CANTICUM NOVUM
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CANTICUM NOVUM
CANT ICUM NOVUM B U LLE T I N D E LI A I S O N D E L ‘ U N I O N S A I N T P I E X 4/2012 w w w. p i u s v e r b a n d . l u C O M I TE C E N T R A L D E L ‘ U N I O N S A IN T P IE X ( 2 01 2 -20 1 6 ) PRESIDENT ALBERT BRAUCH L-8 52 2 BECKE RI CH • 15, SCHO NK TÉL.: 2 3 6 2 0 6 8 8 - ABRAUCH@PT. LU VICE-PRESIDENTS PIERRE M AJERUS L-7640 CHRISTNACH • 10A, FI ELSERSTRO O SS TÉL.: 87 94 59 - RO M AJE@PT. LU CHARLOTTE C HRI STO PHO RY- JUNG L-4980 RECK ANGE-SU R- M ESS • 27, HUELSTRO O S S TÉL.: 37 91 40 - CCHRI STO @PT. LU MARC BO EVER L-9 74 8 ESELBO RN • 11, M ECHERW EE TÉL.: 92 0 0 23 - BANNETTE@PT. LU SECRETAIRE GENERALE LYDIE JU NG - JUNG BLUT L-449 9 LIMPACH • 19, RUE DE RECK ANG E TÉL.: 37 87 73 - LYDI E. JUNG @VO. LU UNION SAINT PIE X Fédération Nationale des Chorales d’Eglise de l’Archidiocèse de Luxembourg Association sans but lucratif • Etablissement reconnu d’utilité publique 64, rue Charles Martel • L-2134 Luxembourg Téléphone: 26 20 18 99 Fax: 26 20 18 98 Secrétariat: [email protected] Centre de documentation: [email protected] Sites internet: www.piusverband.lu - www.chorales.lu - www.orgues.lu Heures d’ouverture: Secrétariat: lundi au vendredi 8h30 à 11h30 Centre de documentation: lundi au vendredi 9h00 à 12h30 et sur rendez-vous CCPL: IBAN LU97 1111 0404 8637 0000 L‘Union Saint Pie X bénéficie du soutien financier du Ministère de la Culture. CANTICUM NOVUM Bulletin trimestriel de l‘Union Saint Pie X Tirage: 2500 exemplaires Le bulletin est distribué gratuitement aux chorales de l’Archidiocèse de Luxembourg affiliées à l’Union Saint Pie X. Abonnement pour les non-membres: 7 € par an Les articles signés reflètent l’opinion de l’auteur. L’Union Saint Pie X n’y est nullement engagée. TRESORIER GENERAL JOHN DUSSELDO RF L-90 90 WARKEN • 85, RUE DE W ELSCHEI D T É L . : 81 92 18 - JO HN. DUSSELDO RF@PT. LU CONSEILLER ECCLESIASTIQUE CLAUDE BACHE L-53 22 CONTERN • 2, RUE DES SPO RTS T É L . : 35 01 10 - CLAUDE. BACHE@EDUCATI O N. LU REDACTEUR DU CANTICUM NOVUM LAURENT W I LLKO M M L-1335 LUXEMBOURG • 3, RUE J. - G . DE CI CI G NON TÉL.: 48 13 22 - W I LLKO M M @PT. LU REPRESENTANT DES ORGANISTES PATRI CK DE RO ND L-4649 OBERKORN • 14, RUE PRO M M ENSCHENKE L T É L .: 66 1 5 5 9 4 8 9 - PATRI CK@DERO ND. CO M MEMBRES JEANNY BECKI US- G I RA L-5434 NIEDERDONVEN • 7, RUE DE LA M O SELLE TÉL.: 76 8 0 6 3 - BECKI USN@PT. LU SOM M AIRE Die schönste Zeit des Jahres 3 Die Kirchenchöre feierten ihre Schutzpatronin 4 Diskussion mit der Basis 6 Agenda 8 Feierstunde im Bischofshaus 9 Ils ont rejoint les choeurs célestes 10 Wo sich Kunst und Architektur begegnen 11 Atelier de chant liturgique 13 Le travail d’un texte chanté 14 Johannes Ciconia 16 Entschleunigung 19 ALPHO NSE BO CK L-99 76 SASSEL • M AI SO N 24 TÉL.: 9 9 8 8 5 8 - BO CKJO L@PT. LU MARIE-SUZETTE M AYER L-8821 KOETSCHETTE • 9, RUE DE M ARTELANG E T É L . : 23 64 0 0 25 - TRANSPO RTS- LI ES@PT. LU ROBY M ULLER L-53 12 CONTERN • 8, AN DE LEESSEN T É L.: 2 6 7 0 17 7 9 - RO BYM ULLER@PT. LU Couverture: Vitrail Sainte-Cécile, Gustave Zanter 1952, Eglise de Machtum Photo: Stiftung Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. E DI T OR I A L Die schönste Zeit des Jahres Das Jahr bietet uns viele Gelegenheiten zum Feiern, zum Freuen: Da ist der eigene Geburtstag, da ist Sylvester, da sind zahlreiche kirchliche Feiertage und natürlich private Ereignisse, die jeder von uns auf individuelle Weise festlich und fröhlich begehen möchte. Nichts von all dem kommt jedoch dem Weihnachtsfest gleich. Sicherlich gibt es für Jeden viele unterschiedliche Dinge, Erinnerungen, Empfindungen, die dieses wunderschöne Bild von Weihnachten zeichnen, das wir alle gerne Jahr für Jahr in der kalten Jahreszeit vor unseren Augen aufleben lassen. Weihnachten ist immer ein Stück Kindheit: Man denkt gerne zurück an den Duft beim Plätzchenbacken, an die Stunden der Erwartung vor der Bescherung, an schneebedeckte Dächer auf dem Weg zur Mitternachtsmesse….. Es gibt noch viele andere Details, die aus der Kindheit in Erinnerung geblieben sind, und jedes Jahr an Weihnachten neu aufleben. Am 25. Dezember feiern wir die Geburt Jesu Christi, obwohl weder der Geburtstag noch das Geburtsjahr des Gottessohnes eindeutig belegt sind. Man sollte davon ausgehen, dass die Geburt Christi ans Jahresende gelegt wurde, weil sich bereits viele Feste heidnischer Kulturen um die Wintersonnenwende gruppierten. Obwohl es immer wieder Bestrebungen gab, Christi Geburt am 25. Dezember zu feiern, konnte erst Papst Liberius im Jahr 354 diesen Beschluss endgültig durchsetzen. Dieser Geburtstag wurde 813 durch die Mainzer Synode zu einem allgemeinen Feiertag. Wie viel sich von uralten Bräuchen in unserem Weihnachtsfest erhalten hat, zeigt beispielsweise das Schenken: Die Germanen bedachten sich beim Fest zur Wintersonnenwende mit Gaben, und auch im alten Rom beschenkte man sich zum Neujahrsfest. Die Bescherung findet in manchen Ländern an Heiligabend statt, in andern überreicht man sich am ersten Weihnachtstag die Präsente. Das Schenken zu Weihnachten ist ein sinnvolles Zeichen: Geben soll verstanden werden als Ausdruck der Liebe. Zu den typischen Weihnachtsessen in vielen Ländern gehört der Gänsebraten mit Rotkraut oder mit Grünkohl. In den USA gibt es statt der Gans den Truthahn, in England den Puter. Fleisch ist vielerorts am Heiligabend verpönt. In manchen Gegenden wird erst nach der Mitternachtsmesse gespeist. Der Konsumrausch, der sich in heutiger Zeit überall ausgebreitet hat, ist dagegen ein ganz junges Phänomen und ein anderes Thema – so großzügiges Schenken und reichliches Essen war in früheren Jahrhunderten lediglich beim Adel und beim reichen Bürgertum möglich. Auch das Singen von Weihnachtsliedern ist für viele Menschen ein fester Bestandteil der Weihnachtszeit. Weihnachtslieder stammen ursprünglich aus der kirchlichen Liturgie. Ein entscheidender Anstoß zur allgemeinen Verbreitung des Liedguts in der Bevölkerung erfolgte durch Martin Luther. Das Weihnachtssymbol schlechthin ist der Christbaum mit seinen immergrünen Nadeln. Zusammen mit dem Kerzenlicht wird der Baum zum Sinnbild der Hoffnung und des Lebens. Wir denken in diesen Tagen nicht nur daran, wie viel Freude und Genuss uns der Heiligabend bringt, wir denken auch an die Armen und Entrechteten dieser Erde. Ob wir nun Christen, Juden, Muslime, Atheisten oder Anhänger anderer Glaubensrichtungen sind, sollte hier irrelevant sein. Wir sollten an die eigentliche Botschaft von Weihnachten denken, an Nächstenliebe, Solidarität und Frieden. Am Ende des Jahres 2012 möchte ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken, die durch konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit zum Wohl des Piusverbandes beigetragen haben. Ich wünsche allen Sängerinnen und Sängern frohe und besinnliche Festtage, Zeit zur Entspannung sowie Gesundheit, Glück und Erfolg für das Neue Jahr 2013. Albert BRAUCH Präsident des Piusverbandes CANTICUM NOVUM 4/2012 3 ZU EH R EN D ER H L. CA ECILIA Die Kirchenchöre feierten ihre Schutzpatronin Am 22. November war das Fest der Hl. Cäcilia, der Schutzpatronin der Kirchenmusik. Wie die Legende erzählt, starb Cäcilia in einer Christenverfolgung etwa im Jahre 230, nachdem sie ihren Bräutigam und dessen Bruder zu Christus bekehrt hatte. Da der Henker den Todesstreich gegen sie zu schwach geführt hatte, blieb sie noch mehrere Tage mit tiefer Wunde in ihrem Hause liegen, durch die Gebärde ihrer Hand ihren unbesiegbaren Glauben bezeugend. So wurde sie begraben und so fand man sie unversehrt wieder, als im Jahre 1599 ihr Sarkophag geöffnet wurde. Sie ist eine der meist verehrten Heiligen aus der Frühzeit der Kirche. Wieso Sankt Cäcilia zur Patronin von Musik und Gesang wurde, sagt uns die Legende nicht, aber Maler und Bildhauer haben sie seit jeher mit den verschiedensten Musikinstrumenten dargestellt. Grund genug für Sänger und Musikanten, sie als ihre Patronin zu feiern, aber auch Grund genug, einmal im Jahr die Aufmerksamkeit auf alle Sänger und Musikanten zu lenken, und ihnen für all die schönen Stunden zu danken, die sie durch Gesang und Musik hervorgezaubert haben. Ob beruflich oder aus Hobby zum Feierabend, Musik machen ist eine der schönsten Tätigkeiten überhaupt, eine Kunst jedoch, die viel Disziplin, Einfühlungsvermögen und Gemeinschaftsgeist erfordert. 4 CANTICUM NOVUM 4/2012 Besonders was unsere Kirchensängerinnen und -sänger betrifft, kann man nur staunen, wie viele sich trotz Fernsehen und unzähligen anderen Unterhaltungsmöglichkeiten bereit finden, Noten zu studieren, Proben zu besuchen und bei kirchlichen Auftritten, beziehungsweise weltlichen Gelegenheiten, die privaten Interessen zurückzustellen, um Andern die Feste zu verschönern. Wer sich das Singen zum Hobby ausgesucht hat und sich nicht mit dem Abhören von CDs begnügt, sondern sein Instrument, seine Stimme, von Grund auf aufbauen und formen will, muss während Jahren einen Teil seiner Freizeit in der Musikschule oder im Musikkonservatorium verbringen. Es gibt trotzdem viele, die diese Mühe nicht scheuen, weil sie aktiv mit dabei sein wollen. Unsere Kirchenchöre verzichten, mit Ausnahmen, auf übertriebene Strapazen oder den Stress eines Wettbewerbs. Ihnen genügt das Singen zu ihrer eigenen Freude, zur Unterhaltung ihrer Mitmenschen, zur Mitgestaltung der Liturgie und zur Verschönerung anderer örtlichen Feste. Viele von ihnen haben dennoch ein beachtliches Niveau erreicht und Konzerte im Inund Ausland gehören zur regelmäßigen Aktivität. Mit Genugtuung konnten wir auch dieses Jahr wiederum feststellen, dass der Cäcilientag traditionsgemäß für das ganze Land zu unserem Ehrentag wurde und ein Bekenntnis zur Musik (im weitesten Sinne des Wortes) darstellte. Entsprechend trägt das Cäcilienfest zu einer größeren Solidarität zwischen allen Musikschaffenden Luxemburgs bei. Das Cäcilienfest gab uns aber auch beste Gelegenheit, unseren Dank an alle Institutionen und Bürger zu richten, die im Laufe des vergangenen Jahres auf würdige Art und Weise die einheimischen Kirchenchöre zu unterstützen wussten. Gerade als Kirchenmusiker möchten wir darauf hinweisen, dass die Luxemburger Kultur zum Teil auch von dem aktiven Dienst der in den Vereinen tätigen Kirchenmusiker lebt. Diese sind in der Tat der beste Mitgarant, dass über das Jahr 2012 hinaus das Wort „Kultur“ in unserem Land auch weiterhin „groß“ geschrieben wird. Eine spürbare Bewegung wie die von (Kirchen)musik und -gesang in den Dörfern und Städten Luxemburgs kann zukünftig nur bestehen bleiben, wenn sich weiterhin noch junge Menschen, Frauen und Männer finden lassen, die bereit sind, den lokalen Vereinen beizutreten, in den Vorständen Verantwortung zu übernehmen und sich insbesondere auch der Leitung der Gesangensembles zu widmen. Darum richten wir in diesem Gruß an die Kirchenmusikschaffenden, an alle Bürgerinnen und Bürger des Landes einen eindringlichen Appell zur Mitarbeit. -sänger hinaus die Frage gestellt sein nach der zukünftigen Entwicklung von Kirchenmusik und -gesang in Luxemburg. Der Zentralvorstand des Piusverbandes So darf über den diesjährigen Ehrentag unserer Kirchenmusiker und L’Union Saint Pie X en collaboration avec l’INECC et le Service de la Pastorale de l’Archidiocèse de Luxembourg invite à une session de chant liturgique animée par le Père André Gouzes de l’Abbaye de Sylvanès Célébrer la foi dans l’esprit du Concile Vatican II Apprentissage de la « Liturgie chorale du peuple de Dieu » composée par le Père Gouzes. Mise en œuvre de ce répertoire à travers les célébrations (messe, vêpres). Formation musicale (apprentissage du chant polyphonique et pose de la voix) et spirituelle (expérience de la prière liturgique, écoute des commentaires des textes chantés et célébration des offices). Programme Samedi 16 mars 2013 Accueil 09:00 Mot de bienvenue par le Père Evêque Jean-Claude Hollerich s.j. 1re séance. 09:30 – 12:30 Pause-café 10:45 – 11:15 Déjeuner 12:30 2e séance 14:15 – 17:15 Pause-café 15:45 – 16:15 Dimanche 17 1re séance Messe Déjeuner 2e séance Vêpres mars 2013 09:00 – 10:30 11:00 Eglise du Sacré Cœur 12:30 14:30 – 16:45 17:00 Eglise des Franciscaines Il est indispensable d’avoir un Dominical-année C par personne pour participer à cette session. Quelques chambres sont disponibles chez les Franciscaines. Intervenants: André Gouzes et Camille Kerger Lieu: Soeurs Franciscaines, 50 avenue Gaston Diderich, Luxembourg/Belair INSCRIPTIONS : www.piusverband.lu ou tél : +352 26 20 18 99, ou renvoi de la carte réponse. Pour tout renseignement supplémentaire, veuillez vous adresser au secrétariat de l’Union Saint-Pie X (09:00 – 12:00 h) Tél. +352 26 20 18 99 / Fax +352 26201898 mail: [email protected] ou à Marie-Anne Werner Tél. +352 47 18 43 mail: [email protected] Frais de participation : 20 €, à virer lors de l’inscription au compte: IBAN LU97 1111 0404 8637 0000 BIC CCPLLULL Inscriptions avant le 8 mars 2013 CANTICUM NOVUM 4/2012 5 R EGIO N A LV ER SA M M LU N GEN 2 012 Diskussion mit der Basis Diese kleine Kartierung zeigt, welche Chöre an den fünf Versammlungsorten vertreten waren. Die Mitglieder des Zentralvorstandes, um Präsident Albert Brauch, suchten auch dieses Jahr das intensive Gespräch mit den Mitgliedsvereinen. Foto: Laurent Willkomm 6 Anfang