Haferprospekt deutsch - SAATEN
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Haferprospekt deutsch - SAATEN
ANBAU · MARKT · FUTTER · ERNÄHRUNG · ZÜCHTUNG FACHWISSEN FÜR FACHLEUTE HAFER – TALENT AUF ALLEN EBENEN. WEITERE INFOS IM INTERNET: WWW.SAATEN-UNION.DE INHALT Beitrag Seite Vorwort: Hafer hat Zukunft 2–3 Der Markt wächst! 4–5 Hafer – der Allrounder in der modernen Ernährung 6–9 Gesundheitliche Aspekte des Haferverzehrs 10–12 Schnelle Rezepte mit Haferflocken (süß) 13 Hafer für Pferde – bei guter Qualität ein optimales Futter 14–17 Hafer in der Ganzpflanzennutzung 18–19 Das wichtigste Sommergetreide im Ökoanbau 20–25 Die Bedeutung des Hafers in der Fruchtfolge 26–30 Wussten Sie schon vom Flugwunder Flughafer? 31 Kostenbremse und Gewinnerfrucht 32–35 Haferanbau in Deutschland 36–43 Sommerhaferanbau in Nordwestdeutschland 44–47 10 Tipps für einen erfolgreichen Haferanbau in Höhenlagen 48–51 Haferproduktion in Schweden 52–54 Schnelle Rezepte mit Haferflocken (herzhaft) 55 Winterhaferproduktion in Irland 56–57 Haferproduktion in Polen 58–60 Ein Haferzüchter stellt sich vor 61 Haferzüchtung – wohin geht die Reise? 62–65 Professionelle Werbung für den „Alleskönner” 66–67 Autorenverzeichnis / Impressum 68 1 HAFER HAT ZUKUNFT Hafer ist einzigartig und unersetzbar! Kein anderes Getreide bietet so viele Vorteile für eine gesunde Ernährung und gesunde Fruchtfolgen. Gleichzeitig ist die Haferproduktion besonders umweltfreundlich: Aufgrund des leistungsfähigeren Wurzelwerks und der Resistenzen genügt ein Minimum an Düngung und Pflanzenschutz für hohe Erträge. Und: Haferanbau lohnt sich! Denn Qualitätshafer ist zunehmend gefragt und vielerorts eine hochrentable Marktfrucht. Dazu tragen Erlöse auf Weizenniveau bei, sehr geringe Produktionskosten und schließlich der enorme Vorfruchtwert. Enge Fruchtfolgen mit hohen Wintergetreideanteilen geraten in den letzten Jahren zunehmend unter Druck: Die Erträge schwanken immer stärker, die Kosten steigen, auch zunehmende Resistenzprobleme bei Pflanzenschutzmitteln erfordern integrierte Anbauverfahren mit „gesunden“ Fruchtfolgen. Die SAATEN-UNION GmbH bekennt sich zu vielfältigen, gesunden Fruchtfolgen – und handelt! Zuchtprogramme auch für speziellere und extensivere Fruchtarten tragen maßgeblich dazu bei, dass sich diversifizierte Fruchtfolgen zukünftig rechnen. Ein gutes Beispiel hierfür ist Hafer: Die SAATEN-UNION engagiert sich zusammen mit ihrem Gesellschafter Nordsaat Saatzucht Gesellschaft mbH intensiv und international um die Zukunft dieser unersetzbaren Kulturpflanze. Ob Futter- oder Industriehafer, Gelb-, 2 Weiß- oder Schwarzhafer, extrem standfeste Halbzwergformen oder geeignete Sorten für den Ökoanbau – für jede Anbausituation und jede Nutzung gibt es passende, leistungsfähige Sorten! Pflanzenbau-Berater aus unterschiedlichen Anbauräumen beschreiben angepasste Produktionsverfahren, Spezialbeiträge widmen sich der Fruchtfolgestellung des Hafers und der Ökonomie. Gleichzeitig werden die vielfältigen Verwertungsmöglichkeiten übersichtlich präsentiert. Ernährungswissenschaftler berichten über die gesundheitsfördernde Wirkung des Hafers, Fütterungsexperten über eine ausgewogene Pferdefütterung mit Hafer, Pflanzenbauer über die Möglichkeit der Ganzpflanzennutzung als Grundfutter für Wiederkäuer und auch für Biogasanlagen. Diese Broschüre trägt dazu bei, dass der Zuchtfortschritt in der landwirtschaftlichen Praxis ankommt. Mit freundlichem Gruß Marcus Iken, SAATEN-UNION GmbH 3 DER MARKT WÄCHST! Veränderte Verzehrgewohnheiten und ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein lassen den Haferverbrauch in der Nahrungsmittelindustrie ansteigen. Dieser Trend lässt sich national und international beobachten. Da Hafer durch seinen guten Vorfruchtwert in enger werdenden Fruchtfolgen zunehmendes Interesse findet, könnte diese Kultur in den nächsten Jahren vor einer kleinen „Anbau-Renaissance“ stehen. Dazu sind aber ertragreiche und qualitativ hochwertige Schälhafersorten notwendig. Hafersorten. Die für die Schäleignung der Hafersorten maßgeblichen Parameter Tausendkornmasse, Sortierung, Spelzenanteil und Anteil nicht entspelzter Körner werden abgebildet. Neu mit aufgenommen wurde auch das im Handel wichtige Kriterium Hektolitergewicht, das allerdings im Hinblick auf die Verarbeitungseignung weniger aussagekräftig ist. Tab. 1: Cerealienmarkt in Deutschland International steigt seit mehreren Jahren der Einsatz von Hafer für Nahrungszwecke. Die vier wichtigsten Anbauländer des Haferweltmarktes sind Kanada, die USA, Finnland und Schweden. In dieser Ländergruppe stieg die Verwendung von Schälhafer zwischen 2001 und 2007 um 22 %, während sowohl die als Futterhafer eingesetzte Menge als auch der Exporthafer massiv zurückgingen (vergl. Abb. 1). Abb. 1: Haferverwendung in den „Big Four“-Staaten Kanada, USA, Schweden und Finnland 12 Schälhafer 2 Futterhafer Exporte Gesamt 10 Mio. t 8 6 4 2 0 2000/2001 2002/2003 2004/2005 2006/2007 Quelle: BRANDAU 2006; ² = inkl. Saathafer 4 Auch in Deutschland stieg der Einsatz von Hafer für Nahrungszwecke in den vergangenen Jahren. Zwischen 1997 und 2007 vergrößerte sich diese Verwendungsrichtung bei uns um 88.000 t, das entspricht einem Anstieg um 47 %. Damit wird gegenwärtig 26 % des gesamten, im Inland zur Verfügung stehenden Hafers in der Nahrungsmittelindustrie verbraucht. Der positive Trend lässt sich auch an der Entwicklung des deutschen Cerealienmarktes ablesen (Tab. 1). So stieg der gesamte Markt allein zwischen 2007 und 2008 um 1,8 % an, was jedoch ausschließlich auf den verstärkten Verbrauch von Haferflocken und Müsli zurückzuführen ist. Qualität zählt Die Schälmüllerei hat einen steigenden Bedarf nach Informationen zur Verarbeitungseignung, was sich mittlerweile auch in der Beschreibenden Sortenliste widerspiegelt. Daher gibt es seit 2008 eine deutlich umfassendere Beschreibung der Qualität der in Deutschland zugelassenen 2008 zu 2007 Bilanz Vol. ges. 2008 Getreideprodukte + 3.927 t gesamt + 1,8 % 216.373 t Haferflocken Müsli Trad. Cerealien + 5,3 % + 6,5 % - 2,7 % + 1.945 t + 4.738 t - 2.756 t 38.514 t 78.111 t 99.532 t Quellen: GfK, Getreidenährmittelverband Abb. 2 stellt auf dieser Basis die durchschnittliche Qualitätseinstufung verbreiteter und neuer Hafersorten dar. Aufgrund der außerordentlichen Ausgewogenheit in den Merkmalen konnte sich die Weißhafersorte IVORY in den letzten Jahren zur führenden Qualitätshafersorte und zur zweitgrößten Hafersorte im Anbau in Europa entwickeln. Eine Gelbhafersorte mit „Führungspotenzial“ ist bereits in Sicht. Die Rubin-Mühle in Baden-Württemberg hat den Gelbhafer SCORPION im Jahre 2008 einer technologischen Bemusterung unterzogen und dabei folgende herausragende Ergebnisse erzielt: Ausbeute 71 %; ungeschälte Körner 0,3 %; Besatz 0,2 %; Hektolitergewicht 60,9 kg. Mit diesen außerordentlichen Zahlen in Verbindung mit einer gu- ten Standfestigkeit und hervorragenden Erträgen hat diese Sorte das Potenzial, sich in den kommenden Jahren zur Hauptsorte für die Schälmüllerei in Südwestdeutschland zu entwickeln. 45 Mio. Euro Absatzpotenzial Deutschland importierte schon im Jahre 2007 insgesamt mehr als 250.000 t Hafer, vorrangig für die Schälmüllerei. Dies entspricht einem Importwert von etwa 45 Mio Euro. Die Produktion von Qualitätshafer bietet also für die heimischen Landwirte lukrative Chancen. Dabei sollte auch der gute Vorfruchtwert von Hafer in die ökonomische Betrachtung einbezogen werden. In Deutschland stehen hochwertige Qualitätshafersorten zur Verfügung, mit denen man sehr wohl mit dem aus dem Ausland importierten Qualitätshafer konkurrieren kann. Dr. Steffen Beuch Abb. 2: Durchschnittliche Qualitätseinstufung ausgewählter Hafersorten IVORY SCORPION Flämingsprofi HUSKY Max CANYON Flämingsgold KWS Contender ARAGON Dominik 5 6 7 mittlere Ausprägungsstufe 8 Quelle: basierend auf Einstufungen des Bundessortenamtes 2009 5 HAFER – DER ALLROUNDER IN DER MODERNEN ERNÄHRUNG. Lebensmittel aus Hafer stehen heute bei vielen Verbrauchern auf dem Frühstückstisch – die Produktvielfalt macht aber auch die Verwendung zu anderen Mahlzeiten möglich. Wie wird aus dem Rohhafer ein schmackhaftes Nahrungsmittel? Die Kunden der deutschen Schälmühlen, der Lebensmitteleinzelhandel und Großhandel, die weiterverarbeitende Industrie und am Ende der Verbraucher, stellen hohe Ansprüche an Qualität und äußeres Erscheinungsbild der Lebensmittel aus Hafer. Damit das gesunde Aussehen und das natürliche Nährstoffgefüge des Haferkorns im Endprodukt garantiert werden können, legen auch die Schälmühlen besonderen Wert auf die einwandfreie Beschaffenheit des Rohhafers. In der Schälmühle wird der angelieferte Rohhafer zuerst gereinigt und gesiebt, um ihn von Fremdgetreide und Besatz, wie kleinen Steinen, Stroh oder Ähnlichem, zu befreien. Danach werden die Spelzen des Rohhafers entfernt. Der Rohhafer durchläuft eine Schälmaschine, in der der Hafer durch Zentrifugalkraft an die Außenwand geschleudert wird. An der Wand sitzt ein Prallring, durch den die Spelzen vom Korn gelöst werden. Anschließend werden die Haferkörner gedarrt, gedämpft und wieder getrocknet. Beim Darren werden die physikalischen 6 Eigenschaften der Körner so verändert, dass sie zu Flocken ausgewalzt werden können. Darüber hinaus werden die fettspaltenden Enzyme im Hafer deaktiviert, wodurch verhindert wird, dass Haferprodukte, die einen relativ hohen natürlichen Fettgehalt haben, schnell ranzig werden. So verlängert sich die Haltbarkeit. Während der Wärmebehandlung wird die Haferstärke teilweise aufgeschlossen und die Haferprodukte sind noch bekömmlicher und besser verdaulich. In der Darre bildet sich auch das typische nussartige Aroma heraus. Haferqualität für die Schälmühlen Da der natürliche Charakter des Korns in den Endprodukten erhalten und sichtbar bleibt, ist die Qualität des Rohhafers für die verarbeitenden Schälmühlen von großer Bedeutung. Rein äußerliche und leicht festzustellende Kriterien sind zum Beispiel der Geruch des Haferkorns, der frisch sowie getreide- und arttypisch sein muss, und die schöne helle arttypische Farbe des Kerns ohne dunkle Verfärbungen. Aufgrund der steigenden Kosten in Forschung und Technik, Logistik, sowie in Vertrieb und Marketing müssen die Schälmühlen die Wirtschaftlichkeit ihrer Produktion optimal gestalten. Daher spielen Schälbarkeit und Besatz eine wichtige Rolle: Das Korn sollte sich sehr gut schälen lassen, und der Anteil von Fremdgetreide sowie von anderem Besatz, wie Unkraut oder Saaten, sollte so gering wie möglich sein. Zu hoher Ausschuss aufgrund von nicht entspelzten Körnern und zusätzliche Sortierungsprozesse sind zeitund kostenaufwendig. Die Korngröße ist für beide Haferflockenarten wichtig. Kernige Haferflocken oder Großblattflocken werden aus den ganzen entspelzten Kernen ausgewalzt. Eine gleichmäßige ovale Form kann vor allem aus einem schönen großen Korn erzielt werden. Für zarte Haferflocken oder Kleinblattflocken werden die Haferkerne zunächst in kleine Stücke – die sogenannte Grütze – geschnitten. Anschließend werden dann die kleinen Stücke zu Flocken gewalzt. Das Zerkleinern zu Grütze ist mit einem großen Korn ebenfalls leichter. Neben den genannten Merkmalen sind auch Kernanteil, Feuchtigkeit und Hektolitergewicht weitere Bewertungsparameter. Das Hektolitergewicht ist in erster Linie eine gut und leicht zu messende, aber nicht immer ausschlaggebende Größe. Alle Kriterien fließen in die Beurteilung des Rohhafers für die Nahrungsmittelverarbeitung ein. Zarte und kernige Haferflocken werden „pur“ verkauft und können vom Verbraucher vielseitig eingesetzt werden: • für ein selbst gemachtes Müsli, • für Porridge, • in Brot und Backwaren, z. B. als Ersatz für rund ein Drittel des Mehls oder für Nüsse, • in Eintöpfen, Frikadellen u.v.m. Haferflocken werden an die weiterverarbeitende Industrie verkauft und finden sich im Supermarktregal z.B. wieder in: • verzehrfertig gemischten Müslis und Müsliriegeln, • in Cerealienprodukten, wie extrudierte Flakes oder gepuffte Erzeugnisse, • in Haferkeksen u. ä. Weitere Produkte aus Hafer sind: Haferspeisekleie: Sie besteht größtenteils aus den Randschichten und dem Keimling des Haferkorns und wird als Grieß oder als lösliche Flocken angeboten. Hafermehl: Hierfür werden Flocken oder Korn fein ausgemahlen. Hafermehl kann 7 in Brotteigen anderen Getreidemehlen beigemischt werden. Hafer als Nährstoffversorger und Alltagsbegleiter Extrudierte Cerealienprodukte: Hier wird aus dem Hafermehl und weiteren Zutaten ein wasserhaltiger Teig gekocht und anschließend unter Druck in eine Verdichtungsschnecke (vergleichbar mit einem Fleischwolf) gepresst. Beim Pressen kann der Teig durch Einsatz von Matrizen unterschiedlich geformt werden. Beim Austritt verdampft das Wasser, das Produkt verfestigt sich, es ist knusprig und haltbar. Mineralstoffe und Vitamine Mineralstoffe und Vitamine sind für zahlreiche lebenswichtige Funktionen im Körper unerlässlich. Viele kann der Mensch nicht selbst bilden, daher muss er sie mit der Nahrung aufnehmen. Haferflocken sind reich an den Mineralstoffen Magnesium und Phosphor, an den Spurenelementen Eisen, Zink und Kupfer sowie an den Vitaminen B1, K und Folsäure (Vitamin B9). Kohlenhydrate Kohlenhydrate sind unerlässliche Energielieferanten. Das Haferkorn enthält vor allem langkettige Kohlenhydrate, die langsam in den Zuckerbaustein Glucose aufgespalten und dadurch ebenso langsam ins Blut abgegeben werden. So fühlt sich der Körper länger satt und es tritt kein abrupter Leistungsabfall ein. Gepuffte Hafercerealien: Dabei werden ganze Haferkörner Dampf und Druck ausgesetzt. Durch plötzlichen Druckabfall verdampft das enthaltene Wasser und die Stärke wandelt sich um. Die Körner blähen sich auf und erstarren. 8 Ballaststoffe Da Haferflocken stets aus dem vollen Korn verarbeitet werden, enthalten sie wertvolle Ballaststoffe. Die löslichen Ballaststoffe, zum Beispiel die -Glucan, binden Flüssigkeit und schützen durch ihre Zähflüssigkeit die Schleimhaut des Verdauungstrakts. Über ihre große Oberfläche absorbieren sie z.B. die Gallensäuren und fördern deren Ausscheidung. Der Körper muss neue Gallensäuren mit Hilfe von Cholesterin bilden, wodurch der Cholesterinspiegel auf einem gesunden Level gehalten werden kann. Die unlösli- Gut versorgt in den Tag Das Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund (FKE) hat dem Haferfrühstück für Kinder das optimiX®-Siegel verliehen. „Die Kriterien für optimiX® sind erfüllt“, erläutert Dr. Mathilde Kersting, stellvertretende Leiterin des FKE, „das Haferfrühstück hat reichlich pflanzliche Lebensmittel als Basis (zarte Haferflocken, Cornflakes oder Haferfleks, Haselnüsse), es enthält reine Vollkornprodukte, dazu frisches Obst (Apfel, Banane) und fettarme Milchprodukte (Milch, Joghurt).“ chen Ballaststoffe quellen auf und regen Darmtätigkeit und Verdauung an. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat in einem im Oktober 2009 veröffentlichten wissenschaftlichen Gutachten die Wirkung des löslichen Ballaststoffs -Glucan im Hafer anerkannt. Die EFSA bestätigt, dass zwischen dem Verzehr von -Glucan und der Reduzierung der Cholesterin-Konzentration im Blut eine Ursache-Wirkung-Beziehung besteht. Eiweiß Eiweiß ist ein lebenswichtiger Grundstoff, den der Organismus u. a. für den Stoffwechsel, den Aufbau von Gewebe und Muskeln sowie für die Aufrechterhaltung der körperlichen Leistungsfähigkeit benötigt. In Verbindung mit Milch und Milchprodukten wird die biologische Wertigkeit des hafereigenen Eiweißes durch tierisches Eiweiß sinnvoll ergänzt. Hafer für das Wohlbefinden Eine ausgewogene Ernährung mit Lebensmitteln aus Hafer ist auch idealer Baustein für einen gut proportionierten Körper, glatte Haut, schönes glänzendes Haar und eine positive Ausstrahlung. Ein Haferfrühstück kann z.B. zum Gewichtsmanagement beitragen. Studien beweisen, dass Personen, die frühstücken, im Tagesverlauf weniger Hunger haben, weniger Nahrung zu sich nehmen und insgesamt schlanker sind. Für die glatte Haut und das gesunde Haar arbeiten die im Hafer enthaltenen B-Vitamine. So kann man sich mit und in seinem Körper wohl fühlen! Getreidenährmittelverband e.V. 9 GESUNDHEITLICHE ASPEKTE DES HAFERVERZEHRS. Aktivität von Makrophagen, die durch körperlichen Stress ausgelöst wurde, entgegen (Murphy et al. 2008). Zur Erforschung der immunmodulierenden Wirkungen sind weitere Untersuchungen notwendig. Das Haferkorn besitzt ein sehr gutes Nährstoffprofil: Der Proteingehalt liegt meist zwischen 12–16 %, der Lipidgehalt beträgt in der Regel 5–9 % der Korntrockenmasse. Die Haferlipide enthalten überwiegend die ungesättigten Öl- und Linolsäure. Das Haferkorn weist den höchsten Vitamin B1-Gehalt und hohe Gehalte an Calcium, Phosphor, Magnesium, Eisen und Zink im Vergleich zu anderen Getreidearten auf (Hampshire 1998). Cholesterinsenkende Wirkung von Hafer Viele positive ernährungsphysiologische Wirkungen des Hafers sind auf den löslichen Ballaststoff -Glucan zurückzuführen. Diese Ballaststofffraktion kommt im Haferkorn meist mit einem Gehalt zwischen 4–5 % in der Korntrockenmasse vor. Das -Glucan bewirkt eine Senkung des Cholesterinspiegels im Blut. Erhöhte Cholesteringehalte sind Risikofaktoren für Arteriosklerose und koronare Herzerkrankungen. Insbesondere das „ungünstige“ LDL-Cholesterin wird gesenkt, während das „gute“ HDL-Cholesterin kaum beeinflusst wird. Es werden mehrere Mechanismen zur Wirkung des -Glucans diskutiert: • Der lösliche Ballaststoff behindert die Aufnahme von Cholesterin und Gallensäuren durch das Darmepithel. • -Glucan reduziert die Rückresorption von Gallensäuren aus dem Ileum (unte10 * gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel rer Dünndarmabschnitt), wodurch die Leber vermehrt Cholesterin aus dem Blut für die Gallensäurebildung verwendet. • In den Dickdarmabschnitten wird Glucan von Darmbakterien zu kurzkettigen Fettsäuren umgewandelt, welche resorbiert werden. Sie bewirken eine Hemmung der Cholesterinsynthese in der Leber (Hampshire 1998, Theuwissen und Mensink 2008). Die cholesterinsenkende Wirkung von Glucan wurde durch viele Studien belegt, sodass die Food Drug Administrationen (FDA) einen Health Claim* für Haferprodukte zugelassen hat: „Soluble fiber from foods such as whole oats, as part of a diet low in saturated fat and cholesterol, may reduce the risk of heart disease.