WT 02/10 - welzel + hardt

Transcrição

WT 02/10 - welzel + hardt
Der Walzentrommler
Zeitschrift von Welzel + Hardt
02
10
t
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A
tu o
kl e in e
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e in fü hr u n g
m
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d
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s
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Die heilige Kuh
u
s
g
a
b
e
:
Kein Zweifel: Der Deutsche liebt das Auto. Der Bus holpert blöde und riecht nach
Schweiß, die Bahn hat Verspätung und auf dem Fahrrad kann man nun mal keinen
Kasten Bier transportieren. 60 Prozent aller Arbeitnehmer fahren mit dem Auto zum
Job und nehmen dabei (gezwungenermaßen) immer weitere Strecken auf sich:
Hübsch aufgereiht im Schritttempo am Kamener Kreuz, Heumarer Dreieck oder wo
sonst gerade die freie Fahrt für freie Bürger Pause hat. Aber warum?
Da ist natürlich zunächst das Praktische: Wenn’s nicht gerade die Innenstadt bei
Rush-Hour oder der Brenner zu Ferienbeginn sein soll, kommt man mit dem Auto
einfach am flexibelsten überallhin. Und ohne vielfach überhaupt nicht. Aber – seien
wir ehrlich – da ist noch viel mehr im Spiel: Der private Raum inmitten des öffentlichen, der nur mir gehört, aus dem ich zwar rausschauen, in dem mir aber keiner
was kann; die Kraft von hundertfünfzig Pferden, die ich mit einer winzigen Fußbewegung schlagartig entfesseln kann; die Ästhetik der Technik, der glatten Flächen, der
metallenen Reflektionen, der Geruch nach Leder ... und schließlich: Die unbezahlbare Möglichkeit, mir als Person über mein Gefährt ein (fast) unverwechselbares,
Stahl gewordenes Außenbild gegenüber meinem Umfeld zu verschaffen.
Dieses ist derzeit zu 33 Prozent (aller Neuwagen) silbern, gefolgt von schwarz
und dem Deutschen im Durchschnitt zwischen 300 und 800 Euro an monatlichen
Kosten wert (Tendenz steigend).
Dem Walzentrommler ist zum Thema – wie es seine Art ist – natürlich noch ein
bisschen mehr eingefallen als Chrom und Hightech vom Feinsten (S. 6–11). Wir
zeigen Ihnen kurz und knapp, was unter der Karosse (S. 4/5), unter der Hose (S.26–31)
und unterm Kofferraumdeckel (S. 16/17) steckt, entführen Sie in ein ganz spezielles
Schrauberparadies (S. 14/15) und haben für Sie Auszüge aus den bedeutendsten
Autobiographien der Weltgeschichte parat (S. 34/35). Und wem das noch nicht reicht,
der erfährt, was ein Vogel kostet (S. 22/23). Viel Spaß und: Schreiben Sie uns doch
mal eine Postkarte von der Autobahn München/Salzburg! Da haben Sie ja Zeit dafür.
Herzlichst,
Ihr Helmut Seggebäing und Nils Hardt
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bas i sw i ss e n
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Fahrzeugtechnik für jedermann
den ölverschmierten Pfoten und frohlocken die Kfz-Mechatroniker –
sieht ja kein Auto innen mehr so aus wie ein Auto. Oder wie eins der
berüchtigten Höhm-Fahrschulmodelle, an denen wir alle eine erste
Ahnung bekamen, was eine Kurbelwelle ist ...
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F oto : K la u s m ü ller , k ö ln
Erstmal die Grundlagen: Heute – so stöhnen die alten Schrauber mit
1) Kühlerverkleidung mit Lufteinlässen
2) Kühler und Kühlergebläse
3) Scheinwerfer
4) Vierzylinder Reihenmotor
5) Luftfiltergehäuse
6) Vergaser mit Schwimmer­kammer
und Kraftstoffzuleitung
7) Kipphebel und Ventile Einlassventile (blau), Auslassventile (rot)
8) Kupplungsautomat
9) Feststellbremse
10) Gangwahlhebel
11) Getriebe
12) Hardyscheibe
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Transmission
Fahrzeugrahmen
Abgasanlage mit Schalldämpfer
Differential
Einfüllstutzen Kraftstofftank
Reserverad
Nebelschlussleuchte
Rückleuchte, Bremslicht und Richtungsanzeiger
Stoßstange hinten
Abgas-Endrohr
Mehrblattfeder hinten
Kraftstofftank
Felge
Trommelbremse hinten
Bereifung (Mantel)
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28) Bremsgestänge hinten
29) Bremskraftverteiler
30) Bawdenzug zur Ansteuerung der Vorderradbremsen
31) Gaspedal
32) Bremspedal
33) Kupplungspedal
34) Steuersäule und Lenkgetriebe
35) Spurstange
36) Anlasser
37) Krümmer
38) Trommelbremse vorne
39) Lichtmaschine
40) Mehrblattfeder vorne
41) Richtungsanzeiger vorne
42) Stoßstange vorne
au t o f o c us
HiQ: Dudek
Ein Auto schön zu fotografieren, war immer schon eine Kunst.
