Tourismus 2009
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Tourismus 2009
BranchenBericht Tourismus 2009 Axel Springer AG Marktanalyse BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Inhalt Zusammenfassung / Summery 3 I. 1. 2. 3. 4. 5. 6. Reisemarkt Trends – Auswirkungen der Krise noch offen Perspektiven 2009 – Bestenfalls Stagnation Buchungsentwicklung – Nachholbedarf Reiseabsichten – Abwartende Haltung Volumen des Reisemarktes – Zuwachs im Winter Urlauber – Zielgruppe Familie schrumpft 5 5 7 9 11 13 18 II. 1. 2. 3. 4. 5. Faktoren der Reiseplanung Reiseausgaben – Niedrigere Urlaubsbudgets? Reisezeitpunkt – Senioren nutzen Nebensaison Buchung – Teure Reisen werden früh gebucht Reiseverkehrsmittel – Autourlaub 2008 im Plus Reiseart – Nur noch wenig Untschiede Ost/West 22 22 26 27 30 33 III. 1. 2. 3. 4. 5. Reiseziele Reiseabsichten – Krisengewinner Inlandsurlaub? Auslandsziele – Wachstumspause bei Fernreisen Inlandsziele – Zuwächse durch Familien Ausländische Gäste – Minus bei Geschäftsreisen Inländische Urlaubsregionen – Junge Berlingäste 36 36 39 43 45 47 IV. 1. 2. 3. 4. 5. Veranstaltermarkt Organisierte Reisen – Gewinnt „pauschal“? Entwicklung – Gästezahlen stagnierten Konzerne – FTI rückt in Europa auf Platz 8 vor Veranstalter – Rewe hat Cook fast eingeholt Segmente – Kapazitätsausbau in der Kreuzfahrt 49 49 51 53 54 58 V. 1. 2. 3. Flugmarkt und Hotels Flugmarkt – Endes des Aufschwungs Fluggesellschaften – Lufthansa kauft zu Hotels – Preise geben nach 61 61 63 67 VI. 1. 2. 3. Vertrieb Absatzwege – Stationärer Vertrieb behauptet sich Reisebüros – Trotz Internet Umsatzplus in 2008 Internet – Hohe Bedeutung bei der Reiseplanung 69 69 71 74 VII. 1. 2. 2.1 2.2 2.3 Werbung Kommunikationskanäle - Mehr Konkurrenz für Kataloge Werbeaufwendungen Entwicklung – Fremdenverkehr wirbt mehr Medienanteile – Veranstalter präferieren Print Werbungtreibende – Expedia rückt auf Rang 4 76 76 77 77 79 81 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Anhang 84 1 2 3 4 84 85 86 88 Demografie Reiseintensität, Reiseart, Online-Buchung Demografie Reiseziele Gästeentwicklung in deutschen Feriengebieten Reiseveranstalter im Touristikjahr 2007/08 Index 89 Ansprechpartner 90 Ausgewählte Grafiken und Texte Indikatoren des Reisemarktes Internationale Touristen-Ankünfte 2007 Entwicklung der Buchungen für den Sommerurlaub 2009 Volumen des Reisemarktes Entwicklung der Urlaubsreisenden 7 9 10 14 20 Ausgaben für Urlaubsreisen pro Person 2008 Luxuspotenzial Reisen Zeitpunkt der Urlaubsreisen Urlaubszeit nach Lebensphase und Reisezielen Verkehrsmittel im Sommerurlaub 22 25 26 27 31 Reiseziele 2008 Zufriedenheit der Urlauber mit ausgewählten Zielen Reiseausgaben im Ausland Ziele der wichtigsten Auslandsreisen Die größten deutschen Städte nach Zahl der Übernachtungen 36 38 40 41 47 Organisationsform der Urlaubsreisen Regionen mit den höchsten bzw. niedrigsten Veranstalter-Anteilen Entwicklung des Veranstaltermarktes Europäische Reisekonzerne 2007 Umsatzsegmente der Top 3 Reiseveranstalter 49 50 52 53 56 Flugreiseverkehr 2007 und 2008 nach Monaten Flugreiseverkehr nach Auslandszielen 2008 Fluggesellschaften nach Passagieren im internationalen Verkehr 61 62 64 Informationswege / Vertriebskanäle im Touristikmarkt Entwicklung der Reisebüro-Umsätze Informationsinteresse und Produktrecherche Reisen/Touristik Online-Buchungen in den letzten 12 Monaten 69 72 74 75 Brutto-Werbeaufwendungen im Reisemarkt Media-Mix 2008 im Reisemarkt Unternehmensetats Verkehr 2008 78 80 82 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Zusammenfassung 2009 wird aller Voraussicht nach ein Spätbucherjahr, da viele Konsumenten erst mehr Klarheit über ihre wirtschaftliche Situation haben wollen, bevor sie einen Urlaub buchen. Zu Jahresbeginn war der Anteil der „Unentschlossen“ hinsichtlich der Reiseplanung ungewöhnlich hoch. Experten erwarten aber, dass kaum jemand auf seine Haupturlaubsreise verzichten wird. Einschränkungen wird es wahrscheinlich bei den Nebenausgaben und den zusätzlichen Reisen geben. Die Dresdner Bank erwartet bei den Ausgaben für private und geschäftliche Auslandsreisen ein Minus von 2 %. Die Buchungen bei Reiseveranstaltern lagen bis Anfang Februar 2009 vielfach im Minus. 2008 sind die Reiseausgaben noch leicht gestiegen. Für 2009 wird ein Rückgang erwartet, wobei man gute Chancen für All-Inclusive-Angebote sieht. Angesichts der hohen Kerosinzuschläge sind 2008 wieder mehr Urlauber mit dem Auto verreist. Davon hat auch der Inlandsurlaub profitiert. Auch für 2009 wird eher ein Jahr des Deutschlandurlaubs erwartet, während der Trend zur Fernreise vorerst gestoppt scheint. Die USA wird allerdings auch 2009 zu den Gewinnern gehören. Bei der Reisezielwahl wird das Preis-Leistungsverhältnis mehr beachtet werden, weshalb gute Chancen vor allem für die Türkei gesehen werden. Im Reisejahr 2007/08 ist der Veranstaltermarkt (Pauschal-/Bausteinreisen) noch einmal kräftig gewachsen. Der Umsatz erhöhte sich um 5 % auf 21,4 Mrd. EUR, die Zahl der verkauften Reisen stagnierte allerdings bei 39,3 Mio. Wie in den Vorjahren sind die mittelständischen Veranstalter deutlich stärker gewachsen als die beiden Marktführer TUI und Thomas Cook, die Marktanteile verloren haben. Der Branchendritte Rewe Touristik hat Thomas Cook inzwischen fast eingeholt. Auch Alltours und FTI wiesen überdurchschnittliche Wachstumsraten auf. Nach wie vor boomt das Kreuzfahrt-Segment. Die Flugpassagierzahlen waren im 2. Halbjahr 2008 rückläufig. Unter den bedeutenderen Flugzielen konnte nur die Türkei 2008 einen Zuwachs erzielen. Im Segment Billig-Flug zeichnen sich erste Sättigungstendenzen ab. Im Vertrieb des Reisemarktes erreichten Online-Buchungen 2006/07 einen Marktanteil von 17 % und die Tendenz zeigt weiter noch oben. Das Online-Reisebüro Expedia hat sich unter den größeren Vertriebsunternehmen etabliert. Trotz zunehmender Online-Konkurrenz stieg der Reisebüroumsatz insgesamt um 2 %. 2008 haben die Fremdenverkehrs-Organisationen den Werbedruck weiter erhöht: Die Spendings stiegen um 10 % auf 157 Mio. EUR. Vor allem die inländischen Urlaubsziele einschließlich Freizeit-Parks gaben mehr für klassische Werbung aus. Mit einem Plus von 1 % stabilisierten die Reiseveranstalter ihr Ausgabevolumen bei 147 Mio. EUR. Rückläufig waren dagegen die Spendings im Flugmarkt (-7 % auf 156 Mio. EUR).Dafür haben die Kreuzfahrtanbieter ihre Werbung um fast ein Viertel auf 57 Mio. EUR erhöht. Auch der touristische E-Commerce hat die Spendings überdurchschnittlich um 15 % auf 83 Mio. EUR gesteigert. Bis auf letzteren sind in allen größeren Werbesparten des Reisemarktes die Printmedien die wichtigsten Werbeträger. Online-Werbung gewinnt weiter an Bedeutung: Im Bereich Fluglinienwerbung stieg der Anteil 2008 von 11 % auf 16 %. 3 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Summary In all probability, 2009 will be a late-booker year since many consumers first want to have more clarity about their economic situation before they book a holiday. The proportion of the “undecided“ regarding travel planning was unusually high at the beginning of the year. But experts expect that hardly anyone will forgo his or her main holiday trip. There will probably be restrictions in incidental expenses and additional trips. The Dresdner Bank expects a decrease of 2 % in the expenditures for private and business trips to other countries. The bookings with tour operators showed a decline in many cases at the beginning of February 2009. Travel expenditures had still increased slightly in 2008. A decrease is expected for 2009, whereby good opportunities are seen for all-inclusive offers. In view of the high kerosene surcharges, more holidaymakers once again travelled by car in 2008. Domestic holiday travel also profited from this. The year 2009 is also expected to show a tendency towards the Germany holiday, while the trend of long-distance travel appears to have halted for the time being. However, the USA will also be among the winners in 2009. More attention will be paid to value for the money in selecting travel destinations, which is why good opportunities are especially seen for Turkey. The operator market (all-inclusive/packaged trips) had once again shown strong growth in the travel year 2007/08. Sales increased by 5% to 21.4 billion EUR, but the number of sold trips stagnated at 39.3 million. As in the previous years, small and medium-sized operators experienced distinctly stronger growth than the two market leaders TUI und Thomas Cook that lost market shares. The third in the industry, Rewe Touristik, has almost caught up with Thomas Cook in the meantime. Alltours and FTI have also exhibited higherthan-average growth rates. The cruise segment continues to boom. The number of air passengers decreased during the second half of 2008. Among the more significant air destinations, only Turkey was able to achieve growth in 2008. In the segment of cheap fights, the first saturation tendencies have begun to emerge. In travel market sales, online bookings reached a market share of 17% in 2006/07 and the tendency shows a continuing increase. The online travel agency Expedia has established itself as one of the larger distribution companies. Despite the increasing online competition, sales at travel agencies increased by a total of 2%. In 2008, the tourism organisations further increased their advertising efforts: Spending increased by 10% to 157 million EUR. Above all, the domestic holiday destinations, including the amusement parks, spent more for classic advertising. With a plus of 1%, tour operators stabilised their expenditure volumes at 147 million EUR. On the other hand, there was a decline for spending in the flight segment (-7% to 156 million EUR). In contrast, cruise providers have increased their advertising by almost one-fourth to 57 million EUR. Tourism-related e-commerce also had an above-average rise in spending by 15% to 83 million EUR. With the exception of e-commerce, the print media has increased in importance for all of the larger advertising segments of the travel market. Online advertising continues to increase in importance: In the area of airline advertising, its share increased from 11% to 16% in 2008. 4 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse I. Reisemarkt 1. Trends – Auswirkungen der Krise offen Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat den Reisemarkt erfasst. Wie stark die Auswirkungen sein werden, ist allerdings derzeit noch nicht absehbar. Optimisten gehen davon aus, dass die Branche 2009 das hohe Niveau des Vorjahres halten kann. Die Buchungen erfolgen wesentlich kurzfristiger als früher. Die Dresdner Bank erwartet ein ”Spätbucherjahr”, da sich viele erst über ihre wirtschaftliche Situation im Klaren sein wollen, bevor sie ihre Urlaubsreise buchen. Dieses Phänomen beobachtet Thomas Cook derzeit europaweit. Anfang 2009 war in Deutschland die Zahl der hinsichtlich ihrer Urlaubsabsichten Unentschlossenen noch ungewöhnlich hoch. Hohe Zahl an Unentschlossenen Anfang 2009 Die Gefahr einer Ausweitung des Last-Minute-Segments durch spätes Bu- chen hoffen die Anbieter durch flexible Kapazitätsanpasssung vermeiden zu können. Die Dresdner Bank erwartet eine weitere Polarisierung: Einem Nachfrage- segment, das sich weiterhin im Reiseverhalten keinen finanziellen Restriktionen unterziehen muss (stabile hochwertige Nachfrage), steht eine steigende Zahl von Urlaubern gegenüber, die auf Billigangebote angewiesen sind. Die Mitte schrumpft – hieraus werden sich Konsequenzen für die Volumensegmente der Reiseveranstalter ergeben. Polarisierung könnte sich verschärfen Viele Zweit- oder Drittreisen werden dem Sparzwang zum Opfer fallen. Die Haupturlaubsreise wird eher selten zur Disposition stehen. Wie schon 2008 dürfte 2009 vor allem bei den Ausgaben im Urlaub (Zu- satzleistungen wie Mietwagen, Ausflüge etc.) gespart werden. Man erwartet ein weiteres Wachsen des All-Inclusive-Segmentes, da hier die Kosten einer Reise im Voraus für den Verbraucher besser kalkulierbar sind. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis wird an Bedeutung gewinnen. 2009 könnte das Auto weiter als Reiseverkehrsmittel an Bedeutung gewin- nen. Dies hat Auswirkungen auf die Reiseziele: Die typischen Ziele der Autourlauber (Inland, benachbartes Ausland) werden in Zukunft häufiger aufgesucht. Wegen Wettbewerbsvorteilen beim Preis-Leistungsverhältnis werden Chancen vor allem für die Türkei gesehen, die gegenüber Spanien weiter Boden gut machen dürfte. Bei Fernreisen wird sich der positive Trend vorerst nicht fortsetzen. Aus- nahme sind die USA, die weiter auf eine Sonderkonjunktur bei deutschen Urlaubern hoffen können. Schon 2008 stammte der Zuwachs bei Fernreisen wesentlich aus dem Zielgebiet Nordamerika. Nordamerika wird auch 2009 von der Sonderkonjunktur profitieren Als Anbieter relativ preisgünstiger Urlaubsreisen (meist Anfahrt mit dem eigenen PKW) versprechen sich die Ferienwohnungs-Spezialisten 2009 besonders gute Chancen. Auch die Bahnreiseveranstalter hoffen auf eine Fortsetzung ihrer guten Entwicklung von 2008. Das Kreuzfahrtsegment wird weiter wachsen. Allerdings wird der Wett- bewerb härter, da mit TUI Cruises ein neuer Akteur im Volumensegment erscheint und im gleichen Kundenpotenzial wie Marktführer Aida seine Passagiere sucht. 5 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Bei den Hotels setzt sich der Trend zum Budget-Hotel fort. Marktführer Ac- cor (Ibis, Etab) will in diesem Segment nun auch ein All-Inclusive-Konzept etablieren. Die Sonderkonjunktur der Luxus-Hotellerie ist dagegen ausgelaufen. Konkurrenz zwischen den Online-Reisebüros wird härter Die Online-Reisebüros wachsen zwar nach wie vor überdurchschnittlich. Der Wettberwerb zwischen den Portalen wird jedoch härter. Immer mehr stationäre Reisebüros verkaufen im Netz. Bei den Reiseveranstaltern schwindet zunehmend die Scheu, über eigene Portale den Direktvertrieb zu forcieren. 2008 konnten die stationären Reisebüros zwar trotz zunehmender Kon- kurrenz aus dem Internet ein Umsatzplus verzeichnen. 2009 dürften sie jedoch von der befüchteten Flaute besonders stark betroffen sein. Seit Mitte 2008 schrumpft der Flugmarkt sowohl international als auch in Deutschland. Eine Erholung wird frühestens 2010 erwartet. Wegen des Sparzwangs bei Geschäftsreisen fällt der Umsatz überproportional – es werden deutlich weniger Premium-Tickets verkauft. Im europäischen Flugmarkt setzen sich die großen Drei – Air France-KLM, Lufthansa und British Airways - durch. Durch Zukäufe sieht die Lufthansa die Chance, Air France beim Umsatz einzuholen. Billigflieger können nicht mehr so gut über neue Strecken expandieren Bei den Billigfliegern wachsen derzeit Ryanair und Easyjet in Europa noch deutlich. Allerdings hat die Dynamik der Low-Cost-Airlines nachgelassen. Nach Großbritannien zeigt nun auch Deutschland erste Sättigungserscheinungen. Ein wichtiger Wachstumsfaktor, die Eröffnung neuer Strecken, verliert zunehmend an Kraft. Bei den Reiseveranstaltern verlieren die beiden Marktführer TUI und Thomas Cook weiterhin Marktanteile, da sie auf Umsatz verzichten, um ihre Renditeziele nicht zu gefährden. Die Verfolger profitieren davon – die Rewe-Touristik könnte schon 2009 Thomas Cook als Branchenzweiten ablösen. Die Bedeutung des Internets steigt. Die Zahl der Urlauber, die angeben, dass die wichtigste Informationsquelle bei der Reisevorbereitung das Internet war, ist inzwischen größer als beim Informationsmedium Reisekatalog. Auch der Anteil der Buchungen im Internet dürfte nach einer Prognose des Institutes PhoCusWright 2010 bei einem Drittel liegen. Kreuzfahrt-Reedereien haben 2008 ihre Werbeausgaben um 23 % erhöht. Es wird erwartet, dass es zumindest in den ersten Monaten 2009 zu einer weiteren Steigung der Spendings kommt. Die Anbieter erhöhen ihre Marketingetats, um die neuen Schiffe zu füllen. Zeitungen und Zeitschriften dominieren in der Werbung des Reisemarktes. Insgesamt entfielen 2008 auf die Printmedien 56 % der Werbeaufwendungen, davon 37 % auf Zeitungen und 19 % auf Publikumszeitschriften. Online-Werbung kam bereits auf einen Anteil von 11 %. L’tur hat den höchsten OnlineAnteil im Mediamix 6 Nicht nur bei den Online-Reisebüros steigt der Anteil der Online-Werbung. Auch Airlines und Reiseveranstalter werben vermehrt im Internet. Den höchsten Online-Anteil im Media-Mix unter den Top 50 der Werbungtreibenden hatten 2008 nicht Portale wie Expedia, Weg.de oder Opodo, sondern der Last-Minute-Veranstalter L´tur (ohne Berücksichtigung von Suchmaschinenmarketing bzw. Affiliate-Werbung). BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse 2. Perspektiven 2009 – Gedämpfte Erwartungen Nach dem Aufschwung in 2008 steht die Tourismus-Branche Anfang 2009 vor einem mit großen Unsicherheiten behafteten Reisejahr. Die möglichen Perspektiven angesichts der Wirtschaftskrise werden durch zwei Thesen veranschaulicht: Auf der einen Seite die Optimisten, die davon ausgehen, dass die Deutschen auch in dieser Krise wie früher an der Urlaubsreise als Letztes sparen werden; sie wird ihre herausgehobene Stellung in der Konsumhierarchie behalten. Stützt stabile Konsumentwicklung auch den Reisemarkt? Auf dieser Basis erwartet man eine stabile Nachfrage auf dem Niveau des Vorjahres. Gestützt wird diese Sicht nicht zuletzt durch die relativ stabile Konsumentwicklung. So erwartet die GfK zumindest im 1. Halbjahr 2009 vor allem wegen der gesunkenen Benzin-/Energiepreise sowie der Rückerstattung der Pendlerpauschale keinen Rückgang beim privaten Konsum (inwieweit die durch die Verschrottungsprämie angekurbelten Autokäufe dem Tourismus Kaufkraft entziehen, bleibt abzuwarten). Die GfK sieht erst in 2010 infolge einer gestiegenen Arbeitslosigkeit negative Auswirkungen für den Einzelhandel. Auf der anderen Seite befürchten die Pessimisten, dass das Verhaltensmuster „am Urlaub wird zuletzt gespart“ nicht mehr gilt und die Nachfrage einbrechen könnte. Wegen der Wirtschaftskrise könnten nicht nur größere Anschaffungen, sondern auch die Urlaubsreisen zur Disposition stehen. So ergab eine Studie der Boston Consulting Group von Ende 2008 eine deutliche Gefährdung der Reisenachfrage: 40 % der Deutschen bekundeten, dass sie notfalls primär an der Höhe des Urlaubsbudgets kürzen werden. Auf jeden Fall dürfte die Wachstumsphase des Reisemarktes, die seit 2003 andauert, einen Dämpfer erhalten; ein weiteres Plus in 2009 gilt als nicht sehr wahrscheinlich. Gespart werden wird wohl vor allem im Urlaub – d. h. weniger Nebenausgaben, günstigere Reiseziele, mehr Sonderangebote sowie weniger Zweit- oder Drittreisen. Der sommerliche Haupturlaub steht dagegen meist nicht zur Disposition. Indikatoren des Reisemarktes Indexwerte; 2001 = 100 129 130 131 129 Einnahmen von ausländischen Gästen 116 101 96 100 101 100 94 103 100 105 106 106 106 104 2008 2009* Reiseausgaben Deutscher im Ausland 102 101 99 97 98 2005 2006 Umsatz der deutschen Reiseveranstalter 93 89 2001 2002 2003 2004 2007 * Prognose DRV (November 2008) Quellen: Dresdner Bank, Deutsche Bundesbank. FVW, DRV, eigene Berechnung 7 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Reiseausgaben und Reiseeinnahmen werden schrumpfen Die Dresdner Bank geht für 2009 in ihrer jährlichen Studie zum Reisemarkt von einem Rückgang der Ausgaben der Deutschen für Auslandsreisen von über 1 % aus. 2008 war noch ein Zuwachs von 1,5 % auf 61,5 Mrd. EUR zu verzeichnen gewesen nach +3 % in 2007. Auch die Einnahmen von ausländischen Gästen werden in 2009 um 2 % auf unter 26 Mrd. EUR schrumpfen. Schon 2008 hatte sich hier das Wachstum mit nur noch 1 % deutlich abgeflacht. Private Reisen deutlich stabiler als Geschäftsreisen Sowohl bei den Ausgaben der Deutschen für Auslandsreisen als auch bei den Einahmen Deutschlands von ausländischen Gästen spielt das Geschäftsreisesegment eine größere Rolle (bei den Auslandsausgaben entfallen rund 15 % auf Geschäftsreisende, bei den Einnahmen liegt der Anteil etwa doppelt so hoch). Das Geschäftsreise-Segment ist durch die Wirtschaftskrise besonders betroffen und die Reisetätigkeit wird hier derzeit stark eingeschränkt – weniger Geschäftsreisen, weniger Besuche von Kongressen oder Tagungen. Im Veranstaltermarkt (von Reiseveranstaltern organisierte Reisen) war 2008 noch mal ein deutlicher Zuwachs zu verzeichnen. Im Touristikjahr 2007/08, das Ende Oktober 2008 zu Ende ging und das deshalb nur während der letzten Wochen von der Zuspitzung der Finanzkrise betroffen war, konnte die Veranstalterbranche noch ein Umsatzplus von 5,5 % auf 21,4 Mrd. EUR erzielen. Allerdings stagnierte die Zahl der verkauften Reisen. Der Umsatzzuwachs resultierte allein aus höheren Preisen bzw. dem Verkauf von mehr hochwertigeren Reisen wie etwa Fernreisen (Rewe Touristik/FVW). Veranstalter stellen sich auf einen schwierigen Markt in 2009 ein Für das laufende Touristikjahr (November 2008 bis Oktober 2009) hält man sich mit Prognosen über den Veranstaltermarkt zurück. Der Branchenverband DRV (Deutscher ReiseVerband) ging im November 2008 noch von einer stabilen Nachfrage für 2009 aus. Die Planungen der Reiseveranstalter, die von der jährlichen Umfrage der Fachzeitschrift FVW erhoben wurden, lagen sogar bei einem Plus von fast 5 % beim Umsatz und 4 % bei den verkauften Reisen. Dieses positive Bild vom November 2008 spiegelt allerdings eher die Einschätzungen der kleineren Spezialisten unter den Veranstaltern wieder; sie hatten schon im Reisejahr 2007/08 ein besonders gutes Ergebnis einfahren können. Die Großen haben sich dagegen eher auf einen schwierigen Markt eingestellt und die Kapazitäten zurückgefahren. Internationaler Reisemarkt schrumpft seit Mitte 2009 Auch die Aussichten für den globalen Reisemarkt haben sich eingetrübt. 2008 hat sich bei den Ankünften von Touristen zwar noch ein Plus von 2 % ergeben. Allerdings war nur bis zur Jahresmitte ein Zuwachs zu verzeichnen (+5 %). In der zweiten Hälfte schrumpfte die Zahl der Ankünfte um 1 %. In Europa war das Minus überdurchschnittlich. So ging in Westeuropa (Deutschland, Frankreich etc.) im Gesamtjahr 2008 die Zahl der Ankünfte um gut 1 % zurück, im Dezember 2008 waren es sogar -3 %. Für 2009 erwartet die Tourismusorganisation der UN (UNWTO) bestenfalls eine Stagnation, aber auch ein Minus von 2 % wird nicht ausgeschlossen. Vor allem Europa dürfte 2009 betroffen sein, da wichtige Quellmärkte wie USA oder Japan in der Rezession sind. Internationaler Reisemarkt 2007 ist der internationale Reisemarkt um 7 % gestiegen. Auch 2008 war noch ein Zuwachs auf 924 Mio. Ankünfte (+2 %) zu verzeichnen. Frankreich ist traditionell der wichtigste globale Touristenmagnet mit einem Marktanteil von fast einem Zehntel. 8 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Deutschland rangiert mit rund 24 Mio. Ankünften in 2007 nach Großbritannien erst auf dem 7. Rang – hat sich jedoch vor allem seit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 überdurchschnittlich entwickelt (2007: + 10 %). Bei den Reiseausgaben im Ausland ist Deutschland nach wie vor Weltmeister: 2007 stammte mit 83 Mrd. USD fast ein Zehntel der weltweiten Ausgaben für grenzüberschreitende Reisen von deutschen Auslandsreisenden. Die Deutschen liegen damit deutlich vor den zweitplazierten USAmerikanern (76 Mrd. USD) und den auf dem dritten Platz rangierenden Briten (72 Mrd. EUR). 2008 haben die Deutschen ihre Position als „Reiseweltmeister“ verteidigt und werden nach der Prognose der Dresdner Bank auch 2009 vorne liegen. Internationale Touristen-Ankünfte 2007 In Mio. 81,9 Frankreich Spanien 59,2 USA 56,0 54,7 China 43,7 Italien 30,9 Großbritannien 24,4 Deutschland Türkei Mexiko 22,2 21,4 Malaysia 21,0 Österreich 20,8 Kanada 17,9 Griechenland 17,5 Hong Kong 17,2 Quelle: UNWTO 3. Buchungsentwicklung – Nachholbedarf Die Unsicherheit, ob die Branche das Niveau von 2008 wird halten können, ist zuletzt deutlich gestiegen. Viele Indikatoren (Flugverkehr, Übernachtungszahlen etc.) lagen in den letzten Monaten 2008 im Minus. Auch die Buchungszahlen im Veranstaltermarkt entwickelten sich bis Anfang 2009 zumindest bei den beiden Marktführern noch sehr verhalten. So lagen beim Branchenprimus TUI Deutschland die Absatzzahlen für den Winter 2008/09 sowie für den Sommer 2009 am 1. Februar 2009 mit jeweils rund einem Zehntel im Minus. Buchungen bei TUI und Thomas Cook zweistellig im Minus Beim Branchenzweiten Thomas Cook waren die Buchungen für die Wintersaison mit 12 % im Minus und lagen für den Sommer sogar mit 20 % zurück (Stand 7./8. Februar); allerdings hat man bei Thomas Cook in den letzten beiden Januar- und der ersten Februarwoche ein deutliches Anziehen der Buchungen registriert (für den Sommer ergab sich hier nur ein Minus von 9 %, für den Winter sogar ein Plus von 5 %). Die beiden an der Londoner Börse notierten Marktführer sind hier allerdings insofern nicht für die Branche repräsentativ, weil sie eher auf Geschäft verzichten, als dass sie durch zu hohe Kapazitäten 9 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse und günstige Preise ihre Gewinnziele gefährden. Beim Branchendritten, der Rewe Touristik, oder bei FTI ist der Buchungsverlauf offenbar deutlich besser. Buchungen bei TUI und Thomas Cook zweistellig im Minus Eigentlich war das Touristikjahr 2008/09 relativ gut gestartet. Bis November 2008 war bei den Buchungen für die Wintersaison 2008/09 (November bis April) nach den Ergebnissen des GfK TravelScope noch keine Zurückhaltung bei der Reisenachfrage zu spüren – nicht zuletzt wegen der guten Wintersportbedingungen sowie der hohen Nachfrage nach winterlichen Sonnenzielen. Auch die Buchungen für den Sommer (Mai bis Oktober) liefen gut. Die Frühbucherrabatte in den ab November ausliegenden neuen Katalogen wurden zunächst gut angenommen. Im Dezember 2008 trat dann allerdings die befürchtete Buchungsflaute ein, die bis in den Januar andauerte. Bis Ende Dezember lag die Branchen mit einem Minus von 0,5 % zurück; vor allem die Reisemonate Mai, August und September waren schwach gebucht. Zwar haben dann die Buchungen ab Mitte Januar wieder etwas angezogen, der Rückstand dürfte jedoch noch nicht aufgeholt worden sein und die meisten Veranstalter liegen deutlich unter Vorjahr. Entwicklung der Buchungen für den Sommerurlaub 2009 In %, Buchungszeitraum September bis Dezember 2008 Sommersaison* insgesamt -0,5 -5,6 Mai +1,8 Juni Juli +3,7 -5,1 August September -11,1 Oktober +20,0 * touristische Sommersaison: Mai bis Oktober Quellen: GfK Reisebüro-Panel / FVW Der Touristische Vertriebsklima-Index der Unternehmensberatung Dr. Fried & Partner, der die Stimmung bei den Reisebüros misst, ist entsprechend im Januar 2009 auf einen historischen Tiefpunkt gesunken: Nur noch 13 % der Reiseagenturen erwarteten, dass ihre Erlöse in nächster Zeit steigen werden. Etwas aufgehellt wird das Stimmungsbild dadurch, das bei den Deutschen durchaus Reise-Interesse vorhanden ist – Google registrierte im Laufe des Januars eine steigende Zahl touristischer Suchbegriffe. Veranstalter verlängern die Frühbucherfristen 10 Generell haben die Veranstalter auf die schleppende Buchungsentwicklung mit einer Verlängerung der Frühbucher-Fristen reagiert. So gewährt etwa Thomas Cook seine Vergünstigungen für Frühbucher sechs Wochen länger bis Ende März (ursprünglich sollten die „normalen“ Preise für Buchungen ab 15. Februar gelten). Auch andere Rabatt-Aktionen wie das „100 EUR Kindergeld“ von Ne- BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse ckermann wurden verlängert. TUI gewährt für 44 Hotels einen Nachlass von 200 EUR und will sich bei Familien mit der „10.000 Kinder-Aktion“ profilieren (10.000 Kinder können kostenfrei in den Urlaub fahren). Die Rewe setzt dagegen eher am Vertrieb an und erhöht den Reisebüros die Provisionen. Auch verstärkte Werbekampagnen zur Belebung der Nachfrage werden beobachtet – etwa von den Kreuzfahrt-Reedereien, einigen Fremdenverkehrsgesellschaften, Portalen wie Weg.de oder Fluggesellschaften wie Air Berlin. Diese limitierten Aktionen werden allerdings noch nicht als Beginn der befürchteten Rabattschlacht gedeutet. Im Großen und Ganzen herrscht Preisdisziplin. Ein Problem für die Branche waren auch die Preissteigerungen, die in den neuen Katalogen vom November 2008 enthalten waren. Sie waren in Zeiten hoher Kerosinzuschläge und hoher Hotelpreise kalkuliert worden. Der Tourismusexperte Prof. Karl Born (Hochschule Harz) schätzt, dass die Preise für Pauschalreisen um 5 - 7 % erhöht worden waren. Inzwischen sind die Kerosinkosten gesunken und auch die Hoteliers zeigen sich angesichts der weltweit gesunkenen Nachfrage bei den Bettenpreisen verhandlungsbereit. Dies eröffnet Preissenkungsspielräume und die Möglichkeit zum „Nachjustieren“. Sinkende Einkaufspreise der Veranstalter eröffnen Spielräume für Preissenkungen Gleichwohl besteht die Gefahr einer Rabattschlacht im Frühjahr und Ausweitung des Last-Minute-Segments – trotz Flexibilität der Veranstalter bei Kapazität und Produktmix. Man befürchtet, dass alles, was nicht in der Hauptbuchungszeit Januar bis März abgesetzt wird, nur mit Nachlässen an den Urlauber gebracht werden kann. Es wird davon ausgegangen, das 2009 ein ausgesprochenes Spätbucherjahr werden wird – viele Urlauber warten erstmals ab, wie sich ihre wirtschaftliche Situation entwickelt, bevor sie den Sommerurlaub buchen. Sowohl TUI als auch Thomas Cook haben ihre Kapazitäten deutlich gekürzt, um höhere Preise durchsetzen zu können bzw. um nicht einem Preiskampf Vorschub zu leisten. Dies scheint allerdings bei der TUI nicht ganz geklappt zu haben – bis Anfang Februar sind nach Unternehmensangaben in Deutschland die Preise bei den Buchungen für Sommerreisen um 1 % gesunken (für den Winterurlaub konnte man noch um 7 % höhere Preise durchsetzen). 