Erfahrungsbericht Macau
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Erfahrungsbericht Macau
Erfahrungsbericht Macau 1. Vorbereitung Nachdem ich die Zusage fuer mein Auslandssemester an der MUST (Macau University of Science and Technology) bekommen hatte, mussten einige Dinge in die Wege geleitet werden. Am aufwendigsten war der Medical Check (Pflicht!). Bei einem Arzt habe ich mich komplett durchchecken lassen. Am besten vorher abklären, wie die Kosten für den Check übernommen werden können! Nicht jede Krankenkasse finanziert eine so ausführliche Untersuchung. Eventuell kann man den Check als Vorsorgeuntersuchung deklarieren. Eine Auslandskrankenversicherung wird ebenfalls von der MUST gefordert. Ich hatte die Möglichkeit zu meiner bestehenden Krankenversicherung ein Auslandspaket hinzu zu buchen. Alternativ bietet der ADAC auch Auslandskrankenversicherungen. Eine extra Haftpflichtversicherung habe ich nicht abgeschlossen. Ich habe lediglich meinen Wohnsitz auf Macau geändert und damit war die Haftpflichtversicherung auch dort gültig. Die Eröffnung eines neuen Kontos, um in Macau kostenlos oder günstig an Geld zu kommen, war für mich nicht nötig. Als ING DiBa Kunde kann man mit der kostenlosen Kreditkarte an allen Geldautomaten auf der Welt mit einem Visa-Zeichen Geld abheben. Weitere Banken mit ähnlichen Leistungen sind die DKB und ComDirect Bank. Das Girokonto ist bei allen kostenlos und die Kontoeröffnung über das Internet unproblematisch. Den Flug habe ich ca. 4 Monate im voraus gebucht. Ich bin mit Swiss über Zürich geflogen. Die günstigsten Flüge gibt es erfahrungsgemäß mit Emirates und Qatar Airways (ab 500 Euro). Abgesehen vom Preis sollte auch das Freigepäck eine Rolle spielen. Macau besitzt zwar einen internationalen Flughafen, dieser ist von Europa allerdings nur umständlich (über Peking) zu erreichen. Die Flüge sind außerdem teurer. Günstiger und nicht weniger komfortabel geht es über Hong Kong und anschließend mit der Fähre nach Macau. Statistisch gesehen können die günstigsten Flüge 3 Monate vorher am Wochenende gebucht werden. 2. Ankunft Am späten Nachmittag des 26.08.2010 bin ich in Hong Kong gelandet. Um nach Macau zu kommen gibt es mit der Fähre verschiedene Möglichkeiten. Die schnellste und bequemste ist die Direktfähre vom Flughafen nach Macau. Gleich nach dem Aussteigen aus dem Flieger bin ich zum Ticketverkauf gegangen. Die Fährtickets werden auf der Ankunftsebene noch vor der Einreise (Immigration) und der Abholung des Gepäcks verkauft! Wenn man erst mal außerhalb des Sicherheitsbereiches und nach Hong Kong eingereist ist, hat man keine Chance mehr die Direktfähre zu nehmen. Man muss dann nach Central oder Kowloon zu einem anderen Ferryterminal. Beim Ticketkauf werden die Gepäckabschnitte eingescannt, sodass das Gepäck automatisch vom Flugzeug auf die Fähre transferiert wird und nicht auf das Gepäckband. Die Fahrt dauert 45 min und kostet ca. 21 EUR. Abfahrt ist alle 30-60 min mit TurboJet oder CotaiJet Allerdings nur bis ca. 22 Uhr und einer Transferzeit von mindestens 60 Minuten. Das Gepäck gibt es im Ferry Terminal in Macau zurück. Genauere Infos gibt es unter www.turbojet.com.hk und http://cotaijet.com.mo/en/home.aspx Nachdem ich in Macau angekommen bin, habe ich ein Taxi zum Campus der MUST genommen. Es ist hilfreich die Adresse schriftlich in chinesischen Zeichen dabei zu haben. Die Taxifahrer sprechen nur selten Englisch. Die Fahrt hat mich ca. 7 EUR gekostet, allerdings durch Umwege, weil der Taxifahrer selbst auf Chinesisch die Adresse nicht kannte und wegen den 3 Gepäckstücken im Kofferraum. Normalerweise ist die Stecke vom Macau Ferry Terminal zum MUST Campus auf Taipa fuer 4 bis 5 EUR zu haben. Ich habe mir dann die erste Mitarbeiterin geschnappt und nach Christina Lei vom International Office gefragt. Sie wurde