Gerade für die Werbung. Das Abbild eines solchen, Materie gewordenen
Hightech-Traums verzeiht nicht die geringsten Fehler bei Beleuchtung
und Inszenierung. Heute sind daraus aufwändige Großproduktionen
geworden, bei denen bis ins kleinste Detail jeder Lichtreflex geplant
und das fotografische Ergebnis in tagelanger Arbeit über CGI (computergenerated imagery) optimiert wird . Ein Meister dieses Fachs ist der
Hamburger Fotograf Claus Peter Dudek. Wir zeigen Beispiele seiner
Arbeit für Bugatti.
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Making
of
Claus Peter Dudek arbeitet bereits seit den
90er Jahren mit CGI, und damit in Sphären, die mit
landläufiger Fotografie nicht mehr viel zu tun haben.
George Lucas hatte in »Star Wars« damit begonnen,
seine Weltraumszenarien hyperrealistisch im Rechner
zu generieren und weckte in der Folge auch in der
Werbung die Begehrlichkeiten nach Bildern, die perfekter als die Realität sind. Ein Sportwagen auf einer
Küstenstraße ist seitdem nicht mehr ein Auto in einer
Landschaft, sondern ein zu hundert Prozent konstruiertes Kunstprodukt, dem man nachträglich jede gewünschte Farbe, Lichtstimmung oder Unschärfe verpassen kann. Die Basis bilden auch für Dudek
aufwändigste Studioshootings mit bis ins Kleinste vorgeplanten Kamerabewegungen und Lichtsetzungen,
nis, das das Produkt wie von einem anderen Stern erscheinen lässt, findet in den hochspezialisierten Bildbearbeitungsprogrammen am Computer statt.
Weit klarer, als das auf diesen Seiten werden kann,
zeigt das Dudeks Website:
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www.dudek.de
Alle fotos: claus peter dudek
doch der Hauptteil der Arbeit bis zu einem Endergeb-
Gib Gummi!
JAPANESE GRAND PRIX
Suzuka, Japan
wa n d e r z i r k u s
53 Runden - 307,471 km
BELGIAN GRAND PRIX
Spa-Francorchamps, Belgien
44 Runden - 308,052 km
TURKISH GRAND PRIX
Istanbul, Türkei
58 Runden - 309,396 km
BAHRAIN GRAND PRIX
Manama, Bahrain
49 Runden - 308,405 km
EUROPEAN GRAND PRIX
Valencia, Spanien
57 Runden - 308,883 km
AUSTRALIAN GRAND PRIX
Formel 1
Albert Park, Melbourne, Australie
en
HUNGARIAN GRAND PRIX
Budapest, Ungarn
58 Runden - 307,574 km
Saison 2010
MONACO GRAND PRIX
Monte Carlo, Monaco
70 Runden - 306,630 km
78 Runden - 260,520 km
19 Rennen
5.794,439 km
(pro Auto)
MALAYSIAN GRAND PRIX
Kuala Lumpur, Malaysia
56 Runden - 310,408 km
CHINESE GRAND PRIX
Shanghai, China
Race : 56 Runden - 305,066 km
BRAZILIAN GRAND PRIX
Såo Paulo, Brazil
71 Runden - 305,909 km
ABU DHABI GRAND PRIX
Yas Marina, Abu Dhabi
55 Runden - 305,355 km
SP
PANISH GRAND PRIX
Barcelona, Spain
B
CANADIAN GRAND PRIX
Montreal, Canada
70 Runden - 305,270 km
GERMAN GRAND PRIX
Hockenheim, Deutschland
67 Runden - 306,458 km
ITALIAN GRAND PRIX
Monza, Italien
53 Runden - 306,720 km
SINGAPORE GRAND PRIX
Singapur
61 Runden - 309,316 km
BRITISH GRAND PRIX
Silverstone, Großbritannien
52 Runden - 306,747 km
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F oto : d i eter math i s
i l lu s t r at i o n : A l e x a n d e r w i t z l a u
KOREAN GRAND PRIX
Korean Auto Valley, Korea
55 Runden - 309,155 km
66 Runden - 307,104 km
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T r ab i f u mm l e r
foto s : ja n e t s c h ü r m e y e r , w w w. j s c h u e r m e y e r . d e
Der nette Herr Sieper
Es gibt sie noch, die urigen kleinen Schrauberbuden. Mitten in Wuppertal
haben wir eine gefunden, wo die Uhr noch anders tickt.
