Kundeninformation Pflege 2011 | AWO WOHNpflege Westerland

Transcrição

Kundeninformation Pflege 2011 | AWO WOHNpflege Westerland
WOHNPFLEGE WESTERLAND
AWO Schleswig-Holstein gGmbH
2011
Liebe Leserin, lieber Leser,
mit dem vor Ihnen liegenden Qualitätsbericht
möchten wir Ihnen das Leben in der AWO
WOHNpflege Westerland ein wenig näher bringen.
Dabei wollen wir ein Gefühl für die Atmosphäre des
Hauses vermitteln und beschreiben, wie die darin
lebenden Menschen ihren Alltag gestalten.
Unserer Meinung nach lässt Qualität sich am
besten abbilden, wenn man die Menschen befragt,
die sie auch wirklich beurteilen können. Daher
kommen in diesem Bericht vorrangig Bewohner,
Angehörige, Kooperationspartner und Mitarbeiter
zu Wort. Sie erzählen in ganz persönlicher Weise
wie sie hier wohnen und arbeiten, die Betreuung
erleben oder Probleme wahrnehmen und
bewältigen.
Dabei werden im Hauptteil viele Fragen
beantwortet, die uns immer wieder von Kunden
gestellt werden und daher die Grundlage des
Qualitätsberichts bilden. Im Tabellenteil am Ende
werden weitere Fragen behandelt, die dort kurz
und knapp beantwortet werden.
Der Bericht bildet sowohl schöne, als auch
problematische und vor allen Dingen ganz
persönliche Erfahrungen ab. Bei allen Texten steht
im Vordergrund, dass die Dinge so erzählt sind,
wie sie auch von den Betroffenen erlebt wurden
und werden.
An dieser Stelle möchten wir uns daher noch
einmal ganz herzlich bei allen bedanken, die mit
Offenheit und Freude, mit Humor und kritischem
Blick ihren Beitrag für diesen Bericht geleistet
haben.
Ein besonderer Dank gebührt den Mitgliedern des
Redaktionsteams und unserer Fotografin Maike
Hansen.
Silke Renning, Einrichtungsleiterin
AWO WOHNpflege Westerland
Wenningstedter Weg 66
25980 Sylt/OT Westerland
Telefon: 04651-9950600
email: [email protected]
Inhalt
Lebenswelt
Wie werde ich bei Einzug und Eingewöhnung
unterstützt?
Wie wohne ich in der Einrichtung?
Kann ich meinen Alltag wie gewohnt leben?
Was ist, wenn ich krank oder sehr stark
betreuungsbedürftig werde, wenn ich sterben
muss?
Was müssen meine Angehörigen beachten?
4
7
8
12
16
Außenwelt
Welche Möglichkeiten bietet mir die Umgebung der
Einrichtung?
Wie kann ich die Kontakte zu meinen Freunden,
Bekannten, Angehörigen und ausserhalb des
Hauses pflegen?
Welche Medien kann ich nutzen?
17
18
19
Welt der Institutionen
Was muss an Formalitäten vor dem Einzug geklärt
sein?
Wie groß ist die Einrichtung eigentlich und wie ist
sie ausgestattet?
Welche Kosten kommen auf mich zu?
Welche Gesetze/Verordnungen gelten hier und
wer überprüft die Einhaltung?
An wen kann ich mich wenden, wenn ich Fragen
habe oder mich beschweren möchte?
20
22
23
24
26
Arbeitswelt
Wer arbeitet hier alles und wer ist für mich
zuständig?
Wie ist die Arbeit hier organisiert und kann ich
mitbestimmen, wer mich pflegt oder betreut?
Welche Informationen werden über mich
gesammelt und wer arbeitet wie damit?
27
31
33
Welt der Gemeinschaft
Mit wem wohne ich hier zusammen und welche
Regeln muss ich dabei beachten?
Welche Gemeinschaftsangebote gibt es hier,
welche Feste werden gefeiert?
34
36
Wie werde ich bei Einzug und Eingewöhnung unterstützt?
Ein Ort voller Erinnerungen
"Hier war früher meine Küche"
Es ist Sonntag, es regnet, draußen ist es sehr ungemütlich und
ich bin mit Frau Wagner in ihrem Zimmer verabredet. Dort
empfängt mich ein buntes Sammelsurium aus Möbeln und
kleinen Erinnerungsstücken. Mittendrin sitzt Frau Wagner auf
ihrem Sofa und begrüßt mich freundlich.
Frau Wagner auf ihrem Sofa
„Gucken Sie mal, ist der Teewagen nicht schön? Den hat mir
meine Nachbarin geschenkt und den wollte ich unbedingt
mithaben,“ strahlt sie. Und auf ihre Kristallgläsersammlung ist
sie besonders stolz, denn „die haben mein Mann und ich uns
gemeinsam Stück für Stück angeschafft“.
Frau Wagner wohnt seit 2007 hier. Kurz nach dem Tod ihres Mannes hatte sie zwei
Schlaganfälle. Nach dem anschließenden Krankenhausaufenthalt konnte sie nicht mehr in
ihre Wohnung zurück, weil sie dort nicht mehr allein zurecht gekommen wäre. „Es war klar,
dass ich in die AWO wollte. Ich habe als Kind und später mit meinem Mann auf diesem
Grundstück gewohnt, wo jetzt die WOHNpflege steht.
Da Frau Wagner direkt aus dem Krankenhaus zu uns kam, konnte sie sich das Zimmer
nicht selbst aussuchen. „Aber es hat mir gleich gefallen,“ lächelt sie. Der Blick aus ihrem
Fenster ist derselbe, wie früher aus ihrer Küche. Und:„ Ich konnte mir so schön vorstellen,
wo ich meine Möbel hinstellen wollte“.
Also entschied sie, welche Möbel sie begleiten sollten. Die großen Schränke wurden
kurzerhand verschenkt. Ihre Kinder brachten die ausgesuchten Teile zur AWO und lagerten
Kartons mit dem Kleinkram, für den es noch keinen Platz gab, erstmal ein. Wenige Tage
nach Frau Wagners Einzug stand alles am neuen Platz. Irgendwann fand sie dann aber,
dass dem Zimmer noch der letzte Schliff fehlte. Es wurden noch ein paar Kleinigkeiten im
Möbelladen erstanden und Hausmeister Ralf Bungart bot an: „Jetzt holen wir die Sachen
aus dem Lager hierher.“ Regale, Spiegel und Bilder wurden von Ralf montiert, Frau Wagner
sortierte und dekorierte tagelang, bis alles perfekt war.
Silke Renning, Einrichtungsleiterin
"Ich fühle mich hier wie zu Hause. Ich freue mich jeden Tag, wenn ich die Augen
aufmache und in mein schönes Zimmer gucke."
Karla Wagner, Bewohnerin
4
Ein Gedankenaustausch zwischen einer Angehörigen, einer Betreuerin, einer
Bewohnerin und Mitarbeiterinnen
Aller Anfang ist schwer
Was können Angehörige tun, um den Einzug ins Heim zu erleichtern?
Frau Kössler, Betreuerin: Angehörige oder Betreuer sollten
das Sprachrohr für Ihre Verwandten oder Betreuten sein,
wenn diese sich zum Beispiel nicht äußern können oder sich
auch mal nicht trauen, ihre Wünsche vorzubringen.
Frau Haas, Angehörige: Wir sollten dem Personal erzählen,
welche Gewohnheiten und Vorlieben unsere
Angehörigen haben.
Die Diskussionsrunde
Frau Möhrle, Bewohnerin: Ja, das ist auf jeden Fall schön,
wenn man noch fremd ist und die altbekannten Abläufe übernommen werden. Das ist
schon ein Stückchen zuhause. Ich lege zum Beispiel Wert darauf, dass meine
Tagesdecke immer in gleicher Weise auf´s Bett gelegt wird und dass tagsüber mein
großer Stofftiger auf dem Bett sitzt. Das machen die Pflegekräfte jetzt auch immer so.
Frau Kleiber-Hornstein, Pflegedienstleiterin: Auch die
Hilfe beim Umzug und die Gestaltung des Zimmers mit den
persönlich wichtigen Dingen sollten von den Angehörigen
übernommen werden.
Was kann das Eingewöhnen leichter machen?
Frau Haug-Reyer, Mitarbeiterin: Am Wichtigsten ist es
meiner Meinung nach, seinen Angehörigen das Gefühl zu
vermitteln, dass sich durch den Einzug ins Pflegeheim die
familiären Beziehungen nicht verändern, auch wenn die
Alltagssituation anders geworden ist.
Frau Voss in ihrem sehr
persönlich eingerichteten
Zimmer
Frau Haas: Ja, und das kann man in vielfältiger Weise tun. Besuche im Heim,
Familienfeiern hier im Haus, Telefonate oder -wenn das möglich ist- auch mal das
Abholen nach Hause zum Kaffee.
Ich erzähle meiner Mutter immer, was zuhause los ist und was wir oder die Enkelkinder
so vorhaben. Das war immer wichtig für sie - warum sollte sich das durch den Umzug
hierher geändert haben?
5
Umzug möglich?
Ohne Möbelwagen geht´s auch
Als ich hier einzog, waren nur wenige Zimmer frei. Ich
suchte mir ein helles Zimmer mit Südlage im 1. Stock
aus. Das war zwar sehr schön, aber mit der Zeit
stellte sich heraus, dass in meinem Wohnbereich
kaum Leute wohnten, mit denen ich mich unterhalten
konnte. Daher habe ich den Mitarbeitern gesagt, dass
ich gern in den 2. Stock ziehen würde. Dort kannte ich
schon einige Damen, mit denen ich mich gut verstand.
Als dann oben ein Zimmer frei wurde, durfte ich mir
das erst anschauen und bekam dann das Angebot, in
Asta Möhrle in ihrem Zimmer
dieses Zimmer umzuziehen. Das habe ich sofort
angenommen. Ich konnte dort sogar einen sehr schönen Kleiderschrank von der
Vormieterin übernehmen und habe nun auch noch einen eigenen Balkon, auf dem ich viel
Zeit verbringe. Im Wohnbereich fühle ich mich jetzt sehr wohl mit meinen
Mitbewohnerinnen.
Asta Möhrle (78), Bewohnerin
Hier wird gearbeitet..
..diskutiert..
6
..und geklönt
Wie wohne ich in der Einrichtung?
Überall im Einsatz
Der Mann für alle Fälle
„Rahalf,“ tönt es durch den Flur, „könntest du bitte eben die
Urlaubsgäste aus Kiel vom Bahnhof abholen? Der Zug kommt gleich
an.“ Aha, die Chefin. Natürlich geht das, muss der Rasen halt warten
und die Hecke kann auch morgen geschnitten werden. „Klar, mach ich,
und auf dem Weg fahre ich noch kurz bei Hagebau vorbei….wegen
der Schrauben für das neue Regal im Büro.“
Danach bin ich im Wohnbereich 2 mit den Angehörigen der neuen
Bewohnerin verabredet. Wir richten gemeinsam das Zimmer mit ihren
Möbeln ein, damit sie morgen einziehen kann. Dann das Telefon in
Zimmer 401 reparieren, Herrn Pfeiffers Brille zum Optiker bringen,
Frau Ludwig den Morgenmantel ins Krankenhaus liefern und ihr dabei
Grüße vom Haus ausrichten.
Hausmeister Ralf
Bungart
Ein ganz normaler Tag eben. Als Hausmeister gibt´s viel zu tun, so ist
der Tag schön bunt….und ständig gebraucht werden ist doch was Tolles. Ich kann es mir
schon gar nicht mehr anders vorstellen.
Ralf Bungart, Hausmeister
Erreichbarkeit
Unser Hausmeister ist montags bis freitags von 8.00 bis 14.00 Uhr über die
Büro-Telefonnummer 600 für Sie erreichbar.
Bewohner Herbert König (88):
"Die Mitbewohner, die mit mir im gleichen Wohnbereich leben, kann
ich mir nicht aussuchen. Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich auch
nicht mit jedem zufrieden. Aber ich sag´ meine Meinung offen
heraus, das hab´ ich immer so gemacht. Und mit wem ich
schnacken will, kann ich ja immer noch selber bestimmen."
7
Kann ich meinen Alltag wie gewohnt leben?
Ein Gespräch mit Ursula Dorenburg (75), Bewohnerin
Volles Programm
Frau Dorenburg, was machen Sie in Ihrer
Freizeit?
Seit meiner Kindheit gehörten Haustiere zur
Familie. Deshalb sind Tiere immer mein Hobby
gewesen. Ich lebte mit ihnen in meinem Haus, bis
ich meinen Schlaganfall bekam. Dann konnte ich
die Tiere nicht mehr versorgen und kam hier ins
Heim. Meine Kinder wohnen um die Ecke und
haben meine Vögel, Katzen und Hunde bei sich
aufgenommen. Ich kann sie immer besuchen,
wenn ich möchte. Die beiden kleinen Hunde,
Frau Dorenburg mit Tarzan und Lucky
Tarzan und Lucky, bringt meine Schwiegertochter
wochentags immer zu mir, wenn sie arbeitet. So kann ich sie regelmäßig bei mir haben.
Haben Sie noch andere Hobbys?
Ja, in unserem Wohnbereich haben sich im letzten Jahr nette Kontakte entwickelt. Wir
spielen zusammen Rummicub oder besuchen uns gegenseitig in unseren Zimmern. Wir
Nachbarinnen fahren auch gerne mal zusammen abends zum Essen in wechselnde
Restaurants. Da haben wir schon lustige Abende miteinander verbracht und man kann
mal was bestellen, was man lange nicht gegessen hat.
Ein Dialog zwischen Irmingard Busch und Irmtraut Reinwald, Bewohnerinnen
Wie zuhause
Frau Busch: "Ich kann hier meine Freiheit leben. Ich kann das Haus verlassen, wann
ich möchte und nach Hause kommen, wie es mir gefällt."