Oktober waren die Vertreter der Mitgliedsvereine des Piusverbandes zu den Regionalversammlungen eingeladen, die für die fünf Pastoralregionen in Wiltz, Feulen, Steinheim, Monnerich bzw. Aspelt stattfanden. Chorleiterausbildung. Nach der Begrüßung durch den jeweiligen Vorsitzenden des lokalen Chores ging Albert Brauch, Vorsitzender des Piusverbandes, auf die Hauptsorgen der Luxemburger Kirchenchöre ein: es mangelt nicht nur an Geistlichen, sondern ebenso an Chorleitern, Organisten und Sängern, so dass der Nachwuchsmangel manchen Chor in seiner Existenz bedroht. Angesprochen wurde u.a. die Förderung von Kinder- und Jugendchören, die Repertoiregestaltung, das Interesse an Projektchören, aber auch die Notwendigkeit der verstärkten nachbarschaftlichen Zusammenarbeit und die Wichtigkeit der In den fünf Versammlungen entwickelten sich anregende Gespräche zwischen Vorstand, Delegierten und Chormitgliedern; viele Facetten der aktuellen Lage wurden hervorgehoben, viele Ideen diskutiert. Der Stein der Weisen, der alle Einsicht verschafft und alle Probleme löst, wurde aber auch hier wohl nicht gefunden. CANTICUM NOVUM 4/2012 Da man in diesem Jahr auf ein Fachreferat verzichtet hatte, konnten einige Vorstandsmiglieder die verschiedenen Seiten der Verbandsarbeit in den letzten Monaten und die laufenden Projekte vorstellen. Nicht vorenthalten möchten wir Ihnen den originellen Redebeitrag von Pfarrer Luc Schreiner (Rosport) bei der Regionalversammlung der Region Osten in Steinheim. Laurent WILLKOMM Léif Éiregäscht, awer virun allem léif Sängerinnen a Sänger: Als Duerfpaschtouer vun hei a vum ganze Parverband Ënnersauer freeën ech mech, datt Dir all hei sitt. Do ass ee ronne Gebuertsdag oder besser e Jubiläum, wat bal vergiess gi wier; et läit mir um Häerz, drunn ze erënneren, well dëst Jubiläum geet ons all un. Ech si sécher, Dir, léif Sängerinnen a Sänger, wësst, u wat ech do denken. Net méi spéit ewéi leschte Freideg wor de Jubiläumsdatum, de 5. Oktober 1962 wor et: deen éischten James Bond koum an d‘Kinoën, den Dr. No oder op däitsch „James Bond jagt Dr. No.“ Wéivill Sängerinnen sinn zënterhier Sonndeg fir Sonndeg op den Duxall komm an der Hoffnung, op der Juegd no feindleche Spiounen géif de Sean Connery, de Roger Moore oder de Pierce Brosnan vum Priedegstull gesprong kommen a flang bei si an de Gesang. A wann et dann neess net de Fall wor, hat de Paschtouer missen an der Priedegt di richteg Wieder fannen, fir si ze tréischten. Wéivill Sänger hunn zënter- hier gehofft, d‘Tina Turner géif aus dem Nouteschaf klammen an d‘Lidd vum Golden Eye sangen. Ma wéi dack ass et am Nouteschaf sëtze bliwwen, well et weess: Wien um Duxall während der Mass schwätzt, gëtt erschoss. Duerfir huet et sech net getraut. An trotzdem: Dir sitt trei, trei um Duxall. Léif Sängerinnen a Sänger, och wann ech dat elo a vill Humor agepaakt hunn, mengen ech et awer eescht: duerfir gëllt Iech e grousse Merci. A well ee sech mat engem Merci awer näischt kafe kann, dofir soen ech als Geeschtlechen Iech „Vergelt‘s Gott.“ „Vergelt‘s Gott“ fir d‘Sangen, d‘Musizéieren an onse Kierchen, „Vergelt‘s Gott“ fir d‘Arbecht an de Prouwen. An haut, wou d‘kierchlech Strukturen an onse Landregiounen jo leider ëmmer méi grouss an ausgedehnt ginn, sinn et jo ganz dack d‘Gesangveräiner, déi um lokale Plang grad déi kleng Gemeinschafte lieweg halen. Op muenchen Dierfer ass et jo leider esou: wann de Gesang net do ass, da sinn der net méi vill do. Och dat muss gesot ginn, an dofir Iech e grousse „Vergelt‘s Gott“. Allerdéngs, mat deem Zweete Vatikanesche Konzil, dat ass wéi mat de Spionageaffären, déi den James Bond ze léisen huet: do gëtt vill driwwer geschwat, ma em wat et wierklech geet, dat schéngt streng geheim gehalen. Mais, léif Leit, wéi den James Bond, konnt ech mir di Dokumenter ënnert den Nol räissen, www.vatican. va mecht et méiglech. Ma verklaapt mech net – net, datt ech als Verräter geriicht ginn: ech verroden Iech, wat di Bëscheef mam Poopst deemols zesumme gesot hunn. D‘Konzil – Dir wësst et vläicht – et ass di héchste Léiermeenung an der Kierch. Kucke mir d‘Liturgiekonstitutioun „Sacrosanctum Concilium“. An do gëtt et e ganz eegent Kapitel: dat sechst. Titel: Die Kirchenmusik. „112. Die überlieferte Musik der Gesamtkirche stellt einen Reichtum von unschätzbarem Wert dar, ausgezeichnet unter allen übrigen künstlerischen Ausdrucksformen vor allem deshalb, weil sie als der mit dem Wort verbundene gottesdienstliche Gesang einen notwendigen und integrierenden Bestandteil der feierlichen Liturgie ausmacht. (...) Ma Dir wësst: d‘Sänger vu Rued - soss gesinn ech elo keng vun ähnlechen Uertschaften heibannen – kënnen dovunner e Lidd sangen, well si kenne se: d‘Eisebunnsbarrière an dat Schëld dobäi „Un train peut en cacher un autre.“ Genau esou ass et och mat de Jubiläen. Kuerz nom éischten James Bond huet an enger geheimnisumwitterter Géigend an deem klengste Staat vun der Welt, am Vatikan, en anert grousst Kapitel an der Kierchegeschicht ugefaang: Ufank vum Zweete Vatikanesche Konzil. Mat deem Jubiläum invitéiert ons onse Poopst Benedikt jo zu engem Glawensjoer. E Joer, wou den Niwwel nees gelëft gëtt, mir Chrëschten ons nei vergewësseren, wat mir eigentlech gleewen, wou mir – wéi den James Bond mat deene flotte Fraen – nei Loscht um Härgott a senger Kierch kréien, an datt mir dann Christkinnekssonndeg 2013 mat neier Begeeschterung sangen: „Credo in unum Deum.“ Impressionen aus den Regionalversammlungen. Fotos: Laurent Willkomm CANTICUM NOVUM 4/2012 7 113. Ihre vornehmste Form nimmt die liturgische Handlung an, wenn der Gottesdienst feierlich mit Gesang gehalten wird und dabei Leviten mitwirken und das Volk tätig teilnimmt. (...) 114. Der Schatz der Kirchenmusik möge mit größter Sorge bewahrt und gepflegt werden. Die Sängerchöre sollen nachdrücklich gefördert werden (...). Dabei mögen aber die Bischöfe und die übrigen Seelsorger dafür Sorge tragen, dass in jeder liturgischen Feier mit Gesang die gesamte Gemeinde der Gläubigen die ihr zukommende tätige Teilnahme auch zu leisten vermag (...) 116. Die Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der römischen Liturgie eigenen Gesang; demgemäß soll er in ihren liturgischen Handlungen, wenn im übrigen die gleichen Voraussetzungen gegeben sind, den ersten Platz einnehmen. Andere Arten der Kirchenmusik, besonders die Mehrstimmigkeit, werden für die Feier der Liturgie keineswegs ausgeschlossen, wenn sie dem Geist der Liturgie im Sinne von Art. 30 entsprechen. 118. Der religiöse Volksgesang soll eifrig gepflegt werden (...) 