Auslandssemester an der Corvinus University of Budapest Sep

Transcrição

Auslandssemester an der Corvinus University of Budapest Sep
Auslandssemester an der Corvinus University of Budapest
Sep- Dez 2011
Ein Auslandssemester in Osteuropa? Im Winter? In eine Stadt der vielen Brücken, der
Salami, Paprika, Gulaschsuppe, des Lángos sowie vielerlei Ruinenpubs und Kaffeehäuser?
DEFINITIV! Nach meinem 4-monatigen Aufenthalt an der Corvinus University in Budapest,
der Hauptstadt Ungarns, kann ich behaupten, dass jegliche anfängliche Zweifel als
unbegründet gewertet werden können. Allerdings bedarf es zuvor an gut organisierter
Planung und Koordination, um einen stressfreien und angenehmen Start und weiteren
Ablauf zu ermöglichen.
Vorbereitung
Die- etwas länger dauernde- Bestätigung für das Auslandssemester bedeutete zunächst eine
Menge Arbeit, weil alle bürokratischen Regeln eingehalten werden mussten. Nachdem man
die ERASMUS- Formulare wie z.B. das Learning Agreement und die Annahmeerklärung
vollständig ausgefüllt hat, geht es auch u.a. darum, in Würzburg ein Urlaubssemester zu
beantragen. Wer wie ich finanzielle Unterstützung vom Staat bekommt, hat dafür zu sorgen,
dass das Auslands-Bafög sichergestellt wird. Außerdem empfehle ich, ein Konto bei der
Internetbank DKB (www.dkb.de) zu eröffnen, mit deren Kreditkarte man an jedem
Bankautomaten gebührenfrei Geld abheben kann.
Generell muss eine Auslandsversicherung abgeschlossen, Verträge stillgelegt und
Wohnungen gesucht werden. Wer Interesse an einem 3-wöchigen EILC- Sprachkurs hat,
sollte sich auch rechtzeitig bewerben. Ich konnte zwar meinen bereits bestätigten Platz nicht
wahrnehmen, aber Freunde erzählten von einer lohnenswerten und unvergesslichen
Erfahrung. Vor der Reise Informationen über Land & Leute einzuholen wäre auch nicht
verkehrt. Außerdem ist es ratsam, schon vor der Reise bei den deutschen Professoren
sicherzustellen, ob die gewählten Kurse an der Heimatuniversität anerkannt werden.
Ankunft und Unterkunft
Bei der Deutschen Bahn bekommt man schon sehr gute Angebote ab 39€. Frühbucher
können bei der ungarischen Fluggesellschaft Wizzair (www.wizzair.com) günstige Angebote
ab teilweise 30€ ergattern. Allerdings empfehle ich die Fahrt mit dem Zug, da sie
unkompliziert und die Gepäckanzahl unbegrenzt ist. Von Würzburg aus kommt man nach ca.
9
Stunden
in
der
ungarischen
Hauptstadt
an.
Bei der Ankunft wird man in der Regel (leider nicht in meinem Fall) vom eigens von der Uni
zugeteilten Tandem-Partner empfangen. Dieser hilft den ausländischen Studenten bei
Wohnungssuche, Studentenausweis, Handykarte und sonstigen Fragen. Es empfiehlt sich,
gleich eine ungarische Sim-Karte (Vodafone) und ein billiges Handy für insgesamt 15€ zu
kaufen. Die Währung (Forint) ist sehr ungewohnt und man hat als Ausländer große
Schwierigkeiten, sich anfangs in der Stadt zurechtzufinden. Ungarisch wird als eine der
schwierigsten Sprachen der Welt betitelt.
Da es in Budapest (noch) keine klassischen Studentenwohnheime gibt, sollte man schon
vorab nach Wohnungen in Internet Ausschau halten. Allerdings empfehle ich sehr, bei der
Ankunft ein paar Tage in einem Hostel unterzukommen, da man vor Ort relativ schnell
Wohnungen findet- v.a. lernt man in der ersten Woche auf organisierten ERASMUS- Parties
schnell neue potentielle Mitbewohner kennen. Wenn man eine Makleragentur heranzieht,
muss die Provision vom Vermieter anstatt vom Mieter bezahlt werden. Außerdem hilft die
Corvinus Uni auch, günstige Wohnungen von „Corvinus Homes“ unter die Studenten zu
bringen. Wohnungen sind von 150 bis 300€ verfügbar. Die besten Wohngegenden sind die
folgenden Bezirke: 6,7,8 oder auf der Buda- Seite nahe der Universität.
