Abstracts - Sportwissenschaftliche Fakultät

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Abstracts - Sportwissenschaftliche Fakultät
„Langfristige Leistungsentwicklung im Schwimmsport –
Synergieeffekte zwischen Sportwissenschaft und Trainingspraxis“
Jahrestagung der dvs - Kommission Schwimmen und Trainer A-Lizenz
Fortbildungsveranstaltung Schwimmen DSV
26. bis 28. September 2014
Campus der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig
Abstracts
Atemstrategie als Leistungsreserve im Freistilschwimmen
Matthaei, Anna1, Berbalk, A.2, Küchler, J.2 Graumnitz, J.2 & Witt, M.1
1
Universität Leipzig, Sportwissenschaftliche Fakultät, 2 IAT Leipzig, Fachbereich Sportmedizin
Einleitung
Analysen vergangener Weltmeisterschaften und Olympischer Spiele lieferten Hinweise
auf unterschiedliche Atemstrategien. Ein adäquates Inspirationsvolumen zur Nutzung
der aeroben Energiebereitstellung konkurriert mit der Vergrößerung des
Vortriebswiderstands in der Antriebsbewegung. Ziel der vorliegenden Studie war es,
Atemstrategien von Hochleistungssportlern in Abhängigkeit von der Belastungsdauer zu
analysieren.
Methoden
Mittels Videoaufzeichnungen aller Freistilwettkämpfe der Weltmeisterschaften 2011 in
Shanghai wurden dazu die Anzahl der Arm- und Atemzyklen sowie die Tauchzeiten am
Beginn und Ende der Bahn für die auf den Rängen 1 bis 4 platzierten Sportler erfasst.
Ergebnisse
Die Anzahl der Armzüge nimmt mit der Streckenlänge ab, gleichzeitig steigt die Zahl der
Atemzüge. Typische Muster konnten sowohl für die Sprintstrecken (3er- oder 4erAtmung) als auch für die Langstrecken (2er-Rhythmus) identifiziert werden. Die
Tauchzeit verringert sich mit der Streckenlänge und ist umgekehrt proportional zur Zahl
der Atemzüge.
Tabelle 1: Entwicklung ausgewählter Parameter bezüglich der Streckenlänge
Strecke [m] Armzüge pro Bahn
♂
♀
50
34
38
100
33
36
200
29
40
400
34
40
800
28
39
1500
27
43
Atemzüge pro Bahn
♂
♀
0
1
14
11
13
18
17
20
17
19
16
21
Tauchzeit [s]
♂
♀
----4,6
6,9
6,3
4,1
4,1
4,0
3,5
3,3
3,9
3,3
Anschwimmzeit [s]
♂
♀
21,5
11,0
4,3
3,6
4,7
1,6
1,9
0,9
2,3
0,9
2,6
1,8
Diskussion
Erfolgreiche Sportler sind in der Lage, deutlich höhere Tauchzeiten und damit geringere
Geschwindigkeitsverluste zu realisieren. Die resultierende Sauerstoffschuld wird z.T.
während der zyklischen Bewegung mit einer höheren Atemfrequenz kompensiert. Hier
lassen sich individuelle Muster zeigen, die mit einer flexiblen Gestaltung der Atmung
unter renntaktischen Gesichtspunkten (Blickrichtung zum Gegner) verbunden werden.
Es konnten empirische Daten gewonnen werden, die zur Optimierung individueller
Rennstrategien und Ableitung entsprechender trainingsmethodischer Konsequenzen
genutzt
werden
können.
Evaluation einer
Seilzugergometer
neuen
FES-Widerstandseinheit
am
Messplatz
Jahn, C.1 & Witt, M.1,2
1
Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, 2 Universität Leipzig
Einleitung
Am IAT Leipzig wird ein Seilzugergometer in der Leistungsdiagnostik eingesetzt, es dient
zur Bestimmung der Kraftfähigkeiten der oberen Extremitäten in zyklischen
Ausdauersportarten, beispielsweise im Schwimmen. Das moralisch verschlissene Gerät
erforderte einen Neubau und die Weiterentwicklung des Messplatzes, dabei sind eine
minimale Trägheit der Bremse bei einer gleichzeitig maximalen Bremsleistung als
widersprüchliche Anforderungen optimal miteinander zu kombinieren. Das Geräte wurde
gebaut, die Bestimmung der Bremseigenschaften wurde am Prüfstand vom Institut FES
mit positivem Ergebnis durchgeführt. Es folgte die Messplatzevaluation am IAT Leipzig zur
Prüfung der Einsatzbereitschaft im Schwimmen sowie zur Anpassung der
Systemeigenschaften an das Vorgängergerät.
Methoden
14 Nachwuchsathleten des Bundesstützpunktes Leipzig nahmen an der Untersuchung teil.
Dabei wurden von jedem Sportler 8 kurze Serien mit variierten Bremswiderständen (die für
die Leistungsdiagnostik relevant sind) nacheinander auf dem alten und dem neuen
Ergometer absolviert. Anschließend konnten die Parameter direkt verglichen, sowie
mithilfe eines t-Tests interpretiert werden.
Ergebnisse und Diskussion
Erste Ergebnisse zeigen dass die maximale Bremsleistung am neuen Ergometer größer
ist als am alten, deshalb müssen die Widerstandsstufen gegenüber dem alten Ergometer
reduziert werden, um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten. Außerdem konnte die
Massenträgheit der Widerstandseinheit reduziert werden. Damit werden höhere
Beschleunigungen in der Zugeinleitung möglich und es entstehen insgesamt höhere
maximale Geschwindigkeiten mit der neuen Bremseinheit. Tests zur Überprüfung der
erzielten
Ergebnisse
werden
durchgeführt.
