Der folgende Bericht ist in TEDDYS kreativ, Ausgabe

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Der folgende Bericht ist in TEDDYS kreativ, Ausgabe
Der folgende Bericht ist in TEDDYS kreativ,
Ausgabe 4/2010 erschienen.
www.teddys-kreativ.de
Künstlerporträt
Künstlerporträt
Leo und Lina
Bärenkünstlerin Petra Valdorf
„Klassisch liegt mir“
„In den fast 20 Jahren, in denen ich nun
schon Bären fertige, habe ich vieles
ausprobiert, bis ich irgendwann bei den
klassischen Bären angekommen war“,
erzählt sie. Als eine der ersten experi-
Clown Pepito
Verena Greene-Christ
Valdorf Schule
Teddybären mit Patina
Etwas abgewetzt und hilfsbedürftig - so sehen die Teddybären von Petra Valdorf aus.
Sie bestimmen damit den ganz eigenen Stil dieser außergewöhnlichen Teddymacherin
aus dem westfälischen Herford, die hoffnungslos dem Bärenvirus verfallen ist.
I
m Jahr 1992 entdeckte die gebürtige Dresdnerin und gelernte
Rechtsanwaltsgehilfin ihre Liebe
zu den plüschigen Lieblingen, nachdem
sie sich zuvor mit Schweizer Stoffpuppen beschäftigt hatte. Schon immer war
sie kreativ tätig. Ihre Puppen wurden von
ihr eingekleidet und als Jugendliche hat
sie viel gestrickt. Nachdem die Tochter
geboren wurde, strickte sie auch ihr die
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schönsten Bilderpullover und fertigte für
ein Handarbeitsgeschäft Muster­pullover
an. Irgendwann fiel ihr eine Bastelpackung mit einem Bären in die Hände. Ab
da war sie infiziert. Schnell wurden die
Puppen aufgegeben und nur noch Bären
genäht. Auch wenn sich die Materialbeschaffung damals äußerst schwierig gestaltete. Zeitschriften für dieses Hobby
waren nicht auf dem Markt erhältlich,
mentierte sie bei ihren Entwürfen an
Bären mit „krummen“ Beinen, den so
genannten Sitzbären oder Kantenhockern. Dann entstanden die Bären mit
den dicken, knolligen Nasen, die ganz
putzig dreinschauten. Heute sind es artige Mädchen, freche Lausbuben, witzige Clowns, aber auch Hasen, Mäuse,
Schweine und Elefanten, die sich in die
Herzen der Sammler schleichen. Mit
der Serie „Lavender Bears“, die mit einer Mischung aus hochwertiger Füllwatte, Granulat und Holzwolle gefüllt
sind, entstehen Teddys, die ungewohnt
schwer sind. Außerdem wird ein kleines
Säckchen mit Lavendel eingenäht, das
auf Wunsch aber wieder entfernt werden
kann. Die „Shabby Kids“ sind alle sehr
locker angescheibt, weich bis sehr weich
gefüllt. Teilweise werden sie mit Farbe
oder Flicken bearbeitet, die Mohairstoffe werden mal mehr, mal weniger ausgezupft. Oft werden alte Schuhknopfaugen
verwendet und auch beim Zubehör passt
alles zum Aussehen der Teddys. Allen
Kreationen zu Eigen ist das große „V“
auf der rechten Fußsohle.
das Internet war noch in den Kinderschuhen und Teddyläden kaum bekannt.
Zuerst mussten Plüschstoffe aus den
Stoffgeschäften herhalten, bis Petra
Valdorf in ihrer Nähe einen kleinen Laden entdeckte, der das richtige Material
anbot. Es dauerte nicht lange und die
ersten eigenen Schnittmuster entstanden, denn „Fremdschnitte“ gab es überhaupt noch nicht.
Petra Valdorf betrachtet das Bärenmachen immer noch als Hobby, weil es ihr
nach den vielen Jahren jeden Tag noch
viel Freude bereitet. Trotzdem sitzt sie
mittlerweile den ganzen Tag in ihrem
Bärenstübchen, sodass sich längst ein
Beruf, besser gesagt eine Berufung daraus entwickelt hat. Ihren Alltag beschreibt die Designerin so: „Der Vormittag gehört dem Haushalt, am Nachmittag
bin ich im Studio. Ich schneide Bären zu,
nähe und stopfe dann meist am Abend
vor dem Fernseher, was oft bis spät in
die Nacht dauert. Am nächsten Tag wird
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Künstlerporträt
Künstlerporträt
gemacht, nur bei den „antiken“ Bären,
die den abgeliebten Charakter zu eigen
haben, hilft Ehemann Wolfgang mit dem
Auszupfen des Flors. Einer Technik, bei
der er sich zum „Fachmann“ entwickelt
hat. Auch sonst ist die Familie äußerst
engagiert, wenn es um die Arbeit mit
den Teddybären geht. Tochter Nicole
betreut die Webseite und Petra Valdorfs
Ehemann begleitet sie auf allen Reisen,
die die Designerin weltweit unternimmt.
„Ich besuche alle wichtigen, großen Ausstellungen und Börsen wie Teddybär Welt
in Wiesbaden, TEDDYBÄR TOTAL
in Rheda-Wiedenbrück, Ladbergener
Bärenfest oder EuroTeddy in Essen.
