Haferprospekt deutsch - SAATEN

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Haferprospekt deutsch - SAATEN
ANBAU · MARKT · FUTTER · ERNÄHRUNG · ZÜCHTUNG
FACHWISSEN FÜR FACHLEUTE
HAFER – TALENT
AUF ALLEN EBENEN.
WEITERE INFOS IM INTERNET:
WWW.SAATEN-UNION.DE
INHALT
Beitrag
Seite
Vorwort: Hafer hat Zukunft
2–3
Der Markt wächst!
4–5
Hafer – der Allrounder in der
modernen Ernährung
6–9
Gesundheitliche Aspekte des Haferverzehrs
10–12
Schnelle Rezepte mit Haferflocken (süß)
13
Hafer für Pferde – bei guter Qualität ein
optimales Futter
14–17
Hafer in der Ganzpflanzennutzung
18–19
Das wichtigste Sommergetreide im Ökoanbau
20–25
Die Bedeutung des Hafers in der Fruchtfolge
26–30
Wussten Sie schon vom Flugwunder Flughafer?
31
Kostenbremse und Gewinnerfrucht
32–35
Haferanbau in Deutschland
36–43
Sommerhaferanbau in Nordwestdeutschland
44–47
10 Tipps für einen erfolgreichen Haferanbau
in Höhenlagen
48–51
Haferproduktion in Schweden
52–54
Schnelle Rezepte mit Haferflocken (herzhaft)
55
Winterhaferproduktion in Irland
56–57
Haferproduktion in Polen
58–60
Ein Haferzüchter stellt sich vor
61
Haferzüchtung – wohin geht die Reise?
62–65
Professionelle Werbung für den „Alleskönner”
66–67
Autorenverzeichnis / Impressum
68
1
HAFER HAT ZUKUNFT
Hafer ist einzigartig und unersetzbar! Kein anderes
Getreide bietet so viele Vorteile für eine gesunde
Ernährung und gesunde Fruchtfolgen. Gleichzeitig
ist die Haferproduktion besonders umweltfreundlich: Aufgrund des leistungsfähigeren Wurzelwerks
und der Resistenzen genügt ein Minimum an Düngung und Pflanzenschutz für hohe Erträge.
Und: Haferanbau lohnt sich! Denn Qualitätshafer ist zunehmend gefragt und vielerorts eine hochrentable Marktfrucht.
Dazu tragen Erlöse auf Weizenniveau bei,
sehr geringe Produktionskosten und
schließlich der enorme Vorfruchtwert.
Enge Fruchtfolgen mit hohen Wintergetreideanteilen geraten in den letzten Jahren zunehmend unter Druck: Die Erträge
schwanken immer stärker, die Kosten steigen, auch zunehmende Resistenzprobleme
bei Pflanzenschutzmitteln erfordern integrierte Anbauverfahren mit „gesunden“
Fruchtfolgen.
Die SAATEN-UNION GmbH bekennt sich
zu vielfältigen, gesunden Fruchtfolgen –
und handelt! Zuchtprogramme auch für
speziellere und extensivere Fruchtarten
tragen maßgeblich dazu bei, dass sich diversifizierte Fruchtfolgen zukünftig rechnen. Ein gutes Beispiel hierfür ist Hafer:
Die SAATEN-UNION engagiert sich zusammen mit ihrem Gesellschafter Nordsaat Saatzucht Gesellschaft mbH intensiv
und international um die Zukunft dieser
unersetzbaren Kulturpflanze.
Ob Futter- oder Industriehafer, Gelb-,
2
Weiß- oder Schwarzhafer, extrem standfeste Halbzwergformen oder geeignete
Sorten für den Ökoanbau – für jede Anbausituation und jede Nutzung gibt es
passende, leistungsfähige Sorten! Pflanzenbau-Berater aus unterschiedlichen Anbauräumen beschreiben angepasste Produktionsverfahren, Spezialbeiträge widmen sich der Fruchtfolgestellung des
Hafers und der Ökonomie. Gleichzeitig
werden die vielfältigen Verwertungsmöglichkeiten übersichtlich präsentiert. Ernährungswissenschaftler berichten über
die gesundheitsfördernde Wirkung des
Hafers, Fütterungsexperten über eine ausgewogene Pferdefütterung mit Hafer,
Pflanzenbauer über die Möglichkeit der
Ganzpflanzennutzung als Grundfutter für
Wiederkäuer und auch für Biogasanlagen.
Diese Broschüre trägt dazu bei, dass der
Zuchtfortschritt in der landwirtschaftlichen Praxis ankommt.
Mit freundlichem Gruß
Marcus Iken, SAATEN-UNION GmbH
3
DER MARKT WÄCHST!
Veränderte Verzehrgewohnheiten und ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein lassen den Haferverbrauch in der Nahrungsmittelindustrie
ansteigen. Dieser Trend lässt sich national und international beobachten.
Da Hafer durch seinen guten Vorfruchtwert in enger werdenden Fruchtfolgen zunehmendes Interesse findet, könnte diese Kultur in den nächsten Jahren vor einer kleinen „Anbau-Renaissance“ stehen. Dazu sind aber
ertragreiche und qualitativ hochwertige Schälhafersorten notwendig.
Hafersorten. Die für die Schäleignung der
Hafersorten maßgeblichen Parameter
Tausendkornmasse, Sortierung, Spelzenanteil und Anteil nicht entspelzter Körner
werden abgebildet. Neu mit aufgenommen wurde auch das im Handel wichtige
Kriterium Hektolitergewicht, das allerdings im Hinblick auf die Verarbeitungseignung weniger aussagekräftig ist.
Tab. 1: Cerealienmarkt in Deutschland
International steigt seit mehreren Jahren
der Einsatz von Hafer für Nahrungszwecke. Die vier wichtigsten Anbauländer des
Haferweltmarktes sind Kanada, die USA,
Finnland und Schweden. In dieser Ländergruppe stieg die Verwendung von
Schälhafer zwischen 2001 und 2007 um
22 %, während sowohl die als Futterhafer
eingesetzte Menge als auch der Exporthafer massiv zurückgingen (vergl. Abb. 1).
Abb. 1: Haferverwendung in den
„Big Four“-Staaten
Kanada, USA, Schweden und Finnland
12
Schälhafer 2
Futterhafer
Exporte
Gesamt
10
Mio. t
8
6
4
2
0
2000/2001 2002/2003 2004/2005 2006/2007
Quelle: BRANDAU 2006; ² = inkl. Saathafer
4
Auch in Deutschland stieg der Einsatz von
Hafer für Nahrungszwecke in den vergangenen Jahren. Zwischen 1997 und
2007 vergrößerte sich diese Verwendungsrichtung bei uns um 88.000 t, das
entspricht einem Anstieg um 47 %. Damit wird gegenwärtig 26 % des gesamten, im Inland zur Verfügung stehenden
Hafers in der Nahrungsmittelindustrie
verbraucht. Der positive Trend lässt sich
auch an der Entwicklung des deutschen
Cerealienmarktes ablesen (Tab. 1). So
stieg der gesamte Markt allein zwischen
2007 und 2008 um 1,8 % an, was jedoch
ausschließlich auf den verstärkten Verbrauch von Haferflocken und Müsli zurückzuführen ist.
Qualität zählt
Die Schälmüllerei hat einen steigenden
Bedarf nach Informationen zur Verarbeitungseignung, was sich mittlerweile auch
in der Beschreibenden Sortenliste widerspiegelt. Daher gibt es seit 2008 eine
deutlich umfassendere Beschreibung der
Qualität der in Deutschland zugelassenen
2008 zu
2007
Bilanz
Vol. ges.
2008
Getreideprodukte
+ 3.927 t
gesamt
+ 1,8 % 216.373 t
Haferflocken
Müsli
Trad. Cerealien
+ 5,3 %
+ 6,5 %
- 2,7 %
+ 1.945 t
+ 4.738 t
- 2.756 t
38.514 t
78.111 t
99.532 t
Quellen: GfK, Getreidenährmittelverband
Abb. 2 stellt auf dieser Basis die durchschnittliche Qualitätseinstufung verbreiteter und neuer Hafersorten dar. Aufgrund der außerordentlichen Ausgewogenheit in den Merkmalen konnte sich
die Weißhafersorte IVORY in den letzten
Jahren zur führenden Qualitätshafersorte
und zur zweitgrößten Hafersorte im
Anbau in Europa entwickeln. Eine Gelbhafersorte mit „Führungspotenzial“ ist
bereits in Sicht. Die Rubin-Mühle in
Baden-Württemberg hat den Gelbhafer
SCORPION im Jahre 2008 einer technologischen Bemusterung unterzogen und
dabei folgende herausragende Ergebnisse
erzielt: Ausbeute 71 %; ungeschälte Körner 0,3 %; Besatz 0,2 %; Hektolitergewicht 60,9 kg. Mit diesen außerordentlichen Zahlen in Verbindung mit einer gu-
ten Standfestigkeit und hervorragenden
Erträgen hat diese Sorte das Potenzial,
sich in den kommenden Jahren zur
Hauptsorte für die Schälmüllerei in Südwestdeutschland zu entwickeln.
45 Mio. Euro Absatzpotenzial
Deutschland importierte schon im Jahre
2007 insgesamt mehr als 250.000 t Hafer, vorrangig für die Schälmüllerei. Dies
entspricht einem Importwert von etwa
45 Mio Euro. Die Produktion von Qualitätshafer bietet also für die heimischen
Landwirte lukrative Chancen. Dabei sollte
auch der gute Vorfruchtwert von Hafer in
die ökonomische Betrachtung einbezogen werden. In Deutschland stehen hochwertige Qualitätshafersorten zur Verfügung, mit denen man sehr wohl mit dem
aus dem Ausland importierten Qualitätshafer konkurrieren kann.
Dr. Steffen Beuch
Abb. 2: Durchschnittliche Qualitätseinstufung ausgewählter Hafersorten
IVORY
SCORPION
Flämingsprofi
HUSKY
Max
CANYON
Flämingsgold
KWS Contender
ARAGON
Dominik
5
6
7
mittlere Ausprägungsstufe
8
Quelle: basierend auf Einstufungen des Bundessortenamtes 2009
5
HAFER – DER ALLROUNDER IN DER
MODERNEN ERNÄHRUNG.
Lebensmittel aus Hafer stehen heute bei vielen Verbrauchern auf dem
Frühstückstisch – die Produktvielfalt macht aber auch die Verwendung
zu anderen Mahlzeiten möglich. Wie wird aus dem Rohhafer ein
schmackhaftes Nahrungsmittel?
Die Kunden der deutschen Schälmühlen,
der Lebensmitteleinzelhandel und Großhandel, die weiterverarbeitende Industrie
und am Ende der Verbraucher, stellen
hohe Ansprüche an Qualität und äußeres
Erscheinungsbild der Lebensmittel aus
Hafer. Damit das gesunde Aussehen und
das natürliche Nährstoffgefüge des Haferkorns im Endprodukt garantiert werden können, legen auch die Schälmühlen
besonderen Wert auf die einwandfreie Beschaffenheit des Rohhafers.
In der Schälmühle wird der angelieferte
Rohhafer zuerst gereinigt und gesiebt,
um ihn von Fremdgetreide und Besatz,
wie kleinen Steinen, Stroh oder Ähnlichem, zu befreien. Danach werden die
Spelzen des Rohhafers entfernt. Der Rohhafer durchläuft eine Schälmaschine, in
der der Hafer durch Zentrifugalkraft an
die Außenwand geschleudert wird. An
der Wand sitzt ein Prallring, durch den die
Spelzen vom Korn gelöst werden. Anschließend werden die Haferkörner gedarrt, gedämpft und wieder getrocknet.
Beim Darren werden die physikalischen
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Eigenschaften der Körner so verändert,
dass sie zu Flocken ausgewalzt werden
können. Darüber hinaus werden die fettspaltenden Enzyme im Hafer deaktiviert,
wodurch verhindert wird, dass Haferprodukte, die einen relativ hohen natürlichen
Fettgehalt haben, schnell ranzig werden.
So verlängert sich die Haltbarkeit. Während der Wärmebehandlung wird die Haferstärke teilweise aufgeschlossen und die
Haferprodukte sind noch bekömmlicher
und besser verdaulich. In der Darre bildet
sich auch das typische nussartige Aroma
heraus.
Haferqualität für die Schälmühlen
Da der natürliche Charakter des Korns in
den Endprodukten erhalten und sichtbar
bleibt, ist die Qualität des Rohhafers für
die verarbeitenden Schälmühlen von großer Bedeutung. Rein äußerliche und
leicht festzustellende Kriterien sind zum
Beispiel der Geruch des Haferkorns, der
frisch sowie getreide- und arttypisch sein
muss, und die schöne helle arttypische
Farbe des Kerns ohne dunkle Verfärbungen.
Aufgrund der steigenden Kosten in Forschung und Technik, Logistik, sowie in
Vertrieb und Marketing müssen die Schälmühlen die Wirtschaftlichkeit ihrer Produktion optimal gestalten. Daher spielen
Schälbarkeit und Besatz eine wichtige
Rolle: Das Korn sollte sich sehr gut schälen lassen, und der Anteil von Fremdgetreide sowie von anderem Besatz, wie Unkraut oder Saaten, sollte so gering wie
möglich sein. Zu hoher Ausschuss aufgrund von nicht entspelzten Körnern und
zusätzliche Sortierungsprozesse sind zeitund kostenaufwendig.
Die Korngröße ist für beide Haferflockenarten wichtig. Kernige Haferflocken oder
Großblattflocken werden aus den ganzen
entspelzten Kernen ausgewalzt. Eine
gleichmäßige ovale Form kann vor allem
aus einem schönen großen Korn erzielt
werden. Für zarte Haferflocken oder
Kleinblattflocken werden die Haferkerne
zunächst in kleine Stücke – die sogenannte Grütze – geschnitten. Anschließend werden dann die kleinen Stücke zu
Flocken gewalzt. Das Zerkleinern zu
Grütze ist mit einem großen Korn ebenfalls leichter.
Neben den genannten Merkmalen sind
auch Kernanteil, Feuchtigkeit und Hektolitergewicht weitere Bewertungsparameter. Das Hektolitergewicht ist in erster Linie eine gut und leicht zu messende, aber
nicht immer ausschlaggebende Größe.
Alle Kriterien fließen in die Beurteilung
des Rohhafers für die Nahrungsmittelverarbeitung ein.
Zarte und kernige Haferflocken werden
„pur“ verkauft und können vom Verbraucher vielseitig eingesetzt werden:
• für ein selbst gemachtes Müsli,
• für Porridge,
• in Brot und Backwaren, z. B. als Ersatz
für rund ein Drittel des Mehls oder für
Nüsse,
• in Eintöpfen, Frikadellen u.v.m.
Haferflocken werden an die weiterverarbeitende Industrie verkauft und finden
sich im Supermarktregal z.B. wieder in:
• verzehrfertig gemischten Müslis und
Müsliriegeln,
• in Cerealienprodukten, wie extrudierte
Flakes oder gepuffte Erzeugnisse,
• in Haferkeksen u. ä.
Weitere Produkte aus Hafer sind:
Haferspeisekleie: Sie besteht größtenteils
aus den Randschichten und dem Keimling des Haferkorns und wird als Grieß
oder als lösliche Flocken angeboten.
Hafermehl: Hierfür werden Flocken oder
Korn fein ausgemahlen. Hafermehl kann
7
in Brotteigen anderen Getreidemehlen
beigemischt werden.
Hafer als Nährstoffversorger und
Alltagsbegleiter
Extrudierte Cerealienprodukte: Hier wird
aus dem Hafermehl und weiteren Zutaten ein wasserhaltiger Teig gekocht und
anschließend unter Druck in eine Verdichtungsschnecke (vergleichbar mit einem Fleischwolf) gepresst. Beim Pressen
kann der Teig durch Einsatz von Matrizen
unterschiedlich geformt werden. Beim
Austritt verdampft das Wasser, das Produkt verfestigt sich, es ist knusprig und
haltbar.
Mineralstoffe und Vitamine
Mineralstoffe und Vitamine sind für zahlreiche lebenswichtige Funktionen im Körper unerlässlich. Viele kann der Mensch
nicht selbst bilden, daher muss er sie mit
der Nahrung aufnehmen. Haferflocken
sind reich an den Mineralstoffen Magnesium und Phosphor, an den Spurenelementen Eisen, Zink und Kupfer sowie an
den Vitaminen B1, K und Folsäure (Vitamin B9).
Kohlenhydrate
Kohlenhydrate sind unerlässliche Energielieferanten. Das Haferkorn enthält vor allem langkettige Kohlenhydrate, die langsam in den Zuckerbaustein Glucose aufgespalten und dadurch ebenso langsam
ins Blut abgegeben werden. So fühlt sich
der Körper länger satt und es tritt kein abrupter Leistungsabfall ein.
Gepuffte Hafercerealien: Dabei werden
ganze Haferkörner Dampf und Druck ausgesetzt. Durch plötzlichen Druckabfall
verdampft das enthaltene Wasser und die
Stärke wandelt sich um. Die Körner blähen sich auf und erstarren.
8
Ballaststoffe
Da Haferflocken stets aus dem vollen
Korn verarbeitet werden, enthalten sie
wertvolle Ballaststoffe. Die löslichen Ballaststoffe, zum Beispiel die ␤-Glucan, binden Flüssigkeit und schützen durch ihre
Zähflüssigkeit die Schleimhaut des Verdauungstrakts. Über ihre große Oberfläche absorbieren sie z.B. die Gallensäuren
und fördern deren Ausscheidung. Der
Körper muss neue Gallensäuren mit Hilfe
von Cholesterin bilden, wodurch der
Cholesterinspiegel auf einem gesunden
Level gehalten werden kann. Die unlösli-
Gut versorgt in den Tag
Das Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund (FKE) hat dem Haferfrühstück für Kinder das optimiX®-Siegel verliehen. „Die Kriterien für optimiX®
sind erfüllt“, erläutert Dr. Mathilde Kersting, stellvertretende Leiterin des FKE,
„das Haferfrühstück hat reichlich pflanzliche Lebensmittel als Basis (zarte Haferflocken, Cornflakes oder Haferfleks, Haselnüsse), es enthält reine Vollkornprodukte, dazu frisches Obst (Apfel, Banane)
und fettarme Milchprodukte (Milch, Joghurt).“
chen Ballaststoffe quellen auf und regen
Darmtätigkeit und Verdauung an.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat in einem im Oktober 2009 veröffentlichten wissenschaftlichen Gutachten die Wirkung des löslichen Ballaststoffs ␤-Glucan im Hafer
anerkannt. Die EFSA bestätigt, dass zwischen dem Verzehr von ␤-Glucan und der
Reduzierung der Cholesterin-Konzentration im Blut eine Ursache-Wirkung-Beziehung besteht.
Eiweiß
Eiweiß ist ein lebenswichtiger Grundstoff,
den der Organismus u. a. für den Stoffwechsel, den Aufbau von Gewebe und
Muskeln sowie für die Aufrechterhaltung
der körperlichen Leistungsfähigkeit benötigt. In Verbindung mit Milch und Milchprodukten wird die biologische Wertigkeit des hafereigenen Eiweißes durch tierisches Eiweiß sinnvoll ergänzt.
Hafer für das Wohlbefinden
Eine ausgewogene Ernährung mit Lebensmitteln aus Hafer ist auch idealer
Baustein für einen gut proportionierten
Körper, glatte Haut, schönes glänzendes
Haar und eine positive Ausstrahlung. Ein
Haferfrühstück kann z.B. zum Gewichtsmanagement beitragen. Studien beweisen, dass Personen, die frühstücken, im
Tagesverlauf weniger Hunger haben, weniger Nahrung zu sich nehmen und insgesamt schlanker sind. Für die glatte Haut
und das gesunde Haar arbeiten die im
Hafer enthaltenen B-Vitamine. So kann
man sich mit und in seinem Körper wohl
fühlen!
Getreidenährmittelverband e.V.
9
GESUNDHEITLICHE ASPEKTE
DES HAFERVERZEHRS.
Aktivität von Makrophagen, die durch
körperlichen Stress ausgelöst wurde, entgegen (Murphy et al. 2008). Zur Erforschung der immunmodulierenden Wirkungen sind weitere Untersuchungen
notwendig.
Das Haferkorn besitzt ein sehr gutes Nährstoffprofil: Der Proteingehalt
liegt meist zwischen 12–16 %, der Lipidgehalt beträgt in der Regel
5–9 % der Korntrockenmasse. Die Haferlipide enthalten überwiegend
die ungesättigten Öl- und Linolsäure. Das Haferkorn weist den höchsten Vitamin B1-Gehalt und hohe Gehalte an Calcium, Phosphor, Magnesium, Eisen und Zink im Vergleich zu anderen Getreidearten auf
(Hampshire 1998).
Cholesterinsenkende Wirkung
von Hafer
Viele positive ernährungsphysiologische
Wirkungen des Hafers sind auf den löslichen Ballaststoff ␤-Glucan zurückzuführen. Diese Ballaststofffraktion kommt im
Haferkorn meist mit einem Gehalt zwischen 4–5 % in der Korntrockenmasse
vor. Das ␤-Glucan bewirkt eine Senkung
des Cholesterinspiegels im Blut. Erhöhte
Cholesteringehalte sind Risikofaktoren für
Arteriosklerose und koronare Herzerkrankungen. Insbesondere das „ungünstige“
LDL-Cholesterin wird gesenkt, während
das „gute“ HDL-Cholesterin kaum beeinflusst wird. Es werden mehrere Mechanismen zur Wirkung des ␤-Glucans diskutiert:
• Der lösliche Ballaststoff behindert die
Aufnahme von Cholesterin und Gallensäuren durch das Darmepithel.
• ␤-Glucan reduziert die Rückresorption
von Gallensäuren aus dem Ileum (unte10
* gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel
rer Dünndarmabschnitt), wodurch die
Leber vermehrt Cholesterin aus dem
Blut für die Gallensäurebildung verwendet.