Instrumentarium zur qualitativen Technikanalyse im Schwimmsport
Astrid Hartenstein, Jill Becker, Christian Otto, Prof. Dr. Maren Witt
Universität Leipzig
Schlüsselwörter: Schwimmen, Inertialsensoren (IMU), Bewegungserfassung
Einleitung
Eine hohe Bewegungsqualität ist Voraussetzung zum Erreichen von individuellen
Höchstleistungen. Von großer Bedeutung ist die zeitliche Koordination der Phasenstruktur
in der zyklischen Schwimmbewegung (Bieder, 2003). Aufgrund dessen ist zur Bewertung
der Qualität der Armbewegung im Sinne der Vortriebserhöhung, die Beurteilung der Dauer
von Unterwasserphase, Rückführphase und Pausen innerhalb eines Schwimmzyklus
heranzuziehen. Ziel der Untersuchung ist die Identifizierung der Phasen des
Schwimmzyklus zur Quantifizierung der Bewegungsgüte des Schwimmers.
Methode
Die vier olympischen Schwimmstile (Kraul-, Rücken-, Brust- und Delphinschwimmen)
wurden in zwei Geschwindigkeiten (GA-/ SA-) über jeweils 100 m absolviert. Zur
Erfassung der Oberkörperrotation wurde ein 3D-Inertialsensor (IMU) im Schulterbereich
eingesetzt (Debus und Diebold Messsysteme GmbH). Zur Bewegungsbeobachtung
wurden zwei synchronisierte Kameras über und unter Wasser genutzt. Zehn Schwimmer
nahmen an der Untersuchung teil. Zur Datenbearbeitung wurde MATLAB R2009b genutzt.
Die Auswertung der Phasenstruktur (Zug-, Druck-, Rückhol- und Gleitphase) erfolgte im
Bildana-lyseprogramm SimiMotion.
Ergebnisse
In den zyklischen Winkelgeschwindigkeitssignalen lassen sich lokale Extremstellen
identifizieren, die zur Erkennung von Bewegungsphasen herangezogen werden können.
Im Kraulschwimmen findet vorwiegend eine Rotationsbewegung des Schultergürtels um
die Körperlängsachse statt. Im Winkelgeschwindigkeits-Zeit-Verlauf bildet sich eine
annähernd sinusförmiges Winkelgeschwindigkeitssignal (ω) ab, dessen lokale
Extremstellen sich folgenden Bewegungsphasen zuordnen lassen: Zugphase (ω0 - ωmax),
Druckphase
(ωmax - ω0), Rückholphase (ω0 - ωmin) und Gleitphase (ωmin - ω0). Im Rücken-, Brust- und
Delphinschwimmen sind die einzelnen Phasen in ähnlicher Weise identifizierbar.
Diskussion
Für die Bewertung der Qualität der Schwimmbewegung bedeutet dies, dass mit Hilfe einer
IMU eine Analyse zeitlicher Strukturen im Schwimmzyklus möglich ist. Vorteile dieser
Bewegungsanalyse sind keine Einschränkung des Schwimmers sowie der geringere
Aufwand in der Datenerhebung und Auswertung im Gegensatz zur Videobildanalyse.
Literatur
Bieder, A. (2003) Zur Koordination beim Kraulschwimmen: eine kinematische und elektromyographische
Untersuchung zur Bewegungskoordination beim Kraulschwimmen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten.
Shaker Verlag, Aachen.
Sportpsychologische Betreuung im Schwimmsport – eine Pilotstudie
Dr. Mathias Achter
Sportverein Halle e. V.
Die zunehmende Bedeutung der psychischen Faktoren beim Zustandekommen der
tatsächlichen Wettkampfleistung im Spitzensport zeigt, dass neben den ständigen
technischen Weiterentwicklungen in vielen Sportarten eine sportpsychologische
Betreuung durch den Sportpsychologen eine legale Leistungsressource darstellt und
einen großen Anteil zur Leistungsoptimierung leisten kann (Eberspächer, Immenroth &
Mayer, 2002; Stoll, Achter & Jerichow, 2010). Dies gilt besonders für die Sportarten, in
denen die Leistungsdichte sehr hoch ist und im besonderen Maße die Tagesform über
Erfolg entscheidet, wie z. B. im Schwimmsport (Gabler, 1979). Bereits Allmer (1979)
forderte, dass Sportpsychologen in die langfristigen Vorbereitungskonzepte für
nationale und internationale Wettkämpfe eingebunden werden sollten. Im Jahr 2008
gehörten erstmalig zehn Sportpsychologen zum Olympia-Team für Peking. Aufgrund
der damit einhergehenden weiteren Verankerung sowie endgültigen Etablierung
sportpsychologischer Betreuungsarbeit wurde für alle Beteiligten ein weiterer Schritt in
Richtung systematischer und langfristiger Zusammenarbeit getan (Neumann, 2008) Im
Anschluss an die Olympischen Spiele bestand das Ziel des Deutschen SchwimmVerbandes e. V. darin, mit Hilfe eines langfristigen und systematischen Betreuungs- und
Beratungskonzepts in die bisher vereinzelte und wenig vernetzte Arbeit der
Sportpsychologen an den Olympiastützpunkten (OSP) eine kollegiale und intervidierte
Struktur zu implementieren. Aus dem Konzept ging hervor, dass für die Fachsparte
Schwimmen sportpsychologischer Bedarf besteht und von den Trainern gewünscht ist
(Stoll et al., 2010). Der bereits begonnene Versuch der Implementierung der
Sportpsychologie in den Trainings- und Wettkampfprozess im Rahmen der Top-TeamAthleten wurde nach Olympischen Spielen 2008 und der Neubesetzung des
Trainerpostens nicht weiter verfolgt. Die Ergebnisse von Stoll et al. (2010)
verdeutlichen, dass Probleme in der Koordination und Implementierung der
Sportpsychologie in den laufenden Trainingsprozess bestehen. Auf dieser Basis wurde
mittels eines multizentrischen Forschungsdesgins die sportpsychologische Betreuung in
Vorbereitung auf den nationalen Saisonhöhepunkt evaluiert. Die Studie ist als ein erster
Beitrag zur Umsetzung eines langfristigen und systematischen sportpsychologischen
Betreuungskonzepts zu betrachten.
Literatur
Allmer, H. (1979). Probleme sportpsychologischer Forschung in der Praxis. In H. Gabler, H.
Eberspächer, E. Hahn, J. Kern & G. Schilling (Hrsg.), Praxis der Psychologie im Leistungssport
(S. 539-544). Berlin u. a.: Bartels & Wernitz KG.