angerufen, hat mich abgeholt und mich in mein Zimmer im Studentenwohnheim eingecheckt. Am nächsten Morgen habe ich mich eingeschrieben und die Fächer gewählt. Es gibt auch die Möglichkeit sich vom Ferry Terminal abholen zu lassen. Diese Option kann man im Vorfeld buchen. Den Transfer alleine zu organisieren ist aber nicht schwer und günstiger. Seitens der MUST gab es keinerlei Infos zur Anreise und dem organisatorischen Ablauf der ersten Tage. 3. Unterkunft Die erste Woche in Macau habe ich im Wohnheim gewohnt. Das Zimmer hatte 4 Stockbetten mit Schreibtischen darunter. Jedes Zimmer hatte ein eigenes Bad und Klimaanlagen. Eine Küche gab es nicht! Räume zum Wäsche waschen waren im Erdgeschoss. Wie so ein Zimmer aussieht, kann man hier sehen: http://www.youtube.com/watch?v=eDQIVwMBcjw Von Anfang an stand fest, das ich zusammen mit meinen beiden Kommilitonen aus Deutschland in eine eigene Wohnung ziehen würde. Eine passende Wohnung zu finden war jedoch nicht ganz einfach. Wir hatten die Unterstützung einer Tutorin, die eine Maklerin kannte. Mit ihrer Hilfe haben wir eine Wohnung mit 3 separaten Schlafzimmern gefunden auf der Hauptinsel Macau. Für das Mieten einer Wohnung werden außer dem Pass keine weiteren Unterlagen benötigt. Die Kaution beträgt 2 Monatsmieten und die Maklergebühr eine Monatsmiete. Für unsere Wohnung mit sehr viel Zusatzausstattung, wie Indoor- und Outdoor Pool, Fitnessraum, Sauna, Bibliothek, usw. haben wir ca. 750 EUR monatlich gezahlt. Dazu kommen die Nebenkosten für Strom, Wasser und Gas. Die lagen bei uns zwischen 20 und 50 EUR monatlich. In den heißen Monaten haben wir für Strom mehr bezahlt, weil die Klimaanlagen liefen und ab Oktober ging die Gasrechnung nach oben für das Warmwasser (nur heiße Dusche, eine Heizung gibt es nicht). Normalerweise werden Wohnungen für mind. 1 Jahr vermietet. Wir blieben nur 5 Monate, sodass unsere Maklerin mit dem Wohnungseigentümer etwas verhandeln musste. Die Wohnung war möbliert, den kleinen Hausrat haben wir uns selbst angeschafft. Alles was man so braucht gibt es im Supermarkt. Internet hätten wir uns für ein Jahr beantragen können. Es gab aber in der Nähe ein ungesichertes WLAN Netz welches wir das ganze halbe Jahr nutzen konnten. Alternativ gibt es kostenloses WLAN in den Casinos und PCs mit Internet in der Bibliothek der Uni. Als wir ausgezogen sind, gab es eine Übergabe und wir haben die Kaution zurück bekommen. Man sollte vor dem Einzug die Übergabe nicht vergessen und alle Mängel dokumentieren! Alle Beträge müssen in Hong Kong Dollar bezahlt werden. Wenn du also beabsichtigst, nicht in das Wohnheim sondern in eine eigene Wohnung einzuziehen, stelle sicher das du an genug Bargeld kommst! Wir haben mit allen Karten die wir hatten so viel Geld abgehoben wie es ging (Tages- und Wochenlimits beachten und ggf. ändern). Das vorab bezahlte Geld für das Wohnheim haben wir unproblematisch zurück bekommen. Die ebenfalls vorab bezahlte Kaution für die MUST gab es nach der letzten Prüfung. 4. Uni Am ersten Tag nach meiner Ankunft habe ich die Fächer gewählt. Eine Übersicht hatte ich vorher schon von Frau Dittrich bekommen. Jede Vorlesung wird mehrmals pro Woche angeboten auf Englisch und Chinesisch. Ich konnte mir also alle Vorlesungen so zurecht legen wie ich wollte. Es ist schwierig den Freitag oder Montag frei zu halten. Ich hatte an jedem Tag der Woche Vorlesungen, ausgenommen Samstag und Sonntag. An Samstagen wäre es möglich Vorlesungen zu besuchen. Meine Fächer waren Folgende: • Professional English: Die Vorlesung gibt am meisten Punkte. Leider ist das Niveau sehr schlecht. Ich habe nicht viel gelernt und mich oft gelangweilt. Diese Vorlesung am besten vermeiden! Unter dem Semester gab es Hausaufgaben, Rollenspiele und kleine Tests, bzw. Rätsel und Vorträge. Ich habe die Veranstaltung genutzt meine