• In den Dickdarmabschnitten wird ␤Glucan von Darmbakterien zu kurzkettigen Fettsäuren umgewandelt, welche
resorbiert werden. Sie bewirken eine
Hemmung der Cholesterinsynthese in
der Leber (Hampshire 1998, Theuwissen und Mensink 2008).
Die cholesterinsenkende Wirkung von ␤Glucan wurde durch viele Studien belegt,
sodass die Food Drug Administrationen
(FDA) einen Health Claim* für Haferprodukte zugelassen hat: „Soluble fiber from
foods such as whole oats, as part of a diet
low in saturated fat and cholesterol, may
reduce the risk of heart disease.“ Haferprodukte in den Vereinigten Staaten dürfen diesen Claim führen, wenn die Verzehrsportion des Haferproduktes mindestens 0,75 g ␤-Glucan enthält. Mindestens
3 g ␤-Glucan pro Tag müssen mit einem
Produkt aufgenommen werden, um die
günstige Wirkung hervorzurufen. Das
Produkt muss weiterhin einen niedrigen
Gehalt an gesättigten Fettsäuren und
Cholesterin enthalten (FDA 1997a, b).
Weitere physiologische Effekte
durch Hafer
␤-Glucan verzögert die Magenentleerung
und vermindert den Blutglucose- und Insulinanstieg nach einer kohlenhydrathaltigen Kost (Juvonen et al. 2009). Erste Untersuchungen zeigen, dass für diesen Effekt mindestens 4 g ␤-Glucan pro Tag
notwendig sind (Granfeldt et al. 2008).
Diese Wirkung ist insbesondere für Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 günstig.
␤-Glucan beeinflusst außerdem das Immunsystem positiv. Im Tierversuch konnte
gezeigt werden, dass ␤-Glucan aus Hafer
Makrophagen (Fresszellen) aktiviert und
damit die Immunabwehr steigert. ␤-Glucan wirkt einer Abnahme der antiviralen
Eine weitere Wirkstoffgruppe in Hafer sind
die Avenanthramide, die nur in Hafer vorkommen. Untersuchungen zeigen, dass
einige Avenanthramide zur Vorbeugung
der Arteriosklerose beitragen können. Die
Proliferation (Wachstum und Vermehrung) der glatten Muskelzellen in den Gefäßen und eine beeinträchtigte Stickstoffmonoxid-(NO)-Synthese sind kritische
Prozesse in der Entwicklung einer Arteriosklerose. Erste Untersuchungen zeigen,
dass einige Avenanthramide die Proliferation der glatten Muskelzellen in den Gefäßen verminderen und die NO-Bildung
in den glatten Gefäßmuskelzellen und Endothelzellen der Aorta erhöhen (Nie et al.
2006).
Hafererzeugnisse sind oft Vollkornprodukte. Epidemiologische Studien haben
gezeigt, dass regelmäßiger Konsum von
Vollkornprodukten das Risiko von koronaren Herzerkrankungen und einigen Krebserkrankungen vermindern kann. In den
Vereinigten Staaten ist für Vollkornprodukte ein Health Claim* zugelassen: Diets
rich in whole grain foods and other plant
foods and low in total fat, saturated fat
and cholesterol, may help reduce the risk
of heart disease and certain cancers. Das
Haferprodukt muss mindestens 51 % Vollkornzutaten aufweisen. Weiterhin dürfen
11
nur geringe Gehalte an Fett, gesättigten
Fettsäuren und Cholesterin im Produkt
vorhanden sein (FDA 1999).
Der hohe Gehalt an Ballaststoffen in Hafer
hat eine günstige Wirkung auf die Darmmobilität und reduziert das Risiko einer
Obstipation (Verstopfung). Hierzu muss
das Lebensmittel mindestens 5 g Ballaststoffe pro Tag liefern (SNF 2004). Für Hafervollkornprodukte mit einem Ballaststoffgehalt von 7–9 % ist dies mit einer
üblichen Kostzusammenstellung möglich.
Die besonderen Eigenschaften von Hafer
zeigen sich darin, dass die daraus hergestellten Hafervollkornerzeugnisse mit ihrem nussartigen Aroma nicht nur wohlschmeckend sind, sondern auch eine sehr
gute Nährstoffzusammensetzung aufweisen, die zur gesunden Ernährung beiträgt.
Prof. Dr. Jörg Hampshire
Literatur
FDA: Federal Register 62 FR 3583, January 23,
1997 - Food Labeling: Health Claims; Oats and
Coronary Heart Disease Final,
www.fda.gov/Food/LabelingNutrition/LabelClaims/HealthClaimsMeetingSignificantScientificAgreementSSA/ucm074719.htm,1997a.
Juvonen KR., Purhonen AK., Salmenkallio-Marttila
M., Lähteenmäki L., Laaksonen DE., Herzig KH.,
Uusitupa MI., Poutanen KS., Karhunen LJ.:
Viscosity of oat bran-enriched beverages influences
gastrointestinal hormonal responses in healthy
humans. J Nutr. 2009, 139, 461-466.
FDA: Federal Register 62 FR 15343, March 31,
1997 - Food Labeling: Health Claims; Soluble Fiber
From Whole Oats and Risk of Coronary Heart
Disease; Final Rule, http://www.fda.gov/Food/LabelingNutrition/LabelClaims/HealthClaimsMeeting
SignificantScientificAgreementSSA/ucm074514.ht
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Murphy EA., Davis JM., Brown AS., Carmichael
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Mayer EP.: Benefits of oat ␤-glucan on respiratory
infection following exercise stress: role of lung macrophages. Am J Physiol Regul Integr Comp Physiol. 2008, 294, 1593-1599.
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Foods, http://www.fda.gov/Food/LabelingNutrition/LabelClaims/FDAModernizationActFDAMAClaims/ucm073639.htm, 1999
Nie L., Wise ML., Peterson DM., Meydani M.:
Avenanthramide, a polyphenol from oats, inhibits
vascular smooth muscle cell proliferation and enhances nitric oxide production. Atherosclerosis.
2006, 186, 260-266.
Granfeldt Y., Nyberg L., Björck I.: Muesli with 4 g
oat ␤-glucans lowers glucose and insulin responses
after a bread meal in healthy subjects.
Eur J Clin Nutr. 2008, 62, 600-607.
SNF - Swedish Nutrition Foundation: Health
claims, In the labelling and Marketing of Food
Products, Ideon Research Park, Lund, Sweden,
2004; www.snf.ideon.se
Hampshire J.: Zusammensetzung und ernährungsphysiologische Qualität von Hafer. Ernährung/Nutrition 1998, 22, 505-508.
Theuwissen, E. R. P. Mensink.: Water-soluble dietary fibers and cardiovascular disease. Physiology
and Behavior 2008, 94, 285-292.
12
Schnelle Rezepte mit Haferflocken
In diesem Broschüre ist viel darüber zu lesen, wie gesund Hafer auch für die menschliche Ernährung ist. An dieser Stelle möchten wir Ihnen ein paar erprobte Backrezepte vorschlagen, die
nicht nur Leckeres und Nahrhaftes produzieren sondern zudem auch noch sehr schnell gehen.
Variantenreiche klassische
Haferkekse
Zutaten: 500 g kernige Haferflocken, 250 g
Butter, 150 g Zucker + 1 Esslöffel Honig
oder 200 g Zucker, 1 Päckchen Vanillinzucker, 3 mittelgroße Eier, 1 TL Backpulver, so
viel Mehl, dass sich mit dem Löffel kleine
Kugeln formen lassen (ca. 80–100 g)
Zubereitung: Butter erhitzen und Haferflocken zugeben, das Ganze gut umrühren.
Zucker, Honig, Vanillinzucker mit den Eiern
schaumig schlagen und unter die erkaltete
Haferflockenmasse rühren. Mit 2 Teelöffeln
kleine Teighäufchen auf das Backblech setzen. Viel Abstand zwischen den Häufchen
lassen, denn das Ganze geht noch etwas in
die Breite.
Backen: 180–190 °C, ca. 10 Minuten (bei
kleineren Keksen), 15 Minuten (bei größeren Keksen und der Mürbeteigvariante).
Kekse sollten hellgelb aus dem Ofen kommen, sonst werden sie zu hart. Sofort vom
Blech nehmen.
Varianten:
• Mit mehr Mehl werden die Kekse mürbeteigähnlicher und etwas fester, lassen sich
besser formen.
• Mit 350 g Haferflocken, 100 g Rosinen
und 50 g Nüssen bekommt das Ganze
Müsli-Charakter.
Mandelhaferkekse
Zutaten: 125 g Butter, 150 g Zucker, 1 Prise
Salz, 1 Päckchen Vanillinzucker, 2 Eier, 100 g
gehackte Mandeln, 100 g blütenzarte Haferflocken, 1 TL Backpulver, ca. 100 g Mehl (je
nach Größe der Eier)
Zubereitung: Zucker, zimmerwarme Butter,
Vanillinzucker und Salz schaumig rühren.
Nach und nach die anderen Zutaten dazugeben, bis der Teig sich vom Schüsselrand löst
und man ihn mit feuchten Händen formen
kann. Kleine Teigkugeln drehen und mit Abstand auf das gefettete Blech setzen (alternativ Backpapier verwenden).
Backen: 190 °C, ca. 15 Minuten
Oh je – den optimalen Zeitpunkt verpasst
und die Kekse sind zu hart?
Oma wusste sich dann immer mit Apfelscheiben zu helfen, die sie zusammen mit den noch
warmen (!) Keksen in eine Weißblechdose
legte. Apfelscheiben gut verteilen und nach ca.
2–3 Stunden wieder aus der Dose nehmen.
Kekse dann in eine andere Dose umfüllen, damit eventuell vorhandene Feuchtigkeit am Dosenrand nicht zu vorzeitigem Verderb führt.
13
HAFER FÜR PFERDE – BEI GUTER
QUALITÄT EIN OPTIMALES FUTTER.
Der Hafer, über Jahrhunderte die wichtigste Nahrungsquelle des
Menschen, ist und bleibt ein wichtiges Pferdefutter. Um seine Vorteile
optimal zu nutzen und Nachteile auszugleichen, ist ein sorgfältiger
Umgang mit diesem Rohstoff notwendig.
Glänzendes Fell
Die Haferkörner haben eine ideale Größe
und Kaufestigkeit für Pferde. Das Quetschen des Hafers ist daher nur bei bereits
erheblichen Zahnschäden von Vorteil. Für
gesunde Pferde ist ein intensiver Kauvorgang durchaus positiv. Mit seinem hohen
Spelzenanteil liefert Hafer den Pferden zugleich auch einen wichtigen zusätzlichen
Rohfasergehalt. Hafer ist reich an ungesättigten Fettsäuren und Schleimstoffen,
was sich besonders positiv auf den Stoffwechsel der Tiere auswirken kann: Das
Fell glänzt, die Darmschleimhaut ist geschützt und die Fruchtbarkeit verbessert.
Auch Eiweißmenge und Qualität reichen
meist für alle Altersgruppen aus. Bei Absatzfohlen und bei säugenden Stuten
empfiehlt sich aber die vorübergehende
Zugabe eines Ergänzungsfuttermittels mit
einem hohen Eiweißanteil. Für Leistungspferde kann Hafer auch dem Mischfutter
zugesetzt werden.
Stets mit Mineralfutter ergänzen
Trotz aller Vorteile – beim Mineralstoffge-
halt des Hafers besteht noch Optimierungsbedarf. Denn Hafer ist vor allem
sehr kalziumarm. Nur ein Gramm Kalzium findet sich im Mittel in einem Kilogramm Hafer. Mit ca. 3,2 g Phosphor pro
kg Hafer besteht dann ein Phosphor-Verhältnis von unter 1:1. Für einen optimalen Mineralstoffhaushalt der Pferde sollte
das Kalzium-Phosphor-Verhältnis jedoch
bei 1,8 bis 2 zu 1 liegen.
des Hafers nicht sinnvoll. Außerdem wird
durch das Quetschen das Vitamin E
schneller verbraucht und das Getreide
wird schneller ranzig. Falls überhaupt,
empfiehlt es sich daher, immer nur wenige Tagesportionen vorzubereiten und
diese zügig zu verbrauchen.
Pferde nicht überfüttern
Insgesamt ist die Verdaulichkeit des Hafers sehr gut. Dieses Getreide ist aber
auch sehr stärkereich und ein Zuviel an
Stärke führt zu einer gestörten Verdauung
im Dünndarm. Kleinpferde sind hier besonders anfällig für Durchfall und Krampfkoliken. Doch es gibt eine praxisbewährte
Faustzahl: Maximal ein Pfund Hafer pro
100 kg Lebendgewicht bei zweimaliger
Vorlage pro Tag. Wer die Möglichkeit hat,
sollte die Pferde unbedingt wiegen lassen,
denn das Lebendgewicht wird meist falsch
Hafer enthält zudem nur wenig der fettlöslichen Vitaminen A und D und ist natriumarm. Obwohl der Gehalt an Lysin
und Methionin im Vergleich zu allen anderen Getreidearten sehr hoch ist, sind
die Mengen zumindest für Absatzfohlen
meist noch zu gering.
In der praktischen Pferdefütterung muss
daher ein Mineralfutter bzw. im Winter
ein vitaminisiertes Mineralfutter zugegeben werden. Eine zu einseitige Hafer/Heufütterung könnte ansonsten langfristig doch zu Stoffwechselschäden führen.
Wie bereits erwähnt, ist ein Quetschen
Gequetschter Hafer kann nur kurze Zeit gelagert
werden.
14
eingeschätzt. Bei sehr hohem Energiebedarf, zum Beispiel bei Hochleistungspferden im Turniereinsatz, muss dann mit einem Ergänzungsfutter zugefüttert werden. Auch im Mischfutter kann bis zu
75 % Hafer eingesetzt werden. Grundsätzlich müssen die Pferde bei jedem
Kraftfuttereinsatz regelmäßig bewegt
bzw. belastet werden. Ist dies nicht möglich, so ist die Kraftfuttermenge auch zur
Vermeidung von Kreuzverschlag an den
sogenannten Stehtagen deutlich zu reduzieren. Bei wiederholtem Kreuzverschlag*
sollte allerdings jede Getreidefütterung
bei den betroffenen Tieren eingestellt
werden.
„Sticht“ Hafer?
Das Sprichwort „den sticht der Hafer“ ist
wohl auf die gute Verdaulichkeit und auf
den Energieschub des Getreides zurückzuführen. Dass es auch Pferde gibt, die
selbst bei korrekter Dosierung und ausreichender Belastung übernervös auf Hafergaben reagieren, wird in der Praxis
häufig diskutiert. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass zuckerreiches Futter
(Kraftfutter, Getreide, Zucker) endogene
Botenstoffe beim Pferd freisetzen kann,
welche bei hohen Gaben übernervöses
Verhalten bei hierfür besonders empfindsamen und weniger stressresistenten Pferden auslösen können. Weniger empfindliche Tiere reagieren dagegen auf Hafer
nicht negativ.
Nach der Ernte sorgfältig lagern
Nicht in jedem Jahr lässt sich Hafer von
guter Futterqualität anbauen. Bei schlech15
* RER und PSSM Gendefekt, häufiger bei Vollblut- und Westernpferden
ter Qualität kann die Haferfütterung tatsächlich problematisch werden – das gilt
jedoch prinzipiell für alle Futterkomponenten. Vor allem ein falscher Umgang
mit dem Futterhafer kann zu einer hohen
Keim- und auch Staubbelastung führen.
Grundsätzlich sollte nur sauberes gut riechendes
Getreide verfüttert werden.
Eine hohe Keimbelastung weist auf
schlechte Lagerbedingungen hin. Hafer
muss nach der Ernte auf 14 % Restfeuchtigkeit sorgfältig getrocknet werden, wird
er über längere Strecken transportiert,
sind 12 % nötig. Anschließend ist eine
saubere und trockene Lagerung erforderlich. Das Getreide darf auch nicht in der
feuchten Stallluft gelagert werden. Um
die Keimbelastung nach der Ernte zu reduzieren, die sogenannte Schwitzphase
des Getreides zu überbrücken und die
Verdaulichkeit zu verbessern, wird vor
dem Verfüttern allgemein eine Mindest16
lagerzeit von sechs bis acht Wochen empfohlen.
Die Keimbelastung beachten
Auf dem Futtermarkt wird Weiß-, Gelboder Schwarzhafer angeboten. Schwarzhafer hat einen wenig erhöhten Eiweißanteil. Doch insgesamt unterscheiden
sich die verschiedenen Farbsorten für das
Pferd nicht im Futterwert. Bei allen Sorten ist der Körnerquerschnitt hellgelb bis
weiß. Grauer oder dunkler Querschnitt
und dunkle Beläge deuten auf Schimmelpilze hin, solcher Hafer ist leicht zu erkennen und darf nicht verfüttert werden.
Grundsätzlich dürfen keine dumpfig-muffigen, verunreinigten, mit Milben belastete oder gar feuchte Partien eingesetzt
werden. Auch das gilt generell für alle Getreidearten. Auf Milbenkot reagieren viele
Pferde mit asthmaähnlichen Anfällen.
Hafer mit Erde, Staub und Unkrautsamen
sollte vor dem Füttern gereinigt werden.
Der Restfeinstaub wird bei staubempfindlichen Tieren am besten in der Krippe mit
wenig Wasser oder mit Melasse gebunden. Die Landwirtschaftlichen Untersuchungsanstalten bieten heute eine praxisgerechte Prüfung des Gesamtkeimgehaltes von Futterhafer an. Es lohnt sich
auch, den Futterhändler nach einem solchen Untersuchungsergebnis zu fragen.
Die Keimbelastung des Hafers hängt auch
von dem Hektolitergewicht ab. Sehr
leichte Körner (< 46 kg/hl) haben meist
mehr Eiweiß, eine erhöhte Keimbelastung
und eine reduzierte Verdaulichkeit und
sollten selbst in der Kleinpferdefütterung
nicht mehr eingesetzt werden.
Genauer Futterwert nur mit
Laboranalysen
Für Pferde wird allgemein Hafer mit einem Hektolitergewicht über 54 kg/hl empfohlen. Doch neuere Studien zeigen
eindeutig, dass zwischen dem Hektolitergewicht und dem tatsächlichen Energiegehalt des Getreides nahezu keine Verbindung besteht. Mit steigendem Hektolitergewicht kann zwar allgemein ein
leichter Abfall von Rohfasergehalt und
von Rohproteingehalt und ein geringfügiger Anstieg des Rohfettgehaltes beobachtet werden. Doch zwischen der Höhe
des Hektolitergewichts und der Höhe des
Energiegehaltes bestehen beim Hafer nahezu keine Korrelation.
Um den wahren Futterwert von Hafer genau festzustellen, wären aufwändige Laboranalysen erforderlich, die sich für Abnehmer kleinerer Mengen nicht lohnen.
Fazit
Bei geprüfter Qualität und mit Ergänzung
eines vitaminisierten Mineralfutters ist der
Hafer ein optimales Pferdefutter. Die Futtermenge kann hier dem jeweiligen Bedarf der Pferde gut angepasst werden.
Der Bedarf sollte aber nach dem Alter,
nach der Leistung und nach den Besonderheiten jedes Einzeltieres ausgerichtet
sein. Pro Tag wird, bei dann mehrmaligen
Gaben, insgesamt höchstens ein Kilo Hafer pro 100 kg Lebendgewicht empfohlen.
Dr. agr. habil. Ines von Butler-Wemken
Vielseitigkeitsreiter und Landwirt Kai
Rüder, Fehmarn, setzt Hafer bei der
Fütterung seiner Hochleistungspferde
ein.
„Meine Kraftfutterration, von der
meine Tiere in der Turnierphase
5–7 Kilo bekommen, enthält 40 %
Hafer. Zusammen mit Gerste, Pellets und Maisflocken bringt das
Kraftfutter dann alles mit, was ein
Hochleistungspferd braucht. In der
Ruhephase füttere ich allerdings
deutlich weniger Kraftfutter.
Ich schätze Hafer in der Fütterung,
weil er gut verdaulich ist, einen im
Verhältnis zur Gerste höheren Fettgehalt und mehr Vitamin B aufweist.“
17
HAFER IN DER GANZPFLANZENNUTZUNG.
Anbausituationen nicht sehr lukrativ ist.
Schnellwüchsige Gräser wie Einjähriges
oder Welsches Weidelgras sind hier häufig
die bessere Alternative.
Hafer kann sehr flexibel als energiereiche Ganzpflanze genutzt werden:
in Reinsaat oder in Gemengen, in der Frischverfütterung oder konserviert als Ganzpflanzensilage (GPS), als Hauptfrucht oder Zweitfrucht.
Die Vorteile liegen auf der Hand
Hafer bringt im Vergleich zu Mais und anderen Getreidearten eine Reihe nicht zu
unterschätzender Vorteile:
• Als kühletolerante C3-Pflanze wächst
Hafer auch dann, wenn die wärmebedürftigen C4-Pflanzen Mais oder Hirse
nicht in Gang kommen wollen (z.B.
Frühjahr 2005 und 2006).
• Der zeitlich versetzte Entwicklungsrhythmus im Vergleich zu Mais erweitert das Zeitfenster für die Gärrestausbringung. Das spart Baukosten, Personalkosten und Maschinenkosten.
• Hafer reift im Vergleich zu anderen Getreidearten vergleichsweise später im
Stroh ab, die Erntetermin-Flexibilität ist
deshalb größer als bei anderen Getreidearten.
• Nicht zu unterschätzen ist alternative
Körnernutzung in Lagen, die keine Körnermaisernte zulassen:
Entwickelt sich ein lukrativer Markt für
Feuchtbiomasse, kann dieser entsprechend bedient werden. Werden nach
einem wüchsigen Frühjahr hohe Silomaiserträge prognostiziert, ist der
Drusch die lohnendere Alternative!
