CANTICUM NOVUM

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CANTICUM NOVUM
CANT ICUM
NOVUM
B U LLE T I N D E LI A I S O N D E L ‘ U N I O N S A I N T P I E X
4/2012
w w w. p i u s v e r b a n d . l u
C O M I TE C E N T R A L
D E L ‘ U N I O N S A IN T P IE X
( 2 01 2 -20 1 6 )
PRESIDENT
ALBERT BRAUCH
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L-7640 CHRISTNACH • 10A, FI ELSERSTRO O SS
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UNION SAINT PIE X
Fédération Nationale des Chorales d’Eglise de l’Archidiocèse de Luxembourg
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L‘Union Saint Pie X bénéficie du soutien financier du Ministère de la Culture.
CANTICUM NOVUM
Bulletin trimestriel de l‘Union Saint Pie X
Tirage: 2500 exemplaires
Le bulletin est distribué gratuitement aux
chorales de l’Archidiocèse de Luxembourg affiliées à l’Union Saint Pie X.
Abonnement pour les non-membres: 7 € par an
Les articles signés reflètent l’opinion de l’auteur.
L’Union Saint Pie X n’y est nullement engagée.
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REDACTEUR DU CANTICUM NOVUM
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SOM M AIRE
Die schönste Zeit des Jahres
3
Die Kirchenchöre feierten ihre Schutzpatronin
4
Diskussion mit der Basis
6
Agenda
8
Feierstunde im Bischofshaus
9
Ils ont rejoint les choeurs célestes
10
Wo sich Kunst und Architektur begegnen
11
Atelier de chant liturgique
13
Le travail d’un texte chanté
14
Johannes Ciconia
16
Entschleunigung
19
ALPHO NSE BO CK
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Couverture:
Vitrail Sainte-Cécile, Gustave Zanter 1952, Eglise de Machtum
Photo: Stiftung Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V.
E DI T OR I A L
Die schönste Zeit des Jahres
Das Jahr bietet uns viele Gelegenheiten zum Feiern, zum Freuen: Da
ist der eigene Geburtstag, da ist Sylvester, da sind zahlreiche kirchliche
Feiertage und natürlich private Ereignisse, die jeder von uns auf individuelle Weise festlich und fröhlich
begehen möchte. Nichts von all dem
kommt jedoch dem Weihnachtsfest
gleich.
Sicherlich gibt es für Jeden viele unterschiedliche Dinge, Erinnerungen,
Empfindungen, die dieses wunderschöne Bild von Weihnachten zeichnen, das wir alle gerne Jahr für Jahr
in der kalten Jahreszeit vor unseren
Augen aufleben lassen. Weihnachten ist immer ein Stück Kindheit: Man
denkt gerne zurück an den Duft beim
Plätzchenbacken, an die Stunden
der Erwartung vor der Bescherung,
an schneebedeckte Dächer auf dem
Weg zur Mitternachtsmesse….. Es gibt
noch viele andere Details, die aus der
Kindheit in Erinnerung geblieben sind,
und jedes Jahr an Weihnachten neu
aufleben.
Am 25. Dezember feiern wir die Geburt Jesu Christi, obwohl weder der
Geburtstag noch das Geburtsjahr des
Gottessohnes eindeutig belegt sind.
Man sollte davon ausgehen, dass die
Geburt Christi ans Jahresende gelegt
wurde, weil sich bereits viele Feste
heidnischer Kulturen um die Wintersonnenwende gruppierten. Obwohl
es immer wieder Bestrebungen gab,
Christi Geburt am 25. Dezember zu
feiern, konnte erst Papst Liberius im
Jahr 354 diesen Beschluss endgültig
durchsetzen. Dieser Geburtstag wurde
813 durch die Mainzer Synode zu einem allgemeinen Feiertag.
Wie viel sich von uralten Bräuchen
in unserem Weihnachtsfest erhalten
hat, zeigt beispielsweise das Schenken: Die Germanen bedachten sich
beim Fest zur Wintersonnenwende
mit Gaben, und auch im alten Rom
beschenkte man sich zum Neujahrsfest. Die Bescherung findet in manchen Ländern an Heiligabend statt, in
andern überreicht man sich am ersten Weihnachtstag die Präsente. Das
Schenken zu Weihnachten ist ein sinnvolles Zeichen: Geben soll verstanden
werden als Ausdruck der Liebe. Zu den
typischen Weihnachtsessen in vielen
Ländern gehört der Gänsebraten mit
Rotkraut oder mit Grünkohl. In den
USA gibt es statt der Gans den Truthahn, in England den Puter. Fleisch ist
vielerorts am Heiligabend verpönt. In
manchen Gegenden wird erst nach der
Mitternachtsmesse gespeist.
Der Konsumrausch, der sich in heutiger Zeit überall ausgebreitet hat, ist
dagegen ein ganz junges Phänomen
und ein anderes Thema – so großzügiges Schenken und reichliches Essen
war in früheren Jahrhunderten lediglich beim Adel und beim reichen Bürgertum möglich.
Auch das Singen von Weihnachtsliedern ist für viele Menschen ein fester
Bestandteil der Weihnachtszeit. Weihnachtslieder stammen ursprünglich
aus der kirchlichen Liturgie. Ein entscheidender Anstoß zur allgemeinen
Verbreitung des Liedguts in der Bevölkerung erfolgte durch Martin Luther.
Das Weihnachtssymbol schlechthin ist
der Christbaum mit seinen immergrünen Nadeln. Zusammen mit dem Kerzenlicht wird der Baum zum Sinnbild
der Hoffnung und des Lebens.
Wir denken in diesen Tagen nicht nur
daran, wie viel Freude und Genuss
uns der Heiligabend bringt, wir denken
auch an die Armen und Entrechteten
dieser Erde. Ob wir nun Christen, Juden, Muslime, Atheisten oder Anhänger anderer Glaubensrichtungen sind,
sollte hier irrelevant sein. Wir sollten
an die eigentliche Botschaft von Weihnachten denken, an Nächstenliebe,
Solidarität und Frieden.
Am Ende des Jahres 2012 möchte ich
allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
danken, die durch konstruktive und
vertrauensvolle Zusammenarbeit zum
Wohl des Piusverbandes beigetragen
haben. Ich wünsche allen Sängerinnen
und Sängern frohe und besinnliche
Festtage, Zeit zur Entspannung sowie
Gesundheit, Glück und Erfolg für das
Neue Jahr 2013.
Albert BRAUCH
Präsident des Piusverbandes
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ZU EH R EN D ER H L. CA ECILIA
Die Kirchenchöre feierten ihre
Schutzpatronin
Am 22. November war das Fest
der Hl. Cäcilia, der Schutzpatronin
der Kirchenmusik. Wie die Legende erzählt, starb Cäcilia in einer
Christenverfolgung etwa im Jahre
230, nachdem sie ihren Bräutigam
und dessen Bruder zu Christus bekehrt hatte. Da der Henker den Todesstreich gegen sie zu schwach
geführt hatte, blieb sie noch mehrere Tage mit tiefer Wunde in ihrem
Hause liegen, durch die Gebärde
ihrer Hand ihren unbesiegbaren
Glauben bezeugend. So wurde sie
begraben und so fand man sie unversehrt wieder, als im Jahre 1599
ihr Sarkophag geöffnet wurde.
Sie ist eine der meist verehrten Heiligen aus der Frühzeit der Kirche.
Wieso Sankt Cäcilia zur Patronin von
Musik und Gesang wurde, sagt uns
die Legende nicht, aber Maler und
Bildhauer haben sie seit jeher mit den
verschiedensten Musikinstrumenten
dargestellt. Grund genug für Sänger
und Musikanten, sie als ihre Patronin
zu feiern, aber auch Grund genug,
einmal im Jahr die Aufmerksamkeit
auf alle Sänger und Musikanten zu
lenken, und ihnen für all die schönen
Stunden zu danken, die sie durch Gesang und Musik hervorgezaubert haben. Ob beruflich oder aus Hobby zum
Feierabend, Musik machen ist eine
der schönsten Tätigkeiten überhaupt,
eine Kunst jedoch, die viel Disziplin,
Einfühlungsvermögen und Gemeinschaftsgeist erfordert.
