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21.11.2004 15:04 Seite 68 Nachhaltige Verteuerung? Der Ölpreis hat zuletzt historische Höchststände erreicht. Wie nachhaltig ist der Preisanstieg – und wie soll man als Anlageberater reagieren? W as an den Zapfsäulen dieser Welt für wenig Freude sorgte, bewirkte bei den Besitzern von Energieaktien bzw. entsprechenden Fonds im laufendem Jahr Jubelstimmung. Einen Ölpreis jenseits der 50-US-Dollar-Marke hatte noch vor einem Jahr kein Mensch für möglich gehalten. Ende Oktober kam es zwar infolge der Nachricht, dass die US-Öllagerbestände überraschend deutlich um 3,9 Millionen Fass gestiegen waren, zu einer Korrektur, aber noch kurz davor kursierten in den Medien Befürchtungen, dass Spekulanten den Ölpreis auf 60 US-Dollar pro Barrel und mehr treiben könnten. Als Erklärung für die Ölpreis-Hausse mussten neben Hedgefonds, die in diesem Jahr tatsächlich am Ölmarkt auffällig aktiv waren, die Nachfrage aus China, die sinkenden Produktionszahlen vieler alter Ölfelder sowie die zu geringe Neuexplorationstätigkeit herhalten. Und dabei kamen zuletzt immer mehr Kommentatoren zu dem Schluss, dass sich an diesen Faktoren in nächster Zukunft auch kaum etwas ändern dürfte. Etwa 40 Prozent des globalen Energiebedarfs werden durch Öl gedeckt. Die wirtschaftliche und strategische Bedeutung des schwarzen Goldes ist gewaltig und nimmt weiter zu – und gleichzeitig nehmen die noch verfügbaren Ölreserven naturgemäß laufend ab – jährlich werden derzeit nur noch etwa drei Milliarden Barrel an neuen Ölvorkommen entdeckt, bei einem Jahresverbrauch von weltweit mehr als 25 Milliarden Fass. In diesem Licht ist auch der jüngste Irak-Krieg zu sehen – immerhin werden unter irakischem Sand die zweithöchsten Ölreserven der Welt vermutet. Internationale Schätzungen gehen davon aus, dass der Ölverbrauch weiterhin um etwa zwei bis drei Prozent pro Jahr wachsen wird. Parallel dazu sinken einerseits die Reserven, und andererseits nimmt auch die Qualität der bestehenden Reserven ab. Schon in den 50er Jahren hatte man feststellen müssen, dass es mit zunehmendem Alter der Ölfelder schwieriger und damit teurer wird, das noch vorhandene Öl zu fördern. Über die Gesamtmenge an Ölreserven kursieren stets unterschiedlichste Zahlen, wobei jede Quelle aus anderen Gründen falsche bzw. verzerrte Daten liefert. Als etwa die OPEC 68 kurzfristig dramatische Preissprünge zur Folge. Wie der Markt auf derartige Botschaften reagiert, konnte man Anfang dieses Jahres an der Kursentwicklung der Royal Dutch/Shell Group sehen, nachdem die Gesellschaft zugeben musste, dass sie ihre nachgewiesenen Ölreserven um 20 Prozent bzw. 3,9 Milliarden Barrel zu hoch angegeben hatte. Ihre potenziellen zukünftigen Einnahmen verringerten sich dadurch um rund 70 Milliarden US-Dollar, der Kurs der Aktie fiel binnen Stunden um deutlich mehr als zehn Prozent. Reserven schmelzen Mitte der 80er Jahre beschloss, die erlaubten Förderquoten an die jeweiligen Reserven zu koppeln, stiegen plötzlich die Reserveschätzungen einzelner Staaten. Eine Schlüsselrolle kommt hier der Nummer eins unter den Ölförderländern zu. Saudi-Arabien gibt zwar offiziell an, noch genug Öl für Jahrzehnte