Von Kopf Bis fuss - Motorradstraße Deutschland

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Von Kopf Bis fuss - Motorradstraße Deutschland
Von Kopf
Bis
FuSS
Eine Produktionserfahrung mit dem
Reiseveranstalter
Mottouren
text & Fotos:
Jürgen „Juri“ Grieschat
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Es gibt nur noch wenige Orte, an denen in Deutschland Motorräder und
Zubehör hergestellt werden. Ein Besuch ist immer eine Reise wert!
Wir hätten zu Fuß gehen können, denn unser Ziel ist von unserem Hotel aus nahezu
fußläufig. Doch an diesen Ort wollen wir
unbedingt mit unseren Motorrädern anreisen. Kurz vor 9.00 Uhr parken wir also
die Motorräder unweit des Werktors vom
BMW Motorradwerk in Berlin Spandau
und harren der Dinge, die da auf uns zukommen.
Auf einer Reise durch Deutschlands Osten wollen wir uns drei Produktionsorte
ansehen, die mit Motorrädern und Zubehör Made in Germany zu tun haben: die
Herstellung von BMW-Motorrädern in
Berlin-Spandau, die Produktion von Motorradhelmen bei Schuberth in Magdeburg/Sachsen-Anhalt und das „Backen“
von Reifen in Heidenau in Sachsen. Dazu
noch das Motorradmuseum in Zschopau,
das Uhrenmuseum in Glashütte und einige weitere interessante Orte, die etwas
mit Motorrädern, zumindest im weiteren
Sinne mit Technik zu tun haben. Und das
Ganze eingebettet in eine eindrucksvolle
Fahrt durch die östlichen Bundesländer
mit dem Wendepunkt Sächsische Schweiz,
erneut auf interessanten Straßen, wieder
einmal quer zu sonst üblichen Wegen.
Tiefflug - Abflug
Am Tag vorher waren wir morgens in
Hamburg gestartet. Natürlich zog es sich
eine Weile hin, bis wir das Stadtgebiet verlassen hatten. Ortschaften und diverse runde Schilder regelten noch eine Zeitlang unsere Geschwindigkeit deutlich nach unten.
Aber spätestens hinter Lauenburg begann
es wieder Spaß zu machen. Die dann folgende B195 zwischen Boizenburg und Dömitz
ist eine der schönsten Motorradstrecken in
dieser Gegend. Für einige aber mit fatalen
Folgen. Farbige Rollstühle und Helme an
der Strecke weisen darauf hin. Ein Zwischenstopp in Kaarßen im Motorradtreff
„Bei TANIA“ nimmt Geschwindigkeit raus
und bringt einen guten Kaffee in den Bauch.
Danach Mut zur Lücke. Vorbei an der „Dorfrepublik Rüterberg“, der Festung in Dömitz
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und der Burg Lenzen stoppen wir erst wieder in Wittenberge am Uhrenturm des ehemaligen Nähmaschinenwerkes Singer/Veritas. Die Errichtung von Wasserbehältern für
die Versorgung der Nähmaschinenfabrik
mit Brauchwasser und für den Feuerschutz
war 1928 Anlass für den Bau des Uhrenturmes. Expressionismus und die Neue
Sachlichkeit beeinflussten seine architektonischen Formen. Der gelb verputzte
Turm ist die größte freistehende Turmuhr
auf dem europäischen Festland. In dieser
Nähmaschinenfabrik wurden bis Mai 1945
die „Singer“-Nähmaschinen hergestellt.
Während der DDR-Zeit hießen die Nähmaschinen dann „VERITAS“ und „Naumann“.
Das VEB Nähmaschinenwerkes Wittenberge entwickelte sich zur modernsten
Nähmaschinenfabrik der Welt, die bis zu
ihrer Liquidation 1992 existierte. Industrieruinen zeigen heute noch den gewaltigen
Einbruch, den der Industriesektor in Wittenberge nach der Wende erlebte.
Einen gewaltigen Einbruch erlebte die Region auch mit dem Hochwasser der Elbe
Anfang Juni 2013. Spuren davon sind in der
Brandenburgischen Elbaue immer noch zu
sehen.
Wir werden schon erwartet. Freunde aus
anderen Teilen der Republik, die mit uns
die Tour fahren wollten, halten schon nach
uns Ausschau. Nach einem kleinen Imbiss und ein paar Fotos cruisen wir weiter durch das Havelländische Luch nach
Berlin, allerdings nicht ohne in Ribbeck
unweit des Birnbaums eine Kaffeepause
einzulegen. Den Abend beschließen wir
bei leckerem Essen und mehreren guten
Bieren im Spandauer Brauhaus.