120. Die Pfeifenorgel soll in der lateinischen Kirche als traditionelles Musikinstrument in hohen Ehren gehalten werden (...) Andere Instrumente aber dürfen nach dem Ermessen und mit Zustimmung der für die einzelnen Gebiete zuständigen Autorität (...) zur Liturgie zugelassen werden, sofern sie sich für den heiligen Gebrauch eignen oder für ihn geeignet gemacht werden können, der Würde des Gotteshauses angemessen sind und die Erbauung der Gläubigen wirklich fördern. 121. Die Kirchenmusiker mögen, von christlichem Geist erfüllt, sich bewusst sein, dass es ihre Berufung ist, die Kirchenmusik zu pflegen und deren Schatz zu mehren. (...) Die für den Kirchengesang bestimmten Texte müssen mit der katholischen Lehre übereinstimmen; sie sollen vornehmlich aus der Heiligen Schrift und den liturgischen Quellen geschöpft werden.“ D‘Tina Turner wosst et: de „Golden Eye“ passt net als Sanctus. Loosse mir esou am Geescht vum Zweete Vatikanesche Konzil Gottesdéngscht feieren, sangen a musizéieren. Maache mir et, dem Härgott zur Éier, de Mënschen zur Freed, da kënne mir an onse Kierchen nach op villes gespaannt sinn, genau esou wéi op den nächsten James Bond. Ech soen Iech Merci fir Äer Gedold. Abbé Luc SCHREINER Agenda VE 21.12. Capellen Missa in honorem Sancti Aloisii (Patrick Colombo) Concerto pour cor en ré Majeur n°2 (Joseph Haydn) Oratorio de Noël (Camille Saint-Saens) Eglise SA 22.12. Mensdorf Eglise Missa in honorem Sancti Aloisii (Patrick Colombo) Org.: Chorale Capellen 20h00 Concert spirituel Org.: Chorale Mensdorf Org.: Chorale Clervaux Concerto pour cor en ré Majeur n°2 (Joseph Haydn) Oratorio de Noël (Camille Saint-Saens) DI 23.12. SA 05.01.13 Clervaux Eglise décanale 16h00 Adventsconcert Ettelbruck Gemeng 15h00 Neijooschréceptioun Org.: Chorale Ettelbréck De Piusverband an d’Chorale Ste-Cécile Ettelbréck invitéieren op d’Neijooschréceptioun 2013. Wou? >> Am Festsall vun der Gemeng, Place de l’Hôtel de Ville, zu Ettelbréck. All Chorale soll mat 2 Delegéiert hei vertruede sinn. Umeldungen: Fax: 26 20 18 98 • E-mail: [email protected] SA 26.01.13 Luxembourg Conservatoire The 150th Anniversary Show: „Kids and Pop Classics“ & „Päifemeedel-Danzebouf“ DI Luxembourg 27.01.13 SA 02.02.13 Luxembourg 8 20h00 Concert spirituel CANTICUM NOVUM 4/2012 Conservatoire 20h00 UGDA Spectacle Anniversaire 09h30 150e Congrès fédéral de l’UGDA Lycée Robert-Schuman14h30 Assemblée générale de l’Union Saint Pie X F EI ER S T U N D E IM B IS C H OF S H A U S « Si la musique nous est si chère, c’est qu’elle est la parole la plus profonde de l‘âme » (*) „Das Leben und Fortbestehen eines Vereins ruht auf zwei Säulen: erstens einmal auf der Lebendigkeit und der Gestaltungskraft in der Bewältigung seiner Ziele, und zweitens auf der Treue seiner Mitglieder. Dieser zweite Grund ist der Anlass unseres heutigen Beisammenseins, wollen wir doch im Rahmen dieses Treffens die treuesten unserer Mitglieder ehren. Sie haben alle in guten, aber auch in schweren Zeiten zu ihren Vereinen gestanden und sich immer zu ihren Zielen bekannt“, so Albert Brauch in seinen Ausführungen. Zahlreiche Chormitglieder konnten aus den Händen von Erzbischof Jean-Claude Hollerich die Urkunde für sechzigjähriges Wirken im Kirchenchor entgegennehmen. Foto: Laurent Willkomm Gelegentlich einer sympathischen Feier im Bischofshaus in Luxemburg kamen neulich 39 verdienstvolle Sängerinnen und Sänger der „Union Saint Pie X“ zu Ehren. In seiner Ansprache begrüßte Erzbischof Jean-Claude Hollerich die Vertreter des Piusverbandes – Albert Brauch, Präsident; Pierre Majerus und Marc Boever, Vizepräsidenten; Lydie Jung-Jungblut, Generalsekretärin; Patrick De Rond, Vertreter der Organisten; Laurent Willkomm, Redakteur des „Canticum Novum“; Aphonse Bock und Marie-Suzette Mayer, Mitglieder – sowie die langjährigen Sängerinnen und Sänger, die 60 Jahre und mehr im Kirchengesang aktiv sind. Der Oberhirte der Luxemburger Kirche hob die hohe Qualität des Gesangs im ganzen Land hervor und richtete herzliche Worte des Dankes an die engagierten Kirchenmusiker für ihren steten Einsatz. Für Jean-Claude Hollerich war es das erste Mal, dass er den Piusverband in seiner Residenz empfing. Als sichtbares Zeichen des Dankes für ihre Treue zur „Musica Sacra“ überreichte Erzbischof Jean-Claude Hollerich, gemeinsam mit Albert Brauch und Lydie Jung-Jungblut, die Urkunden. Die Feier fand ihren Abschluss mit dem vom Erzbischof angebotenen Ehrenwein. Ein Diplom erhielten Albert Alberty, Chorale Schouweiler-Sprinkange / Der Präsident des Piusverbandes, Albert Brauch, betonte, dass Singen und Musizieren ohne Zweifel zum Aufbau, zur Bereicherung und zum Erhalt des Kulturguts beitragen. Die Feierstunde gebe die Gelegenheit, die nationalen Kirchenchöre zu bewundern und zu beglückwünschen für alles, was sie unentgeltlich jahraus, jahrein leisten in der heutigen materialistischen und hektischen Zeit. Henriette Arnoldy, Chorale Scheedgen / François Belleville, Chorale Hostert / Marie-Thérèse Bohnenberger-Urwald, Chorale Bech / Norbert Brosius, Chorale Pétange / Gilberte Brosius, Chorale Pétange / Paul Desbordes, Chorale Fouhren / Jean-Pierre Elcheroth, Chorale Hollerich / Camille Fuchs, Chorale Echternach / François Glesener, Chorale Koerich / Ferdinand Hilbert, Chorale Mamer / Ferd Kayser, Chorale CANTICUM NOVUM 4/2012 9 Dommeldange / Jean-Pierre Kinn, Chorale Walferdange / Jos Kohnen, Chorale Merl / Arthur Kremer, Chorale HeinerscheidFischbach-Kalborn / Roger Kremer, Chorale Roeser-Crauthem / Victor Leclerc, Chorale Koerich / Jeannot Linden, Chorale Lamadelaine / Pierre Ludewig, Chorale H O N N EUR À LEUR M ÉM OIRE Ils ont rejoint les chœurs célestes Bech / Pierre Ludwig, Chorale Dommeldange / Camille Medinger, Chorale Mondercange / Jos Medinger, Chorale Contern / Florent Meyers, Chorale Dommeldange / Julien Nilles, Chorale Eischen / Pierre Nommesch, Chorale Mertzig / Yvonne Ripp, Chorale Luxembourg Sacré-Coeur / Fernand Schaul, Chorale HeinerscheidFischbach-Kalborn / René Schickes, Chorale Clervaux / Jean-Pierre Schmit, Chorale Waldbëlleg-Haler / Henri Schroeder, Chorale Ste Cécile HollerBinsfeld-Breidfeld / Raymond Simon, Chorale Schouweiler-Sprinkange / Victor Steffes, Chorale Bech / Jean Thilges, Chorale Flaxweiler / Gilbert Thomas, Chorale Bigonville / Pierre Weber, Chorale Asselborn / Norbert Weis, Chorale Weiler-la-Tour / Emile Wies, Chorale Ellange / Jos Zeimes, Chorale Schieren / Nicolas Zeimes, Chorale Hachiville-Hoffelt-Weiler. Albert BRAUCH ____________________________ (*) Citation de Romain Rolland - Ecrivain français, né en 1866 - Prix Nobel de littérature 1915 BIBERICH-FELTGEN Elise – membre actif de longue date de la Chorale Ste-Cécile Walferdange CAPESIUS-BECKER Henriette – membre actif de longue date de la Chorale Ste-Cécile ‘La Hammoise’ DEGRAND-NOSBUSCH Eugénie – membre actif de longue date de la Chorale St-Hubert Merscheid FLAMMANG-GENGLER M-Jeanne – membre actif de longue date de la Chorale Ste-Cécile Esch-Lallange GORGES André – ancien membre de la Chorale SteCécile Junglinster GRAS Guillaume – secrétaire d’honneur, archiviste et membre actif de longue date de la Chorale des Exilés; membre actif de longue date de la Chorale Mixte SteCécile Luxembourg-Gare D’Chorale Ste-Cécile Kanech sicht en(g) Dirigent(in). Mir sangen kierchlech a weltlech. Interessente kënne sech mellen bei der Presidentin Josée REILAND Tel.: 35 85 74; E-Mail: [email protected] 10 CANTICUM NOVUM 4/2012 SCHILTGES Marie-Madeleine – ancien membre du comité et ancien membre actif de la Chorale des Exilés STEICHEN Jean – membre actif de longue date de la Chorale Ste-Cécile Mertzig STEPHANY Pierre – curé de la paroisse de Bastendorf/ Tandel et membre de la Chorale SteCécile Bastendorf STREITZ Jean – membre du comité et trésorier de 1985-2012, membre actif de longue date de la Chorale Ste-Cécile Leudelange WAMPACH-GELHAUSEN Cathérine – membre actif de longue date de la Chorale Ste-Cécile Machtum HOFFMANN Nicolas – ancien membre actif de la Chorale Ste-Cécile Steinheim KREMER-HOSCHEIT Lony – ancien secrétaire et membre actif de longue date de la Chorale Ste-Cécile Mamer LEYDER Léon – secrétaire et membre actif de longue date de la Chorale ‘Sang a Klang’ Weicherdange Poste vacant CHEF DE CHŒUR NICOLAY Roger – organiste et chef de chœur de longue date de la Chorale Ste-Cécile Moesdorf-Pettingen-Essingen MALGET-WOLTER Milly – membre actif de longue date de la Chorale Ste-Cécile TarchampsWatrange MASSARD-SPAUTZ Marie-France – employée administrative bien dynamique du secrétariat de l’Union Saint Pie X pendant les années 2002-2003. Merci Marie-France! De Canticum Novum kënnt eraus: • • • • Mëtt Mäerz Mëtt Juni Mëtt September Mëtt Dezember Redaktiounsschluss fir Artikelen a Beiträg an der Agenda: • • • • 1. Mäerz 1. Juni 1. September 1. Dezember KULT U R R E I S E NA C H ME T Z Wo sich Kunst und Architektur begegnen Auf Einladung des Piusverbandes trafen sich neulich 50 interessierte Sängerinnen und Sänger, um an einem besonderen Herbstausflug teilzunehmen. Das Reiseziel war die Stadt Metz in der Großregion Saar-Lor-Lux. Eine geführte Sightseeing Tour und eine Besichtigung des Centre Pompidou-Metz ließen die Teilnehmer voll auf ihre Kosten kommen. Im Laufe der Geschichte haben die Stadt Metz und ihr Ballungsgebiet voller Aufgeschlossenheit sämtliche Kunstbewegungen aufgenommen. Diese Tatsache zeigt sich heute beispielhaft mit der Eröffnung des Centre Pompidou-Metz im Jahre 2010 – einem neuartigen Ort der Kulturdezentralisierung, der den Ehrgeiz der politisch Verantwortlichen für die Hauptstadt Lothringens beweist. Das Bestreben, Metz entschlossen mit dem 21. Jahrhundert zu verbinden, ist eines der Hauptziele ihres Wirkens. Metz – eine Reise wert Die Stadt Metz überrascht uns mit ihrer Dynamik, ihrer Schönheit, ihrer Lebenskunst und dem Reichtum ihres historischen Erbes. Metz – das ist der warme Ockerton der Jaumont-Steine, der noch leuchtender ist, wenn Sonnenlicht die Stadt durchflutet. Metz – das ist das kaiserliche Viertel und sein harmonischer Städtebau, der typisch für die wilhelminische Zeit ist. Metz – das ist die Place Saint-Louis, einer der malerischsten Plätze der Stadt, der seine mittelalterliche Prägung bewahrt Die Teilnehmergruppe inmitten der Altstadt von Metz hat. Er war Handelsplatz der lombardischen und burgundischen Kaufleute. Metz – das ist selbstverständlich die Kathedrale Saint-Étienne, deren Gründung auf das 5. Jh. zurückgeht, eine Perle des gotischen Flamboyantstils, deren 6500 m2 Innenraum dank seiner Glasfenster aus dem 12. und dem 20. Jh. (darunter die berühmten von Marc Chagall) ausgeleuchtet wird. Metz – das ist die Place d’Armes mit ihren Pflastersteinen, wo sich Kathedrale und Rathaus gegenüberstehen – wie eine symbolische Darstellung der Beziehungen zwischen geistlicher und weltlicher Macht, welche die Geschichte Frankreichs gründeten. Metz – das ist schließlich auch die Fußgängerzone mit ihrer Atmosphäre, die einen Einkaufsbummel wert ist. Foto: Laurent Willkomm Das Centre Pompidou-Metz Die Regionalhauptstadt Metz, ein Kreuzpunkt Europas, ist Standort der ersten Dezentralisierung einer großen Kulturinstitution. Das Centre Pompidou-Metz (CPM), eine Synthese aus Museum und Kunstzentrum, ist autonom in seinen Entscheidungen und seinem Betrieb und versteht sich als Lebensort. Das CPM ist zweifelsohne ein Ort, wo sich Kunst und Architektur begegnen. Das mächtige Schiff mit seinem spektakulären Dachstuhl, das die Architekten Shigeru Ban und Jean de Gastines entworfen und als Ausstellungsort konzipiert haben, verbindet Funktionalität CANTICUM NOVUM 4/2012 11 mit optischer Attraktivität. Seine außergewöhnliche Architektur macht – wie es auch bei der Pariser Institution der Fall war – die Präsenz des neuen Centre-Pompidou in der Stadt mit Nachdruck deutlich. Neben den 5000 m2 Ausstellungsfläche (bestehend aus drei langen Quadern, die sich überlagern und kreuzen) verfügt das CPM auch über ein Forum zum Empfang der Besucher, ein Informationszentrum, ein Auditorium für Filmkunst mit 144 Plätzen, ein modulierbares Studiotheater für Bühnenkunst mit 196 Plätzen und last but not least auch über einen Buchladen und eine Restaurant-Bar. Die Empfangshalle erstreckt sich auf die gesamte Höhe des Gebäudes; die Hauptbauelemente sind sichtbar, insbesondere der 77 m hohe Metallpfeil, in dem die Aufzüge untergebracht sind – eine Hommage an das Centre Pompidou in Paris, das 1977 eröffnet wurde. Sämtliche Räume des CPM sind von diesem riesigen Forum aus zu erreichen. Das auf einem sechseckigen Raster aufgebaute und einem chinesischen Strohhut ähnelnde Dach übernimmt die Form des Grundrisses, die übrigens auch dem Metallpfeil als Vorlage dient. Der an sechs Punkten mit dem Boden verankerte Dachstuhl setzt in 37 m Höhe am Turm an und verschlingt 18 km Gebälk aus Brettschichtholz. 18 Monate waren für die Fertigstellung und 4 Monate für den Zusammenbau der insgesamt 16000 unterschiedlichen Teile dieser 650 Tonnen schweren Überdachung notwendig. Das CPM bekundet seinen Willen, sich Allen zu öffnen sowie das zeitgenössische Kunstschaffen und die Pluridisziplinarität zu fördern. Das CPM verfügt über keine ständige Sammlung, sondern bietet vier bis sechs Aufhängungen pro Jahr, und das in einem der größten temporären Ausstellungsräume Europas. 