Eberspächer, H., Immenroth, M. & Mayer, J. (2002). Sportpsychologie – ein zentraler Baustein
im modernen Leistungssport. Leistungssport 32 (5), 5-10.
Gabler, H. (1979). Psychologische Wettkampfbetreuung von Athleten und Mannschaften. In H.
Gabler, H. Eberspächer, E. Hahn, J. Kern & G. Schilling (Hrsg.), Praxis der Psychologie im
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Neumann, G. (2008). Sportpsychologische Betreuung des deutschen Olympia- und ParalympicTeams 2008 – Erfolgsbilanzen, Erfahrungsberichte, Perspektiven. (2011, Mai 13).Retrieved Mai
13,
2011
from
http://www.bisp.de/nn_18772/SharedDocs/Publikatinen/SpoPsy/DE/
Infoportal__BISp__Projekte__News__Veranstaltungen/workshop101208.html
Stoll, O., Achter, M. & Jerichow, M. (2010). Vom Anforderungsprofil zur Intervention. Eine
Expertise zu einem langfristigen sportpsychologischen Beratungs- und Betreuungskonzept für
den Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV). Köln: Strauß.
Das motorische
schulalter?
Leistungsniveau
sportlicher
Talente
im
Vor-
Mathias Achter1 & Thomas Borchert2
1
Sportverein Halle e. V.; 2Universität Potsdam
Einführung
Aktuelle Untersuchungen (u. a. Adler, 2012) deuten auf einen ausgeprägten
Bewegungsmangel im Alltag hin, der sich negativ auf die Motorik und somit auch auf die
Gesundheit der Kinder und später Jugendlichen auswirken kann. Dabei ist besonders
die frühkindliche Entwicklung durch das körperliche Wachstum und die Ausbildung
motorischer Kompetenzen geprägt. Es mehren sich jedoch die Hinweise auf eine
Abnahme der motorischen Leistungsfähigkeit (Bös, Bappert, Tittlbach & Woll, 2004;
Adler, 2012).
Methoden
In zehn Kindertagesstätten wurden insgesamt 617 drei- bis sechsjährige Kindern (M =
4.73, SD = 0.99; 304 Mädchen) mittels des Karlsruher Motorik Screenings (KMS 3-6;
Bös et. al. 2004) getestet (Kontrollgruppendesign). Zudem wurden anthropometrische
Daten wie Alter, Körperlänge und -gewicht erhoben. Diesem ersten Messzeitpunkt
(MZP) folgte eine sechsmonatige Intervention, bei der wöchentlich Bewegungsstunden
angelehnt an das Konzept des schwäbischen Turnerbundes (Schwäbischer
Turnerbund, 2011) durchgeführt wurden. Im Juni und Juli 2014 werden die Kinder
erneut auf ihre motorischen Testleistungen hin überprüft (MZP II).
Resultate und Diskussion
Etwa 25% liegen mit ihrem Gewichtsstatus im kachektischen (7,1%) bzw. adipösen
Bereich (17,1%). Es zeigen sich Alterseffekte aufgrund der Entwicklung insbesondere
für die stark konditionell determinierten Testübungen des Motorik-Tests
‚Standweitsprung‘, ‚Seitliches Hin- und Herspringen‘ sowie für die koordinationsbestimmte Testübung ‚Einbeinstand‘. Geschlechtsspezifische Unterschiede sind bei der
konditionell determinierten Testübung ‚Standweitsprung’ zugunsten der Jungen
feststellbar. Etwa 80% der Kinder bleiben mit ihren motorischen Testleistungen hinter
den Normwerten von Bös et al. (2004) zurück.
Aussagen zu den Effekten der Intervention auf die motorischen Testleistungen der
Kinder lassen sich nach dem MZP II treffen.
Literatur
Adler, K. (2012). Bewegung, Spiel und Sport im Vorschulalter. Universitätsverlag: Chemnitz.
Bös, K., Bappert, S., Tittlbach, S. & Woll, A. (2004). Karlsruher Motorik-Screening für
Kindergartenkinder (KMS 3-6). sportunterricht, 53(3), 79-87.
Schwäbischer Turnerbund (2011). Rahmenlehrplan Kindersportschule. Schorndorf: Hofmann.
Trainingsmonitoring im Leistungssport Schwimmen unter besonderer
Berücksichtigung der Erholung am Beispiel eines Trainingslagers
Robert Collette1, Mark Pfeiffer1, Ferrauti, A.2, Kellmann, M.2, Meyer, T.3
1)
Johannes Gutenberg-Universität
Saarlandes
Mainz,
2)
Ruhr-Universität
Bochum,
3)
Universität
des
Einleitung
Die Grenzwertigkeit der Trainingsbelastung am Limit der individuellen
Adaptationskapazität, ist ein Grundproblem im Leistungssport Schwimmen.
Trainingslager (TL) führen durch eine Erhöhung der Trainingsbelastung und sozial
induziertem Stress zu einer Beeinflussung der Erholung-Stress-Balance der Athleten
(Foster, Snyder & Welsh, 1999). Zur Vermeidung eines Missverhältnisses zwischen
Belastung und Belastbarkeit nimmt daher die Erholung eine Schlüsselfunktion ein. Mit
der Acute Recovery Stress Scale (ASSR) steht erstmals ein psychometrisches
Verfahren
zur
(täglichen)
Erfassung
des
akuten
Erholungsund
Beanspruchungszustandes zur Verfügung (Hitzschke et al., 2013).
Methode
Über drei Trainingsphasen (TP) von je 16 Tagen, vor TL (vTL), während TL und nach
TL (nTL), wurde jede von 5 Leistungsschwimmerinnen (21±2,76 Jahre; 1,72±0,05 m;
60,1±6,45 kg; 13,6±0,8 TE/Woche) jede TE dokumentiert. Für die Quantifizierung der
individuellen Trainingsbelastung (TB) wurden die Trainingsumfänge (km) mit einem
Gewichtungsfaktor entsprechend der jeweiligen Belastungszone multipliziert und die
individuelle Trainingsbeanspruchung über den Session-RPE (SRPE) bestimmt. Die TP
wurden in Bezug auf die Parameter Umfang, Intensität, TB und SRPE anhand
einfaktorieller ANOVA und Bonferroni Post-Hoc-Tests auf Unterschiede untersucht. Zur
akuten Erholungsmessung wurde von den Athleten (S1-5) täglich die ASSR erfasst und
die Wirkungszusammenhänge durch eine statistische Zeitreihenanalyse geschrieben.
