Wellness in der Pflege - Einsatz und Wirkung von Wellness im

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Wellness in der Pflege - Einsatz und Wirkung von Wellness im
Einsatz und Wirkung von Wellness im
Langzeitbereich
Fachbereichsarbeit
Interdisziplinäre Weiterbildung für Führungsaufgaben
der mittleren Führungsebene 2003/2004
SUPANZ Angelika ([email protected] )
Vorwort
Ich wünsche dir Zeit für dein Tun und dein Denken,
nicht für sich selbst,
sondern auch zum Verschenken,
Ich wünsche dir Zeit, nicht zum Hasten und Rennen,
sondern die Zeit zum Zufriedenseinkönnen.
Ich wünsche dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,
und Zeit, um zu wachsen, das heißt um zu reifen.
Ich wünsche dir Zeit, zu dir selber zu finden.
Jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche dir: Zeit zu haben zum Leben.
(Elli Michler)
1
Inhaltsverzeichnis
Vorwort……………………………………………………………………………………..1
1. Einleitung………………………………………………………………………………...4
2. Einführung in den Wellnessbereich……………………………………………………...6
2.1. Definition Wellness…………………………………………………………………...6
2.2. Sinn und Wirkung von Wellness……………………………………………………...7
2.3. Wo Wellness stattfinden soll………………………………………………………….8
3. Aromatherapie……………………………………………………………………………8
3.1. Ursprung und Geschichte der Aromatherapie………………………………………...9
3.2. Moderne Aromatherapie……………………………………………………………....9
3.3. Extraktion……………………………………………………………………………10
3.3.1. Die Pressung……………………………………………………………………11
3.3.2. Die Destillation…………………………………………………………………11
3.3.3.Die chemische Extraktion (Lösungsmittel)……………………………………..11
3.4. Öle und Träger……………………………………………………………………….12
3.5. Anwendungsmethoden………………………………………………………………13
3.5.1. Aktive Anwendung……………………………………………………………..13
3.5.1.1. Massage…………………………………………………………………13
3.5.1.2. Aromatherapie in der Wanne…………………………………………...14
3.5.1.3. Fußbad…………………………………………………………………..14
3.5.1.4. Umschläge und Kompressen……………………………………………14
3.5.1.5. Inhalation………………………………………………………………..15
3.5.2. Passive Anwendung……………………………………………………………..15
3.5.2.1. Verdampfer………………………………………………………………15
3.5.2.2. Zerstäuber………………………………………………………………..16
3.5.2.3. Kerzen…………………………………………………………………...16
3.5.2.4. Ringe für Glühbirnen……………………………………………………16
3.6. Pflanzenarten, ihre Eigenschaften und Anwendungsgebiete………………………..16
4. Farbtherapie……………………………………………………………………………..20
4.1. Die Bedeutung der Farben…………………………………………………………...20
4.2. Farben in den alten Kulturen………………………………………………………...21
4.3. Die moderne Farbtherapie…………………………………………………………...22
2
4.4. Grundsätze der Farbtherapie nach Goethe………………………………………….23
4.5. Aussagekraft der Farben…………………………………………………………….25
4.5.1. Bedeutung der Chakren in der Farbtherapie…………………………………...26
4.5.2. Die Qualität und Wirkung der einzelnen Farben………………………………27
4.6. Welche Rolle die Farbtherapie für gesunde und kranke Menschen spielt………….29
5. Musiktherapie…………………………………………………………………………...30
5.1. Die Geschichte der Musiktherapie…………………………………………………..31
5.2. Wirkung der Musik………………………………………………………………….31
5.3. Wege zur Seele………………………………………………………………………33
5.3.1. Klang…………………………………………………………………………...33
5.3.2. Rhythmus……………………………………………………………………….34
5.3.3. Harmonie……………………………………………………………………….34
5.3.4. Melodie…………………………………………………………………………35
5.3.5. Dynamik………………………………………………………………………..35
5.4. Musikauswahl………………………………………………………………………..36
Nachwort…………………………………………………………………………………..37
Literaturverzeichnis………………………………………………………………………..39
Erklärung…………………………………………………………………………………..40
3
1. Einleitung
Wellness – ein Modewort?!
Alle Welt spricht von Wellness, in den letzten Jahren ist ein richtiger Wellnessboom
entstanden. Fast in allen Bereichen ist dieser Ausdruck zu finden. Im Pflegebereich
hingegen ist Wellness bisher kaum im Einsatz.
Seit 4 Jahren bin ich als Stationsleitung im Langzeitbereich tätig. Immer wieder kam es
hinsichtlich der Körperpflege in unserem Team zu Diskussionen. Vor allem im
geriatrischen Bereich ist die Körperpflege ein „tägliches Muss“, das bei unseren
BewohnerInnen auf wenig Interesse stößt.
Weiters haben viele BewohnerInnen aufgrund langjähriger Aufenthalte in diversen
Institutionen das Gefühl von Intim- und Privatsphäre verloren. Der tägliche Ablauf, die
Routine, das leidige Thema „zu wenig Personal“ und die zunehmende Bürokratie haben
Überhand gewonnen.
Für mein Team und mich war das längst noch kein Grund auf das Wohl unserer
BewohnerInnen zu vergessen. Jeder Tag soll etwas Besonderes sein. Jede Handlung im
Tagesablauf soll einen Hintergrund haben; schließlich sind wir im Langzeitbereich für
einen Lebensabschnitt unserer BewohnerInnen verantwortlich.
Unser Schwerpunkt für das Jahr 2003 war es, die Körperpflege für den/die BewohnerIn
attraktiver zu gestalten. Aufgrund dessen wurde neben der „herkömmlichen Körperpflege“
ein „Wellnessprogramm“ eingeführt.
Wir haben uns Themen aus dem Wellnessbereich herausgesucht um nicht nur zu pflegen,
sondern auch mittels Farben, Düften und Musik die Sinneswahrnehmung unserer
BewohnerInnen zu stimulieren, zu fördern und zu erhalten.
Es ist zu unserem Motto geworden, den Weg zur Harmonie von Körper, Geist und Seele
gemeinsam anzutreten.
So wurde das „tägliche Muss“ zum Erlebnis!
Heute (10 Monate danach), fordern unsere Bewohner ihr Wellnessprogramm selbst ein und
sind stolz darauf erzählen zu können, dass sie „heute Wellness erleben dürfen“.
Natürlich ist das Thema „Körperpflege“ damit für uns noch nicht abgeschlossen.
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Ganz im Gegenteil, unser Schwerpunkt für das Jahr 2004 ist es einen Multiplikator für
Basale Stimulation einzusetzen, um das Wellnessprogramm für unsere BewohnerInnen zu
erweitern.
Für derartige Ideen und Umsetzungen braucht man keinesfalls mehr Personal oder
jahrelange Ausbildungen. Ein engagiertes Team, Flexibilität, Freude am Neuen, ein
bisschen Interesse und Erfahrung im Umgang mit Menschen reichen vollkommen aus.
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2. Einführung in den Wellnessbereich
Mitte des vorigen Jahrhunderts entwickelte der amerikanische Arzt Halbert L. Dunn den
Wellness-Gedanken, der sich auf eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen stützt. Im
Mittelpunkt stehen die Harmonie von Körper, Geist und Seele sowie die Wechselwirkung
von Lebensstil und Selbstverantwortung des Individuums gegenüber dem eigenen Körper.
(vgl. Info Guide Wellness 2004, S. 10)
2.1. Definition Wellness
Durch die Verbindung der englischen Wörter well being (sich wohl fühlen) und fitness
(gut in Form sein) entsteht die Wortneuschöpfung „Wellness“.
Der Begriff ist nicht geschützt. Dies bedeutet, dass es keine festgelegte Definition und
somit auch keine allgemeingültigen Kriterien gibt. Doch in den wichtigsten Punkten sind
sich die Experten einig und die Europäische Wellness-Union legte die folgenden sechs
Bereiche fest:
•
körperliche Fitness
•
geistige Beweglichkeit
•
seelische Belastbarkeit
•
positive Arbeitseinstellung
•
harmonisches Privatleben
•
Einklang mit der Natur
(vgl. Info Guide Wellness 2004, S. 10)
Doch Wellness ist noch mehr, als nur dem Stress und Alltag zu entfliehen. Wellness bietet
die Möglichkeit neue Kräfte zu sammeln, sich verwöhnen zu lassen und die Batterien
wieder aufzuladen. Sich Zeit nehmen, die schönen Dinge des Lebens zu genießen.
Streicheleinheiten für Körper, Geist und Seele bewusst erleben.