zu haben, daran werden aber immer häufiger Zweifel geäußert. Sollte sich herausstellen, dass die Reserveschätzungen zu hoch angesetzt waren, hätte das aufgrund der Marktpsychologie UBS Equity Energy Fonds Quelle: Software Systems Energieaktienfonds wie der UBS Equity Energy haben die breiten Indizes in den letzten fünf Jahren weit hinter sich gelassen. http://www.fondsprofessionell.de FONDS professionell In den letzten 40 Jahren wurden weltweit fast 1000 Milliarden Barrel Öl verbraucht, ungefähr dieselbe Menge soll nach derzeitigem Wissensstand noch an Reserven verfügbar sein. Dass diese aber noch einmal 40 Jahre reichen werden, ist angesichts der Aufbruchstimmung in Ländern wie China oder Indien wenig wahrscheinlich. Vor allem China erhöht zusehends den Druck auf fossile Energievorräte. Allein in den ersten acht Monaten 2004 importierte das Land rund 71 Millionen Tonnen Rohöl. Das entspricht einem Zuwachs von fast 40 Prozent im Jahresvergleich. Gemessen am Gesamtenergieverbrauch ist China bereits die Nummer 2 hinter den USA, Indien liegt auf Platz 5. Was den Mineralölverbrauch betrifft, liegt nur noch Japan zwischen den USA und China. Hinzu kommt, dass auch die westliche Welt weiterhin steigende Energiemengen verbraucht. Pessimistische Schätzungen gehen davon aus, dass es noch in diesem Jahrzehnt zu echten Engpässen in der weltweiten Ölversorgung kommen könnte. Und es wird dann keineswegs nur um Treibstoff gehen. Neben Benzin und Diesel werden ja auch sämtliche Kunststoffe, viele Pestizide und eine Reihe anderer Produkte auf Erdölbasis erzeugt. Gibt es auch Gegenstimmen? Natürlich: Nach Einschätzung der 1974 gegründeten Internationalen Energieagentur IEA mit Sitz in Paris sollten die hohen Ölpreise demnächst sinken, da die Preise ihrer Meinung nach nicht mit den Fundamentaldaten übereinstimmen. Deswegen geht die IEA bis zum Jahr 2030 von einem durchschnittlichen Rohölpreis von 25 Dollar je Barrel aus, zudem sollen die Energieressourcen bis weit über 2030 ausreichend sein, um die Nachfrage zu decken. Doch wie kommt die Agentur zu solchen Werten? „Das ist einfach zu optimistisch kalkuliert, da die IEA bei ihren Berechnungen kontinuierlich Fotos: © Archiv markt & strategie D_EnergiefondsXXX.qxd markt & strategie D_EnergiefondsXXX.qxd 21.11.2004 15:04 Seite 70 Ölverbrauch in Mio. Tonnen 2003 Energieverbrauch in Mio. Tonnen SKE* 2003 * 1 SKE ist die Wärmeenergie, die in einem durchschnittlichen Kilogramm Steinkohle steckt = 7000 kcal. Der zunehmende Energiehunger der Wachstumsländer China, Brasilien oder Indien wird die Ölpreise weiter hoch halten. Gemessen am Gesamtenergieverbrauch (Mio. Tonnen Steinkohleeinheiten) liegt China weltweit bereits an zweiter Stelle. Überblick Energieaktienfonds (Quelle: FIAP, Stand 30. 10. 