4
CANTICUM NOVUM 4/2012
Besonders was unsere Kirchensängerinnen und -sänger betrifft, kann
man nur staunen, wie viele sich trotz
Fernsehen und unzähligen anderen
Unterhaltungsmöglichkeiten bereit finden, Noten zu studieren, Proben zu
besuchen und bei kirchlichen Auftritten, beziehungsweise weltlichen Gelegenheiten, die privaten Interessen
zurückzustellen, um Andern die Feste
zu verschönern.
Wer sich das Singen zum Hobby ausgesucht hat und sich nicht mit dem
Abhören von CDs begnügt, sondern
sein Instrument, seine Stimme, von
Grund auf aufbauen und formen will,
muss während Jahren einen Teil seiner Freizeit in der Musikschule oder
im Musikkonservatorium verbringen.
Es gibt trotzdem viele, die diese Mühe
nicht scheuen, weil sie aktiv mit dabei
sein wollen.
Unsere Kirchenchöre verzichten, mit
Ausnahmen, auf übertriebene Strapazen oder den Stress eines Wettbewerbs. Ihnen genügt das Singen zu ihrer eigenen Freude, zur Unterhaltung
ihrer Mitmenschen, zur Mitgestaltung
der Liturgie und zur Verschönerung
anderer örtlichen Feste. Viele von ihnen haben dennoch ein beachtliches
Niveau erreicht und Konzerte im Inund Ausland gehören zur regelmäßigen Aktivität.
Mit Genugtuung konnten wir auch dieses Jahr wiederum feststellen, dass
der Cäcilientag traditionsgemäß für
das ganze Land zu unserem Ehrentag
wurde und ein Bekenntnis zur Musik
(im weitesten Sinne des Wortes) darstellte. Entsprechend trägt das Cäcilienfest zu einer größeren Solidarität
zwischen allen Musikschaffenden Luxemburgs bei. Das Cäcilienfest gab
uns aber auch beste Gelegenheit, unseren Dank an alle Institutionen und
Bürger zu richten, die im Laufe des
vergangenen Jahres auf würdige Art
und Weise die einheimischen Kirchenchöre zu unterstützen wussten.
Gerade als Kirchenmusiker möchten
wir darauf hinweisen, dass die Luxemburger Kultur zum Teil auch von dem
aktiven Dienst der in den Vereinen tätigen Kirchenmusiker lebt. Diese sind
in der Tat der beste Mitgarant, dass
über das Jahr 2012 hinaus das Wort
„Kultur“ in unserem Land auch weiterhin „groß“ geschrieben wird.
Eine spürbare Bewegung wie die von
(Kirchen)musik und -gesang in den
Dörfern und Städten Luxemburgs
kann zukünftig nur bestehen bleiben,
wenn sich weiterhin noch junge Menschen, Frauen und Männer finden lassen, die bereit sind, den lokalen Vereinen beizutreten, in den Vorständen
Verantwortung zu übernehmen und
sich insbesondere auch der Leitung
der Gesangensembles zu widmen.
Darum richten wir in diesem Gruß an
die Kirchenmusikschaffenden, an alle
Bürgerinnen und Bürger des Landes
einen eindringlichen Appell zur Mitarbeit.
-sänger hinaus die Frage gestellt sein
nach der zukünftigen Entwicklung von
Kirchenmusik und -gesang in Luxemburg.
Der Zentralvorstand
des Piusverbandes
So darf über den diesjährigen Ehrentag unserer Kirchenmusiker und
L’Union Saint Pie X en collaboration avec l’INECC et le Service de la
Pastorale de l’Archidiocèse de Luxembourg invite à une session de
chant liturgique animée par le
Père André Gouzes de l’Abbaye de Sylvanès
Célébrer la foi dans l’esprit du Concile Vatican II
Apprentissage de la « Liturgie chorale du peuple de Dieu » composée
par le Père Gouzes.
Mise en œuvre de ce répertoire à travers les célébrations (messe,
vêpres).
Formation musicale (apprentissage du chant polyphonique et pose de
la voix) et spirituelle (expérience de la prière liturgique, écoute des
commentaires des textes chantés et célébration des offices).
Programme
Samedi 16 mars 2013
Accueil
09:00
Mot de bienvenue par le Père Evêque
Jean-Claude Hollerich s.j.
1re séance.
09:30 – 12:30
Pause-café
10:45 – 11:15
Déjeuner
12:30
2e séance
14:15 – 17:15
Pause-café
15:45 – 16:15
Dimanche 17
1re séance
Messe
Déjeuner
2e séance
Vêpres
mars 2013
09:00 – 10:30
11:00 Eglise du Sacré Cœur
12:30
14:30 – 16:45
17:00 Eglise des Franciscaines
Il est indispensable d’avoir un Dominical-année C
par personne pour participer à cette session.
Quelques chambres sont disponibles chez les
Franciscaines.
Intervenants: André Gouzes et Camille Kerger
Lieu: Soeurs Franciscaines, 50 avenue Gaston
Diderich, Luxembourg/Belair
INSCRIPTIONS : www.piusverband.lu
ou tél : +352 26 20 18 99,
ou renvoi de la carte réponse.
Pour tout renseignement supplémentaire,
veuillez vous adresser au secrétariat de
l’Union Saint-Pie X (09:00 – 12:00 h)
Tél. +352 26 20 18 99 / Fax +352 26201898
mail: [email protected]
ou à Marie-Anne Werner Tél. +352 47 18 43
mail: [email protected]
Frais de participation : 20 €, à virer lors de
l’inscription au compte:
IBAN LU97 1111 0404 8637 0000
BIC CCPLLULL
Inscriptions avant le 8 mars 2013
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R EGIO N A LV ER SA M M LU N GEN 2 012
Diskussion mit der Basis
Diese kleine Kartierung zeigt, welche Chöre
an den fünf Versammlungsorten vertreten
waren.
Die Mitglieder des Zentralvorstandes, um Präsident Albert Brauch, suchten auch dieses Jahr das
intensive Gespräch mit den Mitgliedsvereinen. Foto: Laurent Willkomm
6
Anfang Oktober waren die Vertreter
der Mitgliedsvereine des Piusverbandes zu den Regionalversammlungen eingeladen, die für die fünf
Pastoralregionen in Wiltz, Feulen,
Steinheim, Monnerich bzw. Aspelt
stattfanden.
Chorleiterausbildung.
Nach der Begrüßung durch den jeweiligen Vorsitzenden des lokalen Chores
ging Albert Brauch, Vorsitzender des
Piusverbandes, auf die Hauptsorgen
der Luxemburger Kirchenchöre ein: es
mangelt nicht nur an Geistlichen, sondern ebenso an Chorleitern, Organisten und Sängern, so dass der Nachwuchsmangel manchen Chor in seiner
Existenz bedroht. Angesprochen wurde u.a. die Förderung von Kinder- und
Jugendchören, die Repertoiregestaltung, das Interesse an Projektchören, aber auch die Notwendigkeit der
verstärkten nachbarschaftlichen Zusammenarbeit und die Wichtigkeit der
In den fünf Versammlungen entwickelten sich anregende Gespräche
zwischen Vorstand, Delegierten und
Chormitgliedern; viele Facetten der
aktuellen Lage wurden hervorgehoben, viele Ideen diskutiert. Der Stein
der Weisen, der alle Einsicht verschafft
und alle Probleme löst, wurde aber
auch hier wohl nicht gefunden.
CANTICUM NOVUM 4/2012
Da man in diesem Jahr auf ein Fachreferat verzichtet hatte, konnten einige
Vorstandsmiglieder die verschiedenen
Seiten der Verbandsarbeit in den letzten Monaten und die laufenden Projekte vorstellen.