Frau Reinwald: "Das kann ich nur bestätigen. Ich bekomme oft Besuch von
Freundinnen und meiner Familie und wir unternehmen viel miteinander. Wenn ich das
Haus verlasse, dann sage ich Bescheid, dass ich weg bin und sage „hallo“, wenn ich
zurück komme."
Frau Busch: "Das ist doch ganz selbstverständlich. Wenn man zuhause in der Familie
lebt, dann geht man doch auch nicht einfach weg, ohne Bescheid zu sagen."
8
Die Wanne ist voll
Es ist acht Uhr und Elke Knittel bereitet das erste
Wohlfühlbad des Tages vor. Sie heizt das
Badezimmer und lässt Wasser in die Wanne
einlaufen. Weil sie weiß, dass ihre erste Besucherin,
Frau Christiansen, besonders die frischen Gerüche
mag, hat sie heute Limonenduft ausgesucht.
Frau Christiansens Hausarzt ist gerade noch da und
sie erzählt ihm: „Ich bade immer donnerstags - heute
hab´ ich sogar mal den Kaffee ans Bett gebracht
Elke Knittel im Wohlfühlbad
bekommen. Elke sucht gleich mit mir die Kleidung
aus, die ich nachher anziehe. Wenn sie mir dann noch die Haare föhnt, die Nägel lackiert
oder mich schminkt - dann fühle ich mich richtig gut.“
Viele Bewohner kommen mehrmals im Monat und die Bäder sind zum festen Bestandteil
ihres Alltags geworden. Für manch Einen ist die Erfahrung ganz neu, dass Baden mit
dem ganzen Drumherum entspannend oder auch richtig spannend sein kann.
Frau Flauger aus dem ersten Stock sagte neulich: „Ich werde von Elke wie ein rohes Ei
behandelt. Außerdem kann man mit ihr über alles reden.“ Und ein 97-jähriger Urlaubsgast
verkündete nach der ersten Gesichtsmassage seines Lebens begeistert im Flur: „Das muss
ich unbedingt meinen Kumpels erzählen.“
Der Wunsch, die Wanne auch noch mit einem gelben Quietscheentchen zu bestücken,
sorgte bei den Mitarbeitern für Überraschung. Da er aber häufiger geäußert wurde, haben
wir ihn gerne erfüllt und inzwischen darf es bei keinem Bad mehr fehlen.
Die Badegäste bedanken sich bei Elke oft mit Komplimenten wie diesen: „So schön wurde
ich nicht mal als Kind gebadet“ oder:„ Aus dieser Wanne steig´ ich nie mehr aus, da
müssen Sie schon die Polizei holen!“
Adelgunde Kleiber-Hornstein, Pflegedienstleiterin
Wohlfühlen garantiert
Das Bäder- und Massagenangebot steht den Bewohnern an sechs Tagen pro Woche
zur Verfügung. Die Terminabsprache erfolgt mit unserer Mitarbeiterin Elke Knittel.
Der Zuzahlungsbetrag für ein Bad oder eine Massage beträgt 10,- €, eine zusätzliche
Kosmetikbehandlung kostet 3,- € extra.
Geschenkgutscheine für Massagen oder Bäder sind im Büro erhältlich.
9
Das bisschen Haushalt...
Wer putzt... ?
Die Firma NGF Personalservice aus Husum ist für die
Sauberkeit im Haus zuständig. An fünf Tagen in der Woche
werden am Vormittag die Bewohnerzimmer und die
Allgemeinflächen gereinigt. Die Sanitärräume werden
zusätzlich auch noch am Samstag geputzt.
Ansprechpartnerin und Vorarbeiterin der Firma NGF ist Frau
Luba Schulz, die an den Werktagen vormittags hier im Haus
zu finden ist. Die Mitarbeiter der Firma sind festen
Wohnbereichen zugeordnet.
Franziska Dobbertin von der
Firma NGF
Gespräch mit Ingrid Neumann, zuständig für die Wäsche im Haus
...und wer wäscht?
Frau Neumann, wo können die Bewohner hier ihre
Wäsche abgeben?
Die Kleidung wird in Wäschebehältern in den
Zimmern gesammelt und von den Mitarbeiterinnen der
Wäscherei oder den Pflegekräften abgeholt.
Und wo wird die Wäsche dann gewaschen?
Kleidungsstücke, die in die Reinigung müssen und unsere
Oft bekommt Frau Neumann
hauseigenen großen Wäschestücke werden von der
tatkräftige Unterstützung
Wäscherei abgeholt und ein paar Tage später wieder
angeliefert. Die persönliche Wäsche der Bewohner waschen
wir hier im Haus. In jedem Wohnbereich gibt es eine Waschmaschine und einen
Trockner.
Wie bekommen die Bewohner ihre Wäsche zurück?
Damit wir die Kleidung auch wieder ihren Besitzern zurück ins Zimmer bringen können,
ist es wichtig, dass die Stücke gekennzeichnet sind. Zimmernummern zum Einbügeln
können Sie bei uns bekommen. Das Einbügeln können dann Angehörige oder die
Bewohner selbst übernehmen. Wenn dies nicht möglich ist, organisieren wir gerne
fleißige Helfer, die das gegen ein kleines Entgelt erledigen.
10
Der Küchenchef erzählt
Sauerbraten und Fliederbeersuppe
Das Küchenteam der AWO Kureinrichtung in Keitum kocht täglich
auch für die WOHNpflege Westerland. Unser Mitarbeiter Herr
Neumann holt jeden Tag das Essen in der Küche ab. Täglich bieten
wir drei Kostformen an: Vollkost, leichte Reduktionskost und
Vegetarisch. Jeden Donnerstag gibt es das „Tagesangebot“. In diesem
Rahmen kochen wir jahreszeitliche Gerichte wie Grünkohl im Winter
oder Spargel mit Schinken im Mai. Die Bewohner mögen gern mal
Gerichte aus ihrer Heimat. Deshalb gibt es ab und zu rheinischen
Sauerbraten, Weisswurst mit Sauerkraut oder Fliederbeersuppe mit
Grießklößen.
Von Zeit zu Zeit werden auch Stimmen laut, die sich über die zu harten
Rainer
Kartoffeln, den zähen Braten oder das langweilige Gemüse beklagen. Schniedermeyer,
Küchenleiter
Dafür gibt es eine regelmäßige Gesprächsrunde, in der einige
Bewohner, die Leitung der WOHNpflege und ich zusammensitzen. Wir
beschäftigen uns mit den Kritikpunkten und nehmen daraufhin entweder Gerichte vom
Speiseplan, wechseln den Lieferanten oder verändern die Zubereitung einer Speise.
Rainer Schniedermeyer
Vom Äpfelklauen und Familienfesten
Einmal im Monat gibt es bei uns einen Tag, der unter einem Motto
steht. Im Oktober war das der „Tag des Apfels“. Dafür bastelten wir
am Vortag kleine Äpfel aus bunter Pappe, die wir zur Dekoration der
Tische verwendeten. Am Vormittag bereiteten einige Bewohner und
ich in der Kochgruppe Bratäpfel für nachmittags vor. Dabei wurden
nette Erinnerungen ausgetauscht. Einer erzählte, wie sie als
Kinder Äpfel klauten, Andere von Familienfeiern, bei denen
Bratäpfel einfach dazu gehörten.
Mittags servierte die Küche Apfelschaumsuppe und Leber mit
gebratenen Äpfeln.
Als der Duft der Bratäpfel durchs Haus zog, veranstalteten wir ein
Apfel-Quiz und abends gab es für alle, die von Äpfeln noch nicht
genug hatten, ein Glas Cidre.
Kirsten Simonsen
Kirsten Simonsen, Hauswirtschaftsleitung
11
Was ist, wenn ich krank oder sehr stark betreuungsbedürftig
werde, wenn ich sterben muss?
Zum Leben gehört Sterben dazu
Mit fast 91 Jahren kam mein Schwiegervater 2005 nach einer Operation in die AWO
WOHNpflege. Das Gehen fiel ihm schwer und er war zeitweise auf den Rollstuhl
angewiesen. Der Pflegebedarf hatte sich stark erhöht und unsere Familie konnte den
täglichen Zeitaufwand hierfür nicht mehr leisten. Im Frühjahr war seine Frau
verstorben, seitdem lebte er allein zu Hause.
Nach einiger Zeit konnte er kurze Wege mit dem Rollator zurücklegen. So ging er fast
täglich das Stück über die Straße in sein Haus und blieb eine Weile dort. Immer wieder
hatte er den Gedanken:“Ich will in mein Haus zurück." Wie das funktionieren sollte, wussten
wir allerdings nicht. Unsere Ratschläge nahm er nicht an. Aber allmählich gewöhnte er sich
an seinen neuen Alltag im Heim - und wir auch. Besuche gehörten zu
unserem Tagesrhythmus. Mein Mann ging immer abends nach der Arbeit zu seinem
Vater und las ihm aus der Zeitung vor.
Ende 2009 erkrankte mein Schwiegervater erneut und war nach kurzem Aufenthalt im
Krankenhaus sehr geschwächt. Kurz vor Weihnachten stand sein 95.Geburtstag an. Wie
sollten wir diesen Tag begehen? Nach Absprache mit den Mitarbeitern fand die
Familienfeier in seinem Zimmer statt. Aufrecht im Bett sitzend nahm er unsere
Glückwünsche entgegen. Später kam noch der Pastor dazu. Bei Kaffee und Kuchen
verbrachten wir einen schönen Nachmittag, auch wenn mein Schwiegervater
zwischendurch mal einschlief.
Wir ahnten wohl alle, dass das sein letzter Geburtstag sein würde.
Ein paar Tage später sagte mir eine Pflegerin, dass mein Schwiegervater seit diesem Tag
ganz entspannt und zufrieden war. Er hatte ihr erzählt, dass ihm das Zusammensein mit
der Familie am Geburtstag sehr gut getan hatte.
Diese Stimmung behielt mein Schwiegervater bis zu seinem Tod. Das war für uns ganz
wichtig, da er uns seine Gefühle und Gedanken zum eigenen Tod nie mitgeteilt hatte.
Von Tag zu Tag wurde mein Schwiegervater schwächer. Essen und Trinken fielen ihm
schwer. Alle kümmerten sich sehr einfühlsam um ihn, der Hausarzt kam fast täglich. Die
Zeit, die ihm noch blieb, wurde ihm so angenehm wie möglich gemacht. Die
Mitarbeiter wussten, wann wir kamen und unsere Anwesenheitszeiten waren in den
Tagesablauf eingebaut. Wir waren immer gern gesehen und konnten bleiben, solange wir
wollten. Anfang 2010 schlief unser Vater an einem Nachmittag für immer ein. Ganz ruhig
und friedlich. Wir konnten alle in seinem Zimmer von ihm Abschied nehmen. Wir waren
traurig, aber auch froh, dass ihm eine lange Bettlägerigkeit erspart geblieben war.
Als Familie haben wir erfahren, wie würdevoll Abschied nehmen und Sterben sein kann.
Dafür sind wir sehr dankbar.
Margrit und Karl-Ludwig Haas, Angehörige
12
Patientenverfügung
Eine Patientenverfügung
dokumentiert den Willen eines
Menschen für den Fall, dass er sich
nicht mehr äußern und sein
Selbstbestimmungsrecht in
Gesundheitsangelegenheiten nicht
mehr ausüben kann.
Damit der persönliche Wille
berücksichtigt werden kann, sollten
Verfügungen bei den
Personen hinterlegt werden, die
diese berücksichtigen sollen. Hier im
Haus werden die Unterlagen
personenbezogen aufbewahrt und in
der Bewohnerakte wird vermerkt,
welche Verfügungen oder
Vollmachten vorliegen. Die
Mitarbeiter legen diese den Ärzten in
Notfallsituationen vor.
Schwere
Entscheidung
„Obwohl meine Mutter mir alle
Vollmachten ausgestellt hatte, um
im Bereich der Gesundheitssorge
Entscheidungen für sie zu treffen,
fiel mir das sehr schwer, als es
soweit war. Während eines
Krankenhausaufenthaltes meiner
Mutter musste ich entscheiden, ob
sie eine Magensonde bekommen
sollte. Mich mit den Pflegekräften
und ihrer Hausärztin darüber
beraten und austauschen zu
können, hat mir dann sehr
geholfen.“
Margrit Haas, Angehörige
Entscheiden Sie selbst
Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, Betreuungsvollmacht…All
diese Bezeichnungen erscheinen zunächst wie ein
undurchdringlichlicher Dschungel von Begriffen und dem, was sich
dahinter verbirgt. Im Vorsorgeordner der AWO werden Ihnen die
Grundlagen und Unterschiede der einzelnen Vorsorgemöglichkeiten
erklärt. Eine Vielzahl von konkreten Formularen und Checklisten,
wie der Notfallbogen, persönliche und berufliche Daten,
medizinische Informationen, Angaben zur Krankenversicherung,
Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung, Angaben zu
Wertevorstellungen und Patientenverfügung hilft Ihnen dann dabei,
Ordnung in alle wichtigen Bereiche zu bringen. So wird Ihr Wille für
Der AWO
Dritte eindeutig erkennbar und für Fälle, in denen Sie Ihren Willen
Vorsorgeordner
nicht mehr selbst vertreten können, haben Sie sogar eine Person
benannt.
Der Ordner kann in den AWO-Einrichtungen für 19,90 € gekauft werden. In ganz
Schleswig-Holstein wurden Ehrenamtliche geschult, die gemeinsam mit Ihnen und
vielleicht auch Ihren Angehörigen offene Fragen zum Thema besprechen können.
13
Immer besser
"Es ist natürlich nicht einfach für jemanden, der sein ganzes Leben lang selbständig
gewesen ist, von einem zum anderen Tag Hilfe anzunehmen. Das gelang auch nicht
von heute auf morgen, aber im Laufe der Zeit immer besser."