“ Haferprodukte in den Vereinigten Staaten dürfen diesen Claim führen, wenn die Verzehrsportion des Haferproduktes mindestens 0,75 g -Glucan enthält. Mindestens 3 g -Glucan pro Tag müssen mit einem Produkt aufgenommen werden, um die günstige Wirkung hervorzurufen. Das Produkt muss weiterhin einen niedrigen Gehalt an gesättigten Fettsäuren und Cholesterin enthalten (FDA 1997a, b). Weitere physiologische Effekte durch Hafer -Glucan verzögert die Magenentleerung und vermindert den Blutglucose- und Insulinanstieg nach einer kohlenhydrathaltigen Kost (Juvonen et al. 2009). Erste Untersuchungen zeigen, dass für diesen Effekt mindestens 4 g -Glucan pro Tag notwendig sind (Granfeldt et al. 2008). Diese Wirkung ist insbesondere für Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 günstig. -Glucan beeinflusst außerdem das Immunsystem positiv. Im Tierversuch konnte gezeigt werden, dass -Glucan aus Hafer Makrophagen (Fresszellen) aktiviert und damit die Immunabwehr steigert. -Glucan wirkt einer Abnahme der antiviralen Eine weitere Wirkstoffgruppe in Hafer sind die Avenanthramide, die nur in Hafer vorkommen. Untersuchungen zeigen, dass einige Avenanthramide zur Vorbeugung der Arteriosklerose beitragen können. Die Proliferation (Wachstum und Vermehrung) der glatten Muskelzellen in den Gefäßen und eine beeinträchtigte Stickstoffmonoxid-(NO)-Synthese sind kritische Prozesse in der Entwicklung einer Arteriosklerose. Erste Untersuchungen zeigen, dass einige Avenanthramide die Proliferation der glatten Muskelzellen in den Gefäßen verminderen und die NO-Bildung in den glatten Gefäßmuskelzellen und Endothelzellen der Aorta erhöhen (Nie et al. 2006). Hafererzeugnisse sind oft Vollkornprodukte. Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass regelmäßiger Konsum von Vollkornprodukten das Risiko von koronaren Herzerkrankungen und einigen Krebserkrankungen vermindern kann. In den Vereinigten Staaten ist für Vollkornprodukte ein Health Claim* zugelassen: Diets rich in whole grain foods and other plant foods and low in total fat, saturated fat and cholesterol, may help reduce the risk of heart disease and certain cancers. Das Haferprodukt muss mindestens 51 % Vollkornzutaten aufweisen. Weiterhin dürfen 11 nur geringe Gehalte an Fett, gesättigten Fettsäuren und Cholesterin im Produkt vorhanden sein (FDA 1999). Der hohe Gehalt an Ballaststoffen in Hafer hat eine günstige Wirkung auf die Darmmobilität und reduziert das Risiko einer Obstipation (Verstopfung). Hierzu muss das Lebensmittel mindestens 5 g Ballaststoffe pro Tag liefern (SNF 2004). Für Hafervollkornprodukte mit einem Ballaststoffgehalt von 7–9 % ist dies mit einer üblichen Kostzusammenstellung möglich. Die besonderen Eigenschaften von Hafer zeigen sich darin, dass die daraus hergestellten Hafervollkornerzeugnisse mit ihrem nussartigen Aroma nicht nur wohlschmeckend sind, sondern auch eine sehr gute Nährstoffzusammensetzung aufweisen, die zur gesunden Ernährung beiträgt. Prof. Dr. Jörg Hampshire Literatur FDA: Federal Register 62 FR 3583, January 23, 1997 - Food Labeling: Health Claims; Oats and Coronary Heart Disease Final, www.fda.gov/Food/LabelingNutrition/LabelClaims/HealthClaimsMeetingSignificantScientificAgreementSSA/ucm074719.htm,1997a. Juvonen KR., Purhonen AK., Salmenkallio-Marttila M., Lähteenmäki L., Laaksonen DE., Herzig KH., Uusitupa MI., Poutanen KS., Karhunen LJ.: Viscosity of oat bran-enriched beverages influences gastrointestinal hormonal responses in healthy humans. J Nutr. 2009, 139, 461-466. FDA: Federal Register 62 FR 15343, March 31, 1997 - Food Labeling: Health Claims; Soluble Fiber From Whole Oats and Risk of Coronary Heart Disease; Final Rule, http://www.fda.gov/Food/LabelingNutrition/LabelClaims/HealthClaimsMeeting SignificantScientificAgreementSSA/ucm074514.ht m,1997b. Murphy EA., Davis JM., Brown AS., Carmichael MD., Carson JA., Van Rooijen N., Ghaffar A., Mayer EP.: Benefits of oat -glucan on respiratory infection following exercise stress: role of lung macrophages. Am J Physiol Regul Integr Comp Physiol. 2008, 294, 1593-1599. FDA: Health Claim Notification for Whole Grain Foods, http://www.fda.gov/Food/LabelingNutrition/LabelClaims/FDAModernizationActFDAMAClaims/ucm073639.htm, 1999 Nie L., Wise ML., Peterson DM., Meydani M.: Avenanthramide, a polyphenol from oats, inhibits vascular smooth muscle cell proliferation and enhances nitric oxide production. Atherosclerosis. 2006, 186, 260-266. Granfeldt Y., Nyberg L., Björck I.: Muesli with 4 g oat -glucans lowers glucose and insulin responses after a bread meal in healthy subjects. Eur J Clin Nutr. 2008, 62, 600-607. SNF - Swedish Nutrition Foundation: Health claims, In the labelling and Marketing of Food Products, Ideon Research Park, Lund, Sweden, 2004; www.snf.ideon.se Hampshire J.: Zusammensetzung und ernährungsphysiologische Qualität von Hafer. Ernährung/Nutrition 1998, 22, 505-508. Theuwissen, E. R. P. Mensink.: Water-soluble dietary fibers and cardiovascular disease. Physiology and Behavior 2008, 94, 285-292. 12 Schnelle Rezepte mit Haferflocken In diesem Broschüre ist viel darüber zu lesen, wie gesund Hafer auch für die menschliche Ernährung ist. An dieser Stelle möchten wir Ihnen ein paar erprobte Backrezepte vorschlagen, die nicht nur Leckeres und Nahrhaftes produzieren sondern zudem auch noch sehr schnell gehen. Variantenreiche klassische Haferkekse Zutaten: 500 g kernige Haferflocken, 250 g Butter, 150 g Zucker + 1 Esslöffel Honig oder 200 g Zucker, 1 Päckchen Vanillinzucker, 3 mittelgroße Eier, 1 TL Backpulver, so viel Mehl, dass sich mit dem Löffel kleine Kugeln formen lassen (ca. 80–100 g) Zubereitung: Butter erhitzen und Haferflocken zugeben, das Ganze gut umrühren. Zucker, Honig, Vanillinzucker mit den Eiern schaumig schlagen und unter die erkaltete Haferflockenmasse rühren. Mit 2 Teelöffeln kleine Teighäufchen auf das Backblech setzen. Viel Abstand zwischen den Häufchen lassen, denn das Ganze geht noch etwas in die Breite. Backen: 180–190 °C, ca. 10 Minuten (bei kleineren Keksen), 15 Minuten (bei größeren Keksen und der Mürbeteigvariante). Kekse sollten hellgelb aus dem Ofen kommen, sonst werden sie zu hart. Sofort vom Blech nehmen. Varianten: • Mit mehr Mehl werden die Kekse mürbeteigähnlicher und etwas fester, lassen sich besser formen. • Mit 350 g Haferflocken, 100 g Rosinen und 50 g Nüssen bekommt das Ganze Müsli-Charakter. Mandelhaferkekse Zutaten: 125 g Butter, 150 g Zucker, 1 Prise Salz, 1 Päckchen Vanillinzucker, 2 Eier, 100 g gehackte Mandeln, 100 g blütenzarte Haferflocken, 1 TL Backpulver, ca. 100 g Mehl (je nach Größe der Eier) Zubereitung: Zucker, zimmerwarme Butter, Vanillinzucker und Salz schaumig rühren. Nach und nach die anderen Zutaten dazugeben, bis der Teig sich vom Schüsselrand löst und man ihn mit feuchten Händen formen kann. Kleine Teigkugeln drehen und mit Abstand auf das gefettete Blech setzen (alternativ Backpapier verwenden). Backen: 190 °C, ca. 15 Minuten Oh je – den optimalen Zeitpunkt verpasst und die Kekse sind zu hart? Oma wusste sich dann immer mit Apfelscheiben zu helfen, die sie zusammen mit den noch warmen (!) Keksen in eine Weißblechdose legte. Apfelscheiben gut verteilen und nach ca. 2–3 Stunden wieder aus der Dose nehmen. Kekse dann in eine andere Dose umfüllen, damit eventuell vorhandene Feuchtigkeit am Dosenrand nicht zu vorzeitigem Verderb führt. 13 HAFER FÜR PFERDE – BEI GUTER QUALITÄT EIN OPTIMALES FUTTER. Der Hafer, über Jahrhunderte die wichtigste Nahrungsquelle des Menschen, ist und bleibt ein wichtiges Pferdefutter. Um seine Vorteile optimal zu nutzen und Nachteile auszugleichen, ist ein sorgfältiger Umgang mit diesem Rohstoff notwendig. Glänzendes Fell Die Haferkörner haben eine ideale Größe und Kaufestigkeit für Pferde. Das Quetschen des Hafers ist daher nur bei bereits erheblichen Zahnschäden von Vorteil. Für gesunde Pferde ist ein intensiver Kauvorgang durchaus positiv. Mit seinem hohen Spelzenanteil liefert Hafer den Pferden zugleich auch einen wichtigen zusätzlichen Rohfasergehalt. Hafer ist reich an ungesättigten Fettsäuren und Schleimstoffen, was sich besonders positiv auf den Stoffwechsel der Tiere auswirken kann: Das Fell glänzt, die Darmschleimhaut ist geschützt und die Fruchtbarkeit verbessert. Auch Eiweißmenge und Qualität reichen meist für alle Altersgruppen aus. Bei Absatzfohlen und bei säugenden Stuten empfiehlt sich aber die vorübergehende Zugabe eines Ergänzungsfuttermittels mit einem hohen Eiweißanteil. Für Leistungspferde kann Hafer auch dem Mischfutter zugesetzt werden. Stets mit Mineralfutter ergänzen Trotz aller Vorteile – beim Mineralstoffge- halt des Hafers besteht noch Optimierungsbedarf. Denn Hafer ist vor allem sehr kalziumarm. Nur ein Gramm Kalzium findet sich im Mittel in einem Kilogramm Hafer. Mit ca. 3,2 g Phosphor pro kg Hafer besteht dann ein Phosphor-Verhältnis von unter 1:1. Für einen optimalen Mineralstoffhaushalt der Pferde sollte das Kalzium-Phosphor-Verhältnis jedoch bei 1,8 bis 2 zu 1 liegen. des Hafers nicht sinnvoll. Außerdem wird durch das Quetschen das Vitamin E schneller verbraucht und das Getreide wird schneller ranzig. Falls überhaupt, empfiehlt es sich daher, immer nur wenige Tagesportionen vorzubereiten und diese zügig zu verbrauchen. Pferde nicht überfüttern Insgesamt ist die Verdaulichkeit des Hafers sehr gut. Dieses Getreide ist aber auch sehr stärkereich und ein Zuviel an Stärke führt zu einer gestörten Verdauung im Dünndarm. Kleinpferde sind hier besonders anfällig für Durchfall und Krampfkoliken. Doch es gibt eine praxisbewährte Faustzahl: Maximal ein Pfund Hafer pro 100 kg Lebendgewicht bei zweimaliger Vorlage pro Tag. Wer die Möglichkeit hat, sollte die Pferde unbedingt wiegen lassen, denn das Lebendgewicht wird meist falsch Hafer enthält zudem nur wenig der fettlöslichen Vitaminen A und D und ist natriumarm. Obwohl der Gehalt an Lysin und Methionin im Vergleich zu allen anderen Getreidearten sehr hoch ist, sind die Mengen zumindest für Absatzfohlen meist noch zu gering. In der praktischen Pferdefütterung muss daher ein Mineralfutter bzw. im Winter ein vitaminisiertes Mineralfutter zugegeben werden. Eine zu einseitige Hafer/Heufütterung könnte ansonsten langfristig doch zu Stoffwechselschäden führen. Wie bereits erwähnt, ist ein Quetschen Gequetschter Hafer kann nur kurze Zeit gelagert werden. 14 eingeschätzt. Bei sehr hohem Energiebedarf, zum Beispiel bei Hochleistungspferden im Turniereinsatz, muss dann mit einem Ergänzungsfutter zugefüttert werden. Auch im Mischfutter kann bis zu 75 % Hafer eingesetzt werden. Grundsätzlich müssen die Pferde bei jedem Kraftfuttereinsatz regelmäßig bewegt bzw. belastet werden. Ist dies nicht möglich, so ist die Kraftfuttermenge auch zur Vermeidung von Kreuzverschlag an den sogenannten Stehtagen deutlich zu reduzieren. Bei wiederholtem Kreuzverschlag* sollte allerdings jede Getreidefütterung bei den betroffenen Tieren eingestellt werden. „Sticht“ Hafer? Das Sprichwort „den sticht der Hafer“ ist wohl auf die gute Verdaulichkeit und auf den Energieschub des Getreides zurückzuführen. Dass es auch Pferde gibt, die selbst bei korrekter Dosierung und ausreichender Belastung übernervös auf Hafergaben reagieren, wird in der Praxis häufig diskutiert. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass zuckerreiches Futter (Kraftfutter, Getreide, Zucker) endogene Botenstoffe beim Pferd freisetzen kann, welche bei hohen Gaben übernervöses Verhalten bei hierfür besonders empfindsamen und weniger stressresistenten Pferden auslösen können. Weniger empfindliche Tiere reagieren dagegen auf Hafer nicht negativ. Nach der Ernte sorgfältig lagern Nicht in jedem Jahr lässt sich Hafer von guter Futterqualität anbauen. Bei schlech15 * RER und PSSM Gendefekt, häufiger bei Vollblut- und Westernpferden ter Qualität kann die Haferfütterung tatsächlich problematisch werden – das gilt jedoch prinzipiell für alle Futterkomponenten. Vor allem ein falscher Umgang mit dem Futterhafer kann zu einer hohen Keim- und auch Staubbelastung führen. Grundsätzlich sollte nur sauberes gut riechendes Getreide verfüttert werden. Eine hohe Keimbelastung weist auf schlechte Lagerbedingungen hin. Hafer muss nach der Ernte auf 14 % Restfeuchtigkeit sorgfältig getrocknet werden, wird er über längere Strecken transportiert, sind 12 % nötig. Anschließend ist eine saubere und trockene Lagerung erforderlich. Das Getreide darf auch nicht in der feuchten Stallluft gelagert werden. Um die Keimbelastung nach der Ernte zu reduzieren, die sogenannte Schwitzphase des Getreides zu überbrücken und die Verdaulichkeit zu verbessern, wird vor dem Verfüttern allgemein eine Mindest16 lagerzeit von sechs bis acht Wochen empfohlen. Die Keimbelastung beachten Auf dem Futtermarkt wird Weiß-, Gelboder Schwarzhafer angeboten. Schwarzhafer hat einen wenig erhöhten Eiweißanteil. Doch insgesamt unterscheiden sich die verschiedenen Farbsorten für das Pferd nicht im Futterwert. Bei allen Sorten ist der Körnerquerschnitt hellgelb bis weiß. Grauer oder dunkler Querschnitt und dunkle Beläge deuten auf Schimmelpilze hin, solcher Hafer ist leicht zu erkennen und darf nicht verfüttert werden. Grundsätzlich dürfen keine dumpfig-muffigen, verunreinigten, mit Milben belastete oder gar feuchte Partien eingesetzt werden. Auch das gilt generell für alle Getreidearten. Auf Milbenkot reagieren viele Pferde mit asthmaähnlichen Anfällen. Hafer mit Erde, Staub und Unkrautsamen sollte vor dem Füttern gereinigt werden. Der Restfeinstaub wird bei staubempfindlichen Tieren am besten in der Krippe mit wenig Wasser oder mit Melasse gebunden. Die Landwirtschaftlichen Untersuchungsanstalten bieten heute eine praxisgerechte Prüfung des Gesamtkeimgehaltes von Futterhafer an. Es lohnt sich auch, den Futterhändler nach einem solchen Untersuchungsergebnis zu fragen. Die Keimbelastung des Hafers hängt auch von dem Hektolitergewicht ab. Sehr leichte Körner (< 46 kg/hl) haben meist mehr Eiweiß, eine erhöhte Keimbelastung und eine reduzierte Verdaulichkeit und sollten selbst in der Kleinpferdefütterung nicht mehr eingesetzt werden. Genauer Futterwert nur mit Laboranalysen Für Pferde wird allgemein Hafer mit einem Hektolitergewicht über 54 kg/hl empfohlen. Doch neuere Studien zeigen eindeutig, dass zwischen dem Hektolitergewicht und dem tatsächlichen Energiegehalt des Getreides nahezu keine Verbindung besteht. Mit steigendem Hektolitergewicht kann zwar allgemein ein leichter Abfall von Rohfasergehalt und von Rohproteingehalt und ein geringfügiger Anstieg des Rohfettgehaltes beobachtet werden. Doch zwischen der Höhe des Hektolitergewichts und der Höhe des Energiegehaltes bestehen beim Hafer nahezu keine Korrelation. Um den wahren Futterwert von Hafer genau festzustellen, wären aufwändige Laboranalysen erforderlich, die sich für Abnehmer kleinerer Mengen nicht lohnen. Fazit Bei geprüfter Qualität und mit Ergänzung eines vitaminisierten Mineralfutters ist der Hafer ein optimales Pferdefutter. Die Futtermenge kann hier dem jeweiligen Bedarf der Pferde gut angepasst werden. Der Bedarf sollte aber nach dem Alter, nach der Leistung und nach den Besonderheiten jedes Einzeltieres ausgerichtet sein. Pro Tag wird, bei dann mehrmaligen Gaben, insgesamt höchstens ein Kilo Hafer pro 100 kg Lebendgewicht empfohlen. Dr. agr. habil. Ines von Butler-Wemken Vielseitigkeitsreiter und Landwirt Kai Rüder, Fehmarn, setzt Hafer bei der Fütterung seiner Hochleistungspferde ein. „Meine Kraftfutterration, von der meine Tiere in der Turnierphase 5–7 Kilo bekommen, enthält 40 % Hafer. Zusammen mit Gerste, Pellets und Maisflocken bringt das Kraftfutter dann alles mit, was ein Hochleistungspferd braucht. In der Ruhephase füttere ich allerdings deutlich weniger Kraftfutter. Ich schätze Hafer in der Fütterung, weil er gut verdaulich ist, einen im Verhältnis zur Gerste höheren Fettgehalt und mehr Vitamin B aufweist.“ 17 HAFER IN DER GANZPFLANZENNUTZUNG. Anbausituationen nicht sehr lukrativ ist. Schnellwüchsige Gräser wie Einjähriges oder Welsches Weidelgras sind hier häufig die bessere Alternative. Hafer kann sehr flexibel als energiereiche Ganzpflanze genutzt werden: in Reinsaat oder in Gemengen, in der Frischverfütterung oder konserviert als Ganzpflanzensilage (GPS), als Hauptfrucht oder Zweitfrucht. Die Vorteile liegen auf der Hand Hafer bringt im Vergleich zu Mais und anderen Getreidearten eine Reihe nicht zu unterschätzender Vorteile: • Als kühletolerante C3-Pflanze wächst Hafer auch dann, wenn die wärmebedürftigen C4-Pflanzen Mais oder Hirse nicht in Gang kommen wollen (z.B. Frühjahr 2005 und 2006). • Der zeitlich versetzte Entwicklungsrhythmus im Vergleich zu Mais erweitert das Zeitfenster für die Gärrestausbringung. Das spart Baukosten, Personalkosten und Maschinenkosten. • Hafer reift im Vergleich zu anderen Getreidearten vergleichsweise später im Stroh ab, die Erntetermin-Flexibilität ist deshalb größer als bei anderen Getreidearten. • Nicht zu unterschätzen ist alternative Körnernutzung in Lagen, die keine Körnermaisernte zulassen: Entwickelt sich ein lukrativer Markt für Feuchtbiomasse, kann dieser entsprechend bedient werden. Werden nach einem wüchsigen Frühjahr hohe Silomaiserträge prognostiziert, ist der Drusch die lohnendere Alternative! 