2004) KAG American Express Capital Invest Credit Suisse DIT Deutscher Inv.Tr DWS Investment DWS Investment Lux Fortis Investments ING (L) Invest Invesco GT Merrill Lynch IM Nordinvest Pioneer Investments Raiffeisen State Street Banque Swissca UBS Fd.M.Switzerland Fondsname American Express Global Energy Equities Capital Invest Energy Stock Credit Suisse Equity Global Energy A DIT Energiefonds DWS-Energiefonds DWS Invest Energy FC Fortis L Fund Equ.Energy Europe ING (L) Invest Energy Cap Invesco GT Energy A MLIIF World Energy A EUR Nordinvest EuropPower Pioneer Funds Global Energy A EUR Raiffeisen Energie Aktien A Balzac Energy Index Swissca Energy UBS (CH) Equity Fund Energy WKN 550668 070657 970297 848185 847413 551811 723735 657661 658697 A0BMA5 979208 766583 068866 588759 930918 970728 Perf. 1 J. 41,62 19,31 39,09 27,87 27,30 29,57 40,54 40,38 47,41 42,86 29,85 25,27 30,90 38,91 25,56 37,44 Perf. 3 J. p. a. – -5,91 10,51 1,52 1,10 – 5,36 11,34 20,24 8,03 2,99 – – 11,38 -0,43 11,05 Perf. 5 J. p. a. – – 5,80 4,49 2,65 – – 5,16 – – 0,78 – – – – 5,52 Agio 6,00 5,00 5,00 5,00 4,00 – 5,00 5,00 5,25 5,00 1,00 5,00 5,00 5,50 5,00 5,00 Verw.g 1,25 – 1,60 1,35 1,45 0,75 1,50 1,20 1,50 1,75 1,20 1,50 2,00 1,00 1,80 1,80 (Quelle: FIAP, Stand 30. 10. 2004) 70 http://www.fondsprofessionell.de FONDS professionell markt & strategie D_EnergiefondsXXX.qxd 21.11.2004 15:04 Seite 72 einpendeln werde, und zwar im erwähnten Bereich zwischen 25 auf 100 US-Dollar. Die Höchstnotierungen von 100 US-Dollar wären dabei nach Einschätzung der Credit Suisse nicht die Regel, sondern die Reaktion auf besondere Umstände wie politische Krisen oder erneute Terroranschläge. Für Fondsmanager Burger steht jedenfalls fest, dass das goldene Zeitalter des billigen Öls vorbei ist, ein Ölpreis unter 30 US-Dollar sei langfristig kaum zu realisieren. Angesichts dieser Perspektiven ergeben sich für die Investmentpraxis zwei Dinge: Erstens scheint eine Beimischung – möglichst in einer Phase etwas tieferer Ölpreise – von spezialisierten Fonds, die in den Energiesektor investieren, äußerst sinnvoll und im Gegensatz zu anderen Brancheninvestments ver- gleichsweise risikoarm, und zweitens bietet sich auch eine Anlage in alternative Energiekonzepte an – letzteres ist jedoch deutlich riskanter als ein klassisches Energiefondsinvestment. Wem das alles zu riskant ist, der kann auch einen breiter aufgestellten Fonds, wie den Global Basics Fund von M&G setzen, dessen Manager Graham French Energieaktien derzeit übergewichtet. FP Alternative-Energie-Fonds im Aufwind „Grüner Strom“ profitiert von teurem Öl Bei Ölpreisen um 50 US-Dollar erscheinen die vergleichsweise ineffizienten Energiequellen Licht und Wind plötzlich deutlich attraktiver. Die dramatischen Ölpreisanstiege helfen nicht nur den Ölexporteuren, sondern auch den Anbietern alternativer Energiekonzepte. Finanzinvestoren sind heute ebenso wie große Energiekonzerne erstmals bereit, Milliardenbeträge in neue Technologien zu investieren. Denn mit den steigenden Gas- und Ölpreisen wird auch Strom teurer, und damit schlägt die Stunde der erneuerbaren Energiequellen. Andreas Knörzer, Leiter Sustainable Investment bei der auf nachhaltige Kapitalanlagen spezialisierten Bank Sarasin & Cie AG, in einem aktuellen Marktkommentar: „Das beschränkte Angebot bei steigender Nachfrage wird in den kommenden Jahren zu weiter steigenden Rohstoffpreisen führen. Das erhöht die Chancen und Konkurrenzfähigkeit erneuerbarer Energien.