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Gips als Sekundärrohstoff in der Kreislaufwirtschaft Gypsum as a secondary raw material in the circular economy Diplomarbeit Master`s thesis zur Erlangung des akademischen Grades Diplom-Ingenieur für technisch-wissenschaftliche Berufe der FH Campus Wien Masterstudiengang Bautechnische Abwicklung internationaler Großprojekte Vorgelegt von: Reinhard Leonhartsberger, BSc Personenkennzeichen 1210326016 Erstbegutachter/in: Dipl.- Ing. (FH) Tristan Tallafuss Zweitbegutachter/in: DI Dr. techn. Markus Vill Abgabetermin 03.07.2014 Erklärung: Ich erkläre, dass die vorliegende Diplomarbeit von mir selbst verfasst wurde und ich keine anderen als die angeführten Behelfe verwendet bzw. mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfe bedient habe. Ich versichere, dass ich dieses Diplomarbeitsthema bisher weder im In- noch im Ausland (einer Beurteilerin/einem Beurteiler zur Begutachtung) in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe. Weiters versichere ich, dass die von mir eingereichten Exemplare (ausgedruckt und elektronisch) identisch sind. Datum: 03. Juli 2014 Unterschrift: ................................................................................ Danksagung Die vorliegende Master Thesis wurde von meinem Fach-Lektor für Abwasser- und Abfallwirtschaft, Herrn Dipl.-Ing. (FH) Tristan Tallafuss betreut. An dieser Stelle gilt Ihm mein besonderer Dank für die Ideenfindung dieses innovativen Diplomarbeitsthemas. Ich möchte mich bei Ihm recht herzlich für die kompetente und tatkräftige Unterstützung in allen Phasen der Aufbereitung der Arbeit bedanken. Meine Dankbarkeit gilt ebenfalls Herrn Dipl.-Ing. Fritz Kleemann vom Christian Doppler Labor für anthropogene Ressourcen der TU Wien. Seine Informationen und Auskünfte haben einen wesentlichen Teil zur Ausarbeitung beitragen können. In weiterer Folge möchte ich mich bei Frau Claudia Schrenk der Magistratsdirektion Stadt Wien für Bauten und Technik für die umfangreichen Informationen zum Projekt „Hochbauten als Wertstoffquellen“ bedanken. Ein besonderes Dankeschön richte ich an Frau Helga Kirmann, welche das Lektorat bei der Master Thesis durchgeführt hat. Abschließend möchte ich mich besonders bei Lisa Fichtinger für die Korrekturen und die wertvollen Ideen, die zur Aufbereitung meiner Arbeit dienten, bedanken. i Kurzfassung Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Problematik, dass in Österreich Gipsbaustoffe noch nicht als Sekundärrohstoff in die Kreislaufwirtschaft zurückgeführt werden. So muss eine erhebliche Menge an Primärressourcen nach ihrer Nutzung auf Deponien abgelagert werden. Im Zuge dieser Diplomarbeit wurden Untersuchungen angestellt, wie groß dieses anthropogene Lager von Gips in Österreich ist, um einen Maßnahmenplan zur Wiederaufbereitung bzw. Recycling von auf der Baustelle rückgebauten Gipsbaustoffen vorzustellen. Zu Beginn dieser Arbeit wird ein Status quo über den momentanen Stand der Kreislaufwirtschaft von gipshaltigen Baumaterialien in Österreich gegeben. Dabei wird ein Überblick über die anfallenden Abfallströme gegeben, zu welchem Zeitpunkt in welcher Form Abfälle entstehen. Hierbei muss es im gesamten Wirtschaftsablauf zu einem Umdenken kommen, um eine Beseitigung auf Deponien dieser wertvollen Güter zu vermeiden. Der nächste Abschnitt der Master Thesis widmet sich der Betrachtung der eingesetzten Bauweisen und -produkte sowie einer Auswertung der Massenströme, um Einsicht zu bekommen, welche Gipsmengen in den kommenden Jahrzehnten durch Gebäudeabbrüche freigesetzt werden. Anschließend wird das Optimierungspotential aufgezeigt, welches bei der Sammlung von Gipsabfällen in Bezug auf Materialsammlung, Transportlogistik und Minimierung von negativen Umweltbelastungen in den kommenden Jahren durchgeführt werden könnte. Hierbei werden die auftretenden Effekte, die bei der Verwendung von Sekundärrohstoffen entstehen, erläutert. Ein wesentlicher Bestandteil des Hauptteiles umfasst die Vorstellung eines Masterplanes, der einen Leitfaden zum Planen zukünftiger Bauprojekte und weiters ein Konzept für ein Gipsrecyclingsystem in Österreich beinhaltet. Abschließend wird ein Ausblick über Zukunftsprojekte im Sinne des Urban Mining Gedankens über die Rohstoffauffindung in Städten von verbauten Materialien gegeben, der zur erheblichen Reduktion des Primärressourcenbedarfes führen soll. Schlussendlich soll in Zukunft ein Stoffkreislauf stattfinden, der dazu führen soll, dass Baustoffe nie Abfall werden. ii Abstract This thesis deals with the problem that in Austria construction material consisting of gypsum is not recycled as a secondary raw material, and so a significant amount of primary resources must be deposited in landfills after usage. One part of this thesis includes research on the size of the anthropogenic stock of gypsum in Austria. Furthermore, an action plan for reprocessing or recycling gypsum building material of building sites is presented. At the beginning of this work the current status of recycling gypsum-based building materials in Austria is given. This should give an overview of the waste streams, at which time and in which form gypsum waste is generated. Hereby depositing these valuable goods should be avoided. The next section of the master thesis is dedicated to the consideration of the construction and building products to get an insight, which gypsum quantities will be generated by demolition in the coming decades. Subsequently the optimization potential resulting from the collection of gypsum waste with regard to material collection, transport logistics and environmental impact is demonstrated. Furthermore, the effects will be represented, which occur from the use of secondary raw materials. An essential part of the main section includes the presentation of a master plan that includes a guideline for planning future construction projects and further plans for a recycling system of gypsum waste in Austria. The final chapter should give an outlook on raw material discovery in cities in accordance with the Urban Mining concept. This should lead to a significant reduction of the primary resource needs. Finally, a cycle of materials should take place so that building materials never become waste. iii Abkürzungsverzeichnis ALSAG Altlastensanierungsgesetz AWG Abfallwirtschaftsgesetz BAWP Bundesabfallwirtschaftsplan BIM Building Information Modeling CD-Labor Christian Doppler Labor DVO Deponieverordnung EFH Einfamilienhaus EPD Environmental Product Declaration MFH Mehrfamilienhaus REA Rauchgasentschwefelungsanlage WMD World Mining Data bzw. beziehungsweise etc. et cetera usw. und so weiter z.B. zum Beispiel iv Schlüsselbegriffe - Keywords Abfallvermeidung Waste prevention Abfallbeseitigung Waste removal Abfallverwertung Waste salvage Anthropogene Lager Anthropogenic stock Konventioneller Abbruch Conventional demolition Ökobilanz Ecobalance Primärressource Primary resource Rückgewinnung Recycling Sekundärrohstoff Secondary raw material Selektiver Rückbau Selective deconstruction Städtischer Bergbau Urban Mining Stoffstromanalyse Analysis of material Wiederverwendung Re-use v Inhaltsverzeichnis DANKSAGUNG ........................................................................................ I KURZFASSUNG ...................................................................................... II ABSTRACT ............................................................................................III ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS .................................................................... IV SCHLÜSSELBEGRIFFE - KEYWORDS ...................................................... V INHALTSVERZEICHNIS ............................................................................ VI 1. AUFGABENSTELLUNG ....................................................................... 1 1.1. 1.2. 1.3. Einleitung / Problemstellung ................................................................... 1 Fragestellung ............................................................................................ 1 Struktur und Aufbau ................................................................................. 2 2. VERWENDUNG ................................................................................. 3 2.1. 2.2. 2.3. 2.4. 2.5. Gipshaltige Bauprodukte in Österreich .................................................. 3 2.1.1. Baugipse ........................................................................................... 4 2.1.2. Gipsplatten ........................................................................................ 5 2.1.3. Sonstige Anwendung ........................................................................ 5 Bauweisen in Österreich .......................................................................... 6 Baumaterialien in Österreich ................................................................... 8 2.3.1. Materialverteilung - Musterprojekt „EFH Massiv“ ............................ 10 2.3.2. Materialverteilung - Musterprojekt „MFH Massiv“............................ 11 2.3.3. Materialverteilung - Musterprojekt „MFH Holz - Massiv“ ................. 12 2.3.4. Materialaufkommen - Vergleich Wohn- und Bürogebäude ............. 14 Massenstromberechnung von Gipsbaustoffen.................................... 15 Resümee.................................................................................................. 19 3. GEWINNUNG .................................................................................. 20 3.1. 3.2. Gips - Chemische Zusammensetzung .................................................. 20 Primärrohstoff ......................................................................................... 21 3.2.1. Naturgips ........................................................................................ 21 3.3. Sekundärrohstoff .................................................................................... 23 3.3.1. REA-Gips ........................................................................................ 23 3.3.2. Industriegips.................................................................................... 25 3.3.3. Recyclinggips .................................................................................. 26 3.4. Resümee.................................................................................................. 26 4. AKTUELLER STAND DER KREISLAUFWIRTSCHAFT.............................. 27 4.1. Status quo in Österreich ........................................................................ 27 vi 4.1.1. Gründe für fehlende Gips-Kreislaufwirtschaft in Österreich ............ 31 4.1.2. Innovationen in Österreich .............................................................. 32 4.2. Status quo global.................................................................................... 35 4.3. Resümee.................................................................................................. 36 5. OPTIMIERUNG ................................................................................ 38 5.1. 5.2. Materialsammlung .................................................................................. 39 Transportlogistik .................................................................................... 41 5.2.1. Transportlogistikkonzept ................................................................. 41 5.2.2. Fiktive Standorte für Zwischenlagerstellen in Österreich ................ 43 5.3. Aufbereitungsverfahren ......................................................................... 44 5.3.1. Mechanische Aufbereitungsverfahren ............................................. 45 5.3.2. Nassabsetzungsverfahren .............................................................. 45 5.3.3. Sensorgestützte Trennung .............................................................. 46 5.3.4. Müller-Kühne-Verfahren .................................................................. 47 5.3.5. Aufbereitung mittels Attritionstrommel ............................................ 48 5.4. Verringerung der Umweltbelastung ...................................................... 49 5.4.1. Deponieflächenreduzierung ............................................................ 49 5.4.2. Reduzierung der Schwefelwasserstoff- und Sulfatbelastung .......... 51 5.5. Resümee.................................................................................................. 52 6. EFFEKTE DURCH SEKUNDÄRROHSTOFFE .......................................... 54 6.1. 6.2. 6.3. 6.4. 6.5. Schonung von Primärressourcen ......................................................... 55 Probleme bei der Aufschließung von Gipsvorkommen ...................... 58 Reduzierung von Deponievolumen ....................................................... 59 Verbesserung der Recyclingmaterialqualität ....................................... 62 Resümee.................................................................................................. 65 7. ZUKUNFTSTRENDS ......................................................................... 66 7.1. „Urban Mining“ Prinzip .......................................................................... 67 7.1.1. Geschichtlicher Hintergrund ............................................................ 67 7.1.2. Vorgangsweise ............................................................................... 68 7.1.3. Vorteile ............................................................................................ 71 7.2. Anwendung bei Gipsbaustoffen ............................................................ 72 7.2.1. Gipsabbruchmaterial als Rohstoffquelle ......................................... 72 7.2.2. Landfill Mining – Abfallverwertung aus Deponien ........................... 75 7.2.3. Stoffflussanalyse von Gips .............................................................. 76 7.3. Nationale und internationale Zukunftstrends....................................... 78 7.3.1. Ressourcenpass / Gebäudepass .................................................... 78 7.3.2. Ressourcenkataster ........................................................................ 80 7.3.3. CD-Labor für anthropogene Ressourcen ........................................ 81 vii 7.4. Resümee.................................................................................................. 84 8. MASTERPLAN ................................................................................ 86 8.1. Maßnahmen durch rechtliche Rahmenbedingungen .......................... 87 8.1.1. Abfallwirtschaftsgesetz (AWG 2002) .............................................. 88 8.1.2. ÖNORM B 2251 – Werkvertragsnorm für Abbrucharbeiten ........... 92 8.1.3. Selektiver Rückbau von Bauwerken als Standardabbruchmethode 94 8.1.4. Erkundung von Bauwerken auf Schadstoffe und andere schädliche Faktoren gemäß ÖNORM S 5730 ................................................................ 96 8.1.5. Schadstofferkundung von Bauwerken vor Abbrucharbeiten gemäß ONR 192130 ................................................................................................ 97 8.1.6. Baurestmassentrennverordnung .................................................... 98 8.1.7. Bundes-Abfallwirtschaftsplan 2011 (BAWP) ................................. 98 8.1.8. Übersichtsmatrix für rechtliche Rahmenbedingungen ..................... 99 8.2. Maßnahmenplanung für die Gipsindustrie ......................................... 100 8.2.1. Planungshinweise für Gipsbaustoffe ............................................. 100 8.2.2. Einbau / Montage von Gipsbaustoffen .......................................... 103 8.2.3. Aufbereitung von Gipsabfällen zu Sekundärrohstoffen ................. 104 8.3. Leitfaden für die Planung von (Hoch)-Bauprojekten ......................... 107 8.3.1. Grundlegende Planungshinweise ................................................. 107 8.3.2. Konstruktions- und Materialaufbau für (Hoch)-Bauprojekte .......... 110 8.3.3. Selektiver Rückbau ....................................................................... 115 9. CONCLUSIO ................................................................................. 117 QUELLENVERZEICHNIS ....................................................................... 118 ABBILDUNGSVERZEICHNIS .................................................................. 124 TABELLENVERZEICHNIS ...................................................................... 126 ANHANG ........................................................................................... 127 viii 1. Aufgabenstellung 1. Aufgabenstellung 1.1. Einleitung / Problemstellung Aufgrund der Tatsache, dass durch das Ansteigen der Weltbevölkerung in den letzten Jahrzehnten und in nächster Zukunft ein erhöhter Bedarf an Ressourcen benötigt wird, um Wohn-, Gewerbe- und Freizeitgebäude sowie Infrastrukturbauten zu errichten, beschäftigt sich diese Diplomarbeit im Speziellen mit der Verwendung gipshaltiger Baumaterialien im Hochbau. Durch die immer kürzer werdenden Errichtungszeiten von Bauprojekten kommen immer häufiger Gipswerkstoffe zum Einsatz. Dieser Umstand hat mich dazu bewogen, den Rohstoff Gips genauer zu untersuchen, da ein immens großer Abbau von Primärressourcen das natürliche Vorkommen immer schneller schrumpfen lässt und ein Recyclingprozess in Österreich bis dato nicht durchgeführt wird. Das heißt, dass nahezu alle gipshaltigen Abfälle auf Deponien gebracht werden müssen. In gleicher Weise steigt durch den ständig anwachsenden Bedarf auch das Aufkommen an Deponiegütern und damit auch die Umweltbelastung. 1.2. Fragestellung Aus diesem Grund stelle ich mir die Frage: „Welche Möglichkeiten zur Nutzung von Gips als Sekundärrohstoff im Sinne des Urban Mining gibt es, und wie kann die Aufbereitung von gipshaltigen Produkten optimiert werden, um eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu erzielen?“ 1 1. Aufgabenstellung 1.3. Struktur und Aufbau Der Aufbau der Diplomarbeit wird in folgende Teilabschnitte gegliedert: Zu Beginn wird ein Überblick über die gipshaltigen Bauprodukte gegeben, wofür sie bei Bauprojekten eingesetzt werden. Weiters wird eine Ermittlung des Massenstromes von Gipsbaustoffen in Österreich durchgeführt. Im Anschluss daran wird eine Betrachtung der eingesetzten Bauprodukte und Bauweisen der letzten Jahrzehnte angestellt, um sich eine Perspektive über die in Zukunft anfallenden Abfall- bzw. Rohstoffmengen zu verschaffen und um die Problematik der Materialvielfalt bei Bauprojekten einschätzen zu können. In weiterer Folge wird ein Überblick über den aktuellen Stand der Kreislaufwirtschaft von gipshaltigen Baumaterialien gegeben, um verstehen zu können, warum dringend Maßnahmen ergriffen gehören, um ein Recyclingsystem und dementsprechende Gebäudeabbruchverfahren zu schaffen. Ein wesentlicher Bestandteil der Ausarbeitungen wird das Aufzeigen des Optimierungspotentials bei der Aufbereitung von Gipsbaustoffen sein. Dabei wird besonders auf die Materialsammlung, Transportlogistik und die entstehenden Umweltauswirkungen bzw. –belastungen eingegangen. Der nächste Abschnitt widmet sich den Effekten, die bei der Verwendung von Sekundärrohstoffen auftreten, wie zum Beispiel der erheblichen Schonung von Primärressourcen und der wesentlichen Reduzierung des genutzten Deponievolumens. Abschließend soll mit einem Zukunftsausblick, im Sinne des Urban Mining Gedankens, das Verbesserungspotential aufgezeigt werden, welches zur Erreichung eines gezielten Stoffkreislaufes notwendig ist, damit Baustoffe nie mehr zu Abfall werden können. In diesem Sinne wird mit einem Masterplan ein Lösungsvorschlag für zukünftige Bauprojekte gegeben, der die Aspekte beachtet, die eine effektive Kreislaufwirtschaft gewährleisten. 2 2. Verwendung 2. Verwendung Im folgenden Abschnitt wird ein Überblick über die verschiedenen Gipsprodukte und deren Verwendungszwecke gegeben. Weiters beinhaltet dieses Kapitel die Verteilung verschiedener Bauweisen der in Österreich errichteten Gebäude. Durch die daraus gewonnenen Erkenntnisse kann eine Aufstellung, sowie ein Massenanteil der verwendeten Baustoffe der einzelnen Konstruktionsarten ermittelt werden. Anschließend wird eine Berechnung der anfallenden Gipsabfallfraktionen in Form einer Massenstromberechnung beginnend vom Jahr 1919 durchgeführt. Hiermit soll das Potential dieses riesigen anthropogenen Lagers in Österreich, welches in unseren Städten verbaut wurde, aufgezeigt werden. 2.1. Gipshaltige Bauprodukte in Österreich Gipsprodukte werden unterschieden. im Dabei Wesentlichen spielen die nach ihrem verschiedenen Verwendungszweck Phasen des Systems CaSO4. H2O eine wichtige Rolle. Diese variieren je nach Brenntemperatur und ergeben dabei unterschiedliche Produkte. Tab. 1 gibt Aufschluss über die verschiedenen Brennphasen. Chemische Formel Bezeichnung Bildungstemperatur CaSO4 . 2 H2O Calciumsulfat- Ausgangsstoff Dihydrat CaSO4 . 1/2 H2O CaSO4 III Calciumsulfat- α: 80 – 180 °C nass Halbhydrat β:120 – 180°C trocken Anhydrit III α: 110 °C nass β: 290°C trocken CaSO4 II Anhydrit I 300 – 900 °C 1 Tab. 1: Gipsphasen im CaSO4 . H2O Aus den diversen Produkten folgt eine breite Einsatzmöglichkeit, welche detaillierter in der Tab. 2 aufgelistet ist. 1 Vgl. Bundesverband der Gipsindustrie, e.V.: Gipsdatenbuch. Berlin: 2013. S.17. 3 2. Verwendung Baugipse Gipsplatten Sonstige Anwendung Anhydritestrich Vollgipsplatte Zementherstellung Gipsestrich Vollgipsplatte zur WD Düngemittel Putzmörtel Gipsfaserplatte Medizinalgips Gipskleber Gipskartonplatte Modellformgips Ansetzbinder GKF zur WD Tab. 2: Übersicht über die Gipsprodukte 2 2.1.1. Baugipse Baugipse können in Anhydritestriche, Gipsestriche, Putzmörtel, Gipskleber und Ansetzbinder eingeteilt werden. Diese Produkte werden in pulverförmiger Form als abbindefähiger Gipsbinder für die Herstellung von Gipsmörteln, -spachtelmassen, -klebern sowie für Ansetzbinder verwendet. Die Zugabe von Wasser bewirkt das Starten des Abbindeprozesses. Bei der Zusammensetzung von Gips-Trockenmörtel handelt es sich um ein Gemisch aus Gipsbinder (bis zu 50 %) und Baukalk (max. 5 %). Gipsspachtel werden vorzugsweise für vollflächige Überzüge auf glatten Massivuntergründen oder zum Verspachteln und zur Fertigstellung der Oberfläche von Gipskartonplatten verwendet. Gipskleber, auch Gipskartonplatten Ansetzbinder auf genannt, Mauerwerk werden oder zur zum Verklebung Verkleben von von Wärmedämmverbundsystemen auf Massivuntergründen verwendet. 2 Vgl. Arendt, Markus: Kreislaufwirtschaft im Baubereich: Steuerung zukünftiger Stoffströme am Beispiel von Gips. - Wirtschaftliche Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Diss. 2000. S.141. 4 2. Verwendung 2.1.2. Gipsplatten Gipsplatten werden seit ungefähr 1970 werksmäßig hergestellt. Die Platten werden mit einem Karton beidseitig ummantelt und mit unterschiedlichen Kantenformen hergestellt. Durch den Gipskern ergeben sich bei der Verwendung Vorteile im Brandschutz und Schallschutz. Gipsplatten werden vorzugsweise im Innenraum für nichttragende Wandkonstruktionen, aber auch im Außenbereich für Außenwandelemente verwendet. Weiters werden Gipsverbundplatten für die Schall- und Wärmedämmung mit einem auf der Platte befestigten Dämmstoff hergestellt. Eine weitere Form von Gipsplatten sind Gipsfaserplatten, welche mit Gips und recycelten Papierfasern zu einer Platte gepresst werden. 2.1.3. Sonstige Anwendung Gips wird mengenmäßig mit dem größten Anteil (51 %) 3 zur Zement- und Betonherstellung als Abbinderegler beziehungsweise Verzögerer eingesetzt. Die Herstellung von Baugips (inkl. Gipsplatten) ergibt einen Anteil von 39 % und als dritte Hauptanwendung findet Gips in der Landwirtschaft seine Verwendung als Düngemittel. Eine weitere Einsatzmöglichkeit für den Werkstoff Gips ergibt sich in der Industrie als Medizinal-, Modell- und Formgips. Er wird für die Formgebung für Autokarosserieteile, Sanitär- und Geschirrkeramik und in der Chirurgie als Gipsmaterial verwendet. 4 3 Vgl. Szednyj, Ilona/Brandhuber, Doris: Magnesiaherstellung. Wien: 2007. S.86. Stand der Technik zur Kalk-, Gips- und 4 Vgl. Müller, Anette/Linß, Elske/Schulz, Tabea: Vom Störstoff zum Rohstoff. In: RECYCLING magazin. 09. Weimar 2011. S.26. 5 2. Verwendung 2.2. Bauweisen in Österreich Die Ausführung der unterschiedlichen Bauweisen in Österreich hängt primär von ihrer Nutzung ab. Da im Wohnbau vorwiegend Mauerwerks- und Stahlbetonbauten und mit vermehrtem Aufschwung auch Holzbauten eingesetzt werden, wird im Gegensatz in Stahlbauweise nur ein geringerer Prozentsatz errichtet. Die Erfassung an Gebäuden der Statistik Austria hat ergeben, dass bei einer Summe von 2,2 Mio. Gebäuden in Österreich 90,1 % Wohngebäude und der Rest mit 9,9 % Nichtwohngebäude sind. 5 Der geringe Anteil von 9,9 % von Nichtwohngebäuden ergibt die Summe der Bauten wie Einkaufszentren, Industriebauten, Infrastrukturbauten etc. Diese Erkenntnis wird im Anschluss im Kapitel 2.4 zur Ermittlung des Massenstromes Gips benötigt, da die unterschiedlichen Bauweisen einen unterschiedlichen Anteil an Gipsbaustoffen erfordern. Wirft man nun einen Blick auf die Abb. 1 und Abb. 2, so ist klar zu erkennen, dass durch den vorwiegenden Anteil an Wohnbauten auch ein sehr hoher Anteil an Mauerwerksbauten ausgeführt wurde. Bei der Gegenüberstellung der Marktanteile der Wohnungsbauten von 2003 und 2014 ist jedoch ein minimaler Rückgang des Mauerwerksbaus von 82 % auf 73 % zu verzeichnen. Dies lässt darauf schließen, dass eine steigende Ausführung der Holzbauweise forciert wird, um vorzugsweise erneuerbare Werkstoffe einzusetzen. Ein Anstieg bei der Bauweise in Holz von 10 % auf 16 % lässt den Schluss zu, dass der Marktanteil in den nächsten Jahrzehnten noch einen erheblichen Aufschwung erleben wird. Daraus folgt, dass auch Gipsbaustoffe (Gipskarton- und Gipsfaserplatten etc.), welche als Beplankung im Holzbau ihren Einsatz finden, ebenfalls ein großes Umsatzplus verzeichnen werden. Der Marktanteil an Stahlbeton- und Stahlbauprojekten stagniert im Gegensatz zu den anderen Bauweisen. Weiters ist ein leichter Anstieg an sonstigen Bauweisen von 1 % auf 3 % zu verzeichnen. 5 Vgl. STATISTIK AUSTRIA: Bestand an Gebäuden und Wohnungen. In: URL: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/wohnen_und_gebaeude/bestand_an_gebaeuden_und_w ohnungen/index.html (letzter Zugriff 23.04.2014). 