10-12 Abendlieder Skr - Evangelische Kreuzkirchengemeinde

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10-12 Abendlieder Skr - Evangelische Kreuzkirchengemeinde
Abendgottesdienst am 12.10.2008
“Abendlieder im Gesangbuch”
mit “Konfirmandenvorstellung” (= Bibelübergabe)
Musik: A. Jersak; KGR: J. Beyer, A. Weinmann; Pfarrer: S. Sigloch
Vorspiel
(A. Jersak)
Begrüßung
(J. Beyer)
Lied
EG 491,1-4 Bevor die Sonne sinkt
1. Bevor die Sonne sinkt, / will ich den Tag bedenken. / Die Zeit, sie eilt dahin, / wir halten nichts in
Händen.
2. Bevor die Sonne sinkt, / will ich das Sorgen lassen. / Mein Gott, bei dir bin ich / zu keiner Stund
vergessen.
3. Bevor die Sonne sinkt, / will ich dir herzlich danken. / Die Zeit, die du mir läßt, / möcht ich dir Lieder
singen.
4. Bevor die Sonne sinkt, / will ich dich herzlich bitten: / Nimm du den Tag zurück / in deine guten Hände.
Gebet
(S. Sigloch)
Bevor die Sonne sinkt, Gott, unser Schöpfer,
und wir dich bitten, dass du ihn zurück nimmst in deine Hände,
diesen Tag,
feiern wir Gottesdienst,
erinnern gemeinsam, dass du bei uns bist,
danken dir, dass unsere Zeit in deinen Händen steht.
Vor dir, Gott, bedenken wir unser Leben,
das wir aus deinen guten Händen haben.
Berühre Herz und Seele in Liedern, Worten und Melodien.
Komm uns nahe.
Und höre unsere Gebete
- alles, was wir dir jetzt in der Stille sagen.
Amen.
Einleitung
(S. Sigloch)
Für viele Menschen ist es eine ungeschriebene Regel,
niemanden zwischen 20.00 und 20.15 Uhr anzurufen.
Da läuft die “Tagesschau”.
So wichtig die “große Tagesschau” am Abend ist - das Fernsehen
noch wichtiger ist wohl das “Nahsehen”,
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unsere “private Tagesschau”:
der Blick jedes einzelnen Menschen auf sein eigenes Leben,
mein Blick auf mein persönliches Erleben.
Warum und wofür ist so eine “private Tagesschau” wichtig?
Warum und wofür sollen wir am Abend den “Wetterbericht der Seele” sehen?
Andreas Gryphius hat vor ca. 350 Jahren gedichtet
“Mein sind die Jahre nicht,
die mir die Zeit genommen,
Mein sind die Jahre nicht,
die etwa möchten kommen;
Der Augenblick ist mein
und nehm ich den in Acht,
So ist der mein,
der Jahr und Ewigkeit gemacht.”
(EG S. 906) Andreas Gryphius
Das heißt: Wer sein momentanes Erleben,
wer die Erfahrung seines Tages in den Blick nimmt,
kann darin die Nähe und Gegenwart Gottes erleben.
Das mag für uns Menschen des 20. und 21. Jahrhunderts
merkwürdig klingen.
Für viele ist Gott der ganz ferne.
Merk-würdig: Gott kommt uns dann und darin ganz nahe,
wenn wir und dass wir uns selber nahe sind.
Solches “Nahsehen” ist eine geistliche Übung.
Übungen brauchen Anleitung, Training und manchmal Hilfestellung
Die Lieder und Texte dieses Gottedienstes
- fast alle aus unserem Gesangbuch sollen das sein: Anleitung und Hilfestellung
zum konkreten Erleben der Nähe und Gegenwart Gottes.
Lied
EG 487,1-4 Abend ward, bald kommt die Nacht
1. Abend ward, bald kommt die Nacht, / schlafen geht die Welt; / denn sie weiß, es ist die Wacht / über
ihr bestellt.