Z
wei abgeliebte grüne Sessel teilen
den kleinen Raum. Dahinter türmen sich Kisten, Kartons und Ersatzteile. An den Wänden quellen
dunkle Wohnzimmerschränke in Gelsenkirchener Barock förmlich über. Ein
pinkes Kinderradio spielt leise Musik.
An der Gardinenstange hängen Spinnweben und Keilriemen. Auf dem kleinen Schreibtisch liegt ein Wust aus
Papieren, Büchern, Flyern und Zigarilloschachteln. Dahinter sitzt ein hagerer
Mann mit Axel-Schulz-Käppi und einer
unglaublich platten Nase, der seine Teetasse zum Aufwärmen auf ein kleines,
bollerndes Öfchen neben sich gestellt
hat. Es ist Adolf Sieper in seinem Büro/
Ersatzteillager/Pausenraum.
»Ein schickes Büro und ne dolle
Empfangshalle, jaja, das muss
der Kunde dann mitbezahlen.«
Der 71-Jährige lacht. Computer? »Brauch
ich hier nicht, hab ich zu Hause.“ Er
fühlt sich hier wohl. Nicht selten sitzt
jemand zum Töttern auf den Sesseln.
Herr Sieper hat Zeit und erzählt gerne.
Von der englischen Sprachschule, die
er seit Jahren besucht, von seinen Reisen, aber vor allem von seinen Lieblingen.
Der kleine Flachbau aus roten Klinkern
und den blauen Garagentoren ist eher
unscheinbar und das, was sich auf dem
Hof verbirgt, kann man von der Straße
aus nicht einmal erahnen. Nach der
Wende hat Herr Sieper angefangen zu
sammeln, etwa 30 Trabis tummeln sich
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jetzt hinter der Werkstatt. Er mag sie
einfach, die kleinen Zweitakter vom
Sachsenring. Dafür ist er weit über die
Stadtgrenzen von Wuppertal hinaus
bekannt. Nicht ohne Stolz erzählt er,
von wo seine Kunden zu ihm kommen.
»Da ist so’n Mädel, die kommt von
hier, aber die wohnt in Österreich.
Die kommt da super klar mit ihrem
Trabi, aber auskennen tut sich da
keiner. Da hamm die den mit so’m
zweistöckigen Transporter vom ADAC
bringen lassen. Das kleine Teil.«
Bestellen muss er selten etwas, im Hof
findet sich ja fast alles. Ärger gab es
dabei schon. Illegale Autoverwertung
wurde ihm vorgeworfen. »Von Düsseldorf kamen die mit so riesen Bohrern
und haben alles untersucht. Aber gefunden haben sie nix. Alles sauber.«
Man sprach ihn vor Gericht frei. Der
Dame vom Amt schmeckte das wohl
nicht, sie suchte weiter und versuchte,
ihn mit Ölwannen festzunageln. »Ich
bin da gar nicht zwischen gekommen,
die hat geredet und geredet. Dabei hat
der Trabi gar keine Ölwanne.« Er grinst
bis über beide Ohren, »puterrot ist die
geworden – bis in den Ausschnitt.« Er
würde noch von ihr hören, drohte sie.
Das ist vier Jahre her, gehört hat er
nichts mehr.
Gerade plagt ihn aber ein ganz anderes
Problem: die Umweltzone. Die Grenze
liegt an der nächsten Kreuzung. Jetzt
fürchtet er um seine Kundschaft. Wie
er das Problem lösen soll, weiß er noch
nicht so richtig. Vom Amt her teilte
man ihm mit, dass auf den knapp 500
Metern bis zur Werkstatt keine Emission stattfinden darf. Abschleppen wäre
eine Möglichkeit. So leicht lässt er sich
nicht kleinkriegen.
Wer bis hierhin geglaubt hat, der alte
Mann mit Spitznamen »Plattnase«
wäre Boxer, hat sich getäuscht. Mit dem
Motorrad ist er in den Straßenbahnschienen hängen geblieben und augenscheinlich unsanft auf dem Bordstein
gelandet. Die Wahrheit ist manchmal
brutaler als die Illusion.
»Klar könnte ich morgens um acht
anfangen und früh zumachen.
Nä, hab ich keine Lust.«
Und winkt ab. Er fängt lieber mittags
an, dafür ist er aber auch bis abends
um Achte vor Ort. Es gelten ganz eigene Regeln. »Mal eben« gibt es hier
nicht. Wer genug Geduld mitbringt,
bekommt dafür aber auch eine unschlagbar günstige Reparatur. Gehetzt
wird nicht. Lieber noch ne Runde
töttern. Ein liebenswerter Kauz in
seiner Schrauberbude.