6 2. Verwendung Marktanteile bei Wohnungsbauten 2003 Stahlbeton-/ Stahlbau 7% Holzbau 10% Sonstige 1% Mauerwerks -bau 82% Abb. 1: Aufteilung der Marktanteile der Wohnungsbauten 6 Marktanteile bei Wohnungsbauten 2014 Stahlbeton-/ Stahlbau 8% Holzbau 16% Sonstige 3% Mauerwerks bau 73% Abb. 2: Aufteilung der Marktanteile der Wohnungsbauten 7 Die unterschiedlichen Bauweisen haben auch Einfluss auf die Massenverteilung der Baumaterialien, welche im Kapitel 2.3 genauer erläutert wird. 6 Vgl. Schneider, Klaus-Jürgen/Sahner, Georg/Rast, Ronald: Mauerwerksbau aktuell 2010. 1. Auflage. Berlin - Wien - Zürich: Bauwerk Verlag GmbH 2010. S.F.44. 7 Vgl. Graubner, Carl-Alexander/Rast, Ronald/Schneider, Klaus-Jürgen: Mauerwerksbau aktuell 2014. 1. Auflage. Berlin - Wien - Zürich: Beuth Verlag GmbH 2014. S.F.4. 7 2. Verwendung 2.3. Baumaterialien in Österreich Ein weiteres Augenmerk, bei den unterschiedlichen Bauweisen in Österreich, muss auf die Verteilung der Baumaterialienanteile in den Gebäuden gelegt werden. Hierbei ist eine starke Änderung des Materialeinsatzes über verschiedene Zeitspannen zu beobachten, welche in Abb. 3 deutlich sichtbar ist. Wurde so beispielsweise in einem Gründerzeitbau bei einer Masse von 250 Tonnen pro 100 Quadratmeter Wohnfläche 1.300 kg Metalle eingesetzt, so werden in einem modernen Wohnbau heute bis zu 7.500 kg Metall verbaut. 8 Dies lässt auf einen immer rationeller werdenden Baustil schließen, wobei für Tragkonstruktionen Stahlbeton Trockenausbausysteme und gewählt im Innenbereich werden. Dazu immer häufiger zählen auch Gipskartonständerwände aus Metall. Hierbei ist in Tab. 3 ersichtlich, dass ein Anstieg von 0,4 % bei Gründerzeithäusern, auf 2 % bei 1970er Bauten stattgefunden hat. Wie bereits erwähnt ist in den heutigen Bauten ein weiterer Anstieg von 2 % auf 2,3 % zu verzeichnen. Ein besonderer Anstieg der %-Anteile besteht bei Kunststoffmaterialien, welche bei Gründerzeithäusern bei 0,3 Masseprozent lagen und bei 1970er-Jahre Gebäuden auf 2 % angestiegen sind. Die größte Änderung hat sich jedoch bei den Materialien Beton und Ziegel/ Mauerwerk ergeben, da der Prozentanteil von Beton von 5 % (Gründerzeitbau) auf 46 % (1970) angestiegen ist. Im Gegensatz dazu haben Ziegel- /Mauerwerkmaterialien eine Minderung des Masseanteils von 86 % auf 40 % erfahren. In 2.3.1 bis 2.3.4 werden unterschiedliche Musterprojekte analysiert, um die Materialanteile der unterschiedlichen Baustoffe und vor allem den Gipsgehalt zu ermitteln. 8 Vgl. Daxbeck, Hans et al: Urban Mining - Die Stadt, das Bergwerk der Zukunft. In: Stadtpresse Klagenfurt / Puch. vom 2013. S.28. 8 2. Verwendung 9 Abb. 3: Materialzusammensetzung von Gründerzeit- und 1970er Jahre - Bauten Gründerzeit [%-Anteil] Material 1970 [%-Anteil] 0,1 Nichteisenmetalle 0,2 0,2 Glas 0,2 0,3 Kunststoffe 2 0,4 Eisen-Metalle 2 3 Holz 9 5 Schlacke 0 5 Beton und Steine 46 86 Ziegel, Mauerwerk 40 10 Tab. 3: Materialverteilung von Gründerzeit- und 1970er Jahre - Bauten 9 Daxbeck, Hans et al: Konzept zur nachhaltigen Nutzung von Baurestmassen basierend auf der thematischen Strategie für Abfallvermeidung und Abfallrecycling in der EU. Project EnBa - Action 1. Wien: 2011. S.24. 10 Daxbeck, Hans et al: Konzept zur nachhaltigen Nutzung von Baurestmassen basierend auf der thematischen Strategie für Abfallvermeidung und Abfallrecycling in der EU. Project EnBa - Action 1. Wien: 2011. S.24. 9 2. Verwendung 2.3.1. Materialverteilung - Musterprojekt „EFH Massiv“ Material kg Stahl %-Anteil 5.473 1,14 Beton 385.752 80,32 Estrich 13.713 2,86 Keramische Materialien 61.460 12,80 6.277 1,31 216 0,04 Holz 6.275 1,31 Glas 796 0,17 56 0,01 247 0,05 5.473 1,14 0* 0* 480.265 100 Dämmstoffe Kunststoff Aluminium Kupfer Stahl Gipskarton * kein Einsatz von Gipskarton bei diesem Musterprojekt Tab. 4: Materialbedarf für ein Musterprojekt „Einfamilienhaus Massiv“ Keram. Mat. Dämmstof fe Kunststof f Holz Stahl Glas Estrich Aluminium Kupf er Beton Stahl Estrich Keram. Mat. Dämmstof fe Kunststof f Holz Glas Beton Aluminium Kupf er Abb. 4: Materialaufwand für ein Einfamilienhaus in Massivbauweise "Einfamilienhaus Massiv" 11 11 Markova, Stanmira/Hammer, Kerstin/Rechberger, Helmut: Konzept zur nachhaltigen Nutzung von Baurestmassen basierend auf der thematischen Strategie für Abfallvermeidung und Abfallrecycling in der EU. Project EnBa - Action 5. Wien: 2010. S.27. 10 2. Verwendung 2.3.2. Materialverteilung - Musterprojekt „MFH Massiv“ Material kg Stahl %-Anteil 43.500 2,32 1.650.051 87,95 Estrich, Putz, Spachtelung 15.812 0,84 Keramische Materialien 15.004 0,80 Dämmstoffe 10.728 0,57 2.031 0,11 Holz 15.801 0,84 Glas 8.600 0,46 Aluminium 186 0,01 Kupfer 150 0,01 Sand, Kies 99.000 5,28 Gipskarton 15.300 0,82 1.876.163 100 Beton Kunststoff Tab. 5: Materialbedarf für ein Musterprojekt "Mehrfamilienhaus Massiv" Stahl Beton Keram. Mat. Dämmstof fe Kunststof fe Holz Aluminium Glas Estrich, Putz Gipskarton Estrich, Putz Sand, Kies Keram. Mat. Kupf er Dämmstof fe Stahl Kunststof fe Holz Glas Aluminium Beton Gipskarton Sand, Kies "Mehrfamilienhaus Massiv" Kupf er Abb. 5: Materialaufwand für ein Mehrfamilienhause in Massivbauweise 12 12 Markova, Stanmira/Hammer, Kerstin/Rechberger, Helmut: Konzept zur nachhaltigen Nutzung von Baurestmassen basierend auf der thematischen Strategie für Abfallvermeidung und Abfallrecycling in der EU. Project EnBa - Action 5. Wien: 2010. S.28. 11 2. Verwendung 2.3.3. Materialverteilung - Musterprojekt „MFH Holz - Massiv“ Material kg Stahl %-Anteil 28.410 1,47 1.650.051 85.53 5.280 0,27 964 0,05 Dämmstoffe 12.105 0,63 Kunststoffe 4.797 0,25 Holz 70.715 3,67 Glas 8.600 0,45 Aluminium 248 0,01 Kupfer 150 0,01 Sand, Kies 132.696 6,88 Gipskarton 15.300 0,79 1.876.163 100 Beton Estrich, Putz, Spachtelung Keramische Materialien Tab. 6: Materialbedarf für ein Musterprojekt "Mehrfamilienhaus Holz-Massivbauweise" Stahl Beton Keram. Mat. Dämmstof fe Kunststof fe Holz Glas Aluminium Gipskarton Sand, Kies Estrich, Putz Estrich, Putz Kupf er Keram. Mat. Stahl Dämmstof fe Kunststof fe Holz Glas Aluminium Gipskarton Sand, Kies Beton "Mehrfamilienhaus Holz - Massiv" Kupf er Abb. 6: Materialaufwand für ein Mehrfamilienhaus in Holz – Massivbauweise 13 13 Markova, Stanmira/Hammer, Kerstin/Rechberger, Helmut: Konzept zur nachhaltigen Nutzung von Baurestmassen basierend auf der thematischen Strategie für Abfallvermeidung und Abfallrecycling in der EU. Project EnBa - Action 5. Wien: 2010. S.29. 12 2. Verwendung Es handelt sich hierbei um drei Neubauprojekte, welche zu Wohnzwecken dienen. Bei allen drei Projekten liegt der Betonanteil über 80 %, wobei auch beim Holzbau dieser hohe Anteil verwendet wurde. Eine deutliche Schwankungsbreite zwischen den unterschiedlichen Projekten ergibt sich bei keramischen Materialien, wobei sich ein Delta von 12,75 % (0,05 zu 12,8) öffnet. Die Anteile von Kupfer und Aluminium sind sehr gering, da diese Materialien für Rohre, elektrische Leitungen, Türen und Fenster verwendet werden. Besonders wichtig ist die Betrachtung des Gipsanteils der Projekte, welcher sich bei der Verwendung von Gipskartonplatten für nicht tragende Wandkonstruktionen ergibt. Bei dem Projekt „Einfamilienhaus Massiv“ wurden keine Gipskartonplatten verwendet. Somit muss das Augenmerk für eine Initiative zur Rückgewinnung von Gipsbaustoffen nicht auf Einfamilienhäuser gelegt werden. Bei der Analyse des Projektes „Mehrfamilienhaus Massiv“ und „Mehrfamilienhaus Holz-Massiv“ wurden Gipskartonanteile < 1 % ermittelt, wobei Gipsanteile von Putz nicht erfasst wurden. Laut Aussage von Dipl.-Ing. Fritz Kleemann der TU-Wien vom Christian Doppler Labor für „Anthropogene Ressourcen“ wurden bei der Ermittlung der Materialanteile bei Projekten in Wien folgende Ergebnisse aufgezeichnet: Gründerzeithäuser beinhalten vor allem Gips, wenn Umbauten vorgenommen wurden. Dieser Anteil liegt aber deutlich unter 1 % der Gesamtmasse. In Gebäuden, die vor dem Jahr 1970 erbaut wurden, sind keine Anteile von Gipsbaustoffen vorhanden. Eine weitere Untersuchung eines Wohngebäudes (Errichtungsjahr 2003) hat ergeben, dass dieses einen Anteil von 2,1 % Gips an der Gesamtmasse aufwies. Somit ist bei Wohngebäuden abhängig vom Errichtungsjahr ein Gipsanteil von 0 % bis 3,6 % enthalten. 14 14 Vgl. Müller, Anette: Bauschutt ohne Gips. In: Steinbruch und Sandgrube. 11/2012. S.40. 13 2. Verwendung 2.3.4. Materialaufkommen - Vergleich Wohn- und Bürogebäude Zur Ermittlung des Gesamtgipsanteiles müssen jedoch noch Gebäude mit einer anderen Nutzung wie beispielsweise Büros oder Einkaufszentren berücksichtigt werden. Durch eine flexible und aufgelöste Struktur dieser Bauwerke kommen oft Trennwandsysteme mit Gipskartonplatten zum Einsatz, die nach einer geringen Nutzungsdauer wieder umgebaut werden müssen. Aus diesem Grund können sich Gipsanteile von bis zu 6,6 % ergeben, wobei hier Aufkommen von Baustellenabfällen in kg/m² BGF zu sagen ist, dass dieser Wert sehr selten erreicht wird. 70 60 50 40 30 20 10 0 Wohngebäude Bürogebäude Mineralf asern 0,19 0,4 Holz behandelt 0,72 5,58 Gips 0,91 6,6 2 1,6 Holz unbehandelt 2,22 6,6 Metalle 3,46 2,9 Verpackungen 19,2 15,1 36 29,5 Sonstiges Bauschutt Abb. 7: Materialaufkommen anhand des Vergleiches Wohn- zu Bürobauten 15 15 Vgl. Scheibengraf, Martin/Reisinger, Hubert: Abfallvermeidung u. -Verwertung: Baurestmassen Detailstudie zur Entwicklung einer Abfallvermeidungs- und Abfallverwertungsstrategie für den BAWP 2006. Wien: 2005. S.50. 14 2. Verwendung 2.4. Massenstromberechnung von Gipsbaustoffen Mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse aus Kapitel 2.1. bis 2.3. soll eine Ermittlung des Massenstromes Gips erstellt werden, um die Masse des riesigen anthropogenen Lagers in Österreich ermitteln zu können. Für die Ermittlung wird in vereinfachter Form die Menge des Gipsanteiles bei Wohnbauten berechnet, da dieser Anteil prozentmäßig am größten ist. Abb. 8 zeigt den Gipseintrag von Deutschland, welcher auch auf Österreich umzulegen ist. Es ist deutlich erkennbar, dass ab dem Jahr 1970 eine starke Konjunktur des Einsatzes von Gipswerkstoffen stattgefunden hat. Abb. 8: Gipseintrag in Deutschland von 1880 bis 2010 16 Für die Berechnung wurden die Daten der Gebäude und Wohnungen in Österreich von der Statistik Austria erhoben und mit einer durchschnittlichen Wohnungsnutzfläche multipliziert. Im Anschluss daran wurde die spezifische Masse von den Gebäuden beginnend vom Jahr 1919 bis 2013 ermittelt und ein prozentmäßiger Gipsanteil dieser Mengen berechnet. Die Summe ergibt das Vorkommen der verbauten Gipsbaustoffe, welche in den nächsten Jahrzehnten durch konventionelle Gebäudeabbrüche und selektive Gebäuderückbauten wiedergewonnen werden können. 16 Müller, Anette: Das Sulfatproblem. In: RECYCLING magazin. 22. Weimar 2012. S.28. 15 2. Verwendung Tab. 7 zeigt die Anzahl der Gebäude und der Wohnungen von Österreich, die für die Berechnung maßgebend sind. Nichtwohngebäude sind in der Berechnung nicht enthalten und werden aufgrund des geringen Prozentanteils und zur Vereinfachung vernachlässigt. Summe Vor 1919 1919 bis 1944 1945 bis 1960 1961 bis 1970 1971 bis 1980 1981 bis 1990 1991 bis 2000 Nach 2001 Gebäude 2.191.280 327.350 165.930 243.616 283.271 325.343 305.125 264.146 276.499 Wohnungen 4.441.408 791.264 341.264 492.249 624.730 663.001 522.565 487.725 518.610 Tab. 7: Gebäude und Wohnungen 2011 nach dem Errichtungsjahr 17 In Tab. 8 wurde die Nutzfläche der österreichischen Wohnbauten ermittelt. Die durchschnittliche Wohnungsfläche beträgt laut Statistik Austria 98,5 m². Bauperiode Nutzfläche [m²] Vor 1919 77.939.504 1919 bis 1944 33.614.504 1945 bis 1960 48.486.527 1961 bis 1970 61.535.905 1971 bis 1980 65.305.599 1981 bis 1990 51.472.653 1991 bis 2000 48.040.913 Nach 2001 51.083.085 Summe 437.478.688 Tab. 8: Nutzfläche der Wohnungen Österreichs 17 STATISTIK AUSTRIA: Bestand an Gebäuden und Wohnungen. In: URL: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/wohnen_und_gebaeude/bestand_an_gebaeuden_und_w ohnungen/index.html (letzter Zugriff 23.04.2014). 16 2. Verwendung Anhand der berechneten Gesamt-Wohnnutzfläche auf die unterschiedlichen Bauperioden bezogen, kann nun die spezifische Masse berechnet werden. Im Anschluss wird mit den Masseprozenten von Gips das Gewicht der Gipsfraktionen errechnet. Die spezifische Masse war in den Bauperioden vor 1919 bis 1944 aus dem Grund höher, da die Raumhöhen dementsprechend größer ausgeführt wurden. Die Werte für die bauperiodenabhängige spezifische Masse stammen vom Projekt Enba – Action 1 (Konzept zur nachhaltigen Nutzung von Baurestmassen basierend auf der thematischen Strategie für Abfallvermeidung und Abfallrecycling in der EU). Bauperiode Spezifische Masse Masse [t] [t/m²NFL] Vor 1919 2,0 155.879.008 1919 bis 1944 2,1 70.590.458 1945 bis 1960 1,4 67.881.137 1961 bis 1970 1,1 67.689.496 1971 bis 1980 1,1 71.836.158 1981 bis 1990 1,1 56.619.918 1991 bis 2000 1,1 52.845.004 Nach 2001 1,1 56.191.394 Summe 599.532.572 Tab. 9: Masse der unterschiedlichen Bauperioden Die ermittelte Masse der gesamten Wohnbauten in Österreich beträgt 600 Mio. Tonnen. 17 2. Verwendung Der Anteil an Gipswerkstoffen der unterschiedlichen Bauperioden bei den Wohnbauten wurde mit Annahmen getroffen. Da bis 1970 fast keine Gipswerkstoffe verbaut wurden, resultieren die geringen Werte daraus, dass Reparaturen und Sanierungen oft mit Gipsbaustoffen realisiert werden. Bauperiode Masse-% Gips Masse [t] Vor 1919 0,02 31.176 1919 bis 1944 0,05 35.295 1945 bis 1960 0,1 67.881 1961 bis 1970 0,2 135.379 1971 bis 1980 0,8 574.689 1981 bis 1990 2,0 1.132.398 1991 bis 2000 2,3 1.215.435 Nach 2001 2,4 1.348.593 Summe 4.540.847 Tab. 10: Gipsfraktion in Österreich Wie in Tab. 10 ersichtlich, ergibt meine Berechnung ein Lager von Gipsbaustoffen von zirka 4,5 Millionen Tonnen. Diese korrelieren mit den Schätzungen der Berechnungen des Projektes Gipsplatten-Recycling der Steiermärkischen Landesregierung, der Abteilung für Abfall- und Stoffflusswirtschaft FA19D. Deren Berechnung ergibt ein Lager von 4,25 Millionen Tonnen an Gipskartonplatten. 18 2. Verwendung 2.5. Resümee Der Baustoff Gips wird zu 30 % für Wohnbauten verwendet, wobei dieser vorrangig bei Mehrfamilienhäusern eingesetzt wird. Der Massenanteil an Gips beträgt hier zirka 1 %. Eine steigende Tendenz ist deutlich erkennbar. Weiters wird bei Nichtwohngebäuden wie Büro- und Industriebauten ein Massenanteil zur Gesamtmasse von 1-5 % eingesetzt. Dieser Anteil ergibt sich durch die Trennung von tragenden und nichttragenden Bauelementen und der Tatsache, dass ein rationeller Trockenausbau bei diesen Bautypen bevorzugt wird. Hierbei werden 30 % der Gipsprodukte eingesetzt. Ein weitaus größerer Anteil von Gipsbaustoffen (40 %) wird für Reparatur- und Sanierungsarbeiten eingesetzt. Verteilung des Gipsprodukteeinsatzes Wohnbauten Büro- und Industriebauten Reparatur- u. Sanierungsarbeiten 30% 40% 30% Abb. 9: Verteilung des Gipssprodukteinsatzes 18 Gipsbaustoffe werden vorwiegend in Form von Baugipsen, Gipsplatten, zur Betonherstellung, für Düngemittel und Medizinalgips verwendet. Eingesetzt werden diese Dachschrägenbekleidungen, Gipsprodukte für für Wand-, Zwischenwände, Decken- Beplankungen und von Außenwänden und als Verbundplatten für Wärme- und Schalldämmung. Die Berechnung des anthropogenen Lagers an Gipsbaustoffen beträgt 4,5 Millionen Tonnen. 18 Monier, Véronique et al: 116_Service Contract on Management of Construction and Demolition. Brüssel: 2011. S.98. 19 3. Gewinnung 3. Gewinnung Das Kapitel 3 erläutert die chemische Zusammensetzung des Rohstoffes Gips, wobei ebenfalls auf den Gipskreislauf näher eingegangen wird. Anschließend werden die verschiedenen Gewinnungsarten von Primär- und Sekundärrohstoffen vorgestellt. 3.1. Gips - Chemische Zusammensetzung Der Rohstoff Gips wird seit tausenden von Jahren als Stoff für Bautätigkeiten verwendet, wobei er einen enormen Vorteil im Gegensatz zu anderen Produkten aufweist, da er sortenrein getrennt unendlich oft ohne hohen Energieaufwand wieder aufbereitet werden kann. Abb. 10 zeigt den Gipskreislauf. Hier ist zu erkennen, dass der Rohstoff Gipsstein CaSO4.2H2O nach dem Zerkleinerungsprozess und dem Brennvorgang in die Struktur CaSO4.1/2H2O übergeht, wobei dem Gefüge nur Wasser entzogen wird. Rohstoff: CaSO4.2H2O Baustoff: CaSO4.1/2H2O, CaSO4 Abb. 10: Gipskreislauf Produkt: CaSO4.2H2O 19 Der Vorgang der Entwässerung wird auch Dehydratation genannt. Bei vollständigem Entzug des gebundenen Wassers entsteht Anhydrit (CaSO4). Die Verarbeitung zu einem Produkt verlangt einfach den umgekehrten Vorgang, den reversiblen Prozess, der durch Abbinden mit Wasser durchgeführt werden muss. 19 Vgl. Müller, Anette: Das Sulfatproblem. In: RECYCLING magazin. 22. Weimar 2012. S.27. 20 3. Gewinnung Nach Abschluss des Abbindevorganges erhält das fertige Produkt die gleiche kristalline Zusammensetzung wie der Rohstoff selbst. 20 Aus diesem Grund kann wie bereits erwähnt durch dementsprechende Sortierung und Zerkleinerung ein qualitativ hochwertiger Sekundärrohstoff gewonnen werden. Der Rohstoff Gips kann als Naturprodukt, welcher als Gipsstein gefördert werden kann, oder als Nebenprodukt von diversen Industrieprozessen, als Nebenprodukt von fossilen Kraftwerken und als Ausgangsstoff für Bau- und Werkstoffe verwendet werden. 3.2. Primärrohstoff 3.2.1. Naturgips Der in der Natur vorkommende Gips, auch Calciumsulfat - Dihydrat (CaSO4.2H2O) genannt, kommt in vielen Ländern oberhalb der Erdkruste als Ablagerung von wässrigen Lösungen von flachen Meeresstellen vor. Im Laufe von Millionen Jahren haben sich Carbonate, Sulfate und Chloride abgesetzt und so wurde durch Überdeckung von anderen Schichten und durch Entzug von Wasser Gips gebildet. Die ältesten Vorkommen der Gips- und Anhydritgesteine weisen ein Alter von rund 255 Millionen Jahren auf. Der Rohstoff Gips kann viele unterschiedliche Gefügestrukturen aufweisen, die von einer feinkörnigen Form bis hin zu quadratmetergroßen tafeligen Platten reichen können. Ein markantes Erscheinungsbild weist der spätige, blättrige Gips auf, welcher durchsichtig ist und als „Marienglas“ bezeichnet wird. Eine weitere Varietät des Minerals Gips ist „Alabaster“, welcher einen weißlichen, durchsichtigen Zustand hat, der im Gegensatz zu anderen Gipsarten härter ist. 21 Der Abbau des Rohstoffes Gips kann im Über- als auch im Untertagbau erfolgen. In Österreich werden durchschnittlich 950.000 t pro Jahr an Gips und Anhydrit abgebaut. Die Aufzeichnungen der World Mining Data des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend in Tab. 11 zeigen, dass es seit dem Jahr 2007 einen Rückgang des Abbaues um rund 250.000 t (23 %) gibt, was zeigt, dass bei der Baustoffherstellung häufiger auch auf andere Rohstoffquellen, wie in 20 Vgl. Bundesverband der Gipsindustrie, e.V.: Gipsdatenbuch. Berlin: 2013. S.14. 21 Vgl. Bundesverband der Gipsindustrie, e.V.: Gipsdatenbuch. Berlin: 2013. S.14. 21 3. Gewinnung Kapitel 3.3.1 bis 3.3.3 beschrieben, zurückgegriffen wird, um die Natur- vorkommen zu schonen. Gips- und Anhydritabbau in Österreich: 2007 2008 2009 2010 2011 [t] [t] [t] [t] [t] 1.063.844 1.087.259 910.945 872.273 815.438 Tab. 11: World Mining Data - Gips- and Anhydritabbau 22 In Tab. 12 sind die sechs Standorte der gipsabbauenden Betriebe aufgelistet, die in Österreich für die Herstellung von Gipsprodukten wie Gipskartonplatten, Putzen, Spachtelmassen, Stuck- bzw. Baugips und Fertigmörtel zuständig sind. Standort Bundesland Unternehmen Bad Aussee Steiermark Rigips Austria GmbH Puchberg am Schneeberg Niederösterreich Rigips Austria GmbH Weißenbach / Liezen Steiermark Knauf GmbH Hall Steiermark Knauf GmbH Kuchl / Grundlsee Salzburg Moldan Baustoffe GmbH Weißenbach am Lech Tirol Gipswerk Schretter & Cie Tab. 12: Standorte und Unternehmen in Österreich 22 23 23 Reichl, C./Schatz, M./Zsak, G.: World-Mining-Data. Heft 28. Wien: 2013. S.187. Vgl. Szednyj, Ilona/Brandhuber, Doris: Magnesiaherstellung. Wien: 2007. S.106. Stand der Technik zur Kalk-, Gips- und 22 3. Gewinnung 3.3. Sekundärrohstoff 3.3.1. REA-Gips Eine wichtige Rolle bei der Herstellung von Gipsprodukten und in weiterer Folge bei der Einsparung von Primärressourcen spielt der Einsatz von REA-Gips (Rauchgasentschwefelungsanlagen - Gips), der bei der Entschwefelung von Verbrennungsgasen von Kraftwerken anfällt, welche mit fossilen Brennstoffen wie Heizöl, Stein- und Braunkohle befeuert werden. Das Prinzip der Herstellung von REA-Gips ist folgendes: Das durch die Verbrennung entstehende Schwefeldioxid wird von Stäuben gereinigt und das zurückbleibende Rauchgas wird mit einer Kalkstein- oder Brandkalksuspension befeuchtet. Durch diesen Vorgang entsteht Calciumsulfit, welches mit Sauerstoff zu Calciumsulfat reagiert. Der Ausgangsstoff kann nun nach einem Wasch- und Filtriervorgang als Werkstoff in den Wirtschaftskreislauf gebracht werden. 24 Das österreichische Unternehmen Knauf mit einem Standort in Weißenbach/ Liezen in der Steiermark, nutzt seit dem Jahr 2012 verstärkt synthetischen Gips als Sekundärressource für die Produktion von Gipskartonplatten und Spachtelmassen. Der Anteil beträgt 50 % des Gesamtverbrauches, welcher aus osteuropäischen Nachbarländern per Bahn importiert wird. 25 Bei der Untersuchung von REA-Gips im Vergleich zu Naturgips wurden nur geringe Unterschiede bei der chemischen Zusammensetzung und dem Gehalt von Spurenelementen festgestellt, wobei der hohe Reinheitsgrad von REA-Gips einen wesentlichen Vorteil für die Weiterverarbeitung zu Baumaterialien darstellt. Zu berücksichtigen ist jedoch die einheitliche Korngröße der synthetischen 24 Vgl. Radeloff, Dagmar/Reitberger, Franz: Herstellung und Entsorgung von Gipsplatten. Bayrisches Landesamt für Umwelt. Augsburg: 2007. S.6. 25 Vgl. FA Knauf GmbH: 044_Pressebericht 2012 - Synthetischer Gips als Sekundärrohstoff. In: URL: http://www.knauf.at/www/de/presseberichte/knauf_pressemeldungen_2012/neue_wege_im_umwel tbereich/knauf_presseberichte_2012_neue_wege_im_umweltbereich.html#open (letzter Zugriff 13.04.2014). 23 3. Gewinnung Gipskristalle, die es daher nicht erlaubt, Gipsprodukte aus reinem REA-Gips zu erzeugen. 26 Ein wichtiger Aspekt, der bei der Verwendung des Sekundärrohstoffes REA-Gips zu berücksichtigen ist, ist die Verfügbarkeit in den nächsten Jahrzehnten. Aufgrund der Richtlinie 2009/28/EG der Europäischen Union für erneuerbare Energie wurde ein verbindliches Ziel für alle Mitgliedsländer der EU festgelegt, welches vorschreibt, dass mindestens 20 % des Energieverbrauches bis zum Jahr 2020 mit erneuerbaren Energien produziert werden müssen. Der derzeitige Stand beträgt 8,5 %. 27 Folgedessen wird die Produktion des Sekundärrohstoffes REA-Gips ebenfalls einen deutlichen Rückgang verzeichnen. Tab. 13 zeigt die Aufzeichnungen des Bundesabfallwirtschaftsplanes 2011, wobei das REA-Gipsaufkommen in Österreich von 130.000 t auf 71.200 t in vier Jahren (2004 bis 2008) fast halbiert wurde. REA-Gips – REA-Gips – Aufkommen [t] Deponie [t] 2004 130.000 49.100 2005 126.200 43.700 2006 108.200 60.900 2007 78.700 68.500 2008 71.200 48.600 BAWP 2011 Tab. 13: REA-Gips - Aufkommen und Deponie 26 28 Vgl. Bundesverband der Gipsindustrie: Technischer http://www.gips.de/wissen/wundermineral-gips/rohstoffe/technischer-gips/ 13.04.2014). Gips. In: (letzter URL: Zugriff 27 Vgl. EU-Richtlinie 2009/28/EG zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen. 28 Bundesministerium für Land- u. Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: BundesAbfallwirtschaftsplan 2011 (BAWP). Band 1. Wien: 2011. S.101. 24 3. Gewinnung REA-Gipsaufkommen in Österreich 160.000 140.000 120.000 100.000 80.000 60.000 40.000 20.000 0.000 2004 2005 REA-Gipsauf kommen 2006 2007 2008 REA-Gipsdeponie Abb. 11: REA-Gips - Aufkommen und Deponie in Österreich Die Abb. 11 zeigt eine Gegenüberstellung des REA-Gipsaufkommens mit der REA-Gipsdeponierung, wobei hier ein starker Rückgang des Aufkommens und ein geringer Anstieg der REA-Gipsdeponierung zu verzeichnen ist. Meines Erachtens liegt hier ein großes Optimierungspotential bei der Verwertung dieser REA-Gipsaufkommen in Österreich vor. 3.3.2. Industriegips Einen geringen Anteil des Gipsrohstoffaufkommens macht die Herstellung von Gips und Anhydrit aus chemischen Prozessen aus. Hier entsteht bei der Neutralisation von Schwefelsäure mit Kalksuspensionen Gips. Weiters kann Gips als Nebenprodukt bei der Herstellung von organischen Fruchtsäuren wie Zitronensäure oder Weinsäure gewonnen werden. Für die Verwendung als Abbinderegler für Zement und als Rohstoff für Estriche kann ebenfalls Fluroanhydrit eingesetzt werden, der bei der Flusssäure-Herstellung durch die Reaktion von Flussspat mit konzentrierter Schwefelsäure entsteht. 29 29 Vgl. Bundesverband der Gipsindustrie, e.V.: Gipsdatenbuch. Berlin: 2013. S.15. 25 3. Gewinnung 3.3.3. Recyclinggips Gips kann durch einen Recyclingprozess der Verschnittreste von Gipskartonplatten, welche auf Neubau- oder Sanierungsbaustellen anfallen bzw. bei Abbruchbaustellen als Gipskartonplattenabfall entstehen, als Sekundärrohstoff wiedergewonnen werden. Eine umfassende Untersuchung bezüglich Recyclinggips widmet sich Kapitel 4. 3.4. Resümee Folgende Aspekte sind bei der Gewinnung von Gips zu berücksichtigen: Die chemische Zusammensetzung des Rohstoffes Gips erlaubt es, dass sortenrein getrennte Gipsabfälle unendlich oft und ohne hohen Energieaufwand wieder aufbereitet werden können. Die Primärressource Naturgips kann durch Sekundärrohstoffe wie REA-Gips, Industriegips und Recyclinggips geschont werden. Das Aufkommen von REA-Gips wurde von 2004 bis 2008 in Österreich von 130.000 t auf 71.200 t minimiert. Dadurch muss verstärkt auf Primärressourcen zurückgegriffen werden. Die bei der Herstellung von Säuren entstehenden Gipsmengen haben einen sehr geringen Marktanteil, welcher bei der Erzeugung von Gipsprodukten nicht berücksichtigt wird. Die Verwendung von Recyclinggips wird in Österreich nicht forciert. Ein Grund dafür sind die geringen Rohstoffpreise von Naturgips und die noch zu hohen Kosten für die Aufbereitung von Gipsabfällen. 26 4. Aktueller Stand der Kreislaufwirtschaft 4. Aktueller Stand der Kreislaufwirtschaft Dieses Kapitel befasst sich mit dem aktuellen Stand der Technik in punkto Abfallverwertung und Recycling von gipshaltigen Baumaterialien. Dabei wird der aktuelle Stand der Kreislaufwirtschaft in Österreich und weltweit betrachtet, woraus in weiterer Folge das Verbesserungspotential zu erkennen ist und in Kapitel 5 das Optimierungspotential aufzeigt. 