Nicht vorenthalten möchten wir Ihnen
den originellen Redebeitrag von Pfarrer Luc Schreiner (Rosport) bei der Regionalversammlung der Region Osten
in Steinheim.
Laurent WILLKOMM
Léif Éiregäscht, awer virun allem léif
Sängerinnen a Sänger:
Als Duerfpaschtouer vun hei a
vum ganze Parverband Ënnersauer
freeën ech mech, datt Dir all hei sitt.
Do ass ee ronne Gebuertsdag oder
besser e Jubiläum, wat bal vergiess
gi wier; et läit mir um Häerz, drunn ze
erënneren, well dëst Jubiläum geet
ons all un. Ech si sécher, Dir, léif Sängerinnen a Sänger, wësst, u wat ech
do denken. Net méi spéit ewéi leschte
Freideg wor de Jubiläumsdatum, de 5.
Oktober 1962 wor et: deen éischten
James Bond koum an d‘Kinoën, den
Dr. No oder op däitsch „James Bond
jagt Dr. No.“
Wéivill Sängerinnen sinn zënterhier
Sonndeg fir Sonndeg op den Duxall
komm an der Hoffnung, op der Juegd
no feindleche Spiounen géif de Sean
Connery, de Roger Moore oder de Pierce Brosnan vum Priedegstull gesprong
kommen a flang bei si an de Gesang.
A wann et dann neess net de Fall wor,
hat de Paschtouer missen an der Priedegt di richteg Wieder fannen, fir si ze
tréischten. Wéivill Sänger hunn zënter-
hier gehofft, d‘Tina Turner géif aus dem
Nouteschaf klammen an d‘Lidd vum
Golden Eye sangen. Ma wéi dack ass
et am Nouteschaf sëtze bliwwen, well
et weess: Wien um Duxall während der
Mass schwätzt, gëtt erschoss. Duerfir
huet et sech net getraut.
An trotzdem: Dir sitt trei, trei um Duxall.
Léif Sängerinnen a Sänger, och wann
ech dat elo a vill Humor agepaakt
hunn, mengen ech et awer eescht:
duerfir gëllt Iech e grousse Merci. A well
ee sech mat engem Merci awer näischt
kafe kann, dofir soen ech als Geeschtlechen Iech „Vergelt‘s Gott.“ „Vergelt‘s
Gott“ fir d‘Sangen, d‘Musizéieren an
onse Kierchen, „Vergelt‘s Gott“ fir
d‘Arbecht an de Prouwen. An haut, wou
d‘kierchlech Strukturen an onse Landregiounen jo leider ëmmer méi grouss
an ausgedehnt ginn, sinn et jo ganz
dack d‘Gesangveräiner, déi um lokale
Plang grad déi kleng Gemeinschafte
lieweg halen. Op muenchen Dierfer
ass et jo leider esou: wann de Gesang
net do ass, da sinn der net méi vill do.
Och dat muss gesot ginn, an dofir Iech
e grousse „Vergelt‘s Gott“.
Allerdéngs, mat deem Zweete Vatikanesche Konzil, dat ass wéi mat de
Spionageaffären, déi den James Bond
ze léisen huet: do gëtt vill driwwer geschwat, ma em wat et wierklech geet,
dat schéngt streng geheim gehalen.
Mais, léif Leit, wéi den James Bond,
konnt ech mir di Dokumenter ënnert den Nol räissen, www.vatican.
va mecht et méiglech. Ma verklaapt
mech net – net, datt ech als Verräter
geriicht ginn: ech verroden Iech, wat
di Bëscheef mam Poopst deemols
zesumme gesot hunn. D‘Konzil – Dir
wësst et vläicht – et ass di héchste
Léiermeenung an der Kierch. Kucke
mir d‘Liturgiekonstitutioun „Sacrosanctum Concilium“. An do gëtt et e ganz
eegent Kapitel: dat sechst. Titel: Die
Kirchenmusik.
„112. Die überlieferte Musik der Gesamtkirche stellt einen Reichtum von
unschätzbarem Wert dar, ausgezeichnet unter allen übrigen künstlerischen
Ausdrucksformen vor allem deshalb,
weil sie als der mit dem Wort verbundene gottesdienstliche Gesang einen
notwendigen und integrierenden Bestandteil der feierlichen Liturgie ausmacht. (...)
Ma Dir wësst: d‘Sänger vu Rued - soss
gesinn ech elo keng vun ähnlechen
Uertschaften heibannen – kënnen dovunner e Lidd sangen, well si kenne se:
d‘Eisebunnsbarrière an dat Schëld dobäi „Un train peut en cacher un autre.“
Genau esou ass et och mat de Jubiläen. Kuerz nom éischten James Bond
huet an enger geheimnisumwitterter
Géigend an deem klengste Staat vun
der Welt, am Vatikan, en anert grousst
Kapitel an der Kierchegeschicht ugefaang: Ufank vum Zweete Vatikanesche Konzil. Mat deem Jubiläum invitéiert ons onse Poopst Benedikt jo zu
engem Glawensjoer. E Joer, wou den
Niwwel nees gelëft gëtt, mir Chrëschten ons nei vergewësseren, wat mir eigentlech gleewen, wou mir – wéi den
James Bond mat deene flotte Fraen –
nei Loscht um Härgott a senger Kierch
kréien, an datt mir dann Christkinnekssonndeg 2013 mat neier Begeeschterung sangen: „Credo in unum Deum.“
Impressionen aus den Regionalversammlungen.
Fotos: Laurent Willkomm
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113. Ihre vornehmste Form nimmt die
liturgische Handlung an, wenn der
Gottesdienst feierlich mit Gesang gehalten wird und dabei Leviten mitwirken und das Volk tätig teilnimmt. (...)
114. Der Schatz der Kirchenmusik
möge mit größter Sorge bewahrt und
gepflegt werden. Die Sängerchöre sollen nachdrücklich gefördert werden
(...). Dabei mögen aber die Bischöfe
und die übrigen Seelsorger dafür Sorge tragen, dass in jeder liturgischen
Feier mit Gesang die gesamte Gemeinde der Gläubigen die ihr zukommende tätige Teilnahme auch zu leisten vermag (...)
116. Die Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der römischen Liturgie eigenen Gesang;
demgemäß soll er in ihren liturgischen
Handlungen, wenn im übrigen die gleichen Voraussetzungen gegeben sind,
den ersten Platz einnehmen. Andere
Arten der Kirchenmusik, besonders die
Mehrstimmigkeit, werden für die Feier
der Liturgie keineswegs ausgeschlossen, wenn sie dem Geist der Liturgie
im Sinne von Art. 30 entsprechen.
118. Der religiöse Volksgesang soll
eifrig gepflegt werden (...)
120. Die Pfeifenorgel soll in der lateinischen Kirche als traditionelles Musikinstrument in hohen Ehren gehalten werden (...) Andere Instrumente
aber dürfen nach dem Ermessen und
mit Zustimmung der für die einzelnen
Gebiete zuständigen Autorität (...) zur
Liturgie zugelassen werden, sofern sie
sich für den heiligen Gebrauch eignen
oder für ihn geeignet gemacht werden
können, der Würde des Gotteshauses
angemessen sind und die Erbauung
der Gläubigen wirklich fördern.
121. Die Kirchenmusiker mögen, von
christlichem Geist erfüllt, sich bewusst
sein, dass es ihre Berufung ist, die
Kirchenmusik zu pflegen und deren
Schatz zu mehren. (...) Die für den
Kirchengesang bestimmten Texte müssen mit der katholischen Lehre übereinstimmen; sie sollen vornehmlich
aus der Heiligen Schrift und den liturgischen Quellen geschöpft werden.“
D‘Tina Turner wosst et: de „Golden
Eye“ passt net als Sanctus. Loosse mir
esou am Geescht vum Zweete Vatikanesche Konzil Gottesdéngscht feieren,
sangen a musizéieren. Maache mir et,
dem Härgott zur Éier, de Mënschen zur
Freed, da kënne mir an onse Kierchen
nach op villes gespaannt sinn, genau
esou wéi op den nächsten James
Bond.