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Wellness ist nicht nur ein moderner Megatrend, der sich in fast allen Lebensbereichen
widerspiegelt – Wellness ist auch eine neue (Über-)Lebensphilosophie, die nicht nur den
Körper sondern auch die Seele nähren soll.
Nie, so scheint es, war Wellness wertvoller und wichtiger als heute.
(vgl. Pittroff/Niemann/Regelin 2003, S. 7)
2.2. Sinn und Wirkung von Wellness
Wellness-Angebote können helfen, sich seines Körpers und dessen Anforderungen wieder
bewusst zu werden und auf Signale zu hören – möglichst bevor ein Arztbesuch überhaupt
nötig wird.
Der Erfolg von Wellness ist nicht im Hauruck-Verfahren zu erreichen. Von einem
Wellness-Erlebnis kann und sollte man sich keine Wunder erwarten. Oder vielleicht doch?
Eine gelungene Wellness-Auszeit im Alltag kann manchmal eine dringend notwendige
Verschnaufpause sein, bevor es in der Routine des Tages/der Woche wieder weiter geht.
Vielleicht kann einen solche selbst verordnete Ruhepause sogar zu einem Wendepunkt im
Lebensrhythmus werden, weil die innere Stimme endlich mal wieder erfolgreich um Gehör
bittet. (vgl. Info Guide Wellness 2004, S. 10)
Um eine Ausgewogenheit zu erlangen, so die Mediziner, bedarf es einer sinnvollen
Kombination aus körperlicher Aktivität und körperlich-geistiger Entspannung. Für
Wissenschaftler und Ärzte, die ja im Allgemeinen eher nüchtern und kopflastig
argumentieren, sieht die Wellness-Welt so aus: Selbst einfache Bewegungsformen fördern
die psychische Entspannung und verbessern den Stoffwechsel der Psyche.
Oder einfach gesagt: man ist besser drauf, die Stimmung steigt. Alles eine Frage der
(Gehirn-)Chemie. Das Emotionale spielt dabei eine große Rolle. Wellness, das hat viel zu
tun mit Sinnlichkeit: mit Musik, Düften, Berührungen, Farben, Licht.
(vgl. Pittroff/Niemann/Regelin 2003, S. 7)
7
2.3. Wo Wellness stattfinden soll
Da bei dem ganzheitlichen Ansatz von Wellness auch diejenigen Aspekte berücksichtigt
werden sollten, die einen Einfluss auf die psychische Verfassung ausüben,
trägt auch die sorgfältige Wahl der Umgebung und des Rahmens, in denen ein WellnessErlebnis stattfindet, wesentlich zum Erfolg bei.
Weil viele Anwendungen in Innenräumen ausgeführt werden, ist es nicht unwichtig, ob
diese angenehm gestaltet und auf gewisse Art und Weise auch professionell ausgestattet
sind.
Die Welt „Wellness“ soll in erster Linie an einen Ort gebracht werden, der am nächsten
liegt – in den meisten Fällen: das Badezimmer.
Für viele macht bereits der Aufenthalt in schöner und unter Umständen luxuriöser
Umgebung einen Teil des Erfolgs aus. (vgl. Pittroff/Niemann/Regelin 2003, S. 8 – 14)
Luxus in der Gestaltung muss nicht teuer sein. Nur einige wenige Accessoires tragen dazu
bei aus einem normalen Badezimmer einen besonderen Raum zu machen.
3. Aromatherapie
In
der
Aromatherapie
werden
„Aromen“ – ätherische Öle aus
Pflanzen – zur Therapie verwendet,
die Gesundheit und Wohlbefinden
fördern.
Eine Massage mit ätherischen Ölen,
Bäder, Inhalationen und Düfte aus
Verdampfern
können
einen
ausgesprochen positiven Effekt auf
die Stimmung haben und Schmerzen lindern. Die Arbeit mit der Aromatherapie verlangt
eine sorgfältige Auswahl und Anwendung von ätherischen Ölen in den entsprechenden
Trägersubstanzen. Es ist daher wichtig diese zu kennen und zu wissen, wann und wie diese
Öle aufgetragen werden sollen, um die bestmögliche Wirkung zu erzielen.
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Aromatherapie ist eine wundervolle Kunst, welche die Sinne erfreut. Sie ist ein natürlicher
Weg, eine gute Gesundheit und eine positive geistige Einstellung zu fördern und zu
erhalten. (vgl. Harding 2003, S. 10)
3.1. Ursprung und Geschichte der Aromatherapie
Der Duft von Weihrauch verbindet uns mit der Geschichte der Aromatherapie.
Die Aromatherapie hat ihre Wurzeln im Altertum, als aromatische Kräuter und Essenzen
als Kosmetika, Parfüms und Weihrauch verwendet wurden.
Im alten Ägypten wurden Kräuter in Fett eingeweicht und in die Sonne gelegt. Die Hitze
zog das Aroma heraus, das sich mit dem Öl zur Grundlage von Salben und Parfüms
verband. Beim Einbalsamieren der Pharaonen wurden aromatische Harze, Gewürze und
Hölzer in die Körperhöhlen gelegt. Im Grab des Tutenchamun fand man Alabastergefäße
mit Salben, die auch nach Jahrhunderten noch analysiert werden konnten.
Sie enthielten Weihrauch und Myrrhe, die zusammen mit Zedernholz und anderen
Gewürzen bei der Einbalsamierung verwendet wurden.
Der altgriechische Arzt Hippokrates (geboren ca. 460 v. Chr.) empfahl, dass duftende
Kräuter über seinen Patienten verbrannt werden sollten.
Andere Ärzte entwickelten Kräuterheilmittel wie Megaleion, das Myrrhe und Zimt enthielt
und sowohl zur Wundheilung als auch als Duftstoff verwendet werden konnte.
Die ätherischen Öle gerieten bei uns fast in Vergessenheit. Erst im 20. Jhd. flammte das
Interesse an diesen natürlichen Stoffen erneut auf.
(vgl. Harding 2003, S. 12)
3.2. Moderne Aromatherapie
Der Begriff „Aromatherapie“ wurde erstmals von Rene` Maurice Gattefosse`, einem
französischen Parfüm-Chemiker benutzt. Er verwendete pures Lavendelöl, um eine
Verbrennung an seiner Hand zu heilen.
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Während es 1. Weltkriegs behandelte er Soldaten im Krankenhaus mit ätherischen Ölen. In
den späten 20er und 30er Jahren studierte er den Nutzen der Öle als Heilmittel. Er gilt als
Erfinder des Wortes „Aromatherapie“.
Ein weiterer französischer Arzt, Jean Valnet, behandelte im Krieg mit Indochina (1948 –
1959) Kriegsverletzte mit Ölen.
Durch seine 1964 veröffentlichte Schrift „Aromatherapie“ wurde er zum Vater der
Aromatherapie.
Valnets Arbeit wurde von Marguerite Maury aufgegriffen. Sie entwickelte die moderne
Aromatherapie. Der Schwerpunkt hierbei liegt auf der individuellen Verschreibung von
ätherischen Ölen, die genau zum psychologischen und physiologischen Zustand einer
Person passen. Maury schlug auch als Erste vor, die Öle auch für Massagen zu verwenden.
Die Aromatherapie entwickelte sich ständig weiter. Sie kann in vielen Bereichen das
Lebens eingreifen. Für den stressgeplagten Menschen von heute kann sie noch eine
wichtigere Rolle spielen. Ätherische Öle werden immer häufiger in Krankenhäusern,
Altersheimen, Schulen, Flugzeugen und Firmen eingesetzt. Das Verdampfen der Öle
bekämpft z.B. das „Sick-Building-Syndrom“.
Die Wiederentdeckung der ätherischen Öle ist eine duftende Revolution!
(vgl. Harding 2003, S. 16)
3.3. Extraktion
Ätherische Öle gewinnt man aus den Blättern, Blumen, Zweigen, Früchten und Wurzeln
der Pflanzen. Der Anbauer muss sie genau im richtigen Moment ernten, um eine maximale
Ausbeute zu erzielen. Es gibt drei Methoden zur Ölgewinnung: Destillation, Pressung oder
durch Lösungsmittel, die die ätherischen Öle aus dem Pflanzenteil herauslösen.
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3.3.1. Die Pressung
Sie wird angewendet, um das ätherische Öl aus Zitrusfrüchten zu gewinnen. Bei
Zitrusfrüchten befindet sich das ätherische Öl in den kleinen Poren der Schale. Daher wird
ausschließlich die Schale der Früchte ausgepresst, zentrifugiert und anschließend gefiltert.
Heutzutage werden viele Zitrusöle wie Orange oder Zitrone von der Saftindustrie
hergestellt.
