ossifi zierendes Fibrom des Unterkiefers
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ossifi zierendes Fibrom des Unterkiefers
D. Remmler und S. Pfleqhaar Pf erdeh e i l k u n d e l 1 ( 1 9 9 5 ) 3 ( M a i4 u n i) 1 8 5 - 1 8 8 Zusammenfassung Tl . . .l I,qulnes tuveniles ossifizierendesFibrom des Unterkiefers- Ein Fallbericht D. Remmlerl und S. Pfleghaaf I TierärztlicheKlinik in Appelhülsen 2 Praxisfür Tierpathologie Dr. D. von Bomhard, München Ein \Warmblutfohlen wurde aufgrund einer Umfangsvermehrung rostral des Unterkiefers vorgestellt.Nach chirurgischerEntfernung des Tumors trat innerhalb von vier lVochen ein Rezidiv auf. Aufgrund des klinischen Bildes, der patho-histologischenBefunde, der Lokalisationund desAlters des Tieres wurde die Diagnose,,Equines juveniles ossifizierendes Fibrom des Unrerkiefers" gesrellt.Es handelt sich dabei um einen gutartigen proliferativen Prozeß. Die in F ragekommenden differentialdiagnostischen Erkrankungen werden aufgezeigt.Die Therapie besteht in einer radikalen chirurgischen Entfernung des Tumors, wobei eine vollständige Exstirpation des verändertenGewebeswichtig erscheintum Rezidivezu verhindern. Schlüsselwörter: Fohlen,'Iumor,Unrerkiefer Equine juvenile mandibula ossifring fibroma Anamnese Ein drei Monate altes\üTarmblutfohlenwurde aufgrund einer Umfangsvermehrungventro-rostral des Unterkiefers zur Untersuchungvorgestellt(Abb. l). Angabenüber die bisherigeEntwicklung dieserErkrankung konnten von SeitendesBesitzersnicht gemachtwerden. A ten week-old half breed foalwas presentedar our clinic with a big proliferation rostral of the mandibula. After removing the tumor by surgery,within four weeksthe proliferarion rerurned. The di agnosi s,,E qui nej uveni l e mandi bul a ossi f i ng Fi brom a" w as obtained by age, localization,clinical examinarion and pathohistological results.It seemsto be a benign proliferative process.Other differential diagnosisare listed. The treatmenr is complete surgical removal o[ diseasedtissue to prevenr regrowth. The progno.sesin this caseis rangesberween guarded ro poor. keywords: foal , tumor, mandi bul aFi broma, prol i fer ati on haut war proliferiert mit oberflachlichenUlzerationen,hervorgerufen durch die ständige mechanischeIrritation bei der Kraft- bzw. \Teidefutteraufnahme.Die Incisivi erschienen in den Zahnalveolenfest verankert und in ihrer Entwicklung dem Alter entsprechend. Die Röntgenaufnahme im latero-lateralemStrahlengang (Abb. 2) zeigt eine kompakte, strahlendichteStruktur der Vorwölbung. Der \Weichteilschatten rostral der Umfangsvermehrung ist vergrößert,die Schwellung selbstweist in diesemBezirk Aufhellungsbereiche in dem ansonstenhomogenen Gewebeauf. Ewaige ake Frakturlinien konnten nicht festgestelltwerden. Abb 1: Umfangsvermehrungdes Unterkiefersmit Schleimhautproliferation,-erosion und -ulzeration. Proliferationof the mandibulawith mucosal erosionsand ulcerations Klinik DasFohlenzeigtebei derAllgemeinuntersuchung keineabweichendenBefunde von der Norm. Der Saugakterfolgte ohne Probleme. Die Palpation der Umfangsvermehrungergab eine derbharte Konsistenz,nicht schmerzhaftund nach kaudal klar abgegrenztvom dort unverändertenKiefer. Die SchleimPferdeheilkunde 11 Abb 2: Röntgenaufnahmeim latero-lateralenStrahlengang am Tage der Einlieferung X-ray taken latero-lateralthe first day at the clinic. 