Rühstädt mit seinen zahlreichen Storchennestern und das sehenswerte Havelberg
mit seinem eindrucksvollen romanischen
Dom interessieren uns dieses Mal eher
am Rande, denn wir sind mehr auf Technik aus. Also schlängeln wir uns durch das
Rhinluch zum Stöllner Flugplatz am Gollenberg. Hier startete Otto Lilienthal ab
Ostern 1894 regelmäßig mit seinen Erprobungsflügen, bis er dort am 9. August 1896
endgültig abstürzte. Aber auch danach
blieb der Gollenberg ein beliebter Ausgangspunkt für Segel- und Motorflieger.
Spannendes in Spandau
Nun stehen wir also vor dem Tor des BMW
Motorradwerks. Andreas, der für die Besuche im Werk zuständig ist, kommt selbst,
um uns abzuholen. Vordergründig, denn
er will auch sehen, womit ich dieses Mal da
bin. Klar interessiert ihn das. Hatte ich beim
letzten Mal noch eine Tiger vor die Höhle
des Löwen geführt, bin ich dieses Mal „standesgemäß“ mit einer 800 GS unterwegs,
allerdings in einer von Touratech deutlich
modifizierten Version. Am Werkschutz vorbei ist es nur ein kurzer Weg zum Besucherzentrum. Ein Kaffee zur Begrüßung, dann
gibt es einen einführenden Vortrag und ein
paar Anweisungen für den folgenden Rundgang: Keine Fotos unterwegs, die gelbe Linie nicht überschreiten und nichts anfassen.
Na gut, es gibt ja noch mehr Möglichkeiten,
Eindrücke aufzunehmen.
Noch einmal wurde dieser Ort weltweit
bekannt, als dort im Oktober 1989 der Pilot Heinz-Dieter Kallbach mit der ersten
geplanten Landung einer IL 62 auf einer
weniger als 900 m langen Graspiste landete. In dem Langstreckenjet der ehemaligen
DDR Fluglinie Interflug „Lady Agnes“, so
nach Lilienthals Ehefrau genannt, kann
man heute einen Film über die spektakuläre Landung und eine Ausstellung über
Otto Lilienthal sehen.
Wie im Münchener Stammwerk begann
auch hier die BMW AG mit dem Bau von
Flugmotoren, unter anderem für die legendäre Ju 52. Ab 1949 wurden die ersten
Teile für die damals in München ansässige
Motorradfertigung produziert. Nach und
nach kam dann die Motorradfertigung
vollständig nach Berlin. 1958 wurde der
Rahmenbau in Betrieb genommen und
1967 die Motorradmontage eingeweiht.
Als erstes BMW Motorrad aus Berlin roll-
te eine BMW R 60/2 vom Band. Seit 1969
wurde das Werk Berlin endgültig zum
Motorradwerk, weltweit der einzigen Produktionsstätte für BMW Motorräder und
BMW Maxi-Scooter.
Es ist schon beeindruckend, was wir da
zu sehen bekommen, einschließlich des
abschließenden Testlaufs. Fragen können
gestellt werden und sie werden auch alle,
na ja, fast alle, beantwortet. Ein kleiner
Schwatz hinterher, dann sammeln wir unser Sachen inklusive der Kameras und Mobiltelefone (mit Kameras) ein und werden
noch zum Tor begleitet und verabschiedet.
Dort wartet dann schon eine weitere Besuchergruppe auf ihren Rundgang im BMW
Werk. Noch ein Gruppenfoto vor dem Tor,
dann schwingen wir uns wieder auf die
Motorräder.Berlin verlassen wir durch den
Grunewald nach Südwesten. Da es inzwischen Mittag geworden ist, bietet sich eine
Pause an der Spinnerbrücke an, dem Berliner Motorradtreff an. Erstaunlich, es ist
Montagmittag und der Laden ist voll. Im
Nu haben wir unser Essen, Preis - Leistung
stimmt, noch eine Kaffee hinterher, dann
fahren wir weiter. An den Gesprächsfetzen,
die zu uns herüberwehen, wird uns schnell
klar, dass dieser Ort trägt nicht zu Unrecht
seinen Namen bekommen hat.
Durch Potsdam, das alleine einen Besuch
wert ist, und das Obstanbaugebiet um
Werder gelangen wir zum Otto Lilienthal-Denkmal auf dem Windmühlenberg
zwischen Krielow und Derwitz. Es erinnert an den Flugpionier, der auf dem
Windmühlenberg seine ersten Gleitflüge
unternahm. Hier, in Sichtweite der B1, erhob sich Otto Lilienthal in einem Gestell
aus Weidenruten und gelacktem Baumwollstoff erstmals in die Lüfte und erreichte Gleitflugstrecken von 25 Metern.