Ergebnisse
Die Unterschiede zwischen vTL/TL sowie TL/nTL sind für die Parameter Umfang und
TB bei allen Athletinnen signifikant (p< ,005). Nur bei S2 ist der Unterschied vTL zu TL
für SRPE nicht signifikant (S1/S3/S4/S5 p< ,001). Bezüglich der Intensität ist nur bei S1
der Unterschied zwischen vTL/TL signifikant (p= ,023), ansonsten liegen hier keine
signifikanten Unterschiede vor.
Die TP vTL/nTL unterscheiden sich nicht signifikant. In den Dimensionen der ASSR ist
der Trend zu erkennen, dass sich die Erholungszustände von vTL zu TL deutlich
verschlechtern und von TL zu nTL wieder ansteigen. Im zeitlichen Verlauf und in den
Ausprägungen sind sowohl große interindividuelle als auch intraindividuelle
Unterschiede bzgl. der ASSR Dimensionen zu beobachten.
Diskussion
Das TL als belastungsintensive TP, lässt sich anhand der gesteigerten TB und SRPE
eindeutig identifizieren. Dabei erfolgt die Steigerung der TB bzw. SRPE eher über eine
Umfangs- und weniger über eine Intensitätssteigerung. Anhand der Erholungs-zustände
können deutlich die erhöhten TB eines TL aufgezeigt werden. Zu beobachten sind
dabei große individuelle Unterschiede einerseits in den Reaktionen auf die TB und
andererseits in der Dauer, die es nach dem TL dauert, um auf das vorherige
(Erholungs-)Niveau vTL zu kommen.
Literatur
Hitzschke, B., Kölling, S., Holst, T., Ferrauti, A., Meyer, T., Pfeiffer, M., & Kellmann, M. (2013).
Erste Validierung eines psychometrischen Akutmafles zur Erfassung von Erholung und
Beanspruchung. In O. Stoll, A. Lau, & S. Moczall (Eds.), Angewandte Sportpsychologie,
Abstractband zur 45. asp-Jahrestagung (p. 19). Hamburg: Czwalina.
Foster, C., Snyder, A., & Welsh, R. (1999). Monitoring of training, warm up, and performance in
athletes. In Lehmann, M., Foster, C., Gastmann, U, Keizer, H. & Steinacker, J. M. (Eds.),
Overload, performance incompetence, and regeneration in sport (pp. 43-51). New York, NY:
Plenum
Möglichkeiten und Grenzen des Vibrationstrainings im Trainings-alltag
bei Hochleistungsschwimmern
Vogel, Kerstin
Trainerin SG Essen
Problemstellung
In der Trainingswissenschaft ist das „Vibrationstraining“ seit ca. 30 Jahren bekannt und im
Fokus verschiedener Untersuchungen. Kaum reflektiert worden ist jedoch bisher seine
Nutzung als Trainingsmittel bei (Hoch-) Leistungssportlern. Die vorliegenden
Untersuchungen knüpfen hier an. Ausgehend von theoretischen Positionen und empirischen
Befunden zur Nutzung des „Vibrationstrainings“ wird die Beantwortung folgender
wissenschaftlicher Fragestellungen in den Mittelpunkt der Untersuchungen gerückt:
•
Kann ein Vibrationstraining auch bei Schwimmern auf höchstem Leistungsniveau zu
Verbesserungen im Kraftniveau führen?
•
Durch welche Parameter können Veränderungen in der Kraft aufgrund eines
Vibrationstrainings nachgewiesen werden?
•
Bestehen aufgrund der Nutzung eines Vibrationstrainings Unterschiede in der
Veränderung
der
Kraft
zwischen
Langstrecken-,
Mittelund
Kurzstreckenschwimmern?
In ihrer Gesamtheit hat diese empirische Untersuchung das Ziel, eine Trainingsempfehlung
für Schwimmtrainer zur Nutzung des Vibrationstrainings zu ermöglichen.
Methoden
Die
Stichprobe
der
empirischen
Untersuchungen
mit
quasiexperimentellen
Kleingruppencharakter umfasste 15 Schwimmer/ innen der SG Essen. Die Versuchsgruppe
(VG) bildeten 10 Probanden/innen (6 männliche, 4 weibliche Probanden), davon 3
Langstreckenschwimmer (LS) und 7 Mittelstreckler/ Sprinter (MS/S) auf hohem
internationalen Leistungsniveau, die ein in den Trainingsaufbau integriertes
„Vibrationstraining“ 2 Mal wöchentlich mit einer Dauer von 25 – 30 Minuten realisierte. Der
Untersuchungszeitraum betrug sechs Wochen (12 Einheiten). Als Kontrollgruppe (KG)
wurden 5 Probanden/innen in den Untersuchungszeitraum ohne „Vibrationstraining“
einbezogen.
Das Programm beruhte auf zwei statischen Grundübungen: „Kniebeuge“ und „beidarmiger
Stütz“, welche abwechselnd bei einer Frequenz von 30 HZ und einer Amplitude von 4mm
ausgeführt wurden. Die Belastungszeit und die Pause betrugen jeweils 30 Sekunden. Nach
jedem Satz Kniebeugen wurden jeweils 10 Sprünge aus der Hocke und nach dem Armstütz
jeweils 10 Liegestütze durchgeführt.
Die statischen Kniebeugen erfolgten abhängig von der individuellen Leistungsfähigkeit der
Probanden mit einem Zusatzgewicht (Hantelstange + Gewicht). Als Vibrationsplatte wurde
„Power Plate pro5 AIRdaptiveTM HP“ der Firma Power Plate am Institut für
Trainingswissenschaft und Sportinformatik der DSHS Köln genutzt.