4.1. Status quo in Österreich In diesem Abschnitt wird der Status quo der Kreislaufwirtschaft von Gipsprodukten in Österreich analysiert. Hierbei ist es wichtig, wann und wo welche Abfälle anfallen und wie diese wieder aufbereitet werden oder nicht. Zu Beginn kommt es zu einer genaueren Betrachtung des Herstellungsablaufes von Gipskartonplatten. Abb. 12 zeigt den Produktionsablauf, wobei nach Zulauf des Kartons die hergestellte Gipsmasse auf ein Fließband aufgetragen und verteilt wird und nach Zugabe der oberen Kartonlage der Abbindevorgang beginnen kann. Nach Zuschnitt der Platte und einem Wendevorgang wird nach einem Trocknungsvorgang die Besäumung der Querkanten vorgenommen, anschließend kann die Stapelung der fertigen Gipskartonplatten erfolgen. Bei diesem Herstellungsverfahren fällt ein ungefährer Abfallanteil von 1-2 % aufgerechnet auf die gesamte Produktionsmenge an. Dabei handelt es sich um Sägeabschnitte und anfallende Platten aus Fehlmischungen und Beschädigungen. Der aktuelle Stand der Technik ist hierbei, dass durch betriebsinterne Recyclinganlagen die gesamten Abfälle aus dem Produktionsablauf, wie Gips- und Kartonfraktionen, recycelt werden und wieder in den Produktionsprozess zurückgeführt werden können. 30 30 Vgl. Hamm, Heiner/Hüller, Rudolf/Demmich, Jörg: Process Know-how. Nr. 5. Iphofen: 2007. S.68. 27 4. Aktueller Stand der Kreislaufwirtschaft Abb. 12: Herstellungsablauf Gipskartonplatten 31 Geht man von einer jährlichen Gipskartonplattenherstellung von 280.000 t (Stand 2008) 32 aus, so sind dies jährlich zwischen 2.800 t und 5.600 t, die wieder eingesetzt werden können. Eine weitere Betrachtung des Abfallaufkommens von Gipskartonplatten muss dem Einbau auf der Baustelle gewidmet werden, da dort objektbedingt Abfälle durch Verschnitt oder Beschädigungen entstehen, die bei Neu-, Aus- bzw. Umbauten oder Renovierungsarbeiten anfallen. Ein Untersuchungsergebnis des Projektes der Europäischen Union zur Verbesserung der Recyclingrate von Gipsprodukten hat ergeben, dass ungefähr 5 % des gesamten Marktvolumens der eingebauten Gipskartonplatten in Europa in Form von reinem und recyclingfähigem Abfallmaterial auf der Baustelle anfallen. Betrachtet man diese Zahl in Hinblick auf die produzierte Jahresmenge von Gipskartonplatten, entspricht dies einer Menge von zirka 14.000 t. Lt. Bericht 31 Ortleb, Holger: Gipsindustrie stellt Recyclingkonzept vor. Berlin: Bundesverband der Gipsindustrie e.V. 2012. 32 Vgl. Himmel, Wilhelm/Mitterwallner, Josef: Gipskartonplatten-Recycling. Folie 3. Graz-Burg: Land Steiermark - Amt der Steiermärkischen Landesregierung 2008. 28 4. Aktueller Stand der Kreislaufwirtschaft werden aber nur 7 % (~ 980 t) dieser Abfallmenge recycelt, sodass hier ein erhebliches Optimierungspotential vorhanden ist. 33 Um ein Recycling zu gewährleisten, sollten auf einer gut organisierten Baustelle Verschnittabfälle sortenrein in einem Container gesammelt werden. Weiters ist es wichtig, dass das gesammelte Abfallmaterial vor fremden Verunreinigungen geschützt wird und eine witterungssichere Lagerung möglich ist. In Kapitel 4.1.2 werden Innovationen von gipsherstellenden Unternehmen aus Österreich vorgestellt, die es sich zum Ziel gemacht haben, diese Abfallfraktionen aus anfallenden Verschnitten und Plattenbeschädigungen zu verwerten und diese wieder als Sekundärrohstoff für neue Produkte zu verwenden, um sie wieder in den Markt einzuführen, ohne eine unnötige Deponierung vornehmen zu müssen. Abb. 13: Gipskartonplattenabfälle durch Verschnitt auf der Baustelle Der wohl größte Massenanteil von 34 Gipsbaustoffen fällt jedoch beim konventionellen Abbruch, beziehungsweise beim selektiven Rückbau von Gebäuden an. Während beim konventionellen Abbruch der Abriss eines Gebäudes ohne Rücksicht auf sortenreine Trennung der verschiedenen Abfallfraktionen wie Beton, Ziegel, Gipsbaustoffe, Holz etc. gemacht wird, hätte ein selektiver Rückbau den Vorteil, dass eine weitaus höhere Qualität bei der Gewinnung von Recycling-Baustoffen erzielt werden kann. Der verwertungsorientierte Rückbau soll die umgekehrten Arbeitsschritte wie bei der Errichtung eines Gebäudes beinhalten. Es sollen Bauwerksteile so abgebaut werden, dass eine Vermengung oder eine Verunreinigung der getrennt gelagerten 33 Vgl. Monier, Véronique et al: 116_Service Contract on Management of Construction and Demolition. Brüssel: 2011. S.102. 34 Hamm, Heiner/Hüller, Rudolf/Demmich, Jörg: Process Know-how. Nr. 5. Iphofen: 2007. S.70. 29 4. Aktueller Stand der Kreislaufwirtschaft Materialien verhindert wird. Weiters soll erreicht werden, dass die gewonnenen Abfallmengen einem Verwertungs- oder einem Recyclingprozess zugeführt werden. Sind diese Aufbereitungsschritte nicht möglich, muss eine ordnungsgemäße Entsorgung stattfinden. 35 Die entstehenden Auswirkungen und Effekte, die bei der Verwendung von Recyclingmaterialien im Sinne eines Sekundärrohstoffes gegeben sind, werden in Kapitel 6 genauer erläutert. Darin wird die Problematik sichtbar, dass der immer größer werdende Anteil an Gips in den Recycling-Baustoffen oder bei der Deponierung auf Inertabfall-, Baurestmassen- oder Massenabfalldeponien einen erheblichen Einfluss auf die Umweltauswirkungen und auf die Verwendbarkeit von Recycling-Baustoffen hat. Aus diesem Grund sollte ein selektiver Rückbau forciert werden, um sortenreine Gipsabfälle zu gewinnen und um diese einem Recyclingprozess zuzuführen. Einer Schätzung des Projektes Gypsum to Gypsum zufolge, welches von der Europäischen Kommission unterstützt wird, wird die Recyclingquote von Gipsabfällen, die von konventionellen Gebäudeabbrüchen und selektivem Rückbau stammen, auf nur 1 % der gesamten anfallenden Gipsabfallfraktionen geschätzt. 36 37 Abb. 14: Konventioneller Abbruch eines Gebäudes 35 Vgl. Rosenberger, Robert/Car, Martin: Baurestmassentrennung auf der Baustelle - Ein Leitfaden für die Baustelle. Wien: Geschäftsstelle Bau 2006. S.23. 36 Europäische Kommission: Projekt Gypsum to Gypsum: Facts & Figures. In: URL: http://gypsumtogypsum.org/gtog/factsandfigures/ (letzter Zugriff 14.04.2014). 37 Hamm, Heiner/Hüller, Rudolf/Demmich, Jörg: Process Know-how. Nr. 5. Iphofen: 2007. S.70. 30 4. Aktueller Stand der Kreislaufwirtschaft 4.1.1. Gründe für fehlende Gips-Kreislaufwirtschaft in Österreich Folgende Gründe können für die fehlende Kreislaufwirtschaft von Gips in Österreich aufgelistet werden: Derzeit ist noch eine hohe Verfügbarkeit des Rohstoffes Gips gegeben (sowohl Naturgips als auch REA-Gips). Demzufolge ist noch kein Bedarf an Recyclinggips vorhanden. Geringe Kosten des Primärstoffes Gips. Selektiver Rückbau ist bereits soweit, dass er angewandt werden kann, dieser ist jedoch im Vergleich zum konventionellen Abbruch zu kostspielig, um daraus Gipsabfälle für Recyclingzwecke gewinnen zu können. (höherer Arbeitskräfteaufwand und daher höhere Lohnkosten) In den meisten Ländern sind die Preise für die Deponierung der Gipsabfälle zu gering, um durchzuführen. ein Der vergleichsweise rentableres Altlastensanierungsbeitrag Recyclingverfahren (ALSAG-Beitrag) in Österreich beträgt beispielsweise für o Inertabfalldeponie 9,20 €/t o Baurestmassendeponie 9,20 €/t o Reststoffdeponie 20,60 €/t o Massenabfalldeponie 29,80 €/t 38 Ein Recycling von Gipskartonplatten, welche bei einem Gebäudeabbruch gesammelt werden, ist aus dem Grund nicht einfach, da diese meist Verunreinigungen oder Vermengungen mit anderen Baumaterialien wie Tapeten, Farbrückständen, oder Metallteilen wie Schrauben aufweisen. Noch schwieriger ist das Abtragen und Trennen von Gipsputzen, Spachtelmassen, Gipsmörtel usw. von Bauteilen wie Ziegel- oder Betonwänden. 38 Rosenberger, Robert/Car, Martin: Baurestmassentrennung auf der Baustelle - Ein Leitfaden für die Baustelle. Wien: Geschäftsstelle Bau 2006. S.12. 31 4. Aktueller Stand der Kreislaufwirtschaft Durch die auftretende Umweltbelastung bei der Deponierung von Gipsabfällen fallen höhere Entsorgungskosten von gesammelten Gipskartonplatten an, als bei gemischtem Bauschutt. Durch die fehlende Kreislaufwirtschaft von Gipsprodukten stehen zurzeit auch keine Recyclinganlagen zur Verfügung, die eine dementsprechende Aufbereitung bewerkstelligen könnten. Weiters sind firmeninterne Recyclinganlagen nicht für die Kapazität ausgelegt, die es erlauben würden, dass Baustellenabfälle aus Verschnitt und Abbruchabfälle aufbereitet werden könnten. Die Akzeptanz an Recycling-Baustoffen in Österreich ist noch sehr gering.39 4.1.2. Innovationen in Österreich Das österreichische Unternehmen Rigips Austria GesmbH mit seinem Firmenhauptsitz in Bad Aussee (Steiermark) hat es sich zum Ziel gesetzt, die Gipskartonabfälle, welche aus Verschnitten und Beschädigungen beim Einbau auf der Baustelle entstehen, wieder dem Produktionszyklus rückzuführen. Wie in Abb. 15 ersichtlich, dienen dazu die von der Firma Rigips entwickelten „Big-Bags“ zur sortenreinen Sammlung von Gipskartonverschnittresten. Abb. 15: RiCycling System des Unternehmens Rigips Austria GesmbH40 In den bei der Anlieferung der Gipskartonplatten mitgelieferten Ri-Cycling Bag ® passt ein Volumen von 500 kg. Wichtig dabei ist, dass die witterungsgeschützte Lagerung der Gipskartonplattenabfälle durchgeführt wird. Mittels Kran können dann die angefüllten Big-Bags abgeholt werden. Laut Auskunft des Unternehmens erfolgt eine Abholung ab 5 Ri-Cycling Bags ® innerhalb von 10 Tagen. 39 Vgl. Monier, Véronique et al: 116_Service Contract on Management of Construction and Demolition. Brüssel: 2011. S.96. 40 Vgl. Hrabe/Klampfer: Rigips RiCycling. 1. Auflage. Bad Aussee: Rigips Austria GesmbH 2007. 32 4. Aktueller Stand der Kreislaufwirtschaft Durch diese Innovation erfolgt eine Entlastung des Abfallaufkommens auf Deponien und es kann eine Reduktion des Primärressourceneinsatzes von Gips erfolgen. 41 Eine weitere Innovation zum Thema Kreislaufwirtschaft von gipshaltigen Baustoffen wurde im Jahr 2008 mit dem Abfallpreis „Phönix – Einfall statt Abfall“ prämiert. Das Amt der Steiermärkischen Landesregierung mit der Fachabteilung 19D Abfall- und Stoffwirtschaft arbeitete ein Konzept aus, welches eine Gewinnung von Recyclinggips aus Baurestmassen infolge von Gebäudeabbrüchen als Zielsetzung hatte. Die Abwicklung des Projektes wurde mit dem Gipsplattenherstellungs- unternehmen Knauf aus Weißenbach / Liezen und dem Entsorgungsfachbetrieb Cemex / Transbeton in Bruck / Mur als Projektpartner realisiert. In weiterer Folge wurde die Montanuniversität Leoben (Institut für nachhaltige Abfallwirtschaft und Entsorgungstechnik) mit der Aufgabe betraut, im Rahmen einer Diplomarbeit ein Konzept für das Recyclingverfahren von Gipskartonplatten auszuarbeiten. Laut Angaben des Unternehmens Transbeton werden pro Jahr zirka 15.000 – 20.000 t Gipskartonabfälle auf dem Standort Bruck gesammelt. 41 Vgl. Hrabe/Klampfer: Rigips RiCycling. 1. Auflage. Bad Aussee: Rigips Austria GesmbH 2007. 33 4. Aktueller Stand der Kreislaufwirtschaft Der Aufbereitungsprozess wurde wie folgt durchgeführt: 1. Die Abfälle wurden mit einem Sortiergreifer sortiert und getrennt. 2. Mittels mobiler Brechanlage (Prallmühle) wurden die unterschiedlich großen Platten zerkleinert 3. Nach dem Zerkleinerungsvorgang konnte eine Sortierung der verschiedenen Materialien wie Metalle, Kartonagen und Gips vollzogen werden. Die Metallanteile lassen sich mittels Magnetabscheider leicht von den anderen Stoffen trennen 4. Alle Leichtanteile wie Kartonabfälle wurden im nächsten Recyclingschritt von dem Gipsgranulat entfernt. 5. Die Dichtesortierung konnte mit Hilfe einer mechanisch-pneumatischen Anlage erreicht werden. 6. Das Recyclinggranulat wurde anschließend mit einem Walzenbrecher zu Gipspulver zerkleinert und im letzten Arbeitsschritt wurden enthaltene Störstoffe nochmals abgesiebt. (Fotomaterial siehe Anhang) Laut Abschlussbericht konnten aus 1 Tonne Gipskartonabfall zirka 680 kg Recyclinggips gewonnen werden, welche mit einem Reinheitsgrad von 99 % wieder in die Gipskartonplattenproduktion zurückgeführt wurden. Dieses Pilotprojekt machte erstmals sichtbar, dass in Österreich eine wirtschaftliche Aufbereitung von Gipskartonplattenabfällen durchgeführt werden könnte. Weiters kann dem Bericht entnommen werden, dass eine jährliche Recyclingmenge in Österreich von zirka 200.000 – 300.000 t/Jahr wieder in den Produktionsablauf rückgeführt werden könnte.42 Doch fehlende dementsprechende technische und rechtliche Recyclinganlagen und Rahmenbedingungen, Logistikkonzepte machen sowie eine Kreislaufwirtschaft in Österreich noch nicht möglich. 42 Vgl. Himmel, Wilhelm/Mitterwallner, Josef: Gipskartonplatten-Recycling. Folie 3. Graz-Burg: Land Steiermark - Amt der Steiermärkischen Landesregierung 2008. 34 4. Aktueller Stand der Kreislaufwirtschaft 4.2. Status quo global Die Untersuchungen des Projektes Gypsum to Gypsum haben ergeben, dass die anfallenden gipshaltigen Abfälle aus Neubauten, Renovierungen und Gebäudeabbrüchen in der Europäischen Union aufgerechnet auf Quadratmeter pro Kopf eine Menge von etwa 2.350.000 t/Jahr ergibt. 43 Hierbei kann gesagt werden, dass wiederum nur 5 – 10 % der Gipsabfälle wieder aufbereitet werden, was eine Einsparung an Primärrohstoffen von zirka 117.500 bis 235.000 t/Jahr bedeutet. Der erheblich größere Differenzbetrag wird auf Inertabfall-, Baurestmassen- oder Massenabfalldeponien abgelagert. Europaweit gibt es große Unterschiede zwischen den Mitgliedsstaaten betreffend des Themas Gipsrecycling. Während in Belgien, Dänemark, Deutschland, Niederlande, Norwegen, Schweden und dem angrenzenden EU-Land Schweiz schon erhebliche osteuropäischen Gipsabfallmengen Ländern, Spanien recycelt und werden, wurden Griechenland in bislang allen keine Recyclingmaßnahmen getroffen. In den Ländern, welche Gipsrecycling forcieren, werden vor allem auch Abbruchmassen aufbereitet. In Dänemark können Recycling-Quoten von bis zu 65 % verzeichnet werden. Eine geschätzte Menge an Produktionsabfällen der 27 Mitgliedsstaaten der EU beträgt 627.600 t/Jahr. Diese Abfallmengen werden jedoch in werksinternen Recyclinganlagen verwertet. Dazu kann gesagt werden, dass die werksinternen Recyclinganlagen der herstellenden Unternehmen für Gipsprodukte eine höhere Recyclingkapazität nicht bewerkstelligen könnten, was wiederum den Bedarf von abfallverwertenden Unternehmen wesentlich erhöhen beziehungsweise verbessern würde. In den USA und Japan wird ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Gypsum Recycling International A/S Recycling von Gipsabfällen durchgeführt. 44 43 Europäische Kommission: Projekt Gypsum to Gypsum: Facts & Figures. In: URL: http://gypsumtogypsum.org/gtog/factsandfigures/ (letzter Zugriff 14.04.2014). 44 Vgl. Monier, Véronique et al: 116_Service Contract on Management of Construction and Demolition. Brüssel: 2011. S.102. 35 4. Aktueller Stand der Kreislaufwirtschaft 4.3. Resümee In Österreich gibt es bis dato keine flächendeckende Kreislaufwirtschaft von Gipsbaustoffen. Es wurde nur, wie in Kapitel 4.1.2 beschrieben, ein Pilotprojekt in der Steiermark zum Thema Recycling von Gipskartonplatten durchgeführt. Gründe dafür sind die geringen Kosten der Primärrohstoffe und die hohe Verfügbarkeit des Materials Gips. Aufgrund der geringen Deponiekosten kann kein rentables Gipsrecycling erfolgen. Die Verwendung von REA-Gips hat viele Vorteile, da der Einsatz von Primärressourcen reduziert wird und ein hochwertiger Sekundärrohstoff entsteht. Weiters kann die Entsorgung von schwefelhaltigen Abfällen entfallen und die Umweltbelastung durch Schwefelabgasreduktion gesenkt werden. Dennoch kann langfristig nicht auf REA-Gips zurückgegriffen werden, da die Energiepolitik in den nächsten Jahren eine starke Reduzierung des Einsatzes von Kraftwerken, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, veranlasst. Der Baustoff Gips eignet sich hervorragend, um eine Kreislaufwirtschaft durchzuführen, da er ohne großen Energieaufwand beliebig oft recycelt und aufbereitet werden kann. Gipswerkstoffabfälle sollten aus diesem Grund sortenrein gesammelt werden. Dadurch kein ein hoher Reinheitsgrad des Sekundärrohstoffes erzielt werden. Wie in Abb. 16 beschrieben ist der Recycling-Gips-Anteil von 3,17 % bei der Herstellung von Gipskartonplatten noch sehr gering. Ein eingeführtes Deponierungsverbot von Gipsabfällen könnte ein Lösungsansatz für dieses Problem sein. Die Aufbereitung der anfallenden Abfallarten, wie sie in Tab. 14 beschrieben wird, kann nur durch eine Einführung von dementsprechenden selektiven Rückbaumaßnahmen, Transportlogistik- und Aufbereitungsmaßnahmen erreicht werden. 36 4. Aktueller Stand der Kreislaufwirtschaft Gipskartonplattenzusammensetzung REA-Gips 3,33% Recycling-Gips 3,17% Naturgips 93,50% Abb. 16: Gipskartonplattenzusammensetzung (Stand 2005) Abfallart Gipskartonabfälle aus 45 Österreich Deutschland [t/a] [t/a] ~ 2.800 – 5.600* ~ 20.000 ~ 14.000* ~ 60.000 Herstellungsprozess Baustellenabfälle durch Verschnitt etc. Abfälle durch Gebäudeabbruch ~ 80.000* ~ 100.000 Tab. 14: Prognose der Gipskartonplattenabfälle in Österreich und Deutschland 46 Die Berechnung der Abfallaufkommen in Österreich wurde mit eigenen Annahmen berechnet. 45 Vgl. Sundl, Karin: Entsorgung und Verwertung von Gipskartonplatten. Graz: 2005. S.6. 46 Vgl. Hamm, Heiner/Hüller, Rudolf/Demmich, Jörg: Process Know-how. Nr. 5. Iphofen: 2007. S.71. 37 5. Optimierung 5. Optimierung Im Kapitel 5 wird das Optimierungspotential des Gipsrecyclings in Österreich aufgezeigt, da bis dato kein flächendeckendes System entwickelt wurde, das Gipsabfälle als Sekundärrohstoff wieder in die Herstellungskette einführt. Ein geeignetes Recyclingsystem soll sich im Wesentlichen aus folgenden vier Hauptbestandteilen zusammensetzen: Abfallsammlung Transportlogistik Recyclingprozess Wiederverwertung 47 Vorgestellt werden Gipsbaustoffabfällen. mögliche Diese Verbesserungen beinhaltet ein bei der Sammlung flächendeckendes Netz von an Sammelstellen mit Containern für die richtige Lagerung. Weiters wird ein Konzept für die Transportlogistik vorgestellt, welches den Transport des Abfallmateriales zu den Zwischenlagerstellen und in weiterer Folge den Transport des recycelten Sekundärrohstoffes zum Gipswerk optimieren sollte. Unterschiedliche Recyclingprozesse, die in Zukunft Anwendung finden sollen und für Gipsabfälle mit geringerem oder höherem Verunreinigungsgrad in Frage kommen, werden ebenfalls vorgestellt, sowie ihre Vor- und Nachteile erläutert. Ein wesentliches Augenmerk wird auf die Verbesserungen bezüglich negativer Umweltbelastungen gelegt, da durch das Deponieren von Gipsabfällen eine starke Sulfatbelastung in Sickerwässern entsteht und eine erhöhte Bildung von Schwefelwasserstoff (H2S) bei den deponierten Abfällen auftritt. 47 Meier, Rolf H.: Gips - Recycling senkt Abfallkosten. In: FACHWISSEN APPLICA. 13.–14. Wallisellen, CH 2007. 38 5. Optimierung 5.1. Materialsammlung Ein großes Augenmerk bei der Aufbereitung und Verwertung von Gipsbaustoffen zur Gewinnung von Sekundärrohstoffen wird auf die richtige Sammlung der anfallenden Abfälle gelegt. Wie in Kapitel 4.1 beschrieben fallen bereits beim Herstellungsprozess Abfälle von Abschnitten und Beschädigungen an, die bei unserer Betrachtung nicht berücksichtigt werden müssen, da diese von den Gipsprodukt herstellenden Unternehmen gesammelt und betriebsintern verwertet werden. Aus diesem Grund soll die anschließende Abfallfraktion, die bei der Errichtung von Neubauten oder bei der Sanierung entsteht, getrennt und sortenrein von anderen Abfällen in dementsprechend dafür vorgesehene Sammelcontainer gelagert werden. Abb. 17: Sammelcontainer für Gipsbaustoffabfälle 48 Besonders bedeutend ist die richtige Lagerung, welche witterungsgeschützt vor Regen und anderen Einflüssen, die die Abfälle verunreinigen oder durch Feuchtigkeit negativ beeinflussen und den Recyclingprozess erschweren, erfolgen soll. Wie in Abb. 17 ersichtlich, verwenden viele Länder wie Dänemark, Deutschland, Niederlande usw., die bereits jetzt ein effizientes Recyclingsystem vorweisen können, geschlossene Abfallcontainer mit einer Füllkapazität von 30 m³. Diese sind mit einem aufklappbaren Deckel versehen, welcher mit einer 48 Aufbereitung von Baustoffen und Wiederverwertung e.V.: Gips: Kreislaufbaustoff oder Störstoff. In: URL: http://www.abw-recycling.de/Lehre/WS_12-13/D/7_Gips_ABW.pdf (letzter Zugriff 10.11.2013). 39 5. Optimierung Dreh-Mechanik zum Öffnen ausgestattet ist. Ein rasches Öffnen des Deckels mit der Dreh-Mechanik soll eine kurze Entleerungszeit mittels LKW-Kran gewährleisten. Weiters ermöglichen seitlich verschließbare Einfüllöffnungen ein ergonomisches Befüllen der Container. Abfallentsorgungsunternehmen sollten diese Abfallsammelcontainer, wie in Abb. 17 gezeigt, auf öffentlichen Bauhöfen und auf Großbaustellen platzieren und mit Hinweisen darauf aufmerksam machen, dass nur gipshaltige Abfälle in die Behälter gegeben werden dürfen. Ein weiterer Einsatzbereich gilt den gipshaltigen Abfallanteilen, die beim Abbruch von Gebäuden entstehen, welche ebenfalls sortenrein in diesen Containern gelagert werden sollten. Dazu bietet sich das in der ÖNORM B 2251 angeführte Abbruchverfahren - Rückbau an, da dieses eine Trennung der Materialien vorschreibt. 49 Nur so kann bei der Aufbereitung wieder ein qualitativ hochwertiges Recyclingmaterial gewonnen werden. Starke Verunreinigungen oder ein Mischen der Abfälle, wie es beim konventionellen Abbruch forciert wird, haben einen enormen Einfluss auf die Güte des Recyclingmaterials. 49 Vgl. Österreichisches Normungsinstitut Werkvertragsnorm. 1.8.2006. (Hrsg.): ÖNORM B 2251. Abbrucharbeiten 40 5. Optimierung 5.2. Transportlogistik 5.2.1. Transportlogistikkonzept Um einen umweltschonenden und CO2-Emissionen reduzierenden Transport der Abfallgüter zu erreichen, soll ein vernetztes Transportlogistiknetz geplant werden. Der Transport soll in zwei Abschnitte gegliedert werden: 1. Ein LKW mit einem Anhänger und einem integrierten Ladekran soll alle gipshaltigen Abfälle, die auf Baustellen entstehen oder auf den öffentlichen oder privaten Sammelstellen anfallen, abholen. Diese Gipsabfälle werden in einem Zwischenlager gelagert. In weiterer Folge kann dort mit einer mobilen Recyclinganlage die Aufbereitung durchgeführt werden. 2. Nach der Aufbereitung des Sekundärrohstoffes Gips soll mit einem geschlossenen LKW das Gipspulver zu den Gipswerken gebracht werden, um daraus neue Produkte zu erzeugen. Abb. 18: LKW mit Anhänger und Kran zum Verladen der Gipsbaustoffabfälle 50 Beim 1. Abschnitt des Abfalltransportes soll mit einem LKW inkl. integrierten Verladekrans (siehe Abb. 18) ein schnelles Beladen gewährleistet werden, um zeitsparend alle Baustellen und Abfallsammelzentren anfahren zu können. Aus Informationen des Unternehmens Gips Recycling Danmark A/S geht hervor, dass ungefähr 15 Minuten zum Verladen pro Container benötigt werden. Ein wesentlicher Vorteil dieser Transportart ist auch, dass das Ladevolumen durch 50 Aufbereitung von Baustoffen und Wiederverwertung e.V.: Gips: Kreislaufbaustoff oder Störstoff. In: URL: http://www.abw-recycling.de/Lehre/WS_12-13/D/7_Gips_ABW.pdf (letzter Zugriff 10.11.2013). 41 5. Optimierung das Komprimieren mit dem Verladekran von 0,2 t/m³ auf 0,3 t/m³ gesteigert werden kann. Es werden auch Leerfahrten mit Containern gespart, die gemacht werden müssten, wenn die vollen Sammelcontainer bei den Baustellen und den Sammelstellen immer ausgetauscht würden. Dies ergibt ebenfalls eine Einsparung an CO2 – Emissionen, da eine geschlossene Routenführung geplant werden kann. Gips Recycling Danmark A/S spricht von Einsparungen bis zu 70 %. In Kapitel 5.2.2 wird ein Plan für fiktive Standorte angegeben, welche in einem Umkreis von 100-150 km die Lagerstellen beziehungsweise Lagerhallen für die Sammlung der Abfälle vorsieht. Dadurch sollen zu große Wegstrecken vermieden werden. 51 Abb. 19: Lagerhalle zum Sammeln der Gipsabfälle 52 Der nächste Abschnitt der Transportkette betrifft das Verladen des recyclierten Gipspulvers mittels Radladern auf LKW´s mit einer geschlossenen Laderampe mit Kippfunktion. Diese LKW´s transportieren das Gut zum nächstgelegenen Gipskartonplattenwerk. Somit ist ein geschlossener Kreislauf gewährleistet und es entsteht kein Abfall beim Recyclingprozess. 51 Vgl. Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft: Rohstoffe aus Abfällen – Rückgewinnung von Gips aus Gipsabfällen und synthetischen Gipsen. Berlin: 2010. S.2. 52 Aufbereitung von Baustoffen und Wiederverwertung e.V.: Gips: Kreislaufbaustoff oder Störstoff. In: URL: http://www.abw-recycling.de/Lehre/WS_12-13/D/7_Gips_ABW.pdf (letzter Zugriff 10.11.2013). 42 5. Optimierung 5.2.2. Fiktive Standorte für Zwischenlagerstellen in Österreich Bei der Wahl der Standorte für die Zwischenlagerstellen der Gipsbaustoffabfälle wurden folgende Aspekte berücksichtigt: Die Zwischenlagerstelle sollte für die Anlieferung der Abfälle von Baustellen, sowie von privaten und öffentlichen Sammelstellen in einem Umkreis von 100 km erreichbar sein. Die Entfernungen zu den Gipskartonplattenunternehmen sollten so gering wie möglich gehalten werden, um den Sekundärrohstoff in Pulverform nicht weit transportieren zu müssen. Die Lagerstellen sollten zu Ballungszentren wie Wien, Linz, Innsbruck etc. ebenfalls eine geringe Entfernung aufweisen. Minimale Anzahl an Lagerstellen zur Kosteneinsparung. Abb. 20: Fiktive Standorte für Zwischenlagerstellen in Österreich Wie in Abb. 20 ersichtlich, liegen die Standorte der fünf Lagerstellen für Gipsabfälle in einer geringen Entfernung zu den sechs Gipswerken. Um eine Entfernung von 100 km einzuhalten, ist ein Minimum von fünf Lagerstellen zur Gipsaufbereitung sinnvoll. 43 5. Optimierung 5.3. Aufbereitungsverfahren Zur Aufbereitung der Gipsabfälle können unterschiedliche Verfahren eingesetzt werden, die vom Verunreinigungsgrad der Gipsbaustoffe abhängig sind. Bei der Gewährleistung, dass eine sortenreine Materialsammlung durchgeführt wurde und dass eine, wie in Kapitel 5.2.2 beschriebene Zwischenlagerung gemacht wird, kann ein mechanisches Aufbereitungsverfahren in Form einer mobilen Recyclinganlage (siehe Abb. 21), wie es das Unternehmen Gypsum Recycling Danmark A/S anbietet, eingesetzt werden. Abb. 21: Mobile Gipsrecyclinganlage der FA Gypsum Recycling Nederland BV 53 Diese mobile Recyclinganlage könnte beispielsweise nach einer Zeitdauer von drei Wochen den Standort wechseln und im Kreislaufverfahren die Gipsabfälle der fünf Gipslagerstellen aufbereiten. Geringe Kosten beim Einsatz von nur einer Anlage (je nach Abfallaufkommen) wären ein Vorteil zur Verwendung einer stationären Einrichtung. Bei der mobilen Recyclinganlage des Unternehmens Gypsum Recycling Danmark A/S bewältigt die aus zwei 24 Meter langen, 4 Meter hohen und 3 Meter breiten Sattelschlepper bestehende mobile Recyclinganlage bis zu 100.000 m³ Abfall pro Jahr. 53 Aufbereitung von Baustoffen und Wiederverwertung e.V.: Gips: Kreislaufbaustoff oder Störstoff. In: URL: http://www.abw-recycling.de/Lehre/WS_12-13/D/7_Gips_ABW.pdf (letzter Zugriff 10.11.2013). 