18
Ganzpflanzennutzung als
Hauptfrucht
Die Ganzpflanzennutzung als Hauptfrucht
ist auf kühlen Standorten – z.B. Höhenlagen – zu erwägen. Dort ist nach einer
späten Ernte der Vorfrucht oft keine
Herbstgetreidebestellung mehr möglich.
Zudem fehlt das Wärmeangebot für Maisoder Sorghumanbau.
Für diesen Nutzungszweck sind Hafersorten mit höchsten Kornerträgen und
gleichzeitig kräftiger vegetativer Entwicklung vorteilhaft, die im Hinblick auf eine
große Ernteflexibilität nicht zu schnell im
Stroh abreifen. Ideal wäre hier beispielsweise die Sorte CANYON, die GTM-Erträge zwischen 10 und 15 t/ha erwarten
lässt.
Wichtig ist neben der rechtzeitigen, nicht
zu dünnen Aussaat eine ausreichende
N-Versorgung zu Vegetationsbeginn und
zum Schossen in der Größenordnung von
insgesamt ca. 140–160 kg N/ha inklusive
Nmin. Ein Fungizideinsatz lohnt bei sehr
hohem Krankheitsdruck als frühe Maßnahme zum Schossen. Herbizide können
Hafer ist auf kühleren Standorten und kurzer Vegetationszeit anbausicherer als Mais, Hirse oder
Sonnenblumen. Bei ausreichendem Wasserangebot
bietet sich hier vor allem die Hafersorte CANYON
an, dieser Genotyp verbindet höchste Korn- und
Restpflanzenerträge mit Frohwüchsigkeit und vergleichsweise hoher Ernteflexibilität.
häufig eingespart werden, Wachstumsregler-Anwendungen mit CCC sind rechtzeitig mit Schossbeginn abzuschließen.
... oder als Zweitkultur
In wüchsigen Regionen ab 700 mm Niederschlag kann nach der Ernte von Wintergetreide-GPS mit einer zweiten Ernte
das Standortpotenzial voll genutzt werden. Hierzu muss der Zweitfruchthafer bis
spätestens Ende Juni mit sehr hohen Saatstärken zwischen 400 und 600 Kö./m2
zum Ausgleich der geringen Bestockung
im Langtag ausgedrillt werden. Neben einer kräftigen Andüngung mit 80–100 kg
N/ha ist eine kombinierte Fungizid- und
Insektizidbehandlung gegen Roste sowie
Läuse als Virenüberträger unverzichtbar.
Mehrjährige Versuche der SAATEN-UNION
haben gezeigt, dass der Zweitfruchtanbau von Sommergetreide in den meisten
So bestimmen Sie den optimalen
Erntetermin bei Hafer-GPS
Ab der Blüte werden die Assimilate nicht
mehr als Faserstoff verbaut, sondern als
Reservestoffe ins Korn eingelagert. Der
Energiegehalt und der Energieertrag steigen deshalb bis zur Teigreife steil an.
Danach erschwert die zunehmende Lignifizierung die Silierung und senkt den
Futterwert bzw. die Methanausbeuten.
Entscheidend für eine hohe Methanausbeute und ebenso für einen hohen Futterwert ist also der rechtzeitige Erntetermin vor einsetzender Lignifizierung. Der
optimale Schnitttermin liegt deshalb in
trockenen Jahren mit schneller Strohabreife gegen Ende der Milchreife. In wüchsigeren Jahren mit längerlebigerem Assimilationsapparat liegt der optimale Kompromiss zwischen Ertrag und Qualität in
der beginnenden Teigreife. Die Kornfärbung wechselt zu diesem Zeitpunkt in die
arttypische Färbung. Der Korninhalt ist
noch weich, kann jedoch als Ganzes aus
der Samenschale gequetscht werden.
Wenn das Stroh zu diesem Zeitpunkt anfängt aufzuhellen, liegen die TS-Werte der
Gesamtpflanze bei etwa 34–38 %. Je höher der TS-Gehalt, umso kürzer muss gehäckselt werden – die Stahlkuh ist kein
Wiederkäuer!
Sven Böse
19
DAS WICHTIGSTE SOMMERGETREIDE
IM ÖKOANBAU.
Besonderheiten im Anbau unter
ökologischen Bedingungen
Nur gesundes Saatgut verwenden
Da ungebeiztes und in der Regel ökologisch vermehrtes Saatgut gedrillt wird, ist
dem Auftreten von samenbürtigen Krankheiten wie Flugbrand (Ustilago avenae),
Septoria-Blattfleckenkrankheit (Septoria
avenae) und Streifenkrankheit (Drechslera
avenae) ein besonderes Augenmerk zu
schenken. Daher sollte möglichst zertifiziertes Saatgut verwendet werden. Bei
Eigenerzeugung muss der Pflanzenbestand genauestens begutachtet und das
Saatgut gegebenenfalls im Labor untersucht werden.
Etwa 13 % der gesamten Haferfläche wurden im Mittel der letzten Jahre
ökologisch angebaut (ca. 20.000 ha). Ökobetriebe bauen Hafer bevorzugt für die menschliche Ernährung an. Darüber hinaus ist er eine wichtige Komponente in Futtermischungen und Silagen aus Ganzpflanzen.
Standorteignung und Einordnung
in die Fruchtfolge
Große ökologische Streubreite
Die hohe Anpassungsfähigkeit an verschiedene Bedingungen und die Anspruchslosigkeit gegenüber dem Standort führen zu einer großen ökologischen
Streubreite. So wird Hafer sowohl für
mittlere Lehmböden als auch für Sandböden zu einer attraktiven Körnerfrucht.
Seine häufig beschriebenen höheren
Wasseransprüche werden durch den erfolgreichen Anbau auf den unterschiedlichsten Böden relativiert.
Denn das üppige Wurzelsystem mit einem hohen Anteil feiner Haarwurzeln ermöglicht einen sehr effizienten Nährstoffund Wasseraufschluss. Diese Fähigkeit ist
besonders im ökologischen Landbau von
großer Bedeutung, da leicht lösliche mineralische Düngemittel nicht eingesetzt
werden.
Auch Hafer dankt gute Bedingungen mit
höheren Erträgen. Auf guten Standorten
konkurriert er dann jedoch mit an20
spruchsvollen Getreidearten wie Weizen
oder Gerste. Auf den sandigen Böden, die
bevorzugt dem Roggenanbau dienen,
stellt er eine willkommene Abwechslung
dar und ist hier durchaus eine wirtschaftliche Alternative. Böden mit Ackerzahlen
unter 30 und schlechter Wasserversorgung während der Vegetation sind allerdings nur bedingt für den Haferanbau geeignet.
Bedeutung im Betrieb ist
entscheidend
Hafer gilt im Ökolandbau als Gesundungsfrucht und entlastet getreidebetonte Folgen aus phytosanitärer Sicht
(Halmbruch, Schwarzbeinigkeit). Die Einordnung des Hafers in die Fruchtfolge der
ökologisch wirtschaftenden Betriebe ist
abhängig von seiner wirtschaftlichen Vorzüglichkeit. Diese wird unter anderem
von den Standortbedingungen und der
damit verbundenen Ertragsfähigkeit bestimmt. Auf Sandböden gehört der Hafer
in der Regel zu den begünstigten Getreidearten und kann hier auch nach Leguminosen und deren Gemengen stehen.
Auf den besser mit Nährstoffen versorg-
ten Böden ist er eher als abtragende Frucht
einzuordnen und steht eher am Ende eines Fruchtfolgegliedes und nicht direkt
nach Leguminosen. Ein zu üppiges Nährstoffangebot birgt die Gefahr von Lager
und starker Verzögerung der Strohabreife.
Optimaler Saattermin ist wichtig
Ungünstige Witterungsbedingungen bis
zur Keimung und eine Verlängerung der
Aufgangszeit erhöhen das Infektionsrisiko. Nährstoffmangelerscheinungen in
der Jugendentwicklung treten immer
dann auf, wenn niedrige Temperaturen
oder Trockenheit eine rechtzeitige Bereitstellung von Nährstoffen aus dem Boden
behindern. Ein optimaler Aussaattermin
ist daher entscheidend.
Die Speisehaferproduktion erfordert zur
optimalen Kornausbildung günstige Bedingungen, die durch entsprechende
Platzierung in der Fruchtfolge gewährleistet werden müssen. Der im Ökolandbau verbreitet angebaute Hafer in Mischkultur mit Körnerleguminosen wird in der
Fruchtfolge wie die Reinsaat von Erbsen
oder Lupinen positioniert.
Unkrautregulierung vom Pflügen
bis zur Ernte
Die Anzahl der Betriebe, die im ökologischen Landbau pfluglos bewirtschaftet, ist
gering. Unzureichende Bodenlockerung
der zu Dichtlagerung neigenden Böden
und ein stärkerer Unkrautdruck sind
Hauptargumente für den Pflug. Insbesonders kurze Getreidearten wie Hafer
21
22
39
37
35
33
31
29
200
250
300 350
400
Aussaatstärke Kö./m2
450
500
Quelle: Gruber, Thamm & Michel 2003
Abb. 2: Einfluss der Saatstärke auf
Ertragsstrukturparameter von Hafer
(Standort Gülzow)
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
Rispe/m2
Triebe/Pflanze
200 250 300 350 400 450
Aussaatstärke Kö./m2
500
450
400
350
300
250
200
150
100
50
0
Hafer-Öllein-Mischanbau
Rispe/m2
Nach der Aussaat ist die mechanische
Pflege im ökologischen Getreideanbau
die wichtigste vegetationsbegleitende
Maßnahme. Das Blindstriegeln 5–7 Tage
nach dem Drillen ist dabei besonders
wirkungsvoll. Unkrautsamen sind dann
bereits gekeimt und können so effektiv reguliert werden, noch bevor der Hafer
spitzt. Ein zweiter Striegelgang schließt
sich an, wenn die Pflanze ausreichend im
Boden verankert ist und die Gefahr des
Verschüttens von Haferpflanzen nicht
mehr besteht (Dreiblattstadium). Das effektive Verschütten der noch kleinen Unkrautpflänzchen erfordert krümeligen Boden und eine entsprechende Fahrge-
Sortenwahl. Die Qualitätsanforderungen
entsprechen denen für konventionelle
Ware. Für eine Verwertung als Schälhafer
eignen sich Sorten mit geringem Spelzanteil. Nicht alle Sorten liefern vom Feld
ein entsprechendes Hektolitergewicht
von 54 kg, so dass eine Vorreinigung
meistens erforderlich wird, um den besseren Preis nicht zu verschenken.
Abb. 1: Einfluss der Saatstärke auf
den Ertrag von Hafer (Standort Gülzow)
Ertrag dt/ha
Auch im ökologischen Landbau bedeutet
späte Aussaat Vegetationsverkürzung und
Ertragseinbußen. Aber eine Entzerrung aller Arbeitsgänge bis zur Aussaat kann der
Unkrautregulierung dienen. Jeder Arbeitsgang trägt zur Keimung von Unkräutern bei, die mit dem nächsten Arbeitsgang effektiv reduziert werden können. Saatbettbereitung und Aussaat
sollten daher 7–10 Tage nach der Saatfurche erfolgen. Winterfurchen werden
etwa 10 Tage vor der Aussaat mit geeigneten Geräten „abgeschleppt“. Eine
frühe Aussaat des Hafers darf nicht zu Lasten einer optimalen Saatbettvorbereitung
gehen. Andererseits darf die Angst vor
Unkräutern nicht zu einer späten Aussaat
im Mai führen.
schwindigkeit. Der Hafer ist gegenüber
dieser Maßnahme relativ unempfindlich.
Triebe/Pflanze
und Sommergerste können bei pfluglosem Anbau von stärkerem Unkrautdruck
betroffen sein.
Quelle: Gruber, Thamm & Michel 2003
Geringe Saatstärken führen
zu Ertragseinbußen
Die Aussaatstärke sollte nicht zu knapp
bemessen sein und liegt etwas über den
für konventionelle Bedingungen angegebenen Körnern (ca. 350 kf. Kö./m2). Dadurch werden die etwas geringere Aufgangsrate und der Pflanzenverlust durch
das Striegeln ausgeglichen. Je nach
Standortbedingungen ist bei Hafer bis zu
einer Saatstärke von 400 Kö./m2 ein Ertragsanstieg von 0,5 dt/ha je 50 Kö./m2
möglich (Abb. 1). Da die Bestockung bei
steigenden Saatstärken abnimmt, die Anzahl ährentragender Halme je m2 jedoch
steigt, kommt der Saatstärke eine besondere Bedeutung zu (Abb. 2).
Sortenwahl
Im ökologischen Landbau werden Hafersorten mit guter Bestockung und schneller Jugendentwicklung sowie längerem
Wuchs bevorzugt. Gute Bestandesdichten
und längere Pflanzen unterdrücken das
Unkraut effektiv vom Aufgang bis zur
Reife, außerdem liefert eine langwüchsige
Sorte mehr Stroh.
Neben den Wachstumseigenschaften bestimmt die Verwertungsrichtung die
Da es während der Vegetation keine
Möglichkeit einer effektiven Krankheitsbekämpfung gibt, sind die Resistenzen
einer Sorte sehr wichtig. Während bei der
Futterhaferproduktion der Ertrag das entscheidende Auswahlkriterium ist, werden
bei Schälhafer hier auch zugunsten der
Qualität Abstriche in Kauf genommen. In
der Regel gleichen höhere Preise bei entsprechenden Qualitäten die Ertragsdifferenz aus.
Mischanbau mit Hafer
Hafer ist ein ausgezeichneter Partner für
den Mischanbau mit Nichtgetreidearten.
Im Vergleich zur Reinsaat wird im Mischanbau mit Hafer der Unkrautdruck reduziert und dadurch die Erntewürdigkeit der
Bestände verbessert. Bei vollbeblätterten
Tab. 1: Kornertrag (dt/ha) und
Ertragsanteile (%) am Standort
Trenthorst
2003
2004
2005
48,5
56,1
38,8
45
55
47
53
17
83
Kornertrag der Mischung
Ackerbohnen/ Hafer
Anteil der Komponenten
Ackerbohnen
Hafer
Quelle: Böhm & Berk 2006
23
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Gülzow 2002–2004
Erbsen +
Hafer
Lupinen +
Hafer
Erbsen +
So.-gerste
Lupinen +
So.-gerste
der Sorten müssen aufeinander abgestimmt werden.
Versuche haben gezeigt, dass sowohl
Korn- und Trockenmasseerträge als auch
die Anteile der jeweiligen Mischungspartner starken jahresbedingten Schwankungen unterliegen. Der Hafer kann in solchen Mischungen stark kompensatorisch
wirken und zum Beispiel witterungsbedingt geringe Erträge von Körnerleguminosen ausgleichen (Tab. 1).
Erbsensorten dient er auch als Stützfrucht.
Der Mischanbau mit Körnerleguminosen
macht sowohl eine Körnerfruchternte als
auch eine Ernte zur Teigreife mit anschließender Silierung möglich. Die Saatstärke kann bei Hafer in Abhängigkeit von
den Standortbedingungen auf 100 bis
150 kf. Kö./m2 verringert werden. Bei Lupinen oder Erbsen ist jedoch zwei Drittel
der Reinsaatmenge erforderlich, um einen Leguminosenanteil von mindestens
30 % im Erntegut zu erreichen. Bei der
Wahl von Saattiefe, Saattermin und Pflegemaßnahmen müssen Kompromisse gefunden werden. Reifezeit und Wuchshöhe
Die Nutzung von Hafer-LeguminosenMischungen als Ganzpflanze kann eine
Alternative zur Körnernutzung der Gemenge darstellen. Die Ernte der gesamten oberirdischen Biomasse ist bereits in
der Teigreife der Körnerleguminosen
möglich. Die Trockenmasseerträge mit
Lupinen lagen am Standort Gülzow über
den Erträgen von Erbsen (Abb. 3). Die
Qualität dieser Silagen entsprach den Anforderungen an alleiniges Grundfutter für
Mutterkühe und Schafe außerhalb der
Laktation (Tab. 2).
Erfahrungen liegen auch beim Anbau von
Hafer im Gemisch mit Öllein vor. Rein-
Tab. 2: Trockenmasseerträge, Rohnährstoffgehalte, Verdaulichkeit und Energie
der Ganzpflanzensilagen Mittelwerte der Jahre 2002–2004
Gemenge
TM
%
RP
g/kg TM
RFa
g/kg TM
Stärke
g/kg TM
ELOS
g/kg TM
E/H
Lu/H
E/Ge
Lu/Ge
34,9
30,0
33,6
27,0
100
102
100
116
266
258
236
255
92
103
140
103
521
579
623
600
30–35
> 100
230–260
> 140
> 630
E: Erbsen, Lu: Lupinen, Ge: Gerste, H: Hafer
Quelle: nach Titze und Gruber 2006
24
30
Gülzow 2005–2008
25
20
davon
15
10
5
0
Hafer + Öllein
Hafer
Öllein
Quelle: Gruber 2009
Quelle: nach Titze & Gruber, 2006
Zielwerte
Saatstärken war der Hafer immer eine dominante Fruchtart und lieferte den entscheidenden Beitrag am Gesamtertrag
(Abb. 4).
Abb. 4: Kornertrag (dt/ha) aus
Mischungsanbau
Ertrag dt/ha
TM-Ertrag dt/ha
Abb. 3: Trockenmasseerträge
verschiedener GPS-Mischungen
Energie
NEL ME
4,94
5,40
5,76
5,56
8,50
9,23
9,75
9,45
> 5,80
TM-Ertrag
dt/ha
60
72
60
78
saaten mit Öllein sind häufig stark mit Samenunkräutern wie Weißer Gänsefuß
(Chenopodium album) und Ackerkrummhals (Anchusa arvensis) verunkrautet. Je
nach Konkurrenzwirkung der Unkräuter
und aktueller Witterung können die Erträge stark schwanken. Durch den Anbau
im Gemenge mit Hafer werden Verunkrautung und Ertragsschwankungen reduziert. Trotz starker Reduzierung der
Literatur
Anonymus (2008a): Bio-Strukturdaten 2007. ZMP
ÖKOMARKT Forum Nr. 38, 19. September 2008
Anonymus (2004 bis 2008): Anbaustruktur der
Öko-Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern.
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und
Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern
Böcker H. (2009): Zusammenstellung der Sommergetreideerträge aus Öko-Landessortenversuchen der Landesanstalten und Landwirtschaftskammern 2008, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück,
unveröffentlicht
Fazit
• Für den ökologischen Landbau ist der
Hafer die wichtigste Sommergetreideart.
• Seine Anbaueignung für verschiedene
Standortbedingungen machen ihn in
vielen Betrieben zu einer attraktiven Gesundungsfrucht.
• Hafer kann in Reinsaat und im Gemenge besonders mit Körnerleguminosen aber auch mit anderen Fruchtarten
angebaut werden. Hier kann er witterungsbedingt schwankende Erträge der
Leguminosen ausgleichen.
• Dadurch ist er nicht nur für die Körnernutzung, sondern auch als Ganzpflanze
interessant.
Dr. Harriet Gruber
Böhm H. & A. Berk (2006): Bewertung ausgewählter Leguminosen- und Leguminosen-Getreide-Gemenge im Ökologischen Landbau hinsichtlich der
Ertragsleistung und des Futterwertes. Mitteilung
Gesellschaft, Pflanzenbauwissenschaften 18, 266267 (2006)
Titze A. & H. Gruber (2006): Ertrag und Qualität
von Öko-Ganzpflanzensilagen aus Sommergetreide und Körnerleguminosen. Mitteilung Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften 18, 268-269
(2006)
25
DIE BEDEUTUNG DES HAFERS IN
DER FRUCHTFOLGE
Enge Fruchtfolgen mit hohen Wintergetreideanteilen geraten in
den letzten Jahren mehr und mehr unter Druck: Die Ertragszunahmen
bleiben vor allem beim Winterweizen aus, die Kosten für Düngung,
Pflanzenschutz und Arbeitserledigung steigen an.
Auch die zunehmenden Resistenzprobleme vor allem bei Ungräsern
deuten an, dass die Fruchtfolge wieder verstärkt in den Mittelpunkt
gerückt werden muss.
Neben den typischen Blattfrüchten bieten sich vor allem Körnerleguminosen
und Sommergetreide zur Erweiterung der
Fruchtfolge an. Von besonderer Relevanz
ist der Hafer, der in Fruchtfolgen die Funktion einer Blattfrucht annehmen kann.
Hafer wird oft falsch bewertet
Etwa 26 % des im Inland erzeugten Hafers geht in die Nahrungsmittelindustrie,
Tendenz steigend. Qualitätshafer kann
das Preisniveau von Qualitätsweizen erreichen, so dass sich in Kombination mit
hohen Erträgen die Wirtschaftlichkeit des
Haferanbaus verbessert. Dennoch hat Hafer nur einen Anteil von 2,5 % der Getreidefläche Deutschlands (Stat. Jahrbuch
2008), da der Stellenwert des Hafers in
der Gestaltung von Fruchtfolgen nicht
gewertet wird. Die Marktleistung und der
Deckungsbeitrag wird bei Hafer häufig zu
niedrig eingeschätzt. Das Statistische
Jahrbuch weist für den Hafer im Mittel
von sieben Jahren nur einen Kornertrag
von 45 dt/ha aus. In der Praxis werden jedoch häufig im Schnitt 65–70 dt/ha erreicht: Das verändert die Wettbewerbssituation entscheidend.
Eine allein auf der Deckungsbeitragsrechnung basierende Darstellung der Wettbe-
26
werbssituation ist unzureichend. Dies hat
zweifellos dazu beigetragen, die Fruchtfolgen in den Betrieben zu verengen und
auf die leistungsstärksten Kulturen auszurichten. Profitiert hat davon vor allem der
Winterweizen. Dabei wird in der Beurteilung des Weizenanbaues kaum zwischen
Blattfrucht- und Stoppelweizen unterschieden, obwohl standortabhängig erhebliche Leistungsdifferenzen festzustellen sind.