Nähe zum Domplatz und zum Landtag war
der Bau nicht unumstritten. Es ist das letzte
Projekt, an dem Hundertwasser vor seinem
Tod gearbeitet hat: „Die Natur kennt keine
geraden Linien oder rechte Winkel.“ Goldene Kugeln auf den Türmen, „tanzende Fenster“, Blumenwiesen auf den Dächern sollen
inspirieren und „Melodien für die Füße“
sollen die Besucher beschwingt durch die
Innenhöfe tragen. Wir beschließen den
Abend aber auf geradem Terrain mit einem
kühlen Bier und leckerem Essen.
Fahrt entlang der B1 nach Brandenburg:
Trabbis, Verfall und neuer Anfang, alte
Versprechen und begrenztes Abenteuer,
Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, GraffitiFrust und Havelidylle. Theodor Fontanes
Wanderungen durch die Mark Brandenburg kommen in Erinnerung.
Mehr als nur Klapphelme
Am nächsten Morgen fahren wir – zum
Glück – gegen den Verkehrsstrom zu unserer Betriebserkundung zu Schuberth.
Robert Lehmann aus dem Marketingbereich nimmt uns in Empfang und führt
uns zusammen mit dem Product Manager
Thomas Schulz durch die Anlage.
Entlang der B1
Ein kurzes Stück weiter erreichen wir die B1
und fahren über die Königsstraße Richtung
Potsdam. Einen Stopp legen wir aber ein, als
wir die Glienicker Brücke erreichen.
Ein kleiner Abstecher bringt uns zum Wasserstraßenkreuz Magdeburg. Sein Mittelpunkt ist die Kanalbrücke Magdeburg, die
als Trogbrücke den Mittellandkanal über
die Elbe hinweg führt und im Elbe-HavelKanal fortgesetzt wird. Bis zur Eröffnung
der Kanalbrücke und der Schleuse im Oktober 2003 mussten die Schiffe, die vom
Mittellandkanal zum Elbe-Havel-Kanal
oder umgekehrt wollten, einen 12 km langen Umweg über die Schleuse Rothensee,
die Elbe und die Schleuse Niegripp in Kauf
nehmen. Die Planungen für das Wasserstraßenkreuzes gehen auf den Anfang des
20. Jhdts. zurück. Widerlager, Pfeilergründungen und vier Bögen der Kanalbrücke waren 1942 bereits weitgehend fertig
gestellt, als kriegsbedingt ein Baustopp
erfolgte. Die DDR hatte kein großes Interesse an einer Ost-West-Verbindung und
die Kosten wären für ihren Staatshaushalt
viel zu hoch gewesen. Kurz nach der Wende war ich noch auf meiner ersten Elbtour
mit meiner GS um die Brückenwiderlager
herumgecrosst, die über 60 Jahre an beiden
Ufern des Flusses standen.
Hier wurden zu Zeiten des Kalten Krieges die Agenten ausgetauscht. Kulisse
für spannende Spionagefilme. Die alten
Grenzgebäude sind mittlerweile ganz verschwunden. Unter uns zieht ein Ausflugsdampfer seine Bahn.
An diesem Abend übernachten wir in
Sachsen-Anhalts Hauptstadt Magdeburg
im Hundertwasser-Haus, völlig konträr zu
aller klaren Technik. Die „Grüne Zitadelle“
ist ein Wohn- und Geschäftshaus, das 2005
fertiggestellt wurde. Durch die unmittelbare
Die Firma Schuberth GmbH, 1922 in
Braunschweig als Familienunternehmen
gegründet, stellt Kopfschutzsysteme her.
Helme würden wir vereinfacht sagen. Aber
es sind nicht nur Motorradhelme, die unter eigenem Label laufen, auch für die Scuderia Ferrari und andere wird produziert.
Seit den 1940er Jahren werden auch Helme
entwickelt und angefertigt, die bei Polizei,
Militär, Feuerwehr und im Bereich Arbeitsschutz Anwendung finden. Es werden
Schutzhelme aus Kunststoff und Textilgewebe für alle Einsatzgebiete hergestellt.
Unter dem Slogan „Perfektion ist Kopfsache“, so Robert Lehmann, ist Schuberth
auch Ausrüster der Formel 1 Fahrer Nico
Rosberg, Fernando Alonso, Nico Hülkenberg und Jules Bianchi.