Das ätherische Öl dieser Früchte ist durch die einfache Gewinnung besonders naturgetreu
und außerdem durch das hohe Angebot sehr preiswert. Allerdings haben die meisten
Zitrusöle eine vergleichsweise kurze Haltbarkeit. (vgl. Samel/Krähmer 2003, S. 31)
3.3.2. Die Destillation
Die gebräuchlichste Methode zur Gewinnung
ätherischer Öle ist die Wasserdampfdestillation.
Sie wird für viele Öle – darunter Rosmarien und
Lavendel – verwendet.
Durch
einen
mit
Pflanzen
gefüllten
Stahlbehälter wird Dampf mit hohem Druck
gepresst. Der Dampf wird zu Wasser abgekühlt, auf dessen Oberfläche das ätherische Öl
schwimmt. Mittels der so genannten Florentinerflasche wird das auf dem Wasser
schwimmende Öl abgeschöpft. (vgl. Samel/Krähmer 2003, S. 30)
3.3.3. Die chemische Extraktion (Lösungsmittel)
Manche Pflanzen eignen sich nicht zur Destillation, weil sie zu hitzeempfindlich sind oder
weil der Ertrag zu gering wäre. Die ätherischen Öle dieser Pflanzen werden deshalb durch
Extraktion mit Lösungsmittel gewonnen.
Dies ist ein umfangreicher chemischer Prozess, bei dem die Duftstoffe aus den Pflanzen
mit geeigneten Lösungsmitteln wie Hexan, Alkohol oder Methanol gelöst werden.
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Die Blütenblätter werden in das Lösungsmittel eingelegt, das die Aromen aus den
Pflanzenfasern als klebrige Masse löst. Diese wird dann weiterverarbeitet, um Fette und
Wachse zu entfernen, damit zuletzt nur die reine Flüssigkeit übrig bleibt.
Diese Methode wird häufig bei Narzissen, Tuberose, Jasmin und auch Rosen angewendet.
(vgl. Samel/Krähmer 2003, S. 31)
3.4. Öle und Träger
Trägeröle sind in der Aromatherapie fast ebenso wichtig wie die ätherischen Öle. Trägeroder Basisöle haben auch eigene Heileigenschaften, die sich sehr gut mit denen der
ätherischen Öle ergänzen. (vgl. Samel/Krähmer 2003, S. 19)
Ein ätherisches Öl ist eine stark duftende Substanz, die bei warmen Temperaturen schnell
verdunsten. Sie ist sehr hoch konzentriert. So werden z.B. zur Produktion von ca. 2 l Öl
unglaubliche 760 kg Lavendelpflanzen benötigt. Ein Trägeröl ist ein Pflanzenöl, welches
das ätherische Öl verdünnt. Ätherische Öle dürfen (bis auf wenige Ausnahmen) nicht pur
auf die Haut aufgetragen werden, da ihre hohe Konzentration unter Umständen zu
Hautreizungen führen kann.
Trägeröle sind in ihrer Zusammensetzung den natürlichen Hautfetten sehr ähnlich. Eine
Mischung von in Pflanzenöl (z.B. Mandel oder Traubenkern) aufgelösten ätherischen Ölen
ist sehr sanft zur Haut. Es gibt auch Lotionen und Cremes als Trägersubstanzen. Sie
werden in speziellen Bereichen verwendet und sind besonders pflegend für die Haut.
(vgl. Harding 2003, S. 18)
Zu den häufigsten Trägerölen zählen:
•
Jojobaöl
•
Avocadoöl
•
Mandelöl
•
Macadamianussöl
•
Weizenkeimöl
•
Sesamöl
(vgl. Samel/Krähmer 2003, S. 19 – 20)
12
3.5. Anwendungsmethoden
Es gibt mehrere Methoden, wie man dem Körper ätherische Öle zur Steigerung des
Wohlbefindens zuführen kann. Am häufigsten werden Massagen verabreicht. Umschläge
und Bäder können in jedem Bereich angewendet werden (zu Hause, in Altenheimen, etc.),
die Inhalation ist ein bewährtes Mittel gegen Erkältungen. (vgl. Harding 2003, S. 26)
Der Mensch wird als Ganzes betrachtet, und es wird versucht, seine innere Harmonie, die
durch bestimmte
physische oder psychische Beschwerden gestört ist, wieder
auszugleichen. So werden mit den Duftanwendungen sowohl die Symptome einer
Erkrankung oder eines Unwohlseins als auch die Ursachen bekämpft – auf sanfte und
natürliche Weise. (Samel/Krähmer 2003, S. 14)
3.5.1. Aktive Anwendung
Zu den aktiven oder direkten Anwendungen zählen:
•
Massage
•
Aromatherapie in der Wanne
•
Fußbad
•
Umschläge und Kompressen
•
Inhalation
(vgl. Harding 2003, S. 26)
3.5.1.1. Massage
Die wahrscheinlich angenehmste, sinnlichste Anwendung von ätherischen Ölen ist die
Aromamassage. Dabei gelangen die Essenzen innerhalb von 30 bis 60 Minuten über die
Hautporen ins Gewebe, ins Lymphsystem und den Blutkreislauf und so zu den Organen.
Bei der Massage wird die Ölmischung in die Haut eingearbeitet. Es gibt drei
Haupttechniken: die Effleurage beschreibt eine streichende Bewegung, die den Muskel
erwärmt. Bei der Petrissage knetet man den Muskel gegeneinander und beim Tampotement
wird Druck in kleinen kreisenden Bewegungen ausgeübt. (vgl. Harding 2003, S. 26 – 28)
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3.5.1.2. Aromatherapie in der Wanne
Bei einem aromatischen Bad gelangen ätherische Öle über die Nase und über die Haut in
den Körper. Die Wirkung der Essenzen wird durch das warme Wasser noch gesteigert.
Der mit warmen Wasser gefüllten Badewanne werden 6 Tropfen Öl hinzugefügt. Das Öl
kann dabei auch mit 30 ml Vollmilch verdünnt werden, dies macht das Wasser weich.
Wichtig ist es, dabei, dass das Bad mindestens 20 Minuten dauert. Erst dann erzielt man
die volle Wirkung. (vgl. Harding 2003, S. 26 – 28)
3.5.1.3. Fußbad
Verläuft ähnlich wie die Aromatherapie in der Wanne. Einer mit Wasser gefüllten Schüssel
werden 4 bis 5 Tropfen Öl beigefügt. Die Dauer des Fußbades beträgt ebenfalls 20
Minuten. (vgl. Harding 2003, S. 26 – 28)
3.5.1.4. Umschläge und Kompressen
Heiße Umschläge ziehen Giftstoffe aus der Haut (z.B. bei Infektionen), während kalte
Umschläge Schmerzen und Entzündungen lindern. Für einen Umschlag oder eine
Kompresse (z.B. Gesichtskompresse) füllt man eine Schüssel mit heißem oder kaltem
Wasser und fügt 2 bis 3 Tropfen eines ätherischen Öls bei. Anschließend wird ein dünnes
Tuch auf die Wasseroberfläche gelegt, welches das Öl in sich aufnimmt. Das Tuch wird
ausgewrungen und 15 bis 20 Minuten auf die betroffene Stelle gelegt.
Besonders geeignet für Gesichtskompressen sind entspannende Essenzen, wie Geranie,
Rose oder Lavendel. Wichtig ist es darauf zu achten, speziell bei Gesichtsanwendungen,
keine hautreizenden Öle zu verwenden. (vgl. Harding 2003, S. 26 – 28)
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3.5.1.5. Inhalation
Das Inhalieren ätherischer Öle ist ein altes Hausmittel gegen jedwede Art von
Atemproblemen.
Die bequemste Art der Inhalation ist, einfach drei bis vier Tropfen einer Essenz auf ein
Tuch zu träufeln, daran zu riechen und dabei mehrmals tief durchzuatmen.
Für ein Gesichtsdampfbad wird eine große Schüssel mit fast kochendem Wasser gefüllt.
Hinzugefügt werden je 3 Tropfen Teebaum- und Eukalyptusöl. Den Kopf, mit einem
Handtuch bedeckt und über die Schüssel gebeugt, die Dämpfe für 15 Minuten einatmen.
(vgl. Harding 2003, S. 26 – 28)
3.5.2. Passive Anwendung
Man kann den Duft von ätherischen Ölen auch auf passive Weise im Raum verteilen,
sodass man sich sofort daran erfreuen kann. Die Öle werden dann zwar eingeatmet,
kommen aber nicht in direkten Kontakt mit dem Körper.
Dazu zählen der Einsatz von:
•
Verdampfer
•
Zerstäuber
•
Kerzen
•
Ringe für Glühbirnen
(vgl. Harding 2003, S. 30 – 31)
3.5.2.1. Verdampfer
Verdampfer, Aroma- oder Duftlampen gibt es aus Keramik, Glas, Metall oder Alabaster.
