Pferdemist sinnvoll verwerten - Landwirtschaftskammer Schleswig

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Pferdemist sinnvoll verwerten - Landwirtschaftskammer Schleswig
Tier
■ BAUERNBLATT l 23. Juli 2011
Tabelle 4: Durchschnittsleistung aus dem gleitenden Herdendurchschnitt
nach Kreisen im Vergleich zum Ergebnis des Prüfjahres 2010
Kreis
Anzahl
Betriebe
Dithmarschen
308
Nordfriesland
655
Schleswig-Flensburg
673
Rendsburg-Eckernförde
606
Steinburg
449
Plön
181
Ostholstein
122
Segeberg
282
Pinneberg
153
Stormarn
109
Lauenburg
117
Hamburg
13
1)
Vergleich mit dem Ergebnis des Prüfjahres 2010
Auch die Zellzahl lag in den letzten
Monaten unter dem Vorjahresniveau. Der Witterungsverlauf gab bisher keinen Anlass für einen starken
Anstieg wie in dem heißen Frühsommer des letzten Jahres.
Der geringfügige Rückgang der
durchschnittlichen Tagesleistungen
führte auch zu einer Verringerung
der Herdendurchschnittsleistung. Im
Vergleich zum Ergebnis des Prüfjahres 2010 verringerte sich der gleitende Herdendurchschnitt um 12 kg
Milch und um jeweils 0,02 % Fett
und Eiweiß (Tabelle 3). Der Leistungsrückgang fiel in den Angler-
Kühe/
Betrieb
Milch
kg
%
91,7
80,9
86,0
93,3
78,1
84,6
64,2
71,5
85,8
75,0
60,4
56,5
7.968
8.421
8.432
8.187
7.909
8.697
8.776
8.426
8.491
8.508
8.702
8.706
4,25
4,20
4,26
4,21
4,21
4,13
4,14
4,22
4,16
4,17
4,11
4,30
Fett
(Stand Anfang Juli 2011)
Eiweiß
kg
%
339
354
359
345
333
359
363
356
353
355
358
374
3,44
3,40
3,43
3,40
3,40
3,38
3,38
3,38
3,39
3,37
3,38
3,43
Herden aufgrund des höheren Rückgangs beim Milchfettgehalt mit einer Verringerung um 9 kg Fett und
Eiweiß am stärksten aus. Im Landesdurchschnitt waren es -5 kg Fett und
Eiweiß. Bei der Entwicklung des Umfangs der Herden der einzelnen Rassen gibt es deutliche Unterschiede.
Einer starken Zunahme um 4,7 % bei
den gemischten Herden, in denen
die Kühe keiner Rasse einen Anteil
von mindestens 75 % erreichen,
steht eine Verringerung der rotbunten Herden um 5,9 % gegenüber.
Die Leistung hat sich im Prüfjahr 2011 bisher regional recht
kg
274
286
289
278
269
294
297
285
288
287
294
299
Fett + Eiweiß - kg
2011
Diff. 1)
613
640
648
623
602
653
660
641
641
642
652
673
+3
-5
-7
-2
-2
-7
-17
+2
+1
-13
-2
-2
unterschiedlich entwickelt. Nur in
den Kreisen Dithmarschen, Segeberg und Pinneberg gab es einen
geringen Anstieg um 1 bis 3 kg
Fett und Eiweiß (Tabelle 4). Der
stärkste Leistungsrückgang mit
17 kg Fett und Eiweiß ist im Kreis
Ostholstein festzustellen. Die Herden haben dort mit durchschnittlich 660 kg Fett und Eiweiß dennoch das höchste Leistungsniveau
in Schleswig-Holstein und werden
im LKV nur von den 13 Hamburger Herden übertroffen, die eine
Leistung von 673 kg Fett und Eiweiß erzielten.