185 - EinFallbericht juvenitesossifizierendes FibromdesUnterkiefers Equines Eine durchgefuhrte Blutuntersuchung ergab eine mäßige Erhöhung der alkalischen Phosphatase969 U/l (normal 350 tJll, Krort et al. 193l) sowie des anorganischenPhosphors 9,0 mg/dl (normal I,6-4,0 mg/dl, Krortet al' 1981) Als Verdachtsdiagnoseist ein Osteom in Betracht gezogen des worden. Aufgrund des sehr guten Allgemeinzustandes Entferchirurgische für eine man sich Fohlens entschied nung der Umfangsvermehrung. Die Zubildung wurde in Vollnarkose - soweit es möglich war - entfernt. Schwierigkeitenbereitetedie Exstirpation des tumorösen Gewebesim Bereich der Schneidezahnalveolen. Diese wurden bei dem Eingriff nicht eröffnet. Die Schleimhautmit resorbierbaremNahtmaterial adaptiert.Es kam zur Nahtdehiszenzund zur sekundärenWundheilung. Die Nahrungsaufnahmewar an keinem Tag postoperativ wureingeschränkt.Teile der entnommenenGewebestücke den zur histologischenUntersuchungeingeschickt. Histologie Die Übersichtsaufnahme(Abb. 3) der angefertigtenhistologischen Präparatezeigt ein subepithelialesfibromatöses Gewebemit Ubergangin den fibromatÖses Abb.3: Übersicht: (Pfeil), HE-Färbung Knochen Abb. 4: Ausbildungvon Osteoid und zellreichesfibrösesTumorgewebe,HE-Färbung Developmentof osteoid and cell contarningfibromatictumor. HE-Färbung Knochen, mineralisierter Abb. 5: Ausgereifter intothe bone. tissuewithtransition Survey:fibromatic Gewebemit Übergangin den Knochen (Pfeil). In den Aus(Abb. 4) sieht man zellarmesFibroschnittsvergrößerungen von Osteoid (Pfeil) und mit Ausbildung Stroma matöses Knochenbälkchen, sowiezellreichesTümorgewebemit Bildung von Osteoblastenund Knochentrabekeln.Abbildung 5 zeigr dagegenausgereiftenmineralisiertenKnochen mit einem Osteoblastensaum. 186 bone. Maturedmtneralised Verlauf Vier tWochen post oPerationem konnte ein erneutes Vachstum des Tumors beobachtetwerden. Abbildung 6 zeigt den Zustand drei Monate nach dem operativenEingriff. Die Umfangsvermehrung ist wieder zur vollen ursprünglichenGröße herangewachsen. 11 Pferdeheilkunde D. Remmler und S. Pfleohaar Ostcoid Osteom und Osteoblastom, eine erwas weniger ausscreifte Neoplasie als das Osteom, werden von Misdorp trrrci Van der Heul 1974 als Umfangsvermehrung im Bereich des Unterkiefers beschrieben. Wcirerhin sei auf die chronische Periostitis (Periostitis ossificarrs) bzw auf hochgradige Exostosen (/oest et al. 1970) hingewiesen, die als Folgen rezidivierender Tlaumen entstehen können. IJatlcr et al. (1984) beschreibt dabei zwei Fälle von periostale n Hyperostosen bei Fohlen. In rliesem Zusammenhang ebenfalls erwähnt sei eine überschicßende Kallusbildung nach Frakturen (/oest et ai. reTo). Abb. 6: Rezidiv dreiMonatenachEntfernung desTumors. Regrowth threemonthsaftersurgical removal of thetumor. MonostotischeperiostaleDysostosen(angeboreneembryonul determinierteEntwicklungsstörungen)als herdformige Umfangsvermehrungunter Einbeziehung des Knochens sind bei Fohlen am Unterkiefer beschrieben worden (S chul zetal . 1991). Diagnose Diskussion Aufgrund desklinischenBildes,der patho-histologischen Befunde und der Berücksichtigung des Alters des Patienten wurde die Diagnosein das Krankheitsbilddesequinenjuvenilen ossifizierenden Fibromseingeordnet(Morseet al. 1988; Knottenbehet al. 1994; Pool 1990; Richardson er al. 1991). Die bei diesem Patientendurchgeführte operative Entfernung des Tümors erwiessich als ungenügend.Ein erneuter chirurgischerEingriff müßte die totale rostrale Mandibulektomie (Morseet al. 1988; Richardsonet al. I99l; Lepage und Dauis 1992) beinhalten. Die Autoren berichten über sechsFalle des equinen juvenilen ossifizierendenFibroms, Differentialdiagnose die chirurgischversorgtwurden. Bei drei Patiententrat postoperativ ein Rezidiv ein, nach erneuter Operation nur Differentialdiagnostisch kommen eine Reihe von proliferanoch bei einem Pferd. tiven Veränderungenim BereichdesUnterkiefersin Frage. In dem hier vorgestelltenFall ist aufgrund der Nähe des Da wäre an erster Stelle das besondershäufig an KieferTümors zu den Schneidezahnalveälen die Prognosehinund Schadelknochenvorkommende Osteosarkom( Thorp sichtlich der vollständigenHeilung bzw. des weiteren Geet al. 1933, Liueseyet al. 1986, Dahme et al. 1983, Joestet brauchsdes Pferdesals sehr vorsichtig bis schlechtzu stelal. 