12 CANTICUM NOVUM 4/2012 Wall Drawing #2 – 1968: Kombinationsmöglichkeiten von geraden, in den vier geometrischen Grundrichtungen (Vertikale, Horizontale, Diagonale mit 45° Neigung von links nach rechts bzw. rechts nach links) positionierten geraden Linien Foto: Laurent Willkomm Beim Besuch des CPM vor kurzer Zeit bekamen wir u. a. Einblick in die Werke des amerikanischen Künstlers Sol LeWitt (1928-2007) durch eine in Europa bis dato einzigartige Retrospektive seiner wall drawings (Wandzeichnungen). Hier wird das Schaffen des Künstlers und dessen Bedeutung für Vergangenheit und Gegenwart beleuchtet. Weiterhin geht es in dieser Ausstellung um die bis heute fortdauernde Bewegung Sol LeWitts für jüngere Künstlergenerationen. Albert BRAUCH Das Centre Pompidou-Metz mit seinem großen Vorhof versteht sich als Ort der Begegnungen aller Publikumsgruppen. AT EL I E R D E C HA N T L IT U R G IQ U E Approfondissement d’un répertoire liturgique spécifique - temps de l’Avent et temps de Noël Unter diesem Titel fand vor einigen Wochen in Zusammenarbeit mit der Inecc und der diözesanen Arbeitsstelle für Liturgie ein interessanter und gut besuchter Workshop für Kirchensängerinnen und -sänger in der „Maison d’Accueil des Soeurs Franciscaines“ in Luxemburg/Belair statt. Rund 40 Teilnehmer(innen) aus den verschiedenen Regionen des Landes hatten sich auf Einladung des Piusverbandes in der Klosterkapelle zu einem interaktiven Fortbildungsnachmittag für Sänger und Kantoren eingefunden. Auf dem Programm stand sowohl eine Einführung in ein ausgewähltes Liedgut für die Advents- und Weihnachtszeit, was die musikalische Gestaltung der Eucharistiefeier anbelangt, als auch das Erarbeiten der vorliegenden Gesangstücke. Camille Kerger begeisterte die Teilnehmer durch seine spritzige Art und Weise, die sich durch den ganzen Workshop hindurchzog. Als Leiter dieses Seminars fungierten in gekonnter Weise Camille Kerger (Direktor der Inecc), Renée Schmit (Service de la Pastorale de l’Archidiocèse), Raphaël Weickmans (Keyboard) sowie Paul Breisch (Titularorganist der Kathedrale von Luxemburg). Albert BRAUCH Unter der Leitung von Renée Schmit (links) übten zahlreiche Sängerinnen und Sänger Psalmodien und Gesänge, bei denen besonders Wert auf eine korrekte Interpretation des Textes gelegt wurde. Fotos: Laurent Willkomm CANTICUM NOVUM 4/2012 13 V O I ES V E R S L A V OIX Le travail d’un texte chanté La langue allemande est sans doute la plus difficile chanter. Ses accents toniques, que d’aucuns qualifient de durs, et ses voyelles souvent non arrondies et souvent mi-ouvertes, dont les couleurs plutôt claires mais quelquefois aussi sourdes (muettes) s’opposent aux voyelles ouvertes, plutôt arrondies de l’italien. Le clair-obscur typiquement italien lié à ses consonnes, qui aident très souvent le son à « se projeter » dans les résonateurs, est, dans la langue allemande, remplacé par des couleurs plus dures et plus claires. Les Français opèrent par « accents de duration » et en utilisant des couleurs vocales souvent nasales, tandis que les anglophones logent leurs sons parlés et chantés la plupart du temps dans une bouche bien arrondie aux couleurs assombries, servies par des consonnes qui n’ont généralement pas le tonus de leurs homologues allemandes. Sans nous appesantir ici sur une foule d’exemples, je propose d’étudier la démarche à suivre en proposant quatre « phrases » allemandes suivies de leur dissection phonétique : À l’aide de ces exemples, il est possible de proposer une démarche détaillée à un apprenti chanteur qui a des problèmes de diction en chantant des textes dans n’importe quelle langue. C’est en effet grâce à l’expérience et l’avance technique de l’enseignant et du chef de chœur que ces tentatives peuvent avoir une chance pour aboutir. Les personnes visées doivent toutefois accepter de faire, sous les yeux (et surtout les oreilles) vigilants de leurs mentors, le travail méticuleux qui s’impose ici avant d’envisager de l’entreprendre tout seul. La diction chantée ne fonctionnant pas de la même manière que la diction parlée et la technique déclamatoire déployée en art dramatique n’étant pas non plus directement comparable aux idiomes vocaux mis en œuvre sur une scène d’opéra, le chanteur doit avant toutes choses apprendre à parler en chantant autant qu’ à chanter des textes parlés. Il n’est pas, en effet, d’une grande utilité pour lui faire dire sans cesse un texte qu’il doit chanter, si ce n’est pour le mettre rythmiquement en place 14 CANTICUM NOVUM 4/2012 ou pour s’imprégner de l’atmosphère évoquée par son auteur. Parler ou, le cas échéant, déclamer un texte à chanter peut toutefois être d’une certaine utilité dans une toute première phase : quelquefois je demande en effet à un élève de déclamer le texte qu’il devra chanter pour découvrir la tessiture qui correspond, chez lui, à une phonation parlée appuyée, pour lui permettre de travailler son texte, dans le rythme, en partant de cette note trouvée. Si l’élève a plus d’expérience, il devrait être capable de chanter une œuvre vocale sur n’importe quelle note qui y apparaît, même si les extrêmes peuvent s’avérer difficiles à réaliser. Voici un exemple qui illustre la manière dont j’ai déjà fait travailler l’air de Papageno à quelques-uns de mes élèves, pour leur faire ressentir le travail vocal qu’ils doivent fournir : Après cet exercice, qui peut encore comporter plus de notes intermédiaires tirées de la gamme utilisée dans la pièce, ni les graves, ni les aigus rencontrés dans cet air, ne devraient plus poser de problèmes majeurs au chanteur, à condition, bien sûr, qu’il ait réussi à bien faire résonner chacun des phonèmes tout au long de chacun de ses volets. Cette démarche permet d’apprendre à chanter plutôt que de se contenter d’apprendre à survenir aux besoins spécifiques d’une pièce de répertoire. Les compétences qu’on y acquiert sont d’ordre technique plutôt qu’artistique, et pourtant, elles sont foncièrement nécessaires pour l’acquisition de ces dernières. Arthur STAMMET, professeur de chant CANTICUM NOVUM 4/2012 15 IU BI LA E U M Johannes Ciconia (1335/1370 - 1411/1412) Der Komponist, den wir Ihnen heute vorstellen möchten, dürfte den meisten Lesern völlig unbekannt sein, auch Fachleute kennen ihn nicht unbedingt. Für die kirchenmusikalische Praxis ist er heute irrelevant und seine Biographie ist nicht sonderlich klar, wie Sie schon der Titelzeile entnehmen konnten. Um 1400 jedoch zählte er zu den bekanntesten Musikern Europas; es gelang ihm, die französische Musik des Spätmittelalters mit der italienischen zu einem eigenen Stil zu verschmelzen, der eine Grundlage für die wenig später einsetzende Stilwende zur Renaissance legte. Sein Einfluss war noch einige Jahrzehnte spürbar, danach war er wohl vergessen. 