18 Ganzpflanzennutzung als Hauptfrucht Die Ganzpflanzennutzung als Hauptfrucht ist auf kühlen Standorten – z.B. Höhenlagen – zu erwägen. Dort ist nach einer späten Ernte der Vorfrucht oft keine Herbstgetreidebestellung mehr möglich. Zudem fehlt das Wärmeangebot für Maisoder Sorghumanbau. Für diesen Nutzungszweck sind Hafersorten mit höchsten Kornerträgen und gleichzeitig kräftiger vegetativer Entwicklung vorteilhaft, die im Hinblick auf eine große Ernteflexibilität nicht zu schnell im Stroh abreifen. Ideal wäre hier beispielsweise die Sorte CANYON, die GTM-Erträge zwischen 10 und 15 t/ha erwarten lässt. Wichtig ist neben der rechtzeitigen, nicht zu dünnen Aussaat eine ausreichende N-Versorgung zu Vegetationsbeginn und zum Schossen in der Größenordnung von insgesamt ca. 140–160 kg N/ha inklusive Nmin. Ein Fungizideinsatz lohnt bei sehr hohem Krankheitsdruck als frühe Maßnahme zum Schossen. Herbizide können Hafer ist auf kühleren Standorten und kurzer Vegetationszeit anbausicherer als Mais, Hirse oder Sonnenblumen. Bei ausreichendem Wasserangebot bietet sich hier vor allem die Hafersorte CANYON an, dieser Genotyp verbindet höchste Korn- und Restpflanzenerträge mit Frohwüchsigkeit und vergleichsweise hoher Ernteflexibilität. häufig eingespart werden, Wachstumsregler-Anwendungen mit CCC sind rechtzeitig mit Schossbeginn abzuschließen. ... oder als Zweitkultur In wüchsigen Regionen ab 700 mm Niederschlag kann nach der Ernte von Wintergetreide-GPS mit einer zweiten Ernte das Standortpotenzial voll genutzt werden. Hierzu muss der Zweitfruchthafer bis spätestens Ende Juni mit sehr hohen Saatstärken zwischen 400 und 600 Kö./m2 zum Ausgleich der geringen Bestockung im Langtag ausgedrillt werden. Neben einer kräftigen Andüngung mit 80–100 kg N/ha ist eine kombinierte Fungizid- und Insektizidbehandlung gegen Roste sowie Läuse als Virenüberträger unverzichtbar. Mehrjährige Versuche der SAATEN-UNION haben gezeigt, dass der Zweitfruchtanbau von Sommergetreide in den meisten So bestimmen Sie den optimalen Erntetermin bei Hafer-GPS Ab der Blüte werden die Assimilate nicht mehr als Faserstoff verbaut, sondern als Reservestoffe ins Korn eingelagert. Der Energiegehalt und der Energieertrag steigen deshalb bis zur Teigreife steil an. Danach erschwert die zunehmende Lignifizierung die Silierung und senkt den Futterwert bzw. die Methanausbeuten. Entscheidend für eine hohe Methanausbeute und ebenso für einen hohen Futterwert ist also der rechtzeitige Erntetermin vor einsetzender Lignifizierung. Der optimale Schnitttermin liegt deshalb in trockenen Jahren mit schneller Strohabreife gegen Ende der Milchreife. In wüchsigeren Jahren mit längerlebigerem Assimilationsapparat liegt der optimale Kompromiss zwischen Ertrag und Qualität in der beginnenden Teigreife. Die Kornfärbung wechselt zu diesem Zeitpunkt in die arttypische Färbung. Der Korninhalt ist noch weich, kann jedoch als Ganzes aus der Samenschale gequetscht werden. Wenn das Stroh zu diesem Zeitpunkt anfängt aufzuhellen, liegen die TS-Werte der Gesamtpflanze bei etwa 34–38 %. Je höher der TS-Gehalt, umso kürzer muss gehäckselt werden – die Stahlkuh ist kein Wiederkäuer! Sven Böse 19 DAS WICHTIGSTE SOMMERGETREIDE IM ÖKOANBAU. Besonderheiten im Anbau unter ökologischen Bedingungen Nur gesundes Saatgut verwenden Da ungebeiztes und in der Regel ökologisch vermehrtes Saatgut gedrillt wird, ist dem Auftreten von samenbürtigen Krankheiten wie Flugbrand (Ustilago avenae), Septoria-Blattfleckenkrankheit (Septoria avenae) und Streifenkrankheit (Drechslera avenae) ein besonderes Augenmerk zu schenken. Daher sollte möglichst zertifiziertes Saatgut verwendet werden. Bei Eigenerzeugung muss der Pflanzenbestand genauestens begutachtet und das Saatgut gegebenenfalls im Labor untersucht werden. Etwa 13 % der gesamten Haferfläche wurden im Mittel der letzten Jahre ökologisch angebaut (ca. 20.000 ha). Ökobetriebe bauen Hafer bevorzugt für die menschliche Ernährung an. Darüber hinaus ist er eine wichtige Komponente in Futtermischungen und Silagen aus Ganzpflanzen. Standorteignung und Einordnung in die Fruchtfolge Große ökologische Streubreite Die hohe Anpassungsfähigkeit an verschiedene Bedingungen und die Anspruchslosigkeit gegenüber dem Standort führen zu einer großen ökologischen Streubreite. So wird Hafer sowohl für mittlere Lehmböden als auch für Sandböden zu einer attraktiven Körnerfrucht. Seine häufig beschriebenen höheren Wasseransprüche werden durch den erfolgreichen Anbau auf den unterschiedlichsten Böden relativiert. Denn das üppige Wurzelsystem mit einem hohen Anteil feiner Haarwurzeln ermöglicht einen sehr effizienten Nährstoffund Wasseraufschluss. Diese Fähigkeit ist besonders im ökologischen Landbau von großer Bedeutung, da leicht lösliche mineralische Düngemittel nicht eingesetzt werden. Auch Hafer dankt gute Bedingungen mit höheren Erträgen. Auf guten Standorten konkurriert er dann jedoch mit an20 spruchsvollen Getreidearten wie Weizen oder Gerste. Auf den sandigen Böden, die bevorzugt dem Roggenanbau dienen, stellt er eine willkommene Abwechslung dar und ist hier durchaus eine wirtschaftliche Alternative. Böden mit Ackerzahlen unter 30 und schlechter Wasserversorgung während der Vegetation sind allerdings nur bedingt für den Haferanbau geeignet. Bedeutung im Betrieb ist entscheidend Hafer gilt im Ökolandbau als Gesundungsfrucht und entlastet getreidebetonte Folgen aus phytosanitärer Sicht (Halmbruch, Schwarzbeinigkeit). Die Einordnung des Hafers in die Fruchtfolge der ökologisch wirtschaftenden Betriebe ist abhängig von seiner wirtschaftlichen Vorzüglichkeit. Diese wird unter anderem von den Standortbedingungen und der damit verbundenen Ertragsfähigkeit bestimmt. Auf Sandböden gehört der Hafer in der Regel zu den begünstigten Getreidearten und kann hier auch nach Leguminosen und deren Gemengen stehen. Auf den besser mit Nährstoffen versorg- ten Böden ist er eher als abtragende Frucht einzuordnen und steht eher am Ende eines Fruchtfolgegliedes und nicht direkt nach Leguminosen. Ein zu üppiges Nährstoffangebot birgt die Gefahr von Lager und starker Verzögerung der Strohabreife. Optimaler Saattermin ist wichtig Ungünstige Witterungsbedingungen bis zur Keimung und eine Verlängerung der Aufgangszeit erhöhen das Infektionsrisiko. Nährstoffmangelerscheinungen in der Jugendentwicklung treten immer dann auf, wenn niedrige Temperaturen oder Trockenheit eine rechtzeitige Bereitstellung von Nährstoffen aus dem Boden behindern. Ein optimaler Aussaattermin ist daher entscheidend. Die Speisehaferproduktion erfordert zur optimalen Kornausbildung günstige Bedingungen, die durch entsprechende Platzierung in der Fruchtfolge gewährleistet werden müssen. Der im Ökolandbau verbreitet angebaute Hafer in Mischkultur mit Körnerleguminosen wird in der Fruchtfolge wie die Reinsaat von Erbsen oder Lupinen positioniert. Unkrautregulierung vom Pflügen bis zur Ernte Die Anzahl der Betriebe, die im ökologischen Landbau pfluglos bewirtschaftet, ist gering. Unzureichende Bodenlockerung der zu Dichtlagerung neigenden Böden und ein stärkerer Unkrautdruck sind Hauptargumente für den Pflug. Insbesonders kurze Getreidearten wie Hafer 21 22 39 37 35 33 31 29 200 250 300 350 400 Aussaatstärke Kö./m2 450 500 Quelle: Gruber, Thamm & Michel 2003 Abb. 2: Einfluss der Saatstärke auf Ertragsstrukturparameter von Hafer (Standort Gülzow) 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Rispe/m2 Triebe/Pflanze 200 250 300 350 400 450 Aussaatstärke Kö./m2 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 Hafer-Öllein-Mischanbau Rispe/m2 Nach der Aussaat ist die mechanische Pflege im ökologischen Getreideanbau die wichtigste vegetationsbegleitende Maßnahme. Das Blindstriegeln 5–7 Tage nach dem Drillen ist dabei besonders wirkungsvoll. Unkrautsamen sind dann bereits gekeimt und können so effektiv reguliert werden, noch bevor der Hafer spitzt. Ein zweiter Striegelgang schließt sich an, wenn die Pflanze ausreichend im Boden verankert ist und die Gefahr des Verschüttens von Haferpflanzen nicht mehr besteht (Dreiblattstadium). Das effektive Verschütten der noch kleinen Unkrautpflänzchen erfordert krümeligen Boden und eine entsprechende Fahrge- Sortenwahl. Die Qualitätsanforderungen entsprechen denen für konventionelle Ware. Für eine Verwertung als Schälhafer eignen sich Sorten mit geringem Spelzanteil. Nicht alle Sorten liefern vom Feld ein entsprechendes Hektolitergewicht von 54 kg, so dass eine Vorreinigung meistens erforderlich wird, um den besseren Preis nicht zu verschenken. Abb. 1: Einfluss der Saatstärke auf den Ertrag von Hafer (Standort Gülzow) Ertrag dt/ha Auch im ökologischen Landbau bedeutet späte Aussaat Vegetationsverkürzung und Ertragseinbußen. Aber eine Entzerrung aller Arbeitsgänge bis zur Aussaat kann der Unkrautregulierung dienen. Jeder Arbeitsgang trägt zur Keimung von Unkräutern bei, die mit dem nächsten Arbeitsgang effektiv reduziert werden können. Saatbettbereitung und Aussaat sollten daher 7–10 Tage nach der Saatfurche erfolgen. Winterfurchen werden etwa 10 Tage vor der Aussaat mit geeigneten Geräten „abgeschleppt“. Eine frühe Aussaat des Hafers darf nicht zu Lasten einer optimalen Saatbettvorbereitung gehen. Andererseits darf die Angst vor Unkräutern nicht zu einer späten Aussaat im Mai führen. schwindigkeit. Der Hafer ist gegenüber dieser Maßnahme relativ unempfindlich. Triebe/Pflanze und Sommergerste können bei pfluglosem Anbau von stärkerem Unkrautdruck betroffen sein. Quelle: Gruber, Thamm & Michel 2003 Geringe Saatstärken führen zu Ertragseinbußen Die Aussaatstärke sollte nicht zu knapp bemessen sein und liegt etwas über den für konventionelle Bedingungen angegebenen Körnern (ca. 350 kf. Kö./m2). Dadurch werden die etwas geringere Aufgangsrate und der Pflanzenverlust durch das Striegeln ausgeglichen. Je nach Standortbedingungen ist bei Hafer bis zu einer Saatstärke von 400 Kö./m2 ein Ertragsanstieg von 0,5 dt/ha je 50 Kö./m2 möglich (Abb. 1). Da die Bestockung bei steigenden Saatstärken abnimmt, die Anzahl ährentragender Halme je m2 jedoch steigt, kommt der Saatstärke eine besondere Bedeutung zu (Abb. 2). Sortenwahl Im ökologischen Landbau werden Hafersorten mit guter Bestockung und schneller Jugendentwicklung sowie längerem Wuchs bevorzugt. Gute Bestandesdichten und längere Pflanzen unterdrücken das Unkraut effektiv vom Aufgang bis zur Reife, außerdem liefert eine langwüchsige Sorte mehr Stroh. Neben den Wachstumseigenschaften bestimmt die Verwertungsrichtung die Da es während der Vegetation keine Möglichkeit einer effektiven Krankheitsbekämpfung gibt, sind die Resistenzen einer Sorte sehr wichtig. Während bei der Futterhaferproduktion der Ertrag das entscheidende Auswahlkriterium ist, werden bei Schälhafer hier auch zugunsten der Qualität Abstriche in Kauf genommen. In der Regel gleichen höhere Preise bei entsprechenden Qualitäten die Ertragsdifferenz aus. Mischanbau mit Hafer Hafer ist ein ausgezeichneter Partner für den Mischanbau mit Nichtgetreidearten. Im Vergleich zur Reinsaat wird im Mischanbau mit Hafer der Unkrautdruck reduziert und dadurch die Erntewürdigkeit der Bestände verbessert. Bei vollbeblätterten Tab. 1: Kornertrag (dt/ha) und Ertragsanteile (%) am Standort Trenthorst 2003 2004 2005 48,5 56,1 38,8 45 55 47 53 17 83 Kornertrag der Mischung Ackerbohnen/ Hafer Anteil der Komponenten Ackerbohnen Hafer Quelle: Böhm & Berk 2006 23 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Gülzow 2002–2004 Erbsen + Hafer Lupinen + Hafer Erbsen + So.-gerste Lupinen + So.-gerste der Sorten müssen aufeinander abgestimmt werden. Versuche haben gezeigt, dass sowohl Korn- und Trockenmasseerträge als auch die Anteile der jeweiligen Mischungspartner starken jahresbedingten Schwankungen unterliegen. Der Hafer kann in solchen Mischungen stark kompensatorisch wirken und zum Beispiel witterungsbedingt geringe Erträge von Körnerleguminosen ausgleichen (Tab. 1). Erbsensorten dient er auch als Stützfrucht. Der Mischanbau mit Körnerleguminosen macht sowohl eine Körnerfruchternte als auch eine Ernte zur Teigreife mit anschließender Silierung möglich. Die Saatstärke kann bei Hafer in Abhängigkeit von den Standortbedingungen auf 100 bis 150 kf. Kö./m2 verringert werden. Bei Lupinen oder Erbsen ist jedoch zwei Drittel der Reinsaatmenge erforderlich, um einen Leguminosenanteil von mindestens 30 % im Erntegut zu erreichen. Bei der Wahl von Saattiefe, Saattermin und Pflegemaßnahmen müssen Kompromisse gefunden werden. Reifezeit und Wuchshöhe Die Nutzung von Hafer-LeguminosenMischungen als Ganzpflanze kann eine Alternative zur Körnernutzung der Gemenge darstellen. Die Ernte der gesamten oberirdischen Biomasse ist bereits in der Teigreife der Körnerleguminosen möglich. Die Trockenmasseerträge mit Lupinen lagen am Standort Gülzow über den Erträgen von Erbsen (Abb. 3). Die Qualität dieser Silagen entsprach den Anforderungen an alleiniges Grundfutter für Mutterkühe und Schafe außerhalb der Laktation (Tab. 2). Erfahrungen liegen auch beim Anbau von Hafer im Gemisch mit Öllein vor. Rein- Tab. 2: Trockenmasseerträge, Rohnährstoffgehalte, Verdaulichkeit und Energie der Ganzpflanzensilagen Mittelwerte der Jahre 2002–2004 Gemenge TM % RP g/kg TM RFa g/kg TM Stärke g/kg TM ELOS g/kg TM E/H Lu/H E/Ge Lu/Ge 34,9 30,0 33,6 27,0 100 102 100 116 266 258 236 255 92 103 140 103 521 579 623 600 30–35 > 100 230–260 > 140 > 630 E: Erbsen, Lu: Lupinen, Ge: Gerste, H: Hafer Quelle: nach Titze und Gruber 2006 24 30 Gülzow 2005–2008 25 20 davon 15 10 5 0 Hafer + Öllein Hafer Öllein Quelle: Gruber 2009 Quelle: nach Titze & Gruber, 2006 Zielwerte Saatstärken war der Hafer immer eine dominante Fruchtart und lieferte den entscheidenden Beitrag am Gesamtertrag (Abb. 4). Abb. 4: Kornertrag (dt/ha) aus Mischungsanbau Ertrag dt/ha TM-Ertrag dt/ha Abb. 3: Trockenmasseerträge verschiedener GPS-Mischungen Energie NEL ME 4,94 5,40 5,76 5,56 8,50 9,23 9,75 9,45 > 5,80 TM-Ertrag dt/ha 60 72 60 78 saaten mit Öllein sind häufig stark mit Samenunkräutern wie Weißer Gänsefuß (Chenopodium album) und Ackerkrummhals (Anchusa arvensis) verunkrautet. Je nach Konkurrenzwirkung der Unkräuter und aktueller Witterung können die Erträge stark schwanken. Durch den Anbau im Gemenge mit Hafer werden Verunkrautung und Ertragsschwankungen reduziert. Trotz starker Reduzierung der Literatur Anonymus (2008a): Bio-Strukturdaten 2007. ZMP ÖKOMARKT Forum Nr. 38, 19. September 2008 Anonymus (2004 bis 2008): Anbaustruktur der Öko-Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern. Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern Böcker H. (2009): Zusammenstellung der Sommergetreideerträge aus Öko-Landessortenversuchen der Landesanstalten und Landwirtschaftskammern 2008, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, unveröffentlicht Fazit • Für den ökologischen Landbau ist der Hafer die wichtigste Sommergetreideart. • Seine Anbaueignung für verschiedene Standortbedingungen machen ihn in vielen Betrieben zu einer attraktiven Gesundungsfrucht. • Hafer kann in Reinsaat und im Gemenge besonders mit Körnerleguminosen aber auch mit anderen Fruchtarten angebaut werden. Hier kann er witterungsbedingt schwankende Erträge der Leguminosen ausgleichen. • Dadurch ist er nicht nur für die Körnernutzung, sondern auch als Ganzpflanze interessant. Dr. Harriet Gruber Böhm H. & A. Berk (2006): Bewertung ausgewählter Leguminosen- und Leguminosen-Getreide-Gemenge im Ökologischen Landbau hinsichtlich der Ertragsleistung und des Futterwertes. Mitteilung Gesellschaft, Pflanzenbauwissenschaften 18, 266267 (2006) Titze A. & H. Gruber (2006): Ertrag und Qualität von Öko-Ganzpflanzensilagen aus Sommergetreide und Körnerleguminosen. Mitteilung Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften 18, 268-269 (2006) 25 DIE BEDEUTUNG DES HAFERS IN DER FRUCHTFOLGE Enge Fruchtfolgen mit hohen Wintergetreideanteilen geraten in den letzten Jahren mehr und mehr unter Druck: Die Ertragszunahmen bleiben vor allem beim Winterweizen aus, die Kosten für Düngung, Pflanzenschutz und Arbeitserledigung steigen an. Auch die zunehmenden Resistenzprobleme vor allem bei Ungräsern deuten an, dass die Fruchtfolge wieder verstärkt in den Mittelpunkt gerückt werden muss. Neben den typischen Blattfrüchten bieten sich vor allem Körnerleguminosen und Sommergetreide zur Erweiterung der Fruchtfolge an. Von besonderer Relevanz ist der Hafer, der in Fruchtfolgen die Funktion einer Blattfrucht annehmen kann. Hafer wird oft falsch bewertet Etwa 26 % des im Inland erzeugten Hafers geht in die Nahrungsmittelindustrie, Tendenz steigend. Qualitätshafer kann das Preisniveau von Qualitätsweizen erreichen, so dass sich in Kombination mit hohen Erträgen die Wirtschaftlichkeit des Haferanbaus verbessert. Dennoch hat Hafer nur einen Anteil von 2,5 % der Getreidefläche Deutschlands (Stat. Jahrbuch 2008), da der Stellenwert des Hafers in der Gestaltung von Fruchtfolgen nicht gewertet wird. Die Marktleistung und der Deckungsbeitrag wird bei Hafer häufig zu niedrig eingeschätzt. Das Statistische Jahrbuch weist für den Hafer im Mittel von sieben Jahren nur einen Kornertrag von 45 dt/ha aus. In der Praxis werden jedoch häufig im Schnitt 65–70 dt/ha erreicht: Das verändert die Wettbewerbssituation entscheidend. Eine allein auf der Deckungsbeitragsrechnung basierende Darstellung der Wettbe- 26 werbssituation ist unzureichend. Dies hat zweifellos dazu beigetragen, die Fruchtfolgen in den Betrieben zu verengen und auf die leistungsstärksten Kulturen auszurichten. Profitiert hat davon vor allem der Winterweizen. Dabei wird in der Beurteilung des Weizenanbaues kaum zwischen Blattfrucht- und Stoppelweizen unterschieden, obwohl standortabhängig erhebliche Leistungsdifferenzen festzustellen sind. Das gesamte Anbausystem betrachten Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit eines Anbauverfahrens ist nicht der Ertrag der Kulturen, sondern die kostenbereinigte Leistung des gesamten Anbausystems. Neben den Direktkosten zählen dazu insbesondere die Kosten der Arbeitserledigung (siehe auch Artikel Seite 3235). Beide Kostenpositionen werden von der Fruchtfolge bestimmt. Ein regelmäßiger Wechsel von Blattfrucht und Halmfrucht oder von Winterung und Sommerung erleichtert die konservierende Bodenbearbeitung, führt zur Einsparung von Kosten auch für Dünger und Pflanzenschutz und erhöht die monetäre Leistung der Fruchtfolge. Neben den Blattfrüchten kommt dem Hafer als Fruchtfolgefeld eine besondere Bedeutung zu. Diese umfasst einerseits phytosanitäre Aspekte. Andererseits wirkt sich die Stellung innerhalb der Fruchtfolge aber auch direkt auf die Ausnutzung des Ertragspotenzials des Hafers aus. Hafer in der Fruchtfolge Ein Blick in alte Lehrbücher belegt die auch heute noch geläufige Aussage, dass dem Weizen die günstigste Stellung in der Fruchtfolge gebührt – also nach einer Blattfrucht. Hafer steht dagegen als „abtragende Frucht“ meist nach den Wintergetreidearten. Diese ungünstige Stellung im Rotationssystem verkraftet der Hafer aufgrund seines guten Aufschließungsund Aneignungsvermögens für Nährstoffe zweifellos am besten. Allerdings ist die optimale Ausnutzung seines Ertragspotenzials hier nicht möglich – die Ertragsleistungen bleiben also hinter dem Machbaren zurück. Tab. 1: Kornerträge (dt/ha und %) der Getreidearten im Mittel von fünf Standorten und sechs Versuchsjahren bei unterschiedlichen Fruchtfolgebedingungen Fruchtfolgeform Getreideart Winterweizen Sommergerste Hafer Fruchtwechsel über 50 % Anteil der jeweiligen Getreideart Anbau nach Anbau nach sich selbst Hafer bzw. Weizen dt/ha % % % 46,3 39,5 40,4 100 100 100 66 88 76 81 94 95 Monokultur % 65 86 71 Quelle: nach BACHTHALER, verändert 27 Wie reagieren die Getreidearten nach verschiedenen Vorfrüchten? Selbstfolgen führen zu erheblichen Mindererträgen, die auch durch Bodenbearbeitung, Düngung, Pflanzenschutz etc. nur abgemildert werden können (Tab. 1). Der direkten Vorfrucht und der Kombination der Vorfrüchte kommt für die Ertragsbildung eine erhebliche Bedeutung zu (Tab. 2). Von den geprüften Getreidearten hat der Hafer die beste Vorfruchtwirkung für den Weizen (Tab. 2, Blattfrucht – Hafer – Weizen). In Abhängigkeit von den Vorfrüchten und Vorfruchtkombinationen wiesen die Ertragsreaktionen zwischen den Kulturen charakteristische Unterschiede auf. Positive Ertragseffekte in der Fruchtfolge Die Resistenz des Hafers gegen die wichtigen Schaderreger Parasitärer Halmbruch (Pseudocercosporella herpotrichoides) und Schwarzbeinigkeit (Gaeumannomyces graminis var. tritici) macht ihn in engen Getreidefruchtfolgen zu einer „Gesundungsfrucht“ – vergleichbar mit einer Blattfrucht (Tab. 3). Wintergetreidearten erzielen deshalb nach der Vorfrucht Hafer ähnliche Erträge wie nach den Blattfrüchten Raps, Zuckerrüben oder Leguminosen. Die tatsächliche Ertragsreaktion wird aber zusätzlich beeinflusst von nicht-pathogenen Vorfruchteffekten wie Stickstoffangebot, Wasserversorgung und Wirkungen der Bodenstruktur. Die Tab. 4 vermittelt Informationen über die Vorfruchteignung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen für den Haferanbau und ausgewählte weitere Getreidearten. Da Hafer relativ gering auf verschiedene Vorfrüchte reagiert (Tab. 1), kann er leicht in Rotationssysteme integriert werden. Ausnahmen ergeben sich bei einem Infektionsrisiko mit dem Haferzystenälchen (Heterodera avenae) oder mit Stockälchen (Ditylenchus dipsaci). Monokultur oder eine zu enge Stellung in der Fruchtfolge sind zu vermeiden! Der Haferanteil sollte daher bei max. 20–25 % liegen. Enge Fruchtfolgen überdenken Bei der ökonomischen Bewertung von Fruchtfolgen sind besonders zwei Kostenstellen zu berücksichtigen: die Direktkosten wie Saatgut, Dünger und Pflanzenschutz und die Kosten der Arbeitserledigung. Während Einsparmöglichkeiten bei den Direktkosten in engen Anbaufolgen weitgehend ausgeschöpft sind, ergeben sich wesentliche Einsparmöglichkeiten Tab. 2: Relativer Vorfruchtwert von Blatt- und Halmfrüchten für Winterweizen Direkte Vorfrüchte Vor-Vorfrüchte Blattfrucht Halmfrucht Körnerleguminosen Zuckerrüben Kartoffeln Winterraps Silomais Hafer Sommergerste Wintergerste Winterweizen 100 97 94 91 93 90 91 89 88 86 85 83 83 80 79 75 79 75 Relativer Kornertrag von Weizen 100 = 68,7 dt/ha Quelle: nach BAEUMER 1992 28 Tab. 3: Befall von Winterweizen mit Schwarzbeinigkeit und Halmbruch in verschiedenen Fruchtfolgegruppen, im Mittel von fünf Standorten und zwei Jahren bei dem Wechsel von Winterung und Sommerung zu erwarten. In mehrjährigen Fruchtfolgeversuchen in Kombination mit konservierenden Bodenbearbeitungsverfahren wurden die Fruchtfolgegruppe Befall Winterweizen (% der Halme) Fruchtfolgen Raps – Weizen – Weizen – Schwarzbeinigkeit Halmbruch Weizen im Pflugsystem und die Getreide> 50 % Winterweizen 33 % 50 % fruchtfolge Hafer – Winterweizen – Winnach Sommergerste 30 % 44 % terweizen – Winterroggen auf den Vornach Hafer 10 % 38 % Fruchtwechsel 9% 30 % fruchtwert von Winterraps und Hafer auf Quelle: nach Gliemeroth und Kübler 1973 den Ertrag des Folgeweizens untersucht. Als Bewertungsmaßstab diente die mittdurch die Integration von mehr Blatt- lere Ertragsleistung der beiden Stoppelfrüchten oder Sommergetreide. Damit weizen im Anbausystem Raps und 3 x können die Kosten der Arbeitserledigung, Weizen (Tab. 5). Kalkuliert wurde der Vorbesonders bei konservierender Bodenbe- fruchtwert von Raps bzw. Hafer für den arbeitung bis hin zur Direktsaat gesenkt Winterweizen über die Ertragsverändewerden. Am ehesten sind Vorteile pflug- rungen und tatsächlich realisierte Kostenloser Anbauverfahren bei konsequentem einsparungen bei Düngung, PflanzenHalmfrucht-/Blattfruchtwechsel oder auch schutz und Arbeitserledigung im Vergleich zum Mittelwert des ersten und zweiten StopTab. 4: Vorfruchteignung landwirtschaftlicher pelweizens. Am Standort Kulturpflanzen für ausgewählte Getreidearten Soest liegen bei Raps und Nachfrucht Hafer im jeweiligen AnbauVorfrucht WinterWinterWinterHafer gerste roggen weizen system etwa gleiche Vorfruchtwerte vor. Am StandWintergerste ± o ± o o ± Winterroggen ort Gülzow sind UnterWinterweizen + ± o ± schiede jedoch deutlich Sommergerste o ± o ± + Hafer + stärker ausgeprägt. Dies ist Winterraps ++ ++ ++ auf die sehr geringe ErKartoffeln – spät ++ ++ ++ tragsleistung vor allem des Zuckerrüben ++ ++ Silomais + + + Stoppelweizens im RefeErbsen ++ ++ ++ renzsystem zurückzufühLuzerne + ++ Rotklee + + + ++ ren. Beide Blattfrüchte ± ++ Kleegras + + (Raps und Hafer) bewirkten Mehrj. Gräser + ± ++ erhebliche Mehrerträge + + sehr gute, + gute, ± befriedigende, o nicht gegebene Vorfruchtwirkung, - nicht mögliche/nicht sinnvolle Anbaukombination, Quelle: nach Seifert, 1988, verändert beim Folgeweizen, beson29 ders überzeugend in Gülzow. Dieses Ergebnis zog sich wie ein roter Faden durch alle geprüften fünf Anbausysteme. Der Wechsel von Blatt- und Halmfrüchten in einem Anbausystem verändert die produktionstechnischen Aufwendungen bei der Folgekultur: sehr geringe Eingriffsintensität in den Boden, geringere Düngeund Pflanzenschutzkosten, Einsparungen bei den Kosten der Arbeitserledigung. Zusätzlich steigen in der Regel auch die Erträge. Der Vorteil des Hafers liegt insbesondere in phytosanitären Effekten. Daher hat Hafer in Anbausystemen „Blattfruchtcharakter“. Frühe Saat sichert hohe Erträge ab Die Vorteile des Haferanbaues in erweiterten Fruchtfolgen erfordern standort- spezifisch hohe Kornerträge. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist die Ausschöpfung der verfügbaren Vegetationszeit über sehr frühe Saattermine. Bewährt hat sich in Betrieben mit konservierender Bodenbearbeitung ein Termin im Januar/ Februar bei schwachem Frost in den bereits im Herbst vorbereiteten Acker mit 230–250 keimfähigen Körnern/m2. Fazit Nur durch eine Vollkostenrechnung der gesamten Rotation und bei Nutzung des Vorfruchtwertes kann Hafer korrekt bewertet werden. In engen, weizenlastigen Fruchtfolgen kann Hafer zur ökonomischen Verbesserung der gesamten Fruchtfolge führen. WUSSTEN SIE SCHON VOM FLUGWUNDER FLUGHAFER? Als Unkraut ist Flughafer vermutlich mit der Gerste aus Vorderasien nach Mitteleuropa gelangt. In der Bronzezeit begannen ab 2000 v. Chr. die Germanen und Kelten mit der Kultivierung. Durch Auslese und Kreuzungen entstanden aus dem Flughafer die Kulturformen. der direkte Vorfahre aller modernen Hafersorten: Das Korn löst sich zeitgestaffelt selbst von der Rispe, kann sich durch sprunghaftes „Aufdrehen“ der gekrümmten Granne ein ganzes Stück ausbreiten und schließlich sogar sich selbst aussäen. Dazu dienen die steifen Widerborsten und die spindelförmige Kornform, die zusammen mit natürlichen Bodenbewegungen das Eindringen in den Boden ermöglichen. Das Korn „bohrt“ sich also quasi in den Boden. Prof. Dr. Norbert Lütke Entrup Tab. 5: Vorfruchtwert von Raps und Hafer zu Weizen in Abhängigkeit vom Bewirtschaftungssystem und Standort, gemessen am Durchschnittsertrag des 1. und 2. Stoppelweizens im Referenzsystem Pflug, 2003–2005 Bewirtschaftungssystem/Anbaufolge Mehrertrag dt/ha Kosteneinsparungen €/ha Düngung €/ha PSM €/ha Arbeitserled. €/ha Vorfruchtwert €/ha Standort Soest (Nordrhein-Westfalen) Raps-WW-WW-WW (Pflugsystem) 0,9 9 16 35 - 60 Hafer-WW-WW-WRo (konservierend) 2,1 20 -12 -4 52 56 Standort Gülzow (Mecklenburg-Vorpommern) Raps-WW-WW-WW (Pflugsystem) 17,5 174 3 28 2 207 Hafer-WW-WW-WRo 21,5 214 3 23 50 290 Quelle: Schneider und Lütke Entrup 2006 30 Diese Wildformen unserer modernen Sorten mussten noch selbst für ihre Ernte und Aussaat sorgen. Geradezu ein „Technikwunder“ ist beispielsweise Flughafer, Durch die gezielte züchterische Bearbeitung hat das Getreidekorn die Mechanismen der Selbstverbreitung verloren. 31 KOSTENBREMSE UND GEWINNERFRUCHT. Abb. 2: Kostenbremse Hafer: Variable Kosten ausgewählter Marktfrüchte 1200 1000 190 Euro/ha 800 85 490 600 75 75 200 Abb. 1: Qualitätshafer ist gefragt Erzeugerpreise Hafer, Weizen, Roggen 2002–2009 230 Jahresmittelpreise in €/t 210 Brotroggen Futterhafer Brotweizen Qualitätshafer Qualitätsweizen 190 170 8-jährige Durchschnittspreise €/t Brotroggen: 115,70 Futterhafer: 111,72 Brotweizen: 126,97 Qualitätshafer: 123,45 Qualitätsweizen: 133,95 150 130 110 90 70 01/02 Quelle: LK/BV/LL 32 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 125 180 190 155 170 150 170 342 175 195 145 130 157 143 Kö rn er m ai s 0 Bei einem Preisniveau von 12,50 €/dt macht Hafer damit 20 dt/ha „gut“. Die ausgedehnte Haferwurzel besitzt eine exzellente Nährstoffaneignung. Selbst Spitzenerträge von über 80 dt/ha erfordern nicht mehr als 70–90 kg/N mineralische N-Düngung. Die geringen Restnitratgehalte nach Hafer werden im Hinblick auf die Einhaltung der Wasserrahmenrichtlinie wird zukünftig vermehrt Bedeutung 160 400 150 Qualität ist gefragt, das gilt auch für Hafer! Während Futterhafer im 8-jährigen Schnitt bei 11,17 €/dt notiert, brachte Qualitätshafer im Mittel 12,35 €/dt und liegt damit auf vergleichbarem Niveau wie Backweizen (Abb. 1). Die Hafererträge können zwar aufgrund der kürzeren Vegetationszeit nicht mit Winterweizen konkurrieren, allerdings sind die Produktionskosten um etwa 250 €/ha niedriger. 130 160 80 136 75 152 80 139 80 150 110 160 115 131 70 115 110 150 145 75 80 70 50 98 60 150 65 66 145 Si lo m a Fe is a l b St op d 2) pe lw ei ze (B n ) Kö rn er ra ps Ba ck w ei ze n (B ) Hy br id ro gg en W in te rg er st e Kö rn er er bs e So -B ra ug er st e 1) Q ua lit ät sh af er Hafer ist nicht nur die umweltfreundlichste Getreideart, sondern mit dem Produktionsziel Qualitätshafer zugleich eine hochwirtschaftliche Marktfrucht. Erlöse auf Weizenniveau, gepaart mit geringsten Erzeugungskosten, bringen hohe Deckungsbeiträge – dazu kommt der enorme Vorfruchtwert. Lohnansatz €/ha VK Maschinen €/ha Sonstiges €/ha Pflanzenschutz €/ha Nährstoffentzug €/ha Saatgut €/ha 1) 75 % Braugerstenanteil, 2) bezogen auf Trockenmasse Quellen: nach KTBL, LfL, LK-NS und eigenen Recherchen erlangen. Grundnährstoffe werden von der mächtigen Haferwurzel ebenfalls besser erschlossen. Über einen größeren Anteil Bioporen profitiert davon auch noch die Nachfrucht. Zudem ist Hafer das gesündeste Getreide mit der besten Unkrautunterdrückung. Fungizide und selbst Herbizide können sehr gezielt eingesetzt werden, auch im Hochertragsbereich bleiben die Mittelkosten meist unter 50 €/ha (Abb. 2). Fest eingeplant werden sollte dagegen eine rechtzeitige Läusebehandlung gegen Haferröte und in üppigen Beständen eine Halmverkürzung. Bei der ökonomischen Bewertung des Hafers ist der hohe Vorfruchtwert zu berücksichtigen – aus diesem resultieren geldwerte Vorteile: • Hafer hat vergleichsweise geringe Vorfruchtansprüche und ist ideal als abtra- gende Frucht z.B. nach Weizen oder Mais. • Hafer hinterlässt optimale Gare dank bester Bodenbeschattung und -durchwurzelung. Weizen nach Hafer drischt deutlich mehr als in Selbstfolge! • Hafer verringert das Infektionspotenzial mit Fußkrankheiten (Schwarzbeinigkeit!). Davon profitieren vor allem Weizen und Triticale. • Als Sommerung verringert Hafer Vergrasungsprobleme infolge Resistenzbildungen oder reduzierter Bodenbearbeitungsintensität. Für die folgende Kalkulation wurde der Vorfruchtwert des Hafers in der Summe mit 60 €/ha eher zurückhaltend kalkuliert. Je enger und „winterlastiger“ eine Fruchtfolge ist, umso höher ist dieser Wert einzelbetrieblich einzuschätzen. 33 Wann rechnet sich Qualitätshafer? Unter den in Tab. 1 getroffenen Annahmen hinsichtlich der Ertrags- und Preisrelationen ist Qualitätshafer hochwirtschaftlich. Unter Berücksichtigung des Vorfruchtwerts sind die Deckungsbeiträge dem Stoppelweizen und allen Futtergetreidearten deutlich überlegen. Hafer ist damit auf geeigneten Standorten in abtragender Fruchtfolgestellung – z.B. nach Raps und Weizen – eine hochwillkommene Bereicherung getreide- bzw. winterungsbetonter Fruchtfolgen. Allerdings geht diese Rechnung nur auf, wenn die Ernte als Premiumfutter oder Schälhafer zu einem Preisniveau nahe Weizen vermarktet werden kann. Entscheidend hierfür sind – neben heller Färbung und einwandfreiem Geruch – große, bauchige Körner. Diese erreichen gleichzeitig eine gute Sortierung (90 % > 2 mm), TKM über 30 g sowie die geforderten hl-Gewichte über 54 kg. Fünf Voraussetzungen sind entscheidend für diese Qualitätsziele: 1. Standort Hafer ist das dürreempfindlichste Getreide. Nur gut wasserführende Standorte liefern zuverlässig hohe Ernten mit ausgezeichneter Kornausbildung. Ideal sind zudem die eher kühlen Lagen mit einer nicht zu schnellen Kornfüllung (z.B. Mittelgebirge, Küsten) 2. Fruchtfolge Qualitätshafer braucht keine Luxusvorfrucht und gelingt auch gut nach Wintergetreide, Mais oder späten Hackfrüchten. Tab. 1: So geht die Rechnung auf! Rentabilitätsvergleich 2011 Beispielkalkulation Variable Fruchtfolge- Gekoppelte Produktionswert Prämie kosten Körnerraps Silomais ab Feld3) Qualitätsweizen (A) Backweizen (B) Qualitätshafer Wintergerste Hybridroggen Stoppelweizen (B) So-Braugerste2) Körnermais Körnererbse 739 811 722 720 475 641 686 757 502 1088 550 120 -50 0 0 60 60 0 0 30 0 120 0 45 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Preiserwartung 26,00 8,00 13,00 12,50 12,20 11,50 11,00 12,50 14,00 13,00 16,00 Ertragserwartung 40 150 83 85 60 75 85 80 50 100 40 Kurzfristige DeckungsRentabilibeitrag + tätsschwelle FruchtfolgeErtrag* wert 23,8 102,0 55,6 57,6 34,0 50,5 62,4 60,5 35,3 83,7 26,9 Wegen seiner Empfindlichkeit gegen Stockählchen sollte er allerdings nicht in Selbstfolge oder nach Sommergerste stehen. 3. Sortenwahl Als Schälmühlenhafer sind Sorten mit außergewöhnlich großem Korn bestens geeignet (z.B. IVORY). Auch auf gute Schälbarkeit sollte man bei der Sortenwahl für Schälmühlenhafer achten (z.B. SCORPION oder TYPHON). Ein anderer Vermarktungsweg ist die Pferdefütterung. Hier finden sich gute Verwertungsmöglichkeiten für Schwarzhafersorten, die von vielen Pferdefutterproduzenten bevorzugt werden (z.B. ZORRO). 4. Saatzeit „Maihafer ist Spreuhafer“. Je geringer der Standort bonitiert ist, umso wichtiger ist eine frühe Aussaat möglichst bis Ende März/Anfang April. Als langtagbetontes Getreide benötigt Hafer ausreichend Vegetation im Kurztag für eine kräftige Trieb- und Wurzelentwicklung. 