“ Ihren Durchbruch werden die regenerativen Energien nach Einschätzung der Sarasin-Analysten dort erleben, wo die erwar- teten Renditen am höchsten sind. Aller Voraussicht nach wird dies nicht in den dicht be- Die „Ölkrise“ macht Wind interessant. Marktnische: Fonds, die in alternative Energien investieren KNr. AA MG** ADIG Fund NewPower P EUR 591978 4% 1,30% Sarasin NewEnergy Fund EUR 581365 5% 1,75% UBS (Lux) EF-Future Energy EUR (T) 676908 5% 2,04% Merrill LIIF New Energy A EUR* E30940 5% 1,75% Vontobel GT New Power Tech A2 EUR 794740 k.A. 1,65% SAM Sust. Smart Energy Fd. EUR LU0175571735 5% 1,80% * Fonds investiert im US-Dollar-Raum, es erfolgt kein Währungshedge! Mind.-Inv. Volumen 6 M. 1 J. 3 J. 500 EUR 14,3 Mio. EUR 4,60% 11,76% -27,82% 1000 EUR 4,6 Mio. EUR 8,74% 30,25% -28,04% 500 EUR 17 Mio. EUR 10,38% 7,91% -33,70% 5000 EUR 56 Mio. USD -5,13% 0,68% -47,46% 1000 EUR 6 Mio. EUR -0,90% 5,21% 7,03% 1000 EUR 5,65 Mio. EUR 0,02% 1,68% – **Managementgebühr New-Energy-Fonds: keineswegs ungefährlich New-Energy-Fonds wie die hier dargestellten Produkte von Merrill Lynch und Sarasin konnten zuletzt zwar infolge der Energiepreisanstiege überdurchschnittliche Zuwächse erzielen, wie ein Blick auf das Jahr 2002 jedoch zeigt, sind diese Fonds keineswegs risikoarm. Eine überraschende Verbilligung des Ölpreises – etwa infolge einer weltweiten Wirtschaftsflaute – bringt diese Fonds rasch massiv unter Druck, weil alternative Energiegewinnungsarten dann schlagartig unattraktiv werden. 72 http://www.fondsprofessionell.de FONDS professionell siedelten, klimatisch eher ungünstigen nördlichen Industriestaaten sein. Als wesentlich effizienter erweisen sich hier Projekte in den Wachstumsländern Asiens und in Ländern mit mehr Sonneneinstrahlung, die in zunehmendem Maße auch als Nutzer dieser neuen Energiequellen auftreten. China will etwa den Anteil von alternativen Energien bis zum Jahr 2020 auf 17 Prozent seines Gesamtverbrauchs steigern. Auf den Einkaufslisten der Manager der einschlägigen Fonds stehen Unternehmen aus der gesamten Wertschöpfungskette im alternativen Energiebereich, angefangen von spezialisierten Ausrüstern bis hin zu konventionellen Energiekonzernen, die im Bereich der erneuerbaren Energiequellen ausbauen. Morgenluft wittern nicht nur die Anbieter der „New-Energy-Fonds“, sondern auch jene Gesellschaften, die Fonds anbieten, die sich im schwer zu definierenden Bereich „nachhaltiges Wirtschaften“ tummeln. Nachhaltige Anlagen bieten nach Einschätzung dieser Fondsmanager einen strategischen „Hedge“ gegen steigende Rohstoffpreise, indem sie auf Unternehmen setzen, die ihre Ressourcen effizienter nutzen als ihre Konkurrenten. Christoph Butz von Pictet Sustainable Investment betont in einem Kommentar, dass man dabei keineswegs einem reinen Umwelttechnologiefonds das Wort reden muss. Es sei nicht ratsam, ganze Industriezweige aufgrund ihres grundsätzlich höheren direkten Ressourcenverbrauchs generell unterzugewichten. Besser sei es, in jeder Branche die ressourceneffizientesten Unternehmen zu identifizieren und zu kaufen. Dadurch ergibt sich im Idealfall ein breit über alle europäischen Länder und Branchen diversifizierter „Hedge“ gegen steigende Energie- und Rohstoffkosten. In den letzten fünf Jahren konnten sich die „SustainableFonds“ allerdings nicht erkennbar gegenüber den breiten Marktindizes absetzen.