2. Einer wacht und trägt allein / ihre Müh und Plag, / der lässt keinen einsam sein, / weder Nacht noch
Tag.
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3. Jesu Christ, mein Hort und Halt, / dein gedenk ich nun, / tu mit Bitten dir Gewalt: / Bleib bei meinem
Ruhn.
4. Wenn dein Aug ob meinem wacht, / wenn dein Trost mir frommt, / weiß ich, daß auf gute Nacht / guter
Morgen kommt.
Lesungen
(J. Beyer; A. Weinmann)
J. Beyer Drei Zwischentexte aus dem Gesangbuch:
A. Weinmann
Menschen,
die aus der Hoffnung leben,
sehen weiter.
Menschen,
die aus der Liebe leben,
sehen tiefer.
Menschen,
die aus dem Glauben leben,
sehen alles in einem anderen Licht.
(EG S. 905) Lothar Zenetti
J. Beyer Gott sei mit dir,
wenn es Abend wird,
dass du dankbar zurückschauen kannst
auf die Last und die Lust
des vergangenen Tages
und gewiss sein kannst,
dass nichts vergeblich war.
(EG S. 904) Christa Spilling-Nöker
A. Weinmann
Es gefällt dem Herrn,
in der Nacht zu kommen.
Darum
fürchte die Nacht nicht.
(EG S. 903)
Überleitung
Heinrich Jung-Stilling
(S. Sigloch)
Die meisten Abendlieder sind so etwas
wie die Titelmelodie der “Tagesschau” - sie stimmen uns ein:
Der Tag geht zu Ende. Die Nacht beginnt oder ist schon da.
Und das Abendlied ist wie eine kurze Pause:
Ich nehme mir die Zeit, das Vergehen meiner Zeit wahrzunehmen
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um das Besondere in meinem Leben nicht zu übergehen.
Ich lade sie ein, dass wir gemeinsam unseren Blick
mit drei Abendliedern
in drei verschiedene Blickrichtungen wenden,
indem wir sie zuerst singen und dann
jeweils noch einen Moment den Texten nach-denken.
Lied
EG 266,1-5 Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen
1. Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen / und wird vom Dunkel überweht. / Am Morgen hast du Lob
empfangen, / zu dir steigt unser Nachtgebet.
2. Die Erde rollt dem Tag entgegen; / wir ruhen aus in dieser Nacht / und danken dir, wenn wir uns legen,
/ dass deine Kirche immer wacht.
3. Denn unermüdlich, wie der Schimmer / des Morgens um die Erde geht, / ist immer ein Gebet und
immer / ein Loblied wach, das vor dir steht.
4. Die Sonne, die uns sinkt, bringt drüben / den Menschen überm Meer das Licht: / und immer wird ein
Mund sich üben, / der Dank für deine Taten spricht.
5. So sei es, Herr: die Reiche fallen, / dein Thron allein wird nicht zerstört; / dein Reich besteht und
wächst, bis allen / dein großer, neuer Tag gehört.
Gedanken zum Lied
(S. Sigloch)
Sie haben sicher bemerkt,
dass nicht - wie bei den bisherigen Liedern “Abend” in der Kopfzeile steht, sondern “Ökumene”!
Und Sie haben natürlich beim Singen gemerkt,
weshalb das so ist:
Der Text hat die weltweite Christenheit im Blick.
Das ist also “Tagesschau” mit dem Blick fürs große Ganze.
Indem wir die Worte zu unseren machen,
stellen wir uns hinein in eine große Geschichte:
In die große Geschichte der christlichen Kirche,
deren Lob- und Danklieder - fast wie die Sonne seit Generationen rund um die Erde gehen
und nicht einschlafen und verstummen.