Der Wirkungsnachweis erfolgte im Prä- Post-Test-Vergleich mittels eines an der MomentumKraftdiagnostik angelehnten Krafttest mit statischen und dynamischen Testteil an sechs
Geräten.
Ergebnisse
Das Vibrationstraining in der VG führte im Untersuchungszeitraum - trotz des sehr hohen
Ausgangsniveaus - zu signifikanten Veränderungen im Maximalkraftniveau, im Mittel betrug
der Anstieg 15% (272,15 N ± 22,67) in der vorderen Oberschenkelmuskulatur und 11%
(107,23 N ± 96,97) in der Brustmuskulatur.
Diskussion
Aus den Ergebnissen ist zu schließen, dass das Vibrationstraining auch bei
Hochleistungsschwimmern als ergänzendes Trainingsmittel zur Entwicklung der Kraft
genutzt werden kann. Innerhalb eines mit anderen Trainingsformen vergleichsweise kurzen
Trainingszeitraums und mit kurzen Trainingseinheiten (6 Wochen, insgesamt 12 Einheiten, á
30 Minuten) kann das Vibrationstraining mit seinen Ergebnissen als effiziente Methode
bezeichnet werden. Die Ergebnisse zeigen, die Vibrationen der Platte haben eine lokalbegrenzte Wirkung auf unmittelbar angesprochene Muskulatur. Im Abschlusstest weisen
hauptsächlich diejenigen Muskeln bzw. Muskelgruppen große Verbesserungen auf, die
durch gezielte Übungen auf der Vibrationsplatte trainiert wurden. Mit dem Vibrationstraining
können somit für den Vortrieb notwendige Muskeln oder Muskelgruppen gezielt trainiert
werden, womit sich zugleich aus trainingsmethodischer Sicht die Bearbeitung einer
weiterführenden Frage nach der Effizienz eines eher ganz- oder nur t eilkörperbezogenen
Vibrationstrainings ableitet. Ergänzend dazu zeigte sich auch, dass isometrische Übungen
beim Training vorrangig eine Steigerung der isometrische Kraftparameter bedingen.
Inwieweit sich dies auch auf die (von der Bewegungs-geschwindigkeit abhängigen)
dynamischen Parameter übertragen lässt, konnte bei dieser Untersuchung nicht
nachgewiesen werden. Die Entwicklung dieser Werte ist stark von der Ermüdung des
Sportlers abhängig. Dabei wirken sich die noch nicht abgeschlossenen
Adaptationsprozesse bei den Athleten am Ende der Studie negativ auf die Testwerte aus.
Deswegen erfordert diese Fragestellung den weiter zu führenden empirischen Nachweis.
Betrachtet man die Ergebnisse von Langstreckenschwimmern und Mittel- und
Kurzstreckenschwimmern im Vergleich, so lassen sich interessante Differenzen erkennen.
Bei den Probanden aus der Gruppe der Mittel- und Kurzstreckenschwimmer zeigten sehr
ähnlich Tendenzen. D. h. ihre Messwerte verbesserten sich signifikant. Bei der Gruppe der
Langstreckenschwimmer zeigten sich individuell sehr unterschiedliche Entwicklungen.
Einige dieser Athleten weisen enorme Steigerungen auf, bei anderen sanken die Werte
deutlich. Die Stichprobe ist allerdings zu klein, um daraus gesicherte Aussagen über die
Unterschiede bzgl. der Reaktion beider Gruppen auf das Vibrationstraining ableiten zu
können.
Literatur
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Muskeltraining. In: Leistungssport 5, S.38-43.
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spezifisches Schnellkrafttrainingsmittel in Sportspielen. In: Leistungssport 4, S.11-14.
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www.hans-farnleitner.at/wissen/Themen/Grundlagen/Muskelspindel.gif (zuletzt aufgerufen am
07.08.2010)
www.tgs-chemie.de/erbbed2.gif (zuletzt aufgerufen am 07.08.2010)
http://uk.powerplate.com/images/product_images /HP.jpg; (zuletzt aufgerufen am 07.08.2010)
Beschleunigungsmessung
Brustschwimmens
im
Schwimmen
am
Beispiel
des
André Engel1, Nina Schaffert1, Johannes Rosenmöller2 & Klaus Mattes1
1
Universität Hamburg, 2Humotion GmbH
Einleitung
Beschleunigungs-Zeit Verläufe (BZV) einzelner Schwimmzyklen liefern wertvolle
Informationen über die Effizienz des Vortriebs, deren Messung in der Trainingspraxis
gegenwärtig allerdings kaum erfolgt, da die Trainer nicht über die nötigen Messsysteme
verfügen. Mittels Dreiachsiger Beschleunigungssensoren können die Roll-, Drift- und
Tauchbewegungen des Sportlers erfasst und anschließend grafisch dargestellt werden. Im
Vergleich zur Videoanalyse ist der Zeitbedarf bei dieser Methode erheblich geringer
(Callaway, Cobb, Jones, 2009; Slawson, Justham, Conway, Le-Sage, West, 2011). Im
Beitrag werden erste Ergebnisse zur Beschleunigungsmessung im Brustschwimmen
dargestellt und deren Nutzung fürs Training erläutert.
Methode
Die BZV’s von zwei Brustschwimmern (internationales und nationales Niveau) wurden mit
einem Beschleunigungssensor (Abtastrate 400Hz) der Firma Humotion gemessen, der mit
Klettverschluss an der Badehose befestigt war, um eine zulässige Näherung an die
Bewegung des Körperschwerpunktes zu erreichen (Leblanc, Seifert, Tourney-Chollet,
Chollet, 2007). Gleichzeitig wurden Videoaufzeichnungen gemacht und später mit den
Daten synchronisiert. Die Sportler schwammen jeweils ca. 2x20 m in separierter
Armbewegung,
Beinbewegung
und
ganzer
Lage
in
unterschiedlichen
Geschwindigkeiten/Frequenzen.
Ergebnisse
Zwischen beiden Athleten lassen sich Unterschiede im BZV feststellen, die im Vergleich
zur Videoanalyse schnell zu erkennen sind. Somit können, mit Hilfe der
Videomesswertkopplung technische Mängel in der Bewegungsausführung exakt erkannt
und korrigiert werden.