Für die Entwicklung hat Schuberth als einziger Helmhersteller weltweit ein eigenes
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Forschungszentrum errichtet, mit einem
Aerokustikkanal, in dem Helme auf ihre
Aerodynamik sowie „Lautstärke“ überprüft werden. Dieser befindet sich noch
am alten Standort in Braunschweig. Das
Vorzeigeprodukt ist der Motorradhelm C3
Pro, der auch als Women Version produziert wird. Mit einem Preis ab rund 600
Euro ist er der Premiumklasse zuzuordnen. Er ist mit 84 Dezibel bei 100 Stun-
denkilometern einer der leisesten Helme
überhaupt. Beim Rundgang wird uns
spätestens klar, warum bei solch hohem
Anteil von Handarbeit ein guter Helm,
insbesondere auch ein Klapphelm, seinen
Preis haben muss. Heute hat Schuberth in
Deutschland einen Marktanteil von knapp
20 Prozent und bei Klapphelmen sogar von
etwa 80 Prozent. Das Unternehmen gehört
neben Shoei und Arai zu den führenden
Marken in Deutschland, wobei Schuberth
in der Premiumklasse ab 500 Euro mit Abstand den höchsten Marktanteil hat. „Auch
Kunststoffe altern“, so Thomas Schulz,
„deswegen, so schmerzhaft es für den einen oder anderen auch finanziell sein mag,
nach fünf bis sieben Jahren sollte ein Helm
ersetzt werden. Nicht den Kopf riskieren,
das ist schmerzhafter.“
In verschiedenen Bereichen gehört Schuberth zu den Vorreitern der Brache:
bei den Klapphelmen, der integrierten
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Sonnenblende, auch das SRC-System™ Schuberth Rider Communication System
als Ergebnis einer Kooperation mit Cardo, dem marktführenden Hersteller von
Bluetooth®-gestützten Kommunikationssystemen gehört dazu.
Nach so vielen technischen Eindrücken
wird es wieder Zeit, dass wir die Straße sehen: Hit the road, Jack. Abseits der großen
Straßen schlängeln wir uns wieder durch
Gebiete und Orte, den meisten von uns
unbekannt sind: Biosphärenreservat Mittelelbe, Oranienbaum, Dübener Heide,
Gneisenaustadt Schildau, Meißen mit der
Porzellanmanufaktur. Alle diese Orte und
Landschaften haben viel mit deutscher Geschichte zu tun und sind sicher einen eigenen Besuch wert. Dann Dresden. Als wir
dort auf einen Kaffee stoppen, stellt sich
heraus, dass viele von uns dort noch nie
gewesen waren! Also parken wir die Motorräder und machen einen kurzen Rundgang, um zumindest Ortsbezeichnungen
mit einem Bild zu verbinden. Das sollte
doch noch mal in absehbarer Zukunft ausführlicher wiederholt werden. Dann über
das „Blaue Wunder“ hinaus aus der Stadt
und zum Abschluss noch ein paar wunderschöne Kurven auf dem Weg zur Burg
Hohnstein. Dort beziehen wir dann, später
als geplant, unser Quartier für die nächsten Tage.
Begegnungen im Elbsandsteingebirge
Die Burg Hohnstein thront als Wahrzeichen über der gleichnamigen Kleinstadt.
Im Mittelalter errichtet, diente sie verschiedenen sächsischen Adligen als Jagdsitz. Ab 1925 wurde die Burg zur Jugendherberge und galt als schönste und größte
in Deutschland. Nach der Burg Hohnstein
ist auch die Puppenbühne Hohnsteiner
Kasper benannt. Auf lebte die Spielgruppe
zeitweise ab 1928 lebten und dort präsentierten sie auch ihre ersten Aufführungen.
1933 mussten die Puppenspieler die Burg
verlassen und die Jugendherberge wurde
geschlossen.
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde sie nun als Konzentrationslager für so genannte „Schutzhäftlinge“ verwendet. Etwa 5.600 politische
Gefangene waren hier untergebracht. Im
Zweiten Weltkrieg wurde die Burg Kriegsgefangenenlager, danach Zufluchtsort für
Flüchtlinge. Später wurde sie wieder Jugendherberge, die größte der DDR. Gegen
Ende der SED-Herrschaft war geplant, gut
900 „Wir sind das Volk“-Aktivisten hier
zu internieren. Der Zugang zur Burg ist
nur über den Marktplatz von Hohnstein
möglich. Wir lassen es uns natürlich
nicht nehmen, mit den Motorrädern über
die großen Sandsteinplatten bis oben auf
den Burghof zu fahren. Dort werden wir
schon von Josi und dem „Burgherrn“ Steffen Kunzelmann erwartet und freudig begrüßt. Nach einem „Stiefelbier“ beziehen
wir unsere Zimmer und gehen dann zum
Abendessen.
Als Überraschungsgast stößt Bernd Arnold
zu uns, ich von gemeinsamen Veranstaltungen in Hamburg kenne. Er ist einer der
bekanntesten Bergsteiger Deutschlands
und wurde durch eine Vielzahl schwieriger Erstbegehungen von Kletterwegen in
der Sächsischen Schweiz bekannt. Eine Besonderheit von ihm ist, dass er fast immer
barfuß klettert. Auch einige der schwierigsten Routen hat er ohne Kletterschuhe
begangen. Zum Besuch bei uns hat er aber
Schuhe an. Und die nutzt er auch, als wir
ihn noch zu einem abendlichen Rundgang
mit uns durch seinen Heimatort überreden
können.