1985) zu nennen, gekennzeichnetdurch raschesexploIen. Grundsätzlichist die Prognosefür dieseArt von juvesionsartigesinfiltratives \Wachstummit gewebeserstörender nilen Tümoren nach den Erfahrungen von Morse et al. (1988) und Richardson Tendenz. et al. (1991) eher positiv zu sehen, Das Fibrom bzw. Fibrosarkom,ein von BarbereraL (1983) eine totale ExstirpationdesTumors gelingt. vorausgesetzt in zwei Fallen beschriebener, schnell und destruktiv wachZusammenfassend kann man sagen,daß die Therapie in jesenderTumor am Unterkiefer. dem Fall in einer chirurgischenEntfernung, z.T. auch in eiDas Adamantinom oder Ameloblastom (Dahme et al. ner mehrmaligenEntfernung des Tümors besteht und die 1983, Frenchet aI.1984, Summerset al. 1979 und HanseletwaigePrognoseabhängigvon der Lokalisationzu machen ha er al. 1974) ist ein ebenfallszum Teil infiltrativ-destrukist. tiv wachsenderTümor mit Ursprung aus dem Schmelzepithel des Zahnkeimes. Er ist haufig im Bereich der Schneidezähne mit Dislokation selbigerzu finden. Das Odontom zeigt sich als eine gutartige Geschwulst,die von der gesamtenZahnanlaeeausgeht.Häufig sind SchneiLiteratur de- und BackenzahnebetrofFen.Auftreibungen im Bereich Bader. R., Piacenza, C. und Wolfers,H. (1984): Periostale Hyperostose der Alveolen und \Tucherungenin die Maulhöhle sind die des Unterkiefersbei zwei Fohlen. Berl. Mtinch. Tierarztl. \ü?'schr., 97, FolgenQoestetal.I 970). 77-80 Zystische Zahninclusionen von Taubenei bis Faustgröße Barber, 5.M., Clark, E G. und Fretz, P.B. (1983J: Fibroblastic tumor of the premaxilla in two horses.JAVMA, 182,700-702 kommen als Retentionszystenbzw. follikulare Zysten vor Dahme, E und Weis, E. (1983): Grundriß der speziellenpathologischen (Joestetal. 1970). Anatomie der Haustiere. Enke-Yerlag, 3. Aufl., I37 und 295-299 Das Osteom (Mansmannet al.l992, Joestet al. 1970; Pool French, D.A., Fretz, P.8., Dauis, G.D., Holmberg, D.L. und Doige, C. 1990) ist ein haufig am Kopf vorkommender, gutartiger, (1984): Mandibular adamantinoms in a horse. Vet. Surgery, 13, 165-17r direkt ausdem KnochengewebehervorgehenderTümor. Pferdeheilkunde I1 187 Equines juveniles ossifizierendes Ftbrom des l,.Jnterkiefers- Ein Failbericht Hansclka, D.V., Roberts,R.E und Thompson, R.B. (1974): Adamanünoma of the equine mandible. Equine practice,Feb. 1974, 157-160 Joest,E. (1970): Handbuch der speziellenparhologischenAnatomie der Haustiere.PareyVerlag, Bd. V, 175-l83 und 299-304 Joest,E. (1985): Handbuch der speziellenpathologischenAnatomie der Haustiere.PareyVerlag, Bd. IV, 268-269 und 494-517 Knottenbelt, D. und Pascoe,R. (1994): Diseasesand disorders of the hors e.M o s b y - Y e a r - B o o kLo , n d o n , 1 . Au fl., 2 8 u n d l7 8 Lepage,O.M und Dauis, D.M (19.92): Fibrome ossifiant mandibulaire ju'errile du cheval: Diagnostic et rrairemenr. Pratique vere'inaire Equine, 24, 209-212 Liuesey,M.A. und Wilhie, I.W. (1986): Focal and multifocal osteosarcoma in two foals.Equine vet. J. 18,407-410 Mansmann, R.A., McAllister, E.S. und Pratt, P.W. (1982): In: Equine medicine and surgery,3 Band, Vol. 2, Amer. Vet. 