44 5. Optimierung 5.3.1. Mechanische Aufbereitungsverfahren Eine mechanische Aufbereitung kann bei sortenreinen Abfallmengen mit geringen Anteilen an Fremdmaterial realisiert werden. Der Ablauf ist wie folgt: Vorsortierung • Aussortierung von Fremdstoffen Zerkleinerung • Schneckenzerkleinerung • Siebmaschine Sortierung • Eisenteile mit Magnetabscheider Selektive Zerkleinerung und Klassierung Dichtesortierung • Grobfraktionen Klassierung • Leichtfraktion Materialausgabe • Gipspulver • Papierfasern Abb. 22: Mechanisches Aufbereitungsverfahren 54 Bei diesem Verfahren können die gewonnen Materialien wie Gips, Papierfasern und Eisenanteile zu 100 % wiederverwendet werden. 5.3.2. Nassabsetzungsverfahren Beim Nassabsetzungsverfahren wird das Prinzip genutzt, dass Material mit geringerem Gewicht aufschwimmt und Material mit einer höheren Dichte absinkt. Das zerkleinerte Aufgabematerial wird in ein Setzbett eingebracht und durch Pulsation wird eine Trennung von Schwer- und Leichtgut erreicht. Ergebnisse aus zahlreichen Versuchen haben ergeben, dass eine Produktausbringung zwischen 20 und 85 % erreicht wird, was heißt, dass 20 bis 85 % für eine Wiederverwendung geeignet ist. Vergleicht man dieses Verfahren mit der 54 Vgl. Himmel, Wilhelm/Mitterwallner, Josef: Gipskartonplatten-Recycling. Folie 3. Graz-Burg: Land Steiermark - Amt der Steiermärkischen Landesregierung 2008. S.15. 45 5. Optimierung mechanischen und sensorgestützten Trennung, ist dies die uneffektivste Variante.55 Abb. 23: Nassabsetzverfahren 56 5.3.3. Sensorgestützte Trennung Die sensorgestützte Sortierung wird mit einer Farbzeilenkamera durchgeführt, die die Identifizierung des Bauschuttmaterials der Sortierkriterien wie Farbe, Helligkeit, Form, etc. gewährleistet. Das zerkleinerte Abbruchmaterial wird über einen Trichter eingebracht und die Gipsteile werden nach der Identifizierung mittels Kamera von einem Druckluftimpuls ausgeschieden. Durch dieses Verfahren kann eine Produktausbringung von 94 % erreicht werden. Abb. 24: Prinzip einer sensorgestützten Sortierungsanlage 55 57 Vgl. Müller, Anette: Bauschutt ohne Gips. In: Steinbruch und Sandgrube. 11/2012. S.42. 56 Aufbereitung von Baustoffen und Wiederverwertung e.V.: Gips: Kreislaufbaustoff oder Störstoff. In: URL: http://www.abw-recycling.de/Lehre/WS_12-13/D/7_Gips_ABW.pdf (letzter Zugriff 10.11.2013). 46 5. Optimierung 5.3.4. Müller-Kühne-Verfahren Die Anwendung des Müller-Kühne-Verfahrens wird vorwiegend zur Produktion von Schwefelsäure und Zement eingesetzt. Hierbei handelt es sich um ein thermisches Verfahren, welches Gips beziehungsweise Calciumsulfat bei einer Temperatur > 700°C zu dem Zwischenprodukt Calciumoxid umwandelt. Anschließend wird das Calciumoxid (CaSO4) gemeinsam mit SiO2, Al2O3 und Fe2O3 bei einer Temperatur zwischen 1200 und 1450°C zu Zementklinker gebrannt. Das bei der Spaltung von CaSO4 entstehende SO2 wird zu Schwefelsäure umgewandelt. So entsteht Zement und Schwefelsäure als Endprodukt. 58 CaSO4 + SiO2 + Al2O3 + Fe2O3 + C Zement Abb. 25: Müller-Kühne-Verfahren 57 H2SO4 59 Vgl. Müller, Anette: Bauschutt ohne Gips. In: Steinbruch und Sandgrube. 11/2012. S.42. 58 Vgl. Hummel, Hans-Ulrich: 012_Recycling von Gipsplatten. In: URL: http://www.b-im.de/public/AddFrame.asp?url_left=/Doku_Inhalt.htm&url_main=/Public/BVGips/damasemhummel. htm. 59 Vgl. Hummel, Hans-Ulrich: 012_Recycling von Gipsplatten. In: URL: http://www.b-im.de/public/AddFrame.asp?url_left=/Doku_Inhalt.htm&url_main=/Public/BVGips/damasemhummel. htm. 47 5. Optimierung 5.3.5. Aufbereitung mittels Attritionstrommel Dieses innovative Verfahren eignet sich zur Aufbereitung und Trennung von Bauschutt und Gips. Durch Versuchsreihen an der Universität in Weimar für Angewandte Bauforschung ist es möglich, Bauschuttmaterial bestehend aus Ziegeln, Leichtbeton und Gipsputz in die einzelnen Fraktionen zu trennen. Nach dem Zerkleinern des Mauerwerkes wird das Material in die Attritionstrommel gegeben. Anschließend wird das Material in der Trommel mit einer geringen Geschwindigkeit umgewälzt, sodass eine Reibungsbeanspruchung an der Partikeloberfläche des Materials und an der Innenwand der Trommel entsteht. So kann eine selektive Zerkleinerung stattfinden und der Gipsputz kann aufgrund des unterschiedlichen Zerkleinerungswiderstandes getrennt werden. Das Ergebnis spricht für sich, da zirka 95 % der Produktausbringung wieder verwendet werden können. Abb. 26: Attritionstrommel 60 Gipsputze und Gipsspachtel können ebenfalls in einer Aufbereitungsanlage durch Mahlen und Windklassieren von ihrem Trägermaterial getrennt werden und so zu einer besseren Qualität des Recyclingmaterials beitragen. 61 60 Oebbeke, Alfons: Neues, rein mechanisches Verfahren recycelt nicht sortenreinen Leichtbeton bis zu 95%. In: ARCHmatic. 01/2013. S.2. 61 Vgl. Pladerer, C. et al: Maßzahlen f. die Entsorgungseigenschaften von Gebäuden. Wien: BMVIT 2010. S.133. 48 5. Optimierung 5.4. Verringerung der Umweltbelastung 5.4.1. Deponieflächenreduzierung Ein für Österreich implementiertes System des Gipsrecyclings würde in Zukunft große Verbesserungen hinsichtlich negativer Umweltauswirkungen mit sich bringen. Dieses Recycling von Gipsabfällen hätte eine erhebliche Reduktion von Deponieflächen zur Folge. Auch die die aus Deponieflächen resultierenden Umweltbelastungen, wie sie in Kapitel 5.4.2 beschrieben werden, könnten ganz eliminiert werden. Ein Blick auf die Aufzeichnungen des Bundesabfallwirtschaftsplanes (siehe Abb. 27 und Abb. 28) zeigt, dass ein erheblicher Anteil der Abfälle aus dem Bauwesen einer Deponierung zugeführt wird. 62 Abb. 27: Verbleib der Abfälle aus dem Bauwesen im Jahr 2009 63 Dieser Anteil beträgt rund 510.000 t der gesamt anfallenden 6,9 Mio. t. Dies entspricht 7,4 % der Abfallmenge. Der entstandene Gipsabfall ist in den Bezeichnungen gemäß ÖNORM S 2100 in Bauschutt und Baustellenabfällen in Form von Gipsputz und -spachtel, Ansetzbinder, Gipskleber, Gipsestrich und Gipskartonplatten enthalten. Gemäß Abb. 28 fallen hier 453.000 t Abfall an. Eine genaue Zahl der Gipsabfallmengen kann jedoch nicht aus den Aufzeichnungen des Bundesabfallwirtschaftsplanes abgelesen werden. 62 Vgl. Bundesministerium für Land- u. Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: BundesAbfallwirtschaftsplan 2011 (BAWP). Band 1. Wien: 2011. S.64. 63 Bundesministerium für Land- u. Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: BundesAbfallwirtschaftsplan 2011 (BAWP). Band 1. Wien: 2011. S.64. 49 5. Optimierung Abb. 28: BAWP - Abfälle aus dem Bauwesen – Deponierte Massen im Jahr 2008 64 Eine Statistik der deponierten Abfälle vom Zeitraum 1998 bis 2008 zeigt einen positiven Rückgang der deponierten Abfälle in Österreich. Abb. 29: Entwicklung der deponierten Abfälle aus dem Bauwesen seit dem Jahr 1998 65 Des Weiteren führt eine Verschärfung der Deponieprobleme dazu, dass mehr Abfälle gemäß dem Abfallwirtschaftgesetz der Verwertung zugeführt werden müssen. Probleme ergeben sich aufgrund des Rückganges der Anzahl von Deponien, sowie der ständig steigenden Anforderungen an die Deponiebetreiber beim Bau und Betrieb. Dies sind erhebliche Umweltschutz- und Sicherheitsauflagen, die zwangsläufig auch zu einer Kostenerhöhung der Abfallbeseitigung führen. 66 64 Bundesministerium für Land- u. Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: BundesAbfallwirtschaftsplan 2011 (BAWP). Band 1. Wien: 2011. S.64. 65 Bundesministerium für Land- u. Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: BundesAbfallwirtschaftsplan 2011 (BAWP). Band 1. Wien: 2011. S.64. 66 Vgl. Berger, Hans: Abbruch und Recycling. 1. Auflage. Köln: RKW-Verlag TÜV Rheinland 1990. S.7. 50 5. Optimierung 5.4.2. Reduzierung der Schwefelwasserstoff- und Sulfatbelastung Das Aufbereiten von Gipsbaustoffabfällen hat den Vorteil, dass bei Baurestmassen- oder Massenabfalldeponien eine erhebliche Reduzierung von Deponiegasen und erhebliche Reduktionen der Sickerwasserbelastung auftreten. Gipshaltige Abfälle, die aus Gips bestehen, können laut Deponieverordnung auf Baurestmassen- oder Massenabfalldeponien abgelagert werden, da diese Abfälle meistens in Verbindung mit anderen Baurestmassen zusammen anfallen. Abfälle, die mit Gips verunreinigt wurden, dürfen nicht mehr als „reiner Bauschutt“ deklariert werden. Daher fallen für die Entsorgung höhere Kosten an. Die höheren Kosten der Gipsabfallentsorgung werden so umgangen, indem Gipsabfälle im Bauschutt „versteckt“ übergeben werden. Bei der Deponierung von Gipsabfällen entsteht Deponiegas, welches bei der mikrobiologischen Zersetzung von organischen Substanzen hervorgerufen wird. Diese chemische Reaktion führt zu einer Schwefelwasserstoffbildung (H2S), die eine Geruchsbelästigung („Geruch nach faulen Eiern“), Gesundheitsgefährdung und eine Beeinträchtigung der Vegetation mit sich führt. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der bei der Deponierung zu berücksichtigen ist, ist eine erhöhte Sulfatbelastung beziehungsweise Sulfattreiben, wobei bei anderen auf der Deponie Sulfationen abgelagerten herausgelöst Baustoffen werden. Diese Schwermetallionen Rückstände durch gelangen so die ins Sickerwasser. Bei einem mittleren Niederschlag von jährlich 700 mm ist mit einem Aufkommen von 4,8-7,7 m³ Sickerwasser pro Hektar und Tag zu rechnen. 67 Die Deponiegase, die anfallenden Sickerwässer und verunreinigte Oberflächenwässer sind getrennt voneinander zu erfassen und einer Behandlung zuzuführen. Berechnungen nach Sundl besagen, dass die Entsorgung 40 % des Einkaufspreises von Gipskartonplatten ausmachen. 68 67 Vgl. Berger, Hans: Abbruch und Recycling. 1. Auflage. Köln: RKW-Verlag TÜV Rheinland 1990. S.47. 68 Vgl. Pladerer, C. et al: Maßzahlen f. die Entsorgungseigenschaften von Gebäuden. Wien: BMVIT 2010. S.136. 51 5. Optimierung 5.5. Resümee Weltweit werden täglich Gipsabfallmengen von rund 40.000 Tonnen in Deponien abgelagert. Durch effizientes Gipsrecycling könnten damit jedoch über 30 Prozent von Naturgips eingespart werden. 69 Aus diesem Grund herrscht in Österreich ebenfalls ein erheblicher Verbesserungsbedarf. Dieser könnte durch ein durchdachtes Recyclingsystem mit den Hauptaufgaben Materialsammlung, Transportlogistik, Recyclingprozess und Wiedereinbringung in die Herstellungskette bewerkstelligt werden. Bei der Materialsammlung sollten gut gekennzeichnete und geschlossene Sammelcontainer eingesetzt werden, die vor Witterungseinflüssen Schutz bieten. Der wichtigste Punkt dabei ist die sortenreine Trennung dieser Gipsabfälle, um wieder einen qualitativ hochwertigen Sekundärrohstoff zu erzeugen und einen energiearmen und aufwandsarmen Recyclingprozess zu gewährleisten. Die ÖNORM B 2251 sollte vorwiegend den selektiven Rückbau vorschreiben, um eine Trennung der unterschiedlichen Materialien zu gewährleisten. Bei der Transportlogistik sollte gezielt darauf geachtet werden, dass eine Routenplanung durchgeführt wird, wobei mittels LKW (inkl. Verladekran) die Abfälle von den Baustellen und den öffentlichen Sammelstellen abgeholt und zu den Zwischenlagerstellen gebracht werden, wo die Aufbereitung erfolgt. Die Zwischenlagerstellen sollten in unmittelbarer Nähe der Gipskartonplattenwerke positioniert sein, um möglichst geringe Wegstrecken mit dem aufbereiteten Gipspulver oder Sekundärrohstoff zurücklegen zu müssen. Die Aufbereitung der sortenreinen Abfälle sollte vorzugsweise mit einem mechanischen Aufbereitungsverfahren umgesetzt werden, da dieses System die beste Ausbeute erzielt. Weitere Aufbereitungsverfahren wie ein 69 Gypsum Recyling International A/S: Gipsrecycling. In: URL: http://www.gipsrecycling.de/SiteConnect/Customers/Gypsum%20Recycling%20Int/Archive/492/Pro spekt.pdf (letzter Zugriff 16.04.2014). 52 5. Optimierung sensorgestütztes Trennverfahren und ein Müller-Kühne-Verfahren erfordern mehr Energieaufwand. Zur Trennung von Gipsputzen und Gipsspachtel von Mauerwerk etc. empfiehlt sich das Verfahren mittels Attritionstrommel. Die Wiedereinbringung in den Herstellungskreislauf von Gipsprodukten sollte mit der Gipsindustrie geplant werden, um die hergestellten Sekundärrohstoffe am bestmöglichsten zu nutzen. Das Unternehmen Gips Recycling Danmark A/S konnte Partner wie Knauf Danogips (Dänemark), Saint Gobain Rigips und Gyproc (Dänemark, Schweden, Niederlande), Siniat (Frankreich), und USG (USA) als Abnehmer für Recyclinggips gewinnen. So setzt das Unternehmen Knauf Danogips jährlich 15.000 t (= 22 % des Rohstoffvolumens) Recyclinggips für die Herstellung ihrer Produkte ein. Das Unternehmen Saint Gobain verwendet rund 25.000 t (= 25 % des Rohstoffvolumens). 70 70 Gypsum Recyling International A/S: Gipsrecycling. In: URL: http://www.gipsrecycling.de/SiteConnect/Customers/Gypsum%20Recycling%20Int/Archive/492/Pro spekt.pdf (letzter Zugriff 16.04.2014). 53 6. Effekte durch Sekundärrohstoffe 6. Effekte durch Sekundärrohstoffe Die Ausführung dieses Abschnittes widmet sich den auftretenden Effekten, die bei der Verwendung von Sekundärrohstoffen hervorzuheben sind. Darunter ist einer der wichtigsten Aspekte, dass eine erhebliche Einsparung von Primärressourcen zur Produktion von Gipsprodukten erzielt werden kann. Dadurch kann die Verfügbarkeit von Naturgips immens verlängert und gesichert werden. Anschließend werden die zukünftigen Probleme erläutert, die bei der Aufschließung neuer Gipsvorkommen auftreten werden. Diese entstehen durch steigende Umwelt- und Sicherheitsauflagen und dem geringen Sinken geeigneter Abbaugebiete. Dem steht ein ständig steigender Bedarf an Gipsrohstoffen gegenüber, welcher zur Produktion neuer Bauprodukte benötigt wird. Eine Minimierung dieser Problematik kann der Einsatz von Sekundärrohstoffen sein. Ein wesentlicher Vorteil bei der Verwendung von Sekundärrohstoffen ist die Reduktion von Deponievolumen und der daraus resultierenden Reduzierung von Deponiekosten, die der Abfallerzeuger einsparen kann. Dadurch können erhebliche Abfallkosten eingespart und mit Recyclingbaustoffen Erlöse erzielt werden. Als Abschluss in diesem Kapitel wird erläutert, welche Verbesserungen bei Recyclingmaterialien erreicht werden können, wenn von Baurestmassen etc. die Gipsanteile entfernt werden und nicht als Störstoff im zu recyclierenden Gemenge verbleiben. 54 6. Effekte durch Sekundärrohstoffe 6.1. Schonung von Primärressourcen Der Einsatz von Sekundärrohstoffen bei der Herstellung von Gipsprodukten soll vor allem eine Schonung von Primärressourcen bewirken, die die Verfügbarkeit von Naturgips verlängern und sichern soll. Abb. 30 zeigt eine mögliche Zukunftsperspektive des weltweiten Gipsangebotes und der Gipsnachfrage. Berücksichtigt man beim Einsatz des Gesamtangebotes von Gips die Anteile der REA-Gipse der Rauchgasentschwefelungsanlagen, so wird bereits ab dem Jahr 2050 ein deutlicher Einbruch der Verfügbarkeit von Gips zustande kommen, da der abnehmende Einsatz von Kraftwerken mit fossilen Brennstoffen zur Energieerzeugung ebenfalls eine Reduktion von REA-Gips für die Herstellung von Produkten bewirkt. Abb. 30: Zukunftsperspektive des weltweiten Gipsangebotes und der Gipsnachfrage 71 So kann es bei der Studie nach Arendt bereits im Jahr 2100 zum Ende der Naturgipsvorkommen führen, was bei einer gleichbleibenden Nachfrage von Gipsprodukten dazu führt, dass das Gesamtangebot ohne der Verwendung von 71 Arendt, Markus: Kreislaufwirtschaft im Baubereich: Steuerung zukünftiger Stoffströme am Beispiel von Gips. - Wirtschaftliche Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Diss. 2000. S.134. 55 6. Effekte durch Sekundärrohstoffe Sekundärrohstoffen stark reduziert und eine erhebliche Kostenerhöhung 72 bedeutet. Wirft man einen Blick auf die Tab. 15, so ist ersichtlich, dass eine REAGipsproduktion im Jahr 2003 von 15,2 Mio. Tonnen ebenfalls eine Schonung der Naturgipsvorkommen hervorruft. REA- Menge [t] Gipsproduktion REA- Menge [t] Gipsproduktion Belgien 60.000 Niederlande 315.000 Bulgarien 220.000 Österreich 70.000 Dänemark 280.000 Polen 1.250.000 Deutschland 7.500.000 Schweden 15.000 Finnland 75.000 Spanien 650.000 Frankreich 60.000 Tschechien 1.680.000 Großbritannien 1.330.000 Türkei 440.000 Italien 670.000 Ungarn 540.000 Kroatien 20.000 SUMME EUROPA 15.175.000 Tab. 15: REA-Gipsproduktion der EU-Staaten im Jahr 2003 73 Stehen jedoch diese Mengen an REA-Gips aus Gründen des Umweltschutzes zur Erzeugung von erneuerbarer Energie nicht mehr zur Verfügung, so muss nach einer Lösung gesucht werden, um diesen Anteil zu kompensieren. Die beste Lösung dieses Problems ist das Vorantreiben des Recyclingprozesses von Gips zur Gewinnung eines kostbaren Sekundärrohstoffes. 72 Vgl. Arendt, Markus: Kreislaufwirtschaft im Baubereich: Steuerung zukünftiger Stoffströme am Beispiel von Gips. - Wirtschaftliche Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Diss. 2000. S.134. 73 Hamm, Heiner/Kersten, H.J./Hueller, R.: 25 Jahre Betriebserfahrung mit der Verwendung von REA-Gips in der europäischen Gipsindustrie. In: CEMENT INTERNATIONAL. 04. 2004. S.4. 56 6. Effekte durch Sekundärrohstoffe Einen wesentlichen Schritt zur Förderung von Recyclingprojekten hat Deutschland unternommen. Laut Informationen des Bundesverbandes der Gipsindustrie e.V. können in den angeführten Anlagen in Abb. 31 bis zu 150.000 t/a gewonnen werden und wieder in den Produktionskreislauf rückgeführt werden. Abb. 31: Recycling Gips Produktionsstätten in Deutschland 74 Dies sollte auch für Österreich in nächster Zukunft ein Ziel sein, ein Recyclingkonzept zu implementieren. Zu berücksichtigen ist, dass der Sekundärrohstoff nicht zu einem Konkurrenten des Primärrohstoffes werden darf und eine geeignete Vermarktungsstrategie von Recyclinggips am Markt eingeführt werden muss.75 74 Kersten, Hans-Jörg: Recycling von gipshaltigen Bauabfällen. Berlin: Bundesverband der Gipsindustrie e.V. 2011. S.2. 75 Vgl. Schenkel, W.: Recycling - Eine Herausforderung für den Konstrukteur. 1. Auflage. Düsseldorf: VDI Verlag - Verein der deutschen Ingenieure 1991. S.15. 57 6. Effekte durch Sekundärrohstoffe 6.2. Probleme bei der Aufschließung von Gipsvorkommen Um den steigenden Bedarf an Gipsrohstoffen zu sichern ist eine Aufschließung neuer Abbaugebiete ebenfalls notwendig. Dies birgt zunehmende Probleme bei der Aufschließung von neuen Abbaustätten, wie beispielsweise beim Gipswerk in Hall bei Admont des Unternehmens Knauf GmbH. Hier kam es zu vermehrten Bürgerprotesten, die gegen die Errichtung des Tagebauwerkes waren. 76 Weiters ist durch steigende Umwelt- und Naturschutzauflagen ebenfalls eine begrenzte Verfügbarkeit an Abbaustätten gegeben. Hier besteht jedoch die Möglichkeit, nach dem Abbau eine Rekultivierung der Abbaugebiete durchzuführen und in den Abbaugebieten Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. Ein weiterer Aspekt, der bei der Aufschließung neuer Abbaugebiete berücksichtigt werden muss, ist, dass bereits verbaute Gebiete mit Industrie-, Wohn- oder Büroanlagen keine Möglichkeit mehr erlauben, einen industriellen Abbau von Gips durchzuführen. Aus diesem Grund muss auf diese Probleme besonders Rücksicht genommen werden und die bestehenden Naturgipsvorkommen sind sinnvoll und effektiv einzusetzen, um das Lager so lange wie möglich zu erhalten. 76 Vgl. Land Steiermark: Abfallwirtschaftspreis„Phönix - Einfall statt Abfall“ 2008 GipskartonplattenRecycling. Graz: Das Land Steiermark, Abteilung FA19D Abfall- und Stoffflusswirtschaft 2008. S.1. 58 6. Effekte durch Sekundärrohstoffe 6.3. Reduzierung von Deponievolumen Die Ausführung des Abschnittes 6.3 beschäftigt sich mit den Verbesserungen, die bei der Verwendung von Sekundärrohstoffen aus Gipsbaustoffen erreicht werden könnten, da eine erhebliche Reduzierung von Gipsabfällen eine deutliche Reduktion des Deponievolumens bedeuten würde. Laut Aussage des Geschäftsführers des deutschen Entsorgungsunternehmens ESM in Groß-Gerau (Nähe Frankfurt) wird jedoch die Menge an Gipskartonabfällen bis zum Jahr 2035 von derzeit 500.000 t auf 4,5 Mio. Tonnen pro Jahr ansteigen. Aus diesem Grund werden die verfügbaren Deponieflächen immer geringer und ein deutlicher Anstieg der Deponiekosten ist die Folge. Das Problem stellt derzeit noch der geringe Preis für das Deponieren dar, da laut Experten der EUWID – Herausgeber des Magazins EUWID Recycling und Entsorgung für das Recycling € 70,- pro Tonne notwendig wären, um ein kostendeckendes Verfahren durchführen zu können. Bei der Deponierung hingegen werden in Deutschland oft geringe Preise zwischen € 10,- bis € 40,- pro Tonne verlangt, was bewirkt, dass die Deponierung dem gegenüberstehenden Recycling vorgezogen wird.77 Die Tab. 16 zeigt den Verlauf der Deponiekosten im Vereinigten Königreich (UK). Jahr 2004 2005 2006 2007 2008 [€] [€] [€] [€] [€] Deponierungssteuer 17 21 24 27 31 Deponierungsgebühr 31 86 91 91 91 Transport 19 21 22 23 24 Summe 67 127 137 141 146 Tab. 16: Verlauf der Deponierungskosten im Vereinigten Königreich (UK) 78 77 Vgl. Gaßner/Groth/Siederer & Coll.: Pilotprojekt in Deutschland gestartet zum Recycling von Gipskartonplatten. In: EUWID Recycling und Entsorgung. 46. 2012. S.3. 59 6. Effekte durch Sekundärrohstoffe Hier ist gut erkennbar, dass vom Jahr 2004 bis zum Jahr 2008 eine Kostensteigerung von 117 % (von € 67,- pro Tonne auf € 146,- pro Tonne) stattgefunden hat. In Ländern wie Finnland fallen laut Aussagen von Herrn Henrik Lund-Nielsen (CEO Administration Director des Unternehmens Gips Recycling Skandinavien A/S) Deponiekosten von Gipsabfällen von rund € 100,- bis 120 pro Tonne und in Niederlande und in anderen europäischen Ländern steigt der Preis über € 70,- pro Tonne an. Ein weiterer Aspekt ist, dass Abfallkosten gesenkt und das Recyclingmaterial in Form von Gipspulver und Papierrecyclingmaterial Erlöse erzielen würde. Herr Henrik Lund-Nielsen (Gips Recycling Skandinavien A/S) spricht von länderabhängigen Preisen, die der Kunde für das Gipsrezyklat bezahlt. So bezahlt der Kunde in Niederlande zirka € 45,- pro Tonne und in Finnland zwischen € 90,bis € 100,- pro Tonne. Durch die erheblichen Umweltbeeinträchtigungen, die bei der Gipsabfalldeponierung hervorgerufen werden, im Speziellen bei der Deponierung auf Kalihalden, wurden seitens der Europäischen Union erste Schritte gemacht, die in Richtung Gipsrecycling tendieren. Die Gründe sind der hohe Sulfatanteil und das Entstehen von Schwefelwasserstoffgas (H2S), welche die negativen Beeinträchtigungen in Verbindung mit anderen organischen Materialien hervorrufen. So wurde nach dem Beschluss der EU-Kommission das Deponieren von Gipsabfällen auf Kalihalden untersagt. Es darf laut EU-Recht eine Deponierung von Gipsabfällen nur mehr auf Deponien gelagert werden, die über eine geeignete Monozelle verfügen. Der Grund ist, dass der TOC-Wert (Total Organic Carbon), auch organisch gebundener Kohlenstoff genannt, eine zu hohe Konzentration 78 Monier, Véronique et al: 116_Service Contract on Management of Construction and Demolition. Brüssel: 2011. S.106. 60 6. Effekte durch Sekundärrohstoffe aufweisen würde. Weiters ist der hohe Sulfatgehalt von Gipsabfällen ebenfalls ein Kriterium für das Lagern auf unterschiedlichen Deponien. 79 Ein Anstieg der Deponiekosten ist die Folge. So beträgt der Altlastensanierungsbetrag bei Inertabfall- und Baurestmassendeponien € 9,20 /t, bei Reststoffdeponien schon € 20,60 /t und bei Massenabfalldeponien € 29,80 /t. 80 Der Grund dafür, dass Gipsabfälle in unterschiedlichen Deponien verbracht werden müssen, ist der einzuhaltende Grenzwert des Sulfatgehaltes und des TOC-Wertes im Eluat (siehe Tab. 17). Parameter Inertabfall- Baurestmassen- Reststoff- Massenabfall- mg/kg TM deponie deponie deponie deponie Sulfat 1.000 6.000 - 25.000 500 500 500 2.500 (als SO4) TOC Tab. 17: Grenzwerte für Gehalte im Eluat für Sulfat und TOC 81 Hierbei ist anzumerken, dass Inertabfalldeponien und Reststoffdeponien keine Gipsabfälle annehmen dürfen. Laut Gespräch mit Herrn Henrik Lund-Nielsen (Unternehmen Gips Recycling A/S) kommt es in Österreich und Deutschland oft zum Missverständnis, dass Gipsabfälle auch auf Inertabfalldeponien deponiert werden dürfen. Die übrigen Deponien können Abfälle mit der Abfallschlüsselnummer SN 31438 Gips, SN 31445 Gipsabfälle mit produktspezifischen schädlichen Beimengungen und SN 31315 REA-Gips ablagern.82 79 Vgl. Gips Recycling Niederlande A/S: Gipsabfall von Kalihalden nicht länger akzeptiert. In: URL: http://www.gipsrecycling.de/SiteConnect/Customers/Gypsum%20Recycling%20Int/Archive/492/Nie uwsbrief%20augustus%202011%20Duitsland.pdf (letzter Zugriff 11.05.2014). 80 Rosenberger, Robert/Car, Martin: Baurestmassentrennung auf der Baustelle - Ein Leitfaden für die Baustelle. Wien: Geschäftsstelle Bau 2006. S.12. 81 Verordnung des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt Wasserwirtschaft über Deponien (DVO 2008). BGBl. II Nr. 2008/39 idF BGBl. II 2014/39. und 61 6. Effekte durch Sekundärrohstoffe 6.4. Verbesserung der Recyclingmaterialqualität Ein wesentlicher Effekt, welcher bei der Verwendung von Sekundärrohstoffen berücksichtigt werden muss, ist die negative Beeinflussung anderer Baumaterialien durch Gips. Daher sollte durch eine Schadstofferkundung gemäß ONR 192130 „Schadstofferkundung von Bauwerken vor Abbrucharbeiten“ und durch die Durchführung eines verwertungsorientierten Rückbaues gemäß ÖNORM B 2251 „Abbrucharbeiten, Werkvertragsnorm“ darauf geachtet werden, eine dementsprechende Qualitätsklasse zu erzielen. Abb. 32: BAWP - Qualitätsklassen: Grenzwerte für Recycling-Baustoffe 83 Diese kann erreicht werden, indem die Gipsabfallmengen sortenrein von allen anderen Abfällen getrennt und gesammelt werden. Wie in Abb. 32 deutlich erkennbar ist, fällt bei steigenden Sulfatwerten ebenfalls der Wert der Qualitätsklasse. Dieser Grenzwert beginnt bei 1.500 mg/kg TS bei Qualitätsklasse A+ und erreicht sein Maximum mit 6.000 mg/kg TS bei Qualitätsklasse C. 82 Abfallverzeichnis entsprechend der Abfallverzeichnisverordnung in der Fassung der Verordnung BGBl. II Nr. 2008/498 und der RecyclingholzV, BGBl. II Nr. 2012/160. 83 Bundesministerium für Land- u. Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: BundesAbfallwirtschaftsplan 2011 (BAWP). Band 2. Wien: 2011. S.269. 