Fähigkeiten für Vorträge zu verbessern. • Passenger Transportation: Eine der für mich interessantesten Vorlesungen. Es geht primär um den Verkehr zu Luft und auf der Schiene. Tangiert wurden auch Kreuzfahrten, Busreisen und Autovermietungen. Der Fokus lag immer auf China. In Gruppen haben wir 2 mal während des Semesters Projekte bearbeitet, die präsentiert und in Form von Seminararbeiten abgegeben wurden. • Service Quality Management: Es ging ganz allgemein um Service und deren Qualität. Auch hier haben wir in der Gruppe eine Seminararbeit erstellt. • Eco Tourism: Dieser Kurs ist für die einheimischen Studenten freiwillig und nicht sehr stark besucht. Ich fand ihn sehr interessant weil er die chinesische Sichtweise auf nachhaltigen Tourismus gezeigt hat. Am Ende des Semesters haben wir eine Präsentation gehalten. • Hospitality Management: Der Inhalt dieses Kurses war ähnlich zu Service Quality Management. Der Service in Hotels stand im Fokus. In der Gruppe haben wir eine Präsentation gehalten und dazu eine Seminararbeit abgegeben. • Hotel & Resort Management: In diesem Kurs wurden die verschiedenen Resorttypen vorgestellt und ihre Besonderheiten gezeigt. Auch hier haben wir präsentiert. Alle Kurse der Tourismusfakultät werden in Macau gelesen und nicht in Taipa auf dem Campus. In Macau wurden in 2 Bürogebäuden mehrere Etagen angemietet, wo die Vorlesungen stattfinden. Die Qualität der Vorlesungen ist sehr unterschiedlich. In der Regel sprechen die Dozenten gutes Englisch. Die einheimischen Studenten allerdings nicht. Deswegen wurden viele Inhalte noch einmal auf Chinesisch wiederholt. Das war für mich oft langweilig. Die gelesenen Kurse sind nicht zwangsläufig die Spezialgebiete der Dozenten, d.h. sie standen nicht immer in der Materie die sie gelesen haben. Ein Dozent kann auch verschiedene Vorlesungen halten. Deswegen macht es auch keinen Sinn die Kurse hinsichtlich ihrer Dozenten zu bewerten. Jeder Kurs hatte am Ende eine Abschlussprüfung und manchmal einen Test unter dem Semester. Der Schwierigkeitsgrad, insbesondere der schriftlichen Prüfungen, war für mich sehr niedrig. Anspruchsvoll und interessant hingegen waren die Gruppenarbeiten in jedem Kurs! Ich hatte vorher nie mit Chinesen oder Macanesen zusammen gearbeitet. Es war eine sehr interessante Erfahrung, da die kulturellen Unterschiede bei der Zusammenarbeit besonders stark zum Vorschein kamen. Während der Projekte konnte ich so viele interkulturelle Kompetenzen sammeln. Zur Kurswahl gab es Unterstützung seitens des International Offices. Das war es aber auch schon mit der Einfuehrung. Eine Orientation Week oder einen Rundgang, bei der mir der Campus gezeigt wurde, gab es nicht. Zur Mitte und am Ende des Semesters gab es jeweils ein Abendessen zusammen mit dem International Office und dem Registrer der MUST. 5. Macau Macau liegt gegenüber von Hong Kong im Delta des Perlflusses. Offiziell gehört es zu China und besitzt den SAR (Special Administrative Region) Status. Dieser Status verleiht Macau weitestgehend Autonomie. Im Prinzip kann Macau alles selber bestimmen. So gibt es eine eigene Währung (Patacas, abgekürzt MOP, 10 MOP ~ 1 EUR), eigene Gesetze, einen eigenen Zoll, usw. China ist lediglich für die Außenpolitik und die Verteidigung zuständig. Nachdem ich öfter zwischen China und Macau hin und her gefahren bin, würde ich sie als zwei komplett verschiedene Länder bezeichnen. Macau ist von der Größe her überschaubar (vergleichbar mit Pasing und Laim zusammen). Früher gab es 3 Inseln, Macau, Taipa und Coloane. Heute sind durch die Landgewinnung die beiden südlichen Inseln, Taipa und Coloane, zusammen gewachsen. Auf der aufgeschütteten Fläche befindet sich auch der Cotai Strip, der ähnlich wie der Las Vegas Strip, ein Casino Boulevard werden soll. Während meines Aufenthaltes dort gab es das Venetian