Unsere Abendlieder hier
fallen zusammen mit dem Morgenlob
an weit entfernten Orten der Welt und so kommt es, dass das Lied zwar
das Ende des Tages und damit
das Vergehen der Zeit beschreibt,
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dass aber dennoch das Wort “immer”
die bestimmende Zeitangabe in den Strophen 2-4 ist:
“immer” wacht seine Kirche (in Klammern: das wird in allen anderen Abendliedern
nur von Gott selber gesagt, dass er wacht und nicht schläft.
“Kirche” als Ort der nicht verstummenden Lob- und Danklieder
wird in diesem Sinn zum Ort der bleibenden Gegenwart Gottes) -
es “ist immer ein Gebet und immer ein Loblied wach”,
“immer” wird (Zukunft!) jemand Gott danken.
“Immer” bis zu Gottes neuem Tag,
solange die Zeit
- sichtbar im Tagesanbruch, der um die Erde wandert solange Gott uns Zeit gibt, lässt, schenkt.
Das Lied ist im 19. Jahrhundert in England entstanden,
zur Zeit, als das “British Empire”
sich stolz über die Erde ausgebreitet hat.
Von daher verstehen wir dann auch die letzte Strophe besser:
die nicht vom Thron der großen Königin Victoria singt.
“... die Reiche fallen ...” vielleicht hören wir das in diesen Tagen,
in denen global agierende Finanzunternehmen
mit großem Getöse zusammenbrechen
noch mit einem ganz anderen Zwischen- und Untertönen.
Dieser und allen anderen Unsicherheiten gegenüber
steht - “immer”! - das bleibende Miteinander
Gottes und der Menschen, die mit ihm
als Kirche - und so auch “immer” - in Beziehung sind.
Und so endet zwar dieser Tag,
aber jeden Tag ist der kommende Tag Gottes im Blick.
Und jeder Tag - bis dahin - ist bestimmt und geprägt
von der bleibenden Gegenwart Gottes.
Er ist da,
gegenwärtig als Empfänger aller Morgengebete
und aller Lob- und Danklieder am Abend.
So ist und bleibt er da - und wir in seiner Gegenwart.
“Immer”.
Lied
EG 488,1-5 Bleib bei mir, Herr! Der Abend bricht herein
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1. Bleib bei mir, Herr! Der Abend bricht herein. / Es kommt die Nacht, die Finsternis fällt ein. / Wo fänd ich
Trost, wärst du
mein Gott nicht
hier? / Hilf dem,
der hilflos ist:
Herr, bleib bei
mir!
Lk 24,29
2. Wie bald verebbt der Tag, das Leben weicht, / die Lust verglimmt, der Erdenruhm verbleicht; / umringt
von Fall und Wandel leben wir. / Unwandelbar bist du: Herr, bleib bei mir!
3. Ich brauch zu jeder Stund dein Nahesein, / denn des Versuchers Macht brichst du allein. / Wer hilft mir
sonst, wenn ich den Halt verlier? / In Licht und Dunkelheit, Herr, bleib bei mir!
4. Von deiner Hand geführt, fürcht ich kein Leid, / kein Unglück, keiner Trübsal Bitterkeit. / Was ist der
Tod, bist du mir Schild und Zier? / Den Stachel nimmst du ihm: Herr, bleib bei mir!
5. Halt mir dein Kreuz vor, wenn mein Auge bricht; / im Todesdunkel bleibe du mein Licht. / Es tagt, die
Schatten fliehn, ich geh zu dir. / Im Leben und im Tod, Herr, bleib bei mir!
Gedanken zum Lied
(S. Sigloch)
Dieser zweite Blick geht näher ran:
Vorhin war die Nacht nur als um die Erde wandernde Grenze
für einen neuen Tagesanbruch im Blick (EG 266).
Dunkelheit als Finsternis spielte keine Rolle.
Hier nun werden gerade die Erfahrungen
von Dunkelheit und Finsternis zum Thema,
die unser Leben - bewusst oder unbewusst - prägen.