Das gesamte Anbausystem
betrachten
Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit eines Anbauverfahrens ist nicht der Ertrag
der Kulturen, sondern die kostenbereinigte Leistung des gesamten Anbausystems. Neben den Direktkosten zählen
dazu insbesondere die Kosten der Arbeitserledigung (siehe auch Artikel Seite 3235). Beide Kostenpositionen werden von
der Fruchtfolge bestimmt. Ein regelmäßiger Wechsel von Blattfrucht und Halmfrucht oder von Winterung und Sommerung erleichtert die konservierende Bodenbearbeitung, führt zur Einsparung
von Kosten auch für Dünger und Pflanzenschutz und erhöht die monetäre Leistung der Fruchtfolge. Neben den Blattfrüchten kommt dem Hafer als Fruchtfolgefeld eine besondere Bedeutung zu.
Diese umfasst einerseits phytosanitäre
Aspekte. Andererseits wirkt sich die Stellung innerhalb der Fruchtfolge aber auch
direkt auf die Ausnutzung des Ertragspotenzials des Hafers aus.
Hafer in der Fruchtfolge
Ein Blick in alte Lehrbücher belegt die
auch heute noch geläufige Aussage, dass
dem Weizen die günstigste Stellung in
der Fruchtfolge gebührt – also nach einer
Blattfrucht. Hafer steht dagegen als „abtragende Frucht“ meist nach den Wintergetreidearten. Diese ungünstige Stellung
im Rotationssystem verkraftet der Hafer
aufgrund seines guten Aufschließungsund Aneignungsvermögens für Nährstoffe zweifellos am besten. Allerdings ist
die optimale Ausnutzung seines Ertragspotenzials hier nicht möglich – die Ertragsleistungen bleiben also hinter dem
Machbaren zurück.
Tab. 1: Kornerträge (dt/ha und %) der Getreidearten im
Mittel von fünf Standorten und sechs Versuchsjahren bei
unterschiedlichen Fruchtfolgebedingungen
Fruchtfolgeform
Getreideart
Winterweizen
Sommergerste
Hafer
Fruchtwechsel über 50 % Anteil der jeweiligen Getreideart
Anbau nach
Anbau nach
sich selbst
Hafer bzw. Weizen
dt/ha
%
%
%
46,3
39,5
40,4
100
100
100
66
88
76
81
94
95
Monokultur
%
65
86
71
Quelle: nach BACHTHALER, verändert
27
Wie reagieren die Getreidearten nach
verschiedenen Vorfrüchten? Selbstfolgen
führen zu erheblichen Mindererträgen,
die auch durch Bodenbearbeitung, Düngung, Pflanzenschutz etc. nur abgemildert werden können (Tab. 1). Der direkten Vorfrucht und der Kombination der
Vorfrüchte kommt für die Ertragsbildung
eine erhebliche Bedeutung zu (Tab. 2).
Von den geprüften Getreidearten hat der
Hafer die beste Vorfruchtwirkung für den
Weizen (Tab. 2, Blattfrucht – Hafer – Weizen). In Abhängigkeit von den Vorfrüchten und Vorfruchtkombinationen wiesen
die Ertragsreaktionen zwischen den Kulturen charakteristische Unterschiede auf.
Positive Ertragseffekte in der
Fruchtfolge
Die Resistenz des Hafers gegen die wichtigen Schaderreger Parasitärer Halmbruch
(Pseudocercosporella herpotrichoides) und
Schwarzbeinigkeit
(Gaeumannomyces
graminis var. tritici) macht ihn in engen
Getreidefruchtfolgen zu einer „Gesundungsfrucht“ – vergleichbar mit einer
Blattfrucht (Tab. 3). Wintergetreidearten
erzielen deshalb nach der Vorfrucht Hafer
ähnliche Erträge wie nach den Blattfrüchten Raps, Zuckerrüben oder Leguminosen.
Die tatsächliche Ertragsreaktion wird aber
zusätzlich beeinflusst von nicht-pathogenen Vorfruchteffekten wie Stickstoffangebot, Wasserversorgung und Wirkungen
der Bodenstruktur. Die Tab. 4 vermittelt
Informationen über die Vorfruchteignung
landwirtschaftlicher Kulturpflanzen für
den Haferanbau und ausgewählte weitere
Getreidearten.
Da Hafer relativ gering auf verschiedene
Vorfrüchte reagiert (Tab. 1), kann er leicht
in Rotationssysteme integriert werden.
Ausnahmen ergeben sich bei einem Infektionsrisiko mit dem Haferzystenälchen
(Heterodera avenae) oder mit Stockälchen
(Ditylenchus dipsaci). Monokultur oder
eine zu enge Stellung in der Fruchtfolge
sind zu vermeiden! Der Haferanteil sollte
daher bei max. 20–25 % liegen.
Enge Fruchtfolgen überdenken
Bei der ökonomischen Bewertung von
Fruchtfolgen sind besonders zwei Kostenstellen zu berücksichtigen: die Direktkosten wie Saatgut, Dünger und Pflanzenschutz und die Kosten der Arbeitserledigung. Während Einsparmöglichkeiten bei
den Direktkosten in engen Anbaufolgen
weitgehend ausgeschöpft sind, ergeben
sich wesentliche Einsparmöglichkeiten
Tab. 2: Relativer Vorfruchtwert von Blatt- und Halmfrüchten für Winterweizen
Direkte Vorfrüchte
Vor-Vorfrüchte
Blattfrucht
Halmfrucht
Körnerleguminosen
Zuckerrüben
Kartoffeln
Winterraps
Silomais
Hafer
Sommergerste
Wintergerste
Winterweizen
100
97
94
91
93
90
91
89
88
86
85
83
83
80
79
75
79
75
Relativer Kornertrag von Weizen 100 = 68,7 dt/ha
Quelle: nach BAEUMER 1992
28
Tab. 3: Befall von Winterweizen mit
Schwarzbeinigkeit und Halmbruch in
verschiedenen Fruchtfolgegruppen,
im Mittel von fünf Standorten und
zwei Jahren
bei dem Wechsel von Winterung und
Sommerung zu erwarten.
In mehrjährigen Fruchtfolgeversuchen in
Kombination mit konservierenden Bodenbearbeitungsverfahren wurden die
Fruchtfolgegruppe
Befall Winterweizen
(% der Halme)
Fruchtfolgen Raps – Weizen – Weizen –
Schwarzbeinigkeit Halmbruch
Weizen im Pflugsystem und die Getreide> 50 % Winterweizen
33 %
50 %
fruchtfolge Hafer – Winterweizen – Winnach Sommergerste
30 %
44 %
terweizen – Winterroggen auf den Vornach Hafer
10 %
38 %
Fruchtwechsel
9%
30 %
fruchtwert von Winterraps und Hafer auf
Quelle: nach Gliemeroth und Kübler 1973
den Ertrag des Folgeweizens untersucht.
Als Bewertungsmaßstab diente die mittdurch die Integration von mehr Blatt- lere Ertragsleistung der beiden Stoppelfrüchten oder Sommergetreide. Damit weizen im Anbausystem Raps und 3 x
können die Kosten der Arbeitserledigung, Weizen (Tab. 5). Kalkuliert wurde der Vorbesonders bei konservierender Bodenbe- fruchtwert von Raps bzw. Hafer für den
arbeitung bis hin zur Direktsaat gesenkt Winterweizen über die Ertragsverändewerden. Am ehesten sind Vorteile pflug- rungen und tatsächlich realisierte Kostenloser Anbauverfahren bei konsequentem einsparungen bei Düngung, PflanzenHalmfrucht-/Blattfruchtwechsel oder auch schutz und Arbeitserledigung im Vergleich zum Mittelwert des
ersten und zweiten StopTab. 4: Vorfruchteignung landwirtschaftlicher
pelweizens. Am Standort
Kulturpflanzen für ausgewählte Getreidearten
Soest liegen bei Raps und
Nachfrucht
Hafer im jeweiligen AnbauVorfrucht
WinterWinterWinterHafer
gerste
roggen
weizen
system etwa gleiche Vorfruchtwerte vor. Am StandWintergerste
±
o
±
o
o
±
Winterroggen
ort Gülzow sind UnterWinterweizen
+
±
o
±
schiede jedoch deutlich
Sommergerste
o
±
o
±
+
Hafer
+
stärker ausgeprägt. Dies ist
Winterraps
++
++
++
auf die sehr geringe ErKartoffeln – spät
++
++
++
tragsleistung vor allem des
Zuckerrüben
++
++
Silomais
+
+
+
Stoppelweizens im RefeErbsen
++
++
++
renzsystem zurückzufühLuzerne
+
++
Rotklee
+
+
+
++
ren. Beide Blattfrüchte
±
++
Kleegras
+
+
(Raps und Hafer) bewirkten
Mehrj. Gräser
+
±
++
erhebliche
Mehrerträge
+ + sehr gute, + gute, ± befriedigende, o nicht gegebene Vorfruchtwirkung,
- nicht mögliche/nicht sinnvolle Anbaukombination, Quelle: nach Seifert, 1988, verändert
beim Folgeweizen, beson29
ders überzeugend in Gülzow. Dieses Ergebnis zog sich wie ein roter Faden durch
alle geprüften fünf Anbausysteme.
Der Wechsel von Blatt- und Halmfrüchten
in einem Anbausystem verändert die produktionstechnischen Aufwendungen bei
der Folgekultur: sehr geringe Eingriffsintensität in den Boden, geringere Düngeund Pflanzenschutzkosten, Einsparungen
bei den Kosten der Arbeitserledigung. Zusätzlich steigen in der Regel auch die
Erträge. Der Vorteil des Hafers liegt insbesondere in phytosanitären Effekten. Daher hat Hafer in Anbausystemen „Blattfruchtcharakter“.
Frühe Saat sichert hohe Erträge ab
Die Vorteile des Haferanbaues in erweiterten Fruchtfolgen erfordern standort-
spezifisch hohe Kornerträge. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist die Ausschöpfung der verfügbaren Vegetationszeit über sehr frühe Saattermine. Bewährt
hat sich in Betrieben mit konservierender
Bodenbearbeitung ein Termin im Januar/
Februar bei schwachem Frost in den bereits im Herbst vorbereiteten Acker mit
230–250 keimfähigen Körnern/m2.
Fazit
Nur durch eine Vollkostenrechnung der
gesamten Rotation und bei Nutzung des
Vorfruchtwertes kann Hafer korrekt bewertet werden. In engen, weizenlastigen
Fruchtfolgen kann Hafer zur ökonomischen Verbesserung der gesamten Fruchtfolge führen.
WUSSTEN SIE SCHON VOM
FLUGWUNDER FLUGHAFER?
Als Unkraut ist Flughafer vermutlich mit der Gerste aus Vorderasien
nach Mitteleuropa gelangt. In der Bronzezeit begannen ab 2000 v. Chr.
die Germanen und Kelten mit der Kultivierung. Durch Auslese und
Kreuzungen entstanden aus dem Flughafer die Kulturformen.
der direkte Vorfahre aller modernen Hafersorten: Das Korn löst sich zeitgestaffelt
selbst von der Rispe, kann sich durch
sprunghaftes „Aufdrehen“ der gekrümmten Granne ein ganzes Stück ausbreiten
und schließlich sogar sich selbst aussäen.
Dazu dienen die steifen Widerborsten
und die spindelförmige Kornform, die zusammen mit natürlichen Bodenbewegungen das Eindringen in den Boden ermöglichen. Das Korn „bohrt“ sich also
quasi in den Boden.
Prof. Dr. Norbert Lütke Entrup
Tab. 5: Vorfruchtwert von Raps und Hafer zu Weizen in Abhängigkeit vom
Bewirtschaftungssystem und Standort, gemessen am Durchschnittsertrag des
1. und 2. Stoppelweizens im Referenzsystem Pflug, 2003–2005
Bewirtschaftungssystem/Anbaufolge
Mehrertrag
dt/ha
Kosteneinsparungen
€/ha
Düngung
€/ha
PSM
€/ha
Arbeitserled. €/ha
Vorfruchtwert €/ha
Standort Soest (Nordrhein-Westfalen)
Raps-WW-WW-WW
(Pflugsystem)
0,9
9
16
35
-
60
Hafer-WW-WW-WRo
(konservierend)
2,1
20
-12
-4
52
56
Standort Gülzow (Mecklenburg-Vorpommern)
Raps-WW-WW-WW
(Pflugsystem)
17,5
174
3
28
2
207
Hafer-WW-WW-WRo
21,5
214
3
23
50
290
Quelle: Schneider und Lütke Entrup 2006
30
Diese Wildformen unserer modernen Sorten mussten noch selbst für ihre Ernte
und Aussaat sorgen. Geradezu ein „Technikwunder“ ist beispielsweise Flughafer,
Durch die gezielte züchterische Bearbeitung hat das Getreidekorn die Mechanismen der Selbstverbreitung verloren.
31
KOSTENBREMSE UND
GEWINNERFRUCHT.
Abb. 2: Kostenbremse Hafer: Variable Kosten ausgewählter Marktfrüchte
1200
1000
190
Euro/ha
800
85
490
600
75
75
200
Abb. 1: Qualitätshafer ist gefragt
Erzeugerpreise Hafer, Weizen, Roggen 2002–2009
230
Jahresmittelpreise in €/t
210
Brotroggen
Futterhafer
Brotweizen
Qualitätshafer
Qualitätsweizen
190
170
8-jährige Durchschnittspreise €/t
Brotroggen:
115,70
Futterhafer:
111,72
Brotweizen:
126,97
Qualitätshafer:
123,45
Qualitätsweizen: 133,95
150
130
110
90
70
01/02
Quelle: LK/BV/LL
32
02/03
03/04
04/05
05/06
06/07
07/08
08/09
125
180
190
155
170
150
170
342
175
195
145
130
157
143
Kö
rn
er
m
ai
s
0
Bei einem Preisniveau von 12,50 €/dt
macht Hafer damit 20 dt/ha „gut“. Die
ausgedehnte Haferwurzel besitzt eine exzellente Nährstoffaneignung. Selbst Spitzenerträge von über 80 dt/ha erfordern
nicht mehr als 70–90 kg/N mineralische
N-Düngung. Die geringen Restnitratgehalte nach Hafer werden im Hinblick auf
die Einhaltung der Wasserrahmenrichtlinie wird zukünftig vermehrt Bedeutung
160
400
150
Qualität ist gefragt, das gilt auch für Hafer! Während Futterhafer im 8-jährigen
Schnitt bei 11,17 €/dt notiert, brachte
Qualitätshafer im Mittel 12,35 €/dt und
liegt damit auf vergleichbarem Niveau
wie Backweizen (Abb. 1). Die Hafererträge können zwar aufgrund der kürzeren
Vegetationszeit nicht mit Winterweizen
konkurrieren, allerdings sind die Produktionskosten um etwa 250 €/ha niedriger.
130
160
80
136
75
152
80
139
80
150
110
160
115
131
70
115
110
150
145
75
80
70
50
98
60
150
65
66
145
Si
lo
m
a
Fe is a
l b
St
op d 2)
pe
lw
ei
ze
(B n
)
Kö
rn
er
ra
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en
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te
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Kö
rn
er
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e
So
-B
ra
ug
er
st
e 1)
Q
ua
lit
ät
sh
af
er
Hafer ist nicht nur die umweltfreundlichste Getreideart, sondern
mit dem Produktionsziel Qualitätshafer zugleich eine hochwirtschaftliche Marktfrucht. Erlöse auf Weizenniveau, gepaart mit geringsten
Erzeugungskosten, bringen hohe Deckungsbeiträge – dazu kommt der
enorme Vorfruchtwert.
Lohnansatz €/ha
VK Maschinen €/ha
Sonstiges €/ha
Pflanzenschutz €/ha
Nährstoffentzug €/ha
Saatgut €/ha
1)
75 % Braugerstenanteil, 2) bezogen auf Trockenmasse
Quellen: nach KTBL, LfL, LK-NS und eigenen Recherchen
erlangen. Grundnährstoffe werden von
der mächtigen Haferwurzel ebenfalls besser erschlossen. Über einen größeren Anteil Bioporen profitiert davon auch noch
die Nachfrucht. Zudem ist Hafer das gesündeste Getreide mit der besten Unkrautunterdrückung. Fungizide und selbst
Herbizide können sehr gezielt eingesetzt
werden, auch im Hochertragsbereich
bleiben die Mittelkosten meist unter
50 €/ha (Abb. 2). Fest eingeplant werden
sollte dagegen eine rechtzeitige Läusebehandlung gegen Haferröte und in üppigen Beständen eine Halmverkürzung.
Bei der ökonomischen Bewertung des Hafers ist der hohe Vorfruchtwert zu berücksichtigen – aus diesem resultieren
geldwerte Vorteile:
• Hafer hat vergleichsweise geringe Vorfruchtansprüche und ist ideal als abtra-
gende Frucht z.B. nach Weizen oder
Mais.
• Hafer hinterlässt optimale Gare dank
bester Bodenbeschattung und -durchwurzelung. Weizen nach Hafer drischt
deutlich mehr als in Selbstfolge!
• Hafer verringert das Infektionspotenzial
mit Fußkrankheiten (Schwarzbeinigkeit!).
Davon profitieren vor allem Weizen und
Triticale.
• Als Sommerung verringert Hafer Vergrasungsprobleme infolge Resistenzbildungen oder reduzierter Bodenbearbeitungsintensität.
Für die folgende Kalkulation wurde der
Vorfruchtwert des Hafers in der Summe
mit 60 €/ha eher zurückhaltend kalkuliert.
Je enger und „winterlastiger“ eine Fruchtfolge ist, umso höher ist dieser Wert einzelbetrieblich einzuschätzen.
33
Wann rechnet sich Qualitätshafer?
Unter den in Tab. 1 getroffenen Annahmen hinsichtlich der Ertrags- und Preisrelationen ist Qualitätshafer hochwirtschaftlich. Unter Berücksichtigung des Vorfruchtwerts sind die Deckungsbeiträge
dem Stoppelweizen und allen Futtergetreidearten deutlich überlegen. Hafer ist
damit auf geeigneten Standorten in abtragender Fruchtfolgestellung – z.B. nach
Raps und Weizen – eine hochwillkommene Bereicherung getreide- bzw. winterungsbetonter Fruchtfolgen.
Allerdings geht diese Rechnung nur auf,
wenn die Ernte als Premiumfutter oder
Schälhafer zu einem Preisniveau nahe
Weizen vermarktet werden kann. Entscheidend hierfür sind – neben heller Färbung und einwandfreiem Geruch –
große, bauchige Körner. Diese erreichen
gleichzeitig eine gute Sortierung (90 % >
2 mm), TKM über 30 g sowie die geforderten hl-Gewichte über 54 kg. Fünf Voraussetzungen sind entscheidend für
diese Qualitätsziele:
1. Standort
Hafer ist das dürreempfindlichste Getreide. Nur gut wasserführende Standorte
liefern zuverlässig hohe Ernten mit ausgezeichneter Kornausbildung. Ideal sind
zudem die eher kühlen Lagen mit einer
nicht zu schnellen Kornfüllung (z.B. Mittelgebirge, Küsten)
2. Fruchtfolge
Qualitätshafer braucht keine Luxusvorfrucht und gelingt auch gut nach Wintergetreide, Mais oder späten Hackfrüchten.
Tab. 1: So geht die Rechnung auf! Rentabilitätsvergleich 2011
Beispielkalkulation
Variable
Fruchtfolge- Gekoppelte
Produktionswert
Prämie
kosten
Körnerraps
Silomais ab Feld3)
Qualitätsweizen (A)
Backweizen (B)
Qualitätshafer
Wintergerste
Hybridroggen
Stoppelweizen (B)
So-Braugerste2)
Körnermais
Körnererbse
739
811
722
720
475
641
686
757
502
1088
550
120
-50
0
0
60
60
0
0
30
0
120
0
45
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Preiserwartung
26,00
8,00
13,00
12,50
12,20
11,50
11,00
12,50
14,00
13,00
16,00
Ertragserwartung
40
150
83
85
60
75
85
80
50
100
40
Kurzfristige DeckungsRentabilibeitrag +
tätsschwelle FruchtfolgeErtrag*
wert
23,8
102,0
55,6
57,6
34,0
50,5
62,4
60,5
35,3
83,7
26,9
Wegen seiner Empfindlichkeit gegen
Stockählchen sollte er allerdings nicht in
Selbstfolge oder nach Sommergerste stehen.
3. Sortenwahl
Als Schälmühlenhafer sind Sorten mit außergewöhnlich großem Korn bestens geeignet (z.B. IVORY). Auch auf gute Schälbarkeit sollte man bei der Sortenwahl für
Schälmühlenhafer achten (z.B. SCORPION oder TYPHON). Ein anderer Vermarktungsweg ist die Pferdefütterung.
Hier finden sich gute Verwertungsmöglichkeiten für Schwarzhafersorten, die von
vielen Pferdefutterproduzenten bevorzugt werden (z.B. ZORRO).
4. Saatzeit
„Maihafer ist Spreuhafer“. Je geringer der
Standort bonitiert ist, umso wichtiger ist
eine frühe Aussaat möglichst bis Ende
März/Anfang April. Als langtagbetontes
Getreide benötigt Hafer ausreichend Vegetation im Kurztag für eine kräftige
Trieb- und Wurzelentwicklung.
5. Düngung
Die Wirkung von N-Düngungs- und Fungizidmaßnahmen auf die Kornausbildung
ist bei Hafer vergleichsweise gering. Dagegen ist der Spurenelementversorgung
(Mn, Cu) auf tonarmen Standorten hohe
Beachtung zu schenken, vor allem bei
höheren pH-Werten (keine Kalkung zu
Hafer).
Ausblick:
Auf geeigneten Standorten kann Qualitätshafer weizenbetonte Fruchtfolgen
entlasten und lukrative Deckungsbeiträge
realisieren. Steigende Ansprüche an eine
klima- und grundwasserfreundliche Produktion sowie moderne Ernährungstrends stärken das Interesse am Haferanbau. Immer mehr Bundesländer honorieren zudem im Rahmen der Modulation
erweiterte Fruchtfolgen mit Sommergetreide und Leguminosen, Hafer als sehr
kostengünstige Anbaualternative wird
hiervon profitieren!