J a n e t S ch ü r m e y e r
Fahrzeug
Kontrolle
S tat i st i k
Freitag, 11. Juni 2010, 11.30 Uhr
Was Welzel+Hardt-MitarbeiterInnen
so alles in ihrem Kofferraum spazierenfahren ...
Ford Mondeo TD Ci
silber metallic
Ford Fiesta TD Ci
blau-lila metallic
Nissan Primera
meergrün metallic
VW Golf Kombi
hellsilber metallic
Audi S4
hellsilber metallic
Mercedes ML
schwarz
Skoda Octavia
schwarz
BMW Kompakt 316
hellsilber metallic
Porsche Cayenne S
dunkelgrau metallic
Skoda Roomster 16V
dunkel blaugrau metallic
VW Fox
schwarz
Mercedes 500 E
mittelblau
Fiat 500 (neu)
elfenbeinweiß mit rotem
Stoffdach
Renault Twingo (neu)
leuchtend blau
Renault Twingo (alt)
dunkelblau/lila
17
12Plastiktüten (davon 9 ordentlich
zusammengefaltet)
11Wischlappen (diverse Ausführungen)
10Regenschirme (diverse Modelle)
8Flaschen Motoröl (auch Hydraulikund Getriebeöl)
7 Arbeitshandschuhe (4 x gelb; 1 x
nur linke Hand; 2 x Wolle, Größe 10,
originalverpackt)
7 Musikkassetten ohne Hüllen
(selbstbespielt)
6Mineralwasserflaschen, 1,5 Liter, leer
6 Verbandstaschen
5 Getränkekisten, leer (1 x Bitburger;
1 x Apollinaris medium; 3 x Volvic;
1 x »König Ludwig« Weißbier)
5Warndreiecke
4Kartons mit Druckmustern
4Lohnabrechnungsschreiben
4Wasserflaschen, 1,5 Liter, voll
3Bodenmatten für den Kofferraumboden (1 x Schutzfolie; 1 x AntiRutsch aus Gumminetz; 1 x Gummimatte)
3Einkaufs-Klappboxen, leer
3Pappen
3Sonnenschutz-/Isolierfolien für die
Fensterscheiben
3Weinkartons (2 x spanisch,
1 x sizilianisch), leer
2Fleece-Decken (1 x in Beutel)
2Deutschlandfahnen (1 x zum Aufstecken, originalverpackt; 1 x an rechter
Außenscheibe befestigt)
2Eiskratzer (1 x mit Isolierhandschuh)
2 Getränkeflaschen, leer
(1 x Schöfferhofer Weizen Grapefruit;
1 x »Aqua-Sport Limette« 0,5l)
2 Jacken (1 x grau; 1 x Strickjacke in
Regenbogenfarben)
2 Kassenbelege (1 x Weihnachtsartikel
»Stefans Möbelboden, Euskirchen«;
1 x Metro, 20.3.2010, 114,13 EUR))
2 Paar Handschuhe (1 x Lederhandschuhe, Herrengröße; 1 x Skihandschuhe, Kindergröße, grau)
2 Paar Sportschuhe (1 x Slipper »Jolyne«, Größe 38, weiß/blau;
1 x weiß »newbalance«)
2 Packungen Tempos (1 x fast leer)
2 Plakate Museum Ludwig
2 Plastikhüllen für Motorölflaschen
2 Rollen Silberdraht
2 Wanderstöcke
2 Wollmützen (1 x orange; 1 x blau)
1 Adapter für i-Pod in
Zigarettenanzünder
1 Benzinkanister, voll
1 Dose Redbull, leer
1 Dose WD 40 Leichtöl
1 Dosendeckel (Aufschrift: »Ford«)
1 Einkaufskorb (rot) »Eigentum
von extra«
1 Etikett (»Umbro Badminton Set«,
5,95 EUR)
1 Etui, leer (»MCRAIN«, schwarz)
1 Feuerlöscher
1 Folientasche (in Tüte)
1 Fußball (unbenutzt,
nicht aufgeblasen)
1 Gartenschere
1 Geschirrtuch
1 Golfausstattung (Golfbag + Trolley +
14 Golfschläger + 4 Scorekarten)
1 Handfeger
1 Handrechen
1 Haushaltsgummi (weiß, alt)
1 Kinder-Sicherheitsabdeckung für
Sicherheitsgurt
1 Kopf-Schirm-Hut, rot
1 Krawatte (rot-weiß gesteift)
1 Kuli (ADAC, gelb)
1 Kulturbeutel