FAZIT
Auch im abgelaufenen Prüfjahr ist wieder ein deutlicher
Anstieg der Herdengröße festzustellen. Milchquoten und
Milchkühe von Betrieben, die
die Milchviehhaltung aufgeben, werden von leistungsfähigen Wachstumsbetrieben aufgenommen. Es werden zusätzlich jedoch auch Milchquoten
aus anderen Bundesländern erworben. Die letzten Milchquotenbörsen wiesen für Schleswig-Holstein immer einen positiven Saldo aus. Das Herdenwachstum wurde auf eine solide Basis gestellt. Die Entwicklung im laufenden Prüfjahr
und auch in den letzten Jahren
zeigt, dass Leistungssteigerungen dabei allerdings nicht erreicht werden. Das ist sicherlich
auch nicht das vorrangige Ziel
der stark aufstockenden Betriebe, da sie schon auf einem
überdurchschnittlichen Leistungsniveau produzieren.
Hergen Rowehl
Gerhard Sieck
Landeskontrollverband
Schleswig-Holstein e. V.
Tel.: 04 31-3 39 87-0
[email protected]
Reiterliche Vereinigung tagte in Futterkamp
Pferdemist sinnvoll verwerten
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) greift für die Information ihrer persönlichen Mitglieder
(PM) immer wieder Vortragsthemen auf, die auf großes Interesse
stoßen. So brennt seit langer Zeit
und immer heftiger das Thema
Pferdemist vielen Betrieben auf
den Nägeln. In einer PM-Fachtagung am Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp der Landwirtschaftskammer wurde das Thema
intensiv bearbeitet, und etwa 90
Teilnehmer waren aus ganz Norddeutschland angereist.
Sicher waren etliche gekommen,
weil die Verwertung in der Biogasanlage thematisiert werden sollte,
mit einer abschließenden Besichtigung einer Biogasanlage. Das Auftaktreferat hielt zunächst Gerlinde
Hoffmann von der FN, die als Leiterin der Abteilung Umwelt und Pferdehaltung bei der FN tätig ist. Sie de-
finierte zunächst die Grundlagen
von Mist und der verschiedenen Verwertungsmöglichkeiten. Vor allem
sprach sie grundsätzlich von der Verwertung von Pferdemist und nicht
von der Entsorgung, denn Pferdemist ist wertvoller Wirtschaftsdünger, biologisch abbau- und kompostierbar, ein Humus- und Nährstofflieferant. Die unterschiedlichsten Einstreumaterialien kommen zum Einsatz in der Pferdehaltung und bestimmen die Qualität und Quantität
des Endproduktes Mist. Bestimmte
Voraussetzungen für sinnvolle Verwertung sind zu bedenken:
Erwachsene Pferde scheiden täglich zwischen 10 und 20 kg Kot und
zwischen 5 und 10 l Harn aus, das ergibt etwa 20 bis 35 kg Frischmist.
Mindestens 2 bis 4 m², besser 5 bis
6 m² pro Pferd bei einer Lagerdauer
von sechs Monaten und 2 m Stapelhöhe, getrennte Lagerung von Späne- und Strohmist je nach Verwer-
tung sind einzuplanen. Nicht zu
dicht am Stall, möglichst an windabgewandter Seite im Schatten (Schutz
vor Sonne und Wind, wegen Austrocknung). Genügend Rangierraum für große Schlepper und Anhänger beziehungsweise Lkw sollte
eingeplant werden.
Bei der Erzeugung von Mist sind neben technischen Voraussetzungen
auch die rechtlichen Rahmenbedingungen zu beachten. Erst seit wenigen Jahren gilt im EU-Recht das Pferd
als Nutztier und nicht als Heimtier, mit
der Konsequenz, dass Pferdemist wie
Mist anderer landwirtschaftlicher
Nutztiere zur Erzeugung von alternativen Energien eingesetzt werden
darf. So verwies Gerlinde Hoffmann
auf die Verwertungsmöglichkeiten in
der EU wie die Eigenverwertung als
Wirtschaftsdünger, die Abgabe an benachbarte Landwirte oder Gartenbaubetriebe und die energetische
Nutzung (Biogas, Verbrennung).