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A s s o c . ,3 7, 1 1 8 Dr. D. Remmler Dt D. Remmler Tierärztliche Klinik Werhe 3 4 B3 0 1 Nottu ln-App elh ülsen Am Siepenbach3 49152 Bad Essen Dr. S. Pfleghaar Praxisfiir Tierpathologie Dr. D. uon Bomhard PostJach210502 80675 München Kurzreferat Hämaturie,Pigmenturieund Proteinuriebei Pferdenunrer Belastung Haematuria, pigmenturia and proteinuria in exercising horses H.C. Scott,D.R. Hodgsonund W.M. Bo/y (t994) EquineVet.J. 27,67-72 Bei 8 Stuten wurden während des Trainings Urinproben bezüglich roter Blutkörperchen,Pigmenten (Hämoglobin und Myoglobin) und Proteingehalr untersuchr, um die Auswirkungen der korperlichen Belastung auf die Harnproduktion zu erforschen. Dabei wurden die Pferde auf einem Laufband bei 3 verschiede- 188 nen Geschwindigkeitengeresret,die jeweils individuell 40, 60 und 95o/oder maximalen Sauerstoffaufnahme(VO,max) der Tiere entsprachen.Hierbei konnte bei allen Pferden eine starke Hämaturie und Pigmenturiebei den 2 höheren Laufgeschwindigkeiten beobachtet werden, während nur 1 Stute bei 40o/o des (VOrmax) dieseUrinprodukte aufwies.Die anderenPferdeließen erst nach der Urinzentrifugation und anschließenderAnalyse der Fraktionen einen Anstieg der Erythrozyten und Pigmente im Urin erkennen. Dieses unregelmäßige Auftreten von starker Hämaturie und Pigmenturie beim niedrigsten Trainingstempo könnte in Beziehungstehenzum ebenfallsansteigendenUrinfluß bei dieser Geschwindigkeit. Eine signifikant sreigende Menge produzierten Harns nach 60 und 95 7o des (VOrmax) resultierte in einer erhöhten Hämarurie und Pigmenrurie, auch blieb die nach Zentrifugation und Sedimentsanalyse des Urins gefundene hohe Anzahl rorer Blurkörperchen und Pigmente noch 60 Min. nach der Belastungerhöht. Der durchschnitrliche Proteingehalt im ausgeschiedenenHarn stiegvon einem Ruhewert von 2,2 mg/min auf 5,6 bzw. I4,5 und 78,4 mglmin an, nachdem die Pferde bei oben genannten Geschwindigkeitenliefen. Diese Ergebnissedemonstrieren,daß belastungsinduzierteHämaturie, Pigmenturie und Proteinurie bei Pfbrden gewöhnlich nach dem Training vorkommen. Ihr Auftreten ist permanent und scheint nicht mit irgendeinerNierenfunktionsstörungin Zusammenhangzu stehen. Beim Menschenwird dasAuftreten von Erythrozyten,Pigmenten und Eiweiß im Harn als ,,Athleten-Pseudonephritis" bezeichnet, da dieseVeränderungenim Urin normalerweisebei Nephritis gegeben sind, jedoch nach starker Belastungnichr als pathologisch zu werten sind. Um die Urinfunktion beim Pferd zu resren,wurde mit den 8 Stuten ein Laufbandtrainingdurchgeftihrt, wobei ersr I Monat lang täglich 20 Minuren gearbeiterwurde und bei jedem Tier der individuelle mittlere und maximale Sauerstoffverbrauch aufgezeichnet wurde. Im eigentlichenVersuch rnußre jedesPferd bei seiner individuellen Geschwindigkeitgearbeitetwerden, bei der jeweils 40, 60 und 95 o/o der maximalen Sauerstoffaufnahmeals Krirerium galten.\üTeiterhinwurden ein Venenkatheterund ein Urinkatheter pro Tier gelegt (modifizierter Foley-Katheter),bevor die Pferdeauf das Laufband kamen. Die ErgebnissedieserStudie zeigen,daß bei Belastungalle Pferde Hämaturie, Pigmenturieund ProteinurieauÄviesen, wobei die Urinveränderungen mit steigenderBelastungzunahmen.\Währendder 2 höherenTempi sank die GesamtmengeUrinfluß ab, erschienjedoch nach der Arbeit wieder vermehrt.Auch der normalerweisealkalischeph-wert des urins schwankteje nach Belastungsintensität zwischen8,4 und 7,0. Vor allem nach clemTraining zeigtesich eine starkeProteinurievon z.T. über 20gldl. Dies könnte auf Veränderungen des glomerulärenKapillardruckund Ultrafiltrationskoeffizienten (bzw. die erhöhre Permeabilirätder glomerulärenBarriere) zurückzuführen sein. Auch eine verminderte tubuläre Proteinrückresorptionkönnte die Ursacheder Urinveränderungensein, so daß von tubulärerProteinuriegesprochen werdenkann. Die hauptsächliche Schlußfolgerung, die aus dieserStudie gezogen werdenkann, ist die Tatsache,daß manchenach Belastunggenommenen ,,abnormen"Urinproben in bezug auf Gehalt an Erythrozyten,Pigmentenund Proteinenim Sedimentvöllig dem normalen Zustandbeim Pferd nachansrrengender Arbeit entsprechen. Pferdeheilkunde 11