Gleich nach dem Frühstück fahren wir zur
Bastei. Nach der Kurvenfahrt von Burg
Hohnstein hinunter und auf der anderen
Seite zügig hinauf sind alle wach. Früh zur
Bastei zu fahren, geht gerade noch, denn
wenn die Busse alle kommen, ist auf der
Aussichtsplattform über der Elbe großes
Gedrängel angesagt.
Wir blicken hinunter auf die Elbe, auf das
großartige Panorama, das sich uns bietet
und auf die Felsen nebenan – mit Glück
sind da auch schon Kletterer im Gange.
Weiter geht es hinunter nach Bad Schandau,
das rechts der Elbe direkt im Elbsandsteingebirge liegt. Bei Schmilka und Hřensko/
Herrnkretschen überqueren wir dann die
Grenze nach Tschechien. Hier ist es zunächst voll, ein Stau, verursacht durch Einkaufstourismus. Bloß schnell weiter!
Aus einer mächtigen Sandsteinplatte und
durch vulkanische Tätigkeit entstand
hier eine Fülle von eindrucksvollen Felsformationen. Auf kleinen Straßen geht
es ausgesprochen kurvenreich um die
mit dichtem Wald bedeckten Felsen der
„Böhmisch-Sächsischen Schweiz“ herum.
Wir toben uns in einem Gebiet aus, das
für europäische Verhältnisse eher spärlich besiedelt ist und passieren eine Reihe
von interessanten Naturdenkmälern wie
das Prebischtor, das größte dieser Art in
Europa und den Zlatý vrch, auf Deutsch
Goldberg, der als Steinbruch diente. Seine
Basaltsäulen wurden bis in den Hamburger Hafen geliefert. Die wohl beeindruckendste Basaltformation ist die Teufelsorgel bei Panská skála.
Auf kleinen Straßen schlängeln wir uns
am Fluss Polzen entlang nach Nordwesten.
Die Ploučnice gehört eher zu den kleineren Flüssen der Region, aber auch zu den
interessantesten. Er ist nicht nur bei Wassersportlern beliebt und bei denen, die sich
für die Geschichte technischer Errungenschaften interessieren, auch die Fahrt auf
der 626 durch die Polzener Schlucht macht
Spaß.
Decin/Tetschen gilt als Einfallstor nach
Böhmen, mit einem imposanten Schloss
am rechten Ufer und der Schäferwand,
einem hohen Felsen, am linken Ufer der
Elbe, die hier noch Labe heißt.
Wir folgen der Elbe stromabwärts auf der
alten „Salzstraße“, über die damals Böhmen mit Salz versorgt wurde. Es geht wieder der deutschen Grenze entgegen. Schon
bald gelangen wir in einen der größten
Canyons Europas. Gut 15 Kilometer lang
ist diese Schlucht. Zu beiden Seiten des
Flusses steigen Felswände bis 300 m steil
nach oben. Durch diese zerklüftete Landschaft windet sich die Elbe von Südosten
nach Nordwesten. Bei Schmilka überqueren wir dann die Grenze nach Deutschland. Wir sehen wieder die Tafelberge aus
Sandstein, die hier nicht Berge, sondern
Steine genannt werden: den Lilienstein,
die Affensteine, die Schrammsteine oder
auch den Königstein, der die größte Festung Deutschlands trägt. Bald danach sind
wieder an unserer Übernachtungsburg, auf
dem Hohnstein.
Betriebserkundung Reifen Heidenau
Um 9:30 Uhr sind wir in Heidenau verabredet. Also noch einmal die Serpentinen
von Hohnstein runter und auf der anderen Seite wieder hoch. Das geht schon
sichtlich besser als am Vortag. Über Dorf
Wehlen und Mockethal erreichen wir Pirna, blicken auf die über der Elbe liegende
ehemalige Festung Schloss Sonnenstein.
Dort wurden zwischen 1940 und 1941
unter dem beschönenden Namen „Euthanasie“ fast 14.000 Menschen durch Nationalsozialisten umgebracht. Die Gedenkstätte Pirna Sonnenstein erinnert daran.
Eine kurze Strecke weiter erreichen wir in
Heidenau die Einfahrt zum Reifenwerk.
Die Pförtnerbude ist unbesetzt, wir rollen
weiter zu Eingang. Während wir einparken, kommen schon Pierre Schäffer, der
den Vertrieb leitet und Thomas Schönherr
heraus, um uns zu begrüßen. Wir kennen
uns schon seit Jahren und so war es auch
kein Problem, einen Besuchstermin zu
verabreden. Thomas ist für Marketing im
Unternehmen zuständig und wird uns mit
Bei Ceska Lipa im Tal zwischen Svitava
und Velenice befinden sich einige beeindruckende Höhlen. Was dort in den Sandstein gehauen wurde, diente früher dem
Abbau von Sand für das Schleifen in einer
Spiegelfabrik und beim Glashandwerk.