Heide Callesen-Sorhagen, Angehörige
Am Ende des Weges
Meine Cousine lebte seit zwei Jahren in der AWO WOHNpflege,
als sich ihr Gesamtzustand verschlechterte. Es folgten Aufenthalte im
Krankenhaus, nach denen sie immer froh war, wieder nach
Hause zurück zu kommen. Sie fühlte sich wohl in ihrer „kleinen
Wohnung“, wie sie ihr Zimmer bei der AWO immer nannte.
Ihre Beweglichkeit nahm ab, so dass sie nun beim Aufstehen und
Hinlegen Hilfe benötigte. Auch den Rollstuhl konnte sie nicht mehr
allein bewegen. Trotz alledem war es ihr immer wichtig, zu den
gemeinsamen Mahlzeiten in der Wohnküche aufzustehen. Sie war
dankbar für die Fürsorge, die sie jetzt immer mehr in Anspruch nahm.
Aufgrund der verstärkt auftretenden Schmerzen war es nicht mehr
ganz einfach, sie zu pflegen. Sie aß nur noch wenig und bekam
deshalb hochwertige Getränke, die sie leichter schlucken konnte.
Frau
Callesen-Sorhagen
betreute ihre Cousine
Es war eine Wohltat, dass ihr Hausarzt mit dem Pflegepersonal
besprach, ihr etwas gegen die Schmerzen zu geben. Die Medikamente verschafften ihr
Erleichterung.
Es wurde wichtig für sie, dass sie Gesellschaft hatte, ohne dass viel gesprochen wurde.
Zuspruch kam von den Pflegekräften und auch von einer Dame des Sylter Hospizvereins.
Als ihr Leben zu Ende ging, schlief sie ganz ruhig und ohne Schmerzen ein. Sie war nicht
allein, die Nachtschwester war bei ihr.
Heide Callesen-Sorhagen, Angehörige
Der Sylter Hospizverein
Der Sylter Hospizverein bietet Begleitungen von Menschen an, die sich in Phasen der
Krankheit oder des Sterbens befinden. In unserem Haus bereichern die
Hospizhelferinnen die tägliche Betreuungsarbeit, weil sie zusätzliche Zeit für die
Menschen mitbringen. Die Begleitung findet auf Wunsch der Bewohner statt.
Der Hospizverein hat sein Büro im Nebengebäude. Außerdem finden die regelmäßigen
Fortbildungen der Hospizhelferinnen im Kulturcafé statt.
14
Typberatung
Wir verstehen uns schon
Ich stehe vor dem Kleiderschrank und suche etwas zum Anziehen für
Frau Schulz aus. Sie sitzt schon im Rollstuhl und gleich helfe ich ihr
beim Duschen. „Den gelben Pullover, den mag sie, den hat sie immer
gern angehabt,“ denke ich, „nur der Kragen ist so weit geworden.“
Aber halb so schlimm. Ich weiß, dass sie viele schöne Tücher im
Schrank hat und da liegen sie auch schon. Ich nehme die blaue Hose,
die im Sitzen nicht am Bauch drückt, den gelben Pullover und ein
buntes Tuch und präsentiere ihr die Auswahl. Sie kann mir ihre
Meinung dazu nicht mehr sagen, aber sie lächelt ein wenig und das
genügt mir als Antwort. Na also, der Tag kann beginnen.
Kerstin Feiertag, Pflegefachkraft
Elli Schulz (82)
Teamarbeit
Gemeinsam sind wir stark
Frau Voss unterstützt ihre
Nachbarin beim Essen
Als Frau Reinwald nach längerer Erkrankung aus dem
Krankenhaus zurück kam, war sie sehr abgemagert und
schwach. Sie hatte keinen Appetit und konnte nicht mehr allein
essen und trinken. Daraufhin stellten wir ihr zunächst eine
Ernährung zusammen, die aus kalorienhaltigen Getränken,
Joghurts und Puddings bestand, mit denen ein
Tagesenergiebedarf schnell gedeckt ist. Wir kontrollierten ihre
tägliche Nahrungsaufnahme und die Entwicklung ihres
Gewichts.
Frau Reinwalds Tochter war täglich im Haus und wir bastelten gemeinsam einen Plan, um
die Ess- und Trinkhilfe zu sichern. Sie kam immer für ein paar Stunden am Nachmittag und
teilte uns am Ende des Besuches mit, wie viel ihre Mutter zu sich genommen hatte. Sogar
die Nachbarinnen, die sich sehr über Frau Reinwalds Rückkehr freuten, halfen mit und
ließen sich zu festen Besuchsdiensten einplanen. Dadurch hatte Frau Reinwald viel
Gesellschaft, solange sie das Bett nicht verlassen konnte.
Alle sprachen ihr Mut zu und bestärkten sie, wieder zu essen. Und das zeigte Wirkung von Tag zu Tag nahm Frau Reinwald größere Portionen zu sich und legte an Gewicht zu.
Inzwischen isst sie wieder täglich in der Gemeinschaft am Tisch und nimmt mit
Appetit normales Essen zu sich. Trotzdem achten alle darauf, dass das auch so bleibt,
damit schnell reagiert werden kann, falls sich daran etwas ändern sollte.
Adelgunde Kleiber-Hornstein, Pflegedienstleitung
15
Was müssen meine Angehörigen beachten?
Wir sagen Ihnen Bescheid
Besuch im Anmarsch
Frau Schuster freut sich schon, denn gleich kommt ihre Tochter
zu Besuch. „Oh, das ist schön," sage ich, „dann können Sie
ja mal ins Café gehen, heute gibt´s dort selbstgebackene
Torte. Da können Sie gemütlich zusammen sitzen und in Ruhe
klönen."
Frau Schuster mit ihrer
Tochter
Frau Schusters Tochter kommt fast täglich und wir unterhalten
uns oft über Entwicklungen oder Vorkommnisse aus Frau
Schusters Alltag. Der Sohn kann nicht so häufig kommen, weil
er weiter weg wohnt. Aber er ruft oft an und dann erzählen wir
ihm, was es Neues gibt und wie es seiner Mutter geht. Wir
haben das mit ihm so abgemacht.
Nicht bei allen Bewohnern ist das Verhältnis zu den Angehörigen so eng wie bei Frau
Schuster. Da möchten die Kinder nicht über alles Bescheid wissen. Aber bei wichtigen
Informationen suchen wir immer den Kontakt zu den Angehörigen, die uns die Bewohner
als Ansprechpartner genannt haben. Wir geben immer weiter, wenn jemand ins
Krankenhaus kommt, wenn er krank wird oder wenn größere Entscheidungen anstehen.
Sylvia Kollatzsch, Pflegekraft
Ein guter Austausch ist wertvoll
Nie im Leben geduscht
In der Zusammenarbeit mit den Angehörigen wünschen wir uns, dass wir im Gespräch
miteinander sind. Wir sehen unsere Aufgabe darin, die Familien auf dem Laufenden zu
halten und als Ansprechpartner für sie da zu sein. Wir möchten auch angesprochen
werden, wenn es Kritik gibt. Manchmal ist es einfach wichtig, dass uns die Angehörigen mit
dem „Blick von außen“ Hinweise geben, wenn die Pflegeroutine dazu führt, dass
individuelle Wünsche nicht genügend berücksichtigt werden. Wir duschen unsere
Bewohner zum Beispiel gerne, weil die Bäder so praktisch ausgerüstet sind. Dabei gibt es
Bewohner, die nie in ihrem Leben geduscht haben. So etwas erzählen uns eher mal die
Angehörigen, weil die Bewohner selbst manchmal das Gefühl haben, dass sie sich den
Gewohnheiten der Mitarbeiter anpassen müssen.
Adelgunde Kleiber-Hornstein, Pflegedienstleiterin
16
Welche Möglichkeiten bietet mir die Umgebung der
Einrichtung?
Korbgef(l)echte
Wir halten uns gerne draußen auf. Das Haus hat viele Terrassen und Balkone, auf denen
man im Sommer schön sitzen kann. Manchmal wird dort gegrillt, aber wir trinken auch gern
Kaffee draußen oder geniessen einfach die gute Luft und klönen miteinander.
Im Garten gibt es Rundwege, auf denen man schön laufen kann und überall sind kleine
Sitzecken für Ruhepausen.
Die Strandkörbe, die draußen stehen, sind an manchen Tagen sehr umlagert. Da gibt´s
auch mal Ärger, weil es Strandkörbe vom Haus gibt, die alle benutzen dürfen, aber wir
können auch unsere eigenen aufstellen. Da möchte man ja nicht so gerne, dass da Andere
drin sitzen. Das ist dann manchmal wie in der Hochsaison am Strand.
Anneliese Christiansen (85), Asta Möhrle (78), Karla Wagner (75), Bewohnerinnen
Die Wege im Garten
Elke Knittel und Josef Raschdorf im
Garten unterwegs
Ein großes Erlebnis
Ilse Winter, Bewohnerin (97): "Ich habe viele selbst gemalte
Bilder von Schmetterlingen in meinem Zimmer. Da war es für mich
ein großes Erlebnis, als ich bei einem Rundgang um´s Haus den
Schmetterlingsbaum entdeckte. Der war übervoll mit lauter bunten
Faltern. Ich habe dann in unserer Malgruppe angeregt, eine
Schmetterlingscollage zu basteln. Die ist sehr schön geworden und
hängt jetzt im Eingangsbereich. "
Ilse Winter (97) beim
Rundgang
17
Wie kann ich die Kontakte zu meinen Freunden, Bekannten,
Angehörigen und ausserhalb des Hauses pflegen?
Künstlername: Christian Hinrich
Kreatives Chaos
Christian Hinrich war Künstler - durch und durch. Sein
Zimmer bei uns war Büro, Atelier und Pflegezimmer in
einem, und das sah man auch. Hier herrschte
kreatives Chaos bis hin zum selbstkreierten
Vogelhäuschen auf dem Balkon.
Christian Hinrich war Maler, auch wenn seine
Erkrankung ihn manchmal am Arbeiten hinderte.
Selbst dann arbeitete er vom Bett aus. Sobald es ihm
aber besser ging, pflegte er aktiv all seine Kontakte
Ein Blick ins Künstlerzimmer
nach außen. Dann kamen und gingen viele Besucher
und er war oft unterwegs, manchmal auch mit uns.
Seine komplette Öffentlichkeitsarbeit erledigte er vom Zimmer aus mit dem mobilen
Telefon, auf seiner elektrischen Schreibmaschine oder per Fax. Und „Christel von der
Post“, wie er Frau Callies im Büro immer nannte, bewältigte täglich seine umfangreichen
Postsendungen.
Christian Hinrich verstarb kurz nach der Erstellung dieses Artikels.
Silke Renning, Einrichtungsleitung
Bewohnerin Irmingard Busch:
Nachtprogramm
"Ich habe einen großen
Bekanntenkreis und werde oft
abends zu Konzerten abgeholt.
Wenn ich dann gegen Mitternacht
nach Hause komme, werde ich von
den Nachtwachen in Empfang
genommen und versorgt. Dabei
kann ich immer noch ein bisschen
von meinen Erlebnissen erzählen."
18
Ruth Zimmermann war Tag und
Nacht bei Ihrem Mann
Übernachtungsbesuch
„Als mein Mann sehr schwer krank
wurde, habe ich viel Zeit bei ihm im
Heim verbracht. In seinem Zimmer
gab es eine Schlafcouch, auf der ich
oft übernachtet habe. Ich hatte nie
das Gefühl, zu stören oder im Weg
zu sein.“
Welche Medien kann ich nutzen?
Interview mit Irmingard Busch (75)
Kontaktpflege
Frau Busch, Sie haben einen Computer. Wofür nutzen Sie den?
Ich benutze meinen Computer hauptsächlich, um
Kontakte per E-Mail zu meinen Kindern und
Bekannten zu halten. Meine jüngste Tochter lebt in
Brüssel und erzählt mir per Mail immer die
neuesten Geschichten von meiner kleinen Enkelin,
die ich ja nicht so oft sehen kann. Dazu schickt sie
Fotos von ihr, so dass ich ihre Entwicklung
mitverfolgen kann.
Nutzen Sie auch das Internet?
Inzwischen hat sich hier im Wohnbereich
herumgesprochen, dass ich einen Computer habe.
Ich werde deshalb öfter mal gebeten, etwas aus
dem Internet herauszusuchen. Das mache ich
gerne.
Frau Busch an ihrem PC
Das Neue vom Tage
Anruf erwünscht
Die Tageszeitung liegt in jeder
Wohnküche aus. Das Interesse ist
groß, deshalb haben die
Frühaufsteher die besten Chancen,
das Neue vom Tage als Erste zu
erfahren. Manchmal sitzen auch ein
paar Leute zusammen und Einer
liest vor. Einige Bewohner haben die
Zeitung abonniert, die bringen wir
dann in ihre Zimmer.
„Frau Kramer telefoniert jeden
Abend um halb acht mit ihrer
Tochter. In der Spätschicht achten
wir deshalb darauf, Frau Kramer
rechtzeitig nach dem Abendessen
ins Zimmer zu bringen, damit sie
dort ist, wenn ihr Telefon klingelt.“
Sylvia Kollatzsch, Pflegekraft
Maike Hansen, Hauswirtschaftskraft
19
Was muss an Formalitäten vor dem Einzug geklärt sein?
Ein Interview mit der Pflegefachkraft Nicole Hinrichsen
Fragen über Fragen
Wann bekommt man eine Pflegestufe?
Als pflegebedürftig gilt man, wenn man für Tätigkeiten des täglichen
Lebens dauerhaft auf Hilfe angewiesen ist. Der Hilfebedarf muss bei
der Körperpflege, der Bewegung und im Haushalt bestehen. Dabei
gibt es Zeitvorgaben, die man erreichen muss, um die einzelnen
Pflegestufen zu bekommen. Für die Pflegestufe 1 sind zum Beispiel
täglich mindestens 90 Minuten Hilfebedarf nachzuweisen.