Sie werden entweder elektrisch oder durch ein Teelicht aufgeheizt. Dem Wasser werden 4
bis 6 Tropfen eines Öls hinzugefügt. Durch das Erhitzen verteilt sich der Duft im Raum.
(vgl. Harding 2003, S. 30 – 31)
15
3.5.2.2. Zerstäuber
Durch Zerstäuber wird die Luft angefeuchtet und erfrischt. 200 ml Wasser werden 15
Tropfen zwei unterschiedlicher ätherischer Öle zugefügt. Vor der Anwendung ist es
wichtig die Mischung gut zu schütteln. (vgl. Harding 2003, S. 30 – 31)
3.5.2.3. Kerzen
Zur Abwechslung können auch Kerzen verwendet werden, deren Wachs ätherische Öle
enthält. Die Öle verdampfen während die Kerzen herunterbrennen. Der Effekt ist jedoch
eher angenehm als therapeutisch wirksam. (vgl. Harding 2003, S. 30 – 31)
3.5.2.4. Ringe für Glühbirnen
Eigens dafür vorgesehene Ringe werden auf eine Glühbirne gesetzt und heizen sich auf.
Gibt man 4 bis 6 Tropfen Öl in den Ring, verteilt sich der Duft im Raum.
(vgl. Harding 2003, S. 30 – 31)
2.6. Pflanzenarten, ihre Eigenschaften und Anwendungsgebiete
Pflanzenart
Weihrauch
Eigenschaften
belebt, strafft und beruhigt Hautpflege:
für
die Haut, stimuliert das und
Haut,
Immunsystem
Römische Kamille
Anwendung
beruhigend,
reife
trockene
Akne,
Narbengewebe und Ekzeme
hemmt Hautpflege: Verbrennungen,
Entzündungen,
Krämpfe
löst Schnitte,
Allergien,
Ekzeme, Entzündungen und
Ausschläge
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Pflanzenart
Lavendel
Eigenschaften
Anwendung
schmerzstillend,
Hautpflege:
antiseptisch, verjüngt die Schnitte,
Haut,
löst
pur
auf
Verbrennungen
Krämpfe, und zur Ersten Hilfe, festigt
beruhigt die Nerven
und beruhigt die Haut, heilt
Pickel und Flecken
Patchuli
entzündungshemmend,
verjüngt
die
Hautpflege: Akne, Ekzeme,
Haut, aufgesprungene oder reife
Verdauungstonikum,
Haut, Haarwasser
Beruhigungsmittel
Orange
antiseptisch, stärkt Haut und Hautpflege: für fettige und
Verdauung, beruhigend
Mischhaut bei fahlem Teint,
Jugendakne
Neroli
verjüngt die Haut, lässt Hautpflege: für trockene,
Narben
abheilen,
löst reife, empfindliche Haut,
Krämpfe, Antidepressivum
Zypresse
Regt
die
Narben
örtliche Muskeln und Kreislauf:
Durchblutung
an,
wirkt Schmerzen,
Krämpfe,
entgiftend, antiseptisch und schlechte Durchblutung
löst Krämpfe
Geranie
antiseptisch,
harntreibend, Harn- und Genitaltrakt:
reguliert die Menstruation
unregelmäßige
Menstruation,
PMS,
Wassereinlagerungen,
Wechseljahre
Rosmarien
krampflösend,
schmerzstillend,
Muskeln und Kreislauf:
regt
die Schmerzen,
Krämpfe,
örtliche Durchblutung an, Zerrungen,
schwache
antiseptisch
Durchblutung
und
Muskelspannung
Benzoe
fördert den Auswurf von Hautpflege:
Sekret, antiseptisch, heilend, Schnitte,
beruhigt die Nerven
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Kratzer,
Fersen, spröde Haut
rissige
Pflanzenart
Wacholder
Eigenschaften
Löst
Krämpfe,
Anwendung
regt
die Muskeln und Kreislauf:
örtliche Durchblutung an, Schmerzen,
entgiftend,
harntreibend, Zellulitis,
antiseptisch
Eukalyptus
Krämpfe,
Wassereinlagerungen, Gicht
Antiseptikum,
wirkt Atemwege:
abschwellend und fördert Erkältungen,
Grippe,
den Auswurf von Sekret, Husten,
regt
die
Bronchitis,
örtliche Brustentzündungen
Durchblutung an
Zitrone
antiseptisch,
stärkt
entgiftend, Atemwege:
das
Immunsystem, Erkältungen,
Sinusitis,
wirkt antidepressiv, fördert Bronchitis,
den Auswurf von Sekret
Sandelholz
Brustentzündungen
fördert den Auswurf von Atemwege:
Sekret, antiseptisch, Haut Husten,
Halsschmerzen,
verjüngend, Stärkungsmittel Bronchitis
für
den
Genital-
bzw.
Harntrakt
Teebaum
antiseptisch, antibakteriell, Atemwege:
antifungal, antiviral, fördert Erkältungen,
den Auswurf von Sekret
Grippe,
Keuchhusten aber auch bei
Nagelbettentzündungen und
Candida
Pfefferminze
schmerzstillend,
löst Verdauung:
Krämpfe,
wirkt Magenverstimmungen,
abschwellend,
regt
den Reizdarm, Verstopfung
Auswurf von Sekret an
Schwarzer Pfeffer
schmerzstillend,
löst Verdauung:
Krämpfe,
regt
die Magenkrämpfe,
an,
lindert Magenverstimmung;
Durchblutung
Blähungen,
stärkt
Immunsystem
18
das Reizdarm,
Verstopfung
Blähbauch,
Pflanzenart
Ingwer
Eigenschaften
schmerzstillend,
Krämpfe,
Anwendung
löst Verdauung:
Stärkungsmittel, Magenverstimmung, Kolik,
wirkt gegen Blähungen
Palmarosa
antiseptisch,
Blähbauch, Reizdarm
antifungal, Harn- und Genitaltrakt:
verjüngt und kühlt die Haut, Blasenentzündung,
beruhigt die Nerven
Vaginalpilz,
Hitzewallungen,
Stimmungsschwankungen
Ylang Ylang
Antidepressivum, senkt den Nervensystem:
Blutdruck,
beruhigt
die Angstzustände,
Nerven, verjüngt die Haut
Schlaflosigkeit,
Depressionen,
Stimmungsschwankungen
Bergamotte
Antidepressivum,
Nervensystem:
antiseptisch, unterstützt die Angstzustände,
Wundheilung,
Depressionen,
Stärkungsmittel
Sorgen,
für Schlaflosigkeit
Verdauung
und
Immunsystem
Majoran
krampflösend,
Muskeln:
schmerzstillend, antiseptisch Schmerzen,
Rückenschmerzen, Steifheit,
Arthritis
Vetiver
löst Krämpfe, beruhigt die Muskeln:
Nerven, regt
die örtliche Schmerzen,
Durchblutung an
Zitronengras
Steifheit,
Rückenschmerzen, Arthritis
schmerzlindernd, regt die Muskeln und Kreislauf:
örtliche Durchblutung an, Schmerzen,
Krämpfe,
stärkt die Verdauung
schwache
Zerrungen,
Durchblutung
Muskelspannung
19
und
Pflanzenart
Atlas-Zeder
Eigenschaften
Anwendung
fördert den Auswurf von Atemwege:
Sekret,
löst
Krämpfe, Husten, Bronchitis, Asthma,
verjüngt die Haut, beruhigt Brustentzündugen
die Nerven
(vgl. Harding 2003, S. 38 – 95)
4. Farbtherapie
Am Anfang alles Irdischen war das Licht.
Licht ist der Lebensspender. Der Satz
„Es werde Licht“ steht am Anfang des
ersten Schöpfungstages.
Die Quantentheorie lehrt uns, dass Licht
nicht nur Welle, sondern zugleich auch
Teilchen ist, dass zwei unterschiedliche
Energieformen
gleichzeitig im Licht
existieren.
Seit Urzeiten bringen die Menschen Licht
und Leben in eine ursächliche Beziehung.
Licht war und ist in allen Religionen ein
göttliches Zeichen oder das Göttliche
selbst. (Muths 2003, S. 33)
4.1. Die Bedeutung der Farben
Farben sind lebensnotwendig. Licht und Farben sind eine Einheit. Ohne Licht gäbe es
keine Farbe. Lichtstrahlen, die auf eine Materie treffen, werden von dieser reflektiert.
Diese zurückgeworfene Strahlung erscheint, abhängig von ihrer Wellenlänge, dem
menschlichen Auge als eine bestimmte Farbe.