Sven Böse
421
384
357
343
317
281
249
243
228
212
210
Quellen: nach KTBL, LfL, LK-NS und eigenen Recherchen
*(Variable Produktionskosten inkl. Lohn - Fruchtfolgewert - gekoppelte Prämien)/Preiserwartung
2) 75 % Braugerstenanteil 3) bezogen auf Trockenmasse, ohne Gärrestrückstände
34
35
HAFERANBAU IN DEUTSCHLAND.
Erträge und Anbauflächen
Sommerhafer 2007–2009
70
60
50
40
30
20
10
0
Die Anbauregionen in Deutschland sind sehr heterogen und daher
unterscheiden sich die Empfehlungen und Verwertungsmöglichkeiten
für Hafer regional deutlich. Evelin Schreiber beschreibt den Haferanbau aus süd-ostdeutscher Sicht.
50
40
Seit 1996 hat sich in Deutschland die Haferanbaufläche nahezu halbiert und betrug 2009 noch 163.000 Hektar (Stat.
Bundesamt, 2009). Bayern und BadenWürttemberg sind mit 34.600 bzw.
29.100 Hektar die Länder, in denen flächenmäßig am meisten Hafer angebaut
wird. Im ostdeutschen Raum führen Brandenburg und Sachsen die Liste an
(12.500 bzw. 10.300 Hektar).
Da die Anbauregionen klimatisch sehr unterschiedlich sind, schwanken die Erträge
ganz erheblich – besonders in Jahren mit
regional ausgeprägter Frühsommertrockenheit. So wurde 2008 in Brandenburg
durchschnittlich nur 22,4 dt/ha, in Baden-Württemberg jedoch im selben Jahr
55,5 dt/ha geerntet.
Exemplarisch werden hier die ostdeutschen Großräume betrachtet.
Auf den Diluvialen Standorten Ostdeutschlands (D-Standorte) konzentriert sich der Anbau vor allem im Landkreis Ludwigslust, in den drei nördlich
von Berlin gelegenen Kreisen und im
Kreis Spree-Neiße. Hier besteht einerseits
36
eine unmittelbare Verbrauchernähe durch
z.B. die Pferdehaltung um Berlin und andererseits eine bessere ökonomische Konkurrenzfähigkeit von Hafer. Der Anteil an
der Getreidefläche beträgt daher 5 %.
Während man in Brandenburg nahezu
ausschließlich Futterhafer produziert,
wird auf den besser mit Niederschlägen
versorgten D-Standorten in Mecklenburg
auch eine beachtenswerte Menge Qualitätshafer für Schälmühlen erzeugt.
Auf Verwitterungs-Standorten in Thüringen und vor allem in Sachsen, mit Höhenlagen bis 500 m und Niederschlagsmengen von über 700 mm pro Jahr, hat
die Haferproduktion einen beachtlichen
Stellenwert. Er wird hier zur Schälhafererzeugung (Verbrauchernähe), als Futterund auch als Grünhafer und zum Teil
sogar als Ganzpflanzengetreide zur Biogaserzeugung angebaut. Kaum noch weizenfähige Flächen mit einer Ackerzahl
von teilweise weniger als 30 und einem
hohen Auswinterungsrisiko für Wintergerste eignen sich vorzüglich für Sommerhafer. Die Anbaukonzentration erreicht daher in den Vorgebirgskreisen 8 %
der Getreidefläche. Orientiert man sich
39,3
30
43,4
50,8
2007
46,5
50
40
52,2
51,0
43,1
0
17,6
14,8
2007
18
2008
2009
17,0
17,4
14,7
2008
2009
55
30
0
0
7,4
2007
2008
2009
7
6
5
4
3
2
1
0
47,8
38,8
5,2
5,8
5,2
2008
2009
52,3
13
12
13,2
12,9
12,3
2007
2008
2009
46,8
7,0
7,1
7,1
2007
2008
2009
35,9
50
40
56,8
44,7
10
31
30
29
28
27
30,1
28,6
29,1
2007
2008
2009
43,0
53,0
6
5
20
20
0
41,5
30
30
10
7
4
5,5
6,1
5,7
2007
2008
2009
43,2
20
10
0
27,8
10
22,4
5
15,2
16,4
12,5
2007
2008
2009
30
0
3
40
50
38
30
42,4
45,2
47,7
0
42,3
41,8
9,9
11,5
10,2
2007
2008
2009
11
10
9
36
34
20
10
50,4
20
10
0
12
50
40
20
15
30
60
40
55,5
50
0
60
60
0
8
7
6
5
4
3
2
1
0
60
40
11
2
10,7
10
2007
4
9,3
40
0
6
31,3
50
10
46,0
20
10
10
14
40
30
36,3
30
20
31,2
10
8
12
20
12
47,7
40
0
16
30
50,7
44,7
50
2009
40
40
35
2008
50
18
10
50
45
6,4
60
2
50
12
2007
9,3
4
60
14
20
10
16,8
16
30
6
14
10
0
8
46,2
7,9
20
60
10
59,9
37,8
33,1
34,6
2007
2008
2009
32
30
26
25
Erträge dt/ha
Anbauflächen in 1.000 ha
Quelle: Stat. Bundesamt
37
an den Landessortenversuchen, so liegt
das Ertragsniveau von Hafer auf diesen
Standorten bei 72 % des Weizenertrages
(Löss-Standorte: 67 %).
Auf den Löss-Standorten Sachsen-Anhalts, Sachsens und Thüringens spielt Haferanbau dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Er kann hier gegenwärtig mit
Elite- bzw. Qualitätsweizen und Winterrapsanbau ökonomisch nicht konkurrieren. So liegt die Anbaukonzentration in
vielen Kreisen unter 1 % der Getreidefläche. Auf den Löss-Standorten Thüringens
wird er fast ausschließlich zur Direktvermarktung oder Verfütterung im eigenen
Betrieb erzeugt.
Fruchtfolge
Aufgrund der bereits beschriebenen geringen Vorfruchtansprüche (siehe auch
Beitrag Lütke-Entrup, S. 26–30) und des
hohen Vorfruchtwertes steht Hafer in
Thüringen und Sachsen meist zwischen
zwei Wintergetreidearten. Zu beachten
ist, dass sein starker Wasserentzug das
Auflaufen der Nachfrucht verzögern
kann. Aus diesem Grund ist auch ein
Stoppelfruchtanbau nach Hafer in Trockenlagen problematisch. Zudem räumt
er relativ spät das Feld. Als Sommergetreide ist Hafer eine Alternative für den
Anbau nach zu spät räumenden Vorfrüchten oder bei Auswinterung von Wintergetreide.
Sortenwahl
In Ostdeutschland wird gegenwärtig nahezu ausschließlich Sommerhafer angebaut. Für einen Winterhaferanbau sind
die im Herbst oft nicht ausreichende
Bodenfeuchtigkeit und die geringe Winterfestigkeit der angebotenen Sorten
unkalkulierbare Risiken.
Bei der Sortenwahl orientieren sich ostdeutsche Landwirte vor allem an den Ergebnissen der Landessortenversuche in
ihren Anbaugebieten. Neben Sorten mit
stabilen Erträgen wählen Schälhaferproduzenten vor allem solche mit günstiger
Korngrößensortierung, genetisch beding-
Tab. 1: Ausgewählte Herbizide zur Unkrautbekämpfung im Hafer
Unkrautart und Ungräser
breite Mischverunkrautung
einschließlich Kamille, Knöterich-Arten
und Klettenlabkraut
breite Mischverunkrautung
ohne Klettenlabkraut, mit Ackerkratzdistel**
breite Mischverunkrautung
Hederich, Ackersenf, Gänsedistelarten,
Gänsefußarten,
Melde, Ackerkratzdistel**, Ackerwinde
Herbizid
Aufwandmenge* je ha
Loredo®
1,25 l
Starane XL®
Primus® + Artus®
1,00 l
75 ml + 30 g
Refine Extra SX®
Pointer SX®
60 g
45 g
U46 D-Fluid®
U46 M-Fluid®
1,50 l
1,50 l
*in konkurrenzstarken Beständen Aufwandmengenreduzierung möglich; **Distel mit 10 cm Wuchshöhe
Quelle: Empfehlung des Referates Pflanzenschutz der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, Stand 11/2009
38
tem niedrigen Spelzengehalt und guter
Schälbarkeit. Futterhaferproduzenten bevorzugen Sorten mit guter Standfestigkeit.
Qualitätsmerkmale
Die Spelzenfarbe ist definitiv nicht an
wertbestimmende Eigenschaften geknüpft. Trotzdem wird bei der Direktvermarktung den Kundenwünschen entsprechend Gelb- und manchmal auch
Schwarzhafer favorisiert.
Das Hektolitergewicht (HLG) ist als Wertmaßstab für Preisfindung sowohl aus
energetischer als auch aus Sicht der Fütterung nicht gerechtfertigt. Ungeachtet
dessen wird es von der aufnehmenden
Hand nach wie vor als Qualitätsparameter genutzt. Das Erreichen des geforderten HLG von 50–55 kg/hl ist die größte
Qualitätshürde. Kaum beachtet werden
dagegen bei der Sortenwahl in Ostdeutschland die eigentlich viel bedeutenderen Inhaltsstoffe wie Rohprotein- und
Fettgehalt, da sie bei der Preisfindung
nicht berücksichtigt werden.
In Höhenlagen über 400 m und in Gebieten mit ausgeprägter Sommertrockenheit ist ein sicherer Haferanbau nur mit
Sorten möglich, die frühreif sind und geringe Reifeverzögerung aufweisen.
Bodenbearbeitung und Aussaat
Herbstfurche und die Saatbettbereitung
im Frühjahr sind nach wie vor zu favorisieren. Pfluglose Grundbodenbearbeitung ist zwar möglich, sollte aber auf Flächen mit hoher Ackerkultur und geringem Unkrautdruck beschränkt werden.
Saatbettbereitung im Frühjahr sollte erfolgen sobald der Boden befahrbar ist.
Zeitige Saat gewährleistet eine gute Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit, ausreichend vegetative Entwicklung im Kurztag
und ist zudem eine wirksame Fritfliegenund Gelbverzwergungsvirus-Prophylaxe.
Die Aussaattiefe liegt auf den besseren
Böden bei 2–3 cm, auf leichten etwas tiefer. Um die optimale Bestandesdichte von
380 bis 420 Rispen/m2 zu erreichen, müssen je nach Bodenart und -zustand, Saatzeit und Wasserversorgung zwischen 350
bis 400 Kö./m2 gedrillt werden.
39
Düngung
Die Ermittlung des
Nährstoffbedarfs (Tab. 2)
1)
Nährstoff
Korn
Stroh
Korn und Stroh
erfolgt auf der Grundlage
2)
N bei 11 % Rohprotein
1,51
0,5
2,06
N bei 12 % Rohprotein2)
1,65
0,5
2,2
der Bodenuntersuchungsergebnisse und des angeP/P2O5
0,35 / 0,80
0,13 / 0,30
0,49 / 1,13
K/K2O
0,50 / 0,60
1,41 / 1,70
2,05 / 2,47
strebten Pflanzenertrags
Mg/MgO
0,12 / 0,20
0,12 / 0,20
0,21 / 0,34
unter Einbeziehung von
1) Nährstoffentzug durch Korn und Stroh je dt Korn; unterstelltes Korn : Strohverhältniss = 1 : 1,1
2) Gehalt in der Korn-Trockenmasse des Erntegutes
PflanzenanalyseergebnisQuelle: Richtwert Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft aus: Leitlinie zur umweltgesen. Organische Dünrechten und effizienten Erzeugung von Sommerhafer, TLL Juni 2009
gung steigert infolge der
Nackthafer benötigt etwa 10 % mehr, Saat unkontrollierbaren Stickstofffreisetzung
auf trockeneren Standorten 10 bis 20 % das Risiko der Reifeverzögerung des
weniger. Es wird empfohlen, gebeiztes Strohs und des Lagers. Nur wenn auf(außer Nackthafer) und zertifiziertes Saat- grund hoher Ertragserwartungen deutlich
gut einzusetzen.
mehr als 60 kg N/ha gedüngt werden sollen, muss die Stickstoffdüngung in zwei
Pflege
Gaben geteilt werden: 1. Gabe nach AufBei einer frühen Märzaussaat können bei gang, 2. Gabe spätestens zu BestockungsHafer 20 bis 30 Tage bis zum Auflaufen beginn.
vergehen. Deshalb ist eine mechanische
Bekämpfung der Samenunkräuter und Zur Bemessung der S-Düngung ist eine
-gräser bereits vor dem Spitzen sinnvoll. Bestimmung des Smin-Gehalts des Bodens
Nur zwischen Spitzen und Dreiblattsta- im Frühjahr zu bevorzugen, da so die notdium muss eine Bearbeitungsruhe einge- wendige S-Düngermenge (20 kg S/ha bei
halten werden. Auf lockeren Böden emp- Smin-Gehalten < 30 kg Smin/ha) mit S-halfiehlt sich das Anwalzen vor bzw. bei zu tigem Stickstoffdünger gezielt ausgestarker Lockerung nach dem Pflegegang. bracht werden kann. Hafer weist einen
Chemische Unkrautbekämpfung ist trotz hohen Bedarf an den Mikronährstoffen
der guten Unkrautunterdrückung des Ha- Mangan und Kupfer auf. Eine Düngung
fers meist eine obligatorische Maßnahme. sollte jedoch nur im Falle eines durch Boden- oder Pflanzenanalyse nachgewieseZur Bekämpfung dikotyler Unkräuter nen Bedarfs erfolgen. Bor- und Molybsteht bei Hafer aber nur ein einge- dändüngung sind nicht lohnend, Znschränktes Herbizidspektrum zur Verfü- Düngung lohnt nur auf sehr niedrig
gung (Tab. 1). Ungräser können gegen- versorgten Böden.
wärtig nur bei frühem Einsatz von Lexus®
vernichtet werden (keine Bekämpfungs- Im Hinblick auf mögliche Nährstofffixiemöglichkeit von Flughafer).
rungen können sauer wirkende N-DünTab. 2: Nährstoffentzug des Erntegutes von Hafer
in kg je dt Erntegut bei 86 % TS
40
gerformen auf kalkhaltigen Böden vorteilhaft sein. Keine Kalkung zu Hafer!
Pflanzenschutz
biziden sind bei Hafer zu unterlassen. Bei
Schälhafererzeugung ist es sicherer, den
Wachstumsreglereinsatz mit den potenziellen Abnehmern abzusprechen.
Halmstabilisatoren
Die Gefahr des Lagerns ist auf Löss-Standorten am größten und auf trockenen DStandorten am geringsten. Auf eine Halmstabilisierung kann bei Hafer auf leichteren Standorten in trockenen Lagen bei
Kurzstrohhafersorten verzichtet werden.
Die zur Verbesserung der Standfestigkeit
empfohlenen Mittel und Aufwandmengen zeigt Tab. 3. Halmstabilisatoren sollten nur bei „wüchsigem“ Wetter (CCC >
8 °C, Moddus >12 °C) und nicht bei Wassermangel oder Staunässe angewendet
werden. Mischungen von CCC und Her-
Fungizideinsatz
In den Landessortenversuchen Ostdeutschland trat in nennenswertem Umfang in
Hafer vor allem Mehltau auf, gefolgt von
Haferkronenrost. Dabei war i.d.R. der Befall auf Löss- und V-Standorten deutlich
stärker, als im Mittel der D-Standorte. Allerdings sind die jährlichen Niederschlagsmengen und damit die Infektionsgefahr für Mehltau auf D-Standorten sehr
heterogen. Haferkronenrost wurde seltener
und oft erst spät in der Vegetationsperiode beobachtet, so dass seine Auswirkungen auf den Ertrag geringer sein sollten.
Tab. 3: Anwendung von Wachstumsreglern in Hafer
Sorten
Aufwandmengen (l/ha)
Zeitpunkt der Anwendung (BBCH-Stadium)
geringere Standfestigkeit
Aragon, Flämingsgold, Flämingsprofi, Flämingsstern,
Jumbo, KWS Contender, Max, Typhon
mittlere Standfestigkeit
Atego*, Canyon, Dominik*, Freddy, Husky, Ivory,
Kaplan, Neklan, Pergamon, Scorpion, Sandokan*,
Auteuil
gute Standfestigkeit
Buggy
31–32
34–37
Moddus® 0,3
CCC 1,8
CCC 1,5
-
CCC 1,5
Moddus®
0,3
-
kein Wachstumsreglereinsatz
*mittlere bis gute Standfestigkeit, CCC = 720er Ware
Quelle: Hinweise zum Pflanzenschutz im Ackerbau 2010 TLL Eigenverlag, März 2010
Tab. 4: Ausgewählte Fungizide zur Bekämpfung
von Blattkrankheiten im Hafer
Krankheit
Fungizid
Aufwandmenge l/ha
Termin ES
Echter Mehltau
Haferkronenrost/Septoria
Zenit M®
Amistar®
0,75
1,00
32–61
32–49
Quelle: Empfehlung des Referat Pflanzenschutz der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, Stand 11/2009
41
Schwerer zu beurteilen ist das Auftreten
von Blattseptoria/Blattflecken. Die Stärke
des Krankheitsbefalls variierte zwischen
den Jahren und Orten bei geringen Sortenunterschieden. Der Fungizideinsatz
konnte zwar bei allen Krankheiten den
Befall deutlich reduzieren, ein positiver Ertragseffekt lag jedoch nicht immer vor.
Die Mehrerträge von durchschnittlich
3,8 dt/ha deckten in den LSV nur bei einem Viertel der Versuche die zusätzlichen
Kosten. Bei höheren Haferpreisen als die
zugrunde gelegten 11 €/dt würde sich
die Wirtschaftlichkeit des Fungizideinsatzes verbessern und bei stärkerem Befallsdruck könnten die in Tab. 4 aufgeführten
Fungizide eingesetzt werden.
Schälhafererzeuger dürfen bei Einsatz von
Fungiziden eine Erhöhung der Tausendkornmasse und damit eine Verringerung
des relativen Spelzenanteils erwarten.
Insektizide
Hafer wird in der Regel stärker von Schadinsekten heimgesucht, so dass vorbeugend alle pflanzenbaulichen Möglichkeiten zu deren Vermeidung genutzt werden
sollten (z. B. Einhaltung des Saattermins).
Tab. 5: Ausgewählte Insektizide zur Bekämpfung von Insekten im Hafer
Aufwandmenge (ml/ha)
Insektizid
Fastac SC SuCo®
Karate Zeon®
Sumicidin alpha®
Trafo WG®
Blattläuse
Virusvektoren
Getreidehähnchen
125
75
250
150
125
75
200
100
75
200
150
Max.
Anzahl
Anwend.
Wartezeit
Tage
1
1
3
1
35
35
35
35
Quelle: Empfehlung des Referates Pflanzenschutz der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Stand 11/2009
42
Für Getreideblattläuse als Direktschädling
lohnt Bekämpfung nur bei extremem
Massenbefall, d. h. wenn in ES 39 bis 59
mindestens 1 Larve/Fahnenblatt gefunden wird. Eher wirken Blattläuse als
Überträger des Gelbverzwergungsvirus
ertragsmindernd. Mit dem Gelbverzwergungsvirus infizierte Pflanzen sind kleinwüchsig und da die Blattspreiten eine
rote Färbung zeigen wird die Krankheit
als Haferröte bezeichnet. Insbesondere
gefährdet sind Haferspätsaaten nach milden Wintern. Durch rechtzeitige Spritzung mit Insektiziden (Tab. 5) lässt sich
die Gelbverzwergung teilweise reduzieren. Die Bekämpfungsschwelle ist erreicht, wenn mehr als 20 % der Pflanzen
im Stadium ES 13 bis 39 mit Blattläusen
befallen sind. Fritfliegen treten verstärkt
bei verspäteter Haferaussaat auf. Zur Bekämpfung ist zurzeit kein Präparat zugelassen. Bei geschädigten Saaten empfiehlt
sich eine zusätzliche N-Gabe zur Förderung des Wachstums. Eggen und Walzen,
als wachstumsstörende Maßnahmen,
sind zu vermeiden.
werden. Hafer sollte direkt nach der Ernte
auf einen TS-Gehalt von < 13,5 % ggf.
heruntergetrocknet werden. Besteht im
eigenen Betrieb keine Möglichkeiten zur
Trocknung, ist ein Sofortverkauf nicht lagerfähiger Ware zu empfehlen.
Fazit
Hafer ist in Ostdeutschland am ehesten
im Mittelgebirgsvorland auf Böden geringerer Güte anderen Getreidearten ökonomisch überlegen. Niedrigere Direktkosten, vergleichsweise höhere Erträge
und sein hoher Vorfruchtwert, der durch
geeignete Nachfrüchte ausgenutzt werden sollte, sprechen hier für seinen
Anbau. Anderenorts muss im Einzelfall
überprüft werden, ab wann die Rentabilitätsschwelle zum Beispiel durch Direktvermarktung oder Vertragsanbau überschritten wird.
Evelin Schreiber
Ernte
Da bei Hafer eine größere zeitliche Diskrepanz zwischen Korn- und Strohabreife
besteht, sollte er an den besten Druschstunden des Tages geerntet werden. Eine
termingerechte Ernte ist eine wichtige
Voraussetzung zur Vermeidung von Ertrags- und Qualitätsverlusten. Angepasste
Trommeldrehzahlen und Korbabstände
am Mähdrescher schonen die Kornqualität. Das wertvolle, gut verdauliche Haferstroh sollte nicht zur Düngung eingesetzt
43
SOMMERHAFERANBAU IN
NORDWESTDEUTSCHLAND
Während einige grundlegende Anbauregeln für den Sommerhaferanbau
fast schon Allgemeingültigkeit besitzen, gibt es doch regional erhebliche
Unterschiede. Dr. Joachim Holz von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen stellt hier aus der Sicht der Nordwestdeutschen Bedingungen Situationen und daraus abzuleitende Anbauempfehlungen dar.