4. Reiseabsichten – Abwartende Haltung Angesichts der Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung in 2009 taktieren viele Verbraucher sehr vorsichtig bei ihrer Urlaubsplanung. Die Stiftung für Zukunftsfragen der BAT, das führere BAT-Freizeit-Forschungsinstitut, registrierte im Januar 2009 in ihrer jährlichen Tourismusanalyse den höchsten jemals gemessenen Anteil an Unentschlossenen. 35 % wussten im Januar noch nicht, ob sie dieses Jahr eine Urlaubsreise unternehmen werden. In den Vorjahren wiesen die BAT-Tourismusanalysen hier deutlich niedrigere Anteile aus (die Daten sind allerdings nicht voll vergleichbar, da 2009 mit der GfK ein anderes Marktforschungsinstitut die Befragung durchführte). Die Entwicklung des Reisemarktes 2009 wird nicht zuletzt davon abhängen, wieviele dieser Unentschlossenen sich – vermutlich als Spätbucher – doch noch für eine Urlaubsreise entschließen. In früheren Jahren lag der Anteil der letztendlichen Urlauber an den Unentschlossenen bei einem Drittel. Anfang 2009 hatten nur 42 % der Bundesbürger die feste Absicht, eine Urlaubsreise, die mindestens 5 Tage dauert, zu unternehmen. Ein Teil hiervon hat wohl auch schon gebucht. Aber selbst bei diesen Frühentschlossenen ist Unsicherheit überwiegt unter den Urlaubern 11 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse die Unsicherheit groß: Die Reisebüros berichten von einer steigenden Zahl an Kunden, die bei der Buchung eine Reiserücktritts-Versicherung abschließen. Dass der Reisemarkt 2009 durchaus auch Chancen hat, zeigt der relativ konstante Anteil derer, die 2009 schon Anfang des Jahres wussten, dass sie keine längere Reise unternehmen werden. Reiseabsichten 2009 – Stand Januar 2009 In %, Personen, die 2009 eine Urlaubsreise ab 5 Tagen unternehmen wollen 22 20 22 9 8 23 keine Reiseabsicht 10 35 unsicher 68 71 71 42 2006 2007 2008 feste Reiseabsicht 2009 Quelle: BAT Stiftung für Zukunftsfragen (25. Deutsche Tourismusanalyse) Nur jeder Achte lässt sich von der Finanzkrise beeinflussen Auch die Trendstudie zur Reiseanalyse der F.U.R. (Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen) vom November 2008 ergab einen höheren Anteil der Unentschlossenen. Gleichzeitig zeigt diese Studie jedoch eine relative Stabilität bei der Urlaubsplanungen: Drei Viertel aller Deutschen hatten sich schon November 2008 Gedanken über ihren Urlaub 2009 gemacht und lediglich 13 % gaben an, dass sich die Finanzkrise auf die Planung ihrer Urlaubsreisen 2009 auswirkt. Die Anteile derer, die weniger bzw. mehr verreisen wollen, bewegten sich auf dem Vorjahresniveau. Lediglich bei den Urlaubsausgaben zeigte sich eine Veränderung: Der Anteil derer, die mehr Geld für ihre Urlaubsreisen in 2009 ausgeben wollen, ist um 3 Prozentpunkte gefallen – entsprechend gestiegen ist der Anteil derer, die weniger ausgeben wollen. Bei denen, die ihr Urlaubsbudget kürzen wollen, denken die meisten an den Verzicht von zusätzlichen Reisen oder an die Nutzung von Sonderangeboten. Auch preisgünstigere Unterkünfte oder eine günstigere Reisezeit werden erwogen. Weniger als ein Drittel will ganz auf eine Urlaubsreise verzichten. Nur wenige 50-64-Jährige wollen Urlaubsbudget kürzen 12 Auch das GfK-Branchenklima ergab für das letzte Quartal 2008 eine Tendenz zum sparsamen Urlauben. Danach ist die Bereitschaft, für Urlaub/Reisen in den nächsten 12 Monaten mehr auszugeben, im 4. Quartal 2008 gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal um gut 3 Prozentpunkte zurückgegangen; im Gegenzug war bei denen, die weniger ausgeben wollen, ein Zuwachs in gleichem Umfang zu beobachten. Der Anteil derer, die gleichviel ausgeben wollen – sie stellen mehr als die Hälfte der Befragten (16-69 Jahre) – ist nahezu konstant geblieben. BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Während diese Verschiebung mehr oder weniger bei allen Einkommensschichten zu beobachten ist, zeigt sich nach Alter eine differenzierte Lage: Hier ist der Anteil derjenigen, die gleichviel oder mehr ausgeben wollen, bei den 3049-Jährigen besonders stark gesunken. Hier finden sich viele Familien mit Kindern, die u. U. besonders sparen müssen. Bei den 50-64-Jährigen ist der Anteil der Ausgabefreudigeren dagegen sogar gestiegen. Hier finden sich viele, die körperlich fit, reisebegeistert und finanziell unabhängig sind. Ausgabebereitschaft für Urlaub/Reisen nach Alter (4. Quartal) In %, mehr/gleichviel ausgeben in den nächsten 12 Monaten 80 76 75 74 74 72 71 67 2007 16-29 Jahre 2008 2007 30-49 Jahre 2008 2007 50-64 Jahre 2008 2007 65-69 Jahre 2008 Quelle: GfK Generell wird derzeit beobachtet, dass sich Familien mit Kindern bei der Reiseentscheidung häufiger zurückhalten. Diese wichtige Zielgruppe war schon 2008 von den hohen Spritpreisen und Kerosinzuschlägen während der Haupturlaubszeit im Sommer stark betroffen gewesen. Gleichzeitig ist das gehobene Segment im Reisemarkt derzeit zumindest stabil – TUI berichtet von Zuwächsen bei besonders luxuriösen und teuren Reisen. Die Polarisierung des Reisemarktes in ein prosperierendes gehobenes Segment und einen preissensiblen Massenmarkt scheint sich 2009 fortzusetzen. Zunehmende Polarisierung 5. Volumen des Reisemarktes – Zuwachs im Winter Der deutsche Reisemarkt stagnierte in den letzten Jahren auf hohem Niveau. Die Zahl der Urlaubsreisen (ab einer Übernachtung) schwankte zwischen 126 und 127 Mio. im Jahr. Im Touristikjahr 2007/08 waren es 126,3 Mio. Zwar registrierte die GfK hier einen Zuwachs von 300.000 Reisen. Das Plus entfiel jedoch lediglich auf die Wintersaison 2007/08, die nach dem fehlenden Schnee im Vorjahr wieder ein wintersport-freundliches Klima aufwies. Die Sommersaison 2008, die mit einem Anteil von zwei Dritteln das dominierende Segment ist, verharrte dagegen bei knapp 83 Mio. Wichtigstes Wachstumssegment waren die meist kürzeren Fahrten zu besonderen Anlässen oder Events; hier registrierte die GfK ein Plus von 10 %. Die Besuche von Spielen der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz und Österreich im Juni haben hierzu einen guten Teil beigetragen. Knapp die Hälfte der 126 Mio. Reisen führten ins Ausland. Knapp zwei Fünftel waren Kurzreisen Zwei Drittel entfallen auf Sommerreisen 13 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse (1 bis 3 Übernachtungen) – hier lag der Auslandsanteil bei nicht ganz einem Viertel. Volumen des Reisemarktes Zahl der Reisen ab 1 Übernachtung 126,8* 126,7* 127,1* 126,0 126,3 82,8 82,8 Sommersaison (Mai-Okt.) Wintersaison (Nov.-April) 2003/04 2004/05 2005/06 43,2 43,5 2006/07 2007/08 * keine Angabe zur Aufteilung auf Sommer-/Wintersaison Quelle: GfK-TravelScope Die so genannte Reiseintensität – der Anteil der Bundesbürger, die mindestens eine Urlaubsreise ab 5 Tagen im Jahr unternehmen – lag in den letzten Jahren nach den Reiseanalysen (RA) der F.U.R. bei rund 74 %. Auch 2008 dürfte sie auf diesem Niveau gelegen haben (die RA weist dabei ein deutlich höheres Niveau der Reiseintensität aus als andere Studien – so kommt etwa die VerbraucherAnalyse nur auf 55,4 %; bei der RA wird offenbar eine ganze Reihe sonstiger Reisen wie Verwandtenbesuche oder Kuraufenthalte zu den Urlaubsreisen gezählt). Die meisten Deutschen fahren regelmäßig in den Urlaub Für 2009 erwartet die F.U.R. eine unveränderte Reiseintensität, d.h. der Anteil der Personen, die sich mindestens eine längere Urlaubsreise im Jahr gönnen, wird gleich bleiben. Hier zeigt sich eine große Konstanz: Die Mehrheit der Bundesbürger fährt regelmäßig mindestens einmal im Jahr in den Urlaub. 2007 waren es 58 % „regelmäßig Reisende“, d.h. sie haben in jedem der letzten 3 Jahre mindestens eine Urlaubsreise ab 5 Tagen unternommen. Weitere 28 % sind in einem oder zwei der letzten drei Jahre in den Urlaub gefahren. Innerhalb von drei Jahren verreisen damit fast 85 % der Deutschen mindestens einmal (Reisedauer mindestens 5 Tage). Trotz dieser stabilen Reiseintensität geht die Zahl der Reisen tendenziell zurück – hier spielt die Bevölkerungsentwicklung eine wichtige Rolle: Das Statistische Bundesamt registriert seit 2003 eine Rückgang der Einwohner; 2008 waren es nur noch 82,1 Mio. – fast 150.000 weniger als im Vorjahr. Wie schon in den letzten Jahren wird sich auch 2009 die Entwicklung des Reisemarktes primär in den zusätzlichen Urlaubsreisen ab 5 Tagen (Zweit- und Drittreisen) bzw. den Kurzreisen widerspiegeln. Diese Segmente reagieren wesentlich sensibler auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (für die Häufigkeit der Kurzreisen spielen daneben auch die „Brückentage“ in einem Jahr 14 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse eine Rolle). Bei den zusätzlichen längeren Urlaubsreisen erwartet die F.U.R in 2009 ein Minus, weshalb die Gesamtzahl der Urlaubsreisen in 2009 zurückgehen dürfte. Die ASR (Allianz Selbstständiger Reiseunternehmen) hält es für möglich, dass diesen Einschränkungen als Erstes manche Oster- oder Pfingstreise 2009 zum Opfer fallen könnte. Volumen des Reisemarktes Zahl der Reisen ab 1 Übernachtung 75,3 76,8 74,4 73,6 74,7 74,8 Reiseintensität* 37,5 36,8 37,0 39,2 17,6 19,6 19,4 18,3 37,3 36,6 18,4 16,5 Kurzreisende** Mehrfachreisende*** 2002 2003 2004 * mindestens 1 Urlaubsreise ab 5 Tagen *** 2 oder mehr Urlaubsreisen ab 5 Tagen 2005 2006 2007 ** mindestens 1 Kurzreise 2-4 Tage Quelle: Reiseanalysen (RA) der F.U.R. (Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen) Tendenziell ist der Anteil der Mehrfachreisenden (mehrere längere Urlaubsreisen ab 5 Tagen) schon in den letzten Jahren zurückgegangen. 2007 lag er mit 16,5 % rund 3 Prozentpunkte unter dem Wert von 2003. Dies wird vor allem auf die Veränderung in der Sozialstruktur zurückgeführt: Die Ausdünnung der mittleren sozialen Schichten führt vor allem zu einem Zuwachs bei den unteren Schichten. Dies verringert im Endeffekt das Potenzial für den Zweit- oder Dritturlaub, da diese zusätzlichen Reisen primär von den mittleren und oberen Schichten unternommen werden. 2007 lag der Anteil der Zweit-/Drittreisen an allen längeren Urlaubsreisen (63 Mio. Haupt- bzw. Zweit-/Drittreisen nach Definition der F.U.R.) bei 23 % – 2004 waren es noch 26 %. Soziale Polarisierung vermindert Potenzial für Zusatzurlaube Knapp 37 % der Bundesbürger haben 2007 eine Kurzreise (2 bis 4 Tage) unternommen. Diese Kurzreiseintensität entwickelt sich tendenziell spiegelbildlich zur Reiseintensität bei den längeren Urlaubsreisen. Für einen Teil der Bundesbürger sind Kurztrips offenbar eine Alternative zur längeren HauptUrlaubsreise. Für das Gros der Kurzurlauber sind sie allerdings eher eine Ergänzung – 2007 haben 80 % der Kurzurlauber auch eine längere Urlaubsreise unternommen (RA 2008). 2007 sind nach der RA 16,4 Mio. Deutsche – rund ein Viertel der Bevölkerung ab 14 Jahren – nicht in den Urlaub gefahren (Reise ab 5 Tagen). Zwar sind hier die älteren Senioren ab 70 Jahren, die oft aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr verreisen können, mit einem Anteil von 22 % überdurchschnittlich vertreten (VerbraucherAnalyse 2008). Das Gros der Nichtreisenden stellt gleichwohl ein grundsätzliches Nachfragepotenzial für den Reisemarkt dar. So sind 47 % der Urlaubs-Abstinenzler berufstätig. Zwar liegt der Anteil der unte- Fast die Hälfte der NichtUrlauber sind berufstätig 15 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse ren sozialen Schicht mit 37 % relativ hoch (11 Prozentpunkte über dem Durchschnitt); gleichzeitig gehört jedoch auch fast ein Fünftel der oberen sozialen Schicht an. Für so manchen war 2008 der Sommerurlaub nicht finanzierbar Die Gründe für das Nicht-Verreisen sind vielschichtig. Bezogen auf den Sommerurlaub (Zeitraum Juni bis September) erhebt das ETI (Europäisches Tourismus Institut) die Gründe für das Zuhausebleiben. Abgesehen vom jahreszeitlichen Aspekt – 46 % sagen, dass sie lieber zu einer anderen Jahreszeit verreisen – spielen private Gründe (20 %) oder Krankheit (11 %) eine gewisse Rolle. Auch haben sich 13 % wegen anderweitiger Ausgaben einen Urlaub nicht leisten können (gleichzeitig haben jedoch auch 17 % auf die Anschaffung anderer Güter verzichtet, um sich einen Urlaub leisten zu können). Deutlich an Bedeutung gewonnen haben 2008 finanzielle und wirtschaftliche Gesichtspunkte. So war bei fast 29 % für den Reiseverzicht ausschlaggebend, dass der Urlaub in diesem Jahr zu teuer sei. Ausgewählte Gründe, nicht im Sommer 2008 zu verreisen* Urlaub in diesem Jahr zu teuer 28,5 24,2 keinen Urlaub genommen 17,9 17,5 wegen gestiegener Treibstoffpreise 15,1 10,3 14,4 14,2 berufliche Gründe 2008 etwas anderes geleistet 13,2 13,9 wirtschaftliche Situation zu unsicher Probleme in Firma 2007 11,6 7,7 4,4 3,7 * Reisezeit Juni bis September; Urlaubsreise ab 5 Tagen; Basis: 56,5 % der Bevölkerung, die während dieser Zeit nicht verreist sind Quelle: ETI (Europäisches Tourismus Institut) Hohe Energiekosten hatten 2008 teilweise Einfluss auf die Wahl des Reisezieles Stark zugenommen hat der Anteil derer, die wegen der unsicheren wirtschaftlichen Situation nicht verreist sind – vermutlich wird dieser Anteil 2009 noch weiter steigen. Der Gesichtspunkt der hohen Treibstoffkosten dürfte dagegen 2009 an Bedeutung verlieren. Im Sommer 2008 war hier der Anteil noch deutlich gestiegen. Auch bei denen, die in den Urlaub gefahren sind, haben die gestiegenen Energiekosten eine Rolle gespielt: 16 % der Sommerurlauber gaben an, dass die Energiekosten Einfluss auf ihre Urlaubsplanung gehabt haben. Die meisten hiervon haben deshalb ein näheres Urlaubsziel gewählt (39 %) bzw. Urlaub in Deutschland gemacht (34 %). Auch wurde teilweise der Urlaub verkürzt (34 %) oder möglichst früh gebucht, um über die Frühbucherrabatte die gestiegen Reisekosten in den Griff zu bekommen (12 %). Lediglich 6 % sind auf die Bahn umgestiegen. 16 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Nach wie vor schlägt sich das Thema Klimaschutz wenig in den Reiseaktivitäten der Bundesbürger nieder. Nach der ETI-Studie gaben lediglich 8 % der Bundesbürger an, dass der Klimaschutz bei der Planung des Sommerurlaubs eine Rolle gespielt hat. 40 % dieser Klima-Bewussten haben auf eine Flugreise verzichtet, 39 % haben allgemein bei der Reiseauswahl auf klimaschonende Faktoren geachtet und 37 % haben ein näheres Reiseziel gewählt. Vor allem der Verzicht auf Flugreisen ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, was angesichts der erhöhten Kerosinzuschläge allerdings nicht nur dem Ziel des Klimaschutzes, sondern auch der Schonung der Reisekasse gedient haben könnte. Aspekte des Klimaschutzes bei künftiger Reiseplanung In %, Maßnahmen, die man künftig ergreifen will 31 29 höhere Transportkosten akzeptieren Urlaub in Deutschland als Beitrag zum Klimaschutz 59 26 32 58 Reiseverhalten wegen Klimawandel überdenken 24 25 48 Bereitschaft für Klimaabgabe 23 24 47 künftig auf Fernreisen verzichten Reiseverzicht (periodisch) 18 28 17 15 32 46 ja, bestimmt ja, vielleicht seltener, aber länger verreisen 10 20 30 Quelle: ETI (Europäisches Tourismus Institut) Tagesausflüge Neben den Urlaubsreisen mit mindestens einer Übernachtung unternehmen die Bundesbürger eine große Zahl an Tagesausflügen. Das DWIF (Deutsches wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr) schätzt das Volumen für 2006 auf 3,4 Mrd. Fahrten. Durch diese Tagesreisen wird ein Umsatzvolumen von 87,5 Mrd. EUR generiert. Rund 560 Mio. Tagesreisen haben einen geschäftlichen Hintergrund, 2,8 Mrd. sind private Tagesausflüge. Mit einem Anteil von 33 % sind Besuche von Verwandten oder Bekannten der häufigste Anlass für private Ausflüge. Die Ausübung einer speziellen Aktivität (Sport etc.) folgt mit 21 % vor dem Besuch von Veranstaltungen und der Einkaufsfahrt mit jeweils 10 %. Ein wichtiger Anlass für Tagesfahrten sind Besuche von Freizeitparks. Die VerbraucherAnalyse 2008 registrierte hier 5,2 Mio. Personen ab 14 Jahre, die in den letzten 2 Jahren Europa-Park, Hansa-Park, Lego-Land oder Phantasialand besucht und dafür mindestens 50 km zurückgelegt haben. An zweiter Stelle folgte der Besuch von Musicals, bei denen allerdings ein größerer Teil nicht über Tagesausflüge, sondern über Kurzreisen mit Übernachtung im Rahmen von Städtereisen-Arrangements erfolgt. Verbrauchermessen, Pop-Konzerte, Volksfeste – vom Münchner Oktoberfest bis zum Hamburger Dom – sowie Fußballspiele sind weitere wichtige Anlässe für Ausflüge. Freizeitparks und Musical wichtige Anlässe für Tagesausflüge 17 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Besuch von Veranstaltungen/Freizeitparks etc.* In Mio. Freizeitpark 5,2 Musical 5,1 Verbrauchermesse 3,9 3,8 Pop-Konzert Volksfest 3,6 Fußballspiel 3,5 Klassisches Konzert / Oper 2,1 Musik-Event 2,1 Ausstellung / Museum Motorsport 1,8 1,6 * Besuch als Zuschauer in den letzten 2 Jahre mit einer Anfahrtsstrecke von mindestens 50 km Quelle: VA 2008 6. Urlauber – Zielgruppe Familie schrumpft Die Urlaubsreisenden insgesamt unterscheiden sich kaum noch von der Gesamtbevölkerung. Bezogen auf die längere Urlaubsreise ab 5 Tagen sind lediglich die älteren Senioren ab 70 Jahren deutlich unterrepräsentiert. Auch die unteren sozialen Schichten sind weniger vertreten – dies hängt teilweise auch damit zusammen, dass die Angehörigen der Generation 70-Plus mit niedrigem sozialem Status sehr wenig verreisen. Die gleichalten Vertreter der oberen sozialen Schichten weisen dagegen mit 59 % sogar noch eine überdurchschnittliche Reiseintensität auf (bezogen auf die durchschnittliche Reiseintensität der VerbraucherAnalyse von 55 %, die deutlich unter der der Reiseanalyse der F.U.R. liegt). Viele Senioren nutzen bei Kurzreisen Pauschalangebote Betrachtet man nicht die längeren Urlaubsreisen ab 5 Tagen, sondern die Kurzreisen (2 bis 4 Tage), so ist die Generation 70-Plus unterrepräsentiert. Zusammen mit den 60-69-Jährigen entspricht die Kurzreise-Intensität der Senioren mit 38 % jedoch fast dem Durchschnittswert von 41 %. Während die Jüngeren ihre Kurzreisen überwiegend selbst organisieren, nutzen die Senioren überdurchschnittlich die von Veranstaltern – meist aus der Bus-Touristik – angebotenen Pauschalarrangements für Kurzreisen: Die 60-Plus stellen immerhin 43 % der 5,4 Mio. Kurzurlauber, die mit einer organisierten Kurzreise unterwegs waren (Anteil der 60-Plus an der Bevölkerung ab 14 Jahren: 30 %). Rund 14 Mio. Bundesbürger unternehmen nur eine längere Urlaubsreise im Jahr (ohne eine zusätzliche Kurzreise). Bei diesen „Einmal-Urlaubern“ finden sich relativ viele Berufstätige (Anteil 58 %). Aber auch Familien mit Kind(ern) unter 14 Jahren sind hier überdurchschnittlich vertreten (siehe Anhang 1). Am anderen Ende der Reiseaktivitäts-Skala steht die kleine Schar der „Vielreisenden“, die sowohl mehrere längere Urlaubsreisen als auch mehrere Kurzreisen im Jahr unternimmt. 18 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Diese 2,2 Mio. Reise-Fans mit mindestens 4 Reisen im Jahr weisen erwartungsgemäß einen sehr hohen sozialen Status auf. Sie befinden sich überdurchschnittlich in der Lebensphase der „Etablierten“, den 40-59-Jährigen ohne Kinder unter 14 Jahren im Haushalt. Über die Hälfte der „Etablierten“Haushalte sind so genannte „empty nesters“, bei denen der Nachwuchs schon seine eigenen Wege geht. Nicht nur wegen ihres Umfangs von 18 Mio. Personen, sondern auch wegen ihrer hohen Reiseintensität sind die „Etablierten“ inzwischen eine der wichtigsten Zielgruppen im Reisemarkt (11 Mio. „Etablierte“ unternehmen mindestens eine längere Urlaubsreise). Daneben sind bei den „Viel-Reisenden“ mit einem Fünftel Selbstständige und Freiberufler häufig zu finden – der Anteil dieser Berufssparte an der Bevölkerung ist nur halb so groß. Etablierte sind das größte Segment im Reisemarkt Sozialer Status bei ausgewählten Segmenten des Reisemarktes Viel-Reisende 58% Kreuzfahrt 57% Online-Buchung 56% Städte-Reisen 46% Billig-Flug 45% Veranstalter-Kunden 44% Last-Minute nur Kurzreisen keine Urlaubsreise 14% 40% 19% 36% 16% 40% 17% 44% 20% 48% 47% 25% hoch 11% 33% 32% 19% 7% 36% 39% nur 1 Urlaubsreise 10% 32% 44% mittel 28% 37% niedrig Quelle: VA 2008 Die Zielgruppen in einigen weiteren Segmenten des Reisemarktes lassen sich ebenfalls vor allem über den sozialen Status definieren, der eines der wichtigsten Merkmale der Zielgruppen-Differenzierung im Reisemarkt ist (s. Anhang 1). Kreuzfahrer werden etwas jünger So ist nach wie vor die Klientel der Kreuzfahrt eher den gehobenen Schichten zuzuordnen, obwohl etwa Konzepte wie das des Kreuzfahrt-Marktführers Aida eher auf die mittleren Segmente des Reisemarktes abzielen. Gleichzeitig liegt der Anteil der Generation 50-Plus mit 72 % nach wie vor sehr hoch – vor drei Jahren wies die VA hier allerdings noch einen Anteil von 76 % aus. Kreuzfahrer haben auch eine hohe Reiseerfahrung: Fast ein Viertel zählt zu den „VielReisenden“. Auch die Gruppe der Urlauber, die schon einmal online eine Reise gebucht hat, stammt vornehmlich aus den oberen Schichten. Hier finden sich allerdings eher die jüngeren Urlauber, die immer noch deutlich internetaffiner als die älteren Semester sind. Viele Online-Bucher haben schon Erfahrung mit Last-Minute-Reisen. Die mittleren sozialen Schichten kommen bei den Städtereisenden, den Nutzern von Billig-Flügen, den Kunden der Reise-Veranstalter sowie vor allem den Last-Minute-Urlaubern auf höhere Anteile. Die knapp 7 Mio. Städte-Reisenden (nur Kurzreisen) zählen nach Lebenszyklus relativ häufig zu den Etablierten (Anteil 33 % bzw. 5 Prozentpunkte über Durchschnitt). Daneben sind Groß- 19 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse städter mit 2 Prozentpunkten etwas überrepräsentiert. Offenbar weckt der Wohnort Großstadt häufiger die Lust, andere Metropolen kennen zu lernen. Den Billig-Flieger nutzen besonders viele jüngere Singles bzw. Großstädter. Dabei buchen die Kunden von Ryanair und Co. nicht nur ihre Billigflüge übers Internet; über ein Viertel hat auch schon ganze Reisen online gebucht. Zahl der Last-Minute-Urlauber deutlich zurückgegangen Bei den 23 Mio. Veranstalter-Kunden (Reise in den letzten 2 Jahren bzw. derzeit bei einem Reiseveranstalter gebucht) sind ebenfalls die „Etablierten“ leicht überrepräsentiert. Nach der VerbraucherAnalyse ist der Anteil der Veranstalter-Kunden an der Bevölkerung in den letzten Jahren laufend gestiegen – von 31,4 % (VA 2005) auf 34,4 % (VA 2008). Die knapp 7 Mio. Last-Minute-Bucher (in den letzten 2 Jahren Reise frühestens 14 Tage vor Abflug gebucht) sind inzwischen etwas älter geworden: Lag in der VA 2005 der Alterschwerpunkt noch bei den 30-39-Jährigen, so ist es inzwischen eher die nächste Altersklasse der 40-49-Jährigen, die sich kurz entschlossen auf Reiseschnäppchen einlässt. Allerdings ist die Zahl der LastMinute-Bucher deutlich zurückgegangen – die VA 2006 wies noch fast doppelt so viele aus wie die VA 2008. Hier schlägt sich die Angebotsverknappung nieder – wegen ihrer flexiblen Kapazitätssteuerung müssen die Veranstalter inzwischen deutlich weniger Restposten „verramschen“. Wie bei den Kunden der Billig-Flieger liegt auch bei den Last-Minute-Urlaubern der Anteil der Online-Bucher deutlich über dem Durchschnitt. Allerdings liegt er mit 17 % bei weitem nicht so hoch über dem Durchschnitt (bei den Billig-FlugNutzern beträgt er 26 %; siehe Anhang 1). Entwicklung der Urlaubsreisenden nach Alter und Familienstand Personen mit mindestens einer Urlaubsreise ab 5 Tagen in % 9,0 6,7 6,1 4,8 7,8 7,6 7,6 7,6 7,5 5,8 6,4 5,8 6,0 5,7 5,4 4,9 4,3 4,5 3,5 3,5 3,1 3,1 3,2 14-19 Jahre 2,8 20-29 Jahre 30-39 Jahre 40-49 Jahre 50-59 Jahre VA 2000 VA 2007 60-69 Jahre 70 J. und älter VA 2008 Familie mit Kind unter 14 J. Quelle: VA 2008 Wegen des Rückgangs der Familien sinkt die Größe der Reisegruppen 20 Die Verschiebungen in der Bevölkerungsstruktur verändern auch die Potenziale im Reisemarkt. Waren Familien mit Kindern früher eine der wichtigsten Zielgruppen im Reisemarkt, so geht ihre Bedeutung laufend zurück. Die VA 2008 wies nur noch 7,6 Mio. Urlauber aus Familien mit Kind unter 14 Jahren aus – BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse 2,4 Mio. weniger als zu Anfang des Jahrzehnts. Dafür wird die Generation 50Plus immer wichtiger. Entsprechend sinkt die Größe der Reisegruppen: Der Anteil der Reisegruppen mit mindestens 3 Mitgliedern ist zwischen 2003 und 2007 um 5 Prozentpunkte auf 42 % gesunken (davon entfielen 29 % auf Reisen mit Kindern oder Jugendlichen). Auch die Zunahme der so genannten Oma-Opa-Enkel-Reisen wird daran nicht viel ändern; auf dieses neue Segment beginnt sich die Reisebranche inzwischen einzurichten – etwa, indem Senioren-Rabatte mit Kinderfestpreisen kombiniert werden können. Entscheider bei der Urlaubsplanung In Mio. Senioren in Einpersonen-Haushalten 2,7 Senioren in Mehrpersonen-Haushalten 2,8 3,2 Alleinlebende 40 - 64 Jahre 2,9 2,5 Erwachsenenhaushalte 40 - 64 Jahre Familie mit (nur) älteren Kindern Junge Familie Junge Verheiratete / Paare ohne Kinder Jüngere Singles in Einpersonen-Haushalten Jüngere Singles in Mehrpersonen-Haushalten Entscheider* Frau Entscheider* Mann 5,9 2,0 5,1 1,7 1,7 1,6 1,9 1,5 2,6 1,5 2,2 2,5 nicht beteiligt** Frau nicht beteiligt** Mann * Entscheide ich allein bzw. hauptsächlich ich **entscheide ich nicht persönlich, sondern hauptsächlich andere Quelle: AWA 2008 In der Urlaubsplanung haben vornehmlich Frauen das letzte Wort. Von den gut 45 Mio. Entscheidern, die Zeitpunkt, Art oder Ziel der Urlaubsreise bestimmen, sind 53 % weiblich. Sowohl bei den 15 Mio. Alleinentscheidern als auch bei den 30 Mio. Personen, die einen kollektiven Entscheidungsprozess etwa in der Familie dominieren, liegen Frauen mit Anteilen von 56 % bzw. 52 % vorn. Bei den 12 Mio., die in Urlaubsfragen wenig zu sagen haben, finden sich mit 58 % dagegen mehrheitlich Männer. Dieses Bild findet sich mehr oder weniger bei fast allen Haushaltstypen. Ausnahme sind die Seniorenhaushalte mit mindestens 2 Personen – hier herrscht wohl eher noch die traditionelle Rollenverteilung. 24 Mio. Frauen entscheiden über den Urlaub 21 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse II. Faktoren der Reiseplanung 1. Reiseausgaben – Niedrigere Urlaubsbudgets? Für 2009 wird höhere Preissensibilität erwartet Marktbeobachter gehen für 2009 von einem sparsameren deutschen Urlauber aus. Wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit erwartet man einen Trend zum preisgünstigeren Reisen – nähere Reiseziele, weniger Zusatzleistungen, Nutzung von Sonderangeboten etc. Ob allerdings die deutlich gesunkenen Energiekosten der Verbraucher nicht doch Ausgaben-Spielräume eröffnen und diese dann unter anderem für die Reisekasse genutzt werden, wird sich erst am Ende der Reisesaison zeigen. Auch die sinkenden Reisepreise dürften die Urlaubsbudgets entlasten. Gleichwohl wird der Preis als Entscheidungskriterium bei der Urlaubsplanung in 2009 wichtiger werden, und ein günstiges PreisLeistungsverhältnis dürfte etwa bei der Wahl des Reisezieles eine größere Rolle spielen. Für das im Oktober 2008 zu Ende gegangene Touristikjahr 2007/08 hat die GfK noch einen leichten Zuwachs der Ausgaben für Reisen ab einer Übernachtung festgestellt. Sie kam auf einen Betrag von 1.534 EUR pro Haushalt, d.h. 1 % mehr als im Touristikjahr 2006/07. Die Trendstudie der F.U.R. von November 2008 ergab sogar ein Plus von 2 % bei den Reiseausgaben in 2008. Der Durchschnittsurlauber gibt 960 EUR je Reise aus Die BAT Tourismusanalyse 2009 kam für die Urlaubsreise ab 5 Tagen in 2008 auf einen Durchschnittsbetrag pro Reisendem von 960 EUR. Das Spektrum ist allerdings sehr breit – vom Australien-Urlaub für über 3.000 EUR bis zum Inlands-Aufenthalt im niedersächsischen Binnenland (Harz/Lüneburger Heide) für knapp 450 EUR. Es haben sich teilweise bemerkenswerte Entwicklungen ergeben: So ist der Urlaub an der Ostsee-Küste von MecklenburgVorpommern inzwischen etwas teurer als auf der schleswig-holsteinischen Seite, die bisher eher als kostenintensiv galt. Für den Urlaub in der eigentlich preisgünstigen Türkei wird inzwischen gleichviel wie für den Spanienurlaub ausgegeben.Singles geben deutlich mehr für den Urlaub aus als Teilnehmer eines Familienurlaubs (da beim Familienurlaub in der Regel allerdings mindestens 3 Personen mitfahren, sind die Kosten der gesamten Reisegruppe weit höher). Auch der Autourlaub ist deutlich günstiger als der Flugurlaub, was wohl mancher Urlauber im laufenden Jahr ins Kalkül ziehen wird. Ausgaben für Urlaubsreisen pro Person 2008* Ausland Australien Nordamerika Karibik Nordafrika/Ägypten Skandinavien Türkei Spanien Italien Österreich EUR Inland 3.074 insgesamt 2.367 - Nordsee Niedersachsen 1.813 - Bayern 1.243 - Ostsee Mecklenb.-Vor. 1.187 - Ostsee Schleswig-Holst. 