Shropshire
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DAS SHROPSHIRE-SCHAF DIE LEBENDEN RASENMÄHER Erst mit ihrer Hilfe wurde die Produktion von Biochristbäumen in Österreich erfolgreich: Shropshire Schafe fressen das Gras zwischen den Bäumen, die jungen Spitzen der Bäume lassen sie aber unberührt. ShropshireSCHAFE Fotos: F. Linsbod, Spenger, Gutlederer 18 SG A P R I L 2 0 0 6 ls Ferdinand Linsbod vor zehn Jahren die ersten Shropshire-Schafe nach Österreich holte, hielten ihn heimische Schafzüchter für verrückt: Eine Schafrasse, die die zarten Triebe in den Christbaumkulturen verschmähte – unmöglich, so etwas konnte es nicht geben. Schließlich sind die Spitzen der Nadelbäume für Schafe so etwas wie Schokolade für Kinder – ein wahrer Leckerbissen! „Um unsere Christbaumkulturen vom Gras frei zu halten, mussten wir früher Herbizide einsetzen“, berichtet der 35-jährige Landwirt aus Nussbach in Oberösterreich. „Doch das bringt eine Reihe von Nachteilen: Es kostet Geld, belastet die Umwelt und den Menschen und hinterlässt hässliche braune Flecken in den Kulturen.“ Jahrelang suchte er nach einer umweltfreundlichen und wirtschaftlichen Möglichkeit seine Christbaumkulturen und den großen Obstgarten mit Apfel-, Birnund Nussbäumen vom Gras zu befreien. Die Lösung fand er schließlich durch Zufall. „Ich las im Internet, dass man in Neuseeland eine Schafrasse entdeckt hat, die Bäume in Ruhe lässt.“ Linsbod zögerte nicht lange und kaufte in England 21 A Gräser und Kräuter sind ihre Lieblingsspeise: Shropshires sind unkompliziert zu halten. Stück der hierzulande noch unbekannten Shropshire-Schafe. Er ging ein großes finanzielles Risiko ein – „allein der Transport kostete mich rund 65.000 Schilling“ – und wurde für seinen Mut belohnt. Was kein Schafexperte für möglich gehalten hatte, trat ein. Helfer für Biochristbaumproduzenten Die Shropshire-Schafe weideten in den Christbaumkulturen das Gras ab, bissen aber die Zweige nicht an. Auch in seinen Obstgärten, die bis jetzt mühsam gemäht werden mussten, konnte Linsbod die Schafe grasen lassen, denn die Tiere ließen die Rinde der Bäume unberührt. Shropshire Schafe wurden zum ersten Mal im 19. Jahrhundert in den englischen Grafschaften Shropshire und Staffordshire gezüchtet. In dieser rauen Gegend hatte die Schafhaltung schon immer eine große Bedeutung. Von England aus wurde es in alle wichtigen schafhaltenden Länder (USA, Kanada, Australien, Neuseeland) exportiert. Im englischen Mutterland und in Übersee wird das Shropshire vor allem wegen seiner Fleischqualität geschätzt. Shropshire Schafe eignen sich ausgezeichnet zur Kreuzung mit anderen Schafrassen. Auf dem europäischen Kontinent blieben sie bis vor kurzem unbekannt. Shropshire Schafe sind einfach zu halten, denn sie stellen geringe Anforderungen an ihre Umwelt. Da sie äußerst robust sind, genügt im Winter ein einfacher Stall. Von April bis zum ersten Schneefall bleiben die Schafe im Freien. Während der Vegetationsperiode ernähren sich die Tiere ausschließlich von Gräsern und Kräutern. Der Erfolg sprach sich rasch herum, vor allem unter den Züchtern von Biochristbäumen. „Heute sind Shropshire Schafe in österreichischen Christbaumkulturen die gängigste Methode das Gras in Schach zu halten“, erklärt Linsbod. Auch am Biobauernhof von Familie Spenger in Grimmenstein (NÖ) tummeln sich Shropshire Schafe zwischen den Christbäumen. „Früher mussten wir zwei- bis dreimal im Jahr händisch mähen, das war schon sehr arbeitsaufwändig“, berichtet Biobauer Spenger. Heute genügt ein Reinigungsschnitt pro Jahr. Positive Begleiterscheinungen: Die Grasnarbe wird durch das Abweiden sehr dicht, die Bäume werden gedüngt und lästige Nagetiere wie Mäuse suchen das Weite. „Die Schafe zertreten ihre Gänge, irgendwann reicht das den Mäusen und sie wandern aus“, schmunzelt Linsbod. Fleischqualität wird geschätzt Shropshire-Pionier Ferdinand Linsbod mit seinen Schafen Auch die Besitzer größerer Obstund Hausgärten bzw. von Flächen, die nicht mehr intensiv bewirtschaftet werden, halten ShropshireSchafe als „lebende Rasenmäher“. „Sie kaufen die Lämmer im Alter von ca. 20 Wochen und behalten sie während der Vegetationsperiode von Mai bis Oktober.“ Wer die Schafe nicht den Winter über durchfüttern will, verkauft oder schlachtet sie für den Eigenbedarf. Andere wie Ferdinand Linsbod oder Familie Spenger züchten die Shropshire Schafe. Insgesamt gibt es in Österreich derzeit rund 50 Shropshire-Züchter, die sich zur „Austrian Shropshire Sheep Society“ zusammengeschlossen haben. „Die Nachfrage ist groß“, betont Linsbod. „Denn mittlerweile schätzt man in Österreich das Shropshire auch wegen seiner Fleischqualität. Ihm fehlt der typische, nicht von jedem geschätzte Schafgeschmack.“ Linsbod arbeitet aber schon am nächsten Projekt. Zusammen mit Weinbauern will er herausfinden, ob sich Shropshire-Schafe auch dazu eignen, das Gras zwischen den Reben abzufressen. Vor allem für steile Lagen würden sich die Schafe als „Rasenmäher“ anbieten. „Die Weinstöcke verschonen sie“, weiß Linsbod bereits. „Die Frage ist noch: Wie hoch müssen die Trauben hängen, damit sie diese nicht erwischen?“ Ursula Mauritz INFORMATIONEN: Austrian Shropshire Sheep Society, Geisenheim 24, 4632 Pichl bei Wels, ✆ 0 72 47/85 06 23, Internet: www.igv.at A P R I L 2 0 0 6 SG 19