Anbau- und Ertragsentwicklung
Für den Rückgang der Haferanbauflächen
gibt es verschiedene Gründe. Pflanzenbaulich gesehen unterliegt Sommergetreide generell in weitaus höherem Maße
witterungsbedingten Anbaurisiken als
Wintergetreide. Im Mittel stehen von der
Saat bis zur Ernte unter optimalen Bedingungen eine Vegetationszeit von rund
150 bis 160 Tagen zur Verfügung. In dieser Zeit müssen besonders die Wasserund Temperaturverhältnisse „passen“.
Auch das Saatzeitrisiko ist relativ groß, da
bei verspäteter Saat (z.B. mittlere Höhenlagen bei spätem Vegetationsbeginn)
schneller mit niedrigeren Erträgen zu
rechnen ist als beim Wintergetreide. Unter solchen Bedingungen kann die verfügbare Vegetationszeit schnell auf weniger als 120 bis 130 Tage sinken. Auch
leichte, „trockene“ Standorte sind natürlicherweise mit einem höheren Erzeugungsrisiko behaftet. Der Handel fordert
bei dem hl-Gewicht eine Untergrenze
von 50–52 kg/hl. Bei der Qualitätshafererzeugung wird diese Grenze oft nicht er-
Abb. 1: Ertragsentwicklung Sommerhafer in Nordrhein-Westfalen
Ergebnisse der Besonderen Ernteermittlung (BEE), Statistisches Landesamt, Düsseldorf
reicht. Aus diesem Grund konzentriert
sich der Haferanbau erfolgreich zunehmend stärker auf die etwas höheren Anbaulagen, in denen bei moderaterem
Temperaturverlauf und in der Regel ausgeglicheneren Niederschlagsverhältnissen gute Erträge bei hohen hl-Gewichten
sicherer erzielt werden können.
Die langjährige Ertragsentwicklung des
Sommerhafers in der Praxis (Abb. 1, BEEErträge) zeigt über den Zeitraum von 62
Jahren für NRW einen relativ konstanten
Ertragszuwachs von 0,45 dt je ha und
Jahr.
Ein ähnlicher Verlauf ist für das gesamte
Nordwestdeutsche Anbaugebiet anzunehmen.
Der Ertragsfortschritt kommt in
der Praxis nicht mehr an
Auffällig ist, dass sich gegen Ende der
90iger Jahre nochmals ein deutlicher Ertragssprung zeigt, der sich allerdings bis
zum aktuellen Erntejahr 2009 nicht weiter
fortsetzt, sondern auf dem Ertragsniveau
von ca. 53 dt je ha verharrt. Über die
Gründe dieser Ertragsstagnation (etc.)
kann nur spekuliert werden: Anteilig spielen Produktionstechnik/-intensität, Sorten
und Wetter eine Rolle. Seit Anfang der
50iger Jahre haben sich allerdings die
Sommerhafererträge verdoppelt. Die
mehrjährigen Landessortenversuchsergebnisse aus Nordwestdeutschland zeigen aber deutlich, dass durchaus höhere
Abb. 2: Ertragsentwicklung Sommerhafer
in den Landessortenversuchen Nordwestdeutschland
110
70
100
50
Y = 0,45x + 25,4
R2
Ertrag dt/ha
60
Ertrag dt/ha
In Versuchen sind die Erträge oft deutlich höher als
in der breiten Praxis
= 0,73
40
30
Löß
Lehm
Sand
90
80
70
60
50
20
40
44
20
09
19
99
19
89
19
79
19
69
30
19
59
19
49
10
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
45
Sommerhafererträge und damit auch
eine höhere Rentabilität erzielbar ist
(Abb. 2).
Obwohl bereits von den reinen Parzellenerträgen knapp 30 % abgezogen werden,
bewegen sich die Erträge selbst auf Sandstandorten auf einem deutlich höheren
Niveau als die der Praxis (Abb. 1). Insbesondere die Saatgutvermehrer für Hafer
zeigen ebenfalls sehr deutlich, dass bei
guter Produktionstechnik und unter guten Standortbedingungen Praxiserträge
von 70 dt und mehr erzielbar sind.
Die sichere Erreichbarkeit einer vernünftigen bezahlungsrelevanten Mindestqualität beim hl-Gewicht ist aber sehr schwierig (Abb. 3). Nur in wenigen Jahren
werden die marktseits geforderten Mindest-hl-Gewichtsqualitäten im Mittel der
Sorten erreicht. Die relevanten Einflussfaktoren sind hier die Niederschlags- und
Temperaturverhältnisse. Eine Beziehung
zwischen Ertragsniveau und hl-Gewichtsleistung lässt sich nicht nachweisen. Sehr
hohe Erträge beim Sommerhafer und
auch sehr hohe hl-Gewichte schließen
sich damit nicht aus.
Produktionstechnische
Besonderheiten
Standort
Erforderliche Saatstärke
Sortenwahl und Aussaat
Erfolgreicher Sommerhaferanbau beginnt
bereits mit der Sortenwahl. Die Bereitschaft zum Sortenwechsel ist bei Hafer
wenig ausgeprägt. Das schränkt die Teilhabe am Züchtungsfortschritt entsprechend ein und ist sicher eine Erklärung für
die fehlenden Ertragszuwächse.
In den Qualitätsmerkmalen ist die Variabilität des zugelassenen Sortenspektrums
groß. Daher bildet die gezielte Sortenwahl bereits den Grundstock für das zu
erreichende Produktionsziel, Schälhafer
oder Futterhafer.
Für den erfolgreichen Haferanbau sollten
möglichst nur Standorte mit sicherer
Wasserführung gewählt werden. Hafer ist
sehr wasserbedürftig, ein Wassermangel,
vor allem in der kritischen Kornfüllungs-
Abb. 3: Hektoliter-Gewichtsleistungen in den Landessortenversuchen
Nordwestdeutschland
60
hl-Gewicht (kg/hl)
Löß
Lehm
Sand
55
50
45
40
35
2000
46
2001
2002
2003
2004
Tab. 1: Optimale Bestandesdichten und erforderliche Saatstärken
von Sommerhafer in NRW auf unterschiedlichen Standorten,
Ergebnisse von Landesstrukturanalysen der Landessortenversuche NRW
2005
2006
2007
2008
2009
Verlust
Lehm/Löß
Sand
300–320 kf. Kö/m²
322–340 kf. Kö/m²
7%
7%
Beährungskoeffizient
1,4–1,5
1,2
Optimale mittlere Bestandesdichte
rispentragende Halme/m²
400–430
370
phase, wirkt sich umso negativer auf Ertrag und Qualität aus, je höher die Bestandesdichte ist. Daher darf auch die
Bestandesdichte nicht überzogen werden
(s. Tab. 1).
Eine möglichst frühe Saat, in ein trockenes, feinkrümeliges und gut abgesetztes
Saatbett sollte angestrebt werden. Die
Winterfeuchtigkeit und die noch herrschenden kurzen Tageslängen (Photoperiodik) können dann noch für eine ausreichende Bestockung und Bestandesdichteetablierung optimal genutzt werden.
Düngung: Mit gezielten Maßnahmen Lager vermeiden
Eine zweimalige Stickstoff-Düngung
reicht für hohe Erträge und Qualitäten
aus. Vorteilhaft ist das flache Einarbeiten
der 1. Stickstoffgabe in die Krume kurz
vor der Saat. Der eingearbeitete Stickstoff
kann witterungsunabhängiger pflanzenwirksam umgesetzt werden. Angesichts
der kurzen Vegetationszeit ist eine frühzeitige, gesicherte pflanzenverfügbare
Stickstoffversorgung besonders wichtig.
Aufgrund des leistungsfähigen und stark
verzweigten Wurzelsystems kann eine
Stickstoffüberversorgung leicht zu ertrags- und qualitätsmindernden Verlusten
durch Lager führen. Die Standfestigkeitssicherung in EC 33 bis 37 mit Cycocel ist
in der Regel eine wirtschaftliche und ertragssichernde Maßnahme, vor allem auf
den besseren, wassersicheren Standorten.
Pflanzenschutz
Für Hafer ist der aktuelle Zulassungstand
der Fungizide sehr eingeschränkt. In
mehrjährigen Versuchen reagierte keine
Sorte eindeutig auf eine eher höhere oder
niedrigere Behandlungsintensität. Daher
sollte bei jeder Sorte jahresspezifisch über
die Behandlung und Behandlungsintensität entschieden werden. Hafer reagiert
auf Gelbverzwergungsvirus mit starkem
Ertragsrückgang (Haferröte und Verzwergung). Die virusübertragenden Blattläuse
müssen daher sofort bei Befall bekämpft
werden (Warndiensthinweise beachten).
Dr. Joachim Holz
47
10 TIPPS FÜR EINEN ERFOLGREICHEN
HAFERANBAU IN HÖHENLAGEN.
In den Höhenlagen hat der Haferanbau mangels Alternativen an Blattfrüchten vor allem auch als Weizenvorfrucht immer noch einen hohen
Stellenwert. Vor allem in den klimatisch begünstigten Regionen BadenWürttembergs ist der Haferanbau jedoch seit 2005 um 14 % zurückgegangen. Heute spielt weniger die Verfütterung als vielmehr die Vermarktung an Schälmühlen zur Verwertung als Haferflocken bzw. als Babynahrung eine große Rolle.
Spitzenbetriebe ernten hier im langjährigen Mittel bis zu 50 % über
dem Landesdurchschnitt, 51,6 dt/ha im Schnitt der Jahre 2005–2009.
Jens Heisrath vom ABIP* in Dietlingen beschreibt wichtige Anbauregeln
für einen erfolgreichen Haferanbau in Höhenlagen.
1. Fruchtfolge: Mindestens fünfjährige Anbaupause einhalten!
Hafer gilt gemeinhin als Gesundungsfrucht, kann aber durch das HaferzystenÄhlchen geschädigt werden. Hat sich erst
einmal eine Nemadoden-Population aufgebaut, können auch andere Getreidearten geschädigt werden. Eine fünfjährige
Anbaupause kann den Befall wirkungsvoll
reduzieren.
2. Standortwahl: Kein Anbau bei
regelmäßigem Risiko von Wassermangel!
Hafer braucht viel Wasser. Insbesondere
ab dem Schossen regaiert Hafer extrem
negativ auf Wassermangel und Hitzestress. Halten Hitzeperioden mit mehr als
30 °C über mehrere Tage an, fällt der Hafer im Ertrag regelmäßig ab. Daher kein
48
*
Die Agrarberatung Innovative Pflanzenproduktion (ABIP) ist ein privates Beratungsunternehmen für Ackerbau im südlichen BadenWürttemberg. Die ABIP verfügt über ein eigenes Versuchswesen.
Anbau auf Standorten, die leicht trocken
fallen können (flachgründige Böden bzw.
bei regelmäßiger Vorsommertrockenheit).
3. Verunkrautung: Kein Anbau auf
Fuchsschwanz-Problemstandorten!
Unkräuter lassen sich im Gegensatz zu
Ungräsern in Hafer leicht und verträglich
bekämpfen. Insbesondere Standorte mit
bekannt hohem Besatz an Fuchsschwanz
sollten vom Haferanbau ausgeschlossen
werden. Hier steht mit Lexus® zwar ein
Produkt aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe als Bekämpfungsmöglichkeit
zur Verfügung. Aus Gründen der Resistenzvermeidung sollte insbesondere auf
Tonböden ein Einsatz von Lexus® in Hafer vermieden werden. Einerseits ist der
Bekämpfungserfolg hier häufig unbefriedigend (Förderung von Resistenzen!), andererseits ist auch die Verträglichkeit des
Lexus® bei schwacher Wurzelausbildung
auf diesen Standorten häufig kritisch. Daher sollte in der Vorfrucht eine vollständige Fuchsschwanzbekämpfung erfolgen.
4. Saatzeit: Maihafer ist
Spreuhafer!
Je früher der Hafer in den Boden kommt,
desto stabiler sind Ertrag und Qualität. Je
später gesät wird, desto schlechter ist v.a.
das hl-Gewicht.
Das erste schöne Wetter des Frühlings
muss für die Saat genutzt werden, weil
hier in der Regel die besten Bedingungen
herrschen – auch wenn dies bereits im
Februar der Fall ist. Wichtig ist dabei eine
Boden schonende Bestellung. Innendruck
der Reifen weit möglichst absenken
(0,5–0,8 bar). Auch eine Saat bei oberflächlich gefrorenem und damit tragfähigem Boden ist durchaus möglich.
5. Saatstärke: Durch angepasste
Saatstärke Ertrag und Qualität
sichern!
Grundsätzlich dominiert beim Hafer der
Haupttrieb den Ertrag. Steht der Hafer zu
dicht, nimmt die Zahl der unproduktiven
Seitentriebe zu. Dies kostet unnötig Kraft
und die Ertragsleistung des Haupttriebes
geht überproportional zurück, auch das
Hektolitergewicht leidet.
Einzelrispentypen wie Neklan oder Typhon bringen gute Erträge bei Frühsaaten
bzw. zügiger Jugendentwicklung. Bei
Spätsaaten oder in kalten Frühjahren fallen sie im Ertrag insbesondere in den Höhenlagen aber häufig ab. Bei späteren
Saatterminen sollte auf Bestandesdichtetypen wie Aragon zurückgegriffen werden.
Unseren Erfahrungen nach reagiert Hafer
in den Höhenlagen positiv auf eine ausreichend tiefe Saatgutablage, lieber etwas
zu tief, als zu flach!
49
6. Düngung: Grundnährstoffe
und Spurenelemente dürfen nicht
vernachlässigt werden!
Hafer hat zwar ein deutlich besseres Wurzelsystem als Sommergerste und kann daher auch schwierige Böden gut durchwurzeln und sich damit Nährstoffe aneignen. Aufgrund der im Verhältnis zu
Wintergetreide kurzen Vegetationsperiode
und dem damit verbundenen schnelleren
Wachstum besteht aber ein zumindest
temporär erhöhter Grundnährstoffbedarf.
In unseren Versuchen hat Hafer immer
positiv auf eine Düngung mit Phosphat,
Kali und Magnesium entsprechend der
Bodenversorgung reagiert. Dabei hat es
sich bewährt, diese Nährstoffe vor der
Saat einzuarbeiten, um sie möglichst nah
an der Wurzel zu platzieren.
Neben den Grundnährstoffen reagiert
Hafer insbesondere deutlich positiv auf
eine Düngung mit Spurenelementen. In
erster Linie ist dabei das Mangan zu nennen, aber auf Mangelstandorten auch auf
kleine Mengen Bor (max. 50 g Reinbor als
Blattapplikation). In unserer Region war
in eigenen Versuchen die Beizung mit
Spurenelementen der Blattapplikation
überlegen, optimal war aber die Kombination von Beizung und Blattapplikation.
Hier konnten wir im Schnitt der letzten 3
Jahre Mehrerträge von 7,2 dt bei Kosten
von um die 10 € realisieren. Als Beize bietet sich z.B. das Nutriseed® mit 0,25 l/dt
an. Blattapplikationen mit Spurenelementen sollten erst nach Kenntnis des
Nährstoffbedarfs mittels Blattanalysen erfolgen.
50
Ein Düngefenster ist die einfachste Methode zur
Ermittlung der optimalen N-Menge.
7. Stickstoff: Zu wenig Stickstoff
kostet massiv Ertrag!
Sowohl zuviel als auch zu wenig Stickstoff
nimmt der Hafer übel. Zu wenig Stickstoff
kann deutliche Mindererträge zur Folge
haben, insbesondere wenn die Nachlieferung des Bodens bzw. aus organischer
Düngung nicht wie kalkuliert einsetzt.
Fehlen in der Schossphase nur 20–30 kg
N/ha, kann das schnell mal 10–15 (!)
dt/ha ausmachen. Wird diese N-Menge
aber einfach zusätzlich zur ortsüblichen
N-Menge als Sicherheit gegeben, kann
der Schuss bei guter Bodennachlieferung
auch nach hinten losgehen: Die Strohabreife wird verzögert und die Umverlagerung der Assimilate gebremst („Viel Stroh,
wenig Korn“). Hier reagiert Hafer sehr
empfindlich. Hinzu kommt, dass Stroh
aus überdüngten Beständen regelrecht
durch den Drescher „gequält“ werden
muss.
Die einfachste Methode zur Ermittlung
der optimalen N-Menge ist ein Düngefenster mit einer um ca. 30 % reduzierten
Düngung. Hellt dieses sehr früh auf, setzt
die Nachlieferung nicht wie erwartet ein.
Dann kann noch mit einer Nachdüngung
von 30–40 kg N/ha bis spätestens ES
31/32 reagiert werden. Vorsicht: Eine zu
späte Nachdüngung in schwachen Beständen erhöht das Risiko von Zwiewuchs. Hellt das Düngefenster erst später
auf, ist diese Nachdüngung nicht erforderlich.
Meist macht es keinen Sinn, die vollen zugelassenen Aufwandmengen von Strobilurinen (Amistar®) bzw. Kombinationen
mit Azolen einzusetzen (Juwel Top®), weil
diese die Abreife des Strohs deutlich verzögern können. Bewährt haben sich
50–70 % der zugelassenen Mengen, die
ja auf den höheren Krankheitsdruck im
Wintergetreide ausgelegt sind.
8. Wuchsregler: Lager verboten!
Der Wuchsreglereinsatz ist im Haferanbau
ein heikles Thema. Einerseits ist im Vertragsanbau CCC in der Regel ausgeschlossen, bei Moddus kommt es auf den
Abnehmer an. Auch können sich zu hohe
Moddusmengen in der Schossphase
schnell negativ auf die Einkörnung (Flissigkeit) und das Hektolitergewicht auswirken. Andererseits ist aus Qualitätsgründen Lager unbedingt zu vermeiden.
Auch aus diesem Grund sollte Hafer nicht
zu dicht stehen bzw. nicht zu stark angedüngt werden. Wenn aber Wuchsregler
notwendig sind, hat sich ein Splitting mit
Teilmengen von Moddus zu ES 31/32
(z.B. 0,2–0,3) und ES 39 (z.B. 0,15–0,2)
bewährt.
10. Schädlinge: In der Abreife auf
Getreidehähnchen und Blattläuse
kontrollieren!
Hafer wird aufgrund seines attraktiven
Fahnenblattes gerne von Getreidehähnchen befallen. Insbesondere in trockenen
Jahren sollte ab dem Rispenschieben genau kontrolliert werden, weil hier der
Schaden am größten ist. Eine Bekämpfung macht ab der Schadschwelle von
0,5–1,0 Larven/Pflanze mit zugelassenen
Pyrethroiden Sinn.
In Jahren mit hohem Blattlausdruck kann
auch bei Hafer ein in der Regel später Befall ertragsrelevant sein, wenn dies in den
Höhenlagen auch eher die Ausnahme ist.
9. Fungizide: Auf Mehltau und Rost
achten!
Hafer kommt in der Regel ohne Fungizide
aus. In Jahren mit hohem Krankheitsdruck, kann aber auch Hafer stark mit
Rost und Mehltau befallen werden. Zuletzt hatten wir im Jahr 2007 derartige
Befallsbedingungen, wo ein Fungizideinsatz ab dem Fahnenblattstadium ca.
12 dt/ha Mehrertrag erzielen konnte.
Auch bei Hafer lassen sich also Spitzenerträge erzielen. Dazu bedarf es
nicht zwangsläufig hoher Intensitäten,
sondern vielmehr Fingerspitzengefühl
und intelligenten Einsatz der Betriebsmittel. Wenn der Standort passt, die
Vermarktung stimmt und man dem
Anbau die nötige Aufmerksamkeit
schenkt, kann Haferanbau hoch ökonomisch sein.
Jens Heisrath
51
HAFERPRODUKTION IN SCHWEDEN.
Abb. 1: Erträge/Anbauflächen von
Hafer in Schweden 2006–2009
In Normaljahren produziert Schweden
800.000 Tonnen, wobei der überwiegende Teil für die tierische Ernährung bestimmt ist. Doch allmählich wächst das
Interesse daran, Hafer für die menschliche
Ernährung zu verarbeiten. Der Kern ist ernährungsphysiologisch besonders wertvoll. Verbraucherorientierte Unternehmen
setzen Hafer zunehmend in innovativen
Lebensmittel ein. Die Entwicklungen in
diesem Produktbereich schreiten schnell
voran und in Zukunft wird es ganz neue
Haferprodukte wie Hafermilch, Haferöl
oder auch ␤-Glucan als Lebensmittelzusatz geben.
Beliebtes schwedisches Exportprodukt
52
Veränderung des Hafermarktes
Schweden ist ein Haferexportland mit
langer Tradition. Mitte des 19. Jahrhunderts gingen große Mengen besonders
des in Westschweden produzierten Hafers
als Futter für Ponys und Pferde nach England. Die Tiere mussten, sowohl im zunehmenden Transportwesen, als auch in
den Minen hart arbeiten und dies erforderte große Mengen Hafers von guter
Qualität. Eine Haferproduktion im Westen
Schwedens war sowohl hinsichtlich qualitativer Aspekte als auch mit Blick auf die
geringen Frachtkosten ideal. Der Haferhandel brachte diesen Regionen eine
wirtschaftliche Blüte.
In den 70iger und 80iger Jahren des
20. Jahrhunderts, gingen große Hafermengen mit hohem spezifischen Kerngewicht aus Schweden und Finnland als Futter aber auch für die menschliche Ernährung in die USA. Heute geht die Ware
eher nach Nordeuropa mit Schwerpunkt
Deutschland. Insgesamt ist das Exportvolumen auf 100.000 bis 200.000 Tonnen
zurückgegangen.