1.092 - Schwarzwald/Bodensee 1.092 - Harz/Lüneburger Heide 1.018 825 EUR 656 826 753 695 672 672 446 Zielgruppen/ Reiseart alle Urlaubsreisen Männer Frauen Singles Familien Großstädter Landbewohner Flugurlauber Autourlauber EUR 960 1.013 909 1.013 813 1.072 862 1.342 736 * Gesamtkosten inkl. Fahrt/Flug, Nebenkosten; die Angaben beziehen sich auf eine unterschiedliche Urlaubsdauer - z.B. Nordamerika: 20 Tage, Spanien 12,9 Tage, Inlandsurlaub: 9,8 Tage Quelle: BAT Stiftung für Zukunftsfragen (25. Deutsche Tourismusanalyse) 22 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Die Urlaubskosten in der Tabelle berücksichtigen nicht die unterschiedliche Dauer der Urlaubsreisen in den einzelnen Zielgebieten. Auf die Kosten pro Tag umgerechnet reichen die Ausgabenbeträge von 134 EUR für den im Schnitt 23 Tage langen Australien-Urlaub bis hin zu 67 EUR für den knapp 10 Tage dauernden Deutschlandurlaub. Bei den Kosten pro Urlaubstag ist die Türkei das günstigste Mittelmeerziel Zwischen den Konkurrenten am Mittelmeer verschiebt sich bei dieser Betrachtung die Rangfolge: Hier ist nun die Türkei (14,4 Tage) mit 76 EUR pro Person und Tag günstiger als Spanien (85 EUR; 12,9 Tage); Italien (12 Tage) ist trotz des hohen Anteils an Auto-Touristen mit 85 EUR teurer als das Flugreiseziel Türkei. Nordafrika einschließlich Ägypten liegt mit 95 EUR noch etwas höher. Türkei-Urlauber wollen – kurz gesagt – nicht unbedingt weniger Geld im Urlaub ausgeben, sondern mehr für ihr Geld bekommen. Für den Pauschalreisemarkt ermittelte das Statistische Bundesamt für 2007 eine durchschnittliche Ausgabenhöhe von rund 1.000 EUR (Gesamtkosten einschließlich Nebenkosten pro Person; Reisen mit mindestens 4 Übernachtungen). Für die Auslands-Pauschalreisen werden im Schnitt 1.100 EUR aufgewendet, für die nur kleine Zahl der von den Veranstaltern verkauften Inlands-Reisen sind es etwa halb so viel. Der durchschnittliche Umsatz der Reiseveranstalter pro Kunde lag im Touristikjahr 2007/08 allerdings nur bei knapp 500 EUR (+5,5 %; Veranstalter-Umfrage der FVW). Auch hier ist die Spanne beträchtlich – sie reicht von rund 7.400 EUR, die der Kunde im Schnitt für eine Kreuzfahrt bei Hapag-Lloyd zahlt, bis zu 150 EUR, die man pro Reisender im Schnitt für eine Ferienwohnung bei Inter Chalet aufwendet. Die großen Veranstalter rangieren im Mittelfeld – Thomas Cook kommt auf 520 EUR pro Kunde, die Rewe-Touristik auf knapp 500 EUR und der Marktführer TUI auf 365 EUR (im Gegensatz zu Thomas Cook vertreibt TUI eine größere Zahl preisgünstiger ”erdgebundener” Reisen – z.B. Ferienwohnun-gen mit eigener Anfahrt; deshalb liegt hier der Durchschnittsumsatz pro Kunde deutlich niedriger). Wegen der Unsicherheit über die wirtschaftliche Zukunft und der gestiegenen Preissensibilität wird für 2009 ein weiterer Zuwachs im All-Inclusive-Segement erwartet. Die Sicherheit hinsichtlich der bei der Reise anfallenden Kosten wird in der aktuellen Konjunkturlage als wichtiger Vorteil ”Rundumversorgung” eingestuft. Das Wachstum dieser Urlaubsform dürfte damit wieder belebt werden; in letzter Zeit hatte es sich etwas verlangsamt, und es wurde auch schon ein Nahen der Sätttigungsgrenze vorhergesagt. Viele Veranstalter haben den Anteil der All-Inclusive-Pauschalreisen in ihren Katalogen erhöht. Auch die Hoteliers in etlichen Zielgebieten – z.B. Türkei oder Ägypten – haben ihre All-Inclusive-Angebote ausgebaut. Branche hofft auf All-InclusiveBoom wegen „BudgetSicherheit“ Der Anteil der Bundesbürger, die schon einmal All-Inclusive-Arrangements gebucht haben, ist nach der Reiseanalyse der F.U.R. bis 2006 auf 29 % gestiegen und stagnierte im darauf folgenden Jahr. Das Interesse an dieser Urlaubsfrom hat sich gleichwohl weiter erhöht – 2007 gab gut die Hälfte der Bundesbürger an, dass sie sich einen All-Inclusive-Urlaub vorstellen kann. Über die Kernziel-Gruppe Familienurlaub mit Kindern hinaus wird All-Inclusive inzwischen in vielen Urlauberkreisen genutzt, wobei die Grenzen zum klassischen Cluburlaub fließend sind. 23 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Auch viele Paare ohne Kinder und Gutverdienende sind schon All-Inclusive verreist Die Markt-Media-Studie TdW kam für 2008 zu einer etwas anderen Verbreitung des All-Inclusive-Segments als die Reiseanalyse. Dananch haben schon 42 % der Deutschen Erfahrung mit dieser Urlaubsform gemacht. Weitere 25 % interessieren sich hierfür. Die höchsten Anteile an All-InclusiveErfahrenen finden sich bei den mittleren Altersgruppen der 30-49-Jährigen. Auch ist diese Urlaubsform eher bei den finanziell besser gestellten Haushalten beliebt. Unter Personen aus Haushalten mit einem Netto-Einkommen von 3.000 EUR und mehr haben immerhin schon mehr als der Hälfte einen Urlaub All-Inclusive verbracht. Auch bei Paaren ohne Kind liegt die All-InclusiveErfahrung noch über dem Durchschnitt; gleichzeitig ist hier mit 29 % der Anteil der Ablehnung dieser Urlaubsform jedoch auch besonders hoch. All-Inclusive-Erfahrung nach ausgewählten Zielgruppenmerkmalen Zusammensetzung in % Paare mit Kindern unter 14 Jahre 45 Paare ohne Kinder 45 3.000 und mehr 18 32 29 18 20 24 53 2.500 bis unter 3.000 Euro 49 26 20 40 - 49 Jahre 50 26 20 Bevölkerung insgesamt schon gemacht 42 nicht gemacht, aber Interesse 17 27 52 30 - 39 Jahre 25 kommt nicht in Frage 25 Kenne ich nicht Quelle: TdW 2009 Viele Türkei- und BalearenUrlauber haben Erfahrung mit All Inclusive Die klassische All-Inclusive-Zielgruppe, die Familie mit Kindern, liegt hinsichtlich der Erfahrung noch etwas zurück. Dafür ist hier das Interesse besonders hoch. Nach Reisezielen liegt die Türkei vorn: Von den 3,3 Mio. Urlaubern, die in den letzten 12 Monaten in diesem Land waren, haben mit 2,7 Mio. fast 80 % All-Inclusive-Erfahrung, wobei diese allerdings nicht unbedingt auf dieser Türkei-Reise gemacht worden sein muss. Bei den rund 900.000 ÄgyptenUrlauber liegt dieser Anteil mit fast 90 % sogar noch etwas höher. Auch die Balearen sind ein beliebtes Ziel der All-Inclusive-Urlauber: Mallorca, Ibiza & Co. wiesen mit 2,6 Mio. fast so viele All-Inclusive-Urlauber auf wie die Türkei – wegen der höheren Gesamtzahl der Urlauber von 3,5 Mio. liegt hier der Anteil allerdings ”nur” bei drei Vierteln (TdW 2009). Größtes „Luxuspotenzial“ in der Mittelschicht Dem Spartrend zum Trotz gibt es eine ganze Reihe Bundesbürger, für die Reisen ein so wichtiger Bereich ist, dass ”man bereit ist, dafür einiges an Geld auszugeben”. Dieses Luxuspotenzial ist nach der AWA mit 43 % der Bevölkerung relativ groß und auch über die letzten Jahre stabil. Frauen (45 %) spüren etwas häufiger den Drang, für Reisen mehr Geld auszugeben als Männer (41 %). Mit steigendem Alter erhöht sich das Luxuspotenzial und erreicht bei den 60-69-Jährigen mit 51 % einen Spitzenwert, um danach wieder deutlich abzufallen. 24 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Luxuspotenzial Reisen In % Oberschicht 67 gehobene Mittelschicht 56 breite Mittelschicht 41 einfachste soziale Schicht 23 70 und älter 33 60-69 Jahre 51 50-59 Jahre 47 46 40-49 Jahre 45 30-39 Jahre 20-29 Jahre 42 30 14-19 Jahre Quelle: AWA 2008 Daneben sind Luxusreisende erwartungemäß vor allem die, die es sich leisten können, d.h. Angehörige der oberen Mittelschicht und der Oberschicht. Zwar liegt der Anteil in der Mittelschicht leicht unter dem Durchschnitt, da diese Schicht nach Definition der AWA allerdings 40 Mio. Personen umfasst, findet sich hier mit gut 16 Mio. das mit Abstand größte ”Luxuspotenzial” der Reisemarktes. Trend zur kürzeren Haupturlaubsreise setzt sich fort Dauer der Urlaubsreisen ab 5 Tagen In Tagen 15,0 14,7 13,9 14,0 13,5 13,8 13,4 Haupturlaubsreise 10,1 Zweitreise 10,1 9,7 9,9 10,0 9,7 9,8 Drittreise 9,3 8,9 2001 8,7 8,9 2002 2003 8,9 8,9 8,5 2004 2005 2006 2007 Quelle: RA 2008 (F.U.R.) Vermutlich wird die durchschnittliche Reisedauer 2009 angesichts der erwarteten Ausgabendisziplin der Urlauber weiter sinken. Schon 2008 registrierte die 25 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse BAT Tourismusanalyse einen Rückgang um einen Tag auf durchschnittlich 12,2 Tage (Basis: Urlaubsreise ab 5 Tagen). Damit hat sich der langfristige Trend zur Verkürzung der Urlaubsreise fortgesetzt. Rückläufig ist primär die Dauer der Haupturlaubsreise (die meisten verreisen ca. 2 Wochen); die zusätzlichen Urlaubsreisen sind dagegen im langfristigen Trend eher stabil. Der früher zu beobachtende Trend, dass kürzere Haupturlaubsreisen zu einem Plus bei den zusätzlichen Reisen führen, dürfte sich aktuell allerdings nicht fortsetzen. Gleichwohl geht die F.U.R. davon aus, dass die Zahl der zusätzlichen Reisen wegen der Verkürzung der Haupturlaubsreise langfristig zunehmen wird. Zwischen den Reisearten bestehen deutliche Unterschiede: So dauern Busreisen im Schnitt knapp 10 Tage, während man auf Flugreisen gut 14 Tage unterwegs ist. Die selbst organisierten Reisen sind mit 13 Tagen einen Tag länger als der bei Reiseveranstaltern oder Reisebüros gebuchte Urlaub. 2. Reisezeitpunkt – Senioren nutzen Nebensaison Die Urlaubssaison verbreitert sich nur sehr langsam Nach wie vor konzentriert sich die Reisetätigkeit der Deutschen auf die drei Monate Juni bis August; knapp die Hälfte aller Urlaubsreisen entfällt auf diesen Zeitraum (beim Haupturlaub sind es 55 %). Vor allem die Urlaubsfahrten der Familien ballen sich wegen der Schulferien-Termine in der Jahresmitte: Fast zwei Drittel der Urlaubsreisen von Familien mit Kind unter 14 Jahren fallen auf Juni, Juli und August. Wegen der Werksferien muss sich auch eine ganze Reihe andere Urlauber diesem Reiseverhalten anpassen und in der kostenträchtigen Hochsaison seinen Jahresurlaub (Haupturlaub) nehmen. Bisher ist eine Entzerrung der zeitlichen Konzentration der Urlaubsreisen nur marginal feststellbar – trotz des steigenden Anteils der Senioren an den Urlaubsreisenden sowie der Erschließung von Urlaubsregionen, die Sonnenwetter nicht nur während des Sommers der nördlichen Halbkugel garantieren. Zeitpunkt der Urlaubsreisen ab 5 Tagen In % 27 21 27 Haupt-UR zusätzlich UR UR mit Kind 21 13 14 10 7 6 10 5 6 6 6 3 2 2 2 Feb Mrz Quelle: RA 2008 (F.U.R.) 26 7 8 5 Jan 7 10 6 2 13 11 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt 1 Nov 2 Dez BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Im Gegensatz zum Haupturlaub werden die zusätzlichen Urlaubsreisen eher in der Nebensaison durchgeführt. Ostern/Pfingsten, Herbst sowie Weihnachten sind hier bevorzugte Anlässe. Vor allem Senioren nutzen die Nebensaison. Bei Ruheständlern ab 60 Jahren entfällt nur ein Drittel der Urlaubsreisen ab 5 Tagen auf den Sommer. Auch die Etablierten (40-59 Jahre ohne Kind unter 14 Jahren im Haushalt) nutzen noch etwas häufiger Frühjahr und Herbst für den Urlaub. Den höchsten Anteil erreicht der Sommer bei den „Einsteigern“: In dieser Lebensphase (14-29 Jahre) befinden sich noch viele in der Ausbildung und sind von Schul- oder Semesterferien abhängig. Ostern/Pfingsten und Herbst sind die wichtigsten Termine in der Nebensaison Daneben fahren auch die Angehörigen der unteren sozialen Schichten vornehmlich im Sommer in den Urlaub (Anteil 60 %). Bei den gehobenen Schichten (Sommeranteil 50 %) verteilt sich die Urlaubsaktivität etwas gleichmäßiger übers Jahr. Das ist allerdings hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass diese Gruppe deutlich mehr Zusatzurlaube unternimmt. Urlaubszeit nach Lebensphase* und ausgewählten Reisezielen Urlaubsreisen ab 5 Tagen in den letzten 12 Monaten (Mehrfachnennungen; %) Fernziele 27 Türkei 33 23 25 49 Balearen 20 56 Italien 21 52 Österreich 20 Inlandsurlaub 21 Senioren Etablierte Familienphase Gründerphase Einsteigerphase 23 5 20 7 12 61 16 69 Sommer 7 27 68 13 Frühjahr 19 21 52 15 8 18 38 13 4 18 51 21 5 19 44 29 15 8 11 Herbst 7 7 Winter * siehe Anmerkungen zum Anhang 1 Quelle: VA 2008 Bei den Reisezielen werden vor allem die Balearen und Italien für den Sommerurlaub genutzt. Auch der Inlandsurlaub ist mehrheitlich Sommerurlaub. Beim Österreich-Urlaub liegt der Sommeranteil wegen der Wintersport-Reisen dagegen deutlich niedriger (noch höher ist der Winteranteil bei der Schweiz mit 21 %). Den geringsten Sommeranteil weisen die Fernreisen auf, wobei hier beliebte Winterreiseziele wie Fernost (Thailand, etc.) mit 27 % und Australien/Neuseeland mit 27 % entsprechend geringe Anteile an Sommerreisen haben. Nach Fernost reist man eher im Winterhalbjahr 3. Buchung – Teure Reisen werden früh gebucht Zumindest die längeren Urlaubsreisen werden in der Regel weit im Voraus unter Dach und Fach gebracht. Von den Bundesbürgern, die 2008 im Zeitraum Juni bis September einen Urlaub ab 5 Tagen unternommen haben, hatten bis Anfang des Jahres schon 29 % den Entscheidungsprozess für ihren Sommer- Viele entscheiden schon lange vor Reisebeginn über ihren Urlaub 27 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse urlaub weitgehend abgeschlossen. Januar bis Mai waren sich dann weitere 41 % über ihre „schönsten Wochen des Jahres“ im Klaren. Lediglich 30 % haben innerhalb der Sommerurlaubsperiode kurzfristig entschieden: ob, wann und wohin sie fahren wollen (ETI). Bei der Buchung im Reisebüro, übers Internet, der Direktbuchung beim Ferienwohnungsanbieter etc. ist der Vorlauf zunächst nicht ganz so stark: Bis Jahresanfang 2008 hatten 16 % ihren Sommerurlaub schon gebucht. 2008 war der Januar dann der stärkste Monat in der Frühbucherperiode mit einem Anteil von 10 %. Nach der Studie des ETI flaute die Buchungsentwicklung für den Sommerurlaub anschließend jedoch deutlich ab, um dann erst von Mai bis zum Juli wieder stark anzuziehen. 2007 war die Periode Januar bis März dagegen mit einem Anteil von 30 % noch deutlich häufiger zum Kauf von Reiseleistungen für den Sommerurlaub genutzt worden und entsprach damit eher der traditionellen Einstufung dieser drei Monate als Hauptbuchungsperiode. Schon 2008 ist der Sommerurlaub relativ spät gebucht worden Zumindest in Bezug auf den Sommerurlaub war damit schon 2008 nach der ETI-Untersuchung ein Spätbucherjahr. Nach den Erwartungen der Branche dürfte sich dieser Trend zum Spätbuchen 2009 noch verstärken. Angesichts des schwachen Geschäfts der ersten beiden Januar-Wochen in den Reisebüros wird sich das Buchungsgeschehen wohl noch weiter als 2008 in Richtung Reisezeit verschieben. Viele wollen flexibel bleiben – sofern sie nicht wegen Schul- oder Werksferien an die kostenintensive Hochsaison gebunden sind. Die Absatzentwicklung der Branche wird dadurch weniger kalkulierbar und die Gefahr einer Ausweitung des renditeschwachen Last-Minute-Segments steigt. Zeitpunkt Entscheidung und Buchung Sommerurlaub 2008 In % 17 Entscheidungszeitpunkt 14 Buchungszeitpunkt 11 14 10 9 11 8 10 5 4 5 4 3 2 7 10 9 8 5 7 6 5 5 3 1 2 vor Juli 07 Juli 2007 1 2 2 Aug 07 Sep 07 Okt 07 Nov 07 Dez 07 Jan 08 Feb 08 Mrz 08 Apr 08 Mai 08 Jun 08 Juli 08 Aug 08 Quelle: ETI Beim Haupturlaub verlassen sich nur wenige auf LastMinute-Schnäppchen 28 Der Haupturlaub – in der Regel die längste Reise in einem Jahr – wurde bisher mindestens ein Quartal im Voraus gebucht: Nach der TdW 2009 haben von den knapp 29 Mio. Bundesbürgern, die eine Haupturlaubsreise gebucht haben, dies 40 % innerhalb von 3 bis 4 Monaten vor Reisebeginn getan. Weitere 24 % machten die Reise 5 bis 6 Monate im Voraus fest und bei 16 % war es sogar mindestens ein halbes Jahr. Lediglich 20 % nutzten die letzten zwei Monate BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse zur Buchung. Davon gingen 5 % erst 4 Wochen vor Reisebeginn ins Reisebüro und nur 1,5 % waren Last-Minute-Urlauber, d.h. buchten in den letzten 2 Wochen. Dieser relativ geringe Last-Minute-Anteil bezieht sich auf die Haupturlaubsreise. Bei den zusätzlichen Reisen dürfte der Anteil deutlich höher sein. So kommt der GfK TravelScope für alle Reisen ab einer Übernachtung auf einen Last-Minute-Anteil von 10 % (Touristikjahr 2006/07). Vor allem Singles unter 25 Jahren buchen auch ihren Haupturlaub kurzfristig. Immerhin 12 % warten bis mindestens 4 Wochen vor Reiseantritt, die Hälfte davon ist sogar Last-Minute-Bucher. Auch bei den Haushalten mit einem Netto-Einkommen unter 1.000 EUR wird häufiger kurzfristig gebucht, wobei es sich hier vielfach um die gleiche Klientel handelt (bei über der Hälfte der jüngeren Singles beträgt das Nettoeinkommen maximal 1.000 EUR). Zeitraum der Buchung vor Beginn der Haupturlaubsreise* Zusammensetzung in % Paare mit Kindern unter 14 J. 3 Singles unter 25 Jahre 6 2.500 + EUR 4 56 2.000 bis unter 2.500 EUR 4 55 1.500 bis unter 2.000 EUR 3 4 16 23 18 25 21 23 51 60-Plus 14 25 53 19 16 54 6 8 15 64 6 1.000 bis unter 1.500 EUR 2 4 unter 1.000 EUR 16 27 53 22 26 50 50 - 59 Jahre 4 56 23 17 40 - 49 Jahre 3 54 26 16 30 - 39 Jahre 14-29 3 7 2 Wochen 1-4 Monate 12 19 60 2-4 Wochen 12 24 58 4 5-6 Monate > 6 Monate * Basis: Personen, die einen Haupturlaub in den letzten 12 Monaten gebucht haben Quelle: TdW 2009 Den größten zeitlichen Vorlauf nehmen die Senioren in Anspruch: Fast die Hälfte der Generation 60-Plus macht den Haupturlaub mindestens 5 Monate im Voraus fest. Daneben finden sich unter den Frühbuchern auch viele Haushalte mit niedrigem Einkommen (Haushaltsnetto-Einkommen 1.000-1.500 EUR). Hier setzt man vor allem auf Planungssicherheit und will sich gegebenenfalls die Frühbucherrabatte sichern. Auch Familien mit Kind unter 14 Jahren zählen überdurchschnittlich häufig zu den Frühbuchern – bei ihnen steht wegen der Schulferien der Reisetermin schon frühzeitig fest. Am frühesten buchen Senioren Für die Reisebüros sind die Frühbucher in der Regel lukrativer als die Spätbucher. So werden die Buchungen mit hohem Ausgabenbetrag pro Person und Tag fast zur Hälfte mindestens 4 Monate vor Reisebeginn getätigt. Je kürzer der Abstand zwischen Buchung und Reise ist, desto kleiner wird der Anteil teurer Reisen. Dafür steigt die Bedeutung der Buchungen von Reisen mit günstigeren Tagessätzen. „Kurzfristbucher“ geben weniger für die Reise aus 29 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Reiseausgaben* und Buchungs-Vorlauf In % 34 37 37 38 49 4 Monate und länger 37 37 40 1-4 Monate 41 38 2-4 Wochen 17 15 14 12 7 12 11 10 8 5 unter 60 EUR 60 -74 EUR 75 - 89 EUR 90-114 EUR ab 115 EUR < 2 Wochen * Tagesausgaben pro Person; Reisen ab 1 Übernachtung; Touristikjahr 2006/07 Quelle: GfK TravelScope 4. Reiseverkehrsmittel – Autourlaub 2008 im Plus Trend zum Flugurlaub gebremst Über die Entwicklung des Flugurlaubs in 2008 gibt es widersprüchliche Zahlen. Die Trendstudie zur Reiseanalyse (F.U.R.) vom November 2008 ergab trotz der hohen Kerosin-Zuschläge ein Plus von 2 % bei den Flugurlaubern. Auch der Branchenverband DRV geht für den Veranstaltermarkt von einem Zuwachs bei den Flugreisen auf der Nah-/Mittelstrecke von 3 % und auf der Fernstrecke sogar von 4 % aus (Touristikjahr 2007/08). Demgegenüber kam die ETI-Studie für den Sommerurlaub 2008 auf einen deutlichen Rückgang des Anteils der Flugurlauber. Der GfK TravelScope ergab für das Sommerhalbjahr 2008 (Mai bis Oktober) sogar ein Minus von gut 9 % bei den kurzen Flugreisen mit 1 bis 3 Übernachtungen. Neben den gestiegenen Treibstoffkosten wird dieser Rückgang auch auf die Diskussion über den Klimawandel zurückgeführt, die offenbar vor allem Auswirkungen auf die Verwendung des Flugzeugs bei Kurzurlauben hat. Vermutlich beruhen die Zuwächse, die die ersten beiden Studien aufzeigen, primär aus der Entwicklung der ersten Hälfte des Reisejahres. Während der Sommerurlaubszeit und insbesondere im Herbst 2008 dürfte dann auch im Urlaubssegment des Flugmarktes die rezessive Entwicklung des Flugverkehrs durchgeschlagen haben (ab August 2008 gingen die Passagierzahlen auf deutschen Flughäfen zurück; siehe Kapitel „Flugmarkt“). Für 2009 wird allgemein von einem Rückgang der Flugreisen ausgegangen – vor allem aus Kostengründen. Einigkeit herrscht darüber, dass die Zahl der Autourlauber 2008 deutlich zugenommen hat. Die Tourismusanalyse der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen sieht das Auto in 2008 mit einem Anteil von 51 % an den Urlaubsreisen ab 5 Tagen wieder deutlich vor dem Flugzeug (34 %). Vor allem Familien fuhren wieder 30 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse mehr mit dem Auto in den Urlaub – in dieser Gruppe lag der Anteil der Autourlauber nach der BAT-Studie bei zwei Dritteln. Verkehrsmittel beim Sommerurlaub In %, Urlaub ab 5 Tagen Juni bis September 58,4 Pkw Wohnmobil/-wagen 52,4 54,3 3,6 3,6 2,8 24,4 Flug 28,8 28,7 4,5 6,3 5,9 Bus 5,5 5,3 4,0 Bahn Motorrad 0,7 0,6 1,0 Fahrrad 1,1 0,3 0,5 2008 2007 2006 Quelle: ETI Für die Sommerreisen 2008 ergab die ETI-Studie sogar einen Anteil der Autourlauber von 58 %. Das Auto wird primär beim Inlandsurlaub bzw. bei Fahrten ins benachbarte Ausland genutzt. Aber auch die Italien-Urlauber oder die Besucher des spanischen Festlandes nutzen noch öfter den eigenen Pkw. Da für 2009 ein Trend zu den Nahzielen erwartet wird, dürfte sich die Zahl der Autourlauber weiter erhöhen. Daneben konnte die Bahn im Sommer 2008 leicht hinzugewinnen, während der Bus bei den längeren Urlaubsreisen deutlich an Bedeutung verloren hat. Dafür spielt der Bus eine größere Rolle bei den zusätzlichen Urlausreisen (Anteil 11 % nach der RA) sowie vor allem bei den Kurzreisen (nach der VA liegt hier der Bus-Anteil bei knapp einem Fünftel). Bus wird vor allem für zusätzliche Reisen sowie Kurzreisen genutzt Zu den Gewinnern zählte im Sommer 2008 auch das Fahrrad – gut 1 % der Urlauber hat sich nach der ETI-Studie den größten Teil der Urlaubsstrecke „erstrampelt“. Nach einer GfK-TravelScope-Studie für den ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) haben 2007 sogar 5,6 Mio. Personen eine Radreise mit mindestens einer Übernachtung unternommen. Zwischen Urlaubs- und Kurzreise besteht auch bei Auto und Flug ein deutlicher Unterschied. Nach der VA werden Kurzreisen (KR) zu fast 71 % mit dem Auto durchgeführt. Tendenziell geht die Dominanz des Autos zurück, während die Bedeutung des Flugzeugs zunimmt. Es ist hierbei allerdings zu berücksichtigen, dass die Daten der VA auf mehreren Erhebungswellen beruhen, die sich über einen längeren Zeitraum verteilen. Aktuelle Entwicklungen wie die steigende Zahl von Autourlaubern bzw. der Rückgang von Flugurlaubern bei Reisen unter 5 Tagen in 2008 schlagen sich in den Ergebnissen der VA nur verzögert und „geglättet“ nieder. Weniger als ein Zehntel der Kurzurlauber nimmt den Flieger 31 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Nutzung von PKW und Flug bei Kurz- und Urlaubsreisen* In % 74,2 73,1 73,1 74,4 74,6 72,2 71,5 70,6 PKW KR 51,5 43,5 52,5 41,3 54,9 54,5 53,7 52,4 50,6 Flug UR 39,6 39,3 PKW UR 46,9 44,6 43,0 40,3 48,6 Flug KR 6,0 2001 6,0 2002 5,9 5,4 2003 2004 7,2 8,0 8,7 9,5 4,9 2007 5,5 2005 4,0 2006 Billigflug UR+KR 2008 *KR: Kurzreise; UR: Urlaubsreise Quelle: VerbraucherAnalysen Auch bei den Urlaubsreisen ab 5 Tagen (UR) zeigte die VA den Trend zum Flugurlaub auf Kosten des Autos. In der VA 2008 hatte der Flieger das Auto sogar schon fast eingeholt. Inzwischen dürfte das Auto jedoch seinen Vorsprung wieder etwas ausgebaut haben. Ausgewählte Merkmale der Billigflug-Urlauber Nutzung Billigflug bei Reisen ab 5 Tagen (Mehrfachnennungen in %) Online-Buchung Reisen 26 5 51 Online-Info Reisen 21 Kunde Reiseveranstalter 65 35 45 hoher sozialer Status Berlin 30 9 4 Großstadt (ab 500.000 Einwohnern) 41 32 37 junge Singles (< 40 J.) 20-29 Jahre 19 29 13 Anteil bei BilligflugUrlaubern Anteil in Bevölkerung Quelle: VA 2008 Ein Zehntel der Flugurlauber fliegt mit einer Low-CostAirline 32 Den Billigflieger haben bisher 5,5 % der Reisenden bzw. 10 % der Flugreisenden bei einer Urlaubs- oder Kurzreise genutzt. Hier war in den letzten Jahren ein deutlicher Aufwärtstrend zu beobachten. Nicht zuletzt der Ausbau der Websites dieser Low-Cost-Airlines zu Reiseportalen mit der Möglichkeit, Hotelzim- BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse mer und Mietauto mit einem Billigflug zu kombinieren, hat die Position des Billigflugs im Urlaubsmarkt gestärkt. Hier dominiert allerdings immer noch der Ferienflieger (Charterfluggesellschaft), mit dem die Hälfte der Flugurlauber ans Ziel kommt (die andere Hälfte der Flugurlauber fliegt mit Linien- bzw. Billigflügen). Nach wie vor ist die Zielgruppe der Billigflieger sehr „spitz“; sie unterscheidet sich deutlich von den anderen Urlaubergruppen. Junge Singles, Großstädter oder hoher sozialer Status sind hier überdurchschnittlich auftretende Merkmale. Daneben buchen „Billig-Flieger“ häufig Reisen bei Reiseveranstaltern und nutzen der Internet sowohl zur Reisevorbereitung als auch zum Buchen von Reisen. 5. Reiseart – Nur noch wenig Unterschiede Ost/West Die Reisearten der Bundesbürger sind seit Jahren relativ unverändert. Die meisten Urlaubsreisen ab 5 Tagen werden traditionell als Strandurlaub eingestuft. Etwa gleichbedeutend ist der Ausruhurlaub; beide Reisearten kommen auf Anteile von jeweils rund zwei Fünfteln. Natururlaub, Familienreisen und Erlebnisurlaub folgen mit Anteilen von jeweils rund einem Viertel. Aktivurlaub gewinnt etwas an Bedeutung Reisearten In %; Alle Urlaubsreisen ab 5 Tagen 39 Strandurlaub 42 38 Ausruhurlaub 40 25 25 Natururlaub 23 23 22 23 Familienreisen Erlebnisurlaub 18 Aktivurlaub 16 15 14 Besuchsreisen 10 10 10 Spaß-Urlaub Sightseeing RA 2004 9 9 Rundreise 8 Gesundheitsurl. 7 Kulturreise 7 Studienreise RA 2008 8 8 3 3 Quelle: Reiseanalysen (F.U.R.) Der Aktivurlaub ist die einzige Urlaubsart, die in den letzten Jahren einen – wenn auch nur leichten – Zuwachs zu verzeichnen hatte. Zwischen den einzelnen Reisearten bestehen große Überschneidungen – so stuft mehr als ein Zehntel selbst seinen Ausruhurlaub noch als Aktivurlaub ein. Dabei ist „Aktiv sein“ natürlich eher unbestimmt: So sagen zwei Drittel der Bundesbürger, dass sie im Urlaub 2008 schwimmen oder baden waren. Wandern/Bergsteigen/Trekking kommt auf einen Anteil von gut einem Drittel. Radfahren/Mountainbiking und Wassersport (Tauchen/Segeln/Surfen) machen jeweils rund ein Fünftel aus. Andere Aktivitäten wie Fitness (8 %) oder Tennis (5 %) erreichen nur noch kleine Anteile. Gesundheitssport (Yoga/Pilates etc.) 33 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse liegt inzwischen mit 4 % sogar noch vor Wintersport (2 %), Reiten (2 %) oder Golf (2 %; BAT-Tourismusanalyse 2009). Aktivurlaub wird vor allem bei den zusätzlichen Urlaubsreisen gesucht, während die Haupturlaubsreise vornehmlich Ausruhurlaub ist. Sättigung beim Gesundheitsurlaub? Der viel beschworene Trend zum Gesundheitsurlaub hat sich zumindest bei den längeren Urlaubsreisen noch nicht gezeigt. Nach den Ergebnissen der Reiseanalyse ist hier der Anteil sogar eher rückläufig – sowohl bei denen, die diese Urlaubsform ausüben, als auch bei denen, die hieran Interesse haben. Die F.U.R. sieht hier schon einen gewissen Sättigungseffekt. Viele der Gesundheitsreisen sind allerdings nicht längere Urlaubsreisen ab 5 Tagen, sondern Kurzreisen. So hat der GfK TravelScope bei allen Reisen ab einer Übernachtung für das Segment Gesundheits-/Wellnessreisen einen deutlichen Aufwärtstrend festgestellt (im Touristikjahr 2006/07 waren es immerhin +10 %). Daneben bucht eine steigende Zahl von Urlaubern Zusatzleistungen aus dem Bereich Wellness/Sport/Fitnesse bei anderen Reisearten; hier registrierte der GfK TravelScope 2007/08 ein Plus von 6 %. Reisearten nach Alter In %, Hauptinhalt der Reisen in den letzten 12 Monaten Event/Veranstaltung 37 25 Trekking 37 28 Bildung/Sprache 37 Cluburlaub 31 Wintersport 30 Baden/Sonne Städtereise 21 Kultur/Studienreise 21 Rundreise 25 Wandern 9 14-29 J. 16 36 24 42 24 20 12 31 24 19 Urlaub auf dem Land 16 24 23 23 11 27 32 13 13 23 32 16 24 19 33 Wellness/Fitness 10 26 22 27 18 19 35 28 40 24 43 30 30-45 J. 45-59 J. 60+ J. Quelle: MA 2009 Die Jüngeren ziehen Trekking dem Wandern vor Bei den einzelnen Reisearten zeigt sich eine deutliche Abhängigkeit vom Alter des Urlaubers. So sind Event-/Veranstaltungsreisen, Trekking, Bildungs-/ Sprachreisen sowie der Cluburlaub eher von den Jüngeren gepflegte Reisearten. Dagegen sind bei den Älteren eher der Urlaub auf dem Land bzw. dem Bauernhof, die Rundreisen oder der Wanderurlaub beliebt. Weitere Zielgruppenmerkmale nach Reisearten sind etwa der hohe Männeranteil beim Wintersporturlaub (58 %), während Frauen häufiger einen Wellness-/FitnessUrlaub (56 %) unternehmen. Bei der oberen sozialen Schicht sind Kultur-/Studienreisen (55 %) sowie Bildungs-/Sprachreisen (55 %) besonders beliebt. Die untere Schicht tendiert dagegen eher zum Bade-/Sonnenurlaub (21 %) oder zum Urlaub auf dem Land/auf dem Bauerhof (23 %). 