1 Hawai-Blumenkranz »Deutschland«
1 Luftdruckmessgerät
1 Maxi Cosi Kindersitz (blau gemustert)
1 Ölfilter
1 Paar Flipflops, rot
1 Paar rote Nummernschilder
1 Paar Schlappen, weiß, viel getragen
1 Packung Golfbälle (24 Stück »Hit me
again«, originalverpackt)
1 Paket Weihnachtszündhölzer mit
Engelmotiv (Rafael)
1 Plastikfeuerzeug, groß
1 Plastikgussobjekt mit ungeklärter
Funktion
1 Plastiktasche (neongrün)
1 Polohemd (hellblau)
1 Regenschirmhülle, leer
1 Reiseatlas »Deutschland + Europa«
(von SchneiderSöhne)
1 Rettungsschutzdecke,
originalverpackt
1 Rettungsschwimmweste (»Helly
Hansen«, neon-orange)
1 Sackkarre (klein, zusammenklappbar)
1 Satz Radbolzen
1 Satz Wischblätter für Scheibenwischer (Bosch)
1 Scheibenabzieher
1 Schminkfarben-Set »Deutschland«
1Schnellhefter mit Notenblättern
(Jazzchor) in Ringhüllen
1 Schraubenschlüssel
1 Schwamm
1 Seitenspiegel-Überzieher
»Deutschland«
1 Sicherheitsweste
1 Spanngummi für Transport
1 Spannnetz für Kofferraumboden
1 Sporttasche (schwarz, mit Inhalt)
1 Starthilfekabelset
1 Staubsaugeraufsatz für Polster
1 Stoffbeutel, schwarz
1 Trinkflasche
1 Wagenheber
1 Werbeprospekt (»real«, 40 Seiten,
KW 22)
1 Wollschal (bordeaux)
1 Zahnbürste
m o b i l i tät
Schönen
Urlaub!
06
18
m o b i l i tät
Flensburg
Rügen
Kiel
Rostock
1
Schönen
Urlaub!
Nordsee
Saßnitz
Fehmarn
7
besonders staubelastete
Autobahnabschnitte
Cuxhaven
23
27
Neubrandenburg
Schwerin
Emden
Hamburg
24
29
Usedom
20
Lübeck
21
Stralsund
20
14
19
250
11
1
Oldenburg
7
Bremen
24
27
Berlin
189
31
Hannover
39
Münster
43
3
395
Magdeburg
Köln
38
49
4
15
Halle
13
4
Gießen
Aachen
Chemnitz
5
1
72
71
61
48
3
45
Koblenz
8
73
7
66
Hof
1
61
62
Heidelberg
Saarbrücken
81
65
Karlsruhe
35
Nürnberg
6
6
3
Heilbronn
5
93
9
Würzburg
5
6
73
1
9
7
Stuttgart
93
3
92
5
81
8
Ulm
Augsburg
Freiburg
7
96
06
18
09
19
14
München
96
95
Garmisch/
Partenkirchen
94
Rosenheim
8
Salzburg
93
F O tos : C A R O F O T O , B E R L I N , w w w . carofoto . com
Trier
1
Bamberg
Frankfurt
am Main
karte : © adac
60
Görlitz
Dresden
4
Eisenach
4
14
Leipzig
9
Erfurt
7
Cottbus
9
Düsseldorf
61
12
Frankfurt/O
13 .
14
Kassel
44
Dortmund
1
Braunschweig
7
33
2
10
2
2
30
1
10
10
Osnabrück
31
Ostsee
a u t o a g g r e ss i o n
Meistens hat man ja einen guten Grund, aber:
Beleidigende Gesten im Straßenverkehr können das Portemonnaie erleichtern.
Die Summen variieren (auch nach dem jeweiligen Richter), denn die Strafe bemisst sich
Was kost’ der Spaß?
i l lu s t r at i o n e n : C h r i s t i a n pa d b e r g
nach Tagessätzen, die sich am Einkommen orientieren. Nachfolgend gehen wir von einem
Stinke
finger
Der böse Finger kann
(vor allem gegenüber einem Polizisten) bis
Zunge
rausstrecken
Die rausgestreckte
Zunge scheint eher ein verzeihbarer Affront zu
Scheiben
wischer
Eine simple
rhythmische Wischbewe gung vor dem
monatlichen Nettoeinkommen von 1.500 Euro aus – Porschefahrer
können sich also schon mal auf etwas mehr einstellen.