Die erste Zeile zitiert die beiden Jünger,
die nach Ostern mit Jesus nach Emmaus unterwegs waren
(freilich ohne ihn zu erkennen).
Von diesen beiden erzählt Lukas,
dass sie versucht haben, ihren Wegbegleiter zum Bleiben zu zwingen:
sie “nötigten” (Luther) bzw “drängten” ihn (GNB):
“Bleibe, bei uns, denn es will Abend werden”.
Und er bleibt - und kurze Zeit später erkennen sie Jesus.
Die Bitte “Bleib bei mir, Herr!” hat also etwas Drängendes.
Sie ist dringend!
Aber sie kann auch - anknüpfend an den biblischen Text darauf vertrauen, was wir vorhin schon gehört haben:
“Es gefällt dem Herrn, / in der Nacht zu kommen.”
Um dieses Kommen Jesu und um sein Bleiben bitten wir
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mit diesem Lied angesichts der Nacht.
Erst das elektrische Licht hat dazu geführt,
dass die Dunkelheit für die meisten Menschen
etwas von ihrem Schrecken verloren hat.
Lassen Sie mich ein wenig weiter ausholen,
um den Horizont zu skizzieren:
Die Schöpfung besteht in einer bestimmten Ordnung,
in der Ordnung Gottes.
Gott unterscheidet
Himmel und Erde,
Tag und Nacht,
Kontinente und Meere,
Pflanzen, Tiere und alle Geschöpfe
und durch diese Ordnung entsteht Lebens-Raum.
“Dunkelheit” ist die Zeit des drohenden Chaos,
denn die Dunkelheit gefährdet die Unterscheidungen,
die die Schöpfung ausmachen.
Am anderen Morgen, wenn die Sonne aufgeht,
dann wird - wie an einem ersten Morgen - die Ordnung
der Schöpfung Gottes wieder sichtbar und jeder Morgen
ist wie eine Neuerschaffung der Welt das bekannte “Morning has broken” besingt den Morgen genau so.
Bei vielen Abendliedern ist die Erfahrung
von Dunkelheit und Finsternis
eng verbunden mit Erfahrungen und Erlebnissen,
die in übertragenem Sinn unser Leben verdunkeln.
So auch hier:
Tage verebben, Leben weicht, Lust verglimmt, Ruhm verbleicht:
Gegen Erfahrungen des Niedergangs und dauernder Veränderungen
suchen wir Stabilität, suchen Halt und bloß ein anderes Wort: suchen wir Trost!
Dunkelheit lässt nach Halt suchen.
Haben Sie schon einmal versucht,
mit geschlossenen Augen ganz gerade zu stehen?
Im Dunkeln fangen wir viel leichter an zu wanken - und suchen Halt.
Der Text spricht (Str. 3-5) Erfahrungen an, in denen Menschen
ihren Halt verlieren:
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Die Erfahrung, Gott fremd und von ihm entfernt zu sein.
Die bitteren Erfahrungen von Leid und Unglück,
bis hin zur Erfahrung des Todes des Sterbens meiner Nächsten
und der Erwartung des eigenen Todes.
“Wo fänd ich Trost, wärst Du mein Gott nicht hier?”
“Wer hilft uns sonst ...” im Leben und im Tod
außer Christus, dessen Kreuz (Str. 5)
als Zeichen seines Todes
den Blick freigibt auf seine Auferstehung?
In letzter Tiefe öffnet das Lied unseren Blick dafür,
was es für unser eigenes Leben bedeutet,
dass wir Teil sind dieser großen Geschichte
zwischen Gott und Menschen, die singend und betend
in seiner Gegenwart leben und bleiben.
Es bedeutet:
Diese Gegenwart Gottes reicht bis in die letzte Tiefe!