Pferdemist als
Wirtschaftsdünger
Mit den rechtlichen Rahmenbedingungen eröffnete anschließend
Dr. Eckhard Boll, Leiter des Lehr- und
Versuchszentrums Futterkamp, sein
Referat zur Verwertung von Pferdemist als Wirtschaftsdünger in der
Landwirtschaft. Zunächst definierte
er den Mist, der in der Landwirtschaft eingesetzt werden kann:
Mist – Stapelmist, Rottemist, Mistkompost – ist ein Gemisch aus Einstreu, Stroh, Sägemehl, Hobelspänen, Trockengärrest sowie Kot und
Harn aus der Tierhaltung. Wird der
Mist auf dem Feld landwirtschaftlich
verwertet, gelten die rechtlichen
Vorgaben wie die Dünge-Verordnung (DüV), wonach nur bestimmte
Mengen der Nährstoffe Stickstoff
(170 kg N/ha) und Phosphat jährlich
pro Hektar ausgebracht werden dürfen. Die Ausbringungszeiträume für
63
64
Tier
Gülle sind festgelegt, Festmist darf
als Wirtschaftsdünger zwar ganzjährig ausgebracht werden, aber nicht
auf wassergesättigte Böden, schneebedeckte Böden oder auf tiefgefrorene Böden. Gemäß Anlage 5 DüV
werden für die Nährstoffbilanz die
Ausscheidungsmengen aus Tabelle 1
zugrunde gelegt.
Entsprechend diesen angenommenen Werten liegt der Flächenbedarf zum Nachweis der Nährstoffverwertung von 30 Großpferden,
die im Stall und auf der Weide gehalten werden, bei 9,5 ha. Denn von
30 Pferden fallen 1.608 kg Stickstoff
(N) an. Das ergibt die maximale NAusbringung von 170 kg N/ha.
Der Referent wies aber darauf hin,
dass aus hygienischen Gründen
(Parasiteninfektion) der Mist nur gut
kompostiert
beziehungsweise
durchgerottet auf Pferdeweiden
ausgebracht werden sollte. Wegen
des feinen Geruchssinnes der Pferde
ist Mist darüber hinaus auf den Weiden problematisch.
Die empfohlene
Ausbringmenge
Pferdemist auf dem Acker kann
sowohl auf Stoppeln im Herbst als
auch als Kompost im Frühjahr in Beständen ausgebracht werden. Die
empfohlene Ausbringmenge liegt
bei 10 bis 20 t/ha (1 bis 2 GV Pferd),
das heißt bei 80 bis 160 kg N/ha. Davon können nur 70 % als düngerwirksam angerechnet werden. Die
Phosphat- und Kalimengen liegen
dann bei 30 bis 60 kg P2O5/ha und
83 bis 66 kg K2O. Bei der Herbstdüngung dürfen maximal 80 kg N/ha
ausgebracht werden. Bei dieser
pflanzenbaulichen Verwertung unter der Berücksichtigung, dass der
Stickstoff nur zu 70 % verwertet
werden kann, hat der gut durchgerottete Mist mit 25 % Trockenmassegehalt einen monetär zu bemessenden Wert von bis zu 13,85 €/t (Spanne 10 bis 18 €/t), der sich allein aus
den Nährstoffgehalten an Stickstoff,
Phosphor und Kalium im Vergleich
zu Nähstoffpreisen am derzeitigen
Düngemittelmarkt berechnen lässt.
Der Düngenährstoffwert liegt dann
bei 110 bis 200 € pro Pferd. Der Humuswert ist dabei noch gar nicht bewertet, aber auch nicht das Risiko,
durch eine Kontamination mit Unkrautsamen, zum Beispiel Ackerfuchsschwanz oder Ampfer, sich
pflanzenbauliche Probleme einzuhandeln.
Wird der Mist an Betriebe oder
Transportunternehmen abgegeben,
sind die Anforderungen der Düngemittelverordnung, insbesondere der
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unter 200 t FM/Jahr, Kleinmengen
unter 1 t FM. Verlangt werden eine
Rechnung, Lieferschein oder Warenbegleitschein über die Abgabemenge. Auch der Transport zu Biogasanlagen oder Heizwerken unterliegt
der Verordnung.
Die Lagerung, das Inverkehrbringen und die Ausbringung von Pferdemist unterliegen detaillierten gesetzlichen Regelungen. Zusammensetzung, Rottegrad, Anfall und
Nährstoffgehalt von Pferdemist variieren sehr stark. Pferdemist ist ein
Wirtschaftsdünger, dessen Einsatz
im Ackerbau Vorteile zeigt gegenüber der Verwendung auf dem
Grünland. Gut verrotteter Mist hat
einen Nährstoffwert von 10 bis 18 €/
t FM. Die Mistausbringung ist mit 8
Pferdemist ist ein wertvoller Wirtschaftsdünger.
