspannung vermitteln, das hier und jetzt bewusst erleben und für einen Moment alles um sich vergessen können. Das ist unser Ziel Im Langzeitbereich pflegt man nicht nur, man lebt und erlebt miteinander. Man teilt gemeinsame Erinnerungen und setzt gemeinsam Ziele. Wir versuchen unseren BewohnerInnen all das zu ermöglichen, was uns als selbstverständlich erscheint und vergessen dabei oft die kleinen und alltäglichen Dinge, wie die Körperpflege. Eine Aktivität, die mit sehr viel Nähe verbunden ist. Da wir für viele unserer BewohnerInnen die Familie ersetzten, ist es wichtig, ihnen diese Nähe umso mehr zu vermitteln. Sich Zeit zu nehmen, ihnen beim Wahrnehmen von Neuem Hilfe zu leisten und sie an Neues heranführen. Seit wir mit unserem Wellness-Programm begonnen haben konnten wir zunehmend feststellen, dass die Bewohner weit ausgeglichener und entspannter, aber auch aktiver wirken. Weiters hat sich teilweise aggressives Verhalten reduziert. Die BewohnerInnen halten Uhrzeiten genauer ein und nehmen ihre Wellness-Termine, die aus organisatorischen Gründen notwendig sind, in ihre Planung mit hinein („Nein, da kann ich nicht, da hab ich Wellness). Für die Umsetzung sind keine groben Veränderungen notwendig. Es bedarf jedoch viel Motivation, Geduld und Interesse. Denn nur wenn wir Vorbild sind, können wir unsere BewohnerInnen von etwas Neuem begeistern. Begeistern für ein wunderbares Erlebnis. 37 Ein Erlebnis, das sowohl für die BewohnerInnen als auch für die MitarbeiterInnen neue Türen öffnet. Versuchen auch sie durch diese Türe zu schreiten und entdecken sie einen neue Welt, gemeinsam mit den Menschen, dessen Wohlergehen ihnen am Herzen liegt. Die Zukunft beginnt jetzt…… 38 Literaturverzeichnis Bruhn, Herbert (2002): Musiktherapie, Geschichte – Theorie – Methoden. Göttingen. Go Vista city/Info Guide (2004) Wellness von A bis Z, Trends & Tipps. Köln. Hans, Helmut/Decker, Voigt (2000) Aus der Seele gespielt, Eine Einführung in Musiktherapie. München. Harding, Jennie (2003): Geheime Künste Aromatherapie. Köln. Kraus, Werner (2002): Die Heilkraft der Musik, Einführung in die Musiktherapie. Bonn. Muths, Christa (2003): Farbtherapie, Mit Farben heilen – der sanfte Weg zur Gesundheit, Farben als Schlüssel zur Seele. München. Samel, Gerti/Krähmer, Barbara (2003) Heilende Energie der ätherischen Öle, Heilessenzen und Aromaöle für Körper und Seele nutzen. München. Pittroff, Uschka/Niemann, Christina/Regelin, Petra (2003) Wellness, Die besten Ideen und Rezepte für die Wohlfühloase zu Hause. München. 39 Erklärung Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Semesterarbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die vorgegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und die benutzten Quellen als solche kenntlich gemacht habe. Datum:_______________________ Unterschrift:____________________________ 40