Indem wir Jesus Christus bitten
“Bleib bei mir, Herr, ...”
bitten wir den, der diese letzte Tiefe des Lebens,
den Tod,
erlebt und erlitten hat, damit niemand mehr
in dieser Tiefe von Gott verlassen sein muss,
sondern darauf vertrauen kann:
Auch in dieser Erfahrung - gerade darin -,
bin und werde ich Gott nicht los.
“Im Todesdunkel” bleibt er unser Licht.
Das mit eigenen Worten zu erklären, fällt uns schwer.
Aber ein Lied kann wie ein Mantel sein,
den wir - auch wenn er uns noch zu groß sein sollte den wir uns anziehen.
Und er wärmt uns.
Da ist etwas, wo wir sonst ganz nackt sind:
Da sind uns Worte angeboten, wo wir keine eigenen haben.
Solche Worte sind ein Halt.
Indem sie Gebet sind, halten sie uns in der Gegenwart Gottes,
halten sie die Beziehung zu Gott aufrecht
und vergewissern uns, dass er bei uns bleibt.
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Indem wir ihn bitten, ist er da!
Bleibt er da!
Er ist und bleibt da,
der - so bekennen es Christen durch alle Jahrhunderte Anfang und Ende aller Zeit ist.
Lied
EG 671,1-4 Diesen Tag, Herr, leg ich zurück in deine Hände
Kehrvers Diesen Tag, Herr, / leg ich zurück in deine Hände, denn du gabst ihn mir. / Du, Gott, bist doch /
der Zeiten Ursprung und ihr Ende, ich vertraue dir.
1. Kommen dunkle Schatten über die Welt, / wenn die Angst zu leben mich plötzlich befällt: / Du machst
das Dunkel hell.
2. Ist mir heut gelungen, was ich mir erträumt? / Und wer kann erzählen, was ich versäumt? / Du nimmst
die Schuld von mir.
3. Wie viel Worte blieben besser ungesagt? / Wann hab ich gedankt und wie oft nur geklagt? / Du weißt
ja, wie ich bin.
4. Scheint mir auch das Leben oft ohne Sinn, / frag ich mich auch manchmal: Wo führt es mich hin? / Du
kennst auch meinen Weg.
Gedanken zum Lied
(S. Sigloch)
Ein dritter Blick.
Jetzt ganz konkret: “Nahsehen”!
Der Horizont bleibt:
Meine Lebenszeit - auch dieser zu Ende gehende Tag ist eine Gabe Gottes.
Eine Gabe, für die ich verantwortlich bin,
meine Aufgabe.
Ich sehe mir an,
was heute an diesem besonderen,
weil nicht wiederholbaren Tag
gewesen und geworden ist:
was ich getan und was ich gelassen habe,
was ich mir erträumt und was ich versäumt habe,
was mir gelungen und was mir nicht gelungen ist,
was leben konnte und was ungelebt bleiben musste.
Der Tag, den ich am morgen begonnen habe
wie ein leeres Heft
war, wie er war.
Ich kann ihn nicht mehr ändern.
Die Geschichten und Erlebnisse im Heft dieses Tages
sind, wie sie sind.
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Um sie aber
als Teil meines Lebens akzeptieren
und dann in guter Weise loslassen zu können
und frei zu werden für den neuen Tag morgen brauche ich diese “Tagesschau”.
Wie könnte ich morgen den Tag gut beginnen,
wenn ich noch ganz und gar gefangen bin
in dem, was ich erlebt und erfahren habe?
Wie gut, einen Tag dann zurück legen zu können
dorthin, wo er aufgehoben, gut aufgehoben ist!
Einfach mein Leben sehen und wahrnehmen,
wie es ist.
Nicht werten oder abwerten - einfach wahrnehmen, was ist.
Das Gute und Gelungene sehen,
dankbar und fröhlich wie leicht übersehen wir, was gut ist und uns gut tut!
Und dann: dieses Gute stehen lassen,
nicht (sozusagen) “mit dem Unkraut den Weizen ausreißen”.
“Umkehren” ist ein Weg.