5. Düngung Die Wirkung von N-Düngungs- und Fungizidmaßnahmen auf die Kornausbildung ist bei Hafer vergleichsweise gering. Dagegen ist der Spurenelementversorgung (Mn, Cu) auf tonarmen Standorten hohe Beachtung zu schenken, vor allem bei höheren pH-Werten (keine Kalkung zu Hafer). Ausblick: Auf geeigneten Standorten kann Qualitätshafer weizenbetonte Fruchtfolgen entlasten und lukrative Deckungsbeiträge realisieren. Steigende Ansprüche an eine klima- und grundwasserfreundliche Produktion sowie moderne Ernährungstrends stärken das Interesse am Haferanbau. Immer mehr Bundesländer honorieren zudem im Rahmen der Modulation erweiterte Fruchtfolgen mit Sommergetreide und Leguminosen, Hafer als sehr kostengünstige Anbaualternative wird hiervon profitieren! Sven Böse 421 384 357 343 317 281 249 243 228 212 210 Quellen: nach KTBL, LfL, LK-NS und eigenen Recherchen *(Variable Produktionskosten inkl. Lohn - Fruchtfolgewert - gekoppelte Prämien)/Preiserwartung 2) 75 % Braugerstenanteil 3) bezogen auf Trockenmasse, ohne Gärrestrückstände 34 35 HAFERANBAU IN DEUTSCHLAND. Erträge und Anbauflächen Sommerhafer 2007–2009 70 60 50 40 30 20 10 0 Die Anbauregionen in Deutschland sind sehr heterogen und daher unterscheiden sich die Empfehlungen und Verwertungsmöglichkeiten für Hafer regional deutlich. Evelin Schreiber beschreibt den Haferanbau aus süd-ostdeutscher Sicht. 50 40 Seit 1996 hat sich in Deutschland die Haferanbaufläche nahezu halbiert und betrug 2009 noch 163.000 Hektar (Stat. Bundesamt, 2009). Bayern und BadenWürttemberg sind mit 34.600 bzw. 29.100 Hektar die Länder, in denen flächenmäßig am meisten Hafer angebaut wird. Im ostdeutschen Raum führen Brandenburg und Sachsen die Liste an (12.500 bzw. 10.300 Hektar). Da die Anbauregionen klimatisch sehr unterschiedlich sind, schwanken die Erträge ganz erheblich – besonders in Jahren mit regional ausgeprägter Frühsommertrockenheit. So wurde 2008 in Brandenburg durchschnittlich nur 22,4 dt/ha, in Baden-Württemberg jedoch im selben Jahr 55,5 dt/ha geerntet. Exemplarisch werden hier die ostdeutschen Großräume betrachtet. Auf den Diluvialen Standorten Ostdeutschlands (D-Standorte) konzentriert sich der Anbau vor allem im Landkreis Ludwigslust, in den drei nördlich von Berlin gelegenen Kreisen und im Kreis Spree-Neiße. Hier besteht einerseits 36 eine unmittelbare Verbrauchernähe durch z.B. die Pferdehaltung um Berlin und andererseits eine bessere ökonomische Konkurrenzfähigkeit von Hafer. Der Anteil an der Getreidefläche beträgt daher 5 %. Während man in Brandenburg nahezu ausschließlich Futterhafer produziert, wird auf den besser mit Niederschlägen versorgten D-Standorten in Mecklenburg auch eine beachtenswerte Menge Qualitätshafer für Schälmühlen erzeugt. Auf Verwitterungs-Standorten in Thüringen und vor allem in Sachsen, mit Höhenlagen bis 500 m und Niederschlagsmengen von über 700 mm pro Jahr, hat die Haferproduktion einen beachtlichen Stellenwert. Er wird hier zur Schälhafererzeugung (Verbrauchernähe), als Futterund auch als Grünhafer und zum Teil sogar als Ganzpflanzengetreide zur Biogaserzeugung angebaut. Kaum noch weizenfähige Flächen mit einer Ackerzahl von teilweise weniger als 30 und einem hohen Auswinterungsrisiko für Wintergerste eignen sich vorzüglich für Sommerhafer. Die Anbaukonzentration erreicht daher in den Vorgebirgskreisen 8 % der Getreidefläche. Orientiert man sich 39,3 30 43,4 50,8 2007 46,5 50 40 52,2 51,0 43,1 0 17,6 14,8 2007 18 2008 2009 17,0 17,4 14,7 2008 2009 55 30 0 0 7,4 2007 2008 2009 7 6 5 4 3 2 1 0 47,8 38,8 5,2 5,8 5,2 2008 2009 52,3 13 12 13,2 12,9 12,3 2007 2008 2009 46,8 7,0 7,1 7,1 2007 2008 2009 35,9 50 40 56,8 44,7 10 31 30 29 28 27 30,1 28,6 29,1 2007 2008 2009 43,0 53,0 6 5 20 20 0 41,5 30 30 10 7 4 5,5 6,1 5,7 2007 2008 2009 43,2 20 10 0 27,8 10 22,4 5 15,2 16,4 12,5 2007 2008 2009 30 0 3 40 50 38 30 42,4 45,2 47,7 0 42,3 41,8 9,9 11,5 10,2 2007 2008 2009 11 10 9 36 34 20 10 50,4 20 10 0 12 50 40 20 15 30 60 40 55,5 50 0 60 60 0 8 7 6 5 4 3 2 1 0 60 40 11 2 10,7 10 2007 4 9,3 40 0 6 31,3 50 10 46,0 20 10 10 14 40 30 36,3 30 20 31,2 10 8 12 20 12 47,7 40 0 16 30 50,7 44,7 50 2009 40 40 35 2008 50 18 10 50 45 6,4 60 2 50 12 2007 9,3 4 60 14 20 10 16,8 16 30 6 14 10 0 8 46,2 7,9 20 60 10 59,9 37,8 33,1 34,6 2007 2008 2009 32 30 26 25 Erträge dt/ha Anbauflächen in 1.000 ha Quelle: Stat. Bundesamt 37 an den Landessortenversuchen, so liegt das Ertragsniveau von Hafer auf diesen Standorten bei 72 % des Weizenertrages (Löss-Standorte: 67 %). Auf den Löss-Standorten Sachsen-Anhalts, Sachsens und Thüringens spielt Haferanbau dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Er kann hier gegenwärtig mit Elite- bzw. Qualitätsweizen und Winterrapsanbau ökonomisch nicht konkurrieren. So liegt die Anbaukonzentration in vielen Kreisen unter 1 % der Getreidefläche. Auf den Löss-Standorten Thüringens wird er fast ausschließlich zur Direktvermarktung oder Verfütterung im eigenen Betrieb erzeugt. Fruchtfolge Aufgrund der bereits beschriebenen geringen Vorfruchtansprüche (siehe auch Beitrag Lütke-Entrup, S. 26–30) und des hohen Vorfruchtwertes steht Hafer in Thüringen und Sachsen meist zwischen zwei Wintergetreidearten. Zu beachten ist, dass sein starker Wasserentzug das Auflaufen der Nachfrucht verzögern kann. Aus diesem Grund ist auch ein Stoppelfruchtanbau nach Hafer in Trockenlagen problematisch. Zudem räumt er relativ spät das Feld. Als Sommergetreide ist Hafer eine Alternative für den Anbau nach zu spät räumenden Vorfrüchten oder bei Auswinterung von Wintergetreide. Sortenwahl In Ostdeutschland wird gegenwärtig nahezu ausschließlich Sommerhafer angebaut. Für einen Winterhaferanbau sind die im Herbst oft nicht ausreichende Bodenfeuchtigkeit und die geringe Winterfestigkeit der angebotenen Sorten unkalkulierbare Risiken. Bei der Sortenwahl orientieren sich ostdeutsche Landwirte vor allem an den Ergebnissen der Landessortenversuche in ihren Anbaugebieten. Neben Sorten mit stabilen Erträgen wählen Schälhaferproduzenten vor allem solche mit günstiger Korngrößensortierung, genetisch beding- Tab. 1: Ausgewählte Herbizide zur Unkrautbekämpfung im Hafer Unkrautart und Ungräser breite Mischverunkrautung einschließlich Kamille, Knöterich-Arten und Klettenlabkraut breite Mischverunkrautung ohne Klettenlabkraut, mit Ackerkratzdistel** breite Mischverunkrautung Hederich, Ackersenf, Gänsedistelarten, Gänsefußarten, Melde, Ackerkratzdistel**, Ackerwinde Herbizid Aufwandmenge* je ha Loredo® 1,25 l Starane XL® Primus® + Artus® 1,00 l 75 ml + 30 g Refine Extra SX® Pointer SX® 60 g 45 g U46 D-Fluid® U46 M-Fluid® 1,50 l 1,50 l *in konkurrenzstarken Beständen Aufwandmengenreduzierung möglich; **Distel mit 10 cm Wuchshöhe Quelle: Empfehlung des Referates Pflanzenschutz der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, Stand 11/2009 38 tem niedrigen Spelzengehalt und guter Schälbarkeit. Futterhaferproduzenten bevorzugen Sorten mit guter Standfestigkeit. Qualitätsmerkmale Die Spelzenfarbe ist definitiv nicht an wertbestimmende Eigenschaften geknüpft. Trotzdem wird bei der Direktvermarktung den Kundenwünschen entsprechend Gelb- und manchmal auch Schwarzhafer favorisiert. Das Hektolitergewicht (HLG) ist als Wertmaßstab für Preisfindung sowohl aus energetischer als auch aus Sicht der Fütterung nicht gerechtfertigt. Ungeachtet dessen wird es von der aufnehmenden Hand nach wie vor als Qualitätsparameter genutzt. Das Erreichen des geforderten HLG von 50–55 kg/hl ist die größte Qualitätshürde. Kaum beachtet werden dagegen bei der Sortenwahl in Ostdeutschland die eigentlich viel bedeutenderen Inhaltsstoffe wie Rohprotein- und Fettgehalt, da sie bei der Preisfindung nicht berücksichtigt werden. In Höhenlagen über 400 m und in Gebieten mit ausgeprägter Sommertrockenheit ist ein sicherer Haferanbau nur mit Sorten möglich, die frühreif sind und geringe Reifeverzögerung aufweisen. Bodenbearbeitung und Aussaat Herbstfurche und die Saatbettbereitung im Frühjahr sind nach wie vor zu favorisieren. Pfluglose Grundbodenbearbeitung ist zwar möglich, sollte aber auf Flächen mit hoher Ackerkultur und geringem Unkrautdruck beschränkt werden. Saatbettbereitung im Frühjahr sollte erfolgen sobald der Boden befahrbar ist. Zeitige Saat gewährleistet eine gute Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit, ausreichend vegetative Entwicklung im Kurztag und ist zudem eine wirksame Fritfliegenund Gelbverzwergungsvirus-Prophylaxe. Die Aussaattiefe liegt auf den besseren Böden bei 2–3 cm, auf leichten etwas tiefer. Um die optimale Bestandesdichte von 380 bis 420 Rispen/m2 zu erreichen, müssen je nach Bodenart und -zustand, Saatzeit und Wasserversorgung zwischen 350 bis 400 Kö./m2 gedrillt werden. 39 Düngung Die Ermittlung des Nährstoffbedarfs (Tab. 2) 1) Nährstoff Korn Stroh Korn und Stroh erfolgt auf der Grundlage 2) N bei 11 % Rohprotein 1,51 0,5 2,06 N bei 12 % Rohprotein2) 1,65 0,5 2,2 der Bodenuntersuchungsergebnisse und des angeP/P2O5 0,35 / 0,80 0,13 / 0,30 0,49 / 1,13 K/K2O 0,50 / 0,60 1,41 / 1,70 2,05 / 2,47 strebten Pflanzenertrags Mg/MgO 0,12 / 0,20 0,12 / 0,20 0,21 / 0,34 unter Einbeziehung von 1) Nährstoffentzug durch Korn und Stroh je dt Korn; unterstelltes Korn : Strohverhältniss = 1 : 1,1 2) Gehalt in der Korn-Trockenmasse des Erntegutes PflanzenanalyseergebnisQuelle: Richtwert Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft aus: Leitlinie zur umweltgesen. Organische Dünrechten und effizienten Erzeugung von Sommerhafer, TLL Juni 2009 gung steigert infolge der Nackthafer benötigt etwa 10 % mehr, Saat unkontrollierbaren Stickstofffreisetzung auf trockeneren Standorten 10 bis 20 % das Risiko der Reifeverzögerung des weniger. Es wird empfohlen, gebeiztes Strohs und des Lagers. Nur wenn auf(außer Nackthafer) und zertifiziertes Saat- grund hoher Ertragserwartungen deutlich gut einzusetzen. mehr als 60 kg N/ha gedüngt werden sollen, muss die Stickstoffdüngung in zwei Pflege Gaben geteilt werden: 1. Gabe nach AufBei einer frühen Märzaussaat können bei gang, 2. Gabe spätestens zu BestockungsHafer 20 bis 30 Tage bis zum Auflaufen beginn. vergehen. Deshalb ist eine mechanische Bekämpfung der Samenunkräuter und Zur Bemessung der S-Düngung ist eine -gräser bereits vor dem Spitzen sinnvoll. Bestimmung des Smin-Gehalts des Bodens Nur zwischen Spitzen und Dreiblattsta- im Frühjahr zu bevorzugen, da so die notdium muss eine Bearbeitungsruhe einge- wendige S-Düngermenge (20 kg S/ha bei halten werden. Auf lockeren Böden emp- Smin-Gehalten < 30 kg Smin/ha) mit S-halfiehlt sich das Anwalzen vor bzw. bei zu tigem Stickstoffdünger gezielt ausgestarker Lockerung nach dem Pflegegang. bracht werden kann. Hafer weist einen Chemische Unkrautbekämpfung ist trotz hohen Bedarf an den Mikronährstoffen der guten Unkrautunterdrückung des Ha- Mangan und Kupfer auf. Eine Düngung fers meist eine obligatorische Maßnahme. sollte jedoch nur im Falle eines durch Boden- oder Pflanzenanalyse nachgewieseZur Bekämpfung dikotyler Unkräuter nen Bedarfs erfolgen. Bor- und Molybsteht bei Hafer aber nur ein einge- dändüngung sind nicht lohnend, Znschränktes Herbizidspektrum zur Verfü- Düngung lohnt nur auf sehr niedrig gung (Tab. 1). Ungräser können gegen- versorgten Böden. wärtig nur bei frühem Einsatz von Lexus® vernichtet werden (keine Bekämpfungs- Im Hinblick auf mögliche Nährstofffixiemöglichkeit von Flughafer). rungen können sauer wirkende N-DünTab. 2: Nährstoffentzug des Erntegutes von Hafer in kg je dt Erntegut bei 86 % TS 40 gerformen auf kalkhaltigen Böden vorteilhaft sein. Keine Kalkung zu Hafer! Pflanzenschutz biziden sind bei Hafer zu unterlassen. Bei Schälhafererzeugung ist es sicherer, den Wachstumsreglereinsatz mit den potenziellen Abnehmern abzusprechen. Halmstabilisatoren Die Gefahr des Lagerns ist auf Löss-Standorten am größten und auf trockenen DStandorten am geringsten. Auf eine Halmstabilisierung kann bei Hafer auf leichteren Standorten in trockenen Lagen bei Kurzstrohhafersorten verzichtet werden. Die zur Verbesserung der Standfestigkeit empfohlenen Mittel und Aufwandmengen zeigt Tab. 3. Halmstabilisatoren sollten nur bei „wüchsigem“ Wetter (CCC > 8 °C, Moddus >12 °C) und nicht bei Wassermangel oder Staunässe angewendet werden. Mischungen von CCC und Her- Fungizideinsatz In den Landessortenversuchen Ostdeutschland trat in nennenswertem Umfang in Hafer vor allem Mehltau auf, gefolgt von Haferkronenrost. Dabei war i.d.R. der Befall auf Löss- und V-Standorten deutlich stärker, als im Mittel der D-Standorte. Allerdings sind die jährlichen Niederschlagsmengen und damit die Infektionsgefahr für Mehltau auf D-Standorten sehr heterogen. Haferkronenrost wurde seltener und oft erst spät in der Vegetationsperiode beobachtet, so dass seine Auswirkungen auf den Ertrag geringer sein sollten. Tab. 3: Anwendung von Wachstumsreglern in Hafer Sorten Aufwandmengen (l/ha) Zeitpunkt der Anwendung (BBCH-Stadium) geringere Standfestigkeit Aragon, Flämingsgold, Flämingsprofi, Flämingsstern, Jumbo, KWS Contender, Max, Typhon mittlere Standfestigkeit Atego*, Canyon, Dominik*, Freddy, Husky, Ivory, Kaplan, Neklan, Pergamon, Scorpion, Sandokan*, Auteuil gute Standfestigkeit Buggy 31–32 34–37 Moddus® 0,3 CCC 1,8 CCC 1,5 - CCC 1,5 Moddus® 0,3 - kein Wachstumsreglereinsatz *mittlere bis gute Standfestigkeit, CCC = 720er Ware Quelle: Hinweise zum Pflanzenschutz im Ackerbau 2010 TLL Eigenverlag, März 2010 Tab. 4: Ausgewählte Fungizide zur Bekämpfung von Blattkrankheiten im Hafer Krankheit Fungizid Aufwandmenge l/ha Termin ES Echter Mehltau Haferkronenrost/Septoria Zenit M® Amistar® 0,75 1,00 32–61 32–49 Quelle: Empfehlung des Referat Pflanzenschutz der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, Stand 11/2009 41 Schwerer zu beurteilen ist das Auftreten von Blattseptoria/Blattflecken. Die Stärke des Krankheitsbefalls variierte zwischen den Jahren und Orten bei geringen Sortenunterschieden. Der Fungizideinsatz konnte zwar bei allen Krankheiten den Befall deutlich reduzieren, ein positiver Ertragseffekt lag jedoch nicht immer vor. Die Mehrerträge von durchschnittlich 3,8 dt/ha deckten in den LSV nur bei einem Viertel der Versuche die zusätzlichen Kosten. Bei höheren Haferpreisen als die zugrunde gelegten 11 €/dt würde sich die Wirtschaftlichkeit des Fungizideinsatzes verbessern und bei stärkerem Befallsdruck könnten die in Tab. 4 aufgeführten Fungizide eingesetzt werden. Schälhafererzeuger dürfen bei Einsatz von Fungiziden eine Erhöhung der Tausendkornmasse und damit eine Verringerung des relativen Spelzenanteils erwarten. Insektizide Hafer wird in der Regel stärker von Schadinsekten heimgesucht, so dass vorbeugend alle pflanzenbaulichen Möglichkeiten zu deren Vermeidung genutzt werden sollten (z. B. Einhaltung des Saattermins). Tab. 5: Ausgewählte Insektizide zur Bekämpfung von Insekten im Hafer Aufwandmenge (ml/ha) Insektizid Fastac SC SuCo® Karate Zeon® Sumicidin alpha® Trafo WG® Blattläuse Virusvektoren Getreidehähnchen 125 75 250 150 125 75 200 100 75 200 150 Max. Anzahl Anwend. Wartezeit Tage 1 1 3 1 35 35 35 35 Quelle: Empfehlung des Referates Pflanzenschutz der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Stand 11/2009 42 Für Getreideblattläuse als Direktschädling lohnt Bekämpfung nur bei extremem Massenbefall, d. h. wenn in ES 39 bis 59 mindestens 1 Larve/Fahnenblatt gefunden wird. Eher wirken Blattläuse als Überträger des Gelbverzwergungsvirus ertragsmindernd. Mit dem Gelbverzwergungsvirus infizierte Pflanzen sind kleinwüchsig und da die Blattspreiten eine rote Färbung zeigen wird die Krankheit als Haferröte bezeichnet. Insbesondere gefährdet sind Haferspätsaaten nach milden Wintern. Durch rechtzeitige Spritzung mit Insektiziden (Tab. 5) lässt sich die Gelbverzwergung teilweise reduzieren. Die Bekämpfungsschwelle ist erreicht, wenn mehr als 20 % der Pflanzen im Stadium ES 13 bis 39 mit Blattläusen befallen sind. Fritfliegen treten verstärkt bei verspäteter Haferaussaat auf. Zur Bekämpfung ist zurzeit kein Präparat zugelassen. Bei geschädigten Saaten empfiehlt sich eine zusätzliche N-Gabe zur Förderung des Wachstums. Eggen und Walzen, als wachstumsstörende Maßnahmen, sind zu vermeiden. werden. Hafer sollte direkt nach der Ernte auf einen TS-Gehalt von < 13,5 % ggf. heruntergetrocknet werden. Besteht im eigenen Betrieb keine Möglichkeiten zur Trocknung, ist ein Sofortverkauf nicht lagerfähiger Ware zu empfehlen. Fazit Hafer ist in Ostdeutschland am ehesten im Mittelgebirgsvorland auf Böden geringerer Güte anderen Getreidearten ökonomisch überlegen. Niedrigere Direktkosten, vergleichsweise höhere Erträge und sein hoher Vorfruchtwert, der durch geeignete Nachfrüchte ausgenutzt werden sollte, sprechen hier für seinen Anbau. Anderenorts muss im Einzelfall überprüft werden, ab wann die Rentabilitätsschwelle zum Beispiel durch Direktvermarktung oder Vertragsanbau überschritten wird. Evelin Schreiber Ernte Da bei Hafer eine größere zeitliche Diskrepanz zwischen Korn- und Strohabreife besteht, sollte er an den besten Druschstunden des Tages geerntet werden. Eine termingerechte Ernte ist eine wichtige Voraussetzung zur Vermeidung von Ertrags- und Qualitätsverlusten. Angepasste Trommeldrehzahlen und Korbabstände am Mähdrescher schonen die Kornqualität. Das wertvolle, gut verdauliche Haferstroh sollte nicht zur Düngung eingesetzt 43 SOMMERHAFERANBAU IN NORDWESTDEUTSCHLAND Während einige grundlegende Anbauregeln für den Sommerhaferanbau fast schon Allgemeingültigkeit besitzen, gibt es doch regional erhebliche Unterschiede. Dr. Joachim Holz von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen stellt hier aus der Sicht der Nordwestdeutschen Bedingungen Situationen und daraus abzuleitende Anbauempfehlungen dar. Anbau- und Ertragsentwicklung Für den Rückgang der Haferanbauflächen gibt es verschiedene Gründe. Pflanzenbaulich gesehen unterliegt Sommergetreide generell in weitaus höherem Maße witterungsbedingten Anbaurisiken als Wintergetreide. Im Mittel stehen von der Saat bis zur Ernte unter optimalen Bedingungen eine Vegetationszeit von rund 150 bis 160 Tagen