Wie beantragt man die Einstufung und wie geht das hier?
Dafür hat die Krankenkasse ein Formular. Dieses enthält Fragen
zur Person und zum persönlichen Hilfebedarf. Hier im Haus bieten
wir an, den Pflegebedarfsbogen auszufüllen, weil die meisten
Angehörigen mit den Begriffen in dem Formular nicht so zurecht
kommen.
Nicole Hinrichsen,
exam. Altenpflegerin
Wie geht es dann weiter?
Nach Eingang des Antrags bei der Krankenkasse teilt der Medizinische Dienst der
Krankenkasse (MDK) einen Termin für einen Hausbesuch mit. Da kommt ein
MDK-Mitarbeiter und fragt den täglichen Pflege- und Hilfebedarf des Antragstellers ab.
Wir sind bei diesen Besuchen immer dabei und geben Auskunft aus pflegefachlicher
Sicht. Angehörige dürfen auch dazu kommen. Die Entscheidung über die Einstufung
wird per Post zugeschickt.
Das Interview führte Silke Renning, Einrichtungsleiterin
Heimbedürftigkeit
Die sogenannte Heimbedürftigkeit beschreibt einen gewissen Hilfebedarf, der nicht
für die Pflegestufe 1 ausreicht. Die Bescheinigung über eine vorliegende
Heimbedürftigkeit ist im Einzelfall wichtig für die Kostenbeteiligung des
Sozialhilfeträgers.
20
Gesetzliche Betreuung
Eine rechtliche Betreuung ist notwendig, wenn ein erwachsener
Mensch nicht mehr in der Lage ist, seine persönlichen, finanziellen
und vertraglichen Angelegenheiten selbst zu regeln und ihm
dadurch Nachteile drohen.
Gibt es keine Angehörigen, die behilflich sind, wird vom Amtsgericht
ein Betreuer für die erforderlichen Aufgaben bestellt. Näheres ist im
BGB § 1896 ff geregelt und das Amtsgericht und Betreuungsamt
geben gerne Auskunft.
Angelika Kössler,
Dipl.-Sozialpädagogin
Wichtig zu wissen ist, dass Betreuung keine Vormundschaft oder
Entmündigung ist und dass die Angelegenheiten im Sinne und zum
Wohle der betreuten Person zu regeln sind.
Eine Betreuungsanregung kann jede Person geben, auch für sich
selbst, wenn deutlich wird, dass man allein nicht mehr klar kommt und rechtliche
Unterstützung erforderlich ist.
Angelika Kössler, gesetzliche Betreuerin
Ingeborg Hadler (90) erzählt:
Glück gehabt
„Ich wusste, dass ich so eine Betreuung bekommen sollte, weil ich
ja meine Wohnung nicht allein auflösen konnte und mit dem ganzen
Papierkram kam ich auch gar nicht zurecht. Dann kamen da ein
paar Leute zu mir, auch Frau Kössler. Als sie sich zu mir beugte
und mich begrüßte, dachte ich: “Hoffentlich wirst du das!“. Und zum
Glück ist sie dann auch meine Betreuerin geworden und erledigt
jetzt alles für mich.“
Frau Hadler bei der
Arbeit in der
Tagesgruppe
21
Wie groß ist die Einrichtung eigentlich und wie ist sie
ausgestattet?
Charmanter Besuch im Büro
Der letzte Schokohase
Auf dem Weg nach Berlin kommt er immer am Büro neben dem
Haupteingang vorbei. Meist lässt er sich dann überreden, noch eine
kleine Pause bei mir einzulegen, bevor es los geht. Dann teilen wir uns
mein Nutellabrötchen oder den letzten Schokohasen und er sortiert mit
konzentrierter Miene die Papiere, die in seiner Reichweite auf dem
Schreibtisch liegen.
Oft ist er dann so erschöpft, dass er ein kurzes Nickerchen im Sitzen
hält, während ich telefoniere oder diverse Besucher ein- und
ausgehen.
Danach ist Berlin meist vergessen. Falls nicht, gehen wir gemeinsam
eine Runde um den Block spazieren und unterhalten uns über alles,
was uns über den Weg läuft. Kommen wir ins Haus zurück, bekomme
ich auch schon mal einen Handkuss für die Begleitung und er ist so
lange zufrieden, bis es ihn erneut in die Ferne zieht.
Christiane Callies
arbeitet im Büro
Christiane Callies, Verwaltungsmitarbeiterin
Orientierung im Haus
Wo muss ich hin?
Das Haus ist in fünf Wohnbereiche unterteilt, die
alle gleich aufgebaut sind. Im Eingangsbereich und
im Fahrstuhl hängen Wegbeschreibungen aus. Zur
leichteren Orientierung sind die Wohnbereichsflure
mit unterschiedlichen Teppichfarben ausgelegt und
an den Zimmern stehen die Bewohnernamen. Auf
allen Etagen gibt es Sitzecken, in denen man sich
treffen kann. Die Büros befinden sich inmitten des
Hauses. Man kommt an ihnen vorbei, bevor man
nach rechts und links in die Wohnbereiche abbiegt. Der belebte Eingangsbereich des Hauses
22
Welche Kosten kommen auf mich zu?
Mitarbeiterin Christiane Callies interviewt die Einrichtungsleiterin
Gut beraten
Wer sich für einen Heimplatz interessiert, möchte bestimmt wissen, was der Platz
kostet und wie man ihn finanziert. Wie beraten Sie Ihre Kunden?
Die Kosten eines Aufenthalts in einer Pflegeeinrichtung bereiten vielen Menschen
Sorgen. Daher nehmen wir uns viel Zeit für die Beratung und klären die Kunden über die
Zusammensetzung der Preise und den Eigenanteil genau auf. Die Höhe der Heimkosten
hängt von der vorliegenden Pflegestufe ab. Die Pflegekassen zahlen festgelegte
Zuschüsse für die Pflegestufen 1 bis 3H. Der Restbetrag muss aus eigener Tasche
bezahlt werden.
Was passiert, wenn jemand nicht so viel Geld hat, den
Eigenanteil zu zahlen?
Reicht die Rente nicht, oder sind keine Ersparnisse vorhanden,
kann ein Antrag beim Sozialamt gestellt werden. Dabei sind wir
gerne behilflich. Für unsere Dauerpflege ist das Amt für Soziales in
Husum zuständig, für Kurzzeitpflege das Sozialzentrum Sylt.
Welche Unterlagen muss man dort vorlegen?
Der Antragsteller ist verpflichtet, Auskünfte über sein Einkommen
und seine Vermögenswerte zu geben. Die Rente und die
Ersparnisse sind grundsätzlich zur Deckung der Heimkosten
Silke Renning,
einzusetzen, bevor sich das Sozialamt an den Kosten beteiligt. Bei
Einrichtungsleiterin
Zahlung des Sozialhilfeträgers wird ein persönlicher Barbetrag an
den Heimbewohner ausgezahlt.
Was müssen Angehörige zuzahlen?
Das Amt für Soziales prüft, ob die Kinder eventuell etwas zu den Heimkosten beisteuern
müssen. Da dies von den Einkommensverhältnissen der Kinder abhängig ist, wird in
jedem Einzelfall errechnet, ob und wie viel die Kinder zuzahlen müssen.
Was auch noch wichtig ist
Die Rechnungen für den Aufenthalt werden monatlich erstellt. Der Anteil, den die
Pflegekassen zahlen, wird direkt mit diesen abgerechnet. Für den Eigenanteil legen die
Bewohner im Heimvertrag fest, ob die Rechnungen per Überweisung bezahlt oder von
ihrem Konto abgebucht werden sollen. Bei Fragen ist Frau Callies jederzeit im Büro
ansprechbar.
23
Welche Gesetze/Verordnungen gelten hier und wer
überprüft die Einhaltung?
Qualität auf dem Prüfstand
Qualitätsprüfungen finden regelmäßig durch unterschiedliche Prüfer
statt. Die Heim- und Lebensmittelaufsicht, der medizinische Dienst
der Krankenkassen (MDK), die Feuerwehr, Hygienebeauftrage,
Betriebsärzte und viele mehr prüfen immer wieder, ob die Arbeit in
Einrichtungen den Qualitätsanforderungen entspricht. Die meisten
Prüfungen finden unangemeldet statt. Sofern die Prüfergebnisse
Veränderungen verbindlich vorschreiben, werden diese umgesetzt.
Dabei gilt, dass Qualität nicht durch Prüfungen von außen in eine
Einrichtung hinein geprüft oder verordnet werden kann. Qualität
entwickelt sich nur aus den gemeinsamen Anstrengungen aller
Beteiligten bei der AWO Pflege und in ihren Einrichtungen. Um
Die Qualitätsbroschüre
deutlich zu machen, was sich die AWO unter Pflegequalität
vorstellt, wurde eine Broschüre zu diesem Thema entwickelt, die in allen
Pflegeeinrichtungen erhältlich ist.
Das eigene Kontrollsystem
Ist was passiert ?
Neulich fiel uns mal auf, dass da so eine Abordnung aus dem Büro
vorbei kam und in alle Räume guckte. In der Wohngruppe haben wir
zuerst gedacht, es wäre was passiert. Deshalb hab ich lieber mal
gefragt, was das denn sollte. Als Bewohnersprecherin muss ich das ja
auch wissen.
Da hat mir Frau Renning erklärt, dass das eine hausinterne Kontrolle
war, die sie von Zeit zu Zeit unangemeldet machen. Damit will sich die
Hausleitung ein Bild machen, ob alles richtig läuft. Sie lösen zum
Beispiel einen Klingelruf aus, gucken, ob ordentlich sauber gemacht
wurde oder ob mit Materialien hygienisch umgegangen wird.
Ich finde es gut, dass sowas stattfindet. Solche Themen sind in so
einem Haus nun mal wichtig und man muss damit anders umgehen,
als wenn man allein zuhause wohnt.
Asta Möhrle, Bewohnerin
24
Bewohnersprecherin
Asta Möhrle
EFQM
Das Qualitätsmanagementssystem
Alle AWO-Pflege-Einrichtungen im Schleswig-Holstein arbeiten nach den Maßstäben der
„European Foundation for Quality Management (EFQM).
Dieses Qualitätsmanagementsystem orientiert sich an der Zufriedenheit der Bewohner,
Angehörigen und Mitarbeiter. Alle zwei Jahre führen wir daher eine Fragebogenaktion
durch, um Aussagen über die erlebte Qualität in den Einrichtungen zu erhalten. Wir
werten die Ergebnisse aus, wodurch Stärken und Schwächen für uns erkennbarer
werden. Um Stärken auszubauen und Schwächen zu beseitigen, rufen wir Projekte ins
Leben und führen sie systematisch durch. So ist ein ständiger Prozess der
Qualitätsentwicklung gewährleistet.
Wird gern gelesen: die Hauszeitung
Pastor, Preiserhöhungen und Kuchenbuffet
Frau Hadler durchforstet die Angebote des
Hauses
„Ich freu´ mich immer auf die Hauszeitung, die ich hier am Monatsanfang bekomme. Da
sind immer so schöne Geschichten und Sprüche drin. Aber ich erfahre auch, was hier im
Haus los ist, zum Beispiel wann wieder der Cafénachmittag mit dem leckeren
Kuchenbuffet ist oder wann der Pastor kommt. Wenn es was ganz Wichtiges gibt, wie
Preiserhöhungen oder neue gesetzliche Vorschriften, dann läuft das aber nicht über die
Zeitung, weil die nicht alle lesen. Dann bekommen wir ein persönliches Anschreiben
oder es gibt Aushänge an den schwarzen Brettern in den Wohnbereichen.“
Ingeborg Hadler (90), Bewohnerin
25
An wen kann ich mich wenden, wenn ich Fragen habe oder
mich beschweren möchte?
Wut im Bauch
Es liegt schon eine Weile zurück, dass ich mich hier mal richtig geärgert habe. Ich benötigte
Hilfe beim Umsetzen vom Rollstuhl in den Sessel und drückte auf den Klingelknopf. Ich
musste so lange warten, dass ich gar nicht mehr sagen kann, wie lange das war. Ich regte
mich sehr auf und war traurig, dass man mich so sitzen ließ. Mit Wut im Bauch fuhr ich
dann zu Frau Renning ins Büro, schilderte dort die Situation und sagte, dass ich die
zuständige Mitarbeiterin nicht mehr bei mir haben wolle. Frau Renning entschuldigte sich
und sagte zu, dass sie mit der Pflegerin sprechen würde. Am nächsten Tag kam diese dann
zu mir ins Zimmer. Sie entschuldigte sich auch und wir sprachen unter vier Augen über die
Sache. Das fand ich gut, weil ich merkte, dass sie es ehrlich meinte und wir konnten den
Vorfall klären. Danach sagte ich im Büro Bescheid, dass wir uns vertragen hätten und die
Mitarbeiterin wieder zu mir kommen dürfe.
Wenn mal wieder etwas vorfallen sollte, würde ich mich wieder beschweren. Das finde ich
wichtig, weil die Leitung wissen soll, wenn hier etwas nicht gut läuft.
Margarethe Busch (92), Bewohnerin
Die Bewohnervertretung stellt sich vor
Seit März 2010 sind wir hier als Bewohnervertreterinnen tätig.
Wir verstehen uns als Ansprechpartnerinnen und Beraterinnen
der Hausbewohner. Gleichzeitig bilden wir eine Verbindung
zwischen den Bewohnern und der Leitung des Hauses. Dazu
treffen wir uns regelmässig mit Frau Renning. Dabei erfahren wir
alles Wichtige, was im Haus passiert. Von uns werden Fragen
und Probleme angesprochen, die wir im persönlichen Gespräch Die Bewohnervertreterinnen
mit den Bewohnern nicht selbst lösen können. Manchmal gibt es Anneliese Christiansen, Asta
Möhrle, Karla Wagner
Unzufriedenheit, wenn sie nach einem Klingelruf zu lange
warten, oder ihr Zimmer nicht ordentlich gereinigt wurde.