20
Licht gehört zu den wichtigsten Umweltenergien (Energieträgern), und die Bedeutung für
uns ist sicher größer als bisher angenommen.
Das weiße Sonnenlicht enthält die Farben des Spektrums, von Rot bis Violett. Dieses
Sonnenlicht gibt uns auch die Wärme und das Licht zum Leben und Wachsen. Die Sonne
ist ein Licht- und Lebensspender, und ihre Strahlen bedeuten Leben, Freude, Freiheit,
Wachstum, Wärme, Glück und Gesundheit.
Farben sind lebendige Kräfte, Quellen der Stärkung, wenn wir sie richtig nutzen. Mittels
der Farben können wir aus der uns umgebenden Natur lebengebende und
harmonisiernende Energien herausholen. (vgl. Muths 2003, S. 33)
4.2. Farben in den alten Kulturen
Wenn man in die Geschichte zurückblickt und versucht, die Entwicklung von
Farbbewusstsein und Farbsensibilität unserer Vorfahren zu erkunden, findet man nur
wenige Überreste, die eine klare und genaue Information geben.
Der damalige Mensch sah und malte die Farben der Erde, des Feuers, des Blutes und des
Wassers, ebenso Pelze und Federn der Tiere sowie die farbigen Flächen in den Häuten der
Reptilien in all den verschiedenen Farbvarianten.
Die wichtigsten Farben sind in Afrika Schwarz, Rot und Weiß. Schwarz ist die Farbe der
Macht, des Todes und der Krankheit, während Weiß Tageslicht, Leben, Nahrung und
Gesundheit bedeutet. Rot steht für die Veränderung: Der rote Sonnenaufgang ist eine
Entwicklung zur Gesundheit und der rote Sonnenuntergang zur Krankheit hin.
Für andere Kulturen in Europa, Asien und Amerika hatten die Farben eine ähnliche
Bedeutung. Rot hatte sicherlich den größten Einfluss, als Farbe von Blut und Feuer. Blut
als Lebenskraft hatte mystische Macht.
Farben waren in diesen Zeiten absolut notwendig als Schutz und wegen der magischen
Qualitäten, die ihnen zugewiesen wurden. Teufel wurden mit Farben ausgetrieben und
Götter mit Farben zur Hilfe, Unterstützung und zum Schutz angerufen.
Rot, Schwarz, Weiß und Gelb waren die frühesten genannten Farben in der Geschichte der
Menschheit. Die Energien der Lichtwellen verändern sich deutlich, wenn man im
21
Spektrum von Rot nach Violett geht. Man vermutet, dass sich die Seh- und
Wahrnehmungsfähigkeit des Auges entsprechend der Wellenlänge der Lichtwellen
entwickelte.
Als die großen Zivilisationen sich zu entwickeln begannen, wurden Farben mit ihren
wichtigsten magischen Qualitäten mehr und mehr verwendet. (vgl. Muths 2003, S. 43)
Von vielen Praktikern der Farbtheorie wird darauf hingewiesen, dass es Heilen mit Farben
schon in Atlantis gab. Der überwiegende Teil der Kranken wurde dort mit Farbtherapie
behandelt. Die Priester waren zu dieser Zeit gleichzeitig Ärzte, die allein berechtigt waren,
Kranke zu behandeln. Nur wer zu einer ausgewählten Gruppe gehörte, durfte Priester und
damit auch Arzt werden. Das dazugehörige Wissen galt als Geheimwissenschaft, die nur
an Auserwählte weitergegeben werden durfte.
Farben spielen auch heute noch in der Diagnostik der chinesischen Medizin eine
entscheidende Rolle. (vgl. Muths 2003, S. 52 – 53)
4.3. Die moderne Farbtherapie
Der Amerikaner Dr. Edwin Babitt veröffentlichte 1878 sein Buch „The Principle of Light
and Color“ und errang damit weltweites Ansehen. Er legte damit einen Grundstein zur
modernen Farbenbestrahlungstherapie. Seine Theorie und die Erfolge, die er mit seinen
Behandlungen erzielte, interessierten nun fortschrittliche Mediziner verschiedener
Fachrichtungen. Diese neue Heilmethode erhielt den Namen Chromo-Therapie.
Ein im vorigen Jahrhundert lebender Sizilianer namens Dr. Sciascia beschäftigte sich
ebenfalls mit Farbtherapie. Er benutzte einen Farblichtapparat, Photokanter genannt, und
behandelte damit seine Patienten mit so großem Erfolg, dass er als „Wunderdoktor“ galt.
Weiters wurde im 18. Jhd. festgestellt, dass farbig bestrahlte Pflanzen schneller wuchsen
als nicht bestrahlte Pflanzen.
Der Däne Niels R. Finsen gründete 1896 ein Lichtinstitut zur Behandlung von
Tuberkulose. Er behandelte außerdem Pockenkranke mit Licht- und Farbbestrahlung mit
dem Ergebnis, dass die Patienten keine oder nur wenige Narben zurückbehielten.
Finsen erhielt 1903 den Nobelpreis und berichtete später über überraschende Heilerfolge
mit Licht und Farben an über 2000 Patienten.
22
Faber Birren stellte fest, dass das Zittern bei der Parkinsonschen Krankheit vermindert
werden kann, wenn die Patienten Gelb und Rot in ihrer Umgebung meiden und außerdem
Brillen mit grüngetönten Gläsern tragen.
1877 entdeckten in England Downs und Blunt die Wirkung von ultraviolettem Licht auf
Bakterien. Sie behandelten erfolgreich Rachitis mit ultravioletter Bestrahlung.
Ein weiterer Vorkämpfer der modernen Farbtherapie ist Georg von Langsdorff. Er stellte
1894 fest, dass Rotlicht die Ausdehnung der Gefäße bewirkt und eine bessere
Durchblutung erzeugt, während Blaulicht eine Verengung der Gefäße und Blutleere
herbeiführt, wodurch die Haut unempfindlicher gemacht wird. Diese Erkenntnis machen
sich heute manche Zahnärzte zunutze.
Der Erste Weltkrieg unterbrach die Forschung auf dem Gebiet der Farbtherapie.
Ende der 60er Jahre beschrieb die Autorin Hazel Rosotti in einem ihrer Bücher die
Erfahrung mit gestörten Kindern und Farben. Die Kinder wurden gebeten, Bilder zu malen,
und die Erzieher notierten sich die Farben, die von jedem Kind am meisten in den Bildern
verwendet wurden. Dann wurde diese Farbe auf die Trennwände zwischen den Betten
übertragen. Dabei wurde festgestellt, dass die Kinder besser, schneller und ruhiger
einschliefen.
Betty Wood, eine englische Farbtherapeutin berichtete vom Einsatz der Farbe Rosa bei
aggressiven und gewalttätigen Kindern. Diese beruhigten sich nach etwa 10 Minuten,
hörten auf zu schreien und schlugen nicht mehr gegen Wände und Türen, sondern fielen in
den Schlaf.
In Deutschland entwickelte der Farbakupunkteur Peter Mandel eine sehr erfolgreiche
Farbtherapie. Er bestrahlte die Akupunkturpunkte mit Farben und behandelte damit auch
schwerwiegende Krankheiten wie Krebs. (vgl. Muths 2003, S. 55)
4.4. Grundsätze der Farbtherapie nach Goethe
Alle modernen Farbtheorien basieren auf den Grundsätzen der Farbtherapie nach Goethe.
Goethe selbst bezeichnet die Erforschung der Farben als sein Lebenswerk und maß ihr
größere Bedeutung zu als seinen literarischen Werken.
23
Das Neue an Goethes Ansatzpunkt war, dass er die Farben als Teil eines Harmoniegesetzes
ansah, das für Farben ähnlich wie für Töne gilt. Er stellte fest, dass es drei reine Farben,
Rot, Gelb und Blau, gibt und dass die anderen Farben Mischungen aus diesen drei sind.
Goethe setzt die drei reinen Farben, die er die Grundfarben nennt, an die jeweiligen Ecken
eines gleichseitigen Dreiecks, das als geometrische, aber auch als harmonische Figur dem
Dreiklang der Musik entspricht.
Werden nun diese Farben zu gleichen Teilen gemischt, erhält man die Mischfarben erster
Ordnung:
•
Rot und Gelb = Orange
•
Gelb und Blau = Grün
•
Blau und Rot = Violett
Setzt man diese Mischfarben – siehe
Abbildung – jeweils
zwischen die
drei
d.h.
Grundfarben,
Orange
zwischen Rot und Gelb, Grün
zwischen Gelb und Blau und Violett
zwischen Blau und Rot, ergibt das
ein weiteres Dreieck.
Die sich direkt gegenüberstehenden
Farben werden als Komplementärfarben bezeichnet.