zur Verfügung. In dieser Zeit müssen besonders die Wasserund Temperaturverhältnisse „passen“. Auch das Saatzeitrisiko ist relativ groß, da bei verspäteter Saat (z.B. mittlere Höhenlagen bei spätem Vegetationsbeginn) schneller mit niedrigeren Erträgen zu rechnen ist als beim Wintergetreide. Unter solchen Bedingungen kann die verfügbare Vegetationszeit schnell auf weniger als 120 bis 130 Tage sinken. Auch leichte, „trockene“ Standorte sind natürlicherweise mit einem höheren Erzeugungsrisiko behaftet. Der Handel fordert bei dem hl-Gewicht eine Untergrenze von 50–52 kg/hl. Bei der Qualitätshafererzeugung wird diese Grenze oft nicht er- Abb. 1: Ertragsentwicklung Sommerhafer in Nordrhein-Westfalen Ergebnisse der Besonderen Ernteermittlung (BEE), Statistisches Landesamt, Düsseldorf reicht. Aus diesem Grund konzentriert sich der Haferanbau erfolgreich zunehmend stärker auf die etwas höheren Anbaulagen, in denen bei moderaterem Temperaturverlauf und in der Regel ausgeglicheneren Niederschlagsverhältnissen gute Erträge bei hohen hl-Gewichten sicherer erzielt werden können. Die langjährige Ertragsentwicklung des Sommerhafers in der Praxis (Abb. 1, BEEErträge) zeigt über den Zeitraum von 62 Jahren für NRW einen relativ konstanten Ertragszuwachs von 0,45 dt je ha und Jahr. Ein ähnlicher Verlauf ist für das gesamte Nordwestdeutsche Anbaugebiet anzunehmen. Der Ertragsfortschritt kommt in der Praxis nicht mehr an Auffällig ist, dass sich gegen Ende der 90iger Jahre nochmals ein deutlicher Ertragssprung zeigt, der sich allerdings bis zum aktuellen Erntejahr 2009 nicht weiter fortsetzt, sondern auf dem Ertragsniveau von ca. 53 dt je ha verharrt. Über die Gründe dieser Ertragsstagnation (etc.) kann nur spekuliert werden: Anteilig spielen Produktionstechnik/-intensität, Sorten und Wetter eine Rolle. Seit Anfang der 50iger Jahre haben sich allerdings die Sommerhafererträge verdoppelt. Die mehrjährigen Landessortenversuchsergebnisse aus Nordwestdeutschland zeigen aber deutlich, dass durchaus höhere Abb. 2: Ertragsentwicklung Sommerhafer in den Landessortenversuchen Nordwestdeutschland 110 70 100 50 Y = 0,45x + 25,4 R2 Ertrag dt/ha 60 Ertrag dt/ha In Versuchen sind die Erträge oft deutlich höher als in der breiten Praxis = 0,73 40 30 Löß Lehm Sand 90 80 70 60 50 20 40 44 20 09 19 99 19 89 19 79 19 69 30 19 59 19 49 10 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 45 Sommerhafererträge und damit auch eine höhere Rentabilität erzielbar ist (Abb. 2). Obwohl bereits von den reinen Parzellenerträgen knapp 30 % abgezogen werden, bewegen sich die Erträge selbst auf Sandstandorten auf einem deutlich höheren Niveau als die der Praxis (Abb. 1). Insbesondere die Saatgutvermehrer für Hafer zeigen ebenfalls sehr deutlich, dass bei guter Produktionstechnik und unter guten Standortbedingungen Praxiserträge von 70 dt und mehr erzielbar sind. Die sichere Erreichbarkeit einer vernünftigen bezahlungsrelevanten Mindestqualität beim hl-Gewicht ist aber sehr schwierig (Abb. 3). Nur in wenigen Jahren werden die marktseits geforderten Mindest-hl-Gewichtsqualitäten im Mittel der Sorten erreicht. Die relevanten Einflussfaktoren sind hier die Niederschlags- und Temperaturverhältnisse. Eine Beziehung zwischen Ertragsniveau und hl-Gewichtsleistung lässt sich nicht nachweisen. Sehr hohe Erträge beim Sommerhafer und auch sehr hohe hl-Gewichte schließen sich damit nicht aus. Produktionstechnische Besonderheiten Standort Erforderliche Saatstärke Sortenwahl und Aussaat Erfolgreicher Sommerhaferanbau beginnt bereits mit der Sortenwahl. Die Bereitschaft zum Sortenwechsel ist bei Hafer wenig ausgeprägt. Das schränkt die Teilhabe am Züchtungsfortschritt entsprechend ein und ist sicher eine Erklärung für die fehlenden Ertragszuwächse. In den Qualitätsmerkmalen ist die Variabilität des zugelassenen Sortenspektrums groß. Daher bildet die gezielte Sortenwahl bereits den Grundstock für das zu erreichende Produktionsziel, Schälhafer oder Futterhafer. Für den erfolgreichen Haferanbau sollten möglichst nur Standorte mit sicherer Wasserführung gewählt werden. Hafer ist sehr wasserbedürftig, ein Wassermangel, vor allem in der kritischen Kornfüllungs- Abb. 3: Hektoliter-Gewichtsleistungen in den Landessortenversuchen Nordwestdeutschland 60 hl-Gewicht (kg/hl) Löß Lehm Sand 55 50 45 40 35 2000 46 2001 2002 2003 2004 Tab. 1: Optimale Bestandesdichten und erforderliche Saatstärken von Sommerhafer in NRW auf unterschiedlichen Standorten, Ergebnisse von Landesstrukturanalysen der Landessortenversuche NRW 2005 2006 2007 2008 2009 Verlust Lehm/Löß Sand 300–320 kf. Kö/m² 322–340 kf. Kö/m² 7% 7% Beährungskoeffizient 1,4–1,5 1,2 Optimale mittlere Bestandesdichte rispentragende Halme/m² 400–430 370 phase, wirkt sich umso negativer auf Ertrag und Qualität aus, je höher die Bestandesdichte ist. Daher darf auch die Bestandesdichte nicht überzogen werden (s. Tab. 1). Eine möglichst frühe Saat, in ein trockenes, feinkrümeliges und gut abgesetztes Saatbett sollte angestrebt werden. Die Winterfeuchtigkeit und die noch herrschenden kurzen Tageslängen (Photoperiodik) können dann noch für eine ausreichende Bestockung und Bestandesdichteetablierung optimal genutzt werden. Düngung: Mit gezielten Maßnahmen Lager vermeiden Eine zweimalige Stickstoff-Düngung reicht für hohe Erträge und Qualitäten aus. Vorteilhaft ist das flache Einarbeiten der 1. Stickstoffgabe in die Krume kurz vor der Saat. Der eingearbeitete Stickstoff kann witterungsunabhängiger pflanzenwirksam umgesetzt werden. Angesichts der kurzen Vegetationszeit ist eine frühzeitige, gesicherte pflanzenverfügbare Stickstoffversorgung besonders wichtig. Aufgrund des leistungsfähigen und stark verzweigten Wurzelsystems kann eine Stickstoffüberversorgung leicht zu ertrags- und qualitätsmindernden Verlusten durch Lager führen. Die Standfestigkeitssicherung in EC 33 bis 37 mit Cycocel ist in der Regel eine wirtschaftliche und ertragssichernde Maßnahme, vor allem auf den besseren, wassersicheren Standorten. Pflanzenschutz Für Hafer ist der aktuelle Zulassungstand der Fungizide sehr eingeschränkt. In mehrjährigen Versuchen reagierte keine Sorte eindeutig auf eine eher höhere oder niedrigere Behandlungsintensität. Daher sollte bei jeder Sorte jahresspezifisch über die Behandlung und Behandlungsintensität entschieden werden. Hafer reagiert auf Gelbverzwergungsvirus mit starkem Ertragsrückgang (Haferröte und Verzwergung). Die virusübertragenden Blattläuse müssen daher sofort bei Befall bekämpft werden (Warndiensthinweise beachten). Dr. Joachim Holz 47 10 TIPPS FÜR EINEN ERFOLGREICHEN HAFERANBAU IN HÖHENLAGEN. In den Höhenlagen hat der Haferanbau mangels Alternativen an Blattfrüchten vor allem auch als Weizenvorfrucht immer noch einen hohen Stellenwert. Vor allem in den klimatisch begünstigten Regionen BadenWürttembergs ist der Haferanbau jedoch seit 2005 um 14 % zurückgegangen. Heute spielt weniger die Verfütterung als vielmehr die Vermarktung an Schälmühlen zur Verwertung als Haferflocken bzw. als Babynahrung eine große Rolle. Spitzenbetriebe ernten hier im langjährigen Mittel bis zu 50 % über dem Landesdurchschnitt, 51,6 dt/ha im Schnitt der Jahre 2005–2009. Jens Heisrath vom ABIP* in Dietlingen beschreibt wichtige Anbauregeln für einen erfolgreichen Haferanbau in Höhenlagen. 1. Fruchtfolge: Mindestens fünfjährige Anbaupause einhalten! Hafer gilt gemeinhin als Gesundungsfrucht, kann aber durch das HaferzystenÄhlchen geschädigt werden. Hat sich erst einmal eine Nemadoden-Population aufgebaut, können auch andere Getreidearten geschädigt werden. Eine fünfjährige Anbaupause kann den Befall wirkungsvoll reduzieren. 2. Standortwahl: Kein Anbau bei regelmäßigem Risiko von Wassermangel! Hafer braucht viel Wasser. Insbesondere ab dem Schossen regaiert Hafer extrem negativ auf Wassermangel und Hitzestress. Halten Hitzeperioden mit mehr als 30 °C über mehrere Tage an, fällt der Hafer im Ertrag regelmäßig ab. Daher kein 48 * Die Agrarberatung Innovative Pflanzenproduktion (ABIP) ist ein privates Beratungsunternehmen für Ackerbau im südlichen BadenWürttemberg. Die ABIP verfügt über ein eigenes Versuchswesen. Anbau auf Standorten, die leicht trocken fallen können (flachgründige Böden bzw. bei regelmäßiger Vorsommertrockenheit). 3. Verunkrautung: Kein Anbau auf Fuchsschwanz-Problemstandorten! Unkräuter lassen sich im Gegensatz zu Ungräsern in Hafer leicht und verträglich bekämpfen. Insbesondere Standorte mit bekannt hohem Besatz an Fuchsschwanz sollten vom Haferanbau ausgeschlossen werden. Hier steht mit Lexus® zwar ein Produkt aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe als Bekämpfungsmöglichkeit zur Verfügung. Aus Gründen der Resistenzvermeidung sollte insbesondere auf Tonböden ein Einsatz von Lexus® in Hafer vermieden werden. Einerseits ist der Bekämpfungserfolg hier häufig unbefriedigend (Förderung von Resistenzen!), andererseits ist auch die Verträglichkeit des Lexus® bei schwacher Wurzelausbildung auf diesen Standorten häufig kritisch. Daher sollte in der Vorfrucht eine vollständige Fuchsschwanzbekämpfung erfolgen. 4. Saatzeit: Maihafer ist Spreuhafer! Je früher der Hafer in den Boden kommt, desto stabiler sind Ertrag und Qualität. Je später gesät wird, desto schlechter ist v.a. das hl-Gewicht. Das erste schöne Wetter des Frühlings muss für die Saat genutzt werden, weil hier in der Regel die besten Bedingungen herrschen – auch wenn dies bereits im Februar der Fall ist. Wichtig ist dabei eine Boden schonende Bestellung. Innendruck der Reifen weit möglichst absenken (0,5–0,8 bar). Auch eine Saat bei oberflächlich gefrorenem und damit tragfähigem Boden ist durchaus möglich. 5. Saatstärke: Durch angepasste Saatstärke Ertrag und Qualität sichern! Grundsätzlich dominiert beim Hafer der Haupttrieb den Ertrag. Steht der Hafer zu dicht, nimmt die Zahl der unproduktiven Seitentriebe zu. Dies kostet unnötig Kraft und die Ertragsleistung des Haupttriebes geht überproportional zurück, auch das Hektolitergewicht leidet. Einzelrispentypen wie Neklan oder Typhon bringen gute Erträge bei Frühsaaten bzw. zügiger Jugendentwicklung. Bei Spätsaaten oder in kalten Frühjahren fallen sie im Ertrag insbesondere in den Höhenlagen aber häufig ab. Bei späteren Saatterminen sollte auf Bestandesdichtetypen wie Aragon zurückgegriffen werden. Unseren Erfahrungen nach reagiert Hafer in den Höhenlagen positiv auf eine ausreichend tiefe Saatgutablage, lieber etwas zu tief, als zu flach! 49 6. Düngung: Grundnährstoffe und Spurenelemente dürfen nicht vernachlässigt werden! Hafer hat zwar ein deutlich besseres Wurzelsystem als Sommergerste und kann daher auch schwierige Böden gut durchwurzeln und sich damit Nährstoffe aneignen. Aufgrund der im Verhältnis zu Wintergetreide kurzen Vegetationsperiode und dem damit verbundenen schnelleren Wachstum besteht aber ein zumindest temporär erhöhter Grundnährstoffbedarf. In unseren Versuchen hat Hafer immer positiv auf eine Düngung mit Phosphat, Kali und Magnesium entsprechend der Bodenversorgung reagiert. Dabei hat es sich bewährt, diese Nährstoffe vor der Saat einzuarbeiten, um sie möglichst nah an der Wurzel zu platzieren. Neben den Grundnährstoffen reagiert Hafer insbesondere deutlich positiv auf eine Düngung mit Spurenelementen. In erster Linie ist dabei das Mangan zu nennen, aber auf Mangelstandorten auch auf kleine Mengen Bor (max. 50 g Reinbor als Blattapplikation). In unserer Region war in eigenen Versuchen die Beizung mit Spurenelementen der Blattapplikation überlegen, optimal war aber die Kombination von Beizung und Blattapplikation. Hier konnten wir im Schnitt der letzten 3 Jahre Mehrerträge von 7,2 dt bei Kosten von um die 10 € realisieren. Als Beize bietet sich z.B. das Nutriseed® mit 0,25 l/dt an. Blattapplikationen mit Spurenelementen sollten erst nach Kenntnis des Nährstoffbedarfs mittels Blattanalysen erfolgen. 50 Ein Düngefenster ist die einfachste Methode zur Ermittlung der optimalen N-Menge. 7. Stickstoff: Zu wenig Stickstoff kostet massiv Ertrag! Sowohl zuviel als auch zu wenig Stickstoff nimmt der Hafer übel. Zu wenig Stickstoff kann deutliche Mindererträge zur Folge haben, insbesondere wenn die Nachlieferung des Bodens bzw. aus organischer Düngung nicht wie kalkuliert einsetzt. Fehlen in der Schossphase nur 20–30 kg N/ha, kann das schnell mal 10–15 (!) dt/ha ausmachen. Wird diese N-Menge aber einfach zusätzlich zur ortsüblichen N-Menge als Sicherheit gegeben, kann der Schuss bei guter Bodennachlieferung auch nach hinten losgehen: Die Strohabreife wird verzögert und die Umverlagerung der Assimilate gebremst („Viel Stroh, wenig Korn“). Hier reagiert Hafer sehr empfindlich. Hinzu kommt, dass Stroh aus überdüngten Beständen regelrecht durch den Drescher „gequält“ werden muss. Die einfachste Methode zur Ermittlung der optimalen N-Menge ist ein Düngefenster mit einer um ca. 30 % reduzierten Düngung. Hellt dieses sehr früh auf, setzt die Nachlieferung nicht wie erwartet ein. Dann kann noch mit einer Nachdüngung von 30–40 kg N/ha bis spätestens ES 31/32 reagiert werden. Vorsicht: Eine zu späte Nachdüngung in schwachen Beständen erhöht das Risiko von Zwiewuchs. Hellt das Düngefenster erst später auf, ist diese Nachdüngung nicht erforderlich. Meist macht es keinen Sinn, die vollen zugelassenen Aufwandmengen von Strobilurinen (Amistar®) bzw. Kombinationen mit Azolen einzusetzen (Juwel Top®), weil diese die Abreife des Strohs deutlich verzögern können. Bewährt haben sich 50–70 % der zugelassenen Mengen, die ja auf den höheren Krankheitsdruck im Wintergetreide ausgelegt sind. 8. Wuchsregler: Lager verboten! Der Wuchsreglereinsatz ist im Haferanbau ein heikles Thema. Einerseits ist im Vertragsanbau CCC in der Regel ausgeschlossen, bei Moddus kommt es auf den Abnehmer an. Auch können sich zu hohe Moddusmengen in der Schossphase schnell negativ auf die Einkörnung (Flissigkeit) und das Hektolitergewicht auswirken. Andererseits ist aus Qualitätsgründen Lager unbedingt zu vermeiden. Auch aus diesem Grund sollte Hafer nicht zu dicht stehen bzw. nicht zu stark angedüngt werden. Wenn aber Wuchsregler notwendig sind, hat sich ein Splitting mit Teilmengen von Moddus zu ES 31/32 (z.B. 0,2–0,3) und ES 39 (z.B. 0,15–0,2) bewährt. 10. Schädlinge: In der Abreife auf Getreidehähnchen und Blattläuse kontrollieren! Hafer wird aufgrund seines attraktiven Fahnenblattes gerne von Getreidehähnchen befallen. Insbesondere in trockenen Jahren sollte ab dem Rispenschieben genau kontrolliert werden, weil hier der Schaden am größten ist. Eine Bekämpfung macht ab der Schadschwelle von 0,5–1,0 Larven/Pflanze mit zugelassenen Pyrethroiden Sinn. In Jahren mit hohem Blattlausdruck kann auch bei Hafer ein in der Regel später Befall ertragsrelevant sein, wenn dies in den Höhenlagen auch eher die Ausnahme ist. 9. Fungizide: Auf Mehltau und Rost achten! Hafer kommt in der Regel ohne Fungizide aus. In Jahren mit hohem Krankheitsdruck, kann aber auch Hafer stark mit Rost und Mehltau befallen werden. Zuletzt hatten wir im Jahr 2007 derartige Befallsbedingungen, wo ein Fungizideinsatz ab dem Fahnenblattstadium ca. 12 dt/ha Mehrertrag erzielen konnte. Auch bei Hafer lassen sich also Spitzenerträge erzielen. Dazu bedarf es nicht zwangsläufig hoher Intensitäten, sondern vielmehr Fingerspitzengefühl und intelligenten Einsatz der Betriebsmittel. Wenn der Standort passt, die Vermarktung stimmt und man dem Anbau die nötige Aufmerksamkeit schenkt, kann Haferanbau hoch ökonomisch sein. Jens Heisrath 51 HAFERPRODUKTION IN SCHWEDEN. Abb. 1: Erträge/Anbauflächen von Hafer in Schweden 2006–2009 In Normaljahren produziert Schweden 800.000 Tonnen, wobei der überwiegende Teil für die tierische Ernährung bestimmt ist. Doch allmählich wächst das Interesse daran, Hafer für die menschliche Ernährung zu verarbeiten. Der Kern ist ernährungsphysiologisch besonders wertvoll. Verbraucherorientierte Unternehmen setzen Hafer zunehmend in innovativen Lebensmittel ein. Die Entwicklungen in diesem Produktbereich schreiten schnell voran und in Zukunft wird es ganz neue Haferprodukte wie Hafermilch, Haferöl oder auch -Glucan als Lebensmittelzusatz geben. Beliebtes schwedisches Exportprodukt 52 Veränderung des Hafermarktes Schweden ist ein Haferexportland mit langer Tradition. Mitte des 19. Jahrhunderts gingen große Mengen besonders des in Westschweden produzierten Hafers als Futter für Ponys und Pferde nach England. Die Tiere mussten, sowohl im zunehmenden Transportwesen, als auch in den Minen hart arbeiten und dies erforderte große Mengen Hafers von guter Qualität. Eine Haferproduktion im Westen Schwedens war sowohl hinsichtlich qualitativer Aspekte als auch mit Blick auf die geringen Frachtkosten ideal. Der Haferhandel brachte diesen Regionen eine wirtschaftliche Blüte. In den 70iger und 80iger Jahren des 20. Jahrhunderts, gingen große Hafermengen mit hohem spezifischen Kerngewicht aus Schweden und Finnland als Futter aber auch für die menschliche Ernährung in die USA. Heute geht die Ware eher nach Nordeuropa mit Schwerpunkt Deutschland. Insgesamt ist das Exportvolumen auf 100.000 bis 200.000 Tonnen zurückgegangen. 