Die größte dieser Höhlen beherbergt heute eine „Gaststätte für Motorradfahrer“, die
Bikerhöhle. Das ganze Jahr herrschen hier
kühle 12° C. Das Besondere daran ist, dass
man mit seinem Motorrad direkt in die
Höhle an den Tresen fahren kann – wenn
man das denn haben muss.
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einem weiteren Kollegen einen Einblick in
die Reifenproduktion ermöglichen.
„rund, schwarz und das Profil außen ist
nicht alles.“
Ursprünglich stellte das 1946 gegründete Unternehmen Gummiformartikel her.
Dann wurden PKW-Reifen der Marke
HEIDENAU und Fahrradreifen gefertigt.
1969 wurde das Reifenwerk Heidenau in
das VEB „Pneumant“ Kombinat eingegliedert, das die gesamte ostdeutsche Reifenindustrie vereinigte. Bis 1994 wurden dann
im Reifenwerk Heidenau alle Moped- und
Motorradreifen der Marke Pneumant gefertigt.
Nachdem wir gesehen haben, wie Reifen
„gebacken“ werden und wie das riecht,
fahren wir wieder abseits der großen
Straßen durch den westlichen Teil des
Elbsandsteingebirges und den östlichen
Teil des Erzgebirges. Dabei passieren wir
Schloss Weesenstein, das sich auf einem
Felsvorsprung über dem Tal der Müglitz
erhebt. Während des Zweiten Weltkrieges
war das Schloss ein Depot für etwa zahlreiche Kunstschätze der Dresdner Museen, da
es auch Sitz des „Sonderbeauftragten des
Führers“ für das „Führermuseum“ in Linz
war. Schließlich erreichen wir Seiffen, wo
wir eine ungewöhnliche Motorradmanufaktur besuchen.
achteckigen Grundriss prägt das Ortsbild des ehemaligen Bergbaudorfes. Mit
dem Niedergang des Bergbaus zwang die
wirtschaftliche Not die Bergleute, sich der
Holzbearbeitung zuzuwenden. Holzspielzeug wurde ein neuer Gewerbezweig.
Seiffen ist das Zentrum der erzgebirgischen
Holzschnitzkunst. Die Kirche mit ihrem
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurden zunehmend miniaturisierte Figuren,
Nach der Wende entstand 1994 die Reifenwerk Heidenau GmbH & Co. KG mit
Produktionsschwerpunkt Zweirad-, Kartund Spezialbereifung. „Höchste Qualität
und Flexibilität ist unser Firmenprinzip“,
erläutert Thomas, „wir verfolgen sehr aufmerksam Veränderungen am Markt und
können auch zügig auf neue Trends reagieren.“ Dennoch werden auch traditionelle
Kunden bedient und so wird weiterhin die
Originalbereifung für Trabbis, Barkas und
Multicar hergestellt. „Flexibilität wird bei
uns groß geschrieben“, so Thomas, „dadurch können wir auch schnell auf spezifische Anforderungen eingehen, individueller Lösungen erarbeiten und auch kleine
Losgrößen fertigen.“ Gestartet mit 35 Produkten im Jahre 1993 wird heute ein Sortiment von 550 Reifenausführungen für
unterschiedlichste Anwendungsbereiche
angeboten. Dafür steht auch die Entwicklung des K60 Scout als Allround-Reifen
für Großenduros, der in Sachen Nasshaftung und Kurvenstabilität eine Verbesserung der Fahreigenschaften ermöglicht.
Das kann ich aus eigener Erfahrung nur
bestätigen, bin ich doch auf diesen Reifen
sicher auf Endurostrecken in den Westalpen und innerhalb Russlands zwischen
Karelien und dem Baikalsee unterwegs gewesen. Nicht nur aus diesem Grunde ist es
für uns alle höchst interessant, den Ablauf
einer Reifenherstellung zu sehen. Und wir
sind bei unserem Rundgang hautnah dran.
Wir sind von der Atmosphäre beeindruckt,
nehmen Gerüche, Geräusche und Temperaturunterschiede sehr intensiv wahr:
„denkt dran“, sagt Thomas zum Abschied,
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Häuser und Fahrzeuge hergestellt. Eine
Spezialität wurden die Raachermannel,
wie die Räuchermännchen erzgebirgisch
heißen. Sie dienen zum Abbrennen von
Räucherkerzchen. Gerd Hofmann, selber
begeisterter Motorradfahrer, hat sich schon
seit Jahren der Herstellung von Räuchermotorrädern aus Holz verschrieben. Wir
besuchen „die kleinste Motorradschmiede
Sachsens“ vor Ort in Seiffen und lassen
uns den Produktionsweg zeigen. Klar, dass
dann das eine oder andere Räuchermotorrad seinen Weg nach Norden findet. Auf
dem Rückweg stoppen wir noch auf eine
Kaffeepause bei Tilo Franke im Landhotel
Flöhatal.