Goethe unterscheidet außerdem,
entsprechend der Wirkung, die
Farben
auf
Menschen
haben,
zwischen kalten und warmen Farben.
Warme Farben sind Grün, Gelb,
Orange und Rot, und kalte Farben
sind Grün, Blau, Violett und Rot.
24
Rot und Grün fallen demnach in beide Kategorien, sie werden sowohl als kalte als auch als
warme Farben angesehen, und zwar entsprechend ihrer Mischung. Grün mit erhöhtem
Gelbanteil wirkt warm, während Grün mit erhöhtem Blauanteil kalt wirkt.
Ähnlich ist es mit Rot. Rot mit erhöhtem Orangeanteil wirkt warm, hat es jedoch einen
erhöhten Violettanteil wirkt es kalt. (vgl. Muths 2003, S. 63)
4.5. Aussagekraft der Farben
Den sieben Farben des Regenbogens entsprechen die sieben Strahlen, in die jeweils die
folgenden Bereiche fallen:
1. Rot: Macht und Autorität, d. h. Regierung, Politik, Verwaltung.
2. Orange: Konkrete Wissen, d. h. Wissenschaft, Forschung, Schärfe des Denkens.
3. Gelb: Intelligenz, Wirtschaft, Industrie, Geld.
4. Grün: Harmonie durch Konflikt, d. h. die Kunst des Lebens, künstlerische Kreativität,
Kreativität im weitesten Sinne.
5. Blau: Hingabe, d. h. Idealismus, Vertrauen, Glauben Verehrung, Respekt,
institutionalisierte Religion.
6. Indigo: Liebe – Weisheit, d. h. Lehren, wahre Kultur, wahre Religion (nicht die
Institutionen), Heilen.
7. Violett: Zeremonie, Organisation, d. h. Rituale, Magie, Prunk und Pomp.
Den sieben Farben des Regenbogens entsprechen außerdem die sieben Hauptdrüsen des
Körpers mit ihren Energiezentren, den Chakren:
1. Rot: Basis-Chakra
2. Orange: Milz-Chakra
3. Gelb: Sonnengeflecht
4. Grün: Herz-Chakra
5. Blau: Kehlkopf-Chakra
6. Indigo: Drittes Auge
7. Violett: Scheitel-Chakra
25
Jede der sieben Regenbogenfarben hat außerdem sieben spezifische Eigenschaften
(Elemente):
1. Ein physikalisches oder materielles Element.
2. Ein psychologisches Element.
3. Ein harmonisierendes, verbindendes Element.
4. Ein vitales, kraftspendendes Element (Lebenskraft).
5. Ein heilendes Element.
6. Ein intuitives und anregendes Element.
7. Spirituelles Element einer höheren Bewusstseinsstufe.
(vgl. Muths 2003, S. 66)
4.5.1. Bedeutung der Chakren in der Farbtherapie
Wir nehmen Farben auf vielfältige Weise in unseren Körper auf: durch die Nahrung, die
Haut, die Augen und die Chakren.
Die Chakren sind Energie-Zentren von einer feinen Energie mit vitaler Kraft, die sich
außerhalb unseres Körpers, aber innerhalb der Aura befindet.
Die
Chakren
können
nicht
vollständig von einem materialistischen
oder
physiologischen
Gesichtspunkt her oder nur vom
psychologischen
logischen
beschrieben
oder
Standpunkt
physioher
oder verstanden
werden.
Die Energien der Chakren stehen
in
Verbindung
mit
dem
Parasympathikus und dem autonomen Nervensystem sowie mit
der Hormonsteuerung.
26
Auf diesem Wege wird der Körper von den Energie-Zentren der Chakren mit beeinflusst
und gesteuert. (vgl. Muths 2003, S. 125)
4.5.2. Die Qualitäten und Wirkung der einzelnen Farben
Farbe
Weiß
Qualität und Wirkung
Farbe der Reinheit, der Klarheit; wir sind
alle auf dem Weg zum „weißen Licht“,
symbolisiert Jugend und Frische, Reinheit,
Unschuld aber auch Naivität;
wirkt eher kühl und steril
Rot
Farbe der Stärke, Gesundheit, Vitalität,
Gefahr und Leidenschaft, wird aber auch
assoziiert mit den Fortpflanzungsorganen;
ist von Vorteil für Frauen, die nicht
schwanger werden können;
unterstützt das Interesse an der Sexualität
Rosa
enthält die feineren Qualitäten von Rot;
symbolisiert Liebe und Zuneigung ohne
Leidenschaft;
wirkt beruhigend
Orange
Farbe der Inspiration, Anregung, Jugend
und Stärke, Angstlosigkeit, Neugierde und
Unruhe;
hilft in Fällen von Depressionen oder bei
Menschen,
die
lethargisch
oder
desinteressiert sind
Pfirsichfarben
Farbe der spirituellen Liebe;
hat einen starken Einfluss auf unsere Haut
und erhält uns jung
Türkis
Farbe der Selbstdarstellung;
hilft in Situationen der Unsicherheit
27
Farbe
Grün
Qualität und Wirkung
Farbe
der
symbolisiert
Balance
und
Hoffnung,
Harmonie,
Frieden
und
Erneuerung;
wirkt
entspannend
und
ausgleichend,
unterstützt das Nervensystem – zuviel Grün
allerdings hat einen eher depressiven Effekt
Blau
beruhigende und kühlende Farbe, die uns
mit dem Himmel und den Ozeanen
verbindet;
sie wirkt sehr besänftigend auf Personen,
die zu aggressiv und ungeduldig sind
Lavendel
wirkt eher kühl und abweisend, wird
assoziiert mit übertriebener Weiblichkeit,
Eitelkeit und Erhabenheit bis hin zur
Arroganz
Purpur
eine sehr schwere und ausgesprochen
auffallende Farbe; wird in Zusammenhang
mit
Trauer,
Feierlichkeiten
Pomp,
Zeremonie
gebracht;
kann
und
den
Menschen in Ekstase versetzen, die aber
schnell von einer folgenden Phase der
Irritation abgelöst wird und dann in
Depression umschlägt
Violett
erzeugt
viel
Widerspruch
und
wird
widersprüchlich interpretiert; Ablehnung
Gelb
Aktiviert die intellektuelle Seite, gilt als
Farbe des Glücklichseins, der Weisheit und
Imagination,
mit
Gelb
ist
immer
Sonnenschein und Freude verbunden;
wird eingesetzt um einen bessere Stimmung
hervorzurufen oder um eine Umgebung
heller und freundlicher zu gestalten
(vgl. Muths 2003, S. 68)
28
4.6. Welche Rolle die Farbtherapie für gesunde und kranke
Menschen spielt
Krankheiten
entwickeln
sich
nicht
über
Nacht,
sondern
unterliegen
einem
Entwicklungsprozess:
•
wir haben zunächst die Schwingungen der Seele, die sich in emotionalen
Bedürfnissen niederschlagen; in Gedanken, Wünschen, Hoffnungen, Phantasien,
Träumen;
•
an zweiter Stelle stehen die funktionalen Störungen wie Kopfschmerzen,
Unwohlsein, gereizt sein, Ärger, länger andauernde Müdigkeit usw;
•
die nächste Stufe sind akute körperliche Erkrankungen, wie z.B. Entzündungen,
Infektionen, Verletzungen, kleinere Unfälle;
•
auf der nächsten tiefergreifenden Stufe haben wir chronische Erkrankungen, dazu
gehören Alkoholismus, Drogenabhängigkeit, aber auch leichtere chronische
Erkrankungen wie Heuschnupfen;
•
unheilbare Prozesse, Organveränderungen, Krebs, Aids;
•
Tod durch Krankheit oder Unfall;
•
angeborene Missbildungen und Krankheiten
Wir haben auf jeder Stufe die Möglichkeit, diesen Prozess zu verändern, positiv zu
beeinflussen. Das gilt auch für die drei letztgenannten Stufen: unheilbare Prozesse, Tod
und angeborene Missbildungen.
Medikamente, Homöopathie, Heilen sind
Hilfsmittel, dem Patienten auf der tiefsten
Ebene das Vertrauen zu sich selbst zu
geben, seine eigenen Schattenseiten zu
akzeptieren und zu verändern.
Andernfalls sind alle kurzfristigen Heilerfolge eben nur kurzfristig, und es treten
entweder andere Krankheiten auf oder die
alte bricht wieder aus.
29
Ohne das eigene bewusste oder unbewusste Vertrauen zu sich selbst gibt es keine Heilung.
Die Farbtherapie ist nicht nur eine Methode, Krankheiten des Körpers zu behandeln,
sondern sie hilft ebenfalls, verdrängte Konflikte und Probleme bewusst zu machen.