225
50
220
45
40
215
35
210
30
205
25
200
20
15
195
10
190
185
Mittelwert Erträge (dt/ha)
Hafer nimmt traditionell einen wichtigen Platz in der Getreideproduktion Schwedens ein. Im späten 19. Jahrhundert galt Hafer sogar als die
wichtigste landwirtschaftliche Kultur des Landes. In der jüngeren
Vergangenheit ging die Haferproduktion zwar zurück, aber in einigen
Regionen stieg jedoch der Anbau und machte Hafer in Mittel- und
Südschweden zu einem wichtigen Bestandteil der Anbausysteme.
Mittelwert Anbau (1.000 ha)
Mittelwert Anbau (1.000 ha)
Mittelwert Erträge (dt/ha)
5
2006
2007
2008
2009
0
Quelle: EU-Kommission, nationale Statistiken
(Stat. Bundesamt, Tikke, MAPA, etc.)
Die Anforderungen steigen
Die Haferproduktion hat sich zunehmend
auf die spezifischen Wünsche des Endnutzers ausgerichtet. Kontrakte und Anbauempfehlungen für die Landwirte unterteilen die Ware von Beginn an in unterschiedliche Partien: Futterhafer ohne
Sortenreinheit oder Exporthafer, der für
bestimmte Parameter wie spezifisches Gewicht oder Farbe unterschiedliche Preise
erzielen kann. Besonders strenge Regularien weisen die Kontrakte mit Mühlen
und mit der Lebensmittelindustrie auf, die
Anbauparameter, Sorten, Fruchtfolge etc.
vorschreiben.
In Schweden wird fast ausnahmslos Sommerhafer angebaut. Es laufen jedoch
auch Versuche zur Ermittlung von Sorten,
die mit den relativ harten klimatischen
Bedingungen zurechtkommen. Da Hafer
eine gute Wasserversorgung voraussetzt,
ist Westschweden für die Produktion guter Qualitäten bei gleichzeitig hohen Erträgen prädestiniert. Aufgrund geografischer Vorteile ist jedoch ebenso im Süden
Schwedens der Haferanbau ausgeweitet
worden.
Qualitätssicherung durch
ackerbauliche Maßnahmen
Um beste Qualitäten zu ernten, muss
durch einen frühen Aussaattermin und einen gleichmäßigen Feldaufgang die Basis
für einen guten Wachstumsstart gelegt
werden. Außerdem ist eine optimale Witterung bei der Ernte sehr wichtig: Je später die Ernte, desto größer das Risiko
schlechten Wetters – und dies ist mit guten Qualitäten nicht vereinbar.
Zudem sind die Bestände nach einer frühen Aussaat zur Ernte gleichmäßiger und
werden deutlich weniger häufig von der
Fritfliege (Oscinella frit) befallen. Ist eine
späte Saat unvermeidbar, muss der Bestand regelmäßig auf Schaderreger kontrolliert werden, um termingerechte
Pflanzenschutzmaßnahmen durchführen
zu können.
Das Klima ändert sich
Die immer frühere Erwärmung im Frühjahr kombiniert mit höheren Temperaturen, ein früherer Insektenbefall und ein regenreicherer Herbst müssen von den
Empfehlungen zur Bestandesführung berücksichtigt werden.
In Schweden werden, je nach Sorte, Saatzeit, Bodenzustand und -art, Aussaatstär53
Gängige Praxis ist es auch, Mangan in
Form von MnNO3 als Blattdünger zusammen mit Insektiziden zu applizieren. Fungizide sind nur selten notwendig.
Neue Sorten bringen
Marktstabilität
Die Statistik zeigt, dass der Haferdurchschnittsertrag in der Vergangenheit deshalb sehr niedrig war, weil der Anteil an
extensivem Anbau in einigen Regionen
sehr hoch ist.
ken von 450–500 kf. Kö./m2 empfohlen.
Je schwerer der Boden und größer das Risiko eines trockenen Saatbetts, desto höher die empfohlene Saatstärke.
Bei einer durchschnittlichen Witterung
wird Hafer nur einmal zu Beginn der Vegetation mit einer NPK-Gabe mit 80100 kg N/ha gedüngt. Bei Ertragserwartungen von mehr als 60 dt/ha muss die
Düngung oft auf 110–130 kg N/ha angepasst werden, natürlich abhängig von
den Preisen für Dünger und Erlösen.
In der Regel werden NPK-Dünger wie 244-5 in Kombination mit Schwefel verwendet. In manchen Jahren kommt zur
Ertragsoptimierung auch noch eine
zweite Gabe zum Einsatz, etwa NS-Dünger 27-4. Je nach spezifischen Anforderungen variieren jedoch die Düngerempfehlungen stark.
54
So erreicht der landesweite Durchschnittsertrag nur ca. 4 t/ha, wohingegen in den
intensiver geführten Regionen oder unter
besseren Bedingungen 6 bis 7 t/ha erzielt
werden.
Trotz seit Jahren rückläufiger Gesamtvolumina ist aber davon auszugehen, dass
die Nachfrage aus der Ernährungsindustrie und die züchterische Bearbeitung der
Sorten Stabilität bringen wird.
Neue Sorten mit speziellen Inhaltsstoffen
werden den Bedarf an Hafer für die
menschliche Ernährung erhöhen. Daher
wird Hafer auch in Zukunft eine bedeutende Frucht in der schwedischen Getreideproduktion bleiben.
Nicht vergessen werden sollte auch der
hohe Wert der Kultur Hafer für die von
Weizen und Gerste dominierte Fruchtfolge. Leider wird dieser Wert nicht immer in die Berechnungen bei Kulturvergleichen mit einbezogen.
Jan Rundqvist
Schnelle Rezepte mit Haferflocken
Haferflocken harmonieren hervorragend mit Fisch, Fleisch und Gemüse. Sie eignen sich auch
zum Herstellen von Saucen, da sie eine gute Bindefähigkeit haben. Nachdem wir auf Seite 13
süße Rezepte ausgewählt haben, hier nun die „herzhafte Fraktion“.
Rotbarsch mit kerniger Senfcreme
Zutaten (für 4 Portionen): Küchengarn,
4 Rotbarschfilets (à 200 g), 2–3 Zitronen
(unbehandelt), ½ Bund Dill, Jodsalz, Pfeffer,
3 EL Köllns Echte Kernige, 1 EL süßer Senf
(grob), 1 EL mittelscharfer Senf, 1 EL Crème
fraîche
Zubereitung: Küchengarn in kaltes Wasser
legen. Wenn Sie kein Küchengarn haben,
können Sie den Fisch auch mit Zahnstochern fixieren.
Rotbarschfilet kalt abbrausen und trocken
tupfen. Zitronen waschen und in ca. 0,5 cm
dicke Scheiben schneiden. Dill waschen,
trocken schütteln und hacken.
Fisch mit Salz und Pfeffer würzen. Köllns
Echte Kernige, Senf, Dill und Crème fraîche
gut vermischen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Den Fisch auf einer Hälfte mit Senfmasse
bestreichen und mit Zitronenscheiben belegen. Zusammenklappen und mit Küchengarn zusammenbinden. Auf den Grill legen
(ca. 15 cm Abstand zur Glut) und von beiden Seiten ca. 4–5 Minuten grillen.
Mit einem Salat aus Rauke und Kirschtomaten servieren.
Zucchini-Tomaten-Quiche mit
Feta-Quark
Zutaten (für 12 Stücke): Für den Teig: 160 g
Weizenvollkornmehl, 60 g Köllnflocken Instant,
100 g Biskin® Pflanzencreme mit Butteraroma,
1 Ei (Gew.-Kl. M), 1 Prise Jodsalz
Für die Füllung: 2 mittelgroße Tomaten (ca.
120 g), 1 mittelgroße Zucchini (ca. 220 g),
2 EL Biskin® Pflanzencreme mit Butteraroma,
200 g Magerquark, 200 g Fetakäse, 3 Eier
(Gew.-Kl. M), 2–3 Knoblauchzehen (je nach
Geschmack), Basilikum, tiefgekühlt oder frisch,
Jodsalz, Pfeffer
Zubereitung: Backofen vorheizen. Zutaten für
den Teig zu einem Mürbeteig verkneten und
kühl stellen. Tomaten vierteln, Kerne entfernen und Tomatenfleisch sowie Zucchini in
kleine Stücke schneiden. Beides kurz in 1 EL
Biskin® Pflanzencreme andünsten.
Magerquark mit Fetakäse verrühren. Zucchini,
Tomaten, Eier, gepressten Knoblauch und gehackten Basilikum hinzufügen. Mit Salz und
Pfeffer abschmecken.
Eine Springform mit 1 EL Biskin® Pflanzencreme
fetten, mit dem Teig auslegen und einen
2–3 cm hohen Rand formen. Füllung in die
Springform geben, glatt streichen und backen.
Backen: Ober-/Unterhitze: 200 °C, Umluft:
170 °C, Backzeit: ca. 30–35 Minuten
Wussten Sie schon, dass Hafer von allen Getreidesorten
den größten Gehalt an Eisen hat? Aus diesem Grund ist er
zusammen mit Vitamin-C-reichem Obst oder Obstsaft
verzehrt auch für Vegetarier eine gut verfügbare Eisenquelle.
55
Alle Rezepte mit freundlicher Genehmigung der Peter Kölln KG aA.
In keinem anderen europäischen Land
werden durchschnittlich so hohe Hafererträge pro Hektar realisiert wie in Irland. In
den letzten vier Jahren lag der Landesdurchschnitt kontinuierlich über 70 dt/ha.
Die besonderen Böden und die klimatischen Voraussetzungen erfordern eine besondere Produktionstechnik.
Saatzeit
Die ideale Saatzeit von Winterhafer liegt
zwischen dem 1. und dem 31. Oktober.
In Irland werden sowohl im Herbst als
auch im Frühjahr in der Regel nur Sommertypen ausgesät, ausgesprochene Wintertypen finden kaum Anwendung.
Saatstärke
Bei normalen Bedingungen zur Aussaat
und durchschnittlichen Tausendkorngewichten werden Saatdichten von 130 bis
160 kg/ha gewählt. 300 bis 400 Kö./m2
ist die generell empfohlene Saatstärke.
Düngung
Hafer hat keinen so hohen Düngeranspruch wie Weizen. Bei einem Bodenindex von 1* besteht in der Regel ein Stickstoff-Bedarf von 145 kg/ha. Diese Menge
wird im Normalfall für eine kontinuierliche Getreidefruchtfolge mit der ersten
Düngerapplikation im frühen März
(50 kg/ha) und der Hauptgabe zum ersten Knotenstadium (EC 31) etwa 4–6 Wochen nach der ersten Düngergabe.
56
25
78
76
20
74
15
72
10
70
68
5
0
66
2006
2007
2008
2009
Mittelwert Erträge (dt/ha)
„Echten“ Winterhafer, also winterharte Sorten mit Vernalisationsanspruch, gibt es nicht. In Ländern mit milderen Wintern werden jedoch
Sommerhafersorten im Herbst ausgedrillt, die verhältnismäßig winterhart sind und leichtere Fröste schadlos überstehen. Ein Vernalisiationsanspruch liegt bei keiner dieser Sorten vor.
Mittelwert Anbau (1.000 ha)
Mittelwert Erträge (dt/ha)
Mittelwert Anbau (1.000 ha)
WINTERHAFERPRODUKTION
IN IRLAND.
mit 0,2 l/ha Moddus EC 30/31 gefolgt
von 0,2 l/ha + 1,0 l/ha CCC 750.
Abb. 1: Anbauflächen/Erträge von
Hafer in Irland 2006–2009
64
Quelle: EU-Kommission, nationalen Statistiken
(Stat. Bundesamt, Tikke, MAPA, etc.)
Je nach Boden- und Vegetationszustand
können diese Gaben aber auch erheblich
differieren.
Wachstumsregler
Man sollte generell bei Herbstsaaten die
Applikation von Wachstumsreglern dann
splitten, wenn das Lagerrisiko hoch ist.
Beispiel: 0,75–1,0 l/ha CCC 750 Ende
Februar bis Mitte März plus 2,0 l/ha beim
Zwei- und Dreiknotenstadium (EC 32–33).
Bei kühlerer Witterung wird in der Praxis
oft der Wachstumsregler Ceraide (1,0–
1,4 l/ha) verwendet. Dieses Produkt basiert auf CCC als aktiven Wirkstoff, aber
beinhaltet zudem ein spezielles biochemisches System, das den Wirkstoff Chlormequat besonders bei niedrigen Temperaturen, bis hin zu 1 °C wirksamer macht
und dessen Phototoxidität verringert.
Eine andere Möglichkeit ist der Einsatz einer Mischung aus Moddus und CCC 750
Pflanzenschutz
Insektizide/Blattlausbekämpfung:
Je nach Blattlausbefall wird mindestens
eine Herbstapplikation empfohlen.
In Irland sind vor allem die Krankheiten
Mehltau und Kronenrost im Hafer bekämpfungswürdig. Auch wenn die Kultur
sauber ist, wird eine prophylaktische
Mehltaubekämpfung mit Langzeitwirkung empfohlen.
Beispiel für eine Fungizidapplikation:
1. Ausbringung: EC 30 bis 31 Mehltaumittel +/- breitwirksames Fungizid
2. Ausbringung: EC 32 breit wirksame
Fungizide/Strobilurin + Mehltaumittel
3. Ausbringung: EC 39 bis 51 breit wirksame Fungizide/Strobilurin + Mehltaumittel
Unkrautbekämpfung
Hafer ist sehr konkurrenzstark und benötigt meist keine Unkrautbekämpfung.
Falls es aber Probleme geben sollte, können breitblättrige Unkräuter im Frühjahr
bei ihrem ersten Auflaufen mit Sulfonylharnstoff plus Wuchsstoffe bekämpft werden (z.B. für Irland das Präparat Ally, vor
EC 31).
Oliver Carter
57
Noch relativ geringe Nachfrage aus
der Nahrungsmittelindustrie
Etwa 80 % des in Polen erzeugten Hafers
wird für Futterzwecke eingesetzt, 15 % für
Saatgut, der Rest in der Humanernährung.
Obwohl auch in Polen die diätetische Bedeutung von Hafer in der menschlichen
Ernährung zunehmende Aufmerksamkeit
erfährt, ist der Nahrungshaferverbrauch
niedriger als in anderen westeuropäischen Staaten oder auch in Nordamerika.
Es werden Haferflocken, Grieß und Kleie
produziert und verarbeitet. Die gesundheitsfördernden Eigenschaften des Haferverzehrs zur Vorbeugung von Zivilisationskrankheiten wie Arteriosklerose, Fettleibigkeit, Diabetes und Darmkrebs
erfahren dabei steigende Wertschätzung.
Weitere gute Perspektiven werden Hafer
in Polen in der Kosmetik, pharmazeutischen und chemischen Industrie eingeräumt. Hier spielen der hohe Fettgehalt
(4–7 % in Spelzhafer, bis zu 9 % in Nackt58
hafer), dessen besondere Struktur (40 %
Linolsäure, 35 % Ölsäure, 20 % Palmitinsäure) oder auch die Faser- und Ballaststoffe des Hafers (z.B. das ␤-Glucan) eine
Rolle. Da der Anteil der Pferde an den
landwirtschaftlichen Nutztieren zurückgegangen ist, sank in den letzten Jahren
auch die Menge des als Einstreu verwendeten Haferstrohs. Wiederkäuer können
das Haferstroh deutlich schlechter verwerten als Pferde. In der Schweinehaltung hat die Verfütterung von Haferspreu
und -stroh aber eine gewisse Bedeutung.
Saat
Als Pflanze des feuchten und gemäßigten
Klimas verträgt Hafer im Frühjahr auch in
Polen keine starken Fröste. Trotzdem
sollte die Aussaat möglichst früh erfolgen,
die Keimung setzt bereits bei 2–3 °C ein.
Temperaturen ab 12 °C aufwärts wirken
sich in der Jugendphase aber eher negativ aus. Wichtig ist eine ausreichende Bo-
Abb. 1: Anbauflächen/Erträge von
Hafer in Polen 2006–2009
Mittelwert Anbau (1.000 ha)
Mittelwert Erträge (dt/ha)
620
30
600
28
580
26
560
24
540
22
520
2006
2007
2008
Quelle: EU-Kommission, nationale Statistiken
(Stat. Bundesamt, Tikke, MAPA, etc.)
2009
20
Mittelwert Erträge (dt/ha)
Die durchschnittliche Haferanbaufläche betrug in Polen in den vergangenen Jahren etwa 550 Tsd. ha, das entspricht 6,9 % der gesamten Getreideanbaufläche. Damit verfügt Polen in der EU 27 über die größte
Haferanbaufläche.
Neben dem Reinanbau wird Hafer in Polen aber auch als Komponente in
Mischungen mit anderen Getreidearten (Sommergerste, Sommerweizen)
zur Futtergetreideproduktion angebaut. Dieser Mischanbau nimmt mit
fast 19 % der Haferanbaufläche ebenfalls ein vergleichsweise großes
Areal ein. Während in Ost-, Süd- und Nordpolen der Haferanbau jeweils
etwa 8–12 % der Getreideanbaufläche ausmacht, ist seine Bedeutung
mit nur 2–4 % in Westpolen deutlich geringer.
Mittelwert Anbau (1.000 ha)
HAFERPRODUKTION IN POLEN.
denfeuchtigkeit vor der Aussaat, da die
bespelzten Körner zur Keimung viel Wasser benötigen. Gesät werden je nach Region und Aussaatzeitpunkt zwischen 500
und 650 Kö./m2, das entspricht einer
Aussaatmenge von 170–215 kg/ha. Die
optimale Saattiefe ist etwa 4 cm. Aufgrund des hohen Transpirationskoeffizienten (500 l/kg) reagiert Hafer empfindlich auf Wassermangel. Zur Kornfüllung im Juli müssen in Polen 50 % der
gesamten benötigten Wassermenge, d.h.
etwa 100–120 mm Niederschlag für befriedigende Erträge und Qualitäten zur
Verfügung stehen. Hafer kann auch in Polen sehr gut in enge Getreidefruchtfolgen
mit Roggen, Weizen oder Gerste integriert werden, da er bei einem hohen Anbauanteil dieser Kulturen die Infektionskette vieler Krankheiten unterbricht. Der
optimale pH-Wert für den polnischen Haferanbau liegt bei 4,5–7,2. Im sauren Be-
reich kann Hafer einen Calcium-Mangel
tolerieren und auch ein Mn-Überschuss
ist relativ gut verträglich. Auf Mn-Mangel,
wie er bei sehr hohen pH-Werten auftreten kann, reagiert diese Kultur jedoch
empfindlich.
Gute Vorfrüchte für Hafer sind in Polen
Kartoffeln, Luzerne, Bohnen, Klee und Rüben. Er ist darüber hinaus selbst eine gute
Vorfrucht für die anderen Getreidearten,
unterdrückt sehr effizient Unkraut. Hafer
kann sogar spezifische organische Substanzen produzieren, die bodenbewohnende Krankheitserreger in ihrer Entwicklung behindern. Gepflügt werden sollte
ca. 20–25 cm tief. Wenn kein Stroh die
Bodenbearbeitung behindert, ist auch ein
Grubbereinsatz möglich. Die Saatbettbereitung sollte nicht tiefer als 5–7 cm erfolgen, damit das im Boden verfügbare
Wasser für den Aufgang des Saatgutes
geschont wird.
Düngung
Wenn Mehrnährstoffdünger zu Hafer gegeben werden, sollte das N/P/K-Verhältnis 1/0,8/1 betragen. Je nach Bodenfeuchte und dem erwarteten Ertrag liegt
die Stickstoffmenge in Polen zwischen 60
und 120 kg/ha, wobei der niedrigere
Wert für trockene Regionen mit einmaliger Ausbringung gültig ist. Bei Auswaschungsgefahr kann die Stickstoffmenge
in 40 kg zur Aussaat und den Rest als
zweite Gabe zum Schossen geteilt werden. Mehr als 120 kg N/ha sind in Polen
nicht effektiv und verschlechtern die
Kornqualität zur Ernte. Je nach Bedarf soll59
ten 50–120 kg/ha P2O5 und 60–150 kg
K2O vor dem Pflügen im Herbst ausgebracht werden. Bei Wirtschaftsdüngereinsatz können diese Gaben um 10–40 kg/ha
reduziert werden. Hafer reagiert empfindlich auf den Mangel an Spurenelementen, insbesondere Kupfer, Mangan,
Zink und Molybdän. Empfohlen werden
vor allem Blattdünger in Chelatform, die
allerdings gezielt nach einer Bodenanalyse appliziert werden sollten.
Pflanzenschutz
Unkrautbekämpfung
Aufgrund der guten Unkrautunterdrückung ist in Polen nach Kartoffeln die Unkrautbekämpfung im Haferanbau häufig
nicht notwendig. Steht Hafer nach anderen Getreidearten, sind jedoch meist eine
oder mehrere Behandlungen notwendig,
die mechanisch mit der Egge bis zum 5Blattstadium erfolgen können. Da Hafer
für seine negative Reaktion auf einige
Herbizidwirkstoffe bekannt ist, ist bei Herbizideinsatz Vorsicht geboten.
60
Fungizide
Fungizide sind im Haferanbau in Polen
nicht profitabel, obwohl Ertragseinbußen
durch Rostkrankheiten und manchmal
auch Mehltau auftreten können. Das
Saatgut sollte immer gegen Flugbrand
und Streifenkrankheit gebeizt sein, da
diese Krankheiten während der Vegetation erhebliche Schäden verursachen
können.
Ausblick
In den letzten Jahren ist in Polen die Wertschätzung des Hafers gestiegen, da hier
der Ackerbau von einem hohen Anteil
leichter Böden und zunehmend getreidelastigen Fruchtfolgen gekennzeichnet ist.
Derzeit führt ein steigender Anteil von
Getreide in den enger werdenden Fruchtfolgen in Polen zu phytosanitären Problemen. Hafer hat in solchen Fruchtfolgen
einen sehr positiven Einfluss auf die Produktivität und die Naturalerträge der
anderen Getreidearten. Diese bekannte
Wirkung ergibt sich u.a. aus der Widerstandsfähigkeit von Hafer gegenüber Pilzkrankheiten und der guten Unkrautunterdrückung. Hafer reinigt den Boden von
schädlichen Mikroorganismen und ist ein
wertvoller Bestandteil in einer Getreiderotation, vor allem wenn der Getreideanteil in der Fruchtfolge 55 % übersteigt.