Natürlich geben wir keine Dinge weiter, die unter vier Augen bleiben sollen.
Es freut uns, neue Bewohner zu begrüssen und Hilfestellungen anzubieten, die es leichter
machen, sich im neuen Heim zurecht zu finden. Wir nehmen es sehr ernst, wenn
Beschwerden oder Sorgen an uns heran getragen werden. Das sind für uns
Vertrauensbeweise. Wir suchen dann gemeinsam nach Lösungen. Gerne geben wir aber
auch erfreuliche Dinge an die Leitung weiter. Wenn der Matjes besonders lecker
geschmeckt hat, ein Ausflug toll war oder jemand uns mitteilt, dass er sich hier wohl fühlt.
Anneliese Christiansen (85), Asta Möhrle (78), Karla Wagner (75)
26
Wer arbeitet hier alles und wer ist für mich zuständig?
Ein Angebot für Menschen mit besonderem Betreuungsbedarf
Morgens halb zehn im Erdgeschoss..
..beginne ich meinen Rundgang durchs Haus, auf dem ich die Bewohner zur
Beschäftigungsgruppe abhole. Frau Voss ist auch regelmäßig mit dabei.
Heute treffe ich sie in ihrem Zimmer. Sie sitzt im Sessel und
freut sich sehr, mich zu sehen. Als ich sie frage, ob sie mich zur
Tagesgruppe begleitet, zögert sie, denn sie weiß nicht so recht,
was ich meine. Doch als ich die Melodie des Begrüßungsliedes
anstimme, summt sie lächelnd mit und steht auf. „Ich weiß nicht,
wohin es geht“, sagt sie, „aber an Ihrer Seite kann es nur gut
werden“.
Christine Haug-Reyer mit
Frau Voss
„Geschafft“, denke ich und wir gehen beschwingt in den
Tagesraum. Hier begrüßt Frau Voss wie selbstverständlich die
anderen Teilnehmer und nimmt ihren Stammplatz ein. Sie wirkt entspannt und ist offen für
alle Angebote wie Singen, Ballspiele oder Sitztanz. Nach der Gymnastik strahlt sie und
bemerkt: „Ach, da fühlt man sich ja endlich mal wieder, das macht man so selten.“ Und die
anschließende Igelball-Massage löst ein wohliges Seufzen und ein: „Vielen Dank- das war
aber toll“ aus. Gemeinsam ergänzt die Gruppe bekannte Redewendungen und zum
Abschluss wird gesungen.
Als die Gruppe auseinander geht, bedankt sich Frau Voss herzlich. Dann wandelt sich ihr
strahlendes Lächeln in Sekundenschnelle in einen unsicheren Gesichtsausdruck. „Schade,
dass es schon vorbei ist, wo muss ich denn jetzt langgehen?“ Ich begleite sie in die
Wohnküche, die sie erfreut wiedererkennt. Zufrieden setzt sie sich auf ihren Platz. „Wir
sehen uns morgen wieder, in alter Frische“, sage ich. Frau Voss stimmt mir zu und winkt
mir hinterher.
Christine Haug-Reyer, Mitarbeiterin im Beschäftigungsbereich
Betreuungsangebote des Hauses
Seit 2008 stellen die Pflegekassen im Rahmen des § 87b SGB XI Geld zur Verfügung,
um die soziale Betreuung für besonders betreuungsbedürftige Menschen zu erweitern.
Dafür beschäftigen wir zusätzliche Mitarbeiter, die Betreuungen in Einzel- und
Gruppenform anbieten. Die Inhalte sind auf die Interessen der betreuten Personen
zugeschnitten. Das können zum Beispiel Spaziergänge, Vorlesen oder Esshilfen sein,
aber auch Musik, Gymnastik oder Gedächtnisübungen gehören dazu.
Die Betreuungsgruppe findet Dienstags bis Freitags von 10.00 bis 11.30 Uhr statt. Die
Einzelangebote werden individuell festgelegt und durchgeführt.
27
"Was soll ich denn über mich schreiben,
mach Du das mal“, antwortet Lisa mir auf meine Bitte, sich in
einem Artikel vorzustellen. Damit dreht sie mir den Rücken zu
und stellt die Stuhlordnung her, die vor der Tagesgruppe im
Raum vorhanden war.
„Bis nächste Woche Freitag, dann bin ich wieder hier“, sagt sie
und geht winkend. Und darauf kann ich mich verlassen, denn
Lisa Langmaack kommt als Ehrenamtliche seit Bestehen der
Gruppe einmal wöchentlich zur Unterstützung dazu.
Dabei ist sie nicht nur als Hol- und Bringedienst für die
Teilnehmer tätig. Mit ihren 75 Jahren entlockt sie so manchem
Bewohner ein Lächeln oder gar die eine oder andere
Geschichte, wenn sie mit ihrer charmanten Art Dönekes von
früher erzählt.
Den Berichten über ihre drei Katzen und den Hund lauschen alle Lisa Langmaack kommt gern
ebenso gerne wie den Witzen, die sie der Runde mit
verschmitztem Lächeln erzählt.
Ihren anfänglichen Hinweis: „Also singen mag ich gar nicht gerne, das kann ich dir gleich
sagen“, hat sie längst revidiert. „Mittlerweile macht mir das gemeinsame Singen genauso
viel Spaß wie zuhause unter der Dusche.“ Und so wird zu Lisa´s Ehren regelmäßig ihr
Lieblingslied „Die Gedanken sind frei“ angestimmt.
Insgesamt ist Lisa seit sechs Jahren in unserem Haus tätig. Zunächst fand die pensionierte
Geschäftsfrau ihren Einsatz beim „Frühstücksdienst“ in einer Wohnküche. „Ich betreute hier
zuerst den Mann einer Bekannten, als ein Pfleger mich fragte: „Du machst das so gut, Lisa,
möchtest Du nicht auch anderen Bewohnern behilflich sein?.“ Lisa wollte es und kam zwei
Jahre lang täglich ins Haus. „Man ist dem Leben etwas schuldig, wenn man gesund ist. Ich
kann Menschen, denen es nicht so gut geht, etwas von mir und meiner Zeit abgeben“,
erklärt sie.
Nach den zwei Jahren gönnte sie sich ein Jahr Pause. Seitdem kommt sie gerne einmal
wöchentlich zur Tagesgruppe. Hin und wieder unternimmt sie auch Besuchsdienste im
Krankenhaus. „Die Bewohner wachsen mir ans Herz und gehen mir nicht aus dem Sinn.“
Christine Haug-Reyer, Sozialpädagogin
28
Wie groß sind Sie eigentlich..?
ist eine der häufigsten Fragen, die mir bei der ersten Begegnung
mit den Bewohnern des Hauses gestellt wird. So viel sei gesagt:
ich passe aufrecht nicht durch herkömmliche Türen.
Ich arbeite als Physiotherapeut für die Praxis Paulsen, die schon
vom ersten Tag an mit der WOHNpflege Westerland
zusammenarbeitet. Wir Therapeuten kommen regelmäßig ins
Haus und helfen den Menschen, ihre körperlichen
Einschränkungen zu bewältigen oder zu erleichtern. Sei es nach
einem Beinbruch wieder wortwörtlich „auf die Beine“ zu kommen
oder die Gelenke geschmeidig zu halten, damit Fähigkeiten
nicht verloren gehen. Für die Krankengymnastik bin ich zweimal
die Woche für einen Vormittag im Haus. Bei Bedarf können auch
andere oder zusätzliche Zeiten ausgemacht werden.
Wenn ich morgens komme, mache ich mich erstmal auf die
Suche, wer denn schon Zeit für mich hat. Der Eine frühstückt
noch, die Andere ist noch im Bett oder bei einer anderen
Anwendung. Aber es findet sich immer jemand, mit dem ich
beginnen kann.
Physiotherapeut Stefan Ebert
mit Bewohnerin Ilse Jochim
Oft sieht man mich daher mit den Damen oder Herren auf dem
Flur laufen. Die Treppe wird auch häufig von mir belagert, wenn ich mit meinen
Schützlingen hoch hinaus möchte.
Stefan Ebert, Physiotherapeut Praxis Paulsen
Terminabsprachen und Kosten
Wenn Sie von Ihrem Arzt eine therapeutische Behandlung verschrieben bekommen,
wenden Sie sich am besten an uns. Wir sind Ihnen dann bei der Vermittlung der
Therapeuten und der Termine behilflich. Sollen die Behandlungen in der Praxis
stattfinden, fahren wir Sie nach Terminabsprache gern dorthin. Für die Behandlungen im
Hause kommen alle Arten von Therapeuten zu uns. Dann werden die Anwendungen
entweder in Ihrem Zimmer oder in unseren Räumen durchgeführt.
Die Kosten der Behandlung werden mit der Krankenkasse abgerechnet. Der Kunde trägt
einen Eigenanteil von 10% der Gesamtkosten. Liegt eine Zuzahlungsbefreiung vor,
fallen keine Kosten für den Kunden an.
29
Tabletten, Tropfen und Co.
"Läuft alles wie geschmiert"
Beim gemeinsamen Essen in der Wohnküche werden immer die Tabletten von den
Pflegekräften verteilt. Aber als ich neulich den blöden Husten hatte, hab ich auch mal von
der Nachtschwester oder zwischendurch Medikamente bekommen. Darum muss ich mich
nicht selber kümmern.
Die Pflegemitarbeiter bestellen bei meinem Arzt die Rezepte und die Apotheke bringt alles
ins Haus. Wenn der Lieferant abends kommt, klönen wir immer - den kenn ich von früher.
Ab und zu kommt mein Hausarzt und guckt, ob bei mir alles in Ordnung ist. Wenn es mir
mal nicht so gut geht, wird der Arzt auch mal außer der Reihe von den Mitarbeitern bestellt
oder ich werde in die Praxis gefahren. Läuft alles wie geschmiert.
Herbert König (88), Bewohner
Vertrauenssache
Wenn man mich fragen würde, welchen Mitarbeiter ich nicht mag, dann könnte ich gar
keinen nennen. Aber es gibt natürlich welche, denen man sich eher anvertrauen kann. Bei
mir ist das Nicole. Sie ist mir richtig ans Herz gewachsen. Sie weiß, was für mich wichtig ist
und achtet darauf, ob es mir gut geht oder ob ich irgendetwas brauche. Manchmal nimmt
sie sich einfach zwischendurch ein bisschen Zeit, um mit mir zu klönen.
Vor kurzem ist meine Enkelin gestorben. Das ist ganz
schlimm für mich. Als ich es telefonisch erfuhr, war
Nicole da und hat mich in den Arm genommen und
getröstet. Später hat sie mir einen kleinen Engel
mitgebracht, der jetzt neben dem Foto meiner Enkelin
steht.
Ich fühle mich bei Nicole richtig gut aufgehoben.
Frau Renning hat mir erklärt, dass Nicole meine
Bezugspflegerin ist und was zu ihren Aufgaben
gehört. Wie das hier genannt wird, ist mir eigentlich
egal. Mir ist nur wichtig, dass Nicole weiter so für mich
sorgt, wie bisher.
Ingeborg Hadler (90), Bewohnerin
Frau Hadler mit Nicoles Hund Errol
30
Wie ist die Arbeit hier organisiert und kann ich
mitbestimmen, wer mich pflegt oder betreut?
Wohlfühlfaktor
"Ich fühle mich hier rundum wohl. Anfangs mochte ich nicht so gern, dass ich von
jungen Männern geduscht werden sollte. Ich habe dann gesagt, dass mich das stört.
Seitdem kommen jetzt immer die Nachtwachen Heidi oder Gudrun zu mir. Die duschen
mich an den Tagen, an denen ich zur Dialyse muss."
Karla Wagner (75), Bewohnerin
Mit Geduld zum gewünschten Ergebnis
Endlich wieder zuhause
Im letzten Frühjahr rief uns eine verzweifelte junge Frau an und fragte, ob wir für ihren
Vater ein Zimmer frei hätten. Er lag seit einem Jahr in einem Hamburger Krankenhaus und
sollte nun entlassen werden. Für die Familie war das ein Segen, weil er dann endlich
wieder zurück in seine Heimat und in die Nähe seiner Frau kommen konnte.
Auch die Frage, ob wir jemanden mit seinem Krankheitsbild überhaupt aufnehmen würden,
beschäftigte die Tochter sehr. Ihr Vater hatte sich während der langen Behandlung mit
einem Krankenhauskeim infiziert, der die Schleimhäute in Nase und Rachen besiedelt
hatte. Es bestand Ansteckungsgefahr. Klar war, dass die Heilung länger dauern würde, als
er in der Klinik bleiben konnte.
Vor der Aufnahme erkundigte ich mich im Krankenhaus über die
Infektion. Ich klärte die Behandlung mit dem Hausarzt und die
notwendigen hygienischen Schritte mit der Gesundheitsbehörde.
Bewohner, Gäste und Mitarbeiter mussten vor Ansteckung geschützt
werden. Und auch er selbst benötigte Schutz vor neuen Infektionen.
Alles wurde vorbereitet und Herr S. bezog sein Einzelzimmer. Vor der
Tür wurden Schutzkleidung, Desinfektionsmittel und schriftliche
Hygienerichtlinien platziert und Mitarbeiter, Besucher und er selbst
wurden zusätzlich mündlich eingewiesen. Anfangs konnte Herr S. das
Zimmer noch nicht verlassen, aber seine Frau kam täglich. Als er
kräftiger wurde, unternahm er erste Spaziergänge. Das Tragen eines
Mundschutzes war dabei noch Pflichtprogramm.