Studium an der Gasthochschule
Die Corvinus Uni genießt einen guten Ruf- v.a. aufgrund ihrer internationalen Aktivitäten an
der Faculty of Economics bzw. Business Administration. Die Kursbelegung läuft ca. 1 Monat
online vor Vorlesungsbeginn. Bis zu 2 Wochen danach wird eine „Add and Drop“- Phase
gestartet, in der man die Kursauswahl noch verifizieren kann. Die Kurse sind jedoch mit
durchschnittlich 20 Studenten relativ klein, sodass man sich schon früh anmelden sollte. Es
gibt sowohl eine große Auswahl an englischen Kursen als auch einigen deutschen Kursen mit
gut verständlichen Professoren. An der Corvinus herrscht Anwesenheitspflicht, abhängig
vom Kurs stehen Vorträge und Mitarbeit auf der Tagesordnung. Zudem werden Zwischen
(Midterms)- und Abschlussprüfungen geschrieben. Das uns Deutschen unvertraute System
kann aufwändiger und anstrengender sein, aber andererseits ist man nicht nur von einer
einzigen Klausurnote abhängig.
Leider mussten wir ERASMUS- Studenten uns nach den Einführungs- und
Informationsveranstaltungen die Benutzung des Uni- Netzwerks selbst aneignen oder von
einheimischen Studenten zeigen lassen. Nach erfolgreicher Einstellung des Internetzugangs
musste man in der doch modern eingerichteten Bibliothek dann nur mit einer schlechten
Verbindung zurechtkommen. Ohnehin waren die Öffnungszeiten der Bibliothek eher
unbefriedigend, sodass es bei vielen schon fast zur Gewohnheit überging, in einem der
vielen schönen Cafés in Budapest zu studieren.
Um während des Lernens Pausen einlegen und Kontakte herstellen zu können, organisiert
die Studentenvereinigung ESN mehrmals in der Woche Events wie z.B. Pubcrawls,
Spieleabende, Flagparties, Sightseeingtouren oder Wochenendreisen nach beispielsweise
Prag, Wien oder Krakau. ERASMUS- Studenten wird es ermöglicht, schon vor Weihnachten
die letzten Klausuren zu schreiben und das Studium zu beenden.
Alltag und Freizeit
Generell ist zu sagen, dass man stets auf seine Geldbörse Acht geben muss, besonders in den
öffentlichen Verkehrsmitteln. Eine Monatskarte für Studenten kostet 3750 Forint (ca. 13€).
Von 24.00 bis 5.00 Uhr fahren Nachtbusse auf den Metro- und Straßenbahnstrecken alle 10-
20 Minuten, sodass man egal, wo man sich befindet, nachts immer schnell und gut nach
Hause kommt. Generell fiel mir auf, dass die Englischkenntnisse der Einheimischen eher
mittelmäßig waren und dass man als Auswärtiger in den Geschäften ziemlich unfreundlich
behandelt wurde.
In Budapest ist es möglich, ein sog. Napi-Menü (meist nur auf Ungarisch ausgeschrieben), d.h.
ein Mittagessen inklusive Vor- und Hauptspeise für nur 2-3 € (750 Ft.) zu bekommen.
Lebensmittelpreise sind vergleichbar mit deutschen Verhältnissen. Obst und Gemüse ist
günstig in der Markthalle zu erhalten, wohingegen Käse, Spirituosen oder Elektronikartikel
relativ teuer sind. Viele Supermärkte sind 24 Stunden geöffnet (ABC-Stores), wobei diese
teurer als z.B. Kaiser’s, Aldi oder Spar sind. Allerdings lohnt es sich aufgrund der guten Preise
öfter in einem der hervorragenden Restaurants in Budapest zu speisen.