Ech soen Iech Merci fir Äer Gedold.
Abbé Luc SCHREINER
Agenda
VE 21.12. Capellen
Missa in honorem Sancti Aloisii (Patrick Colombo)
Concerto pour cor en ré Majeur n°2 (Joseph Haydn)
Oratorio de Noël (Camille Saint-Saens)
Eglise
SA 22.12. Mensdorf
Eglise
Missa in honorem Sancti Aloisii (Patrick Colombo)
Org.: Chorale Capellen
20h00 Concert spirituel
Org.: Chorale Mensdorf
Org.: Chorale Clervaux
Concerto pour cor en ré Majeur n°2 (Joseph Haydn)
Oratorio de Noël (Camille Saint-Saens)
DI 23.12. SA 05.01.13
Clervaux
Eglise décanale
16h00 Adventsconcert
Ettelbruck
Gemeng
15h00 Neijooschréceptioun Org.: Chorale Ettelbréck
De Piusverband an d’Chorale Ste-Cécile Ettelbréck invitéieren op d’Neijooschréceptioun 2013.
Wou? >> Am Festsall vun der Gemeng, Place de l’Hôtel de Ville, zu Ettelbréck.
All Chorale soll mat 2 Delegéiert hei vertruede sinn.
Umeldungen: Fax: 26 20 18 98 • E-mail: [email protected]
SA 26.01.13 Luxembourg
Conservatoire
The 150th Anniversary Show:
„Kids and Pop Classics“ & „Päifemeedel-Danzebouf“
DI
Luxembourg
27.01.13
SA 02.02.13 Luxembourg
8
20h00 Concert spirituel
CANTICUM NOVUM 4/2012
Conservatoire
20h00 UGDA Spectacle Anniversaire
09h30 150e Congrès fédéral de l’UGDA
Lycée Robert-Schuman14h30 Assemblée générale de l’Union Saint Pie X
F EI ER S T U N D E IM B IS C H OF S H A U S
« Si la musique nous est si chère,
c’est qu’elle est la parole
la plus profonde de l‘âme » (*)
„Das Leben und Fortbestehen eines
Vereins ruht auf zwei Säulen: erstens
einmal auf der Lebendigkeit und der
Gestaltungskraft in der Bewältigung
seiner Ziele, und zweitens auf der
Treue seiner Mitglieder. Dieser zweite
Grund ist der Anlass unseres heutigen
Beisammenseins, wollen wir doch im
Rahmen dieses Treffens die treuesten
unserer Mitglieder ehren. Sie haben
alle in guten, aber auch in schweren
Zeiten zu ihren Vereinen gestanden
und sich immer zu ihren Zielen bekannt“, so Albert Brauch in seinen Ausführungen.
Zahlreiche Chormitglieder konnten aus den Händen von Erzbischof Jean-Claude Hollerich die
Urkunde für sechzigjähriges Wirken im Kirchenchor entgegennehmen.
Foto: Laurent Willkomm
Gelegentlich einer sympathischen
Feier im Bischofshaus in Luxemburg kamen neulich 39 verdienstvolle Sängerinnen und Sänger der
„Union Saint Pie X“ zu Ehren.
In seiner Ansprache begrüßte Erzbischof Jean-Claude Hollerich die
Vertreter des Piusverbandes – Albert
Brauch, Präsident; Pierre Majerus und
Marc Boever, Vizepräsidenten; Lydie
Jung-Jungblut, Generalsekretärin; Patrick De Rond, Vertreter der Organisten; Laurent Willkomm, Redakteur des
„Canticum Novum“; Aphonse Bock und
Marie-Suzette Mayer, Mitglieder – sowie die langjährigen Sängerinnen und
Sänger, die 60 Jahre und mehr im Kirchengesang aktiv sind.
Der Oberhirte der Luxemburger Kirche
hob die hohe Qualität des Gesangs im
ganzen Land hervor und richtete herzliche Worte des Dankes an die engagierten Kirchenmusiker für ihren steten
Einsatz. Für Jean-Claude Hollerich
war es das erste Mal, dass er den Piusverband in seiner Residenz empfing.
Als sichtbares Zeichen des Dankes für
ihre Treue zur „Musica Sacra“ überreichte Erzbischof Jean-Claude Hollerich, gemeinsam mit Albert Brauch
und Lydie Jung-Jungblut, die Urkunden. Die Feier fand ihren Abschluss
mit dem vom Erzbischof angebotenen
Ehrenwein.
Ein Diplom erhielten Albert Alberty,
Chorale Schouweiler-Sprinkange /
Der Präsident des Piusverbandes, Albert Brauch, betonte, dass Singen und
Musizieren ohne Zweifel zum Aufbau,
zur Bereicherung und zum Erhalt des
Kulturguts beitragen. Die Feierstunde
gebe die Gelegenheit, die nationalen
Kirchenchöre zu bewundern und zu
beglückwünschen für alles, was sie
unentgeltlich jahraus, jahrein leisten
in der heutigen materialistischen und
hektischen Zeit.
Henriette Arnoldy, Chorale Scheedgen /
François Belleville, Chorale Hostert /
Marie-Thérèse Bohnenberger-Urwald,
Chorale Bech / Norbert Brosius, Chorale
Pétange / Gilberte Brosius, Chorale
Pétange / Paul Desbordes, Chorale
Fouhren / Jean-Pierre Elcheroth, Chorale
Hollerich / Camille Fuchs, Chorale
Echternach / François Glesener, Chorale
Koerich / Ferdinand Hilbert, Chorale
Mamer / Ferd Kayser, Chorale
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9
Dommeldange / Jean-Pierre Kinn, Chorale
Walferdange / Jos Kohnen, Chorale Merl
/ Arthur Kremer, Chorale HeinerscheidFischbach-Kalborn / Roger Kremer,
Chorale Roeser-Crauthem / Victor Leclerc,
Chorale Koerich / Jeannot Linden, Chorale
Lamadelaine / Pierre Ludewig, Chorale
H O N N EUR À LEUR M ÉM OIRE
Ils ont rejoint
les chœurs célestes
Bech / Pierre Ludwig, Chorale
Dommeldange / Camille Medinger,
Chorale Mondercange / Jos Medinger,
Chorale Contern / Florent Meyers, Chorale
Dommeldange / Julien Nilles, Chorale
Eischen / Pierre Nommesch, Chorale
Mertzig / Yvonne Ripp, Chorale
Luxembourg Sacré-Coeur / Fernand
Schaul, Chorale HeinerscheidFischbach-Kalborn / René Schickes,
Chorale Clervaux / Jean-Pierre Schmit,
Chorale Waldbëlleg-Haler / Henri
Schroeder, Chorale Ste Cécile HollerBinsfeld-Breidfeld / Raymond Simon,
Chorale Schouweiler-Sprinkange / Victor
Steffes, Chorale Bech / Jean Thilges,
Chorale Flaxweiler / Gilbert Thomas,
Chorale Bigonville / Pierre Weber, Chorale
Asselborn / Norbert Weis, Chorale
Weiler-la-Tour / Emile Wies, Chorale
Ellange / Jos Zeimes, Chorale Schieren /
Nicolas Zeimes, Chorale
Hachiville-Hoffelt-Weiler.