Fazit
Mit Hilfe des gezielten Einsatzes des Beschleunigungssensors im Trainingsprozess kann
schnell und mit wenig Arbeitsaufwand ein Feedback über die ausgeführte Bewegung
gegeben werden. In Zukunft besteht die Aufgabe nun darin, die Technik im Training
systematisch einzusetzen und so die Bewegungseffizienz zu verbessern.
Literatur
A. Callaway, J. Cobb & I. Jones (2009). „A comparison of vido and accelerometer based approaches applied
to performance monitoring in swimming“, International Journal of Sports Science & Coaching, Vol.4, Nr.1, pp.
139-153
S. E. Slawson, L. M. Justham, P. P. Conway, T. Le-Sage, A. A. West (2012). „Characterizing the swimming
tumble turn using acceleration data“, Journal of Sports engineering and Technology, Vol.226, pp. 3-15
H. Leblanc, L. Seifert, C. Tourney-Chollet, D. Chollet (2007). „Intracyclic Distance per stroke phase, velocity
fluctuations and Acceleration Time Ratio of a breaststrokers hip: A comparison between Elite and Nonelite
Swimmers at different Race Paces“. International Journal of Sports Medicine, Vol.28, pp.140-147.
Vergleichende Betrachtung
Schwimmnationen
von
Trainingskonzepten
erfolgreicher
Mark Jayasundara
Trainer SG Mönchengladbach
Einleitung
Erfolgreiche Schwimmnationen wie z. B. die USA oder Australien bereiten sich auf
unterschiedlichste Art und Weise im Training auf internationale Schwimmwettbewerbe wie
die Olympischen Spiele oder Weltmeisterschaften vor. Das Training wird hierbei durch
unterschiedliche Philosophien bestimmt, die jedoch häufig zu gleichen Ergebnissen führen
können. Der einzelne Trainer oder die Trainerin hat hierbei in der Athleten-Trainer
Beziehung eine Schlüsselfunktion und muss für sich herausfinden, welche Philosophie er
seinem Konzept unterlegt und insbesondere in dem Wechselspiel der systematischen
Reizsetzung und Regeneration vertritt. Der Vortrag wendet sich vor allem diesem
zentralen Aspekt des Trainings zu, indem ausgewählte Inhalte des Trainings anderer
Schwimmnationen unter diesem Blickwinkel betrachtet und ausgewertet werden, um
Praktikern und Wissenschaftlern Anregung zu geben, das eigene Trainingskonzept, aber
auch die eines Verbandes kritisch zu hinterfragen.
Methode
Die Aussagen beruhen auf Trainingsdaten, die mit Hilfe der Datenanalyse aus
Trainingsdokumentationen, Aufzeichnungen von durchgeführten Trainingshospitationen
und Praktika sowie aus der Tätigkeit als Trainerassistent gewonnen wurden. Im Sinne der
untersuchten Stichprobe erfolgte die Auswertung von Trainingsdokumentationen und
Protokollaufzeichnungen von diversen Schwimmteams aus folgenden Nationen:
Australien/Frankreich/USA/Großbritannien.
Ergebnisse
Auffällig ist, dass andere Nationen in jüngeren Jahren häufiger trainieren und somit mehr
Zeit für das Techniktraining aufwenden. Unabhängig vom Leistungsniveau sollte der
regenerative Aspekt stets einbezogen werden. Nicht nur die Belastung, sondern die
Regeneration aus der Belastung ist entscheidend. Unterschiedliche Philosophien
bezüglich der Periodisierung scheinen ähnliche Ergebnisse bei konsequenter
Durchführung zu ergeben. Zudem ist die persönliche Beziehung zwischen Heimtrainer und
Sportler nicht zu vernachlässigen und damit besonders der Aspekt der Motivation. Jeder
Trainer sollte im Idealfall einen oder mehrere Mentoren haben. Der Austausch über
inhaltliche Aspekte und praxisrelevante Themen ist in anderen Nationen intensiver und
zeigt Nachholbedarf.
Fazit
Unter Berücksichtigung der Belastung und Erholung sind unterschiedliche
Herangehensweisen in der Lage, ähnliche Erfolge zu produzieren. Zu berücksichtigen ist
vor allem die motivationale Komponente, die Erzeugung von Selbstbewusstsein beim
Sportler, die variationsreiche Gestaltung des Trainings und die konsequente langfristige
Durchführung der Trainingsphilosophie.
Literatur
Roman Barnier: The Training of an olympic champion. Fina Gold Medal Swimming Coaches
Clinics, October 30, 2012, Moscow, Russia
Jayasundara, M. (2011). Australische Trainingskonzepte im Leistungsschwimmen – ein
Erfahrungsbericht. Schwimmen-Lernen und Optimieren, Bd. 32, DSTV, 64-73.
Paulus Wildeboer (2013). Land training coordination, strength, speed & more.
Conference,
May
7,
ASCTA
2013
Dropout im Schwimmen
Ilka Heilemann, Andreas Bieder
Institut für Vermittlungskompetenzen in den Sportarten. Deutsche Sporthochschule Köln
Einleitung
Ziel der Untersuchung war es die Drop-Out Quote für die Sportart Schwimmen zu
berechnen.
Methode
Für die Berechnung wurden die Jahresbestenlisten (Top 100, 50m-Bahn) der Jahrgänge
1993, 1994 und 1995 jeweils männlich und weiblich in den Jahren 2004-2013 analysiert.
Jeder Jahrgang wurde in der Altersspanne 11 bis 18 Jahren untersucht. Es wurden alle
Strecken mit Ausnahme von 200m Delfin, 400m Lagen, 800m sowie 1500m Freistiel
betrachtet. Die Stichprobenanzahl beläuft sich auf 3855 Schwimmerinnen und Schwimmer
(männlich n = 1862, weiblich n = 1993).
Ergebnisse
Es bestehen keine statistisch signifikanten Unterschiede der Drop-Out Quoten zwischen
den Jahrgängen und den Schwimmarten (beides getestet mit Varianzanalyse, p<0,05).