34 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Als Urlaubsmotive dominieren Entspannung/kein Stress (62 %), Kraft sammeln/auftanken (60 %), Abstand vom Alltag (59 %) und frei sein/Zeit haben (57 %). Etwas weniger häufig, aber immer noch für mehr als die Hälfte der Deutschen wichtig, ist Sonne/Wärme/schönes Wetter (51 %). Zwischen Ost- und Westdeutschen gab es bei den Urlaubsmotiven kurz nach der Wiedervereinigung noch starke Unterschiede. Die Ostdeutschen wiesen zunächst ein deutlich höheres „Aktivitätsniveau“ im Urlaub als die Westdeutschen auf. Inzwischen hat sich die Urlaubsmotivation weitgehend angeglichen und auch bei den Ostdeutschen sucht man im Urlaub eher die Rekreation. Auch die Ostdeutschen suchen inzwischen eher Erholung als Erleben im Urlaub Urlaubsmotive Ost und West In %; Hauptinhalt der Reisen in den letzten 12 Monaten 33 Verwöhnen lassen West 40 35 Verwöhnen lassen Ost 27 35 Ausruhen, faulenzen West Ausruhen, faulenzen Ost 40 32 2008 20 1991 Viel Erleben West 31 Viel Erleben Ost 31 neue Eindrücke West neue Eindrücke Ost 42 56 32 47 36 62 Quelle: Reiseanalysen (F.U.R.) 35 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse III. Reiseziele 1. Reiseabsichten – Krisengewinner Inlandsurlaub? Comeback des Inlandsurlaubs 2008 war der Deutschlandurlaub wieder en vogue. Nach der BAT-Tourismusanalyse stieg der Anteil der Inlandsreisenden auf 38 nach 36 % im Vorjahr (längste Urlaubsreise ab 5 Tagen; Basis: Personen, die 2008 eine Urlaubsreise unternommen haben). Die Bedeutung des Inlandsurlaubs hat damit wieder das Niveau von 1998 erreicht, nachdem es zwischenzeitlich bis 2005 auf 32 % abgesunken war. Entsprechend rückläufig war in den letzten drei Jahren der Anteil der Auslandsreisenden an den Urlaubern auf 62 % in 2008. Für 2009 planten im Januar 26 % der Bundesbürger einen Inlandsurlaub; 12 Monate vorher waren es 23 %. Es deutet einiges darauf hin, dass sich dieses Plus von 3 Prozentpunkten bei der Urlaubsplanung im Laufe des Jahres auch in einem weiteren Zuwachs beim Inlandsurlaub niederschlagen wird. In unsicheren Zeiten wollen viele nicht allzu weit in die Ferne schweifen. Auch der GfK-TravelScope geht davon aus, dass die Zahl der Inlandsreisen 2009 steigen wird, während bei den Auslandsreisen ein Minus nicht ausgeschlossen wird. Nach der BAT-Tourismusanalyse wollten im Januar 2009 nur noch 44,5 % der Bundesbürger im laufenden Jahr ins Ausland fahren. Dies war mit einem Minus von 12 Prozentpunkten ein deutlicher Rückgang – selbst wenn man berücksichtigt, dass die Werte der beiden BAT-Tourismusanalysen von 2008 und 2009 wegen eines Forschungsinstitutswechsels nicht voll vergleichbar sind. Nordafrika entwickelt sich zur Spitzendestination der Deutschen Reiseziele 2008 In % Spanien 12,3 Italien 7,2 Türkei 6,3 Österreich 4,9 Nordafrika 4,0 Osteuropa 3,7 Skandinavien 3,1 Kroatien/Slovenien etc. 2,8 Frankreich 2,6 Griechenland 2,5 Nordamerika 1,5 Karibik 1,3 Asien (China, Thailand etc.) 1,2 Portugal 0,8 * längste Urlaubsreise; Basis: alle Befragten, die 2008 eine Urlaubsreise unternommen haben Quelle: BAT Stiftung für Zukunftsfragen Es spielen hier allerdings eine Reihe schwer kalkulierbarer Faktoren eine Rolle: Vor allem der Inlandsurlaub ist in einem hohen Maße abhängig vom Som- 36 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse merwetter. Sollte vor oder während der Haupturlaubsperiode das Wetter in Deutschland schlecht sein, wird es viele potenzielle Deutschlandurlauber doch noch ins Ausland treiben. Nur ein Viertel der Inlandsurlaubsreisen ab 5 Tagen wird bei einem Reiseveranstalter als Pauschal- oder Bausteinreise gebucht. Drei Viertel sind nicht-organisierte Reisen, bei denen der Urlauber meist flexibel seine Reise durchführen kann. Ein Viertel der Deutschlandurlauber fährt sogar „ins Blaue“, d.h. man hat keinerlei Teilleistungen wie etwa die Unterkunft vor der Reise gebucht (Reiseanalyse 2008 / F.U.R.). Nach der BAT-Tourismusanalyse hat Spanien 2008 seine Position als wichtigstes Auslandsziel behauptet – 12,3 % der Urlauber, und damit 5 Prozentpunkte mehr als nach Italien, sind für ihren Haupturlaub auf die Balearen oder Kanaren sowie ins spanische Festland gereist. Nach den Reiseabsichten zu Anfang des Jahres wird Spanien seine überragende Stellung behalten. Italien war zwar 2008 weiterhin zweitwichtigstes Urlaubsland gemessen am Anteil der Urlaubsreisenden. Die Türkei, die 2008 Österreich überholt hat, ist bei den Reiseabsichten zu Anfang 2009 dem westlichen Mittelmeer-Konkurrenten jedoch schon ziemlich nahe gerückt. Türkei kann ihren Anteil an Haupturlaubsreisen ausbauen Reiseabsichten 2009 Anteile in % Spanien 8,2 Italien 5,5 Türkei 5,2 Österreich 3,1 Nordafrika 3,0 Osteuropa 3,0 Griechenland 2,7 Kroatien/Slovenien etc. 1,8 Skandinavien 1,7 Frankreich 1,7 Nordamerika Karibik/Mexiko Singapur/Thailand etc. 1,3 1,1 1,0 * Planung Januar 2009; Urlaubsreise ab 5 Tagen; Basis: Bevölkerung ab 14 Jahren Quelle: BAT Stiftung für Zukunftsfragen 2008 besuchten noch etwas mehr Urlauber Nordafrika (Ägypten, Tunesien, Marokko etc.) als Osteuropa (Ungarn, Polen, Slowakei etc.). Bei den Reiseabsichten lagen beide Urlaubsregionen Anfang 2009 jedoch gleich auf. Die arabischen Staaten Nordafrikas sind allerdings in hohem Maße vom Ausbleiben terroristischer Gewalt abhängig. Anschläge wie in Kairo im Februar 2009 können sich bereits negativ auf die Buchungszahlen auswirken. Die politischen Unruhen in Griechenland im Dezember 2008 haben offenbar eine große Zahl von Deutschen nicht davon abgehalten, im folgenden Monat einen Urlaub in Griechenland einzuplanen. 37 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Anteil der „Neukunden“ in den Destinationen steigt Zwischen den einzelnen Urlaubsgebieten wächst die Konkurrenz. Zum einen werden immer mehr Destinationen erschlossen und aktiv vermarktet. Zum anderen ist der ”Relevant Set” der deutschen Urlauber breiter geworden. Durch die seit Jahren hohe Reiseintensität haben sie ein umfangreiches ReiseKnow-how angesammelt und die Schwellen zum Ausprobieren von etwas Neuem sind gesunken. Nach der Reiseanalyse 2008 haben 41 % der deutschen Urlauber bei ihrer Haupturlaubsreise ein Ziel besucht, das sie noch nicht kannten. – 2001 lag dieser Anteil noch bei 33 %. Bei den Auslandsreisen lag der Anteil neuer Ziele mit 44 % noch etwas höher, während bei den Inlandsreisen nur noch 33 % in unbekannte Gefilde vordrangen. Auch bei den Zweit- und Drittreisen werden eher Gebiete aufgesucht, mit denen man vertraut ist. Nach der TdW 2009 gaben 30 Mio. Bundesbürger (47 %) an, dass sie im Urlaub möglichst jedes Mal in verschiedene Länder verreisen. Dabei handelt es sich erwartungsgemäß eher um die jüngeren Urlauber. Gleichzeitig gibt es jedoch auch eine Urlauber-Klientel mit ausgesprochen starker ZielgebietsLoyalität. Nach der TdW bevorzugen 18 Mio. Deutsche (28 %) bei ihrem Urlaub die gleiche Region wie beim letzten Mal; 9 Mio. (14 %) gehen sogar am liebsten jedes Mal an den gleichen Ort. Diese Zielgebietstreuen zählen weit überdurchschnittlich zur Generation 60-Plus. Vor allem deutsche Urlaubsregionen, aber auch Reiseziele in Norditalien (Süd-Tirol), Österreich, Slowenien oder Polen haben einen hohen Anteil an Stammgästen. Zufriedenheit* der Sommerurlauber mit ausgewählten Zielen Sommerurlaubsreisen Juni bis September 2008 Ausland Schulnote Inland Kroatien 1,6 Deutschland Österreich 1,6 - Bayern Spanien 1,7 - Baden-Württemberg Dänemark 1,7 - Meckenburg-Vorpommern Frankreich 1,8 - Schleswig-Holstein Polen 1,8 - Niedersachsen Italien 1,8 Türkei 1,8 Niederlande 2,1 * Schulnotensystem: 1 = sehr gut; 6 = ungenügend Quelle: ETI 2008 waren die Urlauber überwiegend mit ihrem Sommerurlaub zufrieden Schulnote 1,8 1,7 1,7 1,7 1,8 1,8 Insbesondere bei den tendenziell zielgebietstreuen Urlaubern spielt die Beurteilung der letzten Reise eine Rolle bei der Urlaubsplanung. Nach der ETIStudie sind die meisten Urlauber mit ihrem Zielgebiet im Sommer 2008 zufrieden gewesen. Auf der Basis einer Bewertung nach dem Schulnoten-System wurden die meisten Reisen mindestens mit „gut“ eingestuft. Nur ein knappes Zehntel vergab die Note „befriedigend“ und lediglich 5 % waren so unzufrieden, dass sie dies mit einer schlechteren Note zum Ausdruck brachten. Am zufriedensten waren 2008 die Kroatien-Urlauber mit ihrem Sommerurlaub. Deutschland lag mit der Note 1,8 leicht unter dem Durchschnitt; besonders gut schnitten hier Bayern, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern ab. 38 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Marktvolumen des Reisemarktes nach In-/Auslandsreisen In Mio., Touristikjahr 2006/2007 66 60 14,5 8,5 15,4 Urlaubsreise Winter 4,8 Kurzreise Winter 21,2 34,5 Urlaubsreise Sommer 21,0 Kurzreise Sommer 6,1 Ausland Inland Kurzreise: 1 bis 3 Übernachtungen, Urlaubsreise: ab 4 Übernachtungen Winter: November bis April, Sommer: Mai bis Oktober Quelle: GfK TravelScope Im Touristikjahr 2006/07 waren von den 126 Mio. Reisen ab einer Übernachtung 52 % Inlandsreisen (GfK TravelScope; im Gegensatz zur BATTourismusanalyse werden hier nicht die Personen betrachtet, die eine Urlaubsreise ab 5 Tagen Dauer unternehmen, sondern die Anzahl der von den Urlaubern durchgeführten Reisen einschließlich der zusätzlich längeren Urlaubreisen bzw. der Kurzreisen). Während die längeren Urlaubsreisen ab 4 Übernachtungen zu 62 % ins Ausland führten, waren es bei den Kurzreisen (1 bis 3 Übernachtungen) nur 23 %. Zwischen Sommer- und Winterhälfte des Touristikjahres sind die Unterschiede nicht ganz so groß: Im Sommer überschreiten 49 % aller Reisen die Grenze, im Winter sind es 45 %. Vor allem viele Kurzreisen bleiben im Winterhalbjahr (November bis April) im Inland. Gut die Hälfte aller Reisen führen zu inländischen Zielen 2. Auslandsziele – Wachstumspause bei Fernreisen Spanien ist bei den Urlaubsreisen ab 5 Tagen wichtigstes Reiseziel der Deutschen (bei Kurzreisen spielt das Land nur eine untergeordnete Rolle). 2008 hat sich der Ausgabenrückgang deutscher Besucher in Spanien fortgesetzt. Auch die Zahl der Flugpassagiere aus Deutschland ist geschrumpft (-2 %; siehe Kapitel Flugmarkt). Das Spanische Ministerium für Industrie, Tourismus und Handel geht für 2008 allerdings nur von einem Minus von 0,2 % auf 10 Mio. deutsche Gäste aus. „Teuer-Image“ bremst Spanien-Tourismus Vor allem das spanische Festland musste 2008 Einbußen hinnehmen – nicht zuletzt, weil für etliche deutsche Auto-Urlauber die Anfahrt bei den hohen Spritpreisen im Sommer zu teuer erschien. Auch die Kanaren liefen nicht gut wegen der Erhöhung der Flugkosten, die hier einen relativ hohen Anteil an den Reisepreisen haben. Mallorca als wichtigstes Spanien-Ziel der Deutschen meldete dagegen bei Flugpassagieren aus Deutschland ein leichtes Plus auf 7,7 Mio. Gäste. 2009 wird Spanien als relativ teures Urlaubsland nach Ansicht der Dresdner Bank wie Italien, Griechenland oder Portugal die Sparbemühungen der deut- 39 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse schen Urlauber zu spüren bekommen. Gegenüber der kostengünstigeren Konkurrenz Türkei, Ägypten oder Osteuropa (Bulgarien) könnte die iberische Halbinsel das Nachsehen haben. Angesichts der Wettbewerbsnachteile beim PreisLeistungsverhältnis, die vor allem die Zielgruppe Familie abschreckt, versuchen die Hoteliers derzeit, mit Rabatten einen weiteren Rückgang aufzuhalten. Reiseausgaben im Ausland In Mrd. EUR 6,9 Spanien 7,2 6,3 Österreich 6,0 5,6 5,8 Italien 3,6 3,8 Frankreich 3,5 Türkei 3,2 2007 2,7 3,0 USA 2,7 2,6 2,5 Schweiz 2,4 2,3 Polen Tschechien 2008 3,1 Niederlande 2,0 1,8 Quellen: Dresdner Bank, Deutsche Bundesbank Österreich macht wieder Boden gut Nach Auslandsausgaben folgt Österreich auf dem zweiten Rang. Schwerpunkt des Österreich-Tourismus sind Kurzreisen, bei denen das Land einen Marktanteil von 29 % hat (Touristikjahr 2006/07; GfK TravelScope). 2008 gehörte Österreich zu den Gewinnern: Die Zahl deutscher Gäste stieg auf 10,6 Mio. Allein im Sommer war ein Zuwachs um gut 4 % auf 5,4 Mio. Ankünfte zu verzeichnen. Auch im Veranstaltermarkt konnte die Alpenrepublik 2007/08 zulegen – die deutschen Reiseveranstalter haben mehr Reisen ins Nachbarland verkauft, obwohl Österreich eher eine Domäne der ”Selbstorganisierer” und Auto-Touristen ist. Die Wintersaison 2008/09 ist mit einem deutlichen Plus bei deutschen Wintergästen ebenfalls gut gestartet. Trotz der 4 Spiele der deutschen FußballNationalmanschaft in Österreich im Juni hat dieses Ereignis keinen größeren Impuls auf die gute Entwicklung in 2008 ausgelöst – viele deutsche FußballFans kamen lediglich als ”Tages-Schlachtenbummler”. Bisher hatte Österreich einen schweren Stand gegenüber den MittelmeerLändern. Für 2008 und wohl auch 2009 profitiert man dagegen von der relativ kurzen Strecke, die deutsche Urlauber zurücklegen müssen, bzw. vom Aufschwung beim Auto-Tourismus. Nach Ansicht der Dresdner Bank werden 2009 vor allem Nahziele gewinnen, da man hier die Kosten besser abschätzen kann. Die Chancen für 2009 basieren daneben nicht zuletzt auf der Erfahrung des österreichischen Tourismusgewerbes, dass immer dann mehr Deutsche kommen, wenn in Deutschland die Wirtschaftsleistung sinkt. 40 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Ziele der wichtigsten Auslandsreisen Touristikjahr 2006/2007 Italien Österreich Spanien Niederlande Frankreich Türkei Schweiz Griechenland Tschechien/Slowakei Dänemark USA/Kanada Skandinavien Großbritannien Polen Ägypten Kroatien alle Reisen (60 Mio.) 14,7 14,2 13,6 5,8 5,7 5,4 3,7 3,4 2,9 2,9 2,4 2,3 2,3 2,2 1,9 1,8 kurze Reisen* (11 Mio.) 14,6 29,2 2,7 10,5 9,4 0,4 7,2 0,5 6,7 2,0 0,2 2,0 3,7 2,0 0,0 0,3 lange Reisen** (49 Mio.) 14,7 10,8 16,1 4,8 4,9 6,5 2,9 4,1 2,1 3,1 2,9 2,4 2,0 2,2 2,3 2,2 * 1 bis 3 Übernachtungen ** ab 4 Übernachtungen Quellen: GfK TravelScope Italien liegt bei der Gesamtzahl aller Reisen vorn, da sowohl viele Kurz- als auch längere Urlaubsreisen dorthin unternommen werden. 2008 gingen die Ausgaben deutscher Italienbesucher wieder zurück. Die Zuwächse der Vorjahre sind damit gestoppt; sie waren hauptsächlich durch den expandierenden Billigflug-Verkehr auf die Halbinsel und einem damit einhergehende Aufschwung bei Städtereisen getragen worden. Impuls durch Billig-Flieger beim Italien-Tourismus läuft aus Im Billigflug-Verkehr mit Italien zeichnet sich eine Sättigungsgrenze ab – die meisten lohnenden Strecken sind inzwischen erschlossen; teilweise wurden Strecken auch schon wieder aus dem Markt genommen. 2008 war der Rückgang beim Flugverkehr Italien-Deutschland mit einem Minus von 5 % relativ hoch – nach +9 % im Vorjahr. Auch im Veranstaltermarkt wurden weniger Italienreisen verkauft. Daneben dürften die hohen Benzinkosten den per Auto meist aus Süddeutschland anreisenden Individual-Urlauber gebremst haben. Wie Österreich oder die Niederlande hat Frankreich seinen Schwerpunkt eher bei den Kurzreisen, bei denen man mit einem Marktanteil von knapp 9 % auf dem vierten Platz rangiert (Touristikjahr 2006/07; GfK TravelScope). Die Grande Nation – weltweit größter Touristenmagnet mit jährlich 80 Mio. Besuchern – hat derzeit Probleme mit der Hotelqualität. Die Branche fordert deshalb ein Investitionsprogramm, um ein Zurückfallen im internationalen Wettbewerb zu verhindern. Die Türkei gehörte 2007/08 zu den Gewinnern im Veranstaltermarkt. Bei den Flug-Passagieren war ein Plus von 2 % zu verzeichnen, und die Zahl deutscher Urlauber erreichte 4,5 Mio. Personen. Die Türkei profitiert von ihrem Preiswert-Image. In der Werbung, die 2009 mit einer neu aufgelegten Kampagne intensiviert wird, sucht das Land derzeit allerdings eher eine PremiumPositionierung; man will mehr Gäste für andere Angebote als die üblichen AllInclusive-Anlagen interessieren. Es ist allerdings fraglich, ob sich dieser Stra- Türkei will weg vom BilligImage 41 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse tegiewechsel angesichts der derzeitigen Marktlage durchhalten lässt. Darüber hinaus möchte man die Konzentration der deutschen Gäste auf die türkische Riviera um Antalya aufbrechen. Die Unruhen vom Dezember scheinen Griechenland als Urlaubsziel der Deutschen zumindest nach der Reiseplänen vom Januar nicht geschadet zu haben (siehe vorheriges Kapitel). Auch der Marktanteil an den GIATAHotelbuchungen im Dezember zeigte ein leichtes Plus auf 5,9 % (Dezember 2007: 5,1 %; die GIATA-Daten zeigen die Entwicklung bei Hotelbuchungen über Internet und Reisebüros). Gleichwohl sind die Besucherzahlen in Athen zu Anfang des Jahres drastisch eingebrochen und der griechische Verband der Tourismusunternehmer konstatiert ein Imageproblem. Mit einer WerbeOffensive will die Regierung gegensteuern und vor allem verhindern, dass die Briten – als wichtigste Säule des Griechenland-Tourismus – fernbleiben. Großbritannien will mit gesunkenem Pfundkurs werben Großbritannien hofft 2009 vom gesunkenen Pfund-Kurs sowie der reduzierten Mehrwertsteuer zu profitieren. Nach dem deutlichen Rückgang deutscher Gäste in 2008 erwartet man nun einen starken Zuwachs, den man ab April über eine Gemeinschafts-Kampagne mit Airlines unterstützen will. Insgesamt musste die Mittelmeer-Region im Sommer 2008 ein Minus bei der Anzahl der Reisen von 2,5 % hinnehmen (GfK-TravelScope). Vor allem Familien mit Kind haben sich zurückgehalten und es wird erwartet, dass sich dieser Trend 2009 fortsetzt. Ägypten konnte im Sommer als einziges MittelmeerLand einen deutlichen Zuwachs erzielen (GfK TravelScope). Im Gesamtjahr 2008 stieg die Zahl der Flugpassagiere sogar um 6 %. Dies hat sich in entsprechenden Umsatzzuwächsen bei den deutschen Reiseveranstaltern niedergeschlagen. Bei den Buchungen für die Wintersaison schwächelte das Land am Nil zunächst, was der Ägypten-Spezialist OFT auf zu stark gestiegene Preise zurückführt. Inzwischen greift der ägyptische Staat den Hoteliers und Fluggesellschaften mit Gebührensenkungen unter die Arme, um Reisen ins Land der Pharaonen wieder billiger zu machen. Im GIATA-Ranking der Hotelbuchungen war Ägypten als wichtiges Winterziel im Dezember 2008 mit einem Marktanteil von 17,6 % eindeutiger Marktführer (im Dezember 2007 lag der Marktanteil noch fast 5 Prozentpunkte niedriger – dieser Zuwachs ging vor allem zu Lasten von Spanien). Insbesondere die für den preiswerten Tourismus stehende Region Hurghada war im Plus. Gleichwohl dürfte es Anstrengungen kosten, im laufenden Jahr das gute Vorjahresergebnis wieder zu erreichen. Weitere wichtige Ziele in Nordafrika sind Tunesien und Marokko. Tunesien profitiert derzeit vom guten Preis-Leistungsverhältnis. Das Land hat sich besonders stark im Bereich Wellness und Golf positioniert. Marokko konnte 2008 die Zahl deutscher Gäste auf 175.000 (+9 %) erhöhen; man hofft auf mehr Billigflüge und dadurch Zuwächse bei Kurzreisen. Als weiteres Sonnenziel profiliert sich zunehmend Bulgarien mit einem günstigen PreisLeistungsverhältnis – 2007/08 musste das Land im deutschen Veranstaltermarkt jedoch noch Einbußen hinnehmen. USA-Boom auch 2009 42 Das relativ kleine, gleichwohl lukrative Fernreise-Segment kam im Sommer nach den Daten des GfK-TravelScope noch auf einen Zuwachs bei der Zahl der Reisen von +2,5 %. Getragen wurde der Aufwärtstrend vor allem durch Zuwächse bei Reisen nach Nordamerika (USA/Kanada) sowie in die Vereinigten BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Arabischen Emirate. Aber auch Australien/Neuseeland (+12 % bei Flugpassagieren in 2008) konnte zulegen und Thailand als wichtiges Winterziel war im Touristikjahr 2007/08, das im Oktober zu Ende ging, im Plus. Nach den Flughafen-Blockaden im November kam allerdings der Einbruch; derzeit versuchen Hotels, Airlines und das thailändische Fremdenverkehrsamt, den Tourismus wieder anzukurbeln. Auch Veranstalter sind aktiv (etwa JahnReisen mit einem Extra-Rabatt für schnellentschlossene Thailand-Bucher). Demografie Reiseziele Die Zielgebiete weisen meist prägnante Zielgruppen-Strukturen auf. So unternehmen vor allem Familien und Senioren häufig Inlandsreisen. Nach sozialem Status gehören die Inlandsurlauber eher den mittleren bis unteren Schichten an (siehe Anhang 2). Bei den Auslandszielen kommen Italien-Urlauber auf einen größeren Anteil von jüngeren Reisenden (14-29 Jahre). Daneben sind es vor allem die Süddeutschen, die über die Alpen an Adria oder italienische Riviera (Ligurien) fahren (Urlauber aus Bayern und Baden-Württemberg stellen 54 % der Italien-Urlauber). Österreich weist ein vergleichbares Zielgruppen-Profil wie die Inlandsurlauber auf, allerdings liegt der soziale Status deutlich höher. Die insgesamt 7,3 Mio. Spanien-Urlauber stammen überdurchschnittlich aus Großstädten (37 %). Besonders die Balearen haben einen höheren Anteil jüngerer Urlauber, während bei den Besuchern der Kanaren sowie insbesondere des spanischen Festlandes ein relativ hoher sozialer Status auffällt. Daneben urlauben allerdings auch relativ viele jüngere Singles auf dem Festland – etwa in der Tourismus-Hochburg Marbella. Die Türkei hat ihren Zielgruppen-Schwerpunkt bei den mittleren bis unteren sozialen Schichten sowie bei den unter 29-Jährigen. Griechenland sowie insbesondere Fernziele werden häufiger von gehobenen sozialen Schichten besucht. Die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen haben sich inzwischen zwar nicht nivelliert. Ihr Ausmaß entspricht jedoch dem, wie man es auch zwischen Nord- und Süddeutschen vorfindet. Wichtigster Aspekt ist die Erreichbarkeit – Ostdeutsche fahren häufiger nach Osteuropa und Skandinavien, Westdeutsche häufiger nach Italien, Frankreich oder in die Niederlande. Daneben sind Spanien, Türkei und Asien/Amerika/ Australien noch Regionen, bei denen die Westdeutschen auf leicht überdurchschnittliche Anteile kommen. Nach Einschätzung der Dresdner Bank werden Fernziele 2009 an Bedeutung verlieren. Eine Ausnahme dürften allerdings die USA bilden, deren Boom durch günstigen Dollar-Kurs, Image-Verbesserung und nicht zuletzt die ”Obamania” weitergetragen wird. Selbst die ab 2009 nochmals verschärften Einreisebedingungen sowie ein Rückgang der Impulse aus dem günstigen Dollarkurs dürften den USA-Trend kaum bremsen. Man hofft für 2009 auf 2 Mio. deutsche USA-Besucher – 2007 waren es noch 1,5 Mio. Die USA könnten auch von der Schwäche anderer Fernziele wie Thailand, Sri Lanka oder Südafrika profitieren. Kenia tut sich nach den Unruhen von Anfang 2008 immer noch schwer. 3. Inlandsziele – Zuwächse durch Familien Laut BAT-Tourismusanalyse hat Deutschland als Ziel der längsten Urlaubsreise seit 2005 stetig an Bedeutung gewonnen und man erwartet, dass dieser Trend angesichts der Wirtschaftkrise auch 2009 anhält. Mit 38 % der Urlauber ist Deutschland das mit Abstand wichtigste Ziel des Haupturlaubs der Deut- Nur Singles haben Inlandsreisen reduziert 43 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse schen – weit vor Spanien mit 12,3 %. Getragen wird das Comeback des Deutschlandtourismus vor allem von Familien mit Kindern. 2008 sind 46 % der Familien beim Haupturlaub im Inland geblieben – gut 10 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Bei den anderen Haushaltstypen haben sich die Inlandsanteile ebenfalls erhöht, allerdings nicht in diesem Ausmaß. Lediglich Singles (25 bis 49 Jahre) sind mehr ins Ausland gefahren. Deutschland-Urlauber nach Lebensphase 2008 In % der Urlauber insgesamt 37,9 Deutschland insgesamt 33,5 2008 junge Erwachsene Singles Paare Familien mit Kindern Junge Senioren Ruheständler 2007 36,9 Jugendliche 28,9 32,1 22,6 25,2 29,8 33,9 26,0 45,7 35,5 36,0 35,7 45,7 39,3 Quelle: BAT Stiftung für Zukunftsfragen 2008 war Bayern nach der BAT-Tourismusanalyse wichtigstes Ziel des Haupturlaubs im Inland. 8,7 % der Urlauber verbrachten ihren längsten Urlaub in den Bayerischen Alpen, im Allgäu, dem Bayerischem Wald etc. Knapp dahinter folgten die Ostseeküste (7,6 %) und die Nordseeküste (5,7 %). Baden-Württemberg lag mit seinen Haupturlaubsregionen Schwarzwald und Bodensee auf dem vierten Rang (2,9 %). Neben Bayern konnte vor allem MecklenburgVorpommern 2008 zulegen, das mit der mecklenburgischen Seenplatte (Anteil 2008: 2,6 %) neben der Ostsee eine zweite zugkräftige Urlaubsregion hat. Beide Regionen zusammen kamen auf 7,3 %. Im Bundesländer-Ranking nimmt Mecklenburg-Vorpommern damit Platz 2 ein hinter Bayern und vor Schleswig-Holstein (7,1), Niedersachsen und Baden-Württemberg (beide 4,3 %) ein. Familien fahren in den Norden, Senioren in den Süden Vor allem Familien bevorzugen beim Inlandsurlaub die nördlichen Küstenregionen. Spitzenreiter sind dabei Küste und Inseln der niedersächsischen Nordsee, wo 5,7 % der Familien 2008 ihren Haupturlaub verbracht haben. Die Ruheständler zieht es dagegen vornehmlich nach Bayern. Auch BadenWürttemberg und Nordrhein-Westfalen werden eher von den älteren Urlaubern besucht. Daneben bleiben etliche Deutsche in ihrem Urlaub mehr oder weniger vor der „eigenen Haustür“: So stammen 38 % der Urlauber an der Nordsee aus Nordrhein-Westfalen (17 Prozentpunkte über Durchschnitt). Die Ostsee-Urlauber sind zu 40 % Ostdeutsche einschließlich Berliner (18 Prozentpunkt über Durchschnitt). Ähnlich hoch ist der Anteil der Ostdeutschen an den Urlaubern 44 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse in der Region Mecklenburgische Seenplatte. Nach Bayern zieht es dagegen die Süd- bzw. Südwestdeutschen: 41 % kommen aus Bayern, BadenWürttemberg oder Rheinland-Pfalz (9 Prozentpunkte über Durchschnitt; AWA 2008). Inlandsziele 2008 der längsten Urlaubsreise In % der Urlaubsreisenden insgesamt 13,3 Bayern 9,7 8,7 4,3 3,9 Baden-Württemberg 2,9 3,1 Nordrhein-Westfalen 1,9 1,7 1,3 Binnenland NS 1,9 1,5 Ruheständler Familien mit Kind 3,0 Nordsee NS 5,7 2,9 insgesamt 2,8 Nordsee SH 4,0 2,8 4,3 Ostsee SH 5,0 2,9 2,5 Ostsee MVP 4,8 4,7 NS: Niedersachsen; SH: Schleswig-Holstein; MVP: Mecklenburg-Vorpommern Quelle: BAT Stiftung für Zukunftsfragen (25. Deutsche Tourismusanalyse) Im Touristikjahr 2007/08 haben sich auch die Deutschland-Angebote der Reiseveranstalter besser verkauft. Allerdings hat die Touristik-Branche bisher im Segment Deutschlandreisen nur eine geringe Bedeutung. TUI und Thomas Cook machen weniger als ein Zehntel ihres Geschäfts mit Inlandsreisen. Andere wie Alltours oder FTI setzen sogar fast ausschließlich auf Flugreisen ins Ausland oder beschränken sich bei Inlandsreisen auf Städtetrips. Stärker aufgestellt ist da die Rewe-Touristik; sie konnte ihren Deutschlandumsatz 2007/08 um 5 % steigern. Inlandsprodukte bei den Reiseveranstaltern noch unterrepräsentiert Die Veranstalter entdecken jedoch zunehmend dieses bisher vernachlässigte Geschäftsfeld und bauen Angebote und Kataloge für Inlandsreisen aus. Nach der Reiseanalyse (F.U.R) wurden 2007 zwar nur 5 Mio. längere Urlaubsreisen im Inland als Pauschal-/Bausteinreise bei einem Reiseveranstalter gebucht; dies war gerade mal ein Viertel aller längeren Inlandsurlaube ab 5 Tagen. Gegenüber 2006 war dies allerdings ein deutlicher Zuwachs; in jenem Jahr umfasste dieses Marktsegment nur 4,3 Mio. Reisen (21 % aller Inlandsreisen). Der Marktanteil der Inlandsreisen an längeren Veranstalterreisen ist dadurch von 14 auf 17 % gestiegen (Reiseanalysen, F.U.R.). 4. Ausländische Gäste – Minus bei Geschäftsreisen Die Wirtschaftskrise zeigt inzwischen auch Auswirkungen bei den ausländischen Besuchern Deutschlands („Incoming“). Zwar stieg die Zahl der ausländischen Gäste des deutschen Beherbergungsgewerbes im Gesamtjahr 2008 um 2 % auf 23,6 Mio. Und die Zahl der Übernachtungen erhöhte sich um 3 % auf 53 Mio. Im letzten Quartal 2008 ging die Zahl der Übernachtungen jedoch um 7 % weniger Gäste aus den USA 45 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse 1 % zurück. Vor allem die Gäste aus den USA blieben weg. Sie stellen mit knapp 2 Mio. das zweitgrößte Besucherkontingent – 2008 waren es 7 % weniger als im Vorjahr. An erster Stelle liegen traditionell die Niederländer, bei denen 2008 ein Zuwachs von 6,5 % auf 3,6 Mio. verbucht werden konnte. Besonders wichtige Ziele ausländischer Besucher sind die Großstädte. An erster Stelle kommt hier Berlin, das 2008 auf 7 Mio. Übernachtungen ausländischer Gäste (+6,5 %) kam; das waren immerhin zwei Drittel aller Übernachtungen in der Bundeshauptstadt. An zweiter Stelle folgte 2007 München (4,5 Mio.) vor Frankfurt (2,5 Mio.) und Köln bzw. Hamburg (beide jeweils rund 1,6 Mio.). In den nächsten Jahren rechnet die DZT (Deutsche Zentrale für Tourismus) weiterhin mit einer steigenden Zahl von Besuchern aus dem Ausland; mittelfristig werden 66 Mio. ausländische Gäste für möglich gehalten. Nicht zuletzt die Image-Verbesserung durch die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 hat dazu beigetragen, dass Deutschland international als Reisedestination aufgewertet wurde. Dies schlägt sich auch im Anholt-GfK Nation Brands Index nieder, der eine Art Markenindex für Länder in Bezug auf Tourismus, Wirtschaft oder Investments ist. Hier belegt Deutschland den ersten Platz – vor Frankreich, Großbritannien, Kanada und Japan. Wegen Wirtschaftskrise starke Einschränkungen bei Geschäftsreisen 2008 sind die Ausgaben der ausländischen Besucher noch um 1 % auf 26,5 Mrd. EUR gestiegen. Für 2009 erwartet die Dresdner Bank jedoch ein Minus von 2 %. Wegen des hohen Anteils an Geschäftsreisenden bei ausländischen Besuchern ist Deutschland beim Incoming besonders stark von der Wirtschaftskrise betroffen. Nach Schätzung der Dresdner Bank haben 30 % der ausländischen Besuche in Deutschland einen geschäftlichen Hintergrund – im europäischen Durchschnitt liegt dieser Anteil nur halb so hoch. Ausgaben ausländischer Gäste in Deutschland In Mrd. EUR 3,30 3,25 Niederlande 2,70 2,69 Schweiz 2,40 2,36 Frankreich 2,30 2,28 Österreich 2,00 USA 2,23 1,60 1,59 Dänemark Großbritannien Italien Quelle: Dresdner Bank 46 1,40 1,44 1,20 1,26 2008 2007 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse 5. Inländische Urlaubsregionen – Junge Berlingäste Die gute Entwicklung des Deutschlandtourismus in 2008 hat sich in einem entsprechenden Zuwachs bei den Gäste- und Übernachtungszahlen im Beherbergungsgewerbe niedergeschlagen. Das Statistische Bundesamt ermittelte für 2008 133 Mio. Gäste, die auf 370 Übernachtungen (+2 %) kamen. Damit hat sich der positive Trend von 2007 fortgesetzt. Für 2009 geht der DTV (Deutscher Tourismusverband) nur noch von einer Stagnation aus. Für 2008 erwartet der DTV eine Stagnation beim Fremdenverkehr Während bei den Geschäftsreisen ein Minus zu erwarten ist, wird das Urlaubersegment diesen Rückgang ausgleichen. Allerdings ist die Entwicklung wegen der hohen Zahl von Kurzreisen, die vielfach spontan unternommen werden, schwierig vorherzusagen; immerhin waren im Touristikjahr 2006/07 55 % der 66 Mio. Urlaubsreisen ins Inland Kurzreisen (GfK TravelScope). Die größten deutschen Städte nach Zahl der Übernachtungen 2008 in 1.000 Berlin 17.770 (+3 %) München 9.847 (+3 %) Hamburg 7.728 (+4 %) Frankfurt/M.