Neue Zweifel am Berliner Mietspiegel

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Neue Zweifel am Berliner Mietspiegel
Verlorene Heimat: Zwangsumsiedlungen in der DDR – Seite 3
www.berliner-zeitung.de
Donnerstag, 7. April 2016 Nr. 81 HA - 72. Jahrgang
1.30 € Berlin/Brandenburg - 1.40 € Auswärts/D **
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P A N A M A
Meist drogenfrei und Spaß dabei
Ein Freund der
Transparenz
Junge Menschen greifen seltener zu illegalen Drogen, Alkohol und Zigaretten.
Das ist erfreulich. Aber Rauschtrinken und Haschisch sind immer noch beliebt.
V ON M ARITTA T KALEC
Tagesthema Seite 2
M
Verkehr, Notrufe, Lotto
Rätsel, Sudoku
Kleinanzeigen
Traueranzeigen
14
14, 27
15
15
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Postvertriebsstück A6517 / Entgelt bezahlt
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Kulturkalender
Konzerte, Kino
und Bühnen im Blick
CHAMPIONS LEAGUE
VIERTELFINALE
VfL Wolfsburg – Real Madrid
Paris SG – Manchester City
Sport Seite 20
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NICHT VERPASSEN
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G E T T Y I M A G E S /QV A S I M ODO
oralische Erneuerung, mehr Teilhabe
der Armen an den Einnahmen des Panamakanals und, natürlich, Kampf gegen
Korruption und für Transparenz – mit diesen
populären Versprechen führte Juan Carlos
Varela, 52, vor zwei Jahren seinen Kampf um
das Präsidentenamt Panamas und gewann.
Umgehend ließ er gegen seinen Vorgänger
wegen Korruption ermitteln. Doch bald
stockte das Projekt. Vor allem die versprochene Verfassungsreform, die Panama sozialer und seinen Finanzsektor
transparenter
machen soll, steckt fest.
Jetzt zeigte Präsident
Varela Freude über das
Bekanntwerden der Panama Papers, die verblüffende Einblicke in die Tätigkeit der Anwaltskanzlei
Mossack Fonseca erlauJuan Carlos Varela, ben: Man sieht einen HotPräsident im Kampf spot für das Verschieben
um Panamas Image und Verstecken von Geld
aus aller Welt in Briefkastenfirmen. Keinen Moment zögerte Varela:„Die panamaische Regierung verfolgt
eine Null-Toleranz-Politik in allen Bereichen
des Rechts- und Finanzwesens, wo nicht mit
einem höchsten Maß an Transparenz gearbeitet wird.“ Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Er werde mit Regierungen und Ermittlern aus aller Welt zusammenzuarbeiten. Ja,
man sei dankbar für jede Veröffentlichung,
die das Finanzsystems Panamas und der
Welt schütze. Varela reagiert, als kämen ihm
die Affäre durchaus zupass, um sein politisches Projekt voranzutreiben.
Panama steht recht gut da und hatte
jüngst an Image gewonnen: Das Wachstum
liegt bei zehn Prozent, das durchschnittliche
Lebensniveau ist hoch, wenn auch ein Viertel
der Bevölkerung, vor allem Indios, in Armut
verharren. Das Land gilt als sicher. Zugleich
hat sich Panama den Off-Shore- Geschäften
der globalen Finanzbranche in bedenklicher
Weise ausgeliefert. Schwer durchschaubare
nationale und internationale Geflechte sind
am Werk, Geld fließt, kaum kontrolliert hierhin und dahin. Gerade in der globalen Finanzkrise suchte viel Kapital das als gesund
und krisenresistent gepriesene Banken- und
Finanzsystem Panamas – ein „Singapur des
Westens“. Dessen Stabilität kann Varela, Unternehmersohn mit US-Ingenieurausbildung, nicht riskieren. Er will sie schützen und
wählt die moderne, offene Variante. Keinesfalls will er zulassen, dass Panama wieder
(wie bis 2012) auf der Schwarzen Liste der
Steuer-Paradiese landet, wie Frankreich es
jetzt verlangt. Probleme macht ihm ein früherer Partner: Ramón Fonseca Mora, Mitinhaber der Kanzlei, war bis vor kurzem einer seiner engsten Berater. Der nennt nun die
Enthüllungen ein Verbrechen. Politik Seite 4,
Leitartikel Seite 8, Sport Seite 19
Neue Zweifel am Berliner Mietspiegel
Münchner Professor: Statistik arbeitet mit falscher Methodik / Mieter von einfachen Wohnungen
ohne besondere Ausstattung zahlen offenbar zu viel / Senat verspricht Verbesserungen für 2017
V ON U LRICH P AUL
I
n Berlin sind die Mieten für einen Teil der Wohnungen offenbar mit falschen statistischen
Verfahren berechnet worden –
und zwar zu Lasten der Mieter.