Es wird gelernt damit umzugehen, sich besser kennen zu lernen und vor allem, sich selbst
zu helfen. Man erlernt, eigene innere Heilungsfähigkeiten zu entwickeln, sie zu fördern
und auszubauen (auch unbewusst!).
Damit entwickelt sich zugleich ein Gefühl und die Erfahrung der inneren Autonomie, der
inneren Unabhängigkeit, der inneren Ganzheit. (vgl. Muths 2003, S. 89)
5. Musiktherapie
Die Wirkung von Musik wird im
täglichen
Leben so vielfältig
erfahren, dass es einleuchtend
erscheint, Musik für die Therapie
von Krankheiten zu verwenden. So
leicht es dem Nichtfachmann fällt,
von Musiktherapie zu sprechen, so
schwer ist es jedoch, den Begriff zu
definieren.
Musik wird international sehr
unterschiedlich zur Therapie eingesetzt. Die Spannbreite geht vom
Musikhören zur Entspannung über das Musikmachen mit Behinderten bis hin zur
Psychotherapie mit musikalischen Mitteln. Musiktherapie ist die gezielte Anwendung von
Musik
oder
musikalischer
Elemente,
um
therapeutische
Ziele
zu
erreichen:
Wiederherstelllung, Erhaltung und Förderung seelischer und körperlicher Gesundheit.
Durch den Einsatz von Musik soll die Gelegenheit gegeben werden, sich selbst und die
Umwelt besser zu verstehen, sich in ihr freier und effektiver zu bewegen und eine bessere
psychische und physische Stabilität und Flexibilität zu entwickeln.
(Bruhn 2000, S. 1)
30
5.1. Die Geschichte der Musiktherapie
Ein Leben ohne Musik kann sich kaum jemand vorstellen. Musik begleitet den Menschen
von der vorgeburtlichen Zeit bis hin zum Sterben. Kulturen ohne Musik hat es nie gegeben.
Funde aus der Vor- und Frühgeschichte, wie Rasseln, Trommeln oder Flöten, belegen, dass
bereits damals Musik gemacht wurde, sicherlich auch zu Heilzwecken.
Musiktherapie hat nachweislich eine 3000 Jahre alte Tradition.
Einen der frühesten Hinweise auf die Heilkraft der Musik finden wir im Alten Testament,
im Buch Samuel, das die Geschichte von König David erzählt: „Sooft nun der böse Geist
von Gott über Saul kam, nahm David die Harfe und spielte. So wurde es Saul leichter,…
und der böse Geist wich von ihm.“
Durch die Jahrtausende und in allen Kulturen wussten die Menschen um die heilende
Wirkung der Musik. Papyrusrollen belegen, dass es im alten Ägypten Musikpriesterinnen
gegeben hat. Von Pythagoras, dem griechischen Philosophen der Zeit um 570 vor Christus,
wird berichtet, „er habe Lieder gegen körperliche Leiden, zum Vergessen der Trauer, zum
Stillen des Zorns und zur Austilgung von Leidenschaften verwendet“.
Die griechischen Gelehrten haben erkannt, dass Musik die Harmonie zwischen Körper und
Seele, zwischen Geist und Gefühl wiederherstellt.
Musik wurde immer schon zur Tröstung, zur Beruhigung und zur Erholung eingesetzt.
(vgl. Kraus 2002, S. 13)
Heute werden Melodie und Rhythmus erfolgreich als Therapie bei psychischen und
psychosomatischen Erkrankungen eingesetzt. Musik kann die Biochemie des Körpers
verändern und die Psyche beeinflussen. Sie kann beruhigen, Angst und Stress abbauen,
aber auch stimulieren und motivieren. (Hans/Decker 2000, S. 2)
5.2. Wirkung der Musik
Viereinhalb Monate nach der Befruchtung ist beim menschlichen Embryo das eigentliche
Hörorgan, das Labyrinth mit der Cochlea, komplett und in seiner endgültigen Größe
ausgebildet; der Mensch will so schnell als möglich in der Lage sein zu hören.
31
Die Sterbeforschung hat gezeigt, dass der Hörsinn als letztes erlischt. Fragen wir, welches
Organ beim Menschen die größte Konzentration von Nervenendungen besitzt, also die
größte Differenzierungsfülle ermöglicht, so ist es wiederum das Innenohr.
Vergleicht man den Wahrnehmungsspielraum des Auges mit dem des Ohres auf der
Grundlage eines gemeinsamen Maßstabes, dann kann festgestellt werden: Wir hören in
einem Spielraum, der zehnmal größer ist als der vergleichbare des Auges. Und mehr noch:
Während unsere Augen die Farben nur beschreibend einordnen können, ist das Ohr in der
Lage, mit mathematischer Genauigkeit zu messen, also den gehörten Notenwert
anzugeben.
Das macht deutlich, dass der Mensch von seiner Anatomie und Physiologie her zuallererst
ein Hörender ist. Das Ohr vermittelt mehr Zugang zu Stimmungen und Gefühlen als das
Auge.
Dem
Ohr
kommt
von
allen
Sinnesorganen
die
größte
Bedeutung
bei
der
Informationsaufnahme und –verarbeitung zu.
Was gehört wird, dringt in „tiefere“ Seelenschichten, als das, was gesehen wird. Musik ist
deshalb besonders geeignet, Zugang zu all dem zu schaffen, was im Unterbewusstsein
liegt.
Jeder hat die Erfahrung gemacht, dass beim intensiven Hören von Musik, Bilder und
Erinnerungen, Stimmungen und Gefühle zutage kommen, beglückende und beängstigende.
Alles Lichte und Dunkle in uns wird angesprochen und zum Ausdruck gebracht.
Dass Musik auch auf unsere Körperfunktionen Einfluss nehmen kann, auf Atmung, Puls
oder Blutdruck, weiß jeder der einen stressreichen Tag mit entspannter Musik beschließt
oder auf diese Weise Energie für neue Aktivitäten gewinnt.
Bewusstes Hören bewirkt eine Entfaltung von Wahrnehmungs- und Erlebnisfähigkeit, den
Abbau von Spannungen und Angst, die Vermittlung des Gefühls der Geborgenheit.
(vgl. Kraus 2002, S. 18)
32
5.3. Wege zur Seele
Stellen sie sich vor, sie liegen an einem kiesigen Strand, haben die Augen geschlossen und
dösen vor sich hin. Sie hören das sanfte Rauschen der Wellen, das Klickern der
Kieselsteine, wenn das Wasser zurückfließt, oder vielleicht das Glucksen der Luftblasen an
den Felsen. Der Klang des Meeres umhüllt sie, trägt ihre Gedanken fort und lässt sie Zeit
und Raum vergessen.
Die Entwicklung unserer Persönlichkeit ist eng verknüpft mit einer
Vielzahl
von
Erinnerungen,
Ereignissen
die
und
alle als kleine
Episoden im Gedächtnis gespeichert
sind. Einige davon bleiben unbewusst,
andere liegen mehr an der Oberfläche
und
sind
dem
Bewusstsein
bei
bestimmten Auslösereizen zugänglich,
nur wenige der früheren Erfahrungen
werden
wirklich
bewusst
zur
Bewältigung im Alltag verwendet. Der
Klang der Musik kann eine Kette
solcher Episoden ins gegenwärtige Bewusstsein heben und aktiviert alle damit
verbundenen alten Gefühle.
Musik eignet sich mit den Elementen Klang und Rhythmus besonders für das Erkennen
seelischer Strukturen. Wie aber unterscheidet sich nun im einzelnen Klang von Rhythmus
oder Melodie von Harmonie? (vgl. Kraus 2002, S. 70)
5.3.1. Klang
Klang wird oft als gefühlshaft, grenzenlos, aber auch als tragend oder sogar nährend
beschrieben. Er verändert sich ständig, entspricht mehr einer Atmosphäre oder etwas
Schwebendem. Klang berührt uns bis in die feinsten Ebenen des Bewusstseins.
33
Unser Gehirn benötigt die akustischen Reize als Stimulus für den biologischen
Energiehaushalt. Klänge können andererseits Angst erzeugen und als zerstörerisch
empfunden werden.
Kurze, abgehackte Klänge lösen oft viel bedrohlichere Gefühle aus als lange, weiche,
wiegende Töne.
Beim Einsatz von Musik können wir im Mitfühlen über die Ebene des Klangs eine
Vorstellung von den Gefühlen und Affekten bekommen, die den Menschen bewegen.