* 5.380 Köln und Region 5.224 (-0,4 %) Düsseldorf / Region Hannover/Hildesheim 4.280 (+9 %) 3.661 (+10 %) Dresden 3.284 (-2 %) Nürnberg 3.012 (+3 %) Stuttgart* Bremen 2.589 1.651 (+8 %) * 2007 Quellen: Statistisches Bundesamt, DZT Bei den Städten ist Berlin mit Abstand das wichtigste Ziel der Deutschlandreisen. Mit 7,9 Mio. Gästen (+4 %) und 17,8 Mio. Übernachtungen (+3 %) in 2008 liegt die Bundeshauptstadt weit vor München, Hamburg oder Frankfurt. Dabei ist Berlin nicht nur als Ziel kurzer Städtetrips von Bedeutung. Die Stadt spielt auch im Segment der längeren Reisen eine Rolle: So gaben 2008 1,4 % der Urlaubsreisenden an, dass sie ihren Haupturlaub in der Bundeshauptstadt verbracht haben. Damit liegt Berlin auf dem 9. Rang der Inlandsziele der BATTourismusanalyse – noch vor Sachsen, das auf 1,0 % kam. Bei den jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) kam Berlin sogar auf einen Anteil von 2,9 % und war damit in dieser Zielgruppe drittwichtigstes Inlandsziel nach der Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern (4,6 %) und Bayern (4,0). Einige Urlauber verbringen ihren Haupturlaub in Berlin Die einzelnen Fremdenverkehrsregionen in Deutschland haben sich 2008 unterschiedlich entwickelt. Von den größeren Regionen kam Hannover/Hildesheim mit einem Plus von 12 % bei den Gästeankünften auf den höchsten Zuwachs. Auch die Regionen mittlerer Neckar (Baden-Württemberg), Rügen/ 47 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Hiddensee (Mecklenburg-Vorpommern), Sächsisches Burgen- und Heideland sowie Emsland-Grafschaft Bentheim (Niedersachen) konnten sich mit Zuwächsen von jeweils 8 % deutlich besser als die übrigen Regionen entwickeln. Sachsen punktet mit seiner Landschaft Die verschiedenen deutschen Urlaubsregionen und Städtereiseziele sind im Wettbewerbsumfeld unterschiedlich positioniert. Dies spiegelt sich in den Kriterien wider, die die Besucher der jeweiligen Reiseziele bei der Entscheidung zugrunde gelegt haben. Nach einer Untersuchung des DWIF (Deutsches Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr) lassen sich hier deutliche Unterschiede in der Motivationsstruktur aufzeigen. Beim Vergleich etwa der Besucher von Hessen und Sachsen zeigt sich, dass sich besonders viele Hessen-Gäste wegen der Kriterien Ortsbild/Landschaft, gute Luft / gutes Klima oder Atmosphäre/Flair für Rhön, Taunus oder Spessart entschieden haben. Daneben spielten bei der Entscheidung für Hessen auch die Hotels/Unterkünfte eine wichtigere Rolle als im Durchschnitt. Bei den Besuchern von Sachsen war die Entscheidung vor allem von den Kriterien Landschaft, Empfehlung und gute Erfahrung bei früheren Besuchen bestimmt. Daneben sprach auch das Preis-Leistungsverhältnis für Sachsen. Der Kultur- und Besichtigungsgast ist der häufigste Besucher deutscher Städte Bei den Besuchern deutscher Städte hat das DWIF in einer Typologie vier Typen ausgemacht. Den größten Anteil hat der Kultur- und Besichtigungsgast mit 37 %. Beim ihm spielen die Kriterien „Städtisches Flair erleben“ und „Kunst & Kultur erleben“ die größte Rolle. An zweiter Stelle folgt der Städteallrounder (28 %), bei dem Erholen/Entspannen und „einfach genießen“ an erster Stelle stehen. Nach den Verwandten-/Bekanntenbesuchern (18 %) folgt der erlebnisorientierte Städtegast (17 %), bei dem die Faktoren Spaß/Vergnügen sowie Kunst & Kultur bzw. städtisches Flair erleben am häufigsten der Entscheidung zugrunde gelegt werden. Kriterien für die Destinationsentscheidung In-/ausländische Deutschlandurlauber; in % Deutschland Hessen Landschaft 54 Gute Luft / Klima Image der Destination Empfehlung Freunde / Bekannte Erholungsmöglichkeiten Gute Erfahrung in der Vergangenheit 40 Gute Luft / Klima 34 36 Atmosphäre / Flair 33 35 32 25 Atmosphäre / Flair Preis-LeistungsVerhältnis 29 Ruhe 29 Landschaft Hotels / Unterkünfte Erholungsmöglichkeiten Gute Erfahrung in der Vergangenheit Nähe / Erreichbarkeit Sehenswürdigkeiten Land & Leute 28 Wellness-Angebote 35 35 35 Quelle: DWIF (DZT/Europäische Reiseversicherung) 48 Sachsen Ortsbild / Architektur 36 54 25 Landschaft Empfehlung Freunde / Bekannte Gute Erfahrung in der Vergangenheit Preis-LeistungsVerhältnis Sehenswürdigkeiten Kunst- / Kulturangebot Hotels / Unterkünfte 25 Image Destination 25 25 Gute Luft / Klima Ortsbild / Architektur 24 30 27 51 35 30 29 29 25 23 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse IV. Veranstaltermarkt 1. Organisierte Reisen – Gewinnt „pauschal“? Die Organisationsformen der Urlaubsreisen ab 5 Tagen haben sich in den letzten Jahren nur geringfügig verändert. Spekulationen über den „Tod der Pauschalreise“ haben sich zumindest bisher als haltlos erwiesen – trotz steigender Zahl von Online-Buchungen und der immer breiteren Möglichkeiten, sich im Internet etwa auf den Websites der Billigflieger oder der Deutschen Bahn Reisen selbst zusammenzustellen. Die Veranstalterbranche rechnet sich derzeit sogar zusätzliche Chancen aus, da sie mit der Pauschalreise ein Produkt anbietet, bei dem sich die Kosten besser kalkulieren lassen als beim selbst organisierten Urlaub. Mit AllInclusive-Reisen kann der Urlauber sogar fast alle Urlaubskosten im Voraus bestimmen, was nach Ansicht des Branchenverbandes DRV in der Wirtschaftkrise deren Absatz fördern wird. Gegen eine Ausweitung des Veranstaltermarktes in der aktuellen Lage spricht allerdings, dass wegen des erwarteten Trends zu Nahzielen Zuwächse in Urlaubsregionen wahrscheinlich sind, die eher nicht zu den Domänen der Pauschalreise gehören. Auf langfristige Sicht geht die F.U.R. gleichwohl von einer Fortsetzung des Trends zum Veranstalterprodukt aus. Bis 2015 hält man einen Marktanteil von Reisen, die von Veranstaltern oder Reisebüros organisiert sind, von 55 % bis 60 % für möglich (RA-Trendstudie). Dabei verschwimmen allerdings zunehmend die Grenzen – insbesondere zwischen den Veranstalterprodukten und den verschiedenen Möglichkeiten, sich im Internet Bausteine zu einer Reise zusammenzustellen. F.U.R. geht langfristig von weiteren Zuwächsen bei den Veranstalterreisen aus Organisationsform der Urlaubsreisen Anzahl der Urlaubsreisen ab 5 Tagen in Mio. 64,1 64,4 10,9 11,0 62,9 10,1 nichts vorher gebucht 22,4 23,2 23,3 2,6 2,6 2,5 28,2 27,7 27,0 2005 2006 2007 Teilleistungen einzeln gebucht* Baustein-/Modulreise Pauschalreise * Ticket/Fahrschein, Unterkunft etc. einzeln gebucht Quelle: Reiseanalysen (F.U.R.) 49 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Fast die Hälfte der längeren Urlaubsreisen werden beim Veranstalter gebucht 2007 waren laut Reiseanalyse 47 % aller Urlaubsreisen Komplett-Arrangements, die, meist über ein Reisebüro, bei einem Reiseveranstalter gebucht worden waren. Mit 43 % entfällt der Hauptteil auf die klassische Pauschalreise. Baustein- oder Modulreisen, mit denen dem Urlauber eine größere Flexibilität auch bei Veranstalterprodukten geboten wird, kamen nur auf 4 %. Zwar war bei den Veranstalterreisen zwischen 2005 und 2007 in absoluten Zahlen ein Rückgang zu verzeichnen. Dieser entsprach jedoch in etwa der Entwicklung bei allen Urlaubsreisen; die Anteile sind deshalb im Großen und Ganzen gleich geblieben. Baustein-Reisen werden inzwischen zwar von vielen Veranstaltern angeboten, ihre Bedeutung wächst jedoch nur langsam. Selbst bei der ReweTouristik, die einen eigenen Geschäftsbereich als Baustein-Sparte betreibt (Marken ADAC-Reisen, Meier´s Weltreisen, DerTour), buchen nach wie vor gut 70 % der Kunden das bewährte klassische Pauschalprodukt (2007). Reisen mit Teilbuchungen gewinnen etwas an Bedeutung Bei 37 % der Urlaubsreisen wurden im Voraus nur Teilleistungen gebucht – in der Regel die Unterkunft etwa beim Ferienwohnungsbetreiber. Der Anteil dieser Unterkunftsbuchungen an den Teilbuchungsreisen 2007 lag bei knapp vier Fünfteln; bei einem Drittel waren Ticket oder Fahrschein im Voraus gebucht worden. Diese Urlaubsreisen mit im Voraus gebuchten Teilleistungen waren die einzige Organisationsform, die im Zeitraum 2005 bis 2007 zulegen konnte, der Anteil ist um 2 Prozentpunkte gestiegen. Die restlichen 16 % der Urlaubsreisen sind Fahrten, bei denen man ohne irgendeine Vorabbuchung losgefahren ist. In den einzelnen Segmenten der Urlaubsreise sind die Anteile der organisierten Reisen (Pauschal-/Bausteinreisen) sehr unterschiedlich. Bei Inlandsreisen beträgt der Marktanteil der Veranstalter nur 25 %, bei Auslandsreisen sind es 56 %. Bei den Haupturlaubsreisen vertraut man ebenfalls eher den Reiseprofis (49 %), während bei den zusätzlichen Urlaubsreisen nur zu 37 % auf Veranstalterprodukte zurückgegriffen wird (RA 2008). Kurzreisen werden dagegen nur zu einem Fünftel mit Hilfe eines Veranstalters durchgeführt (Basis: Kurzreisende; VA 2008). Mittelmeerziele mit sehr hohem Pauschalanteil Regionen mit höchsten bzw. niedrigsten Veranstalter-Anteilen* In %; Basis: Urlaub ab 5 Tagen in den letzten 12 Monaten Nordafrika 95 Balearen 95 Kanarische Inseln 94 Karibik 93 Arabische Halbinsel (Golf-Staaten) 92 Türkei 90 Frankreich 44 Schweiz 44 42 Österreich Inland insgesamt 31 Benelux 31 Nord-/Ostsee 27 * Anteile geben Erfahrung mit Veranstalterreisen in den letzten 2 Jahren wieder; diese muss nicht unbedingt von der Reise in den letzten 12 Monaten stammen Quelle: VA 2008 50 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Die Organisationsform ist stark vom Reiseziel abhängig – je weiter entfernt das Ziel bzw. je höher der Anteil der Flugreisen, um so größer die Bedeutung der professionell organisierten Reisen. Die Grafik zeigt zwar nicht direkt die Organisationsform nach den Zielgebieten der Urlaubsreisen der letzten 12 Monate; die Bedeutung der Veranstalterreisen basiert hier auf dem Anteil der Urlauber, die über einen Zeitraum von 2 Jahren Kunde eines Reiseveranstalters waren (Reise bei einem Veranstalter in den letzten 2 Jahren bzw. für die laufende Urlaubssaison gebucht). Nord-/Ostsee-Urlauber haben geringe Affinität zu Veranstalterreisen Gleichwohl veranschaulicht sie die unterschiedliche Affinität zu Veranstalterprodukten bei den Urlaubern der jeweiligen Reiseziele. Am höchsten liegt diese bei denen, die in den letzten 12 Monaten eine Urlaubsreise nach Ägypten, Tunesien oder Marokko unternommen haben. Auch die Urlauber auf den Balearen, Kanaren und in der Karibik waren überwiegend Kunden von TUI & Co. Geringe Erfahrung mit Veranstalterprodukten haben dagegen die Urlauber an den deutschen Meeresküsten sowie in Belgien, Niederlande und Luxemburg. Auch Österreich, Schweiz und Frankreich sind eher Länder der IndividualTouristen. Die Organisationsform ist eines der Merkmale, bei denen sich Ost- und Westdeutsche nach wie vor unterscheiden: 2007 waren 54 % der von Ostdeutschen durchgeführten Urlaubsreisen Veranstalterprodukte, im Westen waren es 44 %. Dabei ist dieser Anteil 2007 im Vergleich zum Vorjahr im Westen um 2 Prozentpunkte gesunken, während die Ostdeutschen deutlich häufiger bei Veranstaltern gebucht haben (+5 Prozentpunkte). Weitere Merkmale der Veranstalterkunden sind der geringe Anteil der Pauschalreisenden bei Familien mit Kinder unter 14 Jahren (34 %), was allerdings auch mit den von dieser Urlaubergruppe präferierten Nahzielen zusammenhängt (RA 2008). In Ostdeutschland ist der Anteil der Pauschaltouristen 2007 gestiegen Nach Alter zeigt sich bei den Urlaubsreisen nur noch bei den 70-Plus ein unterdurchschnittlicher Anteil von Veranstalter-Kunden. Dafür nutzt diese Altersgruppe wie auch die 60-69 Jährigen weit überdurchschnittlich VeranstalterAngebote für Kurzreisen – überwiegend Reisen der Bustouristik (an den Veranstalterkunden im Kurzreisesegment haben Busreisende insgesamt einen Anteil von 54 %, bei den 60-Plus sind es sogar 72 %). Bei anderen demografischen Merkmalen zeigen sich kaum Unterschiede zwischen Veranstalterkunden und solchen, die ihre Reise eigenständig durchführen. Lediglich der gehobene soziale Status ist bei den Veranstalterkunden leicht überrepräsentiert. Deutliche Unterschiede zeigen sich allerdings bei der Nutzung des Internets: Während sich 36 % der Urlauber, die in den letzten zwei Jahren Veranstalterkunden waren, über Reisen durch Online-Recherchen informieren, tun dies bei den Individualurlaubern nur 23 % (VA 2008). Auch zwischen der Buchung von Pauschal- und Baustein-Reisen bestehen gewisse Unterschiede: Relativ häufig finden sich die Käufer der „flexiblen Veranstalterreise“ in der Altersgruppe der 40-49-Jährigen sowie bei Personen mit höherem Haushaltsnettoeinkommen (ab 3.500 EUR; TdW 2009). 2. Entwicklung – Gästezahlen stagnierten Im Touristikjahr 2007/08 (November bis Oktober) ist der Umsatz der deutschen Reiseveranstalter nach den Berechnungen der Marktforschung der Rewe Touristik um 5,5 % auf 2,4 Mrd. EUR gestiegen. Der seit 2004 dauernde Wachstumstrend hat sich damit fortgesetzt. Der Zuwachs in 2007/08 basiert aller- Seit 2004 wächst der Umsatz im Veranstaltermarkt 51 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse dings zu einem guten Teil auf den Kerosinzuschlägen bei Flugreisen. Daneben hat auch der Kreuzfahrt-Boom (+15 %) und das Plus auf der Fernstrecke im Flugmarkt (+5,5 %) zum Umsatzwachstum beigetragen. Auf der Nah/Mittelstrecke – dem „Brot- und Buttergeschäft“ der Branche mit Schwerpunkt Mittelmeer – erhöhte sich der Umsatz jedoch nur um 3 %, die Zahl der Fluggäste sank hier sogar um 2 %. Insgesamt stagnierte die Zahl der verkauften Reisen im Veranstaltermarkt 2007/08 bei 39,3 Mio., nachdem im Vorjahr noch ein Zuwachs von 1,7 Mio. Teilnehmern an Veranstalterreisen verzeichnet worden war. Entwicklung des Veranstaltermarktes Teilnehmer (Mio.) 37,4 Umsatz* (Mrd. EUR) 2001 39,3 34,8 34,6 20,1 39,3 37,6 36,9 32,8 18,9 2002 17,8 2003 18,6 2004 19,4 2005 19,6 2006 20,3 2007 21,4 2008 * ohne Flugeinzelplatzgeschäft Quellen: FVW / Rewe Group Auch 2009 „Time lag“ der Touristik 2007/08 konnten sich die meisten Veranstalter noch ein „Fettpolster“ anlegen. Das laufende Touristikjahr dürfte schwieriger werden. Nach dem Buchungsrückgang im Dezember 2008 und der ersten Januarhälfte 2009 wird selbst ein Minus nicht mehr ausgeschlossen. Über die Entwicklung des laufenden Touristikjahres herrscht große Unsicherheit. Viele Verbraucher warten offenbar erst einmal ab. Die Buchung einer Pauschalreise schafft zwar Kostensicherheit, bedeutet aber auch, dass die Ausgaben definitiv verplant sind. Die Urlauber dürften sich nach Einschätzung der Branche wohl erst relativ spät doch noch für ein Veranstalterprodukt entscheiden. Die positive Erwartung der Branche wird auch durch die Erfahrung genährt, dass die Entwicklung der Touristikbranche bisher meist einen „Time lag“ von rund einem Jahr zur allgemeinen Wirtschaftskonjunktur aufwies. Last-Minute-Spezialisten wie L´tur oder 5 vor Flug hoffen auf ein wachsendes Kurzfristbucher-Segment. L´tur sieht dies als typisch für Krisenzeiten an. Daneben wird die bisher ausgebliebene Konsolidierung im Flugmarkt für ein weiterhin hohes Angebot an Streckenverbindungen sorgen. Die Versuche, über diverse Fusionskonstellationen zwischen Condor, Germanwings, TUIFly und Air Berlin die Zahl der Anbieter im deutschen Markt zu verringern, sind vorerst gescheitert. Dies gewährleistet die Chance auf Restplätze fürs LastMinute-Geschäft (siehe Kapitel Flugmarkt). 52 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Ob es allerdings tatsächlich zur Ausweitung des Last-Minute-Segments kommt, ist jedoch noch nicht ausgemacht. Vor allem die großen Veranstalter wollen dem durch vorsichtige und flexible Kapazitätssteuerung entgegenwirken. Sie haben sich von etlichen Hotels getrennt und Flüge aus dem Markt genommen. Schon in den letzten Jahren konnten sie dadurch den Last-MinuteSektor etwas ausdünnen. Beim Thomas-Cook-Konzern, der mit Bucher einen eigenen Last-Minute-Vermarkter hat, sieht man das derzeitige Verhältnis zwischen Katalog- und Last-Minute-Geschäft von 80 zu 20 als „gesund“ an. Last-Minute-Segment soll mit Kapazitätsanpassungen im Zaum gehallten werden 3. Konzerne – FTI rückt in Europa auf Platz 8 vor Nach der Fusion mit der britischen First Choice kam die TUI AG als weltgrößter Tourismuskonzern 2007 – ohne die Schifffahrtssparte Hapag-Lloyd (6,2 Mrd. EUR) – auf einen Umsatz von geschätzten 18 Mrd. EUR (wenn man First Choice erst ab der offiziellen Konsolidierung im September 2007 berücksichtigt, waren es 15,6 Mrd. EUR). 2007 konnte die Touristik insgesamt noch um rund 2 % zulegen, in den ersten drei Quartalen 2008 kam es zu einem Minus von 3 % (ohne First Choice). Als wesentliche Gründe für das Minus werden der schwache Kurs des britischen Pfundes sowie reduzierte Flug-Kapazitäten angeführt („Strategie der flexiblen Kapazitätsanpassung“). Die Tochter Hapag-Lloyd wird an ein Konsortium („Albert Ballin“) um den Spediteur Kühne abgegeben. Geplant ist, dass TUI ein Drittel der Anteile behält. Wegen der schwierigen Lage von Hapag-Lloyd in der weltweit schrumpfenden Container-Schifffahrt könnte TUI weniger Geld als geplant aus dem Verkauf zur Verfügung haben, da man die Tochter wohl mit einem Darlehen unterstützen muss. Eigentlich wollte man nach dem Verkauf weitgehend entschuldet sein; so dürfte weniger Geld für den Ausbau des Touristik-Geschäftes zur Verfügung stehen. Derzeit steht auch eine Entscheidung über die Zukunft der deutschen Flugtochter TUIfly an. In der Diskussion ist nach wie vor ein Zusammengehen mit Air Berlin oder die Weiterführung als stark verkleinerte TUITochter. Zukunft von TUIfly noch offen Europäische Reisekonzerne 2007 Touristischer Umsatz in Mrd. EUR 4,8 TUI AG Thomas Cook Group 2,8 Rewe 2,7 11,7 4,3 Kuoni (CH) 2,9 1,7 Club Med (F) Alltours Hotelplan (CH) 18 1,2 1,4 1,3 FTI Group 1,0 1,1 ODA (NL) 1,0 Gruppo Ventaglio (I) 0,8 Verkehrsbüro (A) 0,8 Öger Group Veranstalter-Geschäft in Deutschland Gesamtumsatz 0,7 Quelle: FVW 53 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Marge geht vor Umsatz Wie die TUI Travel (in der das Touristikgeschäft der TUI AG gebündelt ist) ist auch Thomas Cook an der Londoner Börse notiert. Die Thomas Cook Group plc gehört mit 53 % zu Arcandor (Karstadt/Quelle). Bei TUI wie auch bei Thomas Cook hat die Rendite absolute Priorität; im Zweifelsfall verzichtet man auf Umsatz, um die Marge nicht zu gefährden. Nicht zuletzt daraus erklärt sich der überdurchschnittliche Umsatzzuwachs der Mittelständler in Deutschland. Auch die größeren Verfolger wie Rewe-Touristik, Alltours oder FTI haben sich nicht in diesem Ausmaß dem Zwang zur Orientierung an der Rendite unterworfen. Aus der Fusion mit der britischen MyTravel zieht Thomas Cook deutliche Synergien. Mit einer Umsatzrendite von gut 3 % in 2007/08 sieht man sich als profitabelster Veranstalter im Feld der größeren deutschen Branchenvertreter. Condor geht nun ganz an Thomas Cook Im Geschäftsjahr 2007/08 (30. September) schrumpfte der Umsatz von Thomas Cook um 3 % auf 11,4 Mrd. EUR. Auch im letzten Vierteljahr 2008, dem 1. Quartal des neuen Geschäftsjahres, war ein Minus in gleicher Höhe zu verzeichnen gewesen. Größter Quellmarkt für Thomas Cook ist Großbritannien noch vor Deutschland. Hier profitiert man von der Pleite des drittgrößten britischen Reisekonzerns XL Leisure; nicht zuletzt deshalb läuft hier das Geschäft etwas besser als in Deutschland. In Deutschland wird man den Ferienflieger Condor komplett übernehmen (25 % hielt bisher die Lufthansa). Condor soll als eigenständige Marke im Konzern erhalten bleiben. Nach dem Verschwinden von MyTravel und First Choice ist die Rewe Touristik nun drittgrößter Reisekonzern in Europa. 2007 stieg der Umsatz um 1 % auf 4,3 Mrd. EUR. Neben der Veranstaltersparte (ITS, DerTour etc.) umfasst die Rewe-Touristik mit 2.600 eigenen Reisebüros auch die größte Vertriebsorganisation in Deutschland. Nach dem Schweizer Reisekonzern Kuoni und dem französischen Club Méditerranée ist Alltours fünftgrößter Reisekonzern in Europa. Der bisher noch bescheidene Auslandsanteil soll ausgebaut werden (derzeit ist man in den Niederlanden, Österreich und der Schweiz präsent). Neben dem Veranstaltergeschäft mit Flugreisen wird auch eine Reisebüro-Ketten (Reisecenter Alltours) betrieben. Mit hohen Zuwächsen in den letzten Jahren ist die FTI Group (einschließlich Big Xtra) zum achtgrößten europäischen Touristikunternehmen aufgestiegen. Ebenfalls unter den europäischen Top 12 rangiert Öger als weiterer deutscher Mittelständler. 4. Veranstalter – Rewe hat Cook fast eingeholt Top 3 machen fast die Hälfte des Branchengeschäftes Im Touristikjahr 2007/08 haben die beiden Marktführer in Deutschland einen weiteren Marktanteilsverlust hinnehmen müssen. Bezogen auf den Branchenumsatz von 21,4 Mrd. EUR kam die TUI auf gut 22 % – fast ein Prozentpunkt weniger als im Vorjahr. Bei Thomas Cook ging der Marktanteil um rund einen halben Prozentpunkt auf gut 13 % zurück. Sowohl die knapp gehaltenen Kapazitäten der beiden internationalen Konzerne als auch die Markterweiterung im Kreuzfahrtmarkt haben zu den Marktanteilsverlusten beigetragen; beide Konzerne sind bisher im Kreuzfahrtmarkt nicht oder nur in einzelnen Segmenten vertreten. Die Rewe-Touristik als dritter großer Veranstalter hielt ihren Marktanteil bei ebenfalls etwas über 13 % stabil. Zusammen erreichen die TOP 3 damit 49 % des Marktvolumens. Marktführer TUI kam 2007/08 auf einen Umsatz von 4,7 Mrd. EUR. Das Umsatzplus von 2 % resultierte hauptsächlich aus Flugpreiserhöhungen sowie einer Reduktion der Preisaktionen. Die Zahl der Teilnehmer schrumpfte um 54 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse 4 %. Bis Anfang Februar lag die TUI in Deutschland bei den Buchungen für die laufende Saison deutlich unter dem Vorjahresstand. Für das Wintergeschäft konnten zwar Preiserhöhungen von 7 % durchgesetzt werden, der Umsatz lag jedoch um 5 %, die Zahl der Buchungen sogar um 11 % unter Vorjahr. Im Sommergeschäft konnten keine höheren Preise durchgesetzt werden (-1 %); gleichzeitig lagen Umsatz (-11 %) und Zahl der verkauften Reisen (-10 %) bisher deutlich zurück. Neben der Hauptmarke TUI umfasst das Konzernangebot eine breite Palette von Marken und Veranstaltern (siehe Anhang 4): Einbezogen sind sowohl der Last-Minute-Spezialist L´tur als auch der Studien- und Erlebnisreiseveranstalter Gebeco (einschließlich der Traditionsmarke Dr. Tigges), der Länderspezialist OFT (Ägypten/Naher Osten), das Direktvertriebsunternehmen Berge & Meer (beliefert etwa Aldi oder Tchibo mit Reiseprodukten) sowie das auf Gruppenreisen spezialisierte Unternehmen Fox. Im Preiswertsegment agieren die Marken 1-2-Fly und Discount-Travel. Im Ferienwohnungsmarkt ist TUI mit der Tochter Wolters vertreten; sie firmiert ab Sommer 2009 als TUI Ferienhaus und reiht sich damit als vierte Sparte in die TUI-Reisewelten neben „Schöne Ferien“, Weltentdecker und Premium ein. Wolters firmiert demnächst als TUI Ferienhaus Im Premiumsegment agiert die TUI-Tochter Airtours; sie ist größter Anbieter im deutschen Luxus-Segment und soll Keimzelle eines Geschäftsfeldes Luxury werden. Im Clubsegment reicht das Spektrum von den „Fun Clubs“ der Marke 1-2-Flug über die All-Inclusive-Clubmarke Magic Life und den auf die Zielgruppe Senioren ausgerichteten „Elan“-Clubs bis hin zur Topmarke Robinson mit ihren 22 Anlagen. Im Kreuzfahrtmarkt agierte TUI bisher nur im Top-Segment mit den Hapag-Lloyd-Schiffen wie etwa der MS Europa. Das Volumensegment wurde dagegen vernachlässigt, was sich ab Mai mit der Marke TUI Cruises ändern wird (siehe nächstes Kapitel). Alltours und FTI holen auf Reiseveranstalter 2007/08 In Mio. EUR 4.723 (+2%) TUI 2.840 (+0,2%) Thomas Cook 2.822 (+6%) Rewe Touristik 1.300 (+9%) Alltours FTI Touristik Öger-Gruppe Aida Cruises 879 (+21%) 773 (+7%) 566 (+26%) L´Tur 351 (-4%)) Schauinsland 303 (+22%) Phoenix 296 (+18%) GTI Travel 246 (+5%) Studiosus 234 (+7%) Quelle: FVW Nach dem hohen Rückgang von 7 % im Vorjahr konnte Thomas Cook 2007/08 beim Umsatz in Deutschland zwar leicht um 0,2 % zulegen. Die Zahl 55 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse der Teilnehmer ist jedoch weiter geschrumpft (-4,5). Einbezogen in die Thomas Cook-Zahlen ist das Flugeinzelplatzgeschäft der Tochter Condor, das auf rund ca. 400 Mio. EUR geschätzt wird; die Marke Condor Individuell macht rund ein Drittel des Geschäfts von Condor aus. Wie bei TUI sind die Buchungszahlen bis Februar 2009 deutlich im Minus. Das Wintergeschäft lag in Deutschland um 12 % zurück – bei um 4 % gestiegenen Preisen. Im Gegensatz zu TUI konnte Thomas Cook auch für das Sommergeschäft höhere Preise durchsetzen, musste dafür jedoch einen Buchungsrückstand von 20 % hinnehmen (Stand: Ende 1. Februarwoche 2009). Angesichts der Zurückhaltung der Urlauber hofft man auf umso mehr Spätbucher. Thomas Cook baut Dynamic Packaging aus Hauptmarke von Tomas Cook ist Neckermann, die sich verstärkt als günstiger Familienanbieter profiliert – etwa durch die „Kindergeld-Aktion“. Zweite, preislich deutlich höher angesiedelte Marke ist Thomas Cook. Daneben agiert man im Preiswertsegment mit der Marke Bucher. Thomas Cook will in Zukunft verstärkt auf exklusive Produkte setzen, etwa mit der neuen Hotelmarke Sentido, die nur von den Thomas-Cook-Marken genutzt wird (betrieben wird die Kette als Franchise-System). Daneben baut Thomas Cook den Anteil so genannter dynamischer Pakete aus, bei denen über „Dynamic Packaging“ zu tagesaktuellen Preisen Reisen aus verschiedenen Bausteinen zusammengesetzt werden: Mit den Marken XNEC und XTOC kann man flexibel und unabhängig von Katalogpreisen im Markt agieren und etwa die derzeit gesunkenen Hotelpreise in die Angebote integrieren. Umsatzsegmente der Top 3 Reiseveranstalter In Mrd. EUR 4,6 4,7 0,5 0,5 0,7 0,7 3,4 2,8 0,3 2,8 0,3 2,6 0,6 0,6 0,7 3,5 1,9 TUI TUI 2006/07 2007/08 Th. Cook 2006/07 2,8 erdgebundene Reisen 0,7 1,0 1,1 1,0 1,1 Fernstrecke 2,0 Th. Cook 2007/08 Nah/Mittelstrecke Rewe Rewe 2006/07 2007/08 Quelle: FVW Rewe-Baustein-Sparte gewinnt Marktanteile 56 Die Rewe Touristik konnte 2007/08 wie schon im Vorjahr den Abstand zu den beiden Marktführen verringern. Umsatz und Teilnehmer stiegen um jeweils 6 %. Ohne Berücksichtigung des Condor-Einzelplatzgeschäftes hätte man Thomas Cook sogar schon eingeholt. Das Rewe-Veranstaltergeschäft gliedert sich in zwei Geschäftsbereiche: Die Bausteinsparte umfasst die Marken ADAC-Reisen, DerTour und Meier’s Weltreisen. 2007/08 konnte hier der Umsatz um 9,5 % auf 1,5 Mrd. EUR gesteigert werden. Diese Sparte ist Marktführer bei individuellen Reisen sowie Fern- bzw. Städtereisen. Bei Fernreisen konnte BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse man 2007/08 sogar um 22 % zulegen – insbesondere wegen des erfolgreichen USA-Geschäftes, in dem DerTour Marktführer ist. Zweiter Veranstalterbereich ist die Rewe-Pauschaltouristik mit den Marken ITS, Jahn-Reisen und Tjaereborg (2007/08: 1,3 Mrd. EUR / +2 %; ca. zwei Drittel entfallen auf ITS). Die Pauschaltouristik der Rewe befindet sich derzeit in einer Phase der Neuausrichtung, nachdem sie in letzter Zeit hinter der Marktentwicklung zurückgeblieben war. Insbesondere sollen die Markengrenzen neu definiert werden, da sie als zu wenig profiliert angesehen werden und zu starke Überschneidungen aufweisen. Im Gegensatz zu den beiden Marktführern weist Rewe einen höheren Anteil erdgebundener Reisen (Reisen mit Auto, Bahn oder Bus) auf. Sie kommen hier auf einen Umsatzanteil von einem Viertel, während diese Sparte etwa bei Thomas Cook nur ein gutes Zehntel ausmacht. Auch der Fernreise-Sektor hat bei der Rewe eine hohe Bedeutung. Die beiden Marktführer machen ihr Geschäft dagegen hauptsächlich mit Flugurlauben auf der Nah- und Mittelstrecke – insbesondere zu Warmwasser-Zielen rund ums Mittelmeer, auf der die TUI mit Abstand wichtigster Anbieter ist. Wegen der Marktanteilsverluste von TUI und Thomas Cook hat das Spitzentrio 2007/08 an Bedeutung eingebüßt. Dafür holen die mittelständischen Verfolger auf. Die FVW bezeichnet 2007/08 als ein weiteres „Jahr des Mittelstandes“, der seine Vorteile hinsichtlich der flexiblen Reaktion auf Marktentwicklungen ein weiteres Mal ausspielen konnte. Ohne die Top 6 der 61 Touristikunternehmen, die an der Veranstalterumfrage der FVW teilgenommen haben, wuchs das Feld der 55 Mittelständler um gut 11 %. Alltours als größter inhabergeführter Veranstalter in Deutschland konnte seinen Umsatz um 9 % erhöhen. Die Zahl der verkauften Flugreisen wuchs um 5 % auf 1,7 Mio. Das Unternehmen plant eine Zweitmarke unter dem Namen „Byebye“; sie soll über Dynamic Packaging das flexible Zusammenstellen von Reiseprodukten ermöglichen. FTI hat auch 2007/08 zweistellig zugelegt (+21 %). Neben dem Last-Minute-Veranstalter 5vorFlug und dem größten deutschen Sprachreiseveranstalter LAL gehört auch das Direktvertriebsunternehmen Big Xtra zur FTI-Gruppe. Wie Konkurrent Berge & Meer beliefert Big Xtra den Handel mit Reisen; daneben wird auch der Shopping-Reisesender Sonnenklar TV betrieben. FTI schwimmt weiter auf der Erfolgswelle Den hohen Zuwachs vom Vorjahr (+16 %) hat Türkei-Spezialist Öger 2007/08 zwar nicht wiederholen können, mit einem Umsatzplus von 7 % wuchs man gleichwohl stärker als die Branche. Nach dem gescheiterten Einstieg des russischen Milliardärs Lebedew bleibt man weiterhin ein reines Familienunternehmen. Im Kerngeschäft Türkei-Reisen bietet man das größte Angebot im deutschen Markt, das um Reisen nach Ägypten und zu Fernzielen ergänzt wird. Aida Cruises, Marktführer im deutschen Kreuzfahrtsegment, gehört zum europäischen Marktführer, die italienische Costa Crociere, die wiederum Tochter des Weltmarktführers im Kreuzfahrtmarkt, dem US-Konzern Carnival Corporation, ist. 2007/08 stieg der Umsatz um immerhin ein Viertel, die Zahl der Gäste konnte sogar um 30 % gesteigert werden. L´Tur ist europäischer Last-Minute-Marktführer. Mit der Kombination freier Flugkapazitäten mit Hotelangeboten zu rund 750.000 verkauften Pauschalreisen konnten 2008 gut 350 Mio. EUR umgesetzt werden. Die TUI hält 70 % am Unternehmen, Thomas Cook 10 %. Weitere größere Mittelständler sind der Schauinsland wächst auch 2007/08 zweistellig 57 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Flugreisenspezialist Schauinsland, der mit einem Umsatzplus von 22 % und einem Gästeplus von 11 % 2007/08 wie im Vorjahr zu den wachstumsstärksten Unternehmen zählte. Phoenix ist der zweite Kreuzfahrtanbieter unter den Top 12 der deutschen Reiseveranstalter. Mit einem Umsatzzuwachs von 18 % und einem Teilnehmerplus von 16 % konnte das Unternehmen, wie die gesamte Kreuzfahrtbranche, zweistellig zulegen (siehe nächstes Kapitel). Der Türkeispezialist GTI Travel, der zur türkischen Kayigroup gehört, wuchs mit einem Umsatzplus von 5 % im Durchschnitt der Veranstalterbranche. Etwas mehr konnte der Studienreiseveranstalter Studiosus mit +7 % zulegen und damit den leicht überdurchschnittlichen Wachstumstrend des Vorjahres (+8 %) fortsetzen (zu weiteren Reiseveranstaltern siehe Anhang 4). 