Faszination Zeit und wie tickte MZ
Einen Tag haben wir noch, bevor wir uns
auf den Rückweg machen wollen. Technik
wurde und wird in Sachsen schon immer
groß geschrieben. Um etwas davon zu
erleben, schlängeln wir uns zunächst auf
kleinen Berg- und Talstraßen nach Glashütte. Unter dem Motto „Faszination Zeit
- Zeit erleben“ zeigt das Deutsche Uhrenmuseum in Glashütte nicht nur die hohe
Uhrmacherkunst, sondern ermöglicht uns
auch einen Zugang zum Phänomen Zeit.
Taschen-, Armband- und Pendeluhren
aus verschiedenen Epochen, Marinechronometer, Werkzeuge und Werkbänke, Urkunden und Patente sowie astronomische
Modelle und Metronome werden in Szene
gesetzt, ebenso die Epochen, die Glashütte maßgeblich geprägt haben. Auch berühmte Persönlichkeiten und Gründer
von traditionsreichen Uhrenfabriken, die
heute noch in Glashütte ansässig sind, wie
Ferdinand Adolph Lange, Adolf Schneider
und Moritz Großmann werden vorgestellt.
Neben anderen ließen sie Glashütte zur
Hochburg des deutschen Uhrenbaus und
der Uhrmacherausbildung werden.
Eine schöne Strecke weiter liegt Zschopau.
Dort wollen wir der Motorradaustellung
im Schloss Wildeck einen Besuch abzustatten. Sie hat nicht nur eine beeindruckende
Sammlung ausgewählter DKW- und MZMotorräder, sondern zeigt auch die eindrucksvolle Geschichte des Motorradbaues und der Motorradstadt Zschopau
Der Motorrad-Geländesport, den wir heute Endurosport nennen, hat in und um
Zschopau eine lange Tradition. Zu Anfang
des vergangenen Jahrhunderts hatte der
Däne Jörgen Skafte Rasmussen in seinem
Unternehmen Haushalts- und Werkstattgeräte herstellen lassen, seit 1922 wurden
in Zschopau Motorräder gebaut. In der Zeit
suchte man nach neuen Wegen zum Testen
der Motorräder. Daraus entwickelte sich im
Laufe der Zeit eine neue Sportart, die man
anfangs Zuverlässigkeitsfahrt nannte. 1928
war DKW der größte Motorradhersteller
der Welt. In der DDR staatseigen geworden, knüpfte das Unternehmen unter dem
Namen MZ - Motorradwerk Zschopau - an
diese Erfolge an. Bis zu 85.000 Motorräder
wurden dort jährlich gebaut und in rund
100 Länder geliefert. Zahlreiche Aktive
machten den Geländesport zu einem Aushängeschild für Zschopau. Die Aktiven
des Werkes erzielten bedeutende Siege
auf nationaler und internationaler Ebene.
Herausragend war der fünfmalige Gewinn
der Mannschaftsweltmeisterschaft. Mit
der Wende kam der große Einbruch, das
das Unternehmen wurde erst privatisiert,
dann liquidiert. Damit ging auch der Sport
ziemlich den Bach hinunter. Aber ein paar
Jugendliche aus Witzschdorf machten weiter. Aus ihrem „Dorfrennen“ entwickelte
sich über das „November-Enduro“ der
erste deutsche Meisterschaftslauf im Jahre
1997. Seitdem wird jährlich der EnduroLauf „Rund um Zschopau“ vor tausenden
begeisterten Fans ausgetragen. Bisheriger
Höhepunkt war im September 2012 die 87.
Internationale Sechstagefahrt, die als die
Mannschaftsweltmeisterschaft im Endurosport gilt.
Mit Glück, guter Planung und guten Tipps
von Freunden aus der Gegend sind wir für
eine kurze Zeit mitten drin und erhaschen
einen Blick auf abwechslungsreiche und
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anlagen besucht werden können. 1856 gegründet, ist das Freyburger Unternehmen
heute Marktführer unter den deutschen
Sektherstellern.
Zwei letzte Reisetage haben wir noch bis
Hamburg. Wir verlassen das Elbsandsteingebirge und durchqueren quasi in der Diagonalen Sachsen und Thüringen. Zwei Höhepunkte sind das Schloss in Colditz und
die Saale-Unstrut Region um Naumburg.
Die im 16. Jahrhundert von der gotischen
Burg zum Schloss Colditz umgebaute Befestigungsanlage wurde von den Nazis ab
1933 als Konzentrations- und Reichsarbeitsdienst-Lager genutzt. Bekannt wurde
es im Zweiten Weltkrieg als Kriegsgefangenenlager für ranghohe alliierte Offiziere.