Spaziergang im
Garten
Nach acht Monaten Aufenthalt war Herr S. wieder ganz gesund und
konnte zu seiner Frau nach Hause ziehen.
Adelgunde Kleiber-Hornstein, Pflegedienstleiterin
31
Maike Hansen erzählt
„Jetzt bin ich schlauer“
Seit ich hier arbeite, habe ich viel über das Leben im Heim
gelernt. Früher dachte ich, dass einem im Heim vorgeschrieben
wird, wann man aufstehen und zu Bett gehen muss, wann
Besuch kommen oder wann man weg gehen darf.
Hier ist das anders. Jeder kann selbst entscheiden, wie lange
er schläft oder wie er seinen Tag verbringt. Besuch kann
sowieso jederzeit kommen.
Maike Hansen
Wir passen unsere Tätigkeiten an die Wünsche und Bedürfnisse
der Bewohner an. Da gibt´s Frühstück für den ersten
Munteren schon mal um fünf Uhr von den Nachtwachen. Wer
gern lange schläft, bekommt die erste Mahlzeit um zehn - das
geht alles.
Es gibt aber auch Bewohner, die selbst keinen Tag-Nacht-Rythmus mehr haben. Für sie
ist es wichtig, einen festen Rahmen zu schaffen. Wir achten bei ihnen darauf, die
Abläufe vorzugeben. Dazu gehören feste Schlafenszeiten, regelmäßiges Essen,
Ruhepausen und Beschäftigungszeiten. Solche Gewohnheiten helfen ihnen, besser im
Alltag zurecht zu kommen und verringert die Unruhe, die diese Menschen körperlich und
geistig sehr belastet.
Solche Dinge habe ich hier in Fortbildungen gelernt. Die Schulungen werden häufig von
Teamkollegen durchgeführt, die Fachkenntnisse oder eine Zusatzausbildung haben. Bei
anderen Themen kommen Spezialisten ins Haus, um uns alle gemeinsam fortzubilden.
Wenn ich aber zum Beispiel mal nicht weiß, was ich tun soll, wenn jemand das Essen
verweigert oder seine Tischnachbarn anschreit, dann kann ich das auch bei
Versammlungen oder in der Pause mit den Kollegen ansprechen. Das ist mir sehr wichtig,
weil ich dadurch lerne, wie ich mich richtig verhalte.
Maike Hansen, Hauswirtschaftskraft
Sichere Betreuung in der Nacht
Alles schläft - einsam wacht
Nein, bei uns wacht niemand einsam. Wir betreuen unsere Bewohner auch nachts immer
zu zweit. Bei jedem Bewohner machen wir regelmäßige Kontrollgänge und sind jederzeit
da, wenn Sie Unterstützung benötigen. Manchmal hilft schon ein kurzer Plausch in der
Nacht, um anschließend besser zu schlafen.
In Notfallsituationen haben wir Pflegekräfte dabei immer die Möglichkeit, den
Bereitschaftsdienst zu informieren, um einen Arzt oder Notarzt anzufordern. Die Ärzte und
der Rettungswagen sind in kürzester Zeit zur Stelle, um schnell und kompetent zu helfen.
Gudrun Bunzel, Nachtwache
32
Welche Informationen werden über mich gesammelt und
wer arbeitet wie damit?
Wer viel weiß, kann besser pflegen
Manchmal ist Stille angesagt
Damit wir unsere Bewohner so betreuen können, wie sie es gewohnt
sind, ist es für uns wichtig, diese Gewohnheiten zu kennen. Alles, was
wir erfahren, halten wir dann in der Pflegedokumentation fest. Jeder
Mensch bringt seine eigene Geschichte mit hierher. Darum fragen wir
zum Beispiel nach der Biographie, wichtigen Ereignissen im
Leben, Bezugspersonen oder Hobbys. Natürlich bestimmen die
Bewohner selbst, was und wie viel sie uns erzählen möchten. Dabei ist
sicherlich entscheidend, wie viel Vertrauen sie demjenigen entgegen
bringen können, der die Fragen stellt und sein Wissen anschließend in
die Pflegeplanung einarbeitet. Wir bemühen uns daher, dass sich die
Gesprächspartner dieser Interviews vorher schon gut kennen.
Sylvia Kollatzsch,
Pflegekraft
Wir befragen auch die Angehörigen, um ein umfassendes Bild vom
Bewohner und seinem Umfeld zu bekommen. Das ist besonders
wertvoll bei Personen, die uns nicht mehr selbst Auskunft geben können. Aber manchmal
dient es auch dem Zweck, uns Dinge wissen zu lassen, die sich jemand vielleicht nicht
traut, uns zu sagen.
Die Tochter einer Bewohnerin, die schon länger bei uns
ist, erzählte uns, dass ihre Mutter nie gern viele Menschen um
sich hatte und häufig auch zuhause ganz still allein im Zimmer
saß. Das hatte sie uns selbst nie erzählt. Wir hatten sie bis
dahin immer viel in den Gemeinschaftsraum geholt, damit sie
Gesellschaft hatte. Im Zimmer stellten wir oft das Radio an,
damit es nicht so still war. Seit die Tochter uns die
Gewohnheiten Ihrer Mutter mitgeteilt hat, können wir sie so
betreuen, wie sie es gern hat.
Sylvia Kollatzsch, Pflegemitarbeiterin
bei der gemeinsamen
Biographiearbeit
33
Mit wem wohne ich hier zusammen und welche Regeln
muss ich dabei beachten?
Das tägliche Miteinander
Mal ehrlich: den Einen mag man, den Anderen nicht. Das erlebt man
überall, auch bei uns. Die Frage ist nur, wie sehr das den Einzelnen
belastet und welche Lösung richtig ist.
In jedem Wohnbereich gibt es Bewohner, die nicht so gut miteinander
klar kommen. Das ist nichts Ungewöhnliches, denn der Alltag in einer
Gemeinschaft verläuft nicht immer ohne Streit oder Reibereien. Da ist
es schon ein großer Vorteil, dass Alle ihre Einzelzimmer haben und
sich jederzeit in ihren ungestörten Bereich zurückziehen können.
Wenn das Zusammentreffen im Aufenthaltsraum aber immer wieder zu
Spannungen führt, können wir zum Beispiel die Sitzordnung ändern.
Hilft dies nicht, ist es auch möglich, in einer anderen Wohngruppe zum
Pflegedienstleiterin
Essen zu gehen.
Adelgunde
Kleiber-Hornstein
Und sollte das Problem wirklich so groß sein, dass dies Alles nicht
ausreicht, dann wäre auch ein Umzug in ein anderes Zimmer innerhalb
des Hauses möglich, sobald sich dort Freiräume auftun.
Adelgunde Kleiber-Hornstein, Pflegedienstleitung
Gemeinsam essen
Na dann, Mahlzeit !
Frau Petersen zog bei uns ein, als nur noch ein Zimmer frei war.
Eigentlich war alles in Ordnung, denn das Zimmer gefiel ihr gut. Das
einzige Problem war, dass ihre ehemalige Nachbarin und gute
Bekannte bereits in einer anderen Wohngruppe in unserem Haus
wohnte. Die Beiden planten, viel Zeit miteinander zu verbringen.
Frau Petersen, Frau
Christiansen und Frau
Hadler
34
Dafür fanden sich schnell Lösungen. Frau Petersen und Frau
Christiansen treffen sich nun abwechselnd in ihren Zimmern oder auch
zum morgendlichen Zeitunglesen in der Sitzecke im Flur. Zu den
Mahlzeiten geht Frau Petersen immer in die Wohngruppe von Frau
Christiansen, wo die Beiden nebeneinander sitzen und gemeinsam
essen.
Maike Hansen, Hauswirtschaftskraft
Tür an Tür mit der AWO
Die lieben Nachbarn
Angelika Wendt mit ihrer
Mutter
Seit sieben Jahren sind wir nun schon Nachbarn der AWO
WOHNpflege und haben den Bau und die Entwicklung des
Hauses miterlebt. Wir fühlen uns dem Haus verbunden, obwohl
es nicht immer einfach ist, neben einem Pflegeheim zu wohnen.
Oft steht der Krankenwagen vor der Tür oder manchmal hören
wir jemanden um Hilfe rufen. Einmal saß plötzlich ein verwirrter
Herr, den wir schon vom Sehen kannten, in unserem
Wohnzimmer auf dem Sofa und ließ sich von uns nicht
bewegen, wieder nach Hause zu gehen.
Solche Situationen haben uns anfangs verunsichert und auch
traurig gemacht. Aber im Laufe der Zeit haben wir gelernt, damit umzugehen. Inzwischen
kennen wir viele Mitarbeiter und Bewohner vom täglichen „Schnack über die Gartenhecke“.
Da können wir einfach auch mal fragen, warum jemand immer ruft oder wie man am besten
auf einen verwirrten Herrn eingeht.
Wir erleben den Alltag des Heims und nehmen auch ein bisschen daran teil. Jeden Tag
winkt uns Frau Winter vom Balkon zu, wenn sie dort eine schmökt und Frau Klatt erzählt
uns immer stolz, wie viele Runden sie zu Fuß um´s Haus geschafft hat-bei ihrem aktuellen
Rekord lief sie dreizehn Mal an unserem Fenster vorbei.
Einmal im Monat geht meine Mutter auch gern zum Cafénachmittag zur AWO, weil
inzwischen auch alte Bekannte von ihr im Heim wohnen und sie sich dort zum Plausch
treffen.
Angelika Wendt, Grundstücksnachbarin
Die Fotowände
Wer wohnt denn hier noch so?
In jedem der fünf Wohnbereiche gibt es eine Fotogalerie im Flur.
Dort sind alle in dem jeweiligen Bereich wohnenden Personen auf
einem Portrait „verewigt“. Das hilft bei der Orientierung im Haus,
aber es ist auch viel einfacher, seine Nachbarn kennenzulernen,
wenn man neu einzieht. Viele Neuankömmlinge haben auf den
Fotos alte Bekannte wiederentdeckt und dadurch erfahren, dass
diese dort wohnen.
Die Fotowand des
Wohnbereichs 5
Die Fotos werden mit Einverständnis der Bewohner von unserer Mitarbeiterin Maike
Hansen gemacht.
35
Welche Gemeinschaftsangebote gibt es hier, welche Feste
werden gefeiert?
Man muss die Feste feiern, wie sie fallen
Nach einem Schlaganfall kam meine Mutter im Oktober 2006 in die
AWO WOHNpflege. Dort wohnte bereits seit einem Jahr auch mein
Schwiegervater. Damit lebten die beiden verbliebenen Elternteile
unserer Familie unter einem Dach.
Die Geschwister meiner Mutter haben sich nur schwer daran
gewöhnen können, dass ihre Schwester im Pflegeheim ist. Ihre
Besuche wurden seltener.
Anfangs konnten wir beide Elternteile auch noch für ein paar Stunden
zu uns nach Hause holen. Das wurde später aber für beide zu
anstrengend.
Margrit Haas ist häufig
Also haben wir uns immer bemüht, so viel Familienleben wie möglich
zu Gast
in den Alltag unserer Eltern im Pflegeheim zu bringen. Besuche der
Kinder, Schwiegerkinder und Enkel sind oft. Die besonderen Tage, wie z.B. Geburtstage
werden von uns zum Anlass genommen, die Geschwister meiner Mutter einzuladen. Dann
kommen auch alle, manchmal 15-20 Personen. Von uns oder vom Personal der AWO wird
ein großer Tisch im Kulturcafé eingedeckt. Kuchen und Getränke bringen wir mit.
Gemeinsam verbringen wir so ein paar schöne Stunden und es ist fast so wie früher zu
Hause bei meiner Mutter.
Den 91. Geburtstag meines Schwiegervaters feierten wir hier mit Familie und Bewohnern
der AWO ganz groß mit einem Spanferkel-Essen und musikalischer Begleitung im Café.
Mit der engeren Familie treffen wir uns zu allen möglichen Gelegenheiten in der AWO. Wir
besuchen gerne gemeinsam die einmal im Monat angebotenen Café-Nachmittage und
lassen uns da mit leckerem selbstgebackenem Kuchen verwöhnen. An unseren
Geburtstagen sind wir auch bei unserer Mutter, manchmal nachträglich am Wochenende,
damit alle dabei sein können. Heiligabend und Silvester gibt es hier immer Berliner. Wenn
das Kulturcafé mal besetzt war, trafen wir uns in der Wohnküche. Einmal zu Silvester war
überall was los- wir machten es uns dann einfach in der Sitzecke auf dem oberen Flur
gemütlich. Bis zu seinem Tode im Januar 2010 war mein Schwiegervater immer dabei.
Margrit Haas, Angehörige
Margrit Haas: "Ich bin so häufig bei meiner Mutter zu Besuch, dass mir die
Bewohner auf dem Flur immer schon "Schönen Feierabend" wünschen, wenn ich nach
Hause gehe."
36
Marzipantorte und Eierpunsch
Frau Kubalski inmitten der
Ellerbeker Reisegruppe
Im Oktober 2010 sind wir, das heißt: sieben Mieter aus dem
Servicehaus Ellerbek, für ein paar Tage nach Sylt in die
AWO-WOHNpflege gefahren. Das haben wir in den letzten
Jahren immer einmal im Jahr gemacht und darauf freuen wir uns
immer schon. Wir wohnen da in den Urlaubsappartements und
lassen uns von der WOHNpflege verpflegen. In dem Haus
fühlen wir uns schon total zuhause, es ist ein bisschen, wie alte
Bekannte zu besuchen. Wir bekommen ein tolles
Freizeitprogramm zusammen gestellt und sind jeden Tag mit
dem Hausmeister, dem Zivi oder Frau Renning unterwegs.