Foto: Jürgen Lamp bis 10 €/t FM zu veranschlagen. Bei
größerer Entfernung ist die TrenVerordnung über das Inverkehrbrin- verlangt als Kennzeichnung zum nung von Transport und Ausbringen von Düngemitteln, Bodenhilfs- Beispiel: Düngerart, Zusammenset- gung anzuraten.
stoffen, Kultursubstraten und Pflan- zung, Gehalt an Nges, NH4–N, P2O5,
zenhilfsstoffen zu berücksichtigen. K2O, Nettogewicht, Datum, HerstelPferdemist in
Sie regelt die Herstellung und das lername, Anschrift, Hinweise. AusBiogasanlagen
Inverkehrbringen von Düngemitteln nahmen bilden Wirtschaftsdünger
Auf dem Vortrag aufbauend stell– auch Wirtschaftsdüngern – und im eigenen Betrieb, Abgabemengen
te Werner Holz von der Landwirtschaftskammer die Möglichkeiten
Tabelle 1: Anfallender Mist pro Stallplatz
der Verwertung und Bewertung von
kg P2O2
kg N
kg K2O
Pferdemist in einer Biogasanlage
dar. In Schleswig-Holstein laufen
Reitpferde 500 bis 600 kg
derzeit rund 400 landwirtschaftliche
10,2
Stallhaltung
51,1
47,7
Biogasanlagen. Bis auf fünf funktio10,2
Stall-/Weidehaltung
53,6
55,6
nieren alle über die Nassvergärung
Reitpony 300 kg
und meist auf der Basis von Maissi7,2
Stallhaltung
34,9
39
lage. Weitere landwirtschaftliche ErStall-/Weidehaltung
33,4
6,7
42,3
zeugnisse werden auch eingesetzt.
Pferdemist ist bisher statistisch noch
Zuchtstuten 600 kg
63,5
12,2
61,2
gar nicht erfasst, weil er unter andePony 350 kg
42,3
8
46,7
rem bis 2009 nicht als Ergänzung in
Aufzuchtpferde
Biogasanlagen, die auf der Basis von
Großpferd
44,5
8,2
45,1
Nachwachsenden Rohstoffen gePony
31,6
5,9
34,8
nehmigt worden waren, eingemischt werden durfte.
Tabelle 2: Einsatz von landwirtschaftlichen Substraten in heimischen
Biogasanlagen
Substrate
Anteil %
Maissilage
Körnergetreide
Grassilage
Getreide GPS
Rindergülle
Rindermist
Schweinegülle
Grünroggensilage
Lieschkolbenschrot
96
64
52
50
49
29
24
18
13
Substrate
Anteil %
Gras
Geflügelmist
CCM
Sonnenblumen
Schweinemist
Geflügeltrockenkot
Sonstige NaWaRo
Kartoffeln
Zuckerrüben
10
9
8
7
6
6
6
3
3
Tabelle 3: Einsatz von Pferdemist in Biogasanlagen
Pferdemist/Äpfel
Grassilage
Maissilage
TS
(%)
davon oTS
(%)
Biogasertrag
(l/kg oTS)
Biogas
(m³/t FM)
27,2
35
33
84,2
95
95
441
650
650
55
190
205
Die Gewinnung der Energie erfolgt durch Gasbildung nach folgendem Schema:
Das Biogas entsteht bei der Zersetzung organischer Masse unter Ausschluss von Sauerstoff (anaerober
Prozess).
Hauptbestandteile sind:
50 bis 70 % Methan (CH4),
30 bis 50 % Kohlendioxid (CO2),
0,2 bis 1 % Schwefelwasserstoff (H2S).
Der Heizwert des Biogases entspricht 5,0 bis 7 kWh/mN³ oder 0,5
bis 0,7 l Heizöl EL.
Je nach Rohstoff erzeugen die
Substrate in der Biogasanlage verschiedene Mengen Gasausbeute beziehungsweise Methan. Pferdemist
beziehungsweise Pferdeäpfel liefern
Tier
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pro Tonne Frischmist (27 % TM) aber
nur etwa 55 m³ Biogas im Vergleich
zu 205 m³ pro Tonne Maissilage
(33 % TM).