62 6. Effekte durch Sekundärrohstoffe So können folgende Effekte grundlegend unterbunden werden, die bei der Herstellung von Recycling-Baustoffen entstehen können: Der im Bauschutt enthaltene Gips kann Sulfationen auflösen und in das Grundwasser abgeben. Der leicht lösliche, reaktive Gips kann mit anderen Bestandteilen des Bauschutts oder mit Zementfraktionen bei der Verarbeitung zu Beton reagieren. Weiters Ettringitbildung können die Gipsanteile (3CaO.Al2O3.3CaSO4.32H2O) bei führen, Betonen zu einer welche zu einer Volumsvergrößerung von bis zum 8-fachen des Ausgangsvolumens führen kann. 84 Aufgrund der Feuchteempfindlichkeit, Festigkeitsminderungen und der den daraus resultierenden Volumenunbeständigkeit können Baurestmassen, die mit Gips verunreinigt wurden, nicht als Schüttmaterial verwendet werden. 85 Diese auftretenden Effekte müssen bei der Herstellung von Recyclingbaustoffen berücksichtigt werden, damit umwelttechnische Anforderungen erfüllt werden können und ein hochwertiges Produkt erzeugt werden kann. Die Herstellung von REA-Gips und Recyclinggips unterliegt ebenfalls strengen Qualitätskriterien, die beim Recyclingvorgang oder beim Herstellungsprozess von REA-Gips berücksichtigt werden müssen. 84 Vgl. Müller, Anette: Bauschutt ohne Gips. In: Steinbruch und Sandgrube. 11/2012. S.43. 85 Vgl. Pladerer, C. et al: Maßzahlen f. die Entsorgungseigenschaften von Gebäuden. Wien: BMVIT 2010. S.133. 63 6. Effekte durch Sekundärrohstoffe Qualitätsparameter bestimmt als Einhe Qualitätskriterien Qualitätskriterien it Freie Feuchte H2O REA-Gips Gew.- < 10 Recyclinggips < 10 % Calciumsulfat- CaSO4 . 2 H2O Gew.- > 95 Dihydrat Magnesiumsalze % wasserlösliche Gew.- < 0,10 MgO Natriumsalze Chloride Cl < 0,02 % wasserlösliche Gew.- K2O < 0,02 % wasserlösliche Gew.- < 0,06 Na2O Kaliumsalze > 80 < 0,02 % Gew.- < 0,01 < 0,01 % Calciumsulfit- CaSO3 . ½ H2O Gew.- < 0,50 Halbhydrat < 0,50 % pH - - 5-9 5-9 Farbe - % weiß weiß Geruch - - neutral neutral Tox. Bestandteile - - schadlos schadlos Korngröße - mm - <5 Tab. 18: Qualitätskriterien für REA-Gips und Recyclinggips 86 86 Radeloff, Dagmar/Reitberger, Franz: Herstellung und Entsorgung von Gipsplatten. Bayrisches Landesamt für Umwelt. Augsburg: 2007. S.11. 64 6. Effekte durch Sekundärrohstoffe 6.5. Resümee Zusammenfassend kann gesagt werden, dass durch die Verwendung von Sekundärrohstoffen bei Gipsbaustoffen folgende Effekte erreicht werden könnten: Eine Schonung der Primärressourcen durch ein durchdachtes Recyclingkonzept bewirkt, dass die Lager an Naturgips nachhaltig geschont werden können. Durch den Einsatz von sekundären Rohstoffen könnte das immer größer werdende Problem eingedämmt werden, welches bei der Aufschließung neuer Gipsvorkommen entsteht. Bürgerproteste, verschärfte Umwelt- und Naturschutzauflagen und die geringe Verfügbarkeit von Abbaugebieten, wenn diese durch bereits verbaute Wohn-, Industrie- und Wohnbauten keinen Gipsabbau mehr zulassen, fallen weg. Eine Verminderung des Deponievolumens führt ebenfalls zu einer Reduzierung von Deponiekosten und Abfallkosten, da ebenfalls Erlöse durch den Recyclinggips erzielt werden könnten. Steigende länderspezifische Deponiepreise von € 70,- bis € 110,- pro Tonne werden in Zukunft Recycling konkurrenzfähig machen. Laut Deponieverordnung spielt der Sulfatgehalt und der TOC – Wert eine wichtige Rolle. Deshalb muss darauf geachtet werden, dass der SO 4 –Wert so gering wie möglich gehalten wird. Aussortieren von Gipsabfällen ist die Lösung, um eine höherwertige Deponieklasse zu erreichen und Deponiekosten zu sparen. Bei der Herstellung von Recycling-Baustoffen muss besonders darauf geachtet werden, alle Gipsabfälle zu entfernen, um damit die Bildung von Ettringit zu verhindern und eine Volumenvergrößerung, ein „Treiben“ zu vermeiden und Schäden zu vermindern. Weiters soll ein Auflösen von Sulfationen verhindert werden, welches ins Grundwasser gelangen kann. 65 7. Zukunftstrends 7. Zukunftstrends Die Ausführung des Kapitel 7 beschäftigt sich mit der Rohstoffgewinnung im Sinne des Urban Mining Gedankens, die aus anthropogenen Lagerstätten stammen und nicht von der Lithosphäre (Erdkruste und oberster Teil des Erdmantels) entnommen werden müssen. Aufgrund der steigenden Weltbevölkerung und der Tatsache, dass in Zukunft Bodenschätze und Rohstoffe deutlich schrumpfen, während gleichzeitig das Lager an Rohstoffen in Form von Gebäuden, Infrastrukturbauten, Deponien und Konsum- und Produktionsgütern ständig steigen, soll eine Kreislaufwirtschaft entstehen. Zu Beginn dieses Abschnittes soll der Hintergrund des Urban Mining Prinzips erklärt und die grundlegende Vorgehensweise für die Zukunft erläutert werden. Weiters werden die Vorteile dargestellt. Anschließend wird die Anwendung des Urban Mining Prinzips bei Gipsbaustoffen analysiert. Es werden zwei Zustände betrachtet. Die Möglichkeit zur Gewinnung von Sekundärrohstoffen aus Abbruchmaterialien und die bestehenden Abfallmengen, die auf Deponien gelagert werden. Eine Stoffflussanalyse soll anschließend zur Veranschaulichung dienen, um ein Konzept zur Aufbereitung von Recyclinggips zu lukrieren. Einen wesentlichen Bestandteil dieses Kapitels wird die Vorstellung von nationalen und internationalen Zukunftstrends zum Thema Urban Mining einnehmen. Hierbei werden Forschungsarbeiten vorgestellt, welche in Zukunft angewendet werden. Diese beinhalten die Schaffung von Ressourcen- und Gebäudepässen, um in weiterer Folge Ressourcenkataster von ganzen Städten anlegen zu können. Diese dienen dazu, die Verfügbarkeit von Ressourcen, die beim Abtragen von Gebäuden etc. frei werden, zu erfassen. Alles in allem soll ein Umdenken stattfinden, um eine Entstehung von Abfällen zu vermeiden. Dazu gehören das Design, die Planung von Gebäuden, Baustoffen und Gütern, das Auffinden von Schätzen in anthropogenen Lagern und das Entwickeln neuer Aufbereitungstechnologien. 66 7. Zukunftstrends 7.1. „Urban Mining“ Prinzip 7.1.1. Geschichtlicher Hintergrund Im Laufe des 20. Jahrhunderts gab es eine drastische Veränderung bei der globalen Bevölkerung. Während im Jahr 1900 nur die Stadt London mehr als 5 Millionen Einwohner zählte, waren es im Jahr 1980 schon 34 Städte, die eine Population zwischen 5 und 16 Mio. Einwohnern aufwies. 1950 lebten rund 14 % der Weltbevölkerung in urbanen Umgebungen. Nach einer Berechnung von Bacchini werden im Jahr 2030 zirka 5 Billionen Menschen, dies sind ungefähr 60 % der Weltbevölkerung, in Städten leben. 87 Aus diesem Grund kann gesagt werden, dass die größten Massen an unterschiedlichen Rohstoffen, Gütern und Bodenschätzen in Städten verbaut werden. Durch das Auftreten beider Umstände, dass eine steigende Weltbevölkerung laufend neue Ressourcen an Materialien und Rohstoffen benötigt und in Zukunft eine Knappheit an Primärressourcen nicht ausbleiben wird, muss ein Weg gefunden werden, Sekundärrohstoffe aus bereits erbauten Gebäuden, Infrastrukturgebäuden, Deponien oder Konsum- und Produktionsgütern zu gewinnen. Das Schlagwort ist Urban Mining. Die Stadt soll als Mine für das Gewinnen neuer Baustoffe aus aufbereiteten Sekundärrohstoffen dienen. Es soll eine Lebenszyklusbetrachtung angestellt werden, die frei werdende Ressourcen aus Gebäuden etc. zur Verfügung stellt. 88 Hierbei ist es wichtig, Forschungsarbeit in neue Methoden der Ressourcenfindung, Aufbereitung und Verwertung zu investieren. 87 Vgl. Baccini, Peter/Brunner, Paul H.: Metabolism of the Anthroposhere. 1. Auflage. Cambridge, Massachusetts, London, England: The MIT Press 2012. S.3. 88 Vgl. Flamme, Sabine/Brunner, Paul: Urban Mining. Von der Kreislaufwirtschaft zur Rohstoffindustrie. In: URL: http://urban-mining.com/index.php?id=164 (letzter Zugriff 18.05.2014). 67 7. Zukunftstrends 7.1.2. Vorgangsweise Die Abb. 33 soll die Vorgangsweise des Urban Mining Prinzips genauer erläutern. „URBAN MINING“ „Urbane Mine“ Produktion Konsum INPUT OUTPUT (Sek.- Rohstoff) (Sek.- Rohstoff) Entsorgung Rohstoffbindung (Lager) Aufbereitung Zeit Langfristige Kurzfristige urbane Minen urbane Minen Langlebige Konsum- und Produktionsgüter, langfristige Lager kurz- und langlebiger Konsum- und Produktionsgüter sowie deren Abfälle: - Gebäude - Infrastruktureinrichtungen - Abfalldeponien - MVA-Aschen im Straßenbau - Sonstige langlebige Konsum- und Produktionsgüter Kurzlebige Konsum- und Produktionsgüter, kurzfristige Lager kurzlebiger Konsum- und Produktionsgüter sowie deren Abfälle: - Verpackungen - Elektrogeräte - Abfälle aus dem Gewerbe - Infrastrukturabfälle - Sonstige kurzlebige Konsum- und Produktionsgüter Abb. 33: Urban Mining - lang- und kurzfristige Minen 89 89 Flamme, Sabine/Brunner, Paul: Urban Mining. Von der Kreislaufwirtschaft zur Rohstoffindustrie. In: URL: http://urban-mining.com/index.php?id=164 (letzter Zugriff 18.05.2014). 68 7. Zukunftstrends Es sollen neben den kurzlebigen Materialien, die aus dem Stoffstrommanagement entstammen, auch die langlebigen Gebrauchsgüter, wie Industrieanlagen, Bauwerke, Langzeitlager und Deponien dem Produktionskreislauf wieder als Sekundärrohstoff zugeführt werden. Der Begriff „Urban Mining“ wurde in den 90er Jahren erstmals als Bezeichnung erwähnt, um Siedlungen und Städte als Bergwerke zu nutzen und das riesige anthropogene Lager so zu benutzen, dass niemals Abfall entsteht. Herr Professor Helmut Rechberger der TU-Wien hat berechnet, dass die Masse des anthropogenen Lagers 350 bis 400 Tonnen pro Kopf in Österreich beträgt. Diese ungefähre Menge bezieht sich auf Materialien wie Steine, Kies, Beton, Ziegel, Stahl, Holz, Aluminium und Kunststoffen. Eine Gegenüberstellung mit den Restmüllabfällen, wie Altpapier, Altmetalle und Kunststoffe, welche 0,35 bis 0,45 Tonnen pro Kopf ausmachen, zeigt das enorme Potential, welches dieses riesige Lager verspricht. 90 Wesentlich dabei ist jedoch, dass Urban Mining weit mehr als ein herkömmliches Recyclingsystem darstellen soll. Es wird in Zukunft nicht mehr ausreichen, beim Abbruch von Gebäuden unterschiedliche Gesteinskörnungen („Down-Cycling“) zu erzeugen. Lösungen, wie ein Wieder-Verwenden („Re-Use“) von ganzen Bauteilen bei Hochhausbauten zum Beispiel, könnten eine angedachte Lösung darstellen. Abb. 34: Gebäuderückbauvarianten 91 90 Vgl. Lukschanderl, Leopold: Urban Mining Die Stadt als Bauwerk der Zukunft. 1. Auflage. Wien: Verlag Holzhausen GmbH 2011. S.45. 91 Kieferhaber, Peter: „Urban Mining“ - Bauwerke als Rohstoffminen Katalogisierung der Ressourcen im Bauwerk. Kaiserslautern: 2012. S.2. 69 7. Zukunftstrends Ganz wichtig dabei ist, dass der Abbruch beziehungsweise Rückbau von Gebäuden eine wesentliche Trennung der Materialien wie, Beton, Ziegel, Holz, Kunststoff, Metallen und Kupfer vorsieht. Es soll nicht das Recycling und die Gewinnung von irgendwelchen Stoffen im Vordergrund stehen, sondern eine Gewinnung von qualitativ hochwertigen Rohstoffen forciert werden. Ein Beispiel dafür ist die Gewinnung von Metallen und Kupfer, welche in Form von Leitungssystemen, Rohren, Kabeln, Trägern etc. aus dem Gesamtkomplex ausgeschleust werden müssen, bevor es zum Abbruch kommt. 92 Die Zusammensetzung der Gebäudestruktur spielt dabei eine wesentliche Rolle, wie sie im Kapitel 2.3 analysiert wurde. Während Gebäude, die ungefähr 1900 errichtet wurden zu 86 % aus Ziegelmauerwerk, 5 % aus Stein und Beton und nur 0,4 % aus Metallen bestehen, sind bei Gebäuden aus den 1970er Jahren ein Anteil von 40 % Ziegelmauerwerk, 46 % Beton und schon 2 % Metalle enthalten. Ein deutlicher Unterschied spiegelt sich in der wesentlich größeren Vielfalt an komplexeren und hochwertigeren Baustoffen wider, die heute erbaut werden im Gegensatz zu den Bauten, die bis ungefähr 1960 errichtet wurden. Häufig werden Verbundsysteme im Bauwesen eingesetzt, die eine sortenreine Trennung unterschiedlicher Materialien oft nicht mehr zulassen, da diese durch Verkleben etc. unzertrennbar miteinander verbunden sind. Als Beispiele können Wärmedämmverbundsysteme, mit Steinwolle oder anderen Stoffen gefüllte Ziegel, Faserbetone und kaschierte Baumaterialien wie Dampfsperren mit verklebten Dämmungen genannt werden. Dazu kommen noch viele künstlich hergestellte Materialien, wie Kunststoffe, Weichmachern, PVC, usw., welche ein umweltgefährdendes Potential hervorrufen. 93 Es muss ein System geschaffen werden, welches folgende Punkte beinhaltet: Entwicklung eines Tools, der die Sammlung von Daten wie Materialart, Menge und Standort beinhaltet, die über den gesamten Lebenszyklus bis zum 92 Vgl. Kieferhaber, Peter: „Urban Mining“ - Bauwerke als Rohstoffminen Katalogisierung der Ressourcen im Bauwerk. Kaiserslautern: 2012. S.3. 93 Vgl. Kieferhaber, Peter: Zukunftsentwicklung „Urban Mining“ - Bauwerke als Rohstoffminen. Budenheim - Schloss Waldthausen, Deutschland: 2012. S.3. 70 7. Zukunftstrends Rückbau des Gebäudes gespeichert werden und in weiterer Folge für eine Auffindung und Aufbereitung von Sekundärrohstoffen dient. Erstellung eines Planes oder einer Landkarte, welche zum Dokumentieren der erhaltenen Daten der Gebäude dient und die Lebensdauer, die unterschiedlichen Materialien und Mengen aufzeichnet. Entwicklung von Identifizierungsverfahren (Probebohrverfahren), welche zum Auffinden von Materialien geeignet sind. Entwicklung neuer Aufbereitungsverfahren, die eine Trennung und Aufbereitung von vermischten Materialfraktionen erlauben, um qualitativ hochwertige Recyclingprodukte entstehen zu lassen. Ein besonders wichtiger Teil des „Urban Mining“ ist das Planen von neuen Produkten, Baustoffen, Materialien, welche es erlauben sollen, dass das Produkt nach ihrer (Erst-) Nutzung so aufbereitet werden kann, dass eine Zweit- oder Mehrfachnutzung möglich ist und somit nie Abfall entsteht. 7.1.3. Vorteile Es bieten sich wesentliche Vorteile, die durch „Urban Mining“ geschaffen werden können: Verringerung der Abhängigkeit von steigenden Rohstoffpreisen Abhängigkeit von Importen senken Einsparen von Entsorgungskosten (3,7 Mio. Euro pro Jahr – Abfallwirtschaft Deutschland) Verringerung der Umweltbelastung CO2 Ausstoß, SO4, etc. Laut Berechnung von Wissenschaftlern im Auftrag des Naturschutzverbandes in Deutschland konnten allein in Deutschland durch die Mülltrennung seit 1990 über 46 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. 94 94 Vgl. Lukschanderl, Leopold: Urban Mining Die Stadt als Bauwerk der Zukunft. 1. Auflage. Wien: Verlag Holzhausen GmbH 2011. S.46. 71 7. Zukunftstrends 7.2. Anwendung bei Gipsbaustoffen 7.2.1. Gipsabbruchmaterial als Rohstoffquelle Bei der Nutzung von Gipsbaustoffen als Sekundärrohstoff, welcher aus Abbrüchen oder Rückbauten von Gebäuden stammt, bedarf es einer wesentlichen Verbesserung der erneuten Ressourcenverwendung. Durch gezielten selektiven Rückbau können die Gipsbaustoffe sortenrein gewonnen werden und einem Verwertungs- beziehungsweise Recyclingprozess zugeführt werden. Aus diesem Grund ist ein selektiver Rückbau nach ÖNORM B 2251 in Kombination mit einer Schadstofferkundung gemäß ONR 192130 oder Erkundung von Bauwerken auf Schadstoffe nach ÖNORM S 5730 unerlässlich. Weiterführend sollte durch eine neu geschaffene Norm der Rückbau von Bauwerken als Standardabbruchmethode eingeführt werden. Für andere Recycling-Baustoffe, die nicht auf Gipsbasis basieren, sollten weiters Rahmenbedingungen geschaffen werden, die ein genaues Abfallende deklarieren, um einen Absatz und Verkauf von Recycling-Baustoffen zu erleichtern und zu forcieren. Als Abnehmer von Recyclinggips kommen nur Gipsplattenwerke in Frage, da aufgrund der geringen Anteile an Fremdstoffen (Papier, etc.) keine anderen Gipsprodukte mit dem aufbereiteten Gips erzeugt werden können. Aus diesem Grund müssen dementsprechende Qualitätskriterien, wie sie in Kapitel 6.4 angeführt wurden, eingehalten werden. Eine Ermittlung des Gipsgehaltes von Gebäuden dient im Wesentlichen zum Dokumentieren und Aufzeichnen und zum Errechnen des anthropogenen Lagers. Damit können in Kombination mit einem Ressourcenplan die verfügbaren Gipsmengen, welche in unterschiedlichen Zeitperioden anfallen, aufgezeichnet werden. 72 7. Zukunftstrends Der Gipsgehalt kann mit folgenden Verfahren ermittelt werden: Stoffstrombetrachtungen anhand von produzierten Gipsbaustoffmassen durch die herstellenden Unternehmen Entwicklung von Muster- bzw. Modellgebäuden, die mit Werten aus Statistiken und Annahmen generiert werden Berechnungen von Baustoffzusammensetzungen mittels Werten von Gebäuden, wo eine Baustoffliste bekannt ist Ermittlung des Gipsgehaltes mit Hilfe von Ausschreibungsunterlagen Ermittlung des tatsächlichen Gipsgehaltes durch eine chemische Analyse von Bauschutt Auswertung von Daten von Modellwänden zur Gipsgehaltermittlung Ein sehr effektives Verfahren zur Ermittlung des Gips- beziehungsweise Sulfatgehaltes ist das Verfahren mittels Modellwänden. Die Werte aus Abb. 35 stammen aus einem Forschungsprojekt. Es wurden 9 Modellwände mit einer einseitigen Gipsputzschicht von 10mm hergestellt. Anhand der Geometrie der Wände und der Rohdichten konnten ein Mittelwert des Gipsgehaltes von 3,6 % bei 2,5 % -Minimal - und bei 6,1 %-Maximalwert errechnet werden. Die Abbildung zeigt die unterschiedlichen Modellwände, welche nach der Zerkleinerung mittels Prallbrecher in Fraktionen < 4 mm und > 4 mm zerkleinert wurden. Anschließend wurde der Sulfatgehalt mittels chemischer Analyse bestimmt. Die Auswertung (Abb. 35) zeigt, dass bei 4 von 9 Wänden eine wesentliche Gipsanreicherung in der Fraktion < 4 mm aufgetreten ist und bei 2 Wänden eine Anreicherung bei der Fraktion < 4 mm auftrat. Bei 3 Wänden wurde ein geringer Unterschied sichtbar. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl die Sulfatgehalte von der Wandbaustoffart als von der Größe der Fraktion abhängig waren. 95 95 Vgl. Müller, Anette: Bauschutt ohne Gips. In: Steinbruch und Sandgrube. 11/2012. S.40. 73 7. Zukunftstrends Abb. 35: Ermittlung des Sulfatgehaltes an 9 Musterwänden Eine Gegenüberstellung der 96 verschiedenen Ergebnisse der Gipsgehaltermittlungsmethoden zeigt laut Abb. 36 einen mittleren Gipsgehalt von 1,1 bis 3,6 Masse-%. Die großen Unterschiede und Spannweiten des Gipsgehaltes ergaben sich aufgrund des nicht berücksichtigten Einflusses des Bauwerksalters. Produktionsstatistiken und Modellwände sind die am aussagekräftigsten Verfahren zur Bestimmung des Gipsgehaltes. Abb. 36: Abschätzung des Gipsgehaltes anhand unterschiedlicher Verfahren 97 96 Müller, Anette: Bauschutt ohne Gips. In: Steinbruch und Sandgrube. 11/2012. S.41. 97 Müller, Anette: Bauschutt ohne Gips. In: Steinbruch und Sandgrube. 11/2012. S.41. 74 7. Zukunftstrends 7.2.2. Landfill Mining – Abfallverwertung aus Deponien Die Aussage von Herrn Hendrik Lund-Nielsen (CEO Administration Director des Unternehmens Gips Recycling Skandinavien A/S) zu diesem Thema, dass Abfälle aus Deponien verwertet werden können, lautet: „Es kann keine Gewinnung von Gipsabfällen aus Deponien für Sekundärrohstoffe durchgeführt werden. Der Grund dafür ist, dass durch den Eintritt von Regenwasser (H2O) in den Deponiekörper eine Reaktion mit CalciumsulfatDihydrat (CaSO4 .2H2O) Schwefelwasserstoff (H2S) das Gefüge entsteht, weitgehend welches in Form verändert von und Deponiegas gesundheits- und umweltschädigende Wirkungen mit sich zieht.“ 98 98 Gespräch beim Messebesuch der IFAT 2014 in München von 05.06.2014 bis 06.06.2014 mit Herrn Henrik Lund-Nielsen des Unternehmens Gypsum Recycling International, Egebaekvej 98, 2850 Naerum, Danmark 75 7. Zukunftstrends 7.2.3. Stoffflussanalyse von Gips Bei der Stoffflussanalyse werden die Prozesse (1-7) und Flüsse (F1-F8 bzw. F9), welche bei der Herstellung von Gipsbaustoffen erfolgen, in vereinfachter Form dargestellt. Diese Methode dient zur Beschreibung des Systems und in weiterer Folge zur Optimierung von Prozessen. 99 100 Die Stoffflussanalyse wurde gemäß ÖNORM S 2096-1 und -2 erstellt. Die Abb. 37 zeigt die Prozesse, wie sie bis dato in Österreich ausgeführt werden. Ein grundlegendes Problem entsteht dabei, dass bei den Prozessen keine Kreislaufführung erzeugt wird und dass das enorme Rohstoff-Lager nach dem Gebäudeabbruch auf der Deponie das Abfallende findet. Die Materialflüsse, welche beim Einbau auf der Baustelle in Form von Verschnittabfällen anfallen (F6) und die Gipsabfälle, die beim Gebäudeabbruch und selektiven Rückbau (F7) entstehen, werden dem Prozess 7 zugeführt und gehen somit unwiederbringlich verloren. 3 4 5 2 6 1 7 Abb. 37: Stoffflussanalyse von Gips heute 99 Österreichisches Normungsinstitut (Hrsg.): ÖNORM S 2096-1. Stoffflussanalyse Teil 1: Anwendung in der Abfallwirtschaft - Begriffe. 1.1.2005. 100 Österreichisches Normungsinstitut (Hrsg.): ÖNORM S 2096-2. Stoffflussanalyse Teil 2: Anwendung in der Abfallwirtschaft - Methodik. 1.1.2005. 76 7. Zukunftstrends Ein wesentlicher Schritt zur Erreichung eines geschlossenen Kreislaufsystems zur Minimierung von Deponien und somit zur Minimierung von Umweltschädigungen wäre ein Deponieverbot für Gipsbaustoffe, da diese ohne energieaufwendige Verfahren zu Recyclingmaterialien aufbereitet werden könnten. Im Sinne des „Urban Mining“ Prinzips könnte nach dem Aufbereitungsprozess der Sekundärrohstoff in Form von Gipspulver wieder der Baustoffproduktion zugeführt werden. 3 4 5 2 6 1 7 Abb. 38: Stoffflussanalyse von Gips nach dem Urban Mining Prinzip in Zukunft 77 7. Zukunftstrends 7.3. Nationale und internationale Zukunftstrends In den folgenden Unterkapiteln werden Projekte vorgestellt, die durch Forschungsarbeiten vorangetrieben werden und in nächster Zukunft Anwendung finden sollen. 7.3.1. Ressourcenpass / Gebäudepass Um sinnvoll die verbauten Ressourcen im Überblick zu behalten und eine Wiedergewinnung von Materialien aus Gebäuden, Infrastrukturbauten usw. zu erleichtern, bedarf es einer guten Dokumentation. Diese muss alle wichtigen Daten und Informationen von Gebäuden über ihre Bauteile, Baustoffe, Materialien, Menge, ihren Standort und den Wiedergewinnungsprozess beinhalten. Folgende Aufgabenstellung erweist sich hier als schwierig. Denn es muss eine derart große Datenmenge über einen gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes in Form einer dreidimensionalen Datenform gespeichert werden. Der Nutzen wird erst am Lebenszeitende des jeweiligen Projektes ersichtlich, wenn die gewonnenen Materialien aus dem Rückbau einer Verwertung und Wiedergewinnung von Sekundärrohstoffen zugeführt werden. In dieser Hinsicht gibt es bereits jetzt entsprechende Tools, um die erforderlichen Daten der Gebäude zu sammeln und einen „Gebäudepass“ beziehungsweise „Ressourcenpass“ auszuführen. Einen Lösungsansatz für den Hochbaubereich bietet (siehe Abb. 39) das Programm BIM – Building Information Modeling. Dies ist ein Datenbanksystem, welches für den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes eingesetzt wird. Es wird als dreidimensionales Rechenmodell abgespeichert und bereits bei der Planung eingesetzt. Anschließend können beim detaillierten Design alle relevanten Daten über die Bauteile inklusive Positionierungspunkt eingetragen werden. Entscheidend ist allerdings, dass die Informationen bis zum Lebensende aktuell gehalten werden und in Form einer Datenbank für das „Urban Mining“ einsetzbar sind. 101 101 Vgl. Kieferhaber, Peter: „Urban Mining“ - Bauwerke als Rohstoffminen Katalogisierung der Ressourcen im Bauwerk. Kaiserslautern: 2012. S.3. 78 7. Zukunftstrends Abb. 39: BIM - Building Information Modeling 102 Mit dem BIM – Building Information Modeling Programm können mit Hilfe der BIM - Datenbank alle verbauten Materialien in Form eines „Gebäude-RessourcenPasses“ ausgegeben werden. Dieser dient in weiterer Folge zur Erstellung eines Ressourcenkatasters, welcher in Kapitel 7.3.2 genauer erläutert wird. Ein weiteres Werkzeug zum Erstellen von Ressourcenpässen sind EPD - Environmental Product Declarations. Diese betrachten einen gesamten Lebenszyklus eines Baumaterials und geben Auskunft über die Grundstoffe und Vorprodukte der Baumaterialien. Die EPD dienen zur ökologischen Gebäudebewertung und können für zukünftige Ressourcenpässe eingesetzt und ausgebaut werden.103 (Beispiele siehe Anhang) 102 Kieferhaber, Peter: Ressourcenpass/ Gebäudepass - Möglichkeiten und Voraussetzungen. Kaiserslautern: 2012. S.16. 103 Vgl. Kieferhaber, Peter: Ressourcenpass/ Gebäudepass - Möglichkeiten und Voraussetzungen. Kaiserslautern: 2012. S.11. 79 7. Zukunftstrends 7.3.2. Ressourcenkataster Die Weiterführung eines Ressourcenpasses würde die Ausarbeitung eines Ressourcenkatasters bedeuten. Dies ist ein Plan (Landkarte), welcher alle notwendigen Daten beinhaltet, die für die Umsetzung des „Urban Mining“ Systems notwendig sind. Herr DI Fritz Kleemann, Mitarbeiter des Christian Doppler Labor für anthropogene Ressourcen an der TU – Wien, arbeitet an dem Ressourcenkataster für die Stadt Wien. Anhand der GIS-Daten werden relevante Daten wie Gebäudefläche, Kubatur, Errichtungszeit und Verwendungszweck des Gebäudes erhoben und in den Ressourcenkataster eingearbeitet. Abb. 40: Ressourcenkataster für die Stadt Wien 104 104 Doppler, Christian/Kleemann, Fritz/Lederer, Jakob: Stock and Future Output of Building materials in vienna_PubDat_220419. In: URL: http://publik.tuwien.ac.at/files/PubDat_220419.pdf (letzter Zugriff 18.05.2014). 80 7. Zukunftstrends 7.3.3. CD-Labor für anthropogene Ressourcen Das Christian Doppler Labor für anthropogene Ressourcen an der TU Wien wurde im Oktober 2012 eingerichtet und ist für die Ermittlung der Zusammensetzung, Verfügbarkeit und Qualität von anthropogenen Ressourcen ins Leben gerufen worden. Ein Ziel, welches die Forschungseinrichtung verfolgt, ist das Erreichen einer Reduktion von Deponien, das Einsparen von Primärressourcen und ein Erreichen der Recyclingrate von 70 % des Abfallaufkommens bis 2020. Folgendes Projekt, welches im Sinne des „Urban Mining“ zum Sammeln von Daten über die Bauprojekte in Wien dienen soll, wird bis Ende 2014 realisiert. Alle Gebäude der Stadt Wien werden mit Hilfe von GIS-Daten vermessen, ihre Kubatur ermittelt und alle wichtigen relevanten Daten gesammelt. Tab. 19: Ermittlung von Bauwerksdaten mit Hilfe von GIS-Daten Abb. 41: Gebäudekubatur mit Vermerken 105 106 105 Doppler, Christian/Kleemann, Fritz/Lederer, Jakob: Stock and Future Output of Building materials in vienna_PubDat_220419. In: URL: http://publik.tuwien.ac.at/files/PubDat_220419.pdf (letzter Zugriff 18.05.2014). 