Das ist einer Stellungnahme des
Statistik-Professors Göran Kauermann von der Ludwig-Maximilians-Universität München
zu entnehmen, die der Berliner
Zeitung vorliegt.
Laut Kauermann ist der Berliner Mietspiegel 2015 nach einer
falschen Methodik erstellt worden. Etwas vereinfachend lasse
sich sagen, „dass die Mieten im
Mietspiegel 2015 tendenziell zu
hoch ausgewiesen sind“, so der
Professor. Dies gelte vor allem
für einfache Wohnungen ohne
besondere Ausstattung. Leidtragende seien die Mieter. Der
Mietspiegel gibt Auskunft über ner und mit einfacher Ausstatdie ortsübliche Miete von Woh- tung zusammensetzt. Während
nungen je nach Wohnlage, es bei Wohnungen mit gehobeGröße, Baualter und Ausstat- ner Ausstattung Zuschläge etwa
tung. Vermieter dürfen die Miete für einen hochwertigen Parkettin laufenden Mietverfußboden oder für eine
hältnissen nur dann „Die Vermieter moderne Einbauküche
erhöhen, wenn die
gebe, seien entspreortsübliche
Miete profitieren von chende Abschläge für
noch nicht erreicht ist. der bisherigen Wohnungen mit einfaLaut dem Mietspiegel
Berechnung.“ cher Ausstattung nicht
2015 liegt die ortsüblivorgesehen, kritisiert
che Miete in Berlin im
Kauermann. Vermieter
Reiner Wild,
Schnitt bei 5,84 Euro je
erhalten dadurch für
Mieterverein
Quadratmeter (Kalt).
Wohnungen mit einer
Der Fehler des Berlieinfachen Ausstattung
ner Mietspiegels liegt laut Kauer- einen größeren Spielraum für
mann darin, dass die Mieten Mieterhöhungen.
künstlich nach oben gezogen
Kauermann ist ein renomwerden. So werde im Mietspiegel mierter Wissenschaftler. Seit
für die verschiedenen Woh- 2011 wirkt er an der Erstellung
nungstypen ein Mittelwert aus- des Mietspiegels in der bayergewiesen, der sich aus den Mie- ischen Landeshauptstadt mit. Er
ten für Wohnungen mit gehobe- bewarb sich auch um die Erstel-
lung des nächsten Berliner Mietspiegels, bekam aber nicht den
Zuschlag.
Die Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung weist zwar
den Vorwurf zurück, der Berliner
Mietspiegel 2015 sei methodisch
falsch, zeigt sich aber für Änderungen aufgeschlossen. Es sei
„nichts so gut, dass es nicht
noch besser werden könnte“,
sagte Sprecher Martin Pallgen.
Deswegen prüfe die Arbeitsgruppe Mietspiegel, der Vertreter von Mieter- und Vermieterverbänden angehören, bei der
Erstellung jedes Mietspiegels,
ob weitere Verbesserungen
möglich seien. Die Berechnung
der Mietwerte sowie der Zu- und
Abschläge werde in der Arbeitsgruppe ein wichtiges Thema für
den nächsten Mietspiegel 2017
sein. Berlin Seite 9
MUSKELN ZEIGEN IN BERLIN Am Freitag wird ihn die Berliner CDU wohl
zu ihrem Spitzenkandidaten für die
Abgeordnetenhauswahl im September wählen. Seinen Wahlkampfslogan präsentierte Frank Henkel,
Landeschef und Innensenator, bereits am Mittwoch. Mit dem Motto
„Starkes Berlin“ will er am 18. September gewinnen.