225 50 220 45 40 215 35 210 30 205 25 200 20 15 195 10 190 185 Mittelwert Erträge (dt/ha) Hafer nimmt traditionell einen wichtigen Platz in der Getreideproduktion Schwedens ein. Im späten 19. Jahrhundert galt Hafer sogar als die wichtigste landwirtschaftliche Kultur des Landes. In der jüngeren Vergangenheit ging die Haferproduktion zwar zurück, aber in einigen Regionen stieg jedoch der Anbau und machte Hafer in Mittel- und Südschweden zu einem wichtigen Bestandteil der Anbausysteme. Mittelwert Anbau (1.000 ha) Mittelwert Anbau (1.000 ha) Mittelwert Erträge (dt/ha) 5 2006 2007 2008 2009 0 Quelle: EU-Kommission, nationale Statistiken (Stat. Bundesamt, Tikke, MAPA, etc.) Die Anforderungen steigen Die Haferproduktion hat sich zunehmend auf die spezifischen Wünsche des Endnutzers ausgerichtet. Kontrakte und Anbauempfehlungen für die Landwirte unterteilen die Ware von Beginn an in unterschiedliche Partien: Futterhafer ohne Sortenreinheit oder Exporthafer, der für bestimmte Parameter wie spezifisches Gewicht oder Farbe unterschiedliche Preise erzielen kann. Besonders strenge Regularien weisen die Kontrakte mit Mühlen und mit der Lebensmittelindustrie auf, die Anbauparameter, Sorten, Fruchtfolge etc. vorschreiben. In Schweden wird fast ausnahmslos Sommerhafer angebaut. Es laufen jedoch auch Versuche zur Ermittlung von Sorten, die mit den relativ harten klimatischen Bedingungen zurechtkommen. Da Hafer eine gute Wasserversorgung voraussetzt, ist Westschweden für die Produktion guter Qualitäten bei gleichzeitig hohen Erträgen prädestiniert. Aufgrund geografischer Vorteile ist jedoch ebenso im Süden Schwedens der Haferanbau ausgeweitet worden. Qualitätssicherung durch ackerbauliche Maßnahmen Um beste Qualitäten zu ernten, muss durch einen frühen Aussaattermin und einen gleichmäßigen Feldaufgang die Basis für einen guten Wachstumsstart gelegt werden. Außerdem ist eine optimale Witterung bei der Ernte sehr wichtig: Je später die Ernte, desto größer das Risiko schlechten Wetters – und dies ist mit guten Qualitäten nicht vereinbar. Zudem sind die Bestände nach einer frühen Aussaat zur Ernte gleichmäßiger und werden deutlich weniger häufig von der Fritfliege (Oscinella frit) befallen. Ist eine späte Saat unvermeidbar, muss der Bestand regelmäßig auf Schaderreger kontrolliert werden, um termingerechte Pflanzenschutzmaßnahmen durchführen zu können. Das Klima ändert sich Die immer frühere Erwärmung im Frühjahr kombiniert mit höheren Temperaturen, ein früherer Insektenbefall und ein regenreicherer Herbst müssen von den Empfehlungen zur Bestandesführung berücksichtigt werden. In Schweden werden, je nach Sorte, Saatzeit, Bodenzustand und -art, Aussaatstär53 Gängige Praxis ist es auch, Mangan in Form von MnNO3 als Blattdünger zusammen mit Insektiziden zu applizieren. Fungizide sind nur selten notwendig. Neue Sorten bringen Marktstabilität Die Statistik zeigt, dass der Haferdurchschnittsertrag in der Vergangenheit deshalb sehr niedrig war, weil der Anteil an extensivem Anbau in einigen Regionen sehr hoch ist. ken von 450–500 kf. Kö./m2 empfohlen. Je schwerer der Boden und größer das Risiko eines trockenen Saatbetts, desto höher die empfohlene Saatstärke. Bei einer durchschnittlichen Witterung wird Hafer nur einmal zu Beginn der Vegetation mit einer NPK-Gabe mit 80100 kg N/ha gedüngt. Bei Ertragserwartungen von mehr als 60 dt/ha muss die Düngung oft auf 110–130 kg N/ha angepasst werden, natürlich abhängig von den Preisen für Dünger und Erlösen. In der Regel werden NPK-Dünger wie 244-5 in Kombination mit Schwefel verwendet. In manchen Jahren kommt zur Ertragsoptimierung auch noch eine zweite Gabe zum Einsatz, etwa NS-Dünger 27-4. Je nach spezifischen Anforderungen variieren jedoch die Düngerempfehlungen stark. 54 So erreicht der landesweite Durchschnittsertrag nur ca. 4 t/ha, wohingegen in den intensiver geführten Regionen oder unter besseren Bedingungen 6 bis 7 t/ha erzielt werden. Trotz seit Jahren rückläufiger Gesamtvolumina ist aber davon auszugehen, dass die Nachfrage aus der Ernährungsindustrie und die züchterische Bearbeitung der Sorten Stabilität bringen wird. Neue Sorten mit speziellen Inhaltsstoffen werden den Bedarf an Hafer für die menschliche Ernährung erhöhen. Daher wird Hafer auch in Zukunft eine bedeutende Frucht in der schwedischen Getreideproduktion bleiben. Nicht vergessen werden sollte auch der hohe Wert der Kultur Hafer für die von Weizen und Gerste dominierte Fruchtfolge. Leider wird dieser Wert nicht immer in die Berechnungen bei Kulturvergleichen mit einbezogen. Jan Rundqvist Schnelle Rezepte mit Haferflocken Haferflocken harmonieren hervorragend mit Fisch, Fleisch und Gemüse. Sie eignen sich auch zum Herstellen von Saucen, da sie eine gute Bindefähigkeit haben. Nachdem wir auf Seite 13 süße Rezepte ausgewählt haben, hier nun die „herzhafte Fraktion“. Rotbarsch mit kerniger Senfcreme Zutaten (für 4 Portionen): Küchengarn, 4 Rotbarschfilets (à 200 g), 2–3 Zitronen (unbehandelt), ½ Bund Dill, Jodsalz, Pfeffer, 3 EL Köllns Echte Kernige, 1 EL süßer Senf (grob), 1 EL mittelscharfer Senf, 1 EL Crème fraîche Zubereitung: Küchengarn in kaltes Wasser legen. Wenn Sie kein Küchengarn haben, können Sie den Fisch auch mit Zahnstochern fixieren. Rotbarschfilet kalt abbrausen und trocken tupfen. Zitronen waschen und in ca. 0,5 cm dicke Scheiben schneiden. Dill waschen, trocken schütteln und hacken. Fisch mit Salz und Pfeffer würzen. Köllns Echte Kernige, Senf, Dill und Crème fraîche gut vermischen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Den Fisch auf einer Hälfte mit Senfmasse bestreichen und mit Zitronenscheiben belegen. Zusammenklappen und mit Küchengarn zusammenbinden. Auf den Grill legen (ca. 15 cm Abstand zur Glut) und von beiden Seiten ca. 4–5 Minuten grillen. Mit einem Salat aus Rauke und Kirschtomaten servieren. Zucchini-Tomaten-Quiche mit Feta-Quark Zutaten (für 12 Stücke): Für den Teig: 160 g Weizenvollkornmehl, 60 g Köllnflocken Instant, 100 g Biskin® Pflanzencreme mit Butteraroma, 1 Ei (Gew.-Kl. M), 1 Prise Jodsalz Für die Füllung: 2 mittelgroße Tomaten (ca. 120 g), 1 mittelgroße Zucchini (ca. 220 g), 2 EL Biskin® Pflanzencreme mit Butteraroma, 200 g Magerquark, 200 g Fetakäse, 3 Eier (Gew.-Kl. M), 2–3 Knoblauchzehen (je nach Geschmack), Basilikum, tiefgekühlt oder frisch, Jodsalz, Pfeffer Zubereitung: Backofen vorheizen. Zutaten für den Teig zu einem Mürbeteig verkneten und kühl stellen. Tomaten vierteln, Kerne entfernen und Tomatenfleisch sowie Zucchini in kleine Stücke schneiden. Beides kurz in 1 EL Biskin® Pflanzencreme andünsten. Magerquark mit Fetakäse verrühren. Zucchini, Tomaten, Eier, gepressten Knoblauch und gehackten Basilikum hinzufügen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Eine Springform mit 1 EL Biskin® Pflanzencreme fetten, mit dem Teig auslegen und einen 2–3 cm hohen Rand formen. Füllung in die Springform geben, glatt streichen und backen. Backen: Ober-/Unterhitze: 200 °C, Umluft: 170 °C, Backzeit: ca. 30–35 Minuten Wussten Sie schon, dass Hafer von allen Getreidesorten den größten Gehalt an Eisen hat? Aus diesem Grund ist er zusammen mit Vitamin-C-reichem Obst oder Obstsaft verzehrt auch für Vegetarier eine gut verfügbare Eisenquelle. 55 Alle Rezepte mit freundlicher Genehmigung der Peter Kölln KG aA. In keinem anderen europäischen Land werden durchschnittlich so hohe Hafererträge pro Hektar realisiert wie in Irland. In den letzten vier Jahren lag der Landesdurchschnitt kontinuierlich über 70 dt/ha. Die besonderen Böden und die klimatischen Voraussetzungen erfordern eine besondere Produktionstechnik. Saatzeit Die ideale Saatzeit von Winterhafer liegt zwischen dem 1. und dem 31. Oktober. In Irland werden sowohl im Herbst als auch im Frühjahr in der Regel nur Sommertypen ausgesät, ausgesprochene Wintertypen finden kaum Anwendung. Saatstärke Bei normalen Bedingungen zur Aussaat und durchschnittlichen Tausendkorngewichten werden Saatdichten von 130 bis 160 kg/ha gewählt. 300 bis 400 Kö./m2 ist die generell empfohlene Saatstärke. Düngung Hafer hat keinen so hohen Düngeranspruch wie Weizen. Bei einem Bodenindex von 1* besteht in der Regel ein Stickstoff-Bedarf von 145 kg/ha. Diese Menge wird im Normalfall für eine kontinuierliche Getreidefruchtfolge mit der ersten Düngerapplikation im frühen März (50 kg/ha) und der Hauptgabe zum ersten Knotenstadium (EC 31) etwa 4–6 Wochen nach der ersten Düngergabe. 56 25 78 76 20 74 15 72 10 70 68 5 0 66 2006 2007 2008 2009 Mittelwert Erträge (dt/ha) „Echten“ Winterhafer, also winterharte Sorten mit Vernalisationsanspruch, gibt es nicht. In Ländern mit milderen Wintern werden jedoch Sommerhafersorten im Herbst ausgedrillt, die verhältnismäßig winterhart sind und leichtere Fröste schadlos überstehen. Ein Vernalisiationsanspruch liegt bei keiner dieser Sorten vor. Mittelwert Anbau (1.000 ha) Mittelwert Erträge (dt/ha) Mittelwert Anbau (1.000 ha) WINTERHAFERPRODUKTION IN IRLAND. mit 0,2 l/ha Moddus EC 30/31 gefolgt von 0,2 l/ha + 1,0 l/ha CCC 750. Abb. 1: Anbauflächen/Erträge von Hafer in Irland 2006–2009 64 Quelle: EU-Kommission, nationalen Statistiken (Stat. Bundesamt, Tikke, MAPA, etc.) Je nach Boden- und Vegetationszustand können diese Gaben aber auch erheblich differieren. Wachstumsregler Man sollte generell bei Herbstsaaten die Applikation von Wachstumsreglern dann splitten, wenn das Lagerrisiko hoch ist. Beispiel: 0,75–1,0 l/ha CCC 750 Ende Februar bis Mitte März plus 2,0 l/ha beim Zwei- und Dreiknotenstadium (EC 32–33). Bei kühlerer Witterung wird in der Praxis oft der Wachstumsregler Ceraide (1,0– 1,4 l/ha) verwendet. Dieses Produkt basiert auf CCC als aktiven Wirkstoff, aber beinhaltet zudem ein spezielles biochemisches System, das den Wirkstoff Chlormequat besonders bei niedrigen Temperaturen, bis hin zu 1 °C wirksamer macht und dessen Phototoxidität verringert. Eine andere Möglichkeit ist der Einsatz einer Mischung aus Moddus und CCC 750 Pflanzenschutz Insektizide/Blattlausbekämpfung: Je nach Blattlausbefall wird mindestens eine Herbstapplikation empfohlen. In Irland sind vor allem die Krankheiten Mehltau und Kronenrost im Hafer bekämpfungswürdig. Auch wenn die Kultur sauber ist, wird eine prophylaktische Mehltaubekämpfung mit Langzeitwirkung empfohlen. Beispiel für eine Fungizidapplikation: 1. Ausbringung: EC 30 bis 31 Mehltaumittel +/- breitwirksames Fungizid 2. Ausbringung: EC 32 breit wirksame Fungizide/Strobilurin + Mehltaumittel 3. Ausbringung: EC 39 bis 51 breit wirksame Fungizide/Strobilurin + Mehltaumittel Unkrautbekämpfung Hafer ist sehr konkurrenzstark und benötigt meist keine Unkrautbekämpfung. Falls es aber Probleme geben sollte, können breitblättrige Unkräuter im Frühjahr bei ihrem ersten Auflaufen mit Sulfonylharnstoff plus Wuchsstoffe bekämpft werden (z.B. für Irland das Präparat Ally, vor EC 31). Oliver Carter 57 Noch relativ geringe Nachfrage aus der Nahrungsmittelindustrie Etwa 80 % des in Polen erzeugten Hafers wird für Futterzwecke eingesetzt, 15 % für Saatgut, der Rest in der Humanernährung. Obwohl auch in Polen die diätetische Bedeutung von Hafer in der menschlichen Ernährung zunehmende Aufmerksamkeit erfährt, ist der Nahrungshaferverbrauch niedriger als in anderen westeuropäischen Staaten oder auch in Nordamerika. Es werden Haferflocken, Grieß und Kleie produziert und verarbeitet. Die gesundheitsfördernden Eigenschaften des Haferverzehrs zur Vorbeugung von Zivilisationskrankheiten wie Arteriosklerose, Fettleibigkeit, Diabetes und Darmkrebs erfahren dabei steigende Wertschätzung. Weitere gute Perspektiven werden Hafer in Polen in der Kosmetik, pharmazeutischen und chemischen Industrie eingeräumt. Hier spielen der hohe Fettgehalt (4–7 % in Spelzhafer, bis zu 9 % in Nackt58 hafer), dessen besondere Struktur (40 % Linolsäure, 35 % Ölsäure, 20 % Palmitinsäure) oder auch die Faser- und Ballaststoffe des Hafers (z.B. das -Glucan) eine Rolle. Da der Anteil der Pferde an den landwirtschaftlichen Nutztieren zurückgegangen ist, sank in den letzten Jahren auch die Menge des als Einstreu verwendeten Haferstrohs. Wiederkäuer können das Haferstroh deutlich schlechter verwerten als Pferde. In der Schweinehaltung hat die Verfütterung von Haferspreu und -stroh aber eine gewisse Bedeutung. Saat Als Pflanze des feuchten und gemäßigten Klimas verträgt Hafer im Frühjahr auch in Polen keine starken Fröste. Trotzdem sollte die Aussaat möglichst früh erfolgen, die Keimung setzt bereits bei 2–3 °C ein. Temperaturen ab 12 °C aufwärts wirken sich in der Jugendphase aber eher negativ aus. Wichtig ist eine ausreichende Bo- Abb. 1: Anbauflächen/Erträge von Hafer in Polen 2006–2009 Mittelwert Anbau (1.000 ha) Mittelwert Erträge (dt/ha) 620 30 600 28 580 26 560 24 540 22 520 2006 2007 2008 Quelle: EU-Kommission, nationale Statistiken (Stat. Bundesamt, Tikke, MAPA, etc.) 2009 20 Mittelwert Erträge (dt/ha) Die durchschnittliche Haferanbaufläche betrug in Polen in den vergangenen Jahren etwa 550 Tsd. ha, das entspricht 6,9 % der gesamten Getreideanbaufläche. Damit verfügt Polen in der EU 27 über die größte Haferanbaufläche. Neben dem Reinanbau wird Hafer in Polen aber auch als Komponente in Mischungen mit anderen Getreidearten (Sommergerste, Sommerweizen) zur Futtergetreideproduktion angebaut. Dieser Mischanbau nimmt mit fast 19 % der Haferanbaufläche ebenfalls ein vergleichsweise großes Areal ein. Während in Ost-, Süd- und Nordpolen der Haferanbau jeweils etwa 8–12 % der Getreideanbaufläche ausmacht, ist seine Bedeutung mit nur 2–4 % in Westpolen deutlich geringer. Mittelwert Anbau (1.000 ha) HAFERPRODUKTION IN POLEN. denfeuchtigkeit vor der Aussaat, da die bespelzten Körner zur Keimung viel Wasser benötigen. Gesät werden je nach Region und Aussaatzeitpunkt zwischen 500 und 650 Kö./m2, das entspricht einer Aussaatmenge von 170–215 kg/ha. Die optimale Saattiefe ist etwa 4 cm. Aufgrund des hohen Transpirationskoeffizienten (500 l/kg) reagiert Hafer empfindlich auf Wassermangel. Zur Kornfüllung im Juli müssen in Polen 50 % der gesamten benötigten Wassermenge, d.h. etwa 100–120 mm Niederschlag für befriedigende Erträge und Qualitäten zur Verfügung stehen. Hafer kann auch in Polen sehr gut in enge Getreidefruchtfolgen mit Roggen, Weizen oder Gerste integriert werden, da er bei einem hohen Anbauanteil dieser Kulturen die Infektionskette vieler Krankheiten unterbricht. Der optimale pH-Wert für den polnischen Haferanbau liegt bei 4,5–7,2. Im sauren Be- reich kann Hafer einen Calcium-Mangel tolerieren und auch ein Mn-Überschuss ist relativ gut verträglich. Auf Mn-Mangel, wie er bei sehr hohen pH-Werten auftreten kann, reagiert diese Kultur jedoch empfindlich. Gute Vorfrüchte für Hafer sind in Polen Kartoffeln, Luzerne, Bohnen, Klee und Rüben. Er ist darüber hinaus selbst eine gute Vorfrucht für die anderen Getreidearten, unterdrückt sehr effizient Unkraut. Hafer kann sogar spezifische organische Substanzen produzieren, die bodenbewohnende Krankheitserreger in ihrer Entwicklung behindern. Gepflügt werden sollte ca. 20–25 cm tief. Wenn kein Stroh die Bodenbearbeitung behindert, ist auch ein Grubbereinsatz möglich. Die Saatbettbereitung sollte nicht tiefer als 5–7 cm erfolgen, damit das im Boden verfügbare Wasser für den Aufgang des Saatgutes geschont wird. Düngung Wenn Mehrnährstoffdünger zu Hafer gegeben werden, sollte das N/P/K-Verhältnis 1/0,8/1 betragen. Je nach Bodenfeuchte und dem erwarteten Ertrag liegt die Stickstoffmenge in Polen zwischen 60 und 120 kg/ha, wobei der niedrigere Wert für trockene Regionen mit einmaliger Ausbringung gültig ist. Bei Auswaschungsgefahr kann die Stickstoffmenge in 40 kg zur Aussaat und den Rest als zweite Gabe zum Schossen geteilt werden. Mehr als 120 kg N/ha sind in Polen nicht effektiv und verschlechtern die Kornqualität zur Ernte. Je nach Bedarf soll59 ten 50–120 kg/ha P2O5 und 60–150 kg K2O vor dem Pflügen im Herbst ausgebracht werden. Bei Wirtschaftsdüngereinsatz können diese Gaben um 10–40 kg/ha reduziert werden. Hafer reagiert empfindlich auf den Mangel an Spurenelementen, insbesondere Kupfer, Mangan, Zink und Molybdän. Empfohlen werden vor allem Blattdünger in Chelatform, die allerdings gezielt nach einer Bodenanalyse appliziert werden sollten. Pflanzenschutz Unkrautbekämpfung Aufgrund der guten Unkrautunterdrückung ist in Polen nach Kartoffeln die Unkrautbekämpfung im Haferanbau häufig nicht notwendig. Steht Hafer nach anderen Getreidearten, sind jedoch meist eine oder mehrere Behandlungen notwendig, die mechanisch mit der Egge bis zum 5Blattstadium erfolgen können. Da Hafer für seine negative Reaktion auf einige Herbizidwirkstoffe bekannt ist, ist bei Herbizideinsatz Vorsicht geboten. 