Ein Besuch im Café Wien muss immer dabei sein. Da gibt´s die leckere Marzipantorte und
köstlichen Eierpunsch. Wir werden da immer ganz doll verwöhnt, wenn wir den Tisch auf
„AWO“ reservieren lassen.
Aber wir erleben auch jedes Mal etwas Neues. Diesmal waren wir gemeinsam mit einigen
Bewohnern der WOHNpflege in einem Konzert des Sylter-Shanty-Chors. Wir haben noch
am nächsten Tag die Lieder gesungen, weil das so schön war.
Erna Kubalski (74), Bewohnerin im Servicehaus Kiel-Ellerbek
Von Oktober bis April ist das Urlaubspflegehaus nicht voll ausgebucht. Dann können
Gruppen mit und ohne Begleitpersonal die Appartements für Kurzurlaube mieten. Die
Preise hierfür richten sich danach, welche unserer Betreuungsleistungen in Anspruch
genommen werden.
Besuchszeit
Über mangelnden Besuch kann man sich in einem Haus, das in Westerland steht, nicht
beklagen. An manchen Tagen fahren große Busse vor, die zum Beispiel Gäste aus den
AWO-Ortsvereinen Schleswig-Holsteins bringen. Meist wird den Teilnehmern ein
Tagesausflug nach Sylt angeboten, bei dem eine Stippvisite in der AWO WOHNpflege dazu
gehört. Dann beköstigen wir die Reisenden, die immer am liebsten Fisch essen, weil wir ja
auf Sylt sind. Die Besucher bekommen eine Führung durch´s Haus und lernen die
Angebote der WOHN- und Urlaubspflege kennen.
Als einmal eine Besuchergruppe die Bewohner beim Kaffeetrinken in der Wohnküche nicht
stören wollte und zurückhaltend in der Tür stehen blieb, sagte eine der Damen am Tisch:
„Sie können gerne reinkommen und anfassen dürfen Sie uns auch.“
Das brach das Eis, es wurde herzhaft gelacht und anschließend plauderten alle noch eine
ganze Zeit angeregt miteinander.
Kirsten Simonsen, Hauswirtschaftsleitung
37
Urlaubspflege in Westerland
In unserem Nebengebäude gibt es sechs Appartements, die wir für unser
Urlaubspflegeangebot zur Verfügung stellen. Urlaubspflege bedeutet, dass Menschen,
die zuhause alltäglich pflegen oder gepflegt werden, bei uns gemeinsam Urlaub machen
können. Während des Aufenthalts können sich die Pflegenden durch unsere Mitarbeiter
von der Pflege entlasten lassen. Sie können gemeinsam mit der pflegebedürftigen
Person die Erholung auf Sylt genießen oder es sich auch mal allein gut gehen lassen,
während der Pflegebedürftige von uns versorgt wird.
Urlaub auf Sylt
Reif für die Insel?
„Das ist doch nur etwas für gesunde Menschen“ dachte ich. Also
wieder allein fahren? Meinen demenzerkrankten Mann ins Pflegeheim
geben und irgendwie nicht wirklich abschalten? Was macht er? Geht
es ihm gut? Nein-lieber gemeinsamer Urlaub. Und der ist möglich, auf
Sylt, in der WOHNpflege Westerland!
Also auf und los. Schon das Ankommen mit tausend Fragen ist
beeindruckend. Liebevoll und beruhigend befinden wir uns vom ersten
Moment an in professionellen Händen.
Ehepaar Picker und
Frau Steinfatt,
Urlaubsgäste
Ein Appartement für uns beide, voll ausgestattet mit Pflegebett für
meinen Mann, behindertengerechtem Bad, Wohnraum mit kleiner Küche. Je nach
Wunsch gibt es Teil- oder Vollverpflegung, Hilfe bei der Betreuung meines Mannes, Freizeit
für mich, so viel Hilfe wie nötig, so viel Freiheit wie ich möchte. Freizeitangebote gibt es
reichlich. Gemütliche Grillabende mit Ingrid sind der Hit und Café mit Superkuchen von
Frau Renning unschlagbar. Der Kontakt mit anderen Urlaubern entsteht so von ganz allein
und macht Lust auf Wiederholung. Über Kosten und Selbstbeteiligung wird man schon
vorab am Telefon und auch schriftlich unterrichtet.
Und dies noch am Schluß: Nicht ich schlug vor, wieder zu kommen. Es war mein Mann, der
das tat. Er, der vorher tausend Ängste hatte, war vom ersten Moment an angekommen. So
wurde verlängert und gleich für´s nächste Jahr neu gebucht.
Christel Picker (pflegende Angehörige aus der Urlaubspflege)
Finanzierung
Der Aufenthalt kann bei Vorliegen einer Pflegestufe im Rahmen der Verhinderungs- oder
auch der Kurzzeitpflege mit einem Betrag von bis zu 1.510,- € von der Pflegekasse
bezuschusst werden.
38
WIE WERDE ICH BEI EINZUG UND
EINGEWÖHNUNG UNTERSTÜTZT?
KANN ICH PROBEWOHNEN?
Ja, ein Kurzzeitpflege-Aufenthalt kann dafür genutzt
werden, das Wohnen im Haus kennen zu lernen.
KANN ICH MIR MEIN ZIMMER ODER MEINE
WOHNUNG VORHER ANSCHAUEN?
Ja, nach Terminabsprache.
WER KÜMMERT SICH VOR UND BEI DEM EINZUG
UM MICH?
Die Verwaltung und Einrichtungsleitung beraten Sie
oder Ihre Familie zu allen offenen Fragen.
WIE WOHNE ICH IN DER EINRICHTUNG?
WIE GROSS IST MEIN ZIMMER ODER MEINE
WOHNUNG?
Wir haben ausschließlich Einzelzimmer. Die Zimmer
sind komplett möbliert und ca.16 qm groß.
HABE ICH EINE EIGENE TOILETTE UND DUSCHE?
Ja.
KANN ICH EIGENE MÖBEL MITBRINGEN?
Ja.
KANN ICH MEIN ZIMMER/ MEINE WOHNUNG
ABSCHLIESSEN?
Ja. Die Mitarbeiter haben einen Generalschlüssel.
KANN ICH MEINE WERTSACHEN SICHER
UNTERBRINGEN?
Der Schrank in Ihrem Zimmer hat ein abschließbares
Fach. Im Büro gibt es einen Tresor.
KANN ICH MICH MIT EINEM ROLLSTUHL ÜBERALL
IM HAUS BEWEGEN?
Ja. Das Haus ist barrierefrei gebaut und alle Etagen
können mit dem Fahrstuhl erreicht werden.
KANN ICH MEINEN ALLTAG WIE
GEWOHNT LEBEN?
KANN ICH DIE ESSENSZEITEN SELBER
BESTIMMEN?
Alle Mahlzeiten werden innerhalb eines Zeitkorridors
angeboten. Passt dieser nicht, lässt sich etwas anderes
vereinbaren.
KANN ICH AUCH AUSSERHALB DER MAHLZEITEN
ETWAS ZU ESSEN UND ZU TRINKEN BEKOMMEN?
Getränke, Obst und kleine Snacks stehen jederzeit
griffbereit.
KANN ICH AUCH IN MEINEM ZIMMER/ MEINER
WOHNUNG ESSEN?
Ja.
KANN ICH MEINE KLEIDUNG / WÄSCHE
MITBRINGEN?
Ja.
KANN ICH DIE ZEITEN ZUM AUFSTEHEN ODER INS
BETT GEHEN SELBER BESTIMMEN?
Grundsätzlich ja. Bei Hilfebedarf sollten die Zeit
abgesprochen werden, um die Versorgung der anderen
Bewohner darauf abzustimmen.
BESTEHT DIE MÖGLICHKEIT ZUM FRISEUR ODER
ZUR FUSSPFLEGE ZU GEHEN? WIE KOMME ICH DA
HIN?
Die Friseurin und die Fußpflegerin kommen einmal pro
Woche ins Haus.
KANN ICH JEDERZEIT DAS HAUS VERLASSEN?
Ja. Schön ist, wenn Sie uns Bescheid sagen.
DARF ICH EIN HAUSTIER MITBRINGEN?
Kleintiere, deren Versorgung gesichert ist, dürfen nach
Absprache mit einziehen.
WAS IST, WENN ICH KRANK ODER SEHR
STARK BETREUUNGSBEDÜRFTIG
WERDE, WENN ICH STERBEN MUSS?
KANN ICH MEINEN HAUSARZT UND MEINEN
APOTHEKER BEHALTEN?
Ja.
HABE ICH DIE MÖGLICHKEIT, BEI BEDARF
FACHÄRZTE AUFZUSUCHEN?
Ja.
WERDE ICH VON EINER SEELSORGERIN / EINEM
SEELSORGER BESUCHT, WENN ICH DIES
WÜNSCHE?
Ja. Diese Besuche können organisiert werden.
WAS MÜSSEN MEINE ANGEHÖRIGEN
BEACHTEN?
KÖNNEN MICH MEINE ANGEHÖRIGEN, FREUNDE
UND BEKANNTE BESUCHEN, WANN IMMER SIE
WOLLEN?
Ja.
BEKOMMEN ANGEHÖRIGE EINEN SCHLÜSSEL?
Ja, auf Wunsch.
KÖNNEN ANGEHÖRIGE SICH AN DER PFLEGE
BETEILIGEN, Z.B. HILFE BEIM AUFSTEHEN ODER
WASCHEN?
Ja.
39
WELCHE MÖGLICHKEITEN BIETET MIR
DIE UMGEBUNG DER EINRICHTUNG?
KANN ICH MARKANTE PUNKTE DER STADT (Z.B.
ZENTRUM, MARKT, BUSHALTESTELLE ETC.) GUT
ERREICHEN?
Die Bushaltestelle befindet sich direkt vor der Tür. Diese
Linie fährt direkt ins Zentrum. Sie können aber auch den
Fahrservice nutzen, um sich mit dem Auto oder dem
Rollstuhltransporter an gewünschte Ziele bringen zu
lassen.
WELCHE MÖGLICHKEITEN BIETET MIR DIE
UMGEBUNG (CAFÉ, PARKS, ETC.)?
In nächster Nähe befinden sich mehrere kleine
Waldflächen mit Laufwegen, einem Teich und einem
Café. Zum nächsten Strandübergang sind es ca. 400m.
WO KANN ICH EINKAUFEN?
Ca.150m vom Haus finden Sie einen kleinen
Supermarkt und einen Bäcker. Der Supermarkt nimmt
auch Bestellungen an und liefert ins Haus.
WIE KANN ICH DIE KONTAKTE ZU
MEINEMN FREUNDEN, BEKANNTEN,
ANGEHÖRIGEN UND AUSSERHALB DES
HAUSES PFLEGEN?
SIND AUSREICHEND PARKPLÄTZE VORHANDEN?
Ja. Direkt am Haus befindet sich ein eigener Parkplatz.
KANN ICH MEINE FAMILIE, FREUNDE UND
BEKANNTEN ZUM ESSEN ODER KAFFEE
EINLADEN?
Ja. Besucher können jederzeit kommen. Dazu bestellen
Sie einfach die gewünschte Anzahl an Mahlzeiten oder
Kuchen. Auch Familienfeiern können im Haus
durchgeführt werden.
KANN BESUCH BEI MIR ÜBERNACHTEN?
Ja. Das ist im Zimmer oder auch in den
Gästeappartements im Nebengebäude möglich, wenn
dort etwas frei ist.
WELCHE ANGEBOTE AUSSERHALB GIBT ES, DIE
ICH NUTZEN KANN (KIRCHENGEMEINDE, KULTUR
ETC.)?
Sie können die vielfältigen Angebote auf Sylt sowie die
Kontakte zu Ihren Bekannten weiter pflegen.
Unterstützungen wie Fahrdienst, Kontaktherstellung
oder Reservierung können nach Absprache organisiert
werden.
40
WELCHE MEDIEN KANN ICH NUTZEN?
KANN ICH MEINEN EIGENEN FERNSEHER
NUTZEN?
Ja.
HABE ICH EIN EIGENES TELEFON?
Ja.
KANN ICH DAS INTERNET NUTZEN?
Ja, über die Telefonleitung.
GIBT ES HIER EINE EIGENE BIBLIOTHEK?
Ja.
KANN ICH MEINE TAGESZEITUNG BEKOMMEN?
Ja. Sie können bei Einzug Ihr Abo hierher bestellen.
WAS MUSS AN FORMALITÄTEN VOR DEM
EINZUG GEKLÄRT SEIN?
WELCHE UNTERLAGEN SIND FÜR EINEN EINZUG
UND GGF. DIE AUFNAHME DER LEISTUNGEN
ERFORDERLICH?
Vor dem Einzug erfragen wir einige persönliche Daten.
Hierzu wird ein Aufnahmebogen ausgefüllt. Bei Einzug
unterschreiben Sie den Heimvertrag. Sollten
Vollmachten bzw. eine Betreuung oder eine Befreiung
von Zuzahlungen vorliegen, benötigen wir darüber
Nachweise.
WER ERLÄUTERT MIR DIE NOTWENDIGEN
VERTRÄGE UND SCHLIESST SIE MIT MIR AB?
Die Einrichtungsleitung oder –vertretung. Dabei werden
alle offenen Fragen besprochen.
WIE GROSS IST DIE EINRICHTUNG
EIGENTLICH UND WIE IST SIE
AUSGESTATTET?
WIE VIELE ANDERE MENSCHEN LEBEN MIT MIR
HIER?
Es gibt 55 Einzelzimmer, die auf 5 Wohnbereiche à 11
Zimmer verteilt sind. In jedem Bereich befindet sich ein
Gemeinschaftsraum mit offener Küche, in dem sich die
Bewohner treffen können.
IST DAS HAUS BARRIEREFREI UND
BEHINDERTENGERECHT AUSGESTATTET?
Ja.
WELCHE BESONDERE AUSSTATTUNG BIETET DAS
HAUS NOCH?