(vgl. Kraus 2002, S. 70 – 76)
5.3.2. Rhythmus
Rhythmus weist auf eine andere psychische Qualität hin. Er ist direkter mit dem
körperlichen Empfinden verbunden. Rhythmus geht „ins Blut“ oder „in die Beine“ und
regt uns zur Bewegung an. Unser Körper ist rhythmisch organisiert: im Schlaf-WachRhythmus, im Herzschlag, dem Atemrhythmus, bestimmte Hormonzyklen und viele
andere solcher Abläufe. Unser Sinn für Ordnung wird hier unmittelbar angesprochen.
Rhythmus ordnet in der Musik die Zeit in „sinnlich fassbare Teile“.
Oft wird in dieser Ebene die symbolische Darstellung von Gegenpolen gesehen: Nähe und
Distanz, Chaos und Zwang, Freiheit und Gesetz der Ordnung.
Rhythmus und Klang sind die elementaren Ebenen von Musik. Zwischen beiden muss ein
ausgewogenes Verhältnis bestehen, damit wir Musik als angenehm empfinden.
(vgl. Kraus 2002, S. 70 – 76)
5.3.3. Harmonie
Neben den elementaren Ebenen Klang und Rhythmus gehören zur Musik auch Harmonie,
Melodie und die dynamischen Komponenten von Lautstärke, Tempo und Intensität.
Harmonie wird von den meisten Menschen häufig gleichgesetzt mit wohltuender
Entspannung, Friedlichkeit und Sicherheit.
34
Der Begriff Harmonie kann als „Übereinstimmung von Gefühl und Ausdruck“
charakterisiert werden.
Der erweiterte Harmoniebegriff bezieht die psychologischen Dimensionen mit ein und
erlaubt auch schrille, heftige Töne, was durchaus als angenehm und befreiend erlebt
werden kann. (vgl. Kraus 2002, S. 70 – 76)
5.3.4. Melodie
Die frühe Verständigung zwischen Mutter und Kind verläuft über Sprachmelodien und
dynamischen Tonfolgen, die vom Kind als charakteristischer Ausdruck von Gefühlen
wahrgenommen werden.
Solche Konturen werden später in Melodien wiedererkannt. Dieser Wiedererkennungswert
von Melodien kann genutzt werden, z.B. bei geistig abgebauten Personen, die sich aber oft
noch an Melodien aus ihrer Kindheit erinnern und diese trotz eingeschränkten
Sprachvermögens noch mit Texten singen können.
Eine Melodie gibt Halt und Sicherheit. Ein Kinderlied schützt vor der als Chaos
empfundenen Freiheit, wenn sich die gesamte Konzentration darauf richten kann.
(vgl. Kraus 2002, S. 70 – 76)
5.3.5. Dynamik
Die Dynamik erst macht die Musik ausdrucksstark. Wenn ein Ton bis zum Bersten
anschwillt oder plötzlich völlige Stille eintritt, dann zeigen sich Empfindungen wie
Naturgewalten in ihrer ganzen Kraft. Ziel ist der Ausgleich zwischen diesen Kräften.
Eine Balance soll entstehen, die Schwingungen in die eine oder andere Richtung
ermöglicht, ohne dass das Gleichgewicht zu sehr verloren geht. Vergleichbares gilt
hinsichtlich unseres seelischen Gleichgewichts.
Der Ausgleich zwischen den Extremen unserer Gefühle, zwischen Denken und Fühlen,
Handeln und Begreifen, Rationalität und Intuition sollte immer das Ziel sein.
35
5.4. Musikauswahl
Musik übernimmt sehr unterschiedliche Funktionen – jeweils abhängig von der damit
verbundenen Tätigkeit. Die Wirkung der Musik beim Hören hängt sehr stark von der
Ausgangsstimmung der Musikhörer ab.
Die Musik mischt sich mit anderen Inhalten des Erlebens – so in erster Linie mit der
emotionalen Grundstimmung.
Beim Hören soll die Musik zunächst der momentanen emotionalen Lage der Person
angepasst sein. Anschließend muss für die beabsichtigte Veränderung im psychischen
Erleben die Musik verändert werden. Die Auswahl wird vom angestrebten Zustand der
Person geleitet.
Beim Musikeinsatz wird zur Verhaltensregulation ein großes Fingerspitzengefühl erwartet.
Manchmal ist man dabei gut beraten, wenn man sich vollständig auf die Aussagen der
betroffenen Person verlässt.
Hauptfaktoren für die Wirksamkeit von Musik sind die Vorliebe für einen bestimmten Stil,
die Vertraulichkeit mit der Musik und der kulturelle Kontext, in dem die Person
aufgewachsen ist. (vgl. Bruhn 2000, S. 51)
Jeder Mensch hat „seine“ Reaktion auf Musik. (Hans/Decker 2000, Einband)
Unsere Aufgabe soll es sein, sie ihm zu geben und zu lassen.
36
Nachwort
Die Wellness-welt hat durchaus noch viel mehr zu bieten. Von Beauty-Behandlungen über
Fitnessprogramme bis hin zu fernöstlichen Entspannungsübungen.
Wir haben lediglich einen kleinen Streifzug durch diese Welt unternommen. Ein kleiner
Streifzug der viel verändern kann.
Ein Seidentuch als Himmel über die Badewanne gespannt, Badezusätze in den
verschiedensten Farben, die zur freien Auswahl stehen, die Welt der Düfte erforschen,
beim gemeinsamen Aussuchen der ätherischen Öle für die Duftlampe, die richtige Musik
finden – das Gefühl von Ruhe und Entspannung vermitteln, das hier und jetzt bewusst
erleben und für einen Moment alles um sich vergessen können.
Das ist unser Ziel
Im Langzeitbereich pflegt man nicht nur, man lebt und erlebt miteinander. Man teilt
gemeinsame Erinnerungen und setzt gemeinsam Ziele.
Wir versuchen unseren BewohnerInnen all das zu ermöglichen, was uns als
selbstverständlich erscheint und vergessen dabei oft die kleinen und alltäglichen Dinge,
wie die Körperpflege. Eine Aktivität, die mit sehr viel Nähe verbunden ist.
Da wir für viele unserer BewohnerInnen die Familie ersetzten, ist es wichtig, ihnen diese
Nähe umso mehr zu vermitteln. Sich Zeit zu nehmen, ihnen beim Wahrnehmen von
Neuem Hilfe zu leisten und sie an Neues heranführen.
Seit wir mit unserem Wellness-Programm begonnen haben konnten wir zunehmend
feststellen, dass die Bewohner weit ausgeglichener und entspannter, aber auch aktiver
wirken. Weiters hat sich teilweise aggressives Verhalten reduziert. Die BewohnerInnen
halten
Uhrzeiten
genauer
ein
und
nehmen
ihre
Wellness-Termine,
die
aus
organisatorischen Gründen notwendig sind, in ihre Planung mit hinein („Nein, da kann ich
nicht, da hab ich Wellness).
Für die Umsetzung sind keine groben Veränderungen notwendig. Es bedarf jedoch viel
Motivation, Geduld und Interesse. Denn nur wenn wir Vorbild sind, können wir unsere
BewohnerInnen von etwas Neuem begeistern. Begeistern für ein wunderbares Erlebnis.
37
Ein Erlebnis, das sowohl für die BewohnerInnen als auch für die MitarbeiterInnen neue
Türen öffnet. Versuchen auch sie durch diese Türe zu schreiten und entdecken sie einen
neue Welt, gemeinsam mit den Menschen, dessen Wohlergehen ihnen am Herzen liegt.
Die Zukunft beginnt jetzt……
38
Literaturverzeichnis
Bruhn, Herbert (2002): Musiktherapie, Geschichte – Theorie – Methoden. Göttingen.
Go Vista city/Info Guide (2004) Wellness von A bis Z, Trends & Tipps. Köln.
Hans, Helmut/Decker, Voigt (2000) Aus der Seele gespielt, Eine Einführung in
Musiktherapie. München.
Harding, Jennie (2003): Geheime Künste Aromatherapie. Köln.
Kraus, Werner (2002): Die Heilkraft der Musik, Einführung in die Musiktherapie. Bonn.
Muths, Christa (2003): Farbtherapie, Mit Farben heilen – der sanfte Weg zur Gesundheit,
Farben als Schlüssel zur Seele. München.
Samel, Gerti/Krähmer, Barbara (2003) Heilende Energie der ätherischen Öle, Heilessenzen
und Aromaöle für Körper und Seele nutzen. München.
Pittroff, Uschka/Niemann, Christina/Regelin, Petra (2003) Wellness, Die besten Ideen und
Rezepte für die Wohlfühloase zu Hause. München.
39
Erklärung
Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Semesterarbeit selbständig und ohne
fremde Hilfe verfasst, andere als die vorgegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt
und die benutzten Quellen als solche kenntlich gemacht habe.
Datum:_______________________
Unterschrift:____________________________
40