Albert BRAUCH
____________________________
(*) Citation de Romain Rolland
- Ecrivain français, né en 1866
- Prix Nobel de littérature 1915
BIBERICH-FELTGEN Elise –
membre actif de longue date de la
Chorale Ste-Cécile Walferdange
CAPESIUS-BECKER Henriette –
membre actif de longue date de la
Chorale Ste-Cécile ‘La Hammoise’
DEGRAND-NOSBUSCH Eugénie –
membre actif de longue date de la
Chorale St-Hubert Merscheid
FLAMMANG-GENGLER M-Jeanne –
membre actif de longue date de la
Chorale Ste-Cécile Esch-Lallange
GORGES André –
ancien membre de la Chorale SteCécile Junglinster
GRAS Guillaume –
secrétaire d’honneur, archiviste et
membre actif de longue date de la
Chorale des Exilés; membre actif de
longue date de la Chorale Mixte SteCécile Luxembourg-Gare
D’Chorale Ste-Cécile Kanech sicht
en(g) Dirigent(in). Mir sangen
kierchlech a weltlech. Interessente
kënne sech mellen bei der
Presidentin
Josée
REILAND
Tel.: 35 85 74;
E-Mail: [email protected]
10
CANTICUM NOVUM 4/2012
SCHILTGES Marie-Madeleine –
ancien membre du comité et ancien
membre actif de la Chorale des Exilés
STEICHEN Jean –
membre actif de longue date de la
Chorale Ste-Cécile Mertzig
STEPHANY Pierre –
curé de la paroisse de Bastendorf/
Tandel et membre de la Chorale SteCécile Bastendorf
STREITZ Jean –
membre du comité et trésorier de
1985-2012, membre actif de longue
date de la Chorale Ste-Cécile Leudelange
WAMPACH-GELHAUSEN Cathérine –
membre actif de longue date de la
Chorale Ste-Cécile Machtum
HOFFMANN Nicolas –
ancien membre actif de la Chorale
Ste-Cécile Steinheim
KREMER-HOSCHEIT Lony –
ancien secrétaire et membre actif de
longue date de la Chorale Ste-Cécile
Mamer
LEYDER Léon –
secrétaire et membre actif de longue
date de la Chorale ‘Sang a Klang’
Weicherdange
Poste vacant
CHEF DE CHŒUR
NICOLAY Roger –
organiste et chef de chœur de longue
date de la Chorale Ste-Cécile Moesdorf-Pettingen-Essingen
MALGET-WOLTER Milly –
membre actif de longue date de la
Chorale Ste-Cécile TarchampsWatrange
MASSARD-SPAUTZ Marie-France –
employée administrative bien dynamique du secrétariat de l’Union Saint
Pie X pendant les années 2002-2003.
Merci Marie-France!
De Canticum Novum kënnt eraus:
•
•
•
•
Mëtt Mäerz
Mëtt Juni
Mëtt September
Mëtt Dezember
Redaktiounsschluss fir Artikelen
a Beiträg an der Agenda:
•
•
•
•
1. Mäerz
1. Juni
1. September
1. Dezember
KULT U R R E I S E NA C H ME T Z
Wo sich Kunst und Architektur begegnen
Auf Einladung des Piusverbandes
trafen sich neulich 50 interessierte Sängerinnen und Sänger, um an
einem besonderen Herbstausflug
teilzunehmen. Das Reiseziel war
die Stadt Metz in der Großregion
Saar-Lor-Lux. Eine geführte Sightseeing Tour und eine Besichtigung
des Centre Pompidou-Metz ließen
die Teilnehmer voll auf ihre Kosten
kommen.
Im Laufe der Geschichte haben die
Stadt Metz und ihr Ballungsgebiet
voller Aufgeschlossenheit sämtliche
Kunstbewegungen
aufgenommen.
Diese Tatsache zeigt sich heute beispielhaft mit der Eröffnung des Centre
Pompidou-Metz im Jahre 2010 – einem
neuartigen Ort der Kulturdezentralisierung, der den Ehrgeiz der politisch Verantwortlichen für die Hauptstadt Lothringens beweist. Das Bestreben, Metz
entschlossen mit dem 21. Jahrhundert
zu verbinden, ist eines der Hauptziele
ihres Wirkens.
Metz – eine Reise wert
Die Stadt Metz überrascht uns mit ihrer Dynamik, ihrer Schönheit, ihrer
Lebenskunst und dem Reichtum ihres
historischen Erbes. Metz – das ist der
warme Ockerton der Jaumont-Steine,
der noch leuchtender ist, wenn Sonnenlicht die Stadt durchflutet. Metz –
das ist das kaiserliche Viertel und sein
harmonischer Städtebau, der typisch
für die wilhelminische Zeit ist. Metz –
das ist die Place Saint-Louis, einer der
malerischsten Plätze der Stadt, der
seine mittelalterliche Prägung bewahrt
Die Teilnehmergruppe inmitten der Altstadt von Metz
hat. Er war Handelsplatz der lombardischen und burgundischen Kaufleute.
Metz – das ist selbstverständlich die
Kathedrale Saint-Étienne, deren Gründung auf das 5. Jh. zurückgeht, eine
Perle des gotischen Flamboyantstils,
deren 6500 m2 Innenraum dank seiner Glasfenster aus dem 12. und dem
20. Jh. (darunter die berühmten von
Marc Chagall) ausgeleuchtet wird.
Metz – das ist die Place d’Armes mit
ihren Pflastersteinen, wo sich Kathedrale und Rathaus gegenüberstehen
– wie eine symbolische Darstellung
der Beziehungen zwischen geistlicher
und weltlicher Macht, welche die Geschichte Frankreichs gründeten. Metz
– das ist schließlich auch die Fußgängerzone mit ihrer Atmosphäre, die einen Einkaufsbummel wert ist.
Foto: Laurent Willkomm
Das Centre
Pompidou-Metz
Die Regionalhauptstadt Metz, ein
Kreuzpunkt Europas, ist Standort der
ersten Dezentralisierung einer großen
Kulturinstitution. Das Centre Pompidou-Metz (CPM), eine Synthese aus
Museum und Kunstzentrum, ist autonom in seinen Entscheidungen und
seinem Betrieb und versteht sich als
Lebensort. Das CPM ist zweifelsohne
ein Ort, wo sich Kunst und Architektur
begegnen.
Das mächtige Schiff mit seinem spektakulären Dachstuhl, das die Architekten Shigeru Ban und Jean de Gastines
entworfen und als Ausstellungsort konzipiert haben, verbindet Funktionalität
CANTICUM NOVUM 4/2012
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mit optischer Attraktivität. Seine außergewöhnliche Architektur macht – wie
es auch bei der Pariser Institution der
Fall war – die Präsenz des neuen Centre-Pompidou in der Stadt mit Nachdruck deutlich.
Neben den 5000 m2 Ausstellungsfläche (bestehend aus drei langen Quadern, die sich überlagern und kreuzen)
verfügt das CPM auch über ein Forum
zum Empfang der Besucher, ein Informationszentrum, ein Auditorium für
Filmkunst mit 144 Plätzen, ein modulierbares Studiotheater für Bühnenkunst mit 196 Plätzen und last but not
least auch über einen Buchladen und
eine Restaurant-Bar. Die Empfangshalle erstreckt sich auf die gesamte
Höhe des Gebäudes; die Hauptbauelemente sind sichtbar, insbesondere der 77 m hohe Metallpfeil, in dem
die Aufzüge untergebracht sind – eine
Hommage an das Centre Pompidou in
Paris, das 1977 eröffnet wurde. Sämtliche Räume des CPM sind von diesem
riesigen Forum aus zu erreichen.
Das auf einem sechseckigen Raster
aufgebaute und einem chinesischen
Strohhut ähnelnde Dach übernimmt
die Form des Grundrisses, die übrigens auch dem Metallpfeil als Vorlage
dient. Der an sechs Punkten mit dem
Boden verankerte Dachstuhl setzt in
37 m Höhe am Turm an und verschlingt
18 km Gebälk aus Brettschichtholz. 18
Monate waren für die Fertigstellung
und 4 Monate für den Zusammenbau
der insgesamt 16000 unterschiedlichen Teile dieser 650 Tonnen schweren Überdachung notwendig.