Das Haus verfügt über ein Kulturcafé, in dem
Veranstaltungen und Zusammenkünfte stattfinden.
Außerdem gibt es ein Wellnessbad, einen
Bewegungsraum mit Massageliege, eine Bibliothek und
Terrassen bzw. Balkone für jeden Wohnbereich.
WELCHE KOSTEN KOMMEN AUF MICH
ZU?
WAS KOSTET EIN ZIMMER/ EINE WOHNUNG?
Die Preise richten sich nach den vorliegenden
Pflegestufen. Die Kosten für Stufe 0 liegen bei 2.367,59
€, Stufe 1 bei 2.878,34 €, Stufe 2 bei 3.243,08 €, Stufe 3
bei 3.607,81 € und Stufe 3H bei 3.864,56 € monatlich.
WAS IST IN DEN KOSTEN ENTHALTEN?
Die individuelle Pflege, Unterkunft, Verpflegung,
Wäschereinigung, Hausmeisterdienste, soziale
Betreuungsangebote.
GIBT ES EINEN BARGELDBETRAG? WELCHE
AUSGABEN MÜSSEN VOM BARGELDBETRAG
BEZAHLT WERDEN?
Wenn sie den Eigenanteil selbst tragen können,
verfügen Sie auch weiter über ihr eigenes Geld. Ist das
Sozialamt beteiligt, liegt der Taschengeldbetrag bei ca.
90,- € monatlich. Hiervon müssen die persönlichen
Dinge bezahlt werden, die nicht Bestandteil des
Vertrags mit uns sind.
MUSS ICH FÜR PFLEGEMITTEL, Z.B.
INKONTINENZMATERIAL, EXTRA BEZAHLEN?
Ja, bei Vorlage von Rezepten aber nur die gesetzlich
geregelten Zuzahlungsbeträge, sofern Sie nicht von
diesen befreit sind.
WELCHE GESETZE/ VERORDNUNGEN
GELTEN HIER UND WER ÜBERPRÜFT DIE
EINHALTUNG?
WELCHE PRÜFUNGEN FINDEN REGELMÄSSIG
STATT UND WIE HAT DIE EINRICHTUNG
ABGESCHNITTEN?
Es gibt jährliche Prüfungen durch die Heimaufsicht, das
Gesundheitsamt und den medizinischen Dienst der
Krankenkassen.
WELCHE VORSCHRIFTEN GIBT ES, DIE ICH HIER
BEACHTEN MUSS (IM UNTERSCHIED ZUM LEBEN
IN MEINER EIGENEN WOHNUNG)?
Wir unterliegen gesetzlichen Vorgaben im Bereich der
Hygiene, des Brandschutzes und beim Umgang mit
elektrischen Geräten. Diesbezüglich werden regelmäßig
Kontrollen durchgeführt. Für Ihren Alltag erklären wir
Ihnen, was dabei zu beachten ist. Außerdem ist das
Haus Nichtraucherzone. Es darf nur im Außenbereich
geraucht werden.
AN WEN KANN ICH MICH WENDEN, WENN
ICH FRAGEN HABE ODER MICH
BESCHWEREN MÖCHTE?
WO UND WANN BEKOMME ICH ANTWORTEN AUF
MEINE FRAGEN, KRITIK ODER ANREGUNGEN?
Das Einrichtungsleitungsbüro ist in der Woche Mo,Di,Do
von 9-16.00, Mi. und Fr. von 9 bis 13.00 Uhr geöffnet.
GIBT ES EINEN BEIRAT/ FÜRSPRECHER UND
KANN ICH DIESEN BEI FRAGEN ANSPRECHEN?
Der Heimbeirat besteht aus drei Bewohnerinnen
unseres Hauses und ist für Fragen ansprechbar.
WOFÜR MUSS ICH EXTRA BEZAHLEN?
Zuzahlungen für Wellnessbäder und –Massagen,
Telefon.
41
WER ARBEITET HIER ALLES UND WER
IST FÜR MICH ZUSTÄNDIG?
WELCHE MITARBEITER (AUSBILDUNG, MÄNNLICH/
WEIBLICH, ETC.) ARBEITEN HIER?
Das Pflegeteam setzt sich ungefähr zu gleichen Teilen
aus Pflegefachkräften und Pflegehilfskräften zusammen.
Außerdem sind Sozial- und Diplompädagogen,
Pflegedienstleitung, Verwaltungsangestellte,
Hausmeister, Hauswirtschaftskräfte und Praktikanten
bei uns tätig. Ungefähr 80% der Mitarbeiter sind
weiblich.
HABE ICH FESTE ANSPRECHPARTNER ODER
BEZUGSPERSONEN UNTER DEN MITARBEITERN?
Ja, im Bereich der Pflege sind das Ihre
Bezugspflegekräfte. Die Ansprechpartner für die
anderen Arbeitsbereiche finden Sie in der monatlichen
Hauszeitung.
GIBT ES EHRENAMTLICHE MITARBEITER? WAS
MACHEN DIE?
Ja. Sie unterstützen die Gruppenangebote, besuchen
Bewohner, die viel allein sind, geben Esshilfe, begleiten
sie bei Spaziergängen oder lesen ihnen vor.
WIE IST DIE ARBEIT HIER ORGANISIERT
UND KANN ICH MITBESTIMMEN, WER
MICH PFLEGT ODER BETREUT?
NACH WELCHEN KONZEPTEN WIRD HIER
GEARBEITET?
Die Grundlage bildet das WOHNpflegekonzept, bei dem
die individuelle Lebensführung im Vordergrund steht.
Auch die Pflege wird an die persönlichen Gewohnheiten
angepasst.
WER ACHTET HIER AUF HYGIENE UND
SAUBERKEIT?
Die Pflegedienstleiterin ist Hygienebeauftragte und
kontrolliert, ob die Hygienevorschriften eingehalten
werden. Im Reinigungsbereich gibt es eine
Vorarbeiterin. Wir unterliegen auch jährlichen Kontrollen
von außen.
KANN ICH BEI BEDARF THERAPEUTISCHE
ANGEBOTE, WIE Z.B. LOGOPÄDIE IN ANSPRUCH
NEHMEN? WER KÜMMERT SICH UM DIE
FINANZIERUNG?
Ja, die Therapeuten kommen mehrmals pro Woche ins
Haus. Die Behandlungen werden vom Arzt
verschrieben, Sie zahlen im Normalfall einen Eigenanteil
von 10 % der Gesamtkosten der Behandlung.
42
WELCHE INFORMATIONEN WERDEN
ÜBER MICH GESAMMELT UND WER
ARBEITET WIE DAMIT?
WELCHE INFORMATIONEN WERDEN WO ÜBER
MICH GESAMMELT UND WAS WIRD DAMIT
GEMACHT?
Für jeden Bewohner wird eine Akte geführt, in der die
wichtigsten persönlichen Daten und Ansprechpartner
stehen. Außerdem wird eine Pflegedokumentation
geführt. Für alle Mitarbeiter gilt die Schweigepflicht.
WIE WERDE ICH NACHTS VERSORGT UND WOHER
WEISS DER MITARBEITER IN DER NACHT, WAS AM
TAG PASSIERT IST?
Nachts sind eine Pflegefachkraft und eine
Pflegehilfskraft für die Versorgung der Bewohner
zuständig. Informationen sind der Pflegedokumentation
zu entnehmen. Zusätzlich finden mündliche Übergaben
vom Tag- zum Nachtdienst und umgekehrt statt.
MIT WEM WOHNE ICH HIER ZUSAMMEN
UND WELCHE REGELN MUSS ICH DABEI
BEACHTEN?
WER SIND MEINE NACHBARN, WER WOHNT IN
MEINER UNMITTELBAREN UMGEBUNG?
Viele Bewohner sind Sylter oder haben ihre
Angehörigen auf der Insel. Alle leben hier im Haus, weil
sie nicht mehr allein zuhause wohnen können.
WELCHE MÖGLICHKEITEN HABE ICH, MEINE
MITBEWOHNER KENNEN ZU LERNEN?
Sie treffen die Mitbewohner Ihres Wohnbereiches
täglich bei den Mahlzeiten im Aufenthaltsraum.
Außerdem gibt es Veranstaltungen und Gruppen, die für
alle Bewohner des Hauses stattfinden.
WELCHE GEMEINSCHAFTSANGEBOTE
GIBT ES HIER, WELCHE FESTE WERDEN
GEFEIERT?
GIBT ES EINE KÜCHE, IN DER ICH MIR SELBER
ETWAS ZUBEREITEN KANN?
Nein. Es gibt Verteilerküchen, die nur durch einen
Tresen vom Aufenthaltsraum getrennt sind. Sie können
daher Ihre Wünsche persönlich mit den
Hauswirtschaftskräften besprechen.
GIBT ES EIN KIOSK, CAFETERIA, BIBLIOTHEK
ETC.?
Es gibt eine Bibliothek und einen großen
Gemeinschaftsraum für Veranstaltungen, das so
genannte Kulturcafé.
WELCHE KULTURELLEN VERANSTALTUNGEN
(KINO, THEATER, KONZERT ETC.) FINDEN STATT
UND WIE ERFAHRE ICH DAVON?
Wir verteilen eine Monatszeitung, in der wir Sie über die
Angebote informieren. Diese finden sowohl innerhalb als
auch außerhalb des Hauses statt.
KÖNNEN ANGEHÖRIGE AN DEN ANGEBOTEN
TEILNEHMEN?
Ja.
GIBT ES EINE KAPELLE, IN DER AUCH
GOTTESDIENSTE GEFEIERT WERDEN?
Einmal im Monat findet ein Gottesdienst im Kulturcafé
statt.
WERDEN KONZERTE / KINOS BESUCHT?
Im Rahmen der Freizeitangebote fahren wir manchmal
zum Kirchenkonzert oder zu anderen Veranstaltungen,
die auf Sylt angeboten werden.
WIE WERDEN HIER FESTE (WIE WEIHNACHTEN,
SILVESTER, OSTERN, ETC.) GEFEIERT?
Weihnachten wird gemeinsam im Kulturcafé gefeiert. Zu
allen Festen im Jahr gibt es etwas Besonderes im
Programm, die Räume werden geschmückt und der
Speiseplan bietet festliche Menüs.
WIE UND WO KANN ICH HIER MEINEN
GEBURTSTAG ODER GOLDENE HOCHZEIT
FEIERN?
Zum Beispiel im Café oder im Wohnbereich gemeinsam
mit Ihrer Familie oder den anderen Bewohnern.
WELCHE GEMEINSCHAFTSRÄUME GIBT ES UND
KANN ICH SIE NUTZEN?
Das Kulturcafé wird für Veranstaltungen oder Ihre
persönlichen Feierlichkeiten genutzt. Zusätzlich gibt es
in jedem Wohnbereich einen Gemeinschaftsraum, in
dem man sich zu den Mahlzeiten und auch sonst treffen
kann.
WO KANN ICH WAS FÜR MEINE GESUNDHEIT UND
KÖRPERLICHE FITNESS TUN?
Wir haben Spazierwege im Garten und in direkter
Umgebung, einmal wöchentlich eine Gymnastikrunde im
Haus. Verleih von Fitnessgeräten. Wellnessmassagen,
Schmerzpflaster.
WELCHE GRUPPEN KOMMEN IN DAS HAUS UND
KANN ICH DARAN TEILNEHMEN?
Gesprächskreise für Krebs- und Stomabetroffene sowie
Kreis pflegender Angehöriger. Alle Runden sind offen.
Der Hospizverein und die Johanniter führen hier
Fortbildungen durch, diese sind nicht öffentlich.
GIBT ES BESONDERE ANGEBOTE AM
WOCHENENDE?
Cafénachmittag 1 x monatlich Sonntags. Im Sommer
Ausflüge.
KANN ICH AN GEMEINSCHAFTSANGEBOTEN
TEILNEHMEN, AUCH WENN ICH MICH NICHT MEHR
OHNE HILFE BEWEGEN KANN?
Ja, dabei werden Sie unterstützt.
WERDEN AUCH AUSFLÜGE GEMACHT, URLAUBE
ANGEBOTEN?
Es werden mehrmals im Monat Inselrundfahrten,
Schiffsausflüge, Cafébesuche und ähnliches angeboten.
Urlaubsreisen sind nicht im Programm.
43
AWO Schleswig-Holstein
gGmbH /
Unternehmensbereich Pflege
Die AWO Pflege ist ein Unternehmensbereich der
AWO Schleswig-Holstein gGmbH. Rund 1.400
MitarbeiterInnen pflegen, beraten und begleiten
alte und pflegebedürftige Menschen an mehr als 50
Standorten in Schleswig-Holstein: in ambulanten
Pflegediensten, Servicehäusern und
Hausgemeinschaften, in Einrichtungen der
WOHNpflege mit Angeboten zur Urlaubs-, Tagesund Kurzzeitpflege und dem Sozialruf. Sie helfen
bei den alltäglichen Verrichtungen, unterstützen,
wenn Fähigkeiten eingeschränkt sind, und sorgen
für Selbständigkeit, wo das Leben durch Krankheit
und Alter beeinträchtigt ist. Gemeinsam mit mehr
als 20.000 AWO-Mitgliedern in Schleswig-Holstein
engagieren sie sich für eine sozial gerechte
Gesellschaft.
Impressum
Herausgeber:
AWO WOHNpflege Westerland
Redaktion:
Margrit Haas, Christine Haug-Reyer, Adelgunde
Kleiber-Hornstein, Angelika Kössler, Asta Möhrle,
Silke Renning
Fotos:
Maike Hansen
Konzeption:
Roland Weigel, Konkret Consult Ruhr GmbH,
Gelsenkirchen
Grafik/Design:
FREY PRINT + MEDIA - Attendorn, Paderborn.
Weiterführende Informationen:
http://www.kundeninformation-pflege.de