Berlin Seite 11
ERMITTLUNGEN GEGEN BÖHMERMANN
Das Schmähgedicht des Satirikers
Jan Böhmermann über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan wird zum Fall für die Justiz.
Die Staatsanwaltschaft in Mainz hat
ein Ermittlungsverfahren gegen
Böhmermann eingeleitet – wegen
des Verdachts der Beleidigung von
Organen oder Vertretern ausländischer Staaten.
Feuilleton Seite 23
DPA
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WhatsApp verschlüsselt ab sofort die Kommunikation seiner Nutzer. Komplett geschützt sind die Daten aber nicht
V ON F ELIX F IRME
A
ndere Anbieter machen es längst, jetzt
zieht auch WhatsApp nach: Das Unternehmen hat ein neues Update veröffentlicht, mit dem ab sofort jegliche Kommunikation zwischen den Nutzern verschlüsselt
ablaufen soll. Egal ob Nachrichten, Gruppenchats, Bilder oder Videos, alles wird mit
einer sogenannten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gesichert.
Dabei können nur der Sender und der
Empfänger einer Nachricht deren Inhalt lesen. Für Außenstehende soll es dagegen
keine Möglichkeit geben, die Kommunikation heimlich auszuspionieren. „Keine Hacker. Keine unterdrückenden Regimes.
Nicht einmal wir“, verkündeteWhatsApp am
auf seinem Blog. Stolz behaupten die beiden
Gründer des Unternehmens, Jan Koum und
Brian Acton, dass WhatsApp damit zum
Marktführer beim Schutz der privaten Kommunikation wird. Doch woran machen die
beiden das fest? Immerhin gibt es seit langem andere Unternehmen, die eine Verschlüsselung von Nachrichten und versendeten Dateien anbieten. Manche, wie der Instant-Messenger Signal – einer seiner großen Fans ist übrigens Edward Snowden –
nutzen sogar das gleiche Verschlüsselungsprotokoll wie WhatsApp.
Das neue Update bedeutet außerdem
nicht, dass die Nutzer komplett geschützt
sind.Wer mit wem kommuniziert, wann und
für wie lange, sogenannte Metadaten, werden auch weiterhin gespeichert. An diesen
Informationen sind vor allem diverse Sicherheitsbehörden interessiert. Deshalb
Endlich Frühling!
··· Superschöne neue Sachen für draussen
werden sie unter anderem bei der Vorratsdatenspeicherung festgehalten. Andere Anbieter sind da schon weiter als WhatsApp. Das
Schweizer Unternehmen Threema etwa verzichtet laut eigenem Bekunden bei seinem
Instant-Messenger auf die Speicherung von
Metadaten.
Für die Gründer vonWhatsApp geht es bei
der Verschlüsselung vor allem um die Freiheit, wie sie sagen, insbesondere gegenüber
staatlichen Geheimdiensten. Ob das der
Grund für die Einführung der Verschlüsselung war oder aber die immer stärkere Konkurrenz, sei dahingestellt. Fakt ist, dass
WhatsApp dank seiner mehr als eine Milliarde Nutzer damit die Verschlüsselung zu einem Standard erhoben hat. Nun gibt es wohl
keinen Grund mehr, einen Messenger ohne
diese Sicherung zu nutzen.
400. TODESTAG SHAKESPEARES Der
englische Dichter William Shakespeare starb am 23. April 1616. Wozu
wird er immer wieder übersetzt? Um
ihn zu verstehen, sagt ShakespeareÜbersetzer Marius von Mayenburg.
Feuilleton Seite 21
W E T T E R
Die Tiefs „Myrna“ und „Ninotschka“
schaufeln etwas kühlere Luft zu uns.
BERLIN: Sonne und wenige Wolken.Tageshöchstwerte um13 Grad,
nachts bei 4 Grad. Seite 2
25 Jahre Fachkompetenz
Karl-Marx-Allee 32
Berlin-Mitte
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