Ebenso finden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern
(ungepaarter T-Test, p<0,05). 31,8% ± 6,5 der 11-Jährigen Schwimmer aller betrachteten
Strecken sind im Alter von 18 Jahren noch in mindestens einer Strecke unter den Top 100
der Jahresbestenliste platziert. Über zwei Drittel der Schwimmer, unabhängig von
Jahrgang und Geschlecht, fallen aus der Wertung heraus.
Fazit
Die Ergebnisse werden mit Daten aus den USA [1] und einer Studie zum Drop-Out
im deutschen Fußball [2] verglichen. Diskutiert werden Aspekte der Talenterkennung und –
förderung in Nachwuchsleistungssport Schwimmen in Deutschland [3], [4].
Literatur:
[1] G. Sokolovas, “ANALYSIS OF USA SWIMMING’S ALL-TIME TOP 100 TIMES.”
[Online].
Available:
http://www.fade.up.pt/rpcd/_arquivo/artigos_soltos/vol.6_supl.2/05.training.pdf. [Accessed:
10-Dec-2013].
[2] A. Güllich, “Selection, de-selection and progression in German football talent
promotion.,” Eur. J. Sport Sci., vol. 00, no. 00, pp. 1–8, Nov. 2013.
[3] A. Hoffmann, A. Pfützner, D. Büsch, I. Seidel, B. Wolfarth, J. Wulff, and K. Henschel,
“Leipziger Positionen zum Nachwuchsleistungssport in Deutschland,” 2013.
[4] K. Rudolph, H. Wiedner, A. Jedamsky, O. Spahl, and W. Döttling,
“Nachwuchskonzeption
im
Schwimmen,”
2006.
[Online].
Available:
http://www.dsv.de/fileadmin/dsv/documents/ schwimmen/2007nachwuchs.pdf. [Accessed:
10-Dec-2013].
„Anmerkungen zum Grundlagentraining unter besonderer Beachtung des
Überganges in das Aufbautraining und der Wahrung eines langfristigen
Leistungsaufbaues“ - „Eine Meinung / Erfahrungsbericht“
Rainer Abresch
Trainer LSP Schwimmen Leipzig
Inhaltangabe
Der Beitrag ordnet sich ein in die durch den DSV-Bundescheftrainer Henning Lambertz
ausgelöste Diskussion um die Anhebung der Trainingsumfänge und die Förderung der
Vielseitigkeit in den schwimmerischen Fähigkeiten und Fertigkeiten im Bereich des
Nachwuchstrainings. Der Focus der Betrachtungen richtet sich hierbei insbesondere auf das
Grundlagen- mit Übergang in das Aufbautraining Schwimmen. Ziel der Untersuchung war es
die Drop-Out Quote für die Sportart Schwimmen zu berechnen. Den empirischen
Hintergrund bildet dafür der langjährige Erfahrungsschatz aus der aktuellen Trainertätigkeit im
Grundlagentraining sowie aus der Tätigkeit als Trainer im Nachwuchstraining Schwimmen der
DDR. Einbezogen werden in die Betrachtungen Daten aus einer eigenen Dokumentation von
Trainingskennziffern und Entwicklungsverläufen betreuter Sportler. Folgende Aspekte werden in
den Mittelpunkt der Ausführungen gestellt:
Trainingskennziffern
„km/h : GA-Entwicklung : Technikentwicklung“
•
Notwendige Jahreskilometer und Stundenschnitte unter den Gesichtspunkten der Technikund GA-Entwicklung
Wettkampfsystem
„Wettkämpfe als Steuerungs- und Motivationssystem“
•
WK- Inhalte und WK- Durchführung
Fähigkeits- / Fertigkeitsentwicklung
„Die Stellung der koordinativen Fähigkeiten“
•
•
•
Konsequenzen für das Athletiktraining
Konsequenzen für den LVT
Konsequenzen für das Wassertraining
Fähigkeits- / Fertigkeitsentwicklung
„Die Stellung der Schwimm-Beinarbeit“
•
Verlauf/Anteile im langfristigen Leistungsaufbau
Kaderpyramide
„Sicherung der Entwicklung von jahrgangsjungen Kindern “
•
Konsequenzen für das Ausbildungs- und Fördersystem
Die Zusammenhänge der
spezifischen Kraft- und
Leistungsdiagnostik im DSV
Schwimmgeschwindigkeiten in den
Schnelligkeitstests der
komplexen
Klaas Fokken
Deutsche Sporthochschule Köln / Trainer am Bundesstützpunkt Schwimmen in Essen
Einleitung
Die komplexe Leistungsdiagnostik (KLD) wird 2 -3 mal pro Jahr für die A-/B- und CKader-Athleten des DSV durchgeführt. Durch die Erfassung möglichst vieler
Leistungskomponenten soll dabei ein möglichst umfassendes Bild der aktuellen
Leistungsfähigkeit des Sportlers erstellt werden. So soll es möglich gemacht werden,
Zusammenhänge aufzuzeigen und entsprechende Folgerungen für das weitere
Training abzuleiten. Ein Teil der KLD stellt dabei die spezifische Kraft- und
Schnelligkeitsdiagnostik dar. Die Zusammenhänge zwischen den Schwimmleistungen
mit und ohne Zusatzlast scheinen dabei recht eindeutig. Einige Autoren (bspw. Clarys
1988; Costill et al. 1983; Johnson et al. 1993; Hopper 1982; Stichert 1991) wiesen
zum Teil deutliche Korrelationen zwischen den Leistungen im semi-tethered-swimming
und den des freien Schwimmens nach. Dabei fällt aber auf, dass all diese Tests im
Freistilschwimmen gemacht wurden. In der KLD des DSV werden aber alle
Schwimmarten (je nach Hauptschwimmart des entsprechenden Athleten) abgetestet
und bewertet. Ziel dieser Arbeit war es, die Zusammenhänge auch für die anderen
Schwimmarten (Schmetterling, Brust und Rücken) anhand der Daten aus der KLD zu
untersuchen.