60 Fungizide Fungizide sind im Haferanbau in Polen nicht profitabel, obwohl Ertragseinbußen durch Rostkrankheiten und manchmal auch Mehltau auftreten können. Das Saatgut sollte immer gegen Flugbrand und Streifenkrankheit gebeizt sein, da diese Krankheiten während der Vegetation erhebliche Schäden verursachen können. Ausblick In den letzten Jahren ist in Polen die Wertschätzung des Hafers gestiegen, da hier der Ackerbau von einem hohen Anteil leichter Böden und zunehmend getreidelastigen Fruchtfolgen gekennzeichnet ist. Derzeit führt ein steigender Anteil von Getreide in den enger werdenden Fruchtfolgen in Polen zu phytosanitären Problemen. Hafer hat in solchen Fruchtfolgen einen sehr positiven Einfluss auf die Produktivität und die Naturalerträge der anderen Getreidearten. Diese bekannte Wirkung ergibt sich u.a. aus der Widerstandsfähigkeit von Hafer gegenüber Pilzkrankheiten und der guten Unkrautunterdrückung. Hafer reinigt den Boden von schädlichen Mikroorganismen und ist ein wertvoller Bestandteil in einer Getreiderotation, vor allem wenn der Getreideanteil in der Fruchtfolge 55 % übersteigt. Das hat die polnische Landwirtschaft offensichtlich jetzt erkannt, denn die Wertschätzung für diese Kultur steigt kontinuierlich. EIN HAFERZÜCHTER STELLT SICH VOR Nur noch wenige Getreidezüchtungsunternehmen engagieren sich trotz des schwierigen ökonomischen Umfeldes in starkem Maße für Hafer. Die Nordsaat Saatzucht GmbH ist hier in Deutschland führend. Das Stammhaus des 1910 gegründeten Unternehmens, steht in Granskevitz auf der Ostseeinsel Rügen, der Geschäftssitz jedoch ist die Saatzuchtstation Langenstein in Sachsen-Anhalt. Das innovative und international erfolgreiche Züchtungsunternehmen, beschäftigt heute etwa 100 Mitarbeiter/innen. Auf drei Zuchtstationen wird auf etwa 150 ha Zuchtgartenfläche an der Entwicklung von Hochleistungssorten bei Winterweizen, Triticale, Winter- und Sommergerste sowie nicht zuletzt auch Hafer gearbeitet. Neben der klassischen Pflanzenzüchtung kommen dabei zunehmend biotechnologische Verfahren wie die DH-Technik oder die markergestützte Selektion zum Einsatz. Ein umfangreiches nationales und internationales Prüfnetz sowie eine entsprechende, hochmoderne Laborausstattung schaffen die Voraussetzungen. Vom Züchtungsbeginn bis zur Zulassung einer Hafersorte dauert es im Schnitt 10– 11 Jahre. Eine Sorte wird nur dann durch das Bundessortenamt zugelassen, wenn sie gegenüber den bereits im Vertrieb befindlichen Sorten einen deutlichen Mehrwert mitbringt – sich also in einer oder mehreren relevanten Eigenschaften ein züchterischer Fortschritt nachweisen lässt. Weltweit werden gegenwärtig schon in 27 Ländern Hafersorten der Nordsaat angebaut oder für den Anbau geprüft. Mariusz Rarajczak Erst wenn sich eine zugelassene Sorte in den Augen der Praktiker bewährt, hat sie eine Zukunft im Markt. 61 Hafer kam ursprünglich wahrscheinlich als Unkraut im Weizen und in der Gerste nach Mittel- und Nordeuropa, wo er dann domestiziert wurde. Noch vor 100 Jahren war Hafer im damaligen Deutschen Reich nach Roggen und vor Weizen das am weitesten verbreitete Getreide. Denn Hafer stellt nur geringe Ansprüche an Boden und Klima und hat ein hohes Aufschlussvermögen für Bodennährstoffe. Außerdem wurde Hafer als Leistungsfutter für Pferde – dem wichtigsten Transportmittel zu Lande – benötigt. So verwundert es nicht, dass diese Kultur zu den ersten landwirtschaftlichen Pflanzenarten gehörte, die von innovativen Landwirten bereits in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts vor allem durch Auslesezüchtung systematisch bearbeitet wurden. Vergleich: 43/Winterroggen, 61/Winterweizen, 23/Sommerweizen, 5/Wintergerste, 60/Sommergerste). Kombinationszüchtung1 wurde bei Hafer erst nach dem Ersten Weltkrieg angewendet. Dieses Verfahren ist mit einigen Abwandlungen auch heute noch weltweit die bestimmende Zuchtmethode. Wildformen unseres heutigen Saathafers (Avena sativa) sind diploide und tetraploide Haferarten. Die hexaploiden Haferarten Avena sterilis, Avena fatua und Avena sativa sind leicht untereinander kreuzbar, was in der Saatgutproduktion vor allem bei dem Ungras Flughafer (Avena fatua) immer wieder zu Problemen führt. Anfang des 20. Jahrhunderts züchteten in Deutschland 53 Landwirte Hafer (zum 62 Zuchtziele Im Laufe der Jahrzehnte wurden zahlreiche Zuchtziele mit wechselnder Gewichtung von Pflanzenzüchtern bearbeitet. Der Ertrag hatte immer Priorität Im Vordergrund stand dabei immer der Korn-, anfangs auch der Strohertrag. Als der anderen Getreidekulturen. Aufgrund des langsamen Sortenwechsels und einer Verdrängung des Hafers auf die weniger leistungsfähigen Standorte, kommt der Zuchtfortschritt in zunehmendem Maß nicht in der Praxis an. Die Ertragssteigerungsrate lag hier von 1907–1990 lediglich bei 0,3 % jährlich, wobei seit Mitte der 90er Jahre eine Stagnation bzw. sogar ein Rückgang beobachtet wird (Abb. 1). Agronomische Ziele Unter den agronomischen Eigenschaften stehen gute Strohstabilität, zügige Jugendentwicklung, Frühreife, geringe Zwiewuchsneigung und eine gleichmäßige Abreife von Korn und Stroh im Mittelpunkt züchterischer Bemühungen. Weitere Fortschritte sind dabei auch durch die Einbeziehung von Zwergformen (z.B. BUGGY) zu erwarten. Resistenzzüchtung beschränkt sich in Deutschland meist auf die Blattkrankhei- Abb. 1: Hafererträge in der amtlichen Sortenzulassungsprüfung und in der Praxis in Deutschland 1985–2009 80 Y = 0,5577x + 57,646 70 Kornertrag (dt/ha) HAFERZÜCHTUNG – WOHIN GEHT DIE REISE? vergleichsweise wasserbedürftige Sommerkultur unterliegt Hafer in stärkerem Maß als Wintergetreide jahres- und ortsbedingten Ertragsschwankungen. Das erschwert die sichere Selektion auf einen erhöhten Kornertrag. Trotzdem konnte durch Pflanzenzüchtung der Kornertrag auch bei Hafer in den letzten Jahrzehnten beträchtlich gesteigert werden. Sehr deutlich sind außerdem die Zuchtfortschritte in den agronomischen und qualitativen Parametern moderner Hafersorten. Wurden 1907 in Deutschland noch 20,9 dt/ha Hafer geerntet, waren es 1990 44,5 dt/ha und 2004 52,1 dt/ha. Spitzenerträge können mittlerweile in Sortenversuchen und einigen Landwirtschaftsbetrieben 90–100 dt/ha überschreiten. Die jährliche Steigerung des Kornertrages durch Züchtung belief sich in den vergangenen 25 Jahren auf mindestens 0,9 % und liegt damit etwa im Bereich WP BSA 60 Y = 0,1352x + 44,269 50 Praxis 40 1 Bei der Kombinationszüchtung werden verschiedene Linien (Genotypen) gekreuzt, wobei ein neuer Genotyp entsteht. Das Zusammenwirken der neuen Genkombination führt zu einem neuen Erscheinungsbild (Phänotyp). Aus den Einzelkreuzungen werden nur die erfolgversprechendsten ausgelesen. Es können erwünschte Merkmale verstärkt und unerwünschte zurückgedrängt werden. 30 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 Quelle: Bundessortenamt 63 ten Mehltau und den sehr ertragsrelevanten Kronenrost. Letzterer ist weltweit die mit Abstand bedeutendste Haferkrankheit. Daneben können auch Septoria, Blattflecken und Virosen wie BYDV auftreten. Neuerdings wird insbesondere in Nord- und Westeuropa über die verstärkte Infektion von Hafer mit verschiedenen Fusariumarten diskutiert. Unter den samenbürtigen Krankheitserregern sind in Europa Flugbrand und Streifenkrankheit von Bedeutung, diese lassen sich aber auch sehr effektiv durch Saatgutbeizung kontrollieren. Tierische Schaderreger bei Hafer sind vor allem Getreidenematoden, Fritfliege und Blattläuse als Virusüberträger. Ihre Bedeutung ist allerdings stark schwankend oder rückläufig. rung, Spelzengehalt, Entspelzbarkeit und Hektolitergewicht eingeschätzt. Die mit Abstand beste Kombination dieser Parameter wird gegenwärtig (Stand März 2010) mit Europas führender Qualitätshafersorte, der Weißhafersorte IVORY erzielt. Futter- und Schälhafer weisen nahezu identische Qualitätsanforderungen auf. Für Futterwertberechnungen wird in Europa statt des Spelzengehaltes teilweise auch der Rohfasergehalt genutzt. Die Bedeutung des Hektolitergewichtes als Qualitätskriterium ist zwar umstritten, spielt im Handel mit Hafer aber nach wie vor eine dominierende Rolle. Obwohl die Spelzenfarbe wissenschaftlich betrachtet keinen Einfluss auf die einzelnen Qualitätsparameter des Haferkorns hat, muss sie hier aufgrund ihrer Dominanz für die Anbauentscheidung in verschiedenen europäischen Regionen ebenfalls erwähnt werden. Qualität Die äußere Kornqualität von Hafer wird über die Merkmale Korngröße, Sortie- Abb. 2: Sortenzulassung, Neuanmeldungen und Anzahl Züchter bei Sommerhafer in Deutschland 45 Neuanmeldungen Züchter neu zugelassene Sorten* 40 35 Anzahl 30 25 20 15 10 5 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Quelle: Wertprüfungen des Bundessortenamtes, * = Zulassungsjahrgang 64 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Für die Bestimmung der inneren Kornqualität werden heute europaweit meist der Fett-, Protein- und Stärkegehalt ermittelt. Vielfach wird immer noch ein hoher Fett- und Proteingehalt von Hafer in der Fütterung von Wiederkäuern und Pferden als vorteilhaft angesehen. Neuere Bewertungen in Skandinavien weisen aber auch dem Stärkegehalt größere Bedeutung zu. Für die menschliche Ernährung sind aus diätetischen und prozesstechnischen Gründen eher niedrige Fettgehalte anzustreben. Da global gesehen der Anteil des Hafers in der Humanernährung steigt, könnten die im Artikel „Förderung der Gesundheit durch Haferinhaltsstoffe“ beschriebenen Parameter weiter an Bedeutung gewinnen. Sie sind züchterisch allerdings nur mit sehr hohem Aufwand beeinflussbar. Züchtungsmethoden Moderne biotechnologische Verfahren haben weltweit bisher nur in geringem Maße in die Haferzüchtung Einzug gehalten. Ihre Kosten sind für den Einsatz in dieser vergleichsweise „kleinen“ Getreidekultur mit zumeist starkem Nachbau häufig noch zu hoch. Zudem erweist sich Hafer vielfach als sehr „widerspenstig“, wenn biotechnologische Methoden wie die Gewebekultur oder die markergestützte Selektion eingesetzt werden sollen. Trotzdem wird auch in der Haferzüchtung die Biotechnologie in Zukunft wichtiger werden. Dabei spielen transgene Ansätze vermutlich erst einmal keine Rolle. Was wird die Zukunft bringen? In den letzten 15 Jahren war in Deutschland bei Sommerhafer sowohl die Anzahl neu zur Zulassung angemeldeter Zuchtstämme als auch die Anzahl aktiver Züchter massiv rückläufig. Trotzdem ist es gelungen, die Anzahl neu zur Zulassung gekommener Sorten etwa konstant zu halten und damit die Landwirtschaft am Zuchtfortschritt zu beteiligen (Abb. 2). Soll diese Kultur in der züchterischen Intensität nicht weiter hinter andere Getreidearten zurückfallen, müssen in Zukunft bei Hafer in Europa neue Ideen und partnerschaftliche Ansätze zum Einsatz kommen. Der Einsatz biotechnologischer Verfahren zur Beschleunigung des Zuchtfortschrittes oder der Einsatz der Hybridzüchtung werden zzt. intensiv geprüft. Nischen wie der Winteranbau oder Nackthafer werden dabei vermutlich nur regional eine Rolle spielen. Die landwirtschaftliche Praxis muss sich jedoch darüber im Klaren sein, dass eine erfolgreiche Sortenzüchtung beim Selbstbefruchter Hafer nur mit ausreichenden finanziellen Mitteln zu erreichen ist. Steigender Nachbau und sinkende Nachbaugebühren gefährden dieses Ziel. Hält dieser Trend an, sind weitere Züchter zur Aufgabe ihres Zuchtprogramms gezwungen und der Haferanbau gerät ins Abseits. Dr. Steffen Beuch 65 PROFESSIONELLE WERBUNG FÜR DEN „ALLESKÖNNER“. Um Konsumenten wieder zu motivieren, im Alltag häufiger Nahrungsmittel aus Hafer zu verwenden, haben die zehn Schälmühlen im Getreidenährmittelverband e.V. Ende 2008 erstmals eine markenunabhängige Gemeinschaftskampagne gestartet. Die Kernaussagen der Kampagne sind: • der ausgeprägte Naturcharakter der aus Hafer schonend hergestellten Nahrungsmittel, • die gesunden, von Natur aus enthaltenen Nährstoffe, • der Convenience-Charakter von Haferflocken und Co., die schnell verzehrbereit sind. Das „Nährstoff-Allroundtalent“ Hafer mit seinen Vitaminen und Mineralstoffen, Ballaststoffen und ungesättigten Fettsäuren trägt zu einer ausgewogenen Ernährung von Kindern und Erwachsenen bei. Die Kernaussagen werden über sieben Schlüsselwörter kommuniziert: groß, genial, lässig, gesund, sexy, stark und glücklich – was das mit Hafer zu tun hat, erfahren die Verbraucher in einer Imagebroschüre sowie auf der Website www. alleskoerner.de und in einem zweimonatlichen E-Mail-Newsletter. Kurze humorvolle Geschichten verbunden mit Informationen über die ernährungsphysiologischen Vorteile des Hafers geben einen amüsant-interessanten Einblick in das 66 Thema Hafer. Für Experten und Verbraucher, die Fakten brauchen und Zahlen lieben, gibt es den Warenkundefolder. Hier werden die Inhaltsstoffe und Nährwerte des Hafers genauer erklärt, es gibt eine kurze Einführung in den Haferanbau sowie die Verarbeitung des Haferkorns. Der Getreidenährmittelverband e.V. Der Getreidenährmittelverband e.V. vertritt die Interessen der Schälmühlen, der Cerealien- und Müsli-Hersteller und der Reismühlen in Deutschland. Die meisten Schälmühlen wurden im 19. Jahrhundert gegründet. Seit ihrer Gründungszeit haben sich die Mühlen stets am aktuellen Stand der Technik und des Marktes orientiert und weiterentwickelt. Sie bieten ein umfangreiches Produktportfolio und stellen hochwertige Hafererzeugnisse auf modernen Produktionsanlagen her. Als mittelständische Unternehmen sind alle Mühlen in ihren Regionen fest verankert, befinden sich immer noch in Familienbesitz und stehen unter der Geschäftsführung der Familienmitglieder. 7 Punkte für mehr Dynamik in Haferanbau und -vermarktung: 1. Rund 300.000 Tonnen Hafer wurden 2009 in den Schälmühlen zu Nahrungsmitteln verarbeitet: Das ist ein Anstieg von 50 % in zehn Jahren. 2. Innovationen bei Getreideprodukten bieten noch viele Möglichkeiten, wie die USA und Skandinavien schon heute zeigen. 3. Es besteht eine steigende Nachfrage nach pflanzlichen nährstoffreichen Erzeugnissen sowie Vollkornprodukten. 4. Zahlreiche wissenschaftliche Studien beweisen, dass die Inhaltsstoffe des Hafers für den menschlichen Organismus positiv sind. 5. Die Haferpflanze ist widerstandsfähig, sie stellt relativ geringe Ansprüche an den Boden. 6. Hafer gilt als „Gesundungsfrucht“ und „Pionierpflanze“ und kann sinnvoll in der Fruchtfolge eingesetzt werden. 7. Die deutschen Schälmühlen sind motivierte Partner, die sich zweifach für Hafer engagieren: a. Sie investieren ohne die Unterstützung durch öffentliche Fördergelder in diese Kommunikationskampagne für Hafer. b. Mit dem Forum Haferanbau möchten sie den Grundstein für eine positive Entwicklung des Haferanbaus in Deutschland legen und regen daher den Dialog mit den Partnern aus Saatzucht, Landwirtschaft, Handel und Forschung an. Daraus sollen Impulse für eine Erweiterung der Anbauflächen und für die Entwicklung von Sorten entstehen, die qualitativ hochwertig und für die Nahrungsmittelverarbeitung besonders geeignet sind. Getreidenährmittelverband e.V. Die 7 Erfolge nach einem Jahr der Kampagne „Hafer Die Alleskörner“ 1. optimiX®-Siegel für das Haferfrühstück für Kinder vom Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund (FKE) 2. Rund 3000 Fachleute auf zwei Ernährungsfachkongressen erreicht 3. Informationsverbreitung durch rund 2000 Kontakte mit Medien und Meinungsbildnern aus Ernährungswissenschaft, Gesundheit und Politik 4. Neue innovative Kooperationen in den Bereichen Ernährung, Fitness und Gesundheit ab 2010 5. Unterstützung für Gesundheitsinitiativen: u.a. Infomaterial für Beratungsaktionen in Krankenhäusern, Kindertagesstätten und Schulen 6. Ausschreibung des Alleskörner-Preises für Haferforschung in Ernährungs- und Agrarwissenschaften 7. Forum Haferbau: Dialogplattform für die gesamte Wertschöpfungskette schafft Impulse für den Haferanbau in Deutschland. 67 AUTORENVERZEICHNIS IMPRESSUM Dr. Steffen Beuch Nordsaat Saatzucht Gesellschaft mbH, Granskevitz Redaktion: Sven Böse, SAATEN-UNION GmbH, Isernhagen Dr. agr. habil. Ines von Butler-Wemken Öffentlich bestellte Sachverständige für Pferdezucht und Haltung, Wiefelstede Oliver Carter Seed Technology Limited, Ballymountain Waterford Dr. Harriet Gruber Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern Prof. Dr. Jörg Hampshire Hochschule Fulda Jens Heisrath ABIP, Dietingen Dr. Joachim Holz Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen Marcus Iken SAATEN-UNION GmbH Geschäftsführung, Isernhagen Prof. Dr. Norbert Lütke Entrup Fachhochschule Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft Soest Mariusz Rarajczak SAATEN-UNION Polen Richeza Reisinger Getreidenährmittelverband e.V., Berlin Jan Rundqvist Holdingbolaget vid Göteborgs universitet Evelin Schreiber Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, Jena 68 SAATEN-UNION GmbH Eisenstr. 12, 30916 Isernhagen HB, Verantwortlich: Dr. Anke Boenisch Tel. 0511-72 666-242 Layout: c.i.a. communications GmbH, Köln, www.ciakoeln.de Satz: alphaBIT GmbH, Hannover, www.alphaBITonline.de Druck: HOD - Agentur für Druckund Werbeerzeugnisse, Seelze-Dedensen, www.hod-service.de Alle Ausführungen nach bestem Wissen unter Berücksichtigung von Versuchsergebnissen und Beobachtungen. Eine Gewähr oder Haftung für das Zutreffen im Einzelfall kann nicht übernommen werden, weil die Wachstumsbedingungen erheblichen Schwankungen unterliegen. Bei allen Anbauempfehlungen handelt es sich um Beispiele, sie spiegeln nicht die aktuelle Zulassungssituation der Pflanzenschutzmittel wider und ersetzen nicht die Einzelberatung vor Ort. Nachdruck, Vervielfältigung und/oder Veröffentlichung bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung durch die REDAKTION. Informationsstand Juni 2010 FACHBERATUNG? BESSER SAATEN-UNION. Nord-Niedersachsen, Schleswig-Holstein Andreas Henze Mobil 01 71-8 61 24 07 [email protected] Mecklenburg-Vorpommern Andreas Göbel Mobil 01 71-6 57 66 23 [email protected] Nordwest-Niedersachsen Winfried Meyer-Coors Mobil 01 71-8 61 24 11 [email protected] Brandenburg Lutz Liebold Mobil 01 71-8 61 24 12 [email protected] Ost-/Süd-Niedersachsen Karl-Heinrich Heuer Mobil 01 51-14 91 37 45 [email protected] Sachsen Stefan Hesse Mobil 01 71-8 61 24 14 [email protected] Nordrhein-Westfalen, Westfalen-Lippe Klaus Schulze Kremer Mobil 01 71-8 61 24 03 [email protected] Thüringen Reiner Bornberg Mobil 0170-9 22 92 60 [email protected] Nordrhein-Westfalen, Rheinland Friedhelm Simon Mobil 01 70-9 22 92 64 [email protected] Nordbayern Ernst Rauh Mobil 0170-8 51 06 80 [email protected] Hessen, Rheinhessen-Pfalz, Saarland Achim Schneider Mobil 0151-10 81 96 06 [email protected] Baden-Württemberg Martin Munz Mobil 01 71-3 69 78 12 [email protected] Sachsen-Anhalt Walter Reinländer Mobil 01 71-9 73 62 20 [email protected] Südbayern Franz Unterforsthuber Mobil 0170-9 22 92 63 [email protected] WEITERE INFOS IM INTERNET: WWW.SAATEN-UNION.DE SAATEN-UNION GmbH Eisenstraße 12, 30916 Isernhagen HB Telefon + 0511-72 666-0, Fax + 0511-72 666-100 [email protected]