Das CPM bekundet seinen Willen, sich
Allen zu öffnen sowie das zeitgenössische Kunstschaffen und die Pluridisziplinarität zu fördern. Das CPM verfügt
über keine ständige Sammlung, sondern bietet vier bis sechs Aufhängungen pro Jahr, und das in einem der
größten temporären Ausstellungsräume Europas.
12
CANTICUM NOVUM 4/2012
Wall Drawing #2 – 1968: Kombinationsmöglichkeiten von geraden, in den vier geometrischen
Grundrichtungen (Vertikale, Horizontale, Diagonale mit 45° Neigung von links nach rechts bzw.
rechts nach links) positionierten geraden Linien
Foto: Laurent Willkomm
Beim Besuch des CPM vor kurzer Zeit bekamen wir u. a. Einblick in die Werke des amerikanischen Künstlers Sol LeWitt (1928-2007) durch eine in Europa
bis dato einzigartige Retrospektive seiner wall drawings (Wandzeichnungen).
Hier wird das Schaffen des Künstlers und dessen Bedeutung für Vergangenheit
und Gegenwart beleuchtet. Weiterhin geht es in dieser Ausstellung um die bis
heute fortdauernde Bewegung Sol LeWitts für jüngere Künstlergenerationen.
Albert BRAUCH
Das Centre Pompidou-Metz mit seinem großen Vorhof versteht sich als Ort der Begegnungen aller
Publikumsgruppen.
AT EL I E R D E C HA N T L IT U R G IQ U E
Approfondissement
d’un répertoire liturgique spécifique
- temps de l’Avent et temps de Noël
Unter diesem Titel fand vor einigen
Wochen in Zusammenarbeit mit der
Inecc und der diözesanen Arbeitsstelle für Liturgie ein interessanter
und gut besuchter Workshop für
Kirchensängerinnen und -sänger in
der „Maison d’Accueil des Soeurs
Franciscaines“ in Luxemburg/Belair
statt.
Rund 40 Teilnehmer(innen) aus den
verschiedenen Regionen des Landes
hatten sich auf Einladung des Piusverbandes in der Klosterkapelle zu einem
interaktiven
Fortbildungsnachmittag
für Sänger und Kantoren eingefunden.
Auf dem Programm stand sowohl eine
Einführung in ein ausgewähltes Liedgut
für die Advents- und Weihnachtszeit,
was die musikalische Gestaltung der
Eucharistiefeier anbelangt, als auch
das Erarbeiten der vorliegenden Gesangstücke.
Camille Kerger begeisterte die Teilnehmer durch seine spritzige Art und Weise,
die sich durch den ganzen Workshop hindurchzog.
Als Leiter dieses Seminars fungierten
in gekonnter Weise Camille Kerger (Direktor der Inecc), Renée Schmit (Service de la Pastorale de l’Archidiocèse),
Raphaël Weickmans (Keyboard) sowie
Paul Breisch (Titularorganist der Kathedrale von Luxemburg).
Albert BRAUCH
Unter der Leitung von Renée Schmit (links) übten zahlreiche Sängerinnen und Sänger Psalmodien und Gesänge, bei denen besonders Wert auf eine korrekte Interpretation des Textes
gelegt wurde. Fotos: Laurent Willkomm
CANTICUM NOVUM 4/2012
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V O I ES V E R S L A V OIX
Le travail d’un texte chanté
La langue allemande est sans doute la plus difficile chanter. Ses accents toniques, que d’aucuns qualifient de durs, et ses
voyelles souvent non arrondies et souvent mi-ouvertes, dont les couleurs plutôt claires mais quelquefois aussi sourdes
(muettes) s’opposent aux voyelles ouvertes, plutôt arrondies de l’italien. Le clair-obscur typiquement italien lié à ses consonnes,
qui aident très souvent le son à « se projeter » dans les résonateurs, est, dans la langue allemande, remplacé par des couleurs plus dures et plus claires. Les Français opèrent par « accents de duration » et en utilisant des couleurs vocales souvent
nasales, tandis que les anglophones logent leurs sons parlés et chantés la plupart du temps dans une bouche bien arrondie
aux couleurs assombries, servies par des consonnes qui n’ont généralement pas le tonus de leurs homologues allemandes.
Sans nous appesantir ici sur une foule d’exemples, je propose d’étudier la démarche à suivre en proposant quatre « phrases
» allemandes suivies de leur dissection phonétique :
À l’aide de ces exemples, il est possible de proposer une démarche détaillée à un apprenti chanteur qui a des problèmes
de diction en chantant des textes dans n’importe quelle langue. C’est en effet grâce à l’expérience et l’avance technique de
l’enseignant et du chef de chœur que ces tentatives peuvent avoir une chance pour aboutir. Les personnes visées doivent
toutefois accepter de faire, sous les yeux (et surtout les oreilles) vigilants de leurs mentors, le travail méticuleux qui s’impose
ici avant d’envisager de l’entreprendre tout seul.
La diction chantée ne fonctionnant pas de la même manière que la diction parlée et la technique déclamatoire déployée en
art dramatique n’étant pas non plus directement comparable aux idiomes vocaux mis en œuvre sur une scène d’opéra, le
chanteur doit avant toutes choses apprendre à parler en chantant autant qu’ à chanter des textes parlés. Il n’est pas, en effet,
d’une grande utilité pour lui faire dire sans cesse un texte qu’il doit chanter, si ce n’est pour le mettre rythmiquement en place
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CANTICUM NOVUM 4/2012
ou pour s’imprégner de l’atmosphère évoquée par son auteur.
Parler ou, le cas échéant, déclamer un texte à chanter peut toutefois être d’une certaine utilité dans une toute première phase
: quelquefois je demande en effet à un élève de déclamer le texte qu’il devra chanter pour découvrir la tessiture qui correspond, chez lui, à une phonation parlée appuyée, pour lui permettre de travailler son texte, dans le rythme, en partant de cette
note trouvée. Si l’élève a plus d’expérience, il devrait être capable de chanter une œuvre vocale sur n’importe quelle note qui
y apparaît, même si les extrêmes peuvent s’avérer difficiles à réaliser.
Voici un exemple qui illustre la manière dont j’ai déjà fait travailler l’air de Papageno à quelques-uns de mes élèves, pour leur
faire ressentir le travail vocal qu’ils doivent fournir :
Après cet exercice, qui peut encore comporter plus de notes intermédiaires tirées de la gamme utilisée dans la pièce, ni les
graves, ni les aigus rencontrés dans cet air, ne devraient plus poser de problèmes majeurs au chanteur, à condition, bien sûr,
qu’il ait réussi à bien faire résonner chacun des phonèmes tout au long de chacun de ses volets.
Cette démarche permet d’apprendre à chanter plutôt que de se contenter d’apprendre à survenir aux besoins spécifiques
d’une pièce de répertoire. Les compétences qu’on y acquiert sont d’ordre technique plutôt qu’artistique, et pourtant, elles sont
foncièrement nécessaires pour l’acquisition de ces dernières.
Arthur STAMMET,
professeur de chant
CANTICUM NOVUM 4/2012
15
IU BI LA E U M
Johannes Ciconia
(1335/1370 - 1411/1412)
Der Komponist, den wir Ihnen heute vorstellen möchten, dürfte den
meisten Lesern völlig unbekannt
sein, auch Fachleute kennen ihn
nicht unbedingt. Für die kirchenmusikalische Praxis ist er heute irrelevant und seine Biographie ist nicht
sonderlich klar, wie Sie schon der
Titelzeile entnehmen konnten. Um
1400 jedoch zählte er zu den bekanntesten Musikern Europas; es
gelang ihm, die französische Musik
des Spätmittelalters mit der italienischen zu einem eigenen Stil zu
verschmelzen, der eine Grundlage
für die wenig später einsetzende
Stilwende zur Renaissance legte.
Sein Einfluss war noch einige Jahrzehnte spürbar, danach war er wohl
vergessen.