Wir brauchen auch Geduld mit uns und unseren Fehlern.
Denn jede und jeder hat einen ganz eigenen Weg.
Das ist so und darf auch so sein.
Aber darum brauche ich auch meine eigene “Tagesschau”.
und meinen eigenen Raum,
in der Nähe Gottes mein Leben in den Blick zu nehmen
und meinen Tag in seine Hände zurück zu legen.
Und zu erfahren: Gott kennt diesen, meinen Weg.
Und er geht ihn mit.
Er geht mit mir.
Es ist gut, eine gute Übung,
dem am Ende eines Tages Raum und Zeit zu geben.
Gut für die Nacht.
Gut für den kommenden Tag.
Und gut für jeden Tag, der folgt.
Denn irgendwann bündeln sich diese Tage,
bündeln sich unsere Erfahrungen:
dann wird aus vielen Erfahrungen
Vertrauen,
wachsendes Vertrauen,
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Vertrauen zu dem,
den unser Lied als “der Zeiten Ursprung und ihr Ende” bekennt,
zu Gott,
den die Menschen der Bibel
beschreiben und bekennen:
Gott, der ihre Wege mit geht,
Gott, der in Jesus Christus in unsere Welt kommt
und das Dunkel hell macht.
So öffnet das “Nahsehen” unseren Blick
auf das Ganze meines Lebens,
auf das Ganze unseres Glaubens.
In diesem Vertrauen können wir schließlich Ruhe finden.
Kraft schöpfen für einen neuen Tag,
den Gott uns gibt.
Und wenn wir keinen Schlaf finden,
- auch das gibt es ja
und es ist auch angesprochen in einem Lied (EG 480,1) dann wissen wir doch,
dass wir hinein gehören,
in eine Geschichte, die größer ist als wir und die uns hält und trägt:
wir sind Teil der christlichen Gemeinde und Kirche,
sind Teil des unaufhörlichen Gebetes,
das in Bitte und Fürbitte, Lob und Dank mit Gott spricht.
Mit Gott, der nicht schläft,
sondern über uns wacht,
der für uns da und der bei uns ist der unsre Wege und der meinen Weg kennt
und uns Halt gibt.
Mit Gott, den wir erfahren,
indem wir uns an ihn wenden.
Er ist immer nur ein Gebet,
ein Abendlied weit entfernt.
Gebet
Ich lade Sie ein, dass wir mit Worten von Dietrich Bonhoeffer beten:
Herr, mein Gott,
ich danke dir,
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dass du diesen Tag zu Ende gebracht hast;
ich danke dir,
dass du Leib und Seele zur Ruhe kommen läßt.
Deine Hand war über mir
und hat mich behütet und bewahrt.
Vergib allen Kleinglauben
und alles Unrecht dieses Tages
und hilf, dass ich allen vergebe,
die mir Unrecht getan haben.
Lass mich in Frieden
unter deinem Schutz schlafen
und bewahre mich
vor den Anfechtungen der Finsternis.
Ich befehle dir die Meinen,
ich befehle dir dieses Haus,
ich befehle dir meinen Leib und meine Seele.
Gott, dein heiliger Name sei gelobt.
(EG S. 1219)
Dietrich Bonhoeffer
Vaterunser
Zwischentexte (J. Beyer, A. Weinmann)
S. Sigloch
Unser Gesangbuch ist nicht nur für unsere Gottesdienste gedacht, sondern bietet darüber
hinaus auch für “Gebet, Glaube, Leben” hilfreiche Texte.
Vielleicht fehlen ihnen am Abend ja eigene Worte für ein kurzes Nachtgebet. Darum
hören wir noch zwei Zwischentexte aus dem Gesangbuch, die ein solches Nachtgebet sein
könnten:
A. Weinmann
Am Ende
dieses langen Tages
lege ich ab
Bücher
Briefe, Akten
Schlüssel
Schuhe, Kleider
und die Uhr
Am Ende
dieses langen Tages
lege ich auf dich
Ängste, Sorgen
Mühen, Last
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Trauer
Sehnsucht
und meine Schuld
Am Ende
dieses langen Tages
lege ich mich
ganz und gar
still und geborgen
mein guter Gott
in deinen
Schutz und Frieden.