Als ERASMUS- Student wird einem fast täglich Unterhaltung dank ESN geboten und natürlich
bietet die wunderschöne Stadt selbst sehr viele Möglichkeiten, sich zu amüsieren und
kulturell fortzubilden: das größte Parlament Europas, Oper, diverse Museen, Brücken,
Universität, Kaffeehäuser, Markthalle, Heldenplatz, Stadtpark, Schloss, Zitadella,
Fischerbastei, Basilika und das größte open air Eisstadion. Fast alle 2-3 Wochen finden im
Sommer Festivals statt. Außerdem sind die für Ungarn typischen Spas v.a. im Winter sehr
sehenswert. Ich persönlich ziehe das Szecheny- dem Gellert-Bad vor, da es schöner und
günstiger ist.
Das
Sportangebot
der
Universität lässt leider eher zu
wünschen übrig; nur durch
Glück erfährt man von paar
Kursen im neuen Gebäude der
Uni. Ansonsten ist man auf
Fitnessstudios
angewiesen,
die zwar nicht dem deutschen
Standard entsprechen, aber
leider den deutschen Preisen
(http://www.astoriafitness.hu,
http://supergym.hu,
http://www.holmesplace.hu). Bei angenehmem Wetter kann man auf der herrlichen
Margareteninsel joggen.
Tipps
Obst und Gemüse sowie Souvenirs sind in der Markthalle günstiger zu ergattern als in der
Touristeneinkaufsstraße Váci utca. Etwaige Post würde ich immer als sicherere Alternative
an unsere Koordinatorin schicken lassen, die sie dann an die Studenten weiterleitet.
Lohnenswert sind Reisen innerhalb Ungarns, wie z.B. an den Balaton, nach Pécs und
Szentendre oder in Städte anderer Länder wie beispielsweise Zagreb, Wien, Prag, Belgrad
oder Krakau. Nach meinem 4-monatigen Aufenthalt kann ich nun folgende Insider-Tipps
vorstellen:
Bars: Szimpla (ehem. besetzte Fabrik, heute Biergarten/ Bar) sowie bei Ungarn beliebte Bars
wie Sufni, Ellato, Lampas, Bobek, Szoda und Ankerklub
Clubs: Morisson’s 2 (mo Studententag), Dokk Beach, Studio, Instant, Zöld Pardon, Corvintető,
Kuplung, Ötkert, A38 (jede Woche live Konzerte, Rock, Reggae etc.)
Cafés: Ekleketa, Europa, Gerbeaud, Alibi, Zappa
Restaurants: MOST, Wasabi (Sushi&Wok), Vapiano, Trofea (all you can eat& drink, ca. 18€),
Pata Negra (spanisch), Fruccola (gesund&Frisch), Indigo (indisch), Hummus Bar
Kurse: CSR, Business Futures Studies, Tourism Management and Marketing, Managing ERP
with SAP, International Entrepreneur und sonst alle Kurse von Prof. Wirtz.
Fazit
Zu einer der schlechtesten Erfahrung zählen der Diebstahl meiner Geldbörse sowie unzählig
andere Fälle, bei denen Studenten entweder auf der Straße oder in der Wohnung beklaut
wurden. Außerdem erlebte man Korruptionen mit und man musste Unfreundlichkeiten- v.a.
in Geschäften- über sich
ergehen lassen.
Aber die schönste Erfahrung,
die mir niemand stehlen kann,
war, wie aus Studenten
unterschiedlichster Länder nun
sehr gute Freunde geworden
sind,
mit
denen
ich
unvergessliche Momente erlebt
habe. Zudem verbesserte ich
meine
interkulturellen
Kompetenzen
und
konnte
meine sprachlichen Kenntnisse aufbessern, die mir persönlich und beruflich von Vorteil sind
und sein werden. Gemeinsam unternommene Trips und das Leben in einem aufstrebenden
Land haben das ERASMUS- Semester letztlich unbeschreiblich gemacht. Mir wird die
Auslandserfahrung für ewig in Erinnerung bleiben und ich kann nur jedem empfehlen, selbst
solche Erfahrungen zu machen und sich für einen Platz in Budapest zu bewerben.
Rebecca Hauck, [email protected]
06.01.2012