1952 schrieb H. Besseler: „Der erste
große Niederländer, dessen Auftreten
um 1400 einen Wendepunkt in der Musikgeschichte bezeichnet, ist erst neuerdings in seiner Bedeutung erkannt
worden. Von seinem Leben wissen
wir nur, dass er aus Lüttich stammte
und in Padua gewirkt hat (...)“. Neuere
Musiklexika bieten dagegen erstaunlich vollständige Lebensläufe: 1335 in
Lüttich geboren, im Umfeld des Papsthofes in Avignon anzutreffen, später in
Genua, Pisa, Neapel, Florenz, Bologna, Cesena, Rom, 1372 Kanoniker in
Lüttich mit engen Verbindungen nach
Padua und Venedig, ab 1400 in Padua Kantor, Kanoniker, Magister an
der Universität. Neuere Archivfunde
aber verändern das Bild: sie nennen
1385 einen Chorknaben und einen
Kanoniker dieses Namens gleichzei-
16
CANTICUM NOVUM 4/2012
tig in Lüttich, 1405 heißt es in Padua
„Johannes Ciconia, Sohn des Johannes aus Lüttich“, und 1391 dispensierte der Papst einen Johannes Ciconia
von dessen illegitimer Geburt als Sohn
eines Priesters und öffnete ihm damit
die kirchliche Laufbahn. Wir haben es
also mindestens mit Vater und Sohn zu
tun, wahrscheinlich noch mit mehreren
anderen Personen gleichen Namens.
Unser Komponist ist wohl um 1370 in
Lüttich geboren, war dort Chorknabe,
fungierte später in Padua als Cantor
am Dom und als Magister und starb
dort 1412.
Im 14. Jahrhundert war Paris das Zentrum der musikalischen Entwicklung:
durch die ständig weiter getriebene
Verfeinerung der Notation besonders
der Tondauern entwickelte sich die
Kompositionstechnik. Kannten die
frühen Handschriften, in denen gregorianische Gesänge überliefert sind,
nur gewisse Kürzungen und Dehnungen durch kurrente oder nichtkurrente
Schreibweisen, so hatte sich vor 1200
eine Notation entwickelt, die rhythmische Modi, d.h. regelmäßige Abfolgen
von langen und kurzen Noten, notieren konnte, aber noch keine individuellen Dauern einzelner Töne. Im 13.
Baude Cordier: „Belle, bonne, sage“, in Herzform notiert, ein Beispiel für die nur sichtbare,
nicht hörbare Dimension der „Augenmusik“ der
Ars subtilior. (wikimedia commons)
Jh. kam die Mensuralnotation auf, die
schon mehrere Notenwerte durch die
Notenform graphisch unterschied und
eine Unterteilung der Noten in kürzere Werte erlaubte. Um 1320 entstand
im Umfeld der Pariser Universität die
„Ars nova“, so benannt nach dem Titel eines Traktats von Philippe de Vitry, der die Teilungsmöglichkeiten der
Notendauern nochmals erweiterte. In
mehreren Stufen konnten die jeweils
längeren Noten in zwei oder drei kürzere aufgspaltet werden, womit dem
Komponisten ein weiteres Spektrum
an Tondauern zur Verfügung stand.
Zwei- oder Dreiteilung auf den verschiedenen Ebenen wurde durch
Mensurzeichen angezeigt, vorübergehende Wechsel durch farbige Noten.
Leitideen dieser Kunst sind Subtilitas
Philippe de Vitry, Motette „Vos qui admiramini-Gratissima-Gaude gloriosa“.
Drei gleichzeitig erklingende Texte in 4 Stimmen. (cpdl.org)
aber im allgemeinen mit anderen Tonhöhen. Auch Wiederholung der Abfolge
der Tonhöhen (color) wird praktiziert,
aber nicht unbedingt synchron mit der
Talea, so dass sich eine sehr komplexe
Musik ergibt, die sich eher dem Leser
als dem Hörer erschließt.
Der Trecentodichter Petrarca, Fresko von
Giusto di Menabuoi im Baptisterium des
Domes von Padua (wikimedia commons)
(Feinheit, Scharfsinn) und Dulcitudo
(Süße des Klanges durch das Einbeziehen von Terz-/Sextklängen in ein
Quint-/Oktavgerüst).
Hauptgattung der Ars nova ist die Motette: hierbei wird einem „Tenor“, einer
Fundamentstimme, die eine vorgegebene Melodie (einen „cantus firmus“,
oft einen Choralausschnitt) vokal oder
instrumental vorträgt, eine textierte
Oberstimme, „Motetus“ genannt, hinzugefügt. Ein „Triplum“ tritt als zweite
Oberstimme mit einem weiteren, eigenen Text, eventuell sogar in anderer
Sprache, hinzu. Der Tenor besteht dabei vor allem aus langen Notenwerten,
der Motetus aus kürzeren, das Triplum
bewegt sich noch schneller. Der Tenor
kann durch ebenfalls eher langsame
Contratenores ergänzt werden. Die
Motette sucht also, das Eigenleben der
Stimmen durch Verschiedenheit der
Lagen und Bewegungsarten zu bewahren. Die verschiedenen Texte der
Motette sind dabei inhaltlich oft aufeinander bezogen, was nur von einem literarisch gebildeten Publikum verstanden werden kann. Kennzeichen der
Motette wird außer der Mehrtextigkeit
die Isorhythmie: dabei wird eine Folge
von Notenwerten (talea) wiederholt,
Die Motette ist somit eine höchst artifizielle Konstruktion für Kreise von intellektuellen Kennern und Liebhabern,
sie steht im Gegensatz zu kirchlichen
Vorstellungen einer würdevollen, die
Andacht fördernden Musik, von Textverständlichkeit ganz zu schweigen. So
kam es dann schon 1324 zum Verbot
der musikalischen Neuerungen durch
Papst Johannes XXII (Dekret «Docta Sanctorum») und damit zur ersten
klaren, strafbewehrten Ablehnung der
künstlerischen Entwicklung durch die
Kirche. Die Motette wurde zur Gesellschaftskunst, baute teils auf weltlichen
Tenores auf und verarbeitete auch Texte mit politischem Hintergrund.
Etwa ab 1370 wurde die Ars nova noch
weiter verfeinert; für diese Musik hat
sich in den letzten Jahrzehnten der Begriff «Ars subtilior» durchgesetzt. Die
Notengraphien wurden durch verschiedene Fähnchen, Haken, unterschiedlich gefärbte oder hohle Notenköpfe
differenziert, neue Zeichen für Mensurwechsel, irreguläre Teilungen, Proportionen und einiges mehr tauchten
auf. Viele Feinheiten dieser Notation
sind dabei nicht hörbar, sondern nur
im Notentext sichtbar. Ob man hierin
eine höchst differenzierte Kunst oder
bloße übersteigerte Spielerei sehen
will, bleibt dem Leser überlassen, die
rhythmische Komplexität der Ars subtilior wurde jedenfalls bis ins 20. Jahrhundert hinein nicht mehr erreicht.
In Italien dagegen wurde die Motettenkunst, insbesondere in ihren isorhythmischen Konstruktionen, nicht heimisch. Hier war das Trecento geprägt
durch Suche nach sinnlicher Schönheit
und Natürlichkeit der Melodik. Das Ziel
war eine ansprechende, ungekünstelte
Musik.
Johannes Ciconia komponierte sowohl
Stücke in französischer als auch in italienischer Manier. Vor allem aber formte er die französische Motettentechnik
durch Einbeziehung italienischer Melodik um. Dabei entstanden Messensätze, Motetten, aber auch Madrigale
und andere Formen weltlicher Musik.
Der Aufbau der Motette wurde vereinfacht: die beiden Oberstimmen werden
gleichwertig, singen den gleichem Text
in gleicher Lage und Bewegung. In
diesem Oberstimmenduett treten melodische Verwandschaften auf, auch
Imitationen bis hin zum Kanon. Der
Tenor wird nicht mehr von einem cantus firmus beherrscht, sondern fungiert
als freier Harmonieträger, aber in einer
kunstvollen, kontrapunktischen Linie.