Vogel
zeigen
Ob es damit zu tun hat, dass wehrlose
Tiere gleich mit beleidigt werden? Jemandem einen
Popo
loch
Was man andernorts durchaus
als Geste der Anerkennung empfinden mag, wird
zu 4.000 Euro kosten. Er ist übrigens auch
sein und ist mit ca. 150 Euro vergleichsweise
eigenen Kopf hat schon bis zu 350 Euro
Vogel zu zeigen (und sei es nur ein Kolibri) kostete
im Straßenverkehr als analorientierte Unflätigkeit
dann eine Beleidigung, wenn er sich gegen
kostengünstig zu haben.
gekostet. Sich dagegen mit der Hand an die
jedenfalls schon bis zu 1.500 Euro. Auch, wenn man
gedeutet: Zwischen Zeigefinger und Daumen einen
das Objektiv einer Videoüberwachungskamera
Stirn zu schlagen, die Ha nd vor die Augen zu
eventuell lediglich einen gewissen Juckreiz an der
Kreis zu formen und diesen einem anderen
richtet. Laut Bayerischem Obersten Landesgericht
halten oder den Kopf an gewidert wegzudrehen
Stirn verspürt hat.
Verkehrsteilnehmer zu zeigen, kann vor einem
(Az.: 5 St RR30/2000) wird dadurch eine
sind Gesten, die in der U rteilspraxis bislang
sogenannte »befasste Amtsperson« beleidigt,
nicht als beleidigend be wertet wurden.
nämlich der diensttuende Beamte, der hinter
dem Monitor sitzt.
22
23
humorlosen Richter 750 Euro kosten.
childer aus Schilda 2010
S t r ass e n v e r k e h r s o r d n u n g
( Nacht r a g )
Weißwurstäquator
in 300 m
Streckenführung nur
für Akademiker geeignet
Parken für
dumme Gänse verboten
Schwarzwälder
Höhenstraße
Parken für Mitglieder des
Schach-Clubs
Vorsicht
Hammerkurve
Spinner haben
Vorfahrt
ZündschlüsselFundstelle
Immer der
Nase nach
Flugverbot wegen
Aschewolke
Moschee.
Bitte Schuhe ausziehen
Bei Stau
hier zelten
Wetter möglich
Im Kriegsfall Verdeck schließen
Spendenstelle
für Griechenland
Schweizer Grenze
Gefahr abwägen
Achtung
Handwerker
Pupsen verboten
Ordenvergabestelle
Strecke für Fahrer mit Jahreseinkommen über 120.000 EUR
Zeitung lesen während der
Fahrt nicht gestattet
Carpe diem
Künstlerisch ambitionierte
Strecke
24
25
f o t o s : m ag d a l e n a s c h aa r w ä c h t e r | j a n e t s c h ü r m e y e r , w w w . a u t o w a e s c h e - k a l e n d e r . d e
aut oerotik
PIN
UP
Die Fotografin Magdalena Schaarwächter
und die Grafikerin Janet Schürmeyer, die
wir vor einem guten Jahr mit ihrem
Oldtimer-Magazin „Rostrosa“ bereits auf
der Diplomausstellung am Fachbereich
Design der Fachhochschule Düsseldorf
kennengelernt hatten, haben die leckeren Jungs
mittlerweile als Kalender (für den Blechspind der
ambitionierten Schrauberin) herausgebracht. Bevor
Ende 2010 der Nachfolger erhältlich ist, hier für die
LeserInnen des Walzentrommlers die ansehnlichsten
Sahneschnitten aus den Hinterhofgaragen des
Ruhrgebiets.
26
27
kopfze il e
29
31
h i n t e r g r u n dw i ss e n
Ach- und Krachgeschichten
Heute: Autonome
Autonomer sein ist voll toll.
Machste das ganze Jahr Lagerfeuer
direkt vor der Haustür,
kannste kostenlos Dosen-Werfen
auf Polizeibüchsen
und hinterher schön lange
duschen – sauber!
Und wie wird man so’n Autonomer?
Erklär ich euch:
Nimmste erstmal jemanden, der gerne
was kaputt macht – einfach so.
Was? Die Leute verstehen gar nicht,
was das soll? Also, schnell ...
... Klamotten ausgetauscht –
Hauptsache schön schwarz.
Und dann brauchste natürlich noch
ne fundierte politische Meinung.
»Das sind echt nur Leute, die eben
keinen Bock haben irgendwie - hmm auf bestimmte politische Sachen oder
so und die sich da echt auch wehren
würden, naja ...
... und deswegen auch eigentlich die
schwarze Fahne, weil das einfach so
gegen alles ist. Aber – hmm – es hat ne
Bedeutung aber dann irgendwie auch
doch nicht, also.«
Was sind
eigentlich
Autonome?
Dass man auch kompliziertere Sachverhalte
verblüffend einfach auf den Punkt bringen kann,
führt im NDR-Satire-Magazin Extra3 »Die Sendung
Q u e l l e : NDR EXTR A - 3
mit dem Klaus« vor. Eine Mitschrift.