Das Oflag IV-C Schloss Colditz ist besonders in England bekannt geworden, nachdem es einige Verfilmungen gab, die über
die meist spektakulären Fluchtversuche
der Häftlinge berichteten.
Wir stoppen für einen Rundgang, verzichten aber aus verständlichen Gründen
auf ein Glas Rotkäppchen-Sekt vor der
eindrucksvollen Kulisse des 120.000 Liter
fassenden Eichenholzfasses im Keller des
Hauses. Stattdessen erhält jeder von uns
einen Pikkolo zum Mitnehmen.
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Vielfalt des Enduro-Sports eindrucksvoll
demonstriert. Voller Eindrücke fahren wir
zurück in unser Quartier.
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Das nahe liegende Naumburg mit seinem
Dom, der zu den berühmtesten deutschen
Bauwerken des Mittelalters zählt, überhaupt die ganze Region, das Saale-UnstrutTriasland, ist einen eigenen Besuch wert.
Dazu zählt das Hussiten-Kirschfest am
letzten Juni-Wochenende, eines der traditionsreichsten und schönsten Volksfeste
Mitteldeutschlands, das „Steinerne Bilderbuch‘‘, ein ca. 150 m langes Bildrelief in der
Nähe der Ortschaft Großjena, das älteste
Sonnenobservatorium Europas bei Goseck, ebenso wie ein Besuch der Himmelsscheibe von Nebra, Bad Kösen mit seinen
salinetechnischen Anlagen und auch das
Landesweingut Kloster Pforta mit der Landesschule Pforta. Mit viel Spaß fahren wir
durch ein weitläufiges Hügelland entlang
der Unstrut und der Saale: „An der Saale
hellem Strande, stehen Burgen stolz und
kühn“ weiter ins Eichsfeld. Logisch, dass
wir auch den sagenumwobenen Höhenzug
Kyffhäuser im südlichen Vorland des Harzes nicht auslassen. Nicht unbedingt wegen der Barbarossahöhle, der Reichsburg
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Ötztal
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Bayerischer Wald
Wein an Saale und Unstrut
In der Nähe von Freyburg befinden sich
eine Reihe alter Weinberge, die von der
1000jährigen Weinkultur an Saale und
Unstrut zeugen. Karge Böden und die Lage
im Regenschatten von Harz und Thüringer
Wald lassen insbesondere frühreifende
Sorten gedeihen, die in guten Jahren zu
preisgekrönten trockenen Weinen ausgebaut werden. Mehr als 15 verschiedene
Rebsorten werden in der Region gekeltert
und ausgeschenkt. Ein Publikumsmagnet
ist die traditionsreiche Rotkäppchen Sektkellerei GmbH, deren historische Keller-
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Industriekultour | reisebericht
Kyffhäuser oder dem Kyffhäuserdenkmal,
dann schon eher wegen der leckeren Bratwurst, die es dort am Bikertreff gibt. Nein,
wir sind natürlich hier, um über die B85
von Bad Frankenhausen nach Kelbra zu
fahren. Über eine Bundesstraße in Norddeutschland zu fahren, hat normalerweise
keinen besonderen Reiz, aber die muss
man einmal gefahren sein. Die 36 Kurven
der B85 auf der Nordseite des Kyffhäusers
locken während der Zweiradsaison zehntausende Motorradfahrer aus ganz Europa
hierher, um mindestens einmal hinauf und
wieder runterzufahren. Vor allem an Wochenenden und Feiertagen bringt dieser
Massenansturm aber auch einen Ausnahmezustand. Insbesondere das rücksichtslose Rasen hat hier trotz „Rüttelstreifen“,
Geschwindigkeitsbegrenzungen und Polizeikontrollen zu Top-Zeiten schon extrem
viele Unfälle zur Folge gehabt. Aber diese
Kurvenstrecke ist schon „ein Paradies“ für
Motorradfahrer.
Wir bleiben über Nacht in Worbis im Hotel „Drei Rosen“. Hans-Peter Faßbinder war
in den Tagen zuvor auf Jagd und so gibt es
natürlich leckere Wildgerichte zum Abendessen. Am nächsten Morgen nimmt „Fassi“ die Gelegenheit wahr, holt seine Versys
raus und begleitet uns noch ein Stück durch
den östlichen Teil des Harzes. Dann fahren
durch das nördliche Harzvorland mit einem
ungewöhnlichen Stopp in Halberstadt, begegnen der ehemaligen deutsch-deutschen
Grenze, sehen Wunden in der Natur und
eine alte Kaiserpfalz. Aber das ist einen
andere Geschichte. Durch das Feuchtgebiet des Drömlings und die eher trockene
Lüneburger Heide fahren wir zurück nach
Hamburg, das sich von seiner besten Seite
zeigt – im Gegensatz zu allen Unkenrufen
regnet es nicht!
Jürgen „Juri“ Grieschat
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