5. Segmente – Kapazitätsausbau in der Kreuzfahrt 2010 werden 1 Mio. Kreuzfahrer erwartet Kreuzfahrt: Der seit einigen Jahren dauernde Kreuzfahrtboom hat sich auch 2007/08 fortgesetzt. Die an der FVW-Veranstalter-Umfrage teilnehmenden Kreuzfahrt-Veranstalter kamen auf ein Umsatzplus von fast 15 %. Nach Ansicht der Beratungsgesellschaft Sea Consult wird der Boom in Deutschland, das hinsichtlich der Stellung der Kreuzfahrt im Reisemarkt noch als Entwicklungsland gilt, weitergehen. Potenzial wird vor allem beim „Abwerben“ der Pauschal- und Städtereisenden gesehen. Für 2009 werden 870.000 Passagiere erwartet – rund 100.000 mehr als 2007. 2010 dürfte die Größenordnung von 1 Mio. erreicht werden. Vor allem Aida hat mit ihrem Club-Konzept die Kreuzfahrt „demokratisiert“ und neue Zielgruppen erschlossen. Neben den Hochseekreuzfahrten ist das Segment der Flusskreuzfahrten mit 335.000 Teilnehmern (2007) deutlich kleiner. Hier sind etwa die Anbieter Phoenix oder Nicko Tours aktiv. Aida mit deutlichem Abstand Marktführer Kreuzfahrt-Veranstalter 2007/08 566 Aida 336 254 Phoenix Hapag-Lloyd 143 200 27 126 127 MSC Hurtigruten 108 38 104 Transocean Deilmann Nicko Tours 60 101 41 Umsatz (Mio. EUR) Passagiere (1.000) 38 54 Quellen: FVW Derzeit vollzieht sich in der Branche ein starker Kapazitätsausbau. Gleichzeitig wird das Angebot dadurch erhöht, dass sich US-Reedereien wegen des schwachen Heimatmarktes verstärkt Europa zuwenden. Marktführer Aida erweitert seine derzeitige Flotte von 5 Schiffen bis 2012 um ein neues jedes Jahr – 2009 wird die Aidaluna im März in Hamburg zu ihrer Jungfernfahrt starten. 58 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse TUI Cruises, ein Joint Venture von TUI und Royal Caribbean, peilt in etwa die gleiche Zielgruppe wie Aida an: Das erste Schiff, das unter dem Namen „Mein Schiff“ laufen wird, wird am 23. Mai zur Jungfernfahrt starten (es ist ein Umbau der 12 Jahre alten Galaxy von Royal Caribbean). Bis 2012 sollen zwei weitere Schiffe in Dienst gestellt werden. Damit steigt TUI in das Volumensegment des Kreuzfahrtmarktes ein, nachdem man bisher nur im Top-Segment mit den 4 Kreuzfahrt-Schiffen der TUI-Tochter Hapag-Lloyd unterwegs war. Für das laufende Reisejahr spüren allerdings auch die Kreuzfahrer die Krise – die Buchungen lagen bis Anfang Februar noch unter dem Vorjahr (Sea Consult). Marktführer Aida hat deshalb den Werbedruck deutlich erhöht, wobei hier sicherlich auch der Marktstart der Aidaluna eine Rolle spielt wie auch die umfangreiche Kampagne, mit dem Konkurrent TUI Cruises den Start seines ersten Schiffes im Mai vorbereitet. Wegen der starken Kapazitätsausweitungen herrscht generell hohe Werbeintensität, es werden deswegen aber auch schon die ersten Preissenkungen im Markt registriert. Hohe Werbeintensität Städtereisen: Der Branchenverband DRV sieht das Segment weiter im Trend – vor allem in Kombination mit Events wie Kultur- und Sportereignissen. 2007/08 kam der Marktführer DerTour noch auf ein Plus von 3 %. GfK TravelScope ergab allerdings für 2008 ein Minus bei den Städtereisen von 7 % – das Segment wurde vom Rückgang der per Flugzeug unternommenen Kurzreisen in Mitleidenschaft gezogen. Für 2009 wird die Gefahr gesehen, dass sich der negative Trend verstärkt: Wegen der Konjunkturkrise könnte die Zahl der Zweit- und Drittreisen zurückgehen – Städtereisen werden überwiegend als zusätzliche Urlaubsreisen oder Kurzreisen mit einem Schwerpunkt im Herbst durchgeführt. Auch hängt das Segment vom Angebot der Billigflieger ab: Städtereisen ins Ausland wurden bisher stark durch neue Billigflugstrecken stimuliert. Ferienhaus-Anbieter: Rund 10 Mio. deutsche Urlauber wählen als Unterkunft Ferienhaus, -wohnung oder -anlage. Die Anfahrt erfolgt meist mit dem PKW, inzwischen jedoch auch schon häufiger mit dem Billigflieger. Für 2009 erwartet man für diese meist recht günstige Urlaubsart einen deutlichen Zuwachs. Die gesunkenen Spritpreise werden Autoreisen mit Unterkunft im Ferienhaus begünstigen. Einer der Marktführer ist Novasol, der 2007/08 nach Schätzung von FVW Zuwächse verzeichnen konnte (Novasol gehört zum US-Konzern Wyndham Worldwide). FeWo-Anbieter wollen vom preissensiblen Urlauber profitieren Ein weiteres führendes Unternehmen ist die Schweizer Inter Chalet, die 2007/08 bei einem Umsatzplus von 9 % auf rund 780.000 verkaufte Reisen kam. Die ebenfalls in der Schweiz residierende Interhome konnte den Umsatz um 4 % erhöhen (95.000 Teilnehmer). Die TUI-Tochter Wolters sieht sich als Marktführer bei Reisen in den Norden (Skandinavien/Großbritannien). Daneben gibt es im FeWo-Sektor eine hohe Zahl an Internet-Portalen. Ein verwandtes Segment sind die Anbieter von Ferienparks. Hier ist Center Parcs größter Anbieter; das Unternehmen betreibt 22 Anlagen, davon 4 in Deutschland. Studien- und Erlebnisreiseveranstalter: Während der DRV für 2008 von einem Plus von 7 % ausgeht, sieht die FVW für das Segment ein „durchwachsenes Ergebnis“. Marktführer Studiosus (einschließlich Marco Polo) konnte um 7 % zulegen. Der Anbieter musste inzwischen die Preise reduzieren, da in den Katalogpreisen noch die hohen Kerosinzuschläge des letzten Jahres einkalku- 59 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse liert waren. Angeboten wird auch ein neues flexibles Produkt, bei dem der Urlauber während der Reise Tag für Tag neu entscheiden kann, was er machen will. Beim zur TUI gehörenden Konkurrenten Gebeco stagnierte dagegen in 2007/08 das Geschäft. 6,4 Mio. Urlaubsreisen mit dem Bus Busreise: Auch bei den Bus-Reiseveranstaltern zeigt sich ein gemischtes Bild: Größere Anbieter wie Eberhardt (-7 %) oder Anton Graf Reisen (-1 %) wiesen im letzten Touristikjahr Einbußen auf. Bei anderen wie etwa Hafermann Reisen (+6 %) oder Rainbow Tours (+5 %) wurden Zuwächse registriert. 2008 wurde die Bustouristik durch die hohen Dieselpreise beeinträchtigt. Daneben machen der Branche auch die Umweltzonen in vielen deutschen Städten zu schaffen. Die Branche ist mittelständisch organisiert mit einer hohen Zahl kleinerer Anbieter. Die großen Reiseveranstalter spielen eine verschwindend kleine Rolle. Das Marktvolumen umfasst nach Angaben des Branchenverbandes RDA rund 6,4 Mio. Bus-Urlaubsreisen sowie 12 bis 15 Mio. Kurzreisen (2-4 Tagen) mit dem Bus. Bahnurlaub: Urlaubsreisen per Bahn zählten zu den Gewinnern in 2008. GfK TravelScope ermittelte für das Sommerhalbjahr 2008 (Mai bis Oktober) 335.000 zusätzliche Bahnurlaube mit mindestens einer Übernachtung. Dies entsprach einem Plus von 5 %. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum gut 5 % der 83 Mio. Reisen mit einer Übernachtung per Bahn durchgeführt. Mit rund 490.000 verkauften Bahnreisen ist die Ameropa, der Bahnreisespezialist unter dem Dach der Deutschen Bahn AG, einer der wichtigsten Anbieter. Zwar profitierte man in 2007/08 von der Renaissance der Bahnreisen sowie dem Ausbau der ICE-Verbindungen ins benachbarte Ausland. Wegen eines Bahnstreiks musste man jedoch einen Umsatzrückgang um 6 % auf rund 100 Mio. EUR hinnehmen. Das Unternehmen macht 30 % seines Geschäfts über Last-Minute-Angebote. Für 2009 sieht man im Kurzfrist-Bereich gute Chancen wegen der zunehmenden Auslastungsprobleme der Stadthotels. Deutsche Bahn AG Die Deutsche Bahn AG konnte im 1. Halbjahr 2008 ihren Umsatz um 8 % auf 16,6 Mrd. EUR steigern. 1,7 Mrd. EUR entfielen auf den Fernverkehr (+5 %), der Regionalverkehr (DB Bahn Regio) kam auf 3,3 Mrd. EUR (+1 5). Im SchienenPersonenverkehr wurden 941 Mio. Gäste (+3 %) befördert – davon 59 Mio. (+3 %) im Fernverkehr. Für Zuwachs sorgte – neben den gestiegenen Spritpreisen für die Autofahrer – unter anderem der Ausbau des ICE-Netzes in Richtung Frankreich. Im Regionalverkehr wurden 611 Mio. Fahrgäste (+1 %) befördert. Im Vertrieb setzt die Bahn immer mehr aufs Internet; der Anteil soll von derzeit 15 % langfristig auf 30 % steigen. Bahn.de ist die meistbesuchte Reise-Website in Deutschland. Nach der Überarbeitung des Auftritts verzichtet man auf die Werbung Dritter, um die Markenidentität zu stärken. Schon derzeit liegt der Anteil der Internet-Verkäufe im Fernverkehr bei einem Drittel; er soll in zwei Jahren bei gut der Hälfte liegen. 2009 soll der „automatisier- te Verkauf“ über Internet sowie Fahrkartenautomaten insgesamt 50 % des Umsatzes bringen. Vor allem der kostenträchtige stationäre Vertrieb über die 400 DB-eigenen Reisezentren soll reduziert werden. Weitere Vertriebssparten sind Reisebüros, die hauptsächlich Bahntickets an Geschäftsreisende verkaufen (Umsatzanteil 13 %). Aber auch branchenfremde Vertriebswege scheut die Bahn nicht – beispielsweise über Discounter; hier hat man etwa im Dezember 2008 1,5 Mio. Tickets bei Lidl abgesetzt. 60 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse V. Fluggesellschaften und Hotels 1. Flugmarkt – Ende das Aufschwungs Mitte 2008 ist der seit 2003 andauernde Aufschwung im Flugreiseverkehr zu Ende gegangen. Zwar erhöhte sich die Zahl der Passagiere auf deutschen Flughäfen im Gesamtjahr 2008 nochmals um knapp 1 % auf 166 Mio. – nach +7 % im Vorjahr (ein-/aussteigende Passagiere). Das Plus stammt jedoch nur aus den ersten acht Monaten des Jahres (+4 %). Die hohen Treibstoffkosten sowie die sich eintrübenden Wirtschaftsaussichten ließen den Markt dann kippen, sodass von August bis Dezember ein Minus von 3 % zu verzeichnen war. Der Dezember 2008 schlug mit einem Rückgang von 5 % zu Buche. Seit August schrumpft der Markt Für 2009 wird mit einer Fortsetzung des Abwärtstrends gerechnet – trotz deutlich gesunkener Kerosinkosten, die Raum für Preissenkungen, aber auch für höhere Margen geben. Die Schwächephase könnte sich bis ins Jahr 2010 hinziehen (ADV / Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen). Flugreiseverkehr 2007 und 2008 nach Monaten Ein-/aussteigende Passagiere in Mio. (ohne Transit) 18,3 17,3 17,5 18,1 18,2 17,9 18,3 18,0 18,1 17,6 16,9 15,8 16,4 15,1 14,5 14,9 15,0 13,2 13,3 2007 12,8 13,7 2008 12,6 12,1 12,0 Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Quelle: ADV Auch international ist der Markt im Rückwärtsgang. Nach einem Wachstum von über 7 % in 2007 berichtete die IATA für das Gesamtjahr 2008 nur noch von einem Plus von knapp 2 % bei den Passagieren, das ebenfalls aus Zuwächsen im ersten Halbjahr und Rückgängen im zweiten resultierte. Das Minus von knapp 5 % im Dezember 2009 hat sich im Januar 2009 auf -6 % verschärft. Für das Gesamtjahr 2009 rechnet die IATA mit einem Minus von 3 %. Die Airlines reagieren mit Kürzungen ihrer Kapazitäten und nehmen Flieger, Strecken und Frequenzen aus dem Markt, so dass die Auslastung deutlich weniger sinkt. Besonders negativ entwickelt sich der Geschäftsreiseverkehr. Dadurch ist der Absatz der lukrativen First- oder Business-Class-Tickets überproportional zurückgegangen. Im Dezember schrumpfte der Absatz von Premium-Tickets Immer weniger fliegen First/Business Class 61 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse weltweit um 13 %, im innereuropäischen Flugverkehr waren es sogar 16 % (dafür ging hier der Absatz von Economy-Tickets lediglich 2-4 % zurück). Der Umsatzrückgang in 2009 wird deshalb deutlich größer als das Minus bei den Passagieren ausfallen: Die IATA geht von einem globalen Umsatzeinbruch bei den Airlines von 6 % aus. Einen relativ starken Rückgang verzeichnete auch das Flugeinzelplatzgeschäft der Ferienflieger, mit dem diese ihre Charter-Flugzeuge füllen und damit Linien- und Billigfliegern Konkurrenz machen. Im Touristikjahr 2007/08 lag hier das Minus bei 10 % (FVW). Dies wird vor allem auf die Verteuerungen durch die Kerosinzuschläge zurückgeführt. Daneben haben auch Ferienflieger wie TUIfly, Condor oder Air Berlin Kapazitäten aus dem Markt genommen (insbesondere bei den City Shuttles – den Städteverbindungen meist ins europäische Ausland – und weniger auf den touristischen ”Rennstrecken” etwa nach Mallorca). Die drei größten Auslandsziele verlieren in 2008 2008 konnten sich die Inlandsflüge mit +2 % noch etwas besser entwickeln als der Auslandsflugverkehr (+1 %). Allerdings entfallen auf Inlandsflüge lediglich 15 % des Passagieraufkommens auf deutschen Flughäfen. Wichtigstes Auslandsziel ist Spanien. Wie bei Großbritannien und Italien ging hier in 2008 die Zahl der Fluggäste zurück. Die Türkei wies zwar ein Plus von 2 % auf; dieses lag allerdings weit unter dem Zuwachs von 7 % im Vorjahr. Neben Österreich und der Schweiz, die beide von der Fußball-Europameisterschaft profitierten, kamen auch Ägypten, Portugal, Kanada sowie die Vereinigten Emirate (VAE) auf deutliche Zuwächse. Flugreiseverkehr nach Auslandszielen 2008 Ein-/aussteigende Passagiere in Mio. 21,7 (-2%) Spanien 11,0 (-4%) Großbritannien 10,5 (-5%) Italien 10,1 (+2%) Türkei 9,7 (+1%) USA Frankreich 7,0 (-4%) Österreich 5,8 (+4%) 5,5 (+4%) Schweiz Griechenland Ägypten Portugal Kanada VAR China 4,8 (-4%) 2,6 (+6%) 2,5 (+4%) 1,7 (+10%) 1,7 (+7%) 1,6 (-0,1%) Quelle: Statistisches Bundesamt Höchste Wachstumsrate bei Flügen nach Australien/Ozeanien 62 Den höchsten Zuwachs konnte die Region Australien/Ozeanien mit +12 % verzeichnen. Allerdings ist hier das Flugaufkommen mit 125.000 Passagieren relativ klein. Daneben konnte noch Israel mit +10 % eine höheres Plus verbuchen (rund 800.000 Passagiere). China hat dagegen nicht von den Olympischen Spielen profitiert – der Flugzeugverkehr von Deutschland aus stagnierte in 2008. BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse 2. Fluggesellschaften – Lufthansa kauft zu In Europa kämpfen viele nationale Fluggesellschaften um ihre Existenz – von Iberia über LOT, Olympic Airlines und SAS bis hin zur portugiesischen TAP. Die angeschlagene Fluggesellschaft Alitalia konnte inzwischen bei Air France– KLM andocken und die AUA (Austrian Airlines) wird wohl demnächst bei der Lufthansa landen. 2008 mussten die Airlines weltweit einen Verlust von über 5 Mrd. EUR hinnehmen – nach einem Gewinn von fast 6 Mrd. EUR im Vorjahr. Weltweit 5 Mrd. EUR Verlust in 2008 Die derzeitige Wirtschaftskrise dürfte den Druck zur weiteren Konsolidierung des Marktes verstärken. Diese wird allerdings nach wie vor dadurch gebremst, dass jedes Land seinen Carrier als nationales Symbol erhalten will. Während innerhalb der EU inzwischen die rechtlichen Restriktionen bei Übernahmen gefallen sind, sind Übernahmen durch Nicht-EU-Investoren nach wie vor nur eingeschränkt möglich, wenn die Strecken- und Landerechte nicht verloren gehen sollen. In Deutschland sind verschiedene Fusionspläne um die vier Gesellschaften Air Berlin, Condor, Germanwings und TUIfly zwar verhandelt worden; sie sind dann jedoch gescheitert, entweder am Widerstand des Kartellamtes oder weil die Akteure sich nicht einigen konnten. Bisher sind in Europa vor allem die Großen gewachsen: Im innereuropäischen Flugverkehr konnten die Top 3 – Lufthansa, Air France-KLM und British Airways – im Zeitraum 2000 bis 2008 nach einer Untersuchung der Beratungsgesellschaften Oliver Wyman und Airconomy ihren Marktanteil um 7 Prozentpunkte auf 34 % erhöhen. Die Bedeutung der kleinen und mittelgroßen Gesellschaften sank um 24 Prozentpunkte auf 43 %. Damit sind die Top 3 trotz Expansion der Billigflieger deutlich gewachsen (die restlichen Anteile des Marktes entfallen im Wesentlichen auf die Billigflug-Gesellschaften). Die bisherige Dominanz der europäischen Airlines geht zu Ende. So ist etwa die Lufthansa zwar nach Passagieren im internationalen Flugverkehr eine der größten Airlines, gleichwohl beträgt ihr Marktanteil im globalen Maßstab nur 3 %. Immer mehr Airlines aus dem Nahem Osten, Asien oder den Schwellenländern holen auf und drängen nach Europa. Sehr expansiv ist vor allem Emirates, die staatliche Fluglinie aus Dubai. Sie hat offenbar auch die Übernahme der Air Berlin geprüft, da man in Europa einen Zubringer sucht (vermutlich hat sie sich dann wieder zurückgezogen, weil Air Berlin seine Verkehrsrechte verloren hätte, wenn Emirates die Mehrheit übernimmt). Vor allem US-Airlines werden vom gesunkenen Ölpreis profitieren 2009 werden die US-Airlines besonderen Nutzen aus dem gesunkenen Ölpreis ziehen: Aus Kostengründen hatten sie sich im Gegensatz zu vielen europäischen Wettbewerbern 2008 kaum über Terminkontrakte gegen ein weiteres Steigen des Ölpreises abgesichert. Sie können deshalb nun voll vom gesunkenen Ölpreis profitieren, was zu Wettbewerbsvorteilen insbesondere auf den lukrativen Transatlantik-Strecken führen dürfte. Die Lufthansa als größte deutsche Fluggesellschaft steht derzeit relativ gut da: Für 2008 wird ein Gewinn von 1,3 Mrd. EUR erwartet, während etliche Konkurrenten wie Air France-KLM oder Ryanair zumindest für einzelnen Quartale rote Zahlen schreiben. 2008 konnte die Zahl der Passagiere noch um 1 % auf 57 Mio. erhöht werden. Mit -4 % im Dezember 2008 und -9 % im Januar 2009 hat sich aber auch hier die rezessive Tendenz durchgesetzt. Die Lufthansa will in nächster Zeit vor allem über Zukäufe wachsen. Mit der Swiss (2008: 13,5 Mio. Passagiere), dem Billigflieger Germanwings (7,6 Mio. Passa- Für 2008 fährt Lufthansa noch einen passablen Gewinn ein 63 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse giere), den Regionaltöchtern Eurowings und Air Dolomiti sowie den Beteiligungen an der US-Airline Jetblue (16 %) oder am Türkei-Ferienflieger SunExpress (Beteiligung 50 %) verfügt sie schon über ein breites Portfolio. Nachdem aus der Kooperation mit Alitalia nichts geworden ist, wurde Anfang 2009 die Lufthansa Italia gestartet, mit der man am italienischen Flugmarkt mit seinen Wachstumsträgern Tourismus sowie an der Industrieregion im Norden partizipieren will. Nun stehen weitere Übernahmen an: An Brussels Airlines ist die Lufthansa schon beteiligt und könnte sie 2011 komplett übernehmen. Bei British Midlands (BMI) will man den 30-%-Anteil zu einer Mehrheitsbeteiligung ausbauen. Dadurch steigt man am Drehkreuz London-Heathrow zur Nummer 2 auf. Daneben wird die Lufthansa bei der schwer angeschlagenen und vom Staat gestützten Austrian Airlines den 42-%-Anteil der österreichischen Staatsholding OLAG übernehmen, sofern die EU keine Einwände hat. Fluggesellschaften nach Passagieren im internationalen Verkehr* 2007; in Mio. Ryanair 49,0 Lufthansa 41,3 Air France 31,5 Easyjet 30,2 British Airways 28,3 KLM 23,2 American Airlines 21,5 Emirates 20,4 Singapore Airlines 19,0 Cathay Pacific Air Berlin Thai Airways 17,7 15,0 14,1 SAS 14,0 Alitalia 13,5 *ohne Inlandsverkehr des jeweiligen Heimatlandes Quellen: IATA / Lufthansa Air Berlin auf Platz 11 im internationalen Flugverkehr Zweitgrößte deutsche Airline ist Air Berlin. Mit der Integration von DBA (2006) und LTU (2007) ist das Unternehmen sehr schnell gewachsen. Im internationalen Flugverkehr ist man inzwischen weltweit auf Platz 11 vorgerückt. Als „Hybrid-Carrier mit Full Service“ vereinigt Air Berlin Elemente von Ferienflug, Billigflug und Linienflug einschließlich Langstrecke in seinem Geschäftsmodell. 2007 wurde ein Umsatz von 2,5 Mrd. EUR erwirtschaftet, der in den ersten drei Quartalen 2008 um 7 % gewachsen ist. 28,6 Mio. Passagiere (+1 %) wurden 2008 befördert. Wegen des niedrigen Aktienkurses wird Air Berlin an der Börse als Übernahmekandidat gehandelt. Die aus dem Billigflieger HLX und dem Ferienflieger Hapag-Lloyd-Flug hervorgegangene TUIfly ist drittgrößte deutsche Fluggesellschaft. Manche Reiseveranstalter haben Probleme ihre Urlauber mit einem Flieger loszuschicken, der unter dem Logo des Konkurrenten TUI fliegt. Alltours etwa bucht den TUIflyCharter nur auf Strecken, die dieser exklusiv anbietet. 60 % des Geschäfts er- 64 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse wirtschaftet TUIfly auf „Holiday“-Strecken, 40 % auf City-Strecken (hier sind rund 15 % der Passagiere Geschäftsreisende). Mit 12 Mio. Passagieren gilt TUIFly als zu klein für eine eigenständige Airline und zu groß für einen reinen Ferienflieger. Nach den gescheiterten Fusionsprojekten mit Germanwings, Condor und Air Berlin wird als Alternative ein Verbleiben im TUI-Konzern in reduzierter Größe erwogen. Bei Condor (2007: 7,5 Mio. Passagiere) ist dagegen nach dem Scheitern der Fusionsverhandlungen und nach dem Ausstieg der Lufthansa der Verbleib im Thomas Cook-Konzern gesichert. Nach Umsatz ist Air France-KLM weltgrößte Fluggesellschaft und lag 2007 mit 24,1 Mio. EUR vor Lufthansa (22,4 Mrd. EUR), Delta (17,3 Mrd. EUR einschließlich Northwest) und American (15,7 Mrd. EUR). Im Gegensatz zur Lufthansa verfügt Air France-KLM mit dem Flughafen Paris – wie auch British Airways mit London-Heathrow – über ein international bedeutendes Drehkreuz, was einen deutlichen Wettbewerbsvorteil verschafft (die Lufthansa versucht die international geringe Bedeutung des Frankfurter Flughafens durch ein Netz von Kooperationen und Beteiligungen auszugleichen). Air France-KLM konnte in den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres 2008/09 den Umsatz um 3 % erhöhen, ist allerdings im letzten Quartal in die Verlustzone gerutscht. Der Konzern ist nun Partner der vom italienischen Staat geretteten und mit dem Konkurrenten Air One fusionierten Alitalia (Air France-KLM hält eine Minderheitsbeteiligung von 25 %). Air France-KLM ist nach Umsatz weltweit die Nummer 1 Trotz der Vormachtstellung auf Europas Drehkreuz Nummer 1 London-Heathrow (67 Mio. Passagiere) hat British Airways international an Terrain verloren; auch im Heimatland hat man gegen die starke Konkurrenz der Billigflieger einen schweren Stand. Der Umsatz (2007: 11,1 Mrd. EUR) stieg im Zeitraum April bis Dezember 2008 um 6 %; die Zahl der Passagiere sank zwischen April 2008 und Januar 2008 um 3 % auf 29,3 Mio. Die geplante Übernahme der Iberia droht inzwischen zu scheitern. Gleichzeitig gibt es offenbar Diskussionen über ein Zusammengehen mit der australischen Quantas. Billigflug-Anbieter nach Zahl der angebotenen Flüge Ein-/aussteigende Passagiere in Mio.( in jeweils einer Woche im Juli) 2.179 Air Berlin* 1.996 929 920 Germanwings 657 644 TUIfly** 613 518 Ryanair 371 379 Easyjet Intersky 160 124 Flybe 102 141 Juli 2008 Juli 2007 * nur Segment Low Cost Carrier (Billigfluganbieter) Quellen: DLR / ADV 65 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Ryanair und Easyjet wachsen weiter zweistellig Größte ausländische Low-Cost-Airline (LCC) in Deutschland ist Ryanair. Die Iren haben im Februar 2008 bis Januar 2009 ihr hohes Expansionstempo beibehalten und die Zahl der Passagiere um 17 % auf 58,1 Mio. erhöht. Der Umsatz konnte zwischen April und Dezember 2008 um 14 % zulegen (Geschäftsjahr 2007/08 von April bis März: 2,7 Mio. EUR). Im letzten Quartal hat man allerdings rote Zahlen geschrieben. Ryanair hofft jedoch, von der Rezession profitieren zu können und erwartet zusätzliche Geschäftsreisende, die von den klassischen Linienfliegern auf den Billigflug umsteigen. In Deutschland nutzt Ryanair vor allem regionale Flughäfen – neben Hahn, Lübeck nun etwa auch Leipzig-Altenburg, Bremen und Niederrhein. Zweitgrößter ausländischer Billigflieger ist die britische Easyjet, die 2008 ebenfalls ihr hohes Wachstumstempo fortsetzen konnte: Die Zahl der Passagiere stieg um +17 % auf 44 Mio., der Umsatz erhöhte sich um 31 % auf 2,4 Mio. Pfund. Low Cost-Airlines scheuen nach wie vor die direkte Konkurrenz Insgesamt ist das Billigflugsegment in Deutschland zumindest bis Mitte 2008 deutlich gewachsen. Durch die hohen Kerosinpreise ist das Segment jedoch stark in Mitleidenschaft gezogen worden, und auch die Wirtschaftskrise bremst die Entwicklung. Es ist offen, ob die Zuwächse bei Geschäftsreisenden, die etwa von Flügen mit Lufthansa oder Air France auf die Low-Cost-Alternative umsteigen bzw. umsteigen müssen, das rezessionsbedingte Minus ausgleichen können. Ein wichtiger Expansionsfaktor, die Aufnahme neuer Strecken, gerät zunehmend an Grenzen. Im Juli 2008 boten die Low-Cost-Carrier in Deutschland 617 Strecken an – 49 mehr als im Vorjahr; zwischen Mitte 2006 und Mitte 2007 war das Angebot noch um rund 150 gestiegen. Inzwischen werden zwar auch die Kanaren von Deutschland aus bedient und zunehmend innerdeutsche Strecken geflogen. Beim Angebot nach Italien, Großbritannien oder Frankreich wurden jedoch auch schon wieder Strecken aus dem Markt genommen. Nach wie vor werden in der Regel nur Strecken bedient, die kein anderer Billigflieger anbietet (Mitte 2008 gab es auf nur 6 % des LCC-Streckenangebotes direkte Konkurrenz). Im 1. Halbjahr 2008 lag der Marktanteil der Billigflieger in Deutschland bei 28 % und hat sich damit gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitpunkt um 1,5 Prozentpunkte erhöht (Basis: Passagiere; DLR/ADV). Bei innerdeutschen Flügen beträgt er inzwischen schon 52 %. Allerdings wird die Abgrenzung immer schwierger, da auch die Linien- und Ferienfluggesellschaften mit begrenzten Low-Cost-Angeboten auf den Markt gekommen sind (z.B. Lufthansa mit ”Better Fly”); die Grenzen zwischen den Geschäftsmodellen verschwimmen. Größter deutscher Flughafen nach Zahl der LCC-Flüge war Mitte 2008 Köln/Bonn vor Berlin Tegel, Düsseldorf, München und Berlin Schönefeld. Wichtigstes LCC-Ziel ist Deutschland (Anteil an den Flügen Mitte 2008: 40 %) vor Spanien (15 %), Großbritannien (9 %), Italien (9 %) und Österreich (5 %). EU schreibt mehr Transparenz bei den Preisangaben vor 66 Seit November 2008 müssen die Billigflieger die Buchung auf ihren Websites transparenter gestalten – der Kunde muss früh im Buchungsvorgang alle Kosten und Steuern überblicken können und Voreinstellungen auf der Buchungsmaske etwa für die Reiseversicherung sind nun untersagt. Die von den Anbietern öffentlich angegebenen Netto-Preise unterschieden sich teilweise beträchtlich vom letztendlichen Brutto-Preis einschließlich Gebühren, Zuschlägen und Steuern. Eine Untersuchung ergab, dass die Nettopreise im Herbst 2008 zwischen 13 und 79 EUR variierten; bei den Bruttopreiseen reichte die Spanne von 37 bis 128 EUR (DLR/ADV). BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Flugallianzen Durch den Wegfall von Restriktionen bei Beteiligungen zwischen Fluggesellschaften innerhalb der EU haben die Flugallianzen hier ihre ursprüngliche Intention – Zusammenarbeit ohne Kapitalbeteiligung – verloren. Das Potenzial für Synergien bei Codesharing, Fahrplanabstimmung, gemeinsamen Bonusprogrammen etc. ist weitgehend ausgeschöpft. Zumindest in der EU sind Übernahmen meist sinnvoller geworden. Auch ist die Zahl attraktiver Neuzugänge beschränkt – nicht alle Mitglieder der Verbünde gelten als erstklassig. Größte Allianz mit 24 Mitgliedern ist die Star Alliance, die neben der Lufthansa etwa Air Canada, Air China, Thai Airways oder US Airways umfasst. Im deutschen Luftverkehr kam Star Alliance 2007 auf einen Marktanteil von 31 % (Basis: Flüge; DFS). An zweiter Stelle folgte das Skyteam um Air France-KLM (Alitalia, Delta, Northwest Airlines etc.) mit 10 %. Die kleinste Allianz ist Oneworld (British Airways, American Airlines, Cathay, Canadian, Iberia etc.) mit 5 %. Zusammen kamen die drei Verbünde auf 46 % (Rest: Low Cost-Carrier, ungebundene Airlines). 3. Hotels – Preise geben nach Der Umsatz im Beherbergungsgewerbe stieg 2008 leicht auf 18,6 Mrd. EUR. Zwar konnte man einen nominalen Zuwachs von 0,5 % verbuchen, real – nach Abzug der Preissteigerungen – kam es jedoch zu einem deutlichen Minus von über 2 % (Dehoga). Vor allem im 1. Halbjahr, als es der Branche noch relativ gut ging, konnten Preiserhöhungen durchgesetzt werden. Der Durchschnittspreis stieg in diesem Zeitraum um 5 % auf 91 EUR, dies ist im internationalen Vergleich immer noch ein eher niedriger Wert. Inzwischen sind die Preise allerdings unter Druck geraten. Vor allem der Rückgang bei den Geschäftsreisenden und der schrumpfende Flugverkehr haben die Auslastungen international wie auch hierzulande zurückgehen lassen. Nicht nur in den USA leiden inzwischen vor allem die Luxushotels. Sie stehen vor dem Dilemma, mit günstigen Preisen die Hotels zu füllen, ohne das Exklusiv-Image zu gefährden. Die Sonderkonjunktur des Luxussegments ist wohl vorerst passé. Dafür hoffen die mittleren bis unteren Klassen auf Zuwächse, weil Geschäftsreisende statt im 5-Sterne-Hotel öfter in niedrigeren Kategorien nächtigen. 