Das hat die polnische Landwirtschaft offensichtlich jetzt erkannt, denn die Wertschätzung für diese Kultur steigt kontinuierlich.
EIN HAFERZÜCHTER STELLT SICH VOR
Nur noch wenige Getreidezüchtungsunternehmen engagieren
sich trotz des schwierigen ökonomischen Umfeldes in starkem
Maße für Hafer. Die Nordsaat Saatzucht GmbH ist hier in Deutschland führend.
Das Stammhaus des 1910 gegründeten
Unternehmens, steht in Granskevitz auf
der Ostseeinsel Rügen, der Geschäftssitz
jedoch ist die Saatzuchtstation Langenstein in Sachsen-Anhalt.
Das innovative und international erfolgreiche Züchtungsunternehmen, beschäftigt
heute etwa 100 Mitarbeiter/innen. Auf
drei Zuchtstationen wird auf etwa 150 ha
Zuchtgartenfläche an der Entwicklung
von Hochleistungssorten bei Winterweizen, Triticale, Winter- und Sommergerste
sowie nicht zuletzt auch Hafer gearbeitet.
Neben der klassischen Pflanzenzüchtung
kommen dabei zunehmend biotechnologische Verfahren wie die DH-Technik oder
die markergestützte Selektion zum Einsatz. Ein umfangreiches nationales und
internationales Prüfnetz sowie eine entsprechende, hochmoderne Laborausstattung schaffen die Voraussetzungen.
Vom Züchtungsbeginn bis zur Zulassung
einer Hafersorte dauert es im Schnitt 10–
11 Jahre. Eine Sorte wird nur dann durch
das Bundessortenamt zugelassen, wenn
sie gegenüber den bereits im Vertrieb befindlichen Sorten einen deutlichen Mehrwert mitbringt – sich also in einer oder
mehreren relevanten Eigenschaften ein
züchterischer Fortschritt nachweisen lässt.
Weltweit werden gegenwärtig schon in
27 Ländern Hafersorten der Nordsaat angebaut oder für den Anbau geprüft.
Mariusz Rarajczak
Erst wenn sich eine zugelassene Sorte in den Augen der Praktiker bewährt, hat sie eine Zukunft im Markt.
61
Hafer kam ursprünglich wahrscheinlich als Unkraut im Weizen und in
der Gerste nach Mittel- und Nordeuropa, wo er dann domestiziert
wurde. Noch vor 100 Jahren war Hafer im damaligen Deutschen Reich
nach Roggen und vor Weizen das am weitesten verbreitete Getreide.
Denn Hafer stellt nur geringe Ansprüche an Boden und Klima und hat
ein hohes Aufschlussvermögen für Bodennährstoffe. Außerdem wurde
Hafer als Leistungsfutter für Pferde – dem wichtigsten Transportmittel
zu Lande – benötigt. So verwundert es nicht, dass diese Kultur zu den
ersten landwirtschaftlichen Pflanzenarten gehörte, die von innovativen
Landwirten bereits in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts vor
allem durch Auslesezüchtung systematisch bearbeitet wurden.
Vergleich: 43/Winterroggen, 61/Winterweizen, 23/Sommerweizen, 5/Wintergerste, 60/Sommergerste). Kombinationszüchtung1 wurde bei Hafer erst nach
dem Ersten Weltkrieg angewendet. Dieses Verfahren ist mit einigen Abwandlungen auch heute noch weltweit die bestimmende Zuchtmethode.
Wildformen unseres heutigen Saathafers
(Avena sativa) sind diploide und tetraploide Haferarten. Die hexaploiden Haferarten Avena sterilis, Avena fatua und
Avena sativa sind leicht untereinander
kreuzbar, was in der Saatgutproduktion
vor allem bei dem Ungras Flughafer
(Avena fatua) immer wieder zu Problemen führt.
Anfang des 20. Jahrhunderts züchteten in
Deutschland 53 Landwirte Hafer (zum
62
Zuchtziele
Im Laufe der Jahrzehnte wurden zahlreiche Zuchtziele mit wechselnder Gewichtung von Pflanzenzüchtern bearbeitet.
Der Ertrag hatte immer Priorität
Im Vordergrund stand dabei immer der
Korn-, anfangs auch der Strohertrag. Als
der anderen Getreidekulturen. Aufgrund
des langsamen Sortenwechsels und einer
Verdrängung des Hafers auf die weniger
leistungsfähigen Standorte, kommt der
Zuchtfortschritt in zunehmendem Maß
nicht in der Praxis an. Die Ertragssteigerungsrate lag hier von 1907–1990 lediglich bei 0,3 % jährlich, wobei seit Mitte
der 90er Jahre eine Stagnation bzw. sogar
ein Rückgang beobachtet wird (Abb. 1).
Agronomische Ziele
Unter den agronomischen Eigenschaften
stehen gute Strohstabilität, zügige Jugendentwicklung, Frühreife, geringe Zwiewuchsneigung und eine gleichmäßige
Abreife von Korn und Stroh im Mittelpunkt züchterischer Bemühungen. Weitere Fortschritte sind dabei auch durch
die Einbeziehung von Zwergformen (z.B.
BUGGY) zu erwarten.
Resistenzzüchtung beschränkt sich in
Deutschland meist auf die Blattkrankhei-
Abb. 1: Hafererträge in der amtlichen Sortenzulassungsprüfung und in der Praxis in Deutschland 1985–2009
80
Y = 0,5577x + 57,646
70
Kornertrag (dt/ha)
HAFERZÜCHTUNG – WOHIN
GEHT DIE REISE?
vergleichsweise wasserbedürftige Sommerkultur unterliegt Hafer in stärkerem
Maß als Wintergetreide jahres- und ortsbedingten Ertragsschwankungen. Das erschwert die sichere Selektion auf einen erhöhten Kornertrag. Trotzdem konnte
durch Pflanzenzüchtung der Kornertrag
auch bei Hafer in den letzten Jahrzehnten
beträchtlich gesteigert werden. Sehr
deutlich sind außerdem die Zuchtfortschritte in den agronomischen und qualitativen Parametern moderner Hafersorten.
Wurden 1907 in Deutschland noch
20,9 dt/ha Hafer geerntet, waren es 1990
44,5 dt/ha und 2004 52,1 dt/ha. Spitzenerträge können mittlerweile in Sortenversuchen und einigen Landwirtschaftsbetrieben 90–100 dt/ha überschreiten.
Die jährliche Steigerung des Kornertrages
durch Züchtung belief sich in den vergangenen 25 Jahren auf mindestens
0,9 % und liegt damit etwa im Bereich
WP BSA
60
Y = 0,1352x + 44,269
50
Praxis
40
1
Bei der Kombinationszüchtung werden verschiedene Linien (Genotypen) gekreuzt, wobei ein neuer Genotyp entsteht. Das Zusammenwirken der neuen Genkombination führt zu einem neuen Erscheinungsbild (Phänotyp). Aus den Einzelkreuzungen werden nur
die erfolgversprechendsten ausgelesen. Es können erwünschte
Merkmale verstärkt und unerwünschte zurückgedrängt werden.
30
1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009
Quelle: Bundessortenamt
63
ten Mehltau und den sehr ertragsrelevanten Kronenrost. Letzterer ist weltweit
die mit Abstand bedeutendste Haferkrankheit. Daneben können auch Septoria, Blattflecken und Virosen wie BYDV
auftreten. Neuerdings wird insbesondere
in Nord- und Westeuropa über die verstärkte Infektion von Hafer mit verschiedenen Fusariumarten diskutiert. Unter
den samenbürtigen Krankheitserregern
sind in Europa Flugbrand und Streifenkrankheit von Bedeutung, diese lassen
sich aber auch sehr effektiv durch Saatgutbeizung kontrollieren.
Tierische Schaderreger bei Hafer sind vor
allem Getreidenematoden, Fritfliege und
Blattläuse als Virusüberträger. Ihre Bedeutung ist allerdings stark schwankend oder
rückläufig.
rung, Spelzengehalt, Entspelzbarkeit und
Hektolitergewicht eingeschätzt. Die mit
Abstand beste Kombination dieser Parameter wird gegenwärtig (Stand März
2010) mit Europas führender Qualitätshafersorte, der Weißhafersorte IVORY erzielt.
Futter- und Schälhafer weisen nahezu
identische Qualitätsanforderungen auf.
Für Futterwertberechnungen wird in
Europa statt des Spelzengehaltes teilweise
auch der Rohfasergehalt genutzt. Die Bedeutung des Hektolitergewichtes als Qualitätskriterium ist zwar umstritten, spielt
im Handel mit Hafer aber nach wie vor
eine dominierende Rolle. Obwohl die
Spelzenfarbe wissenschaftlich betrachtet
keinen Einfluss auf die einzelnen Qualitätsparameter des Haferkorns hat, muss
sie hier aufgrund ihrer Dominanz für die
Anbauentscheidung in verschiedenen
europäischen Regionen ebenfalls erwähnt
werden.
Qualität
Die äußere Kornqualität von Hafer wird
über die Merkmale Korngröße, Sortie-
Abb. 2: Sortenzulassung, Neuanmeldungen und Anzahl
Züchter bei Sommerhafer in Deutschland
45
Neuanmeldungen
Züchter
neu zugelassene Sorten*
40
35
Anzahl
30
25
20
15
10
5
0
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
Quelle: Wertprüfungen des Bundessortenamtes, * = Zulassungsjahrgang
64
2003
2004
2005
2006 2007
2008
2009
Für die Bestimmung der inneren Kornqualität werden heute europaweit meist
der Fett-, Protein- und Stärkegehalt ermittelt. Vielfach wird immer noch ein hoher Fett- und Proteingehalt von Hafer in
der Fütterung von Wiederkäuern und
Pferden als vorteilhaft angesehen. Neuere
Bewertungen in Skandinavien weisen
aber auch dem Stärkegehalt größere Bedeutung zu. Für die menschliche Ernährung sind aus diätetischen und prozesstechnischen Gründen eher niedrige Fettgehalte anzustreben.
Da global gesehen der Anteil des Hafers
in der Humanernährung steigt, könnten
die im Artikel „Förderung der Gesundheit
durch Haferinhaltsstoffe“ beschriebenen
Parameter weiter an Bedeutung gewinnen. Sie sind züchterisch allerdings nur
mit sehr hohem Aufwand beeinflussbar.
Züchtungsmethoden
Moderne biotechnologische Verfahren
haben weltweit bisher nur in geringem
Maße in die Haferzüchtung Einzug gehalten. Ihre Kosten sind für den Einsatz in
dieser vergleichsweise „kleinen“ Getreidekultur mit zumeist starkem Nachbau
häufig noch zu hoch. Zudem erweist sich
Hafer vielfach als sehr „widerspenstig“,
wenn biotechnologische Methoden wie
die Gewebekultur oder die markergestützte Selektion eingesetzt werden sollen. Trotzdem wird auch in der Haferzüchtung die Biotechnologie in Zukunft
wichtiger werden. Dabei spielen transgene Ansätze vermutlich erst einmal
keine Rolle.
Was wird die Zukunft bringen?
In den letzten 15 Jahren war in Deutschland bei Sommerhafer sowohl die Anzahl
neu zur Zulassung angemeldeter Zuchtstämme als auch die Anzahl aktiver Züchter massiv rückläufig. Trotzdem ist es gelungen, die Anzahl neu zur Zulassung
gekommener Sorten etwa konstant zu
halten und damit die Landwirtschaft am
Zuchtfortschritt zu beteiligen (Abb. 2).
Soll diese Kultur in der züchterischen Intensität nicht weiter hinter andere Getreidearten zurückfallen, müssen in Zukunft
bei Hafer in Europa neue Ideen und partnerschaftliche Ansätze zum Einsatz kommen. Der Einsatz biotechnologischer
Verfahren zur Beschleunigung des Zuchtfortschrittes oder der Einsatz der Hybridzüchtung werden zzt. intensiv geprüft.
Nischen wie der Winteranbau oder
Nackthafer werden dabei vermutlich nur
regional eine Rolle spielen.
Die landwirtschaftliche Praxis muss sich
jedoch darüber im Klaren sein, dass eine
erfolgreiche Sortenzüchtung beim Selbstbefruchter Hafer nur mit ausreichenden
finanziellen Mitteln zu erreichen ist. Steigender Nachbau und sinkende Nachbaugebühren gefährden dieses Ziel. Hält dieser Trend an, sind weitere Züchter zur
Aufgabe ihres Zuchtprogramms gezwungen und der Haferanbau gerät ins Abseits.
Dr. Steffen Beuch
65
PROFESSIONELLE WERBUNG
FÜR DEN „ALLESKÖNNER“.
Um Konsumenten wieder zu motivieren, im Alltag häufiger Nahrungsmittel aus Hafer zu verwenden, haben die zehn Schälmühlen im
Getreidenährmittelverband e.V. Ende 2008 erstmals eine markenunabhängige Gemeinschaftskampagne gestartet.
Die Kernaussagen der Kampagne sind:
• der ausgeprägte Naturcharakter der aus
Hafer schonend hergestellten Nahrungsmittel,
• die gesunden, von Natur aus enthaltenen Nährstoffe,
• der Convenience-Charakter von Haferflocken und Co., die schnell verzehrbereit sind.
Das „Nährstoff-Allroundtalent“ Hafer mit
seinen Vitaminen und Mineralstoffen, Ballaststoffen und ungesättigten Fettsäuren
trägt zu einer ausgewogenen Ernährung
von Kindern und Erwachsenen bei.
Die Kernaussagen werden über sieben
Schlüsselwörter kommuniziert: groß, genial, lässig, gesund, sexy, stark und glücklich – was das mit Hafer zu tun hat, erfahren die Verbraucher in einer Imagebroschüre sowie auf der Website www.
alleskoerner.de und in einem zweimonatlichen E-Mail-Newsletter. Kurze humorvolle Geschichten verbunden mit Informationen über die ernährungsphysiologischen Vorteile des Hafers geben einen
amüsant-interessanten Einblick in das
66
Thema Hafer. Für Experten und Verbraucher, die Fakten brauchen und Zahlen lieben, gibt es den Warenkundefolder. Hier
werden die Inhaltsstoffe und Nährwerte
des Hafers genauer erklärt, es gibt eine
kurze Einführung in den Haferanbau sowie die Verarbeitung des Haferkorns.
Der Getreidenährmittelverband e.V.
Der Getreidenährmittelverband e.V. vertritt die Interessen der Schälmühlen, der
Cerealien- und Müsli-Hersteller und der
Reismühlen in Deutschland.
Die meisten Schälmühlen wurden im 19.
Jahrhundert gegründet. Seit ihrer Gründungszeit haben sich die Mühlen stets am
aktuellen Stand der Technik und des
Marktes orientiert und weiterentwickelt.
Sie bieten ein umfangreiches Produktportfolio und stellen hochwertige Hafererzeugnisse auf modernen Produktionsanlagen her. Als mittelständische Unternehmen sind alle Mühlen in ihren
Regionen fest verankert, befinden sich immer noch in Familienbesitz und stehen
unter der Geschäftsführung der Familienmitglieder.
7 Punkte für mehr Dynamik in
Haferanbau und -vermarktung:
1. Rund 300.000 Tonnen Hafer wurden
2009 in den Schälmühlen zu Nahrungsmitteln verarbeitet: Das ist ein
Anstieg von 50 % in zehn Jahren.
2. Innovationen bei Getreideprodukten
bieten noch viele Möglichkeiten, wie
die USA und Skandinavien schon heute
zeigen.
3. Es besteht eine steigende Nachfrage
nach pflanzlichen nährstoffreichen Erzeugnissen sowie Vollkornprodukten.
4. Zahlreiche wissenschaftliche Studien
beweisen, dass die Inhaltsstoffe des Hafers für den menschlichen Organismus
positiv sind.
5. Die Haferpflanze ist widerstandsfähig,
sie stellt relativ geringe Ansprüche an
den Boden.
6. Hafer gilt als „Gesundungsfrucht“ und
„Pionierpflanze“ und kann sinnvoll in
der Fruchtfolge eingesetzt werden.
7. Die deutschen Schälmühlen sind motivierte Partner, die sich zweifach für Hafer engagieren:
a. Sie investieren ohne die Unterstützung
durch öffentliche Fördergelder in diese
Kommunikationskampagne für Hafer.
b. Mit dem Forum Haferanbau möchten
sie den Grundstein für eine positive
Entwicklung des Haferanbaus in
Deutschland legen und regen daher
den Dialog mit den Partnern aus Saatzucht, Landwirtschaft, Handel und Forschung an. Daraus sollen Impulse für
eine Erweiterung der Anbauflächen
und für die Entwicklung von Sorten
entstehen, die qualitativ hochwertig
und für die Nahrungsmittelverarbeitung besonders geeignet sind.
Getreidenährmittelverband e.V.
Die 7 Erfolge nach einem Jahr der Kampagne
„Hafer Die Alleskörner“
1. optimiX®-Siegel für das Haferfrühstück für Kinder vom Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund (FKE)
2. Rund 3000 Fachleute auf zwei Ernährungsfachkongressen erreicht
3. Informationsverbreitung durch rund 2000 Kontakte mit Medien und
Meinungsbildnern aus Ernährungswissenschaft, Gesundheit und Politik
4. Neue innovative Kooperationen in den Bereichen Ernährung, Fitness
und Gesundheit ab 2010
5. Unterstützung für Gesundheitsinitiativen: u.a. Infomaterial für Beratungsaktionen in Krankenhäusern, Kindertagesstätten und Schulen
6. Ausschreibung des Alleskörner-Preises für Haferforschung in
Ernährungs- und Agrarwissenschaften
7. Forum Haferbau: Dialogplattform für die gesamte Wertschöpfungskette schafft Impulse für den Haferanbau in Deutschland.
67
AUTORENVERZEICHNIS
IMPRESSUM
Dr. Steffen Beuch
Nordsaat Saatzucht Gesellschaft mbH,
Granskevitz
Redaktion:
Sven Böse,
SAATEN-UNION GmbH, Isernhagen
Dr. agr. habil.
Ines von Butler-Wemken
Öffentlich bestellte Sachverständige für
Pferdezucht und Haltung, Wiefelstede
Oliver Carter
Seed Technology Limited, Ballymountain
Waterford
Dr. Harriet Gruber
Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft
und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern
Prof. Dr. Jörg Hampshire
Hochschule Fulda
Jens Heisrath
ABIP, Dietingen
Dr. Joachim Holz
Landwirtschaftskammer
Nordrhein-Westfalen
Marcus Iken
SAATEN-UNION GmbH
Geschäftsführung, Isernhagen
Prof. Dr. Norbert Lütke Entrup
Fachhochschule Südwestfalen,
Fachbereich Agrarwirtschaft Soest
Mariusz Rarajczak
SAATEN-UNION Polen
Richeza Reisinger
Getreidenährmittelverband e.V., Berlin
Jan Rundqvist
Holdingbolaget vid
Göteborgs universitet
Evelin Schreiber
Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft,
Jena
68
SAATEN-UNION GmbH
Eisenstr. 12,
30916 Isernhagen HB,
Verantwortlich: Dr. Anke Boenisch
Tel. 0511-72 666-242
Layout:
c.i.a. communications GmbH, Köln,
www.ciakoeln.de
Satz:
alphaBIT GmbH, Hannover,
www.alphaBITonline.de
Druck:
HOD - Agentur für Druckund Werbeerzeugnisse,
Seelze-Dedensen,
www.hod-service.de
Alle Ausführungen nach bestem Wissen unter Berücksichtigung von Versuchsergebnissen und Beobachtungen. Eine Gewähr oder Haftung für das Zutreffen im Einzelfall kann nicht übernommen werden, weil die Wachstumsbedingungen erheblichen
Schwankungen unterliegen. Bei allen Anbauempfehlungen handelt es sich um Beispiele, sie spiegeln nicht die aktuelle Zulassungssituation der Pflanzenschutzmittel wider und ersetzen nicht die Einzelberatung vor Ort. Nachdruck, Vervielfältigung
und/oder Veröffentlichung bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung durch die REDAKTION.
Informationsstand Juni 2010
FACHBERATUNG? BESSER SAATEN-UNION.
Nord-Niedersachsen, Schleswig-Holstein
Andreas Henze
Mobil 01 71-8 61 24 07
[email protected]
Mecklenburg-Vorpommern
Andreas Göbel
Mobil 01 71-6 57 66 23
[email protected]
Nordwest-Niedersachsen
Winfried Meyer-Coors
Mobil 01 71-8 61 24 11
[email protected]
Brandenburg
Lutz Liebold
Mobil 01 71-8 61 24 12
[email protected]
Ost-/Süd-Niedersachsen
Karl-Heinrich Heuer
Mobil 01 51-14 91 37 45
[email protected]
Sachsen
Stefan Hesse
Mobil 01 71-8 61 24 14
[email protected]
Nordrhein-Westfalen,
Westfalen-Lippe
Klaus Schulze Kremer
Mobil 01 71-8 61 24 03
[email protected]
Thüringen
Reiner Bornberg
Mobil 0170-9 22 92 60
[email protected]
Nordrhein-Westfalen, Rheinland
Friedhelm Simon
Mobil 01 70-9 22 92 64
[email protected]
Nordbayern
Ernst Rauh
Mobil 0170-8 51 06 80
[email protected]
Hessen, Rheinhessen-Pfalz, Saarland
Achim Schneider
Mobil 0151-10 81 96 06
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Baden-Württemberg
Martin Munz
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Sachsen-Anhalt
Walter Reinländer
Mobil 01 71-9 73 62 20
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Südbayern
Franz Unterforsthuber
Mobil 0170-9 22 92 63
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WEITERE INFOS IM INTERNET: WWW.SAATEN-UNION.DE
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