Elektroinstallation nach VDE 0100-710
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Elektroinstallation nach VDE 0100-710
Elektroinstallation nach VDE 0100-710 Eine Intensivstation ist laut VDE-Norm 0100-710 ein „medizinisch genutzter Bereich der Raumgruppe 2“, also ein Bereich, in dem Patienten untersucht, behandelt, überwacht und gepflegt werden und die elektrische Anlage aufgrund eines ersten Fehlers (Körperschluss oder Erdschluss) oder Ausfall der allgemeinen Stromversorgung nicht ausfallen darf. Aus diesem Grund werden besondere Anforderungen an die elektrischen Installationen und medizinischen Geräte gestellt. Unsere Intensiveinheit wurde so eingerichtet, dass nahezu alle Anforderungen nach VDE-Norm an einen solchen Raum erfüllt werden. Einschränkungen gibt es lediglich im Hinblick auf die Stromversorgung im Notfall. Besondere Anforderungen an elektrische Installationen der Raumgruppe 2: Medizinisch genutzte Bereiche müssen grundsätzlich ab dem Hauptverteiler über ein TN-S-Netz (Abbildung 1) versorgt werden (Erzeuger direkt geerdet (T), Körper direkt mit Betriebserdung verbunden (N), Neutral- und PE-Leiter getrennt verlegt (S)). Räume der Raumgruppe 2 dürfen zudem nur über ein IT-Netz ( Abbildung Abbildung 1 TNS-Netz 2: Erzeuger gegen Erde isoliert oder über hohe Impedanz geerdet (I), Körper direkt geerdet (T)) versorgt werden, da hier lebenserhaltende Geräte betrieben werden, die nicht abgeschaltet werden dürfen. Dieser Ausfallschutz wird durch eine Sicherheitsstromversorgung sichergestellt, die im Falle eines allgemeinen Stromausfalls lebenswichtige medizinische elektrische Geräte für die Dauer von mindestens drei Stunden weiterbetreiben kann (die Versorgung für eine Dauer von drei Stunden kann in unserer Intensiveinheit nicht gewährleistet werden). Das bedeutet für jeden Verteiler in der Raumgruppe 2, dass er über zwei unabhängige Zuleitungen verfügen muss (eine aus der allgemeinen Stromversorgung AV und eine aus der Sicherheitsstromversorgung SV), zwischen denen bei Bedarf umgeschaltet werden kann (das SV-Netz verfügt bei uns jedoch nur über eine Zuleitung, weil bei uns keine unabhängige Stromversorgung in Form eines Notstromaggregats installiert wurde – s. u.). In unserer Abbildung 2 IT-Netz Intensivstation wurde ein aktives SV-System installiert, d. h. Im Normalfall werden beide Systeme belastet, die über einen Kuppelschalter verbunden sind. Über diesen Kuppelschalter kann die Sicherheitsstromquelle im Falle eines Ausfalls des AV-Netzes speisen. Wenn ein Fehler im SV-Netz auftritt, kann umgekehrt auf allgemeine Versorgung umgeschaltet werden. Abbildung 3Fehlerarten Abbildung 4 Trenntransformator Abbildung 5 Wirkweise Trenntransformator Neben dem Schutz vor einem allgemeinen Stromausfall muss auch sichergestellt werden, dass im Falle eines ersten Fehlers (Körperschluss - leitende Verbindung zwischen Gehäuse des Gerätes und einem unter Spannung stehenden Leiter oder Teil des Geräts aufgrund eines Isolationsfehlers - oder Erschluss - leitende Verbindung zwischen einem Außenleiter oder isolierten Neutralleiter mit Erde – siehe Abbildung 3) lebenserhaltende medizinische Geräte nicht einer Sicherheitsabschaltung zum Opfer fallen und das fehlerhafte Gerät keine Gefährdung darstellt (also keine Sicherheitsabschaltung erforderlich ist). Dies wird durch Installation eines Trenntransformators (Abbildung 4) erreicht. Durch ihn wird der Stromkreis galvanisch