2-3 Sterne-Hotels hoffen auf Absteiger aus der 5 SterneKlasse Konzentration über Expansion von Ketten und Franchise-Systeme, vermehrter Einstieg ausländischer Ketten, Markenprofilierung, Lifestyle-Positionierung, Designhotels sowie Medical Wellness waren jüngst Trends im Hotelmarkt. Buchungsportale (Hotelreservierungssysteme) haben im Vertrieb eine immer größere Bedeutung. Führendes Unternehmen ist hier HRS vor Hotel.de. Daneben spielen zunehmend Bewertungsportale wie Holidaycheck oder Tripadvisor bei der Hotelauswahl eine Rolle. Nach dem Vorbild der Billigflieger etabliert sich ein Budget-Segment. Die französische Accor ist mit ihren Marken Etap (87 Hotels in Deutschland) und Ibis (82 Hotels) der wichtigste Anbieter in Deutschland. Mit dem All-InclusiveKonzept All Seasons will Accor hier zusätzlich expandieren (die Zimmerpreise schließen alle Zusatzkosten vom Frühstück über W-Lan bis hin zur Zeitung ein). Die neue Marke mit inzwischen weltweit 50 Franchise-Nehmern soll bis 2011 in Deutschland mit 25 Standorten besetzt sein – derzeit sind es zwei. Budget-Segment wächst weiter 67 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Auch InterContinental ist mit der Tochter Holiday Inn Express (ca. 15 Hotels) in diesem Segment vertreten. Als deutscher Vertreter expandiert die „Low Budget Design“-Marke Motel One: Das Münchner Unternehmen betreibt inzwischen 21 Hotels nach dem Motto „viel Design für wenig Geld“ (Umsatz 2008: 43 Mio. EUR). Accor führt in Europa Größte Hotelkette in Deutschland ist die französische Accor, die auch europäischer Marktführer ist. Weltweit werden 4.000 Hotels betrieben (Umsatz 2008: 7,7 Mrd. EUR / -5 %). In Deutschland kam Accor 2007 auf einen Umsatz von 823 Mio. EUR und rund 340 Hotels (ohne Dorint, die nun mit 40 Hotels eigenständig agiert und 2008 310 Mio. EUR umsetzte). Größere Accor-Ketten hierzulande sind – neben Etap und Ibis – in der Luxusklasse Sofitel/Pullman (7 Hotels) und in den mittleren Segmenten Mercure (119) und Novotel (29). Zweitgrößte Kette ist InterContinental, die 2007 auf einen Umsatz von 577 Mio. EUR kam. Neben der Marke InterContinental (6 Standorte in Deutschland) umfasst das Portfolio die Marken Crowne Plaza (6 Standorte) und Holiday Inn (49). Best Western, eine Art Genossenschaft in Form einer AG, betreibt 3 bis 4-Sterne-Hotels in Randlagen. In Deutschland sind derzeit ca.180 Hotels Mitglied, die auf einen Umsatz von 503 Mio. EUR kamen. Hinter den drei ausländischen Hotel-Konzernen ist Steigenberger größte deutsche Hotelkette (Umsatz 2007: 484 Mrd. EUR). Anfang 2009 wurden 53 Steigenberger Hotels and Ressorts und 31 InterCity-Hotels betrieben. Fans von Spitzenhotels* In % 20,1 Senioren 23,5 9,6 9,9 Alleinlebende 40-64 Jahre 29,9 Erwachsenenhaushalte 40-64 Jahre Familie mit älteren Kindern junge Familie junge Paare ohne Kinder 23,5 8,4 8,1 Fans von Spitzenhotels* 6,6 7,7 Bevölkerung 8,1 7,0 jüngere Singles 17,3 20,2 * „Ich genieße es, in Spitzenhotels zu übernachten“ Quelle: AWA 2008 5,8 Mio. Fans von Spitzenhotels 68 Trotz Budget-Trend gibt es hierzulande eine Klientel, die bei der Hotelnutzung einen Hang zum Luxus hat. Die Zahl derer, die es „genießen, in Spitzenhotels zu übernachten“, ist nach der AWA in den letzten 2 Jahren um fast 500.000 auf 5,8 Mio. gestiegen. Vor allem Paare ohne Kinder – nicht nur aus den gehobenen Schichten – sind für diese Art Luxus empfänglich. BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse V. Vertrieb 1. Absatzwege – Stationärer Vertrieb behauptet sich Im Touristikmarkt behaupten die Reisebüros ihre Dominanz. Nach der „ROPOStudie“ (GfK, TUI, Google, iProspekt, Sempora) kamen die Agenturen im Touristikjahr 2006/07 auf einen Marktanteil von 70 %, was einem Umsatz von rund 15,5 Mrd. EUR entsprach. Der Anteil hat sich allerdings rückläufig entwickelt – er ging innerhalb von 3 Jahren um 7 Prozentpunkte zurück. Geschrumpft ist vor allem das Segment der Buchungen von Kunden, die auch die Reisevorbereitung „offline“ primär über das Reisebüro abwickeln. Dagegen ist die Bedeutung der so genannten ROPOs gewachsen – Kunden, die sich online informieren (research online), jedoch dann im Reisebüro buchen (purchase offline). Im Reisejahr 2006/07 generierten die Agenturen rund 6 Mrd. EUR, d.h. fast zwei Fünftel ihres Touristik-Geschäftes, auf diese Weise. Weniger Kunden verlassen sich voll auf Reisebüros Den Verkäufern in den Reisebüros sitzen immer besser informierte Kunden gegenüber. Für die Kunden wiederum steht an erster Stelle, dass die OnlineVorbereitung den Besuch im Reisebüro ergiebiger macht (52 % der Befragten in der ROPO-Studie). Dabei hat die Studie festgestellt, dass die ROPOs umsatzträchtigere Kunden als die übrigen Reisebüro-Bucher sind: StandardReiseprodukt ist hier der zweiwöchige All-Inclusive-Badeurlaub. Insgesamt sind die Aspekte persönlicher Kontakt/Möglichkeit nachzufragen (67 %), kompetentes Personal/Tipps/Zusatzinfo (43 %) und gute Erfahrung/gewachsenes Vertrauen zum Büro (41 %) die häufigsten Gründe, im Reisebüro zu buchen. Informationswege / Vertriebskanäle im Touristikmarkt In % 12 13 5 5 10 Sonstige Online / Online 7 22 RB / Online 27 Online / RB RB / RB 56 43 2003/04 2006/07 Informationsphase / Buchung (RB = Reisebüro) Quellen: ROPO-Studie 2008 / FVW Der Anteil der Online-Buchungen ist auf insgesamt 17 % gestiegen, wobei man sich hier in der Informationsphase über die Reise mehrheitlich auch online vorbereitet. Es gibt im Gegensatz dazu auch eine nicht geringe Zahl von Urlaubern, die das Reisebüro zur Information nutzen, dann aber bei einem Online-Reisebüro oder der Website eines Reiseveranstalters im Internet buchen. 2006/07 erreichte Marktanteil der Online-Buchungen 17 % 69 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Reisebüro oder der Website eines Reiseveranstalters im Internet buchen. Die ROPO-Studie geht von einem Marktvolumen der Online-Buchungen in 2006/07 von knapp 4 Mrd. EUR aus. Deutlich höher liegt mit 7,5 Mrd. EUR (+7 %) das Volumen nach dem GfK TravelScope (Reisen ab einer Übernachtung): Hier wird der gesamte im Internet generierte Umsatz berücksichtigt, d.h. alle vorab online bei Portalen von Reisebüros, Veranstaltern oder Leistungsträgern (Fluggesellschaft, Hotel etc.) gebuchten Reiseleistungen (ohne Email-Buchungen). Nordeuropa liegt beim Onlinevertrieb weit vor Deutschland Bei den Reiseveranstaltern in Deutschland hat der Vertrieb über Online-Portale im europäischen Vergleich bisher noch eine geringe Bedeutung. Thomas Cook etwa macht in Skandinaven rund die Hälfte seines Geschäfts im Internet und in Großbritannien 27 %. In Deutschland sind es nur 15 % – inklusive Drittanbietern wie Expedia. Über die eigenen Websites (Thomascook.de, Neckermann.de, Urlaub.de oder die „dynamischen Packager“ XNEC und XTOC) buchen nur 7 % der Kunden. Allerdings kommt der Online-Umsatz auf eine hohe Wachstumsrate (2007/08: +58 %). TUI hält sich mit Angaben zurück – Schätzungen der Online-Verkäufe über Websites von TUI, 1-2-Fly und Airtours liegen im Bereich einstelliger Prozentanteile. Bei den Töchtern Berge & Meer und L´tur dürfte der Anteil deutlich höher sein. Bei der Rewe-Touristik stammen dagegen nur 6 % des Umsatzes aus Internet-Buchungen (vor allem in der Pauschaltouristik); 94 % laufen über den stationären Reisebürovertrieb. Weitere Online-Vertriebssparten, die meist als dynamische Veranstalter (Dynamic Packaging) ausgelegt sind, sind etwa Binoli, eine Kooperation von L´tur mit Air Berlin, oder die Marke Byebye, die bei Alltours derzeit noch in der Planungsphase ist. Eine Sonderfunktion haben Reiseveranstalter wie Vtours, die klassische Flug-Pauschalreisen aus Dynamic Packaging als weiße Ware für Reiseportale wie Expedia oder Weg.de sowie Reisebüro-Kooperationen zusammenstellen (Vtours-Umsatz 2007/08: 78 Mio. EUR / +38 %; Teilnehmer: 139.000 / +38 %). Ähnlich agiert der Anbieter „Ferien“. Vertriebswege nach Ausgabenhöhe bei 14-tägigen Pauschalreisen Anteile der Buchungsstellen in %; Ausgaben pro Person und Nacht 2006/07 14 11 12 14 12 8 4 3 19 11 13 4 4 15 13 7 2 Reiseportal im Internet 6 72 Sonstige 71 73 74 78 Reisebüro direkt am Flughafen 62 Reisebüro Durchschnitt unter 59 EUR Quelle: GfK TravelScope 70 60-74 EUR 75-89 EUR 90-114 EUR ab 115 EUR BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Trotz der derzeit unterschiedlichen Bedeutung des Online-Vertriebs bauen alle Veranstalter diesen Absatzkanal aus – sowohl über Portale, als auch über die eigenen Websites. Die bisherige Zurückhaltung aus Rücksicht auf die Reisebüros als wichtigem Vertriebspartner schwindet, zumal auch die Reisebüros verstärkt im Netz verkaufen. Einige mittlere und kleinere Reiseveranstalter bzw. Nischenanbieter haben inzwischen teilweise schon sehr hohe Anteile im Internet – z.B. RUF Jugendreisen (50 %) oder Inter Chalet (48 %). Internet ist für kleinere Veranstalter und Nischenanbieter wichtiger Vertriebskanal Gleichzeitig stärken die großen Veranstalter auch den Vertriebsweg Reisebüro. Man versucht, den „steuerbaren Vertrieb“ auszubauen, d.h. die Reisebüros über Integration in Ketten oder Franchise-Systeme bzw. durch Anbindungen an Kooperationen besser in Vertriebs- und Marketingaktionen einzubinden. Daneben ist das Reisebüro nach wie vor ein besonders wichtiger Vertriebsweg für die teuren und beratungsintensiven Reisen. Bei 14-tägigen Pauschalreisen mit Tageskosten pro Person von mindestens 115 EUR kommt der stationäre Vertrieb auf einen Anteil von fast vier Fünfteln. Bei den Billigprodukten (Tagessatz unter 60 EUR) sind es nur etwas über zwei Drittel – einschließlich der vor allem im Last-Minute-Geschäft tätigen Flughafen-Büros, die auf 6 % kommen (GfK TravleScope; Touristikjahr 2007/08). Hoher Markanteil des stationären Vertriebs bei teuren Reisen Bei den preisgünstigen Reisen haben auch die sonstigen Vertriebswege eine höhere Bedeutung. Hierzu zählt vor allem der Verkauf im Einzelhandel, wo Reisen bei Aldi, Lidl, Rewe oder Tchibo inzwischen schon Standard bei den wöchentlichen oder monatlichen Aktionsangeboten sind. Auch Banken wie die HASPA oder die Volks- und Raiffeisenbanken vertreiben Reisen. Weitere Vertriebskanäle sind etwa Teleshopping – insbesondere Sonnenklar TV von der FTI-Tochter Big Xtra – oder mobile Reiseverkäufer (z.B. der Reisestrukturvertrieb TMG mit einem Umsatz von rund 40 Mio. EUR). 2. Reisebüros – Trotz Internet Umsatzplus in 2008 Trotz des zunehmenden Drucks durch Internet-Buchungen kamen die Reisebüros im Touristikjahr 2007/2008 auf ein Umsatzplus von 2 % (21,8 Mrd. EUR). Der Tats-Reisebürospiegel, der auf der Buchungsentwicklung in 2.600 Reisebüros basiert, ergab für 2008 sogar ein Plus von fast 8 %. Reisebüros können sich 2008 Umsatzpolster für Flaute in 2009 anlegen Wachstumsträger nach Tats war vor allem der Verkauf von Flugtickets. Wie bei den Service-Entgelten, die die Reisebüros nach Wegfall der Provisionen der Airlines beim Ticketverkauf erheben, wird das Geschäft hier vor allem mit Geschäftsreisenden gemacht. Das Wachstum in der Touristik, die die Hälfte des Reisebüro-Umsatzes bringt, blieb dagegen 2007/08 deutlich hinter dem des Flugsegmentes zurück. Neben der mageren Rendite und den Provisionskürzungen der Reiseveranstalter machen den Vermittlern die schlechten Aussichten für 2009 zu schaffen. Während die Veranstalter den Nachfragerückgang durch Kapazitätsanpassungen abfedern können, schlagen bei den Agenturen Umsatzrückgänge meist voll auf die Provisionen durch. Zur Stützung der Branche fährt der DRV seit einigen Jahren die Image-Kampagne „Pro Reisebüro“, die 2009 unter dem Slogan “Reisebüro. Hier fängt der Urlaub an“ läuft. Sie wird durch Beiträge der Reisebüros sowie von Veranstaltern, Fremdenverkehrsorganisationen etc. finanziert. DRV setzt Kampagne Pro Reisebüro 2009 fort 71 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Entwicklung der Reisebüro-Umsätze Veränderung in % +3,4 +0,1 Touristik 0,1 +2,7 +5,0 Flugverkehr +11,5 +9,9 Service-Entgelt +10,2 +7,5 +5,6 +3,2 sonstige Umsätze +0,1 2008 2007 +7,7 Umsatz insgesamt +6,2 2006 +3,2 Quellen: Tats Reisebüro-Spiegel / FVW Die Mehrheit der Reisebüros ist Mitglied einer Kooperation Die Zahl der Agenturen hat weiter abgenommen – in den letzten fünf Jahren um ein Fünftel. Gleichwohl die Dichte mit 12,3 Agenturen pro 100.000 Einwohner hierzulande im internationalen Vergleich immer noch hoch. Es gibt nur noch wenige ungebundene Reisebüros; ihr Anteil liegt bei 3 %. Die Mehrzahl der Agenturen (59 %) ist Mitglied einer der vielen Kooperationen der Branche. Kooperationen bieten die Vorteile einer Gruppenzugehörigkeit (z.B. gemeinsamer Einkauf) ohne allzu enge Bindung. Bisher ist ein einheitlicher Marktauftritt in den Kooperationen selten. Derzeit versucht etwa die Kooperation Schmetterling (400 Mitglieder mit 2.500 Büros), eine einheitliche Corporate Identity durchzusetzen. Neben dem gemeinsamen Internetportal (Schmetterling.de) sollen auch eine eigene Vertriebsmarke und überregionale Werbung den gemeinsamen Marktauftritt stärken. Die Rewe hat einen steuerbaren Vertrieb von über 2.600 Reisebüros Die größte Vertriebsorganisation hat die Rewe Touristik. 2007 umfasste sie 2.643 Reisebüros. Diese sind über die – teilweise auch als Franchise-Systeme geführten – Ketten Atlas, DER, Derpart oder RTF bzw. über Kooperationen wie Tour Contact, Reisering oder Prima Urlaub mehr oder weniger eng ans Unternehmen gebunden. Den zweitgrößten Vertrieb hat die TUI, die ihre Reisebüros in der TLT (TUI Leisure Travel) zusammenfasst. Mit 1.535 Reisebüros ist die TUI-Vertriebsorganisation deutlich kleiner als die der Rewe. Ketten, Franchise-Systeme und Kooperationen sind hier etwa First, TUI Reise Center, Hapag-Lloyd, Discount Travel oder TUI Travel Star. Drittgrößte Vertriebsorganisation sind die Lufthansa City Center (LCC), die als anbieterunabhängiger Verbund (Kette bzw. Franchise) agieren. Insgesamt umfasst LCC 585 größere Reisebüros – davon knapp 500 in Deutschland (Umsatz: 1,9 Mrd. EUR). Mit der OFT-Tochter Reiseland ist man eine Kooperation eingegangen, die sich allerdings nur auf Einkauf und Vertriebssteuerung einschließlich gemeinsamer Marketingaktivitäten bezieht; auf eine Dachmarke wurde verzichtet. Die Reiseland-Mutter OFT (Otto Freizeit und Touristik) bün- 72 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse delt die Reisevertriebsaktivitäten des Otto-Konzerns – dies sind neben Reiseland (420 Büros, Umsatz 683 Mio. EUR) Holiday Express und Travelchannel. Reisebüro-Organisationen nach Umsatz 2007 In Mio. EUR / z. T. Schätzungen 4.313 REWE Vertrieb TLT (TUI) 2.000 1.900 LCC 1.400 Thomas Cook-Vertrieb OFT TVG (FTI)* 868 318 Alltours Reisecenter* 207 Reise Quelle/Neckermann* 202 Privatkundengeschäft Expedia* Opodo* Unister (Aidu etc.)* Firmenkundengeschäft 440 305 210 * keine Angaben zur Aufteilung nach Privat-/Geschäftskunden Quelle: FVW Die Thomas Cook Partner Group folgt mit einem Umsatz von 1,4 Mrd. EUR und rund 1.300 Reisebüros. Durch die Integration der Arcandor-Reisebüros (Neckermann Urlaubswelten, Reisequelle) konnte man die Marktposition im Vertrieb verbessern. Thomas Cook Reisebüros, Holidayland, Neckermann Reisen und Karstadt Reisebüros sind die wichtigsten Vertriebsschienen. Der Veranstalter FTI bündelt seine Vertriebsaktivitäten in der TVG, die rund 270 Agenturen von Ferienwelt, Flugbörse, 5 vor Flug und Sonnenklar TV Reisebüros umfasst. Nicht im vorstehenden Schaubild aufgeführt sind die reinen Business-Travel-Büros: Marktführer ist hier BCD Travel mit einem Umsatz von 1,8 Mrd. EUR in 2007 vor Carlson Wagonlit Travel mit 918 Mio. EUR. Daneben haben auch LCC sowie die TLT (First) eine starke Geschäftsreisesparte. Den Umsatz der Portale der Online-Reisebüros schätzt die Fachzeitschrift FVW für 2007 auf 3,3 Mrd. EUR. Nicht zuletzt dank der massiven Werbeetats konnte der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 35 % erhöht werden. Allerdings sind diese Daten mit großen Unsicherheiten behaftet, da viele Online-Portale bei den Angaben zur Geschäftsentwicklung sich immer noch sehr bedeckt halten. Als größtes Online-Reisebüro mit einem Umsatz von 757 Mio. EUR in 2007 sah die FVW das Portal Bahn.de, da hierüber auch Flüge, Hotels und Pauschalreisen verkauft werden. Größtes klassisches Online-Reisebüro ist Expedia, dessen Deutschland-Umsatz die FVW für 2007 auf 440 Mio. EUR schätzt –120 Mio. EUR mehr als im Vorjahr. Als zweitgrößtes Portal folgt in Deutschland Opodo, das nach eigenen Angaben 2008 in Europa seinen Umsatz um 24 % auf 1,3 Mrd. EUR steigern konnte. Die verschiedenen Portale von Unister (Aidu.de, Fluege.de, Reisen.de etc.) belegen den dritten Platz. Expedia und Opodo sind die größten Online-Reisebüros Nach den Portalen der Kooperationen Schmetterling (208 Mio. EUR) sowie RTK (Merson.de, Mein-Reisespezialist.de etc.; 194 Mio. EUR) folgten als wei- 73 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse tere reine Online-Portale Ebookers von Travelport (ca. 150 Mio. EUR) und Lastminute.com/de von Travelocity/Sabre (150 Mio. EUR). OFT mit Portalen wie Travelchannel.de oder Reiseland.de (130 Mio. EUR), das Bewertungsportal Holidaycheck (110 Mio. EUR) sowie das E-Commerce-Unternehmen Comvel sind weitere größere Online-Reisebüros. Die FVW schätzte Comvel in 2007 auf 91 Mio. EUR, für 2008 wird der Umsatz mit 150 Mio. EUR angegeben; die wichtigste Sparte von Comvel ist das Portal Weg.de, das für 2008 ein Umsatzplus von 40 % meldete. Anteil der Online-Buchungen wird weiter steigen Zwischen den Internet-Portalen ist der Wettbewerb deutlich härter geworden. Es beginnt nun ein Verdrängungswettbewerb, da das eigentlich hohe Marktwachstum nicht mehr genug Zuwachs für alle hergibt. Vielfach werden die Service-Entgelte beim Ticketverkauf reduziert, um beim Preisvergleich in den Meta-Suchmaschinen auf den vorderen Plätzen zu landen (MetaSuchmaschinen recherchieren aus den Angeboten der einzelnen Portale die günstigsten Reise-Angebote). Der Vormarsch des Online-Vertriebs wird gleichwohl weitergehen. Nach einer Prognose des US-Marktforschungsinstitutes PhoCusWright vom Januar 2009 wird der Marktanteil des Internets im deutschen Mark von derzeit gut einem Fünftel bis 2010 auf ein Drittel steigen. 3. Internet – Hohe Bedeutung bei der Reiseplanung Internet wichtigste ReiseInformationsquelle Das Internet ist inzwischen zu einer der wichtigsten Informationsquellen bei der Reiseplanung geworden. Die Online-Recherche war nach den Ergebnissen des GfK TravelScope schon 2006 mit einem Anteil von 32 % das am häufigsten genutzte Medium bei der Reisevorbereitung – noch vor dem Reisebüro (24 %; Basis: Reisen ab einer Übernachtung, bei denen mindestens eine Reiseleistung – Unterkunft, Ticket, Mietwagen etc. – vorab gebucht worden ist). Seither dürfte die Bedeutung des Internets noch zugenommen haben. Dabei spielt die Online-Recherche besonders bei den eher kurzfristig gebuchten Reisen eine große Rolle. Informationsinteresse und Produktrecherche Reisen/Touristik Basis: Internet-Nutzer (Nutzung in den letzten 3 Monaten) 48 Urlaubs-/LastMinute-Reisen 55 36 Hotels (Urlaubs/Geschäftsreisen) 47 29 Flugtickets von Billig-Airlines 25 andere Flugtickets 22 43 5 13 Quellen: Internet Facts III/2008 (AGOF) 74 Internet schon einmal zur Recherche genutzt 30 Bahntickets Mietwagen sehr interessiert (Produktinteresse) 39 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Internet-Nutzer weisen ein hohe Affinität zum Tourismus auf: Nach der Studie Internet Facts III/2008 interessieren sich 71 % der 42 Mio. Internetnutzer (Nutzung in den letzten 3 Monaten) für Reiseprodukte. Diese 30 Mio. Reise-Interessierten repräsentieren damit ein Potenzial von 46 % der Bevölkerung ab 14 Jahren. Die meisten Interessierten finden sich bei Urlaubsreisen bzw. LastMinute-Trips. Fast die Hälfte der User ist an diesem Thema sehr interessiert. Die Nutzung des Internets für konkrete Produkt-Recherchen im Bereich Reisen zeigt ein noch größeres Potenzial: Hier sind es sogar 34 Mio. bzw. 82 % der Internet-Nutzer, die sich schon über Angebote von Reisedienstleistern informiert haben. Auch hier liegen Urlaub-/Last-Minute-Reisen sowie Hotels vorn. Daneben haben aber auch schon viele über Bahn.de – nach Nielsen Netratings die mit Abstand meistgenutzte Travelsite im Netz – Bahnverbindungen oder Fahrscheinpreise recherchiert. Knapp 21 Mio. Internet-Nutzer haben nach der Studie Internet Facts III/2008 tatsächlich schon einmal online Reisedienstleistungen gebucht. Setzt man diese ins Verhältnis zu denen, die sich über Reise-Dienstleistungen im Netz informieren, so ergibt sich ein Anteil von 60 %. Diese so genannte Konversionsrate verdeutlicht die hohe Fähigkeit des Mediums Internet, Informationen in Buchungen zu transformieren. Konversionsrate von 60 % im Reisesektor Bei denen, die in den letzten 12 Monaten eine Reiseleistung online gebucht haben, liegen die Hotelzimmer vorn. Internet Facts III/2007 zeigte hier im Vorjahresvergleich einen Rückgang der Online-Bucher; dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass der Erhebungszeitraum der Studie (Juli bis September) 2008 schon in die Phase der vor allem im Geschäftsreisesektor spürbaren rezessiven Entwicklung fiel. Entsprechend dürfte der Rückgang bei den Buchern von Mietwagen zu erklären sein. Demgegenüber ist die Zahl der OnlineBucher bei kompletten Reisen (Urlaubs-/Last-Minute-Reisen) auch im 3. Quartal 2008 weiter gestiegen. Seit 2007 hat sich hier damit die Zahl der Bucher um fast 2 Mio. erhöht. Tickets von Billig-Airlines bzw. Bahntickets werden ebenfalls häufig online gebucht (sie werden 2008 erstmals ausgewiesen). Online-Buchungen in den letzten 12 Monaten In Mio. Basis: Internet-Nutzer (Nutzung in den letzten 3 Monaten) 9,4 Hotels (Urlaubs-/ Geschäftsreisen) 10,2 9,2 9,1 Urlaubs-/Last-MinuteReisen 8,0 7,2 7,6 Flugtickets von BilligAirlines 7,6 Bahntickets 4,9 andere Flugtickets 2008 2007 2006 2,4 Mietwagen 3,0 2,5 Quellen: Internet Facts (AGOF) 75 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse VII. Werbung 1. Kommunikation – Mehr Konkurrenz für Kataloge Unter den Kommunikationskanälen der Reiseveranstalter kommt den Katalogen, die jährlich meist im Oktober/November mit den Angeboten fürs nächste Reisejahr herausgebracht werden, eine hohe Bedeutung zu; ein großer Teil der Marketingbudgets entfällt auf sie. Kataloge sind eine wesentliche Grundlage der Beratung im Reisebüro. Für den Urlauber spielt jedoch eine ganze Reihe anderer Informationsquellen bei der Reisevorbereitung eine Rolle. Nach einer Studie des BAT-Instituts für Zukunftsfragen werden die eigene Erfahrung und Empfehlungen von Freunden am häufigsten als wichtigste Informationsquelle bei der Vorbereitung der letzten Urlaubsreise genannt; beide haben wegen der gestiegenen Reise-Erfahrung der Deutschen an Bedeutung gewonnen. Auch Reisebüros bzw. Fremdenverkehrsstellen werden häufig genutzt, allerdings mit leicht rückläufiger Tendenz. Internet überrundet Reisekataloge An die vierte Stelle hat sich inzwischen das Internet geschoben, das damit die Kataloge überrundet hat (bei vorab gebuchten Reiseleistungen hat das Internet nach Angaben von GfK TravelScope sogar schon die Reisebüros überrundet – siehe vorheriges Kapitel). Zwar haben nur 11 % der Generation 55-Plus bei ihrer letzten Urlaubsreise das Internet als wichtigste Informationsquelle bei der Reiseentscheidung genutzt, bei den jungen Internetnutzern waren es mit fast 39 % jedoch mehr als drei Mal so viele. Im Vergleich 2003 zu 2007 ist die Bedeutung der Reisekataloge zwar stabil geblieben. Gleichwohl sind sie auf den 5. Rang abgerutscht, da insgesamt die Anzahl der bei der Reisevorbereitung verwendeten Informationsquellen gestiegen ist. Wichtigste Informationsquelle bei der letzten Urlaubsreise In % bekannt aus eigener Erfahrung 35 31 33 Berichte von Freunden 26 Reisebüro Fremdenverkehrsstelle 30 32 25 Internet 12 Kataloge der Reiseveranstalter 23 23 9 Reisebericht im TV Reiseführer Werbung in Zeitungen Orts-, Unterkunfts prospekte 8 8 6 2007 2003 7 6 6 6 Quelle: BAT Stiftung für Zukunftsfragen Viele regionale Reisemessen 76 Neben den Reisekatalogen und der Werbung in den klassischen Medien ist ein weiterer von der Reisebranche häufig genutzter Kommunikationskanal die Präsenz auf Messen – von regionalen Veranstaltungen wie dem Caravan Sa- BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse lon Düsseldorf (September), der Messe Touristik & Caravaning in Leipzig (November), der CMT in Stuttgart (Januar), Reisen Hamburg bzw. Reisepavillon/F.Re.E. München im Februar bis hin zum internationalen BranchenHighlight ITB in Berlin im März. Auch Direktmail wird eingesetzt: Nach Nielsen Media Research kamen 2008 die Werbesendungen der Reisebranche in die Briefkästen der Verbraucher auf Streukosten von 72 Mio. EUR. Eine größere Briefkastenverteilaktion hat etwa die Kooperation Best-RMG mit finanzieller Unterstützung der TUI durchgeführt. Auch im Sponsoring engagieren sich Reiseunternehmen. Das wichtigste Feld ist hier der Fußball, wo etwa Emirates beim HSV, TUI bei Hannover 96, Fraport bei Eintracht Frankfurt oder die Deutsche Bahn bei Herta BSC als Hauptsponsoren auftreten. Die Air-Berlin-Tochter LTU ist Namenssponsor der LTU-Arena in Düsseldorf. 2. Werbeaufwendungen 2.1. Entwicklung – Fremdenverkehr wirbt mehr In den klassischen Medien hat die Reisebranche 2008 742 Mio. EUR ausgegeben (brutto; ohne Gastronomieketten). Gegenüber dem Vorjahr wurden die Werbeinvestitionen damit um 4 % erhöht. Nicht berücksichtigt ist hierbei die lokale Werbung der Reisebüros, die neben den Tageszeitungen vielfach auch Anzeigenblätter für ihre Anzeigen nutzen. Auch Beilagen sind nicht enthalten. Vor allem Fremdenverkehrsorganisationen nutzen dieses Werbemittel – in den letzten Monaten etwa Bremen, Norwegen, die Steiermark oder die Türkei. Reisebranche steigert Werbevolumen um 4 % Im Januar 2009 wies Nielsen Media Research bei der Werbung in der Touristik (einschließlich Gastronomie) ein Minus von 5 % aus – trotz der umfangreichen Kampagnen im Kreuzfahrtsektor, die etwa Aida und TUI (TUI Cruises, HapagLloyd) Januar und Februar für ihre Schiffe gefahren haben. Die Zeiten sind offenbar vorbei, in denen die Kreuzfahrt-Anbieter die Werbung mit dem Argument reduzierten, dass die Schiffe voll sind (wie dies Aida etwa im 2. Halbjahr 2006 tat). Derzeit werden Forderungen von Seiten der Reisebüros laut, dass Veranstalter, Zielgebiete und Leistungsträger vermehrt die Werbetrommel rühren sollen, um den Markt zu stützen (FVW). Etliche Destinationen haben bereits angekündigt 2009 die Marketingetats zu erhöhen – etwa Ägypten, die Emilia Romagna, die Dominikanische Republik, Griechenland, Spanien/Balearen oder Tunesien (FVW, W+V). Teilweise werden Gemeinschaftswerbeaktionen gefahren, wie etwa von Vist Britain, das in Kooperation mit Airlines verstärkt für Besuche auf den britischen Inseln werben will. Größter Werbesektor im Reisemarkt waren 2008 die Fremdenverkehrsorganisationen, die mit einem Plus von 10 % die Reiseveranstalter überrundet haben. Die ausländischen Fremdenverkehrsämter – die Top-Werber sind hier Österreich, Spanien und die Türkei – erhöhten ihre Ausgaben 2008 um 7 % auf 87 Mio. EUR. Bei den deutschen Fremdenverkehrsorganisationen war das Plus mit 11 % auf 39 Mio. EUR noch höher; hier hat Berlin die Bayern mit einem starken Etatzuwachs überrundet und wurde größter Werber bei den Inlandsregionen. Die Freizeit- und Themenparks haben 2008 besonders stark werblich zugelegt; die Spendings stiegen hier um 18 %. Phantasialand (Brühl) und der Heide-Park Soltau sind die größten Werbungtreibenden. Fremdenverkehrswerber schieben sich vor die Veranstalter Die Reiseveranstalter (einschließlich überregionale Werbung von Reisebüros) haben ihre Spendings demgegenüber 2008 nur um 2 Mio. EUR bzw. 1 % auf 147 Mio. EUR erhöht. TUI, Alltours oder Neckermann haben hier die größeren Airlines werben prozyklisch 77 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Etats. Die Fluggesellschaften haben ihre Werbeausgaben 2008 um fast 12 Mio. EUR bzw. 7 % reduziert. Dabei zeigten die Airlines ein ausgesprochen prozyklisches Verhalten: Im 1. Halbjahr, als die Zahl der Passagiere noch stieg, wurden die Werbeaufwendungen um 1 % auf 86 Mio. EUR erhöht; im 2. Halbjahr sanken dann die Spendings parallel zu den schrumpfenden Passagierzahlen um 15 % auf 69 Mio. EUR. Brutto-Werbeaufwendungen im Reisemarkt In Mrd. EUR Fremdenverkehrs-Organisationen - Fremdenverkehr international - Fremdenverkehr national - Themen-/Freizeitparks - Kollektiv-Werbung 2007 2008 Mio. EUR Veränd. % Mio. EUR Veränd. % 143,4 6 157,4 10 81,6 1 87,2 7 35,0 6 38,8 11 22,6 9 26,6 18 4,2 64 4,8 14 Veranstalterreisen insgesamt - Reisegesellschaften - Internet-Tourismus 145,3 141,5 3,8 8 6 178 147,1 141,5 5,7 1 0 48 Hotels Bahn Schiffslinien/-touristk Fluglininen/-touristik Flughafenbetriebe E-Commerce Tourismus/Ticketing Touristik Firmen-/Image-Werbung 59,2 50,7 66,4 167,5 7,0 71,9 1,3 27 20 10 7 36 120 69 49,2 57,4 82,0 155,9 6,2 83,0 3,9 -17 13 23 -7 -12 15 196 Quelle: Nielsen Media Research E-Commerce lag 2008 vor den Airlines Die Kreuzfahrt-Reedereien und -Veranstalter einschließlich Fährschiff-Reedereien stellten mit 82 Mio. EUR 2008 den viertgrößten Werbesektor im Reisemarkt dar. Da hier der Kampf um den Kunden und die Auslastung der Schiffe härter wird, wurde offenbar auch der Werbedruck erhöht. Die Spendings stiegen um immerhin fast 16 Mio. EUR. Aida, MSC, Costa, Hapag-Lloyd oder Hurtigruten waren 2008 die Top-Werber. Anfang 2009 hat sich TUI Cruises in diesen Kreis eingereiht. Deutlich gestiegen ist auch die Werbung für den touristischen E-Commerce. Hier erhöhten sich 2008 die Spendings um 15 % auf 83 Mio. EUR und lagen damit erstmals vor den Werbeaufwendungen der Airlines. Mit weitem Abstand ist hier Expedia größter Werbungtreibender, gefolgt von Reise.com (Poolside / Holtzbrinck) und Weg.de (Comvel). Im Bereich Bahn wurde der Werbedruck 2008 mit einem Plus von 13 % ebenfalls deutlich erhöht. Das Werbevolumen entfällt überwiegend auf die verschiedenen Kampagnen der Deutschen Bahn AG. Lediglich die Werbung für den belgischen Hochgeschwindigkeitszug Thalys lag hier 2008 noch über der 1Mio.-EUR-Marke. Die Werbung der Hotelketten schrumpfte 2008 dagegen um 17 % auf nur noch 49 Mio. EUR. Hier finden sich viele mittlere und kleinere Kampagnen unter 5 Mio. EUR – an der Spitze liegen Center Parcs, Gemeinschaftskampagnen für deutsche bzw. österreichische Hotels, die spanische Hotelkette RIU, Marriott oder Novotel (Accor). Als weitere kleinere Produktfamilien weist Nielsen Media Research noch die Flughafenbetriebe (Flughafen Düsseldorf etc.) und die touristische Firmen-/Imagewerbung (Geschäftsreisebürokette BCD etc.) aus. 78 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Bei den Reisegesellschaften ist traditionell das 1. Quartal die werbeintensivste Jahreszeit, in der zumindest bisher auch die meisten Buchungen für den Sommerurlaub getätigt wurden. 