So – dann kann’s ja weitergehen. Was
vorher sinnlose Gewalt war, ist jetzt
politisch motivierter Protest. Toll!
»Ach so, na dann ist ja gut!«
So – und nun brauchste natürlich
noch ne schöne Schlachthymne,
die genau zu dir passt:
»Macht kaputt,
was Euch kaputt macht!«
Genau, denn bevor ...
... dich die Fensterscheibe
kaputt macht,
machst du die Fensterscheibe
lieber selbst kaputt.
Macht Spaß, ist aber auch ganz schön
anstrengend, alles kaputt zu machen.
Muss sich der Autonome erstmal
schön entspannen.
Zum Beispiel in der
Autonomen-Disco.
Und jedes Jahr am 1. Mai feiern
alle Autonomen zusammen.
Nee, nicht so,
sondern so:
schön mit Lagerfeuer,
lustigen Fang-Mich-Spielen
und ner tollen After-Show-Party.
Voll Moppel-Kotze, sagt die Polizei,
ihr feiert und wir müssen arbeiten.
Ja‚ ‘türlich, sagen die Autonomen,
ist ja auch Tag der Arbeit.
Also, Jungs, schiebt ab.
Und nächste Woche:
Autonome beugen sich endlich
dem Vermummungsverbot.
Tschüss, bis zum nächsten Mal,
euer Klaus.
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s e l bst e r f ah r u n g
Bedeutende Autobiographien der Weltgeschichte
Neulich hat eine GesellschaftSex war für mich ein Buch mit sieben Sie-Jedes Mal, wenn ich auf meine Uhr sehe»Ja, du kannst aber auch nicht sinWenn Mädchen mir sagten, dass ichund mir meine 6000-Euro-Breitling entge-gen!«, meckerten viele Kandidaten
meine Aura kaufen wollen. Die-geln.
gut aussah, dann kam es mir vor, als sprä-genfunkelt, werde ich daran erinnert: Alles,
se Leute wollten kein »Produkt«chen sie eine fremde Sprache. Mir kam eswas ich habe, kommt von meinen Fans. Siebei bisher jeder Staffel von DSDS.
von mir, sondern sagten: »Wirnie in den Sinn, diesen Umstand auszunut-bezahlen das alles. Sie kaufen meine CDs,Am liebsten hätte ich zurückwollen Ihre Aura.« Ich habezen. Ich war als Jugendlicher lustig und ex-Konzerttickets, Klingeltöne, T-Shirts, DVDsgeschrien: »Ja, und ich habe auch
aber ich war auch sehr sensibel– und was mache ich? Ich krieche nachmit-keine Klitoris, weiß aber, dass es eine
nicht herausbekommen, was sietrovertiert,
fand meine dünnen Beine ganz schreck-tags aus meinem Bett, koche Espresso, setzegibt und wie man damit umgeht.«
nun wirklich wollten. Aber sieund
lich. Nachdem einmal jemand eine blödemich in Jogginghose und Unterhemd vor
waren bereit, dafür eine MengeBemerkung darüber gemacht hatte, trug ichmeinen Computer und beobachte, wie meinDas habe ich mir aber, wie viele andere Sachen, verkniffen.
sechs Jahre lang keine Shorts.
Bankkonto immer dicker wird.
zu zahlen.
Andy Warhol: Die Philosophie des Andy Warhol von A bis B und zurück. Fischer, 2006
David Hasselhoff: Wellengang meines Lebens. Edition Koch, 2010
Bushido: Bushido. Riva Verlag, 2008
Dieter Bohlen: Der Bohlenweg – Planieren statt Sanieren. Heyne, 2010
Graciano Rocchigiani: Rocky – Meine 15 Runden. Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2009
Oliver Kahn: Erfolg kommt von innen. Riva-Verlag, 2010
Für die Zugfahrt nach Italien packenIch liebe dieses Spiel. Obwohl ich zur HöchstRap zwang mich dazu,wir
uns extra viel Shit ein, damit wir unsstrafe verurteilt bin, obwohl ich nicht mitdarf, ist es auch mein Spiel. Es ist noch
mit Leuten umzugehen.mit Kiffen die Zeit vertreiben können.spielen
nicht das Endspiel. Aber irgendwie ist es das
Ort gibt’s erst mal ’ne schicke Be-doch: das Endspiel. Der Schiedsrichter macht
Er zwang mich, meinenVor
grüßungsparty. Inklusive einer Rundeschon Anstalten, zum Elfmeterschießen zu
um den Ankunftstag so richtigrufen, es ist so weit. Plötzlich weiß ich, dass
Arsch hochzukriegenPoppen,
abzurunden. Am ersten Morgen gehenich etwas gelernt habe. Ich stehe zwischen den
gehe langsam los, dort hinüber. Jetzt
dann sogar noch laufen, wollenSpielern,
und Anderen Scheißewir
bin ich da, ich stehe direkt hinter ihm, ich knie
unseren Trainingslagergedanken nichtmich zu ihm in den Rasen. Und gebe unserem
ins Gesicht zu brüllen. gleich aus den Köpfen streichen.