(EG S. 1213)
Johannes Hansen
J. Beyer Ich habe einen langen Tag hinter mir
Ich habe gekämpft
und ich habe nicht verloren
Ich habe gekämpft
und ich habe nicht gesiegt
Jetzt möchte ich ausruhen
in deinen Armen
(EG S. 1214)
Andrea Schwarz
Eines der bekanntesten Abendlieder ist sicher “Der Mond ist aufgegangen” - bei seiner großen “Mensch”Tournee hat Herbert Grönemeyer die Konzerte damit beendet. Und damit gezeigt, dass es alte Worte und
Melodien gibt, die sich nicht verbrauchen - die uns immer wieder berühren und uns öffnen für die
Gegenwart Gottes in unserer Welt und in unserem Leben.
Lied
EG 482,1-3.7 Der Mond ist aufgegangen
1. Der Mond ist aufgegangen, / die goldnen Sternlein prangen / am Himmel hell und klar. / Der Wald steht
schwarz und schweiget, / und aus den Wiesen steiget / der weiße Nebel wunderbar.
2. Wie ist die Welt so stille / und in der Dämmrung Hülle / so traulich und so hold / als eine stille Kammer,
/ wo ihr des Tages Jammer / verschlafen und vergessen sollt.
3. Seht ihr den Mond dort stehen? / Er ist nur halb zu sehen / und ist doch rund und schön. / So sind wohl
manche Sachen, / die wir getrost belachen, / weil unsre Augen sie nicht sehn.
[...]
7. So legt euch denn, ihr Brüder, / in Gottes Namen nieder; / kalt ist der Abendhauch. / Verschon uns,
Gott, mit Strafen / und laß uns ruhig schlafen. / Und unsern kranken Nachbarn auch!
Einleitung zur Bibelübergabe
S. Sigloch
Menschen berühren und öffnen für die Gegenwart Gottes in unserer Welt und in
unserem Leben - mit Hilfe der Texte der Bibel spricht Gott immer wieder Menschen an.
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Darum schenkt unsere Kreuzkirchengemeinde allen Konfirmandinnen und Konfirmanden
eine eigene Bibel. Johannes Beyer und Achim Weinmann, beide Mitglieder unseres KGR
werden euch, liebe “Konfis”, die Bibeln jetzt überreichen und euch als “Konfis” damit
noch einmal besonders ausdrücklich willkommen heißen.
Übergabe der Konfirmandenbibeln
(J. Beyer, A. Weinmann)
Ansagen
Lied
EG 673,1-4 Der Abend kommt
1. Der Abend kommt. Nun enden unsre Wege. / Du Gott der Stille, deinen Frieden lege / auf unser Haus
und auf das dunkle Land, / und laß uns ruhn in deiner guten Hand.
2. Die Nacht ist tief. Sie hält das Herz gefangen. / Wo wir auf dunklen Wegen irrgegangen, / führ du uns
selbst, daß neu dein Tag beginnt, / und wir von deinem Licht durchdrungen sind.
3. Die Nacht ist bang. Gib uns, daß Frieden werde. / Sieh diese arme, leidzerrißne Erde. / Du Gott des
Friedens, ende allen Streit. / Mach uns zu Friedensboten dieser Zeit.
4. Es kommt dein Morgen. Bleib mit deiner Güte / bei allen Menschen. Schütze und behüte, / was du
erschaffen, bis dein Tag anbricht, / und wir dich schaun, dich und dein helles Licht.
Segen
(S. Sigloch)
Nachspiel
(A. Jersak)
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