81 7. Zukunftstrends Schlussendlich soll mit den gesammelten Daten, wie in Kapitel 7.3.2, ein Ressourcenkataster erstellt werden. Eine Aufgabe des CD-Labors ist es, Informationen von Gebäuden aufzubereiten, um Daten des Bautyps, den eingesetzten Materialien des Projektes und Daten über die Abfallmenge von Abbruchprojekten in Wien zu dokumentieren. Die Sammlung von Informationen über die Gebäude Wiens wird mit zwei Methoden durchgeführt: Methode A – Sammlung von Informationen mit verfügbaren Dokumenten, wie Konstruktionsplänen, Untersuchungen von Bevölkerungsraten, Abfallkonzepten von Abbruchbaustellen (Kubatur > 5.000 m³) Methode B – Sammlung von Daten durch Untersuchung von repräsentativen Gebäuden, wie Wohnungen etc., Untersuchung von Versorgungsleitungen (Strom, Gas, Wasser etc.) 107 Beispielhaft wird die Analyse des Projektes „Haus Döbling“ erläutert. Es weist eine Kubatur von 60.000 m³ auf und wurde im Jahr 1970 als Wohngebäude errichtet. Mit Methode A wurden 98 % des Gewichtes ermittelt. Abb. 42: Rechnerische Gewichtsermittlung 106 Doppler, Christian/Kleemann, Fritz/Lederer, Jakob: Stock and Future Output of Building materials in vienna_PubDat_220419. In: URL: http://publik.tuwien.ac.at/files/PubDat_220419.pdf (letzter Zugriff 18.05.2014). 107 Vgl. Kleemann, Fritz: Two Methods for Evaluating the Material Composition of Buildings in Vienna. - Wien, TU-Wien, Christian Doppler Forschungsgesellschaft, Skriptum. WS 2013. S.6 ff. 82 7. Zukunftstrends Abb. 43: Gewichtsermittlung durch repräsentative Proben an Gebäuden Abb. 44: Gesamtergebnis Gewichtsermittlung mittels Methode A und B 108 109 Die Methode A ist zur Ermittlung aller Materialien wie Beton, Ziegelmauerwerken, Sand und Kies gut geeignet. Die Methode B ist zur Ermittlung der Mengen aller Art von Gebäudeausstattungen wie Installations-, Gas-, und Elektroleitungen usw. geeignet. Diese Methoden dienen ebenfalls zur Ermittlung des Gipsgehaltes, welche Ende 2014 eine Aussage über das Gipslager von Wien zulässt. 108 Kleemann, Fritz: Two Methods for Evaluating the Material Composition of Buildings in Vienna. Wien, TU-Wien, Christian Doppler Forschungsgesellschaft, Skriptum. WS 2013. S.16. 109 Kleemann, Fritz: Two Methods for Evaluating the Material Composition of Buildings in Vienna. Wien, TU-Wien, Christian Doppler Forschungsgesellschaft, Skriptum. WS 2013. S.17. 83 7. Zukunftstrends 7.4. Resümee Der Hintergrund des Urban Mining Prinzips beruht auf der Tatsache, dass durch die steigende Weltbevölkerung und dem steigenden Bedarf an Rohstoffen und Bodenschätzen das Lager an Primärressourcen bald an seine Grenzen stoßen wird und somit eine Alternative gefunden werden muss, um den Bedarf zu befriedigen. Aufgrund des immensen anthropogenen Lagers, welches in den letzten Jahrzehnten in Städten entstanden ist, muss ein System geschaffen werden, eine gezielte Identifizierung von anthropogenen Lagerstätten zu quantifizieren und durch Gebäudeabbrüche frei werdende Ressourcen zu nutzen. Die Nutzung soll jedoch im Sinne eines geschlossenen Kreislaufes funktionieren, damit nie Abfall entsteht. Dies erfordert neue Entwicklungen, die bereits beim Design von Produkten und Baumaterialien erfolgen müssen, um eine Zweit- oder Mehrfachnutzung zu gewährleisten und dementsprechende DokumentationsTools, die die Datenmenge an Informationen der unterschiedlichen Materialien und Standorte speichert. Das vorgestellte BIM – Building Information Modeling System ist ein Lösungsansatz, um alle relevanten Daten eines Bauprojektes (Baumaterial, Menge, Lage, Errichtungszeit, Lebensdauer) zu speichern, um in weiterer Folge einen Ressourcenpass oder Gebäudepass daraus zu erstellen. Dieser dient als Information zur Erstellung eines Ressourcenkatasters. Dies ist ein Plan, eine Landkarte, die über die erforderlichen Daten verfügt, welche zur Auffindung frei werdender Ressourcen und Materialien benötigt werden. Ein weiterer Punkt des „Urban Mining“ Gedankens ist die Entwicklung von neuen Aufbereitungsverfahren, welche die heutigen Stofflager, die aus unterschiedlichen Verbundmaterialien bestehen, zu Sekundärrohstoffen auftrennen können. Dazu müssen physikalische, physikalisch-chemische und chemische Prozesse entwickelt werden, die mit geringem stofflichen und energetischen Aufwand eine Erzeugung von wertvollen Produkten ermöglicht. 110 110 Vgl. Flamme, Sabine/Brunner, Paul: Urban Mining. Von der Kreislaufwirtschaft zur Rohstoffindustrie. In: URL: http://urban-mining.com/index.php?id=164 (letzter Zugriff 18.05.2014). 84 7. Zukunftstrends Ressourcenpass Gebäudepass Absatz des Recyclingproduktes Ressourcenkataster Aufbereitung des Sekundärrohstoffes Selektiver Rückbau Abb. 45: Urban Mining Prozesse Die Abb. 45 zeigt die Kette der Prozesse, die für ein erfolgreiches „Urban Mining“ Konzept erforderlich sind. Darin ist der selektive Rückbau von Gebäuden als Standardabbruchmethode zu erklären und eine Schadstofferkundung gemäß ONR 192130 durchzuführen. Durch „Urban Mining“ sollen Deponieflächen reduziert, Primärressourcen geschont, die Abhängigkeit von Importen gesenkt, die Abfallkosten reduziert und die Umweltbelastungen durch CO2 und SO4 etc. weitgehend gesenkt werden. Dies ist ein wichtiges Thema in Verbindung zur Gewinnung des Sekundärrohstoffes Gips in Österreich. 85 8. Masterplan 8. Masterplan Das abschließende Kapitel stellt einen Masterplan für Österreich dar, welcher die notwendigen Schritte zur Implementierung eines erfolgreichen Recyclingsystems für Gipsabfälle beinhaltet. Zuerst werden die Maßnahmen erläutert, die durch technische und rechtliche Rahmenbedingungen die Einführung eines Recyclingprozesses beschleunigen sollen. Dabei wird näher auf das Abfallwirtschaftsgesetz, kurz AWG 2002, auf die ÖNORM B 2251- Werkvertragsnorm für Abbrucharbeiten, die Schadstoff- erkundung von Bauwerken vor Abbrucharbeiten gemäß ONR 192130, die ÖNORM S 5730- Erkundung von Bauwerken auf Schadstoffen und anderen schädlichen Faktoren, Baurestmassentrennverordnung usw. eingegangen. Die Maßnahmenplanungen durch rechtliche Rahmenbedingungen beinhalten ebenfalls ein Konzept bzw. einen Normenvorschlag, welche den selektiven Rückbau von Bauwerken als Standardabbruchmethode vorsehen. Diese sollen in Kombination mit der ONR 192130 und der ÖNORM S 5730 dazu beitragen, Schadstoffe und andere schädliche Faktoren im Voraus vor dem Gebäudeabbruch zu erkunden und diese fachgerecht zu entsorgen, um diese beim Gebäudeabbruch nicht mit anderen Abfallfraktionen zu vermischen. Im Masterplan werden ebenfalls Maßnahmen für die Gipsindustrie beschrieben, die dazu dienen, die anfallenden Gipsabfälle in Zukunft zu Recyclinggips zu verarbeiten. Hierbei wird eine eigens entworfene Tabelle für Gipsbaustoffe vorgestellt, die eine Bewertung von verschiedenen Gipsbaustoffen darstellt, welche aufbauend auf ökologischen, ökonomischen und technischen Kriterien eine Hilfestellung darstellen soll. Sie soll helfen, den Eignungsgrad eines Bauproduktes zu beschreiben. Die erstellte Maßnahmenplanung dient weiters dazu, den richtigen Einbau und die Montage von Gipsbaustoffen zu beschreiben, um in weiterer Folge eine Demontage und eine sortenreine Trennung zu vereinfachen. 86 8. Masterplan Einen wesentlichen Teil dieses Kapitels beinhaltet die Vorstellung eines Leitfadens, der zur Planung von (Hoch)-Bauprojekten dienen soll, um im Sinne des „Urban Mining“ Gedankens eine Kreislaufwirtschaft bei der Verwendung von Baustoffen zu erlangen. Es werden grundlegende Planungshinweise gegeben, welche eine leichte Rezyklierbarkeit und eine leichte Demontage von Gebäuden erlaubt, um eine Gewährleistung zur Erzeugung von Sekundärrohstoffen zu erlauben. Die Vorstellung von innovativen Baukonstruktionen und nachwachsenden Rohstoffen soll einen Überblick über die breite Palette geben, die bereits schon jetzt am Markt verfügbar ist. Dieses Unterkapitel geht im Detail auf die Ausführung des selektiven Rückbaus und die einzelnen Rückbaustufen ein, die in chronologischer Reihenfolge abgearbeitet werden. 8.1. Maßnahmen durch rechtliche Rahmenbedingungen Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Gesetze, Normen, Richtlinien und Verordnungen, die konkret dafür eingesetzt werden sollen, um ein wirksames Gipsrecycling in Österreich durchzusetzen. Die Aufbereitung wurde von mir folgendermaßen durchgeführt: Wichtige Paragraphen und Punkte in Gesetzen, Normen und Richtlinien, wie z. B. das AWG 2002 oder die ÖNORM B 2251, welche einen hohen Einfluss auf das Gipsrecycling haben und welche eventuell geändert oder verbessert gehören, wurden von mir kritisch betrachtet und mit Vermerken für Änderungen versehen. Ein Vorschlag für eine neue Norm, die den selektiven Rückbau von Bauwerken als Standardabbruchmethode vorsieht, wird in Anlehnung an die ÖNORM B 2251 vorgestellt. Erläuterung von Änderungsvorschlägen, die bei der Baurestmassentrennverordnung durchgeführt werden sollten, um das Einführen von Gipsrecycling zu fördern. 87 8. Masterplan 8.1.1. Abfallwirtschaftsgesetz (AWG 2002) 111 Ziele und Grundsätze §1. (1) „1. schädliche oder nachteilige Einwirkungen auf Mensch, Tier und Pflanzen, deren Lebensgrundlagen und deren natürliche Umwelt vermieden oder sonst das allgemeine menschliche Wohlbefinden beeinträchtigende Einwirkungen so gering wie möglich gehalten werden, 2. die Emissionen von Luftschadstoffen und klimarelevanten Gasen so gering wie möglich gehalten werden, 3. Ressourcen (Rohstoffe, Wasser, Energie, Landschaft, Flächen, Deponievolumen) geschont werden“ Die Ziele und Grundsätze, im Speziellen Pkt. 1-3 können meines Erachtens langfristig nicht eingehalten werden, solange noch Gipsbaustoffe auf Deponien gelagert werden. §1 (2) Hierarchie 1. Abfallvermeidung; 2. Vorbereitung zur Wiederwendung; 3. Recycling; 4. Sonstige Verwertung, z.B. energetische Verwertung; 5. Beseitigung. Diese wird bei der Entsorgung von Gipsabfällen nicht eingehalten. Es wird aus Kostengründen nur die Beseitigung durchgeführt. § 1. (2a) 1. „Es sind die ökologische Zweckmäßigkeit und technische Möglichkeit zu berücksichtigen, sowie dass die dabei entstehenden Mehrkosten im Vergleich zu anderen Verfahren der Abfallbehandlung nicht unverhältnismäßig sind und ein Markt für die gewonnenen Stoffe oder die gewonnene Energie vorhanden ist oder geschaffen werden kann.“ 111 Bundesgesetz über eine nachhaltige Abfallwirtschaft (Abfallwirtschaftsgesetz 2002 - AWG 2002) idF BGBl. I Nr. 2002/102. 88 8. Masterplan Die Mehrkosten, die durch eine langfristige Deponierung entstehen, werden nicht berücksichtigt. Recycling ist auf lange Sicht die weit günstigere Variante, Gipsabfälle zu verwerten. „§1. (3) Im öffentlichen Interesse ist die Sammlung, Lagerung, Beförderung und Behandlung als Abfall erforderlich, wenn andernfalls 1. die Gesundheit der Menschen gefährdet oder unzumutbare Belästigungen bewirkt werden können, 2. Gefahren für Wasser, Luft, Boden, Tiere oder Pflanzen und deren natürlichen Lebensbedingungen verursacht werden können, 3. die nachhaltige Nutzung von Wasser oder Boden beeinträchtigt werden kann, 4. die Umwelt über das unvermeidliche Ausmaß hinaus verunreinigt werden kann“ Alle Punkte aus §1 (3) sind aus öffentlicher Sicht für Gipsabbruchbaustoffe relevant und können durch ein Gipsrecyclingsystem verbessert werden. Abfallende „§ 5. (1) Soweit eine Verordnung gemäß Abs. 2 oder eine Verordnung gemäß Art. 6 Abs. 2 der Richtlinie 2008/98/EG über Abfälle nichts anderes bestimmt, gelten Altstoffe so lange als Abfälle, bis sie oder die aus ihnen gewonnenen Stoffe unmittelbar als Substitution von Rohstoffen oder von aus Primärrohstoffen erzeugten Produkten verwendet werden. Im Falle einer Vorbereitung zur Wiederverwendung im Sinne von § 2 Abs. 5 Z 6 ist das Ende der Abfalleigenschaft mit dem Abschluss dieses Verwertungsverfahrens erreicht.“ Geeignete Richtlinien und Normen über Qualitätsstandards von Recyclinggips sollen zur Erleichterung dienen, dass ein Abfallende schneller erreicht werden kann und das Produkt als Sekundärrohstoff wieder in die Produktionskette einfließen kann. Wie auch in §5 (2) 2. und 3. beschreibt, muss der Markt = Gipswerke und die Qualitätskriterien angegeben werden. Ziele der nachhaltigen Abfallvermeidung „§ 9. Durch die Verwendung von geeigneten Herstellungs-, Bearbeitungs-, Verarbeitungs- und Vertriebsformen, durch die Entwicklung geeigneter Arten und Formen von Produkten und durch ein abfallvermeidungsbewusstes Verhalten der 89 8. Masterplan Letztverbraucher sollen die Mengen und die Schadstoffgehalte der Abfälle verringert werden und zur Nachhaltigkeit beitragen. Im Rahmen des technisch und wirtschaftlich Möglichen sind daher insbesondere 1. Produkte so herzustellen, zu bearbeiten, zu verarbeiten oder sonst zu gestalten, dass die Produkte langlebig und reparaturfähig sind und die nach ihrer bestimmungsgemäßen Verwendung verbleibenden Abfälle erforderlichenfalls zerlegt oder bestimmte Bestandteile getrennt werden können und dass die Abfälle, die Bestandteile oder die aus den Abfällen gewonnenen Stoffe weitgehend verwertet (einschließlich wiederverwendet) werden können, 2. Vertriebsformen durch Rücknahme- oder Sammel- und Verwertungssysteme, gegebenenfalls mit Pfandeinhebung, so zu gestalten, dass der Anfall von zu beseitigenden Abfällen beim Letztverbraucher so gering wie möglich gehalten wird“ Es gibt bis dato nur ein Rücknahmesystem des Unternehmens Rigips in Österreich, welches Gipskartonplattenabfälle Unternehmen in Gipskartonplattenverschnittreste aus Österreich Gebäudeabbrüchen zurückgenommen. zurück werden Dies ergibt nimmt. von keinem ein enormes Verbesserungspotential. Maßnahmen zur Abfallvermeidung und -verwertung §14. (2) „Pflicht des Herstellers, Importeuren, Vertreibern, Sammel- und Verwertungssysteme, Abfallsammler, -behandler und Letztverbraucher 2. die Information über die verwertungsgerechte Konstruktion und Beschaffenheit von Produkten, Entwicklung und Optimierung von Möglichkeiten zur Wiederverwendung und zur Verwertung 3. die Rückgabe, die Rücknahme, die Wiederverwendung, die Vorbereitung zur Wiederwendung, das Recycling“ Hierbei werden keine Maßnahmen hinsichtlich §14 seitens der Gipsindustrie angestellt, um ein flächendeckendes Recycling in Österreich voranzutreiben. Es wird bis dato nur eine Deponierung durchgeführt. Hier müssen Maßnahmen getroffen werden! 90 8. Masterplan Abfallsammler und -behandler Erlaubnis für die Sammlung und Behandlung von Abfällen § 24a. (4) Örtlich zuständige Behörde 1. für eine Erlaubnis zur Behandlung von Abfällen ist der Landeshauptmann, in dessen Bundesland der Abfallbehandler seinen Sitz hat. Liegt der Sitz des Abfallbehandlers nicht im Bundesgebiet und erfolgt entweder die Behandlung in einer mobilen Behandlungsanlage oder in einer zulässigen Behandlung vor Ort, so ist der Landeshauptmann zuständig, in dessen Bundesland erstmals die mobile Behandlungsanlage aufgestellt werden soll oder die Abfälle vor Ort behandelt werden sollen. 2. für eine Erlaubnis zur Sammlung von Abfällen ist der Landeshauptmann, in dessen Bundesland der Abfallsammler seinen Sitz hat; liegt der Sitz nicht im Bundesgebiet, ist der Landeshauptmann zuständig, in dessen Bundesland erstmals die Abfälle gesammelt werden sollen. Wird sowohl eine Behandler- als auch Sammlertätigkeit beantragt, oder ausgeübt, richtet sich die Zuständigkeit nach Z 1. Die Sammlung von Abfällen liegt in der Kompetenz der Länder. Dies ist meines Erachtens nicht richtig, da im Falle einer Gipsabfalldeponierung eine einheitliche Regelung auf Bundesebene gelten muss. 91 8. Masterplan 8.1.2. ÖNORM B 2251 – Werkvertragsnorm für Abbrucharbeiten 112 Die ÖNORM B 2251 ist ein wichtiges Instrument, welches bei Abbrucharbeiten Anwendung finden soll. Die folgenden Auflistungen der unterschiedlichen Punkte der Norm zeigen Verbesserungspotentiale auf, die durch eine Änderung oder zusätzliche Anmerkungen einen Beitrag zu einem effizienteren Abbruch von Gebäuden führen soll: 1 Anwendungsbereich Diese ÖNORM enthält Verfahrens- und Vertragsbestimmungen für die Ausführung von Abbrucharbeiten von Bauwerken oder von Teilen derselben. Im Falle von Verdacht auf Schadstoff ist ergänzend die ONR 192130 anzuwenden. Änderungsvorschlag: Es ist zwingend eine Erkundung von Bauwerken auf Schadstoffe gemäß ONR 192130 ab einem Abbruch-Volumen von 5.000 m³ vorgeschrieben. Werden keine Kontaminationen festgestellt, kann eine vereinfachte Erkundung durch ein geschultes Fachpersonal durchgeführt werden. 3 Begriffe 3.1 Abbruch Zerlegung von Bauteilen mit vorheriger Schadstoff-Entfrachtung dieser Bauteile unter Anwendung der nachstehenden Abbruchmethoden: Zusatz: …. unter Anwendung der nachstehenden Abbruchmethoden und Einhaltung des Deponieverbotes für alle Materialien, die einer Aufbereitung zugeführt werden: 3.1.9 Rückbau Zusatz: Hier soll der Normenvorschlag angeführt werden, welcher in Kapitel 8.1.3 genau erläutert wird Selektiver Rückbau als Standardabbruchmethode 112 Österreichisches Normungsinstitut Werkvertragsnorm. 1.8.2006. (Hrsg.): ÖNORM B 2251. Abbrucharbeiten 92 8. Masterplan 4 Verfahrensbestimmungen 4.2.2 Angaben 4.2.2.2 Umweltrelevante Anforderungen Zusatz: 8) Angabe der Anforderungen an die Qualität der Recycling-Baustoffe, die beim Rückbau gewonnen werden sollen. 5.2 Abbruch 5.2.2 Rückbau Bauwerke und Bauwerksteile sind so abzubauen, dass das anfallende Material einer IST Verwertung ZU (Recycling) ENTFERNEN oder der oder Wiederverwendung ordnungsgemäßen Entsorgung zuzuführen sind. Zusatz: Die Entsorgung von Materialien darf nur für gefährliche Materialien wie Asbest, FCKW, … durchgeführt werden. Bei Rückbauarbeiten ist so vorzugehen, dass eine Vermengung, eine Verunreinigung und Beschädigung des trennenden Materials minimiert wird. Änderung: Bei Rückbauarbeiten ist so vorzugehen, dass keine Vermengung, Verunreinigung oder Beschädigung des zu trennenden Materials zustande kommt und die Herstellung eines Sekundärrohstoffes gewährleistet werden kann. 5.2.4 Demolierung Ist unzulässig 5.3 Ausführung Neuer Punkt: 5) Vor Beginn der Abbrucharbeiten muss ein Abbruchkonzept vorgelegt werden, welches Informationen über das Trennsystem der unterschiedlichen Abfallfraktionen (Container, Mulden, etc.) beinhaltet. Es ist eine Mengenabgabe bzw. –abschätzung für die zu gewinnenden Sekundärrohstoffe zu erstellen. 93 8. Masterplan 8.1.3. Selektiver Rückbau von Bauwerken als Standardabbruchmethode Das folgende Unterkapitel soll einen Entwurf für eine neue Norm darstellen, welche den selektiven Rückbau von Bauwerken als Standardabbruchmethode vorsieht. Diese soll bei öffentlichen Ausschreibungen zur Anwendung kommen und in Zukunft ein wichtiger Baustein zur Lieferung kostbarer Sekundärrohstoffe dienen. Folgende Punkte sollte die Norm enthalten: 1 Anwendungsbereich Diese ÖNORM dient zur vorwiegenden Durchführung von selektiven Rückbaumaßnahmen. Es soll eine sortenreine Trennung der anfallenden Materialgruppen erzielt werden, um diese Abfallfraktionen einer Verwertung zuzuführen. Eine schadstoff- und störstofffreie Gewinnung ist mit hohem Augenmerk zu verfolgen. Eine Erkundung von Schadstoffen ist gemäß ÖNORM S 5730 und ONR 192130 durchzuführen. Qualitativ hochwertige Materialien müssen vorrangig behandelt werden (z.B. Kupfer, Stahl, Edelmetalle…), um die wertvollsten Rohstoffe mit höchster Qualität zurückgewinnen zu können. Die Behandlung von asbesthaltigen Materialien ist mit besonderen Schutzbestimmungen durchzuführen. 2 Normative Verweise Anführen der relevanten Normen, wie ÖNORM B 2251, ÖNORM S 5730 und ONR 192130 3 Begriffe Definition Rückbau: Abtragen eines Gebäudes oder Bauwerkes, welches dem Zweck dient, die anfallenden Materialien einer Wiederverwendung oder einer Verwertung zuzuführen. Die Gewinnung von Sekundärrohstoffen mittels Konzept soll die bestmögliche Effizienz erlauben. Ein Ziel ist die besondere Berücksichtigung von Schadstoffen und Störstoffen, die nicht mit den gesammelten und getrennten Abfallgruppen in Kontakt gebracht werden dürfen. 94 8. Masterplan 4 Erkundung von Bauwerken und anderen schädlichen Faktoren Eine Erkundung von Bauwerken und anderen schädlichen Faktoren ist zwingend nach ÖNORM S 5730 und der ONR 192130 durchzuführen. Diese Erkundung ist von einer Fachperson durchzuführen und muss folgende Punkte beinhalten: a) Alle Informationen von Zeitzeugen, Bauwerksnutzern etc. über die Nutzung, den Standort etc. sind aufzuzeichnen und zu dokumentieren. b) Ein bei der Begehung erstelltes Protokoll über die Aufzeichnungen der durchgeführten Untersuchungen (inkl. Fotomaterial) dient zur Erstellung eines Rückbaukonzeptes. 5 Rückbaukonzept Das Rückbaukonzept dient als Grundlage der Rückbauarbeiten. Es beinhaltet die jeweilige Vorgangsweise, die Organisation und den zeitlichen Ablauf, sowie die Aufgaben, Maßnahmen und Verantwortlichkeiten der einzelnen Beteiligten, die in den Ablauf involviert sind. Das Rückbaukonzept besteht weiters aus einer Bauwerksbeschreibung und einer Baustoffmassenabschätzung. Die Bauwerksbeschreibung soll alle notwendigen Informationen enthalten, die für die Erstellung eines Angebotes erforderlich sind. Die Auflistung der Baustoffmassenabschätzung soll eine Mengenangabe der geschätzten Abfallgruppen, das Sammelgebinde (Container etc.) sowie das Trennverfahren (mobile Anlage vor Ort, Transport zu einer Stationäranlage) beinhalten. Eine angedachte Wiederverwendung von Bauteilen ist anzugeben. 6 Folgemaßnahmen, um Freigabezustand zu erreichen Alle Gegenstände (Mobiliar, Maschinen, etc.), Wand-, Fußboden-, und Deckenaufbauten, Fenster, Türen, gipshaltige Baustoffe, Dämmstoffe etc. sind zu entfernen. Gesonderte Betrachtung von Schadstoffquellen, die Öl, Asbest, FCKW, PAK, PCB beinhalten oder radioaktiv sind. Diese sind zu entfernen. 95 8. Masterplan 8.1.4. Erkundung von Bauwerken auf Schadstoffe und andere schädliche Faktoren gemäß ÖNORM S 5730 113 Die ÖNORM S 5730 sollte vorzugsweise angewendet werden, um einen gesicherten Rückbau eines Bauwerkes durchführen zu können. Damit soll in weiterer Folge verhindert werden, dass bei der Aufbereitung von Abfallmaterialien zu Sekundärrohstoffen Schadstoffe oder ähnliche schädliche Faktoren mit den aufzubereitenden Stoffgruppen vermischt werden. Die Vorgehensweise bei der Schadstofferkundung ist folgende: Die Erkundung muss zwingend von einer Fachperson durchgeführt werden, welche ein Schadstoff-Erkundungskonzept erstellt und im Schadstoff- Erkundungsbericht alle notwendigen Aufzeichnungen dokumentiert. Zweck der Erkundung ist eine Lokalisierung etwaiger Schadstoffe, die in Bauwerksteilen oder im gesamten Bauwerk anzutreffen sind. Die Schadstofferkundung hat vorwiegend in Phasen abzulaufen, wobei in der ersten Phase die Recherche des Standortes, des Bauwerkes und der Nutzung erfolgt. Nach der Begehung kann mit der Planung der Probenahme begonnen werden und anschließend die Probenahme mit den notwendigen Auswertungen durchgeführt werden. Mit der Dokumentation der aufgelisteten Maßnahmen wird abschließend ein Erkundungsbericht erstellt. Die Erkundung von Bauwerken auf Schadstoffe gemäß ÖNORM S 5730 sollte bei Ausschreibungen von Abbruchobjekten angewendet werden. Dadurch könnte eine Vermengung von Gipsabfällen mit anderen Abfallfraktionen vermieden werden und der Sulfatgehalt und die daraus resultierenden negativen Auswirkungen erheblich minimiert werden. 113 Österreichisches Normungsinstitut (Hrsg.): ÖNORM S 5730 Erkundung von Bauwerken auf Schadstoffe und andere schädliche Fraktionen. 15.10.2009. 96 8. Masterplan 8.1.5. Schadstofferkundung von Bauwerken vor Abbrucharbeiten gemäß ONR 192130 114 Die bauwerksbezogene Schadstofferkundung gemäß ONR 192130 sieht vor, Bauwerksteile wie Bodenplatten, erdberührte Wände, Außen- und Innenwände, Decken, Fußbodenaufbauten, Fenster, Türen, Treppen, Dächer, Kamine, Haustechnik, Einbauten und befestigte Freiflächen zu erkunden, wobei immer auf Vollständigkeit geachtet werden muss. Tab. 20 gibt ein Beispiel für die Vorgangsweise unterschiedlicher Bauwerksteile an, um die Schadstoffquellen zu ermitteln. Bauwerksteil Wände Vorgangsweise Grund Bohrproben von allen Wänden pro Wandquerschnitt Gebäudestock (Mischproben) Anstriche Abkratzen aller Wände eines Ermittlung Schadstoff- Stockwerks quelle Kaminruß Abkratzen des Kamins PAK Decken Bohren Querschnitt Guss Bitumen Bohren Querschnitt Fliesen Ganze Fliesen Berechnung Anteil der Gesamtmasse Fliesenkleber Abkratzen Ermittlung Schadstoffquelle Tab. 20:Bauwerksteile zur bauwerksbezogenen Schadstofferkundung 115 Somit kann eine eindeutige Aufzeichnung aller Schadstoffe erreicht werden. 114 Österreichisches Normungsinstitut (Hrsg.): ONR 192130 Schadstofferkundung von Bauwerken vor Abbrucharbeiten. 01.05.2006. 115 Markova, Stanmira/Hammer, Kerstin/Rechberger, Helmut: Konzept zur nachhaltigen Nutzung von Baurestmassen basierend auf der thematischen Strategie für Abfallvermeidung und Abfallrecycling in der EU. Project EnBa - Action 5. Wien: 2010. S.13. 97 8. Masterplan 8.1.6. Baurestmassentrennverordnung 116 §1. (1) Die Trennung der Stoffgruppe „Baustellenabfälle“ schreibt erst eine Trennung ab einer Mengenschwelle von 10 Tonnen vor. Diese Menge erscheint besonders hoch, wenn man bedenkt, dass in 10 Tonnen bis zu 6 % Masseprozent an Gipsabfällen, das heißt 600 kg Gipsfraktionen das Aufbereiten eines hochwertigen Recycling-Baustoffes aufgrund der hohen Sulfatbelastung verhindern. §1. (2) Die Trennung ist so vorzunehmen, dass eine Verwertung der einzelnen Stoffgruppen möglich ist. Eine Verwertung ist aus den getrennten Abfällen zwingend einzuhalten. § 3. Wenn die in § 1 Abs. 1 erfassten Materialien keiner Verwertung zugeführt werden können oder nachweislich eine Verwertung insbesondere durch lange Transportwege mit unverhältnismäßigen Kosten verbunden ist, ist eine Behandlung gemäß § 1 Abs. 2 Z 3 des Abfallwirtschaftsgesetzes vorzunehmen. AWG 2002 §1. Abs. 2. Z 3 sagt: Nicht verwertbare Abfälle sind je nach ihrer Beschaffenheit durch biologische, thermische, chemische oder physikalische Verfahren zu behandeln. Feste Rückstände sind reaktionsarm ordnungsgemäß abzulagern. Die Deponierung von Gipsabfällen widerspricht meiner Meinung nach der Baurestmassentrennverordnung und dem AWG 2002, da es sich hierbei um Materialien handelt, die einer einfachen Verwertung zugeführt werden könnten. 8.1.7. Bundes-Abfallwirtschaftsplan 2011 (BAWP) 117 118 Der Bundes- Abfallwirtschaftsplan enthält nur Informationen über Aufbereitungsanlagen für Baurestmassen (z.B. Mauerwerk, Betonabbrüche, etc.). Folgedessen gibt es keine Planung für Aufbereitungsanlagen von Gipsbaustoffabfällen. Diese sind im nächsten BAWP im Jahr 2017 zu ergänzen. 116 Verordnung des Bundesministers für Umwelt, Jugend und Familie über die Trennung von bei Bautätigkeiten anfallenden Materialien. idF BGBl. Nr. 1991/259. 117 Bundesministerium für Land- u. Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: BundesAbfallwirtschaftsplan 2011 (BAWP). Band 1. Wien: 2011. S.107. 118 Bundesministerium für Land- u. Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: BundesAbfallwirtschaftsplan 2011 (BAWP). Band 2. Wien: 2011. S.268. 