„O Padua sidus praeclarum“, Motette mit gleichem Text in beiden Diskantoberstimmen über
untextiertem Tenor. (cpdl.org)
CANTICUM NOVUM 4/2012
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Auch zwei sich überkreuzende Fundamentstimmen kommen vor. Das Ideal
der Verschiedenartigkeit der Stimmen
wird also ersetzt durch ein neues Ideal der Homogenität, auf Feinheiten der
Isorhythmie wie asynchrone Verläufe
von Talea und Color wird verzichtet.
In den Messensätzen (es finden sich
nur Gloria/Credo-Paare) sind Vermerke unus/dui/chorus zu sehen, also ein
planmäßiger Wechsel zwischen solistischen und chorischen Abschnitten.
Diese Chorpolyphonie wurde zu einem
Kennzeichen der Messenkomposition,
Motetten und gesellige Musik blieben
dagegen Solistenkunst.
Auch als Theoretiker war Ciconia bekannt, zwei seiner drei Musiktraktate
sind erhalten: „Nova Musica“ und „De
proportionibus“. Ciconia beschreibt
drei verschiedene Arten des Halbtons
und führt dazu eigene Zeichen ein,
Akzidentien mit einem oder mehreren
eingeschriebenen Punkten.
Kompositionen in diesem Ciconiastil
begegnen uns noch aus den ersten
Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts,
dann begann eine neue Zeit: ab etwa
1420 verlagerte sich das musikalische
Zentrum von Paris nach Burgund, die
große Zeit der franko-flämischen Musiker begann. 1477 schrieb Johannes
Tinctoris, es gebe erst seit 40 Jahren
Musik, die von Kennern als hörenswert
beurteilt werde. Alle ältere Musik sei
so ungereimt und albern komponiert,
dass sie eher die Ohren beleidige. So
wurde die Musik des Spätmittelalters
schnell vergessen, und sie blieb es bis
in die 1920er Jahre.
Laurent WILLKOMM
Quellen:
Hans Heinrich Eggebrecht, Musik im
Abendland, München 1991
Fr. Ferrand, (Hrsg), Guide de la
Musique du Moyen-Age, (Fayard) 1999
Honegger/Massenkeil, Das große
Lexikon der Musik, Freiburg 1979
Suzanne Clerkx, „Ciconia“ in New
Grove, London 1980
Alfred Baumgartner, Alte Musik,
(Kiesel) 1981
Heinrich Besseler, „Ciconia“, in: MGG
Bd 2, Spp. 1423-1434, Kassel 1952
Allan W. Atlas, La Musique de la
Renaissance en Europe, Turnhout
2011
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Den Zentralcomité an
d ‘ Delegéierteversammlung
wënschen
alle Sängerinnen
a Sänger
frou Chrëschtdeeg
an ee gudde Rutsch!
18
CANTICUM NOVUM 4/2012
T E L A TO T I U S T ER R A E : K IR C H E N MUSIK IM NETZ
Entschleunigung
Der Advent, in dem Sie, verehrte Leserin, verehrter Leser, diese Zeilen
lesen, sollte eine Zeit der Stille sein,
eine Zeit des ruhigen, freudigen
Wartens auf das große Ereignis des
Festes. Für die kirchenmusikalisch
Tätigen ist es dagegen meist eine
Zeit der vielen zusätzlichen Proben
für Adventskonzerte, besonders liebevoll gestaltete Gottesdienste und
die Feiern der Heiligen Nacht und
der Weihnachtstage, so dass nur
wenig Ruhe übrig bleibt, von den
weltlicheren
Festvorbereitungen
ganz zu schweigen. Doch sollten
Sie sich ruhig die Zeit nehmen, um
über die Zeit nachzudenken, besonders in der Musik.
Wir denken hier zuerst an die seit
Jahrzehnten immer wieder aufflackernden Diskussionen um die „richtigen“ Tempi in der Alten Musik, heute
von der „Tempo-giusto-Bewegung“
getragen und medial vermarktet.
Hier wird im wesentlichen behauptet,
die heutige Aufführungspraxis spiele alles doppelt so schnell als vom
Komponisten gedacht, eine Behauptung, die keinen Chorleiter kalt lassen dürfte. Einige Links zum Thema:
http://www.wellermusik.de/Tempo_
Giusto/tempo_giusto.html
http://www.mozarttempi.net/index.html
http://www.bsherman.net/bachtempo.
htm
http://www.baroquemusic.org/tempi.
html
h tt p : / / w w w. ta g e s s p i e g e l . d e / ze i tung/die-geschichte-der-unerhoerte/1494570.html
h tt p : / / w w w. s p i e g e l . d e / s p i e g e l /
print/d-13692783.html
Hoffentlich bleibt Ihnen bei diesen
Tempi dann noch Zeit, sich grundsätzlicher mit der musikalischen Zeit
zu befassen. Im Gegensatz zu vielen
anderen Künsten wird Musik ja als zeitliche Abfolge realisiert, als eine Folge
von Tönen, Klängen, Geräuschen, die
sich ein Komponist ausgedacht hat
und ein Interpret produziert. Dass alle
in einer bestimmten Situation hörbaren Ereignisse, sowohl geplante wie
zufällig erfolgende, als Musik aufgefasst werden können, hat besonders
der vor 100 Jahren geborene und vor
20 Jahren verstorbene Komponist
John Cage bewusst gemacht. Nachdem die Philharmonie Cage Ende November in einem gut dokumentierten
Festival vorgestellt hat, möchten wir
hier nur auf das Orgelstück hinweisen, das seit einigen Jahren in Halberstadt (Sachsen-Anhalt) erklingt.
Es beruht auf einem Klavierwerk, das
Cage 1985 mit computergestützten
Zufallsoperationen komponierte; die
Vortragsanweisung lautet „As Slow(ly)
and Soft(ly) as Possible“. Nun wird beim
Klavier wohl der nächste Ton erklingen
müssen, wenn der vorige nicht mehr
hörbar ist; wie aber ist diese Tempoangabe auf die Orgel umzusetzen?
Bei einem Orgelsymposium entschied
man sich für eine rekordverdächtige
Aufführungsdauer von 639 Jahren mit
Beginn im Jahre 2000, da 1361, also
639 Jahre früher, die erste Domorgel
in Halberstadt belegt ist. Durch organisatorische Verzögerungen begann die
Die Orgel des Cage-Projektes in der Burchardikirche (wikimedia commons)
Aufführung aber erst am 5. September
2001 mit einer Pause von 18 Monaten
Dauer, in der also nur die Geräusche
der Windanlage zu hören waren. Am
5. Februar 2003 wurden die ersten
Pfeifen in die eigens konstruierte Orgel in der Burchardikirche eingesetzt.
Seit dem 5. Juli 2012 und bis zum 5.
Oktober 2013 sind zwei tiefe Töne zu
hören; http://www.aslsp.org/de/ gibt einen Überblick über die erfolgten und
bevorstehenden Klangwechsel und
eine Hörprobe. Unter http://www.theomag.de/16/kr2a.htm können Sie eine
Betrachtung zum Projekt nachlesen,
doch wahrscheinlich sind Sie schon
am Überlegen, wie sich Musik- und
Kirchengeschichte seit 1361 entwickelt haben und wie Ihre Pfarrgemeinde, Ihre Pfarrkirche, Ihr Kirchenchor,
der Piusverband und das Verhältnis
von Kirche und Staat wohl aussehen,
wenn dieses Orgelstück im Jahre 2640
an sein Ende gelangt..
Mit diesen besinnlichen Gedanken
wünschen wir Ihnen frohe, auch musikalisch reiche Weihnachten mit viel
Mut und Ausdauer für die verbleibenden 627 Jahre.
Laurent WILLKOMM
CANTICUM NOVUM 4/2012
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