vom einspeisenden Netz getrennt und somit sekundärseitig der Massebezug aufgehoben. Also kann einer der beiden Leiter auf der Sekundärseite gefahrlos berührt werden (Abbildung 5). Außerdem ist durch diese Potentialtrennung eine Abbildung 6 Isolationswächter Begrenzung der Ableitströme aller angeschlossenen Geräte möglich (s. u.). Ein Gerät, das einen ersten Fehler aufweist, stellt also bei intaktem Schutzleiter oder intakter Isolierung des Endgeräts noch keine unmittelbare Gefährdung des Patienten dar. Allerdings wird hierdurch die Schutzwirkung des Trenntransformators aufgehoben, weshalb ein solcher Fehler angezeigt werden muss. Pro Außenleiter muss deshalb ein Isolationswächter (Abbildungen 6 und 7) installiert werden, der im Falle eines ersten Fehlers eine optische und akustische Alarmierung durchführt. In einem „normalen“ Stromnetz würde Abbildung 7 Wirkweise Isolationswächter ein FI-Schalter eine Abschaltung des Stromnetzes im Falle eines Isolationsfehlers auslösen – da es sich hier aber um ein ausfallsicheres Netz handelt, ist die Installation eines FI-Schalters in IT-Netzen untersagt. In unserer Intensiveinheit gibt es drei verschiedene Steckdosen: weiße, grüne und rote. Die weißen Steckdosen werden über ein TN-S-Netz versorgt und haben nicht den in den vorigen zwei Abschnitten genannten Ausfallschutz, die grünen und die roten Steckdosen gehören jedoch jeweils zu einem eigenen IT-Netz. Das bedeutet, dass es für das Netz der grünen Steckdosen (SV – Sicherheitsstromversorgung) und für das Netz der roten Steckdosen (ZSV – zusätzliche Sicherheitsstromversorgung) jeweils einen Trenntransformator und auch einen Isolationswächter geben muss (Abbildung 11). Die Steckdosen der SV und der ZSV werden in der Praxis durch eine Sicherheitsstromquelle versorgt, die für die Dauer von 3 bzw. 24 Stunden eine Versorgung sicherstellen kann. Zusätzlich werden die roten Steckdosen über eine Batterieanlage gepuffert, so dass die Umschaltzeiten weniger als eine halbe Sekunde betragen, während die grünen Steckdosen nicht gepuffert werden (eine Umschaltzeit von maximal 15 Sekunden ist hier ausreichend). In der Praxis würden diese Einrichtungen die Installation eines Notstromaggregats notwendig machen. Dies ist für unsere Zwecke jedoch nicht erforderlich. Die Batteriepufferung im ZSV-Netz erfolgt durch eine Online-USV-Anlage (Abbildung 8). Abbildung 8 USV-Anlage Zur bereits oben genannten Begrenzung der Ableitströme ist für Räume der Raumgruppe 2 neben dem Hauptpotentialausgleich der Elektroinstallation des Gesamtgebäudes ein zusätzlicher Potentialausgleich erforderlich (Abbildung 9). In unserer Intensivstation wurden daher vom Hauptpotentialausgleich Abbildung 9 ZPA-Schiene getrennte Potentialausgleichsschienen installiert. Jedes medizinisch elektrische Gerät muss über ein spezielles grün-gelbes Kabel (Abbildung 10) an diesen zusätzlichen Potentialausgleich angeschlossen werden, denn über Abbildung 10 ZPAdieses Kabel fließt im Falle eines Körperschlusses der Fehlerstrom ab, so Anschlusskabel dass Patienten und Anwender geschützt werden. Aus diesem Grund muss keine Abschaltung des Gesamtnetzes erfolgen, ZPA und Isolationswächter ersetzen den FI-Schalter als Schutzmaßnahme gegen elektrischen Schlag. AV Hauptanschluss SV1.1. Trenntrafo SV1.2. Steckdosen N2.28, N2.27, N2.25 USV Trenntrafo ZSV Steckdosen Intensiv Grün Steckdosen Intensiv Rot Abbildung 11 Schema Installation Intensivstation