Bei aller rechnerisch positiven Bilanz darf aber über die technischen
Anforderungen nicht hinweggesehen werden. Die Umwandlung von
Substrat in Biogas erfolgt über einen
ständigen Flüssigkeitstransport innerhalb der Anlage. Festmist von
Pferden ist in der Regel ein Langstrohmaterial, das schwer pumpfähig zu machen ist. Darüber hinaus
gibt es im Festmist Verunreinigungen (Strohbänder, Halfterstricke),
die schnell eine Anlage stoppen können. Bei Berücksichtigung der Probleme kann Pferdemist eine Bereicherung der Gärsubstratpalette sein.
Pferdemist kann also in Abfalloder Nawaro-Biogasanlagen eingesetzt werden. Pferdemist ist auf der
Positivliste (ab EEG 2009 – auch für
Altanlagen). Pferdemist aus der
Hobbyhaltung wird nicht als Wirtschaftsdünger definiert und ist nicht
beim Einsatz von Gülle (30 %) anzusetzen.
Futterreste, die im landwirtschaftlichen Betrieb anfallen – auch aus
der Pferdehaltung – können in NawaRo-Anlagen eingesetzt werden.
Im EEG 2012 ist Pferdemist im Entwurf in der Rohstoffvergütung 2 geführt.
Pferdemist kann als zusätzliches
Substrat in Biogasanlagen zur Verbreiterung der Substratbasis genutzt
werden. Der ökologische Nutzen
(Methanreduktion und Nährstoffeintrag ins Grundwasser) spricht für
die Nutzung. Der energetische Wert
ist aufgrund des Strohs sowie der
Aufwendungen nicht so hoch. Die
Vorteile liegen eher in den vorhandenen Mikronährstoffen, Bakterien
sowie der Prozessbiologie. Die Wirtschaftlichkeit ist schwer darzustellen.
Um die Aussagen von Werner
Holz zu untermauern oder zu widerlegen, kamen anschließend die Praktiker zu Wort. Andreas Riessen ist Betreiber einer konventionellen Biogasanlage auf der Insel Fehmarn.
Er stellte die Anlage aus dem Blickwinkel des Themas vor:
● Inbetriebnahme 2007
● sechs Gesellschafter
● 500 kW el.
● Standardanlage
(Fermenter + Nachgärer + GPL)
● Fernwärmenetz zur Beheizung
von Wohnhäusern und Stallungen
● Lieferung von Mist durch zurzeit
acht Pferdehalter
● 4.800 m2 Lagerfläche
● Genehmigung zur Lagerung und
Fütterung von (Pferde-) Festmist
● Trennung von belastetem und
unbelastetem Wasser immer möglich
● Anlieferung durch Pferdehalter
● Anlieferung nach Anmeldung jederzeit möglich
● tägliche Fütterung mit Teleskoplader
● durchgerotteter Mist: 4 bis 5 t/Tag
● frischer Mist mit viel Stroh: 1 bis
2 t/Tag
steht die Gefahr, dass er mit den Ablauf störendem Material verunreinigt sein kann. Andreas Riessen sagte zum Abschluss: „Stimmen die folgenden Rahmenbedingungen, kann
die Verwertung von Pferdemist in einer Biogasanlage für beide Seiten
sinnvoll sein. Voraussetzungen sind:
geeignete Technik in der Biogasanlage, größere Pferdehalter in der Nähe, kontinuierliche Lieferung und
Anforderungen an die Mistqualität
sind zu beachten.“
summärkten als Gartendünger in
Kleingebinden vertrieben. Parallel
zur Mistpelletierung ist jetzt eine
Biogasanlage im Entstehen, die
rein auf der Basis von Pferdemist
von zirka 1.500 Pferden in der Umgebung der Anlage laufen soll. Mit
der Abwärme des Brenners soll die
Nachtrocknung der Gär-Endsubstrate erfolgen, um energetisch
günstig die Mistpellets als Dünger
oder wieder als Brennstoff zu erzeugen.