Methode
Es wurden die Daten der KLD am Diagnosestützpunkt in Hamburg (OSP
Hamburg/Schleswig- Holstein) im Zeitraum von 1996 bis 2010 ausgewertet. Die Athleten
(A-/B-/C-Kader des DSV) führten in der KLD einen 11,5m - Sprint am
Schwimmwiderstandsgerät (SWG) mit einer Zusatzlast von 3 kg (w) bzw. 4 kg (m) in
ihrer Hauptschwimmart durch. Danach führten sie noch einen Sprint ohne Zusatzlast,
ebenfalls in der Hauptschwimmart, über 10m durch. Die erreichten Schwimmzeiten (und
resultierend daraus die mittlere Schwimmgeschwindigkeit) sowie die bei der Realisierung
der Schwimmleistung genutzten Bewegungsfrequenzen wurden dokumentiert. Pro Athlet
wurde ein Wertepaar aus den erreichten Schwimmgeschwindigkeiten in den oben
genannten Tests (bei mehrfacher Teilnahme an der KLD wurde das mit der höchsten
Schwimmgeschwindigkeit im Sprint ohne Zusatzlast ausgewählt) in die Berechnung des
Pearson´schen Produkt-Moment- Korrelationskoeffizienten einbezogen. Die Berechnung
wurde getrennt für weiblich und männlich in jeder Schwimmart durchgeführt.
Ergebnisse
Für die männlichen Athleten konnten in allen Schwimmarten signifikante Korrelationen
zwischen den Schwimmgeschwindigkeiten im Schwimmen mit und ohne Zusatzlast
nachgewiesen werden (Schmetterling 0,66** (n=18), Rücken 0,67* (n=11), Brust
0,67** (n=16), Freistil 0,47** (n=46)). Im Gegensatz dazu stehen die Ergebnisse der
weiblichen Athleten. Hier konnte lediglich für das Freistilschwimmen ein signifikanter
Zusammenhang (0,52** (n=36)) nachweisen lassen. Die Ergebnisse im Schmetterling-,
Rücken- und Brustschwimmen waren dagegen nicht signifikant.
Fazit
Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass die Zusammenhänge zwischen den
Leistungen im Sprint mit und ohne Zusatzlast stärker als bisher vorgenommen unter
geschlechts- und schwimmartspezifischen Gesichtspunkten betrachtet werden müssen.
Die nachgewiesenen Korrelationen sind allgemein niedriger als die der oben genannten
Autoren. Dazu kommt, dass im weiblichen Bereich, mit Ausnahme des
Freistilschwimmens, keine Zusammenhänge nachgewiesen werden konnten. Diskutiert
werden müssen daher die geschlechtsspezifisch unterschiedliche Bedeutung des
Fähigkeitsbereichs Kraft auf die Schwimmgeschwindigkeit, der Einfluss von
anthropometrischen Unterschieden zwischen Männern und Frauen auf die Ergebnisse
am SWG, die schwimmartspezifischen Unterschiede in der Antriebsgestaltung und der
intrazyklischen Geschwindigkeitsprofile sowie deren Veränderung beim Schwimmen mit
Zusatzlast. Zudem sind das hohe Leistungsniveau der getesteten Sportler und der
daraus resultierenden geringere Einfluss einzelner Leistungskomponenten auf die
Schwimmleistung zu diskutieren.
Literatur:
Carl, D. L., Leslie, N., Dickerson, T., Griffin, B., & Marksteiner, A. (2010). Bench press and Leg press and
its relationship with in-water force and swimming performance when measured in male and female agegroup swimmers. In P. L. Kjendlie, R. K. Stallman, & J. Cabri (Eds.), Biomechanics and Medicine in
Swimming XI. Proceedings of the XIth International Symposium for Biomechanics and Medicine in
Swimming, Oslo, 16th -19th June 2010 (S. 247–248). Oslo: Nordbergtrykk.
Clarys, J. P. (1988). The brussels swimming EMG project. In B. Ungerechts, K., Wilke, & K. Reischle
(Eds.), Swimming science V (S. 157–172). Champaign: Human kinetics Publishers, Inc.
Costill, D. L., King, D. S., Holdren, A., & Hargreaves, M. (1983). Sprint speed vs. swimming power.
Swimming technique, (May-July), 20–22.
Hopper, R. T. (1982). Measurement of Power delivered to an external weight. In A. P. Hollander, P. A.
Huijing, & G. de Groot (Eds.), International series on sport science: Vol. 14. Biomechanics and Medicine in
Swimming. Proceedings of the forth international symposium of Biomechanics in swimming and the fifth
international congress on swimming medicine (S. 113–119). Illinois: Human kinetics Publishers, Inc.
Johnson, R. E., Sharp, R. L., & Hedrick, C. E. (1993). Relationship of swimming power and dryland power
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Leopold, W. (2000). Zum Anliegen der Leistungsdiagnostik im DSV. In W. Freitag (Ed.), Schwimmen –
lernen und optimieren (S. 7–13).
Maglischo, E. W. (2003). Swimming fastest. Champaign: Human kinetics Publishers, Inc. Malzahn, K. D., &
Wünsch, D. (1982). Zur bewegungstechnischen Wertigkeit von ausgewählten Trainingsmitteln und geräten in den Sportschwimmarten. Theorie und Praxis Leistungssport, 20(4), 119–132.
Platzer, H. P., Raschner, C., & Patterson, C. (2009). Beziehung zwischen sportmotorischen Parametern
und der Leistung beim Freistilschwimmen. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 60(10), 321–326.
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Spikermann, M. (2000). Diagnostik konditioneller Fähigkeiten. In W. Freitag (Ed.), Schwimmen – lernen
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Stichert, K. H. (1991). Zum Training am Kraftmessplatz und am Schwimmwiderstandsgerät. In W. Freitag &
Deutsche Schwimmtrainer- Vereinigung e.V. (Eds.), Schwimmen - lernen und optimieren (S. 108–128).
Mainz.
Wirtz, W. (1996). Apparative Entwicklung und Anwendung eines dreidimensionalen kinematischen
Verfahrens im Kraulsprint. Berichte aus der Sportwissenschaft. Aachen: Shaker-Verlag.