2008 entfielen auf den Zeitraum Januar bis März 36 % der Werbegelder der Veranstalter. Daneben werden auch noch im November, wenn die neuen Reisekataloge mit den Frühbucherrabatten herausgebracht werden, verstärkt Kampagnen gefahren (Anteil 2008: 12 %). Ein ähnliches Zeitschema verfolgen die Kreuzfahrtanbieter bei ihrer Werbung. Veranstalter werben im 1. Quartal Monatliche Werbeaufwendungen im Reisemarkt In % ReiseGesell- Fremdenv.. Fremdenv. schaften International national Januar 15 8 5 Februar 11 11 5 März 10 12 11 April 7 9 10 Mai 6 9 12 Juni 6 7 9 Juli 5 4 7 August 6 5 8 September 7 7 11 Oktober 7 8 8 November 12 13 6 Dezember 8 8 8 SchiffsTouristik 10 13 10 9 7 7 4 5 9 8 11 7 Fluglinien/Touristik 12 10 8 10 9 6 4 4 10 10 10 6 tourist. ECommerce 11 11 11 8 8 7 9 10 8 6 5 6 Quelle: Nielsen Media Research Die ausländischen Fremdenverkehrsorganisationen warben 2008 schwerpunktmäßig im Februar und März. Damit hat sich hier der Trend des letzten Jahres zu einer früheren Werbekonzentration fortgesetzt (2006 war das 2. Quartal noch der werbestärkste Zeitraum). Wie bei den Reiseveranstaltern hat sich daneben der November als zweiter zeitlicher Werbeschwerpunkt etabliert. Ausländische Fremdenverkehrsämter werben früher Die deutschen Fremdenverkehrorganisationen haben ihre Konzentration der Spendings auf die Monate März bis Juni dagegen beibehalten. Bei den Fluggesellschaften waren bisher Frühling und Herbst die Jahreszeiten mit den meisten Spendings. Wie schon beschrieben, hat sich 2008 die Bedeutung des Herbstes allerdings deutlich reduziert. Relativ gleichmäßig übers Jahr verteilt sich die Werbung für den touristischen E-Commerce – mit einer leichten Anhäufig am Jahresanfang sowie im Sommer, wenn die Last-Minute-Portale Hochkonjunktur haben. 2.2. Medienanteile – Veranstalter präferieren Print Zeitungen und Zeitschriften dominieren in der Werbung des Reisemarktes. Insgesamt entfielen 2008 auf die Printmedien 56 % der Werbeaufwendungen, davon 37 % auf Zeitungen und 19 % auf Publikumszeitschriften. An zweiter Stelle lag die Fernsehwerbung mit 17 %. Die Online-Werbung (ohne Suchmaschinenmarketing bzw. Affiliate-Werbung) schob sich 2008 mit 11 % auf den dritten Rang vor den Hörfunk (10 %). Die Online-Werbung konnte damit ihre Position um 2,1 Prozentpunkte verbessern, während das Fernsehen 1,9 Prozentpunkte abgeben musste. Auch Print verlor – das Minus lag mit 1,6 Punkten jedoch niedriger als beim Fernsehen. Online-Werbung gewinnt vor allem auf Kosten des Fernsehens 79 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Einen relativ hohen Printanteil hat die Werbung der Reiseveranstalter. Zwei Drittel der Spendings entfallen hier auf Anzeigen. 2008 hat sich hier der Anteil der Online-Werbung um 2 Prozentpunkte erhöht, er lag mit 8 % jedoch immer noch hinter den Anteilen von Fernsehen und Hörfunk. Bei den Fremdenverkehrsorganisationen fließt fast die Hälfte in Print. Die inländischen Fremdenverkehrsorganisationen präferieren dabei die Zeitungen, die ausländischen dagegen eher die Zeitschriften. Daneben setzten die inländischen Organisationen 2008 verstärkt auf die Außenwerbung, die ihren Media-Anteil 2008 um 5 Prozentpunkte erhöhte. Media-Mix 2008 im Reisemarkt In % Fremdenverkehrs-Organisationen - Fremdenverkehr international - Fremdenverkehr national - Themen-/Freizeitparks - Kollektiv-Werbung ZT 23 19 36 18 0 PZ 24 29 16 7 100 FZ 1 2 0 0 0 TV 19 22 1 40 0 HF 10 3 15 27 0 PL 16 13 30 6 0 OL 7 12 2 1 0 Veranstalterreisen insgesamt - Reisegesellschaften - Internet-Tourismus 38 39 12 26 26 26 2 2 1 12 12 2 11 10 29 3 3 11 8 8 18 Hotels Bahn Schiffslinien/-touristk Fluglininen/-touristik Flughafenbetriebe E-Commerce Tourismus/Ticketing Touristik Firmen-/Image-Werbung 37 31 64 47 42 2 52 28 18 20 12 5 3 7 3 1 2 1 5 0 2 13 28 10 7 0 39 18 4 13 1 9 19 17 1 5 3 2 7 19 8 9 9 7 2 16 9 32 11 Quelle: Nielsen Media Research Ebenfalls eindeutig printorientiert ist die Werbung der Hotelketten. 2008 stieg hier der Anteil der Anzeigen um 6 Prozentpunkte auf 65 % – vor allem, weil weniger TV-Spots geschaltet wurden; der Anteil des Fernsehens hat sich dadurch fast halbiert und lag 2008 nur noch bei 13 %. Auch bei der Bahn ist die Bedeutung des Fernsehens im Media-Mix zurückgegangen; dafür wurde mehr für Hörfunkwerbung ausgegeben, deren Anteil um 8 Prozentpunkte auf 13 % stieg. Die Schiffstouristik wirbt überwiegend nur noch in Print. 2008 wurden 86 % der Werbegelder für Anzeigen ausgegeben. Allein die Zeitungen kamen auf einen Anteil von 64 %. Airlines schichten vom Fernsehen auf Print und Online um 80 Die Airlines haben 2008 zwar ihre Spendings um fast 12 Mio. EUR reduziert. Der Zeitungsetat wurde gleichwohl um 7 Mio. EUR auf 74 Mio. EUR heraufgesetzt; der Anteil der Zeitungen stieg dadurch um 9 Prozentpunkte auf 47 %. Auch der Anteil der Online-Werbung hat sich erhöht und kam auf 16 %. Dafür wurde die Fernsehwerbung drastisch zusammengestrichen – der Brutto-Etat lag hier 2008 mit 11 Mio. EUR über 17 Mio. EUR unter dem Wert des Vorjahres. Auch bei der Werbung für den touristischen E-Commerce sank der Anteil des Fernsehens – in absoluter Größe stagnierte er allerdings bei 32 Mio. EUR. Dafür wurden die zusätzlichen Etatmittel vor allem in die Außenwerbung gesteckt; die Plakat-Kampagne von Weg.de ist hierfür im Wesentlichen verantwortlich. Daneben sind auch die Spendings für Online-Werbung erhöht wor- BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse den. Sie stiegen hier um rund 4 Mio. EUR, was vor allem auf Mehrausgaben von Expedia für Banner etc. zurückzuführen ist. 2.3 Werbungtreibende – Expedia rückt auf Rang 4 Größte Kampagne im Reisemarkt 2008 war der Hauptetat der Deutschen Bahn mit gut 49 Mio. EUR. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte er sich um 12 % (Horizont). Der Abstand zu den nächstplatzierten Kampagnen ist relativ groß: Hier folgten 2008 die Etats von Expedia.de und Lufthansa Fluglinie, die im Bereich 20-25 Mio. EUR lagen. In der Etatgrößenklasse 15-20 Mio. EUR ermittelte Nielsen Media Research mit Air Berlin und Aida Schiffs-Touristik zwei weitere größere Kampagnen. Unterhalb der 15-Mio.-EUR-Marke rangierte mit der Kampagne Fremdenverkehr-Österreich von „Österreich Werbung“, der nationalen Tourismusorganisation der Alpenrepublik, die größte Kampagne aus dem Bereich der Fremdenverkehrsorganisationen. Eine weitere Fluglinien-Kampagne der Lufthansa, das Reiseportal Reise.com sowie die Türkei-Kampagne des Türkischen Generalkonsulates folgten. Knapp über der 10-Mio.-EUR-Marke lagen noch TUIfly, MSC Schiffstouristik, Germanwings.com und Alltours Flugreisen. Damit wurden 14 Produktetats über 10 Mio. EUR gezählt. In der Etatgrößenklasse 5-10 Mio. EUR waren es 10 Kampagnen, an der Spitze der Etat Fremdenverkehr-Berlin der Berlin Tourismus Marketing GmbH vor Weg.de (Comvel) und Costa Schiffstouristik der italienischen Reederei Costa Crociere. 14 Kampagnen mit EtatVolumen über 10 Mio. EUR Unternehmensetats Reiseveranstalter/Online-Reisebüros 2008 In Mio. EUR Expedia.com TUI Aida Criuses Thomas Cook Rewe Touristik* Reise.com MSC Kreuzfahrten Alltours Comvel Print HF / TV / PL / OL Costa Kreuzfahrten Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten Hurtigruten 0 5 10 15 20 25 *ohne Dertour Quelle: Nielsen Media Research Bei den Unternehmensetats – der Summe der einzelnen Produktetats eines Unternehmens – lag das Online-Portal Expedia 2008 im Bereich Reiseveranstalter/Reisebüros vorn. Das Unternehmen investiert seine Werbegelder nur in elektronische Medien. Dabei ist die Online-Werbung die größte Sparte, die fast soviel Gewicht hat wie Fernsehen und Hörfunk zusammen (würde das Suchmaschinenmarketing mitberücksichtigt, wäre die Online-Sparte wohl größer als TUI-Konzern kommt auf ca. 45 Mio. EUR 81 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse die beiden anderen elektronischen Werbeträger). Die TUI folgt im Sektor Reiseveranstalter/Reisebüros als zweitgrößter Werbungtreibender. Allerdings sind hier nur die Veranstalteretats berücksichtigt. Inklusive TUIFly und TUI Cruises kommt der TUI Konzern dagegen auf ein Brutto-Werbevolumen von rund 33 Mio. EUR, einschließlich der Töchter L´tur und Hapag-Lloyd Kreuzfahrten nähert man sich sogar der Marke von 45 Mio. EUR. Im Veranstalterbereich investierte die TUI 2008 über zwei Drittel ihrer Werbegelder in den Printmedien. Aida stockte 2008 den Etat deutlich auf An dritter Stelle rangierte 2008 Aida Cruises. Die Rostocker KreuzfahrtReederei hat 2008 ihre Brutto-Spendings deutlich erhöht. Wie TUI verwendet auch Aida die Werbegelder hauptsächlich für Anzeigen in Printmedien. Einschließlich des Ferienfliegers Condor lag die Thomas Cook-Gruppe 2008 bei fast 26 Mio. EUR. Die Rewe-Touristik einschließlich Dertour folgte mit rund 16 Mio. EUR. Rewe wie auch Thomas Cook investieren ihre Werbegelder ebenfalls überwiegend in Print. Von den nächstgrößten Werbungtreibenden setzen Reise.com, Alltours und Comvel (Weg.de) nur auf elektronische Medien. Die Kreuzfahrt-Anbieter MSC, Costa, Hapag-Lloyd und Hurtigruten werben dagegen ausschließlich bzw. überwiegend in Print. Die Comvel-Tochter Weg.de ist in das Jahr 2009 mit einer umfangreichen Kampagne gestartet: Der Etat von 4 Mio. EUR wird zu 60 % für Online-Werbung eingesetzt; daneben spielt wie auch im letzten Jahre die Außenwerbung eine wichtige Rolle. Zudem hat Weg.de Anfang 2009 eine Gemeinschaftskampagne mit dem österreichischen Bundesland Kärnten geschaltet. Unternehmensetats Verkehr 2008 Mio. EUR Deutsche Bahn Lufthansa Air Berlin Germanwings TUIfly Condor Ryanair Emirates Color Line Print HF / TV / PL / OL Swiss KLM Air France 0 10 20 30 40 50 60 Quelle: Nielsen Media Research Lufthansa-Gruppe kommt auf gut 60 Mio. EUR 82 Bei den Verkehrsträgern verteilt die Deutsche Bahn ihre Werbegelder in etwa je zur Hälfte auf Print und die anderen Werbeträger. Mit einem Unternehmensetat von 57 Mio. EUR liegt sie weit vor der Lufthansa. Einschließlich der Töchter Germanwings und Swiss kommt der Lufthansa-Konzern allerdings auf über 60 Mio. EUR und liegt damit noch vor der Bahn. Während die beiden traditionellen Linienflug-Sparten Lufthansa und Swiss in ihrer Werbestrategie zu etwa BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse zwei Dritteln auf Print setzen, kommen Anzeigen beim Billigflieger Germanwings „nur“ auf einen Anteil von rund der Hälfte. Dafür wirbt Germanwings deutlich mehr in Online-Medien. Konkurrent Air Berlin setzte dagegen etwas mehr auf die elektronischen Medien, während TUIfly und Condor wie Germanwings relativ hohe Online-Anteile aufweisen. Die anderen Airlines – von Ryanair über Emirates und KLM bis Air France werben überwiegend in Print. Ebenfalls unter den größeren Werbungtreibenden bei den Verkehrträgern rangiert die Fährreederei Color Line, die wie Ryanair mehr als vier Fünftel ihrer Spendings für Zeitungsanzeigen einsetzt. Bei den Fremdenverkehrsorganisationen liegt die Österreich Werbung vor den Kampagnen des Türkischen Generalkonsulats. Während 2008 für Österreich vor allem in Zeitungen, aber auch in Zeitschriften geworben wurde, konzentrierte sich die Werbung für das Urlaubsland Türkei auf eine Plakatkampagne. Berlin setzte in seiner Werbung ebenfalls auf die Außenwerbung, die hier sogar mit Abstand das dominierende Werbemedium war. Auch ins Jahr 2009 ist die Berlin Tourismus Marketing GmbH mit einer größeren Plakat-Kampagne gestartet, für die im Januar 1,5 Mio. EUR aufgewendet wurden (Horizont). Bei der Werbung liegt Österreich deutlich vor der Türkei Des Weiteren zählen Spanien, Italien (ENIT) und Zypern zu den ausländischen Zielregionen mit höheren Werbeaufwendungen in den klassischen Medien. Sie werben mehr oder weniger printorientiert, wobei Zypern der Werbungtreibende im Reisemarkt mit dem höchsten Anteil der Publikumszeitschriften ist. Phantasialand, Heide-Park und Legoland sind die werbeintensivsten Freizeitparks. Größter Vertreter des Bereichs Ferienwohnungen/Hotels ist der niederländische Ferienpark-Betreiber Center Parcs, der primär im Fernsehen und im Hörfunk wirbt. Bei Accor, dem Marktführer im deutschen Hotelmarkt, liegt dagegen die Online-Werbung vorn. Sie ist hier noch vor den anderen elektronischen Medien wichtigster Werbeträger. Zypern wirbt viel in Zeitschriften Unternehmensetats Fremdenverkehr, Freizeitparks, Hotels 2008 In Mio. EUR Österreich Werbung Türkisches Generalkonsulat Berlin Tourismus Marketing Spanisches Fremdenverkehrsamt Phantasialand ENIT Center Parcs Fremdenverkehrszen. Zypern Print HF / TV / PL / OL Accor Heide-Park Legoland Hotels/Deutschland 0 4 8 12 16 Quelle: Nielsen Media Research 83 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Anhang Anhang 1: Demografie Reiseintensität, Reiseart, Online-Buchung Bevöl. insges. nur VielVeranLastBillig1 UR reisende stalterMinute flug (1) (2) Kunde3) (4) (5) 14,0 2,2 23,0 6,8 2,4 21,6 3,4 35,4 10,5 3,7 Zusammensetzung in % 80 83 81 78 78 19 17 19 22 21 insgesamt in Mio. in % 64,9 100,0 Westdeutschland Ostdeutschl./Berlin 78 22 Männer Frauen 49 51 50 50 55 45 49 51 52 48 14 - 19 Jahre 20 - 29 Jahre 30 - 39 Jahre 40 - 49 Jahre 50 - 59 Jahre 60 - 69 Jahre 70 Jahre und älter 8 13 15 19 15 15 15 10 14 18 21 16 13 9 5 9 13 23 19 19 12 8 14 16 20 17 15 10 30 44 26 32 48 20 58 32 10 11 7 17 28 26 11 14 8 21 29 18 10 3 35 11 4 1 21 5 0 52 13 4 0 23 3 8) sozialer Status hoch mittel niedrig Einsteigerphase Gründerphase Familienphase Etablierte Senioren Restgruppe 9) Vielreisende Veranstalterkunde Last-Minute Billigflug Kreuzfahrt Internet-Info Reisen Online-Buchung Reisen Kreuz- Onlinefahrt Buch(6) ung7) 0,6 3,1 0,9 4,7 80 20 82 18 52 48 55 45 53 47 9 19 18 23 16 10 4 10 29 18 19 12 9 3 4 5 10 10 18 29 25 4 21 22 26 18 7 1 39 44 17 44 40 16 45 36 19 57 36 7 56 33 11 7 5 16 34 26 12 12 9 17 31 20 12 14 12 18 31 11 14 22 13 16 26 9 15 3 4 10 22 47 13 9 13 22 35 7 13 100 62 23 12 6 44 20 6 100 29 7 2 35 9 8 96 100 10 2 45 17 12 65 28 100 2 51 26 24 91 28 8 100 35 12 14 69 37 20 2 90 100 (1) nur 1 Urlaubsreise (ab 5 Tagen) (2) mehrere Kurzreisen (2-4 Tage) und mehrere Urlaubsreisen (ab Tage) (3) Reise bei Veranstalter gebucht (in den letzten2 Jahren bzw. derzeit) (4) in den letzten 2 Jahren Last-Minute gebucht (frühestens 14 Tage vorher) (5) Billigflug bei Kurz- oder längerer Urlaibsreise in den letzten 12 Monaten (6) Reiseanlasse Kreuzfahrt (Kurzreise) bzw. Verkehrsmittel Kreuzfahrt (längere Urlaubsreise) (7) schon einmal Reise im Internet gebucht (8) sozioökonomische Segmente, gebildet aus den Merkmalen Einkommen, Bildung und Beruf (9) Lebenszyklen: Einsteigerphase:bis 29 Jahre, ohne eigene Kinder, in Ausbildung; Gründerphase: bis 29 Jahre, ohne eigene Kinder, berufstätig oder haushaltsführend; Familienphase: mit eigenen Kindern unter 14 Jahren; Etablierte: 40 - 59 Jahre, ohne Kinder unter 14 Jahren; Senioren: ab 60 Jahre, Rentner, ohne Kinder unter 14 Jahren im Haushalt Quelle: VA 2008 84 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Anhang 2: Demografie Reiseziele 1) Inland Küste Italien Öster- Bale- Kan- Span. Türkei Griechen- Ferninsges. (2) reich aren aren Festland reise land 11,4 4,8 3,5 3,2 3,5 2,2 1,8 3,2 1,7 2,4 17,6 7,4 5,4 5,0 5,3 3,5 2,7 4,9 2,7 3,6 Zusammensetzung in % 75 75 87 79 83 81 84 81 79 84 25 25 13 21 17 19 16 19 21 16 insgesamt in Mio. in % Westdeutschland Ostdeutschl./Berlin Männer Frauen 46 54 47 53 49 51 49 51 52 48 49 51 50 50 49 51 50 50 60 40 14 - 19 Jahre 20 - 29 Jahre 30 - 39 Jahre 40 - 49 Jahre 50 - 59 Jahre 60 - 69 Jahre 70 Jahre und älter 8 8 13 19 17 21 16 8 8 15 21 16 18 13 10 13 17 20 18 14 7 7 8 13 20 17 21 13 11 21 17 21 14 10 6 7 11 19 22 16 18 8 11 14 18 19 18 13 7 13 16 18 23 13 12 4 9 12 13 24 23 14 5 4 15 17 22 21 12 9 36 46 18 38 45 17 48 38 14 43 44 13 38 45 17 45 44 11 47 39 14 34 47 20 50 38 12 60 31 9 9 4 19 28 32 9 10 4 23 28 27 8 14 7 20 31 16 11 9 5 18 30 28 11 15 14 17 29 14 11 8 8 15 32 21 16 15 9 19 31 15 12 17 9 21 28 14 11 12 8 16 39 16 10 8 10 9 39 17 17 8 31 8 3 1 22 5 8 27 8 3 2 26 5 12 49 15 6 3 36 10 14 42 12 5 2 26 8 7 95 38 11 2 40 9 10 94 39 7 4 38 12 10 67 28 15 3 40 14 6 90 28 13 1 36 11 10 90 32 9 2 37 13 16 81 28 9 8 49 18 3) sozialer Status hoch mittel niedrig Einsteigerphase Gründerphase Familienphase Etablierte Senioren Restgruppe 4) Vielreisende Veranstalterkunde Last-Minute Billigflug Kreuzfahrt Internet-Info Reisen Online-Buchung Reisen (1) Ziel der Urlaubsreisen an 5 Tagen in den letzten 12 Monaten (2) Nord-/Ostseeküste (3) sozioökonomische Segmente, gebildet aus den Merkmalen Einkommen, Bildung und Beruf (4) Lebenszyklen: Einsteigerphase:bis 29 Jahre, ohne eigene Kinder, in Ausbildung; Gründerphase:bis 29 Jahre, ohne eigene Kinder, berufstätig oder haushaltsführend; Familienphase: mit eigenen Kindern unter 14 Jahren; Etablierte: 40 - 59 Jahre, ohne Kinder unter 14 Jahren; Senioren: ab 60 Jahre, Rentner, ohne Kinder unter 14 Jahren im Haushalt Quelle: VA 2008 85 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Anhang 3a: Gästeentwicklung deutscher Feriengebieten (Jan. - Nov. 2008) Schleswig Holstein Nordsee Ostsee Hamburg Niedersachsen Lüneburger Heide Hannover-Hildesheim Nordseeküste Weserbergland-Südnieders. Harz Ostfriesische Inseln Braunschweiger Land Emsland-Grafschaft Bentheim Osnabrücker Land Bremen Nordrhein-Westfalen Köln und Region Ruhrgebiet Düsseldorf und Kreis Mettmann Sauerland Teutoburger Wald Niederrhein Münsterland Bonn und Rhein-Sieg-Kreis Eifel und Region Aachen Bergisches Land Hessen Main und Taunus Odenwald-Bergstrasse/Neckartal Rheingau-Taunus Waldecker Land Kassel- Land Rhön Vogelsberg und Wetterau Rheinland-Pfalz Pfalz Mosel/Saar Eifel/Ahr Rheintal Rheinhessen Hunsrück/Nahe/Glan Westerwald/Lahn/Taunus (1) Tage 86 Ankünfte Übernachtungen durchschn. in 1.000 Veränd. % in 1.000 Veränd. % Aufenthalt1) 5.430 4 23.014 1 4,3 1.331 5 8.354 1 6,4 2.481 4 10.018 0 4,1 3.805 3 7.172 4 1,9 10.769 4 35.190 3 3,3 1.804 3 5.465 4 3,0 1.742 12 3.454 11 2,0 1.403 5 6.838 3 4,9 954 1 2.821 2 3,0 817 -1 3.029 -2 3,7 738 0 4.990 -1 2,8 640 1 1.254 5 1,9 636 8 2.080 5 3,3 523 -1 1.713 -1 3,3 862 6 1.528 9 1,7 16.437 2 38.745 3 2,3 2.576 -3 4.823 -1 1,8 2.414 5 4.676 5 1,9 2.162 6 3.974 10 1,8 1.680 4 5.571 2 3,4 1.672 1 6.086 0 3,7 1.608 6 3.340 9 2,0 1.293 2 2.782 4 2,1 1.060 -1 2.199 2 2,0 887 1 2.244 2 2,5 542 0 1.479 0 2,5 10.810 1 25.622 2 2,4 4.406 1 8.024 1 1,8 1.366 5 2.947 8 2,1 925 3 2.112 4 2,3 669 2 3.030 3 4,6 660 -13 1.350 -11 2,0 554 4 1.312 1 2,4 504 1 1.691 3 3,3 7.043 1 19.144 1 2,7 1.536 2 3.554 2 2,3 1.488 -1 4.671 5 3,0 1.226 -1 4.062 -1 3,3 893 -1 1.965 0 2,2 705 5 1.236 4 1,8 667 0 2.147 -3 3,3 527 3 1.508 2 2,9 Quelle: Statistisches Bundesamt BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Anhang 3b: Gästeentwicklung deutscher Feriengebieten (Jan. - Nov. 2008) Ankünfte Übernachtungen durchschn. in 1.000 Veränd. % in 1.000 Veränd. % Aufenthalt1) Baden-Württemberg 15.469 3 41.003 3 2,7 Schwarzwald 6.085 3 18.067 2 3,0 2.614 8 5.087 8 1,9 Mittlerer Neckar Schwäbische Alb 1.876 3 4.247 5 2,3 1.664 0 3.338 0 2,0 Weinland Rhein/Neckar Bodensee 1.207 6 3.789 5 3,1 Neckar/Hohenlohe/Schwäb. Wald 789 -1 1.821 0 2,3 Württemb. Allgäu/Oberschwaben 582 4 2.449 2 4,2 Bayern 24.941 1 72.114 1 2,9 Landeshauptstadt München 4.465 3 9.110 4 2,0 Allgäu 2.246 2 9.881 2 4,4 Münchener Umland 1.785 -1 3.256 -2 1,8 Städteregion Nürnberg 1.495 2 2.761 3 1,8 Bayerischer Wald 1.446 1 6.640 0 4,6 Bayerisch-Schwaben 1.129 1 2.153 4 1,9 Fränkisches Weinland 987 3 1.772 5 1,8 Ostbayerische Städte 848 -3 1.522 -1 1,8 Zugspitz-Region 678 3 2.742 3 4,0 Steigerwald 627 -1 1.493 2 2,4 Naturpark Altmühltal 605 1 1.260 1 2,1 Bayerisches Thermenland 597 -2 4.377 -3 7,3 Romantisches Franken 581 -2 1.072 0 1,8 Alpenregion Tegernsee-Schliersee 531 2 1.866 -2 3,5 Saarland 721 -1 2.118 0 2,9 Berlin 7.323 4 16.516 3 2,3 Brandenburg 3.533 3 9.661 3 2,7 Spreewald 480 6 1.210 5 2,5 Ruppiner Land 410 6 1.201 3 2,9 Mecklenburg-Vorpommern 6.297 6 26.525 5 4,2 Vorpommern 1.830 6 8.567 5 4,7 Mecklenburgische Ostseeküste 1.629 7 6.460 5 4,0 Rügen/Hiddensee 1.218 8 6.172 6 5,1 Mecklenb. Schweiz/Seenplatte 1.142 3 4.031 3 3,5 Sachsen 5.597 1 14.973 1 2,7 Stadt Dresden 1.381 -1 3.003 -3 2,2 Stadt Leipzig (2007) 1.014 k.A. 1.887 k.A. k.A. Erzgebirge 871 0 2.670 1 3,1 Sächs. Burgen- u. Heidel. 586 8 1.609 6 2,7 Oberlausitz-Niederschlesien 531 6 1.537 3 2,9 Sachsen-Anhalt 2.482 3 6.292 3 2,5 Harz und Harzvorland 853 1 2.487 0 2,9 Magdeburg, Elbe-Börde-Heide 526 0 1.181 -1 2,2 Thüringen 3.099 0 8.612 1 2,8 Thüringer Wald 1.276 3 4.106 3 3,2 934 -1 1.692 -2 1,8 Eisenach, Erfurt, Jena, Weimar (1) Tage Quelle: Statistisches Bundesamt 87 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Anhang 4: Reiseveranstalter Touristikjahr 2007/08 (Oktober bis September) Umsatz Mio. EUR Veränd. % 4.723 +2 Last Minute 351 -4 Erlebnis-/Studienreisen 118 +/-0 Ägypten/Naher Osten 42 +31 2.840 +0,2 2.822 +6 Baustein-/Fernreisen 1.500 +10 Pauschalreisen 1.300 +2 Flugreisen 1.300 +9 1.099 +4 879 +21 Direktvermarkter 221 -9 Türkei 773 +7 Hochseekreuzfahrten 566 +26 Flugreisen 303 +22 Kreuzfahrten 296 +18 Türkei 246 +5 Studienreisen 234 +7 Kreuzfahrten 200 +14 Kreuzfahrten 126 +18 FeWo 117 +9 Kreuzfahrten 108 +3 Kreuzfahrten 104 +/-0 Bahnreisen 101 -6 Kreuzfahrten 101 +1 "Handelsmarken" 78 +38 Portugal 65 +3 Nordamerika 61 +20 Flusskreuzfahrten 59 +3 Busreisen 57 +6 Aktivurlaub 55 +8 Gesundheitsreisen 52 +41 Schwerpunkt 1) TUI Deutschland - L´Tur - Gebeco/Dr. Tigges - OFT-Reisen 2) Thomas Cook (Deutschland) 3) Rewe-Touristik - Baustein-Veranstalter - Pauschalreise-Sparte 4) Alltours 5) FTI-Gruppe - FTI Touristik - BIG XTRA 6) Öger-Gruppe 7) Aida-Cruises Schauinsland 8) Phoenix GTI Travel Studiosus/Marco Polo 9) Hapag-Lloyd MSC Kreuzfahrten Inter Chalet Hurtigruten Transocean Tours 10) Ameropa Steilmann Reederei 11) Vtours Olimar Canusa Nicko Tours Alpetour Wikinger Reisen Mediplus Reisen Teilnehmer 1.000 Veränd. % 12.929 -4 753 -4 60 +2 31 +18 5.460 -4,5 5.662 +6 k.A. k.A. k.A. k.A. 1.650 +5 k.A. k.A. 1.436 +11 605 -10 1.499 +7 336 +30 457 +11 186 +16 484 +3 102 +4 27 +9 127 +20 783 +8 38 +4 60 -3 491 -5 41 +1 139 +38 116 +2 48 +18 54 -5 277 +1 36 +9 116 +35 (1) TUI, 1-2-Fly (Budget-Marke), Discount-Travel (Budget-Marke), Airtours (Premium-Marke), TUI Wolters (FeWo), L´Tur (TUI-Beteiligung 70 %, 10 % hält Thomas Cook), Berge&Meer (Direktvertrieb; ca. 500.000 Teilnehmer), OFT, Fox-Tours (Gruppenreisen) (2) Neckermann (Volumenmarke), Thomas Cook Reisen (gehobenes Segment), Bucher Last Minute (Budget-Marke), Condor Indivuduell (Flugeinzelplatzgeschäft) (3) Pauschalreise-Sparte: ITS, Jahn Reisen, Tjaereborg, Baustein-Sparte: Dertour, Meier´s Weltreisen, ADAC Reisen (4) einschl. Ausland; nur für Deutschland schätzt die FVW den Umsatz auf 1,2 Mrd. EUR/+10 %) bei 1,52 Mio. Teilnehmern /+2 % (5) FTI Touristik einschl. Österreich; BIG XTRA einschl. Sonnenklar TV (Reisesender) und Monorama (Gruppenreisen) (6) Öger Tours, ATT Touristik (BudgetMarke), Öger Türk Tur (Nur-Flug-Anbieter) (7) über die italienische Crociere Mercurio gehört Aida Cruises zur Carnival Corporation (8) Fluss-/Hochseekreuzfahrten (9) gehört wie TUI Cruises zur TUI-Touristik (10) Mutter Deutsche Bahn AG; Minus wegen Lokführer-Streik (11) beliefert Online-Reiseportale und Reisebüro-Kooperationen mit "Weiße Ware"-Pauschalreisen Quellen: FVW, Unternehmensanagen 88 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Index Airlines 63 ff Kreuzfahrt 1 f, 19, 58 - Aida 54, 58, 81 Aktivurlaub 33 f Kurzreise 13 ff, 18 f, 39 - Air Berlin 64 f, 82 All Inclusive 23 f Last-Minute 1, 19 f, 51 - Air France-KLM 64 f, 82 Ausgaben 1, 7, 12 f, 22 ff, 30, 40, 70 Luxusreisen 25 - Alltours 53 ff, 73, 81 Auslandsreisen 8 Messen 76 f - Best Western 68 Autourlaub 30 ff monatliche Werbeaufw. 79 - British Airways 64 f Bahn 1, 16, 31, 60 Motive 35 - Center Parcs 59, 83 Bausteinreise 37, 49 ff Nordafrika 23 f, 36, 42, 62 - Comvel Bayern 22, 44 f Nordsee 22, 44 f., 50 - Costa 57, 81 Online-Buchung 2, 19, 32, 69 f, 75 - Deutsche Bahn 60, 73, 82 2 - Emirates 63 f, 82 - Expedia 73, 81 74, 81 Berlin 32, 47, 83 Billigflug 19, 32 f, Buchung 1, 9 ff, 27 ff Organisations-form 49 ff Budget-Hotels 2 Österreich 9, 22, 27, 36 ff, 46, 50, 79 - FTI 55, 57, 73 Bus 31, 60 Ostsee 22, 44 f, 50 - Germanwings 55, 82 Direct Mail 77 Passagiere 61 ff - Hapag-Lloyd 23, 58, 81 Entscheidung 21, 28 Pauschalreise 49 ff - InterContinental 68 Familien 20, 22, 26, 44 Preise 1,11 - L´tur 2, 57 Ferienwohnung 1, 59 Reiseabsicht 1, 11 f, 35 - LCC 72 Fernreise 17, 42, 62 Reisearten 33 f - Lufthansa 63, 82 Flugallianzen 67 Reisebüros 69 ff, 76 - MSC 58, 81 Flugmarkt 2, 30 ff, 51, 56, 61 ff, 72 Reisedauer 25 f. - Öger 53 ff Frankreich 9, 40 f, 46, 62 Reisekriterien 16, 48 - Opodo 73 Freizeitparks 18, 83 Reisemarkt 7 f, 13 f - Phoenix 55, 58 Frühbucher-rabatte 10 Reisezeitpunkt 26 - Rewe 10,23, 53 ff., 70, 72 f. Geschäftsreise Reiseintensität 14 f. - Ryanair 2, 64 ff., 82 ROPO 69 f - Schauinsland 55, 58 55, 58 65 ff Online-Werbung 2, 8, 46, 61f Gesundheits-urlaub 34 Greichenland 9, 38 ff, 40 f, 52 Spanien 9, 22, 27, 36 f, 39 ff - Studiosus Großbritannien 40ff, 46, 62 Sponsoring 77 - Thomas Cook Hotels 2, 67 f Städtereisen 19, 34, 59 - TUI Incoming 7, 45 f Studienreise 34, 59 f - TUIfly Inlandsreise 27, 37, 43f, 47f Tagesausflüge 17 f USA Internet 2, 69f, 74 f, 76 Türkei 9, 22 f, 27, 50, Veranstalter 62, 83 Italien 9, 22 f, 27, 36 ff, 46, 62 Unternehmen Kataloge 2, 76 - Accor 2, 67 f, 83 9, 11, 23, 53 ff, 59, 70, 81 9, 23, 53 ff, 59, 72 f 64 f 1, 9, 22, 36 ff, 46, 62 7 f, 9, 32, 49 ff, 70 Verkehrsmittel 1, 30 ff Winterreisen 10, 14, 24, 39 89 BranchenBericht – Toursimus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Ansprechpartner Axel Springer Media Impact General Manager Sales National Advertising Sales International Nord Andreas Bündert Tel.: 040/34728156, Fax: 040/34728877 Mail: [email protected] Leitung Barbara Krist Tel.: 040/34727842, Fax: 040/34725540 Mail: [email protected] Ost Marco Hentschel Tel.: 030/259172575, Fax: 030/259172579 Mail: [email protected] Frankreich Jean-Robert Mamin Tel.: 00331/55620990, Fax: 00331/55620489 Mail: [email protected] West Christoph Schulze Tel.: 0211/15926811, Fax: 0211/15926855 Mail: [email protected] Großbritannien, Irland Alex McKibbin Tel.: 004420/87894929, Fax: 004420/87894801 Mail: [email protected] Mitte Stefan Margies Tel.: 069/96238521, Fax: 069/96238521 Mail: [email protected] Italien Cristiano Merlo Tel.: 003902/43981865, Fax: 003902/43400425 Mail: [email protected] Süd-West Daniela Weh Tel.: 0711/3199123, Fax: 0711/3199130 Mail: [email protected] Österreich/Liechtenstein Helga Schnoor Tel.: 040/34722535, Fax: 040/34725540 Mail: [email protected] Süd Michael Sandvoss Tel.: 089/21103484, Fax: 089/21103480 Mail: [email protected] Schweiz Felix Husmann Tel.: 040/347-24983, Fax: 040/347-25540 Mail: [email protected] Nationaler Handel Peter Müller Tel.: 030/259171230 , Fax: 030/259171233 Mail:[email protected] Benelux Maarten Beelaerts Tel.: 003130/6568790, Fax: 003130/6568791 Mail: [email protected] Nordische, Baltische Länder Ost- und Südeuropa, Asien, Afrika Patrizia Tealdi Thorn Tel.: 030/259172550, Fax: 030/259172555 Mail: [email protected] Spanien Elena Martinez Tel.: 003491/3237911, Fax: 003491/7335958 Mail: [email protected] U.S.A. Michael Monheim Tel.: 001212/9721720, Fax: 001212/9721724 Mail: [email protected] Japan Yutaka Mogi Tel.: 00813/35414166, Fax: 00813/35414748 Mail: [email protected] 90 BranchenBericht – Tourismus 2009 Axel Springer AG – Marktanalyse Ansprechpartner Hamburger Abendblatt Nielsen I PMS PrintMedien-Service GmbH Tel.: 040/6390840, Fax: 040/63908444 Mail: [email protected] Nielsen II Verlags-Medien-Service Egberts & Goralczyk Tel.: 02234 95735-0, Fax: 02234/95735-10 Mail: [email protected] Nielsen III a Tageszeitung Marketing Service Dieter Leikauf Tel.: 06106/660180, Fax: 06106/6601866 Mail: [email protected] Nielsen III b Verlagsbüro Süd Glauner & Partner GmbH Tel.: 0621/166650, Fax: 0621/1666525 Mail: [email protected] Nielsen IV Verlagsbüro Süd Glauner & Partner GmbH Tel.: 08131/376600, Fax: 08131/3766025 Mail: [email protected] Nielsen V + VI + VII TSB Tageszeitungs-Service Berlin Printmedien Marketing GmbH Tel: 030/ 773006-0, Fax: 030/ 773006- 20 Mail: [email protected] Nationaler Handel Peter Müller Tel.: 030/259171230 , Fax: 030/259171233 Mail: [email protected] 91 Das komplette Serviceangebot der Axel Springer AG finden Sie im Internet unter http://www.mediapilot.de Herausgeber: Axel Springer AG Axel Springer Media Impact Marktanalyse, Hamburg Tel: ++49 49(0) (0) 40 40 34 34 72 72 30 Tel: 30 34 34 49(0) (0)40 4034 3472 7266 6600 00 Fax: ++49 März 2009 Juli 2008 Schutzgebühr 60,– EUR Marktanalyse verwendeten verwendeten Die in dieser Marktanalyse entstammen Vielzahl einer Vielzahl Informationen entstammen überüberwiegend allgemein zugänglicher wiegend allgemein zugänglicher VeröfVeröffentlichungen. Bei der Zusammenfentlichungen. Zusammenfassung und Infassung unddes Interpretation des Materials terpretation Materials wurde deshalb wurde deshalb auf gesonderte Quellenauf gesonderte Quellenhinweise im Text hinweise im Text verzichtet. verzichtet. Gedruckt auf 90 g chlorfrei Offsetpapier bzw. 300 g chlorfrei Bilderdruckkarton ©Axel Springer AG, Berlin