1952 schrieb H. Besseler: „Der erste große Niederländer, dessen Auftreten um 1400 einen Wendepunkt in der Musikgeschichte bezeichnet, ist erst neuerdings in seiner Bedeutung erkannt worden. Von seinem Leben wissen wir nur, dass er aus Lüttich stammte und in Padua gewirkt hat (...)“. Neuere Musiklexika bieten dagegen erstaunlich vollständige Lebensläufe: 1335 in Lüttich geboren, im Umfeld des Papsthofes in Avignon anzutreffen, später in Genua, Pisa, Neapel, Florenz, Bologna, Cesena, Rom, 1372 Kanoniker in Lüttich mit engen Verbindungen nach Padua und Venedig, ab 1400 in Padua Kantor, Kanoniker, Magister an der Universität. Neuere Archivfunde aber verändern das Bild: sie nennen 1385 einen Chorknaben und einen Kanoniker dieses Namens gleichzei- 16 CANTICUM NOVUM 4/2012 tig in Lüttich, 1405 heißt es in Padua „Johannes Ciconia, Sohn des Johannes aus Lüttich“, und 1391 dispensierte der Papst einen Johannes Ciconia von dessen illegitimer Geburt als Sohn eines Priesters und öffnete ihm damit die kirchliche Laufbahn. Wir haben es also mindestens mit Vater und Sohn zu tun, wahrscheinlich noch mit mehreren anderen Personen gleichen Namens. Unser Komponist ist wohl um 1370 in Lüttich geboren, war dort Chorknabe, fungierte später in Padua als Cantor am Dom und als Magister und starb dort 1412. Im 14. Jahrhundert war Paris das Zentrum der musikalischen Entwicklung: durch die ständig weiter getriebene Verfeinerung der Notation besonders der Tondauern entwickelte sich die Kompositionstechnik. Kannten die frühen Handschriften, in denen gregorianische Gesänge überliefert sind, nur gewisse Kürzungen und Dehnungen durch kurrente oder nichtkurrente Schreibweisen, so hatte sich vor 1200 eine Notation entwickelt, die rhythmische Modi, d.h. regelmäßige Abfolgen von langen und kurzen Noten, notieren konnte, aber noch keine individuellen Dauern einzelner Töne. Im 13. Baude Cordier: „Belle, bonne, sage“, in Herzform notiert, ein Beispiel für die nur sichtbare, nicht hörbare Dimension der „Augenmusik“ der Ars subtilior. (wikimedia commons) Jh. kam die Mensuralnotation auf, die schon mehrere Notenwerte durch die Notenform graphisch unterschied und eine Unterteilung der Noten in kürzere Werte erlaubte. Um 1320 entstand im Umfeld der Pariser Universität die „Ars nova“, so benannt nach dem Titel eines Traktats von Philippe de Vitry, der die Teilungsmöglichkeiten der Notendauern nochmals erweiterte. In mehreren Stufen konnten die jeweils längeren Noten in zwei oder drei kürzere aufgspaltet werden, womit dem Komponisten ein weiteres Spektrum an Tondauern zur Verfügung stand. Zwei- oder Dreiteilung auf den verschiedenen Ebenen wurde durch Mensurzeichen angezeigt, vorübergehende Wechsel durch farbige Noten. Leitideen dieser Kunst sind Subtilitas Philippe de Vitry, Motette „Vos qui admiramini-Gratissima-Gaude gloriosa“. Drei gleichzeitig erklingende Texte in 4 Stimmen. (cpdl.org) aber im allgemeinen mit anderen Tonhöhen. Auch Wiederholung der Abfolge der Tonhöhen (color) wird praktiziert, aber nicht unbedingt synchron mit der Talea, so dass sich eine sehr komplexe Musik ergibt, die sich eher dem Leser als dem Hörer erschließt. Der Trecentodichter Petrarca, Fresko von Giusto di Menabuoi im Baptisterium des Domes von Padua (wikimedia commons) (Feinheit, Scharfsinn) und Dulcitudo (Süße des Klanges durch das Einbeziehen von Terz-/Sextklängen in ein Quint-/Oktavgerüst). Hauptgattung der Ars nova ist die Motette: hierbei wird einem „Tenor“, einer Fundamentstimme, die eine vorgegebene Melodie (einen „cantus firmus“, oft einen Choralausschnitt) vokal oder instrumental vorträgt, eine textierte Oberstimme, „Motetus“ genannt, hinzugefügt. Ein „Triplum“ tritt als zweite Oberstimme mit einem weiteren, eigenen Text, eventuell sogar in anderer Sprache, hinzu. Der Tenor besteht dabei vor allem aus langen Notenwerten, der Motetus aus kürzeren, das Triplum bewegt sich noch schneller. Der Tenor kann durch ebenfalls eher langsame Contratenores ergänzt werden. Die Motette sucht also, das Eigenleben der Stimmen durch Verschiedenheit der Lagen und Bewegungsarten zu bewahren. Die verschiedenen Texte der Motette sind dabei inhaltlich oft aufeinander bezogen, was nur von einem literarisch gebildeten Publikum verstanden werden kann. Kennzeichen der Motette wird außer der Mehrtextigkeit die Isorhythmie: dabei wird eine Folge von Notenwerten (talea) wiederholt, Die Motette ist somit eine höchst artifizielle Konstruktion für Kreise von intellektuellen Kennern und Liebhabern, sie steht im Gegensatz zu kirchlichen Vorstellungen einer würdevollen, die Andacht fördernden Musik, von Textverständlichkeit ganz zu schweigen. So kam es dann schon 1324 zum Verbot der musikalischen Neuerungen durch Papst Johannes XXII (Dekret «Docta Sanctorum») und damit zur ersten klaren, strafbewehrten Ablehnung der künstlerischen Entwicklung durch die Kirche. Die Motette wurde zur Gesellschaftskunst, baute teils auf weltlichen Tenores auf und verarbeitete auch Texte mit politischem Hintergrund. Etwa ab 1370 wurde die Ars nova noch weiter verfeinert; für diese Musik hat sich in den letzten Jahrzehnten der Begriff «Ars subtilior» durchgesetzt. Die Notengraphien wurden durch verschiedene Fähnchen, Haken, unterschiedlich gefärbte oder hohle Notenköpfe differenziert, neue Zeichen für Mensurwechsel, irreguläre Teilungen, Proportionen und einiges mehr tauchten auf. Viele Feinheiten dieser Notation sind dabei nicht hörbar, sondern nur im Notentext sichtbar. Ob man hierin eine höchst differenzierte Kunst oder bloße übersteigerte Spielerei sehen will, bleibt dem Leser überlassen, die rhythmische Komplexität der Ars subtilior wurde jedenfalls bis ins 20. Jahrhundert hinein nicht mehr erreicht. In Italien dagegen wurde die Motettenkunst, insbesondere in ihren isorhythmischen Konstruktionen, nicht heimisch. Hier war das Trecento geprägt durch Suche nach sinnlicher Schönheit und Natürlichkeit der Melodik. Das Ziel war eine ansprechende, ungekünstelte Musik. Johannes Ciconia komponierte sowohl Stücke in französischer als auch in italienischer Manier. Vor allem aber formte er die französische Motettentechnik durch Einbeziehung italienischer Melodik um. Dabei entstanden Messensätze, Motetten, aber auch Madrigale und andere Formen weltlicher Musik. Der Aufbau der Motette wurde vereinfacht: die beiden Oberstimmen werden gleichwertig, singen den gleichem Text in gleicher Lage und Bewegung. In diesem Oberstimmenduett treten melodische Verwandschaften auf, auch Imitationen bis hin zum Kanon. Der Tenor wird nicht mehr von einem cantus firmus beherrscht, sondern fungiert als freier Harmonieträger, aber in einer kunstvollen, kontrapunktischen Linie. „O Padua sidus praeclarum“, Motette