98 8. Masterplan Der Bundes-Abfallwirtschaftsplan 2011 enthält lediglich Informationen, dass Gipskartonplatten, welche auf der Baustelle als Verschnittreste anfallen, vorrangig einem Recycling zuzuführen sind. Weiters wird beim verwertungsorientierten Rückbau eine Anmerkung gemacht, dass nicht tragende Bauteile (Gipskartonwände) vor dem Abbruch dementsprechend demontiert werden müssen und sortenrein zu trennen sind. Hierbei fehlen jedoch wichtige Anmerkungen, dass diese Sammlung der Gipsabfälle witterungsgeschützt passieren muss. 8.1.8. Übersichtsmatrix für rechtliche Rahmenbedingungen Die Übersichtsmatrix dient zur Übersicht aller relevanten Punkte und Paragraphen der angeführten Gesetze, Normen, Richtlinien und Verordnungen, die bei der gesonderten Betrachtung einer Verbesserung bedürfen. Übersicht Paragraphen bzw. Punkte AWG 2002 § 1 (1), (2), (2a), (3), §5, §9, §14, §24 ÖNORM B 2251 Pkt. 1, 3, 3.1, 3.19, 4, 4.2.2.2, 5.2.2, 5.2.4, 5.3 Selektiver Rückbau als Eigener Entwurf Standardmethode ÖNORM S 5730 Soll bei Ausschreibungen angewendet werden ONR 192130 Soll bei Ausschreibungen angewendet werden Baurestmassentrenn- VO § 1 (1), (2), § 3 Bundesabfallwirtschaftsplan Band 1 – Seite 62, 65-67, 77, 87, 92 BAWP 2011 Band 2 – Seite 257, 264, 268, 363, 364 Fehlende Informationen über Recyclinganlagen in Band 1 Tab. 21: Übersichtstabelle der Gesetze, Normen, Richtlinien und Verordnungen 99 8. Masterplan 8.2. Maßnahmenplanung für die Gipsindustrie 8.2.1. Planungshinweise für Gipsbaustoffe Im folgenden Kapitel werden Planungshinweise erläutert, die es ermöglichen sollen, in Zukunft gipshaltige Baustoffe einem Recyclingprozess zuzuführen, sodass diese in weiterer Folge wieder als Sekundärrohstoff zur Verfügung stehen. Bei der Ausarbeitung der Tab. 22 werden die unterschiedlichen Produkte nach den Kriterien – Ökologie, Ökonomie und Technologie bewertet und anschließend ein Eignungsgrad ermittelt. (1 = sehr gut, 10 = sehr schlecht) Folgende Aussagen können zu den Produkten getroffen werden: Die Baugipse, wie Anhydritestrich, Ansetzbinder, Gipsestrich und -kleber und Putzmörtel schneiden bei der Bewertung schlecht ab, da diese aufgrund des schlechten Recyclingvermögens aus heutiger Sicht nur einer Deponierung zugeführt werden können. Mit erheblichem Aufwand, in etwa mit dem Verfahren einer Attritionstrommel, wie in Kapitel 5.3.5, könnten auch diese Produkte einem Recyclingprozess unterzogen werden. In dieser Hinsicht ist wichtig, dass der Anteil an Baugipsen im Vergleich zu allen anderen Gipsprodukten 40-50 % der gesamten Gipsmenge ausmacht. 119 Aus diesem Grund muss auf Aufbereitungsverfahren von Baugipsen besonderes Augenmerk gelegt werden. Die Produktgruppe der Gipsplatten weist eine hohe Recyclingeignung auf. Diese wird jedoch in Österreich aus Gründen der geringen Primärrohstoffpreise, geringer Deponiepreise, fehlender Aufbereitungsanlagen usw., wie sie in Kapitel 4.1.1 näher beschrieben wurden, nicht durchgeführt. 119 Vgl. Arendt, Markus: Kreislaufwirtschaft im Baubereich: Steuerung zukünftiger Stoffströme am Beispiel von Gips. - Wirtschaftliche Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Diss. 2000. S.142. 100 Weitere Anwendungen Tab. 22: Bewertungskriterien von Gipsprodukten Gipsplatten Baugips Anhydritestrich Ansetzbinder Gipsestrich Gipskleber Putzmörtel Gipsfaserplatte Gipskartonplatte Gipskartonplatte mit Wärmedämmung Vollgipsplatte Vollgipsplatte mit Wärmedämmung Medizingips Modellformengips in der Keramikindustrie Modellformengips nicht in der Keramikindustrie Zement Produkt 2 2 10 9 1 5 7 9 3 8 1 7 7 9 8 8 8 8 7 9 5 3 8 4 10 6 4 6 2 2 2 2 4 4 4 8 2 2 2 3 3 5 8 10 8 10 9 3 5 8 5 1 5 8 8 8 9 9 9 9 9 9 8 Logistikkosten 6 7 2 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 10 3 3 3 6 3 6 9 10 9 10 9 3 4 1 3 3 3 6 2 6 9 9 9 9 10 9 4 Monostruktur 3 1 1 10 5 2 5 8 9 8 9 9 9 2 Recyclingeignung Technologische Kriterien Recycling- Verbindungsmarkt struktur Ökonomische Kriterien Ressourcen- Schadstoff- Separierungsschonung gehalt kosten 4 4 4 4 4 7 7 Deponierfähigkeit Ökologische Kriterien Eignungsgrad 5 4 3 7 6 5 7 7 8 7 8 8 7 5 8. Masterplan 120 120 Vgl. Arendt, Markus: Kreislaufwirtschaft im Baubereich: Steuerung zukünftiger Stoffströme am Beispiel von Gips. - Wirtschaftliche Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Diss. 2000. S.141. 101 8. Masterplan Betrachtet man die starke Zunahme des Absatzes von Gipsplatten in den letzten Jahren, die durch den immer beliebter werdenden Trockenausbau und immer kürzere Bauzeiten vorangetrieben wird, so muss ein Schritt in Richtung Aufbereitung von Gipsabfällen gemacht werden. Ebenfalls muss aus Sicht der starken Umweltbelastung durch Deponien Abstand davon genommen werden, Gipsabfälle zu deponieren. Einen besonders schlechten Eignungsgrad weisen Gipsverbundplatten auf, die mit EPS-Platten verklebt wurden. Diese sind schlecht rezyklierbar und aufgrund der EPS-Platten auch nicht deponierbar. Diese sollten aus diesem Grund für die Planung von Bauwerken nicht in Betracht gezogen werden. Die weiteren Anwendungsformen, speziell bei Zement, zeigen, dass die positiven ökologischen Kriterien (Deponiefähigkeit, Ressourcenschonung, Schadstoffgehalt) durch die negativen ökonomischen Kriterien (Separierungs- und Logistikkosten, Existenz Recycling Mark) kompensiert werden. Es sollte hier auf eine Kreislaufführung des „Trägerstoffs“ Zement geachtet werden. Die Anwendung von Modellformgips zeigt deutlich, dass eine gute Durchführung einer Kreislaufwirtschaft realisiert wird. 121 121 Vgl. Arendt, Markus: Kreislaufwirtschaft im Baubereich: Steuerung zukünftiger Stoffströme am Beispiel von Gips. - Wirtschaftliche Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Diss. 2000. S.142. 102 8. Masterplan 8.2.2. Einbau / Montage von Gipsbaustoffen Baugipse wie Anhydritestriche, Putzmörtel, Ansetzbindern, Gipsestriche und -klebern werden üblicherweise mit dem tragfähigen Untergrund verbunden und können aus diesem Grund nicht mehr rückgebaut werden. Eine Trennung von Baugipsen und der Tragstruktur kann durch Zerkleinerung mit Hilfe einer Attritionstrommel (siehe Kapitel 5.3.5) oder dem Müller-Kühne-Verfahren (siehe Kapitel 5.3.4), welches durch hohe Temperaturen Zement und Schwefelsäure bildet, durchgeführt werden. Beide Methoden befinden sich jedoch noch im Versuchsstadium. Der Einbau bzw. die Montage von Gipsplatten wird praxisüblich mit zwei Varianten vorgenommen: Bei alten und sanierungsbedürftigen Gebäuden werden häufig Gipsplatten mit Ansetzbinder oder Gipsklebern auf die bestehende Tragstruktur geklebt. Diese Variante ergibt eine hohe Problematik beim Rückbau, da die Platten nur schwer zu lösen sind. Bei Neu- oder Umbauten werden häufig Ständerwände aus Aluminium oder Holzkonstruktionen mit Gipsplatten (Gipskartonplatten, Gipsfaserplatten) beplankt. Diese ermöglichen es, durch das Lösen der Schraubverbindung beim selektiven Abbruch eine sortenreine Trennung der einzelnen Abfallfraktionen durchzuführen. Eine erhebliche Verbesserung zur Erzielung einer besseren Rezyklierbarkeit ist das Anbringen von Unterkonstruktionen, um auf ein Verkleben der Gipsplatten mit Ansetzbinder zu verzichten. 122 122 Vgl. Pladerer, C. et al: Maßzahlen f. die Entsorgungseigenschaften von Gebäuden. Wien: BMVIT 2010. S.135. 103 8. Masterplan 8.2.3. Aufbereitung von Gipsabfällen zu Sekundärrohstoffen Die Aufbereitung von Gipsabfällen muss mittels durchdachten Abfallkonzepts vollzogen werden. Dazu gehört die sortenreine Sammlung der Gipsabfälle auf der Baustelle. Diese sollte wie in Kapitel 5.1 mit geschlossenen Containern durchgeführt werden, um eine Vermischung oder Verunreinigung mit anderen Abfallgruppen zu vermeiden und sollte einen Witterungsschutz vor Regen etc. aufweisen. Die Einführung einer Rücknahmeverpflichtung sollte für entstehende Gipskartonplattenverschnittreste, die bei Neubauten und Umbauten anfallen durchgeführt werden, um den Gipsbaustoffproduzenten zu ermöglichen, einen geschlossenen Stoffkreislauf zu implementieren. 123 Die Einführung einer durchdachten Transportlogistik gehört dazu, die Gipsabfälle von Baustellen und öffentlichen und privaten Sammelzentren zu sammeln und zu den Zwischenlagern zu transportieren, wo die Abfälle im Anschluss zu Recyclinggips verarbeitet werden können. Die Errichtung von Zwischenlagerstellen soll wie in Kapitel 5.2.2 in einem Umkreis von 100 km durchgeführt werden, um eine zu lange Fahrtstrecke zu vermeiden. Nach einem Fachgespräch mit Herrn Henrik Lund-Nielsen (CEO Administration Director des Unternehmens Gips Recycling A/S) sollten beim Start des Gipsrecyclingprojektes in Österreich lediglich zwei Zwischenlagerstellen ganz in der Nähe der beiden Gipskartonplattenwerke in Tirol und in der Steiermark errichtet werden. Dies soll aus dem Grund so ausgeführt werden, dass der erzeugte Recyclinggips einen möglichst geringen Transportweg zurücklegen muss und das Aufkommen an Staub minimiert werden kann. 124 123 Vgl. Scheibengraf, Martin/Reisinger, Hubert: Abfallvermeidung u. -Verwertung: Baurestmassen Detailstudie zur Entwicklung einer Abfallvermeidungs- und Abfallverwertungsstrategie für den BAWP 2006. Wien: 2005. S.67. 124 Fachgespräch beim Messebesuch der IFAT 2014 in München von 05.06.2014 bis 06.06.2014 mit Herrn Henrik Lund-Nielsen des Unternehmens Gypsum Recycling International, Egebaekvej 98, 2850 Naerum, Danmark 104 8. Masterplan Im Anschluss an die Sammlung der Gipsabfälle muss ein möglichst effizientes Aufbereitungsverfahren gewählt werden. Nach Analyse der Aufbereitungsverfahren in Kapitel 5.3 soll Tab. 23 Aufschluss über die zu erreichende Produktausbringung, die Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren gezeigt werden, um eine Aussage treffen zu können, welches System in Österreich eingesetzt werden sollte. Aufbereitungs- Produkt- verfahren ausbringung Mechanisches 100 % Vorteile Nachteile Einfaches Verfahren Staubentwicklung Keine hoher Staubentwicklung Wasserverbrauch Verfahren Nassabsetz- 20-85 % verfahren Sensorgestütztes 94 % Verfahren Intensivierung durch Hoher Technikanteil Befeuchtung möglich Müller-Kühne- 98 % Zement + H2SO4 Verfahren Hoher Energieaufwand Attritionstrommel 95 % Einfaches Verfahren Versuchsstadium Tab. 23: Übersicht der Aufbereitungsverfahren von Gipsabfällen Ein Blick auf Tab. 23 zeigt deutlich, dass das mechanische Verfahren die beste Produktausbringung erreicht und das einfachste System ist. Hierbei müssen die vorhandenen Gipsabfallmengen lediglich mittels Schneckenzerkleinerer zermahlen werden, die Eisenabfälle mit Hilfe eines Magnetabscheiders getrennt und der Karton mechanisch abgesiebt werden. Die weiteren Recyclingverfahren können in Ausnahmefällen eingesetzt werden, wobei ein mobiles mechanisches Aufbereitungsverfahren in Österreich eine hauptsächliche Anwendung finden sollte. 105 8. Masterplan Aus diesem Grund kann, wie in Abb. 46 ersichtlich, eine geschlossene Kreislaufwirtschaft auch in Österreich durchgeführt werden. Somit kann der gewonnene Sekundärrohstoff Gips zu den Gipskartonplattenwerken geliefert werden und so wieder ein neues Produkt entstehen. Abb. 46:Gipsrecycling – „DER“ Sekundärrohstoff in der Kreislaufwirtschaft 125 Der enorme Vorteil des Rohstoffes Gips ergibt sich dadurch, dass reiner Gips beliebig oft wieder aufbereitet werden kann. Aufgrund des reversiblen Erhärtungsprozesses mit Wasser kann durch eine thermische Behandlung mit 150°C bei Recyclinggips eine Wasserabspaltung durchgeführt und Stuckgips erzeugt werden. Weiters wird durch den Kalzinationsprozess bei 150°C organisches Material ausgebrannt und somit ein hochwertiger Sekundärrohstoff gewonnen. 126 125 Gypsum Recyling International A/S: Gipsrecycling. In: URL: http://www.gipsrecycling.de/SiteConnect/Customers/Gypsum%20Recycling%20Int/Archive/492/Pro spekt.pdf (letzter Zugriff 16.04.2014). 126 Vgl. Pladerer, C. et al: Maßzahlen f. die Entsorgungseigenschaften von Gebäuden. Wien: BMVIT 2010. S.135. 106 8. Masterplan 8.3. Leitfaden für die Planung von (Hoch)-Bauprojekten 8.3.1. Grundlegende Planungshinweise Das folgende Kapitel enthält einen Leitfaden, der dazu dienen soll, bei der Planung von Bauprojekten im Sinne des „Urban Mining“ Gedankens eine Kreislaufwirtschaft bei den eingesetzten Baumaterialien zu erzielen, um Primärressourcen zu schonen und eine Abfallvermeidung durchzuführen. Die Abfallhierarchie (siehe Abb. 47) sollte daher darauf beschränkt werden, dass keine Beseitigung von Abfällen erfolgen darf. ABFALLVERMEIDUNG VORBEREITUNG zur WIEDERVERWENDUNG RECYCLING SONSTIGE VERWERTUNG V E R W E R T U N G BESEITIGUNG Abb. 47: Abfallhierarchie 127 Aus diesem Grund sollte bereits bei der Planung von Bauprojekten darauf geachtet werden, dass ein effizientes Recycling nach dem Rückbau eines Bauwerkes möglich ist. Das Schlagwort heißt „Design for Recycling“. Als Vorbild soll die Autoindustrie dienen, welche bereits jetzt darauf achtet, nach Gebrauch der Autos eine möglichst hohe Recyclingrate zu erreichen. Das ist in der Bauindustrie nicht der Fall, wobei es die Aufgabe der Produzenten ist, die 127 Vgl. Car, Martin: Abwasser- und Abfallwirtschaft, Abfallhierarchie. - Wien, FH Campus Wien, Skriptum. WS 2013. S.12. 107 8. Masterplan Produkte so zu entwerfen, dass eine Wiederverwendung, Recycling oder Verwertung durchgeführt werden kann. 128 Die Abb. 48 zeigt eine Veranschaulichung der Kostenauswirkung von Produkten, die während der Produktion, dem Gebrauch und der schlussendlichen Entsorgung entstehen. Die Grafik zeigt deutlich, dass eine enorme Kostensenkung erreicht werden kann bei der Entsorgung, wenn bei der Produktion ein verbessertes Design Anteilige Produktionsgesamtkosten Produktion Gebrauch Entsorgung durchgeführt wird. PRODUKTION GEBRAUCH Geringfügige Zugehörige, meist Erhebliche Senkung oder gegenläufige Veränderung der Erhöhung der Veränderung der Entsorgungskosten Herstellkosten Gebrauchskosten ENTSORGUNG KostenBalance heute Horizont des Konstrukteurs und bis heute Verantwortung des Herstellers Abb. 48: Veranschaulichung der Kostenauswirkung eines Produktes morgen 129 Dies kann durch folgende Kriterien erreicht werden: Vermeidung des Einsatzes von Verbundwerkstoffen Minimierung der Materialvielfalt – weniger unterschiedliche Komponenten Verwendung hochwertigerer Materialien (z. B. Kunststoffe) Verbindungen sollten anstatt einer Verklebung als lösbare, mechanische Verbindung ausgeführt werden. 128 Vgl. Rechberger, Helmut: Erkundung urbaner Lager. Wien: ORF Wien 2011. 129 Schenkel, W.: Recycling - Eine Herausforderung für den Konstrukteur. 1. Auflage. Düsseldorf: VDI Verlag - Verein der deutschen Ingenieure 1991. S.123. 108 8. Masterplan Im Wesentlichen sollte darauf geachtet werden, dass eine starke Vermischung und in weiterer Folge eine Verklebung, Verschweißung oder eine ähnliche unlösliche Verbindung von Materialien durchgeführt wird. Ein Negativbeispiel sind Wärmedämmverbundsysteme, Dampfsperren und Photovoltaik-Fassaden. Der Produktproduzent muss bei der Entwicklung darauf achten, dass eine Demontagefähigkeit gegeben ist. Ein Lösungsansatz ist eine Gestaltungsrichtlinie für demontagegerechte Produkte (siehe Tab. 24), die dazu dienen soll, einen sogenannten Anforderungen-Katalog in der Konzeptions-, Entwurfs- und Detaillierungsphase eines Produktes abzuarbeiten. (++ sehr wichtig, + wichtig) Gestaltungsrichtlinien für demontagegerechte Produkte manuell automatisch a) Konzeptionsphase - Einheitliche und geradlinige Demontageeinrichtungen + ++ - Sandwichaufbau mit zentralen Verbindungselementen ++ ++ - Auf Basisteil aufbauen + ++ - Baugruppenverträgliche Werkstoffkombination + ++ b) Entwurfsphase - Zusammenfassen von Einzelteilen zu einem Bauteil + + - Sollbruchstellen vorsehen + + - Wenige Verbindungselemente (leicht lös- u. zerstörbar) ++ ++ - Verringerung der Werkstoffvielfalt + + - Altersbeständige, nicht korrodierende ++ ++ Werkstoffpaarungen für Verbindungselemente c) Detaillierungsphase - Standardisierung von Bauteilen - Mehrfachnutzung + ++ - Einheitliche und einfache Verbindungstechnik + ++ - Trennstellen gut zugänglich gestalten ++ ++ - Gleichzeitiges Trennen und Demontieren ermöglichen ++ + Tab. 24: Gestaltungsrichtlinien für demontagerechte Produkte 130 Somit ist die richtige Demontage gewährleistet und es kann durch die richtige Trennung der Abfälle ein wichtiger Grundstein gelegt werden. 130 Hornbogen, E./Bode, E./Donner, P.: Recycling - Materialwissenschaftliche Aspekte. 1. Auflage. Berlin Heidelberg: Springer-Verlag 1993. S.63. 109 8. Masterplan 8.3.2. Konstruktions- und Materialaufbau für (Hoch)-Bauprojekte Bei der Planung von Bauprojekten sollte bei der Wahl der Materialien darauf geachtet werden, welche Ökobilanz das jeweilige Material oder Produkt aufweist. Damit kann die aufgebrachte Energiemenge, die für Herstellung, Transport und Entsorgung des Produktes notwendig ist, abgelesen werden. Dies gibt einen Überblick (siehe Tab. 25), welche Energiemenge benötigt wird. Es muss auch berücksichtigt werden, dass Materialien wie Glas, Metalle, Papier und auch Gips leichter einer Aufbereitung zugeführt werden können und die Herstellung neuer Produkte deutlich weniger Energie braucht. Bei Holzprodukten ist darauf zu achten, dass bei häufiger Bearbeitung die Ökobilanz signifikant ansteigt. Das größte Augenmerk sollte auf Kunststoffe gelegt werden, da hier ein enormes Verbesserungspotential besteht. Baustoff Ökobilanz Baustoff [MJ/kg] Ökobilanz [MJ/kg] Normalbeton 0,6 – 0,8 Bauholz 1,2 Betonfertigteile 1,6 – 2,7 Spanplatten 10,0-16,0 Stahlbeton C20/25 1,5 – 2,7 Wärmedämmstoffe 4,5 – 100,0 Ziegel 2,0 – 3,0 Kunststoffe 30,0 – 160,0 Zement (Portland) 4,1 Aluminium (100-0%) 16,0 – 260,0 Mörtel & Putze 1,0 – 10,0 Kupfer 56,0 – 130,0 Flachglas 22,0 Stahl 26,0 – 33,0 131 Tab. 25: Graue Energie bzw. Ökobilanz der Baustoffe 131 Rechberger, Helmut: Graue Energie von Baustoffen. - Wien, TU-Wien, Skriptum. SS 2011. S.34. 110 8. Masterplan Die Darstellung der Ökobilanzen (siehe Abb. 49) der unterschiedlichen Gipsprodukte zeigt, dass ein durchschnittlicher Primärenergieverbrauch von 3-4 MJ/kg eingesetzt wird, welcher im Bereich der Baustoffe Beton, Ziegel und Zement liegt. Zugute kommt diesem Baustoff Gips, dass er beliebig oft wieder verwertet werden kann. Ökobilanz von Gipsprodukten [MJ/kg] 6 5 MJ/kg 4 3 2 1 Stuckgips Gips-Kalkputz Gipsputz Spachtelmassen, Ansetzbinder und Gipskleber Gips-Wandbauplatten Gipsfaserplatten - Trockenestrich Gipsfaserplatten Gipsplatten - Trockenestrich Gipsplatten - Lochplatten Gipsplatten - Feuerschutzplatten Gipsplatten imprägniert Gipsplatten 0 132 Abb. 49: Primärenergieverbrauch der Gipsbaustoffe 132 Vgl. Bremer, Thomas: Gipsprodukte Umwelt-Produktdeklaration. Forschungsvereinigung der Gipsindustrie e.V. 2007. S.4. Darmstadt: 111 8. Masterplan Bei der Verwendung von unterschiedlichen Materialien sollte vermehrt darauf geachtet werden, dass nachwachsende Rohstoffe verwendet werden. Die Bedeutung von Holzbauten wird in den nächsten Jahrzehnten eine starke Steigerung erfahren. Weiters können Materialien wie Stroh, Hanf, Baumwolle und Flachs als Wärmedämmung eingesetzt werden. Nachwachsende Rohstoffe Anwendung Holz Stat. Tragsysteme, Fertigteilsysteme, Fenster, Türen Schafwolle, Flachs, Kokos, Hanf, Wärmedämmung, Trittschalldämmung, Baumwolle Raumtextilien Zellulose Einblasdämmung, Faserverstärkung von Gipsplatten Stroh Wärmedämmung Stärke Stärkeleister als Bindemittel in Gipsplatten Tab. 26: Übersicht nachwachsender Rohstoffe 133 Abb. 50: Wandaufbau mit Strohdämmung in Holzständerbauweise 134 133 Scheibengraf, Martin/Reisinger, Hubert: Abfallvermeidung u. -Verwertung: Baurestmassen Detailstudie zur Entwicklung einer Abfallvermeidungs- und Abfallverwertungsstrategie für den BAWP 2006. Wien: 2005. S.101. 134 Scheibengraf, Martin/Reisinger, Hubert: Abfallvermeidung u. -Verwertung: Baurestmassen Detailstudie zur Entwicklung einer Abfallvermeidungs- und Abfallverwertungsstrategie für den BAWP 2006. Wien: 2005. S.103. 112 8. Masterplan Der folgende Abschnitt zeigt Beispiele von Konstruktionen, welche eine leichte Demontage und in weiterer Folge aufgrund der geringen unterschiedlichen Materialien ein einfaches Recycling erlauben. 135 Abb. 51: Verbindungselemente - Holzbausystem Cross- House 136 Abb. 52: Holzbausystem Cross- House im Rastermaß Die Ausführung dieses Holzbausystems wird im Rastermaß 1,25 m angeboten und aus Brettschichtträgern mit Hartholzeinlagen gefertigt. Eine Art von Verbindungselementen für sämtliche Konstruktionen ist ein großer Vorteil. 135 Schneider, U./Böck, M./Mötzl, H.: Endbericht recyclingfähig Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie 2011. konstruieren. Wien: 136 konstruieren. Wien: Schneider, U./Böck, M./Mötzl, H.: Endbericht recyclingfähig Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie 2011. S.36. 113 8. Masterplan Abb. 53: Montage eines Strohballenhauses mit natürlichen Baustoffen 137 Abb. 53 zeigt eine Modulbauweise, welche mit TJI Trägern, einer 40 cm Strohdämmung und einer beidseitigen Beplankung ausgeführt wird. Aufgrund der Verwendung von Holz als Tragkonstruktion, Stroh als Dämmung, Holzfaserplatten als Putzträger und Lehm als Putz können alle Materialien einem Recyclingprozess zugeführt werden. Abb. 54: Montage- und Demontagegerechte Verbindungstechniken 138 Abb. 54 (links) zeigt einen Stahlträger für eine Decke, welche mit einem Einhaksystem ausgebildet wurde. Weiters ist ein verschieblich ausgeführtes Lagerungssystem für Verbundsicherheitsglas ersichtlich (siehe Abb. 54 - rechts). 137 Schneider, U./Böck, M./Mötzl, H.: Endbericht recyclingfähig Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie 2011. S.34. konstruieren. Wien: 138 konstruieren. Wien: Schneider, U./Böck, M./Mötzl, H.: Endbericht recyclingfähig Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie 2011. S.191. 114 8. Masterplan 8.3.3. Selektiver Rückbau Das folgende Unterkapitel zeigt einen Kostenvergleich (siehe Abb. 55) der beiden Abbruchvarianten, welches bei unterschiedlichen Projekten in Deutschland durchgeführt wurde. Der selektive Rückbau ist bei den Projekten in Dobel, Strasbourg und Rottweil günstiger gewesen als der konventionelle Abbruch. Das Projekt Mulhouse zeigt, dass der konventionelle Rückbau deutlich geringere Abbruchkosten aufwies, da der Verwertungs-, Entsorgungs- und Transportanteil deutlich geringer war. Kostenvergleich 50,0 45,0 Verwertung/ Entsorgung/Transport 40,0 Demontage od. Abbruch 30,0 25,0 41,4 20,0 10,5 4,0 Dobel (D) / Hotel / Holzskelettbauweise selektiver Rückbau 0,0 -5,0 3,5 Mulhouse (F) / Wohngebäude / Massivbauweise Strasbourg (F) / Industriegebäude / Massivbauweise Abb. 55: Kostenvergleich – Selektiver Rückbau und konventioneller Abbruch 139 2,0 1,5 3,0 -1,5 7,0 3,0 konventioneller Rückbau 5,5 8,1 selektiver Rückbau 6,5 2,8 konventioneller Rückbau 11,2 selektiver Rückbau 5,0 7,0 konventioneller Rückbau 10,0 konventioneller Rückbau 15,0 selektiver Rückbau Kosten [€/m³] 35,0 Rottweil (D) / Schulgebäude / Massivbauweise 139 Köhler, Dieter: Abbruch-Recycling-Deponierung. http://www.hb.bv.tum.de/Studienfacher/BauKo3/Referate/Abbruch-RecyclingDeponierung%20Final.pdf (letzter Zugriff 19.03.2014). In: URL: 115 8. Masterplan Anschließend wird ein Stufenaufbau für den selektiven Rückbau vorgestellt: Selektiver Rückbau Stufe 1: Demontage zugänglicher kontaminierter Bereiche Trennung, Beseitigung Schwach gebundene Asbestbauteile, mit produktspezifischen Substanzen verunreinigte Bauteile Stufe 2: Ausbau wiederverwendbarer Bestandteile Lagerung, Instandsetzung, Handel Armaturen, Heizkörper, Rohrleitungen, Treppen, Geländer, mobile Trennwände, Dachziegel Stufe 3: Ausbau wiederverwertbarer Bestandteile Trennung, Aufbereitung, Lagerung, Verwertung Glas, unbehandelte Hölzer, Metalle Stufe 4: Entfernung u. getrennte Erfassung aller Störstoffe ggf. Trennung, Beseitigung Dämmstoffe, Füllschäume, behandelte Gipskartonplatten Stufe 5: Rückbau der Gebäudesubstanz einschl. Außenanlagen und Tiefbauten Trennung, Aufbereitung, Lagerung, Verwertung Abb. 56: Stufenaufbau des selektiven Rückbaus 140 Mauerwerk, Betonkonstruktionen, Fundamente, Treppen, Stahlträger 140 Schneller, Siegfried: Baustoff-Recycling im Hochbau. - Wien, TU Wien. Dipl. Arb. 2013. S.55. 116 9. Conclusio 9. Conclusio Die Ausarbeitung der Master Thesis hat gezeigt, dass ein qualitativ hochwertiger Recyclinggips eine maßgebliche Rolle in der Rohstoffversorgung von Gipskartonplatten in nächster Zukunft spielen kann. Doch dazu müssen die beteiligten Stakeholder wie die Projektplaner, die Gipsindustrie, die Baubranche, Entsorgungsunternehmen, die Behörde und die öffentliche Hand mit vereinten Kräften mitwirken: Rechtliche und technische Rahmenbedingungen zu schaffen Ein Deponierungsverbot von Gipsabfällen durch die politischen Entscheidungsträger zu erlangen, um die Umweltauswirkungen zu reduzieren Gipsabfallsammelstellen zu eröffnen Eine sortenreine Trennung der Gipsabfälle der Entsorgungsunternehmen zu erledigen Einen geschlossenen Transportkreislauf zu Zentrallagerstellen zu implementieren Aufbereitungsanlagen zu errichten Den Absatz des Sekundärrohstoffes zu gewährleisten und zu sichern Festlegung hoher Qualitätsstandards von Seiten der Gipsindustrie zur Sicherung der Rohstoffqualität Recyclinggerechte Konstruktionen zu entwerfen Rücknahmesysteme für Gipsplattenverschnittreste von Produzenten zu generieren Schlussendlich soll das riesige anthropogene Lager, welches sich in den letzten Jahrzehnten in Österreich angesammelt hat, dazu genutzt werden, einen gezielten Stoffkreislauf durch geeignete Aufbereitungsverfahren zu realisieren, sodass eine Schonung der Primärressourcen erreicht werden kann. Denn Gipsbaustoffe sind kein Abfall! 117 Quellenverzeichnis Quellenverzeichnis Selbständig erschienene Publikationen Baccini, Peter/Brunner, Paul H.: Metabolism of the Anthroposhere. 1. Auflage. Cambridge, Massachusetts, London, England: The MIT Press 2012. Berger, Hans: Abbruch und Recycling. 1. Auflage. Köln: RKW-Verlag TÜV Rheinland 1990. Bremer, Thomas: Gipsprodukte Umwelt-Produktdeklaration. Forschungsvereinigung der Gipsindustrie e.V. 2007. Darmstadt: Bundesministerium für Land- u. Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: Bundes-Abfallwirtschaftsplan 2011 (BAWP). Band 1. Wien: 2011. Bundesministerium für Land- u. Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: Bundes-Abfallwirtschaftsplan 2011 (BAWP). Band 2. Wien: 2011. Bundesverband der Gipsindustrie, e.V.: Gipsdatenbuch. Berlin: 2013. Daxbeck, Hans/Flath, Julia/Neumayr, Stefan/Buschmann, Heinz/Obernosterer, Richard: Konzept zur nachhaltigen Nutzung von Baurestmassen basierend auf der thematischen Strategie für Abfallvermeidung und Abfallrecycling in der EU. Project EnBa - Action 1. Wien: 2011. Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft: Rohstoffe aus Abfällen – Rückgewinnung von Gips aus Gipsabfällen und synthetischen Gipsen. Berlin: 2010. Graubner, Carl-Alexander/Rast, Ronald/Schneider, Klaus-Jürgen: Mauerwerksbau aktuell 2014. 1. Auflage. Berlin - Wien - Zürich: Beuth Verlag GmbH 2014. Hamm, Heiner/Hüller, Rudolf/Demmich, Jörg: Process Know-how. Nr. 5. Iphofen: 2007. Himmel, Wilhelm/Mitterwallner, Josef: Gipskartonplatten-Recycling. Folie 3. GrazBurg: Land Steiermark - Amt der Steiermärkischen Landesregierung 2008. Hornbogen, E./Bode, E./Donner, P.: Recycling - Materialwissenschaftliche Aspekte. 1. Auflage. Berlin Heidelberg: Springer-Verlag 1993. Hrabe/Klampfer: Rigips RiCycling. 1. Auflage. Bad Aussee: Rigips Austria GesmbH 2007. Kersten, Hans-Jörg: Recycling von gipshaltigen Bundesverband der Gipsindustrie e.V. 2011. Bauabfällen. Berlin: Kieferhaber, Peter: „Urban Mining“ - Bauwerke als Rohstoffminen Katalogisierung der Ressourcen im Bauwerk. Kaiserslautern: 2012. 118 Quellenverzeichnis Kieferhaber, Peter: Zukunftsentwicklung „Urban Mining“ - Bauwerke Rohstoffminen. Budenheim - Schloss Waldthausen, Deutschland: 2012. Kieferhaber, Peter: Ressourcenpass/ Voraussetzungen. Kaiserslautern: 2012. Gebäudepass - Möglichkeiten als und Land Steiermark: Abfallwirtschaftspreis„Phönix - Einfall statt Abfall“ 2008 Gipskartonplatten-Recycling. Graz: Das Land Steiermark, Abteilung FA19D Abfallund Stoffflusswirtschaft 2008. Lukschanderl, Leopold: Urban Mining Die Stadt als Bauwerk der Zukunft. 1. Auflage. Wien: Verlag Holzhausen GmbH 2011. Markova, Stanmira/Hammer, Kerstin/Rechberger, Helmut: Konzept zur nachhaltigen Nutzung von Baurestmassen basierend auf der thematischen Strategie für Abfallvermeidung und Abfallrecycling in der EU. Project EnBa Action 5. Wien: 2010. Monier, Véronique/Mugda, Shailendra/Hestin, Mathieu/Trarieux, Manuel/Mimid, Sihame: 116_Service Contract on Management of Construction and Demolition. Brüssel: 2011. Ortleb, Holger: Gipsindustrie stellt Recyclingkonzept vor. Berlin: Bundesverband der Gipsindustrie e.V. 2012. Pladerer, C./Mötzl, H./Mustermann/Mustermann/Mustermann: Maßzahlen f. die Entsorgungseigenschaften von Gebäuden. Wien: BMVIT 2010. Radeloff, Dagmar/Reitberger, Franz: Herstellung und Entsorgung von Gipsplatten. Bayrisches Landesamt für Umwelt. Augsburg: 2007. Rechberger, Helmut: Erkundung urbaner Lager. Wien: ORF Wien 2011. Reichl, C./Schatz, M./Zsak, G.: World-Mining-Data. Heft 28. Wien: 2013. Rosenberger, Robert/Car, Martin: Baurestmassentrennung auf der Baustelle - Ein Leitfaden für die Baustelle. Wien: Geschäftsstelle Bau 2006. Scheibengraf, Martin/Reisinger, Hubert: Abfallvermeidung u. -Verwertung: Baurestmassen - Detailstudie zur Entwicklung einer Abfallvermeidungs- und Abfallverwertungsstrategie für den BAWP 2006. Wien: 2005. Schenkel, W.: Recycling - Eine Herausforderung für den Konstrukteur. 1. Auflage. Düsseldorf: VDI Verlag - Verein der deutschen Ingenieure 1991. Schneider, Klaus-Jürgen/Sahner, Georg/Rast, Ronald: Mauerwerksbau aktuell 2010. 1. Auflage. Berlin - Wien - Zürich: Bauwerk Verlag GmbH 2010. Schneider, U./Böck, M./Mötzl, H.: Endbericht recyclingfähig konstruieren. Wien: Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie 2011. 119 Quellenverzeichnis Sundl, Karin: Entsorgung und Verwertung von Gipskartonplatten. Graz: 2005. Szednyj, Ilona/Brandhuber, Doris: Stand der Technik zur Kalk-, Gips- und Magnesiaherstellung. Wien: 2007. Promotions- und Habilitationsschriften Arendt, Markus: Kreislaufwirtschaft im Baubereich: Steuerung zukünftiger Stoffströme am Beispiel von Gips. - Wirtschaftliche Fakultät der Ruprecht-KarlsUniversität Heidelberg, Diss. 2000. Diplomarbeiten Schneller, Siegfried: Baustoff-Recycling im Hochbau. - Wien, TU Wien. Dipl. Arb. 2013. Aufsätze aus Zeitschriften Gaßner/Groth/Siederer & Coll.: Pilotprojekt in Deutschland gestartet zum Recycling von Gipskartonplatten. In: EUWID Recycling und Entsorgung. 46. 2012. Hamm, Heiner/Kersten, H.J./Hueller, R.: 25 Jahre Betriebserfahrung mit der Verwendung von REA-Gips in der europäischen Gipsindustrie. In: CEMENT INTERNATIONAL. 04. 2004. Meier, Rolf H.: Gips - Recycling senkt Abfallkosten. In: FACHWISSEN APPLICA. 13.–14. Wallisellen, CH 2007. Müller, Anette: Das Sulfatproblem. In: RECYCLING magazin. 22. Weimar 2012. Müller, Anette: Bauschutt ohne Gips. In: Steinbruch und Sandgrube. 11/2012. Müller, Anette/Linß, Elske/Schulz, Tabea: Vom Störstoff zum Rohstoff. In: RECYCLING magazin. 09. Weimar 2011. Oebbeke, Alfons: Neues, rein mechanisches Verfahren recycelt nicht sortenreinen Leichtbeton bis zu 95%. In: ARCHmatic. 01/2013. Zeitungsartikel Daxbeck, Hans/Neumayr, Stefan/Kisliakova, Nathalia/Schindl, Georg: Urban Mining - Die Stadt, das Bergwerk der Zukunft. In: Stadtpresse Klagenfurt / Puch. vom 2013. 120 Quellenverzeichnis Skripten Car, Martin: Abwasser- und Abfallwirtschaft, Abfallhierarchie. - Wien, FH Campus Wien, Skriptum. WS 2013. Kleemann, Fritz: Two Methods for Evaluating the Material Composition of Buildings in Vienna. - Wien, TU-Wien, Christian Doppler Forschungsgesellschaft, Skriptum. WS 2013. Rechberger, Helmut: Graue Energie von Baustoffen. - Wien, TU-Wien, Skriptum. SS 2011. Normen Österreichisches Normungsinstitut: Werkvertragsnorm. 1.8.2006. ÖNORM B 2251. Abbrucharbeiten Österreichisches Normungsinstitut: ÖNORM S 2096-1. Stoffflussanalyse Teil 1: Anwendung in der Abfallwirtschaft - Begriffe. 1.1.2005. Österreichisches Normungsinstitut: ÖNORM S 2096-2. Stoffflussanalyse Teil 2: Anwendung in der Abfallwirtschaft - Methodik. 1.1.2005. Österreichisches Normungsinstitut: ÖNORM S 5730 Erkundung von Bauwerken auf Schadstoffe und andere schädliche Fraktionen. 15.10.2009. Österreichisches Normungsinstitut: ONR 192130 Schadstofferkundung von Bauwerken vor Abbrucharbeiten. 01.05.2006. Gesetzestexte EU-Richtlinie 2009/28/EG zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen Verordnung des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft über Deponien (DVO 2008). BGBl. II Nr. 2008/39 idF BGBl. II 2014/39 Abfallverzeichnis entsprechend der Abfallverzeichnisverordnung in der Fassung der Verordnung BGBl. II Nr. 2008/498 und der RecyclingholzV, BGBl. II Nr. 2012/160 Bundesgesetz über eine nachhaltige Abfallwirtschaft (Abfallwirtschaftsgesetz 2002 - AWG 2002) idF BGBl. I Nr. 2002/102 Verordnung des Bundesministers für Umwelt, Jugend und Familie über die Trennung von bei Bautätigkeiten anfallenden Materialien. idF BGBl. Nr. 1991/259 121 Quellenverzeichnis Texte aus dem Internet Aufbereitung von Baustoffen und Wiederverwertung e.V.: Gips: Kreislaufbaustoff oder Störstoff. In: URL: http://www.abw-recycling.de/Lehre/WS_1213/D/7_Gips_ABW.pdf (letzter Zugriff 10.11.2013) Bundesverband der Gipsindustrie: Technischer Gips. In: http://www.gips.de/wissen/wundermineral-gips/rohstoffe/technischer-gips/ Zugriff 13.04.2014) URL: (letzter Doppler, Christian/Kleemann, Fritz/Lederer, Jakob: Stock and Future Output of Building materials in vienna_PubDat_220419. In: URL: http://publik.tuwien.ac.at/files/PubDat_220419.pdf (letzter Zugriff 18.05.2014) Europäische Kommission: Projekt Gypsum to Gypsum: Facts & Figures. In: URL: http://gypsumtogypsum.org/gtog/factsandfigures/ (letzter Zugriff 14.04.2014) FA Knauf GmbH: 044_Pressebericht 2012 - Synthetischer Gips als Sekundärrohstoff. In: URL: http://www.knauf.at/www/de/presseberichte/knauf_pressemeldungen_2012/neue_ wege_im_umweltbereich/knauf_presseberichte_2012_neue_wege_im_umweltber eich.html#open (letzter Zugriff 13.04.2014) Flamme, Sabine/Brunner, Paul: Urban Mining. Von der Kreislaufwirtschaft zur Rohstoffindustrie. In: URL: http://urban-mining.com/index.php?id=164 (letzter Zugriff 18.05.2014) Gips Recycling Niederlande A/S: Gipsabfall von Kalihalden nicht länger akzeptiert. In: URL: http://www.gipsrecycling.de/SiteConnect/Customers/Gypsum%20Recycling%20Int /Archive/492/Nieuwsbrief%20augustus%202011%20Duitsland.pdf (letzter Zugriff 11.05.2014) Gypsum Recyling International A/S: Gipsrecycling. In: URL: http://www.gipsrecycling.de/SiteConnect/Customers/Gypsum%20Recycling%20Int /Archive/492/Prospekt.pdf (letzter Zugriff 16.04.2014) Hummel, Hans-Ulrich: 012_Recycling von Gipsplatten. In: URL: http://www.b-im.de/public/AddFrame.asp?url_left=/Doku_Inhalt.htm&url_main=/Public/BVGips/d amasemhummel.htm Köhler, Dieter: Abbruch-Recycling-Deponierung. In: URL: http://www.hb.bv.tum.de/Studienfacher/BauKo3/Referate/Abbruch-RecyclingDeponierung%20Final.pdf (letzter Zugriff 19.03.2014) STATISTIK AUSTRIA: Bestand an Gebäuden und Wohnungen. In: URL: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/wohnen_und_gebaeude/bestand_an_ge baeuden_und_wohnungen/index.html (letzter Zugriff 23.04.2014) 122 Quellenverzeichnis Weitere Quellen: Fachgespräch beim Messebesuch der IFAT 2014 in München von 05.06.2014 bis 06.06.2014 mit Herrn Henrik Lund-Nielsen des Unternehmens Gypsum Recycling International, Egebaekvej 98, 2850 Naerum, Danmark 123 Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Aufteilung der Marktanteile der Wohnungsbauten .................................... 7 Abb. 2: Aufteilung der Marktanteile der Wohnungsbauten .................................... 7 Abb. 3: Materialzusammensetzung von Gründerzeit- und 1970er Jahre - Bauten . 9 Abb. 4: Materialaufwand für ein Einfamilienhaus in Massivbauweise ................. 10 Abb. 5: Materialaufwand für ein Mehrfamilienhause in Massivbauweise ............ 11 Abb. 6: Materialaufwand für ein Mehrfamilienhaus in Holz – Massivbauweise ... 12 Abb. 7: Materialaufkommen anhand des Vergleiches Wohn- zu Bürobauten ..... 14 Abb. 8: Gipseintrag in Deutschland von 1880 bis 2010 ....................................... 15 Abb. 9: Verteilung des Gipssprodukteinsatzes .................................................... 19 Abb. 10: Gipskreislauf ........................................................................................ 20 Abb. 11: REA-Gips - Aufkommen und Deponie in Österreich .............................. 25 Abb. 12: Herstellungsablauf Gipskartonplatten ................................................... 28 Abb. 13: Gipskartonplattenabfälle durch Verschnitt auf der Baustelle ................. 29 Abb. 14: Konventioneller Abbruch eines Gebäudes ............................................. 30 Abb. 15: RiCycling System des Unternehmens Rigips Austria GesmbH .............. 32 Abb. 16: Gipskartonplattenzusammensetzung (Stand 2005) .............................. 37 Abb. 17: Sammelcontainer für Gipsbaustoffabfälle ............................................. 39 Abb. 18: LKW mit Anhänger und Kran zum Verladen der Gipsbaustoffabfälle .... 41 Abb. 19: Lagerhalle zum Sammeln der Gipsabfälle ............................................ 42 Abb. 20: Fiktive Standorte für Zwischenlagerstellen in Österreich ....................... 43 Abb. 21: Mobile Gipsrecyclinganlage der FA Gypsum Recycling Nederland BV . 44 Abb. 22: Mechanisches Aufbereitungsverfahren ................................................. 45 Abb. 23: Nassabsetzverfahren ............................................................................ 46 Abb. 24: Prinzip einer sensorgestützten Sortierungsanlage ................................ 46 Abb. 25: Müller-Kühne-Verfahren ....................................................................... 47 Abb. 26: Attritionstrommel .................................................................................. 48 Abb. 27: Verbleib der Abfälle aus dem Bauwesen im Jahr 2009 ......................... 49 Abb. 28: BAWP - Abfälle aus dem Bauwesen – Deponierte Massen im Jahr 2008 ...................................................................................................................... 50 Abb. 29: Entwicklung der deponierten Abfälle aus dem Bauwesen seit dem Jahr 1998 ............................................................................................................. 50 Abb. 30: Zukunftsperspektive des weltweiten Gipsangebotes und der Gipsnachfrage .............................................................................................. 55 Abb. 31: Recycling Gips Produktionsstätten in Deutschland ............................... 57 Abb. 32: BAWP - Qualitätsklassen: Grenzwerte für Recycling-Baustoffe ............ 62 Abb. 33: Urban Mining - lang- und kurzfristige Minen .......................................... 68 Abb. 34: Gebäuderückbauvarianten .................................................................... 69 124 Abbildungsverzeichnis Abb. 35: Ermittlung des Sulfatgehaltes an 9 Musterwänden ............................... 74 Abb. 36: Abschätzung des Gipsgehaltes anhand unterschiedlicher Verfahren .. 74 Abb. 37: Stoffflussanalyse von Gips heute ........................................................... 76 Abb. 38: Stoffflussanalyse von Gips nach dem Urban Mining Prinzip in Zukunft . 77 Abb. 39: BIM - Building Information Modeling ..................................................... 79 Abb. 40: Ressourcenkataster für die Stadt Wien ................................................. 80 Abb. 41: Gebäudekubatur mit Vermerken ........................................................... 81 Abb. 42: Rechnerische Gewichtsermittlung .......................................................... 82 Abb. 43: Gewichtsermittlung durch repräsentative Proben an Gebäuden ........... 83 Abb. 44: Gesamtergebnis Gewichtsermittlung mittels Methode A und B ........... 83 Abb. 45: Urban Mining Prozesse .......................................................................... 85 Abb. 46:Gipsrecycling – „DER“ Sekundärrohstoff in der Kreislaufwirtschaft ..... 106 Abb. 47: Abfallhierarchie ................................................................................... 107 Abb. 48: Veranschaulichung der Kostenauswirkung eines Produktes ............... 108 Abb. 49: Primärenergieverbrauch der Gipsbaustoffe ......................................... 111 Abb. 50: Wandaufbau mit Strohdämmung in Holzständerbauweise .................. 112 Abb. 51: Verbindungselemente - Holzbausystem Cross- House ....................... 113 Abb. 52: Holzbausystem Cross- House im Rastermaß ...................................... 113 Abb. 53: Montage eines Strohballenhauses mit natürlichen Baustoffen ............ 114 Abb. 54: Montage- und Demontagegerechte Verbindungstechniken ................ 114 Abb. 55: Kostenvergleich – Selektiver Rückbau und konventioneller Abbruch . 115 Abb. 56: Stufenaufbau des selektiven Rückbaus .............................................. 116 125 Tabellenverzeichnis Tabellenverzeichnis Tab. 1: Gipsphasen im CaSO4 . H2O...................................................................... 3 Tab. 2: Übersicht über die Gipsprodukte ............................................................... 4 Tab. 3: Materialverteilung von Gründerzeit- und 1970er Jahre - Bauten ................ 9 Tab. 4: Materialbedarf für ein Musterprojekt „Einfamilienhaus Massiv“ ................ 10 Tab. 5: Materialbedarf für ein Musterprojekt "Mehrfamilienhaus Massiv" ............. 11 Tab. 6: Materialbedarf für ein Musterprojekt "Mehrfamilienhaus HolzMassivbauweise" ........................................................................................... 12 Tab. 7: Gebäude und Wohnungen 2011 nach dem Errichtungsjahr .................... 16 Tab. 8: Nutzfläche der Wohnungen Österreichs................................................... 16 Tab. 9: Masse der unterschiedlichen Bauperioden .............................................. 17 Tab. 10: Gipsfraktion in Österreich ....................................................................... 18 Tab. 11: World Mining Data - Gips- and Anhydritabbau ...................................... 22 Tab. 12: Standorte und Unternehmen in Österreich ............................................ 22 Tab. 13: REA-Gips - Aufkommen und Deponie ................................................... 24 Tab. 14: Prognose der Gipskartonplattenabfälle in Österreich und Deutschland 37 Tab. 15: REA-Gipsproduktion der EU-Staaten im Jahr 2003 .............................. 56 Tab. 16: Verlauf der Deponierungskosten im Vereinigten Königreich (UK) ......... 59 Tab. 17: Grenzwerte für Gehalte im Eluat für Sulfat und TOC ............................ 61 Tab. 18: Qualitätskriterien für REA-Gips und Recyclinggips ............................... 64 Tab. 19: Ermittlung von Bauwerksdaten mit Hilfe von GIS-Daten ....................... 81 Tab. 20:Bauwerksteile zur bauwerksbezogenen Schadstofferkundung .............. 97 Tab. 21: Übersichtstabelle der Gesetze, Normen, Richtlinien und Verordnungen 99 Tab. 22: Bewertungskriterien von Gipsprodukten .............................................. 101 Tab. 23: Übersicht der Aufbereitungsverfahren von Gipsabfällen ...................... 105 Tab. 24: Gestaltungsrichtlinien für demontagerechte Produkte ......................... 109 Tab. 25: Graue Energie bzw. Ökobilanz der Baustoffe ...................................... 110 Tab. 26: Übersicht nachwachsender Rohstoffe ................................................. 112 126 Anhang Anhang Fotoserie vom Projekt: „Phönix – Einfall statt Abfall“ (Amt der Steiermärkischen Landesregierung - Fachabteilung 19D Abfall- und Stoffwirtschaft) Abbildung 1: Sammlung von Gipskartonplattenabfällen von Baustellenabbrüchen Abbildung 2: Bestückung des Brechers Abbildung 3: Abscheidung der Kartonfraktion 127 Anhang Abbildung 4:Austragung der Gipsrohfraktion Abbildung 5:Aufbereitungsanlage – Dichtesortierung Abbildung 6:Fertiges Gipsreyclat 141 141 Vgl. Himmel, Wilhelm/Mitterwallner, Josef: Gipskartonplatten-Recycling. Folie 3. Graz-Burg: Land Steiermark - Amt der Steiermärkischen Landesregierung 2008. S.9 ff. 128 Anhang Zu Kapitel 7.3.1 Ressourcenpass / Gebäudepass: Environmental Product Declarations (EPD) Hierbei handelt es sich um ein Dach- und Dichtungsbahnsystem des Unternehmens EVALON (Deklarationsnummer EPD-ALW-2010211-D). Abbildung 7: EPD - Environmental Product Declaration - Beispiel 1 142 142 Kieferhaber, Peter: Ressourcenpass/ Gebäudepass - Möglichkeiten und Voraussetzungen. Kaiserslautern: 2012. S.11. 129 Anhang Beispiel 2 beschreibt die EPD von Kalksandsteinen. Abbildung 8: EPD - Environmental Product Declaration - Beispiel 2 143 143 Kieferhaber, Peter: Ressourcenpass/ Gebäudepass - Möglichkeiten und Voraussetzungen. Kaiserslautern: 2012. S.13. 130 Anhang Beispiel 3 besteht aus Mörtel und Verputzen. Abbildung 9: EPD - Environmental Product Declaration - Beispiel 3 144 144 Kieferhaber, Peter: Ressourcenpass/ Gebäudepass - Möglichkeiten und Voraussetzungen. Kaiserslautern: 2012. S.14. 131 Anhang Messe München IFAT 05.05. + 06.05.2014 Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft Mitschrift zum Meeting mit dem Unternehmen Gypsum Recycling International Anwesende: Katri Stén Country Manager Finland Henrik Lund-Nielsen CEO / Adm. Dir., MBA Zu 2. Verwendung – nicht Teil der Besprechung Zu 3. Gewinnung – nicht Teil der Besprechung Zu 4. Kreislaufwirtschaft: Flächendeckende Kreislaufwirtschaft bei Gipsrecycling in den Ländern, Dänemark, Deutschland (seit 2012), Finnland (seit 2014), Schweden Verkaufte Anlagen in USA und Japan Zu 5. Optimierungspotentiale Gipsrecycling Staubreduzierung – Recyclingvorgang passiert in einer vollkommen geschlossenen Halle, Fremdstoffe reduzieren, Arbeitskräfte besonders vor Staub schützen – ganz geschlossene Radlader, Atemschutz, etc. Mobile Anlagen sind flexibler als Stationäranlagen (1 stat. Anlage in Japan) Kapazität 200.000 t/Jahr 20 t/h oder 30 t/h zwei verschieden große Anlagen Kosten: Vertrag wird abgeschlossen, Wartung ist ebenfalls sehr wichtig Zu 6. Effekte bei der Verwendung von Sekundärrohstoffen Qualitätskriterien sind besonders bei Abbruchmaterialien zu berücksichtigen – Vor allem sind Schadstoffe wie Asbest zu berücksichtigen und zu entsorgen Im Baumaterial ist 1 % Sulfat erlaubt – länderspezifische Normen Regen Eluat verunreinigt Grundwasser Wichtig ist bei der Deponie, dass sie eine Membran eingebaut hat unten, um eine Filtrierung zu erreichen und zu vermeiden, dass Sulfat im Sickerwasser oder gar ins Grundwasser und in den Wasserkreislauf kommt 132 Anhang Probleme mit organischem Material CaSO4 + H2O (=Regen) so entsteht Schwefelwasserstoff, kann tödlich sein, wenn kein Sauerstoff hinzugezogen wird Unfall in USA Irrglaube in Deutschland und Österreich, dass Gipsbaustoffe in Inertabfalldeponien abgelagert werden können – großes Problem, da eine Reaktion mit organischem Material zu einer erhöhten Umweltbelastung führt. Zu 7. Zukunftstrends: Bei Gipsprodukten funktioniert die Verwendung von deponierten Materialien nicht, da diese durch chemische Reaktion nicht mehr zur Wiederaufbereitung geeignet sind. Zukunftstrends bei Gipskreislauf: In Deutschland wurden per Gesetz die Kalihalden geschlossen. Vereinigungen und Gipsrecycling drängen darauf, dass statt der Deponierung Recycling forciert und durchgeführt wird Zu 8. Masterplan für Gipsrecycling Zentrallager für Gipsrecyling sollten ganz in der Nähe der 2 Gipswerke in Tirol und in der Steiermark errichtet werden. 5 Zentrallager zu errichten ist nicht notwendig, da dann der Transport des Sekundärrohstoffes unnötig lange wäre. Ansprechpartner Andreas Heinz, Business Manager (+45 51 93 03 08) Ana Rimero 133 Anhang Patent von Gips Recycling International A/S: Abbildung 10: Recyclinganlage Patent Abbildung 11: Recyclinganlage Patent Abbildung 12: Recyclinganlage Patent 134 Anhang Abbildung 13:Recyclinganlage Patent Abbildung 14: Recyclinganlage Patent 135 Anhang Ansprüche (12) 1. Vorrichtung zur Rückgewinnung von Materialien, welche einen hydraulischen Binder, insbesondere Gips, aufweisen, wobei die Vorrichtung einen Trichter aufweist, welcher in Verbindung mit einer Einrichtung zum Bereitstellen einer groben Zerkleinerung von Materialien, welche in den Trichter eingebracht werden, angeordnet ist, und wobei die Einrichtung zur groben Zerkleinerung sich in Verbindung mit einer ersten Transporteinrichtung befindet, welche das grob zerkleinerte Material zu einer Einlassöffnung für eine Walzenmühle transportiert, an welcher das grob zerkleinerte Material gewalzt wird, wobei danach eine zweite Transporteinrichtung das Material zu einer Trenneinrichtung transportiert, welche eine Perforationen perforierte den Trenntrommel zerkleinerten und aufweist, gemahlenen an welcher feinen die Partikeln ermöglicht durch die Perforationen hindurch zu schreiten und in einer dritten Transporteinrichtung für eine Wiederverwendung oder wahlweise für eine Aufbewahrung gesammelt zu werden, und wobei das in der Trommel zurückgelassene Material durch eine vierte Transporteinrichtung für eine Speicherung oder für eine Entsorgung abtransportierbar ist. 2. Vorrichtung nach Anspruch 1, wobei die Einrichtung zur groben Zerkleinerung von Materialien eine oder mehrere gegenläufig drehende Walzen und/oder Raspelvorrichtungen und/oder Messer aufweist. 3. Vorrichtung nach Anspruch 1, wobei zwischen der Einrichtung zur groben Zerkleinerung und der ersten Transporteinrichtung und/oder benachbart zu der dritten Transporteinrichtung ein magnetischer Separator angeordnet ist. 4. Vorrichtung nach Anspruch 1, wobei innerhalb oder in Verbindung mit der Einrichtung zu groben Zerkleinerung und/oder zwischen der Walzenmühle und der Trenneinrichtung Einrichtungen zum Aufheizen des zerkleinerten Materials vorgesehen sind. 5. Vorrichtung nach Anspruch 1, wobei benachbart zur Trennvorrichtung und vor der vierten Transporteinrichtung eine Papiersammel- und Kompressionseinrichtung vorgesehen ist. 136 Anhang 6. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Vorrichtung auf einem für den Straßentransport geeigneten kommerziellen Anhänger angeordnet ist und wobei eine Einrichtung zum Bereitstellen einer Stromversorgung für die Vorrichtung innerhalb der Vorrichtung vorgesehen ist. 7. Vorrichtung nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das einen hydraulischen Binder aufweisende Material als Gipsplatte ausgebildet ist, welche einen entweder reinen, modifizierten und/oder faserverstärkten Gipskern aufweist, wobei der Kern auf einer oder beiden ebenen Seiten durch Abdeckblätter bedeckt oder teilweise bedeckt ist, wobei die Blätter Zellulose enthalten können, z. B. als Papierprodukt, und/oder wobei die Blätter ferner mit Farbe, Polymeren, Textilien oder anderen Beschichtungen behandelt oder bedeckt sein können. 8. Vorrichtung nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Vorrichtung derart konstruiert ist, dass alle Einrichtungen und Anlagen in einer staubdichten Umgebung angeordnet sind und wobei Einrichtungen zum Aufrechterhalten eines geringeren Drucks innerhalb der Vorrichtung gegenüber der umgebenden Umgebung vorgesehen sind. 9. Vorrichtung nach Anspruch 1, wobei die Walzen der Walzenmühle im Wesentlichen zylindrisch sind und sich um eine parallele Längsachse drehen, und wobei die Walzen ferner mit asymmetrischen Vertiefungen und Rippen parallel zu der Längsachse versehen sind, und wobei die Asymmetrie der Rippen mindestens senkrecht zu der Längsachse und wahlweise geeignet für die Vertiefungen in der Breite und Tiefe der einzelnen Vertiefungen vorgesehen ist. 10. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 9, wobei die zwei oder mehreren Walzen mit verschiedenen Drehgeschwindigkeiten rotieren, und wobei eine Einrichtung zum Vorspannen der zwei oder mehr Walzen in Richtung zueinander mit einer vorbestimmten Vorspannkraft vorgesehen ist. 11. Vorrichtung nach Anspruch 1, wobei die Trommel der Trenneinrichtung mit mindestens drei Bereichen ausgestattet ist, wobei die Größe und/oder die Form der Öffnungen, welche die Perforationen bilden, variieren, so dass in 137 Anhang einem ersten Bereich angrenzend an ein Ende der zweiten Transporteinrichtung die Öffnungen eine erste Größe aufweisen, in einem zweiten Bereich angrenzend an den ersten Bereich die Öffnungen kleiner sind als die Öffnungen in dem ersten Bereich und dass in einem dritten Bereich die Öffnungen größer sind als in dem ersten Bereich. 12. Vorrichtung nach Magnetseparators Anspruch ein 3, wobei in Schneckenförderer der über Einlassöffnung der des Einlassöffnung angeordnet ist, wobei das Fördermittel eine Förderschnecke aufweist, welche zum Drehen um eine Längsachse vorgesehen ist, und wobei ein Fördermittelgehäuse nur einen Teil des Förderschraubenumfangs umgibt, jedoch entlang der gesamten Längserstreckung der Schraube vorgesehen ist. 138