Mit weiteren Anpassungen der
EU-Gesetze ist zu erwarten, dass
auch Pferdemist, zumindest in der
vorgestellten Form, als Heizbrennstoff zugelassen werden wird. Derzeit erhält der Mistlieferant eine
Vergütung für den Mist, muss aber
die Containerkosten und den
Transport selbst bezahlen. Für
Pferdebetriebe im Umkreis von
5 km zu einer derartigen Anlage
dürfte die Mistverwertung tatsächlich zu einer monetär positiven Bilanz führen.
Mit der Besichtigung der Biogasanlage in Futterkamp und intensiven Fachgesprächen ging die
Vortragsveranstaltung zu Ende
und lässt auf eine intensivierte
Weiterentwicklung
Pferdemist kann mitunter auch in Biogasanlagen zur Energiegewinnung technische
genutzt werden.
Foto: Jürgen Lamp hoffen.
begrenzende Faktoren:
„Plantaqenz“ stellt
● Feststoffeintrag mit Schubboden
Verwendung vor
und Schnecken
● TS-Gehalt im Fermenter
Dieses Fazit verwirklichend, geht
● Gärsubstrat kann an der Anlage die Firma Plantaqenz AG aus Ahrensabgeholt werden
bök in ihrer Marktstrategie vor. Vorstandsmitglied Johannes Schmidt sah
Der Pferdemist spielt in der Anlage die Verwertungsmöglichkeiten von
zwar nur eine mengenmäßig unter- Pferdemist ähnlich wie die Vorredner.
geordnete Rolle, hat aber für den Nutzungsmöglichkeiten sind:
Gärprozess des Hauptsubstrats eine ● unbearbeiteter Wirtschaftsdünpositive Wirkung. Dennoch weist ger/organischer NPK-Dünger
Andreas Riessen auf die Probleme ● Substrat für eine Biogasanlage
von Pferdemist in der Anlage hin. ● Verarbeitung zu Pellets zum DünGrößtes Problem sind Fremdkörper gen oder Heizen.
wie Steine, Halfter, Führstricke, Ballengarn, Rundballennetze:
Vor allem für die letztgenannte
● Durchgerotteter Mist ist viel bes- Alternative steht das Planta-Dualser zu vergären als Frischmist.
system. Um die technischen Pro● Sägespäne (Holz) vergären nicht. bleme in den Anlagen zu reduzie● Das Stroh sollte möglichst kurz sein. ren, produziert Plantaqenz bereits
Stroh-Einstreupellets. Mit der PelInsgesamt ist Pferdemist ein güns- letlieferung soll ein Logistiksystem
tiges Produkt, das nicht eingekauft verbunden werden, in das der
werden muss. Für die Menge liefert Pferdehalter eingebunden ist. Parer allerdings nur wenig Biogas und allel zur Pelletlieferung wird von
verursacht im Vergleich zur Gasaus- einem Fuhrunternehmen ein Mistbeute einen hohen Aufwand für Or- container bereitgestellt, in den der
ganisation, Transport, Lagerung und Pferdehalter nach dem Ausmisten
Fütterung, denn die Pferdehalter lie- den Mist befördert. Der Container
fern in der Regel nur sporadisch den liefert den Mist zur Anlage, wo er
Mist an und dann am liebsten außer- nachgetrocknet und wieder pellehalb der Arbeitszeit und meist nur in tiert werden kann. Die Mistpellets
kleinen Mengen. Und immer be- werden derzeit in Bau- und Kon-
FAZIT
Als Alternative zur ackerbaulichen Verwertung von
Pferdemist tun sich weitere
technische und rechtliche
Lösungswege auf. Jeder
Pferde haltende Betrieb
sollte prüfen, ob in seiner
Nähe ein Abnehmer ist, der
Pferdemist verwerten kann.
Mit gutem Willen können
Biogasanlagenbetreiber geeignete Partner sein, aber
auch Landwirte können von
gut durchgerottetem Pferdemist als Wirtschaftsdünger profitieren. An den Pferdehaltern liegt es, den Mist
so aufzubereiten, dass er
wertvoll bleibt, das heißt
kurzen Mist produzieren,
Mist lange ablagern lassen
(mehr als sechs Monate Lagerkapazität), keine Verunreinigungen des Mists zulassen und die rechtlichen Vorgaben einhalten.
Jürgen Lamp
Landwirtschaftskammer
Tel.: 0 43 81-90 09-58
[email protected]
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