mit gleichem Text in beiden Diskantoberstimmen über untextiertem Tenor. (cpdl.org) CANTICUM NOVUM 4/2012 17 Auch zwei sich überkreuzende Fundamentstimmen kommen vor. Das Ideal der Verschiedenartigkeit der Stimmen wird also ersetzt durch ein neues Ideal der Homogenität, auf Feinheiten der Isorhythmie wie asynchrone Verläufe von Talea und Color wird verzichtet. In den Messensätzen (es finden sich nur Gloria/Credo-Paare) sind Vermerke unus/dui/chorus zu sehen, also ein planmäßiger Wechsel zwischen solistischen und chorischen Abschnitten. Diese Chorpolyphonie wurde zu einem Kennzeichen der Messenkomposition, Motetten und gesellige Musik blieben dagegen Solistenkunst. Auch als Theoretiker war Ciconia bekannt, zwei seiner drei Musiktraktate sind erhalten: „Nova Musica“ und „De proportionibus“. Ciconia beschreibt drei verschiedene Arten des Halbtons und führt dazu eigene Zeichen ein, Akzidentien mit einem oder mehreren eingeschriebenen Punkten. Kompositionen in diesem Ciconiastil begegnen uns noch aus den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts, dann begann eine neue Zeit: ab etwa 1420 verlagerte sich das musikalische Zentrum von Paris nach Burgund, die große Zeit der franko-flämischen Musiker begann. 1477 schrieb Johannes Tinctoris, es gebe erst seit 40 Jahren Musik, die von Kennern als hörenswert beurteilt werde. Alle ältere Musik sei so ungereimt und albern komponiert, dass sie eher die Ohren beleidige. So wurde die Musik des Spätmittelalters schnell vergessen, und sie blieb es bis in die 1920er Jahre. Laurent WILLKOMM Quellen: Hans Heinrich Eggebrecht, Musik im Abendland, München 1991 Fr. Ferrand, (Hrsg), Guide de la Musique du Moyen-Age, (Fayard) 1999 Honegger/Massenkeil, Das große Lexikon der Musik, Freiburg 1979 Suzanne Clerkx, „Ciconia“ in New Grove, London 1980 Alfred Baumgartner, Alte Musik, (Kiesel) 1981 Heinrich Besseler, „Ciconia“, in: MGG Bd 2, Spp. 1423-1434, Kassel 1952 Allan W. Atlas, La Musique de la Renaissance en Europe, Turnhout 2011 A vendre HAUSORGEL A votre disposition ORGANISTE Fab. Schumacher (B), Baujahr 1998 Sicht dir eng Organistin fir all meiglech 2 Manuale & Pedale, 5 Register Geleeënheeten, wendt Iech un: Verkaufspreis: 18‘000 € Marie-Jeanne Goedert, Tel.: 31 90 69 Kontakt: Marcel Weis, Tel.: 26 72 90 01 Gsm.: 621 134 903 E-mail: [email protected] Den Zentralcomité an d ‘ Delegéierteversammlung wënschen alle Sängerinnen a Sänger frou Chrëschtdeeg an ee gudde Rutsch! 18 CANTICUM NOVUM 4/2012 T E L A TO T I U S T ER R A E : K IR C H E N MUSIK IM NETZ Entschleunigung Der Advent, in dem Sie, verehrte Leserin, verehrter Leser, diese Zeilen lesen, sollte eine Zeit der Stille sein, eine Zeit des ruhigen, freudigen Wartens auf das große Ereignis des Festes. Für die kirchenmusikalisch Tätigen ist es dagegen meist eine Zeit der vielen zusätzlichen Proben für Adventskonzerte, besonders liebevoll gestaltete Gottesdienste und die Feiern der Heiligen Nacht und der Weihnachtstage, so dass nur wenig Ruhe übrig bleibt, von den weltlicheren Festvorbereitungen ganz zu schweigen. Doch sollten Sie sich ruhig die Zeit nehmen, um über die Zeit nachzudenken, besonders in der Musik. Wir denken hier zuerst an die seit Jahrzehnten immer wieder aufflackernden Diskussionen um die „richtigen“ Tempi in der Alten Musik, heute von der „Tempo-giusto-Bewegung“ getragen und medial vermarktet. Hier wird im wesentlichen behauptet, die heutige Aufführungspraxis spiele alles doppelt so schnell als vom Komponisten gedacht, eine Behauptung, die keinen Chorleiter kalt lassen dürfte. Einige Links zum Thema: http://www.wellermusik.de/Tempo_ Giusto/tempo_giusto.html http://www.mozarttempi.net/index.html http://www.bsherman.net/bachtempo. htm http://www.baroquemusic.org/tempi. html h tt p : / / w w w. ta g e s s p i e g e l . d e / ze i tung/die-geschichte-der-unerhoerte/1494570.html h tt p : / / w w w. s p i e g e l . d e / s p i e g e l / print/d-13692783.html Hoffentlich bleibt Ihnen bei diesen Tempi dann noch Zeit, sich grundsätzlicher mit der musikalischen Zeit zu befassen. Im Gegensatz zu vielen anderen Künsten wird Musik ja als zeitliche Abfolge realisiert, als eine Folge von Tönen, Klängen, Geräuschen, die sich ein Komponist ausgedacht hat und ein Interpret produziert. Dass alle in einer bestimmten Situation hörbaren Ereignisse, sowohl geplante wie zufällig erfolgende, als Musik aufgefasst werden können, hat besonders der vor 100 Jahren geborene und vor 20 Jahren verstorbene Komponist John Cage bewusst gemacht. Nachdem die Philharmonie Cage Ende November in einem gut dokumentierten Festival vorgestellt hat, möchten wir hier nur auf das Orgelstück hinweisen, das seit einigen Jahren in Halberstadt (Sachsen-Anhalt) erklingt. Es beruht auf einem Klavierwerk, das Cage 1985 mit computergestützten Zufallsoperationen komponierte; die Vortragsanweisung lautet „As Slow(ly) and Soft(ly) as Possible“. Nun wird beim Klavier wohl der nächste Ton erklingen müssen, wenn der vorige nicht mehr hörbar ist; wie aber ist diese Tempoangabe auf die Orgel umzusetzen? Bei einem Orgelsymposium entschied man sich für eine rekordverdächtige Aufführungsdauer von 639 Jahren mit Beginn im Jahre 2000, da 1361, also 639 Jahre früher, die erste Domorgel in Halberstadt belegt ist. Durch organisatorische Verzögerungen begann die Die Orgel des Cage-Projektes in der Burchardikirche (wikimedia commons) Aufführung aber erst am 5. September 2001 mit einer Pause von 18 Monaten Dauer, in der also nur die Geräusche der Windanlage zu hören waren. Am 5. Februar 2003 wurden die ersten Pfeifen in die eigens konstruierte Orgel in der Burchardikirche eingesetzt. Seit dem 5. Juli 2012 und bis zum 5. Oktober 2013 sind zwei tiefe Töne zu hören; http://www.aslsp.org/de/ gibt einen Überblick über die erfolgten und bevorstehenden Klangwechsel und eine Hörprobe. Unter http://www.theomag.de/16/kr2a.htm können Sie eine Betrachtung zum Projekt nachlesen, doch wahrscheinlich sind Sie schon am Überlegen, wie sich Musik- und Kirchengeschichte seit 1361 entwickelt haben und wie Ihre Pfarrgemeinde, Ihre Pfarrkirche, Ihr Kirchenchor, der Piusverband und das Verhältnis von Kirche und Staat wohl aussehen, wenn dieses Orgelstück im Jahre 2640 an sein Ende gelangt.. Mit diesen besinnlichen Gedanken wünschen wir Ihnen frohe, auch musikalisch reiche Weihnachten mit viel Mut und Ausdauer für die verbleibenden 627 Jahre. Laurent WILLKOMM CANTICUM NOVUM 4/2012 19 Eté ou hiver, le complice de tous vos voyages. Des voyages de qualité infotel: 40 28 28-1 www.emile-weber.lu VEW_AD_ETE_A5_2012_horizontal_sans_agences.indd 1 LUXEMBOURG - 1 Port payé PS / 140 en bus en bateau en avion en train 7/9/12 11:02 AM