Torwart die Hand.
Jetzt hat sich aber mein geliebter Jesus
Christus gemeldet; Er hat Sturm bei mir
geklingelt. Er ist doch mein ältester und
mein liebster Bruder, mein bester und
treuester Freund, mein Ein und mein
Alles – wie soll ich ihm die Tür etwa nicht
aufmachen? Er hat Sturm geklingelt und
gesagt, dass wir alle mal aus unserem
verdammten, lieblosen VerdammnisAlptraum aufwachen sollen!
Nina Hagen: Bekenntnisse. Pattloch-Verlag, 2010
Eminem: The Way I Am, Kiepenheuer & Witsch, 2008
Als ich damals während der Pubertät diese gro-Als sie mit ihren Arschbacken mei-Denn alle wollen alles wissen.Man hat mich als Junge schon zum
ßen Probleme mit meiner Haut und meinem
Rauchen verführt. Da war ich zwölf
Wachstumsschub hatte, waren es die Kinder, dienen schmerzhaft steifen SpargelWie lebt der Wendler? Was hat
zu mir hielten. Sie waren die einzigen, die dieberührt und er zwischen ihre auf-der Wendler? Und am liebstenoder dreizehn. Ein Größerer war das,
der Stratmann von der anderen StraTatsache akzeptierten, daß ich nicht länger Klein-klaffenden Backen springt, muß ich
würden sie noch meine Konto-ße. Der war drei Jahre älter. Ich wollte
Michael und innerlich noch dieselbe Person war,
mir
einen
ihrer
Euter
in
den
Mund
auch wenn ich mich äußerlich verändert hatte.
auszüge angucken. Aber wenndas auch können. Nicht nur so wie mit
Ich habe das nie vergessen. Kinder sind groß-stopfen, um nicht vor Geilheit aufzuder Zigarre, als ich sechs war. Nein, so
artig. Wenn ich nur aus dem einen Grund lebenbrüllen. Die Titte so tief im Mund,ich mich öffne, oh weh, dann
richtig Raucher sein, mit allem Drum
würde, um Kindern zu helfen und sie zu erfreuen,
schägt alles ganz schnell um inund Dran, auch Weiber und so. Tanzen
dann wäre ich damit zufrieden. Sie sind erstaun-daß ich sie zu verschlucken drohe,
gehen, inne Disco. Mal eine aufreißen.
Neid und Eifersucht.
liche Wesen. Erstaunlich.
schleppe ich Lola aufs Bett.
Michael Jackson: Moonwalk. Heyne, 2009
Klaus Kinski: Ich brauche Liebe. Heyne 1991
Michael Wendler: Die Faust des Schlagers. Riva-Verlag, 2010
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Helge Schneider: Bonbon aus Wurst – Mein Leben. KiWi, 2009
p rot otyp
– Anzeige –
i l lu s t r at i o n : A n to n pa d b e r g
Seit James Bond mit der ihm eigenen Lässigkeit
seinen hochgerüsteten Aston Martin über die Küstenstraße
zwischen Cannes und Nizza krachen ließ, wissen kleine
Jungs, über welche praktischen Zusatzfunktionen
ein Agentenauto verfügen muss.
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Der Walzentrommler
ist die Zeitschrift der Welzel+Hardt GmbH, Offsetdruck · Prepress · Full Service, Herseler Str. 7–9, 50389 Wesseling,
Telefon: (0 22 36) 9 43 18-0, Telefax: (0 22 36) 4 96 54, eMail: [email protected], Internet: www.welzel-hardt.de.
Konzipiert, getextet und gestaltet von der LPG Loewenstern Padberg GbR, Bonn ([email protected]).
Gedruckt wurde auf 150 g/m2 LuxoSatin (innen) bzw. 250 g/m2 ProfiSilk (Umschlag) im 5-Farb-Offset
(Euroskala, Pantone 8261 und Dispersionslack matt) auf einer Heidelberg Speedmaster CD 102-5L.
Die Umschlagaußenseiten wurden im Drip-off-Verfahren auf derselben Maschine gedruckt.
Der Walzentrommler erscheint zu nicht vorhersehbaren Terminen vier Mal im Jahr.