Nach längerer Pause bin ich dieses Jahr
auch wieder auf der Hansebär in Hamburg vertreten. Außerdem habe ich Börsen in Österreich, der Schweiz, den USA
und in England besucht.“ Petra Valdorf
stellt nicht nur neue Kollektionen auf
den Veranstaltungen vor. Sie betreut auch
zwischendurch ihre Kunden und erledigt
Aufträge, die aus der ganzen Welt eingehen. Durch das Bärenmachen haben sich
im Laufe der Jahre schon viele Freundschaften zu anderen Bärenkünstlern und
auch Kunden ergeben, was der Designerin sehr wichtig ist.
nicht auch verkaufen würde. Doch erst
im vergangenen Jahr entschloss sie sich
dann, stärker in die Produktion für Bärenkleidung einzusteigen. Denn obwohl
das Angebot für Bärenkleidung sehr
Zum Liebhaben: Darren
groß ist, stellte sie fest, dass der Bedarf
an individueller Bekleidung gegeben
ist. Bereits nach ganz kurzer Zeit war
der Erfolg der Kollektion so groß, dass
sie sich entschloss, diesen Bereich noch
weiter auszubauen. Mittlerweile geht
ihre Teddy­kleidung in die USA, nach
England, Singapur und Hongkong. Eine
besondere Verbundenheit besteht schon
seit nunmehr 15 Jahren mit der Bärenhöhle in Hannover, wo es auch exklusiv
zwei Bären-Bastelpackungen von Petra
Valdorf gibt. „Ich wurde sehr oft gefragt,
ob ich nicht auch Schnitte meiner Bären
verkaufe, sodass ich mich zu diesem
Schritt nach langen Jahren entschlossen
habe“, sagt die Bärenmacherin, die sonst
keine Anleitungen veröffentlicht. Lediglich zwei Bären, Mäxchen und Klara,
werden als Bastelpackung exklusiv in
der Bärenhöhle angeboten.
Persönlicher Stil
„Ganz wichtig finde ich, schnell einen
eigenen Stil zu finden und nicht anderen Künstlern nachzueifern“, sagt die
Teddymacherin mit Überzeugung. „Ich
selber habe nie einen Kurs einer Designerin mitgemacht, habe mir alles selbst
Bären wollen sich anziehen
angeeignet. Das war nicht immer einfach.“ Misserfolge hält sie für absolut
wichtig, denn nur durch sie hat Petra
Valdorf gelernt, etwas besser zu machen. Ihre Zukunftsziele sieht sie im
Ausbau ihrer „Bärenboutique“. Ständig
ist sie auf der Suche nach „dem Bären“
schlechthin. „Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich ihn finden werde. Immer
wenn ich einen Bären fertig habe, denke
ich, dass man noch einiges verbessern
könnte. Ich denke, es ist ganz gut, wenn
man nie mit seiner Arbeit zufrieden ist.
Das spornt zu noch besseren Leistungen
an. Allerdings liegt das auch immer im
Auge des Betrachters.“
Kontakt
Petra Valdorf
Valdorf Bears
Eimterstraße 97
32049 Herford
Telefon: 052 21/247 07
E-Mail: [email protected]
Internet: www.valdorfbears.de
Anzeigen
„Ich habe schon immer die Kleidung für
meine Bären selber genäht und hatte viel
Spaß dabei“, erzählt Petra Valdorf. Oft
wurde sie gefragt, ob sie diese Kleidung
Herbert, dekoriert in einem nostalgischen Koffer
der Bär dann fertig gestellt, bevor ich
mit dem nächsten Bären anfange.“ Die
besten Ideen hat sie oft, wenn Hektik
und Stress bei den Vorbereitungen einer
großen Messe oder Börse herrschen. Inspirationen holt sie sich von überall, auf
Börsen und Flohmärkten, aus Büchern
und Zeitschriften und vor allem aus
Gesprächen mit Kunden. Für ihr zweites Hobby, das Lesen, fehlt oft die Zeit.
Aber in den Sommermonaten, wenn die
warmen Mohairstoffe nicht gern zur
Hand genommen werden, besinnt sie
sich doch ab und zu darauf.
Antike Materialien
weltweiten Teddymarkt ausgelöst wurde, denn die Nachfrage nach den alten
Stoffen steigt bis heute beträchtlich. Neben den hochwertigen Mohairstoffen,
die nach wie vor zu den bevorzugten
Materialien gehören, liebt die Bärenmacherin alte Klavierdecken aus der
Jugendstilzeit, die sie auf Flohmärten,
Antikbörsen oder in Läden ausfindig
macht. „Sie sind ideal für meine Entwürfe“, sagt sie, „denn hier wird oft der
eigentliche Ausdruck des Teddys durch
den jeweiligen alten Stoff geprägt.“
Manchmal hat sie Glück und findet eine
Decke oder einen Stoff, der noch nicht
eingefärbt oder behandelt wurde.
Petra Valdorf fertigt Bären gern aus
antiken Materialien. Und das in großem Stil. „Vor einigen Jahren war ich
auch wieder eine der ersten, die den so
genannten 100 Jahre alten Mohair für
Bären entdeckt hatte.“ Es scheint, dass
dadurch ein regelrechter Boom auf dem
Sie liebt alte Schuhknopfaugen, denn diese geben den Valdorf-Bären einen ganz
besonderen Charakter. Gerne verwendet
Petra Valdorf alte Puppenkleidung, die
den Teddybären aus der „Shabby-Kids“Serie angezogen werden. Jeder Schritt
der Herstellung wird von ihr persönlich
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Rosabella ist eine Romantikerin
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