und City of Dreams. Die Macau Studios sollten Ende 2011, Anfang 2012 eröffnet werden. Natürlich gibt es viele andere Casinos. Die befinden sich auf der Insel Macau. Die Fortbewegung passiert hauptsächlich per Bus. Allerdings ist das System sehr unübersichtlich. Es gibt keine Pläne, weder für die Routen noch für die Zeiten. Vieles habe ich nur durch Probieren herausgefunden. Bezahlt habe ich mit meinem Studentenausweis, der eine Macau-Pass Funktion hatte. Mit dieser Funktion kann man nicht nur in den Bussen bezahlen, sondern auch in Supermärkten und die Kopierer/Drucker in der Uni. Eine gute Alternative zu den Bussen sind Taxis. Sie sind eigentlich immer verfügbar, können einfach angehalten werden. Für eine Tour innerhalb Macaus habe ich selten mehr als 4 EUR bezahlt. Zu zweit oder zu dritt wird es entsprechend günstiger. Wie oben schon beschrieben sollte man aber seine Zieladresse auf Chinesisch vorliegen haben! Bekannte Ziele, wie die Casinos, den Flughafen oder das Ferry Terminal, kennen die Fahrer aber auch so. Ich stand ein paar Mal im Stau mit dem Taxi. Der Fahrer hat am Ende den Fahrpreis von sich aus reduziert weil er die Dienstleistung nicht so erbringen konnte wie er wollte. Die Kommunikation zwischen meinen Kommilitonen und mir lief per Facebook und Handy. SimKarten und Reload Vouchers (Aufladekarten) gibt es in jedem Supermarkt. Mit der Heimat habe ich über Skype Kontakt gehalten. Das Essen in Macau fand ich sehr lecker! Es gibt kantonesische Küche, von der Nachbarprovinz in China, portugiesische Küche und den Mix aus beidem. Dazu gehören Fisch und Hühnchen. Wer lieber heimisch essen möchte, findet eine begrenzte und teure Auswahl in Supermärkten. Die Chinesen kochen sehr gerne mit Knochen. Das kann sehr unangenehm sein, weil man zum Teil mehr Knochen als Fleisch auf seinem Teller hatte. Dafür konnte ich sehr günstig Dinge essen, die es in Deutschland noch nicht mal zu kaufen gibt (z.B. Meeresfrüchte)! Die kleinen chinesischen Restaurants sind sehr günstig. Es ist abenteuerlich zu bestellen, da die Angestellten in der Regel kein Englisch sprechen. Auch die Atmosphäre ist eher laut und wie auf einem Bahnhof. Wer darüber hinweg sieht, kann sehr lecker und günstig essen! Um den A-Ma Tempel herum, dem Wahrzeichen und Namensgeber Macaus, gibt es viele portugiesische Restaurants. Die sind so teuer wie gute Restaurants in Deutschland, sind aber sehr lecker und es gibt sogar Kartoffeln statt Reis und Nudeln! Sehr viel Zeit habe ich in den Casinos verbracht. Allerdings nicht zum Spielen, sondern um die zahllosen kostenlosen Einrichtungen zu nutzen. Es werden Shows angeboten, die zeigen was multimedial, pyrotechnisch, akustisch und mechanisch alles möglich ist – die meisten davon kostenlos. Außerdem gibt es in den Casinos sehr viele Restaurants, von Fast Food bis 3 Sterne, Einkaufszentren, Parties, Oktoberfeste, kostenlose Getränke... Des Weiteren müssen die Casinos kostenlose Busshuttle Verbindungen zu den wichtigsten Orten in der Stadt anbieten. Diesen Service habe ich sehr häufig genutzt, da die Busse viel sauberer und moderner waren als die Stadtbusse und nach Fahrplan verkehrten. Abschließend kann ich sagen, das mein Auslandssemester in Macau eine großartige Erfahrung war! Ich bin ein großer Fan Asiens und bin dort voll auf meine Kosten gekommen. Die Menschen waren immer sehr freundlich und hilfsbereit und das Essen war lecker! Die MUST ist noch sehr jung, gerade mal 10 Jahre alt. Da hat noch nicht alles so funktioniert wie ich es aus Deutschland gewohnt war. Aber selbst das waren interessante Erfahrungen die ich für mich verbuchen konnte. Die portugiesische Vergangenheit einerseits und die Zugehörigkeit zu China andererseits sind höchst interessant! Der Mix